1892 / 297 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

endt, Matkowsky, Terzky: Herr Purschian, Illo: Keßler, Kahle, Isolani: Oberländer, Oberst Wrangel: Herr Plaschke, der schwedische Haupt⸗ mann: Herr Ludwig, Gefreiter der Cürassiere: Herr Winter, Seni: Herr Link, Fräulein von Neubrunn: Fräulein Abich.

Im Berliner Theater geht morgen „Macbeth“ mit Arthur Kraußneck und Anna Haverland in den Hauptrollen in Scene; für den Sonnabend ist „Nora“ mit Agnes Sorma und für Sonntag Abend „Kean“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle angesetzt.

zogin 1 ve Kahle, Thekla: Frau von Hochenburger, Octavio: ge err

rr Vollmer, Gordon:

Das Weihnachts⸗Repertoire des Lessing⸗Theaters ist folgen⸗

dermaßen festgestellt worden. Am ersten Feiertag findet die erste Auf⸗ führung des dreiactigen Schwanks „Schulden“ von Gustav von Moser und T. von Trotha statt. Am zweiten Feiertag wird diese Vorstellung wiederholt, während am dritten Feiertag Eleonora Duse ihre Ab⸗ schiedsverstellung in der Rolle der „Fedora“ giebt. Als Nachmittags⸗ zu volksthümlichen Preisen (kein Aufgeld, Parquet 2 u. s. w.) wird an allen drei Feiertagen der Schwank „Die Orient⸗ reise“ zur Aufführung gelangen. Zur Bequemlichkeit der Besucher ist die Einrichtung getroffen, daß der Vorverkauf für sämmtliche sechs Feiertagsvorstellungen schon von heute ab täglich an der Vor⸗ mittagskasse stattfindet.

Im Thomas⸗Theater wird in der heutigen Vorstellung der

Münchener Gesellschaft Fräulein Flora Kester als Loni im „Herr⸗ ottschnitzer von Ammergau“ auftreten. Die Titelrolle spielt Herr alaithy, der auch früher schon in dieser Partie hier aufgetreten ist.

Die Direction des Theaters Unter den Linden läßt sich durch Erwerbung neuer Stücke und weitere neue Engagements die Zusammenstellung eines regelrechten Spielplans angelegen sein. So wurde für das Theater außer dem mehrerwähnten Ballet⸗Repertoire⸗ tück der Wiener Hofoper „Die Sirenen⸗Insel“ und der neuen

perette „Die lachenden Erben“ noch eine zweite Operetten⸗Neuheit „Das Modell“ erworben, wozu die Musik von Fall componirt und das Libretto von Kallenberg verfaßt ist. Die erste Aufführung dieser Operette findet bereits zu Weihnachten gleichzeitig mit der „Sirenen⸗ Insel“ statt. Zur Theilnahme an den Schlußproben des neuen Tanz⸗ posms werden die beiden Verfasser Herr Haßreiter (choreographischer Theil) und Herr Regel (textlicher Theil) nächste Woche aus Wien hier eintreffen.

Der Vierte Quartett⸗Abend der Herren Professor Jos. Joachim und Genossen findet am 29. Dezember in der Sing⸗ Akademie statt; der Kartenverkauf ist bereits eröffnet. Der an⸗ gekündigte Lieder⸗Abend von Raimund von Zur Mühlen ist nun⸗ mehr auf Freitag, den 13. Januar in der ing⸗Akademie an⸗ gesest, Karten sind in der Hof⸗Musikalienhandlung von Bote und Bock zu haben.

Hof⸗Musikdirector Bilse wird morgen in Berlin eintreffen, um mit den Proben zu dem am nächsten Mittwoch im Concerthause stattfindenden Fest⸗Concert 2 beginnen. Morgen findet im Concert⸗ haufe der fünste „Wagner⸗Abend“ statt. Das interessante Programm enthält u. a. die erste Aufführung der „Sonate in vier Sätzen“, op. 1, für Orchester neu eingerichtet. u“ 8

öö 8—

5 Jagd.

Sonnabend, den 17. d. M. findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr Jagdschloß Grune⸗ wald, 1 ½ Uhr am Saugarten.

Wetterberi

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r Morgens. Billets zu 6,

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red. in Millim. S.

Stationen. Wetter.

Temperatur in 0 Celsius 50 C. 40 R

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= 8 8 5 2

WNW 1 Regen in 5 Aufzügen SSW F2 bedeckt WSW 6 Regen WNW F5 beiter 2 Schnee 2 bedeckt 1 Schnee 1 Schnee

Mullaghmore 757 Aberdeen 755 Christiansund 744 Kopenhagen. 753. Stockholm . 749 aranda. 753 O Petersburg 756 NW Moskau 756 SW

Cork, Queens⸗ towmn.. Cherbourg . 766 E1P116625 q178- mburg 759 winemünde 754 Neufahrwasser 752 Memel 754

Peris 768 ünster..

761 Karlsruhe. 767 Wiesbaden 765 München. 767 WSW 6 bedeckt Chemnitz. 763 W 5 bedeckt?) Berlin.. 759 WNW 4 Regen ⁵) Wien... 765 W 2 bedeckt Breslau.. 758 W 2 Schnee Ile d'Aix 770 WNW 3 Nebel 769 O 2 heiter 7668 ⁰Qstill heiter

1) Nachts starker Regen. ²) Abends und Nachts Schnee. ³) Nachts 25 und Regen. ⁴) Nachts Schnee. ⁵) Gestern Regen. ⁶) Nachts Regen. 7) Nebel, Glatteis. 8⁸) Nachts Schnee und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern nördlich von Schottland lag, ist ostnordostwärts nach der norwegischen Küste fortgeschritten, auf der Süd⸗ Fr ein Theilminimum entwickelnd, welches am

eend und in der Nacht an der westdeutschen Küste starke, stellenweise stümische Südwestwinde verur⸗ sachte. Das Hochdruckgebiet über Südwest⸗Europa hat sich wenig verändert. Bei ziemlich frischer meist westlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutsch⸗ land trübe, außer im Nordosten, mild und regnerisch; nur im äußersten Nordosten herrscht Frostwetter, im deutschen Binnenlande liegt die Temperatur 1 ½ bis 5 Grad über dem Gefrierpunkte.

Deutsche Seewarte.

7 Uhr. Sonnabend: Fidelio.

3 wolkig 5 bedeckt SW 1 wolkig NW 2 beiteri)

3 Nebel)

4 Dunst ³) W. 3 bedeckt*) SSO 4 Nebel SW 3 bedeckt WSW 1 bedeckt SW 5 bedecktz) SW 2 bedeckts)

763

Graeb. 7 Uhr.

Ststtststs

G.

Piccolomini.

Sonntag: O

preußischer Kam

rusticana.

Anfang 7 Uhr.

E&bobwobo bdo Ue;

Berliner T. Vorstellung.

Eleonora Duse Direction von rusticana. 7 ½ Uhr.

Sonnabend: dame.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. haus. Keine eeen;

Vierter Symphonie⸗Abend der Königlichen Hof⸗ kapelle zum Besten ihres Wittwen⸗ und Waäisen⸗

onds. Herr Felix Weingartner. Solist: Lerdeasi S Programm: 1) Ouverture „Coriolan“, 2) jer⸗Concert C-moll, 3) Duverture „Leonore“ Nr. 3, 4) Symphonie Pastorale von Beethoven

ohne Aufgeld. Friedrich-

Freitag: Opern⸗

Freitag: Das verwuns

In Scene ges Herr Kapellmei

* musikalien⸗Handlung von te straße 37, und an der Abendkasse zu haben. nfang 7 ½ Uhr.

Schauspiethaus. 280. Vorstellung. Lustspiel in 1 Aufzug von In Scene gesetzt vom Ober⸗ Max Grube. Die gelehrten

deutschen Versen von Ludwig setzt vom Ober⸗Regisseur

Schauspielhaus. studirt: Wallenstein’s Lager. 1 Aufzug von Friedrich von gesetzt vom Ober.Regisseur Max

Friedrich von Schiller.

(Alessandro Stradella:

Macbeth. onnabend: Nora.

Sonntag: Nachmittags

Abends 7 ½ Uhr:

Lessing⸗Theater. Freitag: 13. Gastspiel von

Wallner⸗Theater. Freitag: stellung des Lessing⸗Theaters: Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Der Lebemann.

Sonntag: Der Lebemann. 6 Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverkauf

vorsteher der Wasserstraßen versandt werden.

Danzig, 14. Dezember.

und mehrere andere sowie der

Hörde, der „Rh.⸗Westf. Ztg. Hochofenwerks ein

unglückten gelangte, ergab sich Resultat. Die Untersu geleitet worden.

mittag

br. legenen dach ne ruben rend sich etwa

von

kommen sind.

New⸗York, 15. Dezember. vernichtete, wie „H. T. B. Summit (Missouri).

sofort getödtet und fünf andere schwer verletzt wurden. der Anlage einer neuen Schlacken⸗Absturzhalde waren Arbeiter daselbst mit der Herstellung von Böschungsmauern eine Mauer in einer Höhe von etwa 1 sammenbrach und acht Arbeiter unter sich begrub. Es entstand eine allgemeine Panik, aber sofort begannen die Aufräumungsarbeiten, um zu den verschütteten Personen zu gelangen. leichte; als man nach mehr als S Arbeit as ung über die Ursache des Unglücks ist ein⸗

Wigan (Grafschaft Lancaster), 14. nach einer Meldung des „W.

Mittag waren ungefähr zwanzig halberstickt wurden gegen zwanzig Leichen aufgefunden.

organisirt; Nachmittags 3 Uhr war das Feuer gelöscht. fürchtet, daß alle noch in den Gruben Befindlichen ums

meldet, ve . 1 . Durch den Einsturz eines Hauses wurden vierzehn Personen getödtet und dreißig schwer verletzt.

Mannigfaltiges.

Die Sammlungen zur Unterstützung de Hir heralieh gee der der Cholera zum Opfer gefallenen f

schluß der noch neuerdings eingegangenen Augenblicklich ist man mit der Festst schäftigt; es sollen zu diesem Zweck Fragebogen auch an die Amts⸗ Orte am Finowkanal und an den sämmtlichen märkischen

Schiffer haben mit Ein⸗ Nachträge 4948 erbracht.

ellung der Hilfsbedürftigen be⸗

Die „Danz. Z.“ meldet: Wie heute festgestellt wurde, sind bei dem gestrigen Speicherbrand der Ober⸗ Treptow durch einen S - eute in den Flammen umgekommen, ferner zwei Feuerleute schwer Branddirector leicht verletzt worden. Die Leichen der Verunglückten konnten bisher noch nicht unter den rauchenden Trümmern hervorgeschafft werden. verursachte Schaden wird auf ¾ Millionen Mark geschätzt.

14. Dezember. Gestern gegen Abend ereignete sich, wie berichtet wird, an der Pumpstation des Hörder schreckliches Unglück, wobei drei Menschen

prung vom Dache und vier Feuer⸗

Der durch den Brand

Zum Zweck

beschäftigt, als plötzlich 20 m theilweise in sich zu⸗

Die Arbeit war keine t zu den Ver⸗ eingangs erwähnte traurige

Dezember. Heute Vor⸗ „W. T. B.“ in den nahe ge⸗ amfurlong Feuer aus, wäh⸗

zundert Mann in der Grube befanden. Bis zum

herausgefördert; später Hilfeleistung war schnell Man be⸗ Leben ge⸗

Ein furchtbarer Wirbelsturm vergangene Nacht die Stadt

Danzig, 15. hirnschlag gestorben.

mittag

vom 15. Dezember, Fnlh Symphonie⸗Abend am 7. Januar 1893.

5, 3, 2 und 1 sind in der Hof⸗

Bote & Bock, Leipziger⸗

Die Philo⸗

egisseur rauen. Lustspiel Baptiste Molière. In ulda. In Scene ge⸗ ax Grube. Anfang

270.

von Jean

Opernhaus. Vorstellung.

Oper in 2 Acten von L. van Beethoven. Text nach dem Fe. von F. Treitschke. Diri⸗ ent: Kapellmeister

usik von Beethoven. G Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil

Dirigent:

eingartner. Prometheus. Nach einer mythologischen

Musikdirector Hertel. Anfang

281. Vorstellung. Neu ein⸗ Schauspiel in Schiller. In Scene Grube. Die Schauspiel in 5 Aufzügen von Anfang 7 Uhr.

pernhaus. Alessandro Stradella. Herr Emil Götze, Königlich

mersänger, als Gast.) Cavalleria

Schauspielhaus. Wallenstein’s Tod. Deutsches Theater. Freitag: Don Carlos.

Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

Sonntag: Die Jüdin von Toledo.

Die erste Aufführung von „Die Räuber“ findet am Montag statt.

heater. Freitag: 16. Abonnements⸗ Anfang 7 Uhr.

2 ½ Uhr: Julius Caesar. Kean.

mit ihrer Gesellschaft unter der Cav. Flavio Ando. Cavalleria ELa Locandiera. Anfang

14. Duse⸗Abend. Die Camelien⸗

Sonntag: Die Orientreise.

46. Gast⸗Vor⸗ Der Lebemann.

Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Zum 21. Male in neuer Bearbeitung:

chene Schloß. Operette in 3 Auf⸗

zügen von Alois Berla. Musik von Carl Millöcker.

t von Julius Fritzsche. Dirigent: ser Federmann. Anfang 7 Uhr.

Budapest, 15. Dezember. haben hier unter d

em 2 1

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Dezember. 1 General⸗Superintendent D. Taube ist heute plötzlich am Ge⸗

(W. T. B.) Der hiesige

(W. T. B.) Vorsitz des

Heute Vor⸗ Fürstprimas

Sonnabend: Die schöne Helena. In Vorbereitung: Der Millionenonkel. Operette Musik von Adolf

in 3 Acten von Zell und Genée. Müller.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Marquise. Lustspiel in 3 Acten Deutsch von Robert Buch⸗

Schauspiel in 4 Acten von

burg. Freitag: von Victorien Sardou. holz. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Deuise. bae. Dumas. ächste Novität:

Kroll's Theater. Freitag:

Gemma Bellincioni, Frau Moran⸗Olden, Roberto

Stagno und Juan Luria. Mala

drama in 3 Acten von N. Daspuro. Anfang 7 ½ Uhr.

Umberto Giordano. Sonnabend: Die Zauberflöte.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5).

Freitag: Zum 14. Male: Logierbesuch. Schwank in 4 Aufzügen von R. Weber und Max Löwenfeld.

Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Logierbesuch. Sonntag, Nachmittags 2

danz. Hierauf: Logierbesuch.

Theater Unter den Linden. Welt in

und Tanz. Ausstattungs⸗Ballet von Gaul und Bayer. Inscenirt durch Das grandiose

Zum 84. Male: Die ßreiter. ik von ouis Gundlach. Ein Drachenfest. 2 in 1 Act von H. F. von A. Braun. Inscenirt durch spiel). Anfang 7 ½ Uhr In Vorbereitung: von Regel. Musik von Mader.

Haßreiter. (Repertoirestück der Wiener Hofoper.)

Adolph Ernst⸗Theater. letzte Aufführung. Madonna. Gesangsposse in 3 Treptow.

Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Modernes Babylon. Jacobson und W.

In Vorbereitung: sangsposse in 3 Acten von Ed. Mannstädt. Couplets

Musik von G. Steffens.

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Königlich Bayerischen Hof⸗

Freitag:

schauspieles Max Hospauer.

Der Herrgottschnitzer von Ammergau. olksstück mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Die Handlung spielt

Im 3. Act: Schuhplattl⸗ Albert Sageser. Anfang

bayerisches

in Grasweg und Umgebung. Tanz. Zither⸗Soli: 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

1— Familie Pout⸗Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson.

Uhr: händlerin. Abends 7 Uhr: Durch die Inten⸗

ersonen. Das Baby. (Novität.) Schwank Musik von A. Ferron. .A. Friese sen. Imro Fox, amerikanischer Prestidigitateur (Gast⸗

Die Sirenen⸗Insel. Ballet

Freitag: Zum 101. Male: Acten von Leon Couplets von G. Görß. Steffens. In Scene gesetzt von Ado

theilweise von

Vaszary die Z begonnen, an denen alle ungarischen Bischöfe theilnehmen.

Paris, 15. Dezember. (W. T. B.) In dem heutigen Ministerrath kündigte der Justiz⸗Minister Bourgeois die Ab⸗ sicht an, den Antra Pourquery wegen Uebertragung richter⸗ licher Befugnisse auf die Panama⸗Untersuchungscommission von der Tribüne herab zu bekämpfen.

Die wirklichen Empfänger der von Davoust, Schmitt und Orsati erhobenen Checks sollen, wie die „Libre Parole“ be⸗ hauptet, Rouvier, Jules Roche und der Deputirte Aroͤne sein. Dem ,Intransigeant“ zufolge beabsichtigt ein der Rechten angehöriger Deputirter in der heutigen I“ die Regierung zu interpelliren, weshalb zwei in gleichem Maße wie Rouvier compromittirte Minister noch dem Cabinet angehörten; einer derselben sei Burdeau.

St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Verweser des Marine⸗Ministeriums Tschichatschew wurde gestern bei Besichtigung von Neubauten auf der hiesigen Marinewerft durch ein zufällig herabfallendes Brettstück im Gesicht verwundet und mußte sich infolge dessen in ärztliche Behandlung begeben. Der Zustand pes Verletzten ist be⸗ friehienn. erheischt jedoch volle Ruhe.

ern, 15. Dezember. (W. T. B.) Die vereinigte Bundesversammlung wählte den National⸗Rath Lachenal Genf) an Stelle von Droz zum Mitglied des Bundesraths. Öum Bundes⸗Präsidenten für das Jahr 1893 wurde r. Schenk (Bern), zum Vice⸗Präsidenten des Bundes⸗ raths wurde Frey

Sofia, 15. Dezember. (W. T. B.) Die „Agence Bal⸗ canique“ constatirt, daß die Bekanntgabe der geplanten Ver⸗ fassungsänderung anfangs thatsächlich in der Hauptstadt wie in den Provinzen und auch bei mehreren Gruppen der Deputirten einen ungünstigen Eindruck gemacht habe, insbesondere sei die Abänderung des Artikels 38 elbst bei einflußreichen Persönlich⸗ keiten energischem Widerspruche begegnet. Allein nach näherer Erwägung und Erörterung in der Presse sei gegenwärtig die öffentliche Meinung der geplanten Abänderung günstig und letztere werde nunmehr als nothwendig zur Consolidirung der Dynastie und Erhaltung der Ruhe des Landes erachtet. Durch die Abänderung des Artikels 38 der Verfassung werde die Vermählung des Prinzen Ferdinand erleichtert werden. Es herrsche sogar die Ansicht vor, ein Heirathsprojekt des Priscsen bestehe bereits und werde demnächst angekündigt werden.

New⸗York, 15. Dezember. (W. T. B.) Eine Depesche des „New⸗York Herald“ aus Valparaiso besagt, die chile⸗ nische Regierung habe eine Militärverschwörung entdeckt, deren Zweck gewesen sei, das 7. Regiment aufzuwiegeln. Die Verschwörer seien verhaftet word seien ämmtlich ehemalige Offiziere. ö“

1496211 Hohenzollern⸗Galerie Lehrter Bahnhof. 1 Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus. Freitag, Abends 7 Uhr: Karl Meyder⸗Concert. 5. Wagner⸗Abend.

Dienstag, 20. Dezember: Fest⸗Feier. Souper und Familien⸗Ball zum 25ährigen Bestehen des Hauses. Abends 8 Uhr. Karten à 5 im Bureau des Hauses.

Circus Renz (Carlstraße.) Freitag, Abends 4 Uhr: . Gala⸗Vorstellung. Auf vielseitiges

erlangen: Wiederholung der fefllichen Vorstellung des gesammten Damenpersonals. Besonders ewähltes Programm. U. a.: Hippologischer Congre mit 36 der bestdressirten Freiheitspferde, vorgeführt vom Director Franz Renz. Grande Quadrille de la haute équitation, geritten von 6 Damen und 6 Herren. Mr. James Fillis mit dem Schul⸗ ferde „Germinal“. Auftreten sämmtlicher Kunst⸗ pecialitäten I. Ranges. Zum Schluß: 0. Auf Helsolaen ð oder: Ebbe und Frnh. Großes

and⸗, Wasser⸗ und Feuer⸗Schauspiel. ational⸗ Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. Um 4 Uhr

tänze von 82 Damen. Neue Einlagen, u. a.: „Auf⸗ zug der Leib⸗Garde⸗Artillerier.

1 Wiederholung der Freitags⸗Gala⸗Vorstellung. (ein Kind frei): „Die lustigen Heidelberger. Abends üt fübr „Auf Helgoland“. Großes Brillant⸗Feuer⸗ werk.

Gastspiel von

Vita. Melo⸗ Musik von

Die Liebes⸗

Freitag: Bild

chinesische (Mitwirkende:

Couplets

EeTeeIEIEREREx reFerer. Srers

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrichter Nohr (Breslau). Hrn. Landrichter Fuchs (Graudenz). Eine Tochter: Hrn. Regierungs⸗Baumeister Irmisch (Berlin). Hrn. Prem.⸗Lieut. Alfred Frhrn. Quadt⸗Wykradt⸗Hüchtenbruck I. (Berlin).

Gestorben: Verw. Fr. Pastor Eugenie 8 d, geb. Mühl (Reibnitz). Hr. Forst⸗Inspector Ferdinand Knersch (Neudeck O.⸗S.). Hr. Amts⸗ rath Gustav Dangers (Braunschweig). Verw. Fr. Hauptmann Elsbeth von Klüfer, geb. Jaquet (Gumbinnen). Verw. Fr. Anna Gemnich, geb. von Derschau (Berlin).

Choreogr. von

Dritt⸗ Die wilde

k von G. h Ernst.

M

Ge⸗ G. Görß.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und das Verzeichniß gekündigter Schuld⸗ verschreibungen der Preußischen Staats⸗ Anleihen von 1868 A., 1850, 1852,

1853 und 1862, und der consol. 1 ½ % Staats⸗Anleihe.

Male: Ober⸗

Zum 7.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

1

zum Deutschen Reichs⸗A

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Deutsch Nachw

es Reich. eisung

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der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1892 bis zum Schluß des

Monats November 1892.

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2

3 8. 4. 5.

Einnahme im Monat

Ober⸗Postdirections⸗Bezirke November

Hierzu Einnahme

Vormonaten

in den Zusammen (Spalte

Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres

6. In 1892 + mehr 4) weniger

I. Im Reichs⸗Postgebiet. he6. Gumbinnen ) Danzig.

Berlin. Potsdam ..

a. O.

7) Stettin 8

8) Köslin.

9) Pahe

10) Bromberg.

11) Breslau

12) Liegnitz.

13) Oppeln.

14) Magdeburg

15) Halle a. S.

16) Erfurt..

17) Kiel.

18) Hannover

19) Münster

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23) Frankfurt a. M.

25) Aachen. 26) Koblenz 27) Düsseldorf. 29) Dresden 30) 114A““ 7 1 32) Konstanz. X“ 5 965 33) Darmstadt . 34) Schwerin i. M. 5) Oldenburg. .4“ 1 1 vaa14X4“*“ 1 38) Hamburg . .. 39) Straßburg i. E. 40) Metz 8

42 045 10 12 847 132 27 48 451 277 626 128 752 54 842 34 036 344 919 680

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52 970 63 735 12 958 40 032 21 307 114 530 75 387 52 818 127 808 74 531 10 92 52 101 260 G 54 836 50 . 71 958 20 24 887 24 347 46 799

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572 635 50 60 650 30

Summe 1 II. Bayern

4 050 021 20 405 263 20 856 90 153 071 60

4 622 656 465 913

173 928

4 827 701 468 038 181 03

205 045 2 124 6 7 107

2

III. Württemberg

654 142 70

4 608 355 80

5 262 498

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

5 476 776

214 277

Deutscher Reichstag. 15. Sitzung vom Mittwoch, 14. Dezember, 12 Uhr.

Wie wir in der Mittwoch⸗Nummer berichtet haben, sprachen bei der Fortsetzung der ersten Lesung der Vorlage über die Friedenspräͤsenzstärke des deutschen Heeres am Mittwoch die Abgg. Hausmann (VPp.) und Freiherr von Manteuffel (deutsch⸗cons.). Die Rede, welche der Reichs⸗ kanzler Graf von Caprivi in Beantwortung der Rede des letzteren hielt, sei hier zunächst im Wortlaut nachgetragen.

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Was den letzteren Vorwurf angeht, so kann ich mich auf den stenographischen Bericht beziehen. Ich habe nicht behauptet, daß die conservative Partei als solche ihre Abstimmung von der Haltung der Regierung zur Frage des Bimetallismus oder zu einer anderen mit der Militärvorlage nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehenden Frage abhängig machen würde. Ich habe, wenn ich mich nicht irre, von einzelnen Herren gesprochen. Ich lege aber keinen Werth darauf, auf diese Frage weiter einzugehen, nachdem ein Mitglied, wenn auch nicht der conservativen, so doch der freiconservativen Partei, der Herr Abg. von Kardorff, diesen Standpunkt hier im Hause voll und ganz vertreten hat. (Sehr richtig! links.)

Was nun den Parteitag angeht, so habe ich mich für ver⸗ pflichtet gehalten, mir klar zu machen⸗ wie wird dieser Parteitag wirken, und welche Folgerungen hat man aus diesem Ereigniß zu ziehen? Ich habe meine Kenntniß dieses Parteitages aus dem⸗ jenigen Organ geschöpft, von dem ich annehme, daß es in diesem Falle das bestunterrichtete sein würde, der „Kreuzzeitung“. (Hört, hört! und Heiterkeit links.) Ich nehme mit Befriedigung und Genug⸗ thuung davon Act, daß die Aeußerung, „man solle demagogisch handeln“, nicht im Sinne der Partei gethan worden ist, auch nicht von der Partei acceptirt wird. Sie in der Weise aufzufassen, als ob die Partei sie sich zu eigen mache, war ich aber doch wohl dadurch be⸗ rechtigt, daß kein Widerspruch, soweit die „Kreuzzeitung⸗ die Ver⸗ handlungen wiedergiebt, gegen diese Aeußerung erfolgt ist. (Sehr richtig! links.)

Und nicht diese Aeußerung allein ist es gewesen, die mich bedenk⸗ lich gemacht hat, sondern es fielen Aeußerungen, die auf den Prozeß, der sich in der letzten Woche abgespielt hat, hinzielten, und die offene und unverhüllte Theilnahme mit dem Manne zum Ausdruck brachten, der infolge dieses Prozesses verurtheilt worden ist (Sehr richtig! links) und der die deutsche Heeresverwaltung in einer Weise angegriffen und geschädigt hat, wie das von einem Deutschen bisher, soweit ich weiß, kaum geschehen ist. (Sehr wahr!) Es war also

Sehr richtig! links.)

Stimme gegeben.

Ahlwardt⸗Antisemiten immer besser sind (Hört! hört! links. Unruhe rechts.)

eignet; aber ich finde es entschuldbar,

Unruhe rechts.) Wir fahren nun mit der Rede

richtet worden ist, fort.

Erklärung des 2

vorlage im ganzen Umfange habe si keine Stimme hier erhoben. sei noch nicht da gewesen. s sei In dem neuen Steuerplan liege ni stimmung gegen die Vorlage. Die seien gegenwärtig ganz

Sache ruhiger und gemäßigter so befinde man sich doch einem Aufschwung, nicht in

als d

einer

ebenso. Auf vorlage nicht verwiesen werden, weil die tragen könnten. Verwirrung kommen, 1 werden. In Preußen stelle man die ehälter hintan, weil die Mittel nicht hübe man die Gehaltsaufbesserung der

war, sie wäre geneigt, sie sich anzueignen.

Ubg.

hinaus, daß das Word „demagogisch“ in einem Sinne ge sei, den man überall anders damit nicht verknüpfe. mit einer einzigen Ausnahme Er habe seit 25 Jahren eine ganze Reihe von Militärvorlagen 1““ eine Lage wie jetzt nicht zu Militärvorlage unter einem sehr un S Stern eingebracht sei.

allein Erwerbsverhältnisse des Volkes icher nicht günstig; möge äß er Abg. unzweifelhaft

einem Niedergang der Erwerbsverhältnisse. Erwerbsstände. Das sei auch im preußischen Landtag zum Ausdruck gebracht worden. Abgesehen von der preußischen Thronrede, habe der preußische Finanz⸗Minister im Steuerausschuß erklärt, daß er auf keine steigenden Erträge der Einkommensteuer rechne, weil die Erwerbsverhält⸗ nisse im Niedergang begriffen seien. In den anderen Bundesstaaten 1. es

die Matrikularbeiträge dürften die Kosten der Mi

für mich mindestens entschuldbar, wenn ich aus den Verhandlungen der conservativen Partei an jenem Tage den Eindruck gewonnen hatte, als ob die Partei sich mit dem Angeklagten und dessen Be⸗ strebungen bis zu einem gewissen Grade identificirte. Ich bitte um die Erlaubniß, verlesen zu dürfen, was ein Theilnehmer des Parteitages gesagt hat:

Ich bin auch aus Arnswalde. (Beifall.) servative Gegencandidat des Rectors Ahlwardt und trotzdem habe ich im zweiten Wahlgange bei der Stichwahl Ahlwardt meine

(Stürmischer Beifall. wir Conservative sind von der Erwägung ausgegangen, daß zehn

(Oho! rechts.

Ich bin der con⸗

Hört! hört!) Denn

als ein Freisinniger.

Ich constatire noch einmal, ich nehme mit Befriedigung davon Act, daß die conservative Partei sich diese Aeußerungen

nicht an⸗ Glaubens links.

wenn ich des (Sehr gut!

des Abg. Dr. Freiherrn

von Stauffenberg (dfr.), über deren Anfang bereits be⸗

Abg. Dr. Freiherr Schenck von Stauffenberg (dfr.): Die Freiherrn von Manteuffel gehe eieanlch darauf

raucht worden Für die Militär⸗

bezweifeln, daß diese

der Grund der Miß⸗

man’ auch die Bebel ansehen, jetzt nicht in Stagnirung, sondern in Das gehe durch alle

Militär⸗ einzelnen Staaten sie nicht

Die Etats der einzelnen Staaten würden dadurch in ganz nothwendige Ausgaben dadurch unmöglich Aufbesserung der Beamten⸗

ausreichten; in Bayern oberen Beamten gemacht,

wegen der unteren aber für den künftigen Etat Verpflichtungen übernommen, denen man sich nicht entziehen könne. Wenn die Er⸗ füllung dieser Verpflichtungen in den Einzelstaaten wesentlich erschwert werde, so müsse die Zahl derer, die der Militärvorlage nach allen Kräften widerstrebten, immer größer werden. Das ganze Beamtenthum, insbesondere das niedere, sei dabei wesentlich interessirt, daß die Einzelstaaten auch die nöthigen Mittel für ihre wirklich bescheidenen Ansprüche hätten, und jede Befürchtung, daß das unmöglich sein werde, habe erhebliche politische Wirkungen. Die Militärvorlage sei ganz unerwartet ge⸗ kommen. Der Reichskanzler sei zwar der beste Interpret seiner eigenen Worte, aber in sehr weiten Kreisen sei der allgemeine Ein⸗ druck der früheren Erklärungen der Regierung gewesen, daß man für die nächste Zeit von weitgehenden Plänen Abstand nehme. Auch im Kreise der verbündeten Regierungen sei es ebenso gewesen. Hätte man im vorigen Frühjahr diese große Belastung des Reichsbudgets erwarten können, so wäre das Verhalten des bayerischen Finanz⸗Ministers in der bayerischen Kammer unerfindlich ge⸗ wesen. Man habe dort große Ueberschüsse bis zum letzten Rest vertheilt und eine Menge ständiger Ausgaben übernommen, was un⸗ möglich gewesen wäre, wenn die Regierung eine Ahnung von der Steigerung der Reichsausgaben gehabt hätte. Die neuen Steuer⸗ vorlagen seien in erstaunlich kurzer Zeit gemacht worden. Die Kreise, welche direct und indirect daran interessirt seien, daß für die Er⸗ füllung aller anderen Staatsausgaben nicht ein ungenügender Rest übrig bleibe, umfaßten einen ganz bedeutenden Theil des deutschen Volkes. Der Reichskanzler sage von seinem Standpunkt mit Recht, diese Vorlage sei für absehbare Zeit das Ende der militärischen Pläne. Wenn man aber das dem Volke verkünde, würde es kein Mensch glauben. Der Reichskanzler habe den Ausdruck gebraucht: Wenn wir die zwei⸗ jährige Dienstzeit einführen, so müssen Sie uns gewisse Compen⸗ sationen geben, gewisse Concessionen machen. Das werde nun nach außen so aufgefaßt: wir geben euch die zweijährige Dienstzeit, das ist ein Geschenk, dafür verlangen wir ein anderes Geschenk, die Er⸗ höhung der Friedenpräsenzziffer. Nun sei aber die Sachlage eine ganz andere. Die zweijährige Dienstzeit sei die Vor⸗ aussetzung dessen, was der Reichskanzler thun wolle. Er könne die Verjüngung der Armee ohne die zweijährige Dienstzeit gar nicht in Angriff nehmen. Er habe in seiner ersten Rede wenigstens andeutungsweise gesagt, was man in dieser Beziehung thun könnte. Bei dem Verdy'schen Plan solle angenommen worden sein, daß die dreijährige Dienstzeit stricte durchgeführt werde und daß außerdem noch alle Waffenfähigen eingestellt werden sollten. Der Reichskanzler habe einen solchen Plan für undurchführbar erklärt. Er (Redner) sage, selbst eine absolute Regierung wäre nicht⸗ im stande, etwas Derartiges zu thun, denn sie würde das Geld dafür nicht beibringen können, das Geld wäre unerschwinglich. Daß die zweijährige Dienstzeit gesetzlich festgestellt werde, halte er für felbstverständlich, es sei dazu auch keine Aenderung der Reichs⸗ verfassung nöthig. Die Veꝛlage gehe davon aus, daß ein Plus von etwa 60 000 Rekruten im Jahr eingestellt werden müsse. Der preußische Kriegs⸗Minister habe von denjenigen gesprochen, die hinterm Ofen hockten, während die andern ins Feld zögen. Diese Wendung entspreche nicht vollständig der Sache. Wenn man den Plan der Reichsregierung vollständig ausführe, so bliebe für den Frieden wenig⸗ stens noch eine ganz hübsche Anzahl von Leuten hinter dem Ofen. Die Zahl der sogenannten Ueberzähligen betrage nach den vorgelegten Tabellen über 10 000 Mann. Man komme aber mit den Ueberzähligen nicht entfernt auf die Summe, die man brauche, um auch nur die zweijährige Dienstzeit auf der Grundlage der gegenwärtigen Ziffer durchzuführen. Man müsse das Mindestmaß herabsetzen, was ja nach den einzelnen Landestheilen einen sehr verschiedenen Effect habe. Man müsse weiter von den der Ersatzreserve oder dem Land⸗ sturm Ueberwiesenen auch diejenigen nehmen, die wegen bedingter Taug⸗ lichkeit überwiesen seien, und das seien allein über 30. 000, mehr als die Hälfte dessen, was man anstrebe. Nun behaupte er, daß, wenn man von einer allgemeinen und gleichen Wehrpflicht gesprochen habe, Jeder⸗ mann nur an die absolut Tauglichen gedacht habe. Aller⸗ dings ließen sich Manche einziehen, die in anderen Landes⸗ theilen als untauglich zurückgewiesen würden. Gewinne die Armee wirklich, wenn eine größere Anzahl von Personen, deren Tauglichkeit zweifelhaft sei, in dieselbe eingestellt werde? Er glaube, diese Frage auch ohne militärische Erfahrung mit Nein be⸗ antworten zu müssen. Die Zahl der Eingestellten werde variiren je nach der strengeren oder milderen Handhabung der Instruction. Aber er behaupte, daß jetzt schon die Einstellung von Untauglichen, Viertel⸗ und Halbuntauglichen eine viel größere und schädlichere sei, als man in der Regel annehme. Das hänge sehr viel mit der militärischen Freizügigkeit zusammen. Die Aushebungscommission wisse zum großen Theil von dem Vorleben der ihr Vorgestellten nicht das Allergeringste. Nach dem vor⸗ liegenden. Material sei die Zahl der latenten Geistes⸗ kranken, die auf diese Weise eingestellt würden, eine nicht ganz geringe. Der Geisteskranke werde in der Regel nicht in der Lage sein, selbst seine Geisteskrankheit als Befreiungsgrund anzuführen. Die Com⸗ mission kenne ihn nicht, und vielfach wüßten auch die nächsten Ver⸗ wandten nichts darüber. Eine große Zahl der Militärmißhandlungen habe ihre ÜUrsache darin, daß ganz schwachsinnige, halb untaugliche und für den Militärstand unbrauchbare Personen eingereiht worden seien, daß sie dann nicht ihre militärischen Pflichten erfüllen könnten und von den Offizieren und Unteroffizieren in harte Zucht genommen würden. Wenn man nun die Grenzen der Tauglichkeit herabsetze, so könne er nie glauben, daß man die Armee dadurch wesentlich stärke. Aber selbst wenn man die Dienstpflicht auf den gegenwärtigen Präsenzstand beschränke, so werde man aus den Reihen der Ueberzähligen knapp diejenige Rekrutenzahl bekommen, die man einstellen könne. Man werde noch einen Theil der bedingt Taug⸗ lichen dazu nehmen müssen. Daß die Militärgerichtsbarkeit eine Aenderung erfahren müsse, halte er für selbstverständlich. Er rechne dazu nicht allein die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, sondern auch die selbständig organisirten Gerichte, nicht eine Commission ad hoc, fondern etwas allgemein Gültiges, wie in Bayern, obwohl auch da manches verbesserungsfähig sei. Die Vermehrung der Zahl der Unteroffi iere sei geeignet, in einer Beziehung Bedenken zu erregen. Er habe mit Vergnügen aus der gestrigen Aeußerung des Reichskanzlers entnommen, daß er die Frage in Erwägung gezogen habe, ob nicht durch eine bessere Stellung der Unteroffiziere wegen ihres Avancements und ihrer socialen Stellung es erreicht werden könnte, daß die Unteroffiziere länger dienten. it Geld könne man einiges machen, aber nicht alles. Die Stellung eines Unteroffiziers mit Civilversorgungsschein sei eine keineswegs günstige. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn die Militärverwaltung mittheilte, wie lange die Unteroffiziere mit dem Civilversorgungsschein warten müßten, bis sie angestellt würden. Wenn der Civilversorgungsberechtigte angestellt werde, dann komme er 78 in Stellen, die ihm nicht angenehm seien. Er (Redner) wisse aus Erfahrung, daß viele Unteroffiziere ihre Stellung als eine schwere Benachtheiligung empfänden sowohl in socialer wie in pecuniärer Beziehung. Es gebe unter den civilversorgungsberechtigten Unter⸗ offizieren eine unglaublich große Zahl von Unzufriedenen, die mit jedem Jahre wachse. Wenn nun die Zahl der Unteroffiziere um ein

Sechstel vermehrt werde, dann entstehe die ernsthafte Frage: Habeé man