1892 / 271 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Nov 1892 18:00:01 GMT) scan diff

u““ uses von Wedel und von Hardt als Vorsitzender des Evangelischen Kirchenbauvereins, die Präsidenten D. Dr. Barkhausen und Schmidt,

Superintendenten D. Braun und Dryander mit zahlrei

lichen, Landrath von Waldow, sowie Vertreter der Stadt Berlin. bef ferner der Ober⸗

Cabinets⸗Rath Freiherr von die Knesebeck u. a. Beginn der Feier überreichte der Cultus⸗Minister Dr. Bosse den an dem Bau Betheiligten die Allerhöchsterseits verliehenen Auszeich⸗ nungen. Ihre Majestaät die Kaiserin hatte Sich von Potsdam auf der Bahn bis Station Wedding begeben, wo Allerhöchstdieselbe von dem mit der L Seiner Majestät des Kaisers be⸗

er zu Schleswig⸗Holst Kaiserlichen

Reinick nit Kidhg

in offenem Wagen na inickendorf. Im Namen rchbauvereins 8 des Königlichen Hauses von Wedel' die Kaiserin mit einer Ansprache, in der er nach Worten des Dankes dem in dem neuen Gotteshause allzeit des Herrn Wort treu und lauter verkündigt werde und stets dankbare und treue Herzen an dieser Stelle beten möchten für den Kaiser,

Dr. Miquel, der Minister des Königlichen

Anwesenden von Wedel, von dem

Unter den m anden sich Stallmeister Graf

der Reck, Kammerherr

trauten Herzog Ernst Günt erwartet wurde. Unter dem Geleite der

Garde begab Sich Ihre Majestät begrüßte hier der Minister Wunsche Ausdruck gab, daß

das ganze Königliche Haus.

die Kaiserin und nunmehr

Schatteburg überreichte ldeten Sch der Kire m Otto vom Schlossermeister Gustav Majestät übergab den Schlüssel sodann dem

Weg streuten, Einzug in das Darauf stimmte der

Wohnungen, o Herr!“

egs der

D. Braun das Wort zur Weiherede, die beiden Bibelstellen, die in die

sind: Psalm 39, 8: „Nun Herr, weß soll

mit aller r zu reden 8 liche ein Gebet und vollzog alsdann die Weihe. „O heil'ger Geist, kehr’ bei uns ein⸗ mit der Seelsorge in Reinickendorf hielt die Festliturgie ab. Unter Choralgesang

der Pfarrer Schelck aus Rosenthal die Gemeinde die em 1. das in der Kanzelbibel steht: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich Gebet, dem Segen des General⸗Superinten⸗ maligem Gesang schloß die Feier. Unter Orgelspiel und dem Geläute der Glocken erfolgte dann die Abfahrt

erste Predigt zu halten über das Wort aus

denn“. Mit Gesang, denten D. Braun und noch

Ihrer Majestät der Kaiserin und der Ehrengäste.

Der Grundstein zu der Segens⸗Kirche wurde am 15. Juni 1891 auf einem Grundstück, das der Rentier Hechel aus Berlin Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin zu einem zur Verfügung

angenbielau wurde

stellte, gelegt. Der Architekt Schatteburg aus mit der Ausführung tigten Plänen beauftragt. Seg . gothischer Ziegelrohbau mit Schieferdach in achteckigem Chorschluß, mit Dachreiter auf und 50 m hohem, schlankem Thurme,

vom 15. November, r Morgens.

Wetterberi

8 △ꝙ

p. 12

m

Wind. Wetter.

u. d. Meeress

red. in Milli Temperatur in ° Celsius 50 C. = 40 R

Z Bar. auf 0 Gr. .

WNW

SSW

82

Mullaghmore Therdeen 8 744 ansun Kopenhagen. 767 Stockholm . 769 aparanda . 764 t. Petersburg 771 Moskau .. . 773

Cork, Queens⸗ 767523 Cherbourg . 756 elder 759 116 mburg 764 winemünde 767 Neufahrwasser 769 Memel 770

Fr⸗ 811 ünster. 762 Karlsruhe .. 764 Wiesbaden. 764 München. 765 Chemnitz. 767 Berlin.. 767 Wien... 768 Breslau.. 768 bedeckt Ile d'Aix 760 wolkig 822 766 1 wolkig Eü“] 764 still wolkig

1) Nebel. ²) Reif. ³) Reif.

Uebersicht der Witterung

Das Minimum, welches gestern westlich von Irland lag, ist nordostwärts nach den Farörn fort⸗ geschritten, während das Hochdruckgebiet im Osten sich wenig verändert hat; über Irland ist das Baro⸗ meter wieder sehr stark gestiegen, sodaß eine Luft⸗ zufuhr vom Ocean in unseren Gegenden demnächst noch nicht zu erwarten ist. Bei schwacher, meist südlicher bis östlicher Luftströmung und durchschnitt⸗ lich ohne erhebliche Aenderung der Wärmeverhält⸗ nisse dauert in Deutschland die trübe und vielfach neblige Witterung fort. In Süddeutschland ist stellenweise Regen gefallen, in Rerddentschlamd fanden 8 Nachtfröste statt, welche sich wiederholen

ürften.

5 1n 3 wolkig 6 wolkig 4 bedeckt 2 bedeckt 4 bedeckt 1 bedeckt 1 bedeckt

Aꝙ —002

t0o 0- 0- or—0-Sod

1 swolkig 5 bedeckt Ieene 2 halb bed. 4 bedeckt 3 Dunst 1 bedeckt 2 Nebel 2heiter Ahalb bed. 2 Nebel ill bedeckt wolkig!¹) still bedeckt²) 2 heiters) bedeckt

G. 9U

G 9

808 88

2

98

A5

Deutsche Seewarte.

. Theater⸗Anzeigen. .

Königliche Schanspiele. Mittwoch: Opern⸗ hHaus. 241. Vorstellung. Boabdil, der letzte Maurenkönig. Oper in 3 Acten von Moritz Moszkowskyv. Text von Carl Wittkowsky. Ballet von Emil Graͤeb. In Scene gesetzt vam Ober⸗ Regisseur vloff Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 250. Vorstellung. Woh 8 Lustspiel in 4 Aufülgen von

ätige dolph

der Kaiserin den lüssel der Kirche, der nach dem Entwurfe des Hof⸗Graveurs Schulze gefertigt war. eneral⸗Superinten⸗ denten D. Braun, der durch P. Schelck die Kirche öffnen ließ. Unter Vorantritt dreier weißgekleideter Mädchen, die Blumen auf den neue Gotteshaus. Chor den Choral an: „Wie lieblich sind Deine Unter Posaunenbegleitung sang die Gemeinde den Choral: „Lobe den Herren“; dann nahm General⸗Superintendent anknüpfte Altarbibel 1 Ich hoffe auf Dich“, und Apostelgesch. 4, 29:. „gieb Deinen Knechten, Dich Hen Wort“. sprach der Geist⸗

Mit mächtigen

Akkorden fiel die Orgel ein und leitete zu dem Gemeindegesang über. Diakonus Böhm, der betraute

des Baues nach den von ihm a Die Segens⸗Kirche ist ein einfacher Kreuzform und

der sich vom Viereck mit

*

eckigen Thurmhelm endet. die General⸗ schi Geist⸗

Kirche überwölbt sind.

Vor Sacristei, empore, sowie eine Thurmvorhalle, Potsdam aus

olstein Heht ungefähr 140 000 Leib⸗

dem Herzog Hirtenamt des Herrn hindeutenden

Brü Patriarchen, Propheten malereien im Altarraum Der Architekt reich ver⸗ ginnen, die 3 der Bergpredigt und den Ihre

rippen mit blaugrünen in Holztönen gehalten, geben dem dem Metallglanz der Kronleuchter,

Eindruck. an die eingeschrieben

Zur inneren Einrichtung stiftete Königin die silberbeschlagene

Geistliche, bestieg dann mit A. V. auf der Brust getragen Moses 32, 26, Ultar⸗ n teppich, die Kanzel nebst Brüstung, stein stifteten.

Strebepfeilervorlagen in fünf Geschossen en m Innern ist t b mit einer bis ins Dach reichenden Holzdecke versehen, während der um acht Stufen erhöhte Altarraum und die darunter befindliche Pr. Sacristei und der Confirmandensaal nach Art der Kryptenanlagen in mittelalterlichen Kirchen, sowie die ffg Zwei östlie Treppenhäuser, die Altarraum und Querschiffemporen verbinden, und Treppenthurmaufgang zum Hauptthurm und der westlichen Orgel⸗

die Sprüche an den Wänden, die mit dem Anfang der Wel ch Weissagungen und Erfüllungen, die Seligpreisungen Missionsbefeb enthalter und mit dem Lobgesang der Anbetung des Lammes endigen, sowie die im Ziegelrohbau gemalten Pfeiler, Ark e dhgespes 8 8 888½ 5 ächen in blauen, die sämmtlichen Höhen von Gestühl, Decken u. s. w. füc Innern der Kirche im Verein mit

Altarbekleidung, Altargeräthen und Taufstein Die Kosten des Kirchbaues wu die Allerhöchsten Gnadengeschenke Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, durch die Gaben der Kirchenkasse zu Rosenthal, des Evangelischen Kirchenbauvereins, der Frau Pauline Teuscher zu Berlin, des Rentiers Momm zu Forest bei Brüssel, der Firma Jürst u. Co. in Reinickendorf, der Fabrikbesitzer Emil Lehmann und Schwanitz u. a. Ihre Majestät die Kaiserin und

Allerhöchsteigenhändigen Widmungen segnenden Christus auf einem Sockel, der vom heraldi

Wohlthäter das schöne Geläut, den Altar, die Altargeräthe, die Altar⸗ bekleidung, das weiße Altar⸗ und Kelchtuch, die Kniebank, den Altar⸗

cckelt und in einem acht⸗

das Mittel⸗ und Quer⸗ Festsitzung

welcher der eeren Seitenschiffgänge um und ein

zwei Querschiffportale und zwölf

innere und äußere einflüglige Thüren vermitteln die Zugänglichkeit. zu außerordentlichen Mitgliedern der Die Kirche enthält 850 Sitzplätze und bietet Raum für etwa 1100 Personen. Sie kostet einschließlich der inneren Einrichtung Die Ausstattung des Altars mit einem Oel⸗ gemälde, das Abendmahl darstellend, mit dem Stern aus Jakob im Giebelfelde, der Henne mit den Küchlein, den Tauben, die aus einer Schale trinken, ferner die auf das

ohepriesterliche, Propheten⸗ und alttestamentlichen Typen in Holz⸗

H

eschichte be⸗ I des

Herrn enthalten Chorgewölbe⸗

mit der Ausstattung an Teppichen, s einen wohlthuenden

wurden gedeckt durch

Altar⸗

und Kanzelbibel mit und das

Läerchensisgel, den

8 d, während andere wird, darstellend, während ande Thronerben

zwei Kronleuchter und den Tauf, der wi . neuer Beweis

ihm angefer⸗

der Vierung 2 zurückkehren.

L Arronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 242. Vorstellung. Zum Besten der Genossenschaft Deutscher Bühnen⸗Ange⸗ höriger. Genesins. Oper in 3 Acten. Dichtung (mit theilweiser Benutzung der Opern⸗Dichtung „Geminiamus“ von Hans Herrig) und Milsik von Felix Weingartner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 251. Vorstellung. Meister Balzer. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. studirt: Die Räuber. (Karl Moor: schau, Franz: Josef Kainz, Amalie: Geßner ꝛc.). Anfang 7 Uhr.

onnerstag: Lolo’'s Vater. Freitag: Die Räuber.

Mittwoch: Neu ein⸗ Ernst Pitt⸗ Teresina

Berliner Theater. Mittwoch: Dora. An⸗ fang 7 Uhr. 8 9

Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, Stahl.)

Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. 1 Julius

Freitag: 12. Abonnements⸗Vorstellung, Z“

.““ —— Lessing⸗Theater. Mittwoch: Zum 48. Male: Die Orientreise. Schwank in 3 Acten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Orientreise. Freshog; Zum 1. Male: Ralsen wider Ralsen. Schauspiel in 4 Acten von R. Grelling.

Wallner⸗Theater. Mittwoch: 16. Gast⸗Vor⸗ stellung des Lessing⸗Theaters: Die Großstadtluft. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Sodoms Ende.

Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverkauf ohne Aufgeld.

friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Sechster Abend im Offenbach⸗Cyelus. 4. Aufführung. Orpheus in der Unterwelt. Burleske Oper in 4 Bildern von Hector Cremieux, neu bearbeitet von Eduard Jacobson. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Kapellmeister Feder⸗ mann. Anfang 7. Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. 1 8

8

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Zum 40. Male: Im Pavillon. (Le Parfum.) Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Toché. Deutsch von Ludwig Fischl. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Der neue Ganymed. (Café

1t ) Schwank in 1 Act von Charles Louveau. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll'’'s Theater. Mittwoch: Gastspiel von Gemma Bellincioni und Roberto Stagno. Zum 1. Male: A Santa Lucia. Melodrama in 2 jerantoni 8 Anfang 7 Uhr.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Wilhelmshaven, 15. N. Admiral Karcher ist heute mit dem Uebungsgeschwader zu einer mehrwöchigen Uebungsfahrt nach Norwegen in See Das Geschwader wird Mitte Dezember hierher

ovember. (W. T. B.) Contre⸗

München, 15. November der Akademie

von Müller wohnten, wurde durch den Pr te. heimen Rath Dr. von Pettenkofer eröffnet. den leitenden Worten von Pettenkofer's erfolgte die Verkündigung der Namen der neugewählten Mitglieder. gliede ist die Prinzessin Therese von Ba yern ernannt:

wurden gewählt Chef⸗Redacteur Dr. Dove Quidde hier, zu auswärtigen Mitgliedern de des Sanskrit Fansböll⸗Kopenhagen, Professor Leipzig und Professor PaulFreiburg, Mitgliedern die 8 - 1 Schrödel⸗Heidelberg, von Amira⸗Freiburg, Graf Cipolla⸗Turin, schnitzarbeiten, die Kanzel mit den 4 Evangelisten in Skulpturen, die Hémingard, Herausgeber der,Correspondance des Réformateurs“ fann en mit den auf Goldgrund gemalten Brustbildern der

und Apostel, die schöne Orgel, die Glas⸗

mit der Taufe und Auferstehung Christi, Wien, 15. November.

10 Uhr ließ der König von Rumänien bei dem Minister des Auswärtigen Grafen Kälnoky seine Karte abgeben mit dem Bemerken, daß er später persönlich erscheinen werde. Der König und der Prinz Ferdinand statteten sodann dem

von dem Kaiser wurden und dort Stunde Später statteten der König und der Prinz Ferdinand auch den anderen Erzherzogen Besuche ab.

St. Petersburg, 15. November. „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt: 9. uns über den ebenso feierlichen wie herzlichen und eehechl en Empfang berichtet,

Thronfolger der Kaiserin, gan seitens der Bevölkerung gewesen ist. uns mit Befriedigung diesen so warmen Empfang, der dem v 3 unseres Empfang, der,

Rigflen Organe

(W. T. B.) Die heutige

der Wissenschaften, Prinz Rupprecht sowie die Minister und Freiherr von Crailsheim bei⸗ Präsidenten der Akademie, Ge⸗ Nach den ein⸗

Zum Ehrenmit⸗

historischen Klasse und Professor der Professor Leskien⸗ zu correspondirenden

rofessoren Förster⸗Berlin, Rollet⸗Graz,

in Lausanne, und Dr. Suphan⸗Weimar.

(W. T. B.) Heute Vormittag

3;

Arkadenbogen und Gewölbe⸗ Behera und der Erzherzogin Karl Ludwig einen halbstündigen B

uch ab und kehrten hierauf nach der Hofburg zurück, wo sie

in die Gemächer der Kaiserin geleitet etwa eine halbe Stunde verweilten.

(W. T. B.) Das Der Telegraph hat

dessen Gegenstand der Großfürst⸗ seitens des Kaisers und ganzen Hofes ebenso wie Man constatirt bei

in Wien sowie des

Reichs bereitet worden ist, einen wie die „Wiener Abendpost“, an der Spitze der Wiener Presse, hervorhebt, ein der zwischen den erlauchten Herrscherhäusern

Rußlands und Oesterreich⸗Ungarns bestehenden freundschaft⸗ lichen Beziehungen isst. ö“ Der neuernannte serbische Gesandte Wassiliewitsch ist gestern vom Kaiser in Audienz empfangen worden. Rom, 15. November.

Romano“ sind von den 60 Stichwahlen am Sonntag 43 zu Gunsten ministerieller Deputirten ausgefallen.

(W. T. B.) Nach dem „Popolo

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

——eee

Donnerstag: Letztes Gastspiel von Emil Götze. von Lothringen. (Johann: Herr Emil Götze.)

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonnabend: Eröffnungs⸗Vorstellung. Iphigenie auf Tauris. 8 6

Sonntag und Montag: Iphigenie auf Tauris.

Dienstag: Zum 1. Male: Die Liebeshändlerin.

Theater Unter den Linden Ronacher. Mittwoch: Zum 53. Male: Die Welt in Bild und Tanz. Ballet von Gaul und Haß⸗ reiter. Musik von Bayer. Inscenirt durch Louis Gundlach. Die kleine Primadonna. Gelegen⸗ heitsschwank in 1 Act von Richard Genée. In⸗ scenirt durch den Ober⸗Regisseur Herrn C. A. Friese sen. (Gastspiel der 16 jährigen Primadonna Fräul. Sophie David.) Hervorragendes Variété⸗ Programm. Abends 7 ½ Uhr.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum 72. Male: Die wilde Madonna. Gesangs⸗ posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von G. Görß. Musik von G. Steffens. it neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Königlich Bayerischen Hofschau⸗ spielers Max Hofpauer. Zum 2. Male: Der Einsam'. Volksstück mit Gesang in 5 Acten, frei nach der gleichnamigen Erzählung L. Anzengruber's von Wilhelm Bollin. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

1430411ʒ Hohenzollern⸗Galerie

Lehrter Bahnhof. 1 Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhobf). Geöffnet von 12 —11 Uhr. 2

Concerte.

Concert-Haus. Mittwoch, Abends 7 Uhr: Karl Meyder⸗Concert.

Ouv. „Beatrice“ von Bernard. „Egmont“ von Beethoven. „Das eherne Pferd“ von Auber. „Concerthausklänge“ von Meyder. Phantasie aus „Charles VI.“ von Halévy. „Le TFremolo“, für die Flöte von Demersemann (Herr Roßler). „The lost chord“, für Piston von Sullivan (Herr Steffens). Balletmusik aus „Die Tempelherren“ von Litolff.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Mittwech, Anfang 7 ½ Uhr: Concert von Antal Udvardy

unter Mitwirkung des Violinvirtuosen Herrn Jacques Weintraub.

Circus Renz (Carlstraße.) Mittwoch, Abends Abends 7 ¼ Uhr: Große außerordentliche Vorstellung. Auftreten sämmtl. Kunstspecialitäten ersten Ranges. Außerdem: 6 Springpferde, vorgeführt vom Director Franz Renz. Mr. James Fillis, der herpor⸗ ragendste Schulreiter der Gegenwart mit dem Voll⸗ blutpferde „Germinal-’. Mme. la Baronne de Bellefoi mit dem Schulpferde „Feu“. Die be⸗ rühmte Arabertruppe Hadje Abdullah (14 Personen). Zum Schluß der Vorstellung: Auf Helgoland, oder: Ebbe und Fluth. Großes Land⸗, Wasser⸗ und Feuer⸗Schauspiel. Nationaltänze von 82 Da⸗ men. Neue Tanz⸗Einlagen: u. „1. Garde⸗ Regiment zu Fuß in Parade⸗Uniform aus der Zeit Friedrich's des Großen’, „Leibgarde der Kaiserin“.

Donnerstag, Abends 7 ¼ Uhr: Vorstellung mit neuem Programm und „Auf Helgoland“.

“] Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth Braun mit Hrn. Land⸗ wirth Siegfried von Grolman (Halle a. S. Oppin bei Niemberg). Else Freiin von Hoden⸗ berg mit Hrn. Rittergutsbesitzer Conrad Iffland (Himmelstädt —-Skrzynki). Luise Freiin von Bodenhausen mit Hrn. Lieut. Gustav Frhrn. von Bodenhausen (Burgkemnitz Dresden). Frl. Elfriede Brückner mit Hrn. Ferdinand von Eulen⸗ feld⸗Kauba (Breslau). 8

Verehelicht: Hr. Forstrath Eugen von Rüdiger mit Frl. Marie (Marienburg, Westpr.). Hr. Major Clamor von Trotha mit Frl.

lene Bohtz (Schmagorei). Hr. Regierungs⸗

Assessor Maximilian Frhr. von Lauer⸗Münchhofen

mit Frl. Charlotte von Tiedemann (Bromberg Stolp i. P.). 1 1

Geboren: Ein Sohn: Verw. Fr. Vice⸗Admiral Deinhard, geb. Leupold (Bremen). Eine Tochter: Hrn. Oberst⸗Lieut. Carl Frhrn. von Knobelsdorff (Colmar i. E.) Hrn. Ernst Grafen von Bernstorff (Quaden⸗Schönfeld). Hrn. Hauptmann von Waldow (Danzig).

Gestorben: Fr. Pastor Alwine Timm, geb. Melchert (Alt⸗Schwerin). Hr. Landgerichts⸗ Director a. D. Rudolf Humbert (Tempelhof). Fr. Prediger Mathilde Meibauer, geb. Gneist (Köslin). Hr. Rittergutsbesitzer Carl Rosenow (Dom. Tornow bei Bottschow). Fr. Major Freifrau Emma Gans Edle Herrin zu Putlitz, eb. Cober (Stettin). e Landrath Clara von

aagow, geb. von Morgenstern (Berlin). Fr. dwig von Groeling, geb. von Rheinbaben Schalscha) Hr. Rittergutsbesitzer Maximiliar von Rheinbaben (Weekeen Fr. Ritter⸗ utsbesitzer Louise Geier, geb. Gebauer (Ober⸗ scheschendorf).

,

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen

e(eeinschließlich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften

auf Actien und Actiengesellschaften) für die Woche vom 7. bis 12. November 1892.

der im Prüfungsjahre 1891/92 bei den Königlich preußischen medizinischen und

Berlin, Dienstag, den 15. November

8 Kunst und Wissenschaft. Gesammt⸗Uebersich

8 pharmaceutischen

ungs⸗Commissionen 4

geprüpften Doctoren und Candidaten der Medizin und Candidaten der Pharmacie.

Berlin.

Bonn. Breslau. Göttingen. Greifswald. Halle.

Kiel. Königsberg. Marburg.

Doctoren und Candidaten der Medizin: bXX.“ 82 neu eingetreten .... 1ö1“ 159

zusammen. 241

davon bestanden mit der Censur geaübeng 1u“ 8

gu sehr gut.

88 290 83 89 Rb

08 8.

0 80SE8 00

15 39 . 57 kẽine 7 ärztliche 29 Prüfungs⸗ 6 %7 Fae Commission.

nicht bestanden bezw. zurückgetreten

Candidaten der Pharmacie: aus dem Vorjahre.. neu eingetreten...

Od

& SsboEI 38

42

davon bestanden mit der Censur genügend. ü2 sehr gut.

zusammen. nicht bestanden bezw. zurückgetreten..

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Gestern Abend wurde hier in Berlin in den Concordia⸗ sälen der der deutschen socialdemokratischen Partei durch den Reichstagsabgeordneten S mit einer Ansprache eröffnet. Zu Vorsitzenden wurden die Herren Singer⸗ Berlin und Redacteur Gottlieb⸗Bremen gewählt. Die Tagesordnnng wurde mit nur unmwesentlichen Ver⸗ änderungen nach den Vorschlägen des Parteivorstandes fest⸗ gesetzt; ferner wurde beschlossen, die Geschäftsordnung des Erfurter Parteitages auch diesmal beizubehalten. Ueber die Verhandlungen des Parteitages am heutigen Tage wird folgendes berichtet:

Der Vorsitzende Singer begrüßte die Sendboten, die aus Oesterreich, Holland und Schweden anwesend waren. Der Wiener Dr. Adler bemerkte in einer Ansprache: Die österreichischen Arbeiter verdienten nicht den Vorwurf, zu gemüthlich zu sein. Sie lebten in durchaus ungemüthlichen Verhältnissen und 85 im Begriff, sich energisch aufzuraffen, wozu sie bereits sehr lebhaft rüsten. Dies zeigten die Arbeitseinstellungen der letzten Zeit. Die Arbeiterbewegung in Oesterreich werde am 1. Mai eine große zeigen. Ihre Bewegung sei eine mehr sociale als politische. Vom Centralrath der socialdemokratischen Partei in Holland ist Herr Van Hoch ab⸗ geordnet. Der Redner bestritt den revolutionären Charakter der Sozial⸗ demokratie, die nach ihrem friedlichen Ziel, nicht nach ihren um⸗ stürzenden Mitteln zu beurtheilen sei. Die Tagesordnung begann mit dem Geschäftsbericht des Parteivorstandes, den Herr Kichard Fischer erstattete. Der Redner bemerkte über die Agitation: In jedem Kreise und in jeder Provinz müßten selbst die Agitatoren erstehen, die man irrthümlicherweise jetzt immer vom Parteivorstand verlange. Die immer verlangten Redner: Liebknecht, Bebel, Auer, Singer und einige andere könnten nicht nach allen Provinzen gehen. Die 36 Abgeordneten seien nicht immer die geeignetsten Agitationskräfte. Eine große Anzahl von Unterstützungsgesuchen zur Beförderung der Agitation durch Geld habe mit einer Gesammtsumme von 375 499 zurückgewiesen werden müssen. Die Landagitation, bemerkt der Be⸗ richterstatter, sei nicht schablonenmäßig zu betreiben, sondern müsse sich den Bedürfnissen des Landarbeiters anpassen. Dazu müßten

ie Agitatoren aus der Landbevölkerung selbst heryorgehen. Der Redner bespricht dann die Preßverhältnisse und gesteht, daß die Pehen⸗ Unterstützungen, die die Parteipresse erfordere, auf eine gewisse Schwäche hindeuten. Der sächsische Landtags⸗Abgeordnete August Kaden erstattete den Bericht der Controleure. In einem Falle es handelt sich um eine Kölner Angelegenheit habe der Parteivorstand nicht ganz correct gehandelt. Die Buch⸗ und Kassenführung war tadellos, doch erschienen die Preßunterstützungen etwas hoch. Herr Bebel ab darauf einen Bericht über das Centralorgan „Vorwärts“ und dessen finanzielle Ergebnisse. Alle Behauptungen, daß Mitglieder der Parteileitung an dem finanziellen Ergebni in irgend einer eigennützigen Weise betheiligt seien, bestreitet der Redner. Der erste Redacteur Liebknecht habe 7000 ℳ, der zweite Cronheim 5000 jährlich, der letzte der sechs Redacteure 200 monatlich. Der erste Redacteur des „Vorwärts“ habe viele Kinder, denen er natürlich eine Stellung im Leben verschaffen wolle, die sie in den Stond setze, ihr Brot in leichterer Weise zu verdienen, als dies bei der größeren Menge der Proletarier der Fall sei. Die hervorragenden Mitglieder der Partei hätten auch nicht unbedeutende Repräsentationskosten. Fast kein Tag vergehe ohne Besuch aus dem Auslande oder von außerhalb das seien Verpflichtungen, die sich nicht berechnen ließen. Bebel wendete sich sodann gegen die Gründung von neuen Blättern und Genossenschaften. Es sei das Verkehrteste, aus der Kampfpartei eine Geschäftspartei zu machen und das baare Geld in Unternehmungen festzulegen. Zuletzt kommt Redner auf die Inseratenfrage zu sprechen. Er erklärt die Abweisung von Inseraten aus idealen Gründen gegenwärtig für falsch. Man müsse vielmehr die Schwächen der bürgerlichen Gesellschaft im Partei⸗ interesse ausnützen und ihr soviel Geld auch durch Inserate abnehmen wie möglich, um es dann im Kampfe gegen sie zu verwenden.

In Bochum fanden, wie der „Frkf. Ztg. telegraphisch gemeldet wird, am Sonntag zwei Bergarbeiter⸗Versammlungen statt. In der ersten erklärte Schröder⸗Dortmund, es werde schwierig sein, im kommenden Winter die Ruhe aufrecht zu erhalten, nament⸗ lich, wenn aus dem Ausland Strikenachrichten kämen.

„Aus Halle a. S. berichtet ein Telegramm des „D. B. H.“: Die Stadtverordneten bewilligten 40 000 zu Wegeverbesserungen, um die Arbeitslosen zu beschäftigen. Der Magistrat bereitet die Ausführung weiterer umfangreicher Arbeiten vor.

Hier in Berlin beschäftigte sich der Verband deutscher Zimmerleute (Localverband Berlin) am 9. d. M. wieder in einer Versammlung mit der Organisationsfrage, da bis jetzt die Versuche, die beiden hier bestehenden Vereinigungen zu verschmelzen, gescheitert sind. Die Begründung einer neuen bemeinsamen Organisation wurde auch diesmal nicht gefördert,

a die Versammlung folgende vom „Vorwärts“ mitgetheilte Resolution annahm:

„Die Versammlung des (Zimmerer⸗) Localverbandes Berlin be⸗ schließt, von der Centralorganisation wegen der Beschlüsse des

8

Entfremdung eingetreten war.

Zimmerercongresses zu Gotha sowie des allgemeinen Gewerkschafts⸗

congresses zu Halberstadt nicht abzustehen.“

Aus Wien meldet kin I“ Telegramm vom gestrigen Tage: In einer Versammlung Arbeitsloser, an der etwa 2000 Personen, darunter zahlreiche Frauen und Mädchen, theilnahmen, wurde einstimmig eine Resolution in dem Sinne angenommen, eine Besserung sei nur von der Umgestaltung der Productionsweise und J zu erwarten. Die Ordnung wurde nicht gestört.

Ein Londoner Telegramm des „W. T. B.“ berichtet: Die Re⸗ gierung empfiehlt den Localbehörden die Ausführung öffent⸗ licher Arbeiten, damit den verschämten Armen dadurch Gelegen⸗ heit zur Beee gegeben werde.

In Brüssel beschloß gestern Abend eine zahlreich besuchte Ver⸗ sammlung des Bundes der Arbeiterpartei, einen Congreß ein⸗ zuberufen, der sich ausschließlich mit der Frage eines zu veranstalten⸗ den inen Ausstandes beschäftigen soll.

Literatur.

Vaterländisches.

Die Hohenzollern, die Gründer des brandenburgisch⸗ preußischen Staats und Einiger Deutschlands in ihren landes⸗ väterlichen Bestrebungen um die Wohlfahrt ihres Volkes, dargestellt für Volk und Heer von W. Heinze. Hannover⸗Linden 1892, Verlag von Manz und Lange. Sechste Auflage. Preis 1,50 Dieses kleine, die Zeit vor dem Großen Kurfürsten kurz, dann aber die landesväterliche Fürsorge der übrigen Fürsten aus dem Hohenzollern⸗ stamme bis in die neueste Zeit ausführlicher behandelnde, vom Cultus⸗ Minister zur Anschaffung für die Kreislehrer⸗Bibliotheken empfohlene Buch, von dem im Zeitraum von zwei Jahren sechs Auflagen nöthig geworden sind, erscheint als ein sehr geeigneter Rathgeber für die mit dem Unterricht in der Geschichte betrauten Lehrer in der Volksschule und im Reichsheere. Daß in elf guten Abbildungen die Leser mit den Gesichtszügen der Hohenzollernschen Herrscher und dabei gleich⸗ zeitig mit ihren Wahlsprüchen bekannt gemacht werden, ist als ein besonderer Vorzug dem kleinen Werke nachzurühmen. Ein Theil des Reinertrags ist für das Kyffhäuser⸗Denkmal bestimmt.

Geschichte.

ff. Historische Zeitschrift. Herausgegeben von Heinrich von Sybel und Max Lehmann. 69. Bd. 3. Heft. München und Leipzig, R. Oldenbourg. 1892. Das vorliegende Heft enthält zwei größere Aufsätze. Der erste „Eine Schweizer Gesandtschaftsreise an den französischen Hof“ von Alkuin 11 führt uns in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, eine Zeit, da der wiedererstarkende Katholicismus in ganz Europa mit Erfolg gegen die evangelische Lehre vorzugehen begann. So trat auch die französische Regierung, deren Feindschaft gegen Karl V. in früheren 8 den Protestanten wiederholt zu statten gekommen war, gegen die neue Lehre auf und suchte zunächst die zahlreichen reformirten Gemeinden in das damals unter Frankreichs Botmäßigkeit stand, zum Anschluß an den katholischen Glauben zu zwingen. Die Piemontesen suchten Hilse bei den protestantischen Schweizercantonen, und diese, seit langer Zeit mit Frankreich verbündet, beschlossen, sich in n. für ihre Glaubensgenossen zu verwenden, und schickten des⸗ halb eine Gesandtschaft von vier erprobten Diplomaten an den fran⸗ zösischen Hof. Die politische Lage schien bei der augenblicklichen sonderbaren Gruppirung der Mächte dem Begehren der Schweizer ünstig: das streng katholische Spanien lag im Kampfe mit dem Hapst und dem König von Frankreich, die mit den Türken verbunden waren und die Reihen ihrer Streiter hauptsächlich durch deutsche und schweizer Protestanten ergänzten. In Rücksicht auf diesen Umstand hofften die Schweizer eine Schonung ihrer Glaubensgenossen erlangen zu können, zumal auch zwischen Papst Paul und König Heinrich eine

Indessen blieb die Gesandtschaft ohne Erfolg; die Verstimmung zwischen den beiden Bundes⸗ genossen wurde bald beigelegt, und die Schweizer mußten sich nun mit einer zweideutigen Antwort begnügen. Freilich war der König von Frankreich zunächst nicht in der Lage, die piemontesischen Ketzer mit Gewalt zum alten Glauben zurückzuführen, da er, bei St. Quentin von den Spaniern geschlagen, seine ganze Thätigkeit nach einer anderen Seite richten mußte. Die eigenthümliche Verquickung der politischen und religiösen Interessen der Mächte erkennt man auch hier wieder: der Sieg Spaniens, des strengst⸗katholischen aller Staaten, schützt eine evangelische Religionsgemeinschaft gegen Unterdrückung durch eine andere katholische Macht. Wenn so die Gesandtschaft ohne weitere politischen Folgen blieb, so verdanken wir ihr doch ein sorgfältig ge⸗ führtes Reisetagebuch, das alle Erlebnisse und Eindrücke der Reise wiedergiebt und eine vortreffliche Schilderung des berührten Frankreich ent⸗ hält. Namentlich die militärischen Beobachtungen über Lage und Be⸗ festigung der Städte und die kritischen Betrachtungen über die religiösen Gebräuche der Franzosen sind bemerkenswerth.

In dem zweiten Aufsatze prüft Th⸗ Wiedemann von neuem die Echtheit des Nymphenburger Vertrages vom 22. Mai 1741. Dieser Vertrag, ein Subsidientractat zwischen Frankreic, und Bayern gegen 1 war von Heigel und Droysen als Fäl schung erklärt worden, während Ranke ihn als echt bezeichnet hatte. Wiedemann verwirft zwar die Argumente Heigel's und Droysen’s, hält aber die Unechtheit des Vertrages aus anderen Gründen für erwiesen und kommt so in der Sache zu demselben Resultat wie Droysen und Heigel. Die Fälschung selbst, die jene beiden einem beliebigen Zeitungsschreiber

zugeschrieben hatten, rührt nach Wiedemann von einem Secretär des französischen Gesandten in Berlin her, der zu dem englischen Ge⸗ schäftsträger am preußischen Hofe in engen Beziehungen stand.

„In den Miscellen publicirt Max Lehmann eine⸗Anzahl Acten⸗ stücke, die den Kampf um die allgemeine Wehrpflicht am Hofe Friedrich Wilhelm's III. illustriren. Im Jahre 1810 forderte die militärische Reorganisations⸗Commission, an der Spitze Scharnhorst und Boyen, die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht, wogegen die übrigen Minister entschieden Einspruch erhoben und wirklich die sofortige Durchführung der Scharnhorst'schen Gedanken vereitelten. Die Urkunden, zum theil schon aus des Herausgebers Scharnhorst⸗Bio⸗ graphie bekannt, geben einen vortrkefflichen Einblick in die erhabene Denkungsart der Organisatoren und ihr tiefes Verständniß für die militärische und sittliche Bedeutung der allgemeinen Wehrpflicht. Aus dem Literaturbericht heben wir hervor die umfangreiche Be⸗ sprechung der Müllenhoff'schen Werke: „Deutsche Alterthumskunde“ und „Beowulf“ durch Erhardt, die Referate Arthur Schmidt’s und Kehr’'s über die Sammlungen von Quellen zur deutschen Rechts⸗ geschichte von Lehmann und Altmann⸗Bernheim und endlich die Recension des 13. „ed 14. Bandes der Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Großen Kurfürsten durch Hevyck.

Gesetze, Verordnungen ꝛc.

Die Reichs⸗Gewerbeordnung in ihrer neuesten Gestalt nebst Ausführungsvorschriften von Ernst Neukamp, Amtsrichter in Bochum (Verlag von Siemenroth und Worms in Berlin, Preis 2,50 ℳ; sechster Band der in diesem Verlag erscheinenden „Gesetz⸗ Sammlung“). Die Ausgabe enthält Anmerkungen und ein Enh eei Es sind bei jedem einzelnen Paragraphen die sogenannten „Materialien“ des Gesetzes, welche zum bessern Verständniß und zur Aufhellung unklarer oder dunkler Gesetzesworte dienen können, mitgetheilt; dagegen sind die nur für einzelne Bundesstaaten in Betracht kommenden Vorschriften des Landesrechts ausgeschlossen. Die Erläuterungen des Reichsrechts sind zwar möglichst knapp gehalten, indessen sind die für die Anwendung wichtigen Entscheidungen des Reichsgerichts und der höchsten Gerichtshöfe der einzelnen Bundes⸗ staaten sowie die wichtigeren Entschließungen der Centralbehörden möglichst vollzählig mitgetheilt. Die Erläuterungen zu den sog. „Arbeiterschutz“⸗Paragraphen sind, was willkommen geheißen werden kann, ziemlich ausführlich. Die Ausgabe ist zu 8et.es

Kunstangelegenheiten.

Capri von C. W. Allers. 52 Faesimiledrucke und 9 Aquarell⸗ Gravüren. München, Franz nfstangles Kunstverlag. Preis 50 Ein Prachtwerk ersten Ranges, welches nicht nur einen reichen künstlerischen Schatz darstellt, sondern für alle Capri⸗Besucher eine schöne stimmungs⸗ und poesievolle Erinnerung ist! Wer je Capri gesehen, wer die dortige Natur bewundert und das dortige heiter⸗zwanglose Leben auch nur oberflächlich kennen gelernt hat, dem werden die schönen Eindrücke, die er mit⸗ genommen, sich bei diesem Werk von neuem beleben und er wird dabei alles von neuem in vollen Zügen genießen. Was Capri und das Capreser Leben bietet, zieht bei Betrachtung dieses Werkes mit frischen Farben und voller Naturwahrheit an einem vorüber. Eine kurze Beschreibung als Einleitung aus der Feder von E. von Wald⸗Zedtwitz, welche im Plauderton einen Commentar zu den fol⸗ genden Bildern liefert, orientirt schnell auch denjenigen, der noch nicht dort gewesen. Aber das Werk spricht nicht durch Worte, auch nicht durch die Sprache der Poesie, sondern durch die Kunst der Malerei, durch die mit meisterhafter Hand entworfenen und dabei höchst sauber durchgeführten Skizzen von Allers, dessen

umor und realistische Betrachtungsweise allen Wesen, die Capri

völkern, das Charakteristische abgelauscht, dessen Bleistift ihnen neues Leben zu geben verstanden hat. Mit der Ankunft des Fremden an der Grande Marina und im Hotel Pagano welcher Bentsche könnte wo anders sich einquartieren als hier? beginnen die Zeich⸗ nungen, die, sämmtlich aus dem Leben gegriffen, zum theil allen bekannte Personen oder wenigstens Charaktere darstellen und allent⸗ halben mit kleinen, die Scenen erläuternden, humorvollen Rand⸗ bemerkungen versehen sind. Die einheimischen Buben und Mädchen mit ihrem angelernten Deutsch⸗Kauderwälsch und der stereotypen Bitte um einen Soldo, deutsche Maler, deutsche Prafese der Wirth Pagano, der sich badende deutsche Professor, die bunte Gesell⸗ schaft im „Kater Hidigeigei“, das Leben und Treiben auf der Piazza von Ceörr⸗ italienische riester und Klosterbrüder, die Mädchen, die ihre Lasten von der Küste nach dem Städtchen auf dem Kopf herauf⸗ tragen, berühmte, von den Malern bevorzugte Modelle aus der ein⸗ heimischen Bevölkerung, Schifferjiungen, die Tarantella von Mädchen und Jungen, die Corallenverkäuferinnen, die Mu⸗ ikanten, der flotte Kutscher mit seinem kleinen Einspänner,

r den es nur den Weg von Capri nach Anacapri und zurück giebt, das alles ist mit einer Naturwahrheit wiedergegeben, daß man ohne Nehe verms, kann: kein anderes Werk von Capri ist so sehr im Stande, die Eindrücke zu vergegenwärtigen, die selbst ein flüchtiger Besuch in jedem hinterlassen hat, kein anderes Werk ist so geeignet, demjenigen, der Capri noch nicht kennt, ein richtiges Bild von diesem herrlichen Eilande zu gewähren. Neben den Blleistiftzeich⸗ nungen, die mit vollendeter Technik in einer Weise reproducirt sind, daß man das Original vor sich zu haben glaubt, verdienen aber auch die Aquarell⸗Gravüren, welche die Schönheiten der Landschaft vortrefflich wiedergeben, uneingeschränkte Bewunderung. Das Titel⸗ blatt bringt ein Miniaturbild der Insel, in bläulicher Farbe, wie sie