Sardanapal, Schlesische Hochzeit, Flick und Flock, Ellinor, Das schlecht bewachte Mädchen, “ Militaria, Madeleine, Die Jahreszeiten, Slavische Brautwerbung. Am Mittwoch wird „Der Freischütz“ mit den Damen Leisinger und Dietrich und den Herren Rothmühl und Men, in den Henuptwagen egeben.
Im Königlichen Schauspier (im Neuen Theater) gelangt am Mittwoch „Vasantasena“ zur Aufführung.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht am Sonnabend die Zeller'sche Operette „Der Vogelhändler“, neu ein⸗ studirt, in Scene. Ilka von Palmay tritt am 22. d. M. zum ersten Male als „Nitouche“ in dem ee Vaudeville auf. Das Gast⸗
piel der Künstlerin bringt überdies eine Neuheit: „La Stupida“. Der Verkauf der Billets für dieses Gastspiel beginnt am Mittwoch u den gewöhnlichen Preisen an der Kasse des Theaters.
Mannigfaltiges. 6“ Der Director der hiesigen Königlichen Sternwarte, Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Wilhelm Foerster hielt gestern Mittag 1 Uhr in der Urania einen Vortrag über das Thema: „Gegen den Spiritismus und die sogenannte Theo⸗ sophie.“ Der Vortragende führte zunächst aus, daß gerade die Urania eine geeignete Stelle für Erörterungen dieser Art sei, weil der neuere Geisterglaube vielfach in mißverstandenen naturwissenschaft⸗ lichen Anschauungen wurzele. Eine Institution, welche sich die Pflege der Freude an der Naturerkenntniß zur Aufgabe stelle, sei in besonderer Weise verpflichtet, auch die Irrungen, welche aus der unzureichenden 8ne dieses Erkennens und zum theil aus einem gewissen naturwissenschaftlichen Materialismus ent⸗ stehen, heilen 88 helfen. Der Vortragende warf hiernach einen kurzen Blick auf die Vergan enheit des Geisterglaubens, den man zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, des Jahrhunderts der Aufklärung, bereits als überwunden ängesehen habe, der aber durch Cagliostro, Swedenborg u. a. um die Mitte desselben Jahrhun⸗ derts zu neuem Leben erweckt sei und, nur für kurze Zeit durch die französische Revolution und die darauf folgenden weltgeschichtlichen Ereignisse in den Hintergrund gedrängt, sich bis zur Mitte des neun⸗ zehnten Jahrhunderts in England und Amerika derart ent⸗ wickelt habe, daß man genöthigt gewesen sei, dieser Irrlehre, die auch unter den Gebildeten zahlreiche geistvolle Anhänger gefunden habe, die ernsteste Beachtung zu schenken, besonders nachdem seit dem Jahre 1870 das bis dahin von dieser Bewetung ziemlich verschont gebliebene Deutschland auch mit hinein⸗ gezogen worden sei. Da das Beispiel des verdienten, im Jahre 1882 in sfeistiger Umnachtung gestorbenen Astronomen Johann Karl Friedrich Zöllner dem Spiritismus zahlreiche Anhänger zugeführt hat, schilderte nun Professor Dr. Foerster den Lebensgang dieses Gelehrten, mit dem nahe persönliche Beziehungen ihn freundschaftlich verbunden hatten, und erwähnte dabei, wie gerade dieser bedeutende Forscher sich zuerst mit Schärfe gegen den Spiritismus gewendet habe, wie er später aber, vertieft in mat Grübeleien, die wissenschaftlich bedeut⸗ sam waren, ihm jedoch unheilvoll wurden, von einem englischen Spiritisten nach kurzem schwerem Kampf für den Wahnglauben gewosznen, damit aber auch der wissenschaftlichen Productivität entrissen worden sei, um schließlich der geistigen Krankheit zu verfallen, die bald nachher seinem Leben ein Ende Eee habe. Weiterhin gedachte der Vortragende der wichtigsten Epoche in der Entwicklung der spiritistischen Bewegung, die 1875 durch den Umstand eintrat, daß ein amerikanischer Oberst die Gründung von theosophischen Gefellschaften unternahm, die als Grundlage ihres Programms den verführerischen Satz von der „universellen Menschenverbrüderung“ aufgestellt und dadurch bis jetzt die Bildung von 275 theosophischen Gesellschaften, davon 166 in Asien, wo in der Nähe von Madras der Hauptsitz ist, 74 in Amerika, 8 in Australien und 27 in Europa, erreicht haben. Alsdann beschäftigte sich der Vortrag eingehend mit den
elementaren Fehlern des Wahrnehmens und Urtheilens der Menschen und mit den großen Gefahren der hallucinatorischen Erregungen der Menschenseele, zumal bei genossenschaftlicher Organisation der Phlege solcher Erregungen. Den Schluß bildete ein Appell zur Cukti⸗ virung und Wahrhaftigkeit des Urtheilens als der wahren Grundlage des Friedens der Menschen und als des mächtigsten Schutzes gegen die krankhafte Verkümmerung der Seelen durch Aberglauben, sowie ein Hinweis auf die Liebe zur Kunst und zum Schönen in allen seinen weltlichen und religiösen Erscheinungsformen.
„Auf dem Jakobi⸗Kirchhof am Rollkrug ist heute Vormittag der Bildhauer Professor Otto feierlich bestattet worden. Der Verein Berliner Künstler und das „Comité zur Errichtung eines Luther⸗ Denkmals“ hatten Kränze und Palmen gewidmet. Vom Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten erschien der Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Jordan, vom Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten der Geheime Ober⸗Baurath Professor Adler. Die Künstlerwelt war sehr zahlreich vertreten; die Stadt Berlin hatte den Stadt⸗ Baurath Blankenstein entsandt. Die Gedenkrede hielt der Pfarrer Baumann von der Dankesgemeinde. Die Beisetzung erfolgte neben dem Grabe des Vaters.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Geheimen Sanitäts⸗Rath Dr. Gustav Wegscheider hatte he viele Hunderte von Leid⸗ tragenden nach dem Kirchhof in der Belle⸗Alliancestraße geführt. Die medizinische Gesellschaft, welcher der Verstorbene seit der Begründung angehört hatte, war durch die Professoren B. Fränkel und Senator, sowie den Geheimen Sanitäts⸗Rath Dr. Abraham vertreten, für die „Heimia“ legte der Geheime Sanitäts⸗Rath Dr. Körte einen Kranz nieder; auch die Gesellschaft für Geburtshilfe hatte einen Kranz ge⸗ widmet. Unter den Anwesenden befanden sich ferner der Staats⸗ Minister Dr. Delbrück, der Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Dr. Starke aus dem Justiz⸗Ministerium, der Geheime Regierungs⸗Rath Köpke, der Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Pistor aus dem Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. Der Männerchor der Gemeinde führte unter Leitung des Musikdirigenten Stöckert die Gesänge aus. Pastor Schmeidler hielt die Gedenkrede.
Oberhalb des Eingangs zum Hause Pariser plas 6a ist, wie die „Voss. Z.“ mittheilt, eine gußeiserne Gedenktafel zur Erinnerung an Giacomo Meyerbeer († 1864) angebracht worden. Die In⸗ schrift lautet: „Giacomo Meyerbeer, geboren am 5. September 1791 zu Berlin, wohnte in diesem Hause von 1848 bis 1863. Seinem Gedächtniß die Stadtgemeinde Berlin. 1893.“
In der Deutschen Colonial⸗Gesellschaft, Abtheilung Berlin, hält am Freitag, 14. April, Abends 8 Uhr, im Saale B des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92, Herr Gustav Truppel einen Vortrag über „Land und Leute auf den Fidschi⸗, Samoa⸗ und Tonga⸗ Inseln und die deutschen Interessen in Polynesien“. Eine reichhaltige Sammlung photographischer Aufnahmen wird ausliegen.
Lahr, 8. April. Dem hiesigen ersten Reichs⸗Waisenhause ist wiederum ein namhaftes Vermächtniß zugefallen. Wie die „Lahrer deutsche Reichsfechtschul⸗Zeitung“ vom 1. d. M. schreibt, hat der am 13./25. Februar d. J. in St. Petersburg verstorbene Konsul Heinrich Julius Nikolaus Beer, der seit Jahren ein regel⸗ mäßiger Besucher des Kurortes Baden⸗Baden war, durch Schenkungs⸗ urkunde vom 19. Juni 1891 dem Reichs⸗Waisenhause die Summe von 30 000 Fr. in Werthpapieren als Eigenthum vermacht. Das hiesige Reichs⸗Waisenhaus dürfte nunmehr in der Lage sein, sich aus den Erträgnissen seines Grundkapitals in der bisherigen Belegung völlig selbständig (ohne Zuschüsse aus den Sammelergebnissen der
Fechtschule) zu erhalten.
4
Wien, 8. April. In der heutigen Versammlung der Central⸗ commission für die Weltausstellung in Chicago theilte, wie „W. T. B.“ meldet, der Präsident der Commission, Handels⸗Minister Marquis Bacquehem, mit, daß eine namhafte Erhöhung der staatlichen Subvention in Aussicht genommen sei und daß die Erzherzogin Maria Theresia das Protectorat der Ausstellung der Frauenarbeiten übernommen habe. Der Vice⸗Präsident Mauthner wies darauf hin, daß die Subvention des Staats um 125 000 Fl. erhöht und daß außerdem zu Gunsten der Kunstausstellung 30 000 Fl. gewährt werden würden. Die Gesammtzahl der österreichischen Aussteller werde 625 betragen, darunter 257 Wiener Aussteller. Trotz der Schwierigkeiten hinsichtlich der Beschickung könne doch eine würdige Vertretung der e“ Industrie und Arbeit auf der Ausstellung vorhergesagt werden.
Pest, 9. April. In Drenkowa, Mohacs, Szegedin und Semlin wurden laut n des „W. T. B.“ gestern Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr Erdbeben beobachtet, welche in Szegedin und Semlin heftiger waren. In letzterem Orte wurde zehn Minuten nach dem ersten Erdstoß ein zweiter, jedoch viel schwächerer, verspürt. Ein be⸗ deutenderer Schaden oder Unglücksfall ist nicht vorgekommen. Weiteren Nachrichten zufolge wurde das Erdbeben auch in Nagy Enyed und Deva beobachtet. Auch in Arad, Neusatz und Großbeescerek fanden zu derselben Zeit Erdstöße statt. In letzterem Orte stürzten mehrere Schornsteine ein.
Rom, 8. April. Infolge des Berichts der Irrenärzte erklärte nach einer Meldun des „W. T. B.“ die Anklagekammer Berardi, welcher am 25. März eine mit Erde gefüllte Papierdüte in den Wagen des Königs geworfen hatte, für unzurechnungsfähig und ordnete dessen Ueberführung in eine Heilanstalt an.
Christiania, 9. April. Das Wikingerschiff hat, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Salut der Festungsgeschütze die Fahrt nach Amerika zur Chicagoer Weltausstellung angetreten. Das Schiff läuft zunächst mehrere norwegische Küstenstädte an und segelt dann Anfang Mai von Bergen nach Amerika.
New⸗PYork, 8. April. Im Schlepptau des der National Line angehörigen „Amerika“ passirte, wie „W. T. B.“ berichtet, die „Hekla“ heute Morgen Shinnecok auf Long⸗Island.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Budaäpest, 10. April. (W. T. B.) Gegen den Fürst⸗ Primas Vaszary versuchte dessen entlassener Kellermeister ein Attentat. Der Secretär des Fürst⸗Primas, Dr. Kohl, warf sich dazwischen und erhielt fünf Messerstiche. Der Thäter ist verhaftet. Der Fürst⸗Primas blieb unverletzt. Das 1“ des Attentats rief allgemeine Aufregung hervor.
London, 10. April. (W. T. B.) Eine am letzten Sonnabend erlassene Verordnung des Vice⸗Königs von Irland gestattet die binfuhr von Waffen und Mu⸗ nition nur nach Dublin, Belfast, Cork und vierzehn anderen irischen Häfen; weitere Beschränkungen sind vorbehalten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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red. in Millim.
8 Stationen. Wind.
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Mullaghmore 772 NNO halb bed. 773 N bedeckt 769 W 3 wolkenlos 758 WSW é6 wolkenlos 741 wolkig
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770 I heiter 766 2 wolkenlos 7I wolkenlos 770 wolkenlos 771 still wolkenlos 770 Aheiteri) Neufahrwasser 779 wolkenlos CET6 heiter
Memel. Fen . 16166 wolkenlos Münster. 770 wolkenlos Karlsruhe. 769 2 wolkenlos Wiesbaden 770 3 wolkenlos ü 1760 4 wolkenlos 772 ill wolkenlos 771 wolkenl. ²) 772 wolkenlos
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Neues 96. Vorstellung.
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Grube.
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Uebersicht der Witterung.
Eine tiefe Depression liegt über Lappland, ihren Wirkungskreis über Ftant rar er und das Ostsee⸗ gebiet ausbreitend, wo vielfach starke füdwestliche bis nordwestliche Winde wehen. Eine Zone höchsten Luftdrucks erstreckt sich von Schottland ostsüdostwärts nach dem Schwarzen Meere hin. In Deutschland dauert die ruhige, heitere und trockene Witterung überall fort, im Norden ist es wärmer, im Süden durchschnittlich etwas kälter geworden.
Deutsche Seewarte.
Anfang 7 ½ Uhr.
der Tageskasse.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 89. Vorstellung. Auf Allerhöchsten Befehl: Théàtre par6. Promethens. Musik von L. van Beethoven. Nach einer sceecfsthen Tanzdichtung E. Taubert's in 2 Acten von Emil Graeb. Dirigent:
Steinmann. — Cavalleria rusticana
Herr (Baueru⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro
burg.
Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstückvon Morgens. Verga In Scene gesetzt vom . aff. Dirigent: (Santuzza: Signora Bellincioni, Turiddu: Signor Stagno, als Gäste.) Anfang 7 ½ Uhr. Erhöhte Preise. Loge 10 ℳ Erster Rang Balkon und Loge 8 ℳ arquet und Parquet⸗Loge 8 ℳ Zweiter Rang Prosceniums⸗Loge 6 ℳ 4 oge 5 ℳ Dritter Rang Balkon und Loge 3,50 ℳ Parterre Stehplatz 2 ℳ Amphitheater Sitzplatz 2 ℳ Amphitheater Stehplatz 1 ℳ Theater (am
4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel's Ueber⸗ setzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 90. Vorstellung. Der Romantische Oper in 3 Acten von arl Maria von Weber. Kind, nach der gleichnamigen Erzählung von August Apel's.) Neu in Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An⸗
Theater 97. Vorstellung. Vese asfn. zügen von Emil
Dichtung des altindischen Königs Sudraka. gesetzt vom Ober⸗Regisseur
Deutsches Theater. Dienstag: Der Talis⸗
Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. Donnerstag: Der Talisman.
Berliner Theater. Dienstag: Viel Lärm — Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Der Veilcheufresser.
Donnerstag: Viel Lärm um Nichts.
Lessing⸗Theater. Dienstag: Hanna Jagert.
Mittwoch: Zum 1. Male: Die Boheème. Vorverkauf für die ersten drei Vorstellungen an
Donnerstag: Heimath. 8 Mallachow. —
Wallner⸗Theater. Dienstag: Der Probe⸗
pfeil. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Mittwoch: Sodoms Ende. 8 Donnerstag: Die große Glocke.
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Dienstag: Der Bettelstudent. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Vogelhändler.
Residenz-Theater. Dirertion: Sigmund Lauten⸗ Dienstag:
Ober⸗ Kapellmeister Dr.
egisseur
Muck. Deutsch von Benno Jacobson.
Fremden⸗Loge 12 ℳ Orchester⸗ Champignol.
in 1 Act von Heinz Tovote.
weiter Rang Balkon und
Domino. Anfang 7 Uhr. Schiffbauerdamm 45.) ; Lustspiel in Freitag und Sonntag:
Was ihr wollt. Melodrama in 2 Acten von
Victoria-Theater.
Dienstag: Dichtung von Friedrich 8
Verne. (am Schiffbauerdamm 4/5). Anfang 7 ½ Uhr. Drama in 5 Auf⸗ l, mit freier een der
n Scene ax Grube. Anfang
CGCcvolumbia. stellung in Chicago.
0 Welt in achtzig Tagen.
85
fang 7 ½ Uhr
Scene gesetzt von lph Ernst.
Mittwo
Düertag⸗ Novitäten⸗Cyelus. Schaum
Lustspiel in 3
küßt. 868 Mallachow. Anfang 7 ½ Uhr.
Champignol. (Champignol malgré Iui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallidres. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr Mittwoch und folgende Tage:
In Vorbereitung: Das nene Kleid. Plauderei
Kroll's Theater. Dienstag:
Mittwoch: Gastspiel der Signorina Prevosti und des Signor de Padilla. Linda von Chamounnix. A Santa Lucia. Tosca. Bellincioni und Roberto Stagno als Gäste.)
Belle⸗Alliancestraße 7/‚8.
Zum 106. Male: Mit stattung: Die Reise um die Welt in achtzig v. Großes Ausstattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’'Ennery und Jules . Baellet arrangirt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida.
Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um die
Theater Unter den Linden. Ausstattungs⸗Ballet.
Die deutsche Abthei⸗ lung. Vorher: Lachende Erben. Operette. An⸗
Mittwoch u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst⸗-Theater. Dienstag: 10. Male: Goldlotte. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. weise von G. SBes Musik von G. Steffens. In
do Anfang 7 ½ Uhr. und folgende Tage: Goldlotte. Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
urg. Zum 4. Male: Gute Zeugnisse.
cten von Oscar Elsner und Carl —Hierauf: Wenn man im Dunkeln Lustspiel in 3 Acten von Osear Elsner und — Fr.
ittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Circus Renz (Carlstraße.) Dienstag, Abends 7 ¼ Uhr: Auf Verlangen: Widerholung der Parade⸗ Gala⸗Vorstellung vom 7. April.
☛ Ein Künstlerfest. ☚☚
Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscentrt vom Director Franz Renz. Costume, zuisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung ge⸗ sammten Personals. Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. 2☛ Kinder⸗Orchester neu besetzt, neue Musik. ng Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Gro Brillant⸗
euerwerk. — Außerdem: James Fillis mit dem
chulpferde „Markir“. — 4 Fahnenpferde, vorgeführt vom Director Franz ritten von den Damen Frls. Clotilde Hager un Oceana Renz zec.
Die beiden
Der schwarze
(Gemma
neuer Aus⸗ Benefiz der Gebrüder Lee.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Clara Vorwald mit Hrn. Prem. Lieut. Carl Brandt (Berlin). — Frl. Katharine von Colomb mit Hrn. Major Friedrich von Bern hardi (Berlin — Bern). — Frl. Fdmig von Pall menstein mit Hrn. Neh. ssessor Hermam Haupt (Merseburg). — Frl. Martha Ühl mit
Hrn. 5 Friedrich Hartte (Erfurt — Eggenstedt) Frl. Lucia Kneusel mit Hrn. Gerichts⸗Assessor Victor Hensel (Breslau —-Oels). — Frl. Anna Lange mit Prem.⸗Lieut. Carl Rieger (Liegnitz — Straßburg i. E.). 8
Verehelicht: Hr. Forst⸗Assessor Ludwig Junik⸗ mit Frl. Anni Zöller (Eberswalde). — Hr. Ge⸗ richts⸗Assessor Dr. jur. Toni Vogeler (Charlottenburg).
Geboren: Ei Fritsch (Straßburg i. E.). — Hrn. Domänen⸗ Ee G. Gerstenberg (Königl. Neudorf bei
peln). — Eine Tochter: Hrn. Pastor Schliep
Dienstag: Welt⸗Aus⸗
Zum Couplets theil⸗
(Stralsund). Gestorben:
Heinicke, geb. Hellrung (Wiesbaden). — Hr. Karl
Gustav Ludwig Augußt von Rumohr (Hamburg). Helene von Waldenburg, geb. Eberhard (Würben bei Königszelt.). — Hr. Oberlehrer Dr. Hugo Bernhardt (Striegau).
Regie: Wilh.
Geöffnet von 12 —11
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗ üftenneig. Park (Lehrter Bahnhof). 2.
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Concerte.
Anfan Concert von Sobe
(Klavier).
7 ½ Uhr:
Zum 31. Male: Die beiden
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Otto (Tenor) und Agathe Fischer * Sobell
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und ncekt Wetiatschen Bacsbrnceregenh, ene
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Dienstag, Fischer⸗
(623 ⅔
Renz. — Concurrenzschule, ge⸗
Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Gala⸗Vorstellung zum
Paul Grosse mit Frl. Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗Rath
(Berlin). — Hrn. Rathsherrn Dr. Schlamm Verw. Fr. Stadtrath Wilhelmine
Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre⸗
Erste Beilage
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Berlin, Montag, den 10. April
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Die preußische Bevölkerung nach ihrer Stammes⸗ 8 zugehörigkeit. Bei Gelegenheit der Volkszählung am 1. Dezember 1890 hat im preußischen Staat zum ersten Male eine allgemeine Aufnahme der „Muttersprache“ der Bevölkerung stattgefunden, bei welcher diese für jede einzelne, am Zählungstage im preußischen Staatsgebiet an⸗ wesende Person festgestellt wurde. Auch die auf die Bevölkerung der damals noch nicht mit der Monarchie vereinigten Insel Helgoland bezüglichen Haushaltungslisten sind nachträglich mit den entsprechenden Angaben versehen worden. Außerhalb Preußens hat eine statistische Aufnahme der Muttersprache im Deutschen Reich nur noch in den Fürstenthümern Waldeck und Lippe stattgefunden. Neben der Volkssprache (Muttersprache) als dem wichtigsten Mittel zur Erkennung der Stammeszugehörigkeit kommt fnsbesoncers noch das Religionsbekenntniß in Frage. Die „Stat. Corr.“ bringt daher in der nachfolgenden Uebersicht, bei welcher von der Unter⸗ scheidung des Geschlechts abgesehen worden ist, das Hauptergebniß der Aufnahme der Muttersprache für das preußische Staatsgebiet im jetzigen Umfange (mit Helgoland) unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Religionsbekenntnisses. “ 97 1. Dezember 1891 hatten in Preußen als 8 1 Katho⸗ s ige überhaupt Evangelische B Enstige C“ deutsch .. .. 26 438 070 18 468 665 7 509 953 89 807 365 357 4 288 littauisch... 121 1öö909 3 434 304 95 polnisch. 2 816 657 255 768 2 556 783 1 099 2 969 masurisch .. 105 754 101 792 255 1017 kassubisch. .. 55 540 1 434 54 091. wendisch ... 67 967 65 092 2 789 mährisch ... 58 408 862 57 488 tschechisch... 17 670 7 932 9 594 wallonisch .. 11 058 213 10 828 holländisch .. 40 959 9 348 30 638 741 frietisch.. .. 48 827 8 25 199 2 83 dänisch, norw. 139 399 8 6383 66 v 2 523 2 856 englisch.. .. 10 299 659 französisch. 6 643 142 schwedisch 5 984 56 24 italienisch.. 5 315 51 19 spanisch.. 702 22 14 portugiesisch. 1“ b 15 andere Spr.. 11“ 5: 626 224 zusammen 29 957 367 19 232 449 10 252 818 95 349 372 059 4 692
andere
Die großen Einkommen in Deutschland.
In Heft 1 und 2 von Hirth's „Annalen des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1893, hat Dr. Clemens Heiß eine lesenswerthe Abhand⸗ lung über die großen Einkommen in Deutschland und ihre Zunahme in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht. Seinen Untersuchungen über die Zunahme der großen Einkommen in Preußen, die sich an die Resultate der Einkommensteuer anschließen, mag Folgendes entnommen werden.
In der Periode von 1853— 90 vermehrte sich die Bevölkerung Preußens in den acht altländischen Provinzen von 16 889 678 auf 24 062 501 oder um 42,64 %. Gleichzeitig vermehrte sich die Zahl der Einkommensteuerpflichtigen um 337,43 %. Die Ein⸗ kommen von weniger als 3000 ℳ vermehrten sich nur um 42,64 %, die Einkommen von 3000 bis 36 000 ℳ aber um 333,87 %, die Einkommen von mehr als 36 000 ℳ um 689,64 %, und zwar von 36 000 ℳ bis 60 000 ℳ um 590,49 %, von 60 000 bis 120 000 ℳ um 835,65 %, von mehr als 120 000 ℳ um 942,22 %.
Die großen Einkommen haben sich in den Provinzen Branden⸗ burg, Sachsen, Rheinland, Ost⸗ und Westpreußen und Schlesien weit rascher entwickelt als in den übrigen Provinzen. Namentlich sind es die Regierungsbezirke Berlin, Breslau, Magdeburg, Merseburg, Erfurt, Köln und Aachen, in denen die großen Einkommen beson ders rasch zugenommen haben. In Berlin insbesondere hatten 94 Censiten mit einem Einkommen von mehr als je 36 000 ℳ im Jahre 1853 21,15 % sämmtlicher solcher im Staat vorhandenen 444 Censiten betragen; sie stiegen (in Berlin) auf 1330 im Jahre 1890 und machten nunmehr 37,93 % von solchen überhaupt im Staate vor⸗ handenen 3506 Censiten aus. .
Der Verfasser faßt das Resultat seiner Untersuchungen für Preußen dahin zusammen: 1
1) Die großen Einkommen sind ohne Zweifel weit kasches ge⸗ wachsen als alle übrigen, wenn sie auch in dem Zeitraum von 1875 bis 1880 zufolge der wirthschaftlichen Krisis etwas⸗zurückgegangen sind.
2) Daneben ist eine allgemeine Verbesserung der Einkommens⸗
vertheilung wahrzunehmen, indem die kleinsten Einkommen hinter dem Wachsthum aller übrigen nicht unerheblich zurückblieben. 3) Das raschere Wachsen der großen Einkommen tritt in den Großstädten so überwiegend hervor, daß wir auch eine örtliche Concentration der großen Einkommen und Vermögen annehmen müssen in der Weise, daß die Besitzer von großen Einkommen und Vermögen aus den Bezirken, wo sie ihr Vermögen erworben haben, in die großen Städte ziehen.
Auch im Königreich Sachsen sind die großen Einkommen vom Jahre 1878 bis 1888 weit rascher gewachsen als die mittleren und kleineren. Die Einkommen von mehr als 36 000 ℳ nahmen um 133,49 % zu, die Einkommen von 2800 bis 36 000 ℳ nur um 38,81 % und diejenigen von weniger als 2800 ℳ nur um 30,94 %. Das durchschnittliche auf den Kopf der Bevpölkerung be⸗ trug in den Jahren 1878 und 1888 in den Städten 423,24 bezw. 529,98 ℳ, auf dem platten Lande 260,87 bezw. 315,39 ℳ, es hat somit hier um 25,22 %, dort um 20,90 % zugenommen. Eine auffallende Erscheinung ist das Zurückgehen des platten Landes an wirth⸗ schaftlicher Kraft gegenüber den Städten. Denn im Jahre 1878 entfielen von sämmtlichen Censiten auf das platte Land 58,78 %, im Jahre 1888 nur noch 56,84 %, was einer Abnahme von 1,94 % gleich⸗ kommt. Die kleinen Einkommen auf dem platten Lande unter 2800 ℳ sind hieran mit einer Abnahme von 1,85 % betheiligt; die Einkommen von 2800 bis 36 000 ℳ zeigen eine Abnahme von 2,45 %, diejenigen von mehr als 36 000 ℳ sogar eine Abnahme von 2,77 %. Den bedeutendsten Rückgang (auf dem platten Lande) weisen die Ein⸗ kommen von 12 000 bis 36 000 ℳ mit 3,36 %, sowie die von 36 000 bis 60 000 ℳ mit 5,58 % auf. Dagegen sind die Einkommen von 950 bis 1600 ℳ um 0,87 % sowie die Einkommen von 60 000. bis 120 000 um 0,57 %, und die ganz großen Einkommen von mehr als 120 000 ℳ sogar um 3,38 % gewachsen. Diese Abnahme der wirthschaftlichen Bedeutung des platten Landes entspricht einer ebensolchen Zunahme des Wohlstandes in den Städten. Von den Einkommensteuerpflichtigen entfallen im Jahre 1888 43,16 % auf die Städte, gegen das 1878, wo sie 41,22 % betrugen, mehr: 1,94 % (um welche sich die Censiten auf dem Lande vermindert haben). Während nun aber im Jahre 1888 von den kleinen Ein⸗ kommen unter 2800 ℳ noch nicht die Hälfte auf die Städte entfallen (42,02 % auf die Städte und 57,98 % auf das platte Land), gehören von sämmtlichen übrigen Einkommensgruppen mehr als 8 den Städten an: 70,31 % fallen auf die Städte, 29,69 %
“
auf das Land. Von den Einkommen von 2800 — 36 000 ℳ kommen 70,22 %, von den Einkommen über 36 000 ℳ 75,25 % auf die Städte. Unter den Städten selber sind die fünf größten Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau) mit einer Gesammt⸗ evölkerung von 799 775 Einwohnern (d. s. 22,76 % der Bevölkerung des Königreichs, die 3 500 513 beträgt), von ganz hervor⸗ ragender Bedeutung. Hier kommt die örtliche Concentration der großen Einkommen in den großen Procentzahlen zum Ausdruck. Denn während von den kleinen Einkommen unter 2800 ℳ nur 20,02 % auf diese Städte entfielen, kommen von denjenigen von 2800 — 36 000 ℳ schon 47,03 % und vollends von den großen Ein⸗ kommen von mehr als 36 000 ℳ gar 60,71 % auf diese Städte, so daß für alle übrigen Städte von jenen großen Einkommen nur noch 14,54 % übrig bleiben, was nicht einmal dem auf das platte Land vertheilten Procentsatz solcher Einkommen (24,75 %) gleichkommt.
Für Hamburg wird constatirt, daß in dem Zeitraum von 1868 bis 1880 hinter einer ganz bedeutenden Zunahme der kleinen und großen Einkommen die mittleren ganz erheblich zurückgeblieben sind. In Bremen hat sich die Zahl der Vermögen der oberen Klasse (mehr als 9964 ℳ) in einem Zeitraum von 130 Jahren um 497 % vermehrt, während die Zahl der Vermögen unter 9964 ℳ gleichzeitig nur um 130 % zugenommen hat. Der durchschnittliche Betrag jener Vermögen über 9964 ℳ hat sich verdoppelt, der durch⸗ schnittliche Betrag der “ unter 9964 ℳ nur um ein Viertel vermehrt. Es ergiebt sich hieraus, daß die Anhäufung der großen Vermögen in engstem Zusammenhang steht mit der Entwickelung der Industrie, der Technik und des Handels.
In dem Aufsatz werden ferner die Resultate der hessischen, der oldenburgischen und der altenburgischen Einkommensteuerstatistik er⸗ örtert, und alsdann wird aus den mitgetheilten Ergebnissen (Preußen, Sachsen, Hansestädte, Hessen, Oldenburg und Altenburg) der Schluß gezogen, daß die großen Einkommen weit rascher an Zahl zugenommen haben als alle übrigen, die Zahl der dürftigen Einkommen sich aber am wenigsten vermehrt hat.
Von dem Jahrbuch für Bremische Statistik, herausgegeben von dem Bureau für Bremische Statistik, ist soeben Jahrgang 1892, Heft 1, enthaltend: die Statistik des Schiffs⸗ und Waarenverkehrs im Jahre 1892, erschienen. Hiernach sind im Seeverkehr in Bremen angekommen 3196 beladene Schiffe (gegen 3254 im Jahre 1891); darunter waren 1545 (bezw. 1475) Dampfer; insgesammt hatten sie 1 878 730 (bezw. 2 032 169) I“ die Dampfer 1 583 977 (bezw. 1 741 006) Reg.⸗Tons. Abgegangen waren im Jahre 1892 2522 beladene Schiffe (1891: 2546), mit 1 376 769 (bezw. 1 378 285) Reg.⸗Tons; darunter 908 (bezw. 897) Dampfer mit 1 116 187 (bezw. 1 152 290) Reg.⸗Tons.
Die Gesammteinfuhr betrug dem Berichte nach im Jahre 1892: 719,4 Millionen Mark (davon seewärts 474,5 Millionen Mark, land⸗ und flußwärts 245 Millionen Mark.) Die Einfuhr hat ab⸗ genommen gegenüber 1891, wo sie 759,7 Millionen Mark, sowie gegenüber 1890, wo sie 750 Millionen ℳ betrug. Die Einfuhr aus dem Deutschen Reich nach Bremen betrug im Jahre 1890 rund 245 Millionen Mark, 1891 rund 236 Millionen Mark, 1892 253 Millionen Mark. Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten Nordamerikas hat sich in diesen drei Jahren stetig vermindert: sie belief sich 1890. auf 233, 1891 auf 226, 1892 auf 199,5 Millionen Mark. 8
Die Gesammtausfuhr betrug im Jahre 1892: 684 Mil⸗ lionen Mark (seewärts 314, land⸗ und flußwärts 370 Millionen Mark). Die Ausfuhr hat abgenommen gegenüber 1891, wo sie 714, und gegenüber 1890, wo sie 706 Millionen Mark betrug. Die Ausfuhr nach dem Deutschen Reich betrug im Jahre 1890: 391, 1891: 424,5 und 1892: 393,7 Millionen Mark. Die Ausfuhr nach den Ver⸗ einigten Staaten Nord⸗Amerikas 1890: 122,4, 1891: 98,6 und 1892: 119,5 Millionen Mark.
Aus Bremen wanderten aus im Jahre 1892: 127 029, 1891: 138 457 und 1890: 140 410 Personen. Von den im Jahre 1892 ausgewanderten Personen waren 59 228 Deutsche (31 502 männlich, 27 726 weiblich)h. Nach Nord⸗Amerika wurden befördert aus Preußen 40 757 Personen (21 374 m., 19 383 w.), aus dem übrigen Deutschland 17630 (9573 m., 8057 w.). Ins⸗ gesammt wurden nach Nord⸗Amerika von Bremen aus be⸗ fördert im Jahre 1892: 125 262 Personen (74 086 m., 51 176 w.); im Jahre 1891: 125 790, 1890: 107 156 Personen. Von den aus Preußen im Jahre 1892 ausgewanderten Personen gehörten 3898 (im Jahre 1891: 7510) der Landwirthschaft an, 6378 (bezw. 6067) der Industrie, 1090 (bezw. 182) dem Handel, 19 988 (bezw. 16 279 waren Arbeiter. .“
Volksvermögen in Oesterreich.
Inama⸗Sternegg hat auf Grund der Erbschaftssteuer⸗Veranlagung in der „Statistischen Monatsschrift“ das Nationalvermögen Oester⸗ reichs in Realien auf 5028 und in Mobilien auf 5407 Millionen Gulden berechnet. Gleichwohl hält er diese Ziffern für zu niedrig, da z. B. der Verkehrswerth des Grundbesitzes etwa 15,5, seine Schuldenlast nur 4,5 Milliarden Gulden betrage, ein großer Theil der Vermögensmassen schon durch Schenkungen unter Lebenden über⸗ gehe u. s. w. Der Verfasser gelangt schließlich dazu, das bewegliche wie das unbewegliche reine Volksvermögen Oesterreichs auf je 11 Milliarden Gulden zu schätzen. Dies ergebe 880 Millionen fundirtes Einkommen, bei Annahme eines ebenso hohen unfundirten Volks⸗ einkommens 1760 Millionen im ganzen. Auch diese Summe sei aber offenbar noch zu niedrig, da die rund 24 Millionen Einwohner Oester⸗ reichs bei einem Durchschnittsbedarf von nur 100 Gulden (27,4 Kreuzer auf den Tag) schon 2400 Millionen Jahreseinkommen haben müßten.
Zur Arbeiterbewegung.
In Magdeburg haben, wie der „Vorwärts“ mittheilt, neun Färber der Trenkmann'schen Handschuhfabrik die Arbeit niedergelegt, angeblich weil der Fabrikant an Stelle des Stundenlohns die Accordarbeit einführen will, welche die Färber ungünstiger stellt.
In Frankfurt a. M. beschäftigte sich die Arbeiterschaft, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, mit dem Mainzer Brauerstrike. Am Donnerstag erklärten sich die Vertreter der Frankfurter Gewerk⸗ schaften mit den Bestrebungen der Mainzer Brauer einverstanden; später sprach sich eine öffentliche Versammlung der Arbeiterschaft in dem gleichen Sinne aus und verhängte zugleich den Boycott über alle Frankfurter Wirthschaften, in denen Mainzer Bier zum Ausschank
elangt.
Aus Essen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß der von den Schneidergesellen aufgestellte Lohntarif von den Arbeitgebern nicht genehmigt wurde; heute wollten die Gehilfen in einer Ver⸗ sammlung über weitere Schritte berathen (vgl. Nr. 83 d. Bl.).
An dem Ausstande der Glasarbeiter in Helmstedt sind nach dem „Vorwärts“ 13 unverheirathete Arbeiter und 25 verheirathete mit 55 Kindern betheiligt. 1
Ueber den Berliner Schneidergesellenausstand wird von der Agitationscommission mitgetheilt, daß gegenwärtig noch ungefähr 400 Arbeiter ausständig sind. Die Zahl der Geschäfte, welche die Gehilfenforderungen bewilligt haben sollen, wird auf 149 angegeben.
Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 7. d. M. ge⸗ schrieben: Der Ausstand auf Zeche Bnd de Quaregnon“ geht 5., Ende zu (vergl. Nr. 79 d. Bl.). Auf Schacht „Avaleresse“
wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auch auf Schacht Saint Feli fuhren die Hauer wieder an, doch konnten sie nicht arbeiten, weil di Schlepper den Ausstand fortsetzen wollen, bis ihre Löhne aufgebesser sind. Die Grubenverwaltung hat sich entschlossen, dem Verlange der Schlepper Rechnung zu tragen. uf Schacht „La Boule“ de Zeche „XXIV Actions“ dauert der Ausstand fort. Den Arbeiter eines Schachtes des Kohlenwerks Ouest de Mons wurde eine neu Lohnherabsetzung von 10 % angekündigt.
Der große Ausstand der Baumwoll⸗Industrie arbeiter von Lancashire, der am 27. v. M. beende wurde (vergl. Nr. 72 und 73 d. Bl.), ist auf Grund eine Vergleichs beigelegt worden, aus dem wir nach dem “ Ctrbl.“ folgende bemerkenswerthe Punkte hervor heben:
Der schwebende Streit soll beigelegt werden durch eine Herab setzung des gegenwärtigen Lohnes der Baumwollspinner, der Arbeite an den Kratzen⸗ und Schlagmaschinen, ferner der Haspler und Spuler und zwar um je 7 d. vom Pfund Sterling. —, Wenn Arbeitgeb und Arbeiter demnächst sich einigen sollten über eine Erhöhung de Normal⸗Lohnniveaus solcher Arbeiter, die an der letzten Lohnaufbesserun theilnahmen, so soll diese Lohnerhöhung die jetzt vereinbarte Herabsetzun nicht übersteigen, es sei denn, daß in der Zwischenzeit eine weiter Herabsetzung dieser Löhne stattgefunden habe — Auf Grun des eben angeführten Artikels darf eine Erhöhung oder Herabsetzun der Lohnsätze in Zukunft erst beantragt werden frühestens nach Ablau eines Jahres von dem Zeitpunkt der vorhergehenden Erhöhung ode Herabsetzung ab, je nachdem der Fall dann liegen mag; ferner soll jede dann zu vereinbarende Lohnerhöhung oder Lohnherab setzung nicht mehr oder weniger als 5 % jene Zeit zu zahlenden Normallöhne betragen. 1 Keine locale Arbeitgeber⸗Vereinigung, ebensowenig die Gesammt vereinigung der Arbeitgeber einerseits, kein Gewerkvereia un keine Verbindung von Gewerkvereinen andererseits dürfen in Zukunft eine Aussperrung oder einen Ausstand von Arbeitern irgendwie be⸗ günstigen oder unterstützen, bevor nicht alle vertragsmäßigen Versuche den Ausstand zu vermeiden, gescheitert sind. — Es ist ein Wohl fahrtsausschuß zu wählen, der alle Fragen des Baumwollgewerbe von allgemeinem Interesse erörtern soll.
Das „Socialpol. Ctrbl.“ bemerkt zu diesem Vergleich Die Clausel, um die am meisten gestritten wurde, war die welche sich auf die Beilegung künftiger Streitigkeiten bezieht Zuletzt indessen fand diese Clausel den einstimmigen Beifall beider Parteien mit Ausnahme von zwei Rechtsgelehrten. Der Vertreter der Arbeiter Mawdsley drückte sich dahin aus: „Im ganzen sei der Erfolg so befriedigend, als es die eifrigsten Arbeiter nur erwarten konnten.“ Dem ist hinzu zufügen, daß der Haupterfolg der Arbeiter nicht aus dem Text des Friedensschlusses selbst, sondern daraus zu entnehmen ist, daß in den Friedensbedingungen ein Punkt völlig fallen ge⸗ lassen wurde und absichtlich unerwähnt blieb: die Forderung der Arbeitgeber, daß die Gewerkvereinler ausdrücklich die An⸗ stellung von Nicht⸗Gewerkvereinlern (blacklegs) als zulässig anerkennen sollten.
1 Literatur.
8 G e s ch i ch t e. 11u““ 1“ 8
Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde⸗ burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 27. Jahrg. 1892. 2. Heft. Magdeburg, 1892, Schäfer'sche E“ — Das Heft wird eröffnet durch einen Aufsatz von E. Neubauer, der uns in der Form einer Biographie von Johann Schneidewind, einem Comman⸗ danten von Magdeburg, über die Zustände in Magdeburg zu Beginn des dreißigjährigen Krieges unterrichtet. Die Stadt, protestantisch zwar, war keineswegs von Anfang an zum bewaffneten Eintreten für die evangelische Sache geneigt; im Gegentheil, der Rath und ein Theil der Bürgerschaft waren kaiserlich gesinnt und dachten nicht an einen Bund mit den Häuptern der protestantischen Partei. Schneidewind wirkte dagegen bald nach seiner Ernennang im entgegengesetzten Sinne und zerfiel darüber mit dem Rath, sodaß er seinen Posten aufgeben mußte. Nach seiner Abdankung strengte der Rath einen Prozeß gegen ihn an, der mehrere Jahre dauerte und erst nach der Erstarkung der evangelisch⸗schwedischen Partei und dem Bunde mit Gustav Adolf zu Gunsten Schneidewind's entschieden wurde. Die Schicksale Schneidewind's beweisen, wie sehr die Magde⸗ burger Bürgerschaft durch Parteikämpfe zerrissen war, die ihre Wider⸗ standskraft gegen äußere Feinde schwächen mußten. — Einige andere Abhandlungen bringen wichtige Beiträge zur Culturgeschichte; so beschäftigt sich eine Publikation aus dem Nachlaf von Karl Paulsieck mit der Erklärung niederdeutscher Straßen⸗ und Häusernamen Magdeburgs; Georg Sello ver⸗ öffentlicht eine Reihe Magdeburger Gesundheitsregeln aus dem 16. Jahrhundert, die — nicht selten recht erheiternd zu lesen — für jeden Monat eine bestimmte Diät vorschreiben, und Hertel tbeilt einiges
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über Kirchenbauten in früheren Jahrhunderten mit. In den Miscellen publicirt unter anderen Max Dittmar drei hisher un⸗ bekannte Petitionen geflohener Magdeburger an Gustav Adolf, die durch Tilly zerstörte Stadt wieder aufbauen zu lassen und ihr die Reichsfreiheit zu garantiren. Diese Actenstücke sind um so wichtiger, als aus der Zeit unmittelbar nach der Zerstörung nur eine sehr geringe urkundliche Ueberlieferung vorliegt. — Ein Literaturbericht und Ver⸗ einsnachrichten beschließen das Heft.
ff. Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig⸗holstein⸗ lauenburgische Geschichte. 22. Band. Kiel, Universitäts⸗ Buchhandlung, 1892. — Im ersten Aufsatz dieses Jahrgangs be⸗ handelt Graf Ludwig zu Reventlow die Geschichte des Geschlechts Reventlow, einer niedersächsischen Adelsfamilie, die über Mecklenburg. Holstein und Dänemark verbreitet war. Der Verfasser sucht den Namen und das Wappen des Geschlechts zu erklären, den ältesten Grundbesitz festzustellen und schildert hierauf die Schicksale der Haupt⸗ linien, wobei er von den bedeutendsten Familiengliedern kurze Bio⸗ graphien giebt, von den anderen nur die Namen erwähnt. Mehrere Stammbäume veranschaulichen das Resultat der mühevollen Studic. — Einige andere Arbeiten haben Abschnitte aus der Kirchengeschichte zum Gegenstande. Der Propst Carstens behandelt die Geschichte der Predigt in Schleswig⸗Holstein von der Reformation bis zur Gegenwart; er schildert, wie die Fortschritte der geistigen Bildung. insbesondere der Philosophie, auf den Charakter der Predigt eingewirkt haben, und stellt eine große Zahl Geistlicher zusammen, die idre Predigten durch den Druck der Oeffentlichkeit übergeben haben. So ist der Auffatz zugleich ein werthvoller Beitrag zur Literaturgeschichte Schlerrüg.
Holsteins. In ein ganz anderes Gebiet der Kirchengeschichte führt uns Wilhelm Stockmann: er beschreibt, wie sich die B 8 der
Prediger⸗Wittwen und „Waisen seit der Reformatton
schildert dann die Entstehung der verschiedenen seeercheder und giebt in einer Tabelle eine Uebersicht üͤber die Höhe 8 abgaben und der Einkünfte der Witthämer in den einzelmen Oet⸗ schaften. — Den Schluß des Heftes dilden eindge Necent Herausgebers der Zeitschrift August Wetzel don Neuen Erz
zur Geschichte Schleswig⸗Helsteins und Lanendargax..