(cons.) erklärte sich für Streichung der §§ 18 und 19, Abg. Dr. Enneccerus gegen den Antrag Sattler, wonach alle gewährten Entschädigungen, auch die solcher Güter, welche verkauft worden sind, zurückgezahlt werden sollen. Abg. Sperlich (Centr.) war eben⸗ falls gegen den Antrag Sattler, welcher gewissermaßen als Gegen⸗ antrag gegen die Streichung der §§ 18 und 19 zu betrachten ist.
Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Fuistin 9 erklärte sich gegen den Antrag
Mevyer bezüglich der Rückzahlug der Entschädigungen im Herzogthum Lauenburg. Der Antrag sei rechtlich nicht begründet. — Die Debatte wurde darauf geschlossen, die Abstimmung jedoch ausgesetzt.
Verdingungen im Auslande. Niederlande.
16. Januar, Nachmittags 1 ½ Uhr. Hollandsche vzeren Spoor-
wegmaatschappy im Central⸗Stationsgebäude zu Amsterdam: Loos Nr. 545: Jahresbedarf für 1893 von verschiedenartigen Balken, Stämmen, Dielen für die Central⸗Werkstätte in Haarlem. Auskunft n der bezeichneten Central⸗Werkstätte.
18. Januar, 11 Uhr. De Vice-Admiral, Directeur en Com- nandant der Marine zu Amsterdam: “ von weißem und etheertem Tauwerk für die Kriegsmarine. w m Dienstgebäude der Directie der Marine zu Amste dam
“ Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 10. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England und Sturm auf dem Kanal.
Die Post von dem am 6. Dezember aus Shanghai ab⸗ gegangenen Reichs⸗Postdampfer „Darmstadt“, sowie die mittels des Reichs⸗Postdampfers „Karlsruhe“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Adelaide am 8. Dezember) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 11. d., Vormittags, zur Ausgabe.
Bremen, 10. Januar. (W. T. B.) Der „Weser⸗Zeitung“ zufolge machen die Weser⸗Correctionsarbeiten so günstige Fertschritte, daß die Bauverwaltung die Vertiefung des Frei⸗ hafens um einen Meter mit einem Kostenaufwand von 276 000 ℳ beantragt hat. .
Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische acketfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Cheruskia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen 11 Uhr in New⸗Vork eingetroffen. 1X“
Theater und Mufik.
Saal Bechstein. Die Altistin Fräulein Clara Schacht, deren erfolgreiche Mit⸗ wirkung in den Oratorien der Sing⸗Akademie und in anderen größeren Concertaufführungen allen Kunstfreunden wohlbekannt ist, gab gestern ein Concert, iwelches sie mit den Stanzen der Sappho von Gounod
Max Grube. — Die Philosophin. Lustspiel in 1 Aufzug von fpriebrich, oeber. In Scene gesetzt isseur
spiel von E. Geibel. Sc geseßt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang
Wetterbericht vom 11. Januar, Uhr Morgens.
7
00 — —
vom bs Nin Andrea. Lust
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Wind.
hr. Freitag:
Stationen.
Wetter.
in Millim. Temperatur in 0C
50C.
8 S —₰½ 8 588 8 S 2
3 bedeckt 2 bedeckt 5 bedeckt 5 wolkenlos
Enna.
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm 6 bedeckt Haparanda . 770 2 wolkenlos St Petersburg 757 Moskau... 759 Cork, Queens⸗ EI1776 Cherbourg . 765 ONO Helder 770 NO Sylt. 768 NNO Hamburg .. 766 N. Swinemünde 760 NNO Neufahrwasser 754 NO Memel. 753 NO “ EEEEPP6Pö- Künster 766 N Karlsruhe.. 764 NO 8 8 765 N München .. 760 NW Chemnitz.. 763 N 762 NW 758 W 756 NW 759 ONO 749 O bedeckt 753 ONO Schnee
¹) Nachts Schnee. ²) Abends Schnee.
Uebersicht der Witterung.
Von dem Hochdruckgebiet im Nordwesten hat sich in Theil losgetrennt, welcher jetzt über Schweden iegt, während die Depression, welche gestern über dem südöstlichen Ostseegebiete lagerte, südostwärts nach dem südwestlichen Rußland fortgeschritten ist. Dementsprechend wehen über Central⸗ Furopa nord⸗ westliche bis nordöstliche Winde, welche im nord⸗ östlichen und südwestlichen Deutschland vielfach stark auftreten und unter deren Einfluß die Temperatur wieder vielfach erheblich herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter trübe und kalt; vielfach ist Schnee gefallen. Die Frostgrenze umschließt wieder ganz Deutschland und den größten Theil von
Frankreich. Deutsche Seewarte.
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Schnee Ihr.
wolkig bedeckt halb bed. bedeckt bedeckt wolkig bedeckt bedeckt
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bedeckt halb bed. Schnee ¹) Schnee halb bed. ²) halb bed. bedeckt
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werden können.
IGSeeeeSPtororo SN
Journalisten.
Heimath.
pfeil.
Küänigliche Schanuspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 11. wofftePa. Promethens. Musik von Beethoven. Nach einer mythologischen Tanzdichtung E., Taubert’'s in 2 Acten von Emil Graeb Dirigent: Musikdirector Hertel. —
einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leon⸗ cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Dirigent: Kapellmeister Sucher. hag. 7 1 Schauspielhaus. 12. Vor 1 . Schauspiel in 1 Aufzug na L. Adler. In Scene gesetzt vom O
Anfang 7 Uhr.
Das Buch 8. Hölty von ber⸗Regisseur
Ninetta. Bauer.
Zedingungen zur Einsicht
Opernhaus. 1. Male: Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Text nach Arthur Fitger’s Drama „Die Hexe“, übersetzt von M. von Borch. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Schauspielhaus. Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von A. W. von Schlegel's Uebersetzung. balß bed Taubert. Tanz von e8 Musikalische Direction: Herr Steinmann. 1
Auf Allerhöchsten Befehl findet am 8. Februar er. in den Räumen des Königlichen Opernhauses ein 6
Virtoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Balletmeister C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag und folgende Tage: Die Reise um die
Subscriptions⸗Ball statt. werden bis zum 25. d. M. entgegengenommen. Die⸗ selben müssen schriftlich gestellt, die genaue Bezeichnung (Name, Stand, Wohnung) derjenigen Personen ent⸗ halten, für welche die Ballkarten gewünscht werden. Zuschauerbillets werden nur für den III. Rang und Amphitheater⸗Sitzplatz ausgegeben. 1b bedeckt den III. Rang sind bereits so zahlreich eingegangen, 1. daß davon nur ein kleiner Theil wird berücksichtigt Weitere Meldungen um Zuschauer⸗ billets für den III. Rang werden deshalb nicht mehr angenommen. Alle den b treffenden Gesuche wolle man unter der Adresse: General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele, Französischestraße 36, einreichen und mit der Auf⸗ in 1 Act von O. L. Hartleben. schrift: „Ballangelegenheit“ versehen. Eine besondere Beantwortung solcher Gesuche kann bei der umfang⸗ reichen Arbeit unter keinen Umständen stattfinden. General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele. Graf von Hochberg. 8
Theater Unter den Linden. Donnerstag: Die Sirenen⸗Insel. (Novität und größter Erfolg.) Ballet 1. 1 Aet von 8. Fgg IMüstt hon⸗
er choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Balletmeister Herrn L. Gundlach. 9 Repertoirestück der Wiener Hofoper. — Das Baby. Schwank in 1 Act von H. F. Musik von A. Ferron. Couplets von A. Braun. Inscenirt durch den Ober⸗ Regisseur C. A. Friese sen. — Mr. Imro For, amerikanischer Prehfdisttateur mit ganz neuen Experi⸗
88
Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Zwei glückliche Tage. B Sonnabend: Der Sohn der Wildniß.
Berliner Theater. Donnerstag: Die Jour⸗
nalisten. Anfang 7 Uhr. Freitag: 20. Abonnements⸗Vorstellung. Sonnabend: Dora.
Lessing-Theater. Donnerstag: Zum 6. Male: vlang,7t Uhr.
Freitag: Heimath.
Sorhebend: Heimath.
Sonntag: Heimath.
Wallner Thenater. Donnerstag: Der Probe⸗ Anfang 7 ½ Uhr.
8 Freitag: Der Probepfeill. Sonnabend: Der Probepfeil.
Sonntag: Der Probepfeil.
in 3 Aufzügen von Alois Berla. Musik von Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.
hr. Freitag: Dieselbe Vorstellung. Mittwoch, 18. Januar: Operette in 3 Musik von Johann Strauß.
„Où suis-je?“ cröffnete. Schubert, A. Becker, E. E. Taubert, Blumner, Brahms, Adam, Godard und Gounod folgte hierauf. Die metallreiche, sehr voll klingende und trefflich geschulte Stimme, deren dunkles Colorit ihr einen besonderen Reiz verleiht, ist bis zu den Tönen des Soprans hinauf gleichmäßig leicht ansprechend; unfehlbare Reinheit der In⸗ tonation und Deutlichkeit der Aussprache vereinigen sich außerdem mit zarter, warm empfindender Vortragsweise, die der dnefgheee sämmtlicher Gesänge vorzüglich zu statten kam. Durch den Beifa animirt, wiederholte die Künstlerin Taubert's „Luarin“ und Godard's „Chanson de Florian“. Herr Concertmeister Th. Krelle (Violine), der in Gemeinschaft mit der Concertgeberin drei Lieder von Brahms zu Gehör brachte, erfreute noch durch einige Soli von Tartini, Leclair, Spohr, Schumann und Mozart, die gleichfalls mit großem Beifall aufgenommen wurden. Die Klavierbegleitung der Gesaäͤnge führte Herr Arthur Wulffius mit sorgfältigem Eingehen auf die Hauptstimme aus.
Die Aufführung der „Journalisten“, die im Deutschen Theater am Donnerstag zum ersten Mal wieder stattfindet, weist folgende, zum theil neue Besetzung der Hauptrollen auf: Adelheid: Lilli Petri, Ida: Ida Theumer, Oberst: Ernst Pittschau, Bolz: Gustav Kadelburg, Oldendorf: Hermann Nissen, Schmock: Georg Engels, Piepenbrink: Friedrich Basil, Frau Piepenbrink: Paula Carlsen, Bellmaus: Bruno Köhler, Korb: Ludwig Menzel.
Im Kroll'schen Theater gelangt morgen wieder eine Neu⸗ heit, und zwar die zweiactige Oper „Margitta“ von Erik Meyer⸗ Helmund, Text von Bunge und Freund, zur ersten Aufführung.
Die „Wiener Gigerln“ werden die Eröffnungsvorstellung sein, mit der Director Graselli aus Wien das diesjährige Gastspiel seines Possen⸗Ensembles im Thomas⸗Theater eröffnet. Die erste Neuheit, die Costa'sche Posse „Ein Distanzritt“ wird inzwischen mit aller Sorgfalt vorbereitet.
Die Gesangsposse des Adolph Ernst⸗Theaters „Modernes Babplon“ wird in nächster Zeit am Thalia⸗Theater in Hamburg, sowie an verschiedenen⸗ Stadt⸗Tbeatern in Scene gehen.
Herr Carl Weinberger, der Componist der neuen Operette „Lachende Erben“, deren erste Aufführung am nächsten Sonntag im Theater Unter den Linden stattfindet, ist in Berlin eingetroffen, um die letzten Proben zu seinem Werke, das am Wiener Carl⸗Theater bedeutenden Erfolg hatte, persönlich zu leiten.
Die am Neuen Theater morgen zum ersten Male in Scene gehende Neuheit „Die kleine Marquise“, Lustspiel in drei Acten von Henri Meilhac und L. Halévy, sst gegenwärtig Repertoirestück des Variété⸗Theaters in Paris.
Das Programm des Concerts, welches die dreizehnjährige Sängerin Luigia Aprile am Freitag, Abends 7½ Uhr, im Saal Bechstein giebt, bringt die Arie „Bel raggio“ aus Rossini's „Semiramis“, Eckert’s „Echo⸗Lied“, die beiden Schubert'schen Lieder „Des Müllers Blumen“ und „Morgengruß“ u. s. w. — Das nächste VII. Philharmonische Concert am 23. d. M. wird wiederum unter Leitung des Hofoperndirectors n Mottl aus Karlsruhe stattfinden. Solist ist der junge belgis he Cellist Jean Gérardy, der hier im vorigen Jahre in der Sing⸗Akademie bereits mit Erfolg auf⸗ getreten ist. Der Kartenverkauf ist *bei Bote u. Bock eröffnet.
Meister
ax Grube. — ei In Scene
Deutsch von Max Schönau. Sigmund Lautenburg. 1““ reitag: 12. Vorstellung. Zum 9 — Vor dem Tode. Von
Anfang 7 Uhr. 13. Vorstellung. Der Sturm. Fhakesbeate Nach
Musik von Emil Graeb. Anfang
Helmund. Anfang 7 Uhr.
Zum Schluß: Der Schwur. Wilhelm Reich.
Gesuche um Ballkarten
Meldungen für girt vom
Debillemont und C. A. Raida. Welt in achtzig Tagen.
Subscriptions⸗Ball be⸗
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Donnerstag:
Mader. Inscenirt durch den
Kean.
menten. Anfang 7 ½ Sonntag:
von Carl Weinberger.
und Kostümen.
Freitag: Dieselbe Vorstellung. Musik von Carl EEb
Donnerstag: Gastspiel um 1. Male: Fürstin Grigolatis mit ihrem
ecten von Wittmann und
Eine reiche Anzahl beliebter Lieder von
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗
B8s Zum 8 Male 8 1e
iquet. Schwank in cten von Alexandre Bisson. v In Scene gesetzt von fang 7 ½Uhr.
Anfang 7 ½ Uhr.
Familie Pont⸗Biquet.
In Vorbereitung: Gläubiger. —
ugust Strind
Kroll's Theater. Donnerstag: Zum 1. Male: Margitta. Komische Oper in 2 Acten von Rudolf Bunge und Julius Freund. Musik von Erik Meyer⸗
Mittwoch: Fritzchen und Lieschen. Operette in 1 Act von Poly Henrion. Darauf: Oberst Lumpus. Komische Oper in 1 Act von Theobald Rehbaum. Oper in 1 Act von
Nenes Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Donnerstag: Zum 1. Male: Die Lore. Plauderei (Frau Hachmann⸗ Zipser als Gast.) — Die kleine Marquise. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen von Meilhac und Halévy. (Frau Hachmann⸗Zipser als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.
Zum 1. Male: Lachende Operette in 3 Acten von Horst und Stein. b Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Neue Ausstattung an Decorationen
Adolph Ernst⸗Theater. Donnerstag: Zum 19. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von
iedri ilhelmstädti G. Steffens. In S t von Adolph Ernst. Friedrich-Wilhelmstüdtisches Theater. Erestehen, In cene gesetzt von Adolph Ernf⸗
Chausseestraße 25. Helachi (Pagliazzi). Oper in 2 Acten und Donnerstag: Das verwunschene Schloß. Operette
eees u1111“ Thomus-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. der Lufttänzerin Preciosa fliegenden Märchen der blauen Grotte. Pantomime mit Ballet in 2 Bildern. — Vorher
In Bremerhaven hat sich, wie hiesigen Blättern berichtet wird, gestern die italienische Gesellschaft der Eleonora Duse auf dem Dampfer „Aller“ zu ihrem New⸗Yorker Gastspiel eingeschifft. Die erste Aufführung im Fifth Avenue Theater unter der Direction Rosenfeld soll am 23. Januar stattfinden. W“ W 8
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Köln, 11. Januar. (W. T. B.) Wie die „Kölnische Zeitung“ aus Castrop von heute meldet, ist in Rauxel, woselbst am Sonnabend die Sprengung des Eisenbahngleises stattfand, in vergangener Nacht ein Haus durch Dynamit beschädigt worden.
Paris, 11. Januar. (W. T. B.) Die heutigen Morgen⸗ blätter stimmen in der Ansicht überein, daß die Gesammt⸗ demission des Ministeriums nur den Ausschluß Freycinet’'s zum Zwecke hatte, da dessen Verbleiben im Cabinet dieses gefährdete. Die gemäßigt repu⸗ blikanischen Blätter bringen dem neuen Cabinet eine wohlwollende Haltung entgegen, wollen jedoch erst dessen Thätigkeit abwarten, bevor sie ein definitives Urtheil ab⸗ geben. Die radicalen Blätter verhalten sich ziemlich reservirt, und die monarchischen meinen, daß das neue Cabinet außer stande sei, Herr der täglich sich verschlimmernden Lage zu werden. Der „Figaro“ sagt, Bourgeois und Ribot seien offenbar einig darin, daß eine gründliche Lösung der Panama⸗ frage herbeigeführt werden müsse, politische Berührungspunkte beständen aber nicht zwischen ihnen. Uebrigens seien Kammer, Ministerium und Executivgewalt so zerfahren als möglich. Die Auflösung der Kammer müsse zweifellos erfolgen.
Bukarest, 10. Januar. (W. T. B.) Anläßlich der Vermählung des Prinzen Ferdinand fand in der Kathedrale ein Tedeum statt, dem die Minister und die Spitzen der Behörden beiwohnten; auch in den anderen Kirchen der Hauptstadt und anderer Städte des Landes fanden Fest⸗ gottesdienste statt; zahlreiche Glückwunsch⸗Telegramme wurden nach Sigmaringen und Neuwied abgesandt.
Sofia, 10. Januar. (W. T. B.) Aus Anlaß der Ver⸗ mählung des Prinzen Ferdinand von Rumänien gingen dem hiesigen rumänsschen Geschäftsträger die Glück⸗ wünsche der bulgarischen Regierung und des diplo⸗ matischen Corps zu. Im Namen des Prinzen Ferdinand von Sachsen⸗Coburg erschien dessen Hof⸗Marschall.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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8 8 Male: S 8 refslg. Schwant in Irie cn. Aufzug von Dr. EC. M. Lutze. — Den Anfang amilie Pont macht; Das Versprechen hinter’'m Heerd An⸗ Freitag: Dieselbe Vorstellung. “ Montag: 1. Gastspiel des Wiener Ensemble. Herbstzeichen. Direction: Jof. Graselli. Die Gigerln von Wien.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ dig diece. ⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.
Concerte.
Sing-Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Klavier⸗Abend von Eugen dAlbert.
Conrert-Haus „Leipzigerstraße 48. Donnerstag: Karl Meyder⸗Concert. Gesellschafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr.
Großes Aus⸗
Ballet arran⸗ Musik von
Circus Renz (Carlstraße.) Donnerstag, Abends 7 ½¼ Uhr: Zum vorletzten Male: Auf Helgoland, mit sämmtlichen bisher zur Darstellung gebrachten Einlagen. Außerdem u. a.: „Agat’, vI vorgeführt vom Director Fr. Renz. — Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. — Con⸗ currenzschule, geritten von den Damen Frl. Clotilde Hager und Frl. Oceana Renz. 1
Auf Allerhöchsten Befehl. Anfang 7 Uhr. Parade⸗Gala⸗Vorstellung zum Besten des Fonds zur Erbauung der Kaiser Wilhelm⸗ Gedächtnißkirche. Zum letzten Male: Auf Helgoland mit sämmt⸗
lichen Einlagen. 3 1
Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Novität! Ein Künstlerfest. Novität! Große Ausstattungs⸗Pan⸗ tomime vom Hofballetmeister Siems. Mit über⸗ raschenden Wassereffecten und auf das Großartigste inscenirt vom Director Fr. Renz.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Charlotte von Casimir mit Hrn. Premier⸗Lieutenant Ernst von Eisenhart⸗Rothe hä. — Frl. Martha Lüders mit Hr
rich von Krause (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. von er (Poberow bei Neucolziglow). — Eine ochter Hrn. Regierungs⸗Rath Dr. von Voß (Berlin).
Gestorben: Hr. Eduard von Ruediger (Berlin). — Hr. Premier⸗Lieutenant a. D. Paul von Gott⸗ berg (Königsberg). — Hr. Fideicommißbesitzer Eduard von Wedel (Stettin).
Musik von R.
Erben. Musik
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: — — Verlag der Expedition (Scholz).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Ballet. Das Phantastische
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
chen Reichs⸗Anz
Berlin, Mittwoch, den 11. Januar
eiger und Königlich Preußi
8 Deutscher Reichstag.
17. Sitzung vom Dienstag, 10. Januar, 1 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Erhöhung der Brausteuer. Die Vorlage verdoppelt den bisherigen Brausteuersatz für Getreide, Reis und grüne Stärke von 4 auf 8 ℳ und schreibt die Einbeziehung von Elsaß⸗Lothringen in die Brausteuer⸗ gemeinschaft vor.
Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:
Meine Herren! Mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Friedens⸗ präsenzstärke des deutschen Heeres, sind Ihnen im Namen der ver⸗ bündeten Regierungen drei Steuergesetzentwürfe vorgelegt, deren ersten Sie jetzt in Berathung nehmen wollen. Der Zweck dieser Gesetzentwürfe ist, diejenigen Einnahmen der Reichskasse zu verschaffen, deren sie bedarf, um die Ausgaben zu decken, welche aus dem Gesetze, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, wenn es zur Verabschiedung gelangt, entstehen. Ich brauche wohl nicht näher darzulegen, weshalb die verbündeten Regierungen geglaubt haben, für diese Mehrausgaben besondere Mehreinnahmen schaffen zu sollen, weshalb sie es für unzweckmäßig gehalten haben, die geforderten Mehrausgaben einfach auf die Matrikularbeiträge zu ver⸗ weisen. Denn über diesen Punkt besteht, glaube ich, all⸗ gemeine Uebereinstimmung zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstag; hier wie dort ist man der Meinung, daß, wenn das Gesetz, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deut⸗ schen Heeres, zur Verabschiedung gelangt, wenn dadurch erheb⸗ liche dauernde Mehrausgaben der Reichskasse erwachsen, man nicht wohlthun würde, diese Mehrkosten einfach im Wege der Matrikularumlagen von den Einzelstaaten einzufordern. Diese Ueberzeugung ist bei den verbündeten Regierungen und bei den Reichs⸗Verwaltungsbehörden von Anfang an vorhanden gewesen, und so lange überhaupt über die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des Heeres verhandelt ist, sind auch die Gesetz⸗ entwürfe in der Vorbereitung begriffen gewesen, welche Ihnen heute vorliegen. Ich erwähne dies ausdrücklich, weil nicht nur in der Presse eine entgegengesetzte Auffassung sich geltend gemacht hat, sondern weil auch bei der ersten Lesung der Novelle zum Reichs⸗ Militärgesetz hier im Reichstag von einem Abgeordneten aus⸗ drücklich erklärt ist, das sei ja ganz gewiß, daß man an die finan⸗ zielle Deckung dieser Mehrausgaben erst in allerletzter Zeit gedacht habe. Das ist keineswegs gewiß, sondern das Gegentheil davon ist die Wahrheit, und die Vorberathung der Ihnen jetzt vorliegenden Gesetze greift so weit zurück, als die Vorberathungen über die Novelle zum Reichs⸗Militärgesetze.
Die drei Gesetzentwürfe sind bestimmt, den Mehrbedarf aus der Novelle zum Reichs⸗Militärgesetz, soweit derselbe sofort erfordert wird, voll zu decken, nicht mehr und nicht weniger. Die verbündeten Regierungen sind der Meinung gewesen, daß es nicht angezeigt sei, in diesem Augenblick über diese Summe hinaus mit neuen Anforderungen an den Reichstag zu kommen und etwa eine Steuer⸗ reform im Reich im großen Stile einzuleiten. Dazu lag keine Noth⸗ wendigkeit vor, und der Zeitpunkt würde nicht günstig gewählt sein aus den verschiedensten Gründen, von denen ich nur zwei erwähnen will. Der eine ist, daß wir zur Zeit noch nicht übersehen können, in⸗ wieweit die Einnahmen des Reichs infolge des Abschlusses der Handels⸗ verträge sich verändern werden; der andere, daß in dem größten Bundesstaat, Preußen, augenblicklich eine tiefeinschneidende Steuer⸗ reform im Gange ist, welche zu stören keineswegs im Interesse des Reichs liegt. .
Der Mehrbedarf, welcher aus der Novelle zum Reichs⸗Militärgesetz sofort entspringen wird, wird durch die Neuvorlage, wenn sich unsere Schätzungen im wesentlichen als richtig herausstellen, voll gedeckt werden. In der Vorlage Nummer 22 Ihrer Drucksachen ist dieser sofort ent⸗ stehende Mehrbedarf auf jährlich etwas unter 56 ½ Millionen be⸗ rechnet. Die drei Steuerreformgesetze würden nach unserer Be⸗ rechnung einen Betrag von ungefähr 57 ½ Millionen, also etwas über jenen Bedarf hinaus liefern. Allerdings ist das richtig, daß im Gefolge der Novelle zum Reichs⸗Militärgesetz im Laufe der Jahre
noch höhere Ausgaben entstehen werden. Diese Erhöhung des Ausgabe⸗ bedarfs entsteht aber keineswegs — wie irrthümlich auch in der früheren Discussion hier im Hause angenommen worden ist — bereits im nächsten Jahre, sondern es kann eine ganze Reihe von Jahren vor⸗ übergehen, ehe die Ausgaben wirklich nothwendig werden, welche ent⸗ stehen durch die Vermehrung der Zahl der übungspflichtigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, durch Zurückgehen der Manquements, durch Anlage von neuen Cadetten⸗Anstalten, Unteroffizierschulen u. s. w. Wir haben also geglaubt, daß nan die Frage, ob es überhaupt nöthig sein würde, für diese päteren Ausgaben entsprechende Einnahmen neu zu schaffen, einer päteren Erörterung vorbehalten könne. Wir haben auch geglaubt, daß m Reichstag kaum eine weitergehende Forderung als diejenige, velche sich auf momentane Bedürfnisse beschränkt, Aussicht auf An⸗ nahme haben würde. Das momentane Bedürfniß aber wird unserer Meinung nach durch die Ihnen gemachte Vorlage gedeckt. Weshalb ind nun gerade diese drei Besteuerungsgegenstände: Bier, Branntwein und Umsatzsteuer gewählt, um die Mehrausgaben beschaffen? Ja, meine Herren, das hat Isich einfach er⸗ geben aus einer Prüfung der einschlägigen Bestimmungen unserer Verfassung. Der Artikel 70 unserer Verfassung bestimmt:
Zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben dienen zu⸗ nächst die etwaigen Ueberschüsse der Vorjahre, sowie die aus den Zöllen, den gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern und aus dem Post⸗ und Telegraphenwesen fließenden gemeinschaft⸗ lichen Einnahmen. Insoweit dieselben durch ihre Einnahmen nicht
gedeckt werden, sind sie, so lange Reichssteuern nicht eingeführt sind, durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ihrer
Bevölkerung aufzubringen u. s. w.
MNun sind diejenigen Einnahmen der Reichskasse, welche hiernach
Mnx=Mennamn
in erster Linie zur Bestreitung der Reichsausgaben dienen sollen.⸗ in den Artikeln 38 und 35 aufgeführt; es sind im nessentlichen die Consumsteuern Bier, Branntwein, Taback u. s. w. Es ist ja der Kreis dieser Einnahmen des Reichs im Laufe der Jahre durch die Gesetzgebung mehrfach erweitert; immerhin aber wiesen diese Vorschriften unserer Verfassung bei der Erörterung der Frage, woher wir die Mittel für das erhöhte Bedürfniß zu Landesvertheidigungs⸗ zwecken nehmen sollen, darauf hin, zunächst die Frage zu prüfen: Sind denn diejenigen Einnahmequellen, in deren Besitz sich heute das Reich auf Grund der Verfassung und der späteren Gesetze befindet, bereits vollkommen ausgenutzt, oder ist es möglich, das Mehrbedürfniß durch vermehrte Anspannung dieser Steuerquellen zu decken? — und diese letztere Frage glaubten wir bejahen zu sollen. Aus diesem Grunde haben wir den Rahmen des jetzigen Besitzstandes nicht überschritten. Ich darf auch hier darauf hinweisen, daß ein Hin⸗ übergreifen über den jetzigen Besitzstand des Reichs für den größten Bundesstaat, Preußen, in diesem Augenblick möglicherweise unbequem gewesen wäre. Die preußische Steuerreform geht nach den wieder⸗ holt abgegebenen Erklärungen auch von der Voraussetzung aus, daß das Gebiet der indirecten Besteuerung dem Reich überlassen sei, aber auch so ausgebildet werden solle, daß die Reichsausgaben materiell aus seinen Einnahmen Deckung finden.
Nun schlägt das Gesetz über die Brausteuer Ihnen Veränderungen der jetzigen Gesetzgebung vor, von denen wir eine Erhöhung des Steuereinkommens in so hohem Maße erwarten, daß mehr als die Hälfte des gesammten Mehrbedarfs allein aus der Erhöhung der Bier⸗ steuer gedeckt werden wird. Diese Absicht hat — allerdings in recht später Stunde — einen scharfen Widerstand aus den Kreisen der zunächst Betroffenen gefunden, und ebenso ist diese Absicht der ver⸗ bündeten Regierungen sowohl in der Presse als bei den Berathungen hier im Reichstag auf das schärfste kritisirt worden. Aber die Einwürfe, welche uns gemacht worden sind, gehen von ganz verschiedenen Voraussetzungen aus, und ich glaube, daß man vielfach das Maß der Mehrbelastung, welche eintreten würde, höher schätzt, als es in der That ist. Sie finden auf der Seite 10 der Drucksachen unter Nr. 51 eine Tabelle, aus welcher sich das Maß der jetzigen Belastung durch die Brausteuer im Gebiet der Brausteuergemeinschaft ergiebt, und Sie sehen durch die Schlußzahl der letzten Colonne, daß zur Zeit durch Steuern und Zölle ein jeder Kopf der Bevölke⸗ rung des Brausteuergemeinschaftsgebiets im Jahre belastet ist mit etwa 79 ₰. Wenn Sie dem gegenüberstellen, daß die betreffende Belastung beträgt im Großherzogthum Baden 3,34 ℳ, im Königreich Württem⸗ berg 4,25 ℳ, im Königreich Bayern 5,53 ℳ, so ergiebt sich hieraus, daß die Belastung pro Kopf und Jahr im Gebiet der Brausteuer⸗ gemeinschaft, verglichen mit den übrigen deutschen Territorien, eine recht geringe ist. Und ich sage weiter: es ergiebt sich, daß eine Steigerung dieser Belastung wohl zulässig ist.
Was dann die Belastung des einzelnen Liters Bier betrifft, so sind hier die Zahlen ja nicht mit derselben klaren Präcision zu geben. Auf der Seite 6 derselben Vorlage finden Sie berechnet, daß das Hektoliter Bier im Gebiete der Brausteuergemeinschaft mit 0,81 ℳ, das Liter Bier also mit 81¼100 ₰ belastet ist, eine Belastung, welche die Vorlage zu verdoppeln beabsichtigt. Diese jetzige Belastung wird aber in Württemberg um mehr als das Doppelte übertroffen oder, richtiger gesagt, die Belastung in Württemberg beträgt mehr als das Doppelte der unserigen, in Bayern mehr als das Dreifache der unserigen. Ich nenne Baden in diesem Augen⸗ blicke nicht, weil Baden ein von dem unserigen System wesentlich verschiedenes Steuersystem hat. Ich glaube indessen, daß man von Baden annehmen kann, daß sich die dortige Belastung derjenigen in Württemberg nähert, sodaß also auch Baden gegenüber die Belastung des Bieres in Norddeutschland heute noch etwa um die Hälfte zurück⸗ bleibt. Sollte es da nicht möglich sein, diesen Belastungssatz der norddeutschen Bierbesteuerung zu erhöhen? Ist das wirklich ein so exorbitantes und ungerechtfertigtes Verlangen? Ich glaube, nein!
Ich will noch ein Moment anführen. Glauben Sie wirklich, daß das norddeutsche Bier nicht im stande sein sollte, im Jahre 1893 eine höhere Belastung zu tragen als diejenige, welche normirt wor⸗ den ist in Preußen im Jahre 1819, also vor mehr als 70 Jahren?
Die Einwürfe, die gegen dieses Gesetz gemacht worden, gehen zum theil davon aus, daß der Brauer unter allen Umständen diese Mehrbelastung tragen müsse. Auf der anderen Seite wird be⸗ hauptet, daß dieses Gesetz geeignet sei, den Branntweinconsum zu vermehren, weil es das Bier vertheuere. Diese beiden Einwürfe widersprechen sich und heben einander auf. Bei den Be⸗ rathungen hier im⸗Reichstag ist anderweitig auch behauptet, daß die ganze Steuererhöhung der Landwirth durch die Verminde⸗ rung des Verkaufspreises der Gerste tragen müsse. Nun, meine Herren, wer schließlich diese, wie ich glaube, in der That nicht über⸗ mäßige Erhöhung der Steuerbelastung tragen wird, das läßt sich mit absoluter Sicherheit nicht voraussagen. Es giebt ja auf dem Gebiete der Steuerpolitik kaum eine für die Beantwortung schwierigere Frage, als die der Abwälzung. Die Motive der Vorlage haben keines⸗ wegs, wie ich in einzelnen Drucksachen gefunden habe, den Satz auf⸗ gestellt, daß der Brauer diese Mehrbelastung tragen werde; sie haben nur gesagt, es sei unwahrscheinlich, daß infolge dieses Gesetzes eine Erhöhung des Schankpreises eintreten würde. Diese Erhöhung des Schankpreises kann vermieden werden dadurch, daß diejenigen Kapital⸗ kräfte, welche an der Bereitung und dem Verkauf des Bieres be⸗ theiligt sind, von dem Moment der Einmaischung des Malzes an bis zu dem Moment, wo die Lippe des Trinkers das Seidel berührt, sich in die Uebernahme der neuen Last theilen. Sie kann allerdings auch dadurch vermieden werden, daß dem Consumenten in anderer Form als in derjenigen der Erhöhung des Ausschankpreises ein Theil der Steuerbelastung wieder abgenommen wird. Der Nutzen aber, der zur Zeit von dem Brauer, dem Händler und Schänker zusammen⸗ genommen im Gebiet der norddeutschen Brausteuergemeinschaft ge⸗ wonnen wird, ist ein so bedeutender, daß ich glaube, man kann diesen verschiedenen Klassen der Interessenten wohl zumuthen, gemeinsam die
geplante Steuererhöhung zu tragen. Wir haben diesen Nutzen im Durchschnitt veranschlagt auf 19 ℳ pro Hektoliter. Ueber das Zu⸗ treffende dieser und anderer Berechnungen werden wir uns ja eventuell in der Commission unterhalten können; jedenfalls aber glaube ich, daß man mit Recht nicht sagen kann, daß die Last, welche dies Ge⸗ setz dem Steuerzahler zumuthet, eine übertriebene ist.
Ich verzichte darauf, auf die Einzelheiten⸗des Gesetzentwurfs im gegenwärtigen Augenblick einzugehen; es ist das wesentlich Sache der Commissionsberathung, die, wie ich annehme, von Ihnen wohl be⸗ schlossen werden wird, diese Fragen zu prüfen. Es wird auch, wenn der weitere Gang der Discussion dazu Anlaß giebt, von hier aus auf Einzelfragen noch eingegangen werden können.
Ich kann Sie nur bitten, die Vorlage sachlich zu prüfen, und wenn wir darüber einig sind — und das glaube ich nochmals fest⸗ stellen zu können —, daß, wenn wir die Mehrausgaben aus dem Militärgesetz wollen, daß wir dann auch für Mehreinnahmen sorgen müssen, so glaube ich, daß Sie mit den verbündeten Regierungen zu der Ueberzeugung kommen werden, daß man den Haupttheil der Mehrbelastung ohne Unbilligkeit auf das Bier legen kann. .
Abg. Goldschmidt (dfr.): Er danke zunächst dem Staats⸗ secretär dafür, daß er ihm die Antwort auf seine Ausführungen so außerordentlich leicht gemacht habe. Der Staatssecretär habe weiter nichts gesagt, als was in den Motiven stehe; von alle dem, was seit dem Bekanntwerden gegen die Vorlage gesagt sei, von den zahlreichen Petitionen dagegen habe er keine Notiz genommen Sein Ausführungen gipfelten in dem Satze, daß, da die Belastung des Bieres für den Kopf der Bevölkerung so viel grcer sei als in der norddeutschen Brausteuergemeinschaft, eine Erhö ung der Brau⸗ steuer auch von Norddeutschland leicht getragen werden könne. De Hinweis auf die süddeutschen Staaten sei kein sehr glücklicher. De anwesende Finanz⸗Minister vom Königreich Bayern und di übrigen Herren aus Württemberg und Bayern würden es be⸗ stätigen, daß die Steuererhöhungen dort unbeschädigt ge⸗ lassen hätten die großen gutgestellten Brauereien, daß aber eine Menge kleiner Eristenzen zu Grunde gegangen seien, obwohl man den kleineren Brauereien wesentliche Erleichte rungen hrss a habe. Der Malzaufschlag in Bayern und di Steuererhöhung in Württemberg seien ferner in Zeiten des gewerb lichen Aufschwungs erfolgt, nicht zu Zeiten absoluter Geschäftsstille Er (Redner) bewundere den Muth der Regierungen, mit einer Vo lage, die weite gewerbliche Kreise beunruhige, zu einer Zeit zu kommen wo ein allgemeiner Niedergang gewerblicher Verhältnisse herrsche Diesen Niedergang gebe die Regierung zu; es stehe in der Thronrede im „Reichs⸗Anzeiger“, der Reichskanzler habe es hier ausgesprochen Der Reichskanzler erwarte eine Verbesserung; aber wie solle dies Besserung eintreten, wenn man dem Handel und Verkehr Hinderniss in den Weg lege! Diejenigen Gewerbe, die mit der Brauereiindustrie in unmittelbarem Zusammenhang ständen, wie die Maschinen⸗ fabrikation, seien bereits in Mitleidenschaft gezogen, nachdem man ge⸗ hört habe, daß der Brauereiindustrie eine so starke Belastung drohe. Ein Brauer, der vor der Möglichkeit einer solchen Belastung stehe, müsse in seinen Anschaffungen, in seinen Abschlüssen auf Rohprodukte und Betriebsverbesserungen außerordentlich zurückhaltend sein. Das Merkwürdigste an der Vorlage sei aber doch die muthmaßliche 8 Berechnung. Der Staatssecretär sage, es seien 26 Millionen in der Brausteuergemeinschaft durchschnittlich eingegangen —, 2 mal 26 mache 52, eige Verdoppelung der Steuer würde auch eine Ver⸗ doppelung des Betrags herbeiführen. Dabei theile jedoch der Staatssecretär in seinem Etat mit, daß in diesem Jabre gegen⸗ über den vorigen die Brausteuer um 167 519 ℳ zurückgegangen sei. Dem Staatssecretär müsse auch die Thatsache bekannt sein, daß auch auf dem Gebiete der Bierproduction eine große Ueberproduction vorhanden sei. Die Vorgänger des Staatssecretärs seien doch be⸗ deutend vorsichtiger gewesen, sie hätten nicht das ganze Plus der Verdoppelung aufgesetzt, sondern nur ein Drittel. 2 ls 1879 der Malzaufschlag in Bayern um 50 %, nämlich von 4 auf 6 ℳ für das Hektoliter gekommen sei, seien nur 30 % mehr eingekommen. Der Staatssecretär würde sich wundern, wenn die Steuervorlage durchgehen sollte, wie viel weniger er dann erhalte, als er erwartet habe. Nach den Motiven betrage die steuerliche Be⸗ lastung odes Bierverbrauchs für den Kopf der Bevölkerung in Bayern 5,50, in Württemberg 4,20, in Baden 3,24 ℳ Dem gegenüber könne man ohne Bedenken die Abgabe in Norddeutsch⸗ land von 0,79 ℳ für den Kopf auf das Doppelte bringen. Man verweise immer auf Bayern, das gelobte Land, in dem das Bier fließe, lasse aber aus dem Auge, daß das Bier dort in anderen Quantitäten consumirt werde als im Norden, und daß dort Kaffee, Thee, Cacao, Branntwein weniger verbraucht würden. Nach dem interessanten Buch des Dr. Hanke, „Ausgabebudget der Privatwirth⸗ schaft“, bilde das erste Frühstück in Bayern oft der Trunk Bier, in den Arbeiterfamilien Norddeutschlands spielten dagegen Kaffee und Zucker eine sehr große Rolle. An den hohen Zöllen für diese Ver⸗ brauchsgegenstände habe Norddeutschland einen viel größeren Antheil als der Süden. Auch der Branntweinconsum sei in Bayern um ein Drittel niedriger als in Norddeutschland. Er be⸗ trage dort 2,8 1 für den Kopf, hier 7,9. Wenn die Motive die steuerliche Belastung des Bieres auf den Kopf der Bevölkerung angäben, so hätte man doch auch den Branntwein in die Berechnung ziehen sollen. Nach der Berechnung des Abg. Roesicke betrage die Steuerbelastung des Bieres und Branntweins in der nord⸗ deutschen Gemeinschaft 3,70 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung, in Bayern nur 0,84 ℳ Die verschiedenen Steuersysteme im Norden und Süden ließen sich nicht mit einander vergleichen, zumal in Preußen eine Fluth von neuen Steuern bevorstehe. Es freue ihn, daß das Bier in den Motiven als Nahrungsmittel anerkannt werde, von dem früheren Reichskanzler sei das nicht der Fall gewesen. Wenn in der norddeutschen Steuergemeinschaft der Bierconsum zugenommen habe, habe das seinen Grund darin, daß Bier das einzige Nahrungs⸗ und Genußmittel sei, das im Laufe vieler Jahrzehnte keine Preis⸗ ee erfahren habe, im Gegentheil immer billiger geworden ei. Auch der Bericht der Handelskammer in Posen spreche es aus, daß das Bier in den dortigen Gegenden den Consum des Branntweins beeinträchtigt habe. Nach den Mo⸗ tiven solle die Verdoppelung der Biersteuer keine Erhöhung des Bierpreises für die Consumenten zur Folge haben, weil diese Steuer⸗ erhöhung nur ½ ₰ für das in Rordventschland übliche Maß von 0,4 1 Inhalt ausmache. Auch werde auf den hohen Gewinn des Bierausschanks hingewiesen. Die Gastwirthe hätten heute sehr schwer zu kämpfen. Ihre Vorgänger hätten verdient an dem Geschäft, das sie betrieben hätten, sie selbst nicht. In Preußen habe man den Gastwirthen außer der gewerblichen noch die Betriebssteuer auf⸗ erlegt, die vom 1. April dieses Jahres erhoben werden solle, und der preußische Finanz⸗Minister habe die Communen darauf hinge⸗ wiesen, communale Zuschläge zu der Betriebssteuer zu erheben. Der Staatssecretär habe nicht mitgetheilt, wie die Motive auf die Zahl von 19,8 ℳ als Durchschnittsherdienst des Gastwirths am Hektoliter gekommen seien. Die Verfasser der Motive hätten sich die Sache zu feicht gemacht und ihre Studien auf die Bierpaläste be⸗ chränkt. Auf andere Gastwirthschaften, zumal in kleinen Städten, paßten