1893 / 11 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Neues Theater.

Das on vor einigen Jahren geschriebene Lustspiel „Die kleine Marquise“ von Henry Meilhac und L. Halévy, das kürzlich in den Spielplan des „Théatre variété“ zu 8 wieder aufge⸗ nommen wurde, ging gestern Abend in einer Uebersetzung von Eduard Mauthner zum ersten Mal in Scene. Die Verfasser haben das Thema der Ehescheidung, ähnlich wie Sardon in „Cyprienne“, nur nicht mit soviel Geist und Witz wie er, von neuem behandelt. Dem Marquis von Kergazon, der ausschließlich mit historischen Arbeiten von allerdings anscheinend geringem Werth beschäftigt ist, wird seine Frau, die kein Interesse dafür zeigt, lästig. Auf den Vorschlag des Gatten, die Ehe dadur zu lösen, daß er selbst sich als der Schuldige von einem Polizei⸗Com⸗ missär ertappen läßt, geht die Marquise gern ein. Nachdem sie jedoch in kurzem Gespräch den zweifelhaften Charakter ihres Anbeters, des Vicomte von Boisgommeuxr erkannt hat, sieht sie ihr Un⸗ recht ein, kehrt reumüthig zu ihrem Gatten zurück und erbittet und erhält seine Verzeihung. In der Titelrolle trat die von ihrer Thätigkeit am Residenz⸗Theater her bekannte Frau Hachmann⸗ Zipser als Gast auf. Ihr munteres Spiel fand auch hier den Beifall der Zuschauer. Der Marquis und der Vicomte wurden von den Herren Hahn und Seldeneck angemessen gegeben. Die von dem Herrn Director Löwenfeld gespielte Rolle eines tauben Chevaliers wurde viel belacht. Als Kammermädchen Juliette gefiel endlich auch noch Fräulein Köttschau.

Dem Lustspiel vorauf ging eine einactige, den Lesern der „Freien Bühne“ schon bekannte naturalistische Plauderei „Die Lore“ von Otto Erich Hartleben, die den Verfasser als guten Beobachter der in manchen Kreisen bestehenden Verkehrsgebräuche zeigt, für ein zur Unterhaltung bestimmtes Theaterstück jedoch zu wenig bietet. Die Darstellung der Plauderei durch Frau Hachmann⸗Zipser und die Herren Vorwerk, Eisfeld und Worlitzsch wurde beifällig aufgenommen.

Sing⸗Akademie.

Herr Eugen d'Albert gab gestern seinen ersten Klavier⸗ abend, für dessen zahlreichen Besuch auch das Podium in Anspruch genommen wurde. Er eröffnete die Reihe der Vorträge mit Bach's D-moll-Suite, die der ausgezeichnete Pianist mit tiefem Eingehen in den Inhalt der einzelnen, sehr mannigfaltig gestalteten Sätze zu Gehör brachte. Es folgte hierauf eine eigene Sonate (Fis-moll) e9 die in den beiden Hauptsätzen Originalität der thematischen Erfindung erkennen läßt, deren Durchführung jedoch mehr in einem Aneinanderreihen der verschiedenen Motive, als in einer organischen Entwickelung be⸗ steht, die sich zu einem Höhepunkt des Eindrucks aufschwänge; denn die bis zum Uebermaß im Fortissimo heranstürmenden Bravoureffecte, die einer großen Anzahl von Zuhörern oft sehr imponiren, bilden immer noch keine Steigerung im inneren Aufbau der Ge⸗ dankenentwickelung. Der Andantesatz (D-dur), ein Thema mit Variationen, bildete einen vollkommenen Ruhepunkt in dem sehr schwierigen, selbst den Spieler sichtlich erschöpfenden Werke. Mit sehr zartem Anschlag und mit feinsinniger Schattirungs⸗ weise trug Herr d'Albert Mozart's Rondo (A-moll) vor, dem in gleich vortrefflicher Ausführung drei beliebte Stücke von Chopin, Etuden von Liszt und Rubinstein und Tausig’s Walzer⸗Phantasie nach Strauß' „Nachtfalter“ folgten. Sämmtliche Piécen wurden mit rauschendem Beifall aufgenommen. Der zweite Klavierabend findet am 19. Januar im Saal Bechstein statt.

Im Königlichen Opernhause kann die für morgen an⸗ gekündigte Oper „Djamileh“ wegen Heiserkeit des Fräulein Rothauser nicht gegeben werden. Es kommen deshalb neben „Bajazzi“ „Bastien und Bastienne und das Ballet „Slavische Braut⸗ werbung“ zur Aufführung. Am Sonntag geht „Die Hexe“ von August Enna mit den Damen Pierson, Dietrich und Deppe, den Herren Rothmühl, Sylva, Bulß, 2 Ködlinger und Krasa zum zweiten

Mal in Scene. Die einactige Oper „Agra“, Text von Delmar,

Musik von Ferdinand Hummel, ist zur Aufführung im Königlichen Opernhause angenommen worden.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen, zur Feier des Geburtstages Fr. Grillparzer’s, das seit zehn Jahren nicht mehr auf dem Spielplan erschienene Tranerspiel „Des Meeres und der Liebe Wellen“ neu einstudirt in Scene. Die 9,— ist: Hero: Frau von Hessabeehers Leander: Herr Matkowsky; der Oberpriester: Herr Kahle; Naukleros: Herr Purschian; der Tempelhüter: Herr Oberländer; Janthe: Fräulein Richter; die Eltern Hero's: Frau Seebach und Herr Eichholz.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater gelangt morgen und am Sonntag Offenbach's „Pariser Leben“ zur Darstellung. Herr Director Fritzsche ist aus Wien zurückgekehrt. Unter seiner Leitung finden nun die letzten Bühnenproben zur neuen Strauß'’schen Operette „Fürstin Ninetta“ statt, die am nächsten Mittwoch zur erst⸗ maligen Aufführung gelangt.

as Krollesche Theater bringt am Sonntag neu einstudirt Weber'’'s Oper „Silvana“ in der laufenden Spielzeit zur erstmaligen Aufführung mit Frau Moran⸗Olden in der Partie der Dryvade, von der Künstlerin in Berlin bisher noch nicht gesungen, während die Coloratursängerin Fräulein Louise Heymann am Dienstag ihr Gastspiel fortsetzen wird als Amine in Bellini’s „Nachtwandlerin“. Morgen bleibt das Theater einer Privatfestlichkeit wegen geschlossen. Frau Materna, die bekanntlich durch eine schwere Er⸗ kältung verhindert wurde, ihr für den 7. d. M. bestimmtes Concert zu absolviren, hat inzwischen ihre Kunstreise angetreten und kehrt hierher zurück, um am 18. d. M. das angekündigte Concert zu geben.

Im Theater Unter den Linden wird zur ersten Aufführung der neuen Operette „Lachende Erben“ am Sonntag das gesammte Künstlerpersonal aufgeboten. Zu der vom Balletmeister Gundlach inscenirten Ballet⸗Evolution in der Operette sind die besten Ballet⸗ kräfte herangezogen. Der Vorverkauf von Karten zu dieser Vor⸗ stellung findet fortdauernd an der Tageskasse von 10 bis 1 Uhr statt.

Das Künstlerpaar Louis und Susanne Rée wird sich auf zwei Klavieren am Montag im Saal Bechstein wieder hören lassen. Das Programm dieses Concerts bringt u. a. Bach’s Concert in Gmoll, Grieg's Rowance variée op. 51, Mendelssohn’s Allegro brillant op. 92 und die Variationen über ein Beethoven’'sches Thema von St. Saëns.

Mannigfaltiges.

Auf Allerhöchsten Befehl ist die Kapelle der I. Mat osen⸗ Division zum Concertiren bei einigen Hoffestlichkeiten für die Zeit

vom 22. bis 27. d. M. hierher beordert worden.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung stellte, wie wir einem Bericht der „N. A. Z.“ entnehmen, wegen Einführung des Systems der Alterszulagen an sämmt⸗ liche Beamte der Stadtgemeinde der Stadtverordnete Namslau den Antrag, daß die Versammlung den Magistrat ersuchen möge, die Vor⸗ arbeiten nach Kräften zu beschleunigen. Nachdem der Ober⸗Bürger⸗ meister Zelle erklärt hatte, daß die finanzielle Ausarbeitung des Systems erhebliche Schwierigkeiten mache und der Magistrat vor⸗ sichtig sein müsse, um nicht ein System zu schaffen, das später nicht durchzuführen sei, gelangte der Antrag Namslau zur Annahme.

Die Eltern, Vormünder, Pflegeeltern ꝛc. von Kindern, welche zur Erfüllung der Schulpflicht in eine der hiesigen Gemeinde⸗ schulen zum 1. April d. J. aufgenommen werden sollen, haben sich bis spätestens den 1. März d. J. mit den Impfscheinen der Kinder

i der Schulcommission ihres Wohnbezirks zur Einschulung ihrer Kinder zu melden. Die Schulcommissionen sind berechtigt, auch die Beibringung der Eeburtsurkunde der Kinder zu ver⸗ langen Im Falle der Bedürftigkeit können Formulare

1*

zur kostenfreien Erlangung der Geburtsurkunde für die in Berlin ge⸗ borenen Kinder von den Agsirksvorstehern in Empfang genommen werden. Diejenigen Eltern Peiche zum 1. April d. J. verziehen und denen ihre neu zu beziehende Wohnung bereits bekannt ist, werden wohl daran thun, wenn sie die Anmeldungen ihrer Kinder bei der⸗ senihen Schulcommission bewirken, in deren Bezirk die neue

Wohnung liegt.

An Geschenken und Vermächtnissen sind bei der Haupt⸗ Stiftungskasse des Magistrats im Monat Dezember 1892 eingegangen 20 521,77 ℳ, an Collectengeldern 500,25 ℳ, aus schiedsmännischen⸗ Vergleichen und Cessionen 865,05 ℳ, zur Ablöfung der Neujahrs⸗ gratulationen 4031,30 ℳ, zusammen 25 918,37

Die sechs von der Königlichen Sternwarte regulirten städtischen Normal⸗Uhren haben während des Jahres 1892 im allgemeinen sehr genau functionirt. Sie haben nämlich, abgesehen von ganz vereinzelten und kurzen Unterbrechungen, an den Seeunden⸗ Zifferblaͤttern stets die richtige Secunde und an den vorderen Ziffer⸗ blättern, die mit Secundenangaben nicht versehen sind, stets die richtige Minute gezeigt. Keinerlei Abweichung von der Richtigkeit und keinerlei⸗ Unterbrechung ist bei der Normal⸗Uhr am Spittelmarkt und bei de Normal⸗Uhr am Potsdamer Thor vorgekommen.

Der Regierungs⸗Rath a. D. Georg Ferdinand Beutner, der längere Zeit der Berliner Presse, zuletzt als Chef⸗Redacteur der in⸗ zwischen eingegangenen „Berliner Bürger⸗Zeitung“ angehörte und darauf lange Zeit General⸗Secretär des Centralvperbandes deutscher Industrieller war, ist gestern, 63 Jahre alt, gestorben.

Die von dem Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes, dem Berliner Architektenverein, der Polpytechnischen Gesellschaft, dem Ver⸗ ein für Eisenbahnkunde, dem Verein deutscher Ingenieure, dem Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure, dem elektrotechnischen Verein und dem Verein deutscher Maschinen⸗Ingenieure veranstaltete Gedächtnißfeier für Werner von Siemens wird am 16. d., Mittags 2 Uhr. im Saale der Phil harmonie stattfinden.

Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes feiert sein 72. Stiftungsfest Dienstag, den 24. d. M., Nach⸗ mittags 5 Uhr, durch ein Festmahl im Englischen Hause, Mohren⸗ straße 49, bei Huster.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Dortmund, 13. N. T. B.) Wie die „Rheinisch⸗Westfälische Zeitung“ melt eine heute Nachmittag nach der Hoberts Bergarbeiterversammlung.

Gestern Nachmittag wurde Schönwald, ein Führer der Strikenden, welcher gerade von einer Agitationsreise nach Witten zurückkehrte, auf dem hiesigen Bahnhofe verhaftet. Nach einer Meldung aus Schalke wurden gestern Abend auf Schacht II der Zeche „Graf Bismarck“ Beamte, Steiger und Betriebsführer von mehreren hun⸗ dert Bergleuten überfallen. Die schnell herbeigerufenen Beamten von Schacht I, sowie berittene Schutzleute und Gendarmen schlugen die Wüthenden zurück, von denen mehrere verwundet wurden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

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red. in Millim.

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Cork, Queens⸗ Cherbourg . 765 N. 4 bedeckt öö“ 4 bedeckt Sylt 755 N 1 wolkig¹) Hamburg 758 SW A4Schnee Swinemünde 759 SSW 2 Schnee ²) f ss 757 NW 3 bedeckts) 757 NO 1 Nebel 767 SW 1 bedeckt 760 SW Swolkenlos 766 wolki 765 1 bede 763 S 1 wolkig 765 S 2 wolkig²) 782 bedeckt ⁵) 765 wolkenlos 761 halb bed.

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Münster. Karlsruhe .. Wiesbaden

der Wildniß.

fang 7 Uhr. Sonntag: befitzer.

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gent: Kapellmeister Sucher. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Acten und einem Vorspiel. Musik und Dich⸗ tung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. t vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Sucher. Slavische Braut⸗ Tanzbild componirt und arrangirt von P lagen von J. Brahms.) Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Des Meeres und der Liebe spiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. An⸗

eset

Sonntag: Opernhaus. 14. Vorstellung. Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. Arkhur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Marvy von Borch. Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.

Schauspielhaus. 15. Vorstellung. Die Quinows. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr. Sonntag: Zwei glückliche Tage. Montag: Das Wintermärchen.

Berliner Theater. Sonnabend: Dora. An⸗ Rachmittaags Uhr: D Theater Anter den Linden. Sonnabend: pferde „Markir⸗. 8 Abends 7½8 Uͤr: Pamle Die Sirenen⸗Insel. (Novität und größter Erfolg.) Nachmittags Montag: Meden.

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D

igmund Lautenburg.

Vor dem Tode. Von August

von Emil Gracb. Musik „Hertel. (Mit Ein⸗ Dirigent: Mustkdirector festlichkeit geschlosfen. Sonntag: Gastspiel von Frau Silvana. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Gastspiel Die Nachtwandlerin.

Victoria-Theater.

14. Vorstellung. Neu einstudirt: Wellen. Trauer⸗

Terxt nach die Welt in achtzig Tagen.

In Scene gesetzt vom Ober⸗

sirt vom Balletmeister C. Ser Debillemont und C. A. Raida.

Ernst

Welt in achtzig Tagen.

in 1 Act von O. L. Hartleben. (

Hachmann⸗Zipser als Gast.) Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Hamlet. Ballet in 1 Act von H. Regel.

eutsch von Max Schönau. In Scene gesetzt von Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Familie Pont⸗Biquet. In Vorbereitung: Gläubiger. Herbstzeichen.

: Wegen Privat⸗

Kroll's Theater. Sonnabend:

on Frl. Louise Heymann.

Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung:

stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folgende Tage: Die Reise um die

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 45). Sonnabend: Zum 3. Male: Die Lore.

Zipser als Gast.) Die kleine Marquise. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen von Meilhac und H Anfang 7 ½ Uhr.

1 Aufzug von Dr. E. M. Lutze. Den Anfang macht: Das Versprechen hinter'm Heerd. An⸗ fang 7 Uhr. 1 1

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Montag: 1. Gastspiel des Wiener Ensemble. Direction: Josf. Graselli. Die Gigerlu von Wien.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). f 2—11 Uhr.

Concerte. Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: I. Quartett- Abend. II. Cyclus. Ivachim, Kruse, Wirth, Hausmann.

Strindberg.

Moran⸗Olden.

Geöffnet von 1

Die Reise um Großes Aus⸗ Ballet arran⸗

Musik Conrert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend

von fällt das Concert aus 1 Karl Meyder⸗Concert. Gesell⸗ Anfang 7 Uhr.

Sonntag:

schafts⸗Abend.

ircus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abends Abends 7 ½¼ Uhr: Zum 1. Male: Ein Künstlerfest. Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Großartigste inscenirt vom Director Fr. Renz. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Ballet von 100 Damen. Außerdem: Auftreten sämmtlicher Specialitäten ersten Ranges u. a. Mr. James Fillis mit dem Schul⸗

Plauderei

Frau Hachmann⸗

d Halévy. (Frau

Sonntag: 2. große Vorstellungen. N. 8 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Große

k von R. Fe t f Musik von Komiker⸗Vorstellung mit besonderem, zur Belustigung

2 3 I 765 ONs. eX“ 7 3

1 761 wolkenlos 7

8) Nachts Schnee. ²) Nachm. Schnee. ³) Nachts Schnee. ⁴¹) Dunst. ⁵) Nachm. Schnee. Uebersicht der Witterung. Das barometrische Maximum, welches gestern im Nordwesten der Britischen Inseln lag, hat sich etwas nach Süden hin verlagert und entsendet einen Aus⸗ läufer ostwärts über Frankreich hinaus nach Osft⸗ deutschland hin. Theildepressionen liegen über Däne⸗ mark und über der südlichen Nordsee, an der süd⸗ lichen Nordseeküste stark auffrischende Winde mit Schneegestöber verursachend. In Deutschland ist das Wetter kalt, im Norden trübe, im Süden heiter, nur auf Sylt herrscht Thauwetter. In Süd⸗ und Ostdeutschland herrscht sehr strenge Kälte, Bamberg meldet minus 24, München und Königsberg minus 20 Grad. In Norddeutschland ist vielfach Schnee gefallen, meist jedoch nur in geringer Menge. Ueber der Nordhälfte Europas ist der Luftdruck in Ab⸗ nahme begriffen und daher dürfte zunächst für Nord⸗ deutschland Erwärmung 28 Seer sein. eutsche S

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. 13. Vorstellung, Bastien und Bastienne. Sing⸗ zel in 1 Act von Wolfgang Amadeus Mozart. Diri⸗

Die nächste Aufführung von „Richard III.“

findet am Mittwoch statt.

Lessing-Theuter. Sonnabend: Zum 8. Male: Heimath. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Heimath.

Montag: Heimath.

Wallner-Theater. Sonnabend: pfeil. Anfang 7 ½ Uhr. 5 Sonntag: Der Probepfeil.

Friedrich-Wilhelmstüdtisches Theuter. Chausseestraße 2.

Sonnabend: Pariser Leben. Komische Opererte in 4 Acten nach dem Französischen des Meilhac und Halévy, von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Pariser Leben. 1

Mittwoch: Zum 1. Male mit neuer Ausstattung⸗ ,— Ninetta. Operette in 3 Acten von Hugo

Zittmann und Julius Bauer. Musik von Johann

Residenz⸗-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Zum 23. Male: Familie Pont⸗

Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Inscenirt durch den Balletmeister Herrn L2. Gundlach. Repertoirestück der Wiener Hofoper. Das Baby. Schwank in 1 Act von H. F. Musik von A. Ferron. ECouplets von A. Braun. Inscenirt durch den Ober⸗ Regisseur C. A. Friese sen. Mr. Imro Fox, amerikanischer Prestidigitateur mit ganz neuen Experi⸗ menten. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Zum 1. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Neue Ausstattung an Decorationen und Kostümen.

Adolph Ernst⸗Theater. onnabend: Zum 21. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Er. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. 2

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas ⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Gastspiel der Lufttänzerin Preciosa Grigolatis mit ihrem fliegenden Ballet. Das Märchen der blanen Grotte. Phantastische

der Jugend gewähltem Programm. Abends 7 ½ Uhr: Große Fest⸗Vorstellung. Zum 2. Male: Ein Künstlerfesft. N Familien⸗Nachrichten. Verlobf⸗ Frl. Anna von Herder mit Hrn. Lieut⸗ Walter von Below ( Schloß Salenstein, Thurgau). Frl. Elisabeth Blancke mit Hrn. Gerichts⸗ Assessor Otto Skoniecki (Merseburg). rl. Gertrud von Briesen mit Hrn. Lieut. Paul von Kornatzki (Leipzig⸗Graudenz). 8 Peree Hr. Lieut. a. D. Hans von Briesen mit Frl. Margarethe von Wallenrodt (Liegnit’. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister a. T⸗ Johann von der Ropp (Briagoll). Gestorben: Hrn. Ober⸗Stabzarzt Dr. Timann Tochter Erna (Potsdam). Hr. Major a.⸗ D. Max Frhr. von Kottwitz (Cossar bei Krossen a. O). Verw. Frau Oberst⸗Lieut. Louise von Gordon, geb. von Billerbeck (Dessau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz),

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin GW., Wilbelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Pantomime mit Ballet in 2 Bildern. Vorher

Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson.

zum 5. Male: Othello s Ersolg. Schwank in

seinschließlich Börsen⸗Beilage),

iem Boden der heutigen Gesellschaft einen bestimmten Erfolg schaffen

jum Deusshen Reiche

Erste Beilage

nzeiger und Königlich Preuß

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Deutsche Nachwe

s Reich. isung

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der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1892 bis zum Schluß des Monats Dezember 1892.

Einnahme im Monat Dezember

Hierzu Einnahme in den Vormonaten

5. 11“ In 1892 + mehr

weniger

Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres (Spalte 4)

Zusammen

1. Im Reichs⸗

1) Königsberg

2) Gumbinnen

3) Danzig.

4) Berlin.

5) Potsdam 8. 6) Frankfurt a. O. 7) Stettin 8

8) Köslin

h Posen

10) Bromberg.

11) Breslau.

12) Liegnitz.

19) Oppeln.

19) Magdeburg

16) Erfurt.

17) Kiel.

18) Hannover

19) Münster

20) Minden

21) Arnsberg. veen 23) Frankfurt a. M. 114““ 25) Aachen.

26) Koblenz

2) Düsseldorf.

28) Trier

29) Dresden

30) Leipzig.

31) Karlsruhe.

22) Konstanz

33) Darmstadt

34) Schwerin i. M. 35) Oldenburg

36) Braunschweig

37) Bremen

38) Hamburg

39) Straf

10 631 415 7˙823 82 010 3 650 6 911 8 821 1 968 5 407 3 969 15 849 10 175 7 500 14 764 10 320 10 997 6 164 9 441

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14 907

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1 919 14 575 44 841 18 843

11 750 3 110 6 024 12b 80 537 17 111

84 727 29 770

65 952

119 530 75 681 59 218

110 406 72 875 92 528 61 315 40 74 721 4 162 50 24 887 42 60

5 933 8 242 ö- 50

127 815 b 50 571 56 4. 90

247 430

122 890 48 284

3711 33 205 36 916 70

333 133

15 031

125 613

347 083

170 848

6 642 52 764

28 848 49 768 150 267 642 323 125 789 3 235 27 341

102 991 32 873 79 044 03 739 35 453 59 568 72 580 14 856 45 617 24 479

130 412 84 782 59 677

144 275 83 908

114 5387 60 824 80 397 27 290 53 359

20 148 661 54 314

308 676

144 156 59 759 38 133

398 191 15 622

134 172

420 042

199 299 61 755 115 630 26 129 3 220 33 082 878 55 006 785

190 462 22 417

732 485 9 624 150 018 Sn 31 383 806

5 358 33 185 5. 73 776 40 32 726 442 572 34 322

31 325 90 74 656 90 15 862 40 48 891 40 30 186 90 135 379 50 85 857 40

66 718 80 125 171 30 83 196

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25 583 1 329 6 016 28 118 9 606 2 349

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372 608 30 16 951 60 140 189 391 924 30 189 692 20 59 406 50 110 348 29 35 20 32 204 55 792 40 168 044 60 722 861 40 142 900 90 30 576 40

Sburg i. G. 40) Metz Summe I 580 013 II. Bayern lUII. Württemberg

4 622 656 70 465 913 173 928 50

5 202 670 10 127 654 2 4 984 519 406 80 526 206 6799

195 455 10 203 646 8191

Ueberhaupt .. Berlin, im Januar 1893

655 033

5 262 498 50

5 917 5332 6157 507 7 239 975

1

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

Deutscher Reichstag. 19. Sitzung vom Donnerstag, 12. Januar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die von den Abgg. Auer und Singer eingebrachte Interpellation wegen des in Deutschland herrschenden Nothstandes.

Ueeber den ersten Theil der Rede, welche der Abg. Lieb⸗ knecht zur Begründung der Interpellation seiner Fractions⸗ genossen gehalten, haben wir bereits in der Donnerstags⸗ Nummer berichtet. Wir fahren in der Berichterstattung fort, indem wir nachstehend über den Schluß der Rede desselben Abgeordneten berichten.

„Abg. Liebknecht (Soc.): Wir wollen auch praktische Politik treiben. Aber das Deutsche Reich würde sich das traurigste Armuthszeugniß ausstellen, wenn Sie gegenüber der jetzt bestehenden Nothlage und der Thatsache, daß sie in immer kürzeren Perioden und immer inten⸗ siver wiederkehren wird, sagen: non possumus, non volumus. Hier heißt es: hic Rhodus, hic salta! Wenn man nicht Bankerott erklären will, muß man die Wechsel, die man ausstellt, im Inlande und Auslande escomptiren. Sie wollen dem kleinen Mittelstande helken durch Innungsgesetze. Zeigen Sie mir doch einen ein⸗ igen Mann, der wirklich durch Ihre Innungsgesetze in die Höhe sekemmen ist. Der Mittelstand, an dem seit den letzten zehn Habren fortwährend herumgedoctert worden ist, kommt trotz aller Mittelchen immer weiter und weiter berunter, nicht infolge der Faul⸗ heit der Leute und der Agitation der Socialdemokraten, sondern durch den Prezeß der kapitalistischen Entwickelung. Ein anderes Recept soll die Doppelwährung sein. Wenn das Gold aus der Welt geschafft itd dann soll alles Elend beseitigt sein. Ich weiß nicht, ob die Derren, welche das sagen, das auch wirklich glauben. Ich möchte Ihnen Gelegenheit geben, zu zeigen, was Sie mit der Doppelwährung nüßen können: schon nach einem Jahre würden die, die sich jetzt an Ibre Rockschöße hängen in der Hoffnung auf Erfolg Ihrer Absichten, Sie steinigen. Ich will Ihnen einige Maßregeln anführen, die schon auf

tannen. Das ist z. B. die Einführung eines Normalarbeits⸗ ages. Wir wissen wohl, daß ein Normalarbeitstag von 8, 7, ja auch heutib Stunden es nicht möglich machen wird, auf dem Boden der cha gen kapitalistischen Gesellschaft allen Arbeitern Arbeit zu ver⸗ ralens aber er wird außerordentliche Vortheile physischer und mo⸗ Säiischer Natur für die Person der Arbeiter mit sich bringen. Der mttaf als Arbeitgeber muß aber selbst auf eg eigenen Gruben 1p 8 in wirklichen vorangehen und dafür sorce; rice ine möglichst große Zahl von Arbeitern beschäftigt wird, freili auszle 9* der Wei e, wie bei dem Dortmund⸗Ems⸗Kanal, wo man se ündische Arbeiter angenommen hat. Nicht das verwerfen wir, auslangseguf dem Boden der Internationale stehen, daß überhaupt usländische Arbeiter angenommen werden, aber was wir verwerfen, geftennn der ausländische Arbeiter zu einem billigeren Preise an⸗ herab , dadurch die Lebenshaltung des deutschen Arbeiters af gfdrüct wird. Eine weitere Feenn der Arbeit liegt darin, vollton Sonntagsruhe weit ausgedehnt, daß die Sonntagsarbeit

vmmen abgeschafft werde. Auch dadurch wäre eine größere

Gelegenheit geboten, eine große Anzahl von Arbeitslosen zu beschäftigen. Der Staat muß ferner dafür sorgen, daß die Arbeiter sich organisiren können zu selbständigen Verbänden, welche sie widerstandsfähig machen gegen die Conjunctur der Geschäfte. In England, wo die Arbeits⸗ organisation vollkommen ausgebildet ist, kommen keine kleinlichen Strikes vor. Da wird entweder zwischen Arbeitern und Arbeitgebern eine Vereinbarung getroffen und Frieden geschlossen, oder es kommt zu großartigen, gewaltigen Kämpfen. Der Arbeiter muß auf seine eigenen Füße gestellt werden. Die französische Regierung hat Arbeiter⸗ börsen errichtet und den Arbeitsnachweis concentrirt. Eine weitere Abhilfe ist, daß man von der Politik Abstand nimmt, welche jetzt die Lebenshaltung der Arbeiter verkümmert, daß man bricht mit der bisherigen Schutzzollpolitik, daß namentlich die Kornzölle beseitigt werden. Was hat nun der Staat bisher von alledem gethan? Dem Normalarbeitstag hat man sich mit Händen und Füßen widersetzt, das bischen Sonntagsruhe allen Richtungen hin beschränkt. Den Staat als Arbeitgeber haben wir in den Saarbrücker Kohlen⸗ bergwerken. Wenn Männer, Frauen, Kinder vom ersten bis zum letzten mit wahrem Ingrimm, trotzdem sie wissen, daß die Sache hoffnungs⸗ los und verloren ist, sich in einen Strike stürzen, dann muß schwere Schuld vorliegen. In einer Zeit, wie der jetzigen, geht kein Mensch in einen Strike, der ihm nicht aufgezwungen wird durch bittere Noth oder furchtbaren Ingrimm, weil er fühlt, daß er nicht so behandelt worden ist, wie cs Menschen geziemt. Allerdings können wir auch begreifen, wie dieser Ingrimm entstanden ist. Schon in dem Moment, wo die neue Arbeitsordnung bekannt wurde, schrieben wir im „Vorwärts“: wenn der Ausstand überhaupt an den Haaren her⸗ beigezogen werden könne, dann werde er dadurch herbeigezogen werden. Die Behandlung der Leute seitens der Aufseher und Beamten war früher eine anständigere, die Löhne genügten einigermaßen, eine Zeit lang ging alles gut. Dann wurde das Gedinge in den Zechen heruntergesetzt, es folgte die Herabsetzung der Löhne, dann kam die Gewerbenovelle und damit Verschlechterungen, welche den Arbeiter zur Unzufrieden⸗ heit trieben. Was aber dem Faß den Boden ausschlug, das war die neue Bergordnung. Sie ist geradezu eingerichtet, um künstlich einen Strike zu züchten. Die Arbeiter suchten sich einen Rechts⸗ schutzverein zu gründen, um ihre Interessen zu wahren. Dieser wurde gemaßregelt, die Führer weggeschickt, ein schroffer Ton an⸗ genommen, das Nullen wieder eingeführt. Es wurden Bestimmungen eingeführt, welche es ermöglichten, den Arbeitern bei den kleinsten An 8 große Geldstrafen für winzige Versehen vaütugeneh Kurz, Herabdrückung der Lage der Arbeiter und Maßregelung aller derer, die die Arbeiter zu organisiren suchen, hat zu dem Strike geführt. Ein freundliches Wort in dieser Zeit hätte zum Aufgeben des Strikes geführt, statt dessen wird den Arbeitern gesagt: Erst anfahren, dann unterhandeln! Das sociale Problem is durch den Nothstand und die Arbeitslosigkeit vor die Reichsregierung wie vor alle Regierungen gestellt, und st muß ihm näher treten. Je mehr man zögert, desto schwieriger wird die Lösung der Frage. Man wollte doch in Deutschland aus dem Manchesterthum heraus, der Staat sollte in die Arbeitsverhältnisse eingreifen: jetzt heißt es thun, was man versprochen hat. In Sachsen soll man hoffen, daß die Mac⸗Kinley⸗Bill aufgehoben und bedeutende Be⸗ stellungen Amerika g werden, aber die Fra e wird erst 88

1893.

im nächsten Herbst den amerikanis 1 beschäfti

damit sahe Eile düte wird. Das e eenc. hat Aheer. be- noch viel größere Macht als bei uns, und die Ermäßi ungen des Tarifs werden keineswegs sehr bedeutend sein. Die ffnungen der Industrie werden später aswveiselbaft einen Rückschlag und eine Verschlimmerung der Verhältnisse zur Folge haben. Jetzt, wo man die Militärvorlage mit ihren enormen Kosten ee, hat, sollte man auch daran denken, daß es auf 1 Million mehr oder weniger nicht ankommt, wenn es gilt, für die Noth des Volkes etmwas zu thun. Die Eristenz Deutschlands hängt vor allen Dingen ab von seinem arbeitenden Volke. Welche Antwort wir auch auf unsere eeehca. Pett tenarls s den Nes.

Bolk erw au at Frhettandeee us dem Munde der Reichsregierung

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Die Interpellation, deren Beantwortung mir obliegt, hat, wie die Fassung lautet, einen sehr viel engeren Inhalt, als wie ihr durch die Ausführungen des Herrn Vorredners gegeben worden ist. Der Herr Vorredner hat sich in seiner Begründung auf so allgemeine und so wichtige, das ganze wirthschaftliche Gebiet des Staats umfassende Fragen gerichtet, daß es unmöglich ist, in dem Rahmen der Beantwortung einer Interpellation diese Fragen alle erschöpfend zu behandeln und ihm auch nur zu sagen, welches von den Heilmitteln, die er vorgeschlagen hat, um die kranke Zeit zu bessern, von Seiten der verbündeten Regierungen zur Anwendung gebracht werden wird. Er selber hat am Schlusse seiner Rede gemeint, er könne sich die Antwort denken, und diese Empfindung bezieht sich voraussichtlich darauf, daß eine Reihe von Forderungen, die er heute gestellt hat, ja schon früher zur Verhandlung in diesem hohen Hause gekommen sind, und daß diese Forderungen weder den Beifall der Majorität des Reichstags gefunden haben, noch auch die Aussicht eröffnet haben, daß sie demnächst von den verbündeten Regierungen angenommen werden können. Ich zweifle auch garnicht daran, daß wir noch öfter Gelegenheit haben werden, von den Herren der Partei des Herrn Vorredners darauf angeredet zu werden, ob wir nicht ernstlich dazu übergehen wollen, den Normal⸗ arbeitstag einzuführen, die Kinderarbeit abzuschaffen, die Arbeiter zu organisiren u. s. w., und es wird, wenn wir von neuem Veranlassung haben, an diese Fragen heranzutreten, dann auch die Gelegenheit sich finden, den Standpunkt der Regierung zu diesen Fragen von neuem darzulegen.

Nun hat aber der Herr Vorredner im Laufe seiner Ausführun⸗ gen ein so düsteres Bild von der wirthschaftlichen Lage des Landes gegeben, daß, wenn dies Bild der Wirklichkeit entspräche, in der That Veranlassung dazu gegeben wäre, die Reichsinitiative in Be⸗ wegung zu setzen, eine Initiative, die sonst Nothständen gegenüber im allgemeinen verfassungsmäßig nicht besteht. Die Reichsregierung hat eine solche Initiative nicht. Die Beseitigung von Nothständen, die Abwehr drohender Nothstände ist zunächst Sache der Landes⸗ regierungen, der Communalverbände, und aus der Thatsache, daß von keiner Seite bisher an die Reichsregierung das Ansinnen gestellt worden ist, dem jetzt vorhandenen Nothstande gegenüber activ zu werden, ziehe ich den Schluß, daß nirgends im Deutschen Reich ein Nothstand besteht, der die Reichsregierung zu einem Einschreiten veranlassen könnte. (Hört, hört! und Heiterkeit links.)

Ja, meine Herren, Sie werden noch mehr hören, und zwar zunächst das, daß die Anführungen des Herrn Vorredners, die Sie ja Alle bereits gehört haben, thatsächlich ohne beweisliche Begründung ge⸗ blieben sind und daß ich in der Lage sein werde, Ihnen den Beweis zu führen, daß das von ihm entrollte Bild unmöglich richtig sein kann; denn dann wäre es eben nicht möglich, daß die wirthschaftlichen Verhältnisse sich in der, wenn auch nicht absolut, so doch relativ günstigen Lage befänden, in der sie sich befinden. Ich weiß nicht, woher der Herr Abgeordnete seine Nachrichten hat; er hat sich be⸗ rufen auf die an zahlreichen Orten jetzt abgehaltenen Versammlungen von Arbeitslosen und auf die Reden, die dabei gehalten sind, und die Wünsche, die dabei laut geworden sind. Nun, ob diese Ver⸗ sammlungen von Arbeitslosen lediglich, wenn sie auch vielleicht zu diesem Zwecke in Scene gesetzt sind, den Verlauf genommen haben, daß es sich ernstlich um die Frage handelte: wie ist dem Hunger zu wehren, wie ist dem acuten Nothstand abzuhelfen? das ist mir doch sehr zweifelhaft geworden. Mir liegt hier ein Bericht vor von einer Versammlung Arbeitsloser in Berlin. Da handelt es sich um weiter nichts, als um eine Jubelhymne auf die Socialdemo⸗ kratie und um eine Resolution, die schließlich angenommen ist dahin, daß von der Socialdemokratie die einzige Hilfe gegen die Calamität der Zeit zu erwarten ist. (Sehr richtig! links.) Gut! Aber der einzig praktische Vorschlag, der da zur Discussion gekommen ist, man möge sich doch an den Minister der öffentlichen Arbeiten in Preußen wenden und mit dem verhandeln über die Herstellung der Gelegen⸗ heit zur Beschäftigung der arbeitslosen Arbeiter, ist in der Minorität geblieben. (Heiterkeit und Hört! hört! Zuruf links.) Ja, der Bericht ist überschrieben: „Versammlung der Arbeitslosen“, und da habe ich mir gedacht, es handelte sich um die Beseitigung eines Nothstandes. Irre ich darin, dann geben mir die Herren zu, daß diese Versamm⸗ lung von vorn herein lediglich einen politischen Charakter gehabt hat. Nun, meine Herren, an anderen Orten ist dieselbe Wahr⸗ nehmung gemacht worden; und aus der Thatsache, daß jetzt an vielen Orten solche Versammlungen Arbeitsloser abgehalten werden, werden Sie allein noch nicht zu dem Schluß genöthigt, daß die Arbeitslosigkeit eine außergewöhnliche Verbreitung gewonnen habe.

Ich bin weit entfernt davon, jeden Nothstand im Reich leugnen zu wollen; im Gegentheil, ich erkenne an, daß, wie wir in früherer Zeit schon Nothstandsperioden gehabt haben und sie sogar in der Regel in harten Wintern erleben, solche auch augenblicklich vorliegen. Aber für die Regierungen und insbesondere für die Reichsregierung bleibt doch immer die Frage: sind die Nothstände solcher Art, daß sie zu außerordentlichen Maßregeln nöthigen? Diese Frage verneine ich zur Zeit. Die Uebersichten über die Entwickelung unserer Industrie ergaben für das verflossene Jahr kein ungünstiges Resultat. In den wichtigsten Industrieartikeln Deutschlands ist in unserem Export.