1893 / 34 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Band der Liebe“ eröffnet, an dessen Ausführung sich als Dritter noch der Hofopernsänger Herr J. Lieban betheiligte. Das Ensemble war vor⸗ tre 18 Es 228, hierauf Sologesänge des Herrn Wolff (Baß), des een enor) und seiner Gatkin, welche mit Duetten abwe selten.

nter den zwanzig Gesängen von Händel, Jensen, Taubert, Saint⸗ Saöns, Schumann, Mendelssohn und anderen befanden sich auch Compositionen von E. Wolff, die durch Frische und Tiefe der Empfindung sich auszeichneten, und die durch den sehr gelungenen Vor⸗ trag des Künstlerpaares Lieban in Gemeinschaft mit dem Componisten ganz vorzüglich zur Geltung kamen.

Im Berliner Theater mußte die für morgen angesetzte erste Aufführung des Schwanks „Der Tugendheld“ und des Lust⸗ spiels „Der Flüchtling“ verschoben werden. Es kommt deshalb morgen „Der gägenbehger⸗ und am Freitag (als 24. Abonnements⸗ Vorstellung) „Wilhelm Tell“ zur Aufführung.

„Das gelobte Lande, der neue dreiactige Schwank, welcher als Fastnachtsnovität des Lessing⸗Theaters am nächsten Dienstag zur Aufführung gelangt, ist ein gemeinschaftliches Werk von Franz und Paul von Coönthan die auch den „Raub der Sabinerinnen“ gemeinsam verfaßt haben.

Die „Familie Pont⸗Biquet“ geht am Residenz⸗Theater am Freitag zum fünfzigsten Mal in Scene.

Die Direction des Kroll'schen Theaters wird von Sonntag ab Nachmittagsaufführungen deutscher Opern zu bedeutend ermäßigten Preisen für die Zeit einführen, wo sich das Bedürfniß nach Auffüh⸗ rungen französischer Opern am Sonntag Abend geltend macht. An diesem Sonntag Nachmittag geht Lortzing's „Zar und Zimmer⸗ mann“ in Scene. 3

Die elfjährige Geigerin Josephine Gerwing wird in ihrem am Freitag, Abends 8 Uhr, in der Sing⸗Akademie stattfindenden Orchester⸗Concert das Concert Romantique von Godard, das D-moll Concert von Wieniawski und Introduction und olonaise op. 46 von Gustav Hollaender, ihrem Lehrer, zum Vortrag bringen; die geseng. liche Mitwirkung in diesem Concert übernimmt Fräulein Elise Leutheusser, die Schubert’'s „Hirt auf dem Felsen“ (mit Orchester) und ieder von Schumann und Brahms singen wird. Das Philharmonische Orchester wird an diesem Abend von Herrn Concertmeister Gustav Hollaͤender geleitet werden. Das Programm des Concerts, welches der Klaviervirtuose Elémer Polonyi aus Pest und der Violinist Oscar Koch aus Aachen übermorgen im Saal Bechstein veranstalten, bringt von Klavier⸗ compositionen Bach's Chromatische Phantasie, Chant. polonais von Chopin⸗Liszt, Liszt's Ballade H-moll und Rhapsodie Cis-moll, Berceuse von Grieg u. s. w. Herr Koch wird Leclair's Sonate „Le Tombeau“, Vieuxtemps’' Fantaisie Appassionata und Stücke von Bach osen spielen.

111414“*“

1 Mannigfaltiges.

Wie die Berliner Stadtbahn sich in den letzten fünf Jahren (1887 92) entwickelt hat, wird nach amtlichen Quellen von dem „Archiv für Eisenbahnwesen“ beschrieben. Nach dem 1. April

6

1892 sind, um zu gewissen Tageszeiten eine Zugfolge von 3 Minuten zu ermöglichen, weitere Blockstationen eingerichtet worden. Es werden nunmehr in jenen Tageszeiten stündlich achtzehn Züge befördert. Auf den verkehren jetzt 182 Züge, 52 mehr als vor fünf Jahren. Der weitaus größte Theil der hinzu⸗ gekommenen Züge entfällt auf den Vorortverkehr. Auf den Stadtgleisen hat sich in diesem Jahrfünft die Zahl der 8 Wöum 24 vermehrt. Die schließliche Abwickelung des

tadtbahn⸗Baufonds hat im Laufe des Jahres 1892 stattgefunden. Als endgültige Summe für den Bau der Stadtbahn, einschließlich der antheiligen Kosten am Umbau des Schlesischen Bahnhofs und am Neubau des Bahnhofs Charlottenburg, hat sich hierbei der Betrag von 68 128 699,22 ergeben. Davon entfällt noch nicht die Hälfte auf den Grunderwerb; dann folgen die Bahnviaducte mit rund 18 ½ und die Bahnhöfe mit rund 7 ¾ Millionen. Die Stadtbahnzüge bestehen jetzt regelmäßig aus acht Wagen, darunter zwei zweiter Kücst. Von den im Betrieb befindlichen 87 Loco⸗ motiven sind 77 doppelt und zehn dreifach besetzt. Der Wagenbestand hat sich auf 320 vermehrt. Die Leistungen der Stadtbahn⸗Locomotiven sind in den de fünf Jahren von 2 093 567 auf 3 277 212 Locomotivkilometer gestiegen. Die Leistungen am Tage des stärksten Verkehrs waren im Jahre 1888: 7978, im Jahre 1892: 13 163 Zugkilometer. Der Güterverkehr mit der Central⸗ markthalle hat einen bedeutenden Aufschwung genommen und ist von 13 501 t (1887/88) auf 49 463 (1891/92) angewachsen. Dem ent⸗ spricht eine Vermehrung der Einnahmen von 151 199 auf 792 236 Die Einnahmen der Stadtbahn betrugen im ersten vollen Betriebs⸗ jahre 1 906 533, im letzten Jahre 4 644 331 Die tägliche Durch⸗ schnittseinnahme ist von 5244 in den ersten beiden Monaten auf 12 689 gestiegen, also um 142 vom Hundert. Von den 453 Stadtbahnbogen waren im vorigen Jahre 339 vermiethet, und zwar 5 eine von 484 822,40 Dazu kommen noch

iethserträge aus den an die Post und die Wirthe abgegebenen Bahn⸗ hofsräumen in Höhe von 103 787,40 ℳ, sodaß sich aus allen diesen Vermiethungen eine gesammte Einnahme von 588 609,80 ergiebt. Die Hauptzusammenstellung der von den Stationen der Berliner Stadt⸗ und Ringbahn verausgabten Fahrkarten zeigt für 1891/92 eine Steigerung von 188 837 850 = 2 581 498 Die Einnahmen der

Stadtbahn sind also im starken Wachsen.

Der im Auftrage der Königlichen Regierung vom Geographischen Institut und Landkartenverlag Jul. Straube, Berlin SW., Gitschiner⸗ straße 109, bearbeitete Bebauungsplan für die Vororte von Berlin auf Grund der Baupolizei⸗Ord nung vom 5. Dezember 1892 ist jetzt erschienen. Der Preis beträgt 4 Die Karte, im Maßstab 1:60 000 bearbeitet, umfaßt die der Baupolizei⸗Ordnung unterworfenen Vororte Berlins und ermöglicht durch fünf⸗ farbigen Druck, Angabe der Grenzen und verschiedene Schraf⸗ firungen die sofortige Orientirung über die einer landhaus⸗ mäßigen Bebauung vorbehaltenen Gelände, sowie überhaupt über den Geltungsbereich der neuen Bauordnung. Die Karte ist instructiv und übersichtlich und mit großer Sorgfalt bearbeitet. Bei⸗

7

—— 8 8 gefügt ist der Karte eine Erklärung zum leichteren Verständniß, wie ein Auszug aus der Baupolizei⸗Ordnung selbst, der u. a. ein Ver⸗ zeichniß derjenigen Ortschaften enthält, auf welche die Bestimmungen des Gesetzes Anwendung finden. 1

München, 7. Februar. Der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch entsandte, wie „W. T. B.“ meldet, heute einen Ober⸗ Baurath nach Regensburg, unter dessen Leitung die Donau⸗Eis⸗ massen mittels Dynamits losgesprengt werden sollen.

Athen, 7. Februar. Die Insel Zante wurde laut Meldung des „W. T. B.“ heute wiederum von einem heftigen Erdbeben

heimgesucht, das man gleichzeitig auf der Insel Kephalonia und in

Patras verspürte.

Sydney, 6. Februar. Die letzteingetroffenen Nachrichten über die Ueberschwemmung in Ipswich (vergl. Nr. 33 d. Bl.) sind nach Meldung des „B. R.“ sehr ernster Natur. Es ist bereits fest⸗ gestellt, daß 22 Personen in den Wasserfluthen umgekommen sind, und es steht zu fürchten, daß die Anzahl der Ertrunkenen noch größer ist. Der erlittene Verlust an Eigenthum ist sehr bedeutend. Der obere Theil der Stadt, welcher groß und zahlreich bevölkert ist, hat keinen Schaden erlitten, im unteren Theile jedoch haben die Fluthen fürchterliche Zerstörungen ange⸗ richtet. Ganze Häuser wurden durch den Anprall des Wassers aus ihren Fundamenten gerissen und den Strom entlang geschwemmt. Das Wasser ist an einigen Plätzen mit Trümmern von Häusern, Bäumen und anderen Gegenständen ganz bedeckt, und die Atmosphäre in Ipswich ist durch die Zersetzung von thierischen Materien und durch den von den Fluthen an die Oberfläche gespülten Unrath und Kehricht unerträglich gemacht worden. Der Statthalter Sir Henry Norman hat sich von Toowoomba, das westwärts von Ipswich liegt, nach der letzteren Stadt begeben. Starke Regengüsse werden auch von Neu⸗Südwales gemeldet. Die Flüsse sind im Steigen.

8

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 8

St. Petersburg, 8. Februar. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern im Anitschkow⸗ Palais den Emir von Buchara in Abschiedsaudienz. Außer dem Gefolge waren auch der Sohn des Emirs, der in das hiesige Nikolai⸗Cadettencorps eintritt, sowie mehrere russische Würdenträger dabei zugegen. Der Emir wird morgen

St. Petersburg verlassen, um sich über Odessa oder Sebastopol

nach Buchara zu begeben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

om 8. Februar 1 orgens. Ober⸗Regi Freitag: Hexe. Oper

Wetter.

Temperatur bo cohcs in ° Celsius

rred. in Millim. C. = 40 R.

u. d. Meeressp.

bedeckt S wolkig Regen

Dunst S

A 0

7 Uhr.

Södo —+

Haparanda . t Petersburg Moskau .. . Cork, Queens⸗ town.

I d

1 Schnee

3 halb bed. Cherbourg. 5 bedeckt 1“ 6 Regen bbe6 4 Nebel mburg .. 4 Nebel winemünde 5 bedeckt¹) Neufahrwasser 72 6 bedeckt²) Memel... 5 Regen;) 1“ 2 bedeckt ünster 9 Dunst Karlsruhe .. 3 bedeckt Mieshaden . 2 bedect, ünchen.. 5 bede Chemnitz .. 4 halb bed. Berlin. 759 4 bedeckt ...166 4 heiter Breslau... 761 5 bedeckt Ile d’-Aix .. 769 3 Dunst vI Z heiter Z 16767 still bedeckt

1¹) Dunstig, Nachm. Regen. ²) Böig. ³) Nachts, Morgens Schnee. ⁴) Nachts Schnee, Regen.

Uebersicht der Witterung.

Unter dem Einfluß eines Minimums bei Wisby und einer Theildepression über der Nordsee wehen an der deutschen Küste starke, im Binnenlande auf⸗ frischende westliche und südwestliche Winde, unter deren v die Temperatur allenthalben stark ge⸗ stiegen ist. eutschland, wo überall trübes Wetter mit Regenfällen herrscht, ist frostfrei, dagegen in Nord⸗Oesterreich, Ungarn und Rußland dauert die strenge Kälte noch fort. Budapest meldet 10, Her⸗ mannstadt 15, St. Petersburg 20, Moskau 24, Archangelsk 36 Grad unter Null. Fortdauer der milden, aber windigen Witterung ist demnächst

wahrscheinlich. c 8 Deutsche Seewarte.

00

anzuge zu rusticana.

Vasantasena.

Talisman.

SObo bordoee— bto o bo —9 nSceen

besitzer. helm Tell.

tags 2 ½

revolution.

Theater⸗ Anzeigen.

Königliche Schauspielt. Donnerstag: Opern⸗ haus. Keine Vorstellung. Sen , Siebenter Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle zum Besten ihres Wittwen⸗ und Waisen⸗Fonds. Dirigent: Herr Felix Weingartner, Königlicher Kapellmeister. K Programm: 1) Quverture „Manfred“ von Schu mann. 2) Auf vielfachen Wunsch: Sinfonie fan- tastique von Berlioz (Episode de la vie d'un artiste). 3) Symphonie D-dur Nr. 2 von Beethoven. Anfang 7 ½ Uhr. 1 Achter Symphonie⸗Abend am 9. März 1893. Billets zu 6, 5, 3, 2 und 1 sind in der Hof⸗ musikalien⸗Handlung von Bote & Bock, Leipziger⸗ straße 37, und an der Abendkasse zu haben. chauspielhaus. 40. Vorstellung. Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauerspiel in 5 Auf⸗ 1“ 8 b

pfeil.

Epstein.

burg.

zügen von Grillparzer. In Scene üiesett vom Hierauf: seur Max Grube. hr

Opernhaus. in 3 Text nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von Borch. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Dr. Muck. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik componirt und arrangirt von P. Hertel.

Brahms.) Dirigent: Musikdirector Hertel.

Schauspielhaus.

Dianua. Lustspiel in 5 Aufzügen, nach dem Spanischen

des Don Augustin Moreto, von West.

geseßt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang r.

Sonnabend. Opernhaus. fehl: Théatre paré. ments. Anfang 7 ½ Uhr. Orchester⸗Logen, sowie den I. Ran h. Dienst, und Freiplätze ist Allerhöchst verfügt worden. Das Abonnement für den I. Rang wird deshalb aufgehoben und den Abonnenten der Betrag für die 36. Vorstellung gegen Rückgabe der betreffenden Billets angerechnet. Die Abonnements für Parquet, II. und III. Rang behalten ihre Gültigkeit. Das geehrte Publikum wird ersucht, im Gesellschafts⸗ erscheinen. Der Barbier Montag: Gedächtnißfeier für Richard Wagner. Schauspielhaus. Sonntag: Vasantasena.

Deutsches Theater.

Anfang 7 Uhr. Freitag: Zwei glückliche Tage Sonnabend: Der Talisman.

Berliner Theater. Donnerstag: Der Hütten⸗ 2 7 Uhr.

Anfan Freitag: 24.

Sonnabend: Der Komödiant.

Die nächste Aufführung von b Agnes Sorma, Anna Haverland, Ludwig Barnay und S. 7— findet am Sonntag, Nachmit⸗ r, statt.

Lessing⸗Theater. Donnerstag: Eine Palast⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Heimath.

Sonnabend: Heimath.

Sonntag: Eine Palastrevolution.

Wallner⸗Theater. Donnerstag; Der Probe⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Die Großstadtluft. Sonnabend: Die große Glocke. Sonntag: Der Probepfeil.

Friedrich · Wilhelmgädtisches Theater.

Donnerstag: Operette in 3 Acten von Oscar Walther. von Max Gabriel. Dirigent: Anfang 7 Uhr. 85

Freitag: Der Garde⸗Husar

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

Donnerstag: 6 1 Act von August Strindberg.

8* 5. Male: Der Garde⸗Husar.

Zum 48. Male: Anfang 7

35. Vorstellung. Die Acten von August Enna.

Deutsch von Max Schönau. Sigmund Lautenburg. Freitag: Gläubiger. Pont⸗Biqnet.

(Mit Einlagen von J. Anfang b Favoritin. (Leonore: Mlle.

41. Vorstellung. Donna

Mr. Mayan.) Anfang 7 Uhr.

In Scene Freitag: Mireille.

Auf Allerhöchsten Be⸗ Die Tochter des Regi⸗ Ueber die Fremden⸗ und einschließlich der

die Welt in stattungsstück mit Ba

Debillemont und C. A. Raida. Welt in achtzig Tagen.

Donnerstag: Baronin Ruth.

Cavalleria

Sonntag: von Sevilla.

Freitag: Baronin Ruth.

Sonnabend, zum ersten Mal:

Donnerstag: Der

Zum 26. Male: 1 3 Acten von Horst und Stein. Weinberger. Binder. Dirigent:

Gundlach. Insel. Ballet in 1 Act von von R. Mader. reiter. Inscenirt durch den

bonnements⸗Vorstellung. Wil⸗

„Hamlet“ (mit

3 Acten von Ed. Jacobson Couplets theilweise G. Steffens. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Graselli.

Nestroy. Müller. 7 ½ Uhr.

Chausseestraße 25. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Familie Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. In Scene gesetzt von Anfang 7 Uhr. Hierauf:

In Vorbereitung: Das Geständniß (L'aveu). Drama in 1 Act von Sarah Bernhardt.

Kroll's Theater. Donnerstag: 3. Ensemble⸗ Gastspiel der französischen Operngesellschaft. 1 Domenech; Mr. Engel; Alphons: Mr. de Padilla;

Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Donnerstag: Mit 8ee. Fe ttäng. Die Reise um acht agen. 12 in 5 Acten von A. d’'Ennery und Jules Verne. girt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag und folgende Tage: Die Reise um die

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5).

4 Acten von Robert Misch. Anfang 7 ½ Uhr. 100 D

Sonnabend: Zum 1. Male. Toscga von Victorien Sardou. (Frl. Barkany als Gast.)

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Lachende Erben. Musik von Carl Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Kapellmeister A. Ferron. Die n.se. militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L.

Valftändig neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. Hierauf: Die Sirenen⸗

Der choreogr. Theil von Jos. Haß⸗ alletmeister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7 ½ Uhr. von

von G. Görß. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Donnerstag: Gesammt⸗Gastspiel des Wiener En⸗ semble unter Leitung des Directors Frens, Süelel Nestroy Cyecelus. hi Preise. Zum 3. Male: Der böse Geist Lumpaci vagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Zauberposse mit Gesang in 3 Aufzügen von Musik von Adolf Müller. Dirigent: Victor Holländer. Anfang

Pont. Philharmonie. Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr: Concert vom Sängerbunde des Berliner Lehrervereins (Dirigent: Prof. Felix Schmidt) Familie Götz⸗Lehmann (Klavier) und Frl. Therese Saak (Königl. Opernsängerin) aus Dresden, Herrn Hans Brüning (Accomp.). Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Donnerstag Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr. Dienstag, 14. Februar (Fastnacht): Letztes Familien⸗Ball⸗Fest Billets à 3 im Bureau des Hauses

Die ernand: Belthazar:

Großes Aus⸗ Feininger.

15 Bildern) Ballet arran⸗ Musik von

7 Uhr; Große Extra⸗Vorstellung. 9☛ Ein Künstlerfest. 2

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und 8 Wassereffecten und eß. das Se. inscenirt

vom Director Franz Renz. Großer Blumencorso.

Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Ballet von amen. Außerdem: Auftreten sämmtlicher Künstlerspecialitäten ersten Ranges, u. qg.: Mr. James 25 mit dem Schulpferde „Germinal“. Ge⸗ rüder Trevally, hervorragendste Akrobaten der Gegen⸗ wart ꝛc. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: Auf vielseitiges Ver⸗ langen: 2. Wiederholung der Gala⸗Fest⸗Vor⸗ stellung von Kaisers Geburtstag. Sonntag: 2 große Vorstellungen um 4 Uhr l(ein Kind frei) und um 7 ½ Uhr.

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Nina von Bülow mit Hrn. Jagd⸗ junker und Forst⸗Assessor F. von Bülow a. d. H. Kobrow (Neustrelitz -Malchow). Frl. Maria Arnim mit Hrn. Prem. -Lieut. Fritz von Borcke (Frankfurt a. O.). Frl. Leonore Rohland

Schauspiel in

Operette in

.Regel. Musik

8 er. Donnerstag: Zum mit Hrn. Gerichts⸗Assessor Kurt von Saucken K.2eene Gesangsposse in (Etzoldshain bei Zeitz- Instecburg). und W. Mannstädt.

Verehelicht: Hr. Lieut. Hasso von Hempel mit Frl. Alice von Baehr (Gr. Ramsau).. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitän Lieut. Truppel (Friedenau, Berlin). Hrn. Major Schulz (Dom. Neu⸗Tschau). Hen. Districts⸗ Commissar von Hartmann (Weißenhöhe a. d. Ost⸗ bahn). Hrn. Regierungs⸗Assessor Felle Oppeln). Hrn. Ritimeister Fuchs (Cassel). Eine Tochter: Hrn. Regierungs⸗Baumeister H. Wolf⸗ ram (Breslau)). Hrn. Prem.Lieut. Paul von Schelling (Berlin). Hrn. Prem⸗Lieut. von Reppert⸗Bismarck (Berlin). Hrn. Grafen Baudissin⸗Zinzendorf (Rantzau). Gestorben: Hr. Superintendent a. D. Julius

Musik von

ümliche

Volkst

Johann Regie: Franz 1 Marie Scholze, geb. Sievert (Magdeburg). Hr. General⸗Lieut. z. D. Graf Oskar von Strach⸗ witz (Polnisch⸗Neukirch)h. Frl. Elisabeth von Schimonsky (Oppeln).

Musik In Scene gesetzt vom Regisseur

Herr Kapellmeister Federmann. Geöffnet von 12 11 Ubr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —— 8er 4 Verlag der Expedition (Scholz).

Gläubiger. Tragikomödie in II1. Quartett⸗Abend von Regie: Hans Meery. Wirth, Hausmann.

8

Concerte.

Sing-Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr: Joachim,

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin Sa, Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen schließlich Berlen⸗Hetlaso.

Kruse,

und mit feiner Pens des gedachten Regts., in das

unter gütiger Mitwirkung der Damen Frl. 93

sowie des

Gesellschafis⸗Abend.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr: II. Concert von Elisabeth

Circus Nenz (Carlstraße.) Donnerstag, Abends 8

Stoessell (Rügenwalde). Verw. Fr. Oberlehrer

gegenseitig versetzt.

8⸗A

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderun en und Versetzungen. Im activen Heere. Berlin, 2. Fe ruar. Bendel, Major à la suite des Magdeburg. Füsf. Regts. Nr. 36 und Director der Munitionsfabrik, in gleicher Eigenschaft zur Gewehrfabrik in Danzig, Lange, Oberst⸗Lt. à la suite des Magdeburg. Füf. Regts. Nr. 36 und Director der Gewehrfabrik in Spandau, in gleicher Eigenschaft zur Munitionsfabrik, v. Nickisch⸗ Rosenegk, charakteris. Port. Fähnr. vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm II. (I. Schles.] Nr. 10, in das Gren. Regt. König Wilhelm I. (2. Westpr.) Nr. 7, versetzt. v. Mathy, Major aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 138 und commandirt zur Wahr⸗ nehmung der Geschäfte als Commandeur des Landw. Bezirks Hagenau, unter Stellung zur Disp. mit Pension, zum Commandeur des ge⸗ dachten Landw. Bezirks ernannt.

Berlin, 4. .Ser Feuerheerd, Sec. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Königl. Säͤchs. 2. Ulan. Regts. Nr. 18, früher in diesem Regt., in der Preuß. Armee, und zwar als Sec. Lt. mit Patent vom 24. Oktober 1892 bei dem 7. Bad. Inf. Regt. Nr. 142, v. Boehn, früherer Cadett, in der Armee, und zwar als charakteris. Fähnr. bei dem Inf. Regt. von Stülpnagel (5. Brandenburg.) Nr. 48, angestellt.

In der Gendarmerie. Berlin, 2. Februar. Casa⸗ franca v. Saint⸗Paul, Hauptm. von der 1. Gend. Brig., zur 7. Gend. Brig. versetzt.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 1. Fe⸗ bruar. Stark, Zeug⸗Hauptm. vom Art. Depot in Diedenhofen, zum uGrt. Depot in Spandau, Wolff, Zeug⸗Pr. Lt. vom Art. Depot in Met zum Art. Depot in Diedenhofen, Hartmann, Zeug⸗Lt. von er Art. Werkstatt in Straßburg, zum Art. Depot in Darmstadt, Winter, Zeug⸗Lt. von der Pulverfabrik bei Hanau, zum Art. Depot in Metz, versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im activen 8SS Berlin, Februar. Daum, Major à la saite des Inf. Regts. von interfeldt (2. Oberschles.) Nr. 23 und Director der Gewehrfabrik

n Danzig, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension nd der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform zur Disp. gestellt.

Inder Gendarmerie. Berlin, 2. Februar. von Dittmar, mittels Allerhöchster Cabinetsordre vom 14. Januar d. J. in der 7. Gend. Brig. 8b Major, früher Rittm. und Escadr. Chef

m Litthau. Ulan. Regt. Nr. 12, von der Gend. wiederausgeschieden ion und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform Inactivitätsverhältniß zurückgetreten.

bisher in der 6. Gend. Brig., der

Offiziere,

Rieger, pens. Ober⸗Wachtm., Charakter als Sec. Lt. verliehen. Evangelische Militär⸗Geistliche.

2. Dezember. Strach, charakteris Militär⸗ Oberpfarrer, Div. Pfarrer der Großherzogl Hess. (25.) Div. in Darmstadt, zum

„Januar 1893 mit Pension in den Ruhestand versetzt. 19. Januar. Roscher, Garn. Pfarrer in Saarlouis, als Div. Pfarrer der 29. Div. nach Mülhaufen i. E. zum 1. Februar d. J. versetzt. Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 16. Ja⸗ nuagr. Stuckhardt, Garn. Bau⸗Insp. in Saarbrücken, als tech⸗ nischer Hilfsarbeiter zur Intend. XV. Armee⸗Corps nach Straßburg i. E. zum 16. Februar 1893 versetzt.

29. Januar. Dr. Bodewig, Chemiker 1. Kl. vom Feuer⸗ werks⸗Labo torium in Spandau, zur Geschoßfabrik in Siegburg

versetzt.

Königlich Bayerische Armee.

ssfziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. 22. Januar. Graf, Hauptm. und omp. Chef vom 1. Inf. Regt. König, in den Generalstab (Central telle), Lentze, Hauptm des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, Frhr. v. Beulwitz, Rittm. des 1. Chev. Regts. Kaiser Alexander von Rußland, Brey, Rittm. des 1. Schweren Reiter⸗Regts. Prinz Karl von Bayern, letztere drei in das Verhältniß à la suite ihrer Truppentheile, unter Com⸗ mandirung zur Dienstleistung dortselbst, de Frhr. v. Barth zu Harmating, Major vom Generalstab (Centralstelle , zum Bats. Commandeur im 2. Inf. Regt. Kronprinz, Benzino, auptm. vom Inf. Leib⸗Regt., zum Comp. Chef im 1. Inf. Re⸗ gt. König, ernannt. v. Hößlin, Hauptm. im Generalstab I. Armee⸗Corps, zum Major ohne Patent befördert.

28. Januar. Frhr. v. Godin, Pr. Lt. des 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, à la suite dieses Truppentheils gestellt. ,,31. Januar. Frhr. v. Wendland, Pr. Lt. des 1. Schweren Reiter⸗Regts. Prinz Karl von Bayern, unter Stellung à la suite dieses Regts., auf die Dauer eines Jahres beurlaubt.

In der Gendarmerie. 24. Januar. Daffenreither, Heupim. von der Gend. Comp. von Schwaben und Neuburg, zum hef der Gend. Comp. von Niederbayern ernannt. Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 20. Ja⸗ nuar. Schilling, Sec. Lt. des 4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg, behufs Uebertritts in Königl. preuß. Militär⸗

dienste, der Abschied bewilligt.

22. Januar. Nusch, Oberst⸗Lt. und Bats. Commandeur im 2. Inf. Regt. Kronprinz, mit Pension und mit der Erlaubniß ied bewilligt.

Tragen der Uniform der Abs

zum T

25. Januar. Eberhard, Sec. Lt. des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, das erbetene Ausscheiden aus dem Heere vom 8. Februar d. J. behufs Uebertritts in die Kaiserliche Schutztruppe

für Deutsch⸗Ostafrika gestattet. 24. Januar. Frhr. v. Strauß,

In der Gendarmerie. b

8 uptm. von der Gend. Comp. der Haupt⸗ und Residenzstadt ünchen, mit Pension und mit der Erlau niß zum Tragen der

Uniform der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Corps. 19. Januar. Dr. Lahm, Unter⸗ arzt des 17. Inf. Regts. Orff, zum Assist. Arzt 2. Klasse in diesem Truppentheil befördert.

1 eamte der Militärverwaltung. 1—

19. Januar. Köppel (Nürnberg), Unter⸗Apotheker der Res., zum Ober⸗Apotheker der Res. befördert.

22. Januar. Esch, Pr. Lt. a. D., Garn. Verwalt. Insp. der Garn. Verwalt. Lindau, unter Verleihung des Titels eines Rech⸗ nungs⸗Rathes, in den erbetenen Ruhestand getreten.

24. Januar. Wimmer, Rechnungs⸗Rath, Proviantamts⸗ Director in Ingolstadt, unter Verleihung des Titels eines Geheimen Rechnungs⸗Rathes, in den erbetenen Ruhestand getreten.

25. Januar. Kamm, Kasernen⸗Insp. der Garn. Verwalt. Erlangen, Ried erer, Kasernen⸗Insp. der Garn. Verwalt. Würzburg,

„Januagx. Schütte, Ingen. 2. Kl. der Art. Werk tätten, zum Ingen. 1. Kl. dortselbst befördert. 8g-; in XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, rderungen. und Versetzungen. Im activen Heere. bruar. Die Oberst⸗Lts.: v. Hiller, à la suite des Gren.

Erste Beilage

nzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗

Berlin, Mittwoch, den 8. Februar

nzeiger. 1893.

Regts. König Karl Nr. 123, commandirt nach Fae als etatsmäß. Stabsoffizier des Gren. Regts. Graf Kleist von No endorf (1. West⸗ preuß.) Nr. 6, unter vorläufiger Belassung in seinem dermaligen Dienstverhältniß, v. Groll, etatsmäß. Stabsoffizier des Inf. Regiments Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120, Sautter, Commandeur des Ulan. Regts. König Wilhelm I. Nr. 20, v. Bilfinger, Abtheil. Chef im Kriegs⸗Ministerium, Schnürlen, etatsmäß. Stabsoffizier des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, unter Belassung in seinem Commando zum Kriegs⸗ Ministerium, zu Obersten befördert. Schmidt, Oberst⸗Lt. à la suite des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Eisenbahnlinien⸗ in Stuttgart, v. Lienh ardt, Oberst⸗Lt. à la suite des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, Platzmajor in Stuttgart, der Charakter als Oberst verliehen. Daniel, Hauptm. u. Comp. Chef im Inf. Regt. Köngg Wilhelm I. Nr. 124, mit Pension zur Disp. gestellt und zum Bezirksoffizier im Landw. Bezirk Gmünd, Frhr. von Krauß, Hauptm. in demselben Regt., zum Comp. Chef, ernannt. Frhr. v. Gemmingen⸗Hornberg, Pr. Lt. im 4. Inf. Regt. Nr. 122 Kaiser Franz Joseph von esterreich König von Ungarn, in das Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Simon, Pr. Lt. im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, in das Inf. Regt. König Wilhelm I. Nr. 124,

versetzt. Beamte der Militär⸗ Verwaltung. 3. Februar. Dr. Bauer, Ober⸗Apotheker der Landw. 1. Auf⸗ gebots, zum Corps⸗Stabsapotheker ernannt.

Deutscher Reichstag. 38. Sitzung vom Dienstag, 7. Februar, 1 Uhr.

Die Verhandlung über die Socialdemokratie und ihre Ziele wird im Rahmen der Etatsberathung (Reichs⸗ amt des Innern, Gehalt des Staatssecretärs) fortgesetzt.

Ueber den Beginn der Verhandlung, den Anfang der Rede des Abg. Liebknecht, der zunächst das Wort hat, haben wir bereits in der Dienstags⸗Nummer berichtet. Wir fahren nachstehend in der Berichterstattung über diese Rede fort.

Abg. Liebknecht (Soc.): Man hat von der Tyrannei der Marx'schen Lehre gesprochen. Das Marx'sche eherne Entwickelungs⸗ gesetz vernichtet nicht das Individuum zu einem breit gedrückten Pfann⸗ kuchen. Das geschieht nur in der heutigen Gesellschaft. Die freie Concurrenz geht über das Individuum hmawer. Marx weiß so gut wie jeder andere, daß der Mensch auch ein Factor der Ent⸗ wickelung ist und daß ohne die Menschenkraft ein Fortschreiten nicht möglich ist. Aber die Kraft des einzelnen Menschen, einer Gruppe von Menschen kann jenem Entwickelungs⸗ gesetz nicht zuwiderhandeln, sie muß handeln mittels dieser Gesetze, mit Benutzung derselben, im Einklang mit ihnen. Das Individuum steht nicht an dem Baum der historischen Entwickelung und schaut hypnotisirt hinauf, ob nicht die Birnen hinunterfallen; einen solchen Blödsinn mag mancher sich gedacht haben, aber Marx hat diesen Gedanken niemals gehabt. wickelung von den Menschen geschüttelt werden soll. Wenn der Baum erst in Blüthe steht, kann keine reife Frucht herunterfallen. Man hat auch die Marr'sche Dictatur des Proletariats als Schreckbild vor⸗ geführt. Was erschreckt Sie dabei? Haben wir nicht unter dem Socialistengesetz eine Dictatur in der härtesten Form gehabt? Ach, wir werden Ihnen einmal keine schlimmere aufdictiren, wenn wir in der Macht sind. Das nenne ich Dictatur, daß eine Gesellschaftsklasse die Gesetz⸗ gebung dazu benutzt, um die andere machtlos zu machen. Das ist hier geschehen, und wenn Marx von der Dictatur des Proletariats gesprochen hat, so hat er gemeint, daß es nothwendig sei, daß die siegreiche Socialdemokratie die Gegner unschädlich en Ja, das ist doch selbstverständlich. Suchen Sie uns . unschädlich zu machen? Das, was uns recht war, d Sie als billig für Sie anerkennen. Thun Sie nur nicht so heuchlerisch! Ich liebe wahrhaftig nicht die Dictatur; aber im esellschaftlichen Kriege haben wir nicht Friedens⸗ zustände, und wir 118 jetzt etwas wie Krieg. Wenn der Staat sich an die Spitze der Socialreform statt an die Spitze des Kapitalismus setzte, dann könnte langsam auf gesetzmäßigem Wege das Ziel der friedlichen Umgestaltung der Menschheit, ohne daß Individuen und Personen zu Grunde gehen, erreicht werden. König Stumm, der sich ja so nennt, was hat er als Panacee? Ein neues Socialisten⸗ gesetz, eine neue Dictatur gegen die Socialdemokratie. Sie dürfen wahrhaftig von einer Dictatur uns gegenüber nicht sprechen. Wer Wind säet, wird Sturm ernten. Man hat den Streit zwischen den „Jungen“ und „Alten“ als großes Ereigniß behandelt. Wer sind denn diese „Jungen“? Wer behauptet, daß sie wegen abweichender Meinungen ausgestoßen sind, ist einfach ein Lügner. Wenn jemand gegen die guten Sitten verstößt, das Hausrecht verletzt, dann ent⸗ fernt man ihn aus rein gesellschaftlichen und ersönlichen Gründen. Das ist doch kein Gewissenszwang. Sie erzählen immer von großen Versammlungen der Unabhängigen und Anarchisten. Diese bestehen aber nur in den Spalten Ihrer Zeitungen, es sind die Steif⸗ leinenen Falstaff's, mit denen Sie uns bekämpfen wollen. Wir ind eine Partei der absolut freien Entwickelung. Mit den ab⸗ älligen Bemerkungen über mich oder den Abg. Bebel als Führer der Partei glauben Sie Uneinigkeit bei uns zu erregen. Sie sind eben nur die Zustände eines Landes gewöhnt, wo keine Preß⸗ reiheit ist; in England, Amerika, der Schweiz ist die Sprache der öffentlichen Meinung eine ganz andere. Wir wollen nichts vertuschen, alle Unzufriedenheit soll heraus; gerade in dieser freien Kritik liegt das starke Bollwerk unserer Partei. Wir züchten nicht eine Aristokratie von Parlamentariern und Rednern, gegen die die anderen nicht aufkommen können; wir sind bestrebt, alle Kräfte zu wecken. Wir sind hier 36 und könnten Ihnen jeden Tag zweistündige Reden halten lassen. Was kommt aber dabei heraus? Es wird gesagt: Deutschland schaut auf uns. Wenn das deutsche Volk jetzt sieht, wie hier anstatt mit der Militärvorlage der Deutsche Reichstag sich mit dem Zukunftsstaat beschäftigt, muß es denken: Bin ich denn verrückt geworden? Ist das in einem solchen Moment eine der Volksvertreter würdige Aufgabe? Ein vernünftiger Mensch muß wissen, daß mit Reden niemals ein wissen⸗ schaftlicher Streit zum Austrag gebracht werden kann, und wenn Jahre lang geredet wird. Aber Sie wollen die Aufmerksamkeit ablenken von der Militärdebatte, das ist Ihr . Wenn es Ihnen vom Centrum Ernst. wäre mit der Verwerfung der Militärvorlage, dann läge sie schon längst im Papierkorb und der Reichstag wäre aufgelöst. Ihre Reden in dieser Debatte dienen uns als Munition; sie haben daß Sie nichts gelernt und nichts vergessen haben, vollständig verständnißlos der größten Be⸗ 1b Gegenwart gegenuüberstehen. Ferner beweisen sie in der deastischsten Weßse daß alle Parteien völlig einmüthig auf dem Boden des Kapitalismus stehen. In seinen „Irrlehren“ hat der Abg. Richter Ihnen die geistige Waffe egen uns geliefert. Es wird uns vorgeworfen, daß wir keine Wider⸗ legung zu stande gebracht haben. Das ist zum theil richtig, aber

nur gezeigt daß Sie wegung der

ich verweise nur auf das kleine Schriftchen meines Freundes Franz

Er hat gemeint, daß der Baum der Ent⸗

Mehring, das die Grundzüge der Widerlegung liefert, und welcher sagt, die „Irrlehren“ sind die Bibel eworden, auf welche die ge⸗ sammte deutsche Bourgeoisie und kapitalistische Gesellschaft schwört. Das ist von großer culturhistorischer Bedeutung, denn es zeigt, wie tief in Bezug auf geistige und Charakterentwickelung die deutsche Vcurgeoif hinter anderen Ländern zurücksteht. Der Abg. Dr. Bachem sagte, wir nas⸗ führten die Arbeiter. Das ist ein Ausdruck, den ich hier im Hause gegen Cöllegen zu gebrauchen mich schämen würde. Die Partei des Abg. De. Bachem hat die Menschheit schon fast 2000 Jahre lang genas⸗ führt. (Rufe: Oho!) Nun ich den Ausdruck gebrauche, rufen Sie: Oho! Wir haben den Arbeitern nicht den Zukunftsstaat vorgegaukelt, sondern ihnen ehrlich die Wahrheit gesagt. Wir sagen ihnen: Ihr habt innerhalb und außerhalb des Reichstags keine Freunde, alle

arteien auf dem Boden der kapitalischen Gesellschaft sind eure Gegner.

as beweisen Sie ja jetzt auf das Allerbeste. Wir sagten den Arbeitern: Die gebratenen Tauben werden euch nicht in den Mund fliegen, ein Schwindler ist derjenige, der euch ein Paradies verspricht, das plötzlich durch ein Wunder entstehen wird. Sie geben den Arbeitern die Knochensuppen zu essen, das Fleisch von den Knochen ist dann im Himmel nach⸗ zuholen. Mit solchen Knochensuppen suchen wir die Lage der Arbeiter nicht zu verbessern, sondern sagen ihnen: Eure Bestrebungen werden bekämpft werden, organisirt eure Kräfte, laßt euch nicht nasführen von den anderen Parteien, sondern geht zu der die die Be⸗ freiung der Arbeiter auf ihre Fahne geschrieben at, bei der schon Millionen von Arbeitern sind, die eigentlich die organisirte Arbeiter⸗ schaft Deutschlands ist. Wenn es dann zum Klappen kommt, wenn der wirthschaftliche Bankerott noch größer wird, werden Sie sich viel⸗ leicht alle zusammenschaaren oder auch gegenseitig bekämpfen. Das ist uns ziemlich einerlei. Sie marschiren dann vielleicht unter einer Fahne, die „Spar⸗Agnes“ als Jungfrau von Orleans voran, gegen uns, die wir Ihnen entgegengehen unter der einfachen rothen, ehr⸗ lichen 1. Ich rufe zu: Kommen Sie nur, wir werden mit Ihnen allen fertig!

Abg. Stöcker (dcons.): Nach dieser Rede des Abg. Liebknecht, die beachtenswerth dadurch ist, daß er das eherne Entwickelungsgesetz in die socialpolitische Wissenschaft eingeführt hat, glaube ich auf meine Rede verzichten zu können. Alles muß ein Ende haben und diese Debatte auch. Wir haben den Muth, die Debatte mit dieser Rede des Abg. Liebknecht ausklingen zu lassen. Die Socialdemokraten haben heute ihr bestes Pferd ins Feld geführt, auch dieses hat, wie die Stimmung des Hauses zeigt, sich als ein völlig lahmer Renner er⸗ wiesen. Wir werden nicht mehr hierzu sprechen, wenn es uns nicht aufgezwungen wird.

Abg. Dr. Lingens (Centr.): Nach meiner Ueberzeugung hat die heutige Gesellschaftsordnung, Arbeitgeber, Unternehmer und Arbeiter, ganz erfreuliche Fortschritte gemacht. In Preußen sind anerkennens⸗ werthe Thatsachen ins Leben getreten: die Zahl der Fabrikinspectoren ist vermehrt worden, Wohlfahrtseinrichtungen, an vielen Orten Arbeiterwohnungen geschaffen worden, die von Unternehmern ausge⸗ Hangen sind und ganz bedeutende Summen in Anspruch genommen haben; Verbesserungen in materieller und auch in religiöser Beziehung sind getroffen worden. Deutschland ist in diesen Leistungen nicht hinter anderen Ländern zurückgeblieben, sondern vielfach fortgeschritten. Von Jahr zu Jahr wachsen nach den Berichten der österreichischen Fabrikinspectoren die Klagen der Arbeiter. Daß die österreichischen Arbeiter sich in schwieriger Lage an die Fabrikinspectoren wenden, unsere Arbeiter nicht, liegt an der besonderen Beschaffenheit des Instituts der Fabrikinspectoren im Deutschen Reich. Die Arbeiter würden den Inspectoren mehr Vertrauen entgegenbringen, wenn dieselben nicht aus bureaukratischen Kreisen, sondern aus den Reihen der Arbeiter, Ingenieure, Techniker genommen würden. Das trifft besonders für die katholischen Arbeiter zu. Es ist eine wichtige humanitäre Aufgabe, daß die Fabrikinspectoren Beziehungen zu den Arbeitern gewinnen. Unsere Arbeiter, zumal die jungen, sind vielfach aufgeregt und folgen den Verlockungen derjenigen, die sie für ihre Ideen gewinnen wollen. Aber im Grunde 8” unser Volk durch alle Jahrhunderte hindurch läubig gewesen und ist es Gottlob noch heute. Aus der Lchweiz hört man klagen, daß bei gutem Lohn und spottbilligen ordentlichen Wohnungen keine Sticker zu bekommen sind. Allenthalben macht sich heut zu Ee der Geist der Vergnügungssucht und Unzufriedenheit geltend. Andererseits hört man in der Schweiz von seiten der Arbeiter vielfach Klagen über Nachtarbeit und Sonntagsarbeit; die Fabrikinspectoren befinde sich dort in lebhafter Fühlung mit den Arbeitern. Aus Arbeiterkreisen aus Hannover wird mir berichtet, daß ein von einer Firma be⸗ soldeter Geistlicher den Gottesdienst in deutscher und polnischer Sprache für die Insassen des Mädchenheims und die übrigen 2 wohner der dortigen Arbeitercolonie versieht, welche zum größten Thei katholisch war und aus den östlichen Provinzen eingewandert ist. Dieser Gottesdienst hat sich ganz ausgezeichnet bewährt und das Beispiel verdient nachgeahmt zu werden. In Frankreich habe ich einer Stelle deeea. daß man die religiöse Pflege mit der Arbeits⸗ thätigkeit verbindet, wie es auch in meiner Jugend überall der Fall In unseren katholischen Fabriken findet man auch heute noch

je nach den Monaten geschmückt

war. kleine Altärchen aufgestellt, welche sind, und es werden auch Psalmen und Lieder gesungen. Ich habe mich gewundert, darüber in den Berichten unserer Fabrik⸗ inspectoren nichts gefunden zu haben. Für die Pflege des religiösen Moments, welches so mächtig und heilsam auf die Arbeiter wirken kann, müssen die Herren Fabrikinspectoren Auge und Herz haben. Die Trunksucht kann nur durch besondere religiöse Einwirkungen ausgerottet werden. Wir in Aachen hatten früher einen Pfarrer, der sich diese Aufgabe gestellt hatte. Er richtete nichts aus. Da kamen die Jesuiten und gründeten einen Verein, dessen Mitgliederzahl auf 2400 stieg. Die ihm an sehörigen Arbeiter waren fest, nüchtern, sparsam, und die Frauen konnten uns nicht genug danken für die Verbesserung ihrer Lage. In den Handwerksstätten herrschte Ordnung und ein ruhiger Geist, wie wir ihn besser gar nicht wünschen konnten. Die Herren von der socialdemokratischen wissen sehr gut, daß sie durch Bekämpfung der Religiosität bei den Arbeitern nichts ausrichten können. Wir haben das Bedürfniß, uns gegenseitig zu stärken und aufzurichten, und da hilft ganz allein der religiöse Glaube ang Gott, an eine Seligkeit und ein Gericht nach dem Tode. Das zu leugnen ist Thorheit, wenn nicht Wahnsinn. Der allgemeine achtstündige Arbeits⸗ tag ist ein Unsinn. Wie kann ein Landmann, ein Gärtner nur acht Stunden im Mai und Juni arbeiten? Er arbeitet vom ersten bis zum letzten Sonnenstrahl. Die Arbeit ist uns als Strafe auf⸗ erlegt, nachdem der Mensch sich erhoben hatte im Widerspruch gegen Gott und unfolgsam gewesen war; im Schweiße seines Angesichts soll er arbeiten. Dadurch entsteht ein gegenseitiges, schönes Verhält⸗ niß⸗ wodurch dann der Himmel auf die Frbe herabgezogen, das Herz gehoben und auf Gott gerichtet wird, daß es nie unterdrückt wird und nie verzweifelt. Die frommen Arbeiter sind die Muster unseres Volkes: da sie es sind und werden, in diesem Bestreben werden wir Alle einig sein. . Abg. Dr. Hirsch (dfr.): Die Fabrikinspertoren resp⸗Gewerberäthe für Preußen 5 im Vorjahr von 93 auf 115 vermehrt worden. iese Vermehrung ist relativ gering bei der Neuordnung, die auf ve. Gebiet eingetreten ist; dennoch wäre es zu wünchen⸗ die übrigen Bundesstaaten dem preußischen Beispiel folgten. Diese

Aufsichtsbeamten sind vielfach mit fremdartigen Obliegenbeiten beauftragt

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