1893 / 20 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

daß der Führer der Conservativen, die andelsvertrag gestimmt haben, den Vorsitz im Congreß deutscher Landwirthe niedergelegt hat, weil er weiß, 8 er sich nicht Uebereinstimmung mit der überwiegenden Mehrheit seiner Zerufsgenossen befindet. Der frühere landwirthschaftliche Mi⸗ nister, der aus den Reihen der freiconservativen Partei hervor⸗ gegangen war, hat sein Amt aufgegeben, weil er die Handelsverträge nicht wollte. Ich fürchte mich vor dem russischen Handelsvertrag, aber wenn er kommt, möchte ich ihn lieber aus der Hand eines libe⸗ ralen Ministers nehmen, als aus den Händen eines Mannes, der aus unseren Reihen hervorgegangen ist. Der Abg. Sombart ist bei dem Kaufe und der Parzellirung des Guts in der Prignitz gut heraus⸗ ekommen: wie die jetzigen Besitzer sich befinden, ist eine andere .888 Der Abg. Rickert behauptete, ich hätte ihm Unsinn unter⸗ gelegt. Redner verliest den stenographischen Bericht und behauptet, daß der Abg. Rickert gesagt habe, wenn die Landwirthe Buchführen lernten, würden sie gute Ernten machen. Der Abg. Rickert sagte in der Sitzung von vorgestern auch dem Finanz⸗Minister gegenüber, daß derselbe ihm eine unsinnige und confuse Rede untergelegt habe. Wenn ein so gewiegter Parlamentarier, wie der Finanz⸗Minister, dem hohen Fluge des Rickert'schen Geistes nicht folgen konnte, kann man das von mir noch weniger verlangen.

Miinistr für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden:

Ich werde mit dem Herrn Abg. von Kröcher nicht über die Gründe discutiren, welche mich an diese Stelle geführt haben; ich kann aber erwidern, daß, nach der Art und Weise, wie er neulich seine Bemerkungen gegen mich vorbrachte, ich nicht anders konnte, als annehmen, daß er, der im Auftrage seiner Freunde redete, mich per⸗ sönlich verletzende Worte auszusprechen beabsichtigte. Nachdem er eine gegentheilige Aeußerung abgegeben hat, sehe ich die Sache damit als erledigt an.

Ich möchte zwar die Discussion nicht sehr viel weiter führen. Aber der Herr Abg. Schultz⸗Lupitz hat mich auf das Extra⸗ ordinarium des Etats angeredet. Meines Wissens ist derselbe der Budgetcommission überwiesen und wird dort noch einer Er⸗ örterung unterzogen werden. Vielleicht wird aber die spätere Dis⸗ eussion abgekürzt, wenn ich gleich erwähne, daß die 300 000 ℳ, die in diesem Jahr gefordert sind die Anmeldungen für Drainagen sind allerdings erheblich höher doch voraussichtlich ausreichen werden, um alle zur Ausführung reifen Ansprüchen der Domänen⸗ pächter entsprechen zu können, wie das unter gleichen Verhältnissen im vorigen Jahr der Fall gewesen ist.

Ich will diese Gelegenheit benutzen, um mich über die ganze Lage dieses Meliorationswerks zu äußern.

Die Drainagen auf den Domänenvorwerken sind seit ungefähr 1874 zunächst mit Mitteln der Seehandlung be⸗ gannen, dann seit 1882 aus extraordinären Mitteln des Etats mit schwankenden Beträgen gefördert. Es sind nun gerade zehn Jahre her und ich habe deshalb die Bilanz aufmachen lassen, welche Erfolge erzielt sind. Im Jahre 1882 wurde ermittelt, daß auf den Domänen 68 586 ha drainirungsbedürftig seien; bis jetzt sind drainirt 67 000 ha in einzelnen Provinzen ist weniger drainirt worden, als anfänglich angenommen war, in andern Provinzen mehr. Von der Gesammt⸗ fläche sind 14 000 ha von den Herren Domänenpächtern ohne jegliche Beihilfe des Staats drainirt. Es ist dies in meinen Augen eine sehr erhebliche Leistung, die seiner Zeit nur ausgeführt werden konnte, weil die Domänenpächter sich in günstigeren Pachtverhältnissen befanden

wie heute. Es kam nun für mich darauf an, festzustellen: welche Be⸗ dürfnisse liegen auf diesem Gebiet jetzt noch vor? Nach der Denkschrift, die dem Etat von 1881/82 beigegeben war, durfte man annehmen, daß im großen und ganzen das ganze Drainagebedürfniß auf den Domänen befriedigt sei. Es hat sich bei der dieserhalb stattgehabten Nachfrage herausgestellt, daß derzeit noch auf 320 Domänenvorwerken eine Fläche von 41 000 ha drainirt werden muß. Im Durchschnitt hat die Ausführung der Drainage auf den Domänen den Betrag von 170 pro Hektar erfordert. Es würde somit, um die Sache zum Abschluß zu bringen, noch eine Summe von ungefähr sieben Millionen Mark erforderlich sein. Dieser Betrag wird ja nicht mit einem Mal flüssig zu machen sein, aber ich hoffe, bei dem Interesse und der Wichtigkeit dieser hervorragenden Melioration, daß es selbst unter den schwierigen finan⸗ ziellen Verhältnissen, wie wir sie heute haben, doch möglich sein wird, in den nächsten Jahren erhebliche und weiter dauernde Beträge für dieses Meliorationsbedürfniß in dem Etat erscheinen zu lassen.

Herr Abg. Schultz⸗Lupitz hat außerdem der Befürchtung Aus⸗ druck gegeben, als ob seitens der landwirthschaftlichen Verwaltung eine Vertheuerung der Kainitpreise angebahnt werde. Er hat wohl da wir über diese Angelegenheit correspondirt haben nicht alles aus⸗ sprechen wollen, was er von derselben weiß. Thatsache ist, daß ich seit bald zwei Jahren, aus eigner Erfahrung von der Nothwendigkeit der Verbilligung des Kainits für entferntere Gegenden überzeugt, der Prüfung der Frage näher getreten bin, wie man für die östlichen Landestheile einen billigeren Kainitsbezug wie bisher herbeiführen könne. (Bravo!) Ich dachte zunächst an eine Ermäßigung der Tarife; ich habe mich aber überzeugt, daß zur Zeit schon für Kainit infolge der Bemühungen der deutschen Landwirthschafts⸗ gesellschaft so billige Tarife bestehen, daß es kaum möglich sein wird, noch weiter herunterzugehen, falls nicht die Eisenbahn unter die Selbstkosten heruntergehen soll. Dagegen wurde von anderer Seite hervorgehoben, die Kainit fördernden Werke könnten ja mit den Preisen heruntergehen. Auch diese Frage ist ventilirt worden, seitens

der Werke wird aber bestimmt in Abrede gestellt, daß bei dem großen Risico, welches ja auch im vorigen Jahre eine Erläuterung erfahren hat, es möglich sei, die Preise noch weiter herabzusetzen. Bei dieser Sachlage tauchte der Gedanke auf, ob man nicht im Inter⸗ esse des Ostens und überhaupt der entfernteren Landestheile einen Ausgleich darin finden könnte, daß ein etwas höherer Preis für die der Gewinnungsstelle nahe gelegenen Districte und ein billigerer Preis

Düngungsmittel vorhanden ist, es wird nur an einer Stelle gefunden. Nichtsdestoweniger habe ich, als diese Frage an mich herantrat, ob man auf Kosten der mittleren Landestheile eine Verbilligung des Preises für Kainit zu Gunsten des Ostens anstreben solle, mich dagegen entschieden, und ich werde den Gedanken nicht weiter verfolgen. Da aber der Herr Abg. Schultz⸗Lupitz, der Verfechter der Kainitfrage, in diesem Hause, die Sache anregte, so glaube ich ihm diese beruhigende Erklärung er⸗ theilen zu sollen.

dieses werthvolle

Dann möchte ich noch mit einem Wort auf die Transportfrage zurückkommen. Ja, meine Herren, das ist selbstverständlich, daß für den Landwirth die Transportfrage von entscheidender Bedeutung ist, und ich mache selbst praktische Erfahrungen, weil ich noch immer 21 bis 22 km von jeder Eisenbahnstation entfernt liege und die Leiden einer solchen Lage mit Ihnen theile. Auf dem Ge⸗ biete des Wegebaues kann die Domänenverwaltung selbstverständ⸗ lich nicht viel thun. In diesem Jahre ist meinerseits eine Position zur Beförderung des Kleinbahnwesens seitens der Domänen⸗ und Forstverwaltung im Etat nicht gefordert, mit Rücksicht auf die gesammte Finanzlage, und weil die Verhältnisse bezüglich der Pläne, die für die einzelnen Landestheile vorliegen, noch nicht so weit geklärt waren, um eine solche Forderung gegenüber dem Herrn Finanz⸗Minister begründen zu können. Im übrigen bin ich nicht zweifelhaft, daß der Domänen⸗und Forstverwaltung Mittel zu Gebote stehen, um ihrerseits den Wegebau, Chausseebau und die Anlegung von Eisenbahn⸗Halte⸗ stellen zu unterstützen, mir auch bereitwilligst von der Finanzverwaltung Mittel zur Verfügung gestellt werden, um seiner Zeit den Klein⸗ bahnbau, der nur eine andere Art des Wegebaues ist, zu fördern.

Die Staffeltarife heute zu diseutiren, würde, glaube ich, zu weit führen. Die Sache ist im Stadium des Versuchs. Gleichwohl muß ich bekennen, daß ich dem Staffeltarif nicht abgeneigt bin, weil er eine innere Berechtigung hat.

Dann aber noch ein Wort dem Herrn Abg. von Kröcher. Er stellte mich hin als selbstverständlichen, bedingten Freihändler. Woher er diese Wissenschaft schöpfte, weiß ich nicht. (Zuruf: Früher!) Ich kann ja vollständig anerkennen, daß jemand, der an der Küste wohnt und den ganzen Segen beobachtet, den der Verkehr und Handel nicht bloß auf die Industrie und den Kaufmannstand ausübt, sondern auf alle Landestheile, weche an demselben theil nehmen, daß der naturgemäß ein größeres Interesse hat für den freien Verkehr wie für beschränkten Verkehr. Wenn ich mir aber klar darüber bin, daß gerade der Ostseeküstenstrich für die ganze Schutzzollgesetzgebung erhebliche Opfer im Interesse des gesammten Vaterlandes gebracht hat, wenn ich ferner nach der Natur meines ganzen Aufwachsens in der Nähe der See die hohe Bedeutung eines freien Verkehrs voll würdige, so verschließe ich mich doch dem nicht, daß die Schutzzölle seiner Zeit nothwendig gewesen sind, und bin von der fortdauernden Nothwendigkeit der Schutzzölle überzeugt. Es handelt sich aber gar⸗ nicht darum, die Schutzzölle aufzuheben, und selbst der enragirteste Schutzzöllner wird anerkennen müssen, daß ein“ Zoll von 35 per Tonne ein nicht zu verachtender Schutz ist.

Darauf wird die weitere Berathung auf Dienstag 11 Uhr vertagt.

Schluß nach 4 Uhr.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die in Policebedingungen von Lebensversicherungs⸗ gesellschaften enthaltene Bestimmung: „Wenn irgend eine An⸗ gabe in dem Antrage zu dieser Police in irgend einer Hinsicht unwahr ist, so soll diese Police ungültig sein, vede gatfr segfeh daß innerhalb zweier Jahre vom Datum dieses die Entdeckung von

der Gesellschaft gemacht und die Person, deren Leben hierdurch ver⸗ sichert ist, oder deren Stellvertreter oder Rechtsnachfolger davon in Kenntniß gesetzt worden ist ...“ hebt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 22. Oktober 1892, die nach preußischem und gemeinem Recht bestehende Regel, daß un⸗ richtige Angaben oder verschwiegene Thatsachen nur dann die Ungültigkeit der Police zur Folge haben, wenn sie auf ein Ver⸗

——

schulden des Versicherungsnehmers zurückzuführen sind, für die be⸗ treffenden Lebensversicherungsverträge nicht auf. Die Verschwei⸗ gung einer Thatsache ist als schuldhafte Unwahrheit nicht zu erachten, wenn der Versicherungsnehmer bei der Aufnahme der Versicherung erwiesenermaßen an Vergeßlichkeit gelitten und geringe Ur⸗ theilskraft besessen und demzufolge an die betreffende Thatsache garnicht gedacht hat. Der Regierungsbeamte P. in O. (Ober⸗ schlesien) hatte im September 1889 bei der Equitable, Lebensver⸗ sicherungsgesellschaft in New⸗York, durch Vermittelung ihrer Sub⸗ direction in Breslau, eine Versicherung auf sein Leben in Höhe von 8000 zu Gunsten seiner hefrau bean⸗ tragt, welche im November 1889 zu stande kam. Bereits am 12. März 1890 starb P. in der Irrenanstalt an Gehirnerweichung. Die Versicherungsgesellschaft lehnte die Auszahlung der Versicherungs⸗ summe an die Wittwe wegen angeblich unwahrer Angaben des P. beim Abschluß des Vertrags unter Berufung auf § 12 ihrer Police⸗ bedingungen (welcher die oben wörtlich mitgetheilte ent⸗ hält) ab. In dem von der Wittwe P. eingeleiteten lageverfahren wurde festgestellt, daß der Verstorbene an Hirnerweichung bereits längere Zeit vor der Aufnahme der Versicherung gelitten und fünf Aerzte wegen seines nervösen Kopfschmerzes consultirt hatte. P. hatte aber in seinem Antrage nur angegeben, daß er den Dr. F. wegen nervösen Kopfschmerzes im letzten Winter consultirt und seit dem Februar 1889 sich voll⸗ kommen wohl gefühlt hätte. Andererseits wurde auf Grund des Gutachtens eines medizinischen Sachverständigen und der Angaben der von ihm consultirten Aerzte festgestellt, daß P. trotz wahrscheinlich vorhandener physischer Schwäche sich in der Zeit vom Februar bis Oktober 1889 vollkomme n wohl efühlt haben konnte, und daß er sich gerade infolge der Natur selncs Leidens (beginnender Hirn⸗ erweichung) der Unwahrheit seiner desfallsigen Angaben nicht bewußt

für die entfernter liegenden Landstriche festgesetzt werde. Der Ge⸗

gewesen sei, daß er ferner an Vergeßlichkeit gelitten und geringe Urtheilsfähigkeit besessen habe und daß er demnach keine Vorstellung

danke ist an sich nicht so uneben, weil thatsächlich ein Monopol für

davon hatte, er könne sich durch Nichtbenennung der übrigen Aerzte einer Unwahrheit schuldig machen. Das Berufungsgericht verneinte dem⸗ zufolge ein Verschulden des P. hinsichtlich der von ihm emachten Angaben und verurtheilte die Versicherungsgesellichaft zur Zahlung der Versicherungssumme an die Klägerin. Die Revision der beklagten Gesellschaft wurde vom Reichsgericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Das Berufungsgericht geht mit Recht davon aus, daß der Klageanspruch nebst der beanspruchten Verzinsung desselben als an sich begründet erscheine, sodaß nur noch die von der Beklagten dagegen erhobene Einrede in Frage komme und daß zur Begründung derselben nach den maßgebenden Bestimmungen der §§ 2026 und 2027 II 8 vgl. mit §§ 539 und 5421 11 Allg. Landrechts womit übrigens auch die gemeinrechtlich in Betreff des Lebensversicherungsvertrages geltenden Grundsätze übereinstimmen nicht nur die objective Unwahrheit der vom Versicherungsnehmer ge⸗ machten Angaben, sondern auch die Erheblichkeit verschwiegener Thatsachen für den Entschluß des Versicherers, auf das Geschäft ein⸗ zugehen, sowie ferner ein Verschulden des Versicherungsnehmers er⸗ forderlich sei.. .. Seinem Wortlaute nach knüpft § 12 der Police⸗ bedingungen das Präjudiz der Ungültigkeit an die Un w ahrheit einer in dem der Police zum Grunde liegenden Antrage enthaltenen Angabe. Unter „Unwahrheit’ ist aber durchaus nicht nothwendig schon die objective Unrichtigkeit zu verstehen, sondern es kann unter diesem Ausdrucke ebensowohl auch der Gegensatz zu dem verstanden werden, was der Erklärende subjectiv für wahr hält oder doch, wenn ihn nicht der Vor⸗ wurf der Föpelafc keit treffen soll, für wahr halten mußte. Und wenn man die zahlreichen, detaillirten, sich zum theil auf ganz ab⸗ gelegene Dinge und Zeiten erstreckenden oder ihrem Inhalte nach für einen Laien leicht mißzuverstehenden Fragen ins Auge faßt, über welche nach dem Antragsformular der beklagten Gesellschaft und nach dem von dem Vertrauensarzte der Gesellschaft auf Grund der ihm zu gebenden Auskunft des Versicherungsnehmers auszufüllenden Formulare der Antragsteller Angaben zu machen hat, so liegt es sogar viel näher, den Ausdruck hier als im Sinne der letzteren Alternative gebraucht anzunehmen, zumal die Beklagte sich sagen mußte, daß bei der ent⸗ gegengesetzten Auslegung ein verständiger Mann sich schwerlich auf eine Versicherungsnahme bei ihr einlassen würde. Auch steht dieser Auslegung der bekannte Grundsatz entgegen, daß bei einer Mehrdeutig⸗ keit der von den Versicherungsgesellschaften in den von ihnen ausgehenden Bedingungen gebrauchten Ausdrücke die für den Ver⸗ sicherungsnehmer günstige Auslegung zu befolgen ist. War es der Beklagten wirklich darum zu thun, auch im Fall jeder nur objectiven Unwahrheit in den Angaben der Versicherungsnehmer die Versicherung als ihr gegenüber unverbindlich zu behandeln, so hätte sie dies mit ganz unzweideutiger Bestimmtheit in ihren Bedingungen zum Ausdruck bringen müssen. Daß die strengere Auslegung des § 12 der Bedingungen mit dem Umstande in Verbindung stehe, daß Be⸗ klagte nach Ablauf von zwei Jahren die Unanfechtbarkeit der Police concedire und daß sie das Aequivalent für diese Concession bilde, läßt sich weder aus der Fassung dieser Bedingung noch aus dem sonstigen Inhalt der Policebedingungen entnehmen. ..“

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ungarns Cerealien⸗Ausfuhr. Die Daten des landesstatistischen Bureaus in Budapest bieten über den vorjährigen Getreide- und Mehlhandel Ungarns eine voll⸗ ständige Uebersicht. Es ist ein nicht unbedeutender Rückgang des auswärtigen Getreide⸗ und Mehlhandels eingetreten. Von Weizen gelangten um 1,65 Millionen M.⸗Ctr. weniger zum Exvort als im vorhergegangenen Jahre, trotzdem die 1892 er Ernte kaum schwächer ausfiel als die 1891er. Dem gegenüber ist zwar in der Mehlausfuhr eine Zunahme zu bemerken, welche aber nur gering ist und mit 158 000 M.⸗Ctr. verzeichnet werden kann. Auch die Ausfu r von Fisolen blieb um 189 590 M.⸗Ctr. hinter der des Jahres 1891 zurück. Hingegen ist in der Ausfuhr von Mais ein ziemlicher Aufschwung zu constatiren; die Mehrausfuhr beträgt nämlich dem Vorjahre gegenüber 1 210 269 M⸗Ctr. Die Verkehrsziffern des Roggens, der Gerste und der Mahlproducte weisen nur geringe Divergenzen gegen 1891 auf; die Aus⸗ fuhr des ersteren blieb um nahe an 100 000 M.⸗Ctr. zurück, die der letzteren hat hingegen um ein Unbedeutendes zu⸗ genommen. Im ganzen gestaltete sich die Ausfuhr wie folgt: Gesammtausfuhr in Ausfuhr in Meter⸗Centnern M.⸗Ctrn. nach 11X“ im Jahre Oesterreich im 1892 1891 Jahre 1892 Weizen. 4 835 696 6 489 620 4 300 476 Roggen 111“ 1 992 146 2 094 789 1 840 709 Z“ 2 651 002 2 574 798 1 614 769 Hafer 1 1829b11-9 1 239 018 1 307 460 Mais 3 564 892 2 354 623 2 710 963 Fisolen. 531 035 20 6: 197 594 11Ae6“*“ 4 970 222 4 812 210 4 017 311 Andere Mahlproducte. 175 149 163 223 162 613 Ins Ausland wurden aus Ungarn eigentlich nur 535 220 M.⸗Ctr. Weizen, 151 445 M.⸗Ctr. Roggen, 1 036 233 M.⸗Ctr. Gerste, 12 653 M.⸗Ctr. Hafer, Fisolen, 952 911 M.⸗Ctr. Mehl und 12 536 M.⸗Ctr. andere Mahl⸗ producte exportirt. Diese Quantitäten sind im Vergleiche zu denen der vorhergegangenen Jahre weit geringer, namentlich bei Weizen, Gerste, Hafer und auch bei Mehl.

Saatenstand in der Türkei.

(Vergl. „Reichs⸗Anz.“ Nr. 300 vom 19. Dezember 1892.)

In der europäischen Türkei hat es fast überall während des Monats Dezember v. J. zu wiederholten Malen geregnet, sodaß die Herbstbestellung der Felder tüchtig gefördert werden konnte. Man nimmt an, daß ungefähr dasselbe Quantum Wintergetreide wie im vorigen Jahre ausgesät ist, oder daß doch dieses Quantum durch nachfolgende Bestellunzen erreicht werden wird. In der asiatischen Türkei ist ebenso wie in der europäischen, abgesehen von einigen Bezirken, reichlich Regen gefallen und dadurch die Möglichkeit gegeben worden, das in der Aussaat früher Versäumte nachzuholen. Die Provinzen Erzerum und Angora sind dagegen, ausge⸗ nommen den unteren Theil des zur Provinz Angora gehörigen Sandschaks Insgat, mit der Aussaat noch erheblich im Rückstande. In dem Hinterlande von Smyrna stellt sich die Anbaufläche in den Küsten⸗ gegenden wie im Vorjahre; dagegen ist sie auf dem Hochplateau vor⸗ Hnhg etwas geringer, ein Unterschied, der sich vielleicht im Frühjahre noch ausgleichen wird. Das statistische Central⸗Bureau in Christiania hat kürzlich eine Uebersicht über die Größe der in Norwegen mit Getreide und Kartoffeln bebauten Fläche, sowie über die Menge der Aussaat für das Jahr 1890 veröffentlicht. Danach ergeben sich folgende Zahlen, welchen zur Vergleichung die entsprechenden Zahlen aus dem Jahre 1865 beigefügt sind:

Fläche angebaut mit:

Menge der Aussaat:

„Bland⸗ korn“ (Getreide gemischt aus Gerste und Hafer)

Roggen Gerste

Hektaren Hektaren

s Hafer Erbsen

Hektaren

Zusammen

2een Kartoffeln Weizen Roggen

Hektaren

Hektaren

Hektaren

Gerste

„Bland- konn ““ gemi aus Gerste und Hafer) Hektoliter

Erbsen Zusammen Kartoffeln Korn

Hafer

Hektoliter Hektoliter Hektoliter Hektoliter

Hektaren 13 699 19 100

13 372 12 250

49 409

95 003 91 300

179 100 35 769

31 700

3 462 3 950

12 486 12 705

27 885 23 900

Hektoliter Hektoliter Hektoliter

168 226 176 770

1 153 039 939 600

759 920 813 706

479 571 496 226

11 131 12 471

60 621

853 929 M.⸗Ctr. Mais, 333 441 M.⸗Ctr.

Zweite Beilage

Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Montag, den 23. Janug

1893.

Literatur.

Unterhaltung.

Nord⸗Amerika, seine Städte und Naturwunder, das Land und seine Bewohner, in Schilderungen von Ernst von Hesse⸗ Wartegg. Von diesem gediegenen Prachtwerk, das in dreißig Lieferungen zu dem ungewoöhnlich geringen Preise von 50 für die Lieferung vollständig sein wird, liegen uns jetzt die achte bis siebzehnte Lieferung und damit die ersten beiden Bände abgeschlossen vor. Es finden sich darin mit zahlreichen vortrefflich ausgeführten Abbildungen versehene Schilderungen der ausgedehnten Prairiestaaten der Union: Kentucky, Nebraska und Colorado. Von dem überraschend schnellen Aufblühen der Weltausstellungsstadt Chicago wird ein treues Bild gegeben. Eine ganz besondere Berücksichtigung erfahren die immer noch zu wenig bekannten wunderbaren Naturschöpfungen in dem mächtigen Felsengebirge: Middle⸗Park, Monument⸗Park, Garten der Götter und namentlich der Yellowstone⸗Park, das Nationaleigenthum und der Stolz eines jeden Amerikaners. Eine Beschreibung der Sitten und Gebräuche der Chinos und Zambos, einer Blutmischung zwischen Indianern und Negern, schließt den zweiten Band des interessanten Werks ab.

In der ersten Nummer des 62. Jahrgangs der bisher von Fritz Mauthner und Otto Neumann⸗Hofer gemeinschaftlich herausgegebenen Wochenschrift „Das Magazin für Literatur“ wird mitgetheilt, daß Fritz Mauthner aus der Redaction des Blattes ausscheidet und auch die regelmäßige Berichterstattung über die Theater, die an Friedrich Spielhagen übergeht, niederlegt. Doch wird Fritz Mauthner ständiger Mitarbeiter des „Magazins“ bleiben und an⸗ statt des Theaters andere Gebiete des literarischen und cul⸗ turellen Lebens in seinen Spalten behandeln. Neben Friedrich Spielhagen werden noch Paul Schlenther, Ernst von Wolzogen und der Herausgeber Otto Neumann an der Berichterstattung über die Theater sich betheiligen. Ernst von Wolzogen übernimmt zugleich den Bericht über die wichtigsten dramatisch⸗musikalischen Erscheinungen. Die neuesten Werke von Hermann Sudermann, Ludwig Fulda, P. K. Rosegger, Detlev von Liliencron, Giovanni Verga und Arno Garberg sollen im neuen Jahrgang zur Veröffentlichung kommen. Außerdem hat sich die Leitung des Blattes der. ständigen Mitarbeiterschaft des nach Berlin übergesiedelten August Strindberg versichert. 1

Die „Illustrirte Zeitung“ (Verlag von J. J. Weber in Leipzig) hat mit ihrer ersten in diesem Jahre am 7. Januar er⸗ schienenen Nummer ihren 100. Band begonnen, und sie ist aus diesem Anlaß in besonders festlicher Ausstattung erschienen. Der Nummer liegt ein Exemplar der ersten Nummer, datirt vom 1. Juli 1843, bei. Den Fortschritt, den das Unternehmen im Laufe der fünfzig Jahre gemacht hat, erkennt man aus einem Vergleiche jener Nummer mit der vom 7. Januar dieses Jahres: in Druck, Papier und Illustration ist ein fortgesetzter Wandel vor sich gegangen, der nicht nur von dem Streben nach Vervollkommnung Zeugniß ablegt, sondern auch den Fortschritt der Entwickelung aller Zweige der Technik uns deutlich vor Augen führt.

Jugendfreund, illustrirte Wochenschrift für die Jugend von zehn bis sechzehn Jahren, herausgegeben von Max Hübner. Verlag von Franz Goerlich in Breslau. Der Herausgeber, der durch seine patriotischen Jugendschriften bekannte Rector Hübner in Posen, beab⸗ sichtigt mit dieser seit dem 1. Oktober 1892 in Wochenheften für den Preis von 75 vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift, dem Mangel an gediegenem und interessantem Lehrstoff für die reifere Jugend ab⸗ zuhelfen und dadurch zu verhindern, daß sie noch mehr, als es bisher schon geschieht, ihr Unterhaltungsbedürfniß in Leihbibliotheken zu be⸗ friedigen sucht. Der Jugendfreund soll anziehend geschriebene Dar⸗ stellungen aus der Geschichte, dem Natur⸗ und Menschenleben, mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Vaterlandes und der neuesten Zeit, ferner Lebensbilder hervorragender Personen aus den Gebieten der Kunst und Wissenschaft, des Staats⸗, Gewerbe⸗ und HKandels⸗ lebens, sowie leicht verständliche Belehrungen aus der Volkswirth⸗ schaftslehre, dem Staats⸗ und Gesellschaftsleben bringen. Einen be⸗ deutenden Raum in der neuen Zeitschrift soll die vorwiegend der Unterhaltung dienende freie Erzählung, unter Vermeidung über⸗ spannter, die Phantasie reizender, lang ausgesponnener Jugendromane, einnehmen. Auch Spiele, Räthsel, unterhaltende Aufgaben werden jeder Wochennummer beigegeben. In den ersten fünf Heften, die als Monats⸗Ausgabe zum Preise von 30 uns vorliegen, sind diese Versprechungen gehalten. Aus dem reichen Inhalt dieser Aus⸗ gabe heben wir hervor: „Nacht und Morgen“, Zeit⸗ und Sittenbild aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, nach Klöden’'s „Die Quitzow's und ihre Zeit“, für die reifere Jugend erzählt von M. Hübner; ein Lebensbild des Christoph Columbus mit vier Abbil⸗ dungen; eine Schilderung der Burg Hohenzollern mit einer Abbildung von M. Lehmann und die Beschreibung eines Tages aus dem Kindes⸗ leben im alten Athen von Franz Dittmar. 1

Die Hefte 22 bis 24 der von Joseph Fchte geleiteten,

von der Deutschen Verlags⸗Anstalt (Wien⸗Stuttgart) erausgegebenen aalbmonatsschrift „Aus fremden Zungen“ beschließen den zweiten Band des zweiten Jahrgangs dieser Zeitschrift, die durch ihre mannig⸗ faltigen Veröffentlichungen der hervorragendsten literarischen Erzeug⸗ nisse des Auslandes in deutscher Uebersetzung sich schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens einen großen Leser⸗ und Freundeskreis erworben hat. In diesen drei Heften sind u. a. enthalten ein vlämischer Sittenroman „Kees Doorik“ von Georges Eekhoud, die Novelle „Knud Tandberg“ aus dem Norwegischen von Amalie Ikram, eine Erzählung in Versen „Böhmerwald⸗Idylle“ aus dem Böhmischen von Jaroslav Brchlicky und eine Erzählung „Eine theure Christbaumfeier“ aus dem Russischen von Jacob Polonsky. Außerdem finden sich in diesen Heften unter der Bezeich⸗ nung „Von Diesem und Jenem⸗ Mittheilungen über den Lebensgang der am 21. Oktober 1892 in Neapel verstorbenen Verfasserin des in dieser Zeitschrift veröffentlichten schwedischen Romans „Weiblichkeit und Erotik“*, Anna Charlotte Eugenie Leffler, Herzogin von Cajanello, sowie biographische Notizen über Georges Eekhoud, den talentvollen im Jahre 1854 in Antwerpen geborenen und durch viele Schriften und Dichtungen bereits bekannten Verfasser des vlämischen Sittenromans „Kees Doorik“. Eine prachtvoll illustrirte Ausgabe von Ludwig Uhland's Dichtungen bietet ihren Lesern pöllig gratis die illustrirte eitschrift, Zur Guten Stunde”“ (Berlin W., 57, Deutsches Ver⸗ agshaus Bong u. Co.) in ihrer bekannten Gratisbeilage „Illustrirte Klassiker⸗Bibliothek“. Das erste Heft liegt dem soeben erschienenen Heft von „Zur Guten Stunde“ bei und ist in jeder Buchhandlung zur Ansicht erhältlich. . 3 Hermann Sudermann's neueste Bühnendichtung „Heimath“, Schauspiel in vier Acten, gelangt im „Magazin für Litterat ur⸗ zum vollständigen Abdruck. Die ersten Nummern des neuen Quartals enthalten ferner noch Auffätze und Beiträge von Friedrich Spielhagen, August Strindberg, P. K. Rosegger, Ludwig Fulda, Ernst von Wol⸗ zogen, Fritz Mauthner, Paul Schlenther und Carus Sterne. 1

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen, und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. tzeiti geftelindir Kuhr sind am 21. d. M. gestellt 10 807, nicht rechtzeitig agen. In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestehlt 4888, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8

Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 21. Januar das Grundstück des Kaufmanns Hugo Daus, Heim⸗ straße 20, zur Versteigerung; Nutzungswerth 11 390 ℳ; Mindestgebot 800 ℳ: für das Meistgebot von 155 100 wurde der Kaufmann Carl Felgentreff zu Charlottenburg, Knesebeckstraße 91, Ersteher.

Berlin, 21. Januar. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sa⸗ bersky). la. Kartoffelmehl 19 ℳ, la. Kartoffelstärke 19 ℳ, IIa. Kartoffelstärke und Mehl 16 17 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke Frachtparität Berlin 10,20 ℳ, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach Werkmeister's Bericht franco Fabrik 9,75 ℳ, gelber Syrup 22 22 ½ ℳ, Cap.⸗Syrup 23 23 ½ ℳ, Cap.⸗Export 24 24 ½ ℳ. Kartoffelzucker gelber 22 22 ½ ℳ, do. Cap. 23 ½ 24 ℳ, Rum⸗Couleur 36 37 ℳ, Bier⸗Couleur 35 36 ℳ, Derxtrin, sers und weiß, la. 27 ½ 28 ½ ℳ, do. secunda 25 26 ℳ,

eizenstärke (kleinst.) 34 35 ℳ, Weizenstärke elgroßst) 41 42 ℳ, Hallesche und Schlesische 41 42 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 ℳ, do. (Stücken) 46 47 ℳ, Maisstärke 32 nom., Schabe⸗ stärke 30 nom., Victoria⸗Erbsen 18 22 ℳ, Kocherbsen 16 20 ℳ, grüne Erbsen 17 20 ℳ, Futtererbsen 14 14 ½ ℳ, Leinsaat 24 25 ℳ, Linsen, große, neue 40 54 ℳ, do. mittel 34 40 ℳ, do. kleine 20 32 ℳ, gelber Senf 34 —48 ℳ, Kümmel 44 50 ℳ, Mais loco 13 13 ½ ℳ, Pferdebohnen 14 ½ 16 ℳ, Buchweizen 14 ½ bis 15 ½ ℳ, inländische weiße Bohnen 16 18 ℳ, weiße Flachbohnen 20 22 ℳ, ungarische Bohnen 14 15 ℳ, galizische und russische Bohnen 13 —14 ℳ, Wicken 12 ½ 13 ½ ℳ, Hanfkörner 19 20 ℳ, Leinkuchen 16 17 ℳ, Weizenschale 9 ℳ, Roggenkleie 9 ℳ, Rapskuchen 14 15 ℳ, Mohn, blauer 54 60 ℳ, do. weißer 82 90 nom., Hirse, weiße, 18 20 Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg. 3

Wie der „H. B. H.“ aus Berlin berichtet wird, hat h. unter der Firma Ad. Goerz u. Co., Gesellschaft mit be⸗ schänkter Haftung, Berlin, eine Gesellschaft gebildet, die vor⸗ nehmlich Geschäfte mit der Transvaal⸗Republik betreiben und zu diesem Behufe in Johannisburg eine Filiale errichten wird. Das voll einbezahlte Stammkapital beträgt 3,20 Millionen Mark mit einer Nachschußverpflichtung in gleicher Höhe, sodaß die Gesellschaft insgesammt über 6,40 Millionen Mark verfügt. Der Leiter der Ge⸗ sellschaft ist Herr Adolf Goerz, der schon seit mehreren Jahren das Consortium der Deutschen Bank in Johannisburg vertreten hat.

Die, Köln. Ztg.“ berichtet über das Ruhrkohlensyndikat, daß die Verhandlungen des Ausschusses am Sonnabend insoweit ohne Ergebniß geblieben seien, als zwar der Vertragsentwurf auf fünf Jahre abgeändert wurde, dieser Beschluß jedoch nicht einstimmig erfolgt sei, da ein Mitglied nicht zugestimmt, beziehungsweise sich entfernt habe. Montag begebe sich eine Abordnung nach Magdeburg, um mit dem Magdeburger Bergwerk zu verhandeln. Auf der am 28. d. M. stattfindenden Hauptversammlung soll eine letzte Frist der Erklärung bis Mitte Februar beantragt werden.

Bei der Sächsischen Viehversicherungs⸗Bank in Dresden betrugen im Jahre 1892, dem 20. Rechnungsjahre, die Reserveüberträge nach dem Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto 402 646 ℳ, die Prämieneinnahme für 27 437 075 Versicherungssumme 894 015 ℳ, Nebenleistungen der Versicherten 97 036 ℳ, Erlös aus Vieh 131 989, Zinsen 10 402, Cursgewinn 3758 ℳ, Summe der Einnahme 1 539 849 ℳ; gegenüber stehen Ausgaben: an ein⸗ gegangenen, noch nicht verdienten Prämien 251 41ꝛꝑ9- ℳ, Ent⸗ schädigungen und Regulirungskosten 814 807 ℳ, zum Re⸗ servefonds 148 481 ℳ, Verwaltungskosten 314 305 u. s. w., überhaupt 1 539 849 Die Bilanz schließt auf beiden Seiten mit 510 841 ℳ; unter Activen betragen die Forderungen an die Zeichner der Bankschuldscheine 66 000 ℳ, die sonstigen For⸗ derungen 25 386 ℳ, der Kassenbestand 38 443 ℳ, die Kapitalanlagen 381 011 ℳ, während Inventar und Organisationskosten nicht mehr in der Rechnung figuriren; unter den Passiven betrugen: das in Bankschuldscheinen emittirte Kapital unter Berücksichtigung der Amortisation 66 000 ℳ, die Reserven⸗Ueberträge 296 360 ℳ, der Reservefonds 148 481

Der Aufsichtsrath der Bremer Bank hat die Dividende auf 4 ½ % wie im Vorjahre festgesetzt. .

Magdeburg, 21. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % 14,85, Kornzucker excl., 88 % Rendement 14,25, Nachproducte excl., 75 % Rendement 11,80. Unverändert. Brod⸗

raffinade I. 27,75. Brodraffinade II. 27,50. Gem. Raffinade mit

Faß 28,00. Gem. Melis I. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 14,25 Gd., 14,27 ½ Br., pr. Februar 14,22 ½ Gd., 14,25 Br., pr. März 14,25 Gd., 14,30 Br., pr. April 14,30 Gd., 14,32 ½ Br. Ruhig.

Leipzig, 21. Januar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. ba Plata. Grundmuster B. per Januar 3,62 ½ ℳ, per Februar 3,65 ℳ, per März 3,67 ½ ℳ, per April 3,67 ½ ℳ, per Mai 3,70 ℳ, per Juni 3,70 ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per 3,75 ℳ, per September 3,77 ½ ℳ, per Oktober 3,80 ℳ, per No⸗ vember 3,77 ½ ℳ, per Dezember 3,77 ½ Umsatz 5000 kg.

Pest, 21. Januar. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen ruhig, pr. Frühjahr 7,43 Gd., 7,45 Br., pr. Herbst 7,56 Ed., 7,58 Br. Hafer pr. Frühjahr 5,46 Gd., 5,48 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 4,71 Gd., 4,73 Br. Kohlraps pr. August⸗September 11,25 Gd., 11,35 Br.

London, 21. Januar. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

21. Januar. (W. T. B.) 96 % Javazucker loco 16 ¾ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ¼ ruhig.

23. Januar. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be⸗ trugen in der Woche vom 14. Januar bis 20. Januar: englischer Weizen 2143, fremder 26 362, engl. Gerste 1807, fremde 6419, engl. Malzgerste 22 520, fremde —, engl. Hafer 1330, fremder 10 577 Orts., engl. Mehl 20 253, fremdes 15 908 Sack.

Rom, 23. Januar. (W. T. B.) Der flüchtige Director der „Banca di Napoli“ Cuciniello, der des Diebstahls von 2 ½ Millionen Lire beschuldigt wird, ist gestern hier verhaftet worden.

Antwerpen, 21. Janugr. (W. T. B.) Petroleummarkt. (Schlußbericht.) Raffinirtes Type weiß loco 13 bez. u. Br., pr. Ja⸗ nuar 13 Br., pr. Februar⸗März 13 ½ Br., pr. September⸗Dezember

13 Br. Ruhig. 88 8 21. Januar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee

ön inn (5 ood ordinary 56 ½. Bancazinn 1 . 8 New⸗York, 21. Januar. (W. T. B.) Die Börse er⸗ öffnete fest und lebhaft, im weiteren Verlaufe trat theilweise Reaction ein; der Schluß war fest. Der Umsatz der Actien betrug 323 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 680 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt. er Dampfer „La Champagne“ nimmt 4 300 000 Dollars Gold, davon 3 385 000 Dollars aus dem Staatsschatz zur Ver⸗ schiffung an Bord.

Im Jahre 1892 betrug die Goldausfuhr 76 496 470 Dollars, die Silberausfuhr 35,995 834 Dollars, die Goldeinfuhr 17 480 940 Dollars, die Silbereinfuhr 21 726 252 Dollars.

Weizen änderte sich im Verlaufe nur wenig, da kein besonderer Einfluß vorherrschte. Schluß stetig. Mais fortgesetzt fest auf

kleinere Zufuhren. Schluß stetig.

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 11 966 862 Dollars gegen 14 161 893 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 4 091 787 Dollars gegen 4 145 453 Dollars in der Vorwoche. 3

Chicago, 21. Januar. (W. T. B.) Weizen anfangs höher, dann schwächer auf Realisirungen. Schlu ftetig Mafs anfangs höher, dann niedriger auf geringere Kauflust. Schluß stetig.

Et. Louis, 23. Januar. (W. T. B.) Ein von der Gesell⸗ schaft Carondelet gemietheter Kornspeicher ist abgebrannt. Der Schaden am Gebäude beträgt 500 000 Dollars, derjenige an Getreide eine Million Dollars.

Mannigfaltiges.

Die Berliner Große Freimaurer⸗Loge von Preußen, genannt „Kaiser Frenh zur Bundestreue“, wird des Kaisers Ge⸗ burtstag durch eine Fest⸗Tafelloge feiern.

Am Sonnabend und Sonntag fanden hier unter Vorsitz des Abg. Dr. Freiherrn Schenck von Schenckendorff Sitzungen des entral⸗ Ausschusses zur Förderung der Jugend⸗ und Volksspiele in Deutschland statt, die aus allen Theilen Deutschlands zahlreich be⸗ sucht waren. Für das Unterrichts⸗Ministerium wohnte, wie wir den „Neuest. Nachr.“ entnehmen, Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Köpke der Versammlung bei, die Militärverwaltung war durch den Ge⸗ neral⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungshauses, General der In⸗ fanterie von Keßler und den Commandeur das Cadetten⸗Corps, General⸗Major von Amann vertreten. Neben einer Reihe die innere Arbeit fördernder Berathungsgegenstände kamen zur Verhandlung: Die Stellung des Ausschusses zur deutschen Turner⸗ schaft, Abg. von Schenckendorff. Inwiefern nützen die Ju end⸗ und Volksspiele der Armee, Sanitäts⸗Rath und Abg. Dr. Graf und Dr. med. Schmidt⸗Bonn. Die Fortschritte der Bewegung auf sta⸗ tistischer Grundlage, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Blenck. Die neuere Sonntagsruhe und die Volksspiele, Schulrath Platen⸗Magde⸗ burg, und über die Einrichtung von Wettspielkämpfen durch den Aus⸗ schuß, Professor Dr. Koch⸗Braunschweig. Sämmtliche Verhandlungs⸗ gegenstände führten zu eingehenden Debatten.

Die Ergebnisse der probeweisen Heizung eines Wagens der Berlin⸗Charlottenburger Pferdebahngesellschaft sind, wie der „Nat.⸗Z.“ mitgetheilt wird, günstige. Nunmehr sind auch noch auf der Strecke Kupfergraben —Charlottenbur zwei weitere „geheizte Wagen“ eingestellt worden. Die Heizvorrichtung ist eine sehr zweck⸗ mäßige, die Heizung kostet für den Wagen und Tag etwa 13 bis 14 Preßkohlen, d. 6. 10 ₰l. Die Temperatur in dem Innenraum des geheizten Wagens schwankte bis jetzt zwischen 2 bis 7 Grad Plus Réaumur, je nachdem die Thür der Tramway während der Fahrt auf⸗ und zugemacht wurde.

Breslau, 22. Januar. Das Eisenbahn⸗Betriebsamt Breslau⸗Halbstadt macht bekannt: Zwischen Faulbrück und Schweidnitz entgleiste gestern der Güterzug Nr. 2651 infolg Schienenbruchs mit siebzehn Achsen; ein Bremser wurde leicht verletzt. der Verkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten.

Vom Rhein, 18. Januar. Der Verein für christliche Volksbildung hat ein Kaisersgeburtstags⸗Flugblatt herausgegeben, das außer einem Bilde des Kaisers eine ho patriotische Festbetrachtung und ein Gedicht: „Von Gottes Gnaden bringt. 100 Exempl. 1,50 ohne Porto. Adr. Herrn C. Goerke, Secretär in M.⸗Gladbach, Ev. Vereinshaus.

München. Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern hat das Protectorat über den in diesem Jahre in München zu veranstaltenden allgemeinen deutschen Journalisten⸗ und Schriftstellertag übernommen. Ferner hat sich ein aus den hervorragendsten Vertretern der Münchener Literatur⸗ und Kunstwelt, wie der gesellschaftlich tonangebenden Kreise bestehender Ehrenausschuß gebildet, und haben der Staats⸗Minister Freiherr von Feilitzsch, Erster Bürgermeister Dr. J. Ritter von Widenmayer und Schriftsteller Dr. H. Ritter von Lingg das Ehrenpräsidium in entgegenkommendster Weise übernommen. Die glänzendsten Namen der Münchener Literatur⸗ und Kunstwelt sind in diesem Ehrenausschuß vertreten: A. F. Graf von Schack, Gg. Ebers, Dr. H. von Riehl, Dr. Wil⸗ helm Hertz, Martin Greif, Dr. Carriere, Dr. Ritter von Reber. Dr. Hefner⸗Alteneck, General⸗Intendant Freiherr von Perfall, F. von Lenbach, Präsident der Künstlergenossenschaft Eugen von Stieler, Ptsfeta⸗ Bruno Piglhein, Erzgießer Ferdinand von Miller, Dr.

arl von Haushofer, Dr. Haushofer, Dr. Pettenkofer, Dr. von Ziemssen u. s. f. Die Fachausschüsse „Fest⸗Ausschuß“, „Finanz⸗Ausschuß“, „Wohnungs⸗, Preß⸗, Verkehrs⸗Ausschuß sind bereits organisirt und beginnen ihre Thätigkeit. Auch in diesen Aus⸗ schüssen, in erster Linie im „Fest⸗Ausschuß“, sind Namen vom besten Klang vertreten. Künstlerische Kräfte wie Professor R. Seitz, Pro⸗ fessor Albert Keller, F. von Uhde, Fr. Stuck, Emanuel Seidl, Pro⸗ fesor Flüggen, Ernst Pofhart General⸗Musikdirector Levi, die Hof⸗ schauspieler Schneider, Wohlmuth, Konrad Dreher haben sich dem „Fest⸗Ausschuß“ zur Verfügung gestellt. Der bereits früher organisirte „Ausschuß für das Pensionsstatut“ ist zur Zeit mit der ersten Lesung des „Statutenentwurfs“ beschäftigt. Die Abbaltung des Tages ist definitiv auf die Zeit vom 2. bis 5. Juli festgesetzt. Zahlreich einlaufende sympathische Zustimmungen aus allen Gauen Deutschlands und Oesterreichs lassen erkennen, mit welchem Interesse man in den Kreisen der deutschen Journalisten⸗ und Schriftstellerwelt dem diesjährigen Tag entgegensieht.

Rom, 23. Januar. Gestern Abend explodirten, wie „W. T. B.“ meldet, zwei Petarden, von denen eine im Eingang eines Hauses in der San Claudio⸗Straße, die andere in der Vim Borgognona auf dem Fenstergesims vor dem Höôtel Angleterre nieder⸗ gelegt war. Durch die Explosion wurde einiger Schaden angerichtet. In dem genannten Hotel wurden die Fensterscheiben und das Müen ble- ment eines Zimmers zertrümmert. Personen sind: nicht verletzt worden. Die Petarden enthielten Sprengpulver. Der Besitzer des Hötel Angleterre, der auf der San Andro⸗Straße ein Haus hat. glaubt, es habe sich um einen Racheact gehandelt.

Würzburg. Der Deutsche Verein für öffentliche Ge⸗ sundheitspflege wird seine nächste vübrene .eh en der ürüce Hälfte der Pfingstwoche, vom 25. bis 27. Mai 1893, hierseldst abhalten.

New⸗York, 21. Januar. Auf der Eisenbahnlinie Clevde⸗ land Cincinnati stieß laut Meldung des „W. T. B.“ heute hei Alton ein ExPresäue mit einem Güterzug zusammen, der Oel in Reservoirs mitführte. Die Reservoirs wurden zertrümmert und setzten den Güterzug in Brand. Das Feuer ergriff ein Reservoir mit Gazolin, das gleichfalls zersprang. Acht Personen wurden ge⸗ tödtet, elf tödtlich verwundet und 83 mehr oder minder fe

verletzt.