1893 / 42 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Zugaben bedankte. Der sehr blühend aussehende Knabe schien nach dieser reichen Zahl von Vorträgen nicht im geringsten angestrengt

sein.

Im Berliner Theater wird morgen mit Agnes Sorma als Lorle das Schauspiel „Dorf und Stadt’ gegeben. Am Sonntag Nachmittag gehen „Die Journalisten“ in Secene und am Sonntag Abend kommt Lindau's Schauspiel „Der Komödiant“ mit Agnes Sorma, Ludwig Barnay und Ernst Formes in den Hauptrollen zur Aufführung.

Die Direction des Theater Unter den Linden hat mit der Opernsängerin Fräulein Ilona von Cserväry ein Gastspiel vereinbart. Ilona von Cservary ist in Budapest und in München (Hof⸗Theater) künstlerisch thätig gewesen und hat vor kurzem in Moskau, St. Peters⸗ burg und Paris als Gast große Erfolge gehabt.

Emil von Mlynarski wird das Programm seines morgen Abend 7 ½ Uhr, im Saal Bechstein, stattfindenden Concerts durch eine hier noch nicht gehörte Paderewski'sche Sonate für Violine und Klavier (letzteres übernimmt Herr Moritz Mayer⸗Mahr) einleiten, und im weiteren Verlauf des Abends Godard's Concert romantique, eine Romanze von Ogarew, einen Mazurek von Statkowski und einige eigene Compositionen spielen. Die gesangliche Mit⸗ wirkung übernimmt Fräulein Jenny Rosa. Die junge Geigerin Bianca Panteo spielt in ihrer Matinée am Sonntag Mittag 12 ½ Uhr im Saal Bechstein das Violinconcert von Mendelssohn, die „Ungarische Rhapsodie von Hauter, eine Elegie

von Bazzini und Gigue von De Angelis; die S. Mitwirkung übernimmt die bekannte Concertsängerin Fräulein Helene Frank. In der Aufführung des „Franciscus“ von Edgar Tinel durch den hilharmonischen Chor am Montag Abend 7 ½ Uhr in der Philharmonie wirken außer Heinrich Vogl, Frau Emilie Herzog und Prof. Felix Schmidt noch die Herren J. Zarneckow (Tenor) und J. König (Baß) mit. 1 Im Concerthaus veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen unter Mitwirkung der Concertsängerinnen Fräulein Krüger und Fräulein Fab emehr sowie des Componisten Herrn Paul Gräner den vierten Virtuosen⸗Abend in dieser Spielzeit. In dem am 19. Februar im 8 6tel, de Rome unter gütiger Mitwirkung der neunjährigen Pianistin Frida Simonson, des Violin⸗ virtuosen Charles Gregorowitsch, des Opernsängers Max Garrison stattfindenden Wohlthätigkeits⸗Concert werden von der Opern⸗ sängerin Jenny Brandes mehrere noch nicht im Druck erschienene Compositionen des Musikdirectors Albert Kellermann zum ersten Male vorgetragen werden. Karten à 3, 2 und 1 bei Bote u. Bock.

Mannigfaltiges.

Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat, wie die hie⸗ sigen Morgenblätter berichten, gestern nach kurzer Debatte beide Vor⸗

lagen, die über die Pferdebahn über den Opernplatz und die wegen der Verbreiterung des Schloßplatzes und der König⸗ straße, Ausschüssen von je 15 Mitgliedern überwiesen.

Der Senior der Berliner Verlagsbuchhändler, Herr A. Duncker, begeht, wie die „N. A. 4 mittheilt, morgen die Feier der Vollendung

des achtzigsten Lebensjahres.

Breslau, 17. Februar. Der Eisenbahndamm bei Münsterberg ist, wie „H. T. B.“ meldet, gerissen, und die Ohle ergießt sich über die umliegenden Wege und Felder. Die Schließung des Dammbruchs durch Versenkung von Sandsäcken ist bis jetzt nicht

gelungen.

Lauban, 16. Februar. telegraphirt wird, die Niederungen überschwemmt. hat die Elster verschiedene Straßen und das Schulhaus unter Wasser gesetzt, sodaß der Unterricht geschlossen werden mußte. Ober⸗ halb Zobtitz hat die Görlitzer Neisse die 1.. weggerissen. 8 Frachtverkehr von Priebus nach Sagan, Rothenburg, Görlitz ist gehemmt.

Köln, 17.

Der Queis hat, wie der „Köln. 3.“ In Hoyerswerda

ebruar. Bei dem Neubau des Hauptbahnhofs stürzte, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Vfel eag ein Mauergerüst ein, wodurch acht Arbeiter schwer und drei leicht verletzt wurden. Als muthmaßliche Ursache des Einsturzes wird Ueberlastung des Gerüstes durch das Zusammentreten der Arbeiter auf einer Stelle angegeben.

Köln. Am neuen Central⸗Personen⸗Bahnhof ist das Mauerwerk des Faptane gekduthes mit Ausschluß des Uhrthurms sowie eines Theils der Bedachung im Rohbau fertiggestellt, ebenso beinahe die ganze Haupthalle sowie die Hälfte der einen Seitenhalle. An der Marzellenstraße sind drei Viaductbogen ausgebaut, während die Ueberführungen der Johannisstraße und Trankgasse nach der Rheinbrücke hin in der Herstellung begriffen sind. Die Verhandlungen über den Bau einer schmalspurigen Ver⸗ bindungsbahn hg Köln und Bonn längs des linksrheinischen Vorgebirges sind zum endgültigen bschluß gelangt. Zum Ausbau der Bahn haben die Stadt und die Land⸗ kreise Köln und Bonn eine Actiengesellschaft mit einem Grund⸗ kapital von 1 800 000 gebildet. Von diesem Betrage sind 00 000 im Wege der Anleihe aufzubringen, während die gleiche Summe in Stammactien von je 1000 von den Kreisen, und zwar von der Stadt Köln 350, der Stadt Bonn 105, den Landkreisen Köln und Bonn je 75 und endlich den Unternehmern 300 Stück, übernommen wird. Die betheiligten Städte und Kreise haben im Verhältniß der von ihnen übernommenen Stammactien für die aufzunehmende Anleihe eine Verzinsung und Amortisation bis zu 5 % gewährleistet.

Bonn. Nachdem staatlicherseits ein Zuschuß zu den Kosten einer festen Rheinbrücke abgelehnt worden ist, hat die Stadtverordneten⸗ Versammlung nunmehr beschlossen, dem Project einer Schiffbrücke sowie einer Dampffähre nöͤher zu treten.

Budapest, 15. Februar. In dem Ort Deutsch⸗Pereg ist, wie der „Wien. Presse“ gemeldet wird, eine große Feuersbrunst ausgebrochen. Zwanzig Todte sind unter den Trümmern hervor⸗

gezogen worden, dann zahlreiche schwer und leicht Verwundete. giebt im Ort kaum eine Familie, die von dem Unglück nicht betroffen worden wäre. Der Wirth Namens Ladislaus ist mit genauer Noth dem Flammentod entronnen.

Warschau, 16. Februar. Der „N. Pr. Z.“ wird telegraphisch gemeldet: Der Fluß Wieprz steigt rapide. Die niedrig gelegenen Dörfer sind bereits überfluthet. eer Bahnverkehr ist bedroht, die Iwangorod⸗Dombrowoer Bahn errichtet Schutzdämme.

Madrid, 16. Februar. In den Gruben von Mazarron Provinz Mureia, wurden laut Meldung des „W. T. B.“ durch eine Ausströmung von Gasen 25 Arbeiter getödtet.

Basel, 12. Februar. Die Wittwe Allemandi agus Basel⸗ Augst, welche kürzlich in Paris verstarb, hat, wie der „Frkft. Z.“ mit⸗ getheilt wird, mehrere Legate vermacht, von denen 100 000 Fr. auf Basel, 30 000 Fr. auf Baselland, 40 000 Fr. auf den schweizerischen Bundesrath und 20 000 Fr. auf Solothurn kommen. Diese Schenkungen sind dazu bestimmt, jungen und armen Töchtern oder

Arbeiterinnen schweizerischer Herkunft Aussteuern zu verschaffen in dem

Sinne, daß die Kapitalien behördlicherseits verwaltet und nur die Zinsen alljährlich zu dem besagten Zweck verwendet werden sollen.

Christiania, 17. ö Die Brigg „Delhi“ ist, nach einer Mittheilung des „D. B. H.“, bei Ogne in der Nähe von Stavanger auf den Strand gesetzt worden. Der Rumpf und die Takelage des Schiffs waren so stark mit Eis überzogen, daß das Manövriren unmöglich war und die Mannschaft so erschöpft, daß mehrere aus den Kojen an das Land getragen werden mußten.

New⸗York, 16. Februar. Ein Wirbelsturm vernichtete, wie „D. B. H.“ meldet, einen großen Theil der japanischen Fischerflotte. Im chinesischen Meere sind über hundert Fahrzeuge untergegangen. Etwa 500 Fischer sind umgekommen.

Alexandrien, 16. Februar. Schwere Stürme verwüsteten, nach einer Meldung des „D. B. H.“, die ganze südliche Hälfte von Madagascar; die Ernte ist zerstört, zahlreiche Dörfer sind ver⸗ wüstet. Drei große Schiffe und zahlreiche Barken sind untergegangen.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. St. Petersburg, 17. Februar. (W. T. B.) Der Reichsrath hat gestern die Einzelheiten der 1894 in Kraft tretenden Quartiersteuer festgestellt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

vom 17. Februar, einem Vorspiel.

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Anfang 7 ½ Uhr.

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Clémenceau.

Musik und Dichtung von R. Leon⸗

cavallo, deutsch von Ludwig

Fesett vom Oben Regisseur Tetzlaff. Dirigent: ucher.

Pantomimisches Ballet⸗Divertissement von Haßreiter

Musik von J. Bayer. In Seene gesetzt

vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent:

Anfang 7 Uhr.

Schauspiel in 1 Aufzug von Friedrich In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur

in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Talisman. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Zwei glückliche Tage. 8

Berliner Theater. Sonnabend: Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Journalisten.

Abends 7 ½ Uhr: Der Komödiant. Montag: Uriel Acosta.

Lessing⸗-Theater. Sonntag: Heimath. 8 Montag: Heimath.

Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Fall Clémenceau

Debillemont und C. A. Raida. Sonntag und folgende Tage: Welt in achtzig Tagen.

Hartmann. In Scene

Die Puppenfee.

üsit. Sonnabend: Zum 8. Male:

50. Vorstellung. Wallenstein’s als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Tosca. 8 Montag: Tosca.

Die Piccolomini. Schauspiel

Zum 35. Male: Der 3 Acten von Horst und Stein.

Sonnabend: 8 Weinberger.

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militär. Evolutionen im Die Sirenen⸗Insel. Dorf und Regel. von Jos. Haßreiter. meister Herrn

Anfang 7 ½ Uhr.

7 Uhr. (Ludw. Barnay.)

Sonnabend: Heimath.

G. Steffens. Anfang 7 ½ Uhr

eater. Sonnabend: Sonntag:

girt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. Die Reise um die

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Tosca. Schauspiel in 4 Acten von Victorien Sardou.

Theater Unter den Linden. Lachende Erben. Musik von Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron.

3. Act arrangirt von L. Gundlach. NEeeg. neue Ausstattung an Deco⸗ rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 56. Male: Ballet in 1 Act von H. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil Inscenirt durch den Ballet⸗ Gundlach. (Sensationeller Erfolg.)

Sonntag: Dieselbe Vorstellung

8 8 Adolph Ernst-Theuter. Sonnabend: Zum 56. Male: Modernes Babylon. Gesangspo e in 3 Acten von Ed. Jacobson und W.

Couplets theilweise von G. Görß. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.⸗

Dieselbe Vorstellung. Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Musik von Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ ö „Park (Lehrter Bahnhof) r.

Geöffnet von 12—11

Concerte.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Concert des Componisten und Pianisten Richard Burmeister mit dem Philharmonischen Orchester (Dirigent: R. Herfurth). Klavierconcert Es von Beethoven. Symphonische Phantasie für Orchester von Burmeister. Prélude Doluge für Streicherch. von St. Saëns. Klavierconcert A-dur von Lißt.

(Frl. Barkany

Sonnabend:

Operette in Carl

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag, Karl Meyder⸗Concert. IV. Virtuosen⸗Abend unter freundlicher Mitwirkung der Concertsängerinnen Frl. Krüger und Frl. Habermehl und des Com⸗ ponisten Herrn Paul Gräner. Anfang 7 ½ Uhr.

Die

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abende 7 ¼ Uhr: Gala⸗Vorstellung. Ein Künstlerfest. 2l Große Ausstattungs⸗ Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems.

Mit überraschenden Licht, und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenit vom Director Franz Renz.

Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des g⸗ sammten Personals.

Ballet von 70 Hem Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehene Blumencorso. Außerdem: Mr. James Fi is mit dem Schulpferde „Germinal“. Schulquadrille, in Galacostum, geritten von 8 Herren. „Elimar',

Mannstädt. Musik von

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Verlin, Freitag, den 17.

Deutscher Reichstag. 45. Sitzung vom Donnerstag, 16. Februar, 1 Uhr.

Die Berathung des Etats wird bei dem Ti des Staatssecretärs des Innern“ att

Ueber die Rede des Abg. Grafen von Arnim, der zunächst das Wort hatte, haben wir bereits in der Donnerstagsnummer berichtet. Nach ihm nahm das Wort der Staatssecretär Frei⸗ herr von Marschall. Diese Rede, über deren Anfang wir gleich⸗ falls 65 kurz berichtet haben, tragen wir nachstehend im Wortlaut vollständig nach. 8 8.

Staatssecretär Freiherr von Marschall:

Die Bitte des Herrn Vorredners, daß die Regierung bei den schwebenden Handelsvertragsverhandlungen die Interessenten hören möge, ist bereits erfüllt worden; auch der Wunsch, daß die Regierung bei diesen Verhandlungen die Interessen der Landwirthschaft sorgfältig ins Auge fasse, ist ein berechtigter er wird gleichfalls seine Berücksichtigung finden. Wenn die landwirthschaftlichen Interessenten sich zu einer Versammlung zusammenthun, um da ihre Interessen zu vertreten, so ist das ihr Recht, das niemand ihnen verkümmern will. Es ist aber doch ein charakteristisches Zeichen der Zeit, daß der Herr Vorredner jetzt schon von möglichen Ausschreitungen pricht, (Lehr gut! links) daß er mildernde Umstände für dieselben plaidirt und den Versuch macht, für die conservative Partei die Verantwortlichkeit ab⸗ zulehnen. Man könnte daraus gewisse Schlußfolgerungen ziehen; ich will es nicht thun, um die Discussion nicht unnöthig zu verschärfen.

Im übrigen kann ich sagen: ich habe den Eindruck, daß die Discussion über die Einwirkung der Tarifverträge auf die Landwirthschaft einiger⸗ maßen erschöpft ist. Das schließt aber nicht aus, daß ich jederzeit bereit bin, Rede und Antwort zu stehen. Falls die Herren etwa wünschen, bei dem Etat des Auswärtigen Amtes die Angelegenheit nochmals und zwar ganz gründlich zu discutiren, bin ich dazu sehr gern bereit. (Heiterkeit.) Alle die Klagen der Landwirthschaft sie mögen nun berechtigt sein oder nicht können die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß ohne Concessionen bezüglich der Getreide⸗ zölle Tarifverträge überhaupt nicht zu schließen waren; (Zuruf rechts.) ohne den Abschluß von Tarifverträgen war es aber un⸗

möglich, der deutschen Arbeit die g Absatzgebiete zu erhalten, und angesichts der protectionistischen und pro⸗ hibitivistischen Strömungen im Ausland würde der Nichtabschluß von Tarisverträgen mit mathematischer Sicherheit einen Rückgang und eine schwere Schädigung der deutschen Ausfuhr zur Folge gehabt haben, in einem Maße, das nothwendig auch seine Rückwirkung auf die Landwirthschaft geübt hätte.

1 Ich sage also: hätten wir die Zölle auf der alten Höhe belassen, hätten wir infolge dessen keine Tarifverträge geschlossen, so hätte auch die Landwirthschaft einen schweren Schaden davongetragen. Sie hat jetzt einen Zoll, von dem ich zugebe, daß er bei außerordentlichem Preisdruck vielleicht nicht seine volle Schuldigkeit als Schutzzoll thut, aber in normalen Zeiten diese Function ausübt, und der bei außer⸗ gewöhnlichen Preissteigerungen Stand hält gegenüber Agitationen und gegenüber dem Bestreben, den Getreidezoll überhaupt zu beseitigen.

Nun, meine Herren, komme ich auf die Industrie. Der Herr Vorredner hat von der Papier⸗ und Glasindustrie gesprochen, er hat uns eine Resolution einer Versammlung von Glasinteressenten vor⸗ gelesen, von der ich annehme, daß der Herr Abg. Vopelius ihr nicht ganz fern stand. (Heiterkeit.) Ich charakterisire die Resolution der Glasinteressenten mehr als eine Art Beileidsadresse an die Landwirth⸗ schaft als eine sachliche Kritik der Handelsverträge. Uebrigens genügt es mir, daß die Glasinteressenten sich in der Hauptsache mit den Tarifverträgen einverstanden erklären, indem sie unter Hinweis auf meine Erklärung es ganz zutreffend für einen großen Vortheil jeder Industrie betrachten, daß auf zwölf Jahre stabile Verhältnisse für sie geschaffen sind. 8 b Was dann die Papierindustrie betrifft, ja, meine Herren, die niedrigen Preise haben schon vor den Tarifverträgen bestanden; daran sind die Verträge nicht schuld; und wenn ich zurückblicke auf die Prophezeiung des Herrn von Kardorff, daß diese Industrie infolge der

Der Herr Dr. Arendt fährt aber fort:

Auch die Handelskammern von Essen, Frankfurt a. M. und Briefe von ein sehr ungünstiges Urtheil.

Es war mir sehr interessant, hieraus zu erfahren, daß auch Handelskammerberichte, vorausgesetzt, daß sie ungünstig lauten, als Beweise gelten. Ich habe mich bisher auf Handelskammerberichte zu Gunsten der Handelsverträge nicht berufen, weil ich wußte, daß man dem entgegenhalten würde: die haben keinen Werth, das ist nur ein Tummelplatz von freisinnigen Handelskammer⸗Secretären.

Ich war nun begierig, in den angezogenen Handelskammerberichten aus Essen, Dortmund, Krefeld und Frankfurt a. M. zu finden, was da Schlimmes über die Handelsverträge steht. Ich kenne Herrn Dr. Arendt als einen sehr gewissenhaften Forscher und war überzeugt, er würde aus den hundert und so und so vielen Handelskammer⸗ berichten wirklich etwas gefunden haben, was schlagend gegen die Handelsverträge spricht. Also zunächst der Handelskammerbericht von Frankfurt am Main. Da scheint der Herr Dr. Arendt einen kleinen Mißgriff gethan zu haben. Ich habe diesen Handelskammerbericht durchgelesen und habe nur eine Stelle gefunden, die Herr Dr. Arendt aber unmöglich im Auge gehabt haben kann, denn die lautet folgender⸗ maßen:

Man muß es der deutschen Staatsregierung als hohes un⸗ bestreitbares Verdienst anrechnen, daß sie in so schwieriger Lage mit Aufbietung aller Thatkraft und unter Schonungsaller Lebens⸗ interessen unserer Industrie und Landwirthschaft mit einer Reihe von Nachbarstaaten Verträge zu stande gebracht hat, die vor allem das seither übliche fortgesetzte Hinaufschrauben der Zölle für die Dauer von 12 Jahren verhindern und ferner eine Reihe festgebundener gegen früher ermäßigter Zollsätze zur Grundlage haben.

Und es heißt weiter:

Die mit Oesterreich⸗Ungarn, Italien, der Schweiz und Belgien abgeschlossenen Tarifverträge, welche eine große Zahl von Positionen auf 12 Jahre binden, haben, abgesehen von manchen Producenten⸗ gruppen, welche sich in ihren Specialinteressen verletzt glauben, all⸗ gemeine Befriedigung hervorgerufen.

Also, meine Herren, wenn die Kritik nicht schlimmer lautet, als die, das können wir uns schon gefallen lassen.

Nun kommt der Handelskammerbericht von Krefeld. Der sagt:

Es ist einleuchtend, daß Deutschland keine günstigen Verträge mit den Nachbarstaaten erzielen konnte, ohne auch seinerseits den grundlegenden Einfuhrtarif vom Jahre 1879 in manchen Punkten herabzusetzen, und da ist in erster Linie die wesentliche Herabminde⸗ rung der Getreidezölle zu erwähnen, welche auch wir für richtig erachten, da im Zolltarif von 1879 die agrarischen Interessen zu stark gegenüber der überwiegenden Bedeutung des Reichs als In⸗ dustrie⸗ und Handelsstaat betont worden waren.

Das ist der Handelskammerbericht von Krefeld. Essen lautet:

Alle unsere Wünsche sind bei Abschlus der Verträge nicht er⸗ füllt worden, aber wir vertrauen, daß die Handelsbeziehungen, auf praktischer und nativnaler Grundlage aufgebaut, auch in der weiteren Entwickelung zwischen den Vertragsmächten sich den gegenseitigen Verhältnissen praktisch anpassen und mehr Verbesserungen und Er⸗ leichterungen herbeiführen werden.

Endlich der Handelskammerbericht von Dertmund, und da gebe ich zu, daß der einigermaßen anders lautet. Da wird zuerst von den Befürchtungen und von den Hoffnungen gesprochen, die man an die Tarisverträge geknüpft hat, und dann heißt es:

Die Handelskammer glaubt, daß jene Hoffnungen und diese Befürchtungen zu weit gehen, sie glaubt, daß Landwirthschaft und Industrie in dieser Hinsicht über die derzeitigen Absichten der deutschen Reichsregierung beruhigt sein dürfen, und ist der Meinung, daß verschiedene von maßgebender Stelle abgegebene beruhigende öffentliche Antworten die Bedeutung einer Garantie für die Stetig⸗ keit unserer Zollverhältnisse auch nach unten wohl haben können.

Nun kommt ein Satz, der Ihnen (rechts) voraussichtlich ge⸗ fallen wird:

Dortmund, Krrefeld, Nähmaschinenfabrikanten fällen

Der von

fortwährend von Handel und Industrie gesprochen wird, diese Industrie eigentlich mehr eine decorative Natur hätte, weil man es für mehr salonfähig ansieht, die Landwirthschaft nicht allein gehen zu lassen, sondern ihr noch die Industrie beizugesellen. Irgend etwas Sachliches, das behaupte ich hier mit aller Bestimmtheit, bezüglich ungünstiger Erfahrungen der Industrie bei den Handelsverträgen ist auch im. anderen Hause nicht vorgebracht, am allerwenigsten bewiesen. Es hat dann am Schluß Herr Dr. Arendt noch eine sehr wohlwollende Warnung an die Regierung gerichtet. Er sagt, er säͤhe Sturmzeichen, die vorhanden sind, und er hoffe, daß die Regierung diesen Sturmzeichen noch rechtzeitig Rechnung tragen möge. Diese Sturmzeichen sehen auch wir; ich kann aber die bestimmte Versicherung abgeben, daß die Regierung sich nicht dadurch einschüchtern lassen wird, daß sie den Weg weiter gehen wird einer maßvollen Handelspolitik zur Ausgleichung der ver⸗ schiedenen Interessen der Landwirthschaft, der Industrie und des Handels. Mir schiene eine Warnung in diesem (Zwischenruf rechts) und der Landwirthschaft! der Landwirthschaft, des Handels und der Industrie mir schiene eine Warnung viel mehr gerechtfertigt an diejenigen, die gegenwärtig Wind säen und ganz sicher Sturm ernten werden.

8 Abg. Wilbrandt (dfr.): Der Abg. Graf Mirbach hat gestern die

Behauptung aufgestellt, daß die Landwirthschaft ruinirt sei durch das

Römische Recht, und weil der Staat das Römische Recht eingeführt

habe, sei er verpflichtet, die Landwirthschaft zu entlasten! Die

Debatte hat mich zu der betrübenden Ueberzeugung gebracht, daß die Agrarier nicht verstehen, den Unterschied zu machen, den sie als Volksvertreter unzweifelhaft zu machen verpflichtet sind: nämlich

zwischen der Landwirthschaft und den einzelnen Personen, die Land⸗

wirthschaft treiben. Der Staat ist garnicht in der Lage, irgend

jemand dazu anzuhalten, daß er, wenn er sich ein Gut kauft,

es nicht zu theuer kauft; er kann niemand verhindern, Schulden

über Schulden zu machen; und so kann in keiner Weise die

Forderung begründet werden, daß der Staat die Aufgabe habe, für

das Wohl der einzelnen Landwirthe zu sorgen. Auf diese Deduction

bin ich namentlich dadurch geführt worden, daß auch in diesen Tagen

wieder die Währungsfrage vor uns verhandelt wurde. Die Land⸗

wirthschaft als solche hat keinen Nutzen davon, daß eine

Doppelwährung eingeführt wird, sondern nur einzelne Land⸗

wirthe, einzelne Landwirthschaft betreibende Personen. Die

Landwirthschaft macht es also keineswegs erforderlich, zu einer

Währung überzugehen, die wir gar nicht haben wollen. Nach den

Ausführungen des Grafen Mirbach erscheint die Landwirthschaft

wie verrathen und verkauft, wie vollständig vom Staat verlassen.

Bergißt man denn ganz, was noch in den letzten zehn Jahren für

die Landwirthschaft geschehen ist? Haben wir jemals bis 1887 einen

Kornzoll von 30 ℳ, gehabt? Und hat es etwa an der Regierung

gelegen, daß der Zoll in diesem Jahre nicht auf 60, sondern nurauf 50

erhöht wurde? Die Agrarierpartei und mit ihr der Abg. Dr. Buhl,

dessen gestrige Rede die Aararier beinahe übertrumpfte, follten doch

ernsthaft nachforschen, ob die Zölle von 1879 ihnen etwas genützt

haben oder ob sie nicht vielmehr lediglich neue Zollschranken in der ganzen Welt aufrichten halfen. Es ist gerade der Vorzug der deutschen Landwirthschaft, daß wir eine so entwickelte Industrie haben und gezwungen sind, Jahr für Jahr bedeutende Getreidemengen einzuführen. Ziehen Sie die Statistik unserer Ausfuhr an Industrieerzeugnissen zu Rathe, so werden Sie finden, daß die Ausfuhr in den letzten Zeiten lange nicht in dem wünschenswerthen Maße stattgehabt, ja zuletzt sich sogar verringert hat. Diese ungünstige Entwickelung hat auch die Landwirthschaft zu tragen gehabt, aber den Schaden hat sie niemand als sich selber zu verdanken. Der Abg. Freiherr von Hammerstein verweist auf die patriarchalischen glücklichen Zustände in Mecklenburg und spricht von der Besorgniß der Freisinnigen um ihre Wahlkreise infolge der neuen Bewegung unter den Landwirthen. Solche Bewegung hervorzubringen ist keine Kunst. Wirft jemand einen Knochen auf die Straße, so laufen alle Thiere diesem Knochen nach.é Es ist keine Kunst, auf diese Weise eine neue Partei zu gründen. Die Frage ist nur, für welche Principien diese Partei eintreten wird. Wenn Sie zur Beschränkung der Freizügigkeit übergehen, vergreifen Sie sich an den heiligsten Rechten der Deutschen. Es heißt, man solle die Freizügigkeit nicht beseitigen, sondern nur be⸗ schränken. Ich kann darin keinen rechten Unterschied erkennen. So lange nicht der Nachweis geführt wird, daß die Uebel⸗ stände allgemein sind und nicht beseitigt werden können, wäre es ein schreiendes Unrecht, in die Selbstbestimmung weiter Kreise der Bevölkerung von Staats wegen mit Zwang einzugreifen. Die Liebe zum Grund und Boden, das Bestreben, aus der Bewirthschaf

des Grund und Bodens einen Gewinn zu erzielen, ist in der deutscher

Natur tief begründet; wenn es den Grundbesitzern Ernst ist mit der eines ländlichen Arbeiterstandes, so brauchen Sie ihne

Ffr Strickspringer, vorgeführt von Fräulein Oceana Feräa enz ꝛc.

Sonntag: 2 große Herstedgegen Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei). zum Schluß: Die Touristen. Abends 7 ½ Uhr: Ein Künstlerfest.

nur die Mittel zu geben, Grund und Boden zu erwerben, und die Zufriedenheit wird in vollem Umfang wieder da sein. Die Freizügig keit ist ein Grundpfeiler der deutschen Einigkeit, der niemals hinweg geräumt werden darf, wenn nicht das ganze Gebäude zusammen stürzen soll. Der Deutsche Reichstag, der auch ein Schutz und Schirn des Reichs und der Verfassung sein soll, hat die Pflicht, ein klares und entschiedenes Nein solchen Bestrebungen rechtzeitig entgegen

Sonnabend: Gesammt⸗Gastspiel des Wiener En⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Nestroy⸗Cyelus. Einen Fux will er sich machen. Posse mit Gesang in 4 Acten von Johann Nestroy. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Handelsverträge ruinirt sei und nächstens ganz zu Grunde gehen würde, so ist es immerhin kein unerfreuliches Resultat, wenn die Einfuhr für das Jahr 1892 nur ein Plus von 2 Millionen gegenüber dem Jahre 1891, dagegen die Ausfuhr ein Plus von 3 Millionen constatirt.

Da im preußischen Landtag in den letzten Tagen sehr viel ge⸗

Die Landwirthschaft hat den Abschluß der Handelsverträge als einen schweren Schlag empfunden. (Sehr richtig! rechts, Heiterkeit links.) Eine Maßregel von solcher Tragweite konnte nur um großer Zwecke oder werthvoller Gegenleistungen willen von einem Staat getroffen werden; Oesterreich hat uns auf commerziellem Gebiet

Montag: Der Fall Clémenceau.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. Sonnabend: Die schöne Helena. Komische

¹) Nebel. ²) Nebel, Reif. ³) Reif. Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern westlich von Schottland lag, ist nordwärts fort⸗

eschritten, während der Luftdruck über den Britischen Inseln stark zugenommen hat. Ein umfangreiches meaesie agert über Ost⸗Europa. In Deutsch⸗ and dauert bei meist schwacher vorwiegend südöst⸗ licher bis südwestlicher Luftströmung die milde, theil⸗ weise heitere Witterung fort; in Westdeutschland ist stellenweise etwas. Regen gefallen. Im Binnen⸗ lande fand vielfach Reifbildung statt. Zu Haparanda

wurde Nordlicht beobachtet. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. 8

868 8 Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 43. Vorstellung. Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. Text nach Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von Borch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ act Dr. Muck. Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik componirt und arrangirt von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Phhns. Dirigent: Musikdirector Hertel. Anfang

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Schauspielhaus. 49. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. G

Sonntag: Opernhaus. 44. Vorstellung. Bastien und Bastienne. Singspiel in 1 Act von Wolfgang

Operette in 3 Acten von Meilhac und Halévy.

Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr

Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Die schöne Helena. Mittwoch: Don Cesar. 8

—-— 8

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: 2☛ Vorletzte Woche der Aufführungen Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Regie: Hans Meery.

ierauf: Zum 58. Male: Familie Pont⸗

iquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von Max Schönau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont⸗ Biquet. 3

Sonnabend, 25. Februar: Die beiden Cham⸗ pignol. (Champignol malgré Iui.)

Kroll's Theater. Sonnabend: Erstes Gast⸗ spiel von Sgra. Emma Nevada. Der Barbier von Sevilla. (Rosine: Sgra. Nepada, Almaviva: Sfr. Pandolfini, Figaro: Sgr. de Padilla.) Anfang

Sonntag: Der schwarze Domino.

Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/⁄8. Sannabend: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um

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gesichert ist.

Goerschen mit

mit Hrn.

(Rudnik). Frl. Mary

Henry (Breslau).

Else Troschel ( Gestorben: Sohn Wolfgan

die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus⸗ stattungsstück mit Ballet

Amadeus Mozart. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Acten und

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in 5 Acten (15 Bildern) von d'Ennery und Jules Verne allet arran⸗

Hamburg). Hr.

Heute Vormittag verschied nach langen, schweren Leiden der Geheime Ober⸗Rechn Rath und vortragende Rath beim Rechnungshofe des Deutschen Reichs, Ritter des Rothen ldl Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub,

Potsdam, den 16. Der Chef⸗Präsident und die Mitglieder der Ober⸗Rechnungskammer

und des Rechnungshofs des Deutschen Reichs.

Verlobt: Frl. Wilhelmine von Treskow mit Hrn.

Hauptmann Braun (Neisse). Frl. Martha von Hrn. Hauptmann Richard von der Osten (Aachen). Frl. Gertrud von Selchow Hans Heinrich von Scheliha⸗Jeschütz Rafter Regierungs⸗Rath Zickermann (Schwerin). Frl. Hedwig Lühe mit Hrn. Gerichts⸗Assessor Victor

) Verehelicht: F. Pastor Hans Horter mit Frl. Wendisch⸗Ossig, Kreis Görlitz). Hrn. Pastor Dr. Alexander Röhricht (Rauhes Haus in Horn bei Major a. D. Max von Dittmar

. Familien⸗Nachrichten. Nachruf.

ungs.

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Ferdinand Ludwig Carow.

In fast 48 jähriger Dienstzeit durch hervorragende Pflichttreue, reiche Erfahrung und seltene Sachkenntniß ausgezeichnet, war er das Vorbild eines treuen Beamten. Wir betrauern in ihm einen liebenswürdigen und hochgeachteten Mitarbeiter, dem ein ehrendes Andenken unter un

Februar 1893.

(Münster i. W.). Hr. Major g. D. Ch Ludolph Werner von Brederlow „(Tragrag stan Merseburg). Hr. Gestüts⸗Director

Schwarznecker (Marienwerder).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin ———— Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und

mit Hrn.

Verlag⸗ Anstalt Berlin SW., Wübelmstraße Nr. 32. Siieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

sprochen wurde von den ungünstigen Erfahrungen, die die Landwirth⸗

schaft und Industrie, diese beiden wirthschaftlichen Factoren, mit den

Handelsverträgen gemacht hätten, habe ich mit besonderem Interesse den

Bericht der gestrigen Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses nach⸗

gelesen in der Erwartung, nun doch irgendwelche Argumente für die

Behauptung zu finden, daß auch in der Industrie schlechte Erfahrungen

gemacht worden seien. Meine Auslese war aber zu meinem Bedauern

eine sehr geringe. Es hat der Abg. von Erffa in dieser Beziehung gesagt:

Auch die Rede des Abg. Vopelius, eines so hervorragenden Vertreters der Industrie, sollte der Regierung zu denken geben.

nd der Abg. Dr. Arendt hat gesagt:

UMönnd was die Industrie anlangt, so haben wir aus dem Munde des Abg. Veopelius, (Heiterkeit) der zu den angesehensten Industriellen Deutschlands gehört, eine sehr scharfe Kritik der Handelsverträge gehört.

Also, wie ich gestern sagte: wenn man fragt: wie steht es mit den Erfahrungen der Industrie? so antwortet man: lesen Sie die Rede des Herrn Abg. Vopelius! und wenn ich dann die Rede des Herrn Vopelius gelesen habe, bin ich genau so klug wie vorher.

Heiterkeit.) Denn, abgesehen von einigen persönlichen Bemerkungen,

die gestern eine genügende und richtige Kritik hier gefunden, hat der

Abg. Vopelius eigentlich garnichts gesagt; und diese persönlichen Ver⸗ dächtigungen von Beamten liefern denn doch nur den einen Beweis, 8 man so ziemlich bankerott ist mit sachlichem Material. (Sehr

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positive Gegenleistungen von auch nur annähernd gleichem Werthe nicht gemacht. 1

Also, meine Herren, mit dem Urtheil der Handelskammern ist es nicht weit her. Ich wäre in der Lage, Ihnen aus hundert Handels⸗ kammerberichten überaus günstige Urtheile über unsere Handelsver⸗ träge vorzuführen.

Nun bleiben noch übrig die Nähmaschinenfabrikanten, die dem Herrn Abg. Dr. Arendt Briefe geschrieben haben. Es ist immer kein Zeichen von sehr umfangreichem Material, wenn man bei der Be⸗ urtheilung einer Reihe von umfassenden Tarifverträgen sich nur auf die Nähmaschinenfabrikanten berufen muß. Ich bin aber der Ansicht, daß auch in der Hinsicht der Herr Dr. Arendt einen Mißgriff gethan

hat, denn der deutsche Zoll auf Nähmaschinen ist in dem Tarif⸗

vertrage mit Oesterreich⸗Ungarn und überhaupt in den Tarifverträgen gar nicht herabgesetzt worden, wohl aber hat Oester⸗ reich⸗Ungarn in seinem Vertrage den Zoll auf Nähmaschinen von 30 Gulden auf 25 Gulden heruntergesetzt, und das Ergebniß ist ge⸗ wesen, daß die Einfuhr im wesentlichen dieselbe blieb, die Ausfuhr sich um etwa 40 000 gehoben hat, und daß, während wir im Jahre 1891 speciell nach Oesterreich⸗Ungarn ausgeführt haben an Näh⸗ maschinen 3600 Doppelcentner im Werthe von 286 000 ℳ, wir im Jahre 1892 ausgeführt haben 4752 Doppelcentner im Werthe von 399 000 Die Herabsetzung des Zolles in Oesterreich hat also eine nicht unerhebliche Vermehrung der Ausfuhr dorthin zur Folge gehabt. (Sehr richtig! links.)

Aus alle dem ziehe ich den Schluß, daß, wenn im anderen Hause

zustellen.

Abg. Freiherr v on Manteuffel (deons.): Mirsind in der gestriger Debatte ungemein viele Liebenswürdigkeiten zu theil geworden, auf welche ich hauptsächlich antworten muß, denn die Ausführungen des Vorredners geben zu ernster Erörterung kaum Anlaß. Die große Ent⸗ deckung, daß zwischen Landwirthschaft und Landwirthen ein Unterschied ist, war nicht neu, und die Behauptung, daß die Doppelwährung für die Landwirthschaft gleichgültig sei, steht auf derselben Höhe. Der Abg. Rickert erklärte gestern, ich stehe auf einem verlorenen Posten. Ich habe das Gefühl, daß ich eine sehr gute Fasetige vertheidige. Der Bund der Landwirthe, welcher am Sonnabend hier gegründet werden soll, scheint doch dem Abg. Rickert sehr viel Kopfschmerzen zu machen. Der Zweck dieser Versammlung ist nur der, daß die Landwirthschaft ssich organisiren will, und wenn sie dies thut, folgt sie nur einem Rathe des preußischen landwirthschaftlichen Ministers. Der Ton, der in dieser Versammlnng herrschen wird, dürfte aller⸗ dings bestimmt werden durch die Antworten, welche im preußischen Abgeordne tenhause und hier von den Regierungen gegeben werden. Sind diese Antworten ruhig, dann wird auch der Ton ein ruhiger, gemessener und sachlicher sein. Was der Abg. Dr. Barth en. den Großgrundbesitz ausgeführt hat, giebt mir vollständig Recht. Die Freisinnigen sind in der That darauf aus, den Großgrundbesitz. wie er sich durch die Verhältnisse gestaltet hat, zu Grunde zu richten. Die Liebe zur Scholle ist beim deutschen Landmann so groß, daß er

nur ungern von ihr trennt, und dann tritt oft der Fall ein, daß 8. weil er zu geringe Mittel hat, seine ererbte Scholle verlieren muß. n Sroßorunbbefiter der 51 Wochen zu Hause hungert, um die 52.; oche in Berlin Champagner zu trinken, den verwerfe ich mit dem Abg. Dr. Barth. Ich will dem Abg. Dr. Barth ein Brennereigut mit der Liebesgabe zum Taxpreis ver aufen; er wird bald einsehen. daß es n ist auszukommen, und bald wird er auch entdecken, daß es mit der Liebesgabe nichts auf sich hat. Die Freizügigkeit als solche

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