1893 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Fällen das Wittwengeld der Wittwen der unmittelbaren Staats⸗ beamten um jährlich ½ %, das der Wittwen der Geistlichen um jährlich ½¼1 0 gekürzt wird, beseitigen. Die finanzielle Frage kann mit Rücksicht auf die geringe Anzahl der Fälle, sowie mit Rücksicht auf die nicht allzu erhebliche Quotenänderung kaum in das Gewicht fallen.

In der Steuerreformcommission des Hauses der Ab⸗ geordneten wurde gestern Abend die Berathung des Communal⸗ abgabengesetzes fortgesetzt und mehrere Paragraphen, deren Dis⸗ cussion vorher ausgesetzt worden war, 1u“ § 19 (Realsteuern vom Grundbesitz) erhielt auf Antrag des Abg. Dr. Würmeling (Centr.) mit Zustimmung der Staatsregierung einen Psas wonach die Geltung der Cabinetsordre vom 8. Juni 1834 auch auf die neuen Landestheile erstreckt wird. § 34 (Communalbesteuerung der Kaiserlichen und Königlichen ö wurde auf Wunsch des Finanz⸗Ministers Dr. Miquel in der Fassung der Regierungs⸗ vorlage wieder hergestellt. Es kommen sonach die Bestimmungen der Verordnung über die Heranziehung der Staatsdiener zu den Communalauflagen in den neu erworbenen Landes⸗ theilen vom 23. September 1867 mit der Maßgabe zur Anwendung, daß das nothwendige Domicil außer Berücksichtigung bleibt. § 44, der bestimmt, daß die Besitzer von Actien einer zur Gemeinde⸗ Einkommensteuer herangezogenen Actiengesellschaft, insoweit dieser Actienbesitz bei ihrer Veranlagung zur Staats⸗ Einkommen⸗ steuer mit in Rücksicht gezogen ist, zu verlangen berechtigt sind, daß bei Bemessung des von ihnen zu entrichtenden Gemeindezuschlags die ihnen aus dem Actienbesitz zufließende Divi⸗ dende außer Ansatz gelassen werde, war in der ersten Lesung gestrichen worden. Ein Antrag auf modificirte Wiederherstellung des Para⸗ graphen blieb vorläufig noch unerledigt. Die §§ 45 und 46 (Ver⸗ theilung des Steuerbedarfs auf die verschiedenen Steuerarten) ge⸗ langten nach einem Compromißvorschlag der beiden conservativen und der nationalliberalen Parteimitglieder zur Annahme.

Entscheidungen des Reichsgerichts. In Bezug auf die Bestimmung des § 22 Z. 1 der Strafprozeß⸗

ordnung, wonach ein Richter von der Ausübung des Richteramts

kraft Gesetzes ausgeschlossen ist, wenn er selbst durch die straf⸗ bare Handlung verletzt ist, welche nach § 32 der Str.⸗P.⸗O. auch auf Geschworene Anwendung findet, 88 das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 16. Dezember 1892 ausgesprochen, daß unter dem durch die strafbare Handlung verletzten Richter ein solcher zu verstehen ist, in dessen Rechte durch das betreffende Delict unmittelbar eingegriffen wurde. Es ist demnach das b einer eingetragenen Genossenschaft, gegen welche eine Unter⸗ schlagung verübt ist, infolge seiner Mitgliedschaft nicht unfähig, bei Aburtheilung der That das Amt eines Geschworenen auszuüben.

Mannigfaltiges.

Neun Angestellte der Berliner Feuerwehr, die sich im letzten Jahre besonders ausgezeichnet haben oder in Ausübung ihres schweren Berufs verunglückt waren, sind heute nach dem Königlichen Schloß befohlen worden, um Ihrer Majestät der Kaiserin vorgestellt

zu werden. Es sind das der Oberfeuermann Haut und der Feuermann

von Gedrichow von der 1. Compagnie, der Feuermann Winking von der

icht vom 3. März, r Morgens.

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Stationen. Wind. Wetter. Wilhelm

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Temperatur

7 Uhr.

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Anfang 7 Uhr.

scheffs.

scheffs. Montag:

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ Kapellmeister Schauspielhaus.

auber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach .W. von Schlegel's Uebersetzung. Taubert. Musikalische Direction: Herr Steinmann.

Sonntag: Opernhaus. häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ Romantische

Ballet von Emil Graeb. setzt vom öö Dirigent: Kapell⸗

Schauspielhaus. 64. Vorstellung. Die Jungfrau von Orleans.

1 Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Welt in achtzig Tagen.

Deutsches Theater. glückliche Tage. Sonntag: Der Talisman.

Montag: Zwei glückliche Tage.

Berliner Theater. Sonnabend: Die Dani⸗ Anfang 7 Uhr. Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: (Ludwig Barnay.) Abends 7 ½

Der Hüttenbesitzer. Nusch (Anna Braga, Ludwig Barnay, Ludwig Stahl.)

2. Compagnie, der im Beruf Schaden erlitten, die Oberfeuermänner Grüger und Quatisch, sowie der Feuermann Zeuner von der 3. Compagnie (der letztere stürzte bei dem Brande in der Alten Jacobstraße zwei Stockwerke herunter), sowie Oberfeuermann Zimmerling und die Feuermänner Reichmann und Fuchs von der 5. Compagnie, die sich bei dem Brand am Hausvogteiplatz ausgezeichnet haben. Die letzte Vorstellung von Mannschaften der Feuerwehr fand im Jahre 1888 vor dem hochseligen Kaiser Wilhelm I. statt.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung wurde, wie wir der „Voss. Z.“ entnehmen, der Stadt⸗ haushalts⸗Etat für 1893/94 zur ersten Berathung gestellt. Dieser schließt, wie schon in Nr. 51 d. Bl. mitgetheilt, in Einnahme und Ausgabe mit 84 535 014 ab. Ans der Etatsrede des Kämmerers ging hervor, daß das neue Polizeikostengesetz, die Vermehrung der Armenlaäst, der Rückgang in dem Ueberschusse aus dem vorigen Ver⸗ waltungsjahre, die Uebernahme verschiedener Bauraten, ie sonst aus Anleihen gedeckt wurden, auf den Etat, ferner die Verminderung der Ueberschüsse aus der Verwaltung der städtischen Werke das Bild des Etats so weesent⸗ lich verändert haben, daß diesmal 90 % Zuschlag zur Staats⸗Ein⸗ kommensteuer werden erhoben werden müssen. Trotz dieser un⸗ günstigeren Verhältnisse konnte der Kämmerer die Finanzlage der Stadt Berlin doch noch als eine durchaus befriedigende und solide be⸗ zeichnen. Bei den Wünschen, die von den Vertretern der einzelnen Fractionen geltend gemacht wurden, brach sich der Grundgedanke durch, daß man allerdings weise Sparsamkeit werde walten lassen müssen, daß es aber doch möglich sein werde, den in Aussicht ge⸗ stellten Procentsatz zu ermäßigen. Ebenso wurden Vorschläge zu günstigeren Betriebsergebnissen der Gasanstalten gemacht und auf die Möglichkeit hingewiesen, daß die Cholera uns im bevorstehenden Sommer heimsuchen könnte. Der Magistrat wurde aufgefordert, rechtzeitig nach allen Richtungen Vorsorge zu treffen. Der Etat wurde dem Etatsausschuß zur Vorberathung überwiesen.

Im städtischen Obdach befanden sich am 1. Februar d. J.⸗ 62 Familien mit 188 Personen, darunter 26 Säuglinge. Am 1. März war der Bestand 46 Familien mit 153 Personen, darunter 17 Säug⸗ linge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose daselbst benutzten im Laufe des Monats Februar 58 846 Personen, und zwar 57 590 Männer, und 1256 Frauen. Von diesen Personen wurden 21 dem Kranken⸗ hause Friedrichshain, 73 dem Krankenhause Moabit, 22 der Charité überwiesen, 675 der Polizei vorgeführt.

Zu der Landung des Ballons „Humboldt“ liegt jetzt der „N. Pr. Z.“ eine weitere an Frau Professor Aßmann gelangte Draht⸗ nachricht vor, wonach Professor einen Beinbruch davon⸗ getragen hat. Dr. Kremser, der gestern Abend nach Berlin zurück⸗ gekehrt ist, theilt noch mit, daß der Ballonkorb bei der Landung etwas gekippt habe, als Professor Aßmann sein rechtes Bein bereits über seinen Rand gelegt hatte, um auszusteigen. Dadurch sei der Bruch herbeigeführt worden. Wenn er auch ein schwerer genannt werden müsse, so sei doch nach ärztlichem Dafürhalten eine Heilung innerhalb drei bis vier Wochen zu er⸗ warten. Lieutenant Groß wird den Verunglückten heute nach Grünau überführen, wohin Frau Aßmann gestern den Umzug bewirkt hat. Abgesehen von diesem Unfall, ist die Fahrt glücklich von statten

gegangen. Ueber die Aussichten des Kaffeebaus in Ost⸗Afrika hat

die Abtheilung Berlin der Deutschen Colonialgesellschaft jüngst einen Discussionsabend im Architektenhause veranstaltet, der recht zahlreich

von den Vertretern Berliner Kaffee⸗Importgeschäfte besucht war. Der Vortragende Herr Redacteur Meinecke gab zuerst eine Schilderung der Wichtigkeit dieses Consumartikels, dessen Weltproduction und Verbrauch jährlich etwa 850 000 t ist, von denen Europa als stärkster Consument 435 000 t verbraucht, um dann die natürlichen Bedingungen Ost⸗Afrikas insbesondere des küsten⸗ nahen Handeigebirges, in Usambara, für diese Cultivation zu besprechen. Die natürlichen Bedingungen sindt hohe Lage, aus⸗ gezeichneter mit schwerem Urwald bestandener Boden, Wasserreichthum und geringe Entfernung von dem Hafenplatz Tanga, von dem in Kürze die Eisenbahn nach Karagwe, die am Frhe des Gebirges vorbei⸗ geht, gebaut werden wird. Auf dem Gebirge hat die Deutsch⸗ ostafrikanische Gesellschaft die Versuchs⸗ und Nutzungsplantage Darema angelegt, welche bereits über 200 000 Kaffeebäumchen aus den Saat⸗ beeten verpflanzt hat. Diese Bäume wachsen günstig heran und berechtigen zu den schönsten Hoffnungen. Redner ging dann besonders auf die Verhältnisse in Mrogoro ein, wo die katholischen Missionare Kaffeebau betreiben und ein Product erzielt haben, das trotz der primitiven Zubereitung doch nach dem Gutachten von fünf bedeutenden Kaffeemaklern und Importeuren durchschnittlich mit 90 das Pfund, ohne Zoll, loco Hamburg bewerthet worden ist. Eine Probe dieses Kaffees lag aus und fand vielen Beifall, da⸗ sie dem echten, arabischen Mokka am meisten ähnelt. Es wurden sodann die Verhältnisse, unter denen die Usambara⸗Kaffeebaugesellschaft arbeiten wird, besprochen und mitgetheilt, daß ein Herr Reupekamp, welcher 15 Jahre lang Kaffeepflanzer auf Java war, zum Leiter der Plantage ausersehen sei. Das Ergebniß der Discussion, an welcher vornehmlich die Herren P. Staudinger, Professor Büttner, Privat⸗ docent Dr. Kaerger und Dr. Hindorf theilnahmen, von denen die letzteren Fennen aus eigener Anschauung kennen, war ein den Culti⸗ vationsbestrebungen durchaus günstiges.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Wien, 3. März. (W. T. B.) Bei dem deutschen Bot⸗ schafter Prinzen Reuß und Gemahlin fand gestern eine glänzende Soirée statt, der die Kronprinzessin⸗Wittwe Erz⸗ herzogin Stephanie, der Erzherzog Karl Ludwig und Gemahlin, die Erzherzoge Ferdinand Karl und Ludwig Victor, die Hofwürdenträger, der Minister Graf Kälnoky, Cardinal Galimberti, das diplomatische Corps, der Minister Dr. Steinbach, der Statthalter Graf Kielmannsegg, Admiral von Sterneck, mehrere Generale, Mitglieder aus der Aristokratie, die hohe Beamtenwelt und der Buͤrgermeister beiwohnten.

St. Petersburg, 3. März. (W. T. B.) In Betreff der Gerüchte, daß ein russisches Geschwader in diesem Sommer einen französischen Hafen besuchen werde, erklärt das Organ des Marine⸗Ministeriums, der „Kronstadskij Wjestnik“: „Die französischen Zeitungen, die diese Frage als entschieden betrachten, äußern Voraussetzungen uͤber die größere oder geringere Wahrscheinlichkeit, daß ein russisches Geschwader

diesen oder jenen französischen Hafen anlaufen werde; in

Wirklichkeit ist aber über diese Frage durchaus nichts bekannt.“ (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Anfang 7 Uhr. Der Sturm.

Weingartner.

festlichkeit geschlossen.

63. Vorstellung. geschlo

re. Oper in 4 Acten. Musik von 8 Fir

Emil Graeb.

Anfang

beck. Musik von A. Schulz.

Tanz von Montag Gastspiel von

57. Vorstellung. Tann⸗

i 1 Oper in 3 Aeten von R. Uictoria Theater In Scene ge⸗

9 stattungsstück mit

nfang 7

Eine romantische Tragödie in Debillemont und C. A. Raida.

Sonnabend: Zwei 1 Barkany als Gast.)

Sonntag: Tosca.

Montag: Tosca.

Uriel Acosta. Die Dani⸗

Nuscha Butze,

Uhr: 3 Acten von Horst und Stein. Weinberger.

Binder. Dirigent: militär. Evolutionen im Gundlach.

Kroll’s Theater. Sonnabend: Wegen Privat⸗

Sonntag: Der wilde Jäger. 1 romantische Frei nach Julius namiger Dichtung von G. Wagner und G. Langen⸗ Anfang 7 Uhr. Sgra. Barbier von Sevilla. (Rosine: Sgra. Nevada.)

Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um

die Welt in achtzig Tagen. Le09. in 5 Acten (15 Bildern)

Ubr. von A. d'Ennery und Jules Verne. irt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folgende Tage: Die Reise um die

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonnabend (letzte Woche): Zum 22. Male: Tosca. Schauspiel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Frl. Anfang 7 ½ Uhr.

Theater Unter den Linden. Zum 50. Male: Lachende Erben. Operette in Musik von Carl nscenirt durch den artist. Leiter Ed. Kapellmeister A. Ferron. 3. Act arrangirt von

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Concert der Sängerin Mary Wehner unter gütiger Mitwirkung des Violin⸗

olff’'s gleich⸗ virtuosen Bernard Sinsheimer.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abends 7 ¼ Uhr: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. Zum 50. Male: Ein Künstlerfest. 2.

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit übhgzrraschenden Licht, und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge⸗ sammten Personals. Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Feuerwerk. Außerdem: Ein hippologisches Pot⸗ pourri von 40 der edelsten Freiheitspferde, vorgeführt vom Director Franz Renz. Concurrenzschule, ge⸗ ritten von den Damen Frls. Clotilde Hager und Oceana Renz. Mr. James Fillis mit dem Schul⸗ pferde „Markir“.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Die Touristen, oder: Ein Sommerfest am Tegeru⸗ see. Gr. Ausstattungspantomime. Abends 7 ½ Uhr: Ein Künstlerfest.

Familien⸗Nachrichten.

Nevada. Der

Großes Aus⸗

Ballet arran⸗ Musik von

Sonnabend:

Die

Brillant⸗

Verlobt: Frl. Martha Thiemann mit Hrn.

4

zum

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Verlin, Freitag, den 3. März

1893.

Deutscher Reichstag. 56. Sitzung vom Donnerstag, 2. März, 1 Uhr.

Die Berathung des Etats des Auswärtigen Amts wird fortgesetzt. 1 Rückständig ist noch die Forderung von 2 ½ Millionen Mark an extraordinären Ausgaben für Maß⸗ regeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika, außerdem die Ein⸗ nahmen. 3 Ueber die Rede des Abg. Oechelhäuser, der zunächst das Wort erhält, haben wir bereits in der Donnerstags⸗ Nummer berichtet. Darauf nimmt das Wort der Reichs⸗ kanzler Graf von Caprivi:

Meine Herren! Wenn ein Mann, wie der Herr Vorredner, der nicht allein so hohe Ideen über unsere colonialen Aufgaben hat, sondern auch thätig persönlich eingegriffen hat, ausspricht, daß er mit der Entwicklung unserer ostafrikanischen Colonie im letzten Jahre zufrieden ist, so konnte mich das nur mit Freude erfüllen. Denn auch ich bin der Meinung, wir können auf das, was in dem letzten Jahre in Ost⸗Afrika sich entwickelt hat, mit voller Befriedigung zurücksehen. Schon wenn immer wieder ein Jahr verstrichen ist, in dem wir keinen Rückschlag erlitten haben, in dem wir uns in dem Besitz befestigt, in die Verhältnisse eingelebt, Erfahrungen gesammelt, so sehe ich das als einen Gewinn an. Das neue Jahr findet uns immer um so fester, widerstandsfähiger, umsomehr in der Lage, auch schwierigen Zeiten ge⸗ wachsen zu sein. 1

Der Herr Vorredner hat dann aber eine Menge von Einzelheiten seiner Kritik unterworfen, auf die zu antworten ich mich doch für ver⸗ pflichtet halte. Zuerst hat er noch einmal in den Kreis seiner Be⸗ trachtungen den Werth der Insel Sansibar gezogen, und hat gesagt, die Leute, die das Aufgeben von Sansibar für unschädlich gehalten hätten sich einer Illusion hingegeben. Ja, von Aufgeben kann doch nur dann die Rede sein, wenn man etwas hat. Wir hatten aber Sansibar nicht, wir konnten es daher nicht aufgeben. Nebenbei hat, glaube ich, niemand die Illusion gehabt, daß Ost⸗Afrika zu verwalten ohne Sansibar angenehmer oder leichter wäre, als mit Sansibar. Wir sind uns darüber ganz klar gewesen; aber wir haben nicht die Hände nach etwas ausgestreckt, was eben für uns unerreichbar war und noch heute unerreichbar ist. Wir müssen sehen, was wir aus

DOst⸗Afrika machen ohne Sansibar, weil wir eben Sansibar nicht

8— haben konnten und nicht haben können.

Der Herr Vorredner hat dann den Werth von Tabora geschildert, und ich glaube, daß er in dieser Schilderung Recht hat. Er hat den Anspruch erhoben, wir sollen Tabora stärker besetzen, weil das der Mittelpunkt wäre, von dem aus die Wege nach den Seen gehen. Zugegeben! Die Frage der stärkeren Besetzung von Tabora hängt immer wieder mit der Vermehrung unserer Schutztruppe zusammen, und ich bin principaliter der Ansicht, daß die Verstärkung dieser Schutz⸗ truppe in geringen Grenzen zu halten ist, so gering, als es eben die Verhältnisse zulassen: nicht bloß, weil eine stärkere Schutz⸗ truppe mehr Kosten macht, sondern auch, weil mit der Stärke der Schutztruppe unter den afrikanischen Verhältnissen ganz natürlich die Versuchung zu kriegerischen Unternehmungen wächst. Wir müssen aber ein Interesse daran haben, soweit es irgend angängig ist, ohne Blutvergießen vorzugehen. Und ich möchte hier dem Beispiel der Engländer zu folgen suchen, mehr durch das Anknüpfen freundschaft⸗ licher Verbindungen, wenn auch nicht gerade mit Notablen im Innern, aber doch mit einzelnen Fürsten, weiter zu kommen, als mit Krieg⸗ führen. Jede kriegerische Unternehmung stört den Handel im Innern, und je mehr Truppen wir halten, um so häufiger wird der Gedanke für die Leute, die an Ort und Stelle die Sache zu leiten haben, jede Schwierigkeit, auf die sie stoßen, mit den Waffen in der Hand

überwinden; und das möchte ich vermieden sehen. Ich würde also für die Gegenwart schon zufrieden sein, wenn wir nur die Schutztruppe, die wir haben und haben wollen, wieder auf die volle Kopfstärke gebracht hätten. Damit ind wir zur Zeit beschäftigt. Es ist nicht leicht, die Schutztruppe zu ergänzen, weil wir die Menschen, die wir dazu brauchen, von weit her holen müssen. Die Eingeborenen eignen sich bis jetzt so gut wie gar⸗ nicht zum militärischen Dienst; wir müssen auf die Schwarzen aus anderen Theilen Afrikas zurückgreifen. Das ist kostspielig, mühsam und die Quelle fließt nicht reichlich. Ich habe die Hoffnung, daß in wenig Wochen unsere Schutztruppe den Etat wieder erreicht haben

diesen Theil der Bewaffnung in Ost⸗Afrika zu reformiren. Auch das kann nicht ganz ohne Kosten vor sich gehen.

Der Herr Vorredner hat der Colonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts eine warme Anerkennung gezollt, hat dagegen seine Kritik in etwas schärferer Weise an den, wie er sagte, früheren, wie ich sage derzeitigen Gouverneur von Ost⸗Afrika geknüpft. Der Freiherr von Soden ist heute noch Gouverneur; er tritt einen Urlaub an, weil seine Gesundheit, nachdem er fünf Jahre in Kamerun gewesen und dann zwei Jahre in Ost⸗Afrika, eine Erschütterung erlitten hat. Wie sich aber die Verhältnisse in Ost⸗Afrika weiter gestalten werden, welche weitere Verwendung Herr von Soden etwa finden wird, darüber ver⸗ mag ich mir nech kein Urtheil zu bilden. Ich werde erst abwarten müssen, bis er hier ist. Jedenfalls aber empfinde ich es auch hier als eine angenehme Pflicht, diesem so vielen Angriffen ausgesetzten Beamten zur Seite zu stehen. 88

Die Aufgabe eines Gouverneurs in unseren Colonien ist eine ungemein schwierige. Sie ist sachlich sehr schwierig. Wir haben keine Erfahrungen, die Beamten des Gouverneurs haben keine Erfahrungen; es wird getappt hierhin und dahin, bis man etwas klarer sieht. Ich glaube, wir haben in Freiherrn von Soden einen Mann gehabt, der eine große Schärfe und Klarheit des Verstandes mit Energie verbindet und ich glaube, Deutschland hat alle Ursache, diesem Herrn dantbar zu sein. 1

Nun ist es nicht leicht, einer solchen Colonie vorzustehen. Ein⸗ mal schon der Verkehr mit hier: von hier kommen Anforderungen, die dem Mann, der da draußen an Ort und Stelle steht, bisweilen un⸗ möglich erscheinen. Wir müssen Rücksicht auf eine Menge von Ver⸗ hältnissen nehmen, die aus unseren Beziehungen im ganzen erwachsen und die ihm fremd sind; er hat einen engeren Gesichtskreis. Seine eigenen Beamten setzen sich zum großen Theile aus Männern zu⸗ sammen, die, wie sie glauben, auf kurze Zeit hinübergehen; sie haben sich Illusionen gemacht, sie finden die Verhältnisse anders, als sie ge⸗ glaubt haben, und sind nicht immer mit ihrem Dasein befriedigt; er hat zu rechnen mit Schwarzen, Arabern, Indiern, und nicht am wenigsten mit der europäischen Presse.

Wenn die Herren die Güte haben wollen, sich einmal in die Lage eines solchen Gouverneurs zu versetzen, wie ihm zu Muthe ist, wenn die Post aus Berlin ankommt. Zuerst greift er nach den amtlichen Erlassen. Hier wird ihm vorgeworfen, oder er wird gefragt: Warum hast Du das und das nicht so und so gemacht? Dann wird ihm gesagt: Probire doch einmal dies oder das; die Colonie muß rentiren, sie muß uns mehr geben, ob wir nicht auf dem und dem Wege weiter kommen können. Es werden ihm eine Menge Ideen mitgetheilt, die zum theil bei uns in der Regierung entstanden sind, zum theil in der öffentlichen Meinung, in Gesellschaften, im Colonialtath: oft Dinge, die er sich schon an den Schuhen abgelaufen hat. Bekommt er also eine Post, die ihm diese Dinge vorlegt, so ist er schon in angenehmer Stimmung.

Und nun macht er die Zeitungen auf. Kaum eine einzige, in der nicht sein Name steht, in der er nicht scharfe Angriffe erfährt. Da ist dieser oder jener Reisende zurückgekommen, der giebt subjective Eindrücke wieder; er hat nach meiner Ueberzeugung in der Mehrzahl von Fällen eine viel geringere sachliche Erfahrung über das, was Ost⸗ Afrika noth thut, als der Gouverneur. Aber es ist ja leider jetzt Mode geworden, Beamte zum Gegenstand von Angriffen zu machen, und so wird nun auch er angegriffen; und das ist um so billiger und leichter, als es mindestens drei Monate dauern würde, bis der Mann einen Strafantrag stellen oder in einer anderen Weise gegen die Preßangriffe sich wehren könnte. Ich meine also, wir sollten in der Beurtheilung derjenigen Beamten, die die schwere Pflicht übernehmen, Deutschland in unseren Colonien zu ver⸗ treten, milde und vorsichtig sein. Jedenfalls kann ich von meinem Standpunkt aus nur constatiren, daß die Regierung alle Ursache hat, dem Herrn von Soden für das, was er bisher gethan hat, dankbar zu sein.

Einer der Angriffe, die ihm unberechtigter Weise widerfahren, ging auch von dem Herrn Vorredner aus, indem er dem Herrn von Soden vorwarf, daß Dar⸗es⸗Salam und nicht Bagamoyo Hauptstadt geworden wäre. Das ist nicht Herr von Soden, sondern die Ver⸗ antwortung trifft mich: ich habe die Entscheidung dahin getroffen, mit Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers, daß Dar⸗es⸗Salam die Hauptstadt werden soll; und habe sie nach reiflicher Ueberlegung

werden würde, als auf dem Wege durch die Karawanen. Wie viel das nun ist, und wie viel es sein wird, was da herauszuholen ist, ist eine Frage, deren Beantwortung nur nach subjectiver Schätzung er⸗ folgen kann. Ich will dem Herrn Vorredner, der mit diesen Dingen sich ja aufs fleißigste beschäftigt hat, nicht widersprechen; es kann viel sein, es giebt aber auch Menschen. erfahrene Menschen, erfahrene Afrikaner, die gewisse Zweifel daran haben, ob es so viel sein wird, als der Herr Vorredner annimmt. Jedenfalls aber ist der Bau einer Eisenbahn wünschens⸗ werth, und ich begrüße den Versuch, der jetzt mit einer Eisenbahn in der Richtung auf den Kilimandscharo gemacht wird, mit Freuden; da wird man ja gewisse Erfahrungen machen. Ich würde aber meinen, daß mit einer gewissen Vorsicht vorgegangen werden muß, und ich würde mich durch die englische Concurrenz nicht zu einem übereilten Tempo bestimmen lassen; denn ich glaube, daß dafür gesorgt ist, daß auch auf englischem Boden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Auch da wird es nicht ganz so schnell gehen, als es der erste Anlauf vermuthen läßt. 1 Nun, wenn wir wirklich zu einer Eisenbahn kommen, so würde die Eisenbahn bis Tabora immer noch nicht hinreichen, und es würde wahrscheinlich keine Eisenbahn hinreichen, wenn sie sich nicht im In⸗ lande in mehrere Zweigbahnen zerlegte, um den Karawanenverkehr entbehrlich zu machen. Wir werden auch mit der Eisenbahn nach Tabora so langsam vorschreiten, daß inzwischen noch auf Jahre der Karawanenverkehr unentbehrlich ist. Und darin stimme ich nun vollkommen mit dem Herrn Vor⸗ redner überein, daß dieser Karawanenverkehr eine der schwersten Schädigungen Ost⸗Afrikas, eines der schwersten Hindernisse für das Fortschreiten der Cultur ist. Ich gehe soweit, daß ich der Meinung bin: zur Zeit sind wenigstens auf deutschem Boden die Schäden, die durch den Karawanenverkehr erwachsen, ungleich größer als alles das, was die Sklavenjagden an Schaden verursachen. Der Karawanenverkehr hindert jede Ausbreitung der Cultur und Gesittung: er verwüstet das Land, er hindert uns, festen Fuß zu fassen; er macht das Land, das er durchzieht, zur Wüste. Ich meine also, die erste Rücksicht und ich stelle dies noch vo die Rücksicht für den Eisenbahnbau ist, diesen Umständen ein Ende zu maͤchen. Es würde ja, wenn man die Eisenbahn bauen könnte, ein großer Theil des Karawanenhandels und der Nachtheile, die er mit si bringt, zu Ende kommen; ein Theil würde vielleicht noch bestehen bleiben. Es würde aber auch das Bauen einer Eisenbahn uns nicht in die Lage setzen, unsere Schutztruppe zu verringern; denn wir würden voraussichtlich genöthigt sein, diese Eisenbahn zu schützen. . Man denkt sich das vielfach leichter, als es thatsächlich ist. Man vergegenwärtige sich nur räumlich: der Bau einer Eisenbah

von Bagamoyo bis an den Victoria ist gleichbedeutend mit dem Bau

Diese Eisenbahn überschreitet Gebirge, durchschreitet Urwälder, durch

Zzieht große weite Gebiete, so weit wie Königreiche in Deutschland

in denen manneshohes Gras wächst, manneshohes Gras, das, wenn es heute weggebrannt, niedergetreten, ausgerauft ist, in ein paar Mo⸗ naten wieder dasteht. Also, es müßte die Eisenbahn gebaut, unter halten und bewacht werden. Man würde zunächst vielleicht das Holz abbrennen, was gerade in die Quere kommt, aber man müßte au Wasser beschaffen.

Also, ich bin ganz warm dafür und würde den Tag mit Freuden begrüßen, an dem man die Locomotive einer solchen Eisenbahn zum ersten Male pfeifen hörte; möchte aber doch vor den Illusionen warnen, daß es sich um ein leichtes und einfaches Geschäft handle. Bis dahin, bis sich das Kapital findet und bis die Vorarbeiten so weit gediehen sind, daß man sagen kann, wir werden jetzt eine Eisenbahn bauen, müssen wir nach wie vor mit Karawanen rechnen. 8

Die Karawanen, die bisher aus dem Inlande nach Bagamoyo kommen, sind große Karawanen. Die Zahl der Träger beläuft sich auf 1000, bisweilen auf 2000 Mann. Solche Karawane schlägt den Weg ein, auf dem sie auf bevölkerte Ortschaften zu stoßen glaubt; denn sie lebt vom Requiriren, sie braucht Ortschaften und deren Nahrungsmittel, um die Träger und die Personen, die die Karawane begleiten, zu ernähren. Daß diese Ernährung auf dem einfachsten. sich darbietenden Wege vor sich geht, liegt in der Natur Sache. Eine Karawane macht an einem afrikanischen kleinen Halt. Die tausend Leute wollen leben aus einem Orte, vielleicht von 100, 150 oder 200 Menschen bewohnt ist.

nj Fisonßb 8 S7Sy . 28 48 . einer Eisenbahn von der Ostsee bei Danzig nach dem Bodenseer.

Valftaändig neue Ausstattung an Deco⸗ tümen. Hierauf: Zum 80. Male: Die Sirenen⸗Insel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. ßreiter. Inscenirt durch den Ballet⸗ meister Herrn L. Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7 ½ Uhr. 1 Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

getroffen.

Bagamoyo ist der erste Handelsplatz, unbestritten der Handels⸗ platz, der den Verkehr der Karawanen, die aus dem Innern kommen, mit den Dhous, diesen Fahrzeugen, die vom Festlande von Afrika nach Sansibar herüberkommen, vermittelt. Bagamovo hat eine offene Rhede und keinen Hafen, und die Befrachtung macht sich bei den

wird. Daß wir aber fürs erste zu einer wesentlichen Steigerung be⸗ fähigt sein sollten, selbst wenn wir höheren Sold bieten, möchte ich nicht glauben. Wir werden auch in anderer Beziehung für die Schutz⸗ truppe noch pecuniär in Anspruch genommen werden und voraussichtlich im nächsten Jahre im Reichstag auch hiermit kommen müssen: die

Rechtsanwalt Theodor Eckermann (Wiesbaden). Frl. Hulda von Vr mit Hrn. Lieut. Harry von Arnim⸗Succow (Berlin). Frl. Ilse von Voigtländer mit Hrn. Lieut. Wagner (Braun⸗ schweig). Frl. Adele Böhme mit Hrn. Lieut. Randolf von Suckow (Schleswig). Frl. Martha

2 vsepene S Heimath. rationen und Ko 2 1 woltig Anfang 7 ½ Uhr.

still wolkig 10 Gatatag Heimath.

. w 18 Montag: Heimath. 1 8

¹) Nachtfrost ²) Gest. meist Regen. ³) Schnee⸗ 9 8. März: Di ödie des 2 4

locken. ¹) Nachts Regen. ⁵) Gest. u. Nachts Regen. Am 18. März: Die Tragö ie des Menschen

Lessing-Theater.

Sonnabend: Afrikaner ist ein genügsamer Mensch und erwartet, daß die

ihn leicht ernährt. Er sammelt keine Vorräthe im Speicher: wa sich also in einem solchen Dorf findet, ist meist nicht mehr, als was die Einwohner für die allernächste Zeit gebrauchen. Jetzt kommt auf einmal das Zehnfache der Bevölkerung hinein und will leben und

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern

6) Nachts Regen und Sturm. ⁷) Gest. Regen, früh Graupeln. Uebersicht der Witterung.

Das gestern erwähnte barometrische Minimum st ostwärts nach der ostpreußischen Küste fort⸗ eschritten und verursacht in Wechselwirkung mit dem hohen Luftdruck im Westen an der westdeutschen Küste starke nördliche und nordwestliche Winde, unter deren die Temperatur erheblich herab⸗

egangen ist. Ein neues Minimum ist westlich von Schottland erschienen, über den britischen Inseln mäßige südliche und südöstliche Winde verursachend. Am bhöchsten ist der Luftdruck über Südwest⸗Europa. In Deutschland ist das Wetter veränderlich und durchschnittlich mild; fast allenthalben ist Nieder⸗ chlag gefallen, am meisten, 14 mm, zu Münster. Für Deutschland dürfte zunächst Abkühlung zu erwarten

ein. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

haus. 56. Vorstellung. Die Rantzaun. Oper in 4 Acten von Pietro Mascagni. Text von

Wallner-Theater. Sonnabend: Der Clémenceau. Anfang 7 ½ Uhr. * Sonntag: Der Fall Clémenceau. Montag: Die Großstadtluft. Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25. Sonnabend: Zum 11. Male: Don Cesar. Operette in 3 Acten von Oskar Walther. Musik von R. Dellinger. In Scene gesetzt vom Regisseur Epstein. Pheett⸗ Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 1 r. Sonntag: Zum 12. Male: Don Cesar.

Fall

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Anfang 7 Uhr. Hierauf: Öum 72. Male: Familie ont⸗ Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von Max Schönau. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 8 Uhr.

Sonntag: Gläubiger. Hierauf: Familie Pont⸗ Bignet.

11. März: Zum 1. Male: Die

Sonnabend, 3 beiden Champignol. (Champignel malgré

70. Male: Modernes Babylon 3 Acten von Ed. Jacobson und

G. Steffens. In Scene gesetzt v Anfang 7 ½ Uhr. G Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Graselli. roy⸗

Talisman. Posse mit Gesang in

hann Nestroyv. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Talisman.

Adolph ErnstTheater. Sonnabend: Zum

Couplets theilweise von G. Görß.

Thomas-⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Gesammt⸗Gastspiel des Wiener Eu⸗ semble unter Leitung des Directors Franz Josef Nestroy⸗Cyelus. Zum!1. Male: Der

Sonnenburg (Rawitsch- Königsberg i. Pr.).

Freiin von Keudell (Dresden).

*.

Gesangsposse in W. 2 annstädt. Musik von on Adolph Ernst. S Keibel (Hannover). Hrn. b O. Hababitzki (Brieg). Hrn. Gymnasial⸗ lehrer Jung (Oppeln).

Dorn (Stralsund).

4 Acten von Jo⸗ 2 18 Hr. Justiz⸗Rath

a. O.). Frl. Clara von Aurich (Pleß).

Geöffnet von 12—11 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Berli —— Verlag der Expedition (Scholz).

Concerte.

Karl Meyder⸗Concert. Abend. (Skandinavisch, Itali

Iuni.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und

G. Targioni⸗Tozzetti und G. Menasci. (Nach Erk mann und Chatrian.) Deutsch von Marx Kalbeck.

Desvallieres. Deutsch von Benno Jacobson.

Anfang 7 Uhr

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend: I. J

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße I. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Internationaler enisch, Deutsch.)

Gehlig mit Hrn. Garnison⸗Bauinspector Gustav Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. von Hülsen mit

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Erich von Lübke (Domäne Oldenstedt). + Hrn. Eisenbahn⸗Director Schirmer (Stettin). Hrn. Stabsarzt Dr. Strauch (Ratibor). Eine Tochter: Hrn. Rittmeister

NMastsrungs.A sor Ober⸗

Gestorben: Hr. Geh. Justiz⸗Rath Dr. jur. Carl 8 Stiftsdame Frl. Louise von Krogh (Marienlust bei Hadersleben). Hrn. Major von Werder Sohn Martin (Neubuckow). Adolar Scheurich (Krossen

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Artillerie, die-wir im Schutzgebiet haben das sind ein paar Dutzend Kanonen —, ist einer Erneuerung bedürftig. Das liegt zum theil darin daß die Kanonen, die da verwendet worden sind, theils Liebesgaben waren, die der eine oder der andere schenkte (Heiterkeit), theils aus den be⸗ reiten Beständen genommen wurden, vielleicht sogar hier und da aus einer Rumpelkammer; man glaubte, die seien doch noch gut für Afrika. So ist der Zustand entstanden, daß wir, wenn ich nicht irre, gegen⸗ wärtig elf Geschützsysteme haben. Da wir nun nicht gerade Artilleristen ersten Ranges in Afrika haben aufbringen und verwenden können, so ist die weitere Folge, daß diese elf Geschützsysteme nicht immer gerade die Behandlung erfahren haben, die der Menge von Ansprüchen welche an die Behandlung moderner Geschütze gestellt werden, genügt. Die weitere Folge ist die, daß vor kurzer Zeit die Meldung einging, voraussichtlich sei der größte Theil dieser Artillerie unbrauchbar. Nun lege ich auf die Artillerie bei den Expeditionen keinen allzugroßen Werth. Jeder Führer der Expeditionen mag wün⸗ schen, Artillerie zu haben; indessen wir haben bei den Expeditionen von Zelewsky und Gravenreuth die Erfahrung gemacht, daß die Ar⸗ tillerie hinderlich und schädlich werden kann. Aber für die Sicherheit unserer Stationen und für Tabora, wenn wir es dermaleinst so be⸗ 18-b werden, wie es der Herr Vorredner wünscht, wird auch eine Artillerie unvermeidlich sein. Wir werden danach trachten müssen,

Dhous, die bei der Ebbe trocken fallen, verhältnißmäßig leichter, bei den größeren Schiffen aber schwierig.

Ich bin also der Meinung, daß, wenn man den Blick weiter in die Zukunft richtet und die Ansicht theilt, die der Herr Vorredner aussprach, daß Ost⸗Afrika entwickelungsfähig, blühend, leistungsfähig für Deutschland werden soll, man nicht bei Bagamovo als Haupt⸗ stadt stehen bleiben konnte; sondern man mußte den einzigen Ort nehmen, der einen geschützten Hafen hat, und das ist Dar es⸗Salam. Daß nun der Verkehr sich nicht sofort nach Dar⸗es⸗Salam wenden würde, war klar, schien mir aber auch kein Nachtheil. Mag der Handel sein Wesen in Bagamoyo treiben und, mag, wie der Herr Vorredner wünscht, eine gewisse Zollstelle dahin verlegt werden das ist ja eine Detailfrage, die man so oder so beantworten kann —, bis jetzt aber bin ich nach wie vor der Meinung, daß in der Wahl von Dar⸗es⸗Salam das Richtige getroffen worden ist; jedenfalls aber bitte ich die Schuld, wenn das nicht geschehen ist, mir allein und nicht dem Herrn von Soden zur Last zu stellen.

Der Herr Vorredner ging dann auf die Eisenbahnfrage ein. Zweifellos hat er darin Recht, daß, wenn wir eine Eisenbahn nach dem Victoria⸗See hätten, das, was aus dem Inlande und von den S

Seen herausgeholt werden kann, schneller, leichter und billiger herausgeholt

muß leben nach seiner Ansicht. Es wird also der Ort und die ganze Straße, die die Karawane passirt, in der vollkommensten Weise aus⸗ gesogen. Diese Striche, die an sich durch den Krieg und durch Krankheiten gelitten haben, werden nun um das Letzte gebracht. was sie hatten, um eine Karawane nach der andern zu unterhalten. Da mag, selbst wenn ein Europäer die Karawane leitet, defohlen werden, was man defehlen will: das ist nicht zu ändern. Der Europäer, auch wenn er eine Karawane führt, hat das Intereffe, mit der Karawane zur Küste zu kommen. Er drückt ein Ange zu das ist unvermeidlich wenn hier und da eine Gewaltthat ge⸗ schieht. Ist er ein sehr energischer Mann, so nöthägt er seime Schwarzen, zu bezahlen. Dann ist ader das Rechtsgefühl der Schwarzen nicht überall so ausgebildet, wie der Herr Abdg. Sandammer gestern schilderte. Der Neger dedient sich dann der dälldgsten Münze. der er habhbaft werden kann. Das ist ein Pesa, der an der Küuste ₰, im Innern aber garnichts gilt. Diesen Pesa drückt er dem Einwohner in die Hand und nimmt ihm nun alles, was der Mana hat. (Heiterkeit.) Es entsteden dadurcch auf der Karawanenstrathe Zustände, die jeder Beschreidung svotten. Wena ein paar Karawanen dintereinander diese Prodedur an den

wiederbolt haben, so verlasen die Rederreste der Fndoremon