1893 / 90 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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dem Verein bereits vor einiger Zeit ein zinsloses Darlehn von 10 000 auf zehn Jahre I worden. Der Verein beabsichtigt bekanntlich, durch Gründung von Seemannsheimstätten der mit Noth und Elend ringenden Fischereibevölkerung der Ost⸗ und Nordsee den Kampf ums Dasein nach Kräften zu erleichtern. Zu jeder näheren Auskunft sowie zur Uebersendung der Satzungen des Vereins ꝛc. erklärt sich * Seiht ührer Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstraße 16, gern bereit.

Im Ministerium des Königlichen Hauses fand heute unter dem Vorsitz Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin die Jahresversammlung des Frauen⸗Lazarethvereins statt, welcher der General von Grolman, der General⸗Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, die General⸗Aerzte Großheim und Schaper, der Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Pistor aus dem Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath von Roux, als Vertreter des Vaterländischen Frauenvereins, der Präsident des Reichsbank⸗Directoriums Dr. Koch, Professor Küster⸗Marburg, Baurath Kyllmann und Andere beiwohnten. Ihre Majestät die Kaiserin wurde von den Gemahlinnen des Staats⸗Ministers Dr. Delbrück und des Ministers des Königlichen Hauses von Wedel sowie von den Mitgliedern des Cura⸗ toriums empfangen und nach dem großen Festsaal geleitet. Den Jahresbericht erstattete der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Spinola. Das Augusta⸗Hospital, dessen Unterhaltung und Verwal⸗ tung die Hauptthätigkeit des Vereins in Anspruch nahm, hatte im letzten Jahre 1853 Patienten (955 innerliche und 898 chirurgische) mit 54 945 Verpflegungstagen, gegen 1813 Patienten mit 56 605 Verpflegungstagen in 1891 und 1926 Patienten mit 60 097 Verpflegungstagen in 1890. Durchschnittlich wurden im letzten Jahre täglich 150 ¼ Kranke verpflegt, gegen 155 im Vorjahre und 164 ½ in 1890. Die Sterblichkeit betrug in der Abtheilung für innere Krankheiten 17 ½ %, in der chirurgischen Abtheilung 71⁄10 „%l. Operationen wurden 649 ausgeführt. Die Schwesternschaft besteht z. Z. neben der Oberin, Gräfin Arnim, aus zwanzig eingesegneten Schwestern. Die Schwester Elly von Grävenitz schied infolge Verheirathung aus. In der medizinischen Poliklinik wurden 7078 Fälle in 17 263 Con⸗ sultationen, in der chirurgischen Poliklinik 6337 Fälle in 10 600 Consultationen erledigt, Operationen waren 503 erforder⸗ kich Im Pflegerinnenasyl, der dritten Vereinsanstalt, wohnen z. Z. siebzehn Pflegerinnen, die sämmtlich im Hospital Dienste thun. Außer diesen sind z. Z. neun Pflegerinnen in der Charité und je eine im Augustastift in Charlottenburg und im Bethanien⸗Kranken⸗ haus zu Stettin. Sechs der Pflegerinnen waren im letzten Sommer in der Kinderheilstätte in Wyk auf Föhr, drei während der Cholera in Hamburg thätig. Der Privatpflege konnten nur selten Pflegerinnen abgegeben werden. Unter⸗ richtscurse in der Krankenpflege wurden zwei abgehalten; daran haben außer Schwestern und Pflegerinnen auch Damen der höheren Stände theilgenommen. Dem Kassenbericht zufolge betrugen die Gesammt⸗ ausgaben 178 795 gegen 186 546 im Vorjahre. Die täglichen Gesammtkosten eines Kranken betrugen durchschnittlich 3,25 gegen 3,30 im Vorjahre; die reinen Verpflegungs⸗ kosten stellten sich auf 93,20 gegen 95,37 im Vorjahre. Das Hospital hatte 136 130 eigene Einnahmen, 42 369 gingen an Beiträgen, Geschenken und Zinsen ein. Aus dem Vermögen mußten 295,86 zugeschossen werden, gegen 8418 Zuschuß im Vorjahre. Das Kapitalvermögen des Vereins beläuft sich auf 600 000 In das Curatorium sind an Stelle des ausgeschiedenen General⸗Arztes Mehlhausen und des Geheimen Commerzien⸗Raths Heck⸗ mann der Bankier Hardty und Baurath Kyllmann eingetreten.

Nach den Witterungs⸗Beobachtungen des Königlichen Meteorologischen Instituts hatte ebenso wie der Fhgast auch der ver⸗ gangene März eine zu hohe Mitteltemperatur. Außer im nördlichen Littauen und im östlichen Hinterpommern, wo der Normalwerth eben gerade erreicht wurde, betrug die positive Abweichung überall mindestens

einen Grad, in Mittelschlesien, Thüringen und im Südwesten der Monarchie Fear zwei Grad und darüber. Besonders zu warm war es um die Mitte der zweiten Dekade, wo die Temperatur um 4 bis 9 Grad über dem vieljährigen Durchschnitt lag. Um so fühlbarer machte sich dann aber eine unmittelbar darauf folgende kurze Kälte⸗ periode. Im übrigen hielt sich die Temperatur zumeist um 1—2 Grad über dem Mittel. Die Niederschläge waren fast überall und zwar recht erheblich zu gering; mehrfach ist kaum die Hälfte der normalen Menge gefallen. Allein in 1“ in der Lausitz und in der Lüneburger Haide zeigte sich ein geringer Ueberschuß. Zu Beginn der zweiten Dekade traten im mittleren Norddeutschland auch Gewitter 8 welche meist von Graupel⸗ und Hagelschauern begleitet waren. Dauernd mit Schnee bedeckt war der Boden in Masuren und auf dem Hochgebirge, während sonst nur um den 19. eine geringe Schneedecke beobachtet wvurde. Im Westen blieb vielfach der Erd⸗ boden den ganzen Monat schneefrei. Im ersten Drittel des Monats beeinflußten Depressionen, welche nördlich vorbei⸗ zogen, die Witterung in Norddeutschland derartig, daß bei meist westlichen Winden und bewölktem Himmel die Temperatur mit ge⸗ ringen Schwankungen ein wenig über der normalen lag. Um den 12. entwickelte sich über Südost⸗Europa ein Maximum, dem Minima im Norden gegenüberstanden; es trat südliche Luftströmung und damit schnelle Erwärmung ein, sodaß bis zum 16. warmes Wetter vor⸗ herrschend wurde. Das Depressionsgebiet verlagerte sich hierauf nach Osten, und da gleichzeitig von Westen her hoher Luftdruck vorrückte, ging der Wind nach Norden um und brachte deshalb einen starken Temperaturrückgang mit. Vom 20. ab umfaßte die von Westen her⸗ anziehende Anticyklone ganz Deutschland, es wurde allmählich heiter und unter dem Einflusse der Sonnenstrahlung, da die Wetterlage die⸗ selbe blieb, bis zum Monatsschluß auch wärmer.

Der Königliche Polizei⸗Präsident erläßt folgende Bekanntmachung: „Es ist in früheren Jahren die Wahrnehmung gemacht worden, daß die auf den feilgehaltenen Mineralwässer, wie Selterser, Sodawasser u. a. m., an die Abnehmer meist eiskalt verabfolgt werden. Da der Genuß so kalten Wassers, welches schon in normalen Zeiten leicht ernste Verdauungsstörungen von längerer Dauer nach sich zieht, für den Fall des erneuten Drohens der Cholera die Neigung zu ähnlichen Erkrankungen noch befördern müßte, so wird das Publikum bei dem Beginn der wärmeren Jahreszeit vor dem Genuß eiskalter Getränke überhaupt, insbesondere aber der Mineralwässer in derartigem Zustande, hierdurch gewarnt.“

Im Circus Renz, dessen Director Herr Franz Renz un⸗ ermüdlich thätig ist, um das Publikum durch stets neue auserwählte künstlerische Darbietungen zu fesseln, fand, am Sonnabend eine Parade⸗Gala⸗Vorstellung zum Besten der Geschwister Fräulein Clotilde und Helga Hager statt, die außerordentlich gelungen verlief. Namentlich erregten der Riesensprung des Herrn Lavater Lee über dreißig Mann mit aufgepflanzten Bajonetten, das Auftreten der Equilibristen Fräulein Marietta und Herrn Belloni mit ihren abgerichteten Kakadus, die Jockeyreiterin Fräulein Edith, der Volti⸗ geur Herr Gustav, die Clowns Oscar und Lavpater Lee und ganz be⸗ sonders Herr Director Renz mit den in Freiheit dressirten auch das Fener ohne Scheu durcheilenden vier arabischen Vollblut⸗Schimmel⸗ engsten (Fahnenpferde) wieder Bewunderung und Interesse. Den beiden beliebten Benefiziantinnen wurde an diesem ihrem Ehrentage Gelegenheit gegeben, sich in mehreren hervorragenden neuen Leistungen dem Publikum zu zeigen. So ritt Fräulein Helga Hager zum ersten Mal das Schulpferd „Beautiful“, während Fräulein Clotilde Hager mit Herrn Gaberel zusammen, beide in andalusischen Costümen, in der Doppelschule zum ersten Mal den „El Bolero“, und zum Schluß den arabischen Vollbluthengst Cyd und den Steiger Solon vorführte. Die zahlreichen Zuschauer be⸗ zeugten durch lebhaften Beifall und viele Blumenspenden in den kunstvollsten Formen den freudigen Antheil, welchen sie an dem Er⸗ folge dieser zum Vortheil der beiden Reitkünstlerinnen veranstalteten Vorstellung nahmen. Auch dieser Abend wurde wie gewöhnlich mit

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der großen Ausstattungs⸗Pantomime „Ein Künstlerfest“ effectvoll beschlossen.

Stuttgart, 15. April. Bei einem in dem Orte Calm bach (Württembergischer Schwarzwald) Nachts ausgebrochenen Feuer drang, wie „W. T. B.“ meldet, der Mechaniker Hausmann in das obere Stockwerk des brennenden Hauses, um vier daselbst schlafende Kinder zu retten, fand aber mit dreien der Kinder in den Flammen hinen Tod; das vierte Kind sprang zum Fenster hinaus, blieb daran

ängen und wurde schwer verletzt.

Chicago, 13. April. Allmählich 8 wie das „R. B.“ be⸗ richtet, aus den kleinen Städten und Dörfern, die von dem Cyklon (vergl. Nr. 88 d. Bl.) am 11. d. M. Abends heimgesucht worden sind, Nachrichten ein, und es zeigt sich, daß neben der fast unberechen⸗ baren Zerstörung von Hab und Gut viele Verluste an Menschenleben zu beklagen sind. Eine Menge Gebäude auf den Gehöften sind vom Erdboden gleichsam wegrasirt, die Obst⸗ und Getreideernte ist zerstört und der lebendige Viehbestand arg verstümmelt und decimirt worden. Der Sturm wüthete besonders im südlichen Dakota, die schlimmsten Verheerungen richtete er jedoch in Missouri an. Hier wurden in Higginsville acht Personen getödtet und drei so schwer verletzt, daß man an ihrem Aufkommen zweifelt; 25 sind mehr oder weniger schwer verletzt. In Coudry wurden sieben Menschen getödtet und ebenso viele verwundet. In Hawkins Bank wurden acht getödtet und 25 verletzt; zu Lexington acht getödtet und drei verletzt; zu Steelville sieben getödtet u. s. w. Welche Menschenverluste auf den Bauern⸗ höfen und den verstreut liegenden Gehöften zu beklagen sind, weiß man noch nicht; auf einer Farm sind dreizehn Personen verletzt worden. Alles, was dem Sturmwind im Wege 1. wurde fortgefegt oder zu Boden geschleudert. In Robinsonvpille, einem kleinen Dorfe von 300 Einwohnern, ist kein Haus stehen geblieben. Der Cyklon brach über das Dorf herein in der Art einer trichterförmigen Wolke und brachte dreißig Menschen, meist Negern, den Tod. In Indian Creek kamen 25 farbige Kinder durch den Zusammenbruch des unter den Windstößen zusammen⸗ stürzenden Schulhauses um. Einer der Lehrer, der deabei getödtet wurde, war eben erst mit knapper Noth dem h Cyklon in Tunica entronnen. Gestern Abend brach ein neuer furchtbarer Cyklon auch über Michigan herein, der Bäume entwurzelte, Dächer abhob und forttrug, Häuser zum Einsturz brachte u. 2 w. Der Geschäftstheil der Stadt Ypsilanti ist vollkommen zerstört worden. Arg E wurden ferner die Städte Saline, Chesterfield, Royal Oak, Rea und Clarksville. Die erstgenannte Stadt soll änzlich zerstört worden sein. Bei Chesterfield richtete der Sturm ein

isenbahnunglück an; zwei Wagen, die auf einem Nebengeleise der Grand Trunk⸗Eisenbahnlinie standen, wurden auf das Hauptgeleise gerade dem heranbrausenden Erpreßzug von Toronto entgegengeschleu⸗ dert. Die Gewalt des Zusammenpralls war so stark, daß die Wagen sich übereinander thürmten. Wunderbarerweise aber kamen die Fahr⸗ gäst⸗ mit dem Schrecken davon, nur der Schaffner des Packwagen. üßte das Leben ein. Aehnlich lauten die Berichte aus Westkansas

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Athen, 17. April. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden kachrichten wurden heute früh durch ein neues Erdbeben in der Stadt Zante die meisten der noch erhalten gebliebenen Häuser zerstört. Etwa zwanzig sollen dabei getödtet und sehr zahlreiche Personen verwundet worden sein.

Washington, 17. April. (W. T. B.) Der Senat hat sich am Sonnabend auf unbestimmte Zeit vertagt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Montag:

Erste Gastvorstellung der Frau Ilka

Wetterbericht vom 17. April, 8 Uhr Morgens. Lü.. =

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22) Böig, Nachts Graupenschauer. ²) Nachts Reif, früh Schneefall. ³) Schnee. Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone hohen Luftdruckes erstreckt sich von der nördlichen Nordsee südwärts über Frankreich hinaus nach dem Mittelmeer; ein tiefes Minimum lagert vor dem Weißen Meere. Dementsprechend wehen über Skandinavien und Umgebung starke, stellenweise stürmische nördliche und nordwestliche Winde, unter deren Einfluß die Temperatur überall herabgegangen ist. Auch in Deutschland sind nörd⸗ liche und nordwestliche Winde bei trüber Witterung und Niederschlägen vorherrschend; die Temperatur liegt in Nord⸗ und Mitteldeutschland 2 bis 7 ½ Grad unter, dagegen in Süddeutschland, bis zu 4 Grad über dem Mittelwerthe, Fortdauer der kühlen Witte⸗ rung erscheint demnächst noch wahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

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Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Op haus. 96

pern⸗ Vorstellung. Fideli Oper in 2 Acten

von L. van Beethoven. Text nach dem Französischen von F. Treitschke. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.

Anfang 7 Uhr. (am Schiffbauerdamm 4/5.)

Neues Theater 103. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Auf⸗ zügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. 8

Mittwoch: Opernhaus. 97. Vorstellung. Bajazzi Pagliazzi). Oper in 2 Acten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaf. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Vorher: Djamileh. Romantische Oper in 1 Act von G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Tanz von E. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 104. Vorstellung. Der Widerspenstigen Zäh⸗ mung. Lustspiel in 4 Aufzügen von William Shakespeare, nach der Uebersetzung von Wolf Graf Baudissin (Schlegel⸗Tieck), für die deutsche Bühne bearbeitet von Robert Kohlrausch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Gruhe. Anfang 7 ÜUhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Zwei glück⸗

liche Tage. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Talisman. 8 Donnerstag: Romeo und Julia. 1 1 1b

Berliner Theater. Dienstag: Das Käthchen

von Heilbronn. Anfang 7 Uhr. 16 Mittwoch: Der Hüttenbesitzer. Donnerstag: Die Journalisten.

Lessing-Theater. Dienstag: Die Boheme. Anfang 7 ½ Uhr. v“ Donnerstag: Hanna Fae Sonnabend: Zum 1. Male: Brave Leut’ vom Grund. Wiener Volksstück von Ludwig Anzen⸗ gruber. Vorverkauf an der Tageskasse.

Wallner-Theater. Dienstag: Sodoms Ende.

Anfang 7 ½ Uhr. 1 Mittwoch: Die große Glocke.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Dienstag: Der arme Jonathan. Operette in 3 Acten von Lg Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Pariser Leben. Komische Operette in 4 Acten nach dem Französischen der Meilhac und Halévy von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Anfang 7 Uhr.

8 Die Welt⸗Ausstellung in Chicago.

von Palmay. Zum Male: Mamselle Nitouche. Vaudeville mit Gesang in 3, Acten von H. Meilhac und A. Millaud. Deutsch von Richard Genée. Musik von Hervé.

Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag (letzte Woche): Die beiden Champignol. (Champignol malgré Iui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallidres. Deutsch von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 4. Male: Das neue Kleid. Plauderei in 1 Act von Heinz Tovote. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Mittwoch: Herbstzeiten. Lustspiel in 1 Act von August Strindberg. Hierauf: Die beiden Cham⸗ pignol.

Sonnabend: Zum 1. Male: in 3 Acten von Max Halbe.

Kroll’s Theater. Lucia. Melodrama in 2 Acten von Tasca. (Rosella: Gemma Bellincioni; Ciccillo: Roberto Stagno, als Gäste.) Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Vorletztes Gastspiel der Signorina Franceschina Hees Lucia von Lammermoor.

Billets vorher an der Theaterkasse.

Jugend. Drama

Dienstag: A Santa

Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/⁄8. Dienstag (vorletzte Woche): Mit neuer Aus⸗ stattung: Die Reise um die Welt in achtzig 1b Großes Ausstattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arrangirt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Theater Unter den Linden. Dienstag: Die deutsche Abtheilung in dem populären Ausstattungs⸗ Ballet Columbia. Vorher: Zum 93. Male: Lachende Erben. Operette. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗-Theater. Dienstag: Zum 17. Male: Goldlotte. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theil⸗ weise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Goldlotte.

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Dienstag: Zum 1. Male: Der Herzogsmüller. Volksdrama in 4 Acten von C. Mallachow. Anfang

7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

8 . Berlin: Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Ba Geöffnet von ven 86 b (Lehrter Bahnhof)

Circus Renz (Carlstraßev.) Dienstag, Abends

7 ¼ Uhr: ᷓEin Künstlerfest.

Große Ausstattungs⸗Pantomime vom Hofballet⸗ meister A. Siems. Mit überraschenden Licht⸗ und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge⸗ sammten Personals. Neue Einlagen mit groß⸗ artigen Lichteffecten. Kinder⸗Orchester neu besetzt, neue Musik. 2n Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant⸗ Feuerwerk. Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. Concurrenzschule, üehh von den Damen Frls. Clotilde Hager und

ceana Renz. Hippologisches Potpourri von 40 der edelsten Freiheitspferde, vorgeführt vom Director

Franz Renz ꝛc. Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Große Vorstellung

mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.

☛☛ Schluß der Saison am 2. Mai. Nur noch einige Aufführungen von „Ein Künstlerfest’.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe Herse mit Hrn. Can⸗ didat der Log Gotthold Werner (Posen). Frl. Else von Gottberg mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Friß von Petersdorff Eaees

Verehelicht: Hr. Amtsrichter Thienel mit Frl⸗ Fefanün- Croll (Kupp). Hr. 8 W. von Tiele⸗ Winckler mit Frl. Dora von Ernsthausen (London).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Dr. Hüber (Rastenburg). Hrn. Prem.⸗Lieut. M. von Roques (Hannover). Hrn. Prem.⸗Lieut. von Morozowicz (Berlin).

Gestorben: Hr. Referendar und Rittergutsbesitzer Siegismund von Mutius (Altwasser). Fr. Ober⸗ Amtmann Therese Iffland, geb. Bahr (Berlin). Hr. Rittergutsbesitzer Hermann von Werns⸗ dorff (Groß⸗Polleyken). Verw. Fr. Pastor Olga Tessmar, geb. von Borcke (Potsdam). Verw. Fr. Superintendent Marie Schliep, geb. Schallehn, (Wollin).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.,

Verlag der Expedition (Scho lz). 1

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

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Berlin, Montag, den 17. April

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Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

6l1. Sitzung vom Sonnabend, 15. April.

Die Rede, mit welcher der Minister der öffentlichen Ar⸗ beiten Thielen die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staatseisenbahnnetzes, einleitete, hatte folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Der vorliegende Gesetzentwurf, betreffend die Er⸗ weiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staats⸗ eisenbahnnetzes, unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht und, wie ich wohl annehmen darf, zu seinem Vortheil von seinen Vorgängern. Trotzdem daß die in dem Gesetzentwurf seitens der Staatsregierung erbetene Creditbewilligung wenig mehr als die Hälfte des im vorigen Gesetz bewilligten Betrages ergiebt, sind doch diejenigen Ausgaben, welche sich auf die eigentlichen Zwecke des Gesetzes, die Erweiterung des Netzes und die bessere Ausrüstung desselben beziehen, erheb⸗ lich größer als im vorigen Jahre. Während das vorzährige Gesetz für den Bau neuer Linien den Betrag von 26 289 000 vor⸗ sieht, wirft der vorliegende Gesetzentwurf 31 487 000 ℳ, also rund 5 200 000 mehr aus.

Für die Vermehrung der Betriebsmittel auf den bestehenden Linien eröffnete das vorjährige Gesetz einen Credit von 10 Millionen, der diesjährige Entwurf, falls seine Annahme erfolgt, einen solchen von 15 Millionen.

Kosten für Umbauten von Bahnhöfen, für Herstellung neuer Geleise finden Sie im vorliegenden Gesetzentwurf nicht vor. Die⸗ selben sind, wie die Herren wissen, in das Extraordinarium des Etats für die Staatseisenbahnverwaltung aufgenommen, von welcher Stelle, wie ich annehmen darf, sie auch in Zukunft nicht werden entfernt werden.

Der Rest der Vorlage besteht in Nachforderungen für solche Bauten, welche durch frühere Gesetze bereits bewilligt worden sind. Aber auch in diefer Beziehung unterscheidet sich der vorliegende Gesetzentwurf wesentlich zu seinem Vortheil von dem vorjährigen. Während die Staatsregierung im vorigen Jahre in der unangenehmen Lage war, Sie um eine Bewilligung eines ergänzenden Credits von 13 Millionen für bereits bewilligte Bauten bitten zu müssen, hat sie sich in diesem Jahre auf den Betrag von 1 251 000 beschränken können. Ganz unausgefüllt wird leider diese Rubrik auch in Zukunft wohl nicht bleiben. Auch bei der vorsichtigsten Veranschlagung und bei der spar⸗ samsten Bauausführung werden ungünstige Einflüsse, mögen dieselben nun bestehen in einer steigenden Conjunctur des Arbeits⸗ und Materialienmarktes, oder in nicht vorauszusehenden Hindernissen und Schwierigkeiten bei der Bauausführung, oder auch vielleicht in einer unzureichenden Voraussicht der für die Kosten der Bauausführung ausschlaggebenden Momente, hier und da eine Nachforderung unver⸗ meidlich machen. So lange die Nachforderung innerhalb gewisser Grenzen bleibt, und so lange andererseits Ersparnisse gegenüber den bewilligten Crediten nicht nur diese Mehrforderung ausgleichen, sondern auch den Beweis liefern, daß im Durcchschnitt die Ver⸗ anschlagungen richtig sind und die Bauausführung eine wirthschaftliche gewesen ist, werden meines Erachtens derartige Nachforderungen weder der Staatseisenbahnverwaltung zum Vorwurf gereichen, noch für die Staatsfinanzen zu irgend welchen Besorgnissen Veranlassung bieten.

Außer diesen Nachforderungen finden Sie in dem Gesetzentwurf einen Betrag von 350 000 ℳ, der lediglich aus dem Grunde hier und nicht im Extraordinarium des Etats vorgesehen worden ist, weil der Bau, welcher mit diesem Betrage ausgeführt werden soll, nämlich die Beseitigung einer Straßenniveaukreuzung, als eine nothwendige Ergänzung des durch das Gesetz vom 11. März 1888 genehmigten Umbaues des Bahnhofs in Osnabrück anzu⸗ sehen ist.

Was nun den ersten und wichtigsten Theil der Vorlage betrifft, nämlich die Erweiterung des Staatseisenbahnnetzes, so nehme ich keinen Anstand, auch in diesem Jahre, wie im Vorjahre, anzuerkennen, daß die Vorlage im Falle ihrer Bewilligung nur einen verhältniß⸗ mäßig geringen Theil derjenigen Wünsche erfüllt, welche auf die Her⸗ stellung von Nebenbahnen im Bereich des Staatseisenbahnnetzes ge⸗ richtet sind. In allen Theilen des Landes besteht eine große Zahl von alten und neuen Projecten, deren baldigste Herstellung durch die Staatseisenbahnverwaltung von den Betheiligten dringend gewünscht, von den Provinzialbehörden befürwortet und von der Staatsregierung wenigstens theilweise als ein öffentliches Verkehrsbedürfniß an⸗ erkannt ist. 1

Wenn trotzdem der diesjährigen Vorlage eine weitere Aus⸗ dehnung nicht gegeben ist, so liegen die Gründe hierfür offen zu Tage. Die allgemeine Finanzlage des Staats legt der Staatsregierung die Pflicht auf, auch auf diesem Gebiete eine vor⸗ sichtige Beschränkung eintreten zu lassen.

Es ist ferner aus allgemeinen wirthschaftlichen Rücksichten durch⸗

aus geboten, mit der Herstellung neuer Bahnen im Bereich des

Eisenbahnnetzes in einem gewissen ruhigen und thunlichst gleichmäßigen Tempo vorzugehen, an Neubauten nicht mehr auf sich zu nehmen, als mit den vorhandenen Kräften der Verwaltung auch wirklich be⸗ wältigt werden kann, und was die Beschaffung der Betriebsmittel be⸗ trifft, die betheiligten Industrien des Landes ohne Ueberstürzung und ohne ungesunde Ueberanstrengung auch zu leisten vermögen.

Es darf auch darauf hingewiesen werden, daß sowohl durch Gesetz als durch Verwaltungspraxis dem Privatkapital ein größerer Raum gegeben worden ist für die Betheiligung an der Ausbildung des in⸗ ländischen Staatseisenbahnnetzes.

Die Staatsregierung wäre übrigens auf Grund ausreichender all⸗ gemeiner Vorarbeiten und auf Grund reifer, zum Abschluß gebrachter Verhandlungen mit den betheiligten Kreisen nicht in der Lage gewesen, derdiesjährigen Vorlage eine größere Ausdehnung zu geben. Alle Linien, für die die obigen Voraussetzungen heute zutreffen, haben in der Vor⸗

lage ihre Aufnahme gefunden. Wenn bisher nicht in dem vielfach im

Lande gewünschten und erwarteten Maße die Betheiligung des Privat⸗ kapitals an der Ausdehnung des Eisenbahn⸗ insbesondere des Klein⸗ bahnnetzes in die Erscheinung getreten ist, so ist das, meine Herren, zunächst auf den formalen Umstand zurückzuführen, daß der hauptsäch⸗ lichste Factor, das Kleinbahngesetz, erst seit einem halben Jahre in Kraft getreten ist, und daß demgemäß die Vorstadien vor der Con⸗ cessionirung nur bei einzelnen der in Aussicht genommenen Projecte haben erledigt werden können. Trotzdem ist eine Reihe von Concessionen bereits jetzt ertheilt, und eine große Anzahl von Concessionen sind dem günstigen Abschlusse zur Zeit nahc. Ich behalte mir vor, noch im Laufe der gegenwärtigen Session dem Landtage eine Uebersicht über den Stand der Ent⸗ wickelung des Kleinbahnwesens vorzulegen und dieser Uebersicht eine Nachweisung hinzuzufügen über die Concessionen und Vorconcessionen, welche für Eisenbahnbauten im Sinne des Gesetzes vom 3. November 1838 ertheilt sind.

Meine Herren, bezüglich der Begründung der einzelnen im Gesetz⸗ entwurf vorgesehenen Neubauten, glaube ich mich auf die Ausfüh⸗ rungen in den betreffenden Denkschriften beziehen zu dürfen, ebenso bezüglich der im Gesetze vorgesehenen Nachforderungen und der Be⸗ gründung für die Bewilligung eines Credits von 15 Millionen für die Beschaffung von Betriebsmitteln. In letzterer Beziehung sind der Denkschrift ausführliche ziffermäßige Beläge beigegeben über den heutigen Stand und über das Bedürfniß der Beschaffung neuer Be⸗ triebsmittel.

Erwähnen möchte ich hier nur noch kurz, daß, abweichend von dem Vorgehen bei früheren Gesetzen, in dem gegenwärtigen Gesetzentwurf eine der Vermehrung der Betriebsmittel auf den bestehenden Linien entsprechende Erweiterung der Werkstattanlagen nicht vorgesehen ist. Die Staatsregierung glaubt vorläufig trotz der Vermehrung der Be⸗ triebsmittel noch mit den vorhandenen Werkstattanlagen und Einrich⸗ tungen auskommen zu können, namentlich dann, wenn, was angestrebt wird, die Werkstätten sich auf ihre eigentliche Aufgabe, die Reparatur⸗ arbeiten, beschränken und für die Anfertigung größerer Mengen von Vorrathsstücken die Privatindustrie heranziehen.

Meine Herren, mit diesen kurzen einleitenden Worten möchte ich mir gestatten, den vorliegenden Gesetzentwurf Ihrer freundlichen, wohlwollenden Beurtheilung zu empfehlen und Sie zu bitten, aus denselben erneut zu entnehmen, daß die Staatsregierung nicht gewillt ist, ihre Arbeiten auf dem Gebiete der Erweiterung des Staatseisen⸗ bahnnetzes einzustellen, vielmehr trotz der Finanzlage des Staats, trotz der durch das Kleinbahngesetz geschaffenen anderen Lage, trotz der größeren Betheiligung, welche dem Privatkapital heute an der Her⸗ stellung neuer Schienenwege zugestanden wird, es als ihre Aufgabe betrachtet, nach wie vor diejenigen Linien, welche, durch ein öffent⸗ liches Verkehrsbedürfniß bedingt, sich als eine nothwendige, ersprießliche Ergänzung des Staatseisenbahnnetzes darstellen, ihrerseits auszuführen. (Beifall.)

Im weiteren Verlauf der Berathung (siehe den Bericht in der Sonnabend⸗Nummer d. Bl.) sprachen zu der Vorlage noch folgende Abgeordneten:

Abg. Seer (nl.) empfahl die baldige Inangriffnahme der Linie Bromberg—Znin. 3 t

Abg. Hollesen (nl.) erinnerte an die projectirte Eisenbahn von Kiel nach Rendsburg und weiter bis Itzehoe und erklärte es für ein dringendes staatliches Bedürfniß, daß diese Bahn bis dahin fertig gestellt sei, wo der Nord⸗Ostsee⸗Kanal fertig sein werde, also im Jahre 1895. Redner bat den Minister, damit die Sache rasch zur Ent⸗ scheidung komme, dahin zu wirken, daß entweder dem Consortium, welches sich zur Ausführung des Projects gebildet habe, die betreffende Concession ertheilt, oder daß dem Hause im nächsten Jahre eine darauf bezügliche Vorlage gemacht werde. 1

Abg. Schultz⸗Lupitz (freicons.) meinte, es sei eine Erweiterung des Eisenbahnnetzes in größerem Maßstabe nothwendig, als es jetzt geschehe. Landwirthschaft und Industrie lägen darnieder und könnten nur durch Verbesserung der Verkehrswege gefördert werden. Die Ghe seien so niedrig wie selten, deshalb könne man jetzt billig auen.

Abg. Freiherr von Dalwigk⸗Lichtenfels (Centr.) empfahl eine Verbesserung der Bahnhofsverhältnisse in Koblenz.

Abg. Lerche (dfr.) trat für eine Bahn von Nordhausen nach Wernigerode ein. 8

Abg. Dr. Porsch (Centr.) befürwortete den endlichen Ausbau der Linien Neurode Reichenbach, Rückers —Glatz und Glatz— Landeck.

Abg. von Foelkersamb (cons.) bezeichnete ebenfalls die Auf⸗ wendung für neue Bahnlinien in der Vorlage als eine zu geringe; namentlich sei Ostpreußen zu wenig berücksichtigt. 3 Abz. Timm (nl.) wies darauf hin, daß die Provinz Schleswig⸗ Holstein in der Vorlage gar nicht bedacht sei, während dort noch wichtige Gebiete der Aufschließung und die Haupt⸗Eisenbahnsysteme der Verbindung entbehrten, namentlich auch der Verbindung mit der Mündung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals. Am leichtesten und kürzesten würde eine solche herzustellen sein durch eine Eisenbahn Oldesloe Elmshorn oder Oldesloe Barmstedt. Er bitte den Minister, diese Eisenbahnverbindung mit in erster Linie ins Auge fassen zu wollen.

Ferner brachten noch die Abgg. Hitze (Ctr.), Knebelsnl.), Damink (cons.), Broekmann (Ctr.), Schenck (dfr.), Frei⸗ herr von Loë (Ctr.), Mooren (Ctr.), Krebs (Ctr.) und Freiherr von Eynatten (ECtr.) verschiedene locale Wünsche in Bezug auf neue Eisenbahnlinien vor. 6 Die Vorlage wurde schließlich der Budgetcommission überwiesen.

Schluß 3 Uhr. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr (Er⸗

Nr. 15 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium deröffentlichen Arbeiten, vom 15. April hat folgenden Inhalt: Vom Reichstagshause (Schluß). Wilhelm Lübke †. Tachymeter mit Tangentenschraube. Fluß⸗ regulirungen und Bodencultur. Vermischtes: Wetrbewerb für Pläne zur Stadterweiterung Münchens. Wettbewerb für den Bau eines Kinderhospitals in Riga. Eisenbahnfachwissenschaftliche Vorlesungen. Sprengung des Domthurms in Berlin. Wettbewerb für eine katholische Kirche in Düsseldorf. Bruch eines eisernen Standrohrs.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen und Antwerpen stellte sich na den Er⸗ mittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts sch nh 1893 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen: Es wurden befördert im März über 1893 q ö1““ 4 979 11111“ andere deutsche Häfen (Stettil)) deutsche Häfen zusammen. Antwerpen

8 836 8 „Ueberhaupt. 10 037 1

Aus deutschen Häfen wurden im März d. J. neben den vorgenannten 8536 deutschen Auswanderern noch 9190 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 5246, Hamburg 3944, Stettin —.

Die Jugend⸗ und Volksspiele in den deutschen Städten im Jahre 1892. .

Die in Deutschland schon seit dem Anfange des Jahrhunderts vorhandene Bewegung für die Wiederbelebung der Jugend⸗ und Volksspiele hat seit dem Beginn der siebziger Jahre durch die Unter⸗ stůtzung hervorragender Schulmänner erhebliche Fortschritte gemacht. Bereits im Jahre 1890 konnte durch eine erstmalige Umfrage bei den deutschen Städten mit 8000 und mehr Einwohnern festgestellt werden, daß nicht wenige von ihnen, namentlich im westlichen und mittleren Deutschland, schon damals durch unentgeltliche Hergabe von Plätzen, Einführung der Beaufsichtigung durch städtische Lehrkräfte u. s. w ein frisches Jugendspiel⸗Leben begünstigten und thatsächlich erzi hatten. Eine Reihe von Städten bewilligte außerdem auch noch be stimmte Geldsummen für die Förderung des Jugend⸗ und Volksspiels.

„Nachdem solchergestalt die Gewißheit erlangt war, daß für di weiteste Verbreitung dieser Bestrebungen ein fruchtbarer Boden vor⸗ handen sei, bildete sich 1891 zu Berlin der „Centralausschuß zur Förderung der Jugend⸗ und Volksspiele in Deutschland“, der in einem unter dem 21. Mai desselben Jahres ergangenen Aufruf seine Wirksamkeit und Ziele etwa in folgenden Worten kennzeichnete: An⸗ regung bei den deutschen Städten zur Schaffung von Spielplätze und zur Förderung der Jugend⸗ und Volksspiele sowie der ver schiedenen verwandten Leibesübungen; Aufforderung zur Bildung be⸗ sonderer Ortsvereine für die angedeuteten Zwecke; Anregung bei den bereits vorhandenen Turn⸗ und ähnlichen Vereinen zur n . bezw. erweiterten Pflege des Spiels für Erwachsene; Abhalten von kostenfreien Vorträgen in allen Landestheilen durch geeignete Persönlichkeiten für den Fall, daß ein wirkliches Füteresse für das Spiel am Orte vorhanden ist; Auskunftsertheilung und kostenfreie Ueberlassung von kurz gefaßten Drucksachen, welche den Einzelnen, der die Spiele im Orte aufnehmen will, im allgemeinen unterrichten und auf die weiteren Belehrungs⸗ guellen hinweisen; Einrichtung von Cursen zur Ausbildung von Lehrern im Spiele unter Anlehnung an geeignete Anstalten und Ver⸗ eine; Aufforderung an die deutschen Städte und Schulanstalten zur regelmäßigen Mittheilung über den Fortgang der bezüg⸗ ichen Einrichtungen am Orte, und auf Grund dieser Mittheilungen regelmäßige Veröffentlichungen über den Stand der Einrichtungen für Jugend⸗ und Volksspiele; Ermittelung des Standes der gleichen Be⸗ strebungen im Auslande, sowie endlich eine publicistische Thätigkeit in der Presse wie in besonderen Schriften.

Diesem vielumfassenden Arbeitsplan ist denn auch der Central⸗ ausschuß gerecht geworden, der die Ergebnisse seiner Thätigkeit im Jahre 1891 in dem Jahrbuch „Ueber Jugend⸗ und Volksspiele“ (Hannover⸗Linden 1892) niederlegte. Die weitere Entwickelung des gemeinnützigen Unternehmens, das in gleichem Maße die freie Be⸗ wegung aller Kräfte, das innige Zusammenwirken von Geist und Körper, die Anwendung und Verwerthung des Erlernten für das Leben fördern will, fassen wir in den nachstehenden Mittheilungen zu⸗ sammen. Wir entnehmen sie dem statistischen Beitrage der populären Mittheilungen des Königlich preußischen Normalkalenders für das Jahr 1894 (Heft II, veränderliche Tafeln), dessen Verfasser der Director des Königlich preußischen Statistischen Bureaus, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Blenck ist. =. Am 15. Januar 1892 wurde diesmal an alle deutschen Städte von 5000 und mehr Einwohnern seitens des „Central⸗ ausschusses“ ein Rundschreiben geschickt, welches in zwölf Fragen Aus⸗ kunft über die an den einzelnen Orten bestehenden Spieleinrichtungen erbat. Im ganzen betrug die Zahl der an die Städte versandten Schreiben 700. Bis zum 26. Januar 1893 gingen 647 Berichte ein, welche sich auf die verschiedenen Anstalten von 587 Städten bezogen; hierunter waren 17 Berichte, welche aus einer gleichen Anzahl von Städten mit weniger als 5000 Einwohnern herstammten.

Die statistische Bearbeitung der bei dieser zweiten Umfrage beantwortet eingegangenen Fragebogen wurde mit Genehmigung des Ministers des Innern vom Königlich preußischen Statistischen Bureau besorgt. Es ergab sich, daß von den berichtenden Städten 388 oder fast zwei Drittel auf Preußen, 46 auf Sachsen, 34 auf Bayern, 23 auf Württemberg, 16 auf Baden, 15 auf Elsaß⸗Lothringen, der Rest auf die übrigen Bundesstaaten entfielen mit Ausnahme von Schwarzburg⸗Sondershausen, Waldeck und Hamburg, von denen gar keine Berichte eingingen. Unter den preußischen Provinzen stand Rheinland mit 73 Städten obenan; ihm folgten Brandenburg s(ein⸗ schließlich Berlin) mit 53, Schlesien mit 51, Westfalen mit 45, Sachsen mit 30, Pommern und Hannover mit je 27, Westpreußen und Hessen⸗Nassau mit je 18, Posen und Schleswig⸗Holstein mit je 17 und endlich Ostpreußen mit 12 Städten, während Hohenzollern unvertreten war.

In vielen von diesen Orten wurden die Jugendspiele in be⸗ sondern Spielstunden oder im Anschlusse an das Turnen u. s. w. getrieben. Bereits in 207 Städten wird das Spiel mit regem Eifer gepflegt, und zwar nicht bloß so, daß die letzten zehn Mmuten der Turnstunden oder die Pausen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden darauf verwendet wurden; sondern in der Weise, daß die Jugend hinauszog und unter Leitung eines oder mehrerer für die Sache ein⸗ tretenden Lehrer sich im Spiele und nur darin übte. Fassen wir alle Städte zusammen, in denen 1892 überhaupt dem Jugendspiele Beachtung geschenkt ward, so zählen wir ihrer 371; in 211 weiteren Orten waren die Jugendspiele nicht ver⸗ treten; 15 Städte wollten sie erst einführen und von zwei Berichten war die Herkunft nicht zu ermitteln. Die Anstalten betheiligten sich am Spiele in der Weise, daß an den Gymnasien 97 (unter Einschluß je zweier Pädagogien bezw. Lyceen), von Progymnasien 15 jene trieben. Realgymnasien mit Spielübung wurden 32, Real⸗Progymnasien 24, Realschulen und Ober⸗Realschulen 53 und 4 gezählt. Bei den Seminaren finden wir das Spiel in 22, bei den höheren Mädchen⸗ schulen in 20 eingeführt. Von Bürger⸗, Mittel⸗, Stadt⸗, Latein⸗ u. dgl. Schulen lagen 42 bejahende Berichte vor, von Volksschulen 87. Hinzutraten noch 9 Anstalten verschiedener Art.

Die vorstehenden Zahlen stellen nur Mindestwerthe dar, und die eine oder andere Anstalt betrieb wahrscheinlich noch Jugendspiele, die z. Z. übersehen worden sind. Die künftige, 88 endere Statistik

wird dies ja erweisen. Wir müssen uns ein näheres Eingehen auf

die vorliegende Frage, auf den erziehlichen Werth der Jugendspiele,