Eleonora Duse braucht, um sich von einem leichten Influenza⸗ anfall völlig zu erholen, auf ärztliche Anordnung noch einen Tag Ruhe. Infolge dessen mußte der für heute angekündigte elfte Duse⸗Abend („Die Cameliendame“) im Lessing⸗Theater auf morgen vertagt werden. Der zwölfte Duse⸗Abend („Cyprienne“) findet, wie es im Spielplan schon vorgesehen war, am Mittwoch statt. Der dreizehnte Abend, der die erste Aufführung von „Cavalleria rusticana“ in Verbindung mit Goldoni's „La Locandiera“ bringt, st auf den Freitag verlegt, während am Sonnabend der vierzehnte Abend eine abermalige Wiederholung der „Cameliendame“ bringen wird. — Heute wird die „Orientreise“ gegeben. 8 Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater haben die Proben zu der ersten großen Neuheit dieser Spielzeit, der in Wien mit großem Erfolge gegebenen Operette „Der Millionenonkel“ von Zell nd Genée, Musik von Adolf Müller, begonnen.
Nach einer Vereinbarung zwischen den Herren Dr. Oscar Blumen⸗ hal und Director Sigmund Lautenburg wird Herr Eugen Pansa in em neuen Schwank von Alexandre Bisson „Familie Pont⸗Biquet“, eer die nächste Neuheit des Residenz⸗Theaters bilden soll und kurz vor dem Weihnachtsfest zur Aufführung gelangt, in der Haupt⸗ rolle auftreten.
Die Direction des Kroll'schen Theaters theilt mit, daß
gr. Stagno wiederhergestellt und die erste Aufführung von „Mala Vita“ mit dem Genannten, Sgra. Bellincioni, Frau Moran⸗Olden und Herrn Luria in den Hauptpartien auf morgen angesetzt ist. - Sigismund Stojowski spielt in seinem am Mittwoch bends 7 ½ Uhr im Saal Bechstein stattfindenden zweiten Klavier⸗ Abend, außer Werken von Beethoven, Schumann und Chopin, kleinere Stücke von Paderewski, Godard, Dubois Zelénski, Chaminade, Moszkowski, ferner von eigenen Compositionen ein Scherzo, eine Gondoliera und „Au soir“. — Eugen dAlbert veranstaltet am 12. Januar 1893 sein erstes dieswinterliches Concert in Berlin und zwar in der Sing⸗Akademie; Karten sind schon jetzt bei Bote u. Bock erhältlich.
An dem morgen im Concerthause stattfindenden Virtuosen⸗ Abend wird Herr Rößler „Le carnaval russe“ für die Flöte von Ciardi, Herr Carnier den ersten Satz aus dem E-dur⸗Concert für die Violine von Vieurtemps, Herr Smit Serenade und Tarantelle für Cello von Lindner, Herr Steffens „The Favorite“ für Cornet à Piston von Hartmann vortragen; ferner werden die vier Wald⸗ hornisten die Lieder⸗Uebertragungen „Du bist die Ruh“ und „Der Lindenbaum“ von Schubert blasen. Außerdem bietet das Programm Orchesterwerke von Herold, Liszt, Nicolai, Ziegler, Verdi und Müller⸗ Berghaus. b
e“ 114“
Jagd. Officieller Strecken⸗-Rapport r Königlichen Hofjagden im Springer Saupark am 9. und 10. d. M.
In einem für Freitag Nachmittag im Hallerbruch einge⸗ stellten Jagen auf Roth⸗, Dam⸗ und Schwarzwild, einer am Sonnabend Vormittag im abgestellten District Sinngrün ver⸗ anstalteten Suche mit der Findermeute auf Sauen und endlich einem am Drakenberge verrichteten letzten Jagen auf Roth⸗, Dam⸗ und Schwarzwild wurden 12 Rothhirsche, 35 Stück Wild, 142 grobe und 160 geringe Sauen, 12 Schaufler und
Berliner Stiefelputzer ihre Thätigkeit. Das Institut wird seine Angestellten in belebten Gegenden der Stadt placiren, um den Passanten Gelegenheit zu geben, sich für 10 ₰ Stiefel und Kleider reinigen zu lassen. wird für den Betrag von 2 ℳ an pro Monat übernommen. Abonne⸗
ments werden “ bei den Angestellten sowie im Comptoir der Vereinigung B
Hiervon entfallen auf die Einzelstrecken: Seiner Majestät des Kaisers und Königs, 3 Rothhirsche, 2 Stück Wild, 43 grobe, 2 geringe Sauen, 1 Schaufler, 1 Stück Damwild, 8 Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Ludwig von Bayern, 2 Rothhirsche, 3 Stück Wild, 41 grobe und 7 ge⸗ ring 8 Wen⸗ Heinrich 8 — ddes Prinzen Heinrich von? reußen, 3 Rothhirsche, 7 Stück Wild, 2 grobe und 18 geringe Sauen, 2 Schaufle⸗ und 8 Shc Damwild, x es Prinzen Albrecht von Preußen, 3 Rothhirsche, 4 Stück Wild, 14 grobe, 10 geringe Sauen und 2 Rehhiusche des Fürsten von Hohenzollern, 2 Rothhirsche, 14 grobe, 6 geringe Sauen und 1 Stück Damwild, Ihrer Hoheiten des Herzogs Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg ⸗Glücksburg, 1 grobe, 10 geringe Sauen und 2 Schaufler, des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg⸗ Schwerin, 4 Stück Wild, 3 grobe, 14 geringe Sauen und 2 Schaufler. Königliche Parforce⸗Jagd
3 findet ““
u“ 1“
morgen nicht
Bekanntmachung, betreffend den Schluß der kleinen Jagd.
Für den Regierungsbezirk Potsdam wird die Jagd auf, Auer⸗, Birk⸗ und Fasanenhennen, Haselwild Wachteln und Hasen mit Ablauf des Dienstag, des 17. Januar 1893, geschlossen. “ 8 Potsdam, den 8. Dezember 1892. Der Bezirksausschuß von Dewitz.
Mannigfaltiges.
Inn der letzten geheimen Sitzung der Stadtverordneten⸗ Versammlung hat, wie die N. A. Z.“ erfährt, der Ausschuß zur Vorbereitung der Wahl des Bürgermeisters und eines besoldeten Stadtraths an Stelle des ausscheidenden Stadtraths Schreiner, zur Besetzung der Stelle des Bürgermeisters den Rechtsanwalt Kirschner in Hreslan und zur Besetzung der Stadtrathsstelle den Magistrats⸗ Assessor Bohm in Vorschlag gebracht. Die Versammlung hat be⸗ schlossen, die Wahlen in der nächsten Sitzung vorzunehmen.
An einem der nächsten Tage beginnt hier die Vereinigung
Auch die Kleider⸗ und Stiefelreinigung im Hause
erliner Stiefelputzer, Elsasserstraße 64/65, wo auch
8 Stück Damwild, zusammen 369 Stück Hochwild erlegt.
jede weitere Auskunft ertheilt wird.
wie „W. T. wehungen genommen worden.
hellen Tage eine Schaar spie Töchter des Dorfhirten vor den Augen des Vaters.
Breslau. XXI. Schlesischer Bädertag. Der in diese Jahre zum 21. Male tagende Shlefische I“ ee Kurorte Altheide, Charlottenbrunn, Cudowa, Flinsberg, Goczalkowitz Görbersdorf, Königsdorff⸗Jastrzemb, Landeck, Langenau, Muskau, Reinerz, Salzbrunn und Warmbrunn angehören, hielt seine Sitzungen am 9. und 10. Dezember cr. hier ab und war von Vertretern der Schlesischen Kurorte und Badeärzten zahlreich besucht. Die Tages⸗ ordnung der diesjährigen Versammlung umfaßte 22 Vorlagen aus welchen folgende hervorgehoben seien: 1) Maßregeln bei ansteckenden Krankheiten in Bädern. 2) Die neue Gewerbe⸗ steuergesetzebung in ihrer Wirkung auf die Bäder. 3) Die Stellung des Badearztes in der Gegenwart. 4) Die Sonn⸗ tagsruhe in Bezug auf Kurorte. 5) Die Fichtenrinde und ihr Werth in medizinisch⸗balneologischer Beziehung. 6) Ueber gesunde Woh⸗ nungen. 7) Uebex Quellenschutz. 8) Ueber Grundwasser⸗Beobach⸗ tungen. 9) Das Kneipp'sche Heilverfahren mit einem Hinblick auf seinen wissenschaftlichen Werth. 10) Ueber das Gurgeln mit Mineral⸗ wasser. 11) Ueber die Gebrauchsweise der Moorbäder. 12) Die Späterlegung der preußischen Schulferien. 13) Ueber das Recht der Vermiether zur Verabreichung geistiger Getränke. Die Verhand⸗ lungen sollen im nächsten Frühjahr im Druck erscheinen.
8 Altena, 10. Dezember. Seit gestern herrscht, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ mitgetheilt wird, im ganzen Sauerlande Schnee⸗ gestöber. Der Schnee liegt im Gebirge 1 m ho d erschwert den Verkehr. 8 “
Düsseldorf, 9. Dezember. Heute Mittag gegen 1 ½ Uhr stellte sich, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ ’ wird, ein heftiger Schneefall ein, der lange anhielt und endlich den Verkehr in den Straßen der Stadt so erschwerte, daß um 5 Uhr die Pferdebahn sich genöthigt sah, den Betrieb einzustellen. Stellen⸗ weise lag der Schnee so hoch, daß Fußgänger Mühe hatten, sich Bahn zu brechen. Schwere Lastfuhrwerke versanken gegen 6 Uhr an ver⸗ schiedenen Stellen der Stadt so tief im Schnee, daß Vorspann geholt werden mußte, um sie von der Stelle zu bringen. Der Verkehr auf den Wegen der Außengemeinden ist durch den massenhaften Schneefall ebenfalls sehr erschwert.
1 Hamb urg, 10. Dezember. Es gilt nach einem Telegramm der „Köln. Z.“ für sicher, daß der deutsche Fünfmaster „Maria Rickmers“ aus Bremerhaven mit 40 Mann Besatzung unter⸗ gegangen ist. Das deutsche Schiff „Thyra“ kenterte an der norwegischen Küste; die Mannschaft ertrank.
Pest, 10. Dezember. Auf allen Linien der Staatsbahnen ist, B.“ meldet, heute Nachmittag der durch Schneever⸗ seit einigen Tagen gestörte Verkehr wieder auf⸗
Turin, 9. Dezember Wölfe überfielen, wie der „Voss. Ztg.“
.
berichtet wird, gestern in Ereg⸗ Marittima bei Ventimiglia am ender Kinder und zerrissen die vier
8
Wetterbericht vom 12. Dezember, 8 Uhr Morgens.
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Wetter.
Bar. auf 0 Gr.
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Temperatur
red. in M
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EC 8** S Adler.
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Die erste am Freitag statt.
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2
fang 7 Uhr.
Karlsruhe.. 755 Wiesbaden 755
Berlin . 750
Regen bedeckt ³) Regen ⁴) Schnee ⁵) 2 Schnee 6) — 2 758 ill bedeckt — 5 754 —7
München. 756 Chemnitz 753
ESbbSSSdnbnS
6) Nachts Schnee. 8
Wirkungskreis über trübes, windiges Wetter mit fällen vorwaltet. wärmer geworden, erheblich in den westlichen Gebiets⸗ theilen, wo Thauwetter mit Regenfa In dem Streifen Danz
von Hamburg nach Salzburg und dürfte rasch ost⸗ wärts sich verlegen.
762 NNO 1 bedeckt 4 Wilbrand.
Erhöhte
¹) Dunst. ²) Rauhfrost. ³) Gestern anhaltender Pretse
Schnee. ⁴¹) Nachts Regen und Schnee. ⁵) Nebel.
Uebersicht der Witterung. Ein tiefes Minimum liegt über der Nordsee, seinen beuropa ausbreitend, wo egen⸗ oder Schnee⸗ dame. In Deutschland ist es überall Donnerstag: Die eingetreten ist. 1 . eg. Banhcheft herrscht noch strenge Kälte. Die westliche Frostgrenze erstreckt sich 8 Sonnabend:
Deutsche Seewarte.
haus.
Oper in 2 Acten und einem Vorspiel. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig
Slavische Brautwerbung. Graeb. Musik componirt und arrangirt von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Brahms.) Dirigent: Musik⸗ director Hertel.
Columbus.
2 . Anfang 7 ½ Uhr. heater⸗Anzeigen. “ Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗
ohne Aufgeld. 267. Vorstellung. Bajazzi (Pagliacci).
rtmann. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur etzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Vorher: Tanzbild von Emil
Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 277. Vorstellung. Christo (Erster Theil.) Schauspiel brifagn ⸗ Karl Werder. In Scene gesetzt vom
zügen von Pber. Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. g
Mittwoch: Opernhaus. 268. Vorstellung. Martha, oder: Der Markt komische Oper in 4 Acten von Friedrich v. Flotow. Text (theilweise nach dem Plane des St. Georges) „W. Friedrich. (Lyonel: Herr Kammersänger Emil Götze, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Penspiel in 1 Aufzug nach H. Hölty von n Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Die gelehrten in 5 Aufzügen von Jean Baptiste Molisre. In deutschen Versen von Ludwig Schne⸗ ¹) setzt vom Ober⸗Regisseur Schnee 7
Deutsches Theater.
Mittwoch: Die Jüdin von Toledo. Regen ö Lolo’s Vater. ufführung von „Don Carlos“ findet
Berliner Theater. Dienstag: Dora. An⸗
Mittwoch: Kean. „Donnerstag, Nachmittags 1 Uhr: Mit Aller⸗ höchster Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers. Matinée zum Besten des unter dem Protectorate Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen stehenden „Charlottenheim“. Ingendliebe. Lustspiel in einem Aufzug von Adolf Hierauf: A Santa Lucia. drama von Cognetti.
Donnerstag, Abends 7 Uhr: Dora.
Lessing-Theater. Dienstag: 11. Gastspiel von Eleonora Duse mit ihrer Gesellschaft unter der Direction von Cav. Flavio Ando. Die Cameli
e. Anfang 7 ½ Uhr. 35 Mittwoch: 12. Duse⸗Abend. Cyprienne.
Freitag: 13. Duse⸗ cana. — La Locandiera. 14. Duse⸗Abend. Die Camelien⸗ Costum
Wallner-Theater. Dienstag: stellung des Lessing⸗Theaters: Die Großstadtlufz.
Mittwoch: Die Großstadtluft. Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverk 7f
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. — Chausseestraße 25. . Dienstag: Zum 18. Male in neuer Bearbeitung: Das verwunschene Schloß. Operette in 3 Auf⸗ zügen von Alois Berla. Musik von Carl Millöcker. ve von Julius r Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. “ Fans. „In Vorbereitung: Der Millionenonkel. Operette in 3 Acten von Zell und Genée.
u Richmond. Romantisch⸗
bOrg.
Schwank in 4
von Max Schönau. Mittwoch:
Zum 65. Male:
278. Vorstellung. Das Buch
Blum und Raoul Toché.
— Vorher: Der nene
rauen. Lustspiel
ulda. In Scene ge⸗ ax Grube. Anfang
Stagno und Juan Luria. “ Vita. Dienstag: Doctor
Uhr. Mittwoch: Der Freischütz.
in 4 Aufzügen von R. Weber und Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Logierbesnich.
Zum 81. Male:
Die Welt ßreiter. Musik von J. Bayer. ouis Gundlach. — Ballabile: Ein Drachenfest. Musik von Pierantonio Tasca. in 1 von 2
et von H. F.
Braun.
Musik von Inscenirt durch
18 spiel). Anfang 7 ½ Uhr.
von Regel. Musik von Mader.
Adolph Ernst-Theater. Orientreise. Woche): Die wilde Abend. Cavalleria rusti-
gesezt von Adolph Ernst. virs. g Dieselbe Vorstellung.
In Vorbereitung:
sangsposse in 3
Mannstädt. Couplets theilweise
Musik von G. Steffens.
43. Gast⸗Vor⸗
Lebemann.
schauspielers Max Hospauer.
bayerisches Volks
s zügen von ritzsche. Dirigent:
Zither⸗Soli: Musik von Adolf Mittwoch: Dieselbe Vorstellurg.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ S Der kleine Schwerenöther. Acten von Leon Gaudillot. Anfang 7 ½ uh. 8 m avillon. (Le Parfum.) Schwank in 3 Acten von Ernest Deutsch Fischl. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. 1 Gauymed.
Lefort.) Schwank in 1 Act von Charles Louveau.
Kroll's Theater. Dienstag: Gastspiel von Gemma Bellincioni, Frau Moran⸗Olden, Roberto Zum 1. Male: Mala
ta. Melodrama in 3 Acten von N. Daspuro. Musik von Umberto Giordano. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Dienstag: Zum 11. Male: Logierbesuch. Schwank
Max Löwenfeld.
Theater Unter den Linden.
und Tanz. Ausstattungs⸗Ballet von Gaul und Inscenirt durch Das Kemdie. 1 itwirkende: Melo⸗ 500 Personen.) — Das Baby. 1ee. Schwank A- . Ferron. Couplets
A iscen z. A. Friese sen.
— Imro Fox, amerkkanischer Prestidigitateur (Gast⸗
In Vorbereitung: Die Sirenen⸗Insel.
— 3 Choreogr. von Haßreiter. (Repertoirestück der Wiener Hofoper.)
Dienstag (letzte 1 Madonna. posse in 3 Acten von Leon Treptow. von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen en aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Scene Anfang 7 ½ Uhr.
Modernes Babylon. Ge⸗ cten von Ed. Jacobson und W. von G. Görß.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Dienstag: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Faestie. ver Münch Hof⸗ 8 Zum 4. Male:
Der e aesthete; von Ammergau. ück mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Die Handlung spielt in Grasweg und Umgebung. Im 3. Act: Schuhplattl⸗ Albert Sageser.
Lehrter Bahnhof. 1 ℳ Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. 8 Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.
Deutsch
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter 2 hof). Geöffnet von 12 — 11 Ubr⸗ Ca’an
von Ludwig
(Café
Coneceerte.
Concert-Haus. Dienstag, Abends 7 Uhr: Karl Meyder⸗Concert. III. Virtuosen⸗Abend.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag,
Anfang 7 ½ Uhr. II. und letzter Klavier⸗Abend von Leonard Borwick.
Cirrus Renz (Carlstraße.) Dienstag, Abends 7¼ Uhr: Große brillante Vorstellung: Aus dem Programm besonders hervorzuheben: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Markir“. — Quadrille aus der Zeit Friedrich's des Großen, geritten von 8 Damen und 8 Herren. — 8 arabische Schimmel⸗ hengste, in Freiheit vorgeführt von Herrn Oscar enz. — „Elimar“, der Strickspringer, vorgeführt von Frl. Oceana Renz. Zum Schluß: 8☛ Auf
elgolaund oder: Ebbe und Fluth. Großes kand⸗, Wasser, und Feuer⸗Schauspiel. National⸗ tänze von 82 Damen. Neue Einlagen, u. g.: „Auf⸗ zug der Leib⸗Garde⸗Artillerie“, „1. Garde⸗Regiment zu Fuß“, „Hamburger Bürgerwehr“.
Mittwoch, Abends 7 † Uhr: S5 Vorstellung mit neuem Programm und „Auf Helgoland“.
Billet⸗Verkauf durch den „Invalidendank“, Mark⸗ grafenstraße 51 a.
Dienstag: in Bild
chinesische
Ballet
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Katharina Schenck mit Hrn. Bau⸗ meister Carl Bräuer (Berlin)h. — Miß Baxter mit Hrn. Verlagsbuchhändler August Herbig (Berlin). Verehelicht: Hr. Ewald von Gruben⸗Comsow mit Frl. Else von Stralendorf (Berlin). — Hr. Regierungs⸗Baumeister Benno Voss mit Frl. Ida
Conrad (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberlehrer J. Gutsch (Berlin). — Hrn. Regierungs⸗Rath Werneburg (Osnabrück). — Eine Tochter: Hrn. Frhrn. von Schlichting (Wierzbiczany)). — Hrn. von Alt⸗Stutterheim b“ Gestorben: Hr. Gutsbesitzer Wilhelm Riecke (Glindenberg). — Hr. Hofrath a. D. Richard de Cupry (Berlin). — 1 Prediger Ulrike Lücke, geb. Liba (Berlin). — Hr. Landrath a. D. Ferdi⸗ nand Graf Larisch, Frhr. von Ellgoth und Karwin (Dirschel).
Gesangs⸗ Couplets
Ober⸗
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Anfang Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ 8 Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 3
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
7
(19572)
Erste
s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
u
12. Sitzung vom Sonnabend, 10. Dezember,
Aus der auf der Tagesordnung stehenden ersten Berathung des Gesetzentwurfs, über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, über deren Beginn wir bereits am Sonnabend berichtet haben, tragen wir nachstehend die ein⸗ leitende Rede des Königlich preußischen Kriegs⸗Ministers von Kaltenborn⸗Stachau nach:
Im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers gestatte ich mir diejenigen militärischen Gesichtspunkte kurz zur Sprache zu bringen, welche bei Einbringung des zur Berathung stehenden Gesetzentwurfs maßgebend gewesen sind. Es steht zwar heute nur die Vorlage, betreffend die Friedenspräsenzstärke des Heeres, auf der Tagesordnung; ich kann aber die andere Vorlage, die dem hohen Hause ebenfalls zugegangen ist und die die ander⸗ weitige Regelung der Ersatzvertheilung betrifft, nicht gut von der auf der Tagesordnung stehenden trennen. Der bevor⸗ stehende Ablauf des Septennats stellte die Militärverwaltung vor den schwierigen Entschluß, in welcher Weise die Heeresorganisation weiter auszubauen sein wird. Zwei Gesichtspunkte traten dabei klar hervor: erstens die ungerechte Vertheilung der personellen Lasten des Heeres⸗ dienstes und zweitens die nicht zureichende Leistung an sich in militä⸗ rischer Beziehung. Diesen beiden Gesichtspunkten sollen die vor⸗ gelegten Gesetzentwürfe Rechnung tragen, und deshalb, meine ich, sind sie nicht von einander zu trennen. 1
Auf die Mißstände einzugehen, welche die bisherige Ersatzver⸗ theilung im Gefolge hatte, versage ich mir; ich glaube, ein Blick auf die Begründung zu dem betreffenden Gesetzentwurf genügt, um dar⸗ zuthun, daß hier Wandel geschaffen werden muß. Wenn Sie der Gesetzvorlage über die Ersatzvertheilung Ihre Zustimmung geben, wie ich erwarte, dann schaffen Sie damit die Grundlage für den anderen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, und gewähren dann die Möglichkeit, alle tauglichen Wehrfähigen auch wirklich einzuziehen und für den Krieg vorzubilden. Erst dadurch wird man dem im § 4 des Wehrgesetzes ausgesprochenen Grundsatz gerecht, nach welchem das stehende Heer im Verein mit der Flotte die Bildungs⸗ schule der ganzen Nation für den Krieg sein soll. Dieses Ziel ist bisher nicht erreicht worden, der Rahmen des stehenden Heeres ist zu klein, um dieser großen Aufgabe zu genügen; das Deutsche Reich verfügt nicht über die Machtmittel, welche der Stärke seiner Bevölkerung und der Kraft und der Größe der Nation entsprechen. Diese Erkenntniß ist mit der Zeit immer schärfer hervorgetreten; auch haben sich die Folgen mehr und mehr geltend gemacht, daß sämmtliche europäischen Großmächte die allgemeine Wehrpflicht eingeführt haben. So ist es gekommen, daß wir, die wir den Anstoß zu dieser Idee gegeben, allmählich den früheren Vorsprung verloren haben. Ich darf in Bezug auf weitere Details hierüber wohl auf die Begründung zu der Gesetzesvorlage verweisen.
War hiernach das Ziel einer Neuorganisation klargelegt, so fragte es sich, auf welchem Wege es zu erreichen sei. Eine Verlängerung der Dienstpflicht, um dadurch die Zahl der für den Kriegsdienst vor⸗ handenen Mannschaften zu vermehren, erschien ausgeschlossen; wir sind bereits in dieser Hinsicht schon bis an die äußerste Grenze gegangen. Es kam also nur die Erhöhung des Friedens⸗Etats und die Vermehrung der Cadres in Betracht. Der bisher mehrfach ein⸗ geschlagene Weg, die Heeresorganisation dadurch zu erweitern, daß man neue größere Verbände schuf und in dieselben ein⸗ fügte, erschien nicht gangbar. Sollte es in genügender Weise ge⸗ schehen, so waren Mittel erforderlich, die nicht aufzubringen gewesen wären, eine partielle Abhilfe genügte aber gegenüber der thatsächlichen Verschiebung der Machtverhältnisse nicht. So blieb denn nur das Mittel übrig, unter Festhaltung der bestehenden Organisation mehr Leute auszubilden und im allgemeinen nur diejenigen Formationen neu zu schaffen, welche diesem Zweck dienen und gleichzeitig als Stämme
ür Kriegsformationen Verwendung finden sollen.
Aus diesen Erwägungen ist das Project der Heeresverstärkung entstanden. Ich glaube, es ist einfach; und ich möchte behaupten, daß noch bei keiner bisherigen Heeresverstärkung Kosten und Wirkung in so günstigem Verhältniß gestanden haben. Wirft man einen Blick auf die verschwindend kleine Zahl von hohen Stellen, die in Aussicht genommen sind, so ergiebt sich ohne weiteres, daß die Heeresverwal⸗
8.
tung von keiner anderen Rücksicht geleitet worden ist, als von der Er⸗ strebung des vorhin bezeichneten Zieles. 1 Aus demselben Grunde ist aber auch die thatsächliche Durch⸗ führung der dreijährigen Dienstzeit bei den Fußtruppen nicht mehr ausführbar; die geforderten Mittel würden unerschwinglich sein. Außerdem hat sich gezeigt, das mit dem Räckgang der Zahl des dritten Jahrgangs auch der Einfluß dieses Jahrgangs auf die Aus⸗ bildung erheblich zurückgegangen ist. Die Ausbildung ist zudem un⸗ gleichmäßig geworden, und es erschien deshalb nicht nur angezeigt, ondern auch geboten, den entscheidenden Schritt zu thun: ieber sich mit einer unter normalen und gewöhnlichen Verhältnissen verkürzten Dienstzeit zu begnügen, dafür aber die Bedingungen für eine bessere und gleichartige Ausbildung zu erhöhen. Daß von einem Versuch bei dieser Gelegenheit nicht die Rede sein kann, möchte ich ausdrücklich hervorheben; es handelt sich um die Beschreitung eines Weges, der unter sorgfältiger Abwägung aller Verhältnisse und mit festem Ausblick auf die Zukunft gewählt worden ist.
Gewiß wäre es ein Fehler, wenn man bei der Abwägung der
. gegenseitigen Machtverhältnisse nur Zahlengrößen in Rechnung stellen
wollte. Aber andererseits wäre es doch auch nicht zu verantworten vor der Nation, das Heer gegen überlegene Massen zu führen, und ihm
zu überlassen, mit seinem Blut diese Verschiedenheit der Stärke aus⸗
zugleichen. Will das Deutsche Reich seine Machtstellung bewahren,
Herr seines Geschickes bleiben, so muß es jederzeit bereit sein, seine volle
Kraft in die Wagschale zu werfen und nicht nur mit einem Theile
Berlin, Montag, den 12. Dezember
seiner Männer zu kämpfen, sondern das ganze Volk zum Entscheidungs⸗ kumpfe aufzurufen. Auch die Alten vor den Jungen in den Kampf zu führen, wäre Unrecht; im Gegentheil, die Jugend gehört in die erste Linie und zum Angriff, die Alten zum Nachschub und zur Ab⸗ wehr. Damit wird auch der Landwehr wieder derjenige Wirkungs⸗ kreis zugewiesen, der ihr nach der Organisation gebührt und den sie nach der festen Ueberzeugung der Heeresverwaltung ganz und voll aus⸗ füllen wird.
Freilich wäre es falsch, sich mit der Zahl der ausgehobenen Massen zu begnügen und sich über die Ausbildung des Einzelnen hinwegzusetzen. Aber das gerade ist ja der Zweck der Organisakion, daß man trotz kürzerer Dienstzeit für eine gleichmäßige und intensivere Ausbildung sämmtlicher Mannschaften sorgen will. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn ein solches Heer zu schaffen wäre unter Festhaltung und gleichmäßiger Durchführung der dreijährigen Dienstzeit, das jedem Soldaten das Er⸗ wünschteste sein würde. Aber ich meine, es hat keinen Zweck, nach Unerfüllbarem zu streben, richtiger ist es vielmehr, daß man mit kaltem Blut die Verhältnisse abwägt und sich dann zu denjenigen Maßregeln entschließt, die unter gleichmäßiger Vertheilung der Last und unter höchster Anspannung der Kraft doch die sorgfältige und gründliche Ausbildung jedes einzelnen Streiters gewährleisten. 1
Auf diesem Gedanken beruhen die Vorschläge in Bezug auf Etatsvermehrung und Neuformationen bei den Fußtruppen, in welchen letzteren auch die unentbehrlichen Compensationen für die Durchfüh⸗ rung der zweijährigen Dienstzeit enthalten sind.
Die Vermehrung der Cavallerie ist in den engsten Grenzen ge⸗ halten. Die Bildung von Stanim⸗Escadrons hat gerade die Inter⸗ essen möglichster Sparsamkeit ins Auge gefaßt und es sind für diese Maßregel die Erfahrungen bei der uns befreundeten österreichisch⸗ ungarischen Armee nutzbar gemacht.
Größere Ausgaben erfordert die Feldartillerie, bei welcher, ab⸗ gesehen von der reitenden Artillerie, ebenfalls mit der zweijährigen Dienstzeit gerechnet werden soll, und für welche deshalb entsprechende Etatserhöhungen in Aussicht genommen sind. Die Neuformationen betreffen im wesentlichen Stämme für die im Kriege aufzustellenden
Reservebatterien; ohne solche würden diese Batterien minder⸗ werthig seien. — .
In Bezug auf die Vermehrung der Specialtruppen darf ich auf die Begründung verweisen. Es mußte eben der Weiterentwickelung dieser Waffen und den neu an sie herantretenden Bedürfnissen Rech⸗ nung getragen werden. 1
Ich darf annehmen, daß das Haus beschließen wird, die Gesetzes⸗ vorlage an eine Commission zu verweisen, und es wird in dieser Gelegenheit sein, auf nähere Einzelheiten einzugehen. Es wird dort auch der Nachweis erbracht werden, welche Maßregeln getroffen sind, um die überaus wichtige Frage der Bereitstellung ausreichenden Ausbildungspersonals zu lösen und daß alles vorgekehrt ist, die Durch⸗ führung der Neuorganisation zu sichern, ohne das Gefüge der Armee auch nur auf einen Augenblick zu gefährden.
Ich möchte mich dahin resümiren, daß, wenn die betreffenden Gesetzentwürfe zur Verabschiedung gelangen, das Heer eine derartige Verjüngung und Verstärkung erfahren wird, die die beste Garantie für den Frieden und im Falle eines Angriffs die sicherste Bürgschaft des Erfolges gewähren. Ich bin nicht in Zweifel darüber, daß bei der Durchführung Schwierigkeiten entstehen werden. Aber dies tritt zurück gegenüber dem Mißstande, mit Kräften rechnen zu müssen, welche nach meiner pflichtmäßigen Ueberzeugung nicht mehr ausreichen. (Bravo! rechts.)
Die hierauf folgende Rede des Abg. Freiherrn von Huene haben wir bereits in der Sonnabend⸗Nummer wieder⸗ gegeben. Diesem Redner folgte der
Abg. Richter: Er freue sich, die Grundauffassung, mit der seine Partei dieser Vorlage gegenüberstehe, in der Rede des Abg. Freiherrn von Huene anerkannt zu. sehen. Was er als über⸗ einstimmende Meinung seiner Partei hingestellt habe, daß man auch bei einer gesetzlichen Sicherstellung der zweijährigen Dienst⸗ zeit nicht geneigt sei, über die gegenwärtige Friedenspräsenz⸗
stärke hinauszugehen, nähere sich der Grundauffassung der frei⸗ sinnigen Partei. Er
(Redner) erblicke allerdings in dieser Vor⸗ lage nicht ein so weitgehendes Entgegenkommen gegen die Windt⸗ horst'schen Resolutionen wie der Abg. Freiherr von Huene und er möchte auch alles ablehnen, was den Gedanken erwecken könnte bei der Regierung, als ob die freisinnige Partei geneigt sei, auf der Grundlage des Gesammtplans diesmal eine erste Rate zu bewilligen, unter Vorbehalt späterer Entscheidung über den Rest. Das zweite Gesetz, die Vertheilung des Ersatzbedarfs, stehe nicht in untrenn⸗ barem Zusammenhange mit dieser Vorlage. Eine gerechtere Ver⸗ theilung des Ersatzbedarfs sei unter allen Umständen richtig, möge man das Ergänzungscontingent größer oder geringer feststellen. Seine Partei stehe also dem Grundgedanken dieses Entwurfs sympathisch gegenüber, den Ausschluß der Enäprg. Freiwilligen bei der des Ergänzungscontingents halte er aber für ungerechtfertigt. Vorab eine Bemerkung gegenüber dem Reichs⸗ kanzler, der bei der Etatsberathung geäußert habe, man könne ein poli⸗ tisches ABC schreiben und doch im militärischen ABC noch weit zurück sein. Der Reichskanzler habe Zurückhaltung im Urtheil ge⸗ wünscht, wenn man da nicht zu Hause sei. Er (Redner) meine aber auch, daß der Reichskanzler nicht richtig gehandelt habe, daß er gerade bei dieser Vorlage sich auf das Urtheil der milltärischen Autoritäten so besonders gestützt habe. Es sei doch ein offenes Geheimniß, daß ein großer Theil gerade der militärischen Autoritäten. diese Vorlage nicht anerkenne als eine große Verbesserung vom militärischen Stand⸗ punkt und daß hier sehr große Meinungsverschiedenheiten gerade unter den Fachmännern vorhanden seien, nicht bloß in Bezug auf die zwei⸗ jährige Dienstzeit, sondern auch über den Werth der neuen For⸗ mationen, insbesondere der vierten Bataillone. Es sei nicht sehr ge⸗ schickt gewesen, nach dem Inhalt dieser Vorlage gerade den Fachmann auszuspielen gegenüber dem Laienverstand. Denn das müsse man doch zugeben, daß das Anerkenntniß, daß die zweijährige Dienstzeit jetzt militärisch zulässig sei, ein Triumph des Laienverstandes über die militärische Autorität sei. Er Redner) habe dar⸗ zuthun versucht, daß seit 1870/71 ohne diese; orlage eine Feif⸗ Verjüngung im Heere für den Kriegsfall eingetreten sei. Er habe angeführt, daß, während damals den dritten Linien⸗Bataillonen un⸗ mittelbar in der Aufstellung die beiden Landwehr⸗Bataillone gefolgt seien, jetzt ein viertes Bataillon dazwischen stehe und zwei Reserve⸗ Bataillone folgten für den Kriegsfall, die man damals noch nicht
gekannt habe. Nun habe er bemerkt, daß das vierte Bataillon und
1892.
die zwei Reserve⸗Bataillone gemischt seien aus Reservisten und Land⸗ wehrleuten. Darauf habe der Reichskanzler bemerkt, diese Mischung fände nur bei den Bataillonen der Garde statt, während sonst nicht jedes Bataillon gemischt sei aus Reservisten und Landwehr⸗ männern, sodaß das vierte Bataillon nur aus Reservisten be⸗ stehe und beide Reserve⸗Bataillone nur aus Landwe männern Diese Berichtigung habe für das, worauf es bei der Besprechung angekommen sei, nur eine verhältnißmäßig geringe Bedeutung. Der Reichskanzler habe gesagt, daß das vierte Bataillon im künftigen Kriege sich den drei Linien⸗Bataillonen anschlösse. Daraus folge, daß die tünftige Felddivision der Linie sechzehn Bataillone führen werde. Da man nun gegenwärtig 43 Felddivisionen der Linie habe gegen 3 im Jahre 1870/71 und da jede dieser 43 Divisionen durch Hinzufügun der vierten Bataillone um †l stärker sei als die Felddivision vo 1870/71, so folge daraus, das die jetzigen 43 Divisionen gleich werthig seien 57 D visionen, verglichen mil der Stärke vo 1870/71. Daraus folge weiter, daß schon ohne diese Vorla die Landwehr im Verhältniß zu 1870/71 erheblich zurück⸗ gestellt sei. Er (Redner) wisse sich wohl in Anbetracht des Umstandes, daß er in militärischen Dingen Laie sei, in dieser Besprechung zu bescheiden. Er gebe sich nur nicht einfach gefangen gegenüber den thatsächlichen Mittheilungen, die man von der Regierung zur Unter⸗ stützung einer Vorlage erhalte. Er versuche, alle Mittheilungen that⸗ sächlicher Art zu vergleichen mit thatsächlichen Mittheilungen, welche dieselbe Regierung bei früheren Vorlagen und bei anderen Gelegenheiten gemacht habe. Er vergleiche sie mit demjenigen, was sonst in der Oeffent⸗ lichkeit über militärische Verhältnisse des deutschen Heeres oder fremder Heere bekannt geworden sei. Es könne ja sein, daß ihm bei diesen Vergleichen ab und zu ein Irrthum unterlaufe, aber im Laufe der 21 Jahre, in denen er sich mit diesen Fragen beschäftige, sei es ihm oft gelungen, vor dem Hause den Nachweis zu führen, daß die thatsächlichen Mittheilungen der Regierung einseitig, nicht vollständig, daß die Angaben darin künstlich gruppirt und deshalb einer Correctur bedürftig gewesen seien. Worauf es bei dieser Vorlage ankomme, sei, ob das Mehr an Soldaten und Bataillonen sich vertrage mit den bürgerlichen undwirthschaftlichen Rücksichten gegenüber dem Lande. Der Reichskanzler meine, daß die freisinnige Partei nach ihren früheren Bestrebungen diese Vorlage genehmigen müsse, andererseits habe er ihr dieselben Bestrebungen zum Vorwurf gemacht. Das sei ein Widerspruch. Das Programm der freisinnigen Partei, das er (Redner) selbst in diesem Punkt abgefaßt habe, laute: „Entwickelung der vollen Wehrkraft des Volkes unter Schonung der wirthschaft⸗ lichen Interessen'. Die Entwickelung der vollen Wehrkraft in der Vorlage sei da, aber unter Prngenhng der wirthschaftlichen Interessen. Nachher: „Verminderung und g eichmäßigere Vertheilung der Militärlasten“.
Gleichmäßigere Vertheilung sei es allerdinss, aber nicht Verminderung, sondern ganz hedeutende Verstärkung der Militärlasten. Weiter: „durch Herabsetzung der Militärdienstzeit und volle Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht.“ Hier handele es sich um Einführung der zweijährigen Dienstzeit. Davon habe seine Partei damals absichtlich nicht gesprochen, weil sie gemeint habe, daß man unter gewissen Verhältnissen auch mit einer kürzeren Dienst⸗ zeit auskommen könne. Das habe sofort 1880 die Thatsache bestätigt, daß man für die Ausbildung der Ersatzreserve im ganzen fünf Monate für ausreichend erachtet habe. Das Institut der Einjährig⸗Frei⸗ willigen vertrage sehr wohl eine Ausdehnung auf solche Wehr⸗ pflichtige, die nicht zwei fremde Sprachen gelernt hätten. Wegen der Specialwaffen habe noch vor kurzem ein General Wille in einer Broschüre die Ansicht ausgesprochen, daß die dreijährige Dienstzeit bei der Kavallerie und reitenden Artillerie nicht mehr gerechtfertigt sei, als die dreijährige bei der Infanterie. Der verstorbene König habe als Prinz von Preußen 1857 in einer Denkschrift ausgeführt, daß durch Ausbildung aller Waffenpflichtigen dem Lande geradezu uner⸗ schwingliche Kosten verursacht würden. Dieses „unerschwing⸗ lich sei in die Windthorst'sche Resolution über⸗ gegangen. Bis zum Jahre 1890 habe auch die Regierung auf einem ganz anderen Standpunkt gestanden. In dem Verfassungs⸗ entwurf des Norddeutschen Bundes, wie er von Seiten der Regierung vorgelegt worden sei, sei ein Internat vorgesehen von 1 % der Be⸗ völkerung auf Grund der Zählung von 1867. Es sei damals hin⸗ zugefügt, daß man von zehn zu zehn Jahren neue Bestimmungen treffen wolle unter Berücksichtigung der eingetretenen Volksvermehrung. Man sei also eventuell noch unter 1 % hinuntergegangen. Dieses 1 % sei in der That die Grundlage gewesen für alle Festsetzungen über die Friedenspräsenzstärke, jetzt solle über diese Grundlage hinaus⸗ gegangen werden. Als der Reichskanzler im vorigen Jahre die neue Militärvorlage vorgelegt habe, habe er (Redner) geglaubt, daß man die Volkszahlung von 1890 zu Grunde legen wolle. Dann käme man aber nur zu einer Vermehrung um 8000 Mann. Diese Grundlage habe man verlassen. Man wolle die Aushebung verstärken über das hinaus, was Frankreich thue; man wolle die deutsche Armee sogar der russischen mleghfellen. trotzdern Rußland die doppelte Volks⸗ zahl habe. Deshalb müsse man sich hüten vor einer Bewilligung, die man auslegen könnte als einen ersten Schritt auf diesem Wege. Im Princip decke sich die Vorlage vollständig mit den Verdy’schen Plänen, der 1890 erklärt habe: wir müssen einen selbständigen Weg gehen und nicht immer nachhinken. “ selbst damals gesagt: „Der Verdy’sche Plan ist mit dies em Reichstag nicht durch⸗ zusetzen; wir müssen uns einschränken“. Der Reichskanzler habe diese Ein⸗ schränkung mit den finanziellen und wirthschaftlichen Verhältnissen be⸗ gründet. Wie werde es in Zukunft, wenn man sich überhaupt auf solche Pläne einlasse? Das Aushebungscontingent von 244 000 Mann vermehre sich bereits durch die wachsende Bevölkerung jährlich um 2500 Mann, das mache bei zweijähriger Dienstzeit eine Vermehrun der Präsenzstärke um 5000 Mann. Wenn die verlangten 60 000 Mann in das Heer eingestellt würden, werde der Reichskanzler alsbald sagen können: „40 000 Mann bleiben ganz unberechtigt zu Hause“, wie er bereits jetzt ausgeführt habe, daß 100 000 Mann zu Hause blieben. Dann würde man mit einer weiteren Heeres⸗ verstärkung von 80 000 Mann kommen. Die Cadres, die neu aufgestellt werden sollten, seien geeignet, künftig zu weiteren Heeresverstärkungen den Rahmen abzugeben. Lasse man sich darauf ein, dann werde es bald heißen, die Bataillone von 400 Mann seien nicht im stande, eine völlig kriegstüchtige Ausbildung zu geben, es bedürfe ihrer Ver⸗ tärkung mindestens auf 560 Mann. Dann habe man schon den fertig, die Präsenzstärke um weitere 30 000 Mann zu erhöhen. Auch 1887 habe man neue Cadres bewilligt, die dann 1889 zu zwei neuen Armee⸗Corps zusammengezogen worden seien. Die Frage, ob man mit weniger Unteroffizieren und Offizieren auskommen könne, sei wenig von Belang. Was ihn bedenklich mache, sei, daß, wenn man einmal das Ausbildungspersonal bewilligt habe, man gerade bei diesem zu höheren Forderungen in dem Rahmen der jetzigen Vor⸗ lage komme. Die Zahl würde ja übrigens doch nur auf dem Papier stehen, denn zu bekommen sei sie nicht. Es werde in der Begrändung gesagt, es sei die Vermehrung der Unteroffiziere und Nileztene nur eine Geldfrage. Das sei nicht richtig. Die Klagen über Mißhandlung der Soldat’en würden jetzt in einem Umfange laut, den man nicht für möglich gehalten habe gegenüber den Bestimmungen und Verordnungen, die höheren Orts erlassen seien. Man dürfe nicht übersehen, daß an solchen Mißhandlungen, wie sie z. B. in letzter Zeit gegenüber den VorüfFetebere⸗ vorge⸗ kommen seien, der Umstand schuld sei, daß man iu junge
1 ng Unteroffiziere und Offiziere in Dienst stelle, die noch nicht die sittliche