1893 / 28 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

vnigin⸗Mutter), eingeleitet Sb Symphonie. 1 sind Quanz, vaun, Hasse, Seb. und Ph. Em. Bach, Nichelmann, Benda vertreten. 86 klaviervirtuose Fritz Blumner wird in seinem eigenen pncert am Freitag, Abends 8 Uhr, in der Sing⸗Akademie, für das Professor Joachim seine Mitwirkung zugesagt hat, außer dem „Concert von St. Sasns und Lißzt's Ungarischer Rhapsodie (beide it beaunc) mehrere Gruppen von Soli, darunter Werke Weber, Scarlatti, Schubert, Chopin, Wagner, Strauß, Tausig Vortrag bringen. Der nächste Volksunterhaltungs⸗ bend findet am Sonntag, 5. Februar, in der Aula des Köllnischen nnasiums statt; Beginn 5 Uhr. Die nächste III. Quartett⸗ pirse der Herren Professor Jos. Joachim und Genossen findet hagsherstag, 9. Februar, statt; der Kartenverkauf ist bei Bote u. eröffnet. 8

Mannigfaltiges.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Hessen der Prinz Heinrich von Preußen besichtigten heute das ptdepot der Berliner Feuerwehr und wohnten dort Vorführung des gesammten Corps, soweit es nicht in bereitschaft hatte verbleiben müssen, bei. Die 5. Com⸗ 2, die im Hauptdepot kasernirt ist, war mit der Musik ordersten Hof in Parade anfgeftene Am rechten Flügel nd das gesammte Offizier⸗Corps, ihm hatte sich auch ein zur Zeit beilender Wiener Feuerwehr⸗Offizier angeschlossen. Während die schaften mit der Axt präsentirten, schritten der Großherzog und rinz die Front ab. Sodann folgte eine genaue Besichtigung talles und der Wachtstuben. Inzwischen hatte auf dem Hof der schzug, ein gewöhnlicher Druckspritzenzug, Aufstellung genommen. ohen Herrschaften ließen sich vom Branddirector Stude alle richtungen, besonders die Rauchkappe und das Sprungtuch sowie euermeldewesen eingehend erläutern. Hierauf wurde die esprite Nr. 18 vorgeführt und dann auf dem hinteren Exercirhof ein Schulexerciren mit Hakenleitern und

roßes Löschmanöver ausgeführt, bei dem das Steiger⸗ als Brandstelle supponirt wurde. Der 17. Zug

r sofort vor, der 18. Dampfspritzenzug unternahm erst vom Iptdepot aus eine Fahrt durch die Nachbarstraßen, um die nöthige mpfspannung zu erreichen. Inzwischen war die große Maschinen⸗ ufgestellt, von der aus der Sappeur der Dampfspritze Wasser

Den Schluß der eigentlichen Vorführung bildete die Erprobung terschutzanzuges inmitten zweier brennender Holzstöße. Während

zeit waren alle entbehrlichen Züge der übrigen vier Compagnien

t und hatten in langer Front in der Lindenstraße vom

bis zum Kammergericht Aufstellung genommen. Die hohen iften traten nunmehr auf die Straße heraus und in scharfem ffolgte zum Schluß die parademäßige Vorbeifahrt aller Züge.

s Gebäude des alten Doms ist, wie die „N. A. Z.“ erfährt,

dem Betrage von 36 800 auf Abbruch an den Unternehmer 1““ verkauft worden. Der Zuschlag erfolgte istgebot.

r Ball des Vereins Berliner Presse wird, wie die .“ hört, einen Ueberschuß von 8 bis 9000 für die Unter⸗

stützungskassen des Vereins ergeben. Es befinden sich darunter 1000 ℳ, die schon seit einer Reihe von Jahren ein ungenannt bleibender Herr für sein Billet zu bezahlen pflegt. Das bei dem Ball als Damen⸗ spende dargebotene Büchlein, dessen poetischer Inhalt in Ver⸗ bindung mit seiner ansprechenden, geschmackvollen Ausstattung allge⸗ meine Anerkennung fand, ist unter dem Titel „Winterblüthen“ im Verlage von Freund u. Jeckel (Carl Freund) in Berlin erschienen und zum Preise von 2 in allen Buchhandlungen zu haben. Der Reinertrag aus dem buchhändlerischen Vertriebe dieses Büchleins ist für die Unterstützungskassen des Vereins „Berliner Presse“ estimmt.

Glogau, 31. Januar. Durch Schneesturm ist, wie der „Köln. Z. telegraphirt wird, die Eisenbahnstrecke Kamenz-—-Kosel theilweise verschüttet. Der gestrige Abendzug sitzt fest. Militär ist zur Freilegung des Geleises requirirt.

Göttingen. Die Wasserpumpstation, welche seit Anfang Dezember vorigen Jahres ihr Wasser aus dem Quellenterrain des Leine⸗Thals in das Hochreservoir am Heimberge hinaufschickt, um die Wasserquantität der Wasserleitung zu verstärken, ist jetzt mit einem Kostenaufwand von 120 000 vollendet.

München, 1. Februar. Der Aufsichtsrath der Pferdebahn⸗ Gesellschaft beschloß, wie „D. B. H.“ berichtet, die Einführung des elektrischen Betriebs und Uebertragung des Baues an die Allgemeine Berliner Elektricitäts⸗Gesellschaft.

Mannheim, 31. Januar. Infolge Stauung von Eis⸗ massen steigt nach einer Meldung des „W. T. B.“ das Wasser des Neckars in beunruhigender Weise. Der Mannheim⸗Freudenheimer Bahndamm ist überschwemmt. Mehrere Häuser in der Nähe des Neckarufers stehen unter Wasser. Das Neckarufer entlang sind Nacht⸗ wachen aufgestellt. Der Ort Ilvesheim ist nahezu völlig unter Wasser. Aus Sinsheim wird ebenfalls große Wassersnoth gemeldet.

Mainz, 1. Februar. „W. T. B.“ meldet: Das Rheineis hat sich heute Vormittag in Bewegung gesetzt; der Wasserstand ist niedrig. 8

Durx, 31. Januar. Auf der Strecke Dux Preschen der Aussig⸗Teplitzbahn fand laut Meldung des „W. T. B.“ infolge des dort betriebenen Kohlenbergbaues eine bedeutenee Damm⸗ setzung statt. Der gesammte Lastenverkehr ist unterbrochen; der Personenverkehr wird durch Umsteigen ermöglicht.

Orlow. Während der letzten Schneeverwehungen ist, wie der „Nat.⸗Z.“ berichtet wird, das im russischen Gouvernement Orlow, am Ufer des Flusses Aleschna belegene, aus zwölf Bauernhöfen be⸗ stehende Dorf Priljesty sechs Tage fa vom Schnee ver⸗ schüttet gewesen. Der angewehte Schnee bedeckte die Dächer voll⸗ ständig und die Bewohner konnten nur durch Oeffnungen, die sie in die Dächer und in die über denselben liegenden ungeheuren Schnee⸗ massen machten, ins Freie gelangen. Die Scheunen waren derart ein⸗ geschneit, daß kein Futter für das hungernde Vieh zu beschaffen war. Die Lage von Menschen und Thieren wurde immer unerträglicher,

der Hungertod schien unausbleiblich, bis die Rettung schließlich durch einen glücklichen Zufall erfolgte. Ein Polizeibeamter hatte sich dienst⸗ lich nach dem Dorf Priljesty begeben, fand aber nur Schneepyramiden und Hügel vor, aus denen ihm das Gebrüll der hungernden Thiere entgegentönte. Nun wurden die Bauern der umliegenden Dörfer mit Pferden, Schlitten und Schaufeln aufgeboten, und nach zweitägiger angestrengter Arbeit gelang es, den Zugang zum Dorfe freizulegen und die Verschneiten aus ihrer verzweifelten Lage zu befreien.

„Catania, 31. Januar. Auf der Insel Stromboli fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern ein starkes Erdbeben statt, dem ein äußerst heftiger vulcanischer Ausbruch folgte.

Athen, 31. Januar. Zur Unterbringung und Verpflegung der infolge eines Erdbebens ovbdachlos gewordenen Einwohner von Zante sandte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Innern Truppen mit Zelten und Proviant nach Zante.

Chicago. Mit einer Leitung für Erdgas, das zu

EIECET“ verwendet wird, ist, wie dem „Centr.⸗Bl. d. 9

auv.“ mitgetheilt wird, seit November v. J. Chicago versehen. Das Gas wird 200 km von dort entfernt, auf dem Kokomofeld in Indiana, aufgefangen und, nachdem der natürliche Druck durch Pumpen erhöht worden ist, in einer Rohrleitung Chicago zugeführt. Zur Zeit wird eine zweite Rohrleitung gelegt, die das Gas auch Fneelges Anlagen dienstbar machen soll. Die Rohrleitung besteht zwischen Greentown, Indiana, wo die Hauptstation sich befindet, und der Grenze mit Illinois aus zwei 20 cm weiten Stahlrohren, von da bis nach Chicago aus zwei 25 cm weiten Rohren, und innerhalb der Stadt ist die Rohrleitung, nachdem der Gasdruck auf den einer Wassersäule von 13 mm vermindert worden ist, 75 cm weit. Das Erdgas hat einen hohen Wärmewerth. Vo 1 für 1 cbm Gas 7,5 erhoben.

Nach Schluß der Redaction eingegangen Depeschen.

New⸗York, 1. Februar. (W. T. B.) Die trische Nationalliga in Amerika hat eine Adresse an die irische Bevölkerung veröffentlicht, worin es heißt: Nach Prüfung der Bill, die Gladstone einzuführen beabsichtigt, finden wir, daß die Vorlage ein in Gesetzform gekleideter Wortschwall ist, nicht geeignet, irgend eine Partei zufriedenzustellen, und daß sie Irland mehr und mehr erniedrigen würde. Wir schlagen behufs eines gemeinschaftlichen Vorgehens die Bildung von Vereinigungen vor, die sich zum Ziele setzen sollen, das Jahrhundert mit der Verwirklichung ihrer Hoffnungen z schließen. ““

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(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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ens. der letzte Maurenkönig. Oper in 3 Acten von Deutsch von Max Schönau. Moritz Moszkowsky. Text von Carl Wittkowsky. Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.

Ballet von Emil Graeb.

Freitag: Opernhaus. 31. Vorstellung. Boabdil, Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. In Scene gesetzt von

In Scene gesetzt vam Freitag: Gläubiger.

Hierauf:

8 Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Donnerstag: Familie Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: 9

Conecerte. 8

Wetter. Dr. Mu

Wind.

Temperatur in 0 Cel

und der Liebe

u. d. Meeres red. in M

50° C.

S 5 8 2

WSW 4 halb bed. NW 2 bedeckt ONO

W 2 Nebel N 6 Schnee still wolkenlos

1 760 WNW 2 heiter 760 SW 6 wolki 755 SS 1 Nebe 755 WSW 2 Nebeli) 756 SW 1 Nebel 756 WSW 3 Dunst ²) 754 W 5 bedeckts) 752 WSW 4 Nebel“) 761 WSW 5 bedeckt SSW 1 Regen SW 4 bedeckt ⁵) still Regen ⁵) NW 3 bedeckt SW 2Regen) SW 2 bedeckts) SW 1 Nebel 761 SW 2 Regen 766 W 5 wolki 770 1 halb bed. 770 still Nebel

Anfang 7 Uhr. Dichter Nebel. ²) Abends Regen, ³) Nachts Freitag: 23. 5. ⁴) Nachts Regen, Morgens Nebel ³) Nachts Komödiant. * 6) Gestern Nachts Regen. ⁷) Nebel.

schm. und Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung. Central⸗Europa und Umgebung hat der Luft⸗ stark abgenommen, während im Westen der

alchen Inseln das Barometer stark gestiegen ist, ssionen liegen über dem Norwegischen Meere dwestlich von Wisby. In Deutschland dauert dwestliche Luftströmung bei trüber, nebliger

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Französischestraße chrift: „Ballang

Sonnabend:

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Fulda.

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ei, in Königsberg und Breslau liegt die Tem⸗ ur um 6, in München um 8 und in Karlsruhe 2. Grad über dem Mittelwerth, dagegen in d ist wieder strenge Kälte eingetreten. Deutsche Seewarte.

Freitag: Sinn.

Theater⸗Anzeigen..

nigliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ 30. Vorstellung. in 2 Acten und einem Vorspiel.

Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von

g Hartmann. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Freitag⸗ Fürstin Ninetta.

eur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.

hreszeiten. Tanz⸗Poëm in 2 Acten und sar.

hern von E. Taubert und E. Graeb. Musik Musik von Max

P. Dirigent: Musikdirertor Hertel. r.

19 7 hauspielhaus. 33. Vorstellung. Kriemhilde. Meyer. In burg.

ia in 5 Aufzügen von Wilhelm

2 2 vom Ober⸗Regisseur Max Grube. An⸗ 1 7 Ubr.

onnabend:

Hierauf: Zum

Eine Palastrevolution. Freitag: Heimath. Sonnabend: Eine Palastrevolution. Sonntag: Heimath. .“

1b 8 Wallner-Theauter. Donnerstag: Der Probe⸗ nilder Witterung fort; ganz Deutschland ist pfeil. g; 9

Sbe Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Pont⸗Biquet. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 34. Vorstellung. Des Meeres

Wellen. Trauerspiel in 5 Auf⸗

zügen von Franz Grillparzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. 5 1 Auf Allerhöchsten Befehl findet am 8. Jwolkig . in den Räumen des 4

Anfang 7 ühr. fir ebruar cr. öniglichen Opern hauses ein

all statt. Gesuche um Ballkarten

müssen schriftlich gestellt, die genaue Bezeichnung (Name, Stand, Wohnung) derjenigen Personen ent⸗ halten, für welche die Ballkarten gewünscht werden. Meldungen um Zuschauer⸗Billets werden nicht mehr angenommen. Alle den Subscriptions⸗Ball be⸗ treffenden Gesuche wolle man unter der Adresse: General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele,

36, einreichen und mit der Auf⸗ elegenheit“ versehen. Eine besondere

Beantwortung solcher f2. kann bei der umfang⸗ reichen Arbeit unter keinen General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele. Graf von Ho

mständen stattfinden. berg.

Deutsches Theater. Donnerstag: Die Jüdin

von Toledo. Anfang 7 Uhr. Freitag: Zwei glückliche Tage.

um 1. Male: Der Talisman.

Dramatisches Märchen in 4 Aufzügen von Ludwig

Berliner Theater. Donnerstag: Der Ko⸗ mödiant. Schauspiel in 5 Acten von Paul Lindau.

Abonnements⸗Vorstellung. Der

Sonnabend: Der Komödiant.

ater. Donnerstag: Zum 1. Male: Anfang 7 ½ Uhr.

Paragraph 330. Der sechste

Sonnabend: Der Probepfeil. Sonntag: Die Großstadtluft.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.

Chausseestraße 25.

Donnerstag: Mit neuer Ausstattung: Z. 16. Male:

ürstin Ninetta.

vxeg ittmann und Julius Bauer. Musik von Johann

Bajazzi (Lagliacci). Strauß. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Musik Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang r

Operette in 3 Acten von Hugo

Male: Der Garde⸗

Zum 1.

Operette in 3 Acten von Oscar Walther.

Gabriel.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Donnerstag: Glänbiger. Tragikomödie in ct ven August Strindberg. Regie: Hans Meery⸗

42. Male: Familie Pont⸗

In Vorbereitung: Das Geständniß (L'aveu). Drama in 1 Act von Sarah Bernhardt.

Kroll's Theater. Donnerstag: Zar und Zimmermann. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Die Hochzeit des Figaro. 8

Sonntag: 1. Ensemble⸗Gastspiel der französischen Operngesellschaft. Zum 1. Male: Mireille. Oper in 3 Acten von Gounod. 8

Die zu der für Freitag angezeigten Erst⸗Auffüh⸗ rung von „Mireille“ gelösten Billets werden an der Kasse umgetauscht.

Victoria⸗Theater. Belle⸗Alliancestraße 78. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in ven; Tagen. Großes Aus⸗ stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran⸗

irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von

ebillemont und C. A. Raida. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Donnerstag: Zum 2. Male: wingende Gewalten. Schauspiel in 4 Acten. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Zum 19. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Volfftandig neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. Hierauf: Die Sirenen⸗ Insel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haß⸗ reiter. Inscenirt durch den Balletmeister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Ersolg.) Anfang 7 ½ Uhr.

Adolph Ernst⸗Theater. Donnerstag: Zum 40. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30, Donnerstag: GesammtGastspiel des Wiener En⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Zum 7. Male: Novität! Der Distanz⸗ ritt. Novität! Original⸗Gesangsposse in 5 Bildern von Carl Costa und Franz Müller. 1. Bild: Im Offiziers⸗Casino. 2. Bild: Unterwegs. 3. Bild: Fiaker und Droschkenkutscher. 4. Bild: Am Ziele. 5. Bild: Germania und Austria. Anfang 7 ½ ÜUhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Uhr.

II. Populärer Beethoven⸗Abend von Waldemar Meyer. Dirigent: Hof⸗Kapell⸗ meister Alois Schmitt (Schwerin). Gesang: Frl. Lydia Müller (Sopran).

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr. Erstes historisches Concert des Scharwenka⸗Conservatoriums. Musik am Hofe Friedrich’s des Großen.

Circus Renz (Carlstraße.) Donnerstag, Abends 7t Uhr: Gala⸗Sport⸗Vorstellung. Novität! . Ein Künstlerfest. 2☚ Novität!

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Großer Blumencorso. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Ballet von 100 Damen. Außerdem: Besonders gewähltes Programm; u. a.: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. Grande Quadrille de la haute équitation, geritten von 6 Damen und 6 Herren. Hippologischer Congreß mit 36 der 8 Vollblutpferde, vorgeführt vom Director

r. Renz.

Freitag: Wiederholung der Fest⸗Vorstellung von Kaisers Geburtstag.

Sonntag: 2 große um 4 Uhr (ein Kind frei) und um 7 ½ Uhr.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Theodora Stolpe mit Hrn. Pfarrer Alexander Metzner (Leipzig Oechsen bei Gehaus in der Rhön). Fr. Isabella, verw. Freifrau von Nolde, geb. Horrocks, mit Hrn. Ferdinand

Frhrn. von Behr⸗Tetelmünde (Kalleten —Tetel⸗

münde in Kurland).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Norwin Frhrn. Leutrum von Ertingen (Nippenburg). Hrn. Professor Dr. Oberst (Halle a. S.). Hrn. Hauptmann von Rosenberg⸗Gruszezynski (Rudol⸗ stadt). Hrn. Regierungs⸗Referendar Dr. jur. Christoph Graf von Schwerin⸗Putzar (Stettin). Hrn. Amtsrichter Boas (Königshütte)h. Eine Tochter: Hrn. Lieut. Snethlage (Berlin) Hrn. Lieut. Olaf Frhrn. von saseae⸗ (Lang fuhr bei Danzig). Hrn. Post⸗Bauinspector Bing (Berlin).

Gestorben: Hr. Pfarrer Robert Schneider (Bad Lippfpringe). Verw. Fr. Prediger Hempel, geb. Chlebus (Berlin). Hr. Major a.

Rudolf von Lepell (Stettin). Hrn. Prediger

Stieglitz Tochter Violet (Berlin). Hr. Ober Stabsarzt Dr. Hetsch (Breslau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Hne ess Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und das Verzeichniß aufgekündigter Schlesischer Pfandbriefe.

Deutschen Reichs⸗Anz

Erste Beilage

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Personalveränderungen.

1“ Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. Berlin, 22. Januar. v. Brocken, Pr. Lt. vom 1. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regt. Nr. 17, à, la suite des Regts. gestellt.

Berlin, 24. Januar. Boetticher, Sec. Lt. von der Res. des Bad. Fuß⸗Art. Bats. Nr. 14, früher in diesem Bat., vom 1. Februar d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Fuß⸗ Art. Regt. von Linger (Ostpreuß.) Nr. 1 commandirt. Loeb, Zeug⸗

r. Lt. vom Art. Depot in Cassel, zum Zeug⸗Hauptm., Münch,

eug⸗Lt. vom Art. Depot in Königsberg i. Pr., zum Zeug⸗Pr. Lt., Hartmann, Zeug⸗Feldw. von der Art. Werkstatt in Straßburg i. E., Winter, Zeug⸗Feldw. von der Pulverfabrik bei Hanau, zu Zeug⸗ Lts., befördert.

1111A““ Im activen Heere. Berlin, 24. Januar. Gergonne, Rittm. und Escadr. Chef vom Ulan. Regt. von Katzler (Schles.) Nr. 2, mit Pension zur Disp. gestellt. v. Teichman u. Logischen, Sec. Lt. à la suite des Inf. Regts. von Borcke (4. Pomm.) Nr. 21, mit Pension der Abschied bewilligt. Keck, Zeug⸗Hauptm. vom Art. Depot in Spandau, Hunger, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Darmstadt, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und ihrer bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.

Bothmer, Pr. Lt. a. D.,

8

Berlin, 27. Januar. rhr. v. zuletzt im Drag. Regt. Nr. 19, der Charakter als Rittm. verliehen

Im Beurlaubtenstande. 26. Januar. Buresch Il., Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Herzog von Holstein (Hol⸗ stein.) Nr. 85, mit Pension der Abschied bewilligt.

Berlin, 27. Januar. Möllenhoff, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Gräfrath, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Uniform ertheilt.

Im Sanitäts⸗Corps. Berlin, 23. Januar. Dr. Steuber, Stabsarzt g. D., früher Assist. Arzt 1. Kl. bei dem Cür. Regt. von SFfegit (Magdeburg.) Nr. 7, bisher in der Schutztruppe für Deutsch⸗ Ostafrika, mit dem 6. Februar d. J. in der Armee, und zwar mit einem Patent vom 24. Oktober 1891 B1 als Stabs⸗ und Bats. Arzt des Pomm. Jäger⸗Bats. Nr. 2, angestellt.

Militär⸗Justizbeamte.

Durch Allerhöchste Bestallung. Berlin, 14. Januar. Lieberkühn, Justiz⸗Rath, Div. Auditeur bei der 2. Garde⸗Inf. Div., zum Mitgliede des Gen. Auditoriats mit dem Range eines Rathes 3. Klasse und dem Titel eines Geh. Justiz⸗Raths ernannt.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. 22. Januar. v. Berger, Starke, Sec. Lts. vom Schützen⸗ (Füs.) Regt. Prinz Georg Nr. 108, in das 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wil⸗ helm II. von Württemberg versetzt. Hesselbarth, Hauptm. und Battr. Chef vom 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, von dem Commando als Unter⸗Director der Pulverfabrik zu Gnaschwitz enthoben, Jäckel, Hauptm. à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, unter Enthebung von dem Commando als Mitglied der Königl. Preuß. Art. Prüfungs⸗ Commission und Belassung in dem Verhältniß à la suite des genannten

28 Regts., zum Unter⸗Direktor der Pulverfabrik zu Gnaschwitz ernannt.

eydenreich, Hauptm. und Battr. Chef vom 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, behufs Commandirung als Mitglied der Königl. Preuß. Art. Prüfungs⸗Commission, à la suite dieses Regts. gestellt. Devrient, Hauptm. à la suite des 1. Feld⸗Art. Regts. Nr. 12, unter Enthebung von dem Commando als Adjutant bei der Art. Brig. Nr. 12, zum Battr. Chef in genanntem Regt. ernannt. Stegemann, Pr. Lt. vom 3. Feld⸗Art. Regt. Nr. 32, unter Stellung à la suiteé dieses Regts., als Adjutant zur Art. Brig. Nr. 12 commandit. Leon⸗ hard, Sec. Lt. vom Fuß⸗Art. Regt. Nr. 12, Heinicke, Sec. Lt. vom 3. Feld⸗Art. Regt. Nr. 32, zu Pr. Lts., vorläufig ohne Patent befördert. Die Port. Fähnrs.: Baumfelder vom 3. Inf. Regt. Nr. 102, Luitpold von Bayern, Busch, ö vom 5. Inf. Kegt. Prinz Friedrich August Nr. 104, Gerth⸗Noritzsch vom 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, von Schönberg vom Schützen⸗ (Füs.⸗) Regt. Prinz⸗Georg Nr. 108, Presting, vom 11. Inf. Regt. Nr. 139, v. Tschirschnitz vom 2. Jäger⸗Bat. Nr. 13, Frhr. von Kap⸗herr vom Garde⸗ Reiter⸗Regt., Krauß, Edler v. d. Planitz vom Karab. Regt., Hofmann vom 3. Feld⸗Art. Regt. Nr. 32, zu Sec. Lts. beförd. ie charakteris. Port. Fähnrs.: Dörffel vom 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, v. Schulz vom 1. Jäger⸗Bat. Nr. 12, Hoenerbach vom 1. Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, Weyhmann, Vice⸗Feldw. vom 10. Inf. Regt. Nr. 134, Prei⸗ Haubold, Unteroff. vom Pion. Bat. Nr. 12, zu Hort. Fähnrs. ernannt.

Im Beurlaubtenstande. 22. Januar. Landmann, Sec. Lt. von der Res. des 1. Feld⸗Art. Regts. Nr. 12, Dr. Neu⸗ pert, Sec. Lt. von der Res. des 3. Feld⸗Art. Regts. Nr. 32, zu Pr. Lts. befördert. 8

Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 22. Ja⸗ nuar. Klahre, Sec. Lt. vom 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wil⸗ helm II. von Württemberg, mit Pension, sowie unter Verleihung des Charakters als Pr. Lt., Dr. Kahl, charakteris. Major z. D., zuletzt Comp. Chef vom Fuß⸗Art. Regt. Nr. 12, unter Fortgewährung seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen seiner bisherigen Uhhthfn⸗ mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der erbetene Abschied ewi igt.

Im Beurlaubtenstande. 22. Januar. Schreiber, Rittm. von der Res. des 2. Königin Hus. Regts. Nr. 19, ea Ueber⸗ führung in den Landsturm 2. Aufgebots, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Feuerheerd, Sec. Lt. von der Res. des 2. Ulan. Regts. Nr. 18, behufs Uebertritts in Königl. preuß. Dienste, Lüdicke, Seyffarth, 2 Lts. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks II Leipzig,

idemann, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Be⸗ zirks II Chemnitz, behufs Ueberführung in den Landsturm 2. Auf⸗ gebots, der erbetene Abschied bewilligt. 8

Im Sanitäts⸗Corps. 22. Januar. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Glotz, Dr. Wauer vom Landw. Bezirk Zittau, Dr. Albrecht vom Landw. Bezirk Bautzen, Dr. Schmidt II., Dr. Höffel vom Landw. Bezirk Plauen, Dr. Dolega, Dr. Metzner, Dr. Wessels, Dr. Dürr vom Landw. Bezirk] Leipzig, Dr. Klemm, Dr. Eulitz vom Landw. Bezirk I Dresden; die Wüi. Aerzte 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Richter vom Landw. Bezirk Bautzen, Dr. Braune vom Landw. Bezirk Zwickau, Dr. Fiedler vom Landw. Bezirk 1 Dresden, zu Assist. Aerzten 1. Kl.; die Unterärzte der Res.: Keller vom Landw. Bezirk Zwickau, Dr. Klemm, Dr. Schlobach, Dr. Hampel, Dreyzehner, Bennecke, Knothe, Dr. 1u Hallermann vom Landw. Bezirk I Leipzig, 9 se, Dr. Müller, Dr. Gräbner, Hartung, Dr. Türke, Dr. Schmidt vom Landw. BezirkI Dresden, zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 1. Ja⸗ nuar. Despang, Stöckel, Habermann; Militäranwärter, bei der Garn. Verwaltung Dresden als Kasernen⸗Inspectoren angestellt.

Berlin, Mittwoch, den 1. Februar

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen ꝛc. Berlin, 27. Januar. Herzog Friedrich Wil⸗ helm von Mecklenburg⸗Schwerin Hoheit, Unter⸗Lt. zur See und Sec. Lt. à, la suite des 2. Großherzogl. Mecklenburg. Drag. Regts. Nr. 18, in der Marine zum Lt. zur See und in der Armee zum Pr. Lt. befördert.

DSDeutscher Reichstag. 33. Sitzung vom Dienstag, 31. Januar, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1893/94 beim Etat des Reichsamts des Innern: „Gehalt des Staatssecretärs“.

Ueber den Beginn der Verhandlung haben wir bereits in der Dienstags⸗Nummer berichtet. Nach dem Abg. Schmidt⸗ Sachsen (Soc.) nimmt das Wort der

Königlich sächsische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Gesandte Graf von Hohenthal: Nachdem der Vorredner nochmals auf die Nothstandsangelegenheit eingegangen ist, welche den hohen Reichs⸗ tag vor einiger Zeit während dreier Tage beschäftigt hat, halte ich es doch für geboten, auch meinerseits süeran zurückzukommen, und zwar halte ich dies um deswillen um so mehr für geboten, weil die amtlichen Berichte, auf die der Staatssecretär des Innern sich bezogen hat, demselben durch meine Vermittelung zugegangen sind und ich auch heute noch bereit bin, für jedes Wort, das in denselben steht, die Verantwortung zu übernehmen. Der Staatssecretär hat in seinen Ausführungen gesagt: Es liegen genügend Be⸗ stellungen auch aus dem Ausland vor, es fehlt nicht an Arbeit, und die Löhne sind theilweise gestiegen. Ich werde mir erlauben, im weiteren Verlauf meiner Darlegungen Ihnen nachzuweisen, daß diese Bemerkungen alle vollständig auf Richtigkeit beruhen. Es liegt mir ja vollständig fern, behaupten zu wollen, daß in gewissen Industriebezirken die Löhne gegenwärtig vollständig zulänglich sind; ich gebe gerne zu, daß die Löhne theilweise auf ein Niveau 1 sind, welches jeder Wohldenkende gerne erhöhen wird. Ich behaupte aber, daß diese Feragictkang der Löhne durchaus nicht auf den bösen Willen der Industriellen zurückzuführen ist, sondern daß die Herab⸗ setzung auf einer Conjunctur des Weltmarkts beruht und der ge⸗ drückten Lage, in welcher die deutsche Industrie zu unserer Aller Be⸗ dauern in der letzten St sich befunden hat. Was ich be⸗ haupte und meines issens auch der Staatssecretär des Innern behauptet hat, und wofür ich Ihnen den Nach⸗ weis liefern zu können hoffe, ist, daß die schlimmste Zeit überwunden ist, und daß wir recht bald bessere Zeiten zu sehen hoffen können, und die Anzeichen dafür, daß eine gewisse Besserung ein⸗ getreten ist, schon in reichem Maße vorhanden sind. Ich möchte nur noch erwähnen, daß der Vorredner, indem er von Lohnreductionen ge⸗ sprochen hat, die Discussion auf ein Gebiet gelenkt hat, welches eigentlich mit dem Nothstand nicht vollständig zusammenhängt. Ein Nothstand kann nur da vorhanden sein, und zwar ein Nothstand, der das Eintreten der öffentlichen Hilfe im vollsten Maße er⸗ forderlich macht, wenn die Löhne etwa so weit gesunken sein sollten, daß es sich überhaupt von diesen Löhnen nicht mehr leben läßt, oder daß eine große Zahl von Arbeitern vollständig erwerblos ist. Es ist ja selbstverständlich, daß in jedem Winter eine gewisse Arbeitslosigkeit sich bemerkbar macht. In diesem Winter, der so hart gewesen ist, wie es noch wenige seiner Vorgänger waren, ist das in ver⸗ stäckten Maße zu Tage getreten. Ich behaupte aber doch, daß trotz dieser Ungunst der Witterung, trotz der ungünstigen Verhält⸗ nisse, unter denen der Winter angefangen hat, trotz der großen Dürre, die ihm vorangegangen ist, trotz der Cholera⸗Epidemie, die unser Vater⸗ land in vielfacher Weise geschädigt hat, daß trotzdem doch von einem allgemeinen Nothstande unter den Arbeitern keine Rede sein kann. Es ist zuzugeben, daß gewisse Kategorien von Arbeitern im Winter weniger Beschäftigung finden. Ich erwähne, daß nach der im Jahre 1887 aufgenommenen Statistik des Reichs⸗Versicherungsamts die Durchschnittszahl der versicherten, in Sachsen arbeitenden Per⸗ sonen bei der Stein⸗Berufsgenossenschaft 25 242, bei der Ziegelei⸗Berufsgenossenschaft 15 603, bei der Baugewerkgenossenschaft 109 540, in Summa etwas über 150 000 Mann betragen hat, und daß alle diese Leute nicht in der Lage gewesen sind, in denjenigen Berufen, denen sie angehören, Arbeit zu finden. Ich behaupte aber ein Nachweis dafür, daß meine Behauptung nicht richtig ist, ist mir nicht geliefert worden —, daß es diesen Leuten nicht unmöglich gewesen ist, irgend welche Beschäftigung zu finden; der größte Theil hat wenigstens so viel verdient, daß es ihnen möglich ist, durch den Winter hindurch⸗ zukommen, und da nunmehr die Kälte etwas nachgelassen hat, ist auch anzunehmen, daß auch diese Berufe demnächst mit allen Kräften werden arbeiten können. Schon von Beginn des Winters an hat die Königlich sächsische Regierung die Frage der Ernährung der Be⸗ völkerung in Erwägung gezogen. Sie hat alle Behörden, die mit dieser Frage etwas zu thun haben, beauftragt, ein aufmerksames Auge auf die Lage der arbeitenden Bevölkerung zu haben. Die Amts⸗ hauptleute, welche noch Ende Dezember zum großen Theil in Dresden gewesen sind, sind dort noch einmal darauf hingewiesen wor⸗ den, dafür zu sorgen, daß keinerlei Nothstand eintreten könne. Es sind den Behörden ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt wor⸗ den, um sie in die Lage zu setzen, einem etwa plötzlich hervortretenden Nothstande sofort in wirksamster Weise abzuhelfen. Ob im Laufe des Januar von diesen Mitteln Gebrauch gemacht worden ist, entzieht sich meiner Kenntniß. Ich weiß nur, daß es bis Ende Dezember nicht nothwendig gewesen ist, diese Mittel anzugreifen. Ich will ja auch nicht in Abrede stellen, daß auch in meiner engeren Heimath eine große Anzahl von Versammlungen sogenannter Arbeitsloser statt⸗ gefunden hat. Diese Versammlungen haben meines Erachtens aber sehr wenig Werth; denn gerade die größten Schreier auf diesen Ver⸗ sammlungen sind entweder Personen, die nicht zu arbeiten brauchen, weil ihre Renten ihnen erlauben, von denselben zu leben, oder solche, die nicht arbeiten wollen. Ich wende mich nun zu den speciellen Berichten, die meiner Regierung erstattet worden sind. Ich habe zunächst in Bezug auf die vorher schon erwähnte Woll⸗ und Webwaarenindustrie im allgemeinen zu tonstatiten, daß nach einem Bericht vom 14. De⸗ zember das Fabrikgeschäft ein solch lebhaftes gewesen ist infolge vielfach vorliegender Frühjahrsaufträge, daß die thüringischen, sächsischen und elsässischen Klecderstofffabrikanten so viel 9 Amerika zu thun haben, daß sie theilweise andere Ordres haben ablehnen müssen. Aehnliches wird berichtet aus der Passementerie⸗, aus der Sammet⸗ und Seiden⸗ industrie. Ferner wird aus dem oberen Vogtlande berichtet, und zwar vom 18. Dezember; Die allgemeine Besserung im Geschäfts⸗ gange macht sich auch hier, namentlich in den Zweigen der Tertil⸗ industrie, bemerkbar. Die Sticker 19. ut beschäftigt, die Handweber, die doch bei flauer Zeit sofort arbeitslos sind, erhalten jebt leichter Arbeit als noch vor 4 bis 6 Wochen. Aehnliches wird berichtet aus den Kreisen der Baumwollen⸗ und Leinenindustrie. „Es wird für dieses Jahr mit Recht ein gutes Geschäft erwartet“, wird aus Leipzig Ende Dezember geschrieben. Aus dem Erzgebirge wird unter dem 26. Dezember berichtet, daß die Ausfuhr aus Deutschland nach den

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Vereinigten Staaten trotz der Erschwerung der zollgesetzlichen Be⸗ stimmungen sich von Jahr zu Jahr gehoben hat. Sleesesscen Be⸗ sehen, daß ich vollständig objectiv bin, theile ich auch die Berichte mit, die nicht sehr günstig sind. Nicht allzu günstig lauten z. B. die Nachrichten über die Baumwollenspinnerei, während über die⸗ Wollgarnspinnerei, die Wollweberei, die Halbwollweberei im allgemeinen recht günstige Berichte vorliegen. Auch die Strumpf⸗ und Handschuhstrickerei hat sich, wie aus den hier vorliegenden Berichten hervorgeht, allenthalben einigermaßen gehoben. Dasselbe ist zu be⸗ richten von den Gardinen⸗ und Spitzenfabrikanten. In einem Be⸗ triebe für ein Gebiet wird ausdrücklich berichtet, und zwar ist es ein Bericht aus dem Vogtlande vom 13. Dezember, Folgendes das möchte ich mir doch erlauben, den see⸗ wörtlich vorzulesen: Als zu Ende des vergangenen und Anfang des laufenden Jahres die Verhältnisse in der Wollwaarenweberei sehr unangenehm geworden waren, da empfanden dies namentlich die Lohnweber sehr hart. Deren Verdienst war auf ein so niedriges Maß herab⸗ geipückt, daß sie z. B. für ein Stück Waare, wofür sie rüher 3,40 erhalten hatten, nur noch 1,80 bekamen. Sonach war der Lohn Wum 44 % gesunken. Die Fabrikanten sahen selbst ein, daß die Verhältnisse ganz unhaltbar waren, und ersühten im vergangenen Sommer den Lohnsatz freiwillig um 25 %, obgleich einige Betheiligte sich dagegen aussprachen. Sie sehen also, daß es auch unter den Fabrikanten fühlende Seelen giebt, was Sie ja stets zu verneinen geneigt sind. Nun könnte mir ja entgegengehalten werden, daß die Mittheilungen, die ich jetzt gemacht habe, nicht aus der neuesten Zeit stammen. Ich bin zu meiner Freude in der Lage, nun auch noch aus der allerneuesten Zeit, und zwar aus dem soeben bei meiner Regierung eingegangenen Jahresbericht der Chemnitzer Gewerbe⸗ kammer, einiges vorzutragen. Der Herr schreibt, „daß die allgemeine geschäftliche Lage im Jahre 1892 zwar immer noch viel zu wünschen übrig ließ, sich aber gegen das Jahr 1891 etwas gebessert hat. Im Dampfkessel⸗ und ampfmaschinenbau, ferner im Werk⸗ zeug⸗, Stick⸗, Wirk⸗ und Appreturmaschinenbau, sowie in der Locomotivenfabrikation herrschte ein reges Leben. Die chemischen Fabriken waren ausreichend beschaͤftigt, die Gas⸗ fabriken hatten eine Steigerung ihres Absatzes zu verzeichnen, indem die Zahl der Gaskraftmaschinen wieder um 60 stieg. In den Strumpf⸗, Trikotwaaren⸗ und Handschuhfabriken, sowie in den Färbereien und Appreturanstalten folgte der Geschäftsstille, die gegen Mitte des Geschäftsjahres herrschte, gegen Ende des letzteren eine Hebung des Geschäfts, und es mehrten sich die eingehenden Auf⸗ träge. Aehnlich lagen die Verhältnisse in den Spinnereien und Webereien. Die Papierscheite Brauereien und Cigarrenfabriken waren gut, die Holzwaaren⸗ und Spielwaaren⸗Fabriken leidlich beschäftigt. Daß der Geschäftsgang im Jahre 1892 mehrfach ein befriedigender gewesen ist, dafür dürfte auch der Umstand sprechen, daß die Gewerbeinspection zu Chemnitz in diesem Jahre über die Errichtung von 106 neuen, sowie über die Veränderung be⸗ ziehentlich Erweiterung von 209 bestehenden gewerblichen Un e geh Gutachten abzugeben hatte. Von anderer Seite ist zu vernehmen gewesen, daß die Baumwollspinnereien, insbesondere mit Rücksicht auf die zur Zeit in England vorliegenden Verhältnisse dieser Betriebe, gut beschäftigt gewesen sind, sowie daß ein Theil der Webereien, namentlich die Leinen⸗ beziehentlich Damastwebereien, recht gut gegangen sind, während andererseits die Nahrungs⸗ und Genußmittel⸗ industrie in befriedigendem Umfange mit Aufträgen versehen ge⸗ wesen ist.“ Nun, das betrifft allerdings nur einen einzelnen Bezirk, was ich Ihnen mitgetheilt habe; ich glaube aber doch, daß sich aus diesem Bericht schließen lassen wird, daß wir allgemein einer besseren Zeit entgegen gehen. Soeben ist mir auch noch eine Mittheilung aus Chemnitz vom 28. Januar zuge⸗ gangen, welche dem eben verlesenen Bericht vollständig entspricht. Die Mittheilung, die einer Zeitung entnommen ist, lautet folgender⸗ maßen: Chemnitz, 28. Januar. Die Wirkwaarenindustrie hat sich in der 8 Zeit noch weiter günstig entwickelt, und die Strumpf⸗ waarenfabriken sind für mehrere Monate hinaus genügend beschäftigt. Die Preise haben, wie wir schon früher mittheilen konnten, bedeutend angezogen; doch stehen sie zu den Garnpreisen immer noch nicht im richtigen Verhältnisse; es ist aber eine weitere Preissteigerung der fertigen Waaren um so sicherer, als bisher vielfach die Berechnungen noch auf Grund der früheren Preise vorgenommen worden sind, was gut möglich war, als sowohl die Garnhandlungen wie die Strumpffabriken noch Vorräthe von billigem Garn hatten. Die Vereinigten Staaten bestellen jetzt fast wieder ebenso viel Waaren wie vor dem Erlaß der Mac Kinley⸗Bill. Außer den schwarzen Strümpfen, die immer noch gern gekauft werden, sind auch solche in echtbunten Farben beliebt, und namentlich sind loh⸗ und lederbraun bei allen Arten von Fabrikaten beliebt. Durch die bunten Farben wird die Musterung wieder mannig⸗ faltiger. Nun, zu meiner großen Freude kann ich aber auch und das dürfte auf die Herren von dieser Seite des Hauses einen gewissen Eindruck machen die Mittheilung eines Arbeiters wiedergeben. Ich halte dieses Zeugniß um deswillen für sehr beweiskräftig, weil es mir vor einigen Tagen sozusagen aus heiterem Himmel zugeflogen ist; ich habe mich nicht um dieses Zeugniß bemüht. Ich erlaube mir, Ihnen die Sache kurz zu schildern. Vor etwa 14 Tagen es war am 14. Januar erschien auf meiner Kanzlei ein Arbeiter aus Plauen und bat mich um Reisegeld in seine Heimath. Der Mann machte mir einen ganz angenehmen Eindruck, ich ließ mich mit ihm in eine Unterhaltung ein und fragte ihn, wie er eigentlich hierher gekommen wäre. Er sagte, er sei vor einigen Monaten nach Berlin gekommen, um etwas mehr von der Welt zu sehen, er hätte auch ausreichende Beschäftigung gehabt; dann wäͤre er krank geworden und hätte ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Nun war er während der großen Kälte Mitte Januar arbeitslos. Ich fragte ihn, was er in Plauen machen wollte. Da zeigte er mir einen Brief seiner Schwester. Ich habe leider dem Mann den Brief wieder zurückgegeben; Sie können sich aber darauf verlassen, daß die Sache sich so verhält. Die Schwester schrieb: Komme nur nach Plauen zurück, alle Arbeitgeber suchen Arbeiter, sie stellen so viel Arbeiter an, als sie haben können; ich bin überzeugt, daß, wenn Du nach Plauen kommst, Du ausreichend Arbeit bekommen wirst. Nun, ich habe dem Manne das Reisegeld gegeben, und ich bin überzeugt, er wird Arbeit finden. Ich will nicht noch einmal auf alle die Gegen⸗ stände zurückkommen, die schon in der vorigen Nothstandssitzung ge⸗ streift worden sind. Ich will davon Abstand nehmen, Ihnen die Zahlen bezüglich der 8. der Sparkassen vorzulesen. Ich will, obgleich ich auch in dieser Beziehung sehr umfangreiches Material zur Hand habe, auch davon absehen, Sie darauf hinzuweisen, da

auch die Lebensmittelpreise ganz außerordentlich gefallen sind, und daß es infolge dessen im laufenden Jahre glücklicher Weise möglich ist, auch mit einer geringeren Geldaufwendung sich die nöthigen Lebens⸗ mittel zu beschaffen. Ich möchte nur noch auf einige Punkte eingehen, die der Abg. Schmidt (Sachsen) in seinem Vortrag vorhin er⸗ wähnt hat. Der Abg. Schmidt (Sachsen) hat gesagt, es wäre die öffentliche Hilfe doch wohl nöthig es wenigstens habe ich ihn so verstanden —, und er hat in kritischer Weise auf die vielfachen Veranstaltungen hingewiesen, die von der Privatwohlthätigkeit getroffen worden sind, um dem Nothstand unter der Bevölkerung abzuhelfen. Ich habe vorhin schon gesagt, daß s davon entfernt bin, zu be⸗ haupten, 18, die Leute den ganzen Winter über in Ueppigkeit und Ueberfluß geschwelgt haben. Ich gebe zu, daß viel Noth und Armuth im Lande gewesen ist, das ist in jedem Winter so, ist leider auch oft