1893 / 41 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

In der Vorstellung der Oper „Die Hexe⸗

Deppe, die Herren Rothmühl, Sylva, Fränkel und

Darauf folgt das Tanzbild „Slavische Brautwerbung“. tag gelangt „Bastien und Bastiene“ mit Fräulein Weitz und den Herren Krolop und Philipp zur Aufführung. Darauf fol „Bajazzi“ mit Frau na og und den Herren Sylva, Bulß 1b eschlüß bildet das Tanzbild „Die Puppenfee“.

eine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen besuchten gestern das Deutsche Theater und wohnten der Aufführung des Schwankes „Zwei glück⸗

und Fränkel. en

liche Tage“ bis zum Schluß bei.

Morgen findet im Less ing⸗Theater eine Wiederaufführung des Lustspiels „Eine Palast⸗Revolution“ von Richard Skowronnek statt, das jetzt auch für das Lobe⸗Theater in Breslau, sowie für das Deutsche

Volks⸗Theater in Wien erworben worden ist.

Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater bringt in

nächster Zeit einen wechselnden Spielplan. Morgen Operette „Der Garde⸗Husar“ zur Aufführung, am

Sonntag geht Offenbach's Operette „Die schöne Helena“

diesem Werke folgt dann in kommender Woche

Cesar“, der überhaupt zum ersten Mal im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen

Theater aufgeführt wird.

. ⸗„Jugend. ein Liebesdrama in drei Acten von Max Halbe ba. ist von Director Lautenburg für das Residenz⸗Theater zur Auf⸗

führung angenommen worden.

Rich. Burmeister wird in seinem morgen Abend 8 Uhr in der

Sing⸗Akademie stattfindenden Concert mit dem

DOrchester zwei Klavier⸗Concerte, und zwar Beethoven’s Es-dur- und Das Programm bringt „Symphonische Phantasie“, f Henneberg's

Liszt's A-dur-Concert zu Gehör bringen. außerdem des Concertgebers letztem Satz als poetischer Gemälde „Die Jagd nach

Vorwurf

dem Glück“

Das Programm des Concerts, welches Frau Evelyne Muschler⸗ Solbrig mit den Schülerinnen ihrer Gesangsschule am Sonntag, Abends 18 Uhr, in der Sing⸗Akademie veranstaltet, bringt eine

ganze Reihe von dramatischen und colorirten Arien der Opern, sowie Duett und Lieder⸗Compositionen.

Das dritte und letzte Concert des Geigenvirtuosen Waldemar Meyer mit Orchester unter Direction des Hofkapellmeisters Alois Schmitt findet morgen Abend 7 ½ Uhr im Concerthause statt. Das interessante Programm enthält Schumann's D-moll-Symphonie, Mendelssohn’s Violineoncert, Vieux⸗temp's Ballade und Polonaise,

und für Gesang die Arie der Donna Anna aus Juan“

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ffehung 188. Königlich preußischer Klassenlott der ““ 2 Gewinne von 5000 auf Nr. 13 445. 1 Gewinn von 3000 auf Nr. 39 883. 2 Gewinne von 1500 auf Nr. 129 361 1 Gewinn von 500 auf Nr. 136 187. 11 Gewinne von 300 auf Nr. 1472. 35 581. 37 392. 62 513. 75 604. 165 624.

Wetterbericht vom 16. Februar,

Morgens.

90 86 u= m. [S.

8

Wind. Wetter.

bedeckt

SSW 3 bedeckt

Mullaghmore

Aberdeen .. SSO

Christiansund SSW 1 heiter Nebel

3 3 Kopenh O 1 1 openhagen. 1 NO 2 bedeckt

ll

1

1

4 Stockholm 5 ede

aranda sti N Schnee 16

t Petersburg Moskau ... wolkenlos 20

Cork, Queens⸗ town... 3 wolkig Cherbourg. 4 Regen 1 wolkenlos Sylt.. 3 Dunst mburg .. 3 bedeckt winemünde 2 Nebel Neufahrwasser still Nebel Memel. 765 3 Nebel Pri vII1 2 wolkenlos NKünster.. fehlt 2 heiter Karlsruhe. . 763 1 heiter Wiesbaden 762 2 heiter München .. 764 4 wolkenlos Chemnitz .. 765 2 -heiter ¹) Berlin. 764 2 wolkig2) 11616 1 wolkenlos Breslau.. 766 1 halb bed. Ile dAix.. 756 5 Regen Nizza 768 3 halb bed. E11171716 still Nebel

¹) Nebel, Reif. ²) Nachmittags Regen. Uebersicht der Witterung. 1 Ein barometrisches Minimum ist westlich von Schottland erschienen und scheint nordwärts fort⸗ zuschreiten; das Hochdruckgebiet über Südost⸗Europa hat sich weiter nördwärts bis nach Lappland hin ausgebreitet. Bei schwachen meist südöstlichen Winden ist in Deutschland das Wetter mild, an der Küste neblig, im Binnenlande vielfach heiter ohne nennenswerthe Niederschläge; die Temperatur liegt bis zu 5 Grad über dem Mittelwerth und bis zu 5 ½ Grad über dem Gefrierpunkt. Ueber den Britischen In eln und Umgebung ist überall Regen

gefallen. 8

Dobbeh SESeShnCSSSchnSn

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schanspiele. Freitag: Opern⸗

aus. 42. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 48. 12,1 Die gelehrten 8 2993 Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Baptiste olibère. In deutschen Versen von Ludwig Fulda.

8b

11““ Jam Sonnabend im Königlichen Opernhause sind die Damen Lammret, Pierson und

und Ungarische Nationallieder, gesungen von Frau Schmitt⸗

ewinn von 15 000 auf Nr. 55 373.

102 463. 126 416.

revolution.

Krasa beschäftigt. Am Sonn⸗

die Oper vePhilip 28 100. 40697. 50 474.

gelangt Gabriel's Sonnabend und in Scene, Dellinger's „Don

Denkmals ist beschlossen Ausführung zu Grunde zu legen. Sonntag ausgestellt bleiben.

Philharmonischen

deren bekanntes gedient hat.

hervorragendsten ist eingestellt.

genommenen Häuser einzustürzen. gestellt.

742 Mozart's „Don Hamburg, 15. Februar.

E1ö“ ö““

Europa abgehen.

Wien, 15. der Raxalpe

der 2. Klaffe erie fielen in

185 860.

1 8 178 000. 8 tag Morgens

34 879. sbese an, 156 084.

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Auf⸗ zügen von Jean Baptiste Molière, mit Benutzung der Wolf Graf Baudissin'schen Uebersetzung. In Scene hesißt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 43. Vorstellung. Die

exe. Oper in 3 Acten von August Enna.

ext nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von Borch. In Scene gefeft vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ meister Dr. Muck. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik componirt und mrrangirt von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Zeühens.) Dirigent: Musikdirector Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 49. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl. mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Dentsches Theater. Freitag: Zwei glück⸗ liche Tage. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Talisman.

Sonntag: Der Talisman.

Montag: Der Talisman.

Berliner Theater. Freitag: 25. Abonnements⸗

Paißeung. Neu einstudirt: König Lear. Anfang hr.

Sonnabend: Dorf und Stadt.

Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Journalisten. Abends 7 ½ Uhr: Der Komödiant.

Die nächste Aufführung von „Uriel Acosta“ findet am Montag statt.

Lessing-Theater. Freitag: Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Heimath. Sonntag: Heimath.

Wallner-Theater. pfeil. Anfang 7 ½ Uhr. h

Sonnabend: Der Fall Clémenceau.

Sonntag: Der Fall Clémenceau.

Friedrich -Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25.

Freitag: Zum 13. Male: Der Garde⸗Husar. Operette in 3 Acten von Oscar Walther. Nusik von Max Gabriel. In Scene gesetzt vom Regisseur Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Die schöne Helena.

Residenz⸗-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: 2☛☚☛. Vorletzte Woche der Aufführungen Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Regie: Hans Meery.

ierauf: um 57. Male: Familie Pont⸗

iquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von nin Schönau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr. onnabend: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont⸗ Biquet.

Eine Palast⸗

Freitag: Der Probe⸗

Bei der heute beendeten Ziechung der der 188. Königlich preußischen Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 55 124. 1 Gewinn von 3000 auf Nr. 154 040.

1 Gewinn von 500 auf Nr. 121 408. b

14 Gewinne von 300 auf Nr. 8533. 14 000. 25 289. 56 460. 72 270: 99 819. 114 290. 132 154. 138 738. 157 723. 1““

Mannigfaltiges. 1

Wie die „N. A. Z.“ erfährt, b Kaiser in einem Schreiben dem Berliner Magistrat mitgetheilt, daß Allerhöchstderselbe ihm als Zeichen Seines Wohlwollens das lebensgroße Bildniß Seiner Majestät des hochseligen Kaisers und Königs Friedrich III. als Geschenk verleihen wolle und den Ober⸗ Hof⸗ und Haus⸗Marschall Grafen Eulenburg beauftragt habe, wegen der Ausführung dieses Bildnisses das Erforderliche zu veranlassen.

Für das Kaiserin Augusta⸗Denkmal ist, wie der „N. A. 8. mitgetheilt wird, nunmehr mit Zustimmung Seiner Majestät des Kaisers der Platz am Opernhause bestimmt worden. worden, Schaper den ersten Preis zuzuerkennen und diesen Entwurf der

Der Componist Adalbert von Goldschmidt, dessen kürzlich veranstaltete Liederabende so bedeutenden Erfolg hatten, wird am Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr, im Saal Bechstein auf vielfache An⸗ regungen hin seine Dichtung „Gäa“ vorführen. pretation des Werkes wurde Emanuel Reicher gewonnen.

Breslau, 15. Februar. Nach Meldung des „W. T. B.“ aus Niederschlesien ist der Eisgang sehr heftig, die große Fahr brücke bei Priebus (Kreis Sagan) wurde fortgerissen. beschädigt, der Frachtverkehr in den Kreisen Sagan und Rothenburg Im Gebiet der Glatzer Neiße sind ganze Dörfer überschwemmt; in. Weltdorf (Kreis Neiße) drohen die stark mit⸗

tach einer Meldung der „Hamb. Börsenh.“ wird der Dampfer der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Actiengesellschaft „Bohemia“ (vergl. Nr. 40 d. Bl.) morgen nach vollständiger Ausbesserung mit voller Ladung von New⸗York nach

Der Wiener „Presse“ wird berichtet: Auf at am Sonntag ein Krüger, den Tod durch Erfrieren gefunden, - gleiter, der siebzehnjährige Richard Scheibe, noch rechtzeitig Hilfe er⸗ hielt und, wenn auch in total erkältetem Zustande, jedoch lebend ins Höllenthal gebracht werden konnte, wo er Pflege fand. beiden Touristen hatten am Sonnabend Nachmittag des Bankbeamten Urban Wien verlassen. noch der Beamte einer Maschinenfabrik, Namens Reidus. Sonn⸗ traten sie von Sie marschirten durch das große Höllenthal bis zum Gaisloch, welches sie nach etwa achtstündigem Marsche erreichten. Das anfangs günstige Wetter hatte sich mittlerweile geändert; Urban und Reidus weigerten sich, den Aufstieg fortzusetzen, und kehrten nach

als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr

Zum 34. Male:

Wien zurück.

treten.

102 693.

hat Seine Majestät der

aufstellen,

Wegen des dem Entwurf des Professors si

Die Entwürfe werden noch bis

11A“ Biel. Für die Inter⸗ dem

Viele Brücken sind

92 - Anlage Der Schulunterricht wurde ein⸗ -

meyer u. Co.

Wiener Tourist, Georg

während sein Be⸗ Damm

barst; die Die in Begleitung Es gesellte sich zu ihnen

Kaiserbrunn aus den Auf⸗

Nach der Erzählung des Richard Scheibe waren er, Georg Krüger, Urban und Reidus bei rnttgae Wetter Sonntag gegen 1 Uhr Mittags beim Gaisloch ange

steiger setzten dann den Marsch noch zwei Stunden fort, und Reidus sich von den Collegen trennten, um den Scheibe und Krüger wollten nun allein zur Phehofer⸗Alm, verfehlten jedoch infolge des Schneesturms, der sich erhoben hatte, die Richtung und gingen dreimal um die „Lechnerin“ herum, sodaß sie zuletzt wieder am 1

und die zu Tode ermüdeten Touristen eine Schneegrube zu bereiten, worin wurden vom Schlafe übermannt und erwachten erst gegen 7 Uhr früh, mit steifen Händen und Füßen, von Kälte durchschüttert, in einem Zu⸗ stande, der ihnen das Gehen unmöglich machte. wärmte sich indessen durch starke Bewezungen und erholte sich langsam, Krüger aber war erschöpft und einer Ohnmacht nahe. Richard Scheibe seinen Freund auf die Arme kräfteten, der nun in Bewußtlosigkeit verfiel, etwa eine Viertelstunde, bis auch der Träger nicht mehr weiter konnte. 1 dieser Boden und erwachte nicht mehr. Richard Scheibe, s brechend, suchte angsterfüllt nach einem Ausweg und schleppte sich mit dem Aufgebote der letzten Kraft fort, ch um den Freund, den er zurücklassen mußte, acht Stunden erreichte er das Reisthal, berichtete, sendete Leute an die Unglücksstelle. aus Reichenau, welcher sich auf einer Raxpartie befand, den Todten im Schnee entdeckt. b

ist heute Nacht nach Schwarzau gebracht worden.

Wie der Lahmeyer'schen welche die Wasserkräfte der Taubenlochschlucht zum Betriebe und zur Beleuchtung der Werkstätten der Jura⸗Simplon⸗Bahn in Biel ausnutzt, Ende Januar in Betrieb gekommen. Drehstrom von 2000 Volt, welcher durch eine Freileitung von 3 km Länge zu den Werkstätten der Jura⸗Simplon⸗Bahn geführt und dor theils direect motorisch verwandt, theils für Beleuchtung in Gleich strom von 110 Volt Spannung umgeformt wird. Die Turbinen de sind geliefert von der Winterthur und die elektrischen Maschinen von der Firma W. Lah

angeschwollen war. errichtet dicht bei der Wässer 8 durch den flutheten die an dem Ufer ihrer Habe konnten die Bewohner noch retten; alles floh; bald stand das Wasser über einen Meter hoch in den Häusern; Tische, Betten, Stühle, Hausgeräth und Waaren aller und wurden fortgetrieben. angerichtete Schaden ist beträchtlich.

(Fortsetzung de

angt und die vier Berg⸗ t, ehe Urban Rückweg anzu⸗

Ausgangspunkte waren. Es brach die Nacht herein mußten sich dazu entschließen, ie übernachten konnten. Beide

Richard Scheibe er⸗

he. Da nahm und trug den Ent⸗

Er wollte Krüger aber sank zu selbst ermattet und vor Müdigkeit zusammen⸗ nachdem er vergebens bemüht hatte. Nach was geschehen und

Mittlerweile hatte ein Professo

Die Leiche wurde dann zu Thal befördert und

mittheilt, ist die nach

„Bieler Anzeiger“ elektrische Anlage

System ausgeführte

Die Anlage erzeugt

irma J. J. Rieter u. Co. ir

in Frankfurt a. M. Zufolge der guten Wirkungs

weise der Anlage ist ebenfalls der Anschluß der Beleuchtungsanlagt des Bahnhofs Biel an die Wasserkraft beschlossen worden.

Brüsfsel, 14. Februar. In der Hennegauschen Stadt Wasmes im Bezirk Mons ist, wie der „Voss. Z.“ mitgetheilt wird, unerwartet durch den Bruch eines Damms eine erschreckliche Ueberschwem⸗ mung herbeigeführt worden. Ufer des Flüßchens Ribeaupont, das jetzt zu einem reißenden Fluß Um die Wässer zu reinigen, hatte man einen

Die Stadt liegt zum theil an dem

Eisenbahnbrücke. Diese Brücke Damm und über⸗ elegenen Stadttheile. Nur einen Theil

Art schwammen in den Fluthen 28 u Flutye Alle Wiesen stehen unter Wasser. Der

Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Sonnabend, 25. Februar: Die beiden Cham⸗ pignol. (Champignol malgré Iui.)

Kroll's Theater. Freitag: Undine. Anfang

7 Uhr. Sonnabend: Erstes Gastspiel von Sgra. Emma

Nevada. Der (Rosine:

2 8 Barbier von Sevilla. gra. Nevada.

Victoria⸗-Theater. Belle⸗Alliancestraße 78. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus⸗ stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran⸗ irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von

ebillemont und C. A. Raida. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend u. folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Freitag: Zum 7. Male: Tosca. Schauspiel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Frl. Barkany

Sonnabend: Tosca. Sonntag: Tosca.

Theater Unter den Linden. Freitag: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Vense chs neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 55. Male: Die Sirenen⸗Insel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Inscenirt durch den Ballet⸗ meister H L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Zum 55. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. annstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Gesammt⸗ Fefete des Wiener En⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Nestroy⸗Cyeclus. Einen Fux will er sich machen. Posje mit Gesang in 4 Acten von Johann Nestrov. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ heft en „Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Uhr.

Concerte.

Sing-Akademie. Anfang 8 Uhr:

Freitag,

Concert des Klaviervirtuosen George Magrathh mit dem Philharmonischen Orchester.

8

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag, Abends 7 ½ Uhr III. und letztes Populäres Concert mit Orchester von Waldemar Meyer. Dirigent: Hofkapellmeister Alois Schmitt. Gesang:

Frau Schmitt⸗Csanyi. Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag, An⸗

fang 7 ½ Uhr: II. Concert der 11jährigen Geigerin

Josephine Gerwing aus Köln a. Rh.

Circus Renz (Carlstraße.) Freitag, Abends 7 ¼ Uhr: Auf allgemeines Verlangen: 4. Wieder⸗ holung der mit so großem Beifall aufgenommenen Gala⸗Fest⸗Vorstellung vom 27. Januar. Großer Fest ⸗Aufzug. 1) Reigen der Ritter und Edel⸗ damen. 2) Militärisches Divertissement (Gegenwart), ausgeführt vom gesammten Personal. Ferner: Vorführung von 6 englischen Springpferden durch Director Franz Renz. Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. Grande Quadrille de la haute équitation, geritten von 6. Damen und 6 Herren mit 12 der besten Schulpferde, arrangirt bon Director Franz Renz. Zum Schluß der Vor⸗

ellung:

Ein Künstlerfest. 2.ald.

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht, und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge⸗ sammten Personals. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Großes Brillant⸗Feuerwerk, in gleicher Vollkommenheit noch nie in geschlossenem Raum ausgeführt. -9

Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.

ee1111“*“*X* Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Ida von Frankenberg und Proschlitz mit Hrn. Prem.⸗Lieut. von Seidlitz (Berlin— Groß⸗Lichterfelde). Frl. Margarethe Herzog mit Hrn. Branddirector Adolph (Breslau Bremen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberst Rudolf von Viebahn (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Oberlehrer W. Zopf (Breslau). Hrn. Lieut. Kurt von Rothkirch und Panthen (Frankfurt am

ain). Hrn. Grafen Arnim⸗Schlagenthin

(Berlin). 88 Gestorben: Hr. Capitän zur See z. D. Fritz Hassenstein (Trempen). Hr. Rittmeister a. Statius Frhr von Münchhausen (Meran). Hr. Kreis⸗Baumeister Richard Jeglinsky (Haynau i

Schlesien).

2.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

IoI I1IZI“ 88 Verlag der Expedition (Scholz). 8 8

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlacs⸗ Anstalt, Berlin . Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Dittmann

Berlin, Donnerstag, den 16. Februar

44. Sitzung vom Mittwoch, 15. Februar, 1 Uhr.

Das Haus fährt in der Etatsberathung fort. Zur Debatte steht noch immer das Gehalt des Staatssecretars des Innern.

Funächst nimmt das Wort der Reichskanzler Graf von Caprivi. Die Rede, über welche wir in der Mittwoch⸗Nummer bereits kurz berichtet haben, hat folgenden Wortlaut:

Reichskanzler Graf von Caprivi:

In der gestrigen Sitzung hat der Herr Abg. Graf von Kanitz Aeußerungen aus einer Rede von mir citirt, die ich am 10. Dezember 1891 hier gehalten habe, Aeußerungen, in denen ich mich bemühte, nachzuweisen, welchen Werth die Erhaltung der Industrie und des Exports für Deutschland habe. Der Herr Abg. Graf von Kanitz hat daran die Bemerkung geknüpft:

Der Herr Reichskanzler hat damals Handel und Industrie als

die eigentlichen Träger des Wohlstandes und, wenn ich dies weiter

ausdehnen darf, auch der nationalen Wehrkraft hingestellt. Ich glaube es hier aussprechen zu dürfen, daß wohl nichts dazu bei⸗

getragen hat, eine gewisse, der Regierung entgegengesetzte Stimmung in der ländlichen Bevölkerung hervorzurufen, als diese Worte des Herrn Reichskanzlers.

Wenn diese meine Worte eine soweit gehende Wirkung gehabt haben, so bleibt es mir zunächst unerfindlich, warum der Herr Graf Kanitz nicht das gethan hat, was so nahe lag, um sich über die Trag⸗ weite meiner Worte und meiner Absicht eine sichere Meinung zu ver⸗ schaffen: warum er nicht meine Reden weiter gelesen hat. In der Sitzung vom 10. Dezember es wird den Herren erinnerlich sein entspann sich dann eine Debatte über die Industrie. Ich hatte eine Aeußerung Friedrich's des Großen verlesen über die Industrie als Nähr⸗ mutter oder Nähramme, und ich habe in der darauf folgenden Sitzung am 12. Dezember wörtlich gesagt:

Es ist wiederholt davon gesprochen, daß ich in meinen Aeußerungen der Industrie eine bevorzugte Stellung vor der Land⸗

wirthschaft eingeräumt hätte. Ich muß gestehen, daß mich diese

Behauptung in Erstaunen setzt. Ich weiß in der That nicht, wenn ich nochmals eine Rede zu halten hätte, wie ich es anfangen sollte, um mich in einer wohlwollenderen Weise für die Landwirthschaft zu äußern, um mehr zu betonen, als ich gethan habe, daß ich deren Dasein für die Existenz des Staats für unumgänglich nöthig halte. CEs mag mir nun erlaubt sein, aus der Sitzung am 10. Dezember die Stelle vorzulesen, in der ich von der Landwirthschaft gesprochen habe. Ich glaube damit am sichersten den Beweis zu führen, daß mir nichts ferner gelegen hat, als eine die Landwirthschaft verletzende Aeußerung zu thun, die eine Folge haben könnte, wie die gewesen sein soll, die Herr Graf Kanitz hier citirt hat. Ich habe am 10. gesagt:

Ich schlage und ich glaube, das kann kein Staatsmann, auch in keinem Staat den Werth der Landwirthschaft nicht gering an. Ich habe mich schon öfter darüber ausgesprochen, daß es nothwendig ist, die staatserhaltenden Kräfte zu stärken und zu vermehren; und ohne irgend einem Stande zu nahe treten zu wollen, bin ich der Meinung, es liegt in den Bedingungen des Daseins der Landwirthschaft ein starkes Moment, das unter allen Umständen den Landwirth mag er einer politischen Partei angehören, welcher er will —. zu einem staatserhaltenden Menschen macht. Vollends, wenn der Grund und Boden durch Generationen in denselben Händen bleibt, erwächst eine Liebe zur Heimath, wie sie kein anderer Stand hat, und die die erste und sicherste Quelle des Patriotismus ist, wie ihn der Staat in ernsten Zeiten braucht.

Ich habe dann gesprochen von dem Einfluß auf das Familien⸗ leben auch in Arbeiterkreisen und habe endlich gesagt:

Das höchste und letzte Motiv aber für die Erhaltung der Landwirthschaft ist ein durchaus und exelusiv staatliches. Ich bin der Ueberzeugung, daß wir eines Körnerbaues, der zur Noth hin⸗ reicht, selbst die steigende Bevölkerung, wenn auch unter Be⸗ schränkungen, im Kriegsfall zu ernähren, gar nicht entbehren können.

Ich meine, der letzte Satz beweist, daß der Zusatz, den Herr Graf Kanitz aus seinem Eigenen zu meinen Aeußerungen gemacht hat, und der dahin ging, daß ich auch der nationalen Wehrkraft dabei die richtige Würdigung nicht hätte zukommen lassen, daß der hinfällig ist.

Ich habe auch den Vorwurf, den Herr Graf Kanitz mir macht, mich der Landwirthschaft nicht hinreichend angenommen zu haben, nach meiner Ueberzeugung thatsächlich nicht verdient.

Als im Winter 1891 viel über Nothstand geklagt wurde, war es, glaube ich, der Abg. Graf Kanitz im preußischen Landtag, der die Neigung hatte, dahin zu wirken, daß die Kornzölle provisorisch ganz aufgegeben werden sollten. (Sehr richtig! links.) Daß das damals nicht geschehen ist, ist nicht zum geringsten Theil meiner persönlichen Einwirkung zuzuschreiben, und ich glaube, mir damit ein gewisses Verdienst um die Landwirthschaft erworben zu haben. Denn ich bin noch heute der Meinung, daß, wenn die Zölle damals auch nur zunächst temporär herabgesetzt wurden, damit ein Exempel gegeben wäre, was bei jeder anderen Ge⸗ legenheit Nachahmung hätte finden können; und es ist ja ganz be⸗ kannt, daß eine Gefahr hoher agrarischer Zölle gerade darin liegt, daß

sie in kritischen Zeiten, in Zeiten des Nothstandes, leicht ganz weg⸗

gewischt werden. Giebt man aber einmal erst ein solches Exempel nd folgen ein oder zwei Nothstandsjahre auf einander, dann hatte ich amals schon die Besorgniß, daß es mit den Zöllen überhaupt vorbei in würde. Ich glaube nicht, daß ich mich überhebe, wenn ich behaupte, ich habe damals der Landwirthschaft einen Dienst geleistet; ich glaube, das noch ein zweites Mal gethan zu haben. Als wir mit⸗ esterreich verhandelten, lagen ja sehr starke Motive vor, die es uns nahe legten, mit den Zöllen noch etwas weiter, vielleicht noch um 0 herunter zu gehen. Auch dagegen habe ich gewirkt, und ich glaube, daß, wenn wir die jetzigen Zölle auf zwölf Jahre stabilisirt

9

haben, damit das geschehen ist, was die Landwirthschaft etwa von Seiten der verbündeten Regierungen erwarten konnte. Daß wir dafür keinen Dank ernten würden, das habe ich vorhergesehen. (Heiterkeit links.)

Es war in der Sitzung am 12. Dezember die Rede davon, daß die Zollvereinigung mit anderen Staaten die Bevölkerung dieser Staaten uns nicht günstig stimmen würde. Ich habe damals geäußert, daß ich nicht fürchtete, diese Stimmung würde im Auslande schädlich werden. Ich habe vielmehr gesagt: daß hier und da durch Verträge Verbitterung entsteht, glaube ich; ich glaube aber nicht, daß diese Verbitterung sich gegen die Staaten richten würde, mit denen wir das Bündniß abgeschlossen haben. Sie wird gewohnheits⸗ mäßig und bequemer den ihr auch lieberen Weg gegen die eigene Regierung wählen. Diese Voraussetzung ist denn nun in reichlichem Maße eingetreten. Die Regierung muß das tragen; aber ich möchte dem, was der Herr Staatssecretär des Auswärtigen Amts neulich hier dem Grafen Kanitz entgegnet hat, doch noch hinzufügen, wie unbillig es mir scheint, wenn man die verbündeten Regierungen für die Noth⸗ stände in der Landwirthschaft, die auch ich anerkenne, verantwortlich macht. (Sehr richtig! links.)

Wenn man jetzt die Berichte über agrarische Versammlungen liest, so bekommt man leicht den Eindruck und ich habe die Be⸗ sorgniß, der Eindruck wird sich im Lande verbreiten —, wie wenn die niedrigen Preise, unter denen die Landwirthschaft zur Beit noch labo⸗ rirt, lediglich das Resultat der Herabsetzung der Kornzölle wären. Nun ist es ja richtig: unsere Kornpreise sind jetzt zum theil um 100 niedriger, als sie vorm Jahre waren; sie sind nicht etwa niedriger, als der Durchschnitt einer längeren Reihe von Jahren vorher gewesen ist. Dabei ziehe ich aber voll in Betracht, daß inzwischen die Lasten der Landwirthschaft nach mehr wie einer Richtung größer geworden sind; aber immer bleibt bestehen, daß, wenn der Kornpreis jetzt um 100 niedriger ist, als er vorm Jahre war, daß darauf eine Zollerniedrigung von 15 eben nur einen Einfluß von 15 gehabt haben kann und nicht von 100.“Und auch diesen von 15 wird sie nicht gehabt haben; denn es ist doch nachgerade ein anerkanntes und unbestrittenes Axiom, daß die Wirkung der Zölle in der Zeit guter Ernten geringer wird, daß also von diesen 15 nur ein verhältnißmäßig geringer Theil zur Anrechnung auf das Sinken der Preise kommen kann.

Es wird ja nun eine Menge anderer Dinge angeführt, unter denen die Landwirthschaft leide. Ich will das auch alles nicht bestreiten. Es mag der Unterstützungswohnsitz, es mag das Frei⸗ zügigkeitsgesetz darauf einwirken, daß der Landwirthschaft das Leben schwerer wird wie früher; aber ich stimme darin mit dem Herrn Abg. Grafen Behr, dessen gestrige Rede ich nachgelesen habe, überein: so einfach, wie man sich das in agrarischen Kreisen vorstellt, liegt die Sache doch nicht, so schnell ist eine Abhilfe nicht möglich. Sie können das Unterstützungswohnsitzgesetz ändern wir werden Ihnen ja einen Aenderungsvorschlag vor⸗ legen —, aber ich kann mich der Hoffnung nicht hingeben, daß das von einer so einschneidenden Wirkung werden wird, und Herr Graf Kanitz selbst hat diese Hoffnung nicht gehabt. Wenn die Landwirth⸗ schaft leidet, so ist das die Folge mehr universeller Verhältnisse, die auch durch die deutsche Gesetzgebung nicht aus der Welt zu schaffen sind. Wir müssen uns daran gewöhnen, mit diesen Verhältnissen zu rechnen, und werden auch eine kleine Hilfe für die Landwirth⸗ schaft, wenn sie möglich wird, nicht von der Hand weisen dürfen. Aber es läßt sich doch nicht leugnen, daß unsere Landwirthschaft den

Vortheil der Isolirung, den sie noch vor vierzig bis fünfzig Jahren

hatte, wo die Verhältnisse so lagen, daß die eigenen Ernten den eigenen Preis bestimmten, verloren hat; daß die Verhältnisse sich durch die Verbesserung der Communicationen mit anderen Welttheilen so geändert haben, daß wir jetzt eben einen Weltmarkt für Getreide haben, von dem wir bis zu einem gewissen Grad abhängig sind.

Aehnlich liegt es mit der, wie mir scheint, schwerwiegendsten Noth der Landwirthschaft in unserem Osten: mit dem Arbeiter⸗ mangel. Der Zug der Menschen in die Städte und nach dem Westen folgt, wie es scheint, einem Naturgesetz, und demgegenüber wird mit kleinen Maßregeln nicht viel zu machen sein. Es ist dies die schwerste Aufgabe, die nicht allein den verbündeten Regierungen, son⸗ dern auch dem Reichstag vorliegt, Mittel zu finden, wie dem ab⸗ geholfen werden kann, ohne in die Verhältnisse, wie sie sich einmal herausgebildet haben, in einer, ich möchte sagen: unmöglichen Weise ein⸗ greifen zu wollen. Wir haben es also mit Naturgesetzen, mit großen, weiten Verhältnissen zu thun, die sich unserer eigenen Einwirkung zum großen Theil entziehen. Ich möchte deshalb bitten, mit Klagen gegen die Regierung doch vorsichtiger zu sein.

Wenn der Abg. Graf Kanitz am Schlusse seiner Rede sagt:

„Ich verlange kein Benefiz und kein Privilegium für die Land⸗ wirthschaft, ich habe niemals eine Bevorzugung für einen einzelnen Erwerbszeig des Landes gefordert“,

so glaube ich das dem Abg. Kanitz ohne weiteres. Ich bin überzeugt davon, daß er so denkt. Wenn er dann aber fortfährt:

„Ich verlange nur gleiches Maß und Recht“, G 8

so bekommt man doch den Eindruck, wie wenn wir in einem halb barbarischen Staat lebten. Das ist aber nicht der Fall. Meines Wissens bekommt in Deutschland noch jedermann sein Recht, und meines Wissens hat das Bestreben bei den verbündeten Regierungen immer vorgelegen, auch gleiches Maß zu geben.

Wenn ich die Kornzölle ins Auge fasse, so gehe ich von der An⸗ sicht aus, daß sie an sich eine schwere Last für das Land sind (sehr richtig! linke), und daß ich habe das auch schon vor einem Jahre bereits geäußert man nicht Recht thut, von Opfern der Landwirthschaft zu reden, sondern richtiger von Opfern, die für die Landwirthschaft gebracht werden. (Sehr richtig! links.) Ich halte es für recht, daß diese Opfer gebracht werden. Die Landwirthschaft muß erhalten werden, aber ich sollte meinen, die Landwirthschaft würde dann gut thun, sich auch etwas in ihren Klagen zu beschränken; und an die conservativen Landwirthe würde ich die Bitte haben, diese

Klagen nicht zu Anklagen gegen die Regierung zu gestalten, wenn nicht wirklich zwingende Gründe vorliegen. (Bravol links.)

Ueber die Rede des Abg. Grafen von Kanitz, der darauf das Wort hatte, haben wir gleichfalls schon berichtet. Nach dem Abg. Grafen von Kanitz exhält das Wort der

Abg. Dr. Buhl (nl.): Ich habe seiner Zeit mich auch ent⸗ schließen müssen, für die Handelsverträge zu stimmen, bin aber noch beute der Meinung, daß im einzelnen eine ganze Reihe von Fehlern gemacht worden sind. Beiläufig halte ich es nicht für gut, wenn der führende Staat zu sehr in Fragen eingreift, welche der Reichs⸗ competenz unterliegen. Während der Verhandlungen sollte die Re⸗ gierung die Verbindung mit den wirthschaftlichen Factoren des Reichs nicht verlieren. Gegen einen mit Rußland kann ich mich aus politischen Gründen nicht a lehnend verhalten; ich halte außerdem dafür, daß die Erstreckung der Meist⸗ begünstigungsclausel für Getreide auf Rußland für den Westen Deutsch⸗ lands keine oder nur untergeordnete Bedeutung hat. Die gestrigen Ausführungen des Abg. Dr. Barth gegen den Großgrundbesitz kann ich nicht unterschreiben, ebenso wenig wie seine Angriffe auf die ve seit 1879, die er als eine reine Gunstpolitik bezeichnete. Ich muß auch zurückweisen, daß die Getreidezölle für den kleinen Grundbesitz und für den Bauernstand keine Bedeutung hätten. Ich habe schon früher das Gegentheil nachgewiesen. (Ruf links: 3 % ! Nein, die Zahl der ist viel größer, und mit ihnen hängt der größte Theil der Bevölkerung des platten Landes eng zusammen! Gerade die Getreidezölle ermöglichen es, daß die landwirthschaft⸗ liche Bevölkerung auf dem flachen Lande bleiben kann und nicht in die Städte gedrängt wird, wo sie auf die Löhne drücken muß. Die Herabsetzung des Zolles von 5 auf 3,50 ist keine so große, daß der ermäßigte Zoll der Landwirthschaft das Leben erschwert; er ist aus⸗ reichend, und darum habe ich für ihn gestimmt. Auch ich bin dem Reichskanzler dankbar dafür, daß er sich so bestimmt für die Aufrecht⸗ erhaltung der Zölle auf zwölf Jahre ausgesprochen hat. Die englischen Verhältnisse sind mit den unsrigen absolut nicht zu vergleichen. Außerdem ist die Bewegung für londwirtbscheftliche chutzzölle dort im Wachsen. Die Landwirthschaft zu zerrütten, würde ich für einen Fehler halten. Der Zug der ländlichen Arbeiter in die Städte ist eine verhängnißvolle Erscheinung. Nicht bloß die Lohnverhältnisse, sondern auch die Vergnügungen, welche die Städte bieten, wirken bei dieser Verschiebung mit. Zu dem Versuch einer Abänderung sind wir umsomehr berechtigt, weil für eine große Menge der nach der Stadt Gegangenen das Glück nur ein sehr kurzes ist. Eine Statistik der Arbeitslosen würde das zweifellos ergeben. Die Arbeiter auf dem Lande zu halten, ist in vieler Beziehung eine Wohlthat für die Arbeiter felbst. Andererseits darf an der Freizügigkeit nichts geändert werden. Es wird also zu prüfen sein, wie am Unterstützungswohnsitz⸗ gesetz geändert werden kann. Die Hauptsache ist, daß von den Besitzern selber entsprechende Maßregeln getroffen würden, die den Arbeitern das Bleiben auf dem Lande erwünscht machten, vor allem, daß den letzteren die Möglichkeit gegeben würde, Grundbesitz zu erwerben.

Abg. Dr. Baumbach (dfr.): Es ist gestern gewissermaßen im Namen des Ostens wiederholt davon die Rede gewesen, daß man dort sich zu dem Abschluß eines russischen Handelsvertrages nicht günstig stelle. Im preußischen Abgeordnetenhaus hat man ja diese Be⸗ strebungen und Strömungen zu einem Mißtrauensvotum gegen die Regierung verdichtet. An der Spitze der Verwaltung eines Haupt⸗ handelsplatzes des Ostens stehend, muß ich diese Anschauung als eine ganz einseitige erklären; eine große Anzahl von Großgrundbesitzer lehnt es ab, sich gegen einen Handelsvertrag mit Rußland zu ereifern. Aber nicht bloß Danzih, sondern alle wesgee 2 Städte haben auf dem letzten westpreußischen Städtetag in Thorn sich einmüthig dafür ausgesprochen, die guten Beziehungen mit Rußland in Zukunft zu erhalten und zu verbessern, und sehen also dem Zustandekommen eines Vertrages mit Rußland mit Freuden entgegen. Selbst der Abg. von Kardorff hat es ja als den Ruin des Ostens bezeichnet, wenn der Handelsvertrag nicht zu stande kommt, während seine agrarischen Parteigenossen, so der Abg. Graf von Mirbach, das Gegentheil behaupten Wir haben hiernach alle Ursache, für diese Herstellung freundschaft⸗ licher Handelsbeziehungen mit Rußland zu wirken. In Rußlan glaubt man vielfach nicht an Angriffsabsichten der russischen Re⸗ gierungskreise gegen Deutschland, sondern umgekehrt glaubt man daran, daß im Deutschen Reich irgendwo starke Interessen für ein aggressives Vorgehen gegen Rußland vorhanden seien. Herr von Below⸗Saleske hat neuerdings behauptet, daß an diesem Handelsvertrage nur 30 bis 40 Gro 5 handelsfirmen ein Interesse hätten. Diese Auffassung ist irrthümli In Westpreußen gab es eine gute Mittelernte; der Prels für Roggen ist so niedrig wie nie zuvor. Der unverzollte russische Roggen stand auf 101, westpreußischer Roggen auf 120 an der vorgestrigen Danziger Börse. Fert und Spesen sind bei dent russischen Roggen bereits berechnet. Bei diesem Preise läßt sich westpreußisches Getreide nicht exportiren, gleichviel ob der Zoll auf 50 oder 35 h bemessen wird. Viel besser stände es mit dem Export, wenn der Identitäts nachweis aufgehoben würde. Bei dem letzten Ministerbesuch wurde uns diese Maßregel in Aussicht gestellt. Geschehen ist aber nichts. Ich möchte um eine Auskunft bitten, was in dieser Beziehung zu erwarten ist. Die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit des Abschlusses eines Handelsvertrages ist in Danzig eine allgemeine. Der Abg. Frei⸗ herr von Manteuffel hat vorausgesagt, es werden Conservative nicht stimmen für den Vertrag. Ich die fehlenden Stimmen ergänzt werden. satz zu den Agrariern des preußischen Vertrauen zu der Regierung, daß sie es fehlen lassen wird. b auch nicht an uns fehlen lassen. Wir sollen den Ruin der Landwirthschaft wollen, sagte gestern der Abg.

Solche Vorwürfe sollte man doch bloß Vereinen thun, nicht aber im Deutschen Reichstag. Wir wollen nur verhindern, daß Landwirthschaft oder gar Großgrundbesitz eine dominirende Stellung im Lande einnehmen. Es muthet seltsam an,

Wir haben im Gegen⸗ Abgeordnetenhauses das an sich nicht

wenn bei einer Debatte über Differenzialzölle von dem gleichen Recht

für alle geredet wird; in dieser Beziehung sind ja wir es gerade, die das gleiche Recht wollen. Der Zug nach dem Westen hat Ost⸗ und

Westpreußen stark betroffen; Ostpreußen hat eine Verminderung der

Bevölkerung, Westpreußen auch nur eine Zunahme, welche hinter dem Ueberschusse der. Geburten über die Todesfälle er Ricch zurückbleibt. Der Grund dafür liegt darin, daß die Umwandelung aus dem Agriculturstaat in den Industriestaat sich im Osten v. nicht vollzogen hat. Die Landwirthschaft hat gar keinen Grund, in diesen Entwickelungsprozeß einzugreifen oder ihn gar durch künstliche Maß⸗ regeln hintanzuhalten und zu durchkreuzen. Ueber eine Revision des Unterstützungswohnsitzgesetzes ließe sich reden, anders aber liegt es mit dem Freizügigkeitsgesetz, und wir möchten gern erfahren, ob bei den NeFiechengen die Absicht besteht, auch dieses Gesetz zu ändern. Vielleicht 88 sich der Reichskanzler auch über diese Frage. In Sachsen hat ich die Regierung bereits gegen ein solches Vorgehen ausgesprochen. Ernst gemeinte Vorschläge auf Abänderung in dieser Hinsicht sind mit e auf den socialen Frieden sehr be⸗ denklich. Die Conservativen sollten doch bedenken, ob es klug ist, die Arheiter, um die allein es sich handelt, auf diese Weise aufzureizen. Schränkt man die Freizügigkeit ein, 8 wird bald die Verehe⸗

und die Paßfreiheit an die Reihe kommen. Es würde

ichungs⸗ sch chließlich um ein neues Ausnahmegesetz gegen die Arbeiter

W“ 8

hoffe, auf der Linken werden 1

Wir werden es bezüglich der Unterstützung

Freiherr von Manteuffel. in landwirthschaftlichen

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