Dr. M. Scherer, Rechtsanwalt beim Reichsgericht in Leipzig.
Leipzig 1892, 1ö Buchhandlung. — Der Titel giebt den zu erwartenden Inhalt an. Verfasser ist bemüht gewesen, die Masse der Einzelheiten zu ordnen; es wird ein Re 8I hergestellt, welches namentlich für die Richter am Reichsgericht, um mit sich nicht in Widerspruch zu treten, und für die Anwaltschaft am Reichsgericht werthvoll ist, um daraufhin einen prozessualen Angriff zu stützen. Vollständig in 5 Lieferungen zu 1 ℳ 80 ₰.
Kr. Der Streit über Klagegrund und Klageänderung. Von Dr. Julius Petersen, Reichsgerichts⸗Rath in Leipzig. Leipzig 1892, Roßberg'sche Buchhandlung. 8. S 84. 1,50 ℳ — Aus den Motiven zu 230 C.⸗P.⸗O. (§ 222 des Entwurfs) ist bequem in die Commentare gedrungen und damit in nicht weiter geprüfte Verbindung gelangt „Klagegrund bilden diejenigen Thatsachen, welche nach Maß⸗
abe des bürgerlichen Rechts an sich geeignet sind, den erhobenen An⸗ pruch als in der Person des Klägers entstanden und zugleich als durch den Beklagten verletzt erscheinen zu lassen — die rechtsbegründen⸗ den Thatsachen“. Verfasser, der im Gebiet des Konkursrechts die Stellung des Konkursverwalters aufgeklärt hat, legt eine vernichtende Kritik an den übernommenen Satz für die Civilprozeßordnung, bringt scharf den Klagegrund mit dem Einwand der rechtskräftig entschiedenen Sache in Verbindung und weist überzeugend nach, daß es nicht Aufgabe der Klage sei den Anspruch zu substanciiren, sondern zu individualisiren. Die Abhandlung ist im sächsischen Archiv für bürgerliches Recht im Prozeß zuerst veröffentlicht und möge in dem veranstalteten Sonder⸗ abdruck weitere Verbreitung finden. Die Gerichtspraxis dürfte mindestens überwiegend heute bereits auf Seiten des Verfassers stehen.
— Das 5. und 6. (Schluß⸗) Heft des 53. Bandes des Staats⸗ Archivs (Sammlung der officiellen Actenstücke zur Geschichte der Gegenwart, begründet von Aegidi und Klauhold), herausgegeben von Hans Delbrück (Preis des Heftes 1,40 ℳ, Verlag von Duncker und Humblot in Leipzig) enthält Actenstücke über die braunschweigische Erbfolge und den Welfenfonds, ferner Actenstücke über die Brüsseler Internationale Antisclaverei⸗Conferenz.
— Der Gerichtssaal, Zeitschrift für Strafrecht, Strafprozeß, Gerichtliche Medizin, Gefängnißkunde und die gesammte Strafrechts⸗ literatur. Unter ständiger Mitwirkung von Prosessor Dr. L. von Bar 2 Göttingen, Docent Dr. Kleinfeller zu München, Reichsgerichts⸗
ath Dr. Mittelstädt zu Leipzig, Professor Dr. H. von Seeger zu Tübingen und anderen herausgegeben von M. Stenglein, Reichs⸗ gerichts⸗Rath zu Leipzig. (Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke, 1893.) Bd. 48. Heft 1 hat folgenden Inhalt; I. Abhandlungen. 1) Nachtrag zu der Abhandlung: „Ueber den Schutz der Ehre ꝛc.“ (pgl. Gerichtssaal Bd. XLVI S. 261). Von Reichsgerichts⸗Rath Freiherrn von Bülow. 2) Ueber den Werth des statistischen Be⸗ weises vom Mißbrauch „kurzer“ Freiheitsstrafen. Von Max Heine⸗ mann, Erstem Staatsanwalt am Königl. Landgericht zu Göttingen. 3) Anstiftung in Unternehmen der Verleitung zum Meineide. Ein praktischer Fall. Von Otto Schmitz, Gerichts⸗Assessor. II. Ver⸗ mischte Nachrichten aus der Strafrechtspflege. Die strafrechtlichen
Vorschriften des Telegraphengesetzes. Von Rechtsanwalt Dr. Fuld in Mainz. III. Literarische Anzeigen. Betreffend 13 rechtswissenschaft⸗ liche, überwiegend strafrechtliche Schriften. 8
8 Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 036, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. b In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4313, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen. 1
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am
18. Januar das Grundstück des Regierungs⸗Baumeisters Adolf Wendland, Tempelhofer Ufer 35 u. 35 a, zur Versteigerung; Reinertrag 20,28 ℳ, Fläche 24,67 a; Mindestgebot 677 800 ℳ; für das Meistgebot von 725 000 ℳ wurde der Kaufmann Moritz Levin, Schützenstraße 3, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung wegen des Wilhelm Brandt schen Grundstücks, Flensburgerstraße 40/41.
— Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Obwohl ganz vereinzelt eine Zunahme der Nachfrage gemeldet wird, so hat doch im ganzen der rheinisch⸗westfälische Eisenmarkt sein trübes Aussehen behalten. Die Störung, die viele Betriebe durch den Ausstand der Gruben⸗ arbeiter erleiden, ist in einer Zeit, wo es überhaupt an Aufträgen mangelt und die erhaltenen vielfach kaum Nutzen lassen, in seiner directen Wirkung nicht so ungünstig. — Im Siegerländer Distriet hat sich das Geschäft in Eisenerzen ungefähr auf dem Standpunkte der Vorwoche gehalten. Die Preise sind gedrückt und behalten ihre weichende Tendenz. Luxemburg⸗Lothringer Minette fand nur beschränkten Absa bei unrgelmäßigen Preisen. Spanische Erze sind augenblicklich lebhafter un man glaubt in Bilbao auf ein günstiges Versandgeschäft rechnen zu dürfen. Auf dem Roheisenmarkt ist im wesentlichen alles beim alten geblieben. Man kauft nur den Bedarf. Sollte durch Kohlenmangel der Betrieb der Hochöfen andauernde Störungen erleiden, so dürfte die Folge sein, daß die in letzter Zeit wieder angewachsenen Vorräthe von heisen zum Versand gelangen. Das Spiegeleisengeschäft war in den letzten Wochen lebhafter, da ein Theil des Bedarfs für das erste Quartal noch nicht gedeckt ist. Ueber die anderen Roheisenmarken liegen keine besonderen Nachrichten vor. — Der Walzeisenmarkt ist in derselben Verfassung wie in der Vorwoche. Die Nachfrage nach Stabeisen ist von keiner Seite her lebhafter geworden und die Preise bleiben anhaltend gedrückt. Das Geschäft in Formeisen ist in seinen bisherigen Grenzen geblieben. Der Artikel krankt anhaltend an Zuvielerzeugung. In Bandeisen ist eine Aenderung zum Bessern noch nicht zu verzeichnen; den Käufern fehlt es noch immer an dem nöthigen Vertrauen in die Stetigkeit der Preise, infolgedessen dauert die Zurückhaltung an. In Grobblechen liefen in letzter Zeit An⸗ fragen und Bestellungen wieder besser ein, es scheint, als ob das Geschäft sich etwas beleben wollte. Feinbleche sind meistens leb⸗ haft gefragt, doch wollen die Preise immer noch nicht vom Fleck. Für Walzdraht, gezogene Drähte, Drahtstifte ist eine Aenderung noch nicht zu bemerken. Nieten sind bei außerordentlich gedrückten Preisen anhaltend vernachlässigt. Die Geschäftslage der Eisen⸗
ießereien und Meschinenfabriken hat sich nicht geändert. Die Beschäftslage der Bahnwagenanstalten ist unverändert. Das Arbeitsbedürfniß macht sich noch stark fühlbar und der Betrieb kann nur in beschränkter Weise aufrecht gehalten werden. 1 Magdeburg, 18. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % 14,85, Kornzucker excl., 88 % Rendement 14,30, Nachproducte excl., 75 % Rendement 11,85. Ruhig. Brod⸗ raffinade I. 27,75. Brodraffinade II. 27,50. Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis I. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohzucker 1. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 14,27 ¾ Gd., 14,32 ½ Br., pr. Februar 14,27 ½ Gd., 14,30 Br., pr. März 14,30 Gd., 14,32 ¼ Br., pr. April 14,35 Gd., 14,37 ½ Br. Lustlos. rankfurt a. M., 18. Januar. (W. T. B.) Die öster⸗ reichische Staatsbahngesellschaft hat gegen die Rechtsgültigkeit der von der deutschen Genossenschaftsbank erwirkten Beschlagnahme ihrer Guthaben Protest eingelegt. 1 8
Leipzig, 18. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Januar 3,62 ½ ℳ, P. Februar 3,62 ½ ℳ, per März 3,67 ½ ℳ, per April 3,67 ½ per
ai 3,67 ½ ℳ, per Juni 3,70 ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per EEEe. vember 3,77 ½¼ ℳ, per 8 ℳ .
Hamburg, 18. Januar. (W. T. 716 Aufsichtsrath der Waaren⸗Liquidationskasse hat in heutigen Sitzung für 1892 cine neunprocentige Dividende beschlossen.
anfangs höher, dann niedriger auf Realisirungen. Schluß schwach.
Wien, 18. Januar. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn 8 5 .Ser vom 8. bis 14. Januar 677 696 Fl., Mehreinnahme
Auf die Initiative des ungarischen Minister⸗Präsidenten Dr. Wekerle hin wurde heute zur friedlichen Beilegung der bezüg⸗ lich der Kaschau⸗Oderberger 5procentigen Prioritäten bestehen⸗ den Streitigkeiten bei der österreichischen Boden⸗Creditanstalt zwischen dem Director von Taussig und dem Vertreter der Gläubiger Dr. Julius Kepes aus Pest eine längere Fv e. gepflogen, als deen die baldige Schlichtung der Streitigkeiten zu er⸗ warten steht.
London, 18. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. (Schluß⸗ bericht.) Für Weizen Käufer zurückhaltend. Mehl ruhig aber stetig, Mais mitunter † sh. höher, Gerste fest, Hafer †— ½ sh. höher. An⸗ gekommene Weizenladungen unverändert. Schwimmendes Getreide ruhig, Gerste fest, Mais stramm.
An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
96 % Javazucker loco 16 ⅞ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ¼ ruhig. — Chile⸗Kupfer 46, pr. drei Monat 467/16. 1
hromn 18. Januar. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani“ zufolge ist bei einer von der Regierung vorgenommenen Revision der Bankfiliale in Neapel in der Kasse ein Fehlbetrag von 2 ½ Millionen entdeckt worden. Der Kassirer ist verhaftet, gegen den flüchtig gewordenen Director der Bankfiliale ist ein Haftbefehl erlassen worden. — Zwischen der Banca Nazionale und den beiden Emissionsbanken von Toscana wurden Abkommen wegen Bildung einer Banca d'Italiamit einem Kapital von 300 Millionen Lire unterzeichnet. Außerdem wurde heute Abend ein Abkommen zwischen den drei vereinigten Banken und der Banca Romana, deren ge⸗ sammte Passiven die Banca d'Italia übernehmen wird, unterzeichnet. Der „Tribuna“ zufolge wurde bei der staatlichen Revision aller Emissionsinstitute der Metallschatz in vollkommener Ordnung ge⸗ funden. Man stellte bei der Banca Romana einen die gesetzliche Höhe weit übersteigenden Notenumlauf fest; doch sei dies nicht mittels betrügerischer Duplicate, sondern in ganz regelrechter Form geschehen. Ferner habe man bei der Banca Romana Umstände festgestellt, die auf Unregelmäßigkeiten hindeuteten, die zwar nicht gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen, aber auch nicht von einer guten Verwaltung zeugten. Es würde sich im ganzen um 40 Mil⸗ lionen Lire handeln, die auf dem Spiele stehen.
Amsterdam, 18. Januar. (W. T. B.) good ordinary 56 ½. — Bancazinn 55 ½.
New⸗York, 18. Januar. (W. T. B.) Die Börse er⸗ öffnete befestigt, war im weiteren Verlaufe sehr fest und schloß zu den höchsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 364 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 690 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe berugen 71 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 210 000 Unzen zu 84,15 à 84,45.
Weizen anfangs höher, dann niedriger auf geringe Kauflust. Schluß matt aber stetig. — Mais anfangs höher, dann niedriger auf Realisirungen. Schluß schwach.
Chicago, 18. Januar. (W. T. B.) höher, dann niedriger auf Realisirungen. Schluß 85 —
Java⸗Kaffee
Weizen anfangs Mais
88 Verdingungen im Auslande.
Niederlande.
24. Januar. Timmerhuis in Rotterdam: Lieferung von 30 000 kg Loth zur Verbindung von gegossenen eisernen Röhren. Lieferungs⸗ bedingungen für 10 Ct. erhältlich bei den Buchdruckern Wed. P. van Waesberge en Zoon in Rotterdam, Houttuin 73.
25. Januar. De commissie voor de cooperatieve aankoop Leens bei H. Bolt in Zuurdyk (Groningen): Lieferung von 11 000 kg Phosphorsäure, 100 Ballen Ammoniak⸗Superphosphat, 90 Ballen Thomasphosphat, 25 Ballen Chilesalpeter, 2400 Leinkuchen. Lieferungs⸗ bedingungen bei Herrn H. Bolt erhältlich.
25. Januar. De Commissiën voor cooperatieve aankoopen der Afdeeling EFenrum en Baflos sh Gen. van Nyverheid in de provincie Groningen: Lieferung von 80 000 kg Superphos⸗ phat, 18 000 kg Ammoniak⸗Superphosphat und 1500 kg Chili⸗ salpeter. Lieferungsbedingungen und Angebotsformulare erhältlich bei L. Wiersum Tz zu Eenrum.
26. Januar, 2 Uhr. Maatschappy tot Exploitatie van Staatsspoorwegen im Centralbureau der Gesellschaft in Utrecht. Loos Nr. 590: Anlage des eisernen Oberbaus für die Eisenbahnbrücke über die Dieze, nahe dem Stationsterrain 'sHertogenbosch. Schätzungs⸗ werth 116 300 Fl. Bedingungen einzusehen und für 50 Ct. erhältlich im vorgenannten Bureau. Anweisung an Ort und Stelle am 19. Ja⸗ nuar, 1 Uhr.
27. Januar. Het Bestuur der Vereeniging Landouwbelang zu Tholen (Senland): Lieferung von etwa 210 000 kg Superphosphat, 13 000 kg verbesserten Peru⸗Guano, 40 000 kg Chilesalpeter, 550 kg schwefelsauren Ammoniak, 300 kg Kali, 6400 kg Ammoniak⸗Super⸗ phosphat und 1000 kg Kainit. Die Lieferung muß am 20. Februar erfolgen, die Lieferung des Chilesalpeters am 30. März. Lieferungsbedingungen und Muster erhältlich bei dem Secretaris- Penningmeester der Gesellschaft.
27. Januar, 12 Uhr. Het Provinciale Bestuur in Zwolle: Lieferung und Anbringung von 2 Paar eiserner Thüren für Schleuse Nr. 4 und von einem eisernen Balancier für Zugbrücke Nr. 9 der Dedemsvaart. Schätzungswerth 2325 Fl. Lieferungsbedingungen für 20 Ct. erhältlich bei de erven J. J. Tyl in Zwolle. Mannigfaltiges.
Das Winterfest des Wissenschaftlichen vereins und der Humboldt⸗Akademie für Herren und Damen (mit Tanz) findet am Sonnabend Abend im Hötel Impérial, Unter den Linden 44, statt und wird durch eine Reihe musikalischer und rednerischer Vorträge gewürzt sein. Festkarten für betheiligte und ein⸗ geführte Gäste sind in den Bureaux, Central⸗Hôtel, Laden 14, und Potsdamerstraße 116 a, womöglich bis Freitag Abend zu entnehmen.
In der städtischen Irrenanstalt zu Dalldorf war am Ende Dezember 1892 der Bestand 1307 Personen (700 Männer, 607 Frauen), in Privatanstalten auf Kosten der Stadt 1672 Personen (788 M., 884 Fr.) und in auf Kosten der Stadt 205 Per⸗ sonen (115 M., 90 Fr.). In der Idiotenanstalt betrug der Bestand zu Ende Dezember 1892 = 132 Personen (88 Knaben 44 Mädchen), in Privatpflege befanden sich zu derselben Zeit 39 Personen (31 Kn., 8 Md.).
Die Kälte hat seit gestern hier in Berlin noch zugenommen. Heute früh zwischen 7 und 8 Uhr zeigte das Thermometer — 26,65 Grad Celsius an. 1
Von außerhalb sind folgende weitere Nachrichten über Kälte und Schneeverwehungen sowie dadurch hervorgerufene Ver⸗ kehrsstörungen eingegangen:
Danzig, 18. Januar. Die „Danz. Ztg.“ schreibt: Ein Temperaturwechsel scheint sich langsam vorzubereiten. Bei be⸗ decktem Himmel zeigte das Thermometer heute Morgen nur noch — 5 Grad R. und stieg im Laufe des Vormittags noch weiter.
Breslau, 18. Januar. Die Eisenbahnstrecke Deutsch⸗ Rasselwitz — Leobschütz ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Schnee⸗ verwehungen wegen gesperrt, ebenso die Eisenbahnbrücke bei Steinau a. d. Oder, wo der Frühzug infolge eines Radreifenbruchs theilweise zum Entgleisen kam. Der Verkehr wird mittels Um⸗ steigens aufrecht erhalten. Die oberschlesischen Züge treffen hier mit Verspätungen von 100 bis 150 Minuten ein. 8
Stralsund, 18. Januar. Das Königliche Eisenbahn⸗ Betriebsamt macht bekannt: W. altenden Frostes wird
Central⸗
die Trajectbeförderung nach Rügen zwischen Stralsund⸗Hafen und Altefähr mit heute eingestellt; Personen mit directen Fahrkarten, Eil⸗ und Stückgut werden auf Schlitten befördert. Frachtgut⸗ beförderung nach Rügen findet bis auf weiteres nicht statt.
Swinemünde, 18. Januar. Die Eisbrecher „Berlin“ und „Swinemünde“ machten heute den vergeblichen Versuch, den Stettiner Dampfer „Rudolph“, der seewärts nicht weit vor dem Hafen im Eise festliegt, aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. Beide Eis⸗ brecher mußten mit beschädigter Steuerung durch den Eisbrecher „Stettin“ zurückgeholt werden. 1
Cuxhaven, 18. Januar. Die Schiffahrt auf der Unter⸗Elbe ist infolge des schweren Eisgangs nahezu gesperrt. Die Hamburger Rhedereien beordern ihre Schiffe deshalb nach anderen Häfen. Die Dampfer der „Hamburg⸗Amerikanischen Backetfachrte etiengeselschat und der „Hamburg⸗Suͤdamerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft“ werden nach Bremerhaven gelenkt. Krefeld, 18. Januar. Der Trajectbetrieb Hamburg — Ruhrort ist wegen Eisgangs ganz eingestellt.
f „Köln. Ztg.“
Sigmaringen, 17. Januar. Der telegraphirt: Wir haben hier 22 Grad Kälte.
Triest, 18. Januar. Ganz Ober⸗Italien ist, wie der „Voss. Z.“ telegraphisch gemeldet wird, in Schnee und Eis eingehüllt. In Modena und Bologna liegt der Schnee meterhoch; in Modena sind vierzig Personen verunglückt; in vielen anderen Orten sind ebenfalls Unglücksfälle zu verzeichnen. In Neapel ist ein Bettler erfroren aufgefunden worden. Die Orangen⸗ und Citronen⸗ ernte ist zur Hälfte verloren. Auf Sicilien haben die Oliven schwer gelitten. Auch aus Griechenland wird ungewöhnliche Kälte gemeldet. Die Bora dauert nach einem Telegramm des „W. Fr.⸗Bl.“ an, wenn auch mit verminderter Heftigkeit. In der ganzen Gegend herrscht die ungewöhnliche Kälte von 11 Grad. In Miramar erfroren zahlreiche kostbare Pflanzen. Der Schiffsverkehr wurde heute wieder aufgenommen, doch ist die Handelsbewegung im neuen 8 auf ein Minimum beschränkt. Mehrere Volksschulen waren hHeute geschlossen.
Linz, 17. Januar. Heute früh wurde, wie dem W. „Fr.⸗Bl.“ berichtet wird, in Nieder⸗Neukirchen ein Wintergewitter mit Blitz und Donner beobachtet. In Ebelsberg sind infolge Vereisung des Mühlrechens und in Wels infolge Bildung von Grundeis die Mühlbäche ausgetreten. In Ebelsberg sind die Wiesen über⸗ schwemmt. In Wels ist in tiefer gelegene Häuser Wasser einge⸗ drungen. Die Räumung mehrerer Häuser steht bevor. Eine größere Ueberschwemmungsgefahr ist zu befürchten.
Wien, 18. Januar. Auf der Strecke Wien —Oderberg sind wegen der Schneehindernisse die Züge mit gewöhnlichen Frachtgütern eingestellt.
Belgrad, 18. Januar. Die serbische Staatsbahn stellte, nach einem Telegramm der „Voss. Z.“, heute auf allen Linien bis auf weiteres den Verkehr ein. Kälte und Schneegestöber im ganzen Lande sind ganz außergewöhnlich, viele Gemeinden sind von massen aft auf⸗ tretenden Wolfsrudeln bedroht. Ein Zug aus Nisch entgleiste und blieb im Schnee stecken.
Bukarest, 18. Januar. Nach vorherigem großen Schneefall und strengem Frost herrscht, wie demselben Blatt berichtet wird, seit gestern anhaltender Regen. Verkehrsstörungen und Ueberschwemmungs⸗ gefahr werden befürchtet.
St. Petersburg, 18. Januar. Die anhaltende Kälte der letzten Tage, welche 20 Grad überstieg und nachgerade unerträglich wurde, hat, wie „W. T. B.“ meldet, endlich na eka Das Thermometer zeigt 8 Grad unter Null.
Kopenhagen, 18. Januar. Wegen schwieriger Eisverhältnisse sind die Expreßzüge auf Seeland und Falster vorläufig ein⸗ gestellt worden. Der Eisboottransport zwischen Korsör und Nyborg hat heute begonnen, da es unmöglich geworden ist, eine Fahrrinne durch Eisbrecher offen zu halten.
— MO——
Tbhorn, 18. Januar. Infolge zu frühzeitigen Schließens der Ofenklappe sind, wie der „Voss. Z.“ telegraphirt wird, fünf Kinder des Arbeiters Zalewski in Kulmsee an Kohlendunst erstickt.
Breslau, 18. Januar. Auf dem Sammelbahnhof Krug⸗ schacht bei Königshütte entgleiste, wie „W. T. B.“ meldet, gestern ein Güterzug von 28 Wagen, wodurch auf der Strecke Königshütte — Beuthen der Personenverkehr gesperrt wurde. — Der heute früh fällige Berlin⸗Wiener Schnellzug durchfuhr nahe bei Oderberg eine Colonne von Streckenarbeitern denen zwei getödtet, mehrere schwer verstümmelt wurden.
wird
Breslau, 18. Januar. Wie aus Neustadt O.⸗S. dem „W. T. B. gemeldet wird, steht daselbst die große S. Fränkel sche Leinwandfabrik in Brand. Das Etablissement ist abgesperrt.
Cassel, 18. Januar. Das hiesige Königliche Betriebs⸗ amt meldet: Vergangene Nacht ist vor Station Northeim der von Cassel kommende Schnellzug 75 dem Haltesignal am Ab. schlußmal vorbei und in den Schluß des ausführenden Güterzuge 768 hineingefahren. Von den Geleisen, die beide gesperrt warn. war das westliche heute früh nach 8 Uhr wieder frei, so daß die Züge von Nörten bis Northeim auf dem falschen Geleise fahren konnten. Leider ist ein Menschenleben zu beklagen. Der Stations⸗Assistent Thiele aus Cassel, der sich als Fahrgast im Zuge befand, ist getödtet, ein Reisender und ein Schaffner sind leicht verletzt. An Material sind vom Schnellzug 75 die Maschine, ein erster und zweiter Klassenwagen und der Packwagen, vom Güterzuge fünf Wagen stark und vier Wagen leicht beschädigt. Zur Untersuchung hat sich sofort nach Eintreffen der Nachricht ein höherer Beamter des Eisenbahn⸗Betriebsamts Hannover⸗Cassel von Cassel aus an die Unfallstelle begeben, Ein
zweiter ist zu gleichem Zweck heute früh nachgefolgt.
London. Untergrundbahnen ist, wie dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ berichtet wird, abermals um zwei vermehrt worden. Damit erreicht die Ge⸗ sammtzahl aller der Linien — die ausgeführte City⸗ und Süd⸗London⸗ bahn, die in Bauvorbereitung genommene Central⸗Londonbahn und zwei bereits genehmigte weitere Linien eingerechnet — die Ziffer acht. Das Parlament steht den Entwürfen im ganzen günstig gegenüber und hat die Dringlichkeit derartiger neuer Verkehrsmittel ausdrückliec anerkannt. Die beiden neuesten Bahnen sollen Paddington mit Clapham Junction und Edgware Road mit Victoria verbinden.
Ein Eisenbahnzug überfuhr nach einer Meldung des „H. T. B.“ einen Schlitten, worin 24 Personen saßen, von denen acht getödtet, sechzehn schwer verwundet wurden.
New⸗York, 19. Januar.
Unweit Lons dale (Missouri) stürzte, wie „H. T. B.“ meldet, ein Eisenbahnzug den hohen Damm herab, wobei die Waggons in Brand geriethen. Neun Bahn⸗ beamte und einige Reisende wurden getödtet, andere verletzt.
New⸗York, 19. Januar.
Chicago, 17. Januar. Während ein Pferdebahnwagen sich gerade über eine Eisenbahnkreuzungsstelle bewegte, fuhr, wie die „A. C.“ berichtet, ein Eisenbahnzug in ihn hinein und zer⸗ schmetterte ihn. Die sechs Fahrgäste des Pferdebahnwagent ee⸗ dessen Kutscher wurden sehr schwer verletzt, einer sofornt tödtlich. Da Unglück soll durch die Unvorsichtigkeit des Pfer ebahnkutschers ver⸗ anlaßt worden sein, der denn auch verhaftet wurde.
Die Zahl der Entwürfe für Londoner elektrische
iindet, und die Bekanntmachung dieses Beschlusses
8
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162791]
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zum Deutschen Reichs⸗A
8 8
Berlin, Donnerstag, den 19. Janua
Nr. 1 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 7. Januar, hat folgenden Inhalt: Rund⸗ Erlaß, betreffend das Regulativ über die Dienstwohnungen der Staatsbeamten, vom 13. November 1892. — Bekanntmachung vom 28. Dezember 1892. — Dienst⸗Nachrichten. — Nichtamtliches: Regulirung der Flüsse für das Niedrigwasser. — Das Ober⸗⸗Landes⸗ gericht in Kiel. — Die elektrische Beleuchtung der Dechenhöhle. — Vermischtes: Ueber Backstein⸗Architektur. — Abschaffung der zweiten Klasse in England.
Nr. 2 des „Centralblatts der Bauverwaltung“ vom 14. Januar hat folgenden Inhalt: Die Baupolizeiordnung für die Vororte von Berlin. — Die Kirche in Virchow i. P. — Querschnitts form der Eisenbahnschwelle. Vermischtes: Pläne der preußischen Wasserbauverwaltung für die Weltausstellung in Chicago. — R. Speer in Berlin . — R. Steche in Dresden †.
Nr. 1 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“ (heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten) vom 11. Januar hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten: vom 24. Dezember 1892, betreffend Vereinfachung der Rechnungslegung über die Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahn⸗ verwaltung sowie der Kassen⸗ und Rechnungsgeschäfte. Verfügung der Königlichen Ober⸗Rechnungskammer vom 13. Dezember 1892, betreffend die Rechnungslegung über die Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahnverwaltung
Nr. 2 des „Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatts“ vom 13. Januar hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten: vom 20. Dezember 1892, betr. Aufenthalt von Reisenden in den Warteräumen der Bahnhöfe; vom 27. Dezember 1892, betr. Aufstellung der Etatsentwürfe; vom 4. Januar 1893, betr. Bezugsgebühr der Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts; vom 6. Januar 1893, betr. Anwendung der Bestimmungen des Internationalen Uebereinkommens über den Eisenbahn⸗Frachtverkehr. — Nachrichten.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
In Bezug auf § 116 des Strafgesetzbuchs: „Wird eine auf öffentlichen Wegen . . . versammelte Menschenmenge von dem zu⸗ ständigen Beamten .. aufgefordert, sich zu entfernen, so wird jeder der Versammelten, welcher nach der dritten Aufforderung sich nicht entfernt, wegen Auflaufs mit Gefängniß . . . bestraft“ — hat das Reichsgericht, 11. Strafsenat, durch Urtheil vvm 23. September 1892 ausgesprochen, daß auch ein betheiligter Schwerhöriger, welcher die dreimalige Aufforderung nicht gehört, sondern anderweitig Kenntniß davon erhalten hat, ohne ihr Gehorsam zu leisten, wegen Auflaufs zu bestrafen ist.
— Die Aneignung eines bereits in Verwesung übergegan⸗ genen Cadavers eines jagdbaren Thieres oder einzelner Bestandtheile desselben in einem fremden Jagdrevier ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 19./29. September 1892, nicht als Jagdvergehen zu bestrafen.
Kunst und Wissenschaft.
8 Die Königliche Gemälde⸗Galerie hat unlängst aus schottischem Privatbesitz ein. Madonnenbild Albrecht Dürer's aus dem Jahre 1506 erworben, welches den Bestand von Original⸗ werken des Nürnberger Meisters in den Königlichen Sammlungen in hervorragender Weise bereichert. Aus Anlaß dieser werthvollen Neu⸗ erwerbung sind in dem Oberlichtsaal III der Gemälde⸗Galerie neben den Bildnissen Friedrich's des Weisen, Hieronymus Holzschuher’s, Jakob Muffel's und der Madonna vom Jahre 1518 die wichtigsten
Handzeichnungen, Kupferstiche und Holzschnitte Dürer's aus dem Besitz der Königlichen Museen zu einer für das Studium überaus lehrreichen Ausstellung vereinigt worden. Das Madonnenbild steht begreiflicher⸗ weise im Vordergrunde des Interesses; es ist auf Holz gemalt, ca. 120 cm hoch, 80 cm breit und stellt Maria mit dem Kinde in halber Figur, auf einem Thron sitzend, dar, zu dem der kleine Johannes, von einem Engel geleitet, herantritt, um dem Christkind einen Maiglöckchenstrauß zu überreichen. Hinter der Madonna, über deren Haupt zwei Cherubim eine Blattkrone halten, hängt ein rother Baldachinteppich herab, der rechts den Blick auf das Meer, links auf ein verfallenes Gemäuer und die den Horizont begrenzende, blau⸗ schimmernde Bergkette freiläßt. Links unten lesen wir auf einem weißen Cartellino die Inschrift: Albert(us) Durer(us) German(us) faciebat post virginis partum 1506. Die Erhaltung des in der Werkstatt des Restaurators Hauser aufs sorgfältigste be⸗ handelten Bildes ist bis auf einige Partien des Madonnenkopfes eine treffliche; an Leuchtkraft der Farben kommt es den besterhaltenen Oelbildern Dürer's gleich und rechtfertigt das Urtheil der venezianischen Maler, die vor den Bildern des Meisters, wie dieser mit stolzem Selbstbewußtsein im Jahre 1506 an seinen Freund Pirckheymer be⸗ richtet, gestanden, „sie hätten schönere Farben nie gesehen“. Aber neben dem rein künstlerischen Werth besitzt diese Tafel hervorragendes historisches Interesse, da ihre Entstehungszeit einen wichtigen Knoten⸗ punkt in der Entwicklung des Nürnberger Meisters bildet. Dürer weilte, als er dies Bild schuf, in Venedig und seine Briefe in die Heimath athmen fast in jeder Zeile das Vollgefühl der Begeisterung, die ihn unter den Kunstwerken der Lagunenstadt, im Verkehr mit den farbgewaltigen Meistern der dortigen Schule überkam. Die Lebens⸗ geister des jungen Künstlers scheinen von der warmen Sonne des Südens zu besonderer Daseinsfreude erweckt, und mit Wehmuth nur denkt er an den Abschied aus diesem lebens⸗ und kunstfrohen Kreise: „O wie wird mich nach der Sonne frieren! Hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer!“ Eine Briefstelle — vom 23. September ist das an Pirckheymer gerichtete Schreiben datirt läßt sich viel⸗ leicht auf das jetzt für Berlin erworbene Gemälde beziehen: Wisset auch, daß meine Tafel (— das im Auftrage der deutschen Handels⸗ herren für S. Bartolommeo gemalte Rosenkranzfest —) fertig ist; auch ein anderes Quadro, desgleichen ich noch nie gemacht habe. Und wie Ihr Euch selbst wohlgefallet, ebenso gebe auch ich hiemit zu verstehen, daß es ein besseres Marienbild im Lande nicht gebe; denn alle Künstler loben dasselbe, so wie Euch die Herrschaften. Sie sagen, daß sie ein erhabneres, lieblicheres Gemälde nie gesehen haben ꝛc.“ Wer unbefangen diese Stelle liest, wird über die Identität des „quadroo und des dann gerühmten „Marienbildes“ keinen Zweifel haben. Die Bezeichnung Marienbild deutet auf eine Sonderdarstellung der Madonna, während Dürer für das große Rosen⸗ kranzfest, dessen Mittelpunkt ebenfalls Maria mit dem Christkinde bildet, ausschließlich den Ausdruck „Tafel“ in seinen Briefen gebraucht. Für die weitere Geschichte des Werks bieten sich nur wenige sichere Anhaltspunkte. In der Prager Kunstkammer Kaiser Rudolf's II., der einer der eifrigsten Dürersammler war und schon 1588 ein vortreff⸗ liches Marienbild des Meisters aus der Sammlung der Erben W. Imhof's, sowie zwei Jahre darauf zwei Madonnen aus dem Nachlaß des Cardinals Granvella von Franz von Chantonay erworben hatte, befand sich um 1603, wie der bekannte niederländische Kunst⸗ historiograph Carel van Mander berichtet, ein „Mary⸗beeldt“ Dürer's aus dem Jahre 1506 „boven welx hooft comen twee Enghelen
houdende eenen Rosenkranz, als om her te becroonen.“ Diese Beschreibung ließe sich wohl auf unser Bild beziehen. Derselbe Ge⸗
währsmann aber, der uns erzählt, Kaiser Rudolf habe von den Imhof s eine Dürer⸗Madonna erworben, Johann Hauer, erwähnt in seinem Verzeichniß noch ein zweites Marienbild Dürer's, „so er zu Venedig gemalt“, das sich um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts noch bei Hans Imhof befunden habe. Entweder müssen wir also an⸗ nehmen, daß Dürer 1506 zwei Madonnen außer dem Rosenkranzfeste gemalt, oder, daß das 1588 von Rudolf II. erworbene und 1603 noch in seiner Sammlung befindliche Bild nach der Plünderung der Kaiser⸗
nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1893.
lichen Kunstkammer durch die Bayern im Jahre 1620 wieder in den Besitz der Imhof's zurückgekehrt ist. (Ein Inventar von 1621 führt in der That nur noch ein Marienbild Dürer’'s im Prager Schloß an.) Das Imhof'sche Cabinet wurde noch im siebzehnten Jahrhundert aufgelöst, ein Theil der Bilder ging 1633 nach Amsterdam, einen anderen Theil kaufte Lord Arundel, der bekannte englische Mäcen, 1636 an. Möglich, daß auf diesem Wege unser Bild bereits vom Continent x2 e den sech⸗ ziger Jahren unseres Jahrhunderts taucht es sodann im schottischen Kunsthandel auf, und der Marquis von Lothian kauft es in Edin⸗ burg für seine Sammlung in New⸗battle Abbey bei Palkeith, von wo es nur 1870 für eine Loanerbhibition der Royal Academy nach London und 1883 nach Edinburg für eine Ausstellung hergeliehen worden. Die An⸗ kaufsverhandlungen der Berliner Galeriedirection führten sodann Ende vorigen Jahres zu einem glücklichen Abschluß. — Auch ohne seine Be⸗ glaubigung durch Geschichte und Inschrift würde man diese Madonna als ein unzweifelhaftes Werk Dürer’s aus der Zeit seines venezianischen Aufenthalts erkennen. So deutlich sprechen die breite Formgebung des Madonnentypus, der Adel der Composition und das tferleuchtend⸗ Colorit für diese Zeit; überdies sind uns Zeichnungen aus dem Jahrr 1506 erhalten, die in enger Benehung zu dem Bilde steben, wie das reizende Christkind aus der Kunsthalle in Bremen und die Cherubtöpfchen aus der Nationalbibliothek in Parts, deren Nachbildungen ebenfalls ausgestellt sind. Das verfallene runt⸗ bogige Gemäuer links im Hintergrunde kehrt ganz ähnlich in der Am⸗ betung des Christkindes in der Tribung der Utten (1504) wieder, das italienische Motw des Kindes mit dem Zeisig und dem Lutsch⸗ beutelchen erinnert an den Kupferstich „Maria mit der Meerkaße⸗ und die schöne Federzeichnung der Heiligen Familie in der Säulenhalle (1509) im Museum zu Basel. Kurz, nach allen Richtungen laufen die Fäden aus, welche sich an zieses ebenso wichtige wie reizvolle Bils knüpfen, und seine Erwerbung darf daher mit besonderer Freude und Genugthuung begrüßt werden. — Der Verstand des Vereins deutscher Ingenienre hat Preisausschreiben über die Aufgabe „Ers wird verlangt eine itische Darstellung der Entwickelung des Dampftnaschinenbaues ährend der letzten 50 Jahre in den hauptfächlichsten Ineustrie⸗ taaten“ erlassen, für deren Lösung ein Preis vor 50000 1. feftgefetzt ist. Die Einsendungen haben in deut cher Sprache an die Geschäftsstelle des Vereins deutscher Ingenieure in Berlin bis zum 11. März 1895 zwerfolgen. Als Preisrichter sind gewählt und haben das Amt angenommem die Herren: E. Bach, Professor an der Königlichen Technischen Suchschiate, Stuttgart; C. Busley, Profesfor an der Katserlichen Martne Akädemis, Kiel; R. Doerfel, Prefessor an der K. K. deutschen Techmifchen Juchß⸗ schule, Prag; A. Huber, Ober Ingenirur der Maschinenfhrik gon G. Kuhn, Stuttgart⸗Berg; J. Krumder, Ober⸗ Ingenieur der Mit⸗ schinenfabrik Augsburg, Augsburg. R. Striberk. Pryfessor an der Großberzoglichen Technischen Hochschule. Tarmstadt. W. Züblin Im Einvernehmen mit den mmählten Preisrichterm mwerdem an dieses Preisausschreiben die falgenden Beftimmungen gekingft 1) Die Preisbewerbung ist unseschränkt. weder an die Mitgtlienfühmet des Vereins eurscher Ingenkeure. nmch an die dentsche Stunts⸗ angehörigkeit gebunden. 2) Jede Einsendung ist mit mem Kenmmort zu versetzen und shr ein verfiegeiter Briefiunschlemg beizufügen meicher außen dasselle Kennwort ägt und innen Namen und Wohnuvrt des Etnfenders entbält. 3) Durch me Preisertheilumg erwirbt der Berern deutscher Ingenieure das Recht zur Verüffenttichumg der berressennen Arben. 4) Die nicht preisgefrunten Einfenrungen mertem ig auf übereinftimmend gefundene Adreffe zurücktgefmdt. mdernfalls blerben verbrannt. Hinfichtlich der betreffenden Einfendungen elbst wier mm gencommen, daß sie von diesem Zennunkt an dem Verrin zu bellebiger Verwendung mberlassen mwerden. 5) Das Prrisgericht Fat im Faule zu ergänzen. Sein Urtheil ist bindend für den Verein
Untersuchungs⸗Sachen.
2. Aufgebote, Zustellungen u. dergl. 1 9 7. Erwerbs⸗ und Wercsshaseemußf 3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. E ent er n 21. er 8. Niederlaffumng . de emmml . Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. . Auswerf⸗
„Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.
rgae,,— e En Felschafmn mu un4.
6. Kommadit⸗
0 Untersuchungs⸗Sachen.
[62718] Beschluß.
In der Strafsache gegen Alois Gasser, Stein⸗ brecher aus Aue, wegen Verletzung der Eidespflicht, wird auf Antrag der Kaiserlichen Staatsanwaltschaft, da der Angeschuldigte, welcher im Sinne des § 318. Str.⸗G.⸗B. als abwesend anzusehen und gegen ihn wegen Vergehens gegen § 156 St.⸗G.⸗B. Vorunter⸗ suchung eröffnet und Haftbefehl erlassen ist, in Ge⸗ mäßheit des § 332 St.⸗P.⸗O. das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt. Der diese Beschlagnahme aus⸗ sprechende Beschluß ist außer dem Deutschen Reichs⸗ Unzeiger in dem Thanner Kreisblatte zu veröffent⸗ ichen.
Mülhausen, den 14. Januar 1893.
Kaiserliches Landgericht. I. Strafkammer. (gez.) Rummel. Hoppe. Kriegelstein. Zur Beglaubigung:
Der Landgerichts⸗Secretär: (L. S.) Heckelmann.
[62792] Beschluß.
In der Strafsache wider den Buchdruckereibesitzer Eduard Moos aus Erfurt und Genossen wegen öffentlicher Beleidigung, wird in Gemäßheit der §§ 331 ff. Strafprozeßordnung die Beschlag⸗ nahme des Vermögens des bezeichneten Angeschuldig⸗ ten, soweit dasselbe sich im Deutschen Reiche be⸗
bezw. 326.
[62524]
[62523.
Nothzucht
je einmal im Deutschen Reichs⸗Anzeiger und in einem in Erfurt erscheinenden Blatte angeordnet. Naumburg a. S., den 9. Januar 1893. Königliches Landgericht. Strafkammer III. Günther. Held mann. Dr. Ivers. Beglaubigt: Naumburg a. S., den 17. Januar 1893.
„ 8.) Eftger, Assistent bei der Königlichen Staatsanwaltschaft.
1X“
In der Strafsache gegen 1) den Johann Baier, geboren am 22. 871 in Mosbach, zuletzt wohnhaft daselbst,
2) den Johann Georg Maul, These, geboren am
19. Januar 1871 ne veren e dafeida * 1871 zu Dalherda, zuletzt wohnhaft
Februar [62670]
wegen Verletzung der Wehrpflicht ist durch Be⸗ schluß der Strafkammer des Königlichen Landgerichts. hierselbst vom 4. Januar 1893 auf Grund des § 480 der Strafprozeßordnung und § 140 des das im Deutschen Reiche befind⸗ liche Vermögen der Angeklagten zur Deckung der dieselben möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafer und der Kosten des Verfahrens mit Beschlag belegt worden, was hiermit in Gemäßheit des § 326 Abs. . der Strafprozeßordnung veröffentlicht wird.
Hanau, den 8. Januar 1893.
Der Erste Staatsanwalt: Schumann.
Strafgesetzbuchs
Bekanntmachung. E Durch Beschluß der Strafkammer des Kaiserlichen sein Landgerichts Zabern i. Els. vom 12. Januar 1893 wurde das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des der Verletzung der Wehrpflicht angeklagten Karl Eduard Baldauf, geboren am 21. Juli 1869 in Ludwigshafen a. Rh., zuletzt in Zabern i. Els. wohn⸗ haft gewesen, mit Beschlag belegt. Zabern, den 14. Januar 1893. Der Kaiserliche Erste Staatsanwalt: Hasem ann.
K. Amtsgericht Riedlingen. —
8 Durch Beschluß der Strafkammer des Kgl. Land⸗ gerichts in Ravensburg vom 28. Dezember 1892 ist die durch Beschluß der Raths⸗ und Anklagekammer des vormaligen Kgl. Kreisgerichtshofs Ravensburg vom 18. Dezember 1877 angetlagten Gröschner aus Rudolstädtischen Kreises Oberweisbach, verfügte Ver⸗ mögensbeschlagnahme wieder aufgehoben worden.
Amtsrichter Scha d.
2) Aufgebote, Zustellungen und
Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Nieder⸗ barnim'schen Kreise Band 77 Namen des Kaufmanns Theodor Dechel hier eingetra⸗
versteigert werden.
oder Betrag aus hervorging, insbesondere
Kapital, oder
nicht rungen von Hebungen
Ansprüche im Range
gegen den der versuchten Faqnergefegen Ernst
Meura, Fürstlich Schwarzburg⸗ Das Urtheil
stücks tritt. über
werden. Berlin, den 11. Januar 1893. [62668]
ZI““
Scheffler, Mathilde, ge *
Nr. 3291 auf den
gene, in der Waldstraße Nr. 5 belegene Grundstück am 29. März 1893, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel C., part., Saal 40, Das Grundstück Fläche von 9 a 76 qm mit 16 000 ℳ Nutzungs⸗ sterg werth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Morgens 10 Uhr. dur Serzaglircerm APimtsgernäete Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch⸗ dierfeldstt amgefegt. 8 blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ 8 stück betreffende Nachweisungen sowie besondere Kauf⸗ — bedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda. Hr Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Realberechtägten 8— werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhanden⸗ dem Grundbuche 8 EET“ 8 r „5 Morsioz 28 , b 8 b Zeit der Eintragung des E“ Das derr Kanmnmmm Sers Feer sitertox Serang- Zinsen, 8 Kosten, spätestens im steigerungstermin vor der Aufforderung zur X. von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu 8— machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des Kearsiches Amesgerder Gebots nicht berücksichtigt werden und dei Gereeg e s Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtügten zurücktreten. welche das Eigenthum des Grundstückes beanspr werden aufgefordert, vor Schluß des termins die Einstellung des Verfahrens berbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Ka in Bezug auf den Anspruch an die S we. aare Zuschlags wird am 29. März 1893, Mittags er r 1260c Aber . . . N. Wh 12 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben, der
Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 86.
In Sachen der Firma C. Schaumann hierseldst, Klägerin, wider die Ehehss des Gastwirths Roman 5. Dressau, venwittmer ge⸗8 wesene Busch, allhier, Beklagte, wegen Wechselfor⸗ derung wird, nachdem auf Antrag der Kläͤgeren de Beschlagnahme der der Beklagten gehördgen drei8 An d. Viertel ideellen Antheile des sub No. ass. 236 Uierfeldit Weocsels Ader belegenen Wohnhauses nebst Zubehör, insbesondere! umar 1n
Bank.2 10. Verschiedene Bek⸗
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