und der Ton des Abg. Bachem war auch kein friedlicher, sondern ein sehr kampfesfreudiger. Die Versicherung, daß es sich nur um einen Geisteskampf handelt, ist selbstverständlich; will denn der Abg. Bachem etwa die Massen von der Katholikenversamm⸗ lung. gleich als Heerbann und Landsturm auf den märkischen Sand führen? Sind die Mischehen⸗Streitigkeiten nicht eine Heraus⸗ forderung für die Evangelischen? Ist nicht die Forderung der bve. rung der Jesuiten verletzend für die Evangelischen? Der esuitenorden ist gestiftet worden zur Bekämpfung der Ketzerei, der Reformation und hat vieles auf diesem Gebiete geleistet. Der Evangelische Bund ist nur entstanden, weil das Centrum die katho⸗ lischen Interessen so geschickt und erfolgreich vertheidigt hat. Ich will die einzelnen Aeußerungen aus dem Evangelischen Bund nicht vertheidigen; aber das Wort: „Katholisch ist Trumpf!“ ist mehrfach efallen. Der Abg. Dr. Lieber hat es gebraucht und auch Graf Balle⸗ 5 der groß in Schlagworten ist, ist nicht unschuldig daran.
Abg. Dr. Porsch (Centr.): Zur Versöhnung und Herstellung . eiges friedlichen Verhältnisses dient es nicht, was der Abg. Sattler vorgebracht hat. Was der Evangelische Bund über die Mischehen vorgebracht hat, beweist, daß er auch nicht die blasse Ahnung von dem katholischen Begriff der Mischehen hat. Wenn die Zurück⸗ berufung der Jesuiten eine Provocation sein soll, so ist vielleicht auch meine Existenz als Katholik eine Provocation. Doch die Sache gehört in den Reichstag. Es wird von der katholischen Kirche bestritten, daß der Jesuitenorden zur der protestantischen Kirche begründet ist. Der Jesuitenorden hat in Preußen bestanden, und es ist von den Behörden anerkannt worden, daß die Thätigkeit der Jesuiten in den fünfziger Jahren die Sittlichkeit und alle Verhältnisse gebessert hat! Daß der Abg. Bachem in einem besonderen Kampfes⸗ ton gesprochen hat, kann ich nicht sagen. Es mag allerdings nicht angenehm berühren, wenn 1.“ R. nachdrücklich ver⸗ theidigt werden. Der Abg. Bachem hat ja sogar den Ausdruck:
„Katholisch ist Trumpf!“ preisgegeben. Der Ausdruck ist gebraucht worden von einem als Volksredner sehr beliebten rheinpfälzischen Geistlichen. Man muß doch den Zusammenhang der Rede kennen, ebensv wie bei dem Ausspruch des Cardinals Wiseman vom Geisteskampf. Würden
ie Herren vom Evangelischen Bund so vorsichtig sein, wie Cardinal Wiseman, so würden wir uns nicht zu beklagen haben. Jede
enfessionelle Polemik ist auf Katholikenversammlungen verboten. Wenn sich die Evangelischen verletzt fühlen durch die Katholiken⸗ versammlungen, so liegt das an den Berichten der nichtkatholischen e. Redner führt aus, daß der Abg. Dauzenberg nur auf eine Bemerkung des Abg. Stöcker hin auf den Evangelischen Bund ver⸗ wiesen habe. Daß der Evangelische Bund Katholikenhetze treibe, sei leicht nachzuweisen; aber er wolle nicht ausführlich darauf ein⸗ gehen. Redner verweist nur auf einen Vorfall in Magdeburg, wo in “ des Evangelischen Bundes eine hetzerische Rede gegen Rom ge halten habe. Abg. Dauzenberg (Centr.): bestreitet, daß er Evangelischen Bund angegriffen habe. Abg. Dr. Sattler (nl.) bleibt dabei, daß der Abg. Dauzen⸗ erg zuerst den Evangelischen Bund angegriffen habe. Der Abg. Stöcker habe von dem Evangelischen Bund nicht gesprochen. Daß der Jesuitenorden zur Bekämpfung der Reformation gegründet worden sei, stehe fest. Jedenfalls ist das die Meinung des evangelischen Volks, und auf die Meinung eines so großen Theils des deutschen Volks sollte man doch Rücksicht nehmen, wenn man den Frieden will. Wie kampfesmuthig der Ton ist, zeigt das Wort „Katholisch ist Das ist ein Hochmuth gegenüber einer anderen Confession.
Abg. Schmelzer (nl.): Der Ausdruck: „Katholisch ist Trumpf“
at mich nicht verletzt, sondern mir sehr viel Spaß gemacht. Anders egt die Sache aber bezüglich der Aussprüche von Geistlichen innerhalb er Kirche. Sorgen Sie (zum Centrum gewendet) dafür, daß die atholische Presse unsere Geistlichen in Ruhe läßt wegen der Worte, ie sie in Räumen der evangelischen Kirche gesprochen haben. Eine Keformationspredigt ist von Katholiken ö und in der Presse mit Ausdrücken commentirt worden, die vollständig an die Social⸗ demokratie erinnern. Sorgen Sie dafür, daß so etwas unterlassen wird. Wir wollen alle Achtung dem Papste bezeugen, aber sorgen Sie dafür, daß Ihre Presse unseren Reformator nicht in den Schmutz zieht. Durch die Debatten ist bisher noch ein friedfertiger Zug ge⸗ gangen; hoffentlich trägt er im Lande seine Früchte!
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (cons.): Wir können uns als Partei in diesen Streit nicht einmischen, weil für uns als Partei 9 Ghigelische Kirche nicht identisch ist mit dem Evangelischen Bun
Abg. Dr. Porsch (Centr.) bestreitet, daß er den Ausspruch des Abg. Bachem auf der Mainzer Versammlung zu milde ausgelegt habe, und hebt hervor, daß der Abg. Stöcker die Katholiken angegriffen habe. Darauf habe der Abg. Dauzenberg geantwortet und den Evangelischen Bund allerdings zum ersten Male genannt. Aber solle sch denn das Centrum nicht gegen Angriffe vertheidigen? Wenn Liebknecht und Bebel im Lande herumziehen dürfen, dann ist es für uns ver⸗ letzend, daß die Jesuiten, die wir verehren, aus Deutschland vertrieben sind. Es werden viele Verleumdungen über die Jesuiten verbreitet, die man doch endlich einmal in ihrer mees keit erkennen sollte.
Abg. Dr. Sattler (nl.) ist erfreut, ag die Redner des Centrums das Wort: „Katholisch ist Trumpf“ so energisch zurückweisen.
Damit schließt die Debatte. Der Titel wird genehmigt; ebenso ohne Debatte die Ausgaben für den Evangelischen v und für die evangelischen Con⸗
istorien. —
Zu den Kapiteln: „Evangelische Geistliche und Kirchen“, „Katholische Bisthümer“ und ‚Katholische Geistliche und Kirchen“ beantragt die Budgetcommission: 8 „Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Ermittelungen.
darüber anzustellen, ob jede geistliche Stelle, deren gänzliche oder
theilweise Unterhaltung von der Staatsregierung auf Grund recht⸗ licher Verpflichtung geleistet wird, zur Zeit ihren Inhabern ein
standesgemäßes Einkommen gewährt.“ 1
Die drei Kapitel werden zusammen erörtert.
Abg. Dr. von Heydebrandt und der Lasa (cons.) bittet um Vermehrung und Erweiterung der Priesterseminare.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse: Ich kann dem Herrn Abgeordneten die Erklärung abgeben, daß es mein Wunsch ist, möglichst für jede Provinz ein Predigerseminar zu bekommen, auch da, wo das eine nicht reicht, zwei einrichten zu können. Ich wünsche, daß jeder evangelische Geistliche entweder durch ein Predigerseminar oder wenigstens das Vicariat gegangen wäre, ehe er zur Anstellung gelangt; es ist aber nur bis jetzt noch nicht ge⸗ lungen, die Verhandlungen in dieser Richtung zum Abschluß zu bringen. Ich werde sie aber fortsetzen und die Sache mit allem Ernst im Auge behalten. (Bravo! rechts.)
Abg. Spahn (Centr.) erhebt Beschwerde darüber, daß im Maxienburger Werder die katholischen Grundbesitzer Beiträge zahlen müssen für die evangelischen Geistlichen nach einer Verordnung von 1846. Die Einrichtung wurde eingeführt, um die Katholiken im
Marienburger Werder dist zu sehr aufkommen zu lassen, weshalb man sie mit doppelten das en belegte. Die Einrichtung widerspreche
dem Landrecht, der Verfassung und der jetzigen kirchlichen Fesehgehnig und überhaupt den gegenwärtigen Anschauungen durchaus. Die Be⸗ sitzer hätten vergeblich nach Abhilfe gesucht: der Minister möge doch für andere Einrichtungen sorgen und die Lasten müßten aus der Staatskaffe genommen werden.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Ich werde diese Angelegenheit, die mir ganz überraschend kommt, wie jede andere Anregung bei den Debatten über den Cultus⸗Etat, auch wenn ich sie nicht sofort beantworte, weil ich im voraus nicht informirt bin, in Erwägung nehmen. Bei uns weiß man es nicht
zuerst den
anders, als daß die Lasten als Reallasten angesehen worden sind.
dieser Anregung nachzugehen, sie in den Geschäftsgang zu bringen und demnächst zu erwägen, wie weit ihr nachzugeben ist.
Abg. Dauzenberg (Centr.) richtet die Anfrage an die Staats⸗ nach welchen Grundsätzen die Besoldung der Pfarrer auf dem linksrheinischen Ufer sich richte.
Geheimer Regierungs⸗Rath Hahe; erwidert, daß auch die gesetzliche Fixirung des Pfarrergehalts auf dem linksrheinischen Ufer ach von dem Bedürfnisse, sendern von der Größe und der . ähigkeit der Gemeinde nach Französischem Recht abhängig sei.
Abg. von Strombeck (Centr.) führt aus, daß der Staat, der das eingezogen habe, auch die Verpflichtung übernommen habe, seinerseits die Geistlichen ausreichend zu besolden. Redner verlangt über die Entstehung und Verwendung der Fonds, die dazu verwendet werden, eingehendere Nachweisungen, als sie bisher in den Bemerkungen im Etat gegeben seien.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Was den ersten Punkt, welchen der Herr Abg. von Strombeck zur Sprache gebracht hat: die Resolution über die Dotationsfrage betrifft, so werde ich die Antwort dem Herrn Com⸗ missarius des Herrn Finanz⸗Ministers überlassen.
Was aber die Landesverwaltung anlangt, so will ich nur be⸗ merken, daß ich auf meine hier vor einigen Tagen abgegebene Er⸗ klärung Bezug nehme, bei der ich stehen bleibe, und daß über die einzelnen Verhältnisse dieser Fonds eine ausführlichere Nachweisung in Arbeit ist, die zu meinem Bedauern nicht rechtzeitig hat fertig⸗ gestellt werden können, die aber dem hohen Hause, sobald sie vollendet ist, zugänglich gemacht werden wird.
Geheimer Finanz⸗Rath Havenstein erklärt, daß die Resolution der Regierung schon mehrfach vorgelegen hat; die Regierung ist der Meinung, daß die gewünschte Untersuchung nicht zweckmäßig ist, daß die darauf verwendete Arbeit nicht den Erfolgen “ werde,
die daraus sich ergeben könnten. “
Die drei Titel werden genehmigt, ebenso unter großer Unruhe des Hauses und mehrfachen Rufen: „Vertagung!“ die Ausgaben für den altkatholischen Bischof. Nach erfolgter Ver⸗ kündigung der Annahme dger Ausgaben durch den Vice⸗ Präsidenten von Benda erklärt
Abg. Dr. Freiherr von Heereman, daß die Abstimmung nicht genügend verstanden sei; er habe daher den Antrag nicht stellen können, den er eigentlich habe stellen wollen.
.Vice⸗Präsident von Benda: Dazu ist ja bei der dritten Lesung vielleicht noch Gelegenheit.
Beim Kapitel: Provinzial⸗Schulcollegium bedauert Abg. Dr. Kropatscheck (cons.), 8 die Beschlüsse der Dezember⸗
Conferenz noch nicht genügend durchgeführt seien, namentlich bezüglich der Verminderung der Schülerzahl in den einzelnen Klassen und be⸗ züglich der Vermehrung der Stellen der Schulräthe. Es gebe jetzt noch sogar getheilte Klassen mit mehr als 60 Schülern. Dadurch würden die Arbeiten der Schulräthe sehr erheblich erschwert, sodaß z. B. auch die Durchführung des Normal⸗Etats an den nichtstaatlichen Anstalten sich sehr verzögert habe. Redner empfiehlt ferner eine Auf⸗ besserung der Gehälter der Schulräthe, weil jeder Director in höheren Dienstjahren sich überlegen werde, eine Schulrathsstelle anzunehmen, da er sich dabei im Gehalt verschlechtere und seine angenehme Dienst⸗ wohnung verliere.
Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Stauder: Das Ideal, welches die Schulconferenz in Bezug auf die Schülerzahl in den einzelnen Klassen aufstellt, ist ein sehr chönes; aber es ist nicht so leicht zu erreichen. Die Vermehrung der Zahl der Schulräthe wird nöthig sein; allein wir konnten die Folgen der Schulreform bis peßt noch nicht so übersehen, daß wir beurtheilen könnten, welche Mehrarbeit sich aus derselben ergeben wird. Bezüglich der Gehaltsfrage der Schul⸗ räthe sind wir ins Gedränge gerathen. Die Gehälter der Directoren sind erhöht worden und dennoch können wir nur daran denken, die tüchtigsten Directoren zu Schulräthen zu machen; aber die Gehaltsfrage läßt sich nur im Rahmen einer umfassenden Regelung ordnen.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (cons.) saubt, daß die Schulconferenz keine große That gewesen sei; jedenfalls sei das Haus nicht dadurch gebunden, alles, was auf Grund dieser Schulconferenz gefordert werde, zu bewilligen. Das Haus bleibe völlig unabhängig. Als die Schulconferenz einberufen wurde, fragten wir, wie die Kosten bestritten werden sollten; da hieß es: dazu sind Fonds da. Nachher
urden diese Fonds überschritten und wir mußten nachträglich bewilligen.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Auf die Ausführungen des Herrn Grafen Limburg muß ich wenigstens ein Wort erwidern. Nicht wir sind es gewesen, die die Schulconferenz erwähnt haben, nicht wir haben uns auf die Beschlüsse der Schulconferenz berufen. Wir sind uns vollständig klar darüber, daß die Beschlüsse der Schulconferenz kein Gesetz sind; sie sind für uns nur ein Anhalt, und wir sind verpflichtet, uns nach dem Etat zu richten. Darin bin ich mit dem Herrn Abgeordneten völlig einver⸗ standen. Aber wir haben keinen Anlaß zu der Bemerkung gegeben, daß wir uns bei Durchführung der Beschlüsse der Schulconferenz vor Etatsüberschreitungen oder vor einer nicht etatsmäßigen Wirthschaft hüten müßten. Es ist meine Aufgabe, meine Pflicht und mein Be⸗ streben, mich so eng und so verfassungsmäßig wie irgend möglich an den Etat zu halten. So werde ich auch künftig wirthschaften. Ich glaube aber zu der Mahnung, daß ich das gerade in Hinsicht auf die Beschlüsse der Schulconferenz mit besonderer Vorsicht thun möge, keinen Anlaß gegeben zu haben.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Sattler (nl.) erwidert Minnister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse: Meine Herren! Bei der Berathung des vorjährigen Gesetzes über
die Besoldung der Lehrer an nichtstaatlichen Anstalten ist von der Staatsregierung nicht der geringste Zweifel darüber gelassen worden, daß sie das System der Dienstalterszulagen für den erwünschten Zu⸗ stand hält. Das Stellensystem ist zwar zugelassen; aber es ist nur ein Nothbehelf, nur eine Concession; wir selbst sind von der An⸗ nahme ausgegangen, daß die Communen selbst die Vorzüge des Dienstalterssystems einsehen und dieses überwiegend einführen würden. Ich kann deshalb nicht glauben, daß ein Schulcollegium auf die Idee gekommen sein sollte, seinerseits die Einführung des Stellen⸗Etats zu befördern. Ich erkläre vielmehr ausdrücklich mein volles Einverständniß mit dem Herrn Abg. Dr. Sattler darin, daß wir nach Möglichkeit auf die Einführung nicht des Stellen⸗, sondern des Dienstalterssystems hinzuarbeiten haben.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (cons.): Ich habe dem Minister keinen Vorwurf gemacht, sondern nur darauf hingewiesen, vaßr wir durch die Beschlüsse der Schulconferenz uns nicht gebunden ühlen.
Das Kapitel Provinzial⸗Schulcollegien wird ge⸗ nehmigt, ebenso ohne Debatte das Kapitel Prüfungs⸗ missionen. —
Um 4 Uhr wird die weitere Debatte vertagt.
Aber ich werde Anlaß nehmen, wie allen übrigen Anregungen, so auch 8
VVon der am 1. Dezember 1892 im Deutschen Reich vorgenom⸗
Statistik und Volkswirthschaft. Viehzählung vom 1. Dezember 1892.
menen Viehzählung liegen jetzt die vorläufigen Ergebnisse si Preußen und Waldeck⸗Pyrmont in einer eeame 88 „Statist. Corr.“ vor. Es hat sich für Preußen die Zahl der vieh⸗ besitzenden “ seit dem Jahre 1883 von 3 127 144 auf 3 296 693, also um 169 549, d. h. 5,42 % vermehrt. (Eine ähn⸗ liche Vermehrung, 5,68 %, 11 von 1873 auf 1883 statt.) Nach der Zählung von 1892 ergiebt sich für den ganzen Staat Preußen eine Stückzahl von: 2 647 388 Pferden — 2 417 367 im Jahre 18830), 247 Mauleseln 592 .“ 4 284 Eseln 8 (
9 9 „
6 446 88. 9 850 960 Rindern 8 737 641 8 10 092 568 Schafen x 7 704 354 Schweinen (5 819 136 8 1 953 748 Ziegen ( 1 680 686 . 1 249 500 Bienenstöcken (1 238 040 „ „ “ Es haben sich hiernach von 1883 auf 1892 vermehrt die Sühs um 230 021 Stück oder 9,52 %, die Rinder um 1 113 319 tück oder 12,74 %, die Schweine um 1 885 218 Stück oder 32,40 %, die Ziegen um 273 062 Stück oder 16,25 %, die Bienenstöcke um 11 460 Stück oder 0,93 %, dagegen haben sich vermindert die Maulthiere, Esel und Schafe, letztere um 4 659 760 Stück oder — 31,59 %. Vergleicht man die Zahlen von 1892 mit dem Stand der ersten Viehzählung von 1867, so ergiebt sich eine Vermehrung der Pferde von 1867 bis 1892 um 306 238 Stück oder 13,08 %, der Rinder um 1 826 715 Stück oder 22,77 %, der Schweine um 2 815 131 oder 57,58 %, der Ziegen um 606 070 oder 44,97 %, dagegen eine Verminderung der Maulesel um 500, der Esel um 4786, der Bienenstöcke um 63 257 und vor allem der Schafe um 12 212 416 Stück oder 54,75 %. Mit Bezug hierauf bemerkt die ‚Statist. Corr.“, daß die große Abnahme der Schafe sich einerseits aus dem erweiterten Anbau erklärt, der ihnen die Weideflächen entzieht, während diese Viehart anderseits wegen des überwältigenden Wettbewerbs über⸗ seeischer Länder keinen Nutzen mehr abwirft. Abgesehen von den Schafen hat die Viehhaltung im allgemeinen einen erfreulichen Auf⸗ schwung genommen. Das allmähliche 1öö. der Maulthiere und Esel ist ohne Bedeutung, ebenso bie
14 752 328 ) . ),
bietet der in der Bienenzucht eingetretene Stillstand keinen besonderen Anlaß zu Bedenken.
Betrachtet man die einzelnen Provinzen, so steht Ostpreußen in der Pferdezucht obenan, indem es beinahe zwei Fünftel (15,96 %) des gesammten ferdebestandes enthält; es folgen Schlesien mit 11,19 % und Brandenburg mit 10,03 %; dagegen weisen Hesla Nassau (2,84 %) und Westfalen (5,02 %) den geringsten Pferdebestand auf. Rindvieh ist am meisten vertreten in Schlesien (14,78 % in Rheinland (10,92 %), in Hannover (9,98 %) und Ostpreußen (9,69 %); den geringsten Rindviehbestand weisen Hessen⸗Nassau (5,54 %) und Westpreußen (5,61 %) auf. Fast ein Fünftel aller Schafe (18,32 %) besitzt Pommern, ungefähr je ein Zehntel Brandenburg, Hannover, Sachsen, Posen, West⸗ und Ostpreußen, die wenigsten Rheinland (2,46 %) und Schleswig⸗Holstein (2,87 %). Der vierte Theil aller Schweine findet sich zusammen in Sachsen (11,56 %) und Hannover (13,46 %), während die anderen Provinzen für diese Viehgattung eine ziemlich gleichmäßige Vertheilung zeigen. Von den Ziegen entfallen drei Viertel zu⸗ sammen auf die Provinzen Rheinland, Sachsen, Brandenburg, Han⸗ nover, Westfalen und Schlesien, die im einzelnen 14,88 bezw. 14,81 bezw. 13,04 bezw. 11,28 bezw. 10,55, bezw. 10,51 % der Ziegen haben; in Ostpreußen und Schleswig⸗Holstein ist diese Viehgattung ziemlich schwach vertreten (1,28 bezw. 2,27 %)). In der Bienen⸗ zucht nehmen Hannover mit 12,94 %, Ostpreußen mit 11,67 % und Schlesien mit 10,10 %, mit zusammen reichlich einem Drittel der Stöcke die erste Stelle ein, Hessen⸗Nassau, Westfalen und Sachsen die niedrigste Stelle (mit 3,16 bezw. 5,83 und 5,88 %).
Sieht man von Berlin und Sigmaringen ab, so nahmen während des letzten Jahrzehnts die Pferde in 32 Regierungsbezirken zu und in 2 ab, die Schafe in deren 1 bezw. 33, die Bienenstöcke in 13 bezw. 21; dagegen vermehrten sich die Ninder, Schweine und Ziegen in sämmtlichen Bezirken.
In den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont belief sich
die Zahl der Pferde auf 6 270 (gegen 5 956 im Jahre 1883) 213e 41 8 8
sel ¹ Rinder 71I9ö— Schafe “ Schweine „ 27 476 („ Ziegen „ (G(Csl. Bienenstöcke, 2 548 („
Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗ 8 Reformer. Unter sehr zahlreicher Betheiligung fand heute im großen Saale des Architektenhauses (Wilhelmstraße 92 und 93) die achtzehnte Ge⸗ neralversammlung der Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗ Reformer statt. Abg. Graf von Mirbach (Sorquitten), der die Versammlung eröffnete, bemerkte einleitend: Die Agrarier können mit großer Genugthuung auf die letzten Tage zurückblicken. Ein Haupt⸗ verdienst, daß die agrarische Bewegung im Parlament und in der Presse so eine große Bedeutung gewonnen, habe die Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer. Aber auch die Agitation des Congresses deutscher Landwirthe und des deutschen Bauern⸗ bundes sei nicht gering anzuschlagen. Die Agrarier dürfen vor⸗ läufig noch lange nicht ruhen, sie müssen so lange mit aller Energie agitiren, bis sie nichts mehr ju erreichen wissen. Vorläufig sei dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen. Der neubegründete „Bund deutscher Landwirthe“ werde der agrarischen Bewegung zweifellos einen starken Hinterhalt gewähren. Ob mit der Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer und dem Bunde eine organische Vereinigung stattfinden werde, müsse die Zukunft entscheiden. Alle gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz der landwirthschaftlichen könnten auf die Dauer nichts nützen, wenn Vererbungs⸗ und Ver⸗ schuldungssystem einer Umgestaltung unterzogen werde. Der bedeutendste Monarch des preußischen Staats, Friedrich der Große, habe mit richtigem Blick erkannt, dn die Landwirthschaft das HFeecsttagdemest des Staats sei. Der Reichskanzler habe vollständig. Kecht, wenn er sage: er müsse jeden Besitz schützen. Allein die Land⸗
66704
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Production ꝛc. nicht das
Die Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer wolle im übrigen nicht bloß die Landwirthschaft, sondern jede ehrliche Arbeit schützen. „Diesen Standpunkt wollen wir wahren, dann ö. uns auch Gott nicht verlassen.“ (Beifall.) Der Redner schloß mi einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. — Den ersten Gegenstand der dhegehanc bildete die Währungsfrage., Der Referent, Landtags⸗Abgeordneter Dr. Otto Arendt Berlin) befürwortete eine längere Resolution, in der es am Schlusse heißt: a. Die Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer erklärt die Durchführung der Doppelwährung auch ohne Zutritt Englands für 1n878 lich und wünschenswerth. b. Für ven Fall, daß die Reichsregierung die
Schibe.
Generalversammlung den Herrn Reichskanzler: 1) eine dahin gehenge Erklärung bei Wiederzusammentritt der Brüsseler Münzconferenz a 8 geben zu lassen, 2) die dort vertretenen Staaten zum Abschluß firitt Währungsvertrages aufzufordern, dessen WH von dem Heiznf Englands abhängig gemacht wird. c. In diesem Fall ist es. 18 abe der deutschen Vertretung auf der Brüsseler Mün zconfereng aßregeln vorzuschlagen, dur welche der Beitritt Englands, ser internationalen Doppelwährung gefördert wird; durch welche, bis Pgse erfolgt, die Nüres esctang und Hebung des Silberwerths deren geführt wird. — Nach längerer Discussion gelangte diese Resolu
zur Annahme, ebenso ein Antrag des Freiherrn von Thüngen gegen
wirthschaft bedürfe ihrer eigenartigen Stellung wegen eines besonderen
Doppelwährung nur in Gemelnschaft mit England annimmt, ersucht g.
den Abschluß eines Handelsvertrags mit Rußland und Rumäni Sodann wurde über Ernteschätzunge 1 änien. lungen verhandelt. tungen und Ernte⸗Ermitte⸗
Die Dampffässer in Preußen.
8 (Vgl. Nr. 23 d. R.⸗ u. St.⸗Anz. Während für die Dampfkessel die Form 82 die Bauart eins
der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale bildet, besitzt diese für die Dampffässer nicht diese hervorragende Bedeutung. Es beruht dies darauf, daß für die Gegenstände, welche in Dampffässern mittels hoch⸗ gespannten Wasserdampfes behandelt werden, die Gestalt des Gefäßes in welchem dies geschieht, meist von untergeordnetem Einflusse ist, wenn nur die sonstigen Bedingungen, welche die bezügliche Fabrikations⸗ weise erfordert, genau erfüllt werden. Und wenn sich auch für die Dampffässer einzelner Arbeitszweige eine bestimmte Form als die ceignetste herausgebildet hat, so gelangen doch für die meisten Zwecke Pampffässer von sehr, verschiedenen Gestalten zur Verwendung, ohne daß dadurch die Fabrikation im wesentlichen scheint beeinträchti gt zu werden. Immerhin lassen sich bei den Dampffässern in Preußen Hauptformen unterscheiden, welche zu Anfang 1892 wie folgt vertreten waren:
kugeieriig J192 eylindrisch. . . 1518 tonnenftörchig .. 6
fegelftgG.158 cylindrisch⸗kegelförmig. . 2288 kaste6 „im ganzen. 4171. Die zusammengesetzte eylindrisch⸗kegelförmige Gestalt kam also bei weitem am häufigsten vor, über die Hälfte aller preußischen Dampffässer besaß dieselbe; es befinden sich darunter die sog. Henze⸗ Kocher, welche — nach ihrem Erbauer benannt — als Kartoffel⸗ dämpfer eine sehr zahlreiche Verwendung finden (2225!). Nächstdem ist die eylindrische Form, welche mehr als ein Drittel aller Dampffässer haben, am stärksten vertreten; sie allein findet sich bei smrapifüsser Verwen an egeen ist mit Ausnahme der Lumpen⸗, Stroh⸗ und Kartoffelkocher überall vorwiegend, beim Vulcanisiren des Gummis und den Ammoniakgefäßen sogar ausschließlich in Anwendung.
Die Form der Dampffässer übt insofern einen Einfluß auf
das Material aus, als der eine Stoff sich für eine bestimmte Formengebung besser eignet als der andere. Indeß kommen noch andere Umstände in Betracht, welche für die Wahl des Materials weit wichtiger sind. Von hoher Bedeutung ist zunächst die Höhe des Betriebsdrucks, der im Dampffasse zur Anwendung kommen soll. Da in dieser Richtung Eisen und Stahl unter sonst gleichen Ver⸗ hältnissen eine größere Widerstandsfähigkeit besitzen als viele andere Stoffe, so sind die Dampffässer, welche mit einem hohen Betriebs⸗ drucke arbeiten, größtentheils aus Eisen gefertigt. Dann ist es der Preis des Materials, der nicht selten bestimmend wirkt und in Fällen, in denen andere Rücksichten einen Einfluß nicht geltend machen, vielfach zur Verwendung von Eisenblech führt. Endlich geben auch die chemischen Eigenschaften derjenigen Stoffe, welche in dem Dampffasse verarbeitet oder bei dem Arbeitsprozesse ver⸗ wendet werden sollen, für die Wahl des Materials insofern den Aus⸗ schlag, als bekanntlich eine Anzahl von Säuren und chemischen Ver⸗ bindungen gewisse Metalle angreifen, die dann nicht zur Herstellung eines Dampffasses benutzt werden dürfen. Diese Erscheinung führt dazu, daß oft Kupfer an Stelle des Eisens oder ein anderes Metall zur Verwendung kommen muß, oder daß das eiserne Dampffaß in seinem Innern durch ein Kupfer⸗ oder Bleifutter oder durch eine Ziegelausmauerung gegen die bezüglichen zerstörenden Eigenschaften der zu verarbeitenden Stoffe geschützt werden muß. So waren denn auch zu Anfang 1892 von den Dampffässern Preußens 3904 aus Eisen
birnenförmig
(Schmiede⸗, Fluß⸗, Gußeisen u. s. w.), 7 aus Stahl, 214 aus Kupfer,
29 aus Holz und 17 aus einer Vereinigung von Schmiedeeisen und Kupfer angefertigt. Unter den eisernen Dampffässern waren 13, welche eine Kupferausfütterung, und 7, welche eine Bleiausfütterung besaßen, ferner 13, welche außer einem Bleifutter eine Ausmauerung, und 3, welche nur die letztere aufwiesen. Von den 7 stählernen Dampf⸗ fässern waren gleichfalls 3 inwendig mit einem Bleifutter versehen. GFur luftdichten Abschließung derjenigen Oeffnungen der Dampf⸗ fässer, welche der Füllung, Entleerung und Reinigung derselben dienen, sind V erschlüsse angebracht. In der Zahl und Art der Anbringung der letzteren besteht eine große Mannigfaltigkeit. Während es einer⸗ seits Dampffässer giebt, welche überhaupt keine Verschlüsse besitzen, bei denen der zu verarbeitende Stoff durch ein fest mit dem Dampf⸗ fasse verbundenes Rohr in dasselbe eingeführt und ebenso wieder ab⸗ es. wird, weisen andererseits viele Dampffässer nicht nur einen, ondern eine größere Zahl von Verschlüssen auf. Es besaßen naͤm lich anfangs 1892 keinen Verschluß 13. Dampffässer, einen Verschluß 2317, zwei Verschlüsse 1682, drei 105, vier 25, fünf Dampffässer und zwölf Verschlüsse 1 Dampffaß (Ammoniak⸗ gefäß), während bei 25 Dampffässern Angaben darüber nicht vorhanden waren. Nur mit einem Verschluß war die Mehrzahl der Kartoffel⸗, Getreide⸗ und Futterdämpfer in Brennereien, Brauereien und Stärkefabriken, der Stärkekocher, der Gefäße zum Vulcanisiren von Gummi und derjenigen zum Bleichen, Dämpfen und Decatiren von Gespinnsten und Geweben ausgestattet; demgegenüber besaß die rößere Zahl der Lumpenkocher, der Stroh⸗, Holz⸗ und Cellulose⸗ ocher, der Knochen⸗ und Knochenkohledämpfer, der Ammoniakgefäße der Eismaschinen sowie der Gefäße zum Ausziehen von Gerbholz und von Fett aus thierischen Rückständen zwei Verschlüsse. Die Farb⸗ holzkocher waren nahezu zur Hälfte mit einem und zur andern Hälfte nit imei Verschlüssen versehen. Hinsichtlich ihrer Construetion zerfallen die erschlüsse in 2065 Verflanschungen, 3560 Bügelverschlüsse, 307 eckelverschlüsse, 15 Keilverschlüsse, 147 Verflanschungen mit Bügel⸗ verschluß, 6 11— mit Keilverschluß, 6 sonstige Verschlüsse und 17 ohne nä here Angabe der Constructionsart, und zwar wuürden geählt 1429 Dampffässer mit Väerheesehune 2380 mit Bügelverschluß, 223 mit Deckelverschluß, 12 mit Keilverschluß, 81 mit Verflanschung da hügelverschlu, 3 mit Bügel⸗ und Keilverschluß, 5 mit sonstigen üssen. Da der Verschluß unzweifelhaft eine schwache Stelle des Dampf⸗ fasses bildet, VFrsch wegen der Angriffe, welche die Wandungen des ampffasses durch die Vorrichtungen zu seiner Anbringung erleiden, theils we I die Verschlüsse durch ein häufiges Oeffnen und Schließen ütt der Zeit undicht, abgenützt und ausbesserungsbedürftig werden, so (ragen die Verschlüsse im r zur Begünstigung der Dampffaß⸗ Lrplosionen bei. In der That fiel denn auch bei den sieben Explo⸗ nonen preußischer Dampffässer in den Jahren 1890, 1891 8e. 1892 den Verschlüssen mehrfach ein wesentlicher Antheil an dereß Herbeiführung zu. Wenn nun auch noch keine Erfahrungen 8 er vorliegen, welche Verschlußart das Explodiren er ampffässer vornehmlich begünstigt und welche andere sich nach dieser häichtung hin vortheilhafter verhält, so kommt es doch jedenfalls in 1- hem Maße auf die Sorgfalt und Sachkunde an, mit welcher der Verschluß hergestellt, an dem Hearnoffaß angebracht und seitens des daßttungspersonals gehandhabt wird. So viel steht außerdem fest, - je größer die Zahl der nerlchlass eines Dampffasses ist und je 8g r Angriffspunkte der Ielstenog. ahr damit geboten werden, eine n so größere Sorgfalt und Vorsicht auch auf die Ueberwachung und
artung d 1 — werden huße Dampffasses während des Betriebes verwendet
Die hicufti schan Kalendermaterialien für 1894.
8 Das unlängst erschienene Heft II der preußischen Kalender⸗ nn erialien, ent altend die „veränderlichen Tafeln des astronomischen nmn chronologischen Theils des Königlich Pernhischen Normalkalenders als 894 „bietet gehen seine Vorgänger nur insofern eine Aenderung, europalfceiner „Tafel zur Umrechnung der Ortszeiten in mittef. v päische Zeit? der bevorstehenden Einführung dieser letzteren Rech⸗
109 getragen ist. Dieser Tafel wird demnächst eine zu einem billigen or ss besondert verkäufliche, dem gleichen Zwecke dienende Karte Hahars 1 Die eitangaben selbst sind in Rücksicht auf die Bestimmung 8 vheränderli en Tafeln für den allgemeinen Gebrauch in Ortszeit
geben. Die populären Mitthe lungen für 1894 enthalten in
n
ihrem astronomischen Theil nach einer Uebersicht über die im Jahre 1894 zu erwartenden und 1892 beobachteten Himmelserscheinungen eine Darlegung über die praktische Bedeutung und Anwendung der Kalenderangaben für die Aufgangs⸗ und Untergangszeiten der Ehre⸗ und des Mondes. Der fenef Beitrag bringt eine Uebersicht über den Stand des für die Er altung unserer Volkskraft hoch⸗ bedeutsamen Jugend⸗ und Volksspiels in Deutschland. — D;as Jahrmarktsverzeichniß für 1894 und die neue Genealogie der europäischen Regentenhäuser wird, wie bisher, Anfang Mai d. J. ausgegeben werden. Die „u nveränderlichen Tafeln- des Normalkalenders sind, wie wir noch bemerken, 1891 in neuer Auflage erschienen, welche bis 1925 zutreffen wird.
8 ZBZur Arbeiterbewegung. i.
In Leipzig fand am Sonntag eine Versammlung von „un⸗ neda h. Socialdemokraten statt, die der „Lpz. Ztg.“ zufolge anfangs von etwa 400 Personen besucht war; später verließen etwa 200 Anhänger der socialdemokratischen Reichstagsfraction die Versammlung; die übrigen nahmen nach einer Rede des Herrn Litfin aus Berlin eine Entschließung an, die sich für Gleichberech⸗ tigung der gewerkschaftlichen Seite der Arbeiterbewegung mit der politischen aussprach.
Hier in Berlin endete eine von etwa 600 Personen besuchte Maurerversammlu ng am Sonntag mit einem den social⸗ demokratischen Stadtverordneten ertheilten Mißtrauensvotum. Die Unzufriedenheit hat der G Ztg.“ zufolge in dem Umstande ihren Grund, daß sich unter den ocialdemokratischen Stadtverordneten niemand bereit gefunden hat, über die Verhandlungen wegen der Baubuden vor den Maurern zu berichten. 8 E1 shestesschen beendeten Ausstande der Bergarbeiter im Brüxer Kohlenbecken wird der Wiener „Presse“ aus Brüx unter dem 17. d. M. gemeldet: In des Bezirks⸗Hauptmanns abgehaltenen die Besitzer der vom Strike betroffenen Gewerke, daß auf ihren Schachten die Belegschaft am Freitag voll⸗ zählig eingefahren sei. Die Conferenz einigte sich dahin, sämmtliche Arbeiter. mit Ausnahme derjenigen wieder aufzunehmen, die sich an dem Strike betheiligt hatten oder sich sonstige Aus⸗ schreitungen zu schulden kommen ließen. Die Zahl der von dieser Maßregel Getroffenen ist gering. 8
Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ berichtet, daß ein Theil der ausständigen Bergleute der Zeche Midi de Mons in Ciply die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder aufgenommen hat.
— Aus Namur schreibt man demselben Blatt unter dem 16. d. M.: Die Arbeiter der großen Kammgarnspinnerei in Dinant sind wegen Lohnherabsetzung ausständig.
Am Sonnabend sand in Manchester eine Delegirtenversamm⸗ lung der ausständigen Arbeiter der Baumwollindustrie statt, in der der Vorsitzende Mr. Ashton nach der Londoner „Allg. Corr.“ erklärte, daß nach den mit den Vertretungen der Arbeitgeber Ssescggenn Verhandlungen der gegenwärtige Streit zu einem Ende
ommen könnte, wenn die Arbeiter einen Compromiß anböten. Der Vorsitzende erklärte als die von vielen Unparteiischen und abrikanten gebilligten Vergleichspunkte die folgenden: 1) 2 ½ % Lohnermäßigung; 2) Aufhebung der Lohnkürzung nach Ablauf von drei Monaten, wenn die Handelslage es gestattet, wobei für „befriedigende Handelslage“ in serne aschaftllcher Berathung eine „Entscheidung festzustellen ist; 3) bei ungenügender Handelslage nach drei Monaten Fortdauer der 2 ½ % Lohnkürzung Aufhören jeder verein⸗ barten Lohnherabsetzung, sobald sie die Lage des Handels gestattet. — Diese Vorschläge wurden mit großer Majorität angenommen. Auch wurde die Erhöhung der Strikegebühr um 1 Sh. beschlossen, falls dies für nöthig erachtet werden sollte.
Auf den Salforder Eisenwerken der Herren Mather und Platt wird 88 gestern 48 Stunden statt der 8. 53 ge⸗ arbeitet: ein Versuch, von dessen Ausfall in den Beziehungen zwischen Fabrikanten und Arbeitern vieles abhängen kann. Die Arbeit be⸗ ginnt täglich um 7 ¾ Uhr Vormittags, hört um 12 Uhr auf, wird um 1 Uhr wieder aufgenommen und um 5 Uhr 30 Minuten beendet. Die Veranstalter der Neueruͤng haben zunächst keine Ausgleichung von ihren Arbeitern verlangt, weil in glauben, daß durch größere Pünktlichkeit, gesteigerte Energie und lebhafteres Interesse an der Arbeit die Zeitverkürzung eingebracht werden könne. 8
einer unter dem Vorsitz Conferenz berichteten
Literatir.
8 5 3 8 Unterhaltung. 6 Die von Joseph ““ (Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart) EEE Halbmonatsschrift „Aus fremden Zungen“, die mit bestem Erfolg bemüht ist, den Deutschen ein Bild der fremden Literatur der Gegenwart, vornehmlich auf dem Gebiete der Novellistik zu geben, hat ihren dritten Jahrgang angefangen. Für die Zukunft soll die Dichtung in gebundener Form größere Pflege bei sorgsamster Auswahl erfahren und die Rubrik „Von Diesem und Jenem“ noch abwechslungsreicher sowohl durch Notizen wie kleine Aufsätze gemacht werden. In den uns zugegangenen ersten beiden Heften dieses Jahrgangs wird die Veröffentlichung folgender Romane begonnen: „Nimrod und Compagnie“ aus dem Französischen von Georges Ohnet, „Cressy“ aus dem Amerikanischen von Bret Harte und „Abendliches Opfer“ aus dem Russischen von P. Boborykin. erner enthalten diese Hefte außer zwei Dichtungen von Enrico Vansacchi und José Echegaray noch zwei kurze Geschichten, von denen die erstere „Für die künftigen Generationen“, aus dem Ungarischen von Sigismund Justh, in erschütternder Weise schildert, wie eine Mutter nach schweren Kämpfen zu dem Entschluß kommt, ihre ver⸗ krüppelten Kinder und sich selbst aus Liebe zu ihrem Mann ums Leben zu bringen, während die letztere „Der Siebente“, eine Geschichte aus Limburg von Emile Seipgens, zeigt, wie ein verschmitzter und dustiher junger Bursche es versteht, seine sechs Freunde, die ihn mit Teufelsspuk in Angst und Schrecken setzen wollen, zu überlisten. Verschiedenes.
„— Handbuch der Fleischbeschau für Thierärzte, Aerzte und Richter von Dr. med. Robert Ostertag, Professor an der Thier⸗ ärztlichen Hochschule in Berlin. Mit 168 in den Text gedruckten
handlungen. Stuttgart 1892. Ferdinand Enke. 8. S. 568. — Aus der Vorrede sei Folgendes mitgetheilt: „Die Ueberwachung des Fleischverkehrs ist eine natürliche Aufgabe des Thierarztes. Das vor⸗ liegende Buch richtet sich daher in erster Linie an die Thierärzte. Außerdem ist es aber auch für die Aerzte bestimmt, weil diese, wie Bohinger betont, meistens mit den Grundzügen der wissenschaftlichen Fleischbeschau vertraut sein müssen. In Norddeutschland kommen die Aerzte ag nicht selten in die Lage, sich über Fragen der Fleischbeschau gutachtlich äußern zu müssen. In Süddeutschland, welches schon länger geregelte Fleisch⸗ schauverhältnisse besitzt, ist dieses nicht der Fall. ier be⸗ teht die gerichtsseitige Praxis, als Experten in Fleischbeschau⸗ ragen fast ausschlie lich den Thierarzt heranzuziehen. Endlich ist das vorliegende Buch 8ve auch dem Richter als Nachschlage⸗ buch nicht unerwünscht, da die „Materialien zur technischen Begründung des Nahrungsmittel Fsehengpurfe in mehreren Punkten als Grund⸗ lage für die strafrechtliche Beurtheilung nicht mehr angesehen werden können, e z. B. in Bezug auf das Fleisch crepirter Thiere, in Bezug auf Mehlzusatz zu gewissen Würsten u. s. w. Außerdem kann viel⸗ leicht durch den Gebrauch des Buches in den Kreisen der Richter zwischen der Fleischbeschau und der darauf bezüglichen Rechtsprechung eine Verständigung enise ehat werden, deren Fehlen sich in mehreren Fragen recht unangenehm bemerkbar gemacht hat. Die Fleischbeschau und die gesetzlichen Bestimmun en über den Verkehr mit Flcht ver⸗ folgen denselben Zweck, nämlich den Consumenten 1) vor Gesund⸗ heitsschädigungen, 2) vor Täuschung zu bewahren. leisch⸗ beschau und Rechtsprechun arbeiten sich aber zum thei 89 gegen weil die eäschent der wissenschaftlichen Fleisch⸗ eschau bei der Recht “ nicht überall gleichmäßig Fhürisss werden.“ Aus diesen einleitenden Worten wird man die
edeutung, welche dieses Werk für sich in Anspruch nimmt, erkennen;
man wird es berechtigt finden, wenn auf eine gründliche Fleischbeschau
im öffentlichen Interesse und dem jedes Einzelnen gedrungen wird. Der Verfasser bietet ein Hilfsmittel, um zu diesem Ziel zu gelangen. Wenn es den Fachblättern zu überlassen i den zuverlässigen Inhalt des Werks zu prüfen, so darf es hier genügen, daß von zuständiger Seite die Arbeit als eine gewissenhafte und zuverlässige, nach dem heutigen Stande der Wissenschaft und Optik Erschspfende bezeichnet wird. Auch die Richter mögen sich der Sache prüfend annehmen, damit sie nicht ohne Einsicht in das That⸗ chliche in eine Beurtheilung etwa verschiedener sachverständiger Gutachten eintreten können. Möge diese Anzeige dazu beitragen, de Werke die weitere Verbreitung anzubahnen. 1G 1
— Fahr⸗Instruction für große undkleine Ställe und um Gebrauch für jeden Fahrer, von Oberst Schlaberg. Mit 44 Original⸗Illustrationen, nach Entwürfen des Königlichen zHauptmanns Curt Lucius gezeichnet von Richard Blumenau. 2. Auf⸗ lage. Oldenburg, 1893. Gerhard Stalling. 8. S. 122. 4 ℳ, geb. 5 ℳ — Das vortrefflich dn gestattet⸗ Buch welches Seiner Köni ichen Hoheit dem General⸗Feldmarschall Prinzen Georg su Sachsen gewidmet ist, bietet mehr, als zunächst der Titel erwarten läßt; denn es giebt im Eingange eine er⸗ wünschte Zerlegung des Pferdekörpers mit klar erläuternder Abbildung und am Schluß eine allgemeine Wagenkenntniß. In dem Haupttheil des Werks wird in deutlicher Ausdrucksweise, was mit roßen Schwierigkeiten verbunden ist, ohne netan zu werden, vom Wagen⸗ geschirr zum Anschirren, Besteigen des Kutfe hersitzes und Zügelhalten, durch alle Anspannungs⸗ und Feaßraren (Fünfer⸗, Sechserzug) ein⸗ schließlich der Schlittenfahrt, hindurchgeleitet bis zum Absteigen und Abschirren. Der gediegene Inhalt wird das Buch überall empfehlen.
— Katechismus der Geometrie von Professor Dr. K. E. Zetzsche. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 223 in den Text gedruckten Figuren und 2 Tabellen zur Maßverwandlung. In Original⸗Leinenband 3 ℳ Verlag von J. J. Weber in Leipzig. — Der vorliegende, soeben in dritter Auflage erschienene Katechismus behandelt sowohl die Geometrie der Ebene als die des Raumes in wissenschaftlicher und doch leicht verständlicher, das Nachdenken des Lesers fortwährend anregender Darstellung. Als Anhang sind Tabellen über die Eintheilung und der Maße verschiedener Länder, was die deutschen Staaten an angt unter Berücksichtigung der vor dem Jahre 1873 in Geltung befindlichen Landesmaße, beigefügt.
Kr. Carl Heymann's Verlag, Berlin. Diese Verlags⸗ buchhandlung, welche, ihre eigene Buchdruckerei in Firma Julius Sittenfeld besitzt, versendet einen Verlagskatalog über das Jahr 1892. Man wird mit Theilnahme die erfolgreiche Thaͤtigkeit beobachten, für welche die Reichhaltigkeit des neuen Verlags ein unwiderleglicher
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Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die allgemeine deutsche Landwirthschaftliche Ausstellung, welche von der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft in den Tagen vom 8. bis 12. Juni d. J. auf der Theresienwiese in München ab⸗ gehalten wird, scheint in ganz Deutschland, namentlich aber im Süden sehr großes Interesse zu erregen. Wie uns mitgetheilt wird, sind schon sehr zahlreiche Anmeldungen eingegangen, sowohl von Land⸗ wirthen, wie von Fabrikanten landwirthschaftlicher Maschinen und Bedarfsartikel.
Hinsichtlich der Beschickung mit Thieren hat die Gesellschaft in der am 15. d. M. abgehaltenen Sitzung ihres Gesammtausschusses eine wesentliche Erleichterung der Bestimmungen dadurch eintreten lassen, daß die Forderung der ö für die zur Ausstellung kommenden Thiere für die Maul⸗ und Klauenseuche auf sechs Wochen nach Erlöschen der Seuche festgestellt ist, während früher diese Re.e sich auf sechs Monate erstreckte. Wie bekannt, ist die Lebensfähigkeit des Ansteckungsstoffes für Maul⸗ und Klauenseuche in dieser Zeit vollständig erloschen.
Wir⸗ möchten noch besonders darauf hinweisen, daß der erste An⸗ meldetermin für die Ausstellung bereits am 28. d. M. abläuft, spätere Anmeldungen werden nur bei erhöhtem Standgeld angenommen. 2, Der Sitz der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft ist Berlin SWa, Zimmerstraße 8, von wo auch Anmeldebogen vertheilt werden und wo auch die Anmeldungen ausschließlich zu machen sind.
Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft.
In den Tagen vom 12. bis es M. echgc Sitzungen innerhalb der verschiedenen Ausschüsse und Abtheilungen der Deutschen Rbeas feschfts efelc stattgefunden. Die Beschlüsse in den⸗ selben beziehen sich zunächst auf die Durchführung der diesjährigen Ausstellung zu München. Es sind eine Anzahl kleinerer Abänderungen und Ergänzungen an der veröffentlichten Ausstellordnung beschlossen worden, ferner hat der Gesammtausschuß einen sehr wichtigen Beschluß gefaßt, nämlich, einen Seuchenausschuß zu bilden, welcher die Angelegenheit der Beschützung der Ausstellung vor Seuchenansteckungen in die Haͤnd zu nehmen hat. Weiter wurden einige Theile der Ausstellordnung für Berlin 1894 festgesetzt, namentlich das Preisausschreiben für eine Kartoffel⸗Ausstellung, ferner wurde die Prüfung von Festes eurs eötsemn. Kartoffel⸗Erntemaschinen und Karto el⸗Schälmasc inen beschlossen, auch wurde ein vorläufiger Beschluß gefaßt über eine Ausstellung und Prüfung von Apparaten zum künstlichen Trocknen der Ernten. In der Düngerabtheilung wurde über den Unwerth des Hensel'schen Steinmehls ver⸗ handelt, sowie über die Lage des Phosphorsäuremarkts. Die Ackerbauabtheilung beschäftigte sich mit Fragen des Pflanzen⸗ schutzes, des Vogelschutzes und der Mäusevertilgung. Der Sonderausschuß für landwirthschaftliche Gesellschaftsreisen stellte den 5— fest für eine Reise nach England. Der onderausschuß für bfallstoffe verhandelte über Städte⸗Reinhaltung und Verwerthung der städtischen Abfälle. Es sind in diesen Tagen eine größere Anzahl von früheren der Gesellschaft zur Ausführung gekommen und eine ebenso große Anzahl neuer Arbeitsgebiete in Angriff oder in Aussicht genommen worden, deren Durchführung die Deutsche Land⸗ esssfchages Fash eaban 68 nächsten Jet aufs eifrigste beschäftigen
8 r Hausha an der 99. ovurde mi 1a5,90Der Paushalts esellschaft für 1893/94 wurde mit
Die Ernte Rußlands im Jahre 1892.
(Vergl. auch „R.⸗Anz.“ Nr. 266 vom 9. N 8 1 vom 9. v. M.) ovember v. J. und Nr. 7
Das statistische Centralcomité im Ministerium des J kürzlich eine statistische Uebersicht der Hauptergetunse der Bnern hat Fabeg 1ans in Fenblänn verösfentle 8 1IZ1; wor⸗Diernach weisen die endgültigen Ergebnisse fast durchwe niedrigere Zahlen auf als die des landwirt li varteme Arraacse Fesrfe gahcens qi hschaftlichen Departements, wie folgende In den 50 Gouvernements des Ausschluß der 10 2 1000 Tschetwert):
uve europäischen Rußlands (mit Weichsel⸗Gouvernements) wurde geerntet (in
Nach den Angaben Ges tafistlchen des landwirthsch. gentralco eme An Getreide überhaupt (ohne “ 265 940 298 151
R Kartoffeln) ..
01“ 98 400 11
Sommerweizen 29 311 1ö 11,5 % 86 162 15 %
Lafen. Veröff itlicht — 8 8 5 no7
Veröffentlichung des tistis Ce si ’
Anlae beiefset enhahens. 1 atistischen Centralcomités sind drei eichende Uebersicht über die Ernten der Jahre 1888,
1) eine verg 1889, 1890, 1891 und 1892 nach den Saatflächen des Jahras 1887; ahre 1892 mit denen
2) eine Vergleichung der Saatflä des Jahres 1887, und 8 n. 8 . Vergleichung der Bevölkerungszahlen in den Jahren 1885
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