die Behauptung des Abg. Grafen Arnim über die Petition der
Frankfurter Handelskammer. Dieselbe giebt eine ganze Reihe Details und Auszüge, worin eine Reihe von Banken ihre einzelnen S bis ins kleinste darlegt, um Material zur Beurtheilung der Wirkung der Vorlage zu bieten.
Abg. Graf Arnim: Die Börse ist nicht nur ein Ort wie die Leipzigerstraße, sondern eine mit sehr großen Privilegien ausgestattete Corporation, die z. B. ein Schiedsgericht hat. Alle Kunden eines Banquiers müssen einen Schein unterschreiben, worin es heißt: Wir unterwerfen uns der Börsenusance an dem oder dem Ort. Die Börse ist also eine sehr 9,9 e Organisation und nicht ein ganz zufälliges Zusammenkommen der Gesellschaft. Der Abg. Dr. Siemens erinnert mich nur an das Wort: „Grau ist alle Theorie, grün ist nur des Lebens goldener Baum“. Wenn jedes Land die Börse haben soll, die es verdient, so wünsche ich, daß unser Land auf einem höheren Niveau steht. Was die Emissionen betrifft, so ist z. B. in den Prospecten nur mitgetheilt: Der Finanz⸗Minister von Peru, Chile u. s. w. versichert, daß die Einnahmen des Staats so und so sind und das nächste Budget sich so oder so hoch beziffert. Darunter steht dann ein mehr oder minder verständlicher Name und dann folgt die Auf⸗ forderung zur Zeichnung. Die Herren an der Börse übernehmen also keine Garantie. Man hat sogar behauptet, daß ein solcher Prospect nicht einmal als Empfehlung anzusehen sei. Die Ziffern in der Frankfurter Petition habe ich nicht bezweifelt, sondern nur ihre Unvollständigkeit behauptet, und das ss richtig; denn es ist z. B. der Verdienst der Maklerbank 1 nicht gleichzeitig der Ver⸗ dienst der Agenten, die die Maklerbank bilden.
Abg. Dr. Siemens (dfr.): Die Börse ist thatsächlich keine Corporation, sondern nur ein Haus, das einer Corporation gehört, zu der jedermann Zutritt hat, der sich darum bewirbt. Als ein “ legium kann man das Schiedsgericht nicht betrachten, das lediglich eine baldige Entscheidung der Prozesse garantirt. Bei den Börsen⸗ usancen handelt es sich darum, daß nach einem einheitlichen Contractsformular gehandelt wird, und sich alle der Entscheidung des Schiedsgerichts unterwerfen. Die Prospecte unterzeichnet eben der, der am genauesten über die zu handelnden Werthe unter⸗ richtet ist. Bei Staatsanleihen wird das Gesetz verzeichnet. Giebt eine Regierung eine Anleihe aus, so ist die das be⸗ treffende Land vertretende Staatsgewalt verpflichtet, nicht nur berechtigt anzugeben: so sieht die Anleihe aus. Mehr kann man vom Berliner Aeltesten⸗Collegium nicht verlangen, als daß es darauf hält, daß alle diese Dinge offen bekannt werden. Dem Urcheil des einzelnen ist es überlassen, welchen Glauben er solchen Versiche⸗ rungen schenken will. “ “
Die Debatte wird geschlossen und die Vorlage der Militär⸗ commission überwiesen.
Darauf genehmigt das Haus in erster und zweiter Be⸗ rathung den Entwurf eines Gesetzes wegen Ergänzung des Gesetzes vom 2. Juni 1869, betreffend die Cautionen der Bundesbeamten, ohne Debatte.
Schluß 33 ¾ Uhr.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. 8
Der Ausstand in dem Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund kann nunmehr, wie gestern schon nach der „Rh.⸗ Westf. Ztg.“ angedeutet wurde, gleichfalls als beendet betrachtet werden. Nach dem Strikejournal des bergbaulichen Vereins fehlten in der Zeit vom Donnerstag, bis Freitag Mittag auf 16 noch vom Ausstande betroffenen Zechen 4644 Mann von der Belegschaft. Diese Fehlenden sind aber nicht mehr Ausständige, sondern von den Zechen für einige Tage ausgesperrte Bergarbeiter. Das sogenannte Comité der strikenden Bergleute Rheinland⸗Westfalens ver⸗ öffentlicht einen Aufruf mit der Bitte um Unterstützung. — Aus dem Saarrevier meldet ein Telegramm des „D. B. H.“, daß die Lieferungen wieder vollständig aufgenommen seien. Die Vorstandsmitglieder des Rechtsschutzvereins mit Ausnahme von Warken und Berwanger wurden aus der Haft ent⸗ lassen. — Wir schließen hieran folgende mit dem Ausstande in C“ befindlichen Nachrichten:
In der „Frankf. Ztg.“ wird die Zahl der im Saarrevier aus der Grubenarbeit entlassenen Bergleute im ganzen auf Be 1 8, S angegeben; davon sind 491 dauernd und 1966 zeitweilig entlassen.
Auf den Werken der Gebrüder Van der Zypen in Deutz ist nach der „Köln. Ztg.“ der volle Betrieb wieder aufgenommen worden. (Vgl. Nr. 14 d. Bl.)
Das amburger (socialdemokratische) Gewerkschafts cartell hat, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphirt wird, eine Petition an den Senat gerichtet, in der füͤr die Arbeitslosen, deren Zahl auf rund 5000 angegeben wird, Beschäftigung und nöthigenfalls Staats⸗ hilfe verlangt wird. Gestern Abend sollten in Hamburg 12 socialistische 1“ stattfinden, um sich mit dieser Petition zu be⸗
äftigen.
In Magdeburg fand am Freitag eine schwach besuchte Ver⸗ sammlung von Arbeitslosen statt, in der, wie die „Magdb. Ztg.“ be⸗ richtet, die socialdemotratischen Resolutionen der Berliner Versamm⸗ von Arbeitslosen (vgl. Nr. 17. d. Bl.) zur Annahme ge⸗ angten. 8Sn Amsterdam fanden gestern Abend wieder an mehreren Stellen der Stadt Ansammlungen von Arbeitslosen und So⸗ cialisten statt, die durch die in den Straßen patrouillirende Polizei mit der blanken Waffe auseinandergetrieben wurden. Einige Personen wurden verhaftet; zu ernsteren Zwischenfällen kam es jedoch nicht. Das Comité der Arbeitslosen forderte durch kleine Zettel, die es vertheilen ließ, die Arbeitslosen auf, sich heute früh zu ver⸗ sammeln, sodann die Hauptstraßen zu durchziehen und vor den Häusern der Wohlhabenden Geld und Brot zu verlangen. Dieser Auf⸗ forderung entsprechend, durchzogen, wie „W. T. B.“ meldet, heute auch zahlreiche Schaaren Arbeitsloser und Socialisten, socialistische Lieder singend, die Straßen der Stadt. Vor einer Brotfabrik an⸗ gelangt, machten einzelne Gruppen den Versuch, in diese einzudringen, wurden jedoch durch die Polizei an diesem Vorhaben verhindert. Zwei Anführer der Manifestanten, die sich dennoch Eintritt in die Fabrik verschafft hatten, verlangten Brot, welches Verlangen jedoch zurück⸗ gewiesen wurde. Die Manifestanten durchzogen hierauf von neuem die Straßen. Nachmittags kam es zwischen ihnen und 200 Polizei⸗ agenten zu einem Zusammenstoß, wobei mehrere durch Steinwürfe getroffen wurden. Hierauf ging die Polizei mit blanker Waffe vor und verwundete einige Personen. Die Menge zerstreute sich vorübergehend, um 8 alsdann abermals in Gruppen zusammen⸗ zurotten. Mehrere Personen wurden verhaftet.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 8. Januar bis incl. 14. Januar 1893 zur Anmeldung gekommen: 203 Ehe⸗ schließungen, 1028 Leb dgeborene, 38 Todtgeborene, 607 Sterbefälle.
Literatir.
Militärisches. “ Im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn, See. Hof⸗ Buchhandlung in Berlin SW., Kochstraße 68, ist ein Fücgbsatt er⸗ chienen, vSg. die Frage behandelt: Wieviel ostet uns Deutsche die Vertheidigung des Vaterlandes? Es wird berechnet, daß von den Steuerbeträgen für Landesvertheidigung und
21,4 ℳ, in Oesterreich⸗Ungarn 13,2 ℳ und in Deutschland (Preußen) 6,9 ℳ; nach Annahme der Militärvorlage würde der einzelne Deutsche nur 8,1 ℳ bezahlen, also immer noch bedeutend weniger, als in den übrigen Staaten auf den Kopf der Bevölkerung fällt. 1000 Exemplare dieses lesenswerthen Flugblattes liefert die Verlags⸗ handlung für 6 ℳ
8 Land⸗ und Forstwirthschaft.
Weizenernte in Indien.
Berar. Nach dem von dem Director des landwirthschaftlichen Departements für Berar veröffentlichten Bericht vom 21. v. M. hat sich infolge späten und heftigen Regens die Weizenaussaat verzögert. Der Stand der Saaten ist ein guter außer in Akola und Akot. In der Bombay⸗Präsidentschaft war nach einem amtlichen Bericht vom 24. v. M. die Aussaat bis dahin noch nicht beendigt.
Ernte⸗Aussichten in Australien. „Niach den von dem Regierungs⸗Statistiker in Sydney veröffent⸗ lichten Angaben stellen sich die Aussichten für die diesjährige Weizen⸗ ernte in der Colonie Neu⸗Südwales folgendermaßen: Die im Jahre 1892 mit Weizen bestellte Fläche wird auf 509 570 Acker, gleich 206 223 ha geschätzt. Danach hätte sich die Fläche gegen das Vorjahr um 86 469 Acker, gleich 34 994 ha, oder um etwa 20 % vergrößert. Dieser verstärkte Anbau wird in gewissem Grade mit dem seit Beginn des Jahres 1892 in Kraft getretenen Einfuhrzoll auf Weizen in Zu⸗ sammenhang gebracht. Man nimmt an, daß von der mit Weizen bestellten Gesammt⸗ fläche von 509 570 Acker 429 570 Acker, gleich 173 847 ha zur Ab⸗ erntung kommen werden, während das Product der noch übrigen Acker, gleich 32 376 ha zur Heubereitung verwendet werden würde.
Die Witterungsverhältnisse sind der Entwickelung der Saat ganz besonders günstig gewesen und wird ein Durchschnittsertrag von 16,70 Buschel auf den Acker, gleich 15,03 hl auf den Hektar in Aussicht gestellt, wobei zu bemerken ist, daß der Ertrag einer Mittelernte etwa 13,10 Buschel per Acker, gleich 11,79 hl per Hektar beträgt.
Der Gesammtertrag der kommenden Weizenernte würde hiernach auf 7 176 Buschel, gleich 2 608 404 hl zu veranschlagen sein.
Verglichen mit den Ergebnissen des Vorjahres stellen sich die obigen Schätzungen folgendermaßen:
5
Gesammt⸗ ertrag Buschel 3 963 668 7 176 000
Abgeerntete Ertrag Fläche per Acker Acker Buschel
1891,19öä 423 101 356 666 11,11 1892/93 509 750 429 570 16,70
mehr in 1892/93 86 469 72 904 5,59 3 212 332
Berechnet man den Bedarf für Saatzwecke auf 620 000 Buschel, den Verbrauch in der Colonie selbst, bei einer auf 1 220 000 Köpfe ange⸗ nommenen Bebölkerungsziffer, auf 7 808 000 Buschel, so würden im Jahre 1893 nur etwa 1 252 000 Buschel, gleich 455 089 hl eingeführt zu werden brauchen, während für das Jahr 1892 der Fehlbetrag auf 4 312 000 Buschel oder 1 567 412 hl geschätzt wurde.
Um den eigenen Bedarf vollständig decken zu können, müßten in der Colonie Neu⸗Südwales bei einem Durchschnittsertrage von 13,10 Buschel für den Acker, statt der jetzt zur Aberntung kommenden Fläche von 429 570 Acker, eine solche von 690 000 Acker, gleich 279 243 ha, oder etwa 290 000 Acker mehr als bisher mit Weizen bebaut werden.
98 Anbaufläche
83 Jahr Acker
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 10 432, nicht rechtzeitig gestellt 36 Wagen.
In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 4580, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 20. Januar die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Holzmarktstraße 14, dem Maurermeister Paul Herrmann ehörig; Nutzungswerth 32 000 ℳ; Mindestgebot 1200 ℳ; für das Meistgebot von 412 100 ℳ wurde der Kaufmann Siegfried Sachs, Hindersinstr. 4, Ersteher. — Buttmannstraße 13, dem Maurer⸗ polier Georg Melzer gehörig; Nutzungswerth 14 530 ℳ; Mindest⸗ gebot 1800 ℳ; für das Meistgebot von 170 000 ℳ wurde der Kauf⸗ mann Adolf Loewy, Kochstraße, Ersteher. — Choriner⸗ straße 58, dem Bauunternehmer Auguß Reßler gehörig; Nutzungswerth 14 300 ℳ; Mindestgebot 1600 ℳ; für das Meist⸗ gebot von 211 000 ℳ wurde der Kaufmann Max Stein, Gertraudtenstr. 18, Ersteher.
Berlin, 20. Januar (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 95 — 98 ℳ, Ila. 91 — 94 ℳ, III a. —,—, do. abfallende 85 —- 90 ℳ, Land⸗, Preußische 82 — 85 ℳ, Netzbrücher 82 — 85 ℳ, Pommersche 82 — 85 ℳ, Polnische — ℳ, Bayerische Sennbutter — ℳ, do. Landbutter 80—82 ℳ, Schlesische 82 — 85 ℳ, Galizische 75 — 80 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 80 — 87 ℳ, Bayerischer 55 — 65 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 65 ℳ, do. IIa. 50— 60 ℳ, Holländer 77 — 85 ℳ, Limburger 35 — 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse TLa. 18 — 22 ℳ, do. II a. 10 —14 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 61,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 62,00 — 63,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 63,00 — 65,00 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 51,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 49,00 ℳ (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Bei dem dieswöchentlichen schwachen Geschäftsgang mußten Preise etwas nachgeben. Schmalz:
eigend.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: Au⸗ dem oberschlesischen Eisenmarkte sieht es im allgemeinen recht unerfreulich aus, da die Geschäftslosigkeit mit jeder Woche zunimmt. Die Werke sind wegen zu geringen Eingangs an Specificationen zum größten Theile ungenügend besetzt und unregelmäßig beschäftigt. Rur⸗ der augenblickliche Bedarf wird in Auftrag gegeben, und da die Werke die gangbarsten Eisensorten auf Lager haben, erfolgt die Ablieferung auch sofort, ha⸗ weder Consumenten noch Händler nöthig haben, Eisenvorräthe anzuscha en oder größere Be⸗ stellungen aufzugeben. — Im Roheisenges dht ist bei den gegen⸗ wärtigen Verhältnissen eine baldige Besserung nicht zu erwarten. Die Werke bemühen sich, die Anzahl der im Betriebe stehenden Oefen noch weiter im Feuer zu halten, da ein Ausblasen und Wiederinbetrieb⸗ setzen mit bedeutenden Kosten verknüpft ist. — Die Walzwerke haben ihren Betrieb in letzter Zeit ebenfalls abschwächen müssen, da sie für die Dauer auf Vorrath nicht arbeiten können und die gegenwärtigen 15be. an Aufträgen zur öu““ vollen und regelmäßigen Betriebes unzulänglich sind. Nur diejenigen Walzstrecken sind noch am besten beschäftigt, welche die gangbarsten Eisensorten, als Stab⸗, Rund⸗ und Flacheisen, liefern. ie Blechwalzwerke sind zum theil Pröthigt, wegen Mangel an Absatz Feierschichten ein⸗ ulegen; Grobblech ist immer noch sehr vernachlässigt. Für Fein⸗ e ist mehr Nachfrage vorhanden, es wird jedoch bei den gegen⸗ wärtigen Preisen nichts verdient. Die Stahlwerke ruhen fast ganz. — Die Eisengießereien sind sehr schwach beschäf⸗ tigt und haben theilweise das Arbeiterpersonal vermindert. Die Lage der Maschinen⸗ und Kesselfabriken sowie
Schuldenzinsen zusammen 1892/93 pro Kopf der Bevölkerung bezahlt werden in Frankreich 32,1 ℳ, in England 25,3 ℳ, in Italien
der. Constructionswerkstätten hat sich
gegen die Vorwoche
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nicht verändert, ebenso ist über die Geschäftslage der Röhrenwalz⸗ werke, Draht⸗ und Nägelwerke neues nicht zu berichten. — Im Zinkgeschäft ist die Tendenz immer noch weichend; Walzzink wurde um 90 ₰ per 100 kg billiger, daher mit 43,40 ℳ notirt. Rohzink wurde von zweiter Hand à 35,50 — 35,25 ℳ per 100 kg frei hier angeboten; jedoch sind Umsätze nicht bekannt geworden. Die erste Hand verhält sich weiter abwartend. Das Geschäft in Blei und Bleifabrikaten ist sehr ruhig, besonders sind die letzteren in dieser Jahreszeit nur sehr schwach gefragt.
— Die Einnahmen der Königlich württembergischen Staats⸗Eisenbahnen verrugen im Dezember 1892 2 464 807 ℳ (gegen die endgültige Einnahme des Vorjahres + 78 762 ℳ); vom 1. April bis Ende Dezember 1892 27 491 375 ℳ (+ 660 516 ℳ).
— Auf den Eisenbahnen Elsaß⸗Lothringens wurden im Dezember 1892 befördert 1 069 778 Personen und 831 973 t Güter, um 24 648 Personen und 14 067; t Güter mehr als im gleichen Monat 1891. Die Betriebseinnahme belief sich auf 3 898 000 ℳ, um 18 038 ℳ höher als im Dezember des Vorjahres. In der Zeit vom 1. April bis Ende Dezember 1892 sind 39 097 000 ℳ ein⸗ genommen, worden, um 751 040 ℳ mehr als im gleichen Zeitraum 1891, dagegen für den Tag und das Kilometer 2,65 ℳ weniger, da vseibden die durchschnittliche Betriebslänge um 65,47 km ge⸗ wachsen ist.
— Bei den 298 km langen Localbahnen der Oesterreichischen Local⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft, die bereits im Vorjahre im Betriebe standen, betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen im Monat Dezember v. J. 205 858 Fl. und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1892 1 973 540 Fl., während die definitiven Ein⸗ nahmen in der gleichen Periode des Jahres 1891 202 130 bezw. 1 994 519 Fl. betragen haben. Die provisorisch ermittelten, oben nicht inbegriffenen Einnahmen der Localbahn Budweis⸗Salnau be⸗ trugen im Monat Dezember 1892 15 990 Fl., und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1892 bei einer durchschnittlichen Betriebslänge von 55 km 141 956 Fl.
Magdeburg, 20. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % 14,85, Kornzucker excl., 88 % Rendement 14,25, Nachproducte excl., 75 % Rendement 11,80. Schwach. Brod⸗ raffinade I. 27,75. Brodraffinade II. 27,50. Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis J. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohjzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 14,22 ½ Gd., 14,27 ½ Br., pr. Februar 14,22 ½ Gd., 14,27 ½ Br., pr. März 14,25 Gd., 14,30 Br., pr. April 14,30 Gd., 14,35 Br. Unthätig. Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 307 000 Crr.
Frankfurt a. M., 20. Januar. (W. T. B.) Nach hier vor⸗ liegenden Meldungen aus London hat die „Société chimique de Liverpool“ mit der „Rio⸗Tinto⸗Compagnie“ einen fünfjährigen Vertrag auf Lieferung von jährlich 500 000 Tons Pyrits abgeschlossen.
Leipzig, 20. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. ga. Plata. Grundmuster B. per Januar 3,62 ½ ℳ, per Februar 3,65 ℳ, per März 3,67 ½ ℳ, per April 3,67 ½ ℳ, per Mai 3,70 ℳ, per Juni 3,70 ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per August 3,75 ℳ, per September 3,77 ½ ℳ, ver Oktober 3,80 ℳ, per No⸗ 3,77 ½ ℳ, per Dezember 3,77 ½ ℳ Kein Umsatz, Verkäufer fehlen.
Pest, 20. Januar. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen fest, pr. Frühjahr 7,49 Gd., 7,50 Br., pr. Herbst 7,61. Gd., 7,63 Br. Hafer pr. Frühjahr 5,47 Gd., 5,49 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 4,72 Gd., 4,73 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,30 Gd., 11,40 Br.
London, 20. Januar. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten. . 1
96 % Javazucker loco 16 H ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ruhig. — Chile⸗Kupfer 45 ¼, pr. drei Monat 46 8/16.
Liverpool, 20. Januar. (W. T. B.) (Baumwollen⸗Wochen⸗ bericht.) Wochenumsatz gegenwärtige Woche 31 000 (vorige Woche 51 000), do. von amerikanischen 27 000 (39 000), do. für Spekulation 1000 (3000), do. für Export 3000 (5000), do. für wirklichen Consum 23 000 (31 000), do. unmittelb. ex. Schiff 46 000 (54 000), wirklicher Export 8000 (6000), Import der Woche 77 000 (72 000), davon amerikanische 67 000 (49 000), Vorrath 1 637 000 (1 613 000), davon amerikanische 1 420 000 (1 397 000), schwimmend nach Großbritannien 140 000 (151 000), davon amerikanische 130 000 (145 000).
Getreidemarkt. Weizen ½—1 d., neuer gemischter Mais ½ d. niedriger, alter Mais knapp, Mehl unverändert.
Manchester, 20. Januar. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6 ½, 30r Water Taylor 8, 20r Water Leigh 7 ¼, 30r Water Clayton 8 ½, 32r Mock Brooke 8 ⅞, 40r Mayoll 8 ¼, 40r Medio Wilkinson 9 32r Warpcops Lees 7 ⅛, 36r Warpcops Rowland 88, 361 Warp⸗ cops Wellington 9 ¼, 40r Double Weston 8 ¼, 60r Douͤble courante Qualität 11 ½, 32* 116 vards 16 % 16 grey Printers aus 32r/461 170. Stetig.
Glasgow, 20. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 336 833 Tons gegen 504 054 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 69 gegen 76 im vorigen Jahre.
St. Petersburg, 20. Januar. 8 T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 55,00, per August —. Weizen loco 11,25. Roggen loco 9,25. Hafer loco 5,00. Hanf loco 43,00. Leinsaat loco 15,50. 8
Antwerpen, 20. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen ½ niedriger. Roggen behauptet. Hafer fest. Gerste begehrt.
Petroleummarkt. (Schlußbericht.) Raffinirtes Type weiß loco 13 bez. u. Br., pr. Januar 13 Br., pr. Februar⸗März 13 ¼ Br. pr. September⸗Dezember 13 Br. 1
Amsterdam, 20. Januar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 56 ½. — Bancazinn 55 ¾. b 8
New⸗York, 20. Januar. (W. T. B.) Die Börse er⸗ öffnete besser, befestigte sich im weiteren Verlaufe und schloß sehr fest zu den höchsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 590 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 690 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 200 000 Unzen.
. “ 000 Dollars Gold werden morgen von hier nach Europa abgehen. 6“ Weizen niedriger, dann höher auf große Kauflust. Schluß fest. — Mais fester den ganzen Tag auf kleine Ankünfte. Schluß stramm.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Hitfuhnen in allen Unions⸗ häfen 98000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 38 000 Ballen. Bulr nach dem Continent 33 000 llen. Vorrath 1 047 000
allen.
Chicago, 20. Januar. (W. T. B.) Weizen anfangs niedriger, dann besser auf Deckungen der Baissiers. Schluß fest. — Mais besserte sich im Verlaufe auf große Nachfrage. Schluß stramm.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 21. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Aller“ am 10. Januar von Bremen abgegangen, ist am 19. Januar Nachmittags in New⸗Yorg angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Danzi ist vaft 19. Januar Abends mit der für Ost⸗Asien bestimmten pef von Brindisi nach Port Said abgegangen. Der Pot dampfer „Frankfurt“, nach dem La Plata bestimmt, hat h 20. Januar Vormittags Ouessant passirt. Der Postdampfn „Graf Bismarck“ hat am 20. Januar Meietas die Reise 8 Antwerpen nach Bremen fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdamp 8 „Habsburg“ ist am 20. Januar Mittags in Antwerpen ag kommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Karlsruhe“, von Australie kommend, ist am 20. Januar Vormittags in Antwerpen ang
kommen
“ Frankreich.
Der neu ernannte Botschafter Spaniens Castillo reichte gestern dem Präsidenten Carnot sein Beglaubi⸗ Un gs chreiheé. In den bei diesem Anlaß ausgetauschten Ansprachen wurde dem „W. T. B.“ zufolge der Wunsch betont, daß die Beziehungen beider Länder in gegenseitigem Interesse eine weitere freundliche Entwickelung nehmen möchten.
Im Jahre 1892 betrug die Einfuhr Frankreichs 355 Millionen, die Ausfuhr 7 Millionen weniger als im Vorjahre.
Der Senat nahm in seiner gestrigen Sitzung mit 195 gegen 11 Stimmen den Gesetzentwurf an, wonach die Auf⸗ reizungen der Presse zu Mord, Raub und Brand⸗ stiftung bestraft werden sollen. Hierauf wurde die Berathung des Gesetzentwurfs über die Beleidigungen gegen fremde Souveräne begonnen. Dazu wurde von Demdle ein Amen⸗ dement eingebracht, wonach Beleidigungen, die sich gegen den Präsidenten der Republik richten, gleicherweise dem Zucht⸗Polizeigericht zur Aburtheilung zu überweisen wären. Der Minister⸗Präsident Ribot erklärte, daß es eines besonderen Gesetzes nicht bedürfe, um über die unqualificirbaren Angriffe, deren Zielpunkt neuerdings Präsident Carnot sei, nach Gebühr abzuurtheilen. Nachdem hierauf Demôõle das Amendement zurückgezogen hatte, wurde der Gesetzentwurf selbst an⸗ genommen.
Die Deputirtenkammer nahm gestern das Budget des Ministeriums für öffentliche Arbeiten an und be⸗ gann mit der Berathung des Cultusbudgets. Msgr. d'Hulst tadelte die Haltung der Behörden gegenüber dem Klerus und erklärte, die Einbehaltung der Bezüge der Geistlichkeit sei eine Verletzung des Concordats. Der Cultus⸗Minister Dupuy erwiderte darauf, die Absicht, der Geistlichkeit unnütze Be⸗ lästigungen zu bereiten, liege ihm fern, er werde jedoch das Gesetz zur Ausführung bringen und die Mitglieder des Klerus auf gleichem Fuße wie die anderen Bürger behandeln.
Die Panama⸗Untersuchungs⸗Commission vernahm gestern Andrieux, der erklärte, er könne die 104 in dem Check⸗ buch Arton’s vorkommenden Namen nicht mittheilen; Arton allein besitze entscheidende Beweismittel. Rouvier habe im Jahre 1887 100 000 Fr. an die „Lanterne“ gezahlt, damit deren Angriffen gegen ihn, Rouvier, Einhalt gethan werde. 80 000 Fr. von dieser Summe seien Rouvier zu diesem Zweck vom Ministerrath aus den geheimen Fonds bewilligt worden. Arton stehe in Briefwechsel mit den Deputirten Laguerre und Mermeix. Ob Reinach die mehrfach erwähnte Liste Clémenceau habe übergeben lassen, wisse er nicht. Die Commission wird heute Clémenceau, Laguerre und Mermeix vernehmen.
Dem Vernehmen nach wird die Angelegenheit des Cor⸗ nelius Herz den Gegenstand einer besonderen Unter⸗ suchung bilden, um den schwebenden Panama⸗Prozeß mög⸗ lichst wenig zu verzögern. G“
Schweiz.
Die Zolleinnahmen betrugen im Jahre 1892 36 032 733 Frs., also 5 532 733 Frs. mehr, als im Budget angesetzt waren, und 4 489 409 Frs. mehr, als im Jahre 1891.
Belgien.
In einer gestern in Brüssel abgehaltenen Versamm⸗ lung der Rechten wurde dem „W. T. B.“ zufolge über die Anträge der Regierung bezüglich der Verfassungs⸗ revision in allen Punkten vollständige Einigung erzielt. Heute wird die Revisionscommission die Anträge der Regierung noch einmal berathen. Sollte dann die Linke jedes Entgegen⸗ kommen ablehnen, so würde die Regierungsvorlage unverzüglich vor die Kammer gebracht werden. . 86 1
Serbien.
Zwischen der Königin Natalie und dem König Milan hat nach Meldung des „W. T. B.“ eine Aussöhnung stattgefunden. Der „Köln. Ztg.“ wird berichtet, der König Alexander habe vorgestern Abend folgende Depesche aus Paris erhalten: Habe mich mit deiner Mutter versöhnt. Milan. Der König habe sofort geantwortet: Deine Depesche hat mich tief gerührt. Der heutige Tag ist der freudigste meines Lebens. Ich umarme dich und bitte, meine Mutter statt meiner zu umarmen. Alexander.
In dem Kreise von Negotin haben bei den Gemeinde⸗ wahlen in zwei Gemeinden ernste Ausschreitungen statt⸗ gefunden; ein aus Zaicar dorthin beordertes Bataillon stellte die Ruhe wieder her.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln 6“
Cholera. 16“
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„Haäalle a. S., 21. Januar. Der „Hallischen Zeitung“ zufolge hätte die von dem Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Koch angestellte Untersuchung ergeben, daß das Wasser der Saale unterhalb Nietleben als verdächtig anzusehen sei. Es stehe der Erlaß einer Verordnung bevor, d welche der Gebrauch dieses Wassers zu Koch⸗ und Trintzwecken verboten würde. Im übrigen werde die Verordnung, wonach alle von auswärts zureisenden Personen sich innerhalb zwölf Stunden bei der Polizeibehörde zu melden haben, jetzt wieder in Anwendung gebracht. Weitere sieben schwere Erkran⸗ kungen sind im Laufe des gestrigen Tages erfolgt. Anfangs waren nur Pfleglinge der Anstalt erkrankt. Gestern sind auch die Frau eines Beamten der Anstalt und zwei Kinder erkrankt. Heute sind siebzehn Neuerkrankungen und zwei Todesfälle festgestellt.
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Theater und Musik.
Sing⸗Akademie. 1 1 Der junge Violinist Herr Henry Such, ein Engländer, der seine Studien auf der Königlichen Hochschule gemacht hat, gab gestern hier sein erstes eigenes Concert mit dem von Herrn Herfurth geleiteten philharmonischen Orchester. Die Wahl des Beethoven’schen Violin⸗ concerts, des größten und schwierigsten Werkes, kann beim ersten Hervortreten nicht als eine glückliche betrachtet werden,
zumal die Beherrschung der technischen Schwierigkeiten und die Tiefe der Auffassung dem Spieler fehlten. Das Concert von Ernst, sowie die Legende von Wieniawski und das Perpetuum mobile von Paganini entsprachen mehr dem Maß seines Könnens. Besonders lobenswerth war der zarte Vortrag des An⸗ dantesatzes im ersten Concert, sowie der der Legende. Die vortheil⸗ haft bekannte Concertsängerin Fräulein Helene Jordan unterstützte das Concert durch die vortreffliche Ausführung der Romanze „Kennst du das Land“ aus der Oper „Mignon“ von Thomas und einiger Lieder von Franz und Mendelssohn, in denen sie ihre klangvolle und gut geschulte Stimme sowie ihre zarte und innige Aus⸗ drucksweise aufs wirksamste zur Geltung brachte. Das zahlreich er⸗ schienene Publikum spendete der Künstlerin lebhafte Beifallsbezeu⸗ gungen, die auch dem Violinisten zur Aufmunterung zu theil wurden. Die Orchesterbegleitung stand nicht auf der Höhe der sonst an dieser Kapelle gerühmten Leistungen.
Am Feeitag fand in der Sing⸗Akademie unter Leitung des Pro⸗ fessors Blumner die dritte Aufführung des Cantaten⸗Cyklus von Bach statt, der, den Inhalt mehrerer Cantaten in zwei Hauptstücke zusammenfassend, von der Liebe des Heilands handelt. Der Anfangschor „Du Hirte Israel“ hat einen lieblichen pastoralen Charakter und ist zugleich durch seinen großartigen, kunstvollen Bau von höchst ergreifender Wirkung. Unter den folgenden Ge⸗ sängen sind auch besonders die Baß⸗Arie „Beglückte Heerde“, die a cappella vorgetragenen Choräle „Der Herr ist mein Hirte“ und „Ich rief den Herrn in meiner Noth', die tief ergreifende Baß⸗Arie „Wahrlich, ich sage euch“, das Duett „Er denket der Barmherzigkeit“ sowie der herrliche, in fugirtem Stil ausgeführte Schlußchor „Lobe den Herrn“ hervorzuheben. Der zweite Theil, der mit dem gleichfalls fugirten Chor „Es ist dir gesagt, Mensch“ beginnt, enthielt auch den tief rührenden, in moll-Tonarten sich bewegenden Chor „Brich dem Hungrigen dein Brod“, zwei wundervolle Alt⸗Arien, eine Sopran⸗Arie, ein Duett aus dem in jubelnden Klängen sich empor⸗ schwingenden Schlußchor „Freue dich, erlöste Schaar“, der sich an den Choral (a cappella) „Nun du, Herr, mir bist erschienen“ anschließt. Die Ausführung durch den Chor der Sing⸗Akademie, dessen Kraft und Klangschönheit in den drei Chorälen, die a cappella vorgetragen wurden, ganz besonders zur Geltung kam, war auch in allen übrigen Gesängen eine in jeder Beziehung vollendete. Auch die Solisten Fräulein Oberbeck (Sopran) Fräulein Schacht (Alt), Herr Hauptstein (Tenor) und Herr Rolle (Baß) leisteten vorzügliches, und es war sehr erfreulich, die Altsoli wieder in den bewährten Händen des Fräulein Schacht zu sehen, die mit ihrer metallreichen wohlgeschulten Stimme zugleich eine sehr warme Vortragsweise verbindet. Das Philharmonische Orchester, dessen trefflicher Kapellmeister Herr Bleuer (Violine) auch als Solist mitwirkte, verdient nochsPesonders lobende Aner⸗ kennung. Vor allem aber gebührt dem Heéerkn Professor Blumner
der Dank für den hohen künstlerischen Genuß. Das Publiki n war
ungemein zahlreich erschienen.
Die Aufführungen von Enna's Oper „Die Hexe“ im König⸗
durch Beurlaubung Amsterdam eine Unterbrechung erleiden müssen. Die nächste Aufführung des Werkes findet am Donners⸗ tag statt. Am Montag geht „Der Wildschütz“ mit den Damen Leisinger, Herzog, Lammert und Hellmuth⸗Bräm, den Herren Betz, Philipp, Krolop, Lieban und Krasa in Scene. In der Vor⸗ stellung des „Lohengrin“ am Dienstag sind die Damen Sucher vnd, Sicdler die Herren Rothmühl, Stammer, Bulß und Fränkel eschäftigt.
1 Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 22. bis 28, Januar lautet: Sonntag: „Djamileh“. „Bajazzi“. „Slavische Brautwerbung“. Montag: Der Wildschütz“. Dienstag: „Lohengrin“. Mittwoch: „Die Jahreszeiten“. „Bajazzi“. Donners⸗ tag: Die Hexe“. Freitag: Fest⸗Vorstellung. „Die Meistersinger von Nürnberg“. “ 3. Act.) Bild. „Die Puppenfee“. Anfang 8 Uhr. onnabend: „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Das Königliche Schauspielhaus bringt morgen Schiller's „Wilhelm Tell“. Am Dienstag findet eine Wiederholung des neu einstudirten Grillparzer'schen Trauerspiels „Des Meeres und der Liebe Wellen“ statt. Sonnabend kommt nach längerer Pause Shakespeare's „Imogen“ in der Bulthaupt'schen Bearbeitung zur Aufführung. Der Donnerstag wird Fräulein Poppe und Herrn Matkowsky Gelegenheit geben, die kürzlich in Wien gespielten Rollen der Iphigenie und des Orest vor dem Berliner Publikum zu wiederholen. Die übrigen Tage der Woche zeigen fol⸗ gende Vorstellungen an: Montag „Das Stiftungsfest“, Mittwoch „Kolberg“ und Freitag „Minna von Barnhelm“. Das neue Schau⸗ se „Krimhilde“ von Wilhelm Meyer wird für nächste Woche vor⸗ ereitet.
Im Deutschen Theater kommt morgen „Lolo'’s Vater“ zur Aufführung; am Montag sowie Meriht und Freitag finden Wieder⸗ holungen des Schwanks „Zwei glückliche Tage“ statt. Der Auf⸗ führung am Freitag geht zur Feier von Kaisers Geburtstag ein von Marie Frauendorfer gesprochener Prolog voraus. Am Dienstag wird „Der Sohn der Wildniß“ gegeben. Außerdem bringt der Spielplan dieser Woche wieder eine Zusammenstellung der beiden Theile Faust und zwar am Donnerstag Faust, 1. Theil, und am Sonnabend Faust's Tod. 1
Im Berliner Theater findet am Montag eine Nasfüctrung von „Iphigenie“ statt mit Ludwig Barnay in der Rolle des Orest, Anna Haverland in der Titelrolle und Emanuel Stockhausen als
ylades. Neu einstudirt und in theilweise neuer Besetzung geht am
kittwoch Gutzkow's „Uriel Acosta“ in Scene mit Ludwig Barnay in der Titelrolle; Anna Haverland wird die Rolle der Esther, Sidonie Hönig die der Judith darstellen, Für morgen Abend und für
onnerstag ist Sardou's Schauspiel „Dora“ angesetzt, und am Dienstag kommt Otto Vischer's Volksstück „Schlimmé Saat“ zur Aufführung. Zur Feier des Allerhöchsten Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird am Freitag (22. Abonnements⸗ Vorstellung) nach dem die Vorstellung einleitenden Prolog, Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ gegeben. Für Sonnabend Abend ist „Dorf und Stadt“ bestimmt mit Agnes Sorma als Lorle. Am Freitag und Sonnabend Nachmittag finden aus Anlaß des Kaiserlichen Geburts⸗ tags Festaufführungen statt (Prolog, Minna von Barnhelm); über fämmtliche Eintrittskarten hierzu, ausschließlich der Stehplätze, ist im Interesse der hiesigen höheren Lehranstalten bereits verfügt. Die Vorstellungen am Freitag und Sonnabend beginnen ausnahmsweise erst um 7 ½ Uhr. Für morgen Nachmittag wird „Die Jungfrau von Orleans“angekündigt. 1“ 1 1
Im Lessing⸗Theater wird Henrik Ibsen’'s Schauspiel „Bau⸗ meister Se am Dienstag wiederholt werden. An allen übrigen Tagen der oche gelangt Hermann Sudermann’s Schauspiel „Heimath“ zur Aufführung.
Im Wallner⸗Theater wird „Paragraph 330“ von Albert Millaud und E. de Najac am Mittwoch in Begleitung des Lust⸗ spiels „Der sechste Sinn“ 19 ersten Aufführung gelangen. Am Montag wird der „Probepfeil“, am Dienstag „Die Großstadtluft“ wiederholt werden, während an allen übrigen Tagen der Woche „Paragraph 330“ und „Der sechste Sinn“ gegeben werden.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird bis einschließlich Sonnabend, 28. Januar, „Fürsti
ichen Opernhause haben einiger Mit⸗
wirkender nach
3 Aeten von Hugo Wittmann und Julius Bauer, Musik von Johann Strauß, gegeben.
Im Residenz⸗Theater wird zu dem Schwank „Familie Pont⸗Biquet“ am Mittwoch der Einacter „Das Geständniß“ (L'aven) von Sarah Bernhardt, in deutscher Bearbeitung von Franz Koppel⸗ Ellfeld, hinzugegeben.
Im Kroll'schen Theater ist der Wochenspielplan in folgender Weise zusammengestellt: Sonntag: „Loreley⸗Finale“ mit Frau Moran⸗ Olden als eee. darauf: „Mala Vita“; Montag: „Die Zauber⸗ flöte“; Dienstag: „DHie weiße Dame“; Mittwoch: „Die Regiments⸗ tochter“ (Marie: Fräulein Louise Heymann, als Gast); Donnerstag: Unbestimmt; Freftag; Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestäat des Kaisers: Jubel⸗Quvertüre, Prolog, darauf: „Der Freischütz“; Sonnabend: Wegen Privatfestlichkeit geschlossen.
Der Wochenspielplan des Neuen Theaters bringt morgen das Preislustspiel „Durch die Intendanz“, den Abend beschließt der Schwank „Kleine Hände“. Montag und Mittwoch finden Wieder⸗ holungen dieser Vorstellung statt. Am Dienstag geht zum ersten Mal „Baronin Rüth“, Schauspiel in vier Acten von Robert Misch in Scene. Die Titelrolle wird Frau Kastner als Gast darstellen.
Das für Montag Abend angesetzte Philharmonische Concert sowie die für morgen bestimmte öffentliche Probe fällt aus, da Herrn Motte der dazu nöthige Urlaub nicht bewilligt worden ist — Im nächsten Quartett⸗Abend der Herren Professor Jos. Joachim und Genossen am 28. d. M. gelangen ein Handn sches Quartett, Divertissements von Mozart und Brahms Quintett zur Ausführung. — Die Kammersängerin Fräulein Jettka Finkenstein wird in ihrem am Dienstag im Saal Bechstein statt den zweiten Populären Lieder⸗Abend u. a. Compositionen von Gluck, Beethoven, Schubert, Rubinstein, Franz, Max Löwengard und Eug. Pirani zu Gehör bringen. — Fräulein Valerie Karstedt (Mezzo⸗Sopran) giebt am 24. d. M. in der Sing⸗Akademie ein Concert, für welches die Klavier⸗Virtuosin Frau Professor Margarethe Stern ihre Mit⸗ wirkung zugesagt hat.
Die ungewöhnliche Theilnahme, die Waldemar Mexyer's erster populärer Beethoven⸗Abend im Concerthause gefunden hat, ver⸗ anlaßt ihn, ein zweites populäres Concert (Beethoven⸗Abend) mit Orchester unter Direction des Hofcapellmeisters Alous Schmidt (Schwerin) und unter Mitwirkung der Concertsängerin Fräulein Lydia Müller am Freitag, 3. Februar, wiederum im Concerthaus zu ver⸗ anstalten.
Mittwoch, den 25. Januar, Abends 7 ½ Uhr, sindet in der Parochialkirche, Klosterstraße, ein Concert statt, zum Besten des seit mehreren Jahren erblindeten Familienvaters Hermann Werth unter gütiger Mitwirkung der Concertsängerin Fräulein Elly Grimm,. des Königlichen Kammervirtuosen Herrn Felix Meyer (Violine), des Kapellmeisters Herrn Finsterbusch (Piston), des Orggnisten Adolf Friedrich und des Liturgischen Chors der Dreifaltigkeitskirche unter Leitung seines Dirigenten Herrn Cantors Böttcher. Billets à 1 ℳ sind zu haben in der Hof⸗Musikalienhandlung von Bote und Bock, Leipziger Straße 37, und am Concert⸗Abend am Eimngang der Kirche. . 166“
Mannigfaltiges. Das Ballfest des Vereins „Berliner Presse“ mind diesmal den litterarischen Charakter in origineller Weise bringen, indem nicht nur ein Blüt Damenspende dargebracht, sondern auch 1 vorbereitet wird. Zur Darstellung gelangt: „Es Drama in einem Acte von Adolph L Ar die eine Tanzpause zu machen gewillt sind, * gegen ein kleines Extra⸗Entree in dem h Philharmonie eine eigenartige Ueberraschung geboten. Wie immer. gehen die Meldungen zum Ballfest so zahlreich ein, daß ein rasches Anmelden bei der Centralstelle des Vergnügungsausschusses (Redacteur G. Schweitzer, Stechbahn 3/4, III Tr., Nachmittags 3 — 5 Uhr) geboten erscheint.
Ueber Kälte und Schneeverwehungen sowie dadurch herbei⸗ geführte Verkehrsstörungen bezw. Wiederherstellung sind heute folgende Nachrichten eingegangen:
Swinemünde, 21. Januar. Der Stettiner Dampfer „ dolph“ (vergl. Nr. 17 d. Bl.) ist, wie „W. T. B.“ meldet. vo Eise befreit worden und heute ostwärts weitergefahren. Voraussicht⸗ lich dürfte es ihm gelingen, den eisfreien Hafen von Kolberg zu er⸗ reichen. Der hiesige Hafen ist noch vom Eise blokirt.
Rendsburg, 20. Januar, 1,55 N. Der „Köln. Z.“ würd telegraphirt: Wegen starker Schneeverwehungen sind alle Züge vom Norden ausgeblieben.
Vom Rhein, 19. Januar. Heute Nachmittag hat süuch madh einer Mittheilung der „Frkft. Ztg.“ das Rheineis amh ber Hüöhm⸗ ningen gestellt, ein Fall, der seit dem schweren Eisgang des Johhams 1823 nicht mehr eingetreten ist.
Bayreuth, 19. Januar. Seit acht Tagen schwankt vürr das Thermometer zwischen — 16 und — 28 Grad. Infolge der Küällte wurde, wie der „Frkft. Ztg.“ mitgetheilt wird, der Unterrücht für die unteren Klassen ausgesetzt; ein Kind hatte aber schem auf dem Wege zur Schule das Gehirn erfroren, und üst gestorben. Eine für gestern angesagte Beerdigung kemmnte nicht stattfinden, da erst mit Anwendung den Spyuemg⸗ pulver ein Grab hergestellt werden mußte. Fünf Schautz⸗ leuten sind die Ohren erfroren, I ins städtische Krankendans werden. Aus dem Fichtelgebirge wird mitgetheilt, daß
is jetzt fünf Personen erfroren aufgefunden wurden; im Fr⸗ — starb ein Täufling auf dem Wege zur Kirche. .
Zürich, 19. Januar. Der Obersee (oberer Theil des Züricher Sees) ist gänzlich zugefroren; der untere Theil ist zwischen Rappersmol und Meilen ebenfalls mit einer Eisschicht bedeckt, die aber von den Dampfern noch durchbrochen werden kann. Der Hallwyler See und der Alpnacher See sind ebenfalls zugefroren. — Wie der „Allg. Schweizer⸗Ztg.“ aus Zermatt gemeldet wird, hat gestern ein Eng⸗ länder, trotz der außerordentlichen Kälte, mit den zwei Gabriel und Josef Taugwalder das 4200 m hohe Rimpfis glücklich bestiegen.
Reval, 20. Januar. Der hiesige Hafen ist, laut Meldung des „W. T. B.“, für die Schiffahrt wieder offen.
Kopenhagen, 20. Januar. Eismassen und Nebel verhinderten heute die Ueberfahrt nach Nyborg. Gegen 5 Uhr Nachmittag wurde deshalb der Versuch gemacht, von Halskow aus mit fünf Eisbooten die Ueberfahrt zu bewerkstelligen. Vom Leucht⸗ feuerthurm auf Gjedser wird dem „D. B. H.“ gemeldet, daß schwere Eismassen die Ostsee bedecken, soweit das Auge seben kann. Aus Dragör wird berichtet, d. der große englische Dampfer „Co⸗ lombo“, der wiederholt um Hilfe signalisirte, mit dem ihn ein⸗ schließenden Eise füdwärts nach der Ostsee fortgetrieben ist.
Detmold, 20. Januar. „W. T. B.“ meldet: Im hiesigen Residenzschloß ist ein Feuer ausgebrochen, das im Arbeitszimmer Durchlaucht der Fürstin entstanden und Abends, nachdem vier
immer ausgebrannt sind, wieder gelöscht worden ist.
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Ninetta“, Operette in