1893 / 88 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

„In Schiller's „Braut von Messina“, die im Berliner Theater morgen neu einstudirt in Scene geht, wird Stephanie Solta die Isabella, Charlotte Boch die Beatrice darstellen; den Don Manuel spielt Carl Blankenstein, den Don Cesar Emanuel Stock⸗ hausen, während Arthur Kraußneck die Darstellung des Cajetan be⸗ halten hat. Der Sonntag Abend bringt mit Elsa Otto vom Stadttheater zu Krefeld als Suzanne eine Wiederholung des Ohnet'⸗ schen SHlten während für den Nachmittag eine Aufführung von iller's „Räubern“ zu ermäßigten Preisen angesetzt ist.

In dem großen Concert zum Besten des Invalidenfonds des Hilfsschwestern⸗Vereins zu Berlin am Montag, Abends 8 Uhr, in E“ wirkt neben Professor Joachim auch Professor Robert Hausmann als Solist mit; der Künstler wird bei dieser Gelegenheit Bruch's Kol Nidrei (Adagio für Violon⸗ cell mit Orchester und Harfe) und den Cello⸗Part in Brahms' Doppelconcert für Violine und Cello zu Gehör bringen. Den orchestralen Theil des Programms übernimmt das Philharmond che Orchester; eingeleitet wird ersteres durch die Ouvertüre zur „Zauber⸗ flöte“, beschlossen durch Beethoven's „Egmont“⸗Ouvertüre

Mannigfaltiges.

Unter dem Vorsitz Ihrer Majestät der Kaiserin und im Beisein derselben Fürstlichkeiten, die der gestrigen Delegirtenversamm⸗ lung beiwohnten, fand heute im Saale der Sing⸗Akademie die 27. Generalversammlung des Vaterländischen Frauen⸗ vereins statt. Die festliche Versammlung, welche der Staats⸗ Minister von Homann leitete, wurde vom Domchor mit der Motette: „Gott ist die Liebe“ eröffnet. Alsdann nahm der Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath von Roux das Wort zur Erstattung des Jahres⸗ berichts. Danach ist die Zahl der Landes⸗, Provinzial⸗ und Bezirks⸗ verbände durch Neubildung eines anhaltischen und eines oldenburgischen Verbandes auf achtzehn erhöht und damit die Organisation des Vereins zu einem gewissen Abschluß gebracht worden. Die Zahl der Zweigvereineist

von 755 auf 794, die Zahl der Mitglieder von 106 000 auf 111 000 gestiegen. Als Hilfsverein ist neu hinzugetreten der hiesige Schwestern⸗ verband vom Rothen Kreuz. Was die Thätigkeit des Vereins an⸗ langt, so gab die Cholera⸗Epidemie des Vorjahrs Veranlassung zu 9 thätigem Eingreifen. Der Hamburger Verein stellte sein erweitertes Lazareth zur Entlastung der übrigen zur Verfügung, der Hauptverein übersandte u. a. viel Wäsche, der Schleswig⸗ Holsteinische Verband veranstaltete auf Anregung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich eine Sammlung, die 70 000 Auch an anderen Orten konnten Zweigvereine er⸗ folgreich gegen die Ausbreitung der Seuche eintreten. Um einer künftigen Cholera⸗Epidemie nach Kräften zu begegnen, hat der Vorstaud in diesen Tagen auf Veranlassung Ihrer Majestät der Kaiserin und nach dem Vorgange der Diakonissenhäuser diejenigen seiner Zweig⸗ vereine, welche Krankenpflegerinnen⸗Anstalten besitzen, zur Mittheilung aufgefordert, welche Pflegkräfte sie nöthigenfalls nach den Cholera⸗ bezirken zu entsenden vermögen. Den Hauptgegenstand der Vereinsthätigkeit haben gebildet und bilden noch die Vor⸗ kehrungen für den Kriegsfall. Wie eine Unfrage ergeben hat, können 89 Zweigvereine bestehende Krankenhäuser mit 3000 Betten zur Verfügung stellen, 79 nehmen die Einrichtung von Vereinslazarethen mit ebensoviel Betten in Aussicht, 83 übernehmen Leistungen für Reservelazarethe, 76 wollen Genesungsstationen, 153 Verbands⸗ und Verpflegungsstationen einrichten. An Schwestern können die Vereine 632 im Falle eines Krieges zur Verfügung stellen, außer⸗ dem 572 nicht berufsmäßige oder nicht voll ausgebildete Pflegerinnen oder Helferinnen. Ausbildungsanstalten für Pflegerinnen besitzen nur neun Vereine, 47 Vereine haben Unterrichtscurse abgehalten, 36 sonstige Curse oder Vorträge veranstaltet. Der Straßburger Verein hat einen detaillirten Mobilmachungsplan ausgearbeitet, dessen Grundzüge der Schöpfer dieses Plans Dr. Pannwitz in einer Schrift niedergelegt hat, die in 500 Exemplaren zur Vertheilung an die Vereine gelangt ist. Auch der Königsberger und der Posener Verband hat sich die Vorbereitung der Thätig⸗ keit im Kriege besonders angelegen sein lassen. Das Haupt⸗

gewicht der Friedensthätigkeit wird zur Zeit auf die Gemeinde⸗ krankenpflege und auf die Führung von Krankenhäusern gelegt und zwar namentlich solcher, die zugleich als Ausbildungs⸗ anstalten für Schwestern dienen. Zur Zeit üben 107 Vereine mit 626 Berufskrankenpflegerinnen ihre Thätigkeit aus, außerdem sid 361 Pflegerinnen bei den 144 Kinderbewahranstalten, den Siechen⸗ häusern, Asylen, Mägdeherbergen, Waisen⸗ und Erziehungsanstalten, Handarbeits⸗ und Hauswirthschaftsschulen, Volksküchen und Suppen⸗ anstalten thätig. Unterstützungen gewährte der Hauptverein in Gesammthöhe von 33 400 ℳ, 11 550 davon für Gemeindekranken⸗ pflege, 7500 für Kinderbewahranstalten und 4950 für besondere Nothstände. 1000 erhielt die Centralverkaufshalle, die für 41 Fefceehehe die Erzeugnisse der Hausindustrie verkauft. Die

esammteinnahme der Zweigvereine betrug im letzten Jahre 1 420 380 ℳ, die Ausgabe 1 323 661 Haupt⸗ und Zweig⸗ vereine verfügen zur Zeit über ein Vermögen in Baar und in Grund⸗ stücken und Einrichtungen in Gesammthöhe von 6 067 747 Nach Schluß der Berichterstattung hielt Consistorial⸗Rath Dr. Ehlers⸗ Frankfurt a. M. einen Vortrag über die Bedeutung der Arbeit unter dem Rothen Kreuz für die Lösung der socialen Aufgabe unserer Gegenwart. Mit dem Gesang „Ich liebe Jesum alle Stunde“ schloß die Feier. Vor dem Erscheinen Ihrer Majestät der Kaiserin und der anderen hohen Herrschaften waren die Vorstandswahlen durch Wiederwahl vollzogen worden.

Nach einer Mittheilung der Königlichen Sanitätscommission sind von den in Berlin befindlichen 1035 Brunnen im letzten Herbst 150 Straßenbrunnen und 725 Hofbrunnen untersucht worden. Von diesen haben sich 456 als brauchbar, 80 als schwach verdächtig, 136 als verdächtig und 203 als unbrauchbar erwiesen. Die Brunnen, deren Wasser als zu verwerfen oder unbrauchbar befunden worden ist, sind geschlossen, und wo dies aus feuerpolizeilichen Zwecken nicht möglich war, sind diese Brunnen mit entsprechenden Blechtafeln ver⸗ sehen worden. Die schwach verdächtigen Brunnen sollen noch einmal untersucht werden.

Halle a. d. S., 12. April. Wie der „N. Pr. Z.“ gemeldet wird, ist der frühere Regierungs⸗Präsident, Wirkliche Geheime Rath Robert Rothe nach langen Leiden in fast vollendetem neunzigsten Lebensjahre gestorben. Der Verstorbene war seiner Zeit Mitglied des Frankfurter Parlaments.

Nürnberg. Bei der hiesigen Militärmusterung hat sich, nach einer der „N. Pr. Ztg.“ zugegangenen Mittheilung, ein zwanzig⸗ jähriger Mensch Namens Koch, aus der Nähe von Ludwigsburg in Württemberg gebürtig, gestellt, der eine Größe von 2,7 m hat.

Staffelstein, 10. April. Dem alten Rechenmeister Adam Riese (richtiger Ries), anno 1492 hier geboren, wird, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, noch in diesem Jahre ein Denkmal errichtet. Professor Henze in Dresden hat die Büste (1 ¼½ Lebensgröße), welche auf geschliffenen Granitunterbau zu stehen kommt, bereits fertiggestellt.

Wien, 12. April. Aus Wiener⸗Neustadt wird der Wiener „Presse“ telegraphirt: Um 1 Uhr Morgens wurde in Fischau,

uchberg und Weikersdorf ein drei Secunden währender heftiger Erdstoß in der Richtung nach Süden verspürt. .“

Pest, 14. April. In Veszprim sind laut Meldung des „W. T. B.“ gestern 141 Häuser durch eine Feuersbrunst ein⸗ geäschert worden; zwei Personen verbrannten. Annähernd tausend Personen sind obdachlos. Der Schaden beläuft sich auf eine halbe Million Gulden.

New⸗York, 13. April. Nach Meldungen des „W. T. B. aus verschiedenen, von dem jüngsten Wirbelsturm (vergl. Nr. 87 d. Bl.) heimgesuchten Ortschaften sind dabei etwa vierzig Personen

ums Leben gekommen und etwa hundert Personen verwundet worden. Der materielle Schaden ist sehr groß.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

.“ 14. 2 2 8 früh zu zweitägigem Besu es Erzherzogs Franz Salvator 8 3 Erzherzogin Marie Valerie nach Schloß Lichtenegg abgereist.

In dem Befinden des gestern leicht erkrankten bulgarischen Minister⸗Präsidenten Stambulow ist heute eine entschiedene Besserung eingetreten.

Belgrad, 14. April. (W. T. B.) Die Stadt ist aus Anlaß der Großjährigkeitserklärung des Königs beflaggt. Die radicalen und die eeischrlttlichen Blätter veröffentlichen die Proclamation des Königs und begrüßen diese sympathisch. „Videlo“ sagt, von Serbien sei der Alpdruck gewichen. Es habe sich wieder ge⸗ zeigt, daß die Dynastie Obrenowitsch mächtiger sei, als die eingebildete Größe der Regenten. Die radicalen Blätter be⸗ grüßen den König als Retter und schwören ihm Treue. Der König erschien vergangene Nacht in Begleitung des neu ernannten Militär⸗Gouverneurs von Belgrad, Obersten Koka Milovanovic in den Kasernen und hielt Anreden an die Truppen, worauf die Eidesleistung erfolgte. Das Offizier⸗Corps begrüßte den König mit be⸗ geisterten Zurufen. Die zum Diner geladenen Regenten und Minister erfuhren nach Tisch, daß sie Gefangene des Truppencommandanten seien. Nur zögernd unter⸗ schrieben die Regenten Ristic und Belimarkovic das ihnen vorgelegte Actenstück, worauf sie nach dem Neuen Palais in Haft gebracht wurden. Die Regenten und Minister blieben bis 10 Uhr Vormittags gefangen, worauf sie freigelassen wurden. Die Eidesleistung der Beamten und Truppen vollzog sich im ganzen Lande ohne Zwischenfall. Die Stimmung in Belgrad ist eine gehobene. Für heute Abend wird die Illumination der Stadt vorbereitet. Die Häuser der Radicalen und Fortschrittler sind decorirt. Das entschlossene Auftreten des Königs findet allseitige An⸗ erkennung. .

Wien, 14. April. (W. T. B.) Die „Politische Correspon⸗ denz“ meldet aus Belgrad: Der ehemalige Unterrichts⸗Minister im Cabinet Pasic, Andra Nikolic, hat das Portefeuille des Auswärtigen übernommen und die serbischen Vertreter im Auslande bereits angewiesen, die Uebernahme der Königlichen Gewalt durch den großjährig erklärten König und die Bildung des neuen Cabinets den respectiven Regierungen zu notificiren. Die „Politische Correspondenz“ fügt hinzu, der serbische Gesandte in Wien habe sich dieses Auftrags

bereits entledigt.

Brüssel, 14. April. (W. T. B.) Ein Erlaß des Bürgermeisters verbietet bei strenger Strafe Umzüge oder Ansammlungen. Der Führer der Socialisten Volders ist angeklagt worden, weil er eine Bande, die Ruhe⸗ störungen veranlaßte, angeführt habe. Der Gerichtshof macht Volders für die Vorgänge der letzten Tage und für die Auf⸗ reizung der Menge zu Tumulten verantwortlich.

8

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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om 14. April, orgens.

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Stationen. Wind. Wetter. und Dichtung

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Wellen. Grillparzer. Max Grube. Sonntag: Freischütz.

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studirt: Die 7 Uhr.

Sonntag:

²2) Nachts Reif. ³) Reif Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum, welches gestern westlich von Schottland lag, ist füdostwärts nach dem füdlichen Nordseegebiete fortgeschritten; während der Luftdruck über Nordwest⸗Europa stark abgenom⸗ men hat. Ein tieses Min mum liegt am Weißen Meere. Bei mäßigen, im Norden nördlichen bis westlichen, im Süden nordöstlichen Winden ist das Wetter in Deutschland kalt, vorwiegend heiter und trocken. Fast überall wurde Nachtfrost beobachtet. An der Küste liegt die Temperatur 1 bis 4, im Binnenlande 4 bis 9 ½ Grad unter dem Mittel⸗ werthe, im ostdeutschen Binnenlande ging die Tem⸗ peratur bis u Minus 6 Grad herab. Das barometrische Maximum scheint sich füdostwärts zu verlagern und daher dürfte wieder langsame Er⸗ wärmung zu erwarten sein.

Deutsche Seewarte.

gert.

gfeil.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 93. Vorstellung. Bajazzi (Pagliazzi). Acten von R.

von Ludwig Hartmann. In Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Vorher: Oper in 1 Act von G. Bizet. deutsch von L. Hartmann. Ta Scene gesetzt vom Eö“ Tetzlaff. Dirigent: Kaäpellmeister Dr. Muck. An

Theater 100. Vorstellung. Des Meeres und der Liebe Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. Romantische Carl Maria von Weber. Kind (nach der gleichnamigen Erzählung von August Apel's.) Neu in Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An⸗

Theater 101. Vorstellung. zügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene Ober⸗Regisseur 8

Deutsches Theater. glückliche Tage. Sonntag: Der Talisman. Montag: Der Talisman.

Berliner Theater. Sonnabend: Neu ein⸗ Braut von Messina.

Frau Ilka von Palmay. Nitouche.

und einem Prolog. Musik Renée. Musik von Herré.

Leoncavallo, deutsch Scene gesetzt vom Dirigent: Kapellmeister

Djamileh. Romantische

Text von L. Gallet,

Tanz von E. Graeb. In

burg. Champignol.

Deutsch von Benno Jacobson. Sigmund Lautenburg. Vorher: Das neue Kleid. Tovote. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Das nene Kleid.

Kroll’s Theater.

afang 7 Uhr.

(am Schiffbauerdamm 4/5).

94. Vorstellung. Der Ornr in 3 8 8 ichtung von Friedri Gäste.) Anfang 7 Uhr. Sonntag: 2 Acten von Tasca. Roberto Stagno als Gäste.) (am Schiffbauerdamm 4/5). Vasantasena. Drama in 5 Auf⸗

Victoria-Theater.

ax Grube. Anfang Sonnabend: Zum 110. Male:

Sonnabend: Zwei

Anfang 7 Uhr. Ballet arrangirt

Verne. Anfang 7 ½ Uhr.

Welt in achtzig Tagen.

Anfang Entrée 50 ₰.

. Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Räuber. 5 1“ Abends 7 Uhr: Der Hüttenbesitzer. Theater Unter den Linden. Sonnabend: Montag: Wilhelm Tell.

Lessing·Theater. Sonnabend: Hauna Ja⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Die Boheme.

Montag: Heimath.

Wallner-Theater. Sonnabend: Der Probe⸗ Anfang 7 ½ Uhr. ““ Sonntag: Sodoms Ende.

Columbia. stellung in Chicago.

fang 7 ½ Uhr.

Sonnabend, 22. April: Erste Gastvorstellung der Zum 1. Male: Mamselle Vaudeville mit Gesang in 3 Acten von H. Meilhac und A. Millaud. Deutsch von Richard

Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Sonnabend: Zum 35. Male: Die beiden Champignel malgré Iui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallidres. In Scene gesetzt von Zum 3. Male: Plauderei in 1 Act von Heinz

Die beiden Champignol. Vorher:

Sonnabend: Linda von

Chamonnix. (Linda: Signorina Prevosti; Anton: Signor de Padilla; Marquis: Signor Merly, als

A Santa Lucia. (Gemma Bellincioni und vom Director Franz Renz.

Billets vorher an der Theaterkasse.

Belle⸗Alliancestraße 7/8. Mit neuer Aus⸗ stattung: Die Reise um die Welt in achtzig Ausstattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida.

Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Concert im Garten.

Ausstattungs⸗Ballet. Die deutsche Abthei⸗ lung. Vorher: Lachende Erben. Operette. An⸗

Sonntag u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Zum 14. Male: Goldlotte. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. weise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In

küßt. Carl Mallachow. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung. In Vorbereitung: Der Herzogsmüller.

Vrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von dusftenh nhof)

Circus Renz (Carlstraßev.) Sonnabend, Abends Uhr: Gala⸗Vorstellung zum Benefiz der Ge⸗ schwister Clotilde und Helga Hager. U. a.: „Beautiful“, zum ersten Male in der hohen Schule von Frl. Helga Hager. „Cyd“, zum ersten

kale in der hohen Schule geritten von Frl. Clotilde Hager. „Bolero“, geritten von Frl. Ckotilde Hager und Mr. Gaberel. 4 Schimmelhengste, in Frei⸗ heit vorgeführt vom Director Franz Renz ꝛc. Außerdem zum Sehla

5 Ein Künstlerfest.

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hosballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt Costume, Requisiten,

Unter Mitwirkung des ge⸗ Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. Kinder⸗Orchester neu besetzt, neue Musik. nmg Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant⸗

Feuerwerk. Zwei große Vorstellungen. Nachmit⸗

Melodrama in

Wagen vollständig neu. sammten Personals.

Sonntag: 1 tags ü4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Die Touristen, oder: Ein Sommerfest am Tegern⸗ see. Große Ausstattungspantomime. Abends 7 ½ Uhr: Ein Künstlerfest.

Sonntag und folgende Tage: Die Reise um die ——

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Charkotte von Stosch mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Gramsch (Rodels⸗ höfen—Braunsberg). Frl. Sophie Bode mit Hrn. Garnison⸗Bauinspector Ernst Stahr (Berlin Jüterbog).

Verehelicht: Hr. Rittmeister Ludwig Frhr. von Lützow mit Gräfin Elisabeth Rittberg (Modlau). Hr. Lieut. Max Frhr. von Uslar⸗Gleichen mit Frl. Ellen von Ladiges (Wismar). Hr. Lieut. Bruno Frhr. von Massenbach mit Frl. Thekla von Ladiges (Wismar). 8

Gestorben: Hr. Hütten⸗Director a. D. Carl Wil⸗ helm Brand (Gleiwitz). Hr. Friedrich Frhr. von Rosen (Groß⸗Roop, Livland). 8

Welt⸗Aus⸗

Couplets theil⸗

(W. T. B.) Der Kaiser ist heute

Lustspiel in 3 Acten von Oscar Elsner und

Friedrich-Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25. 1

Sonnabend⸗ Neu einstudirt: Der Vogelhändler

Operette in 3 Auf

von M. West und

2 nach einer Idee des Bieville *: Herr Epstein. Dirigent! Herr Kapellmeist

eld, Musik von Carl Zeller.

Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der

Vogeshändler.

Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folgende Tage: Goldlotte. Der Sommer⸗Barten ist geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Novitäten⸗Cyclus. Regie: Wilh. Schaumburg. Zum 8. Male: Gute Feveen e. Lustspiel in 3 Acten von Oscar Elsner und Carl Mallachow. - Wenn man im Dunkeln

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 3 Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

3. April, 1 Uhr.

Zur Verlesung gelangt zunächst die Interpellation der Abgg. Menzer (dcons.) und Genossen:

„Beabsichtigen die verbündeten Regierungen angesichts des im letzten Jahre überraschend zu Tage getretenen Rückgangs des deut⸗ schen Tabackbaues demnächst gesetzgeberische Maßregeln vorzuschlagen, die geeignet sind, diesen Rückgang und den damit unabweisbar ver⸗ bundenen Ruin weiter Kreise unserer deutschen Tabackbauern auf⸗ zuhalten?“

Nach der Begründung der Interpellation durch den Abg. Menzer, über dessen Rede in der Nummer vom Donnerstag bereits berichtet worden ist, nimmt das Wort der

Sttaatssecretär Freiherr von Maltzahn:

Meine Herren! Gestatten Sie mir bei Beantwortung der Inter⸗ pellation, mich etwas genauer an den Wortlaut derselben zu halten, als es, der Natur der Dinge entsprechend, die Ausführungen des Herrn Interpellanten, zur Begründung seiner Interpellation, gethan haben.

Die Interpellation führt als den Grund, aus welchem sie hervor⸗ gegangen sei, an

den im letzten Jahre überraschend zu Tage getretenen Rückgang

des deutschen Tabackbaues. Meine Herren, diese Thatsache habe ich als richtig anzuerkennen, und habe auch anzuerkennen, daß wahrscheinlich der Rückgang des Taback⸗ baues im vorigen Jahre einen anderen Charakter trägt, als die vor⸗ übergehende Verminderung der Zahl der Tabackbauer oder der An⸗ bauflächen in früheren Jahren. Es ist dem Reichstag im Jahre 1891 eine Denkschrift über die Lage des Tabacks in Deutschland vorgelegt worden, bei welcher sich eine Uebersicht über die Anbaufläche, den Durchschnittspreis und die Zahl der Pflanzer befindet, damals bis zum Jahre 1890/91 gehend. Aus dieser Zu⸗ sammenstellung ergiebt sich und wenn man sie bis auf die neueste Zeit fortführt, so ergiebt sich das gleiche bis zum Jahre 1891/92, also bis zu dem Anbau des Sommers 1891, daß sowohl die Zahl der mit Taback bebauten Stücke als die Gesammtfläche derselben sich auf und ab bewegt; daß im allgemeinen der Tabackbau zunimmt, wenn das Vorjahr ein finanziell günstiges Ergebniß gehabt hatte, daß da⸗ gegen die Anzahl der Tabackbauer abnimmt, wenn das Vorjahr für den Tabackbauer in finanzieller Beziehung ungünstig war.

Die niedrigste Zahl der gesammten bebauten Fläche, die seit dem Jahre 1871 vorkommt, fällt auf die Jahre 1879/80 und 1889/90. Das Jahr 1879/80 weist eine angebaute Fläche von 17 273 ha auf. Die Anbaufläche von 1889/90, also des Sommers 1889, betrug 17 397 ha; sie war also noch etwas größer als in dem vorhin von mir bezeichneten Jahre, welches die niedrigste Anbaufläche hatte. Im Sommer 1890, also für das Jahr 1890/91, stieg dagegen, weil im Vorjahre gute Preise gezahlt waren, die Anbaufläche von 17 397 ha auf 20 114 ha. Wenn sie dann im Jahre 1891/92 auf 18 486 ha nach den vorläufigen Ermittelungen gefallen war, so lag darin kaum

ein Anlaß, einen dauernden Rückgang des Tabackbaues anzunehmen,

und auf Grund dieses Rückzangs eines Jahres eine Aenderung der Gesetzgebung vorzubereiten. t

Nun ist allerdings im vorigen Jahre, also im Sommer 1892, die in Deutschland mit Taback bebaute Fläche in sehr auffallender Weise weiter zurückgegangen. Nach den vorläufigen Zusammen⸗ stellungen, welche mir vorliegen, sind im Sommer 1892 nur 14 735 ha in Deutschland mit Taback bebaut gewesen, und es ist das die geringste mit Taback angebaute Fläche seit dem Jahre 1871/72. Ich könnte. diese Vergleiche in ähnlicher Weise durchführen in Bezug auf die Zahl der Tabackpflanzer, auch der Parcellen, welche mit Taback angebaut sind; aber ich glaube, es genügt, wenn ich mich hier auf die Angabe der Größe der mit Taback bebauten Fläche in Deutschland beschränke.

Selbstverständlich ist diese auffallende Thatsache der Aufmerksam⸗ keit sowohl der Reichsverwaltung als auch der deutschen Regierungen, namentlich derjenigen, in deren Gebiet Taback angebaut wird, nicht entgangen, und man hat sich die Frage vorgelegt: woher kommt dieser auffallende Rückschritt? Der Herr Vorredner schiebt denselben aus⸗ schließlich der Wirkung der Gesetzgebung zu. Das, glaube ich, ist in dieser Allgemeinheit nicht anzuerkennen; denn wenn dies der Fall wäre, so müßten die Jahre 1871 bis 1879 annähernd eine Constanz, die Jahre nach 1879 ein stetiges Fallen aufweisen. Das ist aber nicht der Fall. Daß eine so einschneidende Gesetzgebung wie die des Jahres 1879 einen gewissen Einfluß auf den inländischen Tabackbau gehabt hat, das ist natürlich in keiner Weise zu leugnen. Daß das aber der einzige Grund des Rückgangs ist, wird man, glaube ich, nicht zugeben können.

Gründe, welche mitwirken, ja, welche, glaube ich, sogar in erster Linie wirken, liegen auf einem anderen Gebiet. Der Rückgang zeigt sich am stärksten in denjenigen Gegenden, welche Schneidegut pro⸗ duciren. Nun wird auch dort von Interessenten vielfach behauptet, die Thatsache, daß der Consum sich mehr und mehr von der Pfeife zur Cigarre gewendet habe, sei Folge unserer Steuergesetzgebung.

Ich glaube, das ist nicht richtig. Es ist eben eine allgemeine Veränderung des Geschmacks eingetreten, mit der wir zu rechnen haben, eine Veränderung, die mit der Gesammtentwickelung unserer wirth⸗ schaftlichen Verhältnisse zusammenhängt. Die Leute haben jetzt nicht die Muße, die Zeit mehr übrig, welche dazu gehört, mit Behagen eine Pfeife zu rauchen, die erst angesteckt, nachher gereinigt werden muß, während die Behandlung der Cigarren sehr viel weniger um⸗ ständlich ist, dabezj vielleicht auch einen erhöhten Genuß bietet.

8 Nun hm xer pant daß in den letzten Jahren eine sehr starke Verschiebung bei der Fabrikation der Cigarren aus ausländischem Taback stattgefunden hat, wie der Herr Interpellant bereits selbst hervorhob. Derselbe hat auf die große Bedeutung hingewiesen, welche für die deutsche Fabrikation der Sumatrataback hat. Nach Nach⸗ richten, die mir zugegangen sind, von denen ili 8 588

Zeit freilich

III1Z111“ in Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

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1893.

Berlin, Freitag, den 14. April außer stande bin zu sagen, ob sie vollständig zutreffen, liegt die Sache so, daß jetzt mehr der Sumatrataback als Deckblatt verwandt wird und bei der Verwendung als Deckblatt den früher als solches verwendeten Javataback verdrängt hat, sodaß der Javataback jetzt vor⸗ wiegend als Umblatt zur Verwendung kommt und deshalb auch billiger geworden ist. In seiner neuen Verwendung macht er dem Pfälzer Taback, welcher bis dahin, soweit er überhaupt zu Cigarren verwendet wurde, hauptsächlich als Umblatt Verwendung fand, eine verstärkte Concurrenz und den Anbau dieses Tabacks weniger lohnend.

Dies sind einige Umstände, welche auf den Rückgang des Tabacks mit einwirken. Es sind nicht die einzigen, es werden noch andere mit⸗ wirken; Sie sehen aber hieraus, daß jedenfalls die Gestaltung unserer Zoll⸗ und Steuergesetzgebung nicht der einzige Grund des Rückgangs des Tabackbaues ist. Es bestätigt diese meine Auffassung auch der Umstand, daß der Tabackbau nicht überall zurückgeht, sondern daß ge⸗ rade im Großherzogthum Baden, dem Heimathsstaat des Herrn Abg. Menzer, in gewissen Districten, wo man leichtere Tabacke zu bauen im stande ist, wo man neuerdings erst zum Tabackbau übergegangen ist, bisher ein solcher Rückgang noch nicht merklich sein dürfte, daß man dort noch mit Vortheil und Nutzen Taback baut; wie denn über⸗ haupt die leichteren und besseren Sorten in Deutschland da, wo sie überhaupt gebaut werden können, noch mit Nutzen gebaut werden.

Ich habe noch vor kurzem aus der Uckermark, also aus einem Gebiet, welches im allgemeinen in dem Ruf steht, geringwerthige Tabacke zu bauen, aus Pflanzerkreisen die Mittheilung bekommen, daß bei den Preisen, die das Vorjahr gebracht hat, man wohl mit Nutzen Taback bauen könne. b

Nun stellt die Interpellation an die verbündeten Regierungen die Frage, ob sie aus der von mir als richtig bezeichneten Thatsache, daß im Jahre 1891 der deutsche Tabackbau merklich zurückgegangen ist, Anlaß nehmen wollten, in eine Aenderung der Gesetzgebung über die Besteuerung des Tabacks in Deutschland einzutreten.

Diese Frage habe ich dahin zu beantworten, daß nach Meinung der Reichsverwaltung der gegenwärtize Moment dazu noch nicht geeignet ist, daß die verbündeten Regierungen ihrerseits einen Beschluß über diese Frage noch nicht gefaßt haben. Ich glaube aber, wenn die verbündeten Regierungen einen derartigen Beschluß noch nicht gefaßt haben wenn also auch die Resolutionen des Reichstags vom vorigen Jahre im Bundesrath noch nicht zur Beschlußfassung gelangt sind, daß die deutschen Tabackbauer nicht gerade Grund haben, dies als eine Schädigung ihrer Interessen anzusehen. Jeden⸗ falls hat bei dem Hinausschieben dieser Entscheidung nicht die Absicht bestanden, den deutschen Tabackbau zu benachtheiligen. Denn darin ist die Reichsverwaltung und, ich darf auch sagen, sind die verbündeten Regierungen mit dem Herrn Interpellanten durchaus einverstanden, daß unsere tabackbauende Bevölkerung in Deutschland eine durchaus solide ist, deren wirthschaftliche Existenz zu schädigen wir absolut kein Interesse haben; im Gegentheil, wir haben das Interesse, so viel als es möglich ist, ihre wirthschaftlichen Interessen zu stärken und den deutschen Tabackbau zu halten.

Aber ich glaube, selbst der Herr Vorredner, der Interpellant, wird mir zugeben, daß, wenn man an eine Aenderung der zur Zeit, seit 1879, bestehenden deutschen Tabacksteuer herangeht, diese Aende⸗ rung sich nicht ausschließlich aus dem Gesichtspunkt der Interessen des deutschen Tabackbaues vollziehen wird. Auch der Herr Inter⸗ pellant wird mir zugeben, daß auf diesem Gebiet die Interessen der verschiedenen wirthschaftlichen Gruppen und der verschiedenen Gegen⸗ den Deutschlands diametral gegen einander laufen. Was den taback⸗ bauenden Distrieten Nutzen schafft, schadet in vielen Fällen dem tabackimportirenden Nordwesten, und die deutsche Tabackfabri⸗ kation hat wieder ganz andere Interessen als jene beiden Gruppen; ja deren Interessen selber laufen noch gegen einander, je nachdem der Sitz dieser Fabrikation in Süddeutschland ist oder etwa in Westfalen. Der Herr Vorredner nickt, ich schließe daraus, daß er die Schwierigkeit der Regelung dieser Frage mir vollständig zugiebt. Ich glaube auch, kein Mensch, der der Entwicklung der Dinge gefolgt ist, kann diese Schwierigkeiten unterschätzen.

Nun kommt aber noch eins hinzu. Meine Herren, Sie wissen alle, daß das Reich nach der übereinstimmenden Ueberzeugung der verbündeten Regierungen vor der Nothwendigkeit steht, für Zwecke seiner Landesvertheidigung sehr erhebliche Ausgaben machen zu müssen, daß nach der ebenso übereinstimmenden Ueberzeugung sämmtlicher verbündeten Regierungen es angezeigt ist, die Deckung für diese ver⸗ mehrten Reichsausgaben zu suchen durch Vermehrung der Ein⸗ nahmen des Reichs. Bei den Vorschlägen, welche die ver⸗ bündeten Regierungen Ihnen gemacht haben, hat man den Taback nicht mit hineingezogen und das kann ich ausdrücklich erklären

auch mit aus Rücksicht auf den deutschen Tabackbau. Der Reichstag hat bisher die Vorschläge der verbündeten Re⸗ gierungen in der ersten Lesung nicht gerade wohlwollend aufgenommen. Wenn aber diese Vorschläge verworfen werden sollten, wenn trotzdem für militärische Zwecke, oder wenn sonst für die steigenden Bedürfnisse des Reichs oder wenn für die Bedürfnisse der Einzelstaaten eine Ver⸗ mehrung der Einnahmen des Reichs nothwendig werden sollte, so, glaube ich und der Herr Interpellant wird mir das zugeben —, ist hier im Reichstag eine sehr starke Strömung vorhanden, welche dahin neigt, dazu den Taback heranzuziehen. Ich glaube also, daß, wenn die verbündeten Regierungen bei dieser Sachlage eine Beschlußfassung über die früheren Resolutionen noch nicht getroffen haben, wenn sie ihr Interesse auch für den deutschen Tabackbau dadurch bekundet haben, daß sie bei der jetzigen Beschaffung von 60 Miklionen Mark mit keinem Groschen auf den deutschen Tabackbau zurückgegriffen haben, so koͤnnen sich die deutschen Tabackbauer nicht beklagen, daß man seitens der verbündeten Regierungen ihren Interessen feindlich sei; denn das will ich zum Schlusse wiederholen: tritt man an eine andere Regelung dieser Frage heran, so wird sie zwar unter Berück⸗ sichtigung der Interessen des deutschen Tabackbaues, aber nicht aus⸗ schließlich von dessen Interessen aus geregelt werden.

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Auf den Antrag des Abg. Grafen von Loë tritt das Haus in eine Besprechung der Interpellation ein.

Abg. Graf Loë (Ctr.): Auch am Niederrhein ist das mit Taback bebaute Areal in den letzten fünf Jahren fast um die Hälfte zurück⸗ gegangen, und doch wohl infolge der Erhöhung der Steuer. Nicht sofort mit dem Jahre 1879 hat diese Verminderung stattgefunden; aber die Steuer hat erst nach drei Jahren ihren höchsten Betrag erreicht, und eine Reihe von Jahren hat es gedauert, bis die Leute die Erhöhung der Steuer voll und ganz empfunden haben. Vorwiegend kleine Existenzen stehen auf dem Spiele. Und wir müssen nach wie vor daran festhalten, daß die Stärkung des kleinen und mittleren Bauernstandes eine unserer ersten wirthschaftlichen Aufgaben ist. Der Tabackbau beschäftigt meistens sämmtliche Mitglieder einer Familie und hält sie davon ab, in die Stadt zu ziehen und sich dort allen möglichen verderblichen Einflüssen auszusetzen. Er consolidirt die Familie. Ich verkenne nicht, daß es sehr schwer hält, die berechtigten Interessen hier auf allen Seiten richtig abzuwägen. Die Lage unserer Reichsfinanzen stellt an die Opferwilligkeit aller Erwerbszweige hohe Anforderungen, aber eine mäßige Verminderung der Opfer der Tabackbauer wäre doch ein relativ geringes Opfer seitens des Reichs und würde andere Interessen wenig oder garnicht schädigen Wenn durch dieses Opfer erreicht werden kann, daß s manche kleine Existenz auf dem Lande gerettet und daß das Prosperiren des Bauernstandes gefördert wird, dann können wir da Kapital nicht besser anlegen; denn es wird sich verzinsen mit der Verstärkung und Ver staatserhaltender Elemente. Sollte jedoch für den Augenblick eine Verminderung der Steuer nicht zu er⸗ reichen sein, so möge man, wie es in den Petitionen verlangt wird, die durch Hagel und Wetterschäden beschädigte Ernte von der Steuer nach Maßgabe der Beschädigung befreien. Die Versicherungsgesell⸗ schaft verlangt heute durchweg eine Prämie von 7 %. Eine so hoh

rämie kann der kleine Bauer nicht zahlen und er läßt seine Ernte daher meist unversichert. Die Calamität liegt darin, daß durch Wetterschaden hauptsächlich die Qualität geschädigt, dagegen bei der Besteuerung die Quantität berücksichtigt wird. Durch die Ausführungs⸗ bestimmungen des Bundesraths könnte wohl auch ohne Aenderung der Gesetzgebung Abhilfe geschaffen werden. Wenn nicht, müßte da Gesetz in diesem Punkte eine Aenderung erfahren. Ich möchte die verbündeten Regierungen bitten, bei ihren Entschließungen in diese Frage auf die Lage eines Landestheils wohlwollend Rücksicht zu neh⸗ men, dessen Bewohner bisher allen socialdemokratischen Bestrebungen herzhaft und getreu Thür und Thor verschlossen haben. 1

Abg. Dr. Bürklin (nl.): Daß die verbündeten Regierungen bei den Steuerprojecten anläßlich der Militärvorlage den Taback aus dem Spiel gelassen haben, ist von den deutschen Tabackbauern sehr dankbar empfunden worden. Diese Thatsache hat aber den Rückgang des deutschen Tabackbaues nicht aufhalten können. Im Jahre 1892 ist der Tabackbau gegenüber dem Vorjahre zurückgegangen um 3800 ha In Bayern wurden vor zehn Jahren noch 5300 ha bepflanzt, 1892 nur noch 2100. Es ist begreiflich, daß angesichts dieser Thatsachen sich eine hochgradige Verstimmung, ja Verbitterung der Tabackpflanzer bemächtigt hat, die in Versammlungen in Speier u. s. w. ihren drastischen Ausdruck gefunden hat. Es ist nicht richtig, daß die Tabackpflanzer von der Gesetzgebung die alleinige Hilfe erwarten Die Leute geben sich sehr viel Mühe mit der Hebung der Qua⸗ lität ihrer Produete. Sie haben auch sehr gute Erfolge er⸗ zielt durch die Auswahl der verschiedenen Sorten, des rich⸗ tigen Bodens und der richtigen Düngungsarten. Sie werden dabei unterstützt von Vereinen und Corporationen und Ausstellungen. Aber dies hilft nicht viel. Der Grund des Rückganges liegt haupt⸗ sächlich in dem Mißverhältniß zwischen Tabacksteuer und ⸗Zoll. Rein arithmetisch betrachtet, ist das Verhältniß zwischen Steuer und Zoll seit 1879 ein günstigeres geworden. Die Viermark⸗Steuer vor 1879 differirte von dem damaligen Zoll um 20 ℳ; die jetzige 45⸗ℳ⸗ Steuer differirt von dem jetzigen 85ℳ⸗Zoll um 40 Es kommt aber hauptsächlich auf das proportionale Verhältniß zwischen Steuer und Zoll an, und dieses war bei dem früheren Steuersatz ein viel günstigeres als jetzt. Das proportionale Verhältniß muß gesetzlich so geordnet werden, daß es 1:3 wird, 1 Inlandssteuer und 3 Zoll; denn nach dem Urtheil aller sachverständigen Kreise ist der ausländische Taback durschschnittlich dreimal soviel werth, wie der inländische Taback. Allerdings ist eine Erhöhung des Zolls im vorigen Jahre mit erheblicher Mehrheit abgelehnt worden; dafür haben wir aber vor zwei Jahren eine Erniedrigung der Tabacksteuer den verbündeten Re⸗ gierungen empfohlen, und ich hoffe, daß diese endlich aus ihrer Reserve heraustreten werden. Geschieht dies nicht, dann wird die Agitation sich gegen das ganze Steuersystem richten, und der Impetus nach einer Veränderung wird so groß werden, daß die gesetzgebenden Factoren demselben werden schließlich nachgeben müssen. Ferner möchte ich bitten, daß alle die so oft und eindringlich vorgetragenen Be⸗ schwerden in Bezug auf die Veranlagung und Erhebung der estehenden Steuer endlich etwas mehr berücksichtigt werden. Die Entschließung des Bundesraths vom 5. Februar 1891, betreffend die Behandlung der Tabackrippen, war eine so kümmerliche Abschlagszahlung, daß sie in Interessentenkreisen gerechtes Befremden erregt hat. (Zustimmung.) Und doch sollte man alles thun, um die Unzufriedenheit zu beseitigen. denn die Tabackbauern sind die arbeitsamsten und genügsamsten Elemente der deutschen Landwirthschaft. Wir wollen hoffen, daß die heutigen wohlwollenden Worte des Staatssecretärs recht bald eine gefetz⸗ geberische Krönung erfahren mögen.

Abg. Der. Barth (dfr.): Ganz gewiß ist die Zoll⸗ und Steuer⸗ gesetzgebung von 1879 nicht ohne Einfluß auf Tabackbau und Taback⸗ fabrikation gewesen, schon wegen ihres Einflusses auft den Taback⸗ consum. Aber nicht der Tabackbau, sondern die Tabackfabrikation hat am meisten darunter gelitten. Die Anbaufläche ist in der Zeit von 1879 bis 1891 im wesentlichen dieselbe geblieben; sie betrug 1886 19 000, 1890 20 114, 1891 18533 ha. Ein stärkerer Rückgang tritt erst im vorigen Jahre auf. Der Geldertrag der Tabackernte in den Jahren 1876 1879 war brutto ziemlich derselbe, wie ein Jahrzehnt später unter der neuen Zoll⸗ und Steuergesetzgebung. Eine Wirkung dieser Gesetzgebung ist also nicht zu verkennen. Daß die Interessenten klagen, ist ja doch seit 1879 eine alltägliche Erscheinung. Wir find 88 1879 gewohnt, gesetzgeberische Prämien auf das Klagen der Producenten zu setzen; kein Wunder, wenn diese auf Kosten der Allgemeinheit höhere Erträge für ihre Pro⸗ duete erzielen wollen. Richtig ist, daß das Jahr 1892 mit 14 700 ha die geringste Anbaufläche aufweist. Aber auch vor 1879 sind ebenso starke, ja noch stärkere Rückgänge in der Anbaufläche erfolgt. Es muß ferner erwogen werden, daß 1891 die Taback⸗ produetion in der ganzen Welt einer ungeheuren Krifis untern⸗ worfen gewesen ist und daß wir in demselben Jahre ganz exorbthante Getreidepreise hatten. Letzteres wirkte ohne weiteres einschränkende auf den Tabackeonsum. 1891 hat auch nicht eine einzige Phantage auf Sumatra einen Pfennig Dividende gegeben, und die Pruduettem wurde ganz kolossal eingeschränkt. Andererseits reizte der so hoch ge⸗ stiegene Getreidepreis die Tabackbauer, sich dem Getreidebamn zustn. wenden, und verwunderlich kann doch der Rückgang der mit Taback bebauten Flächen nach all diesem nicht mehr Für dan Antrag auf Ermäßigung der Steuer hat der geöftde Theilk dan Freisinnigen ver zwei Jahren gestimmt. Aber so schon der Gedutke in der Theorie ist. 8 2— valleda weied die Abündenung Gesetzgebung don 1879 schwerlich in Ansriff Cenommam mergpen. dleidt also dleß der Gedanke der Zeberbebeamc, der der Rapzeranag.