1892 / 309 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Dec 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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im Laufe des nächsten Jahres in vollständiger neuer Ausstattung und Einrichtung in Scene. 1—

Im Lessing⸗Theater sind die Proben zu Hermann Suder⸗ mann's Schauspiel „Heimath“ im Gange. Das Werk wird am Sonn⸗ abend, 7. Januar, zur ersten Aufführung gelangen. 8

„Die Orientreise“ kommt morgen im Wallner⸗Theater in derselben Besetzung zur Darstellung, die im Lessing⸗Theater so bedeu⸗ tenden Erfolg gehabt hat.

Infolge einer Spielplanveränderung wird im Kroll'schen Theater morgen die erste Wiederholung der Oper „Der Schwur“ stattfinden und dazu „Der Trompeter von Säkkingen“ gegeben, während am Sonntag neu einstudirt „Norma“ mit Frau Moran⸗ Olden in der Titelpartie zur Aufführung gelangt. Fräulein Lange singt die Adalgisa, Herr Aranyi den Sever und Herr Bertram den Orowist. Auch an diesem Abend geht die einactige Oper „Der Schwur“ der Oper „Norma“ vorauf in Scene.

Die Direction des Kroll'schen Theaters hat mit Fräulein Louise Heymann, der Sängerin, die im Sommer bereits mit Erfolg gastirte, für Januar ein mehrmaliges Gastspiel vereinbart, das in der zweiten Woche des Januar beginnen wird. Am Neujahrstage geht neu einstudirt Weber's „Silvana“ mit Frau Moran⸗Olden als „Dryade“ und Fräulein Gadski als „Silvana“ in Scene.

Das Neue Theater bereitet als nächste Neuheit das drei⸗

actige Lustspiel: „Die liebe Familie“ von G. Eßmann, deutsch von Emil Jonas, vor, das in Verbindung mit dem von Franz von Schoenthan bearbeiteten Schwank: „Kleine Hände“ dem üchst dieser Bühne in Scene gehen wird. 11“ 8 Mannigfaltiges. Von den socialdemokratischen Stadtverordneten lag, wic wir einem Bericht der „Nat.⸗Z.“ über die gestrige Sitzung der Stadt⸗ verordneten entnehmen, nachstehender Antrag vor: „Die Ver⸗ sammlung wolle beschließen: Um der in immer größerem Umfange hervortretenden Arbeitslosigkeit und dem sich hieraus ergebenden Nothstande der Arbeiter nach Möglichkeit zu steuern, ersucht die Stadtverordneten⸗Versammlung den Magistrat: I. die Arbeitszeit der in den städtischen Betrieben Straßenreinigung, Park⸗ und Garten⸗ Verwaltung, Wasserwerke, Kanalisation, Gasanstalt u. s. w. beschäftigten Arbeiter auf acht Stunden täglich festzusetzen und die hierdurch erforderlich werdende größere Anzahl von Arbeitern ein⸗ zustellen, II. die Hafenbauanlage am Urban, den noch nicht in An⸗ griff genommenen Theil der Wasserwerke am Müggelsee, sowie andere städtische Erdarbeiten schleunigst vornehmen zu lassen, III. die zur vollständigen Durchführung der Kanalisation erforderlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen. Stadtverordneter Mever I. beantragte mit Rücksicht darauf, daß der Antrag bestimmte Vorschläge enthalte, seine Ueberweisung an einen Ausschuß von fünfzehn Personen. Die Ver⸗ sammlung beschloß demgemäß und stimmte später dem Magistrats⸗ antrage zu, in gleicher Weise wie bisher den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers am 27. Januar 1893 durch ein Festmahl auf dem Berlinischen Rathhause zu feiern.

Die städtische Volks⸗Badeanstalt Moabit, Thurm⸗ straße 85 a, wird infolge mehrfacher aus der Bürgerschaft geäußerter Wünsche vom 1. Januar k. J. ab bis auf weiteres versuchsweise an⸗ statt um 8 Uhr bereits um 7 Uhr Morgen geöffnet werden, damit die Angehörigen der Berufsklassen, deren Thätigkeit um 8 Uhr Vor⸗ mittags beginnt, noch vorher die Badeanstalt benutzen können. Die Aufrechterhaltung dieser Maßregel wird indessen davon abhängen, ob in der Stunde von 7 bis 8 Uhr Morgens genügender Besuch statt⸗ findet.

* 82 .

Die Direction der Großen Berliner Pferdebahngesellschaft geht jetzt damit vor, die Längsseiten der Waggons bis unter Fensterhöhe mit starkem grünen Duch auszuschlagen. Gegen⸗ wärtig sind, wie der Mat. §. berichtet wird, zwar erst achtzehn Wagen mit solcher Ausrüstung, durch welche die Temperatur im Innenwagen angenehm erhöht wird, versehen, und zwar auf den Linien Alexanderplatz Schöneberg und Alexanderplatz Nollendorfplatz, doch werden voraussichtlich in den nächsten Tagen bereits weitere Wagenparks derartig eingerichtet werden.

Saarbrücken, 29. Dezember. Heute eitles um 3 Uhr flog, wie der „Mgdb. 3.“ telegraphirt wird, die Pulverfabrik zu St. Ingbert in die Luft. Zwei Mann wurden getödtet.

Danzig, 30. Dezember. Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist der Danziger Schraubendampfer „Alma“ gestern bei Conte⸗ ville an der Seine mit dem französischen Dampfer „Emile“ zu⸗ sammengest 1 Der Schraubendampfer ist vollständig verloren, der zweite Maschinist ertrunken.

Bad Liebenstein, 28. Dezember. Unter Theilnahme Seiner Hoheit des Erbprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen fand, wie der „Modb. Z.“ gemeldet wird, heute unter großer Feierlichkeit de Einweihung der neuen Kirche statt, deren eigentliche Stifterin die Erbprinzessin ist. Ihr wurde daher vom Baumeister auch der Schlüssel überreicht. Den kirchlichen Weiheact vollzogen die Kirchenräthe Drever⸗Meiningen und Hopff⸗Salzungen.

Hamburg. Der hiesige Weihnachts⸗Postpäckereiverkehr hat gegen das Vorjahr nicht unerheblich zugenommen. Die Gesammt⸗ zahl der in Hamburg während der Weihnachtszeit eingegangenen und aufgegebenen Packete b

Dayon sind n Hamburg für Hamburg aufgegebene eingegangene 1892: 362 480 178 500 183 980 1891: 335 185 167 776 167 409 mithin 1892 mehr 27 295 10 724 16 571

Diese Zahlen liefern ein erfreuliches Bild von dem ungeachtet

der Zeitverhältnisse gestiegenen Geschäfts⸗ und Familienverkehr.

hat betragen:

London, 29. Dezember. Die „A. C.“ berichtet: Gestern war der nebligste Tag, den London in diesem Jahre gehabt hat. Der gelbe Nebel hielt von Morgen bis Abend an und übte seinen stechen⸗ den Reiz auf die Augen und die Athmungsorgane. Dabei war es bitter kalt, 24 Grad Fahrenheit. Seit dem 14. Dezember ist in London kein Regen gefallen.

Paris, 30. Dezember. Baron Rothschild schenkte, wie „H. T. B.“ meldet, der Pariser Armenverwaltung anläßlich des bevorstehenden Jahreswechsels eine Million Francs.

Aus den Vogesen, 27. Dezember. Der „Köln. Ztg.“ wird berichtet: Troglodyten im Elsaß entdeckte ich dieser Tage bei einer Vogesenwanderung, die mich von Zabern aus nach dem in prächtigem Walde versteckt liegenden Dörfchen Granfthal, im Volksmunde Grausel genannt, führte. die daselbst steil anstehenden Buntsandsteinfelsen sind nämlich von Natur aus, wobei Menschenhand wohl zum theil nachgeholfen haben mag, ausgehöhlt, sodaß links, rechts und hinten die Wände durch natürlichen Fels gebildet werden, während die Vorderseite durch primitives Mauer⸗ und

Holzwerk abgeschlossen ist. Im Innern befindet sich in

der Regel nur ein Raum mit einer aus Fels gebildeten Feuerstelle; dem Rauch wird es überlassen, sich durch die vorhandenen Fugen einen Ausweg ins Freie zu suchen. Die armen Bewohner, die vor⸗ herrschend sich als ldarbeiter ihr Brot verdienen, loben die im Sommer und Winter sich fast gleich bleibende Temperatur dieser Wohnungen; ihr Gesundheitszustand ist trotz der schweren Arbeit und der schlechten Kost befriedigend. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß diese Höhlen schon seit Jahrhunderten regelmäßig als mensch⸗ liche Wohnungen benutzt worden sind.

New⸗York, 28. Dezember. Ueber die in Nr. 308 d. Bl. kurz gemeldete Dynamit⸗Explosion in Long Island berichtet ein Telegramm des „B. R.“: Die Explosion ereignete sich in den Bau⸗ höfen der New⸗York und Long Island Tunnel⸗Gesellschaft. Daselbst war eine Menge Dynamit zu Sprengzwecken aufgespeichert. Ganz New⸗York hörte den furchtbaren Krach heute Morgen. Die Gebäude der Gesellschaft waren sofort in Flammen. Eine Meile weit erzitterte der Erdboden. Die Häuser schwankten, als ob ein Erdbeben da wäre. Einige nahestehende geriethen in Brand und die Mauern anderer erhielten Risse. Alle Fenster in der Nähe wurden zertrümmert Sogar die Fenster⸗ rahmen wurden zersplittert und auf die Straße geschleudert. Im Innern der Häuser fiel das Geschirr von den Brettern, und die brennenden Kohlen wurden auf den Fußboden geworfen. Eine Zeit lang herrschte eine völlige Panik in Long Island Citv. Die Einwohner stürzten auf die Straße. Erst als sie sicher waren, daß nichts weiter drohte, kehrte eine ruhigere Stimmung zurück. Mehrere Personen wurden durch herabfallendes Glas getödtet. Die Zahl der Verwundeten ist groß. In einer Meile Entfernung in der Jackson und der Vernen Avenue ist auch⸗ nicht eine Fensterscheibe ganz geblieben. Die Grey’'sche Eismaschinen⸗ fabrik in der vierten Straße ist in Trümmern.

Nach Schluß der Redaction eingegangene

Depeschen. S

Königsberg i. Pr., 30. Dezember. (W. T. B.) dem 27. d. M. ist kein Dampfer in den hiesigen Hafen eingekommen; die Schiffahrt ist geschlossen. 8

Wien, 30. Dezember. (W. T. B.) Heute Mittag fand in Anwesenheit des Erzherzogs Rainer als Protector, des Minister⸗Präsidenten Grafen Taaffe sowie von Vertre⸗ tern des Unterrichts⸗Ministeriums und anderer Behörden die feierliche Eröffnung des neuen Gebaudes der allgemeinen Poliklinik statt.

St. Petersburg, 30. Dezember. (W. T. B.) Der „Börsenzeitung“ zufolge beabsichtigt die Regierung, die Gagarin'’sche „Schwarze Meer⸗ und Donau⸗Dampf⸗ schißfahrts ⸗Gesellschaft“ in ihrem Concurrenz⸗ kampf gegen die österreichisch⸗ ungarische Donau⸗Dampf⸗ schiffahrts⸗Gesellschaft kräftig zu unterstützen. Zu dem Zwecke sollen die der Gesellschaft bisher bewilligten Meilen⸗ gelder verdoppelt und außerdem ein einmaliger Regie⸗ rungs⸗Zuschuß von 450 000 Rubeln gewährt werden.

1

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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30. Dezember, r Morgens.

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1¹) Nachmittags, Nachts zeitweise Schnee. ²) Nebel. ³) Nachts Schnee. . . Uebersicht der Witterung. 8 Die Depression, welche gestern über dem Ostsce⸗ gebiete lag, hat sich südostwärts nach dem westlichen Rußland verlagert, während über Nord⸗Eurovpa ein Hochdruckgebiet erschienen ist. In Deutschland, wo überall trübes Wetter mit schwacher meist nordöst⸗ licher Lu tströmung herrscht, hat die strenge Kälte im Süden ziemlich erheblich nachgelassen, wogegen an der Küste wieder Abkühlung eingetreten ist, welche demnächst weiter zunehmen und sich über ganz Nord⸗ deutschland ausbreiten dürfte. In Nordwest und Innerrußland herrscht wieder sehr strenge Kälte, Archangelsk meldet 32, Moskau 17, Charkow 27 Grad. Zu Skagen wurde Nordlicht be⸗ obachtet. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Künigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 283. Vorstellung. Neu einstudirt: Der Wild⸗ hütz, oder: Die Stimme der Natur. Komische Oper in 3 Acten, frei nach August von Kotzebue. Musik von Albert Lortzing. In Scene gesetzt vom

1 11““

Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 294. Vorstellung. Zum 1. Male: Der Deputirte. Schwank in 3 Aufzügen von Max Malden. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 1. Vorstellung. Der fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Acten von Richard Wagner. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 1. Vorstellung. Der Deputirte. Schwank in 3 Acten von Max Malden. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Fortsetzung des Schiller⸗Cyeclus und zwar:

Montag, 2. Januar: Die Jungfraun von Orleaus. Dienstag, 3. Januar: Demetrius. Turandot. Mittwoch, 4. Januar: Wilhelm Tell.

Deutsches Theater. Sonnabend: Zwei glückliche Tage. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Zwei glückliche Tage.

Montag: Faust. 8

Mittwoch: Faust’s Tod.

Berliner Theater. Sonnabend: studirt: Esther. Der Geizige. (Ludw. Barnay, Agnes Sorma, Anna Haverland, Ferdinand Suske.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Krieg im Frieden. Abends 7 ½ Uhr: Dora.

Montag: Kean.

Lessing-Theater. Glocke. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Die große Glocke.

Montag: Sodoms Ende.

Sonnabend

Wallner-Theater. Sonnabend: Die Orientreise. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Die Orientreise.

Montag: Die Orientreise.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend: Zum 9. Male: Mit neuer Aus⸗ stattung. Der Millionenonkel. Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von Adolf Müller jun. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. 5—1 Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Der Millionen⸗ onkel.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Zum 9. Male: Familie Pont⸗ Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von Max Schönau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Familie Pont⸗Biquect.

Montag: Familie Pont⸗Biquet.

Kroll’'s Theater. Sonnabend: Der Schwur. Oper in 1 Act von Maximilian Singer. Musik von Wilhelm Reich. Darauf: Der Trompeter von Säkkingen. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Gastspiel von Frau Moran⸗Olden. Norma. (Norma: Frau Moran⸗Olden.) Vorher: Der Schwur.

Victoria⸗-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus⸗ stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran⸗ girt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Abends 6 ½ Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonnabend: Zum 7. Male: Der verlorene Sohn. Schauspiel in 4 Aufzügen von Felix Philippi. An⸗ fang 7 ½ Uhr.

und folgende Tage: Der verlorene Sohn.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, zu halben Preisen: Logierbesuch. Schwank in 4 Aufzügen von R. Weber und Max Löwenfeld.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Zum 1. Male: Novität! Das Modell. Novität! Operette in 1 Act (2 Bildern) von Max Kahlen⸗ berg. Musik von Moritz Fall. Inscenirt durch den Ober⸗Regisseur C. A. Friese sen. Novität! Die Sirenen⸗Insel. Novität! Phantastisches Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Inscenirt durch den Balletmeister Herrn L. Gundlach. Repertoirestück der Wiener Hofoper. r. Imro Foxr, amerikanischer Prestidigitateur, mit ganz neuen Experimenten. 7 ½ Uhr. .

Vorverkauf der Billets an der Tageskasse von 10 bis 1 Uhr Vormittags.

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Zum

7. Male: Modernes Babylon. Fesehes. in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. 8

Sonntag: Dieselbe Vorstellung. 8

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Ensemble⸗Gastspiel der Münchener unter Direction des Königlich Bavperischen Hof⸗ schauspielers Max Hofpauer. Zum 7. Male: Der Nothhelfer. Ländlicher Schwank mit Gesang und Tanz in 4 Acten von Amand Kolbe. Musik von Josef Kraegel. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Nachmittags 3 Uhr zu volksthümlichen Preisen: Der ledige Hof. Abends 7 ½ Uhr: Der Nothhelfer.

1496211· Hohenzollern⸗Galerie Lehrter Bahnhof. 1 Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. Geöffnet 9 Uhr bis unkelh. Sonnt. 9—9.

.“

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr.

Concerte.

Concert-pjaus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend (Sylvester): Familien⸗Ball⸗Fest. Billets im Bureau des ses. 4

Sonntag: Karl Menyder⸗Concert. Fest⸗Concert. Anfang 7 Uhr.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Große Gala⸗Vorstellung. Aus dem Pro⸗ gramm besonders hervorzuheben: Mr. James Filles mit dem Schulpferde „Markir“. Auftreten sämmt⸗ licher Künstlerspecialitäten I. Ranges. Zum Schluß der Vorstellung: ☛☚ Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Großes Land⸗, Wasser⸗ und Nationaltänze von 82 Damen. Neue Einlagen, u. a.: „Aufzug der Leib⸗Garde⸗ Artillerie“. 1“

Sonntag: 2 große Fest⸗Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter zehn Jahren frei). Zum Schluß: Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ½ Uhr: Mr. James Fillis. Zum Schluß: Auf Helgoland.

Familien⸗Nachrichten. 8

Verlobt: Frl. Lisbeth Hagens mit Hrn. Amts⸗ richter Franz von Forckenbeck (Frankfurt a. M. Kottbus). Frl. Susanne Bußler mit Hrn. Divisions⸗Pfarrer Schmidt (Metz). Frl. Emily Rickert mit Hrn. Landgerichts⸗ Rath Bruno Ger⸗ mershausen (Berlin). Frl. Luise Lazarus mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Johannes Heydemann (Berlin—Königsberg i. Pr.). Frl. Ida Welt mit Hrn. Amtsrichter Richard Notzny (Beuthen

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. Oskar Pilotv (Berlin). Hrn. Landrath Stackmann (Wetzlar). Eine Tochter: Hrn. Pastor Max Zimmer⸗ mann (Connemwitz b. Nerchau i. S.). —. Hrn. Prem.⸗Lieut. Kreßmann (Landgestüt Wickrath). Hrn. Se P. Sternberg (Schnellewalde))

Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Friedrich Wil⸗ helm Max von Lieber (Seichau). Hr. Gottlieb von Haeseler (Naumburg). Hr. Heinrich von Roeder (Dorpat). Frl. Anna v. Stoepha⸗ sius (Berlin). Hr. Amtsrichter Carl Heck (Capri).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 9 Sechs Beilagen

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Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Bergarbeiter im Saarrevier hat nach den heute vorliegenden Nachrichten, wie befürchtet wurde, an Ausdehnung zugenommen, obwohl die König⸗ liche Bergwerks⸗Direction die in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgetheilten Versammlungsbeschlüsse sofort mit fol⸗ gender Bekanntmachung beantwortete, die der „Saarbr. Ztg.“ zufolge auf den Königlichen Steinkohlengruben des Saar⸗ reviers angeschlagen wurde:

Mehrere Bergarbeiter⸗Versammlungen haben einen allgemeinen Arbeiterausstand beschlossen. Wir warnen auf das ernstlichste vor einer Arbeitseinstellung und werden jedem Strikeversuch in der be⸗ stimmtesten Weise entgegentreten. Wer trotz dieser Warnung die Arbeit niederlegt, hat die Folgen seiner Handlungsweise sich selbst zuzuschreiben.

Der jetzige Ausstand war durch die Bergarbeiter⸗Versamm⸗ lungen, die sich mit der neuen Arbeitsordnung beschäftigten (vgl. Nr. 292 u. flgd. d. Bl.), von langer Hand her vor⸗ bereitet. Den letzten Anstoß gab dann ein von dem Vor⸗ sitzenden des Rechtsschutzvereins Warken unterzeichnetes, unter die Bergleute des ganzen Saarreviers vertheiltes Flugblatt, das von heftigen, wenn auch zum theil unklaren, so doch deutlich zum Ausstand drängenden Redewendungen strotzt und auch die beiden Bergarbeiter⸗Versammlungen, die vorgestern für die Nachtschichtarbeiter Vormittags und für Tagschichtarbeiter Abends in dem Rechtsschutzvereinssaal zu Bildstock abgehalten wurden. Ueber diese Versammlungen berichtet die „Saarbr. Ztg.“:

Die erste Versammlung hatte eine geringe Betheiligung (etwa 500) aufzuweisen, dagegen war die Abends abgehaltene wohl von 2 3000 Bergleuten besucht. In beiden Versammlungen traten die abgelegten Bergleute Thomé, Müller⸗Landsweiler, Schillo, Recktenwald, Schley, Berwanger und Warken mit den⸗ selben Reden auf, die alle dahinaus liefen, daß der Bergmann durch die ihm in letzter Zeit zu theil gewordene Behandlung und durch die schroffen Bestimmungen der neuen Arbeiterordnung gezwungen sei, zu dem äußersten Mittel, dem Strike zu greifen, um seine Rechte geltend zu machen. Der einzige Redner, der etwas Bedenken äußerte, jetzt in einen Strike einzutreten, war Schillo. Er erinnerte an den letzten großen Ausstand, der eine nicht geringe Anzahl Opfer gekostet habe, für die jetzt noch Unterstützung nöthig sei, und bemerkte warnend, daß jetzt ein Strike kaum in sechs bis acht Wochen zu be⸗ endigen wäre, wenn er für die Arbeiter siegreich sein solle. Warken, der in beiden Versammlungen das Schlußwort hatte, betonte, daß die Maschinenleute diesmal mit in den Ausstand ein⸗ treten würden, und daß von der Internationalen Unterstützung zugesagt sei und jeder in den Strike Eintretende Brot im Bureau des Rechts⸗ schutzvereins haben könne. Bei der Abstimmung wurde die Frage, ob am 1. Januar in den Strike eingetreten werden solle, verneint, und fast mit Einstimmigkeit beschlossen, schon am nächsten Morgen nicht mehr anzufahren. Warken rief den etwas unruhig gewordenen Berg⸗ leuten zu, daß sich jeder eidbrüchig mache, der morgen anfahren würde.

Ueber die gegenwärtige Ausdehnung des Ausstandes liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Gestern früh waren auf der Grube „Dudweiler 680 Bergarbeiter ausständig. Bei der gestrigen Nachmittagsschicht sind auf den Gruben „v. d. Heydt“ 807 Bergarbeiter, t „Dudweiler“ 587, „Heinitz“ alle 700 dort beschäftigten Bergarbeiter, „Friedrichs⸗ hall“ 230, „Camphausen“ 348 Mann nicht angefahren.

Bei der heutigen Frühschicht fuhren in neun Berginspectionen 8547 Mann nicht an, es sind also nur in zwei Berginspectionen alle Bergarbeiter angefahren. Auf der Grube „von Dechen“ kam es zu einer Ruhestörung. Eine spätere Depesche meldet vom heutigen Tage: Sämmtliche fiscalischen Gruben des Saarreviers, ausgenommen Grube „Kronprinz“, Inspection I, sind heute ausständig. Die Stimmung ist eine sehr erregte. Excesse sind bereits vorgekommen. Die ee sollen vielfach Revolver besitzen. Gendarmerie ist auf⸗ geboten. Heute sollen zwei Versammlungen von Bergarbeitern der Grube „Kronprinz“ in Schwalbach wegen Eintritts in den Strike stattfinden. Nach einer Meldung des „D. B. H.“ feiern in St. Johann 11 219 Bergleute.

Ueber die Lohnsätze im Saarrevier theilt „der Berg⸗ mannsfreund“ mit: Im Monat Oktober betrug der Durch⸗ schnittslohn für Hauer 4,55 ℳ, der Gesammtdurchschnittslohn aller 30 000 Bergleute des Reviers 3,90 für eine Schicht.

Aus Eupen wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 28. Dezember geschrieben: Sämmtliche Weber der Firma J. F. Mayer richteten schriftlich an die Arbeitgeber eine Reihe von Forderungen und drohten mit einem Ausstande, wenn die Forderungen nicht erfüllt würden.

In Brünn fand während der letzten Tage eine Delegirtenver⸗

sammlung der österreichischen Textilarbeiter statt, die, wie

der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, nach dreitägiger Berathung Ent⸗ schließungen über den Mindestlohn, den achtstündigen Arbeitstag und die Organisation der Arbeiter in Landesverbänden annahm und ihr Mißfallen gegenüber den Socialisten Deutschlands wegen deren Haltung in der Frage der Maifeier aussprach.

8 5. Ländliche Genossenschaften. 8 Wie aus dem Regierungsbezirk Cassel geschrieben wird, ver⸗ mehren sich in erfreulicher Weise die Vereinigungen kleiner Landwirthe, welche die Verbesserung ihrer wirthschaftlichen Lage auf dem Wege der Genossenschaftsbildung suchen. Insbesondere ist die Zahl der Raiffeisen'schen Darlehnskassen noch immer im Wachsen begriffen. Der Bezirk zählt deren jetzt mehr als 160. In mehreren Kreisen ist diese Bildung als geschlossen anzusehen; die meisten Ort⸗ schaften gehören einem Kassenverbande an, in den nicht an⸗ geschlossenen fehlt es an den nöthigen Verbindungen. Ueberall äußern die Darlehnskassen den beabsichtigten 888 Einfluß auf den Sparsinn und das wirthschaftliche Fortkommen ihrer Mitglieder. Wie zweckmäßig die Einrichtung dieser Kassen erdacht ist, zeigt sich darin, daß in so vielen Landgemeinden die personellen Kräfte zur Be⸗ sorgung der einfachen Kafsengeschäfte zu finden gewesen sind. Zwar kommen Mißgriffe vor, auch haben mehrere nicht lebensfähige Kassen wieder aufgelöst werden müssen. Aber auch dies geschieht bei der Geringfügigkeit der Einrichtungskosten ohne nennenswerthe Verluste. Sehr güaffig haben auf die Verhütung und Abstellung von Unregel⸗ mäßigkeiten die infolge des neuen Genossenschaftsgesetzes stattfindenden regelmäßigen Revisionen durch Sachverständige gewirktt.

Der Viehstand Oesterreichs. Glleichzeitig mit der Volkszählung vom 31. Dezember 1890 hat in Oesterreich eine Viehzählung stattgefunden, deren Ergebnisse vor kurzem im XXXIV. Bande der „Oesterreichischen Statistik“, zunächst tabellarisch, dargestellt worden sind. gab es am genannten Zeitpunkte i im Reichsrath vertretener

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11A1A1A6A4*“ s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeige

Berlin, Freitag, den 30. Dezember

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önigreichen u Ländern 16

insgesammt 1 548 197 Pferde, 8 643 936 Rinder aller Art und Altersklassen, 2866 Maulesel, 14 525 Maulthiere, 40 561 Esel, 1 035 832 Ziegen, 3 186 787 Schafe, 3 549 700 Schweine und 920 640 Bienenstöcke.

Von den Pferden waren 86 152 unter 1 Jahr alte Jungpferde und 92 871 solche im Alter von über 1 Jahr bis zum Gebrauche für die Arbeit. Die Zahl der Stuten betrug 631 460, darunter waren 152 167 belegte oder mit Saugfohlen; Hengste wurden 45 536 und Wallachen 692 178 ermittelt. Fast genau die Hälfte aller Pferde, bei den unter 1 Jahr alten Thieren und belegten bezw. mit Saug⸗ fohlen versehenen Stuten sogar etwas mehr, kamen auf Galizien; demnächst weisen Böhmen, Mähren und Nieder⸗Oesterreich die meisten Pferde auf. Unter den Rindern machte das unter 1 Jahr alte Jung⸗ vieh mehr als ein Siebentel aller Thiere aus. Ueber 1 Jahr alte Stiere wurden 275 055, dergleichen Kalbinnen 1 285 493 (davon 434 005 tragend), Kühe 4 254 303, Ochsen 1 571 880 (davon 1 110 394 bereits zum Zuge oder zur Mast verwendet) gezählt. Auch hier wird für Galizien der größte Antheil, nämlich etwas über ein Viertel der Häupter Rindvieh, verzeichnet; aber Böhmen kommt ihm mit fast einem Viertel sehr nahe. Die Schafzucht ist am bedeutendsten in Dalmatien, wo nahezu ein Viertel aller Thiere ermittelt wurden; demnächst folgen Galizien und Böhmen. Unter der Gesammtzahl befanden sich 2 168 547 Mutterschafe und 279 817 Widder und über zwei Jahre alte Hammel, während alle übrigen Jungvieh, Lämmer und jüngere Hammel waren. Von dem Schwarzvieh bestanden fast zwei Drittel aus jungen Thieren: darunter waren 616 391 Ferkel und 1 477 978 Läufer oder Frischlinge bis zum ersten Jahre. Die größte Schweinezucht findet sich in Galizien, Steiermark, Böhmen, Nieder⸗Oesterreich und Mähren. Die Esel, Maulesel und Maulthiere sind bei weiten am stärksten in den Gebirgsländern Dalmatien, Istrien und Tirol, die Ziegen in Böhmen, Dalmatien und Mähren verbreitet, während die Bienenzucht in Galizien, Böhmen und Steier⸗ mark intensiver betrieben wird als in den andern Kronländern.

Literatur. ze

Geschichte.

Das Historische Taschenbuch von Wilhelm Mauren⸗ brecher, sechste Folge, zwölfter Jahrgang (Leipzig, F. A. Brockhaus; Preis 8 ℳ, geb. 9 ℳ) bringt einen Aufsatz von Professor Dr. Wilhelm Oncken in Gießen: Vom Vorabend des Befreiungskrieges 1813. Ferner: Die Seeschlacht bei Salamis, von Dr. Heinrich Welzhofer in Würzburg; Friedrich der Große als Schriftsteller, von Dr. Richard Mahrenholtz in Dresden; Die Pillauer Verschwörung von 1759, von Oberlehrer Dr. J. Krebs in Breslau; Graf Feodor Wassiljewitsch Rostoptschin, von Professor Dr. Arthur Kleinschmidt in Heidelberg; Ignatius von Loyola, von Dr. Felician Geß in Leipzig, sowie Straßenleben und Marktverkehr im alten Athen, von Curt Wachs⸗

muth in Leipzig. Militärisches. 8

Die Kasakenheere, militärisch⸗statistische Beschreibung, nach russischen Quellen bearbeitet, von Freiherr vomn Tettau, im Pommerschen Eb Nr. 34. Berlin 1892. Verlag der Liebel'schen Buchhandlung. Preis 6 ℳ, geb. 7 In seinen Kasakenheeren verfügt Rußland über eine militärische Hilfskraft, wie sie in dieser Eigenart kein anderer Staat Europas besitzt. Allein im europäischen Rußland beträgt die Kasaken⸗ Bevölkerung 4 ½ Millionen Seelen. Sie stellt im Kriege 781 Reiter⸗ Ssotnien, 35 reitende Batterien und 12 Plastun⸗Bataillone, sodaß Rußland für einen europäischen Krieg einschließlich 340 Schwadronen regulärer Reiterei über 1000 Schwadronen zu seiner Verfügung hat. Bei der geringen Kenntniß, die man im allgemeinen in Deutschland über die Organisation des östlichen Nachbarreichs und besonders über die eigenthümliche Einrichtung der Kasakenheere hat, ist es deshalb interessant, in dem vorliegenden Werk sich genau unter⸗ richten zu können über die historische Entwickelung der Kasaken⸗ heere, ihre Verwaltung, über die Kasakenländer und ihre Bewohner, über die Kapitale der Kasakenheere, ihre Wehrpflicht und Dienst⸗ ableistung, ihre Organisation und Ausbildung. Zum Schluß wird die Bedeutung der Kasaken im Verband der russischen Armee ein⸗ gehend gewürdigt.

hilosophie.

Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik (Verlag von C. E. M. Pfeffer in Leipzig). Band 101, Heft 1 hat folgenden Inhalt: Psychologische Aphorismen, von Otto Lieb⸗ mann. Unterhalb und oberhalb von gut und böse, von Eduard von Fertecn Jahresbericht über Erscheinungen der anglo⸗ amerikanischen Literatur aus der Zeit von 1890 1891, von Friedrich Jodl. Zur Begrüßung des zweiten Hunderts der Bände dieser

eitschrift, mit dem Bildniß J. H. Fichte’s, von Professor Dr. Rud. Seydel. Recensionen und Bibliographie. Preis jedes Bandes 6 Verkehr. .

Der kleine Stephan, 2 Bände, Ausgabe 1892/93, abge⸗ schlossen am 1. November 1892, bearbeitet vom Postsecretär C. H. Schmidt. (Verlag Gerhard Kühtmann, Dresden.) Dieses Hilfsbuch ist in dem im Auftrage des Reichs⸗Postamts herausgegebenen „Archiv für Post und Telegraphie, 1892, Nr. 4“ u. a. wie folgt empfohlen: Das uns in zweiter Auflage vorliegende, oben genannte Werkchen ge⸗ hört zu denjenigen nicht amtlich bearbeiteten Hilfsbüchern, welche ge⸗ eignet sind, ihren Zweck thatsächlich zu erfüllen; durch seine zweck⸗ mäßige Einrichtung zeichnet es sich vortheilhaft vor manchem anderen

leichartigen Hilfsbuch aus. Dem ersten Band ist ein alphabetisches Verzeichniß der Straßen und Plätze Berlins, sowie in farbigem Druck eine Sammlung vorschriftsmäßig ausgefüllter Postformulare (Postkarten, P Postaufträge, Zollinhaltserklärung u. s. w.) angeschlossen.

er zweite Band enthält ein Ortsverzeichniß behufs Berechnung des Portos für Geldbriefe und Packete innerhalb Deutschlands, dem eine für jeden Ort bez. für jedes Taxquadrat besonders aufgestellte Zonen⸗ tabelle angefügt ist. Bei jedem Ort des Verzeichnisses ist die Tax⸗ guadratnummer angegeben, während die Zonentabelle für denjenigen Ort, an welchem der Käufer des Buchs seinen Wohnsitz hat, die Zonennummer ergiebt. Für eine ganze Reihe größerer Postorte ist die Zonentabelle in Buchbrndh hergestellt, während sie für kleinere Postorte handschriftlich vom Verfasser gefertigt wird. Die beiden Bände können jeder für sich bezogen werden. Der mäßige Preis, nämlich 1 für den ersten Band, 1 für den zweiten Band, so⸗ weit die Zonentabelle gedruckt vorhanden ist, und 2 ℳ, sofern diese Benaschriftgich hergestellt werden mu sowie die leicht faßliche, über⸗ sichtliche Darstellung werden dem Werk eine freundliche Aufnahme beim Publikum sichern.

Land⸗ und Forstwirthschaft. V

Ernte und Saatenstand.

Die Ernte an Körnern, Stroh und Kartoffeln war im Regierungsbezirk Cassel im allgemeinen eine gute Mittelernte, in einigen Kreisen ging sie darüber noch hinaus. Der Ertrag an Zucker⸗ rüben war im Gewicht gering, aber an Zuckergehalt recht günstig. Schlecht war nur die Ernte in Futterkräutern und Wieswachs. Einigen Ersatz für das fehlende Viehfutter gewährt die reichere Lreher und Strohernte. An Stelle des ver⸗

es wird in größerem Umfang Waldstreu ge⸗ von auswärts bezogener Torf verwendet. A

futterten

wird vielfach noch Stroh von auswärts bezogen; so hat der Landrath in Schlüchtern den Ankauf von über 4000 Centnern guten Futter⸗

strohs aus Sachsen für seinen Kreis vermittelt. Eine wesentliche

ilfe für viele Landwirthe war auch der Umstand, daß die günstige itterung bis in den November hinein den Weideenng des Viehs gestattete. Die Wintersaaten sind durchweg gut uünd rasch auf⸗ gegangen und zeigen einen kräftigen, stellenweise sogar zu üppigen

Wuchs. Sie berechtigen einstweilen zu guten Hoffnungen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

. Maßregeln. .“

8 . Cholera.

In Budapest sind, wie in dem „D. österr. San.⸗Wes.“ mit⸗

Ptheilt wird, vom 10. bis einschließlich 17. Dezember den amtlichen

erichten zufolge nachstehende Choleraerkrankungen und Todesfälle (tageweise geordnet) festgestellt: 0: 0, 1:1, 2: 0, 2: 0, 0: 0, 2: 2, 0:0, 2:1, insgesammt 9:4.

Frankreich: Nantes bhatte, wie in den „Veröffentlichungen des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ geschrieben wird, vom 6. bis 16. Dezember neunzehn Neuerkrankungen an Cholera, von denen elf einen tödtlichen Ausgang nahmen. In dem übrigen Theil des Departements Loire⸗Inférieure sind bis zum 17. Dezember 21 Erkrankungen mit zehn Todesfällen beobachtet. Zufolge einer Mittheilung vom 20. Dezember sind in Calais zwei weitere Todes⸗ fälle vorgekommen.

Rußland. In Russisch⸗Polen hatte, wie wir demselbe Blatt entnehmen, die Stadt Warschau vom 17. bis 19. Dezembe eine Erkrankung, das Gouvernement vom 10. bis 13. Dezembe einen Todesfall, die Gouvernements Radom vom 8. bis 15. De⸗ zember elf Erkrankungen, fünf Todesfälle, Lublin vom 11. bis 18. Dezember 28:13, Plock vom 11. bis 16. Dezember 15: 13, Lomza vom 7. bis 14. Dezember 3:2. Im Gouvpernement Wilna ist aus Sapoliaki die Cholera nach dem Dorfe Siwitzy (Kreis Oschmiany) verschleppt worden, daselbst jedoch bereits wieder erloschen. In der Stadt Moskau sind vom 4. bis 12. De⸗ zember 24 Erkrankungen mit zwölf Todesfällen festgestellt worden. In der Stadt Batum sind nach einer dreitägigen Pause am 8. De⸗ zember acht, am 9. Dezember drei Neuerkrankungen vorgekommen. „Das österreichische Sanitätswesen“ vom 22. Dezember theilt mit, daß im Gouvernement Podolien die Cholera⸗Epidemie noch in der Zunahme, im Gouvernement Kiew in der Abnahme und in Wolhynien unverändert geblieben ist.⸗

Belgien. In Snaeskerke, einem 8 km von Ostende entfernten Dorfe, sind nach einer Mittheilung in den „Veröffentlichungen des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 20. Dezember drei Cholerafälle festgestellt worden, einer derselben verlief tödtlich.

Ueber Erkrankungen und Todesfälle an Influenza wird in den „Veröff. d. Kaiserl. Gesundh.“ vom 29. d. M. mitge⸗ theilt: London drei Todesfälle; Frankfurt a. O. sieben, Regierungs⸗ bezirke Düsseldorf und Posen je drei, Nürnberg zwei, Kopenhagen 173 Erkrankungen. 8 8 8

Handel und Gewerbe. 8

Frankfurt a. M., 29. Dezember. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Im Getreidegeschäft übte die Festwoche ihren Einfluß. Der Handel hat eine größere Lebhaftigkeit entwickeln können. Die Festigkeit, die sich überall kundgiebt, und die Neighng zur Steigerung der Preise scheint mehr der Zurückhaltung der Abgeber als stärkerer Nachfrage zu entstammen. Weizen ab Umgegend 16 ¼ ℳ, frei hier 16 ½ 6⁄10 ℳ, ausländische Sorten 16 ¾ 19 Tendenz zur Festigkeit geneigt. 3 Roggen ab Umgegend spärlich offerirt 14 ½ Curs, norddeutsche 146⁄10 ¾ Tendenz fest. Gerste: Wetterauer, Pfälzer, Franken (Ochsenfurter Gau) und Ried je nach Qualität 16 17 ½ Preise zu Gunsten der Verkäufer, Stimmung sehr fest. Hafer: Die Notiz 13 ¾ 14 ½ bleibt, exquisite viel darüber. Mais be⸗ gegnete schwacher Frage und erfuhr keine Aenderung in seinen Preisverhältnissen, Mixed 12 ½ ℳ, beschädigtes 12 ℳ, La Plata 12 ⁄10 Roggenkleie 10 ¼ Weizenkleie 8 ½ Kleie ist wie immer um diese Zeit mäßig gefragt und erfuhr keine nennenswerthe Preisveränderung. Spelzenspreu anhaltend ge fragt, Verkäufer finden hier einen guten Markt, letzter Curs 1,85 per Ctr. Für Torfstreu (Ersatz für Roggenstroh) bewegte sich der Verkehr wieder in sehr engen Grenzen. 1,10 pro Centner bezahlt. Malzkeime hatten nur vereinzelte Abschlüsse bei fast völlig unveränderten Cursen 5 ¼ pro Centner Notiz. Mehlmarkt Das Ausgebot war nicht erheblich, der Consumbegehr normal, ein zelne Sorten gut gefragt und fest, im großen Ganzen Preise be hauptet. Hiesiges Weizenmehl: Nr. 0 27 ½ 28 ½ ℳ, Nr. 1 25 26 ℳ, Nr. 2 24 25 ℳ, Nr. 3 22-—–23 ℳ, Nr. 4 17 18 ℳ, Nr. 5 12 13 Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 47 49 Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 21 ¾ 22¾ Roggenmehl, loco hier, Nr. 0 22 ¾ —- 23 ½ ℳ, Nr. 0/1 21 22 ℳ, Nr. 1 19 ½ 20 (Obige Preise verstehen sich pro 100 kg ab hier, häufig auch loco aus wärtiger Stationen und bei mindestens 10 000 kg.)

Leipzig, 29. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin handel. La Plata. Grundmuster B. per Januar 3,62 ½ ℳ, per Februar 3,67 ½ ℳ, per März 3,70 ℳ, per April 3,70 ℳ, per Mai 3,72 ½ ℳ, per Juni 3,75 ℳ, per Juli 3,77 ½ ℳ, per 3,80 ℳ, per September 3,82 ½ ℳ, per Oktober 3,82 ½ ℳ, per No vember 3,82 ½ ℳ, per Dezember Umsatz 45 000 kg.

Wien, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Hauptanstalten de österreichisch⸗ungarischen Bank in Wien und Pest sin ermächtigt worden, für eingeliefertes Gold auf Wunsch statt Noten auch Goldmünzen der Kronenwährung nach Maßgabe des vorhandenen Fe sandes unter Erhebung einer Provision von ½ per Mille zu ver abfolgen.

Haris, 29. Dezember. (W. T. B.) Die heute früh in den Gebäude der Polizei⸗Präfectur stattgehabte Explosion bewirkte an der Börse große Verstimmung; die Kapitalistenkreise scheinen ernst haft beunruhigt. Die Kundschaft der Wechselagenten verkaufte groß

Hosten Rente, wodurch ein scharfer Rückgang veranlaßt wurde. Staats Post⸗ gedrückt. Banque ottomane weichend auf Lösung größere Haussepositionen. 1 1

New⸗York, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Börf eröffnete zu theilweise besseren Cursen, dann trat eine Reaction ein der Schluß war sehr fest zu den höchsten Tagescursen. Der Umsa der Actien betrug 339 000 Stück. Der Silbervorrath wir auf 770 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt.

Weizen eröffnete niedriger, besserte sich aber im weiteren Ver laufe und schloß fest. Mais verlief ohne besonderen Einfluß etwas höher und schloß matt, aber stetig. 1

Chicago, 29. Dezember. (W. T. B.) Weizen war den

anzen Tag höher auf kleinere Zufuhren; Schluß fest Mais besserte sich auf Deckungen der Baissiers. Schluß ruhig. 8