1892 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Riecke zugegangen. Danach wird der Staatsbedarf auf jähr⸗ lich 68 Millionen Mark, d. h. auf 2 ½ Millionen mehr als im vorigen Etat, veranschlagt. Veranlaßt wird dieser Mehrbetrag durch den höheren Zinsertrag der Staatsschulden, durch die Steigerung der Naturalpreise, durch die Erhöhung der Matrikularbeiträge sowie durch einen Mehrbedarf der De⸗ partements des Innern und des Cultus. Die Einnahmen aus dem Kammergut sind wegen des geringeren Ertrags der Eisen⸗ bahnen um 2 Millionen niedriger angesetzt. Andererseits sollen mittels Wiedereinführung der früheren Steuersätze die Ein⸗ nahmen aus den directen Steuern um 3 Millionen erhöht werden. Ferner sollen aus den Restmitteln jährlich 2 Millionen zur Deckung des Fehlbetrages verwendet werden. Für außer⸗ ordentliche Verwendungen erübrigen außerdem noch Restmittel in Höhe von 2,7 Millionen. Am Schlusse des Berichts heißt es, für die nächste Finanzperiode sei eine Beihilfe durch Ueber⸗ schüsse früherer Jahre nicht zu gewärtigen; dennoch hoffe die Regierung, daß die Ordnung im Staatshaushalt Dank der hergebrachten Sparsamkeit und dem vorsichtigen Zusammen⸗ halten der Einnahmequellen bei gleichzeitiger zeitgemäßer Weiterbildung derselben dem Land erhalten bleibe. Sachsen⸗Meiningen.

Das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs ist, wie dem „Reg.⸗Bl.“ aus Cannes gemeldet wird, recht gut. Die Be⸗ wegungsfähigkeit Höchstdesselben macht Fortschritte, wenn auch in den erkrankt gewesenen Körpertheilen noch eine gewisse Spannung zurückgeblieben ist. 1

Waldeck und Pyrmont.

Seine Majestät der König von Preußen hat, wie der „Reg.⸗Anz.“ meldet, den Staatshaushalts⸗Etat für die nächsten drei Finanzjahre (1893, 1894, 1895) genehmigt. Der Etat ist für 1893 auf 1 312 272 ℳ, für 1894 auf 1 262 112 und für 1895 auf 1 261 952 in Einnahmen und Ausgaben festgesetzt. 8

Reuß ä. L. 1

+ In der vorgestrigen Sitzung des Landtags erfolgte zunächst die Bureauwahl. Zum Präsidenten des Landtags wurde der Wirkliche Geheime Rath von Geldern⸗Crispen⸗ dorf, zum Vice⸗Präsidenten der Geheime⸗Hofrath von Dietel gewählt. Sodann erklärte das Haus die inzwischen erfolgten Neu⸗ wahlen für gültig und überwies den von der Regierung überreichten Einkommensteuergesetzentwurf einer Commission von sieben Mit⸗ gliedern zur Vorberathung, während die weitere Regierungs⸗ vorlage über Theuerungszulagen für Subalternbeamte auf die Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung gestellt wurde.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser hat sich gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.“, in Begleitung des Großherzogs von Toskana und des Prinzen Leopold von Bayern auf einige Tage zur Hochwildjagd nach Neuberg begeben.

Das österreichische Herrenhaus wird morgen eine Sitzung abhalten. Auf der Tagesordnung stehen außer dem Budgetprovisorium und dem Rekruten⸗Contingentsgesetze die in der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses beschlossenen Vorlagen.

Die ungarische Bischofs⸗Conferenz ist vorgestern durch den Fürst⸗Primas Vaszary geschlossen worden. 1

Großbritannien und Irland. 1

Am Sonnabend ist in London ein Cabinetsrath ab⸗ gehalten worden, dem nach der „A. C.“ sämmtliche Mitglieder

eiwohnten.

Der Premier⸗Minister der Capcolonie Sir Cecil Rhodes begiebt sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute nach Egypten, um die Unterstützung der egyptischen Regierung zu dem Plane, betreffend die Herstellung einer Land⸗ telegraphen⸗Linie von Maschonaland nach Egypten über Uganda, zu erlangen.

Frankreich.

In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath erstattete dem „W. T. B.“ zufolge der Justiz⸗Minister Bour⸗ geois über seinen Beschluß, gegen die Administratoren der Panamakanal⸗Gesellschaft und gegen andere betheiligte Per⸗ sonen das gerichtliche Verfahren einzuleiten, sowie über die vorgenommenen Verhaftungen und Haussuchungen Bericht. Der Marine⸗Minister Burdeau bestätigte die Meldung, daß die dahomeyschen Häuptlinge, die Alladah besetzt hielten, sich unterworfen hätten. Die Blockade der Küste von Dahomey werde unverzüglich aufgehoben und der Dienst der Zollämter wieder aufgenommen werden.

Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung, nach Ge⸗ Feiswsabgg der beiden provisorischen Budget⸗Zwölftel und des französisch⸗schweizerischen Handelsvertrags, über den der Kammer ein Bericht vorgelegt worden ist, die parlamentarische Session am nächsten Sonnabend zu schließen.

Wie der „Jour“ meldet, wird der General⸗Procu⸗ rator von den Präsidenten des Senats und der Kammer die Ermächtigung zur Verfolgung jener politischen Persönlichkeiten verlangen, die angeblich als Theilnehmer des Garantiesyndicats der Panama⸗Gesellschaft Checks er⸗ hielten; es sind dies die Senatoren Grévy und Rénault, sowie die Abgg. Proust und Dugué. Betreffs der Parlamentarier, die zugleich Journalleiter sind, würde die Untersuchung sich darauf zu erstrecken haben, ob die ausgewiesenen Beträge behufs Zeitungsreeclame oder zur Beeinflussung eines Votums gezahlt seien. Wie das genannte Blatt weiter meldet, soll auch die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung gegen den Senator Devès und die Deputirten Cassagnac, Maret und Baron de Soubeyran verlangt werden. Cassagnac erklärt, sein Journal „L'Autorité“ habe für An⸗ kündigungen 45 000 Fr. erhalten, er persönlich jedoch nichts. Baron de Souͤbeyran, der als Mitglied des Garantiesyndicats 40 000 Fr. erhalten hat, wird heute von der Panama⸗ Untersuchungscommission vernommen werden. Das Journal „La Cocarde“ erklärt, wenn in die Panama⸗Angelegenheit volles Licht gebracht werden solle, so müßten die Bücher Eiffel's und der anderen Unternehmer beschlagnahmt werden, in deren Taschen der größte Theil der verschwundenen Millionen geflossen sei. Diese Persönlichkeiten hätten die Ministerbestechung im allergrößten Maßstabe betrieben; des⸗ halb sei Eiffel auch nicht verhaftet worden.

Der Deputirte Méège hat angesichts der angeordneten Untersuchung darauf verzichtet, die bereits angekündigte Interpellation über Cornelius Herz einzubringen.

Die verhafteten Administratoren der Panama⸗ Gesellschaft haben um ihre provisorische Freilassung gesen Caution nachgesucht, doch dürfte das Gesuch nicht be⸗ willigt werden. Der flüchtige Administrator der Panama⸗ Gesellschaft Cottu hat Wien, wie von dort gemeldet wird, am Sonnabend Abend verlassen, angeblich, um nach Paris zurückzukehren und sich der Behörde zu stellen.

Rußland.

In der für die deutsch⸗russischen Verhandlungen über den Abschluß einer Zollconvention niedergesetzten Commission ist an Stelle des bisherigen Vorsitzenden Bunge wiederum Abasa zum Vorsitzenden ernannt worden.

Der Reichsrath hat dem „W. T. B.“ zufolge die Wohnungssteuer im Princip angenommen; über die Details wird bis Neujahr eine Entscheidung getroffen und daher die Wohnungssteuer in das nächste Budget aufgenommen werden.

Der „Rußki Invalid“ veröffentlicht die Kaiserlichen Cabinetsordres, wonach im transkaspischen Gebiet aus den dort bestehenden Localtruppentheilen zwei neue Reserve⸗Bataillone, und zwar dasjenige von Kuschk und dasjenige von Geok⸗tepe, sowie eine Compagnie Festungs⸗ Artillerie in Kuschk gebildet werden sollen.

Italien.

Der König empfing gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Adreß⸗Deputationen des Senats und der Kammer. Zu der Deputation des Senats sagte der König, er beschäftige sich ebenso und vielleicht noch mehr als alle Anderen mit den letzten Zwischenfällen im Senat; er habe jedoch das volle Ver⸗ trauen, sie würden keinerlei Spuren zurücklassen und durch weises und patriotisches Verhalten in befriedigender Weise gelöst werden.

In der Deputirtenkammer brachte der Justiz⸗ Minister einen Gesetzentwurf ein, wonach der kirchlichen Trauung die Civiltrauung vorhergehen soll.

Die „Agenzia Stefani“ wendet sich gegen eine Meldung des „Daily Chronicle“, nach welcher der Minister Brin eine Anfrage der bulgarischen Regierung bezüglich der An⸗ erkennung des Prinzen Ferdinand mit dem Wunsche beantwortet habe, daß eine europäische Conferenz eine end⸗ gültige Basis für die bulgarischen Angelegenheiten aufstelle. Die „Agenzia Stefani“ bezeichnet diese Meldung als müßige Erfindung.

Spanien

Die Regierung soll gutem Vernehmen nach beschlossen haben, die allgemeinen Wahlen im kommenden März statt⸗

finden zu lassen. 8 Niederlande.

Die Zweite Kammer hat der „Frkf. Ztg.“ zufolge vor⸗ gestern nach lebhafter Debatte das Marinebudget mit 58 gegen 35 Stimmen und damit den auf die Kosten von 60 Millionen Mark geschätzten, jedoch über zehn Jahre zu vertheilenden ministeriellen Reorganisationsplan sowie den Bau von drei neuen Panzerschiffen, für die zusammen zehn Millionen bereits gesichert sind, angenommen.

Belgien.

Am Sonnabend Vormittag fand, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, in Brüssel in der Kaserne der Grenadiere die Ein⸗ stellung des Prinzen Albert, Sohnes des Grafen von Flandern, als Unter⸗Lieutenant in das Grenadier⸗Regiment statt. Der König, die Königin, die Prinzessin Clementine, der Graf und die Gräfin von Flandern mit den Prinzessinnen Henriette und Josephine sowie die gesammte Generalität wohnten der Feier bei. Der König hielt eine Ansprache, worin er den Prinzen zu seinem Eintritt in die Armee begluͤckwünschte, mit warmen Worten der belgischen Armee sowie deren Offizieren Anerkennung zollte, die wesentlich zur Gründung und Entwickelung des Congo⸗ staats beigetragen hätten, und schließlich den Prinzen auf seine der Fahne gegenüber übernommenen Pflichten verwies. Der Kriegs⸗Minister dankte dem König im Namen der Armee.

Die internationalle Münzoonferenz nahm am Sonnabend auf Antrag des italienischen Delegirten Barons de Renzis, der von Mantefiore⸗Levi unterstützt wurde, nachfolgende Resolution an: Die internationale Münz⸗ conferenz erkennt den hohen Werth der Argumente an, welche sowohl in den der Conferenz vorgelegten Berichten enthalten wie auch bei den Berathungen der Conferenz zu Tage ge⸗ treten sind; sie behält sich jedoch ihr weiteres Urtheil über die ihrer Prüfung unterbreiteten Materien vor und spricht der Regierung der Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika ihren Dank dafür aus, daß dieselbe zu der Conferenz Anlaß gegeben hat. Die Conferenz vertagt ihre Arbeiten nunmehr und beschließt unter dem Vor⸗ behalte der Zustimmung der betheiligten Regierungen, am 30. Mai k. J. wieder zusammenzutreten. Die Conferenz spricht den Wunsch aus, daß man während dieses Zeitraums die Frage von Grund aus studire, damit man zu einem Einvernehmen gelange, welches den Grund⸗ principien der Münzpolitik der verschiedenen Länder keinen Eintrag thut.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ ist ermächtigt, die von auslän⸗ dischen Blättern verbreiteten Gerüchte über eine angeblich be⸗ vorstehende Vermählung des Prinzen Ferdinand als jeder Begründung entbehrend zu bezeichnen.

Amerika.

In Paris eingetroffener Meldung aus Rio de Janeiro zufolge ist Olhympis Abreu zum Minister für Handel und Ackerbau und Pauma Souza Minister des Auswärtigen ernannt worden. 8 8 8

Der Conflict zwischen dem Congostaat und der

Gesellschaft des Obern Congo ist, wie „W. T. B.“ meldet, durch einen Vergleich beigelegt worden.

Parlamentarische Nachrichten.

I“ im 1. Marienwerderschen (Stuhm⸗Marienwerder) ist von Donimirski (Pole) gegen

am 15. d. M. vorgenommenen Faihwaht Reichstags⸗Wahlkreise

Wessel (Reichspartei) mit 1090 Stimmen Majorität zum Mitgliede des Reichstags gewählt worden.

Dem Hause der Abgeordneten sind vom Finanz⸗ Minister die communal⸗finanzstatistischen Tabellen, betreffend die Umwandlung von Staatsrealsteuern in Com⸗ munalsteuern und deren Einwirkung auf den Haushalt der Stadt⸗ und Landgemeinden, vorgelegt worden.

Nr. 51 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 17. Dezember, hat folgenden Inhalt: Rund⸗Erlaß vom 28. Nov. 1892, betreffend die Bauart der von der Staats⸗Bau⸗ verwaltung auszuführenden Gebäude, unter besonderer Berück⸗ sichtigung der Verkehrssicherheit. Nichtamtliches: Verstellbare Lagerung der Tragebretter an Büchergerüsten. Vorrichtung zum Messen von Grundwasserständen. Vermischtes: Preisausschreiben für ein Geschäftshaus der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen in Dresden. Elektrische Aufzüge. Regenerativ⸗Gasofen.

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Wird behufs Erzielung eines Zwangsvergleichs zwischen einem Konkursgläubiger und einer anderen Person die Cession der Forderung von jenem an diesen zu einem über die Accordate hinaus⸗ gehenden Preise vereinbart, so ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, I. Civilsenats, vom 29. Oktober 1892, diese Cession rechts⸗ unwirksam, selbst wenn der Cessionsvertrag das Zustandekommen des Zwangsvergleichs nicht ausdrücklich als Bedingung formulirt hat und auch thatsächlich der Zwangsvergleich nicht zu stande gekommen ist.

Das vertragliche Abkommen mit einem Mitgliede des Gläubigerausschusses in einem Konkursverfahren, um dadurch die Stimme des betreffenden Mitgliedes des Gläubiger⸗ ausschusses zu Gunsten des Gemeinschuldners zu gewinnen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 29. Oktober 1892 unverbindlich.

Kunst und Wissenschaft.

Phvysikalische Gesellschaft. In der Sitzung vom Freitag, 16. Dezember, berichtete Herr Dr. Lummer von der Technischen Reichsanstalt über Versuche,

welche er in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Gumlich angestellt hat,

um eine bestimmte Art von Polarisationsapparaten, den Lippich⸗ schen Halbschatten⸗Apparat zu verbessern.

Die Bestimmung erfolgt in der Weise, daß zwei neben einander liegende Felder, welche gleiche Helligkeit besitzen, durch das optische Verhalten einer auf den Gang der Lichtstrahlen ge⸗ brachten Zuckerlösung aus nicht näher zu erörternden Gründen ver⸗ schieden beeinflußt werden, also eine verschiedene Helligkeit annehmen, und daß man nun diejenige Stellung des Apparats aufsucht, bei welcher beide Felder wieder gleiche Helligkeit haben. Die Genauigkeit dieser Bestimmung ist also in letzter Linie abhängig von der Sicher⸗ heit, mit welcher man ein Urtheil über die gleiche oder verschiedene Helligkeit der beiden benachbarten Felder aussprechen kann. In diesem Punkte wird nun von Herrn Dr. L. eine Verbesserung angestrebt, in⸗ dem er das Princip des von ihm ausgearbeiteten und bereits in mancher anderen Beziehung verwertheten Photometers zur Anwendung bringt und dadurch eine genauere Vergleichung ermöglicht. Hieraus ergiebt sich dann eine Reihe von anderweitigen Erleichterungen in der Benutzung des Apparats.

Herr Professor Goldstein sprach zunächst über eine Eigen⸗ thümlichkeit der Anode in Geißler'schen Röhren. Die meisten Untersuchungen über die elektrische Entladung in luftleeren Räumen beziehen sich auf den Pol, welcher die negative Elektricität eintreten läßt, die sogenannte Kathode. Hier zeigt sich die wunderbare Er⸗ scheinung, daß eine ihrem Wesen nach unbekannte Wirkung von der Kathode aus sich strahlenförmig ausbreitet, um da, wo sie auf einen festen Körper, z. B. die Glaswand der Röhre trifft, diesen je nach den Umständen zu erhitzen oder in ein eigen⸗ thümliches Leuchten oder wohl gar, wenn der Körper leicht beweglich ist, in Bewegung zu versetzen. Unter andern Eigenschaften dieser Kathodenstrahlen hat man auch beobachtet, daß dieselben nicht aus allen Metallen mit gleicher Leichtigkeit heraus⸗ treten; am leichtesten entstehen sie an einer Kathode aus Aluminium, schwerer an einer solchen aus Silber. Professor Goldstein hat nun die merkwürdige Thatsache gefunden, daß die verschiedenen Metalle sich an dem positiven Pol, der Anode, gerade entgegengesetzt verhalten, wie an dem negativen. Besteht beispielsweise die Anode zur Hälfte aus einem Silberblech, zur Hälfte aus Aluminium, so sieht man hier den silbernen Theil mit dem der Anode eigenthümlichen Glimmlicht bedeckt, den aus Aluminium bestehenden Theil dagegen dunkel. Eine Erklärung dieses Verhaltens der Metalle läßt sich um so weniger geben, als die elektrischen Erscheinungen in solchen stark evacuirten Räumen überhaupt noch sehr wenig aufgeklärt sind. Eine auffallende Erscheinung bildet auch das von Crookes als Abstoßung zweier Kathoden⸗ strahlen bezeichnete Phänomen. Es zeigt sich dann, wenn man die negative Elektricität durch zwei Pole eintreten läßt; die beiden ent⸗ . Strahlenbündel nehmen einen anderen Weg, als jedes für sich bestehend ihn einschlägt. Sie weichen einander aus. Goldstein fand, daß dies seine Ursache nicht in einer Einwirkung der beiden Strahlen auf einander hat, sondern daß die beiden Kathoden selbst sich gegenseitig beeinflussen. Der Nachweis hierfür ist von ihm dadurch geliefert worden, daß er die beiden Strahlenquellen vurch einen kleinen Schirm von einander trennte; die Strahlen stießen si dann nicht mehr ab. Sp.

Die neu arrangirte Ausstellung des Vereins Berliner Künstler im Architektenhause bietet ein abwechselungsreiches Bild der verschiedenen Richtungen der gegenwärtigen Kunstproduction. Besonders reich ist die Landschaftsmalerei vertreten. Neben einer derben, aber ungemein plastischen Dorfvedute Berkemeyer’s finden wir zartgestimmte Viehweiden von Pedersen, sonnige holländische Marschenbilder von H Baisch, einen Seestrand im Stile Mesdag's von A. Le Mayeur, Strandscenen von Wentscher und Schmitgen, einen stimmungsvollen Sommerabend von Flad und breit und sicher gemalte Waldinterieurs von Uth. Ziem⸗ lich extrem impressionistisch sind die Veduten von Hummel, die von glücklicher Beobachtung der Farben⸗⸗ und Lichtwerthe in der Natur Zeugniß ablegen. Such P. Meyer⸗Mainz arbeitet in einem Kircheninterieur auf impressionistische Farbenwirkung hin, vermag mit dieser aber nicht bildmäßige Geschlossenheit und Ruhe des Gesammteindrucks zu vereinen. Denselben Mangel weist Boris spitzige Feinmalerei eines Rococoboudoirs auf. Der Eifer im

urchführen des Einzelnen beeinträchtigt den Blick für das Ganze. Daß freilich auch das entgegengesetzte Extrem an dem eigentlichen Ziel künstlerischer Wirkung vorbeischießt, beweist Dudley Hardy's „Flucht aus Egypten“, wo in der weichlich verschwvommenen Dämme⸗ rung des Gesammttons die Gestalten des Elternpaares Christi kaum noch erkennbar werden. Gerade im religiösen Historienbilde verlangt das Auge aber einen Ausgleich zwischen der landschaftlichen Stimmung und der Staffage, der hier nicht erzielt ist. Hochbedeutend sind die holländischen Dorfscenen von F. van Leemputen, der mit gesundem Farbensinn überzeugende Charakteristik im Ausdruck der Köpfe und der Haltung seiner Ge⸗ stalten zu vereinen weiß. Saftige Farbengebung und gelungene Licht⸗ führung kommt auch in einem Genrebilde von Marie von Kalk⸗ reuth zur Geltung, das die Künstlerin selbst bei ihren malerischen

sch scha 22 rat zu verbesse Dieser Apparat spielt bekanntlich in der Saccharimetrie, also bei der Bestimmung des Zuckergehalts einer Lösung auf optischem Wege, eine große Rolle.

Studien im Freien beschäftigt zeigt. Von Italienern sind in der egenwärtigen Ausstellung Ettore Tito mit einer in warmes Somnenlicht getauchten Vedute des Marcusplatzes in Venedig und Pompeo Mariani mit einem italienischen Dorfbilde besonders vor⸗ theilhaft vertreten.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med., Neffe Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten, hat neuerdings eine wissenschaftliche Arbeit über die Ursachen und Erscheinungen der Rippenfellentzündung erscheinen lassen. In der Münchener „Aerztlichen Rundschau“ wird sie als eine der für die Behandlung fruchtbarsten und für die Leser anregendsten Arbeiten über diesen wichtigen Gegenstand bezeichnet.

In der Universität zu Rom wurde, wie man den Münch. „N. Nachr.“ berichtet, am 16. d. M. eine Büste des bekannten Phvsiologen Professors Jakob Moleschott im Beisein des Gelehrten selbst sowie des Unterrichts⸗Ministers enthüllt. Die Studenten bereiteten Moleschott großartige Ovationen.

Der bekannte englische Naturforscher Sir Richard Owen ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern in London ge⸗ storben. Der Dahingeschiedene, der ein Alter von 88 Jahren erreichte, hat sich durch seine anatomischen und osteologischen Untersuchungen der fossilen und Wirbelthiere einen Namen gemacht. Er war aus⸗ wärtiges ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissen⸗ schaften zu Berlin.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte und Saatenstand. Im Regierungsbezirk Posen haben die Kartoffeln im wesentlichen einen guten Ertrag geliefert. Die Getreideernte ist mit Ausnahme der Gerste als eine gute Mittelernte zu bezeichnen. Die kühle und trockene Witterung während des Monats Oktober d. J. war für die ebstbestellung günstig, sodaß die Einsaat der Winterung rasch von tatten ging. Saaten stehen durchweg gut und berechtigen zu

Hoffnungen.

nstand in der Türkei. (Confer. „R.⸗Anz.“ Nr. 274 vom 18. November.)

Die Trockenheit der Witterung hält in einem großen Theile der Türkei noch immer an und wirkt auf den Stand der Saaten ungünstig ein. Im Unterlande bis zu 150 m Seehöhe ist nach einer längeren regenlosen Zeit während der letzten Tage des vorigen Monats in den Küstengebieten Regen gefallen, und die Bauern konnten dort die Bestellung der Felder fördern. Sehr fühlbar dagegen macht sich der Regenmangel in den höher gelegenen Ländereien. Die 150 bis 400 m hoch gelegenen Felder erscheinen dermaßen ausgetrocknet, daß die Bearbeitung des Bodens nur langsam vor sich geht. Es wird nach Thunlichkeit weiter gepflügt, auch sind ungefähr 50 bis 60 % einer normalen Aussaat bereits ausgesät. Der Boden wird daselbst zur Zeit gewalzt, um die großen Erdklöße zu brechen. Auf diese Weise hofft man, sobald Regen eintritt oder Schneefall mit nachfolgendem Thauwetter, die Aussaat später ver⸗ vollständigen zu können. Auf den 400 bis 750 m hoch gelegenen Feldern also in den Gebirgsgegenden ist Schneefall mit nach⸗ folgendem Thauwetter eingetreten, sodaß die Aussaat erheblich gefördert werden konnte. Doch fallen diese Gegenden bei der Gesammternte weniger ins Gewicht. Auf den Hochebenen, d. h. in einer Höhe von über 750 m, ist der Boden ganz ausgetrocknet. Die hierdurch erzeugten Mißstände sind durch den theilweise eingetretenen Frost mit Reifbildung keines⸗ weg gebessert worden. Eine Ausnahme bilden die über Sümpfen belegenen Grundstücke. Dieselben haben immerhin noch Feuchtigkeit genug, um die Aussaat zu ermöglichen. Auf diesen Grund⸗ stücken kann sogar in diesem Jahre mehr als gewöhnlich an Wintergetreide ausgesät werden. Hierzu gehören ins⸗ besondere die in den Flußgebieten der Hochebene be⸗ legenen Felder. Vorbereitung für die Aussaat ist auch auf den un⸗ günstiger belegenen Grundstücken der Hochebene nach Thunlichkeit ge⸗ troffen worden; doch steht zu befürchten, daß auf diesen Grundstücken schließlich doch weniger als im vorigen Jahre zur Aussaat gelangen wird. Sollte im Frühjahre die Trockenheit nicht anhalten, so könnte der Ausfall durch eine Mehraussaat an Sommergetreide ausgeglichen werden.

Ernteaussichten in Chile.

Infolge außergewöhnlichen Mangels an Regen während der Wintermonate sind, wie wir aus einer von Anfang November her⸗ rührenden Mittheilung aus Valparaiso erfahren, die Aussichten für die im Dezember und Januar erfolgende Getreideernte in den Mittel⸗ provinzen Chiles sehr beeinträchtigt, sodaß dort nur auf oder des Ertrags eines normalen Jahres zu rechnen ist. Bessere Aus⸗ sichten bieten sich in den Provinzen südlich vom Maule⸗Flusse, wo reichlich und rechtzeitig Regen gefallen ist.

5 Ernte⸗Ergebnisse in Egypten.

Angestellten Schätzungen zufolge stellt sich das Ergebniß der diesjährigen Ernte in Egypten in Weizen auf 60, in Gerste auf 30, in Dari auf 25, in Bohnen auf 110 und in Linsen auf 75 % einer Mittelernte. Amtliche Berichte werden in Egypten über den Ernte⸗ ausfall nicht veröffentlicht.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Verbreitung der Rotzkrankheit im Deutschen Reich im Jahre 1891.*)

Nach dem schon mehrfach erwähnten 6. Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich, bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamt (Verlag von Julius Springer in Berlin) war die Rotzkrankheit im Berichtsjahre zwar räumlich etwas weniger verbreitet als im Jahre 1890, dagegen sind mehr Erkrankungsfälle und Verluste an Pferden gemeldet worden. Auch die Gesammtzahl der in den neu betroffenen Gehöften war größer als im Vorjahre. Als erkrankt sind 981 Pferde gemeldet gegen 866 im Vorjahre. Die Fälle vertheilen sich auf 12 Staaten (12 im Vorjahre), 50 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke (57), 204 Kreise ꝛc. (203). Gefallen sind 55 Pferde (47), getödtet 1296 (1234), davon auf polizeiliche Anordnung 1244 (1119). Von den zu⸗ letzt genannten Pferden wurden 359 = 28,9 % (381 = 34,0 %) bei der Section frei von Rotz befunden. In den 426 (414) während des Berichtsjahres neu betroffenen Gehöften waren 2933 Pferde (2582) vor⸗ handen. Gänzlich verschontgeblieben sind wie im Vorjahre Mecklenburg⸗ Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen⸗Altenburg, Schwarzburg⸗ Rudolstadt, Waldeck, beide Reuß, Schaumburg⸗Lippe; außerdem Baden, Hessen, Sachsen⸗Meinigen, Lippe, Lübeck. Ferner sind innerhalb der verseuchten Staaten Rotz⸗ (Wurm⸗) Fälle nicht vorgekommen in 13 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken, wovon 10 in Preußen (5 im Vorjahre), je 1 in Bayern Sachsen und Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, sowie in 695 Kreisen ꝛc. Von der Seuchebetroffen wurden 204 = 19,8 % (19,7 %) sämmtlicher Kreise ꝛc. Nach der dem Jahresbericht beigegebenen kartographischen Dar⸗ stellung waren wie in den vorhergegangenen Jahren hauptsächlich östliche und südliche Gebiete des Reichs verseucht. Gegenüber dem Vorjahre ergiebt sich indeß eine stärkere Verseuchung im Osten und in den Reichslanden, eine geringere südlich vom Main, am Mittelrhein und im mittleren und nordwestlichen Deutschland. Von Osten her ist die Seuche in nordwestlicher Richtung vorgedrungen und hat einige vSe. stärker betroffen. In Oberschlesten sind größere zusammenhängende Seuchenherde an der russischen Grenze entstanden; 1 ist der Grad der Verseuchung dort stärker geworden. Die höchsten rkrankungsziffern wiesen nach die ierungsbezirke Königsberg, demnächst Gumbinnen, Marienwerder, Potsdam, Köolmme Posen, Bromberg, Oppeln, Merseburg, Schleswig und Ober⸗Bayern, ferner Mecklenburg⸗Schwerin. Von Kreisen sind in dieser Hinsicht zu nennen: 2 Karthaus,

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Briesen, Löbau, Teltow, Wreschen, Kosel, Kreuzburg. Auf je 10 000 Pferde ergeben sich im Durchschnitt für das Reich 2,78 rotz⸗ kranke Pferde gegen 2,46 im Vorjahre, desgleichen 3,84 gefallene und getödtete rotzkranke und verdächtige gegen 3,64 im Jahre 1890. In zwei Fällen wurde der Rotz aus Oesterreich⸗Ungarn, in drei aus Belgien und in einer größeren Zahl von Fällen aus Rußland nach⸗ weislich eingeschleppt. In verschiedenen weiteren Fällen sind die Pferde bereits erkrankt oder angesteckt gewesen, als sie in den Besitz desjenigen Eigenthümers gelangten, bei welchem die Seuche an ihnen festgestellt wurde. Durch die thierärztliche Beaufsichtigung der Pferdemärkte und Pferdeschlächtereien auf offener Straße und in Ab⸗ deckereien wurden mehrere Rotzfälle ermittelt, ferner sind 24 rotzver⸗ dächtige Pferde in 15 Beständen des Kreises Neidenburg und je ein Fall in den Kreisen ꝛc. Briesen, Oldenburg i. Holst. und Ohrdruf ei der polizeilich angeordneten Untersuchung alter gefährdeter Pferde⸗ bestände am Seuchenorte entdeckt worden.

Griechenland.

Die 24 stündige Beobachtungsquarantäne, welcher die aus den italienischen Häfen kommenden Provenienzen bisher noch unterworfen waren, ist durch Königliches Decret vom 7. Dezember 1892 auf⸗ gehoben und an deren Stelle nur eine strenge ärztliche Untersuchung gesetzt worden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 17. d. M. gestellt 11 594, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 4801, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 17. Dezember das Grundstück Vößreristraße 20, dem Maurer⸗ meister Johannes Gerbsch hier gehörig, zur Versteigerung; Nutzungswerth 25 070 ℳ, Mindestgebot 247 000 ℳ; für das Meist⸗ von 313 200 wurde die Dorotheenstädtische Credit⸗

ank, Mittelstraße 14, Ersteherin.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand am 17. Dezember das im Grundbuche von Teltow Band 11 Blatt Nr. 411 auf den Namen des Baumeisters Udo Schüler⸗Bau⸗ desson eingetragene, in Teltow belegene Grundstück zur Ver⸗ steigerung; dasselbe ist mit 0,65 Thaler Reinertrag und einer Fläche von 18 a 31 qkm zur Grundsteuer, mit 2400 Nutzungs⸗ werth zur Gebäudesteuer veranlagt; Mindestgebot 5189 ℳ; für denselben Betrag wurde der Schlossermeister Aug. Binge in Trebbin Ersteher. Aufgehoben wurde das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung wegen des im Grundbuche von Schöneberg Band 30 Blatt Nr. 1207 eingetragenen, zu Schöne⸗ berg belegenen, dem Kaufmann Carl Friedrich Hermann Schultze gehörigen Grundstücks.

Berlin, 17. Dezember. (Wochenbericht für Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max S s ky). Ia. Kartoffelmehl 18 ¾ 19 ½ ℳ, la. Kartoffelstärke 18 ¾ 19 ½ ℳ. IIa. Kartoffelstärke und ⸗Mehl 16 17 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke Frachtparität Berlin 9,90 ℳ, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach Werkmeister's Bericht franco Fabrik 9,50 ℳ, gelber Syrup 21 ½ 22 ℳ, Cap.⸗Syrup 22 ½ —23 ℳ, Cap.⸗Export 24— 24 ½ ℳ. Kartoffelzucker gelber 21 ½ 22 ℳ, do. Cap. 23 24 ℳ, Rum⸗Couleur 36 37 ℳ, Bier⸗Couleur 35 36 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 27 ½ 28 ½ ℳ, do. secunda 25 26 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 34 35 ℳ, Weizenstärke (großst.) 41 42 ℳ, Hallesche und Schlesische 41 42 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 ℳ, do. (Stücken) 46 47 ℳ, Maisstärke 32 ℳ, Schabe⸗ stärke 30 nom., Victoria⸗Erbsen 19 22 ℳ, Kocherbsen 16 21 ℳ, grüne Erbsen 18 22 ℳ, Futtererbsen 14 15 ℳ, Leinsaat 23 25 ℳ, Linsen, große, neue 40 54 ℳ, do. mittel 34 40 ℳ, do. kleine 20 32 ℳ, gelber Senf 32 42 ℳ, Kümmel 44 50 ℳ, Mais loco 12 ½ 13 ℳ, Pferdebohnen 16 18 ℳ, Buchweizen 14 ½ bis 15 ½ ℳ, inländische weiße Bohnen 16 18 ℳ, weiße Flachbohnen 20 22 ℳ, ungarische Bohnen 15 ½ 16 ½ galizische und russische Bohnen 14 15 ℳ, Wicken 12 ½ 13 ℳ, Hanfkörner 19 20 ℳ, Leinkuchen 16 —17 ℳ, Weizenschale 9 ½ 10 ℳ, Roggenkleie 9 ¼ 9 ¾ ℳ, Rapskuchen 14 ½8 15 ½ ℳ, Mohn, blauer 58 66 ℳ, do. weißer 86 92 ℳ, Hirse, weiße, 18 20 Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Die Generalversammlung der Märkischen Maschinen, bau⸗Anstalt, vorm. Kamp u. Co. in Wetter beschloß die Herabminderung des Actienkapitals durch Rückzahlung vo 9000 in Baar und zwar hundert Mark auf jede Actie.

Verdingungen im Auslande. 8. Januar. Präsident des Verwaltungsraths der Eisenbahn⸗ Administration in Kairo: Lieferung von Stahl. 15. Januar. Ebenda: Lieferung von Eisen. Bedingungen im Bureau des Magazin⸗Inspectors in Gabbary (Alexandrien). Offerten müssen auf Stempelbogen zu 3 Piastern andirt eingereicht werden.

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Verkehrs⸗Anstalten. 1““

Bremen, 18. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Elbe“, am 6. Dezember von Bremen und am 7. Dezember von Southampton abgegangen, ist am 16. Dezember Abends in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat am 16. Dezember Nachmittags die Reise von Gibraltar nach New⸗York fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“, nach Australien bestimmt, ist am 16. Dezember Vormittags in Aden angekommen. Der Postdampfer „Köln“, von Brasilien kommend, und der Postdampfer „Hannover“, vom La Plata kommend, haben am 17. Dezember Vormittags OQuessant passirt.

Hamburg, 18. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Ame⸗ rikanische Fackeifahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Scandia“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Scilly passirt.

Triest, 17. Dezember. (W. T. B.) Der „Poseidon“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

18. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Medusa“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag hier eingetroffen.

Lloyddampfer

8 Theater und Musik. 8 Königliches Opernhaus.

Der Königliche Kammersänger Herr Emil Goetze sang gestern als dritte Gastrolle den „Alessandro Stradella“. Diese lyrische Partie entspricht nicht mehr ganz den Charaktereigenschaften der Stimme des Künstlers, der mehr und mehr Heldentenor geworden ist. Gleichwohl gelangen ihm die Lieder und Arien gut, da er neben der b auch den weicheren Schmelz, wenigstens stellenweise, ervorzukehren vermochte; in der Schlußarie waren leider einige Tonschwankungen bemerkbar, im ganzen aber war die Leistung eine sehr wovon auch ihre Aufnahme von Seiten des ausverkauften Hauses Zeugniß ablegte. Die Vor⸗ stellung ging in den übrigen Theilen ebenfalls gut von statten. Haupt⸗ sächlich zeichneten sich die beiden Banditen (Herr Krolop und

Lieban) durch ihren guten Humor, charakteristisches Spiel und frischen Gesang aus. Fräulein Leisinger (Leonore) sang namentlich ihre Arie zu Beginn des zweiten Acts mit herzerfreuender Wärme. Das Maskenfest am Schluß des ersten Acts

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war vortrefflich arrangirt; hier war es namentlich der Harlekin, der Aller Aufmerksamkeit auf sich zog und das Publikum in die heiterste Laune versetzte.

Königliches Schauspielhaus.

Am Sonnabend erschienen die ersten Stücke der Wallenstein⸗ Trilogie „Wallenstein's Lager“ und „Die Pieccolomini“ in neuer Einstudirung auf der Scene. Das Kriegslager bot in deco⸗ rativer Hinsicht ein prächtiges Bild; die schneebedecten Thürme von Pilsen ragten über hohen Wällen im Hintergrunde auf, seitwärts im Vordergrunde auf einer leichten Anhöhe erhoben sich Zelte, vor denen bunte uppen lagerten; die Lagerfeuer sandten ihren Rauch zu dech helben Winterhimmel empor und vor den Marketenderzelten wogte ein lebhaftes Gedränge hin und her. Ein Massenbild in großen, bewegten Zügen enthüllte sich vor dem Zuschauer; die einzelnen Glieder dieser großen Menge griffen natürlich in einander; die Erregung und der Gedanke des einzelnen übertrug sich wie durch unsichtbare Mächte auf die Allgemeinheit und lobte in einer gemeinsamen Empfißhung empor. Der wilde ungezügelte Geist des Lagers, der einzig und allein Respect vor dem Namen des Friedländers hat, trat in den einzelnen Personen kräftig hervor. Der Holkische Jäger des Herrn Purschian kündete den sorglosen Muth, die strotzende Lebensfülle des Soldaten, der seine Sache auf nichts gestellt hat; Herr Hertzer als Rekrut sang und trommelte in seliger Weinlaune mit naiver Freude über seinen neuen Beruf, der ihm bis jetzt nur die Ungebundenheit und die lustige Seite des Kriegslebens zeigte; eine derbe, rundliche Marketenderin mit freiem Behagen an dem wilden Leben führte Frau Schramm, vor und Herr Vollmer gab seiner Kapuzinerpredigt eine stark satirische Fär⸗ bung. Herr Oberländer als gravitätischer Wachtmeister und Herr Siegrist als Trompeter vervollständigten das Bild, von dem nur Herr von Hochenburger als zweiter Holkischer Jäger durch die Kraftlosigkeit seines Vortrags unvortheilhaft abstach.

In den „Piccolomini“ waren einige Neubesetzungen vorge⸗ nommen worden, die dem Schauspiel aber früheren Aufführungen gegenüber kein wesentlich verändertes Ansehen gaben. Wallenstein, von Herrn Klein dargestellt, tritt nur im zweiten Act im Rath mit den Generalen auf; dem Darsteller genügte es jedoch schon, um in engem Rahmen eine treffliche Charakteristik des allmächtigen Feld⸗ herrn zu geben; der unbeugsame, starke Wille leuchtete aus den kalten beobachtenden Augen, die sich nur beim Wiedersehen mit der Tochter warm belebten und in mystischem Glanze leuchteten, als die Seele des Allgewaltigen von der geheimnißvollen Macht der Sterne bewegt wird. Herrn Vischer’s Questenberg litt unter der Dünnheit und Sprödigkeit des Organs, das der diplomatischen Rede nicht die Kraft der Ueberzeugung und den nothwendigen Nachdruck zu verleihen vermochte, auch machte die Gestalt im ganzen einen mehr höfischen als würde⸗ vollen EindruckF. Frau Kahle als Herzogin von Friedland über⸗ raschte durch den natürlichen Ausdruck demüthiger Ergebung, durch die Milde des Tons, die der gutmüthigen, aber zerzigen Fürstin wohl anstehen. Die übrigen Rollen hatten die treffliche frühere Besetzung behalten.

Gestern Abend wurde die Trilogie mit „Wallenstein's Tod“ beschlossen. Die sorgfältig vorbereitete Darstellung entsprach in jeder Beziehung den Erwartungen und fand allgemeinen Beifall. In dem Streben, die Schiller'schen Vekse in natürlicher Weise zu betonen ohne Vernachlässigung es erforderlichen Maßes von Pathos sind weitere erhebliche ünd erfreuliche Fort⸗ schritte zu verzeichnen. Besonders gilt diese Anerkennung Herrn Klein, der mit würdevoller Ruhe den Wallenstein gab, Frau Kahle als seiner Gemahlin, Frau von Hochenburger als Thekla, Herrn Arndt als Octavio Piccolimini und Herrn Ludwig als schwedischem Hauptmann, während Herr Matkowsky durch Zügelung seiner Leidenschaftlichkeit in einzelnen Scenen natür⸗ licher hätte erscheinen können; dem entsprechend war sein Abschied von Thekla und vom Herzog, wobei der Darsteller sein schönes Organ in maßvollerer Weise zur Geltung brachte, von tiefergreifender Wirkung. In der Rolle der Gräfin Terzky zeigte sich Fräulein Poppe ihrem Schwager dem Herzog, gegenäber von überzeugender Kraft. Außerdem seien von den ausnahmslos tüchtigen Leistungen besonders die Herren Purschian als Graf Terzky, Keßler als Illo, Kahle als Buttler, Vollmer als Isolani erwähnt.

Sing⸗Akademie.

Die Weihnachtsfeier der Sing⸗Akademie, zu welcher sich am S abend, wie alljährlich, ein außerordentlich zahlreiches Publikum ein⸗ gefunden hatte, brachte zum zehnten Male Bach'’s Weihnachts⸗ Oratorium zur Aufführung. Wiederum waren es die Leistungen des Chors, der durch Klangschönheit, Präcision und tiefem Eindringen in den Inhalt der Bach'schen Werke alle anderen hier bestehenden Vereinigungen überragen: ein Vorzug, der in erster Linie dem Ver⸗ dienste des Dirigenten Herrn Professor Blumner zuzuschreiben ist, welcher seinen Vorgängern nicht bloß nacheifert, sondern sie in manchen Punkten noch übertrifft. Einen erhebenden andachterweckenden Ein⸗ druck machten auch bei dieser Feier die Choräle, an denen gerade dieses Werk so reich ist. Die Sovpransoli befanden sich wieder in den bewährten Händen des Fräulein Helene Oberbeck; auch Fräulein Selma Thomas aus Breslau sang ihre Altpartie vortrefflich. Herr Hauptste in (Tenor) wirkte niehr durch verständnißvolle Ausdrucksweise als durch Schönheit des Stimmen⸗ klangs, während der Bassist Herr Rolle beides vereinigte. Daß das Philharmonische Orchester die zwischen die Chöre eingeschobenen wundervollen Symphoniesätze des Oratoriums in vollendeter Weise ausführte, bedarf kaum noch der Bestätigung; in der Begleitung des Chors und der Solisten wäre vielleicht ein geringeres Maß von Kraft aufwand wünschenswerth gewesen. Am Freitag, 23. Januar, gelangt Bach's zweiter Cantatencyelus zur Aufführung.

Saal Bechstein.

Die junge Altistin Fräulein Bertha Nagel (aus“ Prag) gab am Sonnabend einen Liederabend, in welchem sie mehrere Lieder von Schubert, Schumann, A. von Goldschmidt, Rubinstein, Brahms und anderen vortrug. Die begabte Künstlerin ist im Besitze einer wohl⸗ klingenden und kräftigen Stimme, die nur in der Höhe nicht immer leicht genug anspricht. Ihre warm empfindende Ausdrucksweise kam besonders in den ersten Liedern, Schubert's „Doppelgänger“ und „Der Tod und das Mädchen“, im „Schlaflied“ von Moszkowski, „Immer leiser wird mein Schlummer“ von Brahms und in Gold⸗ mark's „Herzeleid“, welches sie wiederholte, zur Geltung, während ihr die Lieder heitern und naiven Inhalts weniger gelangen. Ein zu häufiges Tremoliren beeinträchtigte auch mitunter die Reinheit der Intonation. Der Pianist Herr G. Krüger, der sich vor kurzem bereits hier hören ließ, trug einige Piècen von Schumann, Henselt, Leschetizky (seinem Lehrer) und Chopin vor, in denen er eine weit ent⸗ wickelte technische Fertigkeit und geschmackvolle Ausdrucksweise erkennen ließ. Ihm sowohl als der Concertgeberin wurde lebhafter Beifall des nicht zahlreich erschienenen Publikums zu theil.

Am Mittwoch gelangt im Königlichen Opernhause Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Lammert und Deppe, den Herren Rothmühl und Fränkel zur Darstellung. Darauf folgt die mythologische Tanzdichtung „Prometheus“ mit Beethoven'’s Musik. Der Donnerstag bringt die Oper „Bajazzi“ mit Frau Herzog, den Herren Sylva, Bulß, Fränkel, Philipp, und das Tanz⸗ poem „Die Jahreszeiten“. 8

Im Berliner Theater ist wegen Unpäßlichkeit der Frau Agnes Sorma der Spielplan der nächsten Tage einigen Veränderungen unterzogen: Heute Abend (ausnahmsweise Anfang 7 ½ Uhr) kommt Moser und Schönthan's Lustspiel „Krieg im Frieden“ zur Aufführung, morgen (Anfang 7 Uhr) „Julius Cäsar“ und am Mittwoch (Anfang 7 Uhr) mit Agnes Sorma, Ludwig Barnay u. s. w. das Sardou'sche Schauspiel „Dora.“

Zu den im Berliner Theater an den drei Weihnachtsfeier⸗ tagen stattfindenden Nachmittagsvorstellungen hat der Billetverkauf heute an der Vormittagskasse des Theaters begonnen.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater werden in der am Donnerstag zur ersten Aufführung kommenden Operette „Der Millionenonkel“ in den Hauptrollen die Damen Collin, Cor⸗ nelli, E. Schmidt, Navarra, Csendes und die Herren Steiner, Well⸗