1892 / 292 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

aus, daß die Fälle, in denen der Veranlagungscommission ein Frage⸗ recht gegeben werde, in seinem Antrage streng unterschieden seien. her Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Wallach hält eine Bestimmung, wie sie der Abg. Freiherr von Zedlitz vorgeschlagen, für unbedingt 1“1“ Er bittet sogar das Fragrecht noch zu erweitern. Es nüpft sich hierauf an den Antrag eine ausgedehnte Debatte. Vor der Mittagspause war es noch zu keiner Abstimmung gekommen.

Der conservative Parteitag, der gestern in Berlin ersammelt war, hat den in Nr. 285 des „R.⸗ u. St.⸗A.“, weite Beilage mitgetheilten Entwurf zu einem neuen Pro⸗

gramm berathen und mit einigen Aenderungen angenommen. So wurde der Eingang zu dem Programm, wie folgt, gefaßt:

„Die deutsche conservative Partei hält es für geboten, in An⸗ lehnung an die bewährten Grundsätze, welche in ihrem Programm von 1876 ausgesprochen sind, zu den wesentlichen Aufgaben der Gegen⸗ wart in nachstehendem Programm Stellung zu nehmen.“ eerner wurde in dem Abschnitt, welcher von der Stellung see Judenthum handelt und in dem Entwurf, wie folgt, autet:

„Wir bekämpfen den vielfach sich vordrängenden und zersetzenden jüdischen Einfluß auf unser Volksleben. Wir verlangen für das christliche Volk eine christliche Obrigkeit und christliche Lehrer für christliche Kinder. Wir verwerfen die Ausschreitungen des Antisemitismus.“ der letzte Satz in der Erwägung, daß die deutsche con⸗ Feee Partei Ausschreitungen jeder Art bekämpft, ge⸗ trichen.

Ferner lautete im Abschnitt 14 der Entwurf betreffs der Stellung zur Socialdemokratie:

„Die Anhänger der Socialdemokratie und des Anarchismus, deren vaterlandslose und auf den Umsturz gerichtete Bestrebungen weite Kreise unseres Volkes gefährden, sind als Feinde der staatlichen Ordnung durch die Gesetzgebung zu kennzeichnen und dem⸗ gemäß mit den Machtmitteln der Staatsgewalt zu be⸗ kämpfen.“

Hier wurden die gesperrt gedruckten Worte gestrichen. Die Annahme des so geänderten Programms erfolgte mit allen gegen eine Stimme.

Kunst und Wissenschaft.

Der Verein! für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittwoch einen interessanten Fachabend für Kupferschmiede⸗ kunst, der ein lehrreiches Bild von der Ausbreitung und künstlerischen Verwerthung der Kupferschmiedetechnik gab. Herr Dr. Cornelius Gurlitt besprach in seinem Vortrag über „die Kupferschmiederei als Kunst“ die verschiedenen Arten der monumentalen und decorativen Verwendung des Kupfers zu Figuren, an Gebäuden und zum Kleingeräth. Das Kupfer eigne sich zu Kolossalfiguren, wo Stein und Bronze sich den statischen wecken versagen, und sei seit der Renaissance in einer Reihe hervorragender Beispiele verwendet worden. Da erfreulicher Weise diese Kunst jetzt auch bei uns wieder Aufnahme finde, sei es besonders wichtig, daß schon

Technik angepaßt werde. In Berlin finden wir diese Verwendung des Kupfers zu figürlicher Darstellung z. B. bei der Quadriga auf dem Brandenburger Thor. Für den Schmuck von Gebäuden, ins⸗ besondere von Kuppeln, 12 der Kupferschmiederei namentlich in Holland viele bedeutende Aufgaben gestellt worden, keine um⸗ assendere aber als bei dem e der gewaltigen Kuppel des Reichstagsgebäudes vom Baurath Paul⸗Wallot. Im eigentlichen Kunstgewerbe biete das Kupfer der selbständigen Handarbeit ein sehr dankenswerthes, farbiges Material, das sich auch zu Dilettantenarbeiten eignen dürfte. Ausgestellt waren mehrere umfangreiche Monumental⸗ arbeiten, Kapitelle u. a. von Fr. Peters und zwei vortreffliche Büsten von A., Castner Nachf., Martin u. Piltzing. Die Kleinkunst war durch eine reiche Ausstellung eigener und fremder Arbeiten aus den Werkstätten und Lagern von H. Hirschwald („Hohenzollern⸗Kaufhaus“) vertreten, sowie durch Geräthe von Gustav Lind, Porträtreliefs von O. Rohloff und Arbeiten von J. Rohmeyer und Ed. Hollmig. Aus der Concurrenz des Vereins für deutsches Kunstgewerbe um den Entwurf zu einem Briefschrank, zu welcher 36 Arbeiten einngegangen waren, sind als Sieger hervorgegangen die Herren Zeichner E. Härring, Dresden; H. Groth und E. Rockstroh; mit ehrenvoller Erwähnung bedacht wurden die Herren: H. Kieser und R. Wisniewski, sämmtlich in Berlin.

Nudolf Seydel ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ in der Racht zum 8. d. M. gestorben.

Mannigfaltiges.

Die Beerdigung des Geheimen Regierungs⸗Raths Dr. Werner von Siemens findet morgen Vormittag 11 Uhr vom Trauerhause in Charlottenburg aus statt.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde beschlossen, zu der Begräbnißfeier für den Geheimen Regierungs⸗ Rath Werner von Siemens eine aus den Stadt⸗ verordneten Herbich, Dr. Meyer, Dr. Schwalbe und Solf bestehende Abordnung mit der Vertretung der Körperschaft zu beauftragen. Die Vorlage wegen Errichtung einer Heimstätte für Tuberkulöse auf dem städtischen Rieselgut Malchow wurde nach längerer Be⸗ rathung genehmigt.

Ueber Schneesturm und Verkehrsstörungen beziehungs⸗ weise deren Beseitigung wird heute weiter gemeldet:

Danzig, 7. Dezember. Die Verkehrsstörungen, welche der an⸗ haltende Schneesturm mit sich bringt, machen sich in steigendem Maße und Umfange bemerklich. Der gestern Abend nach Neustadt abgelassene P ers onenzug blieb die Nacht über auf der Strecke Danzig —Zoppot im Schnee stecken. Heute passirte dies Schicksal einem Personenzug auf der Strecke Langfuhr —Oliva. Der Betrieb wird dort jetzt auf einem Geleise aufrecht erhalten. Fast alle Züge aus der Provinz kommen mit beträchtlicher Verspätung an, auch der Ber⸗ liner Nachtzug verspätete sich heute wieder um über zwei Stunden. Die Strecke Brom berg Posen ist ebenfalls durch Schneemassen ge⸗ sperrt. Auf den Chausseen liegt der Schnee stellenweise 2—3 m ho aufgeweht. Der hiesige Pferdebahnbetrieb konnte, wenn au unter sehr erschwerenden Umständen, bisher aufrecht erhalten werden. Bei Marienwerder ist heute der Weichseltraject für Tages⸗ und Nachtzeit gänzlich unterbrochen, bei Kulm wird von

das Modell von Kupferstatuen den eigenthümlichen Vorzügen dieser

Wetterberi m 9. Dezember,

orgens.

00 88 8 88

und Bastienne.

m. 1

sp.

us R.

Sucher.

si 4⁰

Stationen.

d. Meeres

Bar. auf 0 Gr. red. in Milli

Temperatur

in 0 Cel⸗ 50 C. =

u.

Mullaghmore 762 und Gaul. Aberdeen 758 Christiansund 753. Kopenhagen. 754 Stockholm . 753 aranda . 749

t. Petersburg 744 Moskau ... 756

director Hertel.

5 ꝗ—-SSN

84 80

von Schiller.

Cork, Queens⸗

towmn. 761 754 753 mburg 756 winemünde 756 Neufahrwasser 756 Memel 753

SBSIS 8 12— voS=g Æ

studirt: Kean.

—₰½

1 760 ünster... 2757 Karlsruhe.. 764 Wiesbaden 762 München. 764 Chemnitz H .. . 759

EbeEmlehbe

761 dame.

Ile d'Aix. 763 SW 8, 763 O Triet 763 ONO

¹) Schneedecke. ²) Nachmittags Schnee. Uebersicht der Witterung.

Dienstag:

diera.

lichen Nordsee, am Eingange des Kanals Südwest⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

sturm, an der holländischen Küste stürmische Süd⸗ winde verursachend, ein anderes tiefes Minimum, langsam nordostwärts fortschreitend, liegt über Nord⸗ west⸗Rußland. Am höchsten ist der Luftdruck über Südwest⸗ und Südost⸗Europa. Bei leichten bis frischen meist südlichen Winden ist das Wetter in Deutschland trübe, im Binnenlande kalt; vielfach sind Niederschläge gefallen; in Süddeutschland liegt die Temperatur bis zu 7 Grad unter dem Gefrier⸗ punkte. Pest meldet —11 Grad.

Deutsche Seewarte.

EEEEEEExExMEISMFIeü WEA NxT E;eeüeeeereenn Theater⸗Anzeigen.

Künigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ ver. 264. Lohengrin. Romantische per in 3 Acten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. (Lohengrin: Herr Kammer⸗ Fänger Emil Götze, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 274. Vorstellung. Demetrius. Feagment in 2 Aufzügen von Friedrich von Schillex. Anfang 7 ½ Uhr. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Turandot, Prinzessin von China. Tragi⸗ komisches Märchen in 5 Aufzügen nach Carlo Graf Gozzi, von Friedrich von Schiller. Anfang 7 Uhr.

ohne Aufgeld.

zügen von Alo

orher:

Sonntag: Opernhaus. 265. Vorstellung. Bastien

gang Amadeus Mozart. Bajazzi (Pagliazzi). Oper in 2 Acten und einem Prolog. von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Sucher. Pantomimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter Musik von setzt vom Balletmeister E. Graeb. Dirigent: Mu Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 275. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien. Trauerspiel in 5 Aufzügen Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Jüdin von Toledo. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Misanthrop. In Civil.

Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Dienstag: Doctor Klaus.

Berliner Theater. Anfang 7 Uhr. in 1 Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Abends 7 ½ Uhr: Dora. Montag: Kean.

763 V Lessing-Theater. Sonnabend: 11. Gastspiel von Eleonora Duse mit ihrer Gesellschaft unter der 765 W 2 Direction von Cav. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Die Orientreise.

Montag: 12. Duse⸗Abend. Cyprienne. 13. Duse ⸗Abend. Cavalleria rusticana.

Wallner⸗Theater. Sonnabend: 40. Vor⸗ Ein barometrisches Minimum liegt über der süd⸗ gellang n⸗ en Gast⸗Vor

Sonntag: Der Lebemann. Montag: Der Lebemann. Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverkauf

8 Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25. Sonnabend: Zum 15. Male in neuer Bearbeitung: Das veeeha. . Schloß. Operette in 3 Auf⸗ s Berla. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius 88 sche. Dirigent: Herr Kapellmeister i Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Letzte Woche! Sonnabend: venen. veen. von Erne zum u. Raoul Toché. Deutsch von Ludwi Fischl. In Seene gesetzt von Sigmund V Der neue Ganymed. Lefort.) Schwank in 1 Act von Charles Louveau.

onntag: Dieselbe Vorstellung. 8 Montag: Der kleine Schwerenöther. Schwank in 4 Acten von Leon Gaudillot.

7 Uhr früh bis 5 Uhr Nachmittags durch Dampfer bewirkt.

Singspiel in 1 Act von Wolf⸗ Dirigent: Kapellmeister

Bötel. Der

Musik und Dichtung

Die Puppenfee. Umberto Giordano.

J. Bayer. In Scene ge⸗ str

Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag:

Zum 78. Male: Die Hesbeiter Musik von J. Bayer. ouis Gundlach.

Ballabile: Ein Drachenfest.

et von H. F.

Macbeth. von A. Braun.

Inscenirt durch spiel). Anfang 7 ½ Uhr.

von Regel. Musik von Mader.

lavio Ando. Die Camelien⸗

Adolph Ernst⸗Theater.

Zum 1. Male: posse in 3 Acten von

La Lecan-

gesetzt von Adolph Ernst. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Der Lebemann. In Vorbereitung:

Mannstädt. Musik von G. Steffens.

schauspielers Max Hospauer. bayerisches

edermann. ang 7 Uhr.

Tanz. 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

—, Der Professor der Philosophie an der Universität Leipzig

Kroll's Theater. Sonnabend: Die lustigen Weiber von Windsor. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Einmaliges Gastspiel des Herrn Heinrich Postillon von (Chapelou und Saint Phar: Herr Heinrich Bötel.)

Dienstag: Zum 1. Male: Mala Vita. drama in 3 Acten von N. Daspuro. Musik von Karl Meyder⸗Concert.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonnabend: Zum 8. Male: Logierbesuch. Schwank in 4 Aufzügen von R. Weber und Max Löwenfeld.

Nachmittags 3 Uhr: Intendanz. Preislustspiel in 5 Aufzügen.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Welt und Tanz. Ausstattungs⸗Ballet von Gaul und Inscenirt durch Das grandiose chinesische

Sonnabend: Neu ein⸗ 500 Personen.) Das Baby. (Novität.) Schwank A Musik von 1“ Couplets

Imro For, amerikanischer Prestidigitateur (Gast⸗

In Vorbereitung: Die Sirenen⸗Insel. Ballet 1 Choreogr. von Haßreiter. (Repertoirestück der Wiener Hofoper.)

Sonnabend (vor⸗ letzte Woche): Die wilde Madonna. Gesangs⸗ Leon Treptow. von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Scene Anfang 7 ½ Uhr. 8

G Modernes Babylon. Ge⸗ sangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Couplets theilweise von G. Görß.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Königlich Bayerischen Hof⸗ Zum 1. Male: Der e e von Ammergan. g olksstück mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Die Handlung spielt in Grasweg und Umgebung. Im 3. Act: Schuhplattl⸗ Zither⸗Soli: Albert Sggeser.

Bromberg, 8. Dezember. Die Königliche Eisenbahn⸗Direction macht bekannt: Die Strecke Kohlbude Karthaus der Nebenbahn Praust —Karthaus ist wieder fahrbar.

Breslau, 9. Dezember. Infolge von Schneeverwehungen sind nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ bis auf weiteres gesperrt

die 1X“ E11n

ferner die Anschlußbahnen Bielitz Friedeck, Saybusch, Bielitz —Kalwarya. Die Kaiser Ferdinand⸗ Nordbahn nimmt in Oderberg und Dzieditz, die mährische Centralbahn in Jägerndorf und Ziegenhals keinerlei Güter an. In Mittelschlesien hat das Schneetreiben nachgelassen.

„Oppeln, 8. Dezember. Das hiesige Eisenbahn⸗Betriebsamt theilt mit: Die Strecke Lammsdorf Niederhermsdorf, Route Oppeln— Neisse, ist seit heute Mittag wieder fahrbar.

est, 8. Dezember. Die durch den Schneesturm verursachten Verkehrsstörungen sind, wie „W. T. B.“ berichtet, im Laufe der letzten Nacht beseitigt worden. Der Bahnverkehr ist, abgesehen von den Südbahnlinien, auf allen Strecken wieder aufgenommen worden. Warschau, 8. Dezember. Seit drei Tagen derrschen⸗ wie der „Voss. Z.“ telegraphirt wird, in 5 Polen große Schneeverwehungen. Der Verkehr erleidet auf allen. 2 . bedeutende Unterbrechungen. Zwei Züge der Warschau⸗Wiener Bahn sind im Schnee stecken zwischen Alexandrowo und Sosnowice sind über 2000 Ar⸗ eiter mit dem Wegräumen des Schnees auf der Bahnstrecke be⸗ schäftigt. In Warschau ist der Pferdebahnverkehr unterbrochen.

Bönlitz

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Springe, 9. Dezember. Seine Majestät der Kaiser traf um 1 Uhr 10 Minuten in Begleitung der Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen, des Prinzen Ludwig von Bayern, des Fürsten von Hohenzollern, des Herzogs Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein, des Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin und des Fürsten Otto zu Stolberg auf dem Jagdschloß bei Springe ein. Unter den 31 Jagdtheilnehmern befinden sich ferner die Minister von Wedel und von Heyden, die Generale Graf Waldersee und Bronsart von Schellendorff, der Ober⸗Präsident von Bennigsen, der bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld, der Ober⸗Jägermeister Freiherr von Heintze und der Vice⸗Ober⸗Jägermeister Graf zu Dohna. Nach einem im Schloß eingenommenen Frühstück erfolgte um 1 ½ Uhr der Aufbruch zur Jagd in abgestelltem Jagen auf Roth⸗, Dam⸗ und Schwarzwild im Hallerbruch. Das Wetter ist prachtvoll.

Bern, 9. Dezember. (W. T. B.) Der Nationalrath genehmigte heute einstimmig mit 104 Stimmen das Handels⸗ abkommen mit Frankreich unter der Bedingung, daß eine Ermäßigung des französischen Minimaltarifs in gleicher Weise zugestanden werde. Der Bundesrath Droz erklärte, das gegen⸗ wärtige Provisorium werde unter keiner Bedingung über Reu⸗ jahr hinaus dauern.

Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Sing-Aka emie. Sonnabend, Anfang 8 uhr:

Lonjumeau. Klavier⸗Abend von Max van de Sandt.

Melo⸗ Concert-Haus. Sonnabend, Abends 7 Uhr:

Ouv. „Das eherne Pferd“ von Auber. „Semiramis“ von Rossini. „Le chalet“ von Rossini. Königs⸗ gebet aus „Lohengrin“ von Wagner. Phantasie aus „Charles VI.“ von levy. Espana⸗Walzer von Waldteufel. Mexikanischer Tanz I. u II. von Gold⸗ beck. „Das weiß nur ich allein“, für Piston von Riegg (Herr Steffens).

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag, An⸗ fang 7 ½ Uhr: Concert von Auguste Hohenschild, unter gefälliger Mitwirkung der Hlbenl Frls. u“ von Kranz, Martha Haese und Olga von

uszezyc.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Große Gala⸗Vorstellung. Aus dem Pro⸗ Feamnae besonders hervorzuheben: Quadrille aus der ( eit Friedrich's des Großen, geritten von 8 Damen .Friese sen. und 3 Herren. „Elimar“, der Strickspringer, vorgeführt von Frl. Occana Renz. Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal’. Im⸗ Reich der Blumen, equestrische Phantasie von Frl. Clotilde Hager. Auftreten der Gebr. Martinetti, Gebr. Deltorelli ꝛc. Zum Schluß: Auf Helgoland 2 oder: Ebbe und Fluth. Großes Land⸗, Wasser⸗ und egie. National⸗

tänze von 82 Damen. Neue Einlagen, u. a.: „Auf⸗ zug der Leib⸗Garde⸗Artillerie“.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. 4 Uhr (ein Kind frei): „Die lustigen Heidelberger“ Abends 7 ½ Uhr: „Auf Helgoland“.

Durch die

in Bild

(Mitwirkende:

Couplets

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Toni Barchewitz mit Hrn. Predigt⸗ Ernst Neugebauer (Bielwiese be archwitz). 1 Geboren: Eine Tochter: Hrn. Branddirector Stolz (Magdeburg). Hrn. Busso von Wedel⸗ Braunsforth (Braunsforth). Gestorben: Hr. Landrichter Hermann Keber (Schneidemühl). Hr. Senator a. D. Robert Schimpf (Hannover). Fr. Pastor Ida Koegel, eb. Rocholl (Alt. Staßfurt). Hr. Majoratsherr ns von Wurmb⸗Zink (Schloß Lagow). Hrn. Major Wigand von Gersdorff Tochter Anne⸗Rose (Berlin.)

Ober⸗

Anfang Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Berlün:

Verlag der Expedition (Scholz).

um 63. Male: Im chwank in 3 Acten

Lehrter Bahnho

Calé 6 Geöffnet 9 Uhr bis

8,9 Hohenzollern⸗Galerie 1 —. 1 Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. unkelh. Sonnt. 9—9.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen 2

und die Bekanntmachung der Hauptverwal⸗

Geöffnet von 12 —11 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

tung der Staatsschulden zu Berlin, betreffend

die Niederlegung der im Etatsjahre 1891/92

durch die Tilgungsfonds eingelösten Staats⸗ sschuldendokumente.

Flußkähne).

die Nationalität nicht ermittelt wurde. Unter den Fänzlich verlorenen Schiffen befanden sich 45 deutsche und 25 fremde.

Der Verfasser schätzt das

Nachmittags

Noo. 292.

Erste Beilage

schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Statistik und Volkswirthschaft.

Schiffsunfälle an der deutschen Küste.

Das 4. Heft des Jahrgangs 1892 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs bringt eine Abhandlung über die Schiffsunfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1891;, d. h. über diejenigen zur amtlichen Kenntniß gelangten Un⸗ fälle, von denen Schiffe an der deutschen Seeküste selbst auf dem Meere in einer Entfernung von nicht mehr als zwanzig Seemeilen von der Küste oder auf den mit dem Meere in Verbindung stehenden, von Seeschiffen befahrenen Binnen⸗ gewässern im Jahre 1891 betroffen wurden. Derartige Unfälle sind im ganzen 389 gezählt, welche (bei 115 Collisionen zwischen je 2 und 2 Zusammenstößen zwischen je 3 Schiffen) 508 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der vier vorhergehenden Jahre hatten ergeben: für 1890: 255 Unfälle und 336 betroffene Schiffe, für 1889: 180 Unfälle und 236 Schiffe, für 1888: 193 Unfälle und 243 Schiffe, für 1887: 273 Unfälle und 338 Schiffe. Die außergewöhnlich hohe Zahl der Unfälle im Jahre 1891 ist fast lediglich als eine Folge der ganz besonders ungünstigen Eisverhältnisse; welche unter dem Einfluß des strengen Frostes am Anfang des Jahres 1891 in den deutschen Küstengewässern herrschten, zu betrachten, während die ver⸗ hältnißmäßig geringe Anzahl der Unfälle in den Jahren 1888 und 1889 hauptsächlich auf die besseren Witterungsverhältnisse (weniger stürmisches Wetter) in diesen Jahren zurückgeführt werden muß. Von den von Unfällen betroffenen Schiffen sind im Jahre 1891: 70. (1890: 52, 1887 bis 1890 durchschnittlich 57) gänzlich verloren ge⸗

gangen, 297 wurden theilweise beschädigt und 141 blieben unbeschädigt.

er Verlust an Menschenleben (23) hat sich gegen das Vorjahr etwas vermehrt (um 6) und blieb hinter dem durchschnittlichen der 4 Jahre 1887/90 nur unwesentlich (um 2) zurück; er berechnet sich auf 0,30 %

aller an Bord gewesenen Personen (soweit deren Zahl bekannt war)

gegen 0,67 % im Vorjahre oder 0,80 %, 1,09 % und 1,51 % in den Jahren 1889, 1888 und 1887.

Von der Gesammtzahl der nachgewiesenen Schiffe sind 1891 128 Schiffe gestrandet, 3 gekentert, 20 gesunken, 236 in Collision ge⸗ rathen und 121 von Unfällen anderer Art betroffen worden. Der Gattung nach bestanden diese Schiffe aus 257 Dampfschiffen (253 Schrauben, und 4 Räderdampfer) und 251 Segelschiffen (darunter 8 Vollschiffe, 32 Barken, 8 dreimastige Schooner und Schoonerbarken, 4 Briggen und Brigantinen, 30 Schooner und Schoonerbriggen, 10 Galeassen und Galioten, 6 Gaffel⸗ schooner, 22 Kuffen und Tjalken, 88 Ever, Schaluppen, Jachten, Schniggen, Mutten, Prähme und dergl., sowie 43 Haff⸗ und 143 Unfälle treffen auf das Ostseegebiet (1,79 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke) und 246 auf das Nordseegebiet (8,34 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke). 340 der betreffenden Schiffe fuhren unter deutscher, 167 unter fremder Flagge, während von einem Schiff Unter den infolge der Unfälle

Die Einkommens⸗ und Vermögensverhältnisse in Norwegen. () Der Director des Statistischen Central⸗Bureaus in Christiania hat als Beilage zu „Statsökonomisk Tidsskrift for 1892“ ein Heft herausgegeben, in welchem er eine Uebersicht über die ökonomischen Verhältnisse der Bewohner Norwegens zu geben versucht. ganze Nationalvermögen 8 etwas über 2250 Millionen Kronen und das gesammte National⸗ einkommen auf zwischen 500 und 600 Millionen Kronen. Das Durchschnittseinkommen in den verschiedenen Lebensstellungen beträgt nach seinen Untersuchungen: höhere Beamte in den Städten 4600 Kronen (3600 Kronen in den Landdistricten), staatliche Unter⸗ beamte 1500 Kronen, Communalbeamte in den Städten 1400 Kronen (800 Kronen), Advokaten 5000 Kronen (3000 Kronen), praktische

Aerzte 5000 Kronen (3200 Kronen), Schulvorsteher eigener Schulen

und selbständig thätige Lehrer 2000 Kronen (1200 Kronen), Hofbesitzer 900 bis 1000 Kronen, Hofpächter 600 bis 700 Kronen, landwirth⸗ schaftliche Verwalter und Vorarbeiter 600 Kronen, landwirthschaft⸗ P1 Tagelöhner und Forstarbeiter 360 bis 400 Kronen, land⸗ wirthschaftliches Gesinde 300 Kronen, Fabrikbesitzer 5000 Kronen (3000 Kronen), Kaufleute 6000 Kronen (2000 Kronen), Schiffsrheder 10 000 Kronen (3000 Kronen), Kleinhändler 800 1200 Kronen, Agenten, Makler, Expedienten ꝛc. 5000 Kronen (2000 Kronen), Handelscommis 600 1000 Kronen, Werkmeister in Fabriken 1600 bis 2000 Kronen, selbständige Handwerker 1200 Kronen (500 Kronen), Gesellen 600 Kronen, Bergwerks⸗ und Fabrikarbeiter 700 Kronen (500 Kronen), Matrosen 500 600 Kronen, Wege⸗ und Eisenbahn⸗ arbeiter 500 Kronen (400 Kronen), Tagelöhner 400 Kronen (360 Kronen), Näherinnen, Weberinnen ꝛc. 360 Kronen (250 Kronen), Fabrikarbeiterinnen 300 Kronen (250 Kronen), Tagelöhnerinnen 280 Kronen (220 Kronen) und Dienstmädchen 300 350 Kronen (200 bis 220 Kronen). 8 ur Arbeiterbewegunag. Die Gewerkschaft der Seidenarbeiter Zürichs ladet auf Grund des Beschlusses des ersten internationalen Textil⸗ arbeiter⸗Congresses, der im August zu Brüssel stattfand, laut einer im „Vorwärts“ mitgetheilten Bekannt⸗ machung die Textilarbeiter aller Länder zu einem internationalen Congreß ein, der in Zürich gleichzeitig mit dem internationalen Socialistencon reß abgehalten werden soll. Ferner beruft der Stwelzerische Metallarbeiter⸗Ver⸗ band einen internationalen Metallarbeitercongreß nach Zürich, der in den Tagen unmittelbar vor dem inter⸗ nationalen Socialistencongreß stattfinden soll. 1 Aus Bildstock (Saarrevier) meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage: Eine Bergarbeiter⸗Versamm⸗ lung, in der 2500 Personen anwesend waren, beschloß einstimmig, gegen die am 1. Januar einzuführende Arbeitsordnung vorstellig zu werden, eventuell zu kündigen; es wurde ein Strikecomité von fünf Personen gewählt. . In 2. wurde, wie der „Vorwärts“ berichtet, von den socialdemokratisch organisirten h über die Firma Dar⸗ mann u. Co. wegen Lohnherabsetzung die Sperre C nct In Zeitz haben nach demselben Blatte die Socialdemokraten über das Fi sa murt F sn in Aue⸗Aylsdorf wegen Saal⸗ verweigerung den Boycott verhängt. Nas Brüff el berichtet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage, daß trotz der Androhung der Entlassung aller weiter Strikenden nur 15 % der Arbeiter in Tilleur die Arbeit auf⸗ genommen hätten, während nach einem Telegramm des „H. T. B. der Strike in der Horloz⸗Grube zu Tilleur beendet wäre da sämmtliche Ausständige gestern wieder angefahren sein sollen. 2

Das durch einen geschmackvoll edruckten Weihnachtsanzeiger cröffnete Heemberheft der Heutschen Rundschau“ enthält an erster Stelle eine von phantastischem Zauber umsponnene Novelle

Paul Heyse's: „In der Geisterstunde“, die den Meister der Erzählungs⸗

unst auf seiner vollsten Höhe zeigt und uns ganz beson fesselt d

einen geheimnißvoll spannenden Zug, der diese novellistische Gabe durch⸗ weht. E. du Bois⸗Reymond giebt uns eine eingehende Abhandlung über Maupertuis, der bekanntlich von Friedrich dem Großen als Director der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen und schließlich in die heftigste Fehde mit Voltaire verwickelt wurde; in neuer, scharfer Beleuch⸗ tung erscheinen uns hier die wissenschaftlichen Erfolge Maupertuis', und manch' Schlaglicht fällt dabei auf seine Zeit sorzie seine bedeutenden Zeitgenossen. Während Philipp Spitta auf Robert Schumann als Schriftsteller näher eingeht, zeichnet uns R. A. Lipsius ein sorgfältiges Lebens⸗ und Charakterbild Philipp Melanchthon's, des treuen geistigen Mitkämpfers Luther's, dessen Bild im Laufe der Jahrhunderte den verschiedensten Entstellungen ausgesetzt war, bis es jetzt endlich in seiner Reinheit und Fleckenlosigkeit wiederhergestellt wurde. Ferner sei erwähnt der Aufsatz: „Französische Colonial⸗ politik sonst und jetzt”. Marie von Bunsen's Roman: „Gegen den Strom“ schreitet spannend weiter und erweckt große Er⸗ wartungen auf den Schluß; die hohen Berliner Gesellschaftskreise, denen die Personen des Romans entnommen sind, werden uns in treffender Skizzirung packend verkörpert; mit diesem Werk führt sich eine neue Autorin gut ein. Einem Essay über Pierre Loti, den kürzlich in die französische Akademie aufgenommenen Roman⸗ schriftsteller, folgt die „Politische Rundschau“, und dieser hleff sich ein sehr reichhaltiger literarischer Theil an, der aus kritischen leber⸗ sichten, einer weihnachtlichen Bücherschau und literarischen wie biblio⸗ graphischen Notizen besteht. Uebrigens dürften sich die inhaltreichen Quartalsbände der „Deutschen Rundschau“ in ihrem schmucken äußeren Gewand ausgezeichnet zu Festgeschenken eignen.

Eine neue Erzählung von Paul Lindau: „Vater Adrian“, in welcher eine Jugenderinnerung des Verfassers zu einer fesselnden Novelle herausgearbeitet worden ist, eröffnet das Dezemberheft von „Nord und Süd“. Das Heft ist mit dem Porträt des am 8. Dezember dieses Jahres seinen 60. Geburtstag feiernden norwegi⸗ schen Dichters Björnstjerne Björnson geschmückt, über den L. Mar⸗ holm einen eingehenden Aufsatz veröffentlicht. Hauptmann Ernst Boetticher 8 in einer Abhandlung „Die Wahrheit über die ‚trojanischen Alterthümer und ihre Tragweite“ gegenüber Schlie⸗ mann und dessen Anhängern, vornehmlich Virchow, ausführlich seine bekannte Ueberzeugung zu begründen, daß das Schliemann'sche „Troja“ in Wahrheit eine Feuernekropole sei, indem er den Charakter der Fundstätte und der unter dem Schutthügel Hissarlik gefundenen Alter⸗ thümer untersucht. Ernst Koppel hat einen kurzen Essay über den der Nacht des Wahnsinns verfallenen französischen Dichter Guy de Maupassant beigesteuert, von dessen Dichtung uns Sigmar Mehring in dem stimmungsvollen Gedichte „Mondenschimmer“ eine Probe liefert. Theodor führt seine im November⸗ heft begonnenen anziehenden Reiseschilderungen: „Zu Ostern in Spanien“ zu Ende. Eine witzige Plauderei des schwedischen Hu⸗ moristen Sigurd (Alfred Hedenstjerna): „Heirathen!“ schließt die Reihe der größeren Beiträge ab. Der bibliographische Theil enthält diesmal eine besonders große Zahl mehr oder minder umfangreicher Besprechungen interessanter literarischer Novitäten.

Weihnachts⸗Literatur.

Kaiser Wilhelm's II. Reisen nach Norwegen in den Jahren 1889 bis 1892 von Paul Güßfeldt. Zweite Auflage, mit 26 Heliogravüren und 152 Holzschnitten nach Zeichnungen von Carl Saltzmann und einer Orientirungskarte. Berlin, Gebr. Paetel. Das uns in einem Prachtbande vorliegende Werk erschien zum ersten Mal vor zwei Jahren; jetzt ist es nicht nur ergänzt durch Schilde⸗ rungen der Reisen Seiner Majestät in den Jahren 1891 und 1892, sondern auch durch einige monographisch gehaltene Skizzen, welche durch Carl Saltzmann auch die Unterstützung der bildenden Kunst er⸗ fahren haben: für die Reise 1891 ein „Naturgemälde der Küstenlandschaft“ und „Der Besuch Kaiser Wilhelm's auf dem Nordcap“; für die Reise 1892 „Die Rennthier⸗Pürschen auf der Insel Andammen“ und „Die Waljagd in den Gewässern bei Skaarö“. Der Verfasser, der Seine Majestät auf den Reisen begleitete, wurde von Allerhöchstdemselben mit der Beschreibung beauftragt. Den Mittelpunkt bildet die Person Seiner Majestät. Das Buch giebt aber nicht nur Kunde von den Reisen, sondern unterrichtet den deutschen Leser über das norwegische Land im allgemeinen. Gewisser⸗ maßen als Motto sind dem Werk die Worte vorgedruckt, die der Kaiser bei dem Festessen des brandenburgischen Provinzial⸗Landtags am 5. März 1890 über Seine Reisen und deren Nutzen ge⸗ sprochen hat.

Der Apostel Paulus. Neue Bilder aus seinem Leben, gezeichnet von Professor Paul Händler, erläutert und zu einem Gesammtbild des Apostels verbunden von dem General⸗Superinten⸗ denten der Rheinprovinz D. Wilhelm Baur. Falige Prachtein⸗ band Preis 17 Verlag von Otto Brandner in Dresden. Das von christlichem Geiste durchwehte Werk enthält neun neue Original⸗ bilder von Vorgängen aus dem Leben des Apostels, die im ganzen selten oder noch gar nicht dargestellt worden sind, die aber doch dem Leser der heiligen Geschichte vertraute Personen und Scenen vor⸗ führen; sie bilden so eine zu den umfassenderen Bildern älterer und neuerer Zeit. Die Bilder, in Lichtdruck in großem Folio⸗ format dargestellt, sind: Paulus und Ananias; Paulus und Timotheus; Paulus und Lydia; Paulus in Athen; Paulus und Eutychus; Paulus in Milet; Paulus in Gefahr auf dem Meere; Paulus in Rom und die römischen Juden; Paulus und Nero. Die Bilder beginnen also, statt mit der großen, vielfach dargestellten Scene auf dem Wege na⸗ Damaskus, mit dem Bußgebet des erblindeten Saulus, führen au die jedem Bibelleser vertraute Gestalt des Timotheus vor und bieten mit der „Predigt Pauli vor der Judengemeinde in Rom“ eine Parallele zu der Scene in Athen dar. Das Schlußblatt, Pauli Ver⸗ urtheilung durch Kaiser Nero, ist frei erfunden, gründet sich aber auf Apostel⸗

eschichte Kap. 27, 24; es soll zugleich die Illustration seiner Worte E9b „Ich habe einen guten Kampf gekämpft; ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort wird mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit’“ Die Bilder bekunden Größe der Auf⸗ fassung und hohen künstlerischen wie christlichen Sinn. Der ver⸗ bindende Text von dem General⸗Superintendenten D. Baur sucht die einzelnen Bilder zu einem Gesammtbild zu ergänzen und die Freig⸗ nisse und Thaten, welche die Avpostelgeschichte erzählt, aus dem Reich⸗ thum der in Briefen, welche der Apostel hinterlassen hat, in ihrer richtigen Bedeutung zu zeigen. Das würdig ausgestattete Werk wird nicht se⸗ dn künstlerischen, sondern vor allem auch den ristlichen Sinn befriedigen. 6 1nefti von Adolph Monod. Verdeutscht von Agnes von Bülow. Mit 8 Compositionen in Kupferdruck vom Pro⸗ fesor Paul Mohn. Dresden, Verlag von Otto Brandner. Groß Quart⸗Prachteinband 15 Das weltbekannte Buch des refor⸗ mirten Theologen Monod erscheint hier nicht nur in einer exacten, vortrefflichen Uebersetzung, sondern mit künstlerischen ildern ausgestattet, welche edle christliche Frauengestalten in ihrem Wirken vorführen. Unseren christlichen Frauen und Jungfrauen sei es auch in dieser neuen Ausstattung warm empfohlen.

Geschichte der deutschen Literatur von Otto von Leixner. Leipzig, Otto Spamer. Zweite Auflage. In 35 Liefe⸗ rungen zu 40 Vollständig 14 ℳ, in Prachtband 18 Be⸗ reits liegen 20 Lieferungen vor und noch zum Weihnachtsfest ist der Abschluß in Aussicht. Schon ein flüchtiger Einblick in das Werk

igt, weshalb sich gerade diese Literaturgeschich

u einer Festgabe 8

2 .

eignet; es ist das der Schmuck, der durch die Ausstattung ge⸗ währt ist. Dieser Schmuck ist aber nicht etwa ein inhaltsloser V1n. sondern er ist bedeutsam. Die Bildnisse nach zuverlässigen

riginalen zeigen uns die Gestalten der Dichter, Geschichtsschreiber, der Arbeiter in Dichtkunst und Wissenschaft; die Facsiseaes geben uns getreu die Handschrift von der feinsten Zierlichkeit bis zur man darf fast sagen Unleserlichkeit. Endlich sind die Drucknachahmungen aus alter Zeit und die Miniaturen culturgeschichtlich anziehend. Dem Geschichtswerk im Text sind geeignete Stellen aus den besprochenen Werken eingefügt, sodaß der Leser unmittelbar die Verfasser kennen lernt. Wie die erste Auflage, so wird diese zweite, erweitert und bis auf die neueste Zeit fortgeführt, Verbreitung und Anerkennung finden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ueber den Ernteausfall und den Saatenstand in Ruß⸗ land liegen aus einzelnen Gouvernements folgende Nach⸗ richten vor:

Ein beträchtlicher Theil Finlands, nämlich der ganze nordöstliche Theil, ist in diesem Jahre von einer Mißernte heimgesucht worden, hdaß seitens der Behörden Schritte gethan werden mußten, um einem Nothstande vorzubeugen. 8 8

Im Königreich Polen stellt sich das diesjährige Ernteergebniß, wenn man das Ergebniß einer Mittelernte mit 100 bezeichnet für Roggen und Sommerweizen auf 120, für Winterweizen auf 110 und für Gerste und Hafer auf 105. Die Witterung im Laufe des Monats November war dort sowohl als auch in Kurland für die Entwickelung der jungen Wintersaat im allgemeinen nicht ungünstig.

In den Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno hat die trockene Witterung der letzten Zeit die Feldarbeiten begünstigt, und der Stand der Wintersaaten ist zur Zeit ein guter. 1

Die Ernte in Cherson, Bessarabien, Taurien und Jekaterinoslaw

hat in Pud ergeben: Roggen nt⸗Weizen Hafer, Gerste gg Winter⸗ Sommer⸗ . 9 240 000 4 950 000 16 400 000 5 100 000 18 000 000 Bessarabien 3 150 000 7 000 000 3 750 000 2 000 000 5 600 000 Taurien . . 7 260 000 13 750 000,14 700 000 4 950 000,19 200 000 Jekaterinos- law . . 11 200 000 9 400 000 31 500 000 6 000 000 2 850 000 Das Ende Oktober eingetretene anhaltende Regenwetter hat in diesen Gouvernements die weitere Aussaat von Winterweizen und wesentlich befördert, doch bleibt die Ackerfläche gegen die des Vorjahres zurück. Der Saatenstand hat sich infolge des Fbhfte bei milder Temperatur im ganzen Südwestgebiet bedeuten gebessert. 3 Im Kuban, und Terekgebiet läßt dagegen der Stand der Felder theilweise zu wünschen übrig. Das Ergebniß der diesjährigen Maisernte im Gouvernemen Kutais wird auf 10 Millionen P geschätzt, wovon ungefäh 4 Millionen für die Ausfuhr verfügbar sein werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. b

Cholera. 3 Budapest. Vom 20. bis einschließlich 25. November sind nach den „Veröffentlichungen des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ nachstehende Cholera⸗Erkrankungen und⸗Todesfälle (tageweise geordne worden: 8:3, 6.24, 6:2, 8:1, 3: 1, 5:1, insgesammt Paris. Ueber die Erkrankungen in Nantes sind nach den „Veröff. d. d. Kais. Ges.⸗Amts“ folgende Einzelheiten bekannt geworden: Schon seit mehreren Wochen war daselbst eine Anzahl choleraartiger Krankheitsfälle, die indeß vereinzelt blieben, vorgekommen. In der Woche vom 13. bis 19. November stellte man indeß bereits neun Er⸗ krankungen, darunter vier Todesfälle, fest, und vom 22. bis 25. No⸗ vember insgesammt dreizehn Erkrankungen. Der Sitz der Krankheit ist hauptsächlich das sanitär ungünstige Bretagner Viertel St. Anne. In der 8 km stromabwärts gelegenen Ortschaft Basse⸗Indre fanden am 24. November zwei Erkankungen statt. In Lorient, besonders in seinen Vorstädten, und in einigen umliegenden Dörfern ereigneten sich (nach Mittheilung vom 26. November) täglich mehr oder weniger zahlreiche Erkrankungen, so in Locmique an einem Tage zwanzig Fälle, darunter vier tödtliche. 1 St. Petersburg. Nächst den Gouvernements Cherson Bessarabien, Podolien, Kiew, Wolhynien, Kursk und Tambow ist das Kaukasusgebiet von der Seuche schwer be⸗ troffen. Die stärkste Verbreitung hat sie im Kreise Lenkoran (Gouvernement Baku) gefunden; es erkrankten daselbst nach den Mit⸗ theilungen des „Kawkas“ vom 18. Oktober bis 3. November d. J. 691 Personen an der Cholera. Auch in den Städten Noworossysk (Kubangebiet) und Batum kommen zahlreiche Erkrankungen vor; 8 letzterer Stadt hat die Zahl derselben am 18. November dreißig etragen. Brüssel. In Brügge sind vom 19. bis 28. Nvvember d. J. durch Cholera 28 Erkrankungen verursacht worden; siebzehn davon nahmen einen tödtlichen Verlauf. In Brüssel wurden am 19. No vember sechs choleraartige Krankheitsfälle festgestellt. Von den Erkrankten sind drei gestorben. 8

Zufolge Verfügung der brasilianischen Regierung werden deutsche, nicht vor dem 5. Dezember 1892 abgegangene Schiffe fortan in den brasilianischen Häfen lediglich auf Grund einer strengen ärztlichen Untersuchung zum freien Verkehr zugelassen. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 209 vom 5./9. und 264 vom 7./11. 92.)

Handel und Gewerbe.

Antwerpener Getreidehandel. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 268 vom 11. November.) 11 Die Vorräthe an Getreide betrugen Ende November in Ant⸗ werpen nach angestellten Schätzungen in: 8 * Mill. kg

Cherson

S h 868 . Der Import nach Antwerpen auf dem Fluß⸗ und Seewege stellte sich in dem Zeitraum von Ende Oktober bis Ende November in: Roggen auf 1 Mill. kg aus Rumänien, Weizen 78 Mill. kg, davon aus: 48 ½ Mill. kg

Rumänien 48 Vereinigte Staaten v. Amerika . 8

Argentinien

Brasilien Canada

Rußland Ostindien