1893 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Schiff auf seiner Fahrt zu kurzem Aufenthalt berührte, und dann mehrere Sehenswürdigkeiten von London, wie ein Reitweg des Hyde⸗ park, das Parlamentsgebäude und das naturhistorische Museum mit einem 5. seines reichen wtsgensebgfetichen Inhalts vorgeführt, um im Vergleich mit diesen ansehnlichen Anlagen und Bauten, die auf den Deutschen schon einen überwältigenden Eindruck machen, noch mehr die Großartigkeit hervortreten zu lassen, die jeden Fremdling beim Betreten des amerikanischen Bodens in den ungeheuren Abmessungen der Naturerscheinungen wie der von Menschenhänden hervorgebrachten Bauten mit Staunen und Bewunderung! erfüllt. In New⸗ York angekommen, erhielten die Zuschauer ein Bild von dem riesigen, alle unsere Vorstellungen übersteigenden Verkehr auf den Straßen und den Eisenbahnen. Die New⸗Yorker Hochbahn mit ihrem anscheinend so gefährlichen, technisch durchaus sicher und gefahrlos an⸗ gelegten Bau wurde durch Wort und Bild erklärt und erwähnt, daß auf der New⸗Yorker Stadtbahn täglich eine halbe Million Personen zur Beförderung gelangen. Auch der New⸗Yorker Stadtpark, der mit mehr als 10 000 Sitzplätzen versehen, mit zahlreichen Statuen, darunter denen vonSchiller, Humboldt, Fritz Reuter u.a., geschmückt ist und an Größe den Berliner Thiergarten weit hinter sich zurückläßt, wurde gezeigt. Unter den New⸗Yorker Bauten war es besonders die Musikhalle, welche die Aufmerksamkeit des Reisenden erregt hatte. Der Saal dieser Halle enthält 4000 Sitzplätze, zu den Galerien führen Treppen von 118 Stufen, sodaß ein Berliner Mieths⸗ haus von drei Stockwerken behuem hineingestellt werden könnte. In diesem Saal werden Concerte gegeben, bei denen Chöre in der Stärke von 500 Personen mitwirken. Trotzdem New⸗York an Einwohnerzahl nicht größer, eher kleiner als Berlin ist, geschieht dort mehr für die geistige Ausbildung, da sich ihr die durch die vollkommeneren häus⸗ lichen Einrichtungen in der Beschäftigung viel freieren Frauen mit großem Eifer und Verständniß widmen. Unter den 3 bis 4000 Per⸗ sonen, von denen die Concerte stets besucht werden, gehören immer drei Viertel dem weiblichen Geschlecht an. Die Musikhalle hat Herr Carnegie ebaut, der ein jährliches Einkommen von 12 Millionen Dollars besitzt und sich mit Stolz daran erinnert, daß er ebenso wie Edison seine Laufbahn als Telegraphenlaufbursche be⸗ onnen hat. Bei Beschreibung des Theaterviertels, wo man auf einem ege von kaum einer Viertelstunde fämmtliche New⸗Yorker Theater zusammenfindet, wurde mitgetheilt, daß unter diesen etwa zwanzig Theatern zwei deutsche Theater sind: daß die Theater nicht zu ver⸗ gleichen sind als Kunstinstitute mit unseren Theatern, weil der Ame⸗ rikaner viel Abwechselung und Sensationelles sehen will und deshalb mehr die roheste Posse und die Aufführungen der Specialitätenbühnen Anklang finden; daß jedoch auch zeitweise die hervorragendsten Auf⸗ führungen klassischer Werke auf denselben Bühnen, die eben burleske Vorstellungen geboten haben, vorkommen. Nachdem endlich noch eins der riesigen Kaufhäuser in New⸗York, worin allein 4000. junge Mädchen beschäftigt sind, gezeigt war, führte der Redner zweiten Theil seines Vortrages die Zuschauer an den Niagara⸗Fällen vorüber nach Chicago, um nun zu beweisen, daß diese mit eifersüchtigen Blicken von New⸗York betrachtete und die alte Hauptstadt t in den Schatten stellende, mit wunder⸗ barer Schnelligkeit aufgeblühte Stadt in der Großartigkeit der Anlagen und Bauten New⸗York schon jetzt in vieler Beziehung übertrifft. Vor sechzig Jahren noch ein Dorf von kaum fünfhundert Einwohnern, steht es gegenwärtig an Einwohnerzahl nur wenig hinter New⸗York zurück. Obwohl die Stadt in einer ganz flachen Cen⸗ liegt und in der Ausdehnung an keiner Stelle behindert ist, drängt sie doch ihren geschäftlichen Theil auf einen ganz engen Raum zusammen und hat, um dies zu ermöglichen, die Gebäude zu einer Höhe anwachsen lassen, wie keine andere Stadt der Welt. Herr Dr. Meyer hat in einem Hotel gewohnt, das zehn Stockwerke hoch ist,

seinen Srna im obersten Stockwerk und einen Concertsaal hat, der 6000 Personen aufnehmen kann. Das höchste Haus in Chicago hat 21 Stockwerke; doch beabsichtigt man jetzt, ein Haus von 38 Stock⸗ werken aufzuführen, das bis zur Eröffnung der Weltausstellung noch vollendet werden soll. Von ganz besonderer Bedeutung ist Chicago durch seinen Handel mit frischem Fleisch. Im Jahre werden hier 2 ½ Millionen Rinder und 5 ¾ Millionen Schweine geschlachtet. 26 Bahnlinien, die von Chicago ausstrahlen, ermöglichen der Stadt, den ganzen Osten von Amerika mit frischem Fleisch zu versorgen. 20 000 Schiffe verkehren jährlich im Hafen und vermitteln die Ver⸗ sendung der Fleischspeisen in die fernsten Länder. Da jedoch die Schiffe an die im Binnenlande liegende Stadt nur im Sommer heranfahren können, so wird neuerdings ernstlich der Plan erwogen, durch einen gewaltigen Kanalbau, der die Länge der zwischen Berlin und Petersburg haben würde, Chicago in unmittelbare Verbindung mit dem Meere zu bringen. Mit Rücksicht darauf, daß der Herr Regierungs⸗Baumeister Körber, der Reisebegleiter des Herrn Dr. Meyer, in wenigen Tagen einen ausführlichen Vortrag der bevorstehenden Welt⸗ ausstellung zu Chicago widmen wird, machte Herr Dr. Meyer zum Schluß nur einige allgemeine Mittheilungen darüber, aus denen aber hervorgeht, daß sie an Umfang und Größe der Bauten sämmtliche bisherigen Ausstellungen und die bis jetzt in Amerika ausgeführten Bauten noch bei weitem übertrifft. Der für diese Ausstellung bestimmte Raum ist viermal so groß, wie der von der letzten Pariser Ausstellung eingenommene Raum, der schon eine Länge hatte wie die Entfernung vom Brandenburger Thor in Berlin bis zum Großen Stern. Der schon ausgeführte Industrie⸗Palast hat eine Länge von mehr als 1600 Fuß bei einer Breite von über 700 Fuß. Die beiden Kirchen auf dem Berliner Gendarmen⸗Markt mitsammt dem Schauspielhause würden mit Leichtigkeit in seinem Innern platz finden. Ein Concert, das am Ende des vorigen Jahres im Saal dieses Gebäudes stattgefunden hat, ist von etwa 150 000 Personen besucht gewesen. Großartig wird die Ausstellung auch sein durch die Mannigfaltigkeit der culturhistorischen Darbietungen, unter denen die wildesten bis zu den civilisirtesten Völkern in ihrem heimathlichen Leben genau vor⸗ geführt werden sollen. Bemerkenswerth wird sie aber dadurch sein, daß die Frauen in einem eigenen, von einem weiblichen Architekten entworfenen Gebände eine selbständige Ausstellung veranstalten werden, und daß bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal den Frauen auch Sitz und Stimme in der Jury eingeräumt sein werden.

Die Ausführungen des Redners wurden von den Zuhörern, die den Theaterraum bis zum letzten Platz gefüllt hatten, mit regster Theilnahme verfolgt und sehr beifällig aufgenommen.

Der Verein für Hinderniß⸗Rennen wird, wie der „Deutsche Sport“ meldet, bereits in den nächsten Tagen officiell in den Vertrag eintreten, den die Trabrenn⸗Gesellschaft Berlin⸗Westend wegen ihrer Bahn mit den Schäffer⸗Voit'schen Erben hat und der, wie man mittheilt, bis zum Jahre 1899 läuft. Als Aequivalent für die Cession bezw. die Neberlassung der auf der Bahn errichteten Bau⸗ lichkeiten werden die seitens der „Gründer“ an die Gesellschaft be⸗ SZg Antheilforderungen durch den Verein für Vq ofort getilgt, der außerdem dem Wunsch der Gesellschaft, bis 1899 ihre Meetings auf der Bahn abzuhalten, entgegenkommen dürfte. Die jetzige Bahn des Vereins für Hinderniß⸗Rennen zu Charlotten⸗ burg hört also mit Ende dieses Jahres auf zu bestehen und Westend wird von 1894 an Hindernißbahn und wahrscheinlich Trabrennbahn zugleich.

In der Matinee des Recitators Dr. G. Manz im Saal Bech⸗ stein am Sonntag, Mittags 12 Uhr, werden mitwirken: Fräulein Pauline Schweighofer (Declamation), Fräulein Helene Frank

(Gesang) und Herr Jacques Weintraub (Geige). Herr Dr. Manz wird bei dieser eine ungedruckte Märchendichtung in Versen von A. Strindberg zu Gehör bringen.

Wittenberg. Consistorial⸗Rath Heinrich Eduard Schmieder in Wittenberg, viele Jahre hindurch Director des Prediger⸗Seminars und ebensolange Bewohner des Lutherhauses, ist, wie der „Nat.⸗Z.“ gemeldet wird, am vergangenen Freitag in das hundertste Lebens⸗ jahr eingetreten. Das Befinden des greisen Herrn ist in Anbetracht des hohen Alters befriedigend.

London, 22. Februar. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Sierra Leone von heute ist der britisch⸗afrikanische Dampfer „Coanza“ aus Hamburg auf dem Baiyah⸗Felsen ge⸗ strandet und vollständig verloren. Sämmtliche Fahrgäste und die Mannschaft sind gerettet. Die „Coanza“ war am 28. Januar von Rotterdam nach dem Oilriver⸗Gebiet abgesegelt.

Rom, 22. Februar. Wegen Verdachts der Mitschuld an der in den letzten Tagen hier vorgekommenen Explosion einer Petarde (vergl., Nr. 41 d. Bl.) sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, zwanzig Anarchisten verhaftet worden. Bei einem von ihnen wurde eine Petarde von derselben Construction, wie die kürzlich in der Cavourstraße erplodirte, vorgefunden und beschlagnahmt.

Fraubrunnen, 22. Februar. Das hiesige Amtsgericht hat laut Meldung des „W. T. B.“ sämmtliche Eisenbahnangestellten, welche angeklagt waren, in fahrlässiger Weise das Eisenbahn⸗ unglück bei Zollikofen am 16. August 1891 verursacht zu haben, freigesprochen. 1 8

Athen, 22. Februar. In Sparta, Kalamata und auf der Insel Zante fanden, wie „W. T. B.“ mittheilt, in vergangener Nacht wiederholt Erdstöße statt, welche die Bevölkerung sehr beunruhigten.

Kopenhagen, 23. Februar. Heute früh 6 Uhr brach in dem Häusercompler am Königs⸗Neumarkt, in welchem sich viele Werk⸗ hünse und Waarenlager befinden, ein großes Feuer aus, das jetzt mit Hilfe von vier Dampfspritzen und mit Unterstützung von Militär und Marine bewältigt ist, aber sehr großen und garnicht zu übersehenden Schaden angerichtet hat. leicht verwundet.

Kopenhagen, 23. Februar. Der Dampfer „Jakoff Pro⸗

soroff“ aus Lübeck, Capitän Herlich, mit Eisenerz von Oxelösund

(Schweden) nach Rotterdam bestimmt, war, wie „W. T. B.“ berichtet, 42 Tage auf See. Die Mannschaften nährten sich in den letzten 32 Tagen von Kartoffeln und Wasser. Der Dampfer ist gestern 9 Meilen östlich von Möen gesunken. Die aus sechzehn Mann be⸗ stehende Besatzung landete gestern Abend in schlechtem körperlichen Zustande.

New⸗York, 22. Februar. Ein heftiger Schneesturm wüthet, wie „W. T. B.“ berichtet, im Innern und im Osten der Vereinigten Staaten, sodaß der Verkehr der Züge überall mit Ver⸗ spätung stattfindet. Auf mehreren Strecken sind Züge durch den Schnee blockirt und von den Fahrgästen verlassen worden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

vom 23. Februar, Morgens.

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Stationen. Wind. Wetter. 1. Male:

red. in Millim.

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Bar.

2 bede heiter 3 Loge 10

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. erand . etersburg Moskau . .. Cork, Queens⸗- 11211188ö Cherbourg. 1A1“ mburg .. Swinemünde Neufahrwasser 746 Memel 746

q(q166— künster. 743 Karlsruhe. 744 Wiesbaden 742 München. 745 Chemnitz. 744 bedeckts) Berlin... 745 bedeckts) Wien... 744 ³ heiter Breslau .. 742 Schnee Ile d'⸗Aix. 749 wolkig ing... 746 NW halb bed. Triest. N2745 ONO ZRegen

¹) Gestern Schneegestöber. ²) Gestern Schnee. ³) aund Nachts Regen. ⁴) Nachts Schnee. ⁵) Nebel. ⁶) Vormittags Regen, Abends Schnee.

. Uebersicht der Witterung. Das barometrische Minimum, welches gestern über Mkalehebchen vtendser a9, v nach 5 Mittelrhein fortgeschritten und liegt in einem De⸗ 5 pressionsgebiet, welches sich von Nordfrankreich ost⸗ wärts nach Südrußland erstreckt. In Deutschland, wo überall trübes Wetter mit Niederschlägen herrscht, wehen im Norden lebhafte nordöstliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur erheblich herabgegangen ist, dagegen im Süden mäßige südwestliche Winde, bei ziemlich milder Witterung. Memel meldet 21,

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3 wolkenlos bedeckt bedeckt Regen bedeckts) wolkig¹)

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Vorstellung.

fang 7 ½ Uhr.

drungen. Magdeburg 5 cm. Brest meldet 40 mm Regen. Deutsche Seewarte.

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Theater⸗Anzeigen. buüsg.

Königliche Schauspiele. haus. 48. Vorstellun

Freitag:

Freitag: Opern⸗ Hierauf: Zum Der Waffenschmied.

Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 55. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien. Uermeersisten in 5 Aufzügen von Schiller. (Prinzessin Eboli: Frl. Barsescu, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Die Rantzau. Pietro Mascagni. und G. Menasci. Deutsch von Max Kalbeck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Anfang 7 Uhr.

Erhöhte Preise. Erster Rang Balkon und Loge 8 Schnee und Parquet⸗Loge 8 ℳü Zweiter Rang d Prosceniums⸗Loge 6 1 8 1 wolkenlos Loge 5 Dritter Rang Balkon und Loge 3,50 %ℳ die Welt in achtzig Tagen. Parterre Stehplatz 2 2 Amphitheater Stehplatz 1

Schauspielhaus. in heedeh b vhlz mit⸗

enutzung der Dichtung des altindischen Königs b 1

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Welt in achtzig Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Die Billet⸗Inhaber werden ftfae vor dem Be⸗„ treten des Zuschauerraumes den Coupon vom Billet Freitag: Zum 45. Male: trennen zu lassen. Derselbe ist bis zum Schluß der in 4 Acten von Viectorien Sardou. Vorstellung als Legitimation aufzubewahren.

Deutsches Theater. Freitag: man. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Talisman.

Sonntag: Zwei glückliche Tage.

Montag: Der Talisman.

Verliner Theater. Freitag: 26. Abonnements⸗

rj Dorf und Stadt. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: König Lear.

8 Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Dora.

7 ½ Uhr: Der Veilchenfresser.

Lessing-Theater.

Sonnabend: Heimath. Sonntag: Heimath.

Wallner⸗Theater. Anfang 7 ½ Uhr.

C ia- T. ezaebeg 8 BAchen von Ex Jacobsog und Sonntag: er Fa AIC 2 8 20 eilweise on G. Ghrß. (G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst.

Friedrich ⸗-Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25.

Fen geher 1 hägt ½ Ses de C die in 111““ Male: roftgrenze ist his na üddeutschland vorge⸗ Dellinger. In Scene gesetzt vom Regisseur .

8 er n9ch. . I eero ell 1 esetzt vo gisseur Epstein.

Schneehöhe: Hamburg 14, Berlin 8, Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang

Sonnabend: Zum 4. Male: Don Cesar.

Kesidenz-Theater. Direction: Sigmund Lau

1 Act von August Strindberg.

65. Male: stellung. Biquet. Schwank in 3 Aecten von Alexandre Bisson.

Komische Oper in 3 Acten von Albert Lortzing. Deutsch von Max Schönau.

Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.

Biquet. In Vorbereitung:

Oper in 4 Acten von

(Nach Erkmann und Chatrian.)

Fremden⸗Loge 12 Orchester⸗

Amphitheater Sitzplatz stattungsstück mit

56. Vorstellung. Vasantasena. Fohl, mit sreier agen.

als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Tosca. Sonntag: Tosca.

Der Talis⸗

1“ 3 Aecten von Horst und Stein. Weinberger.

Abends rationen und Kostümen. Hierau Die Sirenen⸗Insel.

Anfang 7 ½ Uhr.

Adolph Ernst-Theater.

v“ Freitag: Der Fall

Anfang 7 ½ Uhr.

Don Cesar. Operette Oskar Walther. Musik von R.

Johann Nestroy. Anfang 7 ½ Uhr.

Gläubiger. Regie: Hans Meery.

Sonnabend: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont⸗

Die beiden Champignol.

(Champignol malgré Iui.)

Sonnabend: Opernhaus. 49. Vorstellung. Zum Aroll⸗ gh Mlgsssges eaa 188

. roll's eater. Freitag:

Tert von G. Targioni⸗Tozzetti Sgra. Emma Nevada. Lucia von Lammermoor.

(Lucia: Sgra. Nevada.) Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Hochzeit des Figaro. Sonntag: Gastspiel von Sgra. Nevada.

Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Zweiter Rang Balkon und Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um

allet in 5 Acten (15 Bildern)

von A. d’'Ennery und Jules Verne. irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von ebillemont und C. A. Raida. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend u. folgende Tage: Die Reise um die

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 45). Tosca.

8 . 8*⁴ 9„ qartigen Lichteffegten.

Theater Unter den Linden. Zum 41. Male: Lachende Erben. Operette in Musik von Carl vorgeführt vom Director Fr. Renz. Mr. James nscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Vellständig neue an Deco⸗

1 : Zum 62. Male: Ballet in 1 Act von H. b Musir. n R. 8 Forrogre 818 „von Jos. Haßreiter. Inscenirt durch den Ballet⸗ Freitag: Heimath. An meister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.)

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Freitag: 62. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theuter. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Gesammt⸗Gastspiel des Wiener En⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Nestroy⸗Cyclus. Einen Fux will er sich machen. Posle mit Gesang in 4 A

3 Sonnabend: Zum 1. Male: Eulenspiegel, oder: ten⸗ Schabernack über Schabernack. Posse mit Ge⸗ Tragikomödie in sang in 4 Acten von Johann Nestroy.

Concerte.

Philharmonie. Freitag, Anfang 7 ½ Uhr⸗ Zweite und letzte Aufführung des „Francisecus“ von Edgar Tinel. Gastspiel von ——

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag: Karl Meyder⸗Concert. Componisten⸗Abend. II. Theil unter freundlicher Mitwirkung des Com⸗ ponisten Herrn Professor Rob. Goldbeck. III. Theil E11““ von Pietro Mascagni. Anfang 7 Uhr.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag Anfang 7 ½ Uhr: Klavier⸗Abend von Max Schwarz, Director des Raff'schen Conservatoriums in Frankfurt a. M.

Großes Aus⸗

Ballet arran⸗

Drei Feuerwehrleute wurdenn

Circus Renz (Carlstraße.) Freitag, Abends

7 ½¼ Uhr: Große Ccla Horstenung. CEin Künstlerfest. 2q

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge⸗ kammten Personals. ß

Schauspiel (Frl. Barkany

Neue Einlagen mit groß⸗ eten Falft bon⸗ 100 Damen. Großartiger, in sorcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant⸗ Feuerwerk. Außerdem u. a. —86 Springpferde,

Freitag:

illis mit dem Schulpferde „Markir“. Conelrrrenz⸗ chule, geritten von den Damen Fräulein Clotilde Hager und Oceana Renz.

Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei). Auf Wunsch: Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ½ Uhr: Ein Künstlerfest.

u“ Familien⸗Nachrichten.

95. Verlobt: Frl. Elise Thiele mit Hrn. Vice⸗ Zum Konsul Dr. H. Johannes (Berlin). Frl. Ella

von Puttkamer mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Fritz von

Musik von Hrn. Real⸗Gymnasiallehrer Dr. phil. Max Prollius (Effen a. d. Ruhr).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗Bau⸗ meister Lichner (Beuthen O.⸗S.). Eine Tochter: Hrn. Lieut. Wobring (Prenzlau). Gestorben: Hr. Domänenpächter Heinrich Bauer (Kloster Amelungsborn). Hr. Hauptmann a. D. Ernst Heinrich Christian Köhler (Berlin). Hrn. Professor Uhlbach Sohn Richard (Zehlendorf). Hr. General⸗Major z. D. Max von Pfeiffelmann

cten von (Stuttgart).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Verlag der Expedition (Scholz).

amilie Pont⸗

Geöffnet von 12 11 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. In Scene gesetzt von Am Landes Aäestenunge „Park (Lehrter Bahnhof).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Kleift (Potsdam). Frl. Paula Marchand mit

8. „* ke- v h 8 schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi chen Staats⸗

Verlin, Donnerstag, den 23. Februar

Deutscher Reichstag. 49. Sitzung vom Mittwoch, 22. Februar, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. Zur Debatte steht das Ausgabe⸗ kapitel „Statistisches Amt“ 866 535

Ueber den Beginn der Sitzung haben wir bereits in der Mittwochs⸗Nummer berichtet.

Nach dem Abg. Dr. Hirsch nimmt das Wort der

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Der Herr Vorredner hat an den Etatstitel vom Statistischen Amt eine Reihe von Bemerkungen geknüpft, welche, wie er mir un⸗ bedenklich zugeben wird, nicht lediglich einen statistischen Charakter haben. Ich bin aber gern bereit, ihm in Kuͤrze auf einzelne von ihm aufgeworfene Fragen Rede und Antwort zu stehen.

Wenn der Herr Vorredner die Güte gehabt hätte, die neuen Beschlüsse des Bundesraths über die Einrichtung der statistischen Formulare für die Geschäftsgebahrung der Krankenkassen, wie sie im „Centralblatt des Deutschen Reichs’“ Nr. 47 vom vergangenen Jahre publicirt sind, einzusehen, so würde er gesehen haben, daß dem ersten von ihm ausgesprochenen Wunsch, zu erfahren, über welche Bezirke sich die einzelnen Kassen er⸗ strecken, bereits Rechnung getragen ist. Nach diesen neuesten Formu⸗ laren soll nämlich von den Kassen auch der Bezirk der Kasse angegeben werden, und es werden demgemäß fortab unschwer diejenigen Kassen zusammengestellt werden können, welche mehr als eine Ortschaft um⸗ fassen.

Der Herr Vorredner hat sodann die Meinung ausgesprochen, daß es nicht erfreulich sei, wenn Kassen eine erhebliche Eintritts⸗ und Austrittsziffer aufzuweisen hätten, daß aber diese Ziffern thatsächlich bei einzelnen Zwangskassen mehr als 100 % der Mitglieder betrügen. Darauf habe ich zu erwidern, daß ein häufiger Wechsel unter den Mitgliedern allerdings eine gewisse Unbequemlichkeit für die Kassen mit sich bringt. Die Feststellung der Eintritts⸗ und Austrittsziffer wird aber kaum für die Gesetzgebung nutzbar zu machen sein. Ich kann mir wenigstens nicht denken, was der Gesetzgeber für eine Veranlassung nehmen sollte, auf Grund hoher Eintritts⸗ und Austrittsziffern irgend eine Aenderung an unserem Krankenkassengesetz vorzunehmen. Allgemein aber habe ich in dieser Beziehung und auch in Beziehung auf den folgenden Punkt zu bemerken, daß wir schon jetzt mit außerordent⸗ lichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, um die Verwalter und Rechnungsführer der Krankenkassen dahin zu bringen, daß sie willig und gern diejenigen statistischen Aufnahmen machen, die wir von ihnen fordern. Ich möchte daher schon mit Rücksicht darauf, daß es für die betheiligten Beamten nicht erfreulich ist, mit einer ganzen Anzahl statistischer Fragen befaßt zu werden, deren Zweck sie eigentlich nicht recht einsehen, dem Herrn Vorredner anempfehlen, recht sparsam mit seinen An⸗ forderungen zu sein und sie namentlich nur auf diejenigen Punkte zu richten, von denen man sich wirklich eine gesetzgeberische oder administrative Ausbeute versprechen kann. Es ist unzweifelhaft, daß man bei allen Angelegenheiten des öffentlichen Lebens eine große Anzahl von Fragen stellen kann, über die man gern unterrichtet sein möchte; aber wir bei der Verwaltung haben immer den Standpunkt eingenommen (und ich glaube, daß dieser Stand⸗ punkt auch von den Herren Mitgliedern des Reichstags eingenommen werden sollte), daß wir, ehe eine stcatistische Anforderung gestellt wurde, uns gefragt haben: cui bono? zu welchem Zweck? was wird geschehen, wenn wir durch die statistische Er⸗ örterung das eine oder das andere festgestellt haben? Und da kann ich, wie gesagt, bis jetzt noch nicht entdecken, ich bin aber weiterer Be⸗ lehrung gern zugänglich, was die Höhe der Eintritts⸗ oder Austritts⸗ ziffern für die Gestaltung unserer Krankenkassengesetzgebung für einen Nutzen haben sollte.

Dasselbe gilt meines Erachtens von dem weiteren Wunsch des Herrn Vorredners, festzustellen, bei wie viel Kassen die freie Arztwahl angenommen ist. Das ist gewiß ganz interessant; man sieht daraus, in wie viel Fällen die Vorstände resp. die Vertretungen der Krankenkassen dazu übergegangen sind, einem möglicherweise hervor⸗ getretenen Wunsche ihrer Mitglieder wegen Einführung der freien Arztwahl Folge zu geben. Ich glaube aber doch kaum, daß der Gesetzgeber, auch wenn durch eine solche Statistik festgestellt werden sollte, daß in der überwiegenden Zahl der Fälle die Krankenkassen zur freien Arztwahl übergegangen sind, Veranlassung nehmen würde, nun⸗ mehr die freie Arztwahl obligatorisch vorzuschreiben.

Was die Krankheitsdauer, die Gesundheitsgefährlichkeit der einzelnen Betriebe anlangt, so werden ja jetzt schon für diejenigen Betriebe, bei denen eine besondere Gesundheitsgefahr besteht, die er⸗ forderlichen Erhebungen vorgenommen, und es werden auch auf Grund dieser Erhebungen Vorschriften vorbereitet, soweit sie nicht schon er⸗t lassen sind, welche den Zweck verfolgen, die Gesundheitsgefährlichkei der Betriebe möglichst zu vermindern. Bei Fabrikbetrieben wird sich aus den Nachweisungen über die Geschäfts⸗ gebahrung der Fabrik⸗Krankenkassen gewiß ein sehr werthvoller Anhalt auch für die Beurtheilung der Gesundheitsgefährlichkeit des Betriebes entnehmen lassen. Schwieriger dagegen darauf möchte ich den Herrn Abg. Dr. Hirsch aufmerksam machen wird sich die Sache bei Orts⸗ krankenkassen stellen, die in der Regel eine große Anzahl von Betrieben und Betriebszweigen umfassen. Wenn in einer Ortskrankenkasse oder innerhalb eines einzelnen Betriebszweiges eine größere Anzahl von Kranken sich herausstellt als in einer anderen Kasse oder einem anderen derselben Kasse angehörigen Betriebszweige, so wird man nicht ohne weiteres sagen können oder sagen müssen, daß dieser Betrieb ein besonders gefährlicher sei. Bei der großen Mehrzahl der Betriebe hängt es davon ab, wie die Räume, in denen der Betrieb vor sich geht, beschaffen sind, und ob diese Räume sowie die ganze Anordnung des Betriebes von der Art des letzteren ganz abgesehen in hygienischer Beziehung zu wünschen übrig lassen oder nicht. Ich glaube also auch kaum, ich eine entsprechende Statistik, die doch

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immerhin für den, der sie aufnehmen soll, nicht ohne Mühe ist, so verwerthen läßt, wie es der Herr Vorredner im Auge hat.

Wenn nun der Herr Vorredner weiter erwähnt hat, ihm sei aus öffentlichen Blättern die Mittheilung zugegangen, daß Kranken⸗ kassen aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden, so ist mir davon amtlich nichts bekannt geworden. Ich habe auch die Notiz, die sich auf die hiesige Maurer⸗Krankenkasse bezieht und nach welcher der hiesige Magistrat dieser Krankenkasse mit einem Darlehn von 30 000 zu Hilfe gekommen sein soll, nicht gelesen. Sofern diese Nachricht den Thatsachen entspricht, wird die Sache so zusammen⸗ hängen, daß die Krankenkasse nicht in der Lage gewesen ist, ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Mitgliedern nachzukommen, und daß diese Lage, wie mir äußerlich mitgetheilt wird, vielleicht dadurch verschuldet ist, daß ein größerer Theil der Unternehmer nicht die schuldigen Beiträge zur Krankenkasse gezahlt hat. (Sehr wahr! links.) Daraus wird sich wahrscheinlich eine vorübergehende Verlegenheit der Kasse ergeben haben, und ich finde es nicht unrichtig vom Magistrat gehandelt, daß er dieser vorübergehenden Verlegenheit durch ein Darlehn Abhilfe ge⸗ schaffen hat. Daß aber im größeren Maße Subventionen für die Kranken⸗ kassen gewährt sein sollten, glaube ich, wie gesagt, nicht. Im übrigen möchte ich aber annehmen, daß es, wenn in dieser Beziehung irgend welche den Absichten des Gesetzes nicht entsprechende Vorgänge sich abgespielt haben sollten, zunächst Sache der Aufsichtsbehörden, der Landesbehörden ist, die erforderliche Correctur eintreten zu lassen, und daß man nicht gleich mit der letzten Instanz, mit der Reichsgewalt, eintreten sollte.

Gleiches Licht und gleichen Schatten will ich auch noch heute für alle Arten von Kassen gewährt wissen. Das Gesetz, wie wir es haben, hat danach gestrebt und hat meines Erachtens auch auf diesem Gebiete das Mögliche erreicht.

Abg. Schrader (dfr.): Die Aufsichtsbehörde wird zu prüfen haben, ob der Magistrat in Berlin, der hier in Betracht kommt, dem Gesetze gemäß gehandelt hat. Der Staatssecretär Dr. von Boetticher ist dagegen, daß zu große Anforderungen an die Geschäfts⸗ und Rech⸗ nungsführer der Krankenkassen gestellt werden bezüglich statistischer Zusammenstellungen. Ganz einverstanden! Aber wir brauchen dieses nothwendige Material sehr nöthig, und die Leistungsfähigkeit der Per⸗ sönlichkeiten ist doch im allgemeinen nicht zu unterschätzen. Man ver⸗ fährt bei uns darin immer noch viel zu ängstlich. In England stehen aus dem Arbeiterstande hervorgegangene Leute an der Spitze des Labour Department. Das Verfahren, solche dem Arbeiterstande angehörigen Personen in autoritative Stellungen zu bringen, trägt unbedingt am meisten dazu bei, das Vertrauen der Arbeiter zu der staatlichen Gesetzgebung und ihren Organen zu erzeugen und zu fördern. Ich bitte daher, im Punkte der Statistik nicht nachzulassen, und auch unsere Commission für Arbeiterstatistik immer mehr sich auswachsen zu lassen zu der ihr gebührenden Bedeutung für die Ermittelung der deutschen Arbeiter⸗ und Arbeitsverhältnisse.

„Abg. Dr. Buhl (nl.) warnt vor Ueberlastung der ehrenamt⸗ lichen Organe mit derartigen Arbeiten; man müsse sich vielmehr auf diesem Gebiet der weitgehendsten Beschränkung befleißigen.

Abg. Möller (nl.) schließt sich diesem Wunsch namentlich auch in Ansehung der Commission für Arbeiterstatistik an. Die Wünsche des Abg. Dr. Hirsch und namentlich des Abg. Schrader setzten eine so vollständige, concentrirte gewerkschaftliche Organisation voraus, wie sie zwar England, aber nicht Deutschland besitze.

„Abbg. Dr. Hirsch (dfr.): Bei den Verwaltungsstellen mag ja eine Ueberlastung vorhanden sein, bei den Arbeitern ist das nicht der Fall. Gewiß ist ein großer Theil des statistischen Apparats überflüssig; das gilt aber nur von den oberen Behörden mit ihrem vielen überflüssigen Schreibwerk. Der Abg. Schrader will keine neue oberste Behörde für die Arbeiterverhältnisse haben; es würde gar keiner roßen Anstrengungen bedürfen, um aus der Commission für Arbeiter⸗ statstt ein reichsstatistisches Arbeitsamt als Abtheilung des Statistischen Amts zu machen. Den von mir vorgetragenen Wünschen wird hoffentlich der Staatssecretär Rechnung tragen. Wir haben es mit der Kranken⸗ „Versicherung“ zu thun, und diese setzt doch eine gewisse Stetigkeit voraus. Ein Arbeiter, der bloß auf Wochen oder Monate gegen Krankheit versichert ist, ist kein versicherter Mann. Wenn die Austritte und Eintritte die Zahl des Bestandes der Mitglieder einer Kasse überragen, so ist das ein Zeichen dafür, daß das ganze System der Krankenkassen krankt. Arbeitslose Perioden von Monaten, von Vierteljahren kann man nicht mit dem Hinweis darauf abthun, daß ja die freiwillige Weiterversicherung gegeben ist; diese steht lediglich auf dem Papier, die Möglichkeit der Ausführung ist nicht vorhanden. Was die freie Aerztewahl anbetrifft, so darf doch nicht außer Acht ge⸗ lassen werden, daß es auch eine innere Entwickelung der Kassen giebt, und daß es für diese von höchster Wichtigkeit sein kann zu er⸗ fahren, welche Fortschritte oder Rückschritte das Princip der freien Aerztewahl in Deutschland gemacht hat.

Das Kapitel wird bewilligt.

Beim Kapitel „Normal⸗Aichungscommission“ bringt

Abg. Goldschmidt (dfr.) eine Eingabe zur Sprache, welche die Ausdehnung des Aichzwanges auf Bierfässer betrifft. Die Petition des Brauerbundes an den Reichskanzler schildert die Uebelstände des gegenwärtigen Zustandes, wonach geaichte Fässer nicht vorgeschrieben sind. Dieser Mangel verursacht Streitigkeiten zwischen Brauern und Wirthen und üble Concurrenzmanöver der Brauereien unter einander. Der Aichzwang bestehe in Oesterreich seit langem zur Zufriedenheit aller Betheiligten. Wenn die Brauer sich an die Reichsregierung wenden, verweist diese sie an die Einzelstaaten, diese dann an die Ortsbehörde, und diese wieder an das Reich zurück. Ich bitte die Regierung um Berücksichtigung dieses Wunsches der Brauer und um entsprechende Aenderung des § 12 der Maß⸗ und Gewichtsordnung.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Wenn der Herr Vorredner sich darüber beklagt hat, daß, wenn man an die einzelnen Regierungen ginge, man von diesen an das Reich verwiesen werde, und wenn man sich an das Reich wende, man an die Communen verwiesen werde, so kann ich ja die Thatsache, daß ihm dies passirt ist, vielleicht nicht bestreiten. Aber darüber ist absolut kein Zweifel, daß, wenn man den Aichzwang für Bierfässer einführen will, das Sache des Reichs ist. Dieser Auffassung entsprechend, haben bereits die verbündeten Regierungen bei Vorlegung des Gesetzes über die Bezeichnung des Raumgehalts der Schankgefäße den Aichzwang für die Bierfässer vorgeschlagen. Damals war man hier anderer Meinung, und ungeachtet einer sehr lebhaften und energischen Vertretung von Seiten der Regierung lehnte die Commission des Reichstags einstimmig die Einführung des Aich⸗ zwangs ab und das Plenum schloß sich mit großer Mehrheit dieser Auffassung seiner Commission an. Seit dieser Zeit ist altum

silentium über diese Frage gewesen, bis neuerdings der deutsche

i Brauerbund mit einem Antrage gekommen ist, den Aichzwang

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einzuführen. Ich habe Veranlassung genommen, zur Prüfung der Bedürfnißfrage mit der Königlich preußischen Regierung in Verbindung zu treten. Da wird die Bedürfnißfrage jetzt geprüft, und es wird demnächst, wenn eine Aeußerung der König⸗ lich preußischen Regierung vorliegt, auch die Normal⸗Aichungscommission zur Begutachtung der Frage veranlaßt werden. Aichtechnische Schwierigkeiten existiren garnicht, und es handelt sich bei dieser Frage lediglich darum: ist anzunehmen, daß ein Bedürfniß vorliegt oder wenigstens ein wirthschaftlicher Vortheil, wenn man den Aichzwang einführt? Ich kann dem Herrn Vorredner die Beruhigung gewähren, daß die Frage im Flusse ist, daß irgend, eine Entscheidung in diesem Augenblick noch nicht hat getroffen werden können, aber daß sie ge⸗ troffen werden wird; und wenn diese meine Erklärung zur Beruhigung des nützlichen Bundes der Brauer beitragen kann gegenüber der Brau⸗ steuervorlage, so soll mir das ganz besonders angenehm sein.

Das Kapitel wird bewilligt. Es folgt Kap. 13 „Kaiser⸗ liches Gesundheitsamt“ 203 770

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Lingens (Centr.) betreffs der 11“ aus Anlaß der Cholera in Hamburg erwiderte der

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Ich werde in fünf Minuten antworten. Die Frage tritt so un⸗ vermittelt an mich heran, daß ich in diesem Augenblick nicht orientirt bin. Aber ich werde mich sofort orientiren und dann dem Herrn Vorredner antworten.

Abg. Roesicke (b. k. F.) erkundigt sich nach dem Stande der Frage des Verbots der Surrogate zur Bierbereitung. Die Frage ist seit 1872 in Deutschland acut, seit nämlich das Reich auch von dem Verbrauch der Biersurrogate seinen Tribut zieht. Das Ver⸗ brauchsquantum ist sehr gering, aber den Brauern traut man seitdem nicht mehr so recht; man schob ihnen zu, den Hopfen durch Herbst⸗ zeitlose, durch Krähenaugen, ja selbst Weidenrinde, Wermuthkraut, Aloë, Belladonna, Quassia u. s. w. zu ersetzen. Alles das sind Dinge, die die meisten Brauer nicht einmal dem Namen nach kennen. In dieser Richtung that sich besonders der Abg. Auer 1886 hervor. Inzwischen hat man wohl eingesehen, daß es mit diesen See,. nicht so schlimm ist. Während aber früher die Regierung erklärte, das Verbot könne nur ausgeführt werden mit einer Veränderung des Steuergesetzes selbst, hat jetzt der Staatssecretär Freiherr von Maltzahn gesagt: Wir wollen zwar. die Steuer erhöhen, aber nicht tiefer in die Productionspverhältnisse eingreifen. Die Frage ist um so mehr acut, als durch das Reichsgericht Brauer wiederholt wegen Verbrauchs von Surrogaten bestraft worden sind, obwohl sie für diesen Surrogatenverbrauch besteuert werden. So gut wie Bayern ohne Surrogate auskommen kann, kann es das norddeutsche Brauerei⸗

ewerbe auch. Es hat zwar in den letzten Jahren in der Brausteuergemeinschaft eine gewisse Zunahme stattgefunden, aber der Verbrauch im ganzen ist sehr mäßig, 175 000 Centner Surrogate im Jahre 1891/92 oder 1 ½ % des Malzverbrauchs; und in der Hauptsache figuriren unter den Surrogaten Zucker und Reis. Neuer⸗ dings legt man sich darauf, Surrogate ausfindig zu machen, welche der Besteuerung nicht unterliegen; so wird das Saccharin jetzt in allen Tonarten angepriesen, und mancher Brauer kommt dadurch in Versuchung und Gefahr. Helfen können hier nur klare, un⸗ zweifelhafte Vorschriften. ö

Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:

Der Herr Vorredner hat im Anfang seiner Ausführungen die Klage ausgesprochen, daß die norddeutschen Brauereien vielfach in dem Rufe ständen, Surrogate zur Herstellung ihres Bieres zu ver⸗ wenden, und er hat angedeutet, daß an diesem schlechten Ruf wohl zum theil das zur Zeit in der Brausteuergemeinschaft geltende Gesetz von 1872 Schuld sei, welches eine Reihe von Surrogaten für die Brauerei aufführt und mit Steuersätzen belegt. Er deducirt, daß, wenn in dem Gesetze selbst die Zulässigkeit anerkannt werde, solche Surrogate zu verwenden, so werde dadurch der Glaube erweckt, als würden diese Surrogate in großem Maße verwendet, und dadurch leide der gute Ruf der norddeutschen Brauereien.

Wenn der Herr Vorredner in dem späteren Verlauf seiner Ausführungen Beispiele von Surrogatverwendung vorbrachte, so wird er kaum behaupten können, daß die Verwendung dieser Art Surrogate durch das Gesetz vom Jahre 1873 erleichtert oder wahrscheinlich gemacht werde; denn fast sämmtliche Stoffe welche er nannte: Quassia, Pikrinsäure und wie sie weiter heißen, können doch unmöglich als Malzsurrogate angesehen werden. Es sind Hopfensurrogate, von denen ich übrigens zur Ehre der norddeutschen Brauereien annehme, daß sie nicht in erheblichem Umfange verwendet werden; sonst würde auch das norddeutsche Bier nicht so gut und gesund sein, wie es in der That ist. Von Hopfensurrogaten spricht aber das Gesetz vom Jahre 1872 überhaupt nicht. Nicht der Hopfen ist im Bier besteuert, sondern das Malz, und demgemäßs sind auch nur für diejenigen Surrogate, welche die Brauerei an Stelle des Malzes verwendet, da die Surrogatverwendung zur Zeit nicht verboten ist, Steuersätze in dem Gessetz festgestellt.

Nun hat der Herr Vorredner vollständig darin Recht und ich kann ihm das bestätigen, daß die Verwendung der Malzsurrogate in Norddeutschland im Verhältniß zur gesammten Brauerei eine ganz verschwindende ist. Ich habe dieselben Zahlen, glaube ich, vor mir, die er vorbrachte, nur etwas anders gruppirt. Nach meinen Notizen beläuft sich der Verbrauch an Braumalz, worunter die Gerste natürlich weitaus den größten Theil ausmacht, in der Brausteuergemeinschaft im Jahre 1891/92 auf etwa 6 ¼ Millionen Doppelcentner, dabei ist der Reis nicht mit eingerechnet. An Surrogaten Reis und Zucker mit eingerechnet ist in demselben Jahr nur ein Quantum von etwa 87 500 Doppelcentnern zur Ver⸗ wendung gekommen. Also das Zeugniß, daß die Brauereien der Brausteuergemeinschaft nicht in großen Massen Surrogate an Stelle des Malzes zur Herstellung ihrer Producte verwenden, kann ich den⸗ selben mit dem Herrn Abg. Rösicke mit gutem Gewissen ausstellen.

Nun sagen die Herren: warum hat man das Verbot der Surrogate nicht in die neue Brausteuervorlage aufgenommen? Nach den Ausführungen des Herrn Abg. Goldschmidt würde das nichts genützt haben; denn derselbe hat, wenn ich ihn recht verstanden habe, gemeint, die Vorlage fiele dürch. Ich bhim in dieser Beziehung nicht ganz so pessimistisch wie der P

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