Kruse, Markees, Müller und Dechert am 3. d. M., Abends 7 ½ Uhr, in der Sing⸗Akademie gelangt als Neuheit E. E. Taubert’'s Streichquartett in D-moll (Manuscript) zur Aufführung; den übrigen Theil des Programms bilden Beethoven’'s Streich⸗ auartett op. 59 Nr. 3 und Lieder von Brahms und Schumann, deren Vortrag die Cveeerhüegrne Fräulein ene Jordan über⸗ nimmt. — Der III. Quartett⸗Abend der Herren Professor Joachim, Kruse, Wirth und Hausmann findet am 14. d. M. statt; der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock bereits eröffnet.
Seine Majestät der Kaiser und König haben, wie der Kriegs⸗Minister im „Armee⸗Ver.⸗Bl.“ bekannt macht, bestimmt, daß der von dem Major Grafen von Moltke vom Leib⸗Cürassier⸗Regiment Großer Kurfürst (Schlesischen) Nr. 1 und Adjutanten der 3. Division componirte Marsch „Des Großen Kurfürsten Reitermarsch unter die Zahl der Armeemärsche aufgenommen und von dem Trompetercorps des genannten Regiments beim Parademarsch im Schritt geblasen werden soll. Der Marsch erhält die Nr. 213 für die Infanterie bezw. 72 für die Cavallerie.
Jagd.
Bei der gestern in Pleß abgehaltenen Jagd wurden der „Schles. Ztg.“ dgs des Seiner Majestät dem Kaiser 290 Fasanen, 33 Hasen, 7 Nußhäher und eine Eule erlegt. Im ganzen wurden 736 Fasanen, 87 Hasen, ein Kaninchen, ein Fuchs, 8 Nußhäher und eine Eule geschossen.
Morgen, Freita „findet Königliche Parforce⸗Jagd statt. Stelldichein: PWiltags 1 Uhr Jagdschloß Grunewald, 1 ½ Uhr am Saugarten.
“
Mannigfaltiges.
“ 1 1 1
Der Magistrat hat biesigen Blättern zufolge beschlofsen 89 Fristen zur Anmeldung für die intragung in die gewerbe⸗ 8* fsten ürchen Wähterlisten bis einschließlich 11. d. M. zu ver⸗ ängern. Eine weitere Verlängerung ist mit Rücksicht auf ander⸗ weitig nach dem Statut zu wahrende Fristen ausgeschlossen. Der Tag der Wahl bleibt der 20. Februar n. J. — Die von der Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung beschlossenen Gehälter für die Stelle des Bürgermeisters von Berlin und die vacant werdende Stadt⸗ rathsstelle in Höhe von 15 000 bezw. 7000 ℳ sind von dem Ober⸗ Präsidenten genehmigt worden. 8 8
2
Die ersten Ta ameter⸗Droschken sind nunmehr in den Straßen Frfäeng “ Der Taxameter, am Kutscherbock, vor den Augen des Fahrgastes angebracht, ist bei Tag und Nacht deutlich erkennbar, sowohl im offenen Wagen, als auch im geschlossenen Coupé. Der Taxameter erhält, nach der eschreibung des ⸗„C. O.“, seinen An⸗
trieb während des Wartens von einem Zeit⸗Uhrwerke; er bemißt den Preis für die Fahrt nach der Wegstrecke, den Preis für das Warten nach der Zeitdauer und vereinigt dabei in sich automatisch die Zeit⸗ und Wegemessung derart, daß der Preis für Wegstrecke und Wartezeit
zusammengefaßt ohne weiteres in einer Summe ablesbar ist. Das
Ablesen des Preises geschieht an einem Zifferblatte, das statt der
Wetterber Graeb.
S85
sp.
red. in Millim.
Gr.
Wind. Wetter.
—
Temperatur in 0 Celsius 50 C. = 40 R.
Bar. auf 0 u. d. Meeres
von China. zügen nach
4 bedeckt
2 halb bed. 6 wolkig
4 heiter¹)
6 bedeckt
6 bedeckt
3 heiter
1 bedeckt
Mullaghmore
Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm . aparanda . t. Petersburg Moskau .. . Cork, Queens⸗ townö... Cherbourg. ““ EEET1ö““ mburg.. winemünde Neufahrwasser
EGAAℳ —100 00 10—-⸗—2
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oldene Kreuz. thal. Tanz von
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Musik von J.
5 Regen 3 bedeckt 7 wolkig 5 Schnee2) 4 halb bed. ³²) 5 bedeckt') 3 heiter
6 wolkig)
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4 halb bed. 2 wolkigs) 768 still bedeckt) 769 3 halb bed. 766 4 heiter. 1 762 3 bedeckt³) Wien .. 768 3 halb bed. Breslau 762 6 wolkig IFle d'Aix .. 770 3 Nebel 1] 765 2 heiter FTeust 2bedeckt
8
Anfang 7 Uhr.
8
SSO SG.
Graf Baudissin.
AStstSts &̊ 6 SZtz
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Obo o&to do — oS
7 Uhr.
IsEobo PSeogSoSgs
8
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SNS Vorstellung.
1) Dunst. ²) Regen und Schnee. ³) Abends Schnee und Regen. ³) Nachts Regen und Graupeln. ⁵) Nachts Regen und Graupeln; kurzes Gewitter.
⁵) Reif. ⁷) Keif. 8) Abends Regen.
Uebersicht der Witterung.
Während das Minimum, welches gestern über Nord⸗ skandinavien lag, ostwärts nach dem Weißen Meere fortgeschritten ist, dauert an der deutschen Küste die unruhige Witterung noch fort. Ein neues Minimum naht westlich von Irland, wo das Barometer sehr stark gefallen ist. Das Wetter ist in Deutschland an der Küste bei starken, stellenweise stürmischen westlichen und südwestlichen Winden trübe, im Binnenlande bei meist schwacher Luftbewegung aus westlicher und südwestli er Richtung theilweise heiter, im Westen kälter; im Osten wärmer; vielfach ist
Niiederschlag gefallen. Nord⸗ nnd Mitteldeutschland sind frostfrei. Memel meldet Gewitter. Deutsche Seewarte.
Richard III.
Anfang 7 ½ Uhr.
7 ½ Uhr.
ohne Aufgeld.
Friedrich⸗
Theater⸗Anzeigen. 8 Freitag:
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 256. Vorstellung. Der Troubadour. Oper in 4 Acken von Giuseppe Verdi. Text nach dem Italienischen des Salvatore Came⸗ rano. In Scene gesetzt von Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell Dr. Muck. —]
In Scene gese
Slavische Brautwerbung. 1 Musik componirt und arrangirt von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Brahms.) Diri⸗ gent: Musikdirector Hertel. Schauspielhaus. studirt: Demetrius. Fragment in 2 Aufzügen von Friedrich von Schiller. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. — Turandot, Prinzessin Tragi⸗komisches Märchen in 5 Auf⸗ Carlo Graf Gozzi, von Friedrich von Schiller. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Opernhaus. Oper in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosen⸗ Taglioni. Dirigent: Musikdirector Wegener. — D. Ballet⸗Divertissement von ßreiter und Gaul. ayer. In Scene gesetzt vom Ballet⸗ — meister Emil Graeb. Dirigent: Musikdirector Hertel.
Schauspielhaus. G macher von Cremona. Drama in 1 Aufzug und in Versen von Frangois Coppée, deutsch von Wolf
Regisseur Max Grube. — Die gelehrten von Jean Baptiste Mol⸗
In deutschen Versen von Ludwig Fulda. In Scene
gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Lustspiel in 5 Au
Deutsches Theater. Freitag: Neu einstudirt: Die Jüdin von Toledo. Sonnabend: Lolo’s Vater.
Sonntag: Die Jüdin von Toledo.
Berliner Theater. Freitag: 14. Abonnements⸗ König Richard III. Barnay.) Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Dora. Sonntag: Nachmittags von Heilbronn. — Abe
Lessing-Theater.
Sonnabend: 8. Sonntag: Die Orientreise. Die nicht abgeholten Bestellungen gelangen an der Vormittagskasse zum Verkausf.
Wallner⸗Theater. Freitag: 32. Gast⸗Vor⸗ stellung des Lessing⸗Theaters: Die Ehre. Anfang Anfang 7
Sonnabend: Die Großstadtluft. Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverkauf
Wilhelmstädtisches Theater.
Zum 6. Male Das verwunschene Schloß. Operette in 3 Auf⸗ zügen von Alois Berla.
Herr Kapellmeister Federmann. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. 8
8
Stundenzahlen eine Preisscheibe enthält, mit rothen Mark. und “ Pfennig⸗Ziffern. Neben dem Zifferblatt in einer Schalt⸗ öffnung erscheint die vom Kutscher eingestellte Tare. Es iebt nur drei Taxen: Einfache Taxe: (roth) für 1—2 Personen am — mit Freigepäck bis 25 kg. — Erhöhte Taxe. (schwarz) für 3—5 Personen am Tage mit Freigepäck bis 25 kg. — Doppelte Taxe: (blau) für 1—5 Personen mit Gepäck über 25 kg, Nachts (12 —6 im Sommer, 12—7 im Winter) mit oder ohne Gepäck, von Bahnhöfen mit Blechmarke und auf Straßen außerhalb des Droschken⸗Polizei⸗ bezirks Berlin. Der Fahrgast hat nur die Einstellung der zutreffenden Taxe in der vor seinen Augen befindlichen Schaltöffnung zu con⸗ troliren und am Schlusse der Fahrt an der Preisscheibe den Fahr⸗ preis abzulesen.
i.
Schandau, 28. November. Heute Mittag kurz vor 1 Uhr er⸗ folgte, wie das „Ch. Tabl.“ berichtet, der Einsturz einer großen Wand in den nahegelegenen Postelwitzer Sandsteinbrüchen, und zwar dürfte dies der größte Felssturz sein, der jemals daselbst vorgekommen ist. Der Sandstaub erfüllte das ganze Gebiet und die mit den mächtigen, fast häusergroßen Steinen zu Thal stürzenden Sandmassen beschrieben einen so weiten Bogen, daß manche bis über die Elbe hinwegflogen. Die Erwartung, daß Felsstücke in die Elbe stürzen würden, ist nicht eingetroffen, da die rollenden Blöcke an den am Fuße des Bruches aufgeführten Fangmauern und Gräben Widerstand fanden. Der unten vorbeiführende Bruch⸗ weg, der glücklicherweise zur Zeit des Felssturzes nicht be⸗ gangen wurde, ist auf eine Strecke von 200 m vernichtet, während der Elbdamm erhalten geblieben ist. Durch den Einsturz, der durch den Frost verursacht wurde, ist für die Schiffahrt, die Steinbruch⸗ arbeiter, Bewohner von Schmilka und Herrnskretschen ꝛc. ein großes Hinderniß beseitigt worden. Schon seit Tagen und Nächten standen in der Nähe der Wand Beobachtungsposten, dennoch aber erfolgte der Sturz noch so plötzlich, daß fämmtliches Handwerkszeug, Karren, Hölzer ꝛc. von den Steinmassen verschüttet wurden. Der erste Abbruch dieser Felsenmasse geschah im Jahre 1857, die zweite größere Fällung 1882, von der noch heute Steinmassen daliegen.
Bremen, 30. November. Heute Nachmittag ging, wie der „Madb. Z.“ telegraphirt wird, über die Stadt und Umgegend bei starkem Schneesturm ein heftiges Gewitter nieder.
Hamburg, 30. November. Gestern strandete, wie „D. B. H.“ meldet, auf Gr oßvogelsand ein unbekannter Getreidedampfer. Der Capitän lehnte die angebotene Dampferhilfe ab; heute sind Schiff und Mannschaft versunken.
London, 1. Dezember. Eine Lloyddepesche aus Nagasaki meldet, das japanische Kriegsschiff „Chishimarukan“, das von Frankreich nach Japan zurückkehrte, sei im japanischen Binnen⸗ meer mit dem Dampfer „Ravenna“⸗ zusammengestoßen. Ersteres sei untergegangen, die „Ravenna“ am Bug stark beschädigt worden; die Fahrgäste des Dampfers seien auf dem Dampfer „Empreß of Japan“ nach Shanghai gebracht worden. — Wie dem „R. B.“ aus Bokohama von heute gemeldet wird, erfolgte der Zusammenstoß und Untergang des japanischen Kriegsschiffes bei Iyo. Von der
Schiffes haben 74 Personen den Tod in den Wellen
Besatzung des Schiffes gefunden.
Tanzbild von Emil Residenz⸗Theater. Direction :
Freitag: Zum 55.
Anfang 7 Uhr. Woche); Im Pavillon.
266. Vorstellung. Neu ein⸗ Toché.
neue Ganymed. (Café
Kroll’'s Theater.
fang 7 Uhr.
Freitag: 257. Vorstellung. Das
ie Puppenfee. Pantomimisches
reitag ih apanisches 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Schwank Dewall.
267. Vorstellung. Der Geigen⸗ Zum 1. Male:
in 8 In Scene gesetzt vom Ober⸗
olière.
Freitag: Stürmischer Erfolg
Anfang durch Louis Gundlach. —
Anfang 7 Uhr. Richard Genée. Inscenirt dur
Gastspiel des berühmten amerik. Herrn Professor Imro For.
82
mit Gesang in 1 Act von H. F. (Ludwig
Adolph Ernst⸗Theater. Käthchen 87. Male:
2 ½ Uhr: Das Uhr: König
1 ½ Uhr: nds 7 ½
Freitag: 7. Gastspiel von Cyprienne.
Duse⸗Abend. Fedora.
Freitag: unter Direction des schauspielers Max Hofpauer.
zügen von Hermann von
Sigmund Lauten⸗
(Le Parfum.) vank in 3 Acten von Ernest Blum und Raoul Deutsch von Ludwig Fischl.
gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Lefort.) Schwank
in 1 Act von Charles Louveau. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Wegen Privatfestlichkeit geschlossen. Sonntag: Zum 1. Male: Mala Vita.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Zum 11. Male: Die Liebeshändlerin. Bühnenspiel in 5 Aufzügen.
4 Aufzügen von R. Weber und M.
Theater Unter den Linden Ronacher. des Ausstattungs⸗ allets: Die Welt in Bild und Tanz, von Gaul und Haßreiter. Musik von J. Baver. Inscenirt
Primadonna Fräul. Sophie David. Primadonna. Gelegenseitschewane 1 Act von
Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum 1. Male: Das Baby. Schwank
Die wilde Madonna. posse in 3 Acten von Leon Treptow. von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen 8 Hüegee; na Lsee in ; In Scene “ eErseez⸗ esetzt von Ado Ernst. Anfang t
Eleonora Duse mit ihrer Gesellschaft unter der g ““ Dieselbe edhd
Direction von Cav. Flavio Ando. “
Thomas Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener Königlich Bayerischen Hof⸗
Almenrausch und Edelweiß. Oberbavyerisches Charaktergemälde mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ Schmid. Musik von Müller.
4 Uhr. Sonnabend: Almenrausch und Edelweiß
(r) Kopenhagen. Nach dem im dänischen Ministerium des Innern ausgearbeiteten Bericht über die Thätigkeit des Rettungs⸗ wesens in Dänemark im Finanzjahre 1891/92 strandeten in diesem Zeitraum an den dänischen Küsten 90 Schiffe, von denen 31 vollständig verloren gingen und 59 später wieder flott wurden. Von den gestrandeten Schiffen waren 33 dänische, 15 schwedische, 14 deutsche, 13 norwegische, 7 englische, 2 niederländische, 2 französische und 1 russisches; die Nationalität von 3 Schiffen blieb unbekannt. Von 54 Schiffen retteten sich die Besatzungen durch eigene Hilfe, von 15 durch private Hilfe, von einem theils durch eigene und theils private Hilfe, während in 16 Fällen die Rettungsapparate in Anspru genommen wurden; 4 gestrandete Schlffe waren ohne Besatzung. Soweit es hat ermittelt werden können, sind bei den vorgekommenen Strandungen 720 Personen gerettet worden, und zwar 425 durch eigene Hilfe, 138 durch private Hilfe, 17 durch 15 und private Hilfe, 140 durch die Rettungsapparate (85 durch die lettungsboote und 55 durch die Raketenapparate). Am 31. März 1892 waren an den dänischen Küsten 34 Boot⸗, 15 Raketen⸗ und 8 Neben⸗ stationen vorhanden. Von dem Laboratorium der Marine wurden dem Rettungswesen im Laufe des Jahres 180 einfache und 66 doppelte Raketen geliefert; bei den Rettungen an der Nordküste von Jütland wurden 229 Quart Oel zur Beruhigung der Wellen verbraucht. Die Kosten des Rettungswesens beliefen sich im Finanzjahre auf 143 439 Kronen. ö11116“
Nach Schluß der Redaction eingegangen Depeschen. 8
Paris, 1. Dezember. (W. T. B.) Die Panama⸗ Untersuchungscommission wird mehrere ihrer Mitglieder an den Gouverneur der Bank von Frankreich entsenden, um ihn zu ersuchen, der Commission die Namen der Signatare der 26 Checks bekannt zu geben.
Der „Figaro“ will wissen, Professor Brouardel werde sich mit zwei Gerichtsärzten unverweilt nach Beauvais be⸗ geben, um daselbst die Exhumirung und Autopsie der Leiche des Barons Reinach vorzunehmen. Das Journal „Libre Parole“ veröffentlicht das Facsimile eines Schreibens des Barons von Reinach an Proust vom 31. Juli 1886, mit welchem dem Letzteren ein Betheiligungsschein von 1000 Panama⸗Obligationen zugesendet wurde.
St. Petersburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Der im Finanz⸗Ministerium ausgearbeitete Gesetzentwurf über die Finführun einer Miethssteuer theilt die Städte des Reiches je nach ihrer Einwohnerzahl in fünf Kategorien. Von der Gesammt⸗ zahl der zu besteuernden Wohnungen, welche auf 730 641 miteinem Miethswerth von 176 165 718 Rubeln festgestellt ist, wird ein Miethssteuerertrag von 5 285 780 Rubeln erwartet. Bei Wohnungen, deren Miethspreis 6000 Rubel jährlich übersteigt, beträgt die geplante Steuer 10 Proc. des Miethspreises.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beeilage.)
Concerte.
111 8 v11“ Concert-Haus. Freitag, Abends 7 Karl Meyder⸗Concert. “ Ouv. „La gazza ladra“ von Rossini. „Tann⸗ häuser“ von Wagner. „Valse caprice“ von Rubin⸗ stein. Phantasie aus „Cavalleria rusticana“ von
Male (letzte
Scene Vorher: Der
„Souvenir de Spa- für Cello von Servais 25 1 Detloff). „Der Liebestraum“ für Piston von och “
Freitag,
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Anfang 7 ½ Uhr: Klavier⸗Abend von Ilona Eibenschütz.
Anfang Cirrus Renz (Carlstraße.) Freitag, Abends Logierbesuch. 7 ¼ Uhr: Außerordentliche Vorstellung mit humo⸗ ristischen Einlagen sämmtlicher Clowns. — Ganz
— Ferner: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde
—
Dressur vom Clown Misko (August). — Der musi⸗
oder:
Helgoland ☚☛☚
stellung: 2☛ —Auf Ebbe und Fluth.
Die kleine Neue Einlagen, u. a.: „Leib⸗Garde⸗Artillerie“. Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm. . — Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. Nachmit⸗ tags 4 Uhr (ein Kind frei): berger“. Abends 7 ½ Uhr: Mr. James Filles.
„Friese sen. Prestidigitateurs
1 grafenstraße 51 a. Freitag: Zum Gesangs⸗ Couplets
Familien⸗Nachrichten.
888 rlobt: Freiin Else von Wagner mit Hrn Pastor Johannes Peissel (Lan ebrücke i. S., z. Z3 rankenfelde b. Luckenwalde — Chemnitz). Geboren: Eine Tochter: Arnd von Landwüst (Berlin). Gestorben: Hrn. Oscar von Raschckauw Sohn Hans Albrecht (Berlin). — Hrn. Karl G von der Recke⸗Volmerstein Sohn Gert (Dresden) — Hr. Hauptmann a. D. (Schlönwitz). — Femng b. Breslau).
Zum 10. Male:
5
“ Deutscher Reichstag.
Uhr:
Mascagni. „Concerthausklänge“, Walzer von Meyder.
neu: Vorführung eines vorzügl. dressirten Elephanten.
„Germinal“. — „Punsch“, Ponyhengst, Original⸗
kalische Clown Hermann. — Zum Schluß der Vor⸗
1. nscer Großes Land⸗, Wasser⸗ und Gastspiel der 16 jährigen Feuer⸗Schauspiel. Nationaltänze von 82 Damen.
„Die lustigen Heidell „Auf Helgoland; und
Billet⸗Verkauf durch den „Invalidendank“, Mark⸗ 8
Hrn. Prem.⸗Lieut
August Oldendorp r. Bankdirector a. D. Geh. udolph Martins (Kleinburg
Redacteur: Dr. H. Klee, Director.
[49621]
Chausseestraße 25. in neuer Bearbeitung:
Hohenzollern⸗Galerie Lehrter Bahnhof. 1 ℳ Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640—1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.
Berlin: 8 Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen
usik von Carl Millböcker. t von Julius Fritzsche. Dirigent:
Anfang 7 Uhr. Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ „Park (Lehrter Bahnhof).
8 (einschließlich Bör en⸗Beilage), und ein Prospect des Verlages von Jul.
Hoffmann in Stuttgart: Hoffmann’s Haus⸗ haltungsbuch für das Jahr 1893
1“ 8ee 8 8 Einkleidungsgelder für
Erste Beilage
2 4
zum deut chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staat
Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember
5. Sitzung vom Mittwoch, 30. November, 12 Uhr.
Zur ersten Berathung steht der Reichshaushalts⸗ Etat für 1893/94 in Verbindung mit dem Anleihegesetz, dem Etat der Schutzgebiete und dem Gesetzentwurf wegen aene er des Gesetzes, betreffend den Reichs⸗Invaliden⸗
onds.
Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:
Meine Herren! In dem Ihnen vorliegenden Etat finden Sie als Ergebniß der eigenen Wirthschaft des Jahres 1891/92 eingestellt einen Ueberschuß von etwa vier Millionen Mark. Die Haushaltsübersicht über das Jahr 1891/92 ist Ihnen zugegangen; sie ist in erster Be⸗ rathung bereits von Ihnen erledigt. Ich kann mich daher heute auf wenige Worte in Bezug auf die Wirthschaft dieses Jahres beschränken. Im vorigen Jahre veranschlagte ich das Ergebniß dahin, daß wir in der eigenen Wirthschaft mit einem Deficit von ungefähr 8 000 000 ℳ abschließen würden, falls der Reichstag wider Verhoffen den ihm damals vorgelegten Nachtrags⸗Etat ablehnen sollte, welcher bezweckte, diejenigen Mehrausgaben, welche durch die Steigerung der Kornpreise hervor⸗ gerufen wurden, bereits auf das damals laufende Jahr zu übernehmen. Der Reichstag hat diesen Nachtrags⸗Etat genehmigt; in diesem Nach⸗ trags⸗Etat war zur Deckung der eben von mir bezeichneten Ausgabe eine Matrikularerhöhung von 8 765 000 ℳ vorgesehen, sodaß, wenn mein Exempel vom vorigen Herbst sich vollständig als richtig heraus⸗ gestellt haben würde, ein Ueberschuß von etwa 765 000 ℳ in die Wirthschaft des nächsten Jahres übergegangen wäre. Statt dessen be⸗ trägt der Ueberschuß ungefähr vier Millionen Mark. Diese Steige⸗ rung beruht hauptsächlich darauf, daß der Antheil des Reichs an dem Geschäftsgewinn der Reichsbank höher war, als man es vor einem Jahre annehmen konnte.
Bezüglich der Ueberweisungstitel nahm ich bei meiner Rede vor einem Jahre an, daß für das Etatsjahr 1891/92 dem Etat gegenüber den Einzelstaaten mehr überwiesen werden würden etwa 39 Millionen Mark; es sind ihnen, wie die Haushaltsübersicht ergiebt, etwa 52 Mil⸗ lionen Mark mehr überwiesen. Es hat sich die von mir damals in Aussicht genommene Steigerung der Einnahmen für Zölle und Taback statt auf 48 ½ Millionen auf zwischen 64 und 65 Millionen gestellt, und der stärkere Rückgang der anderen bei den Ueberweisungen in Be⸗ tracht kommenden Einnahmen ist dadurch mehr als ausgeglichen worden.
Was die Wirthschaft des laufenden Jahres 1892 /93 betrifft, so muß ich nach dem heutigen Stande meiner Kenntniß es als wahr⸗ scheinlich bezeichnen, daß die eigene Wirthschaft mit einem Fehlbetrage abschließen wird, den ich auf etwa sechs Millionen beziffern möchte. Nach den mir vorliegenden Mittheilungen der einzelnen Ressorts haben wir zu rechnen auf Mehrausgaben im Betrage von rund 18 ½ Millionen Mark. Denen stehen gegenüber Minder⸗ ausgaben im Betrage von zwei Millionen Mark, wesentlich dadurch hervorgerufen, daß eine Ausgabe von Schatzanweisungen zur vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds der Reichs⸗ hauptkasse auch in diesem Jahre nicht nothwendig geworden ist, daß also der für diese Schatzanweisungen eingesetzte Zinsbetrag nicht zur Verausgabung gelangte. Nach Abzug dieser zwei Millionen haben wir zu erwarten rund 16 ½ Millionen Mehrausgaben, denen eine Mehr⸗ einnahme im Betrage von wahrscheinlich etwa 10 ½ Millionen gegen⸗ überstehen wird, sodaß auf diese Weise sich ein Fehlbetrag von sechs Millionen herausstellen dürfte.
An den zu erwartenden Mehrausgaben von 18 ½ Millionen sind drei Verwaltungen betheiligt: das Auswärtige Amt, das Reichsamt des Innern und die Verwaltung des Reichsheeres.
Die Mehrausgabe, welche bei dem Auswärtigen Amt und beim Reichsamt des Innern zu erwarten ist, schätze ich heute auf etwa 2 ⅞ Millionen. Unter diesen ist der Hauptposten die zur Zeit noch nicht feststehende Ausgabe zur Unterstützung der Familien der zu Friedensübungen eingezogenen Mannschaften. Sie werden sich ent⸗ sinnen, daß die Reichstagsbeschlüsse bei dem betreffenden Gesetze eine wesentliche Erhöhung der Ausgaben zur Folge haben mußten, welche die verbündeten Regierungen vorgesehen hatten. Die dadurch ent⸗ stehende Mehrausgabe ist auf rund zwei Millionen zu schätzen, und dies wird der Hauptposten der 2 ⅜Millionen sein, welche beim Reichs⸗ amt des Innern und beim Auswärtigen Amt nach dem heutigen Stande der Kenntniß als Mehrausgabe dem Etat gegenüber zu er⸗ warten sind.
Die übrigen 15 ⅞ Millionen fallen auf die Verwaltung des Reichs⸗ heeres. Unter diesen 15 ⅞ Millionen wird der größere Theil hervor⸗ gerufen durch die Steigerung der Preise, namentlich der Naturalien im vorigen Jahre, welche auf dies Etatsjahr von wesentlichem Einfluß ist. Es wird die Mehrausgabe für die preußische Militärverwaltung
veranschlagt bei den Titeln für Brot⸗ und Fourage⸗ sowie Victualien⸗ verpflegung auf rund acht Millionen, für Kasernenwirthschaft auf 277 000 ℳ, für die Lazarethwirthschaft und Krankenpflegekosten — hier spielen ja auch die Mehrkosten infolge der Vorkehrungen gegen ie Cholera eine gewisse Rolle — auf etwas über eine Million und r die Wirthschaftskosten der Remonte⸗Depots auf etwa † Million. bies zusammen mit kleineren Mehrbedürfnissen des gewöhnlichen Haushalts giebt bereits gegen zehn Millionen.
Es kommt hinzu eine zu erwartende Steigerung bei dem Titel ür Artillerie und Waffenwesen von rund einer Million, bei dem itel für Reisekosten und Eisenbahntransporte von rund einer Million nd bei verschiedenen anderen Titeln einschließlich der Steigerung der
bayerischen Quote von etwa 3 ½ Millionen.
Von diesen anderen Titeln hebe ich nur hervor eine zu erwar⸗ tende Mehrausgabe, welche auf 800 000 ℳ geschätzt ist, beim Kap. 24, infolge der Unzulänglichkeit der Mittel für Unteroffiziersdienstprämien,
ic natürlich in dem ersten Jahre stärker in Anspruch genommen sind, als es im Durchschnitt der Fall sein wird, sowie für Uebungs⸗ und Offiziere des Beurlaubtenstandes u. s. w. hervor eine Mehrausgabe von etwa Remontekauf, weil der Durchschnittspreis
Ich hebe mweiter 800 000 ℳ beim
der angekauften Remonten sich höher gestellt hat, als bei Aufstellung des Etats angenommen wurde. Mit der bayerischen Quote, die sich entsprechend steigern würde, kommen wir also auf Mehrausgaben von im ganzen etwa 18 ½ Millionen minus zwei Millionen Minder⸗ ausgaben, bleiben also 16 ½ Millionen.
Dem wird voraussichtlich gegenüberstehen eine Mehreinnahme bei denjenigen Einnahmen, welche der Reichskasse endgültig verbleiben, von etwa 10 ½ Millionen. Es ist nämlich geschätzt die Mehr⸗ einnahme bei der Zuckermaterialsteuer auf rund drei Millionen — bei der Verbrauchsabgabe dürfte sich die Veranschlagung des Etats als richtig erweisen. — bei der Salzsteuer auf rund eine Million, bei der Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer auf rund zwei Millionen, bei der Brausteuer auf rund eine Million, bei dem Spielkartenstempel, dem Wechselstempel und der statistischen Gebühr auf etwa 8 Millionen. Bei der Post⸗ und Telegraphenverwaltung und der Reichsdruckerei können wir erwarten, daß die Feststellung des Etats sich etroa als richtig herausstellen wird. Dagegen können wir bei der Reichs⸗Eisenbahnverwaltung auf einen Mehrbetrag von an⸗ nähernd zwei Millionen Mark hoffen. Es kommt hierzu ein weiterer Mehrbetrag von 8 Millionen Mark bei den verschiedenen Verwal⸗ tungseinnahmen, sodaß im ganzen 10 ½ Millionen Mehreinnahme wohl eingehen dürften. Daraus würde sich ergeben, daß die eigene Wirth⸗ schaft der Reichskasse mit einem Fehlbetrag von sechs Millionen Mark abschließen dürfte.
Was nun die Ueberweisungen betrifft, so rechnen wir auf eine Mehrüberweisung dem Etat gegenüber bei den Zöllen und der Taback⸗ steuer von etwa 11 ¼ Millionen; dagegen auf eine Minderüberweisung bei der Branntweinverbrauchsabgabe von 3 ½ Millionen rund und bei den Stempelabgaben von 6 ¼ Millionen. Diese drei Zahlen, gegen einander abgewogen, machen es wahrscheinlich, daß den Bundesstaaten dem Ansatz des Etats gegenüber etwa 1 ⅜ Millionen mehr überwiesen werden dürften.
Schwierig ist dabei die Veranschlagung der Einnahmen aus den Zöllen, besonders schwierig gerade in diesem Jahre. Wir kennen die Einnahmen aus den Zöllen für die ersten sieben Monate des Etats⸗ jahres, wir kennen sie nicht für die fünf letzten Monate, vom November bis zum März. Wollte man annehmen, daß die Einnahmen aus den Zöllen in diesen fünf Monaten völlig die gleichen sein werden wie in den entsprechenden Monaten des Vorjahres, so würden wir auf eine wesentlich höhere Ziffer, als ich angenommen habe, kommen. Dies können wir aber nicht annehmen, weil — Gott Lob! — die Ernte des Jahres 1892 in Deutschland eine sehr viel bessere gewesen ist, als die Ernte des Jahres 1891, und weil deshalb zu erwarten ist, daß die Zufuhr von ausländischem Getreide im laufenden Winter sehr wesentlich hinter der des Vorjahres zurückbleiben wird. In wie hohem Maße dies der Fall sein wird, dies zu berechnen, ist nicht leicht, und eine jede Berechnung, die angestellt werden kann, leidet an großen Mängeln. Ich möchte aber glauben, daß die Berechnung, die wir angestellt haben, relativ vielleicht das brauchbarste Ergebniß ge⸗ geben haben wird. Wir haben uns gesagt: wie stellt sich das Verhältniß der Einfuhr an Getreide in den Monaten August, September und Oktober in dem Jahre 1892, die bereits unter dem Einfluß des Ausfalls der diesjährigen Ernte standen, zu der Einfuhr der entsprechenden Monate des Vorjahres? — und wir haben dann gesagt: wenn wir annehmen, daß dieses selbe Verhältniß — es sind etwa 40 % der vor⸗ jährigen Einfuhr in den von mir bezeichneten Monaten dieses Jahr eingeführt — wir haben uns gesagt: wenn dieses gleiche Verhältniß während der noch bevorstehenden fünf Monate des Etatsjahres an⸗ dauerte, wie hoch würden dann die Einnahmen aus den Zöllen sich stellen? Auf Grund dieser Berechnung bin ich zu dem Wahr⸗ scheinlichkeitsergebniß gekommen, daß ich annehme, daß wir bei den Zöllen nur jeinen Mehrertrag von 11 ¼ Millionen gewinnen können. Wir würden dann, wie ich bereits erwähnt habe, den einzelnen Bundesstaaten über den Ansatz des Etats hinaus etwa 1 v⅜ Millionen aus den ihnen zufließenden Einnahmen überweisen können.
Was nun den Etat des Jahres 1893/94 betrifft, so finden Sie die Abänderung gegen den Etat des laufenden Jahres in der ge⸗ wohnten Weise zusammengestellt in der Denkschrift, welche dem Etat beigegeben ist, und zwar speciell auf Seite 54 dieser Denkschrift.
Sie finden dort, daß der Etat in Aussicht nimmt eine Steigerung
der Matrikularbeiträage um 34 859 064 ℳ, also annähernd um 35 Millionen Mark. Es kommt hinzu, daß, wie Sie auf der vor⸗ hergehenden Seite finden werden, die in Aussicht genommenen Ueberweisungen aus denjenigen Einnahmen, welche die Reichs⸗ kasse nur vorschußweise vereinnahmt und demnächst an die einzelnen Staaten abzuführen hat, etwas zurückbleiben hinter dem Etat des laufenden Jahres, daß also den Bundesstaaten zwischen 1 800 000 und 1 900 000 ℳ weniger aus diesen Einnahmen zufließen werden. Es ergiebt sich daraus, daß die Bundesstaaten im nächsten Jahre dem laufenden Etat gegenüber um 36 bis 37 Millionen Mark schlechter gestellt sein würden. Die Hauptursachen hiervon liegen einestheils darin, daß wir in den Etat des Jahres 1893/94 einen wesentlich geringeren Ueberschuß eines Vorjahres einstellen konnten, als dies in dem laufenden Jahre der Fall ist. Die Differenz zwischen dem Ueberschusse, den wir in das Jahr 1893/94 hinüber⸗ nehmen und demjenigen, den wir in das Jahr 1892/93 hinübetnehmen konnten, stellte sich auf über 11. Millionen Mark.
Dann haben wir zu thun mit Ausgabesteigerungen von etwa 28 Millionen Mark. Hiervon treffen auf die Vermehrung der Schuld⸗ zinsen, die eine Folge früherer Beschlüsse des Bundesraths und des Reichstags sind, etwa fünf Millionen, auf die Steigerung der Pen⸗ sionsfonds etwa zwei Millionen Mark, auf die Mehrausgaben für die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung etwa 3 ½ Millionen, auf die Unterstützung der Familien der zu Friedensübungen einberufenen Reservisten und Landwehrleute dieselbe Summe, die ich bereits vorher für das laufende Jahr genannt habe, von rund zwei Millionen.
Dieses zusammen giebt bereits etwa 12 ½ Millionen Mehr⸗
ausgaben. . 8
Die übrigen Mehrausgaben treffen mit etwa 13 ½ Millionen auf das Heer und die Marine, obwohl für die Naturalienbeschaffung der Heeresverwaltung für Preußen eine Summe von rund fünf Millionen Mark weniger eingestellt werden konnte, als im Vorjahre. Es ist aber hierbei zu erwähnen, daß unter den einmaligen Ausgaben der Heeresverwaltung, welche in Kav. 5 stehen, also aus den poent⸗ lichen Einnahmen zu decken sind, sich eine Ausgabe vonf fünf Millionen Mark befindet, für welche später ein voller Ersatz eingehen wird. Es handelt sich dabei um einen Exercierplatz für das Garde⸗Corps, nach dessen Beschaffung andere Exercierplätze in der Nähe Berlins zur Veräußerung kommen werden. Es ist mit Sicher⸗ heit anzunehmen, daß der Erlös für dieses zur Veräußerung ge⸗ langende Terrain reichlich die Kosten der jetzt geforderten Neu⸗ beschaffung eines Exercierplatzes decken wird. Es war aber nicht wohl angängig, diese Einnahme bereits in den Etat des laufenden Jahres einzustellen, weil sie voraussichtlich erst in den späteren Jahren eingehen wird.
Auf den Marine⸗Etat möchte ich im gegenwärtigen Moment nicht näher eingehen, obwohl er ziemlich erhebliche Mehrforderungen ent⸗ hält. Diese Mehrforderungen beruhen zum großen Theil auf der planmäßigen Weiterentwickelung der Marine; sie beruhen ferner aber auch auf der Steigerung der Durchschnittspreissätze, und Sie werden die Veränderungen des jetzigen Marine⸗Etats gegenüber dem frühberen um so leichter übersehen können, als dieses Mal dem Marine⸗Etat eine Zusammenstellung der Abänderungen beigefügt ist in derselben Form, wie sie seit langen Jahren bereits regelmäßig dem Militär⸗ Etat beigefügt wurde.
Bei den Einnahmen werden Sie aus der Zusammenstellung auf Seite 54 der Denkschrift bemerkt haben, daß die Zuckersteuer dieses Mal mit einer Mindereinnahme von etwa 1 ½ Millionen Mark dem Vorjahre gegenüber abschließt. Es ist dies eine unerwünschte, aber nicht unerwartete Consequenz des Umstandes, daß wir uns in jetziger Zeit im Uebergange vom alten zum neuen Steuersysteme befinden, und daß wir für die ersten Jahre des neuen Systems mit höheren Ausfuhrzuschüssen zu rechnen haben als in späteren Jahren. Im Verlauf einiger Jahre werden ja, wie Ihnen erinnerlich ist, diese Zuschüsse überhaupt in Fortfall kommen. .
Bei den übrigen Einnahmen, welche dem Reich verbleiben, hat eine Steigerung in Aussicht genommen werden können, allerdings mit Rücksicht auf die wirthschaftlichen Verhältnisse der Jetztzeit durchaus nicht in dem Maße, wie es in früheren Jahren wohl der Fall ge⸗ wesen ist. 8₰
Was die Ueberweisungen betrifft, so veranschlagen wir dieselben aus den Zöllen und dem Taback um etwa 1 800 000 ℳ höher als im laufenden Jahre, die Ueberweisung aus der Branntweinverbrauchs⸗ abgabe um 2 ½ Millionen niedriger, bei den Stempelabgaben um eine Million. Auch hier ist naturgemäß die Veranschlagung der Einnahme aus den Zöllen eine unsichere, aber wir glauben recht ge⸗ handelt zu haben, wenn wir uns hier möglichst an das bisher bewährte Verfahren gehalten haben, wenn wir also dieser Veranschlagung zu Grunde gelegt haben den Durchschnitt der Vorjahre und für die Ausfälle aus den Handelsverträgen in Abzug gebracht haben die Summen, welche sich aus den Mindereinnahmen an Zöllen für die eingeführten Waaren ergeben würden, wenn die Einfuhr dem Durchschnitt der letztverflossenen drei Jahre entsprochen hätte. Wir würden dabei zu einem verschiedenen Ergebniß kommen wenn wir sämmtliche meistbegünstigten Länder oder wenn wir das gesammte Ausland in Betracht ziehen wollten. Wir haben den Durchschnitt aus diesen beiden Summen als die angemessenste Grund⸗ lage für die Veranschlagung des Ausfalls infolge der Handelsverträge angesehen und sind dadurch auf die 27 ¼ Millionen gekommen, welche Sie im Etat finden.
Wenn nun nach dem von mir Vorgetragenen die Stellung der Bundesstaaten den Reichsfinanzen gegenüber sich gegen das laufende Etatsjahr so wesentlich verschlechtert, so war es einestheils unmöglich, alle an sich wünschenswerthen Ausgaben von Ihnen zu fordern. Es
mußte namentlich auf eine systematische Weiterführung der Be⸗ soldungsaufbesserungen verzichtet werden, und dies umsomehr, weil auch die Etatsverhältnisse des größten Bundesstaats: Preußen, eine Weiterführung der Besoldungsaufbesserungen dort nicht ge⸗ statteten. Es mußte aber des weiteren auch darauf verzichtet werden, in der Scheidung zwischen demjenigen Theil der Aus⸗ gaben, der aus den Mitteln des laufenden Jahres zur Deckung ge⸗ langt, und demjenigen, welcher auf die außerordentliche Deckung dieser Titel verwiesen wird, also in Bezug auf die sogenannte Finanzirung einen weiteren Schritt zu einer solideren Gestaltung unserer Finanzen in diesem Jahre vorzunehmen. Ein solcher Schritt ist im laufenden Etat nicht enthalten. Die einzige Veränderung in dieser Beziehung, die Sie im Etat finden werden, ist die, daß von den Einnahmen und Ausgaben der Marine eine größere Summe auf die ordentliche Jahreseinnahme verwiesen ist,
Wir haben hierfür am Schlusse des Kap. 6 früher eine Summe von 10 Millionen eingestellt, in diesem Jahre eine Summe von 12 400 000 ℳ Es hat dies aber nicht seinen Grund in einer Aen⸗ derung des Princips, sondern darin, daß wir eine neue Ermittelung des zeitigen Werths unseres schwimmenden Materials bei der Marine vorgenommen haben und daß sich daraus ergeben hat, daß der Werth unserer heutigen Flotte um 48 Millionen Mark höher zu ver⸗ anschlagen ist, als die Veranschlagung ergab, welche den früheren Etats zu Grunde lag.
Unzulässig war es natürlich bei dieser Sachlage die sehr erheb⸗ liche Steigerung der fortdauernden Ausgaben, welche das Ihnen vor⸗ liegende Gesetz, betreffend die Friedenzpräsenzstärke, zur Folge haben wird, einfach auf die Matrikularbeiträge zu verweisen, und es hat deswegen auch von dem ersten Augenblick an, wo über dieses Ihnen vorliegende Gesetz verhandelt worden ist, kein Zweifel dar⸗ über bestanden, daß die dadurch entstehenden fortdauernden Mehr⸗ kosten zu beschaffen sein würden, die Zustimmung des Reichstags
vorausgesetzt, durch Erhöhung der eigenen nahmen des Reich