1892 / 299 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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nothwendig. Die von der Opposition verlangte Dringlichkeit für ihren Antrag, den Verzicht auf die Bedmar sche Erbschaft zurückzunehmen, wurde von der Kammer mit 83 gegen 26 Stimmen abgelehnt.

. Bulgarien.

Die Sobranje hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit allen gegen 5 Stimmen den Entwurf über die Ab⸗ änderung der Verfassung, in erster Lesung angenommen und an eine Commission verwiesen, die aus dem Präsidium der Sobranje und zehn Deputirten besteht. Der Minister⸗ Präsident Stambulow hatte die Vorlage in einer ein⸗ stündigen Rede begründet. Er legte dar, daß die beantragte Abänderung der sahag keineswegs in die Rechte des Volks eingreife, und betonte die Nothwendigkeit einer schleuni⸗ gen Lösung der Frage über die Religion des Prinzen Ferdi⸗ nand und seiner Nachfolger. Die Kammer vollziehe einen patriotischen Act, wenn sie die Abänderung annehme.

Schweden und Norwegen. Der Marine⸗Minister Freiherr von Otter hat die er⸗ betene Entlassung erhalten; an seiner Stelle ist Contre⸗Admiral Christerson zum Marine⸗Minister ernannt worden.

Amerika.

Die Agenten der überseeischen Dampfschiffs⸗ Geselkschaßten haben, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, bei der aus Mitgliedern des Senats und des Re⸗ präsentantenhauses zusammengesetzten Commission gegen die beabsichtigte Beschränkung der Einwanderung Protest eingelegt. Von einem der Agenten wurde vorgeschlagen, daß man es ihnen überlassen die Auswanderer zu über⸗ wachen. Die Verantwortung hierfür sei den Gesellschaften unter Androhung hoher Geldstrafen aufzuerlegen.

Das dem mexikanischen Congreß von der Regierung vorgelegte Budget weist laut Meldung des „W. T. B.“ eine Ersparniß von 3 200 000 Doll. in den Ausgaben, insbesondere unter der Rubrik Armee und Marine, auf. Die Mehr⸗ einnahme, welche hauptsächlich durch die neuen Alkohol⸗ und Tabacksteuern erzielt ist, beträgt 3 800 000 Doll. 9

Australien. 8 1 Nach einem Telegramm des „H. T. B.“ aus New⸗York

wäre dort die Meldung aus Honolulu eingetroffen, daß der

britische Kreuzer „Rapid“ sieben große Dörfer der Salomon⸗ Inseln zerstört habe, weil die Eingebornen europäische Kauf⸗ det hätten

Parlamentarische Nachrichten.

Der 1. Rittmeister a. D. Freiherr von Gersdorff, itglied des Herrenhauses, ist am 15. d. M. gestorben.

Die Steuerreform⸗Commission des Hauses der Abgeordneten hielt gestern noch eine vierstündige Sitzung ab, in welcher die von der Subcommission ausgearbeiteten Entwürfe, betr. die Höherbelastung des fundirten Einkommens im Rahmen des Ein⸗ kommensteuergesetzes, discutirt wurden. Zu einer Abstimmung kam es aber auch gestern noch nicht; die Entscheidung über das zu be⸗ folgende Princip soll erst später erfolgen. Die Commission vertagte sich darauf bis zum 10. Januar 1893. Dann soll der Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung directer Staatssteuern, und zwar zunã st dessen § 18 (Rückzahlung der Grundsteuer⸗Entschädigungen) in Berathung ge⸗ nommen werden.

Im 1. Kösliner Landtags⸗Wahlbezirk (Lauen⸗ burg⸗Bütow⸗Stolp) ist an Stelle des Majors a. D., Fidei⸗ commißbesitzers von Below zu Saleske, der sein Mandat nieder⸗ gelegt hat, der Amtsvorsteher Bauer Schulz in Horst (cons.) mit 392 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Ab⸗ geordneten gewählt worden. Der Gemeinde⸗Vorsteher Bauer Salomon zu Klein⸗Strellin (lib.) hat 22 Stimmen erhalten.

Mannigfaltiges.

8 8 . 1 8 8 5 5 8 5

Seine Majestät der Kaiser hat, wie wir der „N. A. Z. entnehmen, anläßlich des gestrigen 150. Geburtstages des Feld⸗ marschalls Fürsten Blücher an den Urenkel Fürsten Gebhard von Blücher einen mächtigen Lorbeerkranz nebst einem huldreichen Telegramm und dem Auftrage gesandt, ihn auf die Grabstätte des Marschall „Vorwärts“ in Krieblowitz niederzulegen. Der Kranz trägt die Zahl „150“ in goldenen Lorbeerblüthen und ist mit einer Atlas⸗ schleife geschmückt, auf welcher das Kaiserliche W und die Königskrone aufgedruckt sind. Das Denkmal des Fürsten Blücher am Opernplatz in Berlin wurde gestern durch einen Lorbeerkranz mit schwarzweißer Schleife schmückt. Die eine Seite ist in goldenen Buchstaben mit der Inschrift: „Der deutsche Bürgerverein Blücher 16. 12. 92˙, das andere Ende mit den Worten: „Dem unvergeßlichen Freiheitshelden 16. 12. 1742“ ver⸗ sehen. In Krieblowitz fand gestern Vormittag 11 Uhr am Grab⸗ denkmal des Fürsten eine Gedächtnißfeier statt, an welcher die Kriegervereine und die Schulen der benachbarten Ortschaften theil⸗ nahmen und die in der erhebendsten Weise verlief. Das Husaren⸗ Regiment Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommersches) Nr. 5 und die Kriegervereine hatten Kränze am Denkmal niedergelegt.

Die feierliche Einweihung der umgebauten Sophienkirche findet, wie die „N. Pr. Z.“ mittheilt, Dienstag, den 20. Dezember, Vormittags 10 Uhr, durch den General⸗Superintendenten

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Paris, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Vice⸗Präsident der Suezkanal⸗Gesellschaft Guichard hat an den Syndikus der Wechselmakler ein Schreiben gerichtet, worin er behufs Beruhigung der Actionäre erklärt, daß der Fortgang der Geschäfte der Gesellschaft trotz der Verhaftung des Vice⸗Präsidenten Charles Lesseps gesichert sei. Dem „Figaro“ zufolge befürchten die Actionäre, daß die Engländer die gegenwärtige Lage benutzen und sich der Suezkanal⸗Gesell⸗ schaft bemächtigen würden. Der diesseitige Botschafter in London Waddington hätte in den letzten Tagen Verfügungen getroffen, um eine Intervention Englands zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten.

Dem „XIX. Siscle“ zufolge wurde gestern Abend

auch bei dem Boulangisten Laur eine Haussuchung vorgenommen. Wie verlautet, würde die Regierung, falls der nach Wien geflüchtete Administrator Cottu nicht baldigst aus Wien zurückkehrr, die Auslieferung

desselben verlangen. Georges Thiebaud fordert in einem vom „Figaro“ veröffentlichten Artikel den Prä⸗ sidenten der Republik Carnot auf, die Republik durch Auf⸗ lösung des Parlaments zu retten und gleichzeitig die Interessen der französischen Panama⸗Obligationäre zu wahren. Der Gouverneur des „Crédit foncier“ Christophle habe ihm ee erklärt, er sei bereit, die Rettung des Panama⸗ anals zu versuchen, falls die Regierung ihm die nöthigen Vollmachten gebe. 1

Die gestern vorgenommenen Verhaftungen der Ad⸗ ministratoren der Panamagesellschaft finden in den republikanischen Blättern einstimmige Billigung. Auch heute machen die Organe der Monarchisten der Regierung den Vorwurf, die Verhaftungen be⸗ zweckten nur, die Panama⸗ Untersuchungscommission zu ersticken und die compromittirten Parlamentarier zu retten. Der „Gaulois“ will wissen, der Untersuchungsrichter schätze die von den Abministratoren der Panama⸗

esellschaft vertheilten Summen auf 20 Millionen. Die Zahl der daran betheiligten Personen belaufe sich auf drei⸗ tausend.

St. Petersburg, 17. Dezember. (W. T. B.) Der dirigirende Senat hat in seiner Plenarsitzung beschlossen, daß jüdische Handwerker außerhalb des Gebiets der Seß⸗ haftigkeit der Juden nur an solchen Orten wohnen dürfen, wo sich ein Handwerksamt befindet; an anderen Orten soll ihnen der Aufenthalt verboten sein. In Rußland dürften sich in etwa 10 bis 15 Proc. der Städte Handwerksämter besinden.

Wetterbericht vom 17. Dezember, Uhr Morgens.

S Wetter.

ρι 2

Temperatur ο ½ , 00⸗0] in 9 Celsius

8 8 O S 8 5 2

Mullaghmore 763 3 bedeckt Aberdeen 111 Zhalb bed. Christiansund 740. 5 Regen Kopenhagen. 763 3 Nebel Stockholm. 759 S 2 Nebel Haparanda. 756 sttil bedeckt St. Petersburg 765 SSO 1 Schnee Moskau . 764 NW 1 bedeckt

Cork, Queens⸗ toww 767 WSW 5 Regen

Cherbourg. 771 SW bedeckt 5 761768 wolkig

vlt 763 WSW 3 Dunst Phbumg 76 bedeckt

winemünde 766 bedeckt Neufahrwasser 766 wolkig Memel 765 bedeckt

78 wolkig Münster.. . 770 bedeckt Karlsruhe .. 775 Nebeli) Wiesbaden. 774 Nebel²) München.. 775 wolkenl. 3) Chemnitz.. 773 halb bed. 4) I.77 Regen 1111“ wolkig Breslau.. . 772 bedeckt Fe d Air 771 wolkenlos wolkenlos

b111 q166 wolkenlos

¹) Reif. ²) Nachts Reif, Nebel. ³) Nebel. 4) Reif, Dunst, Schneedecke. Uebersicht der Witterung.

Unter der Wechselwirkung eines barometrischen Maximums vom 775 mm über der Alpengegend und eines Minimums von unter 740 mm an der mittleren norwegischen Küste wehen im Nordseegebiet vielfach starke westliche und südwestliche Winde, während im Nordwesten der britischen Inseln der Luftdruck wieder in Zunahme begriffen ist. In Deutschland ist das Wetter vorwiegend trübe, im Norden mild, im Süden kälter und neblig; stellen⸗ weise haben geringe Regenfälle stattgefunden. In Süddeutschland herrscht vielfach leichter Frost.

Deutsche Seewarte.

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Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗

haus. 271. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana. (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von Verga. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Alessandro Stradella. Romantische Oper in 3 Acten mit Tanz von Friedrich von Flotow. Text von Wilhelm Friedrich Dirigent: Musik⸗ director Wegener. (Alessandro Stradella: Herr Emil Götze, Königlicher Kammersänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 282. Vorstellung. Wallenstein’s

D. Braun statt.

Montag: Opernhaus. 272. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in 3 Auf⸗ zügen. Musik von C. M. von Weber. Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 283. Vorstellung. Meister Balzer. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Opernhaus. 273. Vorstellung. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Acten und einem Vor⸗ spiel. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene geseft vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. Vorher: Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von J. Bayer. In Scene ge⸗ setzt vom Balletmeister E. Graeb. Dirigent: Musik⸗ director Hertel. Uhr. 8 Schauspielhaus. 284. Vorstellung. Wohlthätige Frauen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Adolph. SArronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Dentsches Theater. Sonntag: Die Jüdin von Toledo. Anfang 7 Uhr. Montag: Die Räuber. Dienstog: Der Pfarrer von Kirchfeld. Mittwoch: Lolo’'s Vater. Freitag: Zum 1. Male: Zwei glückliche Tage. Schwank in 4 Aufzügen von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg.

Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Julius Caesar. Abends 7 ½ Uhr: Kean. Montag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Maria Stuart. Abends 7 ½ Uhr: Dorf und Stadt. Dienstag: Nora. Feiertags⸗Spielplan. 1j

Sonntag, 25.: Nachm. 2 ½ Uhr: Das Käthchen von Heilbronn. Abends 7 ½ Uhr: Kean. Montag, 26.: Nachm. 2 ½ Uhr: Die Jungfrau von Orleans. Abends 7 ½ Uhr: Dora]K. Dienstag, 27.: Nachm. 2 ½ Uhr: Der Hütten⸗ besitzer.

Mittwoch, 28.: Abends 7 ½ Uhr: Neu einstudirt: Hamlet. (Anna Haverland, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl).

Lessing⸗Theater. Sonntag: Die Orient⸗ reise. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: 15. Gastspiel von Eleonora Duse mit ihrer Gesellschaft unter der Direction von Cav. Flavio Ando. Zum 1. Male: Odette.

Dienstag: 16. Duse⸗Abend. Fernande.

Wallner⸗Theater. Sonntag: 48. Gast⸗Vor⸗ stellung des Lessing⸗Theaters: Der Lebemann. Anfang 7 ½ Uhr. 8 8

Montag: Der Lebemann.

Dienstag: Sodoms Ende.

Volksthümliche Preise (Parquet 2 ℳ). Vorverkauf ohne Aufgeld.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonntag: Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Acten von Mailhac und Halévy. Deutsch von J. Hopp. Musik von Jacques Offen⸗ bach. Dirigent: Herr Kapellmeister e Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Zum 1. Male: Der Millionen⸗ onkel. Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von Adolf Müller jun.

Restdenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag: Marquise. Lustspiel in 3 Acten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buch⸗ holz. Anfang 7 ½ Uhr. 1“

Montag: Denise. Schauspiel in 4 Acten von Alexandre Dumas (Sohn). Deutsch von Emerich Bucowics.

Nächste Novität: Familie Pont⸗Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson.

Kroll's Theater. Sonntag: Vorletztes Sonn⸗ tags⸗Gastspiel von Gemma Bellincioni und Gast⸗ spiel von Frau Moran⸗Olden und Juan Luria. Mala vVita. Melodrama in 3 Acten von N. Musik von Umberto Giordano. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Undine. Dienstag: Gastspiel von Gemma Bellincioni.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonntag, Nachmittags 2 ½8 Uhr: Zu halben Preisen: Die Liebeshändlerin. Japanisches Bühnenspiel in 5 Aufzügen. Abends 7 Uhr: Durch die Intendanz. Preistlustspiel in 5 Aufzügen von E. Gentsch. Hierauf: Zum 16. Male: Logierbesuch. Schwank in 4 Acten von R. Weber und Max Löwenfeld. 8 Montag: Zum 17. Male: Logierbesuch. Schwank in 4 Aufzügen von R. Weber und Max Löwenfeld. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Theater Unter den Linden. Sonntag: Zum 86. Male: Die Welt in Bild und Tanz. Ausstattungs⸗Ballet von Gaul und S. Musik von J. Bayer. Inscenirt durch ouis Gundlach. Das grandiose chinesische Ballabile: Ein Drachenfest. (Mitwirkende: 500 Personen.) Das Baby. (Novität.) Schwank in 1 Act von H. F. Musik von A. Ferron. Couplets von A. Braun. Inscenirt durch C. A. Friese sen. Imro Fox, amerikanischer Prestidigitateur (Gast⸗ spiel). Anfang 7 ½ Uhr.

In Vorbereitung: Die Sirenen⸗Jusel. Ballet von Regel. Musik von Mader. horeogr. von Haßreiter. (Repertoirestück der Wiener Hofoper.)

Adolph Ernst⸗Theater. Sonntag: Letzte Aufführung. Zum 104. Male: Die wilde Madonna. Gesangsposse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Jeder Besucher der heutigen Vorstellung erhält ein Jubiläums⸗Souvenir⸗Exemplar gratis.

Vom Montag ab bis incl. Sonnabend bleibt das Theater wegen Vorbereitungen zu der Novität ge⸗ schlossen. 1

Sonntag (1. Weihnachts⸗Feiertag): Zum 1. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens.

Der Vorverkauf findet von Donnerstag ab an der Theaterkasse von 10—1 Uhr statt.

Thomas-⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Königlich Bayerischen Hof⸗ schauspieles Max Hofpauer. Zum 9. Male:

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

bayerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Die Handlung spielt in Grasweg und Umgebung. Im 3. Act: Schuhplattl⸗ Tanz. Zither⸗Soli: Albert Sageser. Anfang 7 ½ Uhr. 8 ¹ ““ Montag: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Die Wildkatz.

149620· Hohenzollern⸗Galerie Lehrter Bahnhof. 1 Sonntags 50 Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9 9.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus. Sonntag, Abends 6 Uhr Karl Meyder Concert. Weber⸗Feier. „Preciosa“.

Montag: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Fest⸗Feier. Souper und Familien⸗ Ball zum 25jährigen Bestehen des Hauses. Abends 8 Uhr. Karten à 5 im Bureau des Hauses.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. In beiden Vorstellungen;⸗Auf⸗ treten sämmtlicher Kunstspecialitäten ersten Ranges sowie Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul⸗ und Freiheitspferde. Außerdem: Nachmittags 4 Uhr: Die lustigen Heidelberger. Jeder Besucher hat das Recht, zu dieser Vorstellung ein Kind unter 10 Jahren frei einzuführen. 1

Abends 7 ½ Uhr: Mr. James Fillis mit dem Schul⸗ pferde „Germinal“'. Zum Schluß: ☚☛ Auf g1. 2 oder: Ebbe und Fluth. Großes

and⸗, Wasser, und Feuer⸗Schauspiel. National⸗ tänze von 82 Damen. Neue Einlagen, u. g.: „Auf⸗ zug, der Leib⸗Garde⸗Artillerie“, „1. Garde⸗Regiment zu Fuß“. 1

Montag, Abends 7 ¼ Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm. Auf vielseitiges Verlangen: „Die lustigen Heidelberger“.

Billet⸗Verkauf durch den „Invalidendank“, Mark⸗ grafenstraße 51 a.

ea1141*X*“ Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna Walter mit Hrn. Lieut. Beßler (Mühlhausen i. Thür.). Freiin Emma⸗ von Vincke mit Hrn. Lieut. Hans Leopold Frhrn. von Maltzahn (Kiel—Schleswig).

Verehelicht: Hr. Pastor Carl Stiegemeyer mit Frl. Adele Kölle (Hannover). .

Geboren: Ein Sohn: Prn. Rector Dr. Hüben⸗ thal (Tondern). Hrn. Prem.⸗Lieut von Krosigk (Gnesen). Hrn. Regierungs⸗Assessor Diederichs (Dessau). Eine Tochter: Hrn. Regierungs⸗ Referendar Stendel (Berlin).

Gestorben: Hr. Ferdinand von Michael (Voigts⸗ dorf).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

Tod. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Anfang 7 Uhr

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Ober⸗

hs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen und Antwerpen stellte sich nach den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts im November 1892 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen:

Es wurden befördert im November

über 1892 1891 11116165““— 11““* 2492 andere deutsche Häfen (Stettin) 592 153

deutsche Häfen zusammen . 6146 7453 vön]

Aus deutschen Häfen wurden im November d. J. neben den vorgenannten 6146 deutschen Auswanderern noch 3523 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 2746, Hamburg 716, Stettin 61.

Selbsthilfe gegen den Wucher.

Die „Social⸗Corr.“ schreibt: Im vorigen Jahre hat sich in Baden ein „Schutzverein gegen wucherische Ausbeutung des Volks“ ebildet und es rasch bis auf nahezu 1000 Mitglieder gebracht. Am Häufigsten zeigt sich die Bewucherung und Ausbeutung der Un⸗ erfahrenen, Unwissenden und Bedrängten beim Viehhandel, und es hat deshalb der Verein eine leicht verständliche Schrift ausarbeiten und in Massen vertheilen lassen, welche aufklärend wirken soll. Neuerdings ist eine Anzahl von Ausbeutungen durch Weinreisende zur Kenntniß des Vereins gekommen, und er hat dagegen Stellung genommen. Man hat den unerfahrenen Leuten Unterschriften abgeschwindelt, indem man sie nur bat, ihren Namen auf ein Blatt zu schreiben, und hinterher zeigt sich, daß das Blatt ein Bestellschein war und der Besteller zugleich die Heimath des Verkäufers als Er⸗ füllungsort anzusehen hatte, wodurch dem Lieferanten ermöglicht war, die entstehenden Prozesse an seinem Domizil zu führen. Wenn ein unerfahrener Bauer aber etwa in Hamburg oder Bremen verklagt wird und dort einen Anwalt annehmen muß, giebt er schon seine Sache gleich verloren und schafft selbst unter den erschwerendsten Um⸗ ständen das Geld. Ist auch ähnliches, wie hier beim Weinhandel, bei anderem Waarenhandel noch nicht vorgekommen, so ist doch erwiesen, daß sowohl Hausirer wie Detailreisende die Unwissenden häufig über⸗ vortheilen, und ist von den letzteren auch schon zuweilen bei un⸗ reeller Bedienung das ausgenutzt worden, daß auf der Rechnung oder einem Bestellschein das weit entfernte Domicil des Verkäufers als Erfüllungsort für das Geschäft bezeichnet war, und somit der einfache Landmann, mit einem Prozeß in Berlin oder wo sonst bedroht, gute Miene zum bösen Spiel machte. Eine Nachahmung des badischen Vereins dürfte sich für einzelne Bezirke und Provinzen gewiß sehr empfehlen, und wenn erst ein ganzes Netz solcher Vereine über Deutsch⸗ land besteht, wird ihr Zweck einigermaßen vollkommen erreicht werden. Einerseits wird die Aufklärung allgemein werden, andererseits die Furcht bestehen, bei einem Vereinsmitglied denuncirt und zur Rechenschaft durch Sachkundige gezogen zu werden. Jedenfalls ist hier der Vereins⸗ thätigkeit noch ein gutes Feld zur Bearbeitung vorbehalten.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer Berliner Correspondenz der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ wird darauf hingewiesen, daß trotz des Beschlusses der von Tausenden besuchten Bergarbeiterversammlungen im Saarrevier (vgk. Nr. 292 u. folg. d. Bl.) der in Aussicht genommene Strike sich als unmöglich erweisen werde, weil es den Bergleuten im Saarrevier ebenso wie dem deutschen Berg⸗ arbeiterverbande vollständig an Geld fehle und von den ausländischen, englischen, belgischen Bergarbeitern irgendwelche materielle Unterstützung nicht zu erwarten sei. Die „Saarbr. Ztg.“ berichtet nun über eine Bergarbeiterversammlung, die am letzten Sonntag in Schwarzenholz stattfand und deren Verlauf diese Anschauung bestätigt. Die „Saarbr. Ztg.“ be⸗ richtet nämlich:

Nach der Wahl eines Vertrauensmanns wurde auch über die neue Arbeiterordnung und den eventnell in Aussicht stehenden Strike leb⸗ haft gesprochen. Es wurde ganz richtig hervorgehoben, daß gegen⸗ wärtig nicht die rechte Zeit zum Striken sei: es sei zu kalt! Die Versammlung, die in schönster Ordnung verlief, schien ganz mit diesem Ausspruche einverstanden zu sein.

In Solingen wurde, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, zur Schlichtung des Streites zwischen dem socialdemokratischen Reichtags⸗Abgeordneten Schumacher und dem größten Theil seiner Wähler in einer am Montag abgehaltenen öffentlichen Versammlung beschlossen, daß sowohl Schumacher wie sein Hauptgegner Huth je fünf Mitglieder in eine gemeinsame Untersuchungscommission entsen⸗ den sollen, in welcher der Reichstags⸗Abgeordnete Harm⸗Elberfeld den Vorsitz führen wird. 8

Aus Steyr (Ober⸗Oesterreich) wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 16. d. M. geschrieben: Die gesammte Knappschaft der Steier⸗ dorfer Bergwerke, gegen 5000 Arbeiter, hat wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt. Militär und Gendarmerie ist nach Steier⸗ dorf abgegangen. Die Ruhe blieb bisher ungestört.

Aus Neuchatel berichtet man der „Frkf. Ztg.“, daß die dortigen Buchdruckergehilfen in einer Versammlung am Mittwoch ein⸗ stimmig den sofortigen Strike beschlossen haben. Donnerstag Vor⸗ mittag ist sämmtlichen Buchdruckereibesitzern der Gehilfentarif zur Unterschrift nochmals vorgelegt, und infolge ihrer Weigerung die Arbeit eingestellt worden. Nur ein Gehilfe hat die Arbeit fort⸗ gesetzt. Der Strike ist ausgebrochen, weil die Arbeitgeber sich weigerten, die neunstündige Arbeitszeit zu bewilligen, während ein neuer von beiden Theilen auf Grund der verkürzten Arbeitszeit angenommener Tarif in der ganzen französischen Schweiz am 1. Januar zur Ein⸗ führung gelangen sollte, wenn er auch von den dheiceateler Prin⸗ cipalen angenommen worden wäre. Diese weigerten sich aber, in Unterhandlungen zu treten und kündigten einen neuen Tarif an, der verschiedene Lohnherabsetzungen enthalten und am 1. Januar in allen Druckereien durch Anschlag bekannt gegeben werden soll.

Aus Carmaux meldet ein Telegramm des „H. T. B.“, daß dort die Arbeiter einer Zeche einen Ausstand begonnen haben und singend und lärmend durch die Straßen gezogen seien.

Ueber den Ausstand der Baumwollindustrie⸗Arbeiter in Lancashire berichtet die Londoner „Allg. Corr.“: Das Ende des Strikes der Spinner von Lancashire scheint noch ebenso fern zu liegen, wie am Anfang, obgleich die Noth unter den Arbeitern groß ist. Einige Fabriken, wie die Britannia und die Grovesshe

pinnerei in Huddersfield, welche die Arbeitszeit verkürzten, um dem Bunde der Fabrikanten zu helfen, lassen jetzt wieder die volle

Zeit arbeiten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den heesigen Standesämtern in der Woche vom 4. Dezember is incl. 10. Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 240 Ehe⸗

schließungen, 980 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 611 Sterbefälle.

Berlin, Sonnabend, den 17. Dezember

Kunst und Wissenschaft.

Wir haben bereits Nachricht davon gegeben, daß auf Veranstaltung des Kaiserlichen archäologischen Instituts der eines zweiten, dieses Mal fünfwöchigen Cursus der Anschauung antiker Kunst für Gymnasiallehrer aus dem DeutschenReich auf den 5. Oktober d. J. angesetzt war. Von 21 nach Vereinbarung der deutschen Regierungen zu diesem Cursus ergangenen Einladungen hatten 17 Annahme gefunden. Die Herren Theilnehmer fanden sich in Florenz mit dem ersten Secretare. des Instituts zu Rom Herrn Professor Petersen zusammen, verweilten unter dessen Führung drei Tage in Florenz und erreichten am Abend des 7. Oktober Orvieto, dessen etruskische Alterthümer in Augenschein genommen wurden. Am Sonnabend fand die Weiterfahrt und die An⸗ kunft in Rom statt. Nach einem Ruhesonntag begann die Führung zu den Alterthümern der ewigen Stadt am Montag, 10. Oktober, auf dem Forum, wo der zweite Secretar des Instituts Herr Dr. Hülsen die Erläuterungen gab. Daran reihten sich die weiteren Besichtigungen abwechselnd unter Führung der Herren Petersen und Hülsen über drei Wochen hindurch. Sie galten dem Palast Boncompagni, früher Ludovisi, welcher in seiner Antikensammlung ein vorzügliches Material bietet, um die verschiedenen Perioden griechischer Sculptur vor Augen zu führen, ferner den unerschöpflichen Vaticanischen Museen, den Caracalla⸗Thermen, dem Palatin, dem Museum der Diocletians⸗Thermen, während leider ein Besuch der Villa Albani dieses Mal unmöglich war, endlich dem Lateran mit seinen Sammlungen und den christlichen Katakomben, in denen Herr Marrucchi führte, und der Via Appia. Die drei Sonn⸗ tage waren frei gehalten, zwei für Ausflüge nach Tivoli und Tusculum. Außerdem war auch an den Wochen⸗ tagen reichlicher als im vorigen Jahre freie Zeit zur Verwerthung nach eigener Wahl der Herren Theilgehmer ge⸗ lassen. Am Mittwoch, 2. November, verließ man Rom, um Pompei unter Führung des Herrn Professors Mau zwei volle Tage zu widmen. Am Sonnabend, 5. November, wurde der südlichste Punkt der Reise in Paestum erreicht, dessen Denk⸗ mäler Herr Petersen erklärte. Der Sonntag wurde von den meisten Reisegenossen zu einer Besteigung des Vesuv benutzt, und es blieben dann noch drei Tage für Demonstrationen des Herrn Petersen im National⸗Museum zu Neapel, womit der Cursus am 9. November schloß. Eine Wiederholung im nächsten Herbst ist in Aussicht genommen.

Das laufende Winter⸗Semester des Kaiserlichen archäologischen Instituts in Rom und Athen ist an beiden Orten in üblicher Weise durch öffentliche Festsitzungen im Anschluß an den Geburtstag Winckelmann's eröffnet worden, in Rom an diesem Gedenktage selbst, Freitag, dem 9. Dezember, iin Athen an dem vorausgehenden Mittwoch, dem 7. De⸗ zember, als an dem Wochentage, an welchem die athenische Anstalt ihre Wintersitzungen zu halten pflegt.

In Rom nahmen an der gegen hundert, darunter über dreißig italienische Besucher zählenden Versammlung auch der Kaiserlich deutsche Botschafter, der Königlich preußische und der Königlich bayerische Gesandte theil. Der erste Secretar Herr Professor Petersen, hatte nach der Begrüßung der Gäste auf zwei Geschenke hinzuweisen, welche neuerlich in dem Sitzungssaale Aufstellung gefunden hatten, die Büste G. B. de Rossi's und eine Widmung der Erben der Frau Geheimen Rath Gerhard, geb. von Rieß. Diese Widmung besteht in einem bronzenen Greifen und war einst dem Mitbegründer des Instituts, Eduard Gerhard, nach einer von ihm geliebten Beziehung dieses Symbols auf die modernen Hyperboraeer in Rom von seinen Freunden zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum dargebracht. Die Vorträge eröffnete sodann der zweite Secretar Herr Dr. Hülsen, indem er über die Baugestaltung des Palatin im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung sprach, worauf Herr Dr. Amelung ein Bruchstück des Parthenonfrieses vorführte, welchen im Museum zu Palermo aufzufinden ihm geglückt war. Den Schluß machte Herr Petersen mit dem Vortrag über ein im Besitz des Marchese Chigi wieder aufgefundenes Musenrelief, dessen Verwandtschaft mit kürzlich in Mantinea 114““ Musenreliefs und mit Pragxitelischer Kunst er etonte.

Auch in Athen war die Zahl der Besucher der Festver⸗ sammlung eine recht große. Es waren zugegen außer dem Kaiserlich deutschen Gesandten die Gesandten von Oesterreich⸗Ungarn, Eng⸗ land und Serbien, der Kaiserlich deutsche General⸗Konsul, der amerikanische Konsul, der Rector und mehrere Professoren der Universität Athen, der General⸗Ephoros der Alterthümer, die Directoren und mehrere Mitglieder der amerikanischen, eng⸗ lischen und französischen archäologischen Schulen Athens, im ganzen über sechzig Personen. Zuerst sprach der erste Secretar Herr Professor Dörpfeld über Lage und Gestalt der Stadt Athen in den verschiedenen Perioden von der frühesten Zeit bis zur Gegenwart, mit besonderem Eingehen auf den Platz der allerältesten Ansiedelung, auf die Lage des „Theseischen“ Marktes und auf die Frage nach dem Vorhandensein einer vorthemistokleischen Stadtmauer. Sodann trug der zweite Secretar Herr Dr. Wolters vor über eine oft besprochene Broncefigur des leierspielenden Apoll aus Pompei, suchte sie, namentlich gestützt auf seetemtsche Münz⸗ typen, einer früheren Zeit als der des Pasiteles, mit dem sie in Verbindung gebracht ist, zuzuweisen und zog zu ihrer eine im spartanischen Amykleion gefundene Statuette heran.

Die regelmäßigen Sitzungen und Vorträge am Institut nehmen nunmehr sowohl in Rom als auch in Athen ihren Fort⸗ gang, wie bereits im „Reichs⸗Anzeiger“ vom 5. November .J. zur Anzeige gebracht ist. .

I† Die Kunsthandlung von E. Schulte fährt fort, den Kunstfreunden Berlins die Bekanntschaft einzelner Münchener Künstler durch kleinere Sonderausstellungen zu vermitteln. Diesmal ist es Wilhelm Trübner, welchem schon auf der letzten aka⸗ demischen Ausstellung ein eigener Platz für elf seiner Werke eingeräumt war, dessen künstlerische Eigenart durch eine stattliche Anzahl von Bildern in der Schulte’schen Ausstellung illustrirt wird: Eine stark ausgeprägte Persönlichkeit,

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1892.

mit kräftigem Formensinn und schmiegsamer Phantasie begabt, am meisten beeinflußt und gebildet durch das Studium des genialen Anselm Feuerbach und der alten Meister. Im Colorit fällt jene von Feuerbach's Bildern her bekannte Vorliebe für seladongrüne Töne auf, die namentlich im Landschaftlichen vorwiegen. Eins seiner frühesten Bilder, der im Jahre 1874 gemalte Blich auf den Chiemsee, kennzeichnet diese coloristische Eigenart besonders deutlich; die Natur erscheint hier wie durch einen grünen Schleier ge⸗ sehen. Man empfindet diese Abweichung indeß nicht als Störung, sie verleiht vielmehr den Landschaften eine geschlossene, ernste Stim⸗ mung und ist dadurch künstlerisch gerechtfertigt. Weiche Schwermuth überwiegt überhaupt in den sehr feinsinnig aufgefaßten Landschafts⸗ bildern unseres Künstlers. Von seiner Fähigkeit im Bildnißfach gab schon die diesjährige akademische Ausstellung beredtes Zeug⸗ niß; bei Schulte finden wir ein Portrit eines jungen Schotten in Nationaltracht, dessen kraftvolle Gestalt sich von einem verblaßten Gobelin mit den Bildern seiner Ahnen energisch abhebt. Auch das Porträt eines Ehepaars wohl der Künstler selbst mit seiner Gattin zeichnet sich durch Selbständig⸗ keit der Auffassung und breite malerische Behandlung aus. Weniger erfreulich wirkt ein Ausschnitt aus dem hastenden Straßenleben Londons seinem ganzen Wesen nach mußte der Künstler der Aufgabe, ein nüchternes Abbild moderner Wirklichkeit zu geben, befangen gegenüberstehen. Hart und ängstlich wirkt daher auch sein Bild. Bedeutenden Schwung entfaltet dagegen seine Phantasie in jenen Schöpfungen, die er nur mit innerm Auge erschaut, wie in dem über zerfetzte Wolken durch die Nacht sausenden „Wilden Jäger“, der leidenschaftlich erregten „Amazonenschlacht“ und ähnlichen Stoffen. Ganz besonders packend ist der Entwurf des erstgenannten Bildes, das offenbar von ver⸗ wandten Werken eines Rubens und Feuerbach inspirirt ist; prächtige Farbenaccorde erklingen in der Amazonenschlacht, die sich coloristisch durchaus von jener oben gekennzeichneten Eintönigkeit freihält. Diesen kühnen Skizzen wäre eine monumentale Ausführung zu wünschen. Halb visionär, wie sie, ist auch die „Nachtwandlerin“ im Kreuzgange eines Klosters aufgefaßt; hier weckt namentlich die klassische Durch⸗ bildung der Frauengestalt und die fein abgewogene Lichtwirkung Be⸗ wunderung. Als ein moderner Idealist im besten Wortsinne verdient Trübner einen Platz neben Böcklin und Thoma in jener Gruppe selbständiger Individualitäten, die, wie auch die letzte Ausstellung Herman Hendrich's bewies, in erfreulicher Weise anwächst. Ein colossales Repräsentationsbild von Moreno Carbonero, das mit Trübner's Werken zusammen in dem Oberlichtsaal des Schulte;⸗ schen Salons ausgestellt ist, schildert den Einzug des spanischen Feldherrn Roger de Flor in Konstantinopel(1303) mit großem technischen Aufwand, ohne doch den Beschauer zu fesseln oder zu erwärmen. In demselben Saale finden wir überdies noch ein fein abgestimmtes Damenbildniß von Robert Warthmüller, ein nordisches Seestück von; A. Normann, dessen intensive Leuchtkraft mehr überrascht als überzeugt, und ein sehr lebendiges Aquarell „Brandung an dem Molen“ von H. von Bartels.

Die mit dem Königlichen Botanischen Garten und Museum in Berlin verbundene Botanische Centralstelle für die deutschen Colonien wünscht mit den Leitern der einzelnen Stationen in den deutschen Colonien in directe Verbindung zu treten, 1) um Auskunft zu ertheilen über die für die einzelnen Stationen geeigneten Culturen, 2) um Auskunft zu geben über die Verwerthung der in der Nähe der Stationen vorkommenden Pflanzen, 3) um Samen oder (bei den an der Küste gelegenen Stationen) auch junge Pflanzen für Gulturbfrsuche liefern, 4) um die gesammte Vegetation unserer Colo⸗ nien wissenschaftlich festzustellen. In der soeben erschienenen Nr. 25 des „Deutschen Colonialblatts' werden über das, was zur Förderung dieser Bestrebungen nothwendig erscheint, ausführliche Mittheilungen gemacht und die erforderlichen praktischen Anweisungen gegeben.

Die Deutsche chemische Gesellschaft hat, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, in ihrer gestrigen Generalversammlung den Wirklichen Geheimen Rath von Helmholtz zu ihrem Ehrenmitglied erwählt. 1

Die Königlich bayerische Photographische Hof⸗Kunstanstalt von Franz Hanfstäaͤngl in München hat es unternommen, von bekannten Gemälden durch Aquarellgravüre farbige Reproductionen her⸗ zustellen. So ist das Bild „Blind“ von Piglhein, welches auf der vorjährigen Berliner Kunstausstellung ausgestellt war eine Blinde schreitet durch ein Feld von Mohnblumen —, sowie das von einer früheren Kunstausstellung längst allgemein bekannte Bild von Thumann „Die drei Parzen“ (jedes zum Preise von 30 ℳ) in einer die Farben des Originals treu wiedergebenden Reproduction vervielfältigt worden. Wie alle Verfahren, deren Basis die Photographie nach dem Oel⸗ gemälde bildet, die genaueste Wiedergabe des Gemäldes erzielen lassen, so ist die Aquarell⸗Gravüre befähigt, eine farbige Reproduction zu liefern, welche den vollen Reiz des Originals bis in die feinsten Farbenabstufungen widerspiegelt. Auf diese Weise entstehen und die vorliegenden Bilder beweisen dies Kunstblätter, welche von einer Original⸗Aquarelle nicht zu unterscheiden sind. Bei der Mittelmäßigkeit der meisten Farbendrucke war es dem Kunstfreunde bisher unmöglich, des Reizes des farbigen Bildes in seinem Heim sich zu erfreuen; die Aquarell⸗Gravüre macht dies mög⸗ lich: sie befriedigt die weitgehendsten künstlerischen Anforderungen durchaus und ihre Erzeugnisse gereichen selbst dem feinsten, mit Originalgemälden bereits sesch mückten Salon zur Zierde. Dasselbe Verfahren hat die Firma auch bei dem Werk „Capri“ von Allers angewandt und darin ihre Leistungsfähigkeit bewiesen. Die genannten beiden Bilder von Piglhein und Thumann können als würdigster Zimmerschmuck empfohlen werden.

Für das Reiter⸗Denkmal des Großherzogs Friedrich Franz in Schwerin hot, wie die „Nat.⸗Z.“* berichtet, der Bildhauer L. Brunow soeben das letzte der Sockelreliefs vollendet, das ein Seitenstück zu der Darstellung der Einweihung der Uriversität Rostock zu bilden bestimmt ist. Das über anderthalb Meter lange Relief zeigt mit dem Rathhaus im Hintergrunde in idealer Composition und bewegter lebensvoller Auffassung den Einzug in Schwerin im Jahre 1871.

In der letzten Sitzung des Ausschusses des Wiener Goethe⸗Vereins wurde, wie der „Schl. Z.“ berichtet wird, der Plan eines Goethe⸗Denkmals in Wien besprochen. Man ver⸗ schob die Entscheidung über die Platzfrage und beschloß, für die Her⸗ stellung des Denkmals die Professoren Helmer, Kundmann, Tilgner, Weyr und Zumbusch zu einem Wettbewerb einzuladen, andere Künstler aber auch zuzulassen. Der erste Preis soll darin bestehen, daß dem Künstler die Ausführung übertragen werde. 88

Literatur.

Im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschienen soeben die als unentbehrliche Nachschlagebücher stets mit Ungeduld erwarteten neuen Jahrgänge der Genealogischen Handbücher der Fürstlichen, Gräf⸗ lichen und Freiherrlichen Häuser. Der Gothaische Genealogische Hofkalender nebst diplomatisch⸗statistischem Jahrbuch zählt bereits den 130. Jahrgang. Um den stetig wachsenden Umfang des Bändchens nicht voch mehr zu vergrößern, hat die Redaction in dem neuen Jahrgange die sonst am Schluß gegebene

Chronik eingehen lassen, ebenso sind im diplomatisch⸗statistischen Theil

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