1892 / 305 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

ihrer bisherigen Militärverhältnisse in der angegebenen Zeit bei dem bezeichneten Bureau einzureichen. .

Hierbei wird ausdrücklich bemerkt, daß die bereits früher berücksichtigten Mannschaften ihre Anträge auf weitere Zuruͤckstellung im Bedarfs⸗ falle zu erneuern haben und die nach dem 31. Ja⸗ nuar k. J. eingehenden Gesuche nicht berücksichtigt werden können.

Nach Abhaltung des Termins am 5. April k. J. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche für be⸗ gründet erachtet worden sind, durch das „Intelligenz⸗Blatt“ öffentlich bekannt gemacht werden.

Berlin, den 19. Dezember 1892.

Die Königlichen Ersatzcommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. von Wilmowski.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahme heute Vormittag von 9 ½ Uhr ab die Vorträge des Chefs des Generalstabs der Armee, General⸗Adjutanten Grafen von Schlieffen II., des Chefs des Militärcabinets, General⸗ Adjutanten von Hahnke und des Präsidenten des Staats⸗ Ministeriums, Staats⸗Ministers Grafen zu Eulenburg entgegen.

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Das „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht nach Allerhöchste Cabinets⸗Ordres, betreffend die Ertheilung der Heirathsgenehmigung für die evangelischen Milikärgeistlichen und die Militärküster und betreffend die Auflösung der Commandantur Sonderburg⸗ Düppel: .

Auf Ihren gemeinschaftlichen Bericht vom 7. November 1892 be⸗ stimme Ich hiermit, daß die Vorschrift des § 33 der Militär⸗Kirchen⸗ ordnung vom 12. Februar 1832, nach welcher die evangelischen Militär⸗ pfarrer zu ihrer Verheirathung die Erlaubniß bei dem ihnen vor⸗ gesetzten Consistorium nachzusuchen haben, in Wegfall kommt. Neues Palais, den 12. November 1892. Wilhelm. von Kaltenborn. Bosse. An den Kriegs⸗Minister und den Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Ich bestimme: Die Commandantur Sonderburg⸗ Düppel ist in⸗ folge Eingehens der Festung Sonderburg aufzulösen. Das Kriegs⸗ Ministerium hat das Weitere zu veranlassen. Neues Palais, den 15. Dezember 1892. Wilhelm. von Kaltenborn. An das Kriegs⸗ Ministerium.

Der Bundesrath stimmte in der am Donnerstag unter dem Vorsitz des Vice⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssecretärs des Innern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung dem Antrage Badens, betreffend Ausnahmen von dem Verbot des Umlaufs fremder Scheidemünzen, zu, erklärte sich mit der vom Reichskanzler beantragten Ausprägung von Kronen und Einpfennigstücken einverstanden und beschloß, das mit Rumänien geschlossene provisorische Abkommen wegen der Gewährung von Zollvergünstigungen bis zum 31. Januar 1893 zu verlängern. Von der Denkschrift über die Bau⸗ und Finanzlage bei dem Nord⸗Ostsee⸗Kanal nahm die Versammlung Kenntniß. Der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über die Gewerbesteuer⸗Einschätzung und der Antrag von Württemberg und Baden wegen Beschäftigung von i. Fesn in den Edelmetallwaarenfabriken wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Endlich wurde über mehrere Eingaben in Zoll⸗ und Steuer⸗ angelegenheiten Beschluß gefaßt.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt in der Zeit

vom 23. bis 24. Dezember 1892 Mittags gemeldete Cholerafälle: Eine Erkrankung aus Hamburg.

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Die Wagengestellungsziffern, welche die auf Ladungen von 10 t zurückgeführten Versandmengen Steinkohlen und Koks angeben, für deren Verladung an der Ruhr und in Oberschlesien Wagen von den Gruben an den einzelnen Fördertagen angefordert und von der Eisenbahn⸗ verwaltung gestellt worden sind, haben in der letzten Zeit eine ungewöhnliche Höhe erreicht. 1

Im Ruhrgebiet sind gestern 12 030 Wagen gestellt worden; es ist dies die höchste Anforderung, die höchste Gestellung und die größte Förderung, welche bisher an einem Tage statt⸗ gefunden hat. 8

Auch aus Oberschlesien sind an einzelnen Tagen un⸗ gewöhnlich hohe Gestellungsziffern gemeldet worden; so am 13. d. M. 5135 Ladungen (auf 10 t zurückgeführt) und am 14. d. M. 5253. 8

Diese hohen Zahlen haben zu Zweifeln darüber Ver⸗ anlassung gegeben, ob die angeführten Mengen wirklich an den betreffenden Tagen zur Verladung gelangt oder ob nicht vielmehr in den Gestellungsziffern 2 die den Gruben über Bedarf zugeführten Wagen enthalten seien, welche, wenn sie heute nicht beladen werden konnten, den morgen leer ein⸗ gegangenen Wagen zugezählt würden, sodaß die Gesammtziffer der Wirklichkeit nicht entspreche.

Diese Zweifel sind indessen nicht berechtigt.

Die Gestellungsziffern enthalten nämlich in der That nur diejenigen den Gruben für den Gestellungstag zugeführten Wagen, welche auch thatsächlich (bis auf eine geringe, nicht beladene und deshalb mit Wagen⸗ miethe belegte Zahl von Wagen) an dem betref⸗ fenden Tage beladen aufgeliefert worden sind.

Die Unterschiede in der Zahl der an den einzelnen Tagen beladenen Wagen sind lediglich auf den wechselnden Bedarf an diesen Tagen zurückzuführen. In Oberschlesien ist der Bedarf am 13. und 14. d. M. vielleicht deshalb größer ge⸗ wesen, weil in der Zeit vom 7. bis 10. d. M. die Abfuhr

nach Oesterreich durch Schneeverwehungen auf den öster⸗ reichischen Bahnen behindert war. 8 1 Die des Versandes von Steinkohlen und Koks von der Ruhr und von Oberschlesien in den letzten Wochen erhellt aus folgenden Zahlen: Ruhrgebiet Oberschlesien 1892 1891 1892 1892 1891 1892 mehr 3 t t in Proc. 1 218 590 1 078 040 13,0 258 440 205 630 25,7 289 880 252 460 14,8 249 930 227 890 9,7

t Monat Nov. 2 844 320 ² 1.— 7. Dez. 653 540 8.— 15. 709 360

16.— 22. 688 640 654 440

Der Kaiserliche Gesandte im Haag, Geheime Legations⸗ Rath Graf zu Rantzau hat einen ihm vlerhechi. he seh bben Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Secretär Freiherr von Mentzingen als Geschäfts⸗ träger.

Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe von Szögyény⸗ Marich ist nach Beendigung seines Urlaubs in Berlin wieder eingetroffen und hat die Geschäfte der Botschaft übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich baye⸗ rischer Ministerial⸗Rath von Heller und Großherzoglich mecklenburgischer Ober⸗Zolldirector Oldenburg sind von hier

abgereist.

8 Baden. 8

Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin trafen, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vorgestern Mittag in Karlsruhe ein, wo Höchstdieselben bis 4 Uhr Nachmittags verweilten, worauf sie die Reise nach Freiburg fort⸗ setzten. Gestern begaben sich Ihre Königlichen Hoheiten der Groß⸗ herzog und die Großherzogin sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Nor⸗ wegen gleichfalls nach Freiburg, um daselbst die Weihnachts⸗ tage bei den Erbgroßherzoglichen Herrschaften zu verbringen.

Sachsen⸗Altenburg.

Der Landtag hat den Etat genehmigt. Bei der Be⸗ rathung erklärte die Regierung, wie die „Magd. Ztg.“ erfährt, mit der bereits angekündigten Revision des Steuersystems möglichst rasch vorgehen zu wollen.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser hat sich gestern Abend 81 ½ Uhr nach München begeben, um daselbst das Weihnachtsfest bei dem Prinzen und der Prinzessin Leopold von Bayern zu verbringen. Am 26. d. M. wird der Kaiser nach Wels reisen und bis zum 27. d. M. bei dem Erzherzog Franz Salvator und der Erz⸗ herzogin Maria Valeria bleiben, worauf dann die Rückkehr nach Wien erfolgt.

Großbritannien und Irland. Die Wahl des antiparnellitischen Deputirten Davitt (North⸗Meath) ist, weil die Wähler von den Klerikalen in unzulässiger Weise beeinflußt worden waren, dem „W. T. B.“ zufolge für ungültig erklärt worden.

Frankreich.

Der deutsche Botschafter Graf zu Münster, der in den letzten Tagen nicht unerheblich erkrankt war, befindet sich, wie „W. T. B.“ meldet, zwar wieder auf dem Wege der Besserung, ist jedoch noch immer das Zimmer zu hüten genöthigt.

Der Senat ertheilte in seiner gestrigen Sitzung die Er⸗ mächtigung zu der bereits angekündigten gerichtlichen Ver⸗ folgung von fünf Senatoren. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 1 v“

In der Deputirtenkammer, deren Tribünen überfüllt waren, gelangte die Interpellation des boulangistischen Deputirten Millevoye über die Auslassungen zweier ehemaliger Minister⸗Präsidenten bezüglich der Verwendung gewisser von der Panama⸗Gesellschaft herrührender Fonds zur Verhandlung, nachdem in einem am Vormittag abgehaltenen Ministerrath beschlossen worden war, daß sich die Re⸗ gierung der Kammer zur Berathung dieser Interpellation zur Verfügung stellen solle. Millevoye begründete zunächst seine Interpellation. Floquet, der das Präsidium der Kammer dem Vice⸗Präsidenten Peytral übergeben und auf den Bänken der Deputirten Platz genommen hatte, erwiderte, keine Regierung könnte der Vertheilung eines Fonds für be⸗ stimmte Veröffentlichungen fremd gegenüberstehen, der bedeu⸗ tend höher, als die Geheimfonds dotirt und zur Vertheilung an die Presse bestimmt gewesen sei. Er selbst habe für diesen Fonds nichts gefordert und mit den Geldern desselben nichts zu thun gehabt. (Zurufe rechts, Beifall links.) Darauf hielt Bernis unter lebhaftem Lärm eine Rede, worin er Rouvier, Jules Roche und Floquet heftig angriff. (Protest⸗ rufe links.) Rouvier bestritt auf das entschiedenste die Be⸗ hauptung, daß seine Regierung von einer Ueberwachung der Vertheilung der von der Panamakanal⸗Gesellschaft herrührenden Beträge Kenntniß gehabt habe. Er wieder⸗ holte hierauf die Erklärungen, die er bei der Einbringung des Antrags auf Ermächtigung zur gerichtlichen Ver⸗ folgung mehrerer Deputirten abgegeben hatte, und gab zu, daß er, durch die Verhältnisse gezwungen, von Vlasto 50 000 Fr. für den Geheimfonds entliehen habe. Reinach habe das Geld an Vlasto zurückerstattet. Er (Rouvier) habe nicht gewußt, daß das Geld von der Panamakanal⸗Gesellschaft herrührte. (Bewegung auf verschiedenen Seiten.) Im Fort⸗ gange der Sitzung erklärte Millevoye, die Auflösung der Kammer stelle sich angesichts des öffentlichen Mißtrauens als unabweisliche Nothwendigkeit heraus. Der Redner wurde wegen dieser Aeußerung zur Ordnung gerufen. Der Minister⸗Präsident Ribot hob in seiner Erwiderung hervor, das Land sei ruhig und stehe auf Seiten der Regierung, es wolle Rechtschaffenheit in der Politik, aber gleichzeitig wolle es die Republik nicht angreifen lassen. Die Gerichte seien mit der Panama⸗Angelegenheit be⸗ faßt, er frage, ob man etwa nicht den Wahrspruch derselben abwarten könne. (Sehr gut! links, Lärm rechts.) Man wolle aber der repräsentativen Regierungsform den Prozeß machen und verfolge politische Ziele. Die Regierung werde sich weder beunruhigen noch einschüchtern lassen und werde die gegenwärtige Campagne genau überwachen. Der Minister⸗

Präsident schloß mit den Worten: welche glauben, daß es keine Regierung gebe, täuschen sich. Wir werden nicht in Verlegenheit kommen, es ihnen bei Gelegenheit zu zeigen. Wir werden keine unserer Pflichten unerfüllt lassen.“ Febhafter Beifall.) Nach einer Erwiderung Dérouléde'’'s nahm der Minister⸗Präsident Ribot nochmals das Wort und hob her⸗ vor, man verlange, daß die Regierung von der Tribüne herab Theorien vertrete. Das sei nicht ihre Rolle, ihre Aufgabe sei vielmehr, zu handeln, und diejenige des Parlaments, die Re⸗ gierung nach ihren Handlungen zu beurtheilen. Der Minister⸗ Präsident verlangte schließlich eine Tagesordnung, durch die der Regierung das Vertrauen ausgesprochen werde. (Beifall) Hubbart brachte hierauf folgende Tages⸗ ordnung ein: „Indem die Kammer die Erklärung der Regie⸗ rung billigt, vertraut sie der Festigkeit derselben, daß sie das unabweisliche Werk der Gerechtigkeit und Aufklärung sicher⸗ stellen werde, und geht zur Tagesordnung über.“ Diese Tages⸗ ordnung, welche die Regierung acceptirte, wurde alsdann mit 353 gegen 91 Stimmen angenommen und die Sitzung ge⸗ schlossen.

Der Untersuchungsrichter vernahm gestern Vormittag Andrieux, der über seine vorgestern vor der Panama⸗ Untersuchungscommission erstatteten Aussagen genauere An⸗ gaben machte.

Die Panama⸗Untersuchungscommission verhörte anse die Deputirten Salis, Fouquet und Moge, die be⸗ tätigten, daß sie die von Mves Guyot in der Budgetcommission gethanen Aeußerungen gehört hätten, wonach eine Liste der Deputirten, die in der Panama⸗Angelegenheit compromittirt seien, dem Präsidenten Carnot übergeben sei. Die Commission hat beschlossen, auch während der parlamentarischen Ferien im Januar täglich eine Sitzung abzuhalten.

Wie das Journal „Libre Parole“ erfährt, wäre der ehemalige Polizei⸗Präfect Andrieux mit einer Verhaf⸗ tung bedroht. Andrieux hätte erklärt, daß wenn er ver⸗ haftet werden sollte, dies wohl nur geschehe, um Floquet zu retten. Die Journale „Radical“ und „Figaro“ versichern, die Verhaftung Andrieux sei für heute Vormittag beschlossen. Auch würden heute Vormittag wieder zahlreiche Haus⸗ suchungen vorgenommen werden. Zu den mit einer Haus⸗ suchung Bedrohten gehörten auch zwei Redacteure des Journals „Libre Parole“.

Wie mehrere Pariser Blätter ausführen, erachten die Gegner der Republik infolge des Panama⸗Skandals ihre Zeit für gekommen. In den letzten Tagen sich die Häupter der bonapartistischen Partei nach Brüssel begeben, um mit dem Prinzen Viktor Napoleon einen Aufruf gegen die Republik auszuarbeiten, der in den nächsten Tagen erscheinen soll. Die Regierung ließ auf das Gerücht hin, daß der Prinz in Paris eingetroffen sei, eine Untersuchung anstellen, die jedoch er⸗ gebnißlos verlief.

Italien.

Der Senat nahm gestern, wie „W. T. B.“ meldet, sämmtliche von der Deputirtenkammer votirten Gesetzentwürfe an und vertagte sich darauf bis nach Weihnachten.

Der Papst empfing gestern das heilige Collegium, das die Glückwünsche zum Weihnachtsfest darbrachte. Der Papst dankte für die Glückwünsche und sagte, wenn man die Lage in Europa vom moralischen und religiösen Gesichtspunkte be⸗ trachte, bemerke man das Herannahen eines Sturms, welcher das letzte bedrohliche Anzeichen eines Niedergangs und Unheils sei, die nur durch die heilende Kraft der Kirche beseitigt werden könnten. Die Kirche befinde sich im Kampf gegen die heftigsten Angriffe. Der Papst verbreitete sich sodann speciell über die Vorgänge in Italien und ver⸗ dammte das Wirken einer schädlichen Secte, welche niemals eine wahrhafte Freundin des Volks sein würde, leider aber von der Regierung unterstützt und gefördert werde. Zum Schluß erflehte der Papst den Segen Gottes für Rom und für die ganze Welt. Das geheime Consistorium ist nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ jetzt amtlich auf den 16. Januar, das öffentliche auf den 19. Januar festgesetzt worden.

Niederlande.

Die Zweite Kammer hat, wie der „Köln. Ztg.“ be⸗ richtet wird, nach längerer Debatte das Budget des Kriegs⸗Ministeriums genehmigt. Gestrichen wurde ein Posten von 150 000 Fl. für die Anlage eines Süßwasserbassins in Amsterdam, das im Falle der Belagerung zur Versorgung der Stadt mit Süßwasser dienen sollte.

Luxemburg.

Die Deputirtenkammer genehmigte dem „W. T. B.“ zufolge gestern einstimmig das Budget, das mit einer Einnahme von 9 547 133 Fr. und einer Ausgabe von 8 498 133 Fr. abschließt, und vertagte sich hierauf bis zum 31. Januar. In Betreff des von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurfs, durch welchen dem Orden der Elisabetherinnen unter der Bedingung, daß er seine Satzungen dem Großherzog zur Genehmigung unterbreitet, die bürgerlichen Rechte zuerkannt werden, beantragte der Central⸗ ausschuß der Kammer, daß den Elisabetherinnen diese Rechte ohne irgend eine Garantieleistung ihrerseits zugestanden und ihren Klöstern unbeschränkte Freiheit gewährt werden solle.

Rumänien. Der Handelsvertrag mit Italien ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern unterzeichnet worden.8 Dem vorgestrigen Diner im Königlichen Schlosse wohnten die Präsidien beider Kammern und sämmtliche Minister bei.⸗ 8 v1XX“X“

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Amerika. 8

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Buenos⸗Aires gemeldet, durch Enthüllungen über das Verhalten des gegen⸗ wärtigen chilenischen Gesandten in Argentinien, der seiner Zeit als Agent der revolutionären anti⸗balmacedisti⸗ schen Partei thätig war, sei eine gewisse Erregung hervor⸗ gerufen worden. Man beschuldige den Gesandten, arger⸗ tinische Beamte bestochen zu haben, und verlange seine 92 berufung. Wie „R. B.“ weiter meldet, ist im Congreß 868 sehr kategorisch gehaltener Antrag eingebracht worden, von der Regierung Auskunft über den den chilenischen Ge sandten betreffenden Zwischenfall verlangt wird

Afrika. ““

Die britische Mission unter der Leitung des General⸗

Konsuls in Sansibar Sir Gerald Portal wird, der „A. C.“ zufolge, etwa am 1. Januan die Reise nach Uga

antreten. Bis dahin würden alle der Mission beigegebenen Offiziere in Sansibar versammelt sein. Die Mission wird aus 600 Mann, einschließlich der Truppen, bestehen. Letztere sind schon in Mombasa, um die nöthigen Vorbereitungen zu treffen.

Statistik und Volkswirthschaft.

1 Auswärtiger Handel.

Niach dem soeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt veröffent⸗ lichten Novemberheft der Monatlichen Nachweise des auswärtigen Handels des deutschen Zollgebiets betrug die Einfuhrmenge im No⸗ vember 1892:

27 039 984 (100) kg gegen 26 507 117 (100) kg des Vorjahr⸗ Novembers, also um 532 867 (100) kg mehr.

Die Gesammteinfuhr für die abgelaufenen 11 Monate des Jahres 1892 betrug der Menge nach: 271 945 216 (100) kg gegen 266 740 273 (100) kg des entsprechenden Zeitraums im Frele also um 5 204 943 (100) kg oder um 2,0 % mehr.

Die Ausfuhrmenge betrug im November 1892 19 217 499 (100) kg gegen 18 985 639 (100) kg des entsprechenden Vorjahrmonats; es hat sich also die Ausfuhr der Menge nach um 231 860 (100) kg gebessert. Für die 11 Monate des Jahres 1892 belief sich die Aus⸗ fuhrmenge auf 181 215 341 (100) kg gegen 184 978 093 (100) kg des entsprechenden Jahresabschnittes in 1891. Es bleibt also für das laufende Jahr die Ausfuhrmenge noch um 3 762 752 (100) kg oder um 2,0 % gegen das Vorjahr zurück.

Die Mehreinfuhr gründet sich hauptsächlich auf die erheblich ge⸗ steigerte Getreideeinfuhr in der ersten Hälfte des Jahres 1892.

„Es wurden eingeführt Januar November: Weizen 1891: 8,5 Mill. D.⸗C., 1892: 12,7 Mill. D.⸗C. Roggen. 5,3 Hafer. Gerste 2

Summa 1891: 27,6 Mill. D.⸗C., 1892: 30,9 Mill. D.⸗C.

Die Mehreinfuhr beträgt also 3,3 Mill. D.⸗C. oder 1,2 %.

Außerdem wurden 1892 noch mehr eingeführt: Weintrauben zum Keltern: 1892: 186 546 D.⸗C., 1891: 55 042 D.⸗C., also Mehr⸗ einfuhr 131 504 D.⸗C. oder 250 %. Wein (incl. Verschnittwein und zur Cognacbereitung) 1892: 758 950 D⸗C., 1891: 651 697 D.⸗C., also Mehreinfuhr 107 253 D.⸗C. oder 17 %.

An der Minderausfuhr sind namentlich betheiligt: Holz und Holzwaaren, Spiritus, Rohzucker, Fleisch, Steinkohlen.

Bei einigen Artikeln, die bisher starke Minderausfuhr hatten, zeigte sich im letzten Monat eine beträchtlich gesteigerte Ausfuhr, so wurden beispielsweise von Kartoffelstärke (Kartoffelmehl) im No⸗ vember 1891: 9387 (100) kg, im November 1892 dagegen 49 283 (100) kg ausgeführt; die Gesammtausfuhr pro 1892 beträgt jedoch immerhin erst 95 831 (100) kg gegen 137 317 (100) kg des Vorjahrs.

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1 1 6,

Zur Arbeiterbewegung.

Dder Vorstand des Unterstützungsvereins deutscher Buchdrucker erläßt eine Bekanntmachung, daß der Unter⸗ stützungsverein mit dem Jahresschluß seine Thätigkeit einstelle und daß an seine Stelle der Verband der deutschen Buchdrucker trete. Ferner entnehmen wir der Bekannt⸗ machung nach dem „Vorwärts“ folgende Bestimmungen:

Die Leistungen an reisende und conditionslose Mitglieder am Ort bleiben vorläufig den bisherigen Satzungen-des Unterstützungs⸗ vereins entsprechend. Laut Beschluß des Vorstandes werden den dem Verbande beitretenden bisherigen Mitgliedern des Unterstützungs⸗ vereins die an diesen geleisteten Beiträge bei etwaiger Gewährung von Unterstützungen in Anrechnung gebracht. Das Eintrittsgeld für Neueintretende beträgt 1 ℳ, für Wiedereintretende 2 Die Unter⸗ stützung an Erwerbsunfähige wird 52 Wochen geleistet, im Sterbefall ein Begräbnißgeld von 50 resp. 100 Der Verbandsbeitrag ist vorläufig auf 80 pro Woche für arbeitende und 20 für arbeits⸗ lose und vorübergehend arbeitsunfähige Mitglieder festgesetzt.

Ferner tritt die Central⸗Kranken⸗und Begräbnißkasse für die Mitglieder des Unterstützungsvereins Deutscher Buchdrucker (E. H.), nachdem die außerordentliche Generalver⸗ sammlung zu Berlin am 13. November 1892 die Auflösung der Kasse beschlossen hat, mit dem 1. Januar 1893 in Liquidation.

Aus Köln schreibt die „Elbf. Ztg.“ über die Stadtverordneten⸗ Versammlung. in der die Angelegenheit der Arbeitslosen zur Verhandlung kam: Die Bau⸗ und Finanzecommission vermochte das Vorhandensein eines Nothstandes nicht anzuerkennen und sah dement⸗ sprechend auch keine Veranlassung, irgendwelche besonderen städtischen Arbeiten einzurichten, erblickte vielmehr in der jüngsten Ver⸗ sammlung (vgl. Nr. 302 d. Bl.) lediglich eine socialdemokratische Propaganda. Entsprechend dem Commissionsvorschlage, nahm die Versammlung einstimmig eine Resolution an, welche lautet: Die Stadtverordnetenversammlung kann nicht anerkennen, daß in Köln gegenwärtig ein durch Arbeitsmangel herbeigeführter Nothstand herrsche, und lehnt es deshalb ab, zur Beschäftigung von Arbeitslosen besondere städtische Arbeiten einzurichten.

Zum Boykott der Fürther Brauerei von Evora und Mayer (vgl. Nr. 282 d. Bl.) berichtet die „Nat.⸗Ztg.“: Die durch den Boykott geschädigten Wirthe, die Bier aus der Evora'’schen Brauerei beziehen, hätten sich erboten, die aus der Evora'schen Brauerei entlassenen Arbeiter für den entgangenen Lohnverdienst zu entschädigen; die Boykottcommission habe jedoch dieses Anerbieten abgewiesen. Die Berliner Strike⸗Controlcommission macht im „Vorwärts“ ihren Beschluß vom 17. d. M. (vgl. Nr. 300 d. Bl.) bekannt und ersucht die Berliner Arbeiter, Bier aus der Evora'’schen Brauerei, das auch hier und hauptsächlich in Arbeiterlocalen ge⸗ schänkt werde, nicht zu trinken.

Aus Wien berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“: In der gestrigen Versammlung der Buchdruckereibesitzer wurde be⸗ schlossen, einem beabsichtigten Strike der Buchdruckergehilfen energisch entgegenzutreten und keinerlei Forderungen zu bewilligen.

Ein Londoner Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ meldet aus Bristol, daß gestern Abend eine Kundgebung der ausständigen Dockarbeiter zu einem Zusammenstoß mit der Polizei geführt habe. Es wurden Truppen herbeigerufen, welche die Manifestanten auseinander trieben. Eine von den Ausständigen hierauf an anderer Stelle veranstaltete Versammlung wurde ebenfalls durch das Militär

zerstreut.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 11. Dezember bis incl. 17. Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 238 Ehe⸗ schließungen, 1005 Lebendgeborene, 24 Todtgeborene, 600 Sterbefälle

Kunst und Wissenschaft.

Im Lichthof des Kunstgewerbe⸗Museums sind seit heute einige sehr interessante Silberarbeiten ausgestellt, nämlich der Tafelaufsatz und die beiden Fruchtschaalen, welche Damen aus Bukarest als Hochzeitsgeschenk zur Vermählung des Thronfolgers Hrinzen Ferdinand von Rumänien mit der Prinzessin Nary von Edinburg widmen. Die Arbeiten sind hervorgegangen aus der durch ihre künstlerischen Leistungen bekannten Werkstatt des rumänischen Hof⸗Goldschm iedes Paul Telge, der dieselben in Gemein⸗ schaft mit der Firma Meyen, den Herren Heintel und Modelleur Börmel Feßelbst geschaffen hat. Die geschmackvolle Ausführung gereicht der

erliner Industrie zur Ehre.

„— Arnold Böcklin ist jetzt, wie der „Nat. Z.“ aus S. Terenzo geschrieben wird, vollständig wiederhergestellt und bereits am 16. De⸗ jember nach Florenz gereist, wo er ein Porträt zu malen beginnt.

und Forstwirthschaft. Die an der Königlichen Landwirthschaftlichen Hoch⸗ schule zu Berlin angekündigten Vorlesungen im gegen⸗ wärtigen Winter⸗Semester von 565 Studirenden (gegenüber 529 Studirenden im Winter⸗Semester 401 ordentlichen und außerordentlichen Hörern (347), 26 Hospitanten (27), 26 Studirenden der Universität (32), 2 Studirenden der Berg⸗ Akademie (2), 1 Studirenden der Technischen Hochschule (—),

schule (121) besucht. Die Reisernte in Italien. 1

Nach dem im „Bolletino di Notizie agrarie“ veröffentlichten amtlichen Ausweis hat die Heenge. Reisernte in Italien ergeben: 92 1891 in Hunderten in Hunderten von Hektolitern von Hektolitern 30 011 30 744

Regionen

iemont Lombardei Venetien . Emilien EE1“ Mittelmeer⸗Region 4““ zusammen 69 376.

In einigen Provinzen der Lombardei, Venetiens und Toscanas wurde die Reiscultur durch Regen und Hagel, in der Provinz Neapel durch Dürre beschädigt. Das Gesammtergebniß steht dem vorjährigen jedoch kaum nach.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 23. d M. gestellt 12 030, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; das ist die bis jetzt im Ruhr⸗Revier erreichte höchste Anforderung, höchste Gestellung und größte Förderung.

In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 4396, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 23. Dezember. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel fees Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 105 108 ℳ, II a. 101 104 ℳ, III a. 98 100 ℳ, do. abfallende 90 97 ℳ, Land⸗, Preußische 90 95 ℳ, Netzbrücher 90 95 ℳ, Pommersche 90 95 ℳ, Polnische ℳ, Baverische Sennbutter ℳ, do. Landbutter 85 90 ℳ, Schlesische 90 95 ℳ, Galizische 80 85 ℳ, Margarine 40— 70 Käse: Schweizer, Emmenthaler 80 87 ℳ, Bayerischer 55 65 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 65 ℳ, do. II a. 50 60 ℳ, Holländer 77 85 ℳ, Limburger 33 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 25 ℳ, do. IIa. 10 15 Schmalz: Prima Western 17 % Tara 60,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 60,00 61,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 61,00 64,00 Fett, in Amerika raffinirt 47,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 46,00 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Das schwache Weihnachts⸗ geschäft hat die Stimmung weiter verflaut. Schmalz: steigend.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet Dienstag, den 27. Dezember d. J., im „Berliner Hof' statt. Frankfurt a. M., 23. Dezember. (W. T. B.) In dem heute im Türkenloosprozeß stattgehabten Termin wurde nur die Frage der Gerichtszuständigkeit behandelt. Das Gericht entschied, daß der hiesige Gerichtshof für die Feststellung der Verpflichtungen aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart zuständig sei, während bezüglich der zukünftigen Ansprüche die Competenz der hiesigen Gerichtsbarkeit nur gegen Caillard, Hamdi Bey und Berger stattfinde, da diese drei auch hier von früher her Ansprüche auf Kostenersatz hätten.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

Manchester, 23. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6 ½, 30r Water Taylor 8, 20r Water Leigh 7 ¼, 30r Water Clayton 8, 32r Mock Brooke 8 ½, 40r Mayoll 8 ½, 40r Medio Wilkinson 9 ½, 32r Warpcops Lees 8, 36r Warpcops Rowland 8 ⅜, 36r Warp⸗ cops Wellington 9 ¼, 40r Double Weston 8 ⅞, 60r Double courante 12, 32“* 116 varde 16 % 16 grey Printers aus 321/461 6 Stetig.

Glasgow, 23. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 341 017 Tons gegen 500 718 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 76 gegen 77 im vorigen Jahre.

Paris, 23. Dezember. (W. T. B.) Die heutige Börse war eine sehr aufgeregte und scharf rückgängige. Bei dem obwaltenden Pessimismus fanden die ungünstigsten Gerüchte Verbreitung und Glauben. Das Provinz⸗Publikum verkaufte stark. Besonders rück⸗ gängig waren Werthe mit großen einseitigen Positionen wie türkische. Rente und Crédit foncier sehr flau, andere Banken ebenfalls stark weichend, alle Fonds gedrückt. Die Stimmung blieb bis zum Schluß deprimirt.

New⸗York, 23. Dezember. (W. T. B.) Die Börse eröffnete schwach, war im weiteren Verlaufe theilweise steigend, schloß jedoch matt und niedriger. Der Umsatz der Actien betrug 235 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 860 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt.

eizen anfangs besser, dann schwächer auf große Zufuhren. Schluß stetig. Mais anfangs höher, dann niedriger auf Reali⸗ sirungen. Schluß schwach. ABaumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 188 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 62 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Continent 83 000 Ballen. Vorrath 1 104 000

Ballen.

Chicago, 23. Dezember. (W. T. B.) Weizen anfangs besser, dann abgeschwächt auf Realisirungen. Schluß stetig Mais anfangs besser, dann schwächer auf geringere Kauflust. Schluß schwach.

Der Productenmarkt bleibt bis Dienstag geschlossen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England.

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Vom 1. Januar 1893 ab tritt eine Ermäßigung der Worttaxe für Telegramme nach Neu⸗Seeland (Australien) ein; da⸗ gegen werden die Worttaxen für Telegramme nach den übrigen australischen Colonien, ausgenommen Queensland, erhöht. Vom genannten Tage ab betragen die Wortgebühren sür die über Bushire, Penang oder über die Eastern Kabel und Penang zu be⸗ fördernden Telegramme nach Süd⸗ und West⸗Australien 4,90 ℳ, nach Victoria 5 ℳ, nach Neu⸗Süd⸗Wales 5,05 ℳ, nach Tasmania 5,55 ℳ, nach Neu⸗Seeland 5,30 Die Worttaxen für Telegramme nach Queensland bleiben unverändert.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abge⸗ gangen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Der Schwank „Zwei glückliche Tage“, eine gemeinsame Arbeit der Herren Franz von Schönthan und Gustav Kadel⸗ burg, erlebte gestern Abend vor einem sehr heiter gestimmten Hause seine erste Aufführung. Wenn man unter einer dramatischen Dichtung

die Namen Schönthan und Kadelburg liest, so weiß man im

.

1891/92) und zwar von

109 Studirenden der Thierärztlichen Hochschule incl. Militär⸗Roßarzt⸗

voraus, daß das Hauptziel der Verfasser die Erweckung herzlichen Behagens und fröhlichen Lachens ist; auf welchem Wege das Ziel erreicht wird, darüber rechtet der lachende Zuschauer am allerwenigsten. In dem neuen Stück haben die Verfasser auf die harmloseste, naivste Weise durch kleine Wort⸗ und Scenenscherze eine angeregte Stimmung erzeugt; das fröhliche Behagen steigerte sich von Act zu Aet bis zum Schluß. Die „Zwei glücklichen Tage“ sind „der Tag des Einzugs in eine längst ersehnte und nach jahrelangem Mühen endlich glücklich erbaute lleine Villa und der noch viel heißer ersehnte Tag des Auszugs aus dem kostbaren, aber unbequemen Schmuckkästchen. Der zwischen diesen beiden Tagen liegende Wandel der Gefühle der glücklichen Villenbesitzer ist von den Verfassern mit guter Laune und gefälliger Natürlichkeit gezeichnet worden. Ein sorgsam beobachtendes Auge hat alle kleinen, zwar durchaus nicht neuen, aber doch an ihrem Platze komisch wirkenden Ereignisse, Freu⸗ den und Leiden, die sich an den Besitz eines eigenen kleinen Heims knüpfen, festgehalten eine humoristische Feder hat sie in eine dra⸗ matische Form gebracht. Dazu gesellt sich eine im allgemeinen treffende, wenn auch zum theil nur skizzenhafte Charakterzeichnung von Personen, wie sie uns alle Tage begegnen und deren kleine Schwächen nach der komischen Seite hin so gründlich ausgebeutet werden, daß die Alltagsmenschen unsere Theilnahme gewinnen können. Großes Behagen verbreitete namentlich der alte gute Onkel Lüttchen und der etwas leicht⸗ sinnige junge Ehemann, der bei beschränkten Kassenverhältnissen die kost⸗ spieligeren Wünsche seiner Frau nicht befriedigen kann, und jedesmal als Ersatz in eine poetische Begeisterung über ihre wie Diamanten strahlenden Augen, ihre wie Rosen glühenden Wangen ausbricht. Ein kleiner glücklich ablaufender Roman der Haustochter, der sich auf einem Vorortzuge anspinnt, zieht sich unterhaltend durch die Handlung.

Der Darstellung gebührt uneingeschränktes Lob. Herr Merten als Villenbesitzer war im ersten Act voll rührender Freude; mit be⸗ wegter Stimme liest er seinen Besuchern den Hausspruch über der Thür vor: „Klein, aber mein“, mit Freudigkeit sieht er über alle Unzulänglichkeiten und Mängel der neuen Einrichtung fort und mit innerem Seufzen und jammervoller Miene blickt er nach den stür⸗ mischen Erlebnissen der ersten Tage auf seine Nachtkerze und sieht, Mitleid heischend, den guten Onkel Lüttchen an. Dieser Onkel, Herr Engels, secundirte ihm mit leidvollem Humor; in den Händen des Darstellers erwuchs diese Figur, die leicht in einen Dummkopf umschlagen kann, zu einer herzbewegenden Gestalt rührender, kindlicher Einfalt. Herr Nissen als zeitweise poetisch angehauchter Ehemann und Herr Kadelburg als gutherziges Wiener Kind und „Liebender auf den ersten Blick“ führten ihre Aufgaben beifallswürdig durch. Unter den Damen spielte Fräulein Retty die erste Rolle mit ihrer ganzen kindlichen Frische und mädchenhaften Zierlichkeit. Frau Carlsen trat als reiche Königsberger Tante recht derb und herrschsüchtig auf, bekehrte sich aber würde⸗ voll zu rücksichtsvollerer Bescheidenheit. Fräulein Lehmann hielt ihrem selbstsüchtigen Ehemann eine nette kleine Versöhnungs⸗ predigt und Fräulein Wolff charaktexisirte die treppauf, treppab ge⸗ jagte, schon ganz nervös gewordene Hausfrau in feinen Zügen. Der reiche und herzliche Beifall zwang die, Verfasser, sich mehrmals dankend vor der Gardine zu zeigen.

Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 25. Dezember 1892 bis 1. Januar 1893 lautet: Sonntag: „Lohengrin“. Montag: „Bastien und Bastienne“, „Bajazzi“, „Slavische Braut⸗ werbung“. Dienstag: „Die Zauberflöte“. Mittwoch: „Tannhäuser“. Donnerstag: „Djamtleh“, „Cavalleria rusticana“. Freitag: „Die Jahreszeiten“, „Bajazzi“. Sonnabend: Neu einstudirt: „Der Wildschütz“. Sonntag: „Der fliegende Holländer“.

Die Fortsetzung des Schillereyklus im Königlichen Schau⸗ spielhause bringt am morgigen ersten Feiertage den kürzlich neu inscenirten und ausgestatteten „Fiesco“ in der Feteräther Besetzung. Am zweiten Feiertage folgt „Don Carlos“ mit Herrn Klein als König Philipp, Herrn Matkowsky als Carlos, Frau von Hochenburger als Königin und Fräulein Poppe als Prinzessin Eboli. Am Dienstag und Mittwoch wird die neueinstudirte „Wallen⸗ stein⸗Trilogie“ wiederholt. Am Donnerstag kommt „Maria Stuart“ und am Freitag „Die Braut von Messina“ zur Aufführung. Am Sylvester⸗Abend erfährt der Schiller⸗Cyklus eine Unterbrechung. Nach der alten Tradition des Königlichen Schauspielhauses wird an diesem Abend ein heiteres Stück gegeben und zwar zum ersten Mal „Der Deputirte“, Schwank in drei Aufzügen von M. Malden. Diese Vorstellung wird am ersten Neujahrstage wiederholt. Von Montag ab werden dann die Aufführungen des Schillerepklus fort⸗ esetzt. bößn Deutschen Theater wird der neue Schwank „Zwei glückliche Tage“ von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg an den beiden Weihnachtsfeiertagen, am Dienstag, am Donnerstag und am Sonnabend (Sylvesterabend) gegeben. Am Mittwoch kommt „Romeo und Julia“ und am Freitag „Die Jüdin von Toledo“ zur Aufführung. Diese beiden Stücke werden sodann längere Zeit ruhen müssen, da Josef Kainz am 1. Januar seinen contractmäßigen vier⸗ 1.ser Urlaub antritt.

Das Berliner Theater bringt morgen, am ersten Weihnachts⸗

feiertage, Nachmittags „Das Käthchen von Heilbronn“, Abends „Kean’-

zur Aufführung; in dem erstgenannten Werk spielt Agnes Sorma, im zweiten Ludwig Barnay die Titelrolle. Am zweiten Feiertage geht Nachmittags „Die Jungfrau von Orleans“, Abends „Dora“ in Scene. Für Dienstag Nachmittag ist „Der Hüttenbesitzer“ angesetzt, für

ienstag Abend „Hamlet“, neu einstudirt, mit Ludwig Barnay in der Titelrolle, Agnes Sorma als Ophelia, Anna Haverland zum ersten Male in der Rolle der Königin und Ludwig Stahl als König. Am Mittwoch findet eine Wiederholung von „Dora“ statt, am Donnerstag geht Schiller’'s „Kabale und Liebe“ in Scene mit Ernestine Brand vom Hoftheater zu Darmstadt in der Rolle der Louise. Dieselbe Künstlerin spielt am Freitag (18. Abonnements⸗Vorstellung) als Gast die Josephine von Pöchlaar in Schönthan und Kadelburg's Lustspiel „Goldfische'. Für Sonnabend (Sylvester⸗Abend) ist in dieser Spielzeit zum ersten Male Grillparzer's „Esther“ mit Agnes Sorma und Ludwig Barnay in den Hauptrollen angesetzt, dann „Der Geizige“ von Molière mit Agnes Sorma, Antonie Baumeister Ferdinand Suske, Ernst Formes, Siegfried Jelenko, Paul Nollet und Albert Schindler in den Hauptrollen.

Das Lessing⸗Theater bringt morgen zum ersten Male den neuen dreiactigen Schwank „Schulden“ von Gustav von Moser und T. von Trotha in Anwesenheit der Autoren zur ersten Aufführung, um ihn dann täglich bis zum ersten Januar zu wiederholen. „Die Orientreise“ wird in den Nachmittagsvorstellungen der beiden Feiertage und am Dienstag zu volksthümlichen Preisen gegeben.

Im Wallner⸗Theater kommt morgen Die große Glocke“ zur ersten Wiederaufführung. Bei dieser Gelegenbeit spielt Jenny Groß zum ersten Male die Rolle der Baronin Erna von Solden und Emanuel Reicher den satirischen Zeichner. Das Lust⸗ H wird in der Festwoche täglich aufgeführt werden. In den Nachmittagsvorstellungen geht an den beiden Feiertagen sowie am Dienstag zu ermäßigten Preisen „Die Großstadtluft“ in Scene.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird von morgen ab bis einschließlich Sonnabend, den 31. Dezember, die Operette „Der Millionenonkel“ gegeben.

Der Spielplan des Kroll'schen Theaters für die Feitwoche ist in folgender Weise aufgestellt: Sonntag: „Mala Vita“ (Christine: Gemma Bellincioni), Montag: „La Praviata“ (letztes Auftreten von Sgra. Bellincioni als Violetta), „Oberon“ (Rezia Frau Moran⸗Olden, volksthümliche Preise), Mittwoch: „Zar und Zimmermann“, Donnerstag: Zum ersten Male: „Der Schwur“ Oper in einem Aufzug von Maximilian Singer, Musik von Wilhelm Reich, darauf: „Norma“ mit Frau Moran⸗Olden in der Titelpartie Freitag: „Abu Hassan“, darauf: „Der Trompeter von Säkkingen“ Sonnabend: „Der Schwur“, darauf: „Die Regimentstochter“.

Im Thomas⸗Theater kommen in den Nachmittagsvorstellunger des ersten und zweiten Leene die Volksstücke Per Herrgott⸗ schnitzer von Ammergau“ und „Almenrausch und Edelweiß“ zur Auf⸗

führung. In der Bauernposse „Der Nothhelfer“, welche die Abend⸗