Am 30. April d. J. ist nach kurzer Krankheit der Staats⸗ secretär des Reichs⸗Justizamts, Wirkliche Geheime Rath verstorben. Derselbe war am 18. März 1829 als
ohn eines höheren bayerischen Justizbeamten in Zwei⸗ brücken geboren und trat nach beendigtem Studium in den bayerischen Justizdienst ein. Nachdem er verschiedene Richter⸗ stellen in der Pfalz bekleidet hatte, wurde er im Jahre 1866 zum Staatsprocurator am Appellationsgericht der Rheinpfalz und im Jahre 1870 zum Staatsanwalt bei dem Obersten Gerichtshofe in München ernannt. Hier erhielt er im Jahre 1875 die Berufung zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragenden Rath im damaligen Reichskanzleramt, in dessen Justizabtheilung er zunächst thätig war; namentlich an den Verhandlungen über die Reichs⸗Justizgesetze ist er in jener Zeit hervorragend betheiligt gewesen.
Bei der Errichtung des Reichs⸗Justizamts am 4. Januar 1877 trat Herr Hanauer als Director in dies Amt ein. Im Dezember 1886 wurde er mit dem Charakter als Wirklicher Geheimer Rath begnadet und am 2. April 1892 als Staats⸗ secretär mit der Leitung des Reichs⸗Justizamts betraut. Gleich⸗ zeitig übernahm er den Vorsitz in der Commission für die Berathung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs.
Hohe juristische Begabung und ein ungewöhnlich klares und scharfes Urtheil verband sich bei dem Verstorbenen mit unermüdlicher Arbeitskraft und aufopfernder Hingebung an seine amtlichen Pflichten. Den ungewöhnlichen Ansprüͤchen, welche die Verwaltung des Reichs⸗Justizamts in Verbindung mit der Leitung des wichtigen Gesetzgebungswerks an ihn stellte, ist er noch bis wenige Tage vor seinem Hinscheiden in ausgezeichneter Weise gerecht geworden. Für die Reichs⸗ verwaltung bedeutet sein Hinscheiden einen schwer zu ersetzen⸗ den Verlust. Zu seinen hervorragenden Geistesgaben gesellten sich eine seltene Lauterkeit des Charakters und eine schlichte Liebenswürdigkeit des Wesens, welche ihm auch über das Grab hinaus eine warme Verehrung sichern
Bei der Auswahl der für Collecten der Staats⸗ lotterie in Aussicht zu nehmenden verabschiedeten Offiziere der Landarmee findet fortan nach einer zwischen den betheiligten Ressorts getroffenen Vereinbarung die Mitwirkung des Kriegs⸗ Ministeriums nicht mehr statt. Die betreffenden Bewerber haben sich hiernach unmittelbar mit der General⸗Lotterie⸗ Direction in Verbindung zu setzen. Die bereits bei dem Kriegs⸗ Ministerium angebrachten Meldungen bedürfen indeß keiner Erneuerung, da dieselben der b ““ übermittelt sind. Ein Schrifthechse der Bewerber mit dem Finanz⸗ Ministerium ist gleichfalls L1“ da die betreffenden Angelegenheiten nach der bestehenden Geschäftseinrichtung von der General⸗Lotterie⸗Direction bearbeitet werden.
8
Der Chef des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps und General⸗ Inspecteur der Festungen, General der Infanterie Golz hat Berlin verlassen.
Der Commandeur der Garde⸗Cavallerie⸗Division, General⸗ Lieutenant Edler von der Planitz ist von der Reise zur Besichtigung des Manövergeländes hierher zurückgekehrt.
Der Commandeur der 9. Division, General⸗Lieutenant Freiherr von Wilezeck ist mit Urlaub hier angekommen.
Der Vice⸗Admiral Knorr, Chef der Marinestation der Ostsee, ist gestern mit kurzem Urlaub hier eingetroffen.
Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Graf von Lerchenfeld⸗Köfering ist von kurzem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der zur Zeit dem Landrath des Kreises Neustettin zur Hilfeleistung zugetheilte Regierungs⸗Assessor Dr. Rodewald ist der Königlichen Regierung zu Köslin und der bisher im Königlichen Ministerium für Handel und Gewerbe commissarisch beschäftigte Regierungs⸗Assessor Dr. Franke der Königlichen Regierung zu Cchleswig zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. 1
Der Regierungs⸗Assessor Droege zu Bromberg ist an die Königliche Regierung zu Arnsberg versetzt und der Regierungs⸗ Assessor Kirchhoff zu Burgdorf, Regierungsbezirk Lüneburg, der Königlichen Regierung zu Bromberg zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden.
Dem Regierungs⸗Assessor Keller zu Schleswig ist die commissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Karthaus, Regierungsbezirk Danzig, übertragen worden.
Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Haupt aus Merse⸗ burg ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Schlawe, Regierungsbezirk Köslin, und der Regierungs⸗Assessor Dr. Koch zu Potsdam bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Burgdorf, Regierungsbezirk Lüneburg, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Göchaͤsten zugetheilt worden. .“
8 11“
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Gneise Com⸗ mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, ist am 27. April in Havanna eingetroffen und beabsichtigt am 8. Mai nach Newport (Rhode Island, Vereinigte Staaten) in See zu
ehen.
geh S. M. Kreuzer⸗Corvette „Marie“, Commandant Cor⸗ vetten⸗Capitän Freiherr von Lyncker, beabsichtigt am 1. Mai von Valparaiso nach Coquimbo in See zu gehen.
Sachsen.
Das „Dresdner Journal“ veröffentlicht nachstehenden
Erlaß des Ministers des Königlichen Hauses von Nostitz⸗ Wallwitz: 8 Seiner Majestät dem Köni sind aus Anlaß des Allerhöchsten Geburtsfestes aus allen Theilen des Landes von Corporationen und Einzelnen zahlreiche Beweise treuer Theilnahme in mannig⸗ faltigster Form dargebracht worden. Tiefgerührt von diesen Kund⸗ gebungen unwandelbarer Anhänglichkeit und aufs freudigste hiervon bewegt, haben Seine Majestät das Ministerium des Keniglichen Hauses beauftragt, allen Glückwünschenden Allerhöchstihren herzlichen Dank hierdurch auszusprechen.
Ider katholisch
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin haben vorgestern ihren Winteraufenthalt in Cannes beendet. Höchstdie⸗ selben begeben sich den „Meckl. Nachr.“ zufolge über Mailand — wo sie mit Ihren Kaiserlichen Hoheiten dem Großfürsten und der Großfürstin Wladimir, welche von Rom kommen, zusammentreffen — in die Schweiz zu kürzerem Aufenthalt, um so eine allmähliche Rückkehr nach dem Norden anzubahnen. Die Ankunft in Mecklenburg ist, wenn das Befinden Seiner Königlichen Hoheit und das Klima es erlauben, für Mitte Juni in Aussicht genommen.
Sachsen⸗Altenburg. v
Seine Hoheit der Herzog hat sich, wie die „Magd. Ztg.“
erfährt, auf vier Wochen zur Kur nach Baden⸗Baden begeben. Anhalt.
Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs wurde am Sonnabend in der üblichen Weise festlich begangen. Eingeleitet wurde die Feier in Dessau durch eine große Reveille. Am Vormittag wurde von Seiner Hoheit dem Erbgroßherzog die Parade über das in Dessau garnisonirende Bataillon ab⸗ genommen. Die Schulen feierten den Tag durch Festacte. Am Nachmittag waren die höheren Staatsbeamten, das Offiziercorps, die Mitglieder des Gemeinderaths u. s. w. zu einem Festmahl vereint, bei dem der Staats⸗Minister von
Koseritz das Hoch auf den Herzog ausbrachte.
Reuß j. L. Seeine Durchlaucht der Fürst ist aus Italien am 7. v. M. wieder auf Schloß Osterstein eingetroffen
114“
Der Stapellauf des Rammkreuzers „Maria Theresia“ hat, wie aus Triest gemeldet wird, am Sonnabend in An⸗ wesenheit des Erzherzogs und der Erzherzogin Carl Ludwig, des Erzherzogs Ludwig Victor sowie einer überaus zahlreichen E1“ stattgefunden. Den Taufact vollzog die Erzherzogin Carl Ludwig. Die Ansprache des Admirals Freiherrn von Sterneck beantwortete die Erz⸗ herzogin mit folgenden Worten:
„Begeistert schließe ich mich der Feier an, die heute unsere Kriegsmarine begeht, einem Freudenfest für unser schönes Oesterreich⸗ Ungarn, und gedenke in Ehrfurcht aufblickend der hohen Gestalt der großen Kaiserin und Königin, deren Andenken wir heute erneuern. Immer unverändert leuchtend steht ihr erhabenes Beispiel vor uns.
So sei denn ihr glorreicher Name in diesem mächtigen Stahlbau⸗
verewigt! Treu, heldenmüthig und ausdauernd möge das Schiff sich bewähren! Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät unseres Allergnädigsten Herrn taufe ich dich mit dem Namen „Kaiserin und Königin Maria Theresia“!“ 1
Im Laufe des Vormittags traf das nachstehende, vom Kaiser an den Marine⸗Commandanten, Admiral Freiherrn von Sterneck gerichtete Telegramm in Triest ein:
„ „Der Mir gemeldete glückliche Stapellauf des Rammkreuzers „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ bietet Meiner Kriegsmarine eine Verstärkung, deren Werth von ihren technischen Fortschritten beredtes Zeugniß giebt. Möge das den Namen der großen Monarchin tragende Schiff, welches in die Fluthen tauchte, allezeit beitragen zur Ehre und zum Ruhme Meiner braven Kriegsmarine!“
Später wohnte der Erzherzog Carl Ludwig der Aus⸗ ladung des aus Japan zurückgekehrten Lloyddampfers „Gisela“ bei und dinirte alsdann mit dem Erzherzog Ludwig Victor bei dem Baron Reinelt. Abends fand bei Baron Reinelt Concert und Ball statt, denen auch die Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie beiwohnte. Ueberall, wo die Erz⸗ herzoge sich zeigten, wurden sie mit Jubel begrüßt.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer vorgestrigen Sitzung, wie „W. T. B.“ berichtet, mit 171 gegen 5 Stimmen den Antrag Villebois⸗Mareuil auf Ausschließung der ausländischen Coulissiers von der Börse angenommen. Der Deputirte Lasserre befragte sodann die Regierung über eine vaterlandsfeindliche Broschüre, welche gelegentlich des Eisenbahn⸗ arbeiter⸗Congresses vor der Arbeitsbörse vertheilt worden wäre. Der Arbeits⸗Minister Viette erwiderte, der Verfasser dieser Broschüre sei ein Ausländer, welcher die französischen Arbeiter nicht kenne. Die französischen Arbeiter derartige Broschüren und stellten ihr nationales Pflichtgefühl über die Geltendmachung ihrer Forderungen. Sie seien alle bereit, dem ersten Rufe des Kriegs⸗Ministers Folge zu leisten. Die Kammer nahm hierauf den Gesetzentwurf über die Orga⸗ nisirung des landwirthschaftlichen Credits an.
Wie verlautet, hat Constans den ihm angebotenen Botschafterposten in Rom abgelehnt.
Von gut unterrichteter Seite wird gemeldet, die seit Jahresfrist gesperrten Bezüge von acht Bischöfen seien restituirt, nur gegenüber dem Erzbischof von Aix sei die Sperrmaßregel noch aufrecht erhalten worden. 1
Während der letzten April⸗Dekade überstiegen die Rück⸗ zahlungen der Sparkassen dem amtlichen Ausweis zu⸗ solge die Einlagen um 6 Millionen Francs; die Renten⸗ verkäufe betrugen 12 Millionen Francs.
“ Rußland.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ besteht die in Livadia erfolgte Erkrankung des General⸗Adjutanten von Richter ssiche Nr. 102 des „R.⸗ u. St.⸗A.“), Commandirendem des Kaiserlichen Hauptquartiers, in einer beiderseitigen Lungen⸗ entzündung und in einer Störung der Herzthätigkeit. Die Familie des Erkrankten ist nach Livadia abgereist.
1 Italien.
Wie bereits in Nr. 102 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 29. v. M. mitgetheilt worden ist, empfing der Papst am Sonnabend die Pilger aus Elsaß⸗Lothringen. Der Empfang der Pilger aus Lothringen, die von mehreren in Rom ansässigen Lothringern begleitet waren, im ganzen etwa 250 Personen, fand, wie „W. T. B.“ berichtet, in den Loggien statt. Der Bischof von Metz verlas eine franz ssesche Adresse. Der Papst erinnerte in seiner französisch gehaltenen Erwide⸗ rung an den alten Ruhm der Metzer Katholiken, beglück⸗ wünschte den Bischof dazu, daß er ihm die Vertreter der Katholiken Lothringens ig gürh habe, und sprach die Ueber⸗ zeugung aus, daß der Bischof und seine Gläubigen nach ihrer Rückkehr in die Heimath einen noch 8 Eifer zu Gunsten
hen Werke an den Tag legen würden. Alsdann
i
empfahl der Papst allen Getreuen die engste Vereinigung mit dem Bischof und ertheilte schließlich den Anwesenden den Segen. Hierauf überreichte der Bischof dem Papst ein reich ausgestattetes Album mit Abbildungen von Denkmälern aus Lothringen, das die Inschrift trägt: „Das katholische Lothringen für Leo XIII.“ Der Cardinal⸗Staats⸗ secretär Rampolla wohnte der Audienz bei. Die Pilger aus dem Elsaß und deren in Rom ansässige Landsleute, zusammen über 500 Personen, wurden in der Galleria geografica empfangen. Der Bischof von Straßburg verlas eine lateinische Adresse. Der Papst betonte in seiner Erwiderung, daß er mit dem größten Wohlwollen die Gefühle der Ergebenheit und Treue entgegennehme, welche ihm im Namen der Prälaten, des Klerus und der Getreuen von Straßburg dargebracht würden. Diese Gefühle entsprächen übrigens vollständig den christlichen Denkmälern der Geschichte des Elsaß; denn seit der Zeit seines ersten Apostels, des heiligen Maternus, sei das Elsaß fort und fort mit dem heiligen Stuhl durch unlösbare Bande vereint gewesen. Der Papst erinnerte darauf an seinen Vorgänger Leo IX,, der, früher Bischof in einer kleinen Stadt im Elsaß, jedes Jahr die Gläubigen seiner Diözese nach Rom geführt habe, um dem Papst ihre Huldigungen darzubringen und dessen Segen zu erflehen. Er beglückwünschte die An⸗ wesenden wegen ihrer guten Gesinnungen und ermahnte sie, in denselben auszuharren. Der Papst forderte schließlich die Pilger auf, den Familiensinn zu pflegen und ihre Kinder gut zu er⸗ ziehen. Darauf ertheilte der Papst den Anwesenden den Segen.
Spanien.
In der Sitzung des Senats vom Freitag bot nach einer Meldung des „W. T. B.“ Elduayen der Regierung die Bei⸗ hilfe derconservativen Partei an, um die Insurrection auf Cubag zu unterdrücken. Der Ministerrath hat für die 1.““ des Aufstandes einen Credit von 500 000 Pesetas
ewilligt.
Dee Nachrichten aus Cuba lauten nach einem Telegramm der „Magd. Ztg.“ aus Madrid von gestern bedenklich. In der Provinz Santiago ist der Belagerungszustand ausgerufen worden. Die Bewegung bezweckt den Anschluß der Insel an die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika. Die spanische Regierung hat zwei Kriegsschiffe nach Cuba gesandt.
Bulgarien. 8
Die Wahlen zur Großen Sobranje haben, wie „W. T. B. aus So sia berichtet, gestern in völliger Ruhe und ohne Zwischenfall stattgefunden. Die Betheiligung war sehr lebhaft. Soweit die Resultate aus der Provinz bekannt sind, haben die Candidaten der Regierung die überwiegende Mehrheit erlangt. Sämmtliche Minister sind gewählt. Nach dem Scrutinium begaben sich die Wähler vor die Wohnungen
der Mi ister und brachten diesen Ovationen dar.
Schweden und Norwegen. 8 Der König hat am Sonnabend den Staats⸗Minister Stang empfangen und ihn ersucht, die Bildung eines neuen Cabinets zu übernehmen. Staats⸗Minister Stang erklärte sich dazu bereit. Als muthmaßliche Mitglieder des neuen Ministeriums werden dem „W. T. B.“ zufolge genannt: Motzfeldt für das Staats⸗Ministerium in Stockholm, Professor Hagerup: Justiz, Bonnevie oder Pastor Knub⸗ sen aus Drammen: Unterricht, P. Nielsen aus Hamar: öffentliche Arbeiten, P. Nielsen aus Kragerö oder Artillerie⸗ Hauptmann Olsson: Krieg, Thorne: Inneres.
Amerika.
Der Präsident Cleveland und die Minister sind am Sonnabend, wie „W. T. B.“ berichtet, in Chicago ein⸗ getroffen und enthusiastisch begrüßt worden. 3
Die New⸗Yorker Handels kammer veranstaltete zu
Ehren der ausländischen E am Freitag
Abend ein Diner, an dem gegen 400 Personen theilnahmen. Nach einer Meldung des „Reuter’'schen Bureaus“ aus Buenos⸗Aires ist der Minister des Auswärtigen Anchorena von seinem Posten zurückgetreten, weil das Cabinet die von Chile gestellten Abänderungsanträge in das Protokoll für die Regelung der Grenzstreitigkeiten aufge⸗ nommen hat. 8
Parlamentarische Nachrichten. Preußischer Landtag.
Haus der Abgeordneten.
Der Bericht über die vorgestrige Sitzung befindet sich in der Ersten Beilage. 8
72. Sitzung vom 1. Mai. .“
Der Sitzung wohnen der Präsident des Staats⸗Ministe⸗ riums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel bei. 1
Die zweite Berathung des Entwurfs eines Communal⸗ abgabengesetzes wird e 48, wonach bei der Vertheilung des Steuerbedarfs das Aufkommen besonderer Gemeindesteuern je nach ihrer Einrichtung und Beschaffenheit auf denjenigen Theil des Steuerbedarfs zu verrechnen ist welcher durch Procente der entsprechenden, vom Staate ver⸗ anlagten Steuer aufzubringen ist.
Die Commission 5 folgenden Zusatz gemacht: Mieths⸗ steuern von gewerblich benutzten Räumen sind auf die Gewerbe steuer su verrechnen.
Abg. Dr. Meyer (dfr.) beantragt, vor dem Worte „ge werblich“ einzuschalten „ausschließlich“.
Ferner beantragt Abg. Schoof (nl.), folgenden Zusatz
einzuschalten:
„Wo innerhalb der Bezirke politischer Gemeinden nach Gesetz oder Herkommen befondere communale Körperschaften bestehen, welche im verneen g tetgst Interesse ihrer vhS. gewisse Lasten communalen Charakters nach dem Grundbesitze zu tragen haben, sind die demgemäß zu zahlenden Steuerbeträge auf denjenigen Theil der in den bekreffenden Gemeinden zur Erhebung gelangenden Procentsätze der vom Staat veranlagten Realsteuern, oder der in diesen Gemeinden bestehenden besonderen Steuern vom Grundbesitz in Anrechnung zu bringen, welcher auf die Angehörigen der bezüg⸗ lichen Körperschaften entfällt.“
Abg. Dr. Sattler (nl.) tritt für den Antrag Schoof ein, wendet sich aber gegen den Antrag Meyer, weil dieser den von der Com⸗ mission 8 Zusatz einschr
fertigt, den Antrag Ahlwardt (vergl. Nr. 98 d. erklären; 2) über die der Commission überwiesene Petition der Wittwe
Abg. von Strombeck (Centr.) glaubt, daß man den Antrag Schoof, vorbehaltlich redactioneller Aenderungen in der dritten Lesung, annehmen könne. Bedenklich aber erscheine der Antrag Meyer, weil er die Anrechnung der Miethssteuer auf die Gewerbesteuer einschränke. Redner fragt ferner, wie es mit den besonderen Gemeindesteuern ge⸗ halten werden solle. Wenn eine Gemeinde eine besondere Grund⸗ und Gemeindesteuer durch eine Steuerordnung eingeführt habe, wie solle verfahren werden, wenn diese Steuer mehr als 200 % des Betrags der staatlich veranlagten Steuer einbringe? Solle die Steuer ent⸗ sprechend reducirt werden, da nach § 45 in der Regel nicht mehr als 200 % der staatlich veranlagten Steuer erhoben werden dürften?
Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Fuisting: Wenn besondere Ge⸗ meindesteuern erhoben werden, so muß die staatlich veranlagte Steuer als Maßstab angewendet werden. Der einzelne Steuerzahler aber kann sich nicht darauf berufen; es kann vorkommen, daß dem Einzelnen eine Präcipualsteuer auferlegt wird.
Abg. Ludowieg (nl.) empfiehlt den Antrag Schoof, dessen
Grundgedanke auch in der Commission Billigung gefunden habe; man habe nur nicht den richtigen Wortlaut finden können. Abg. von Buch (cons.) hält es für bedenklich, Societätslasten in dieser Weise mit Gemeindelasten zu verquicken; denn die Verhält⸗ nisse seien in dieser Beziehung zu verschieden. Im Osten seien viel⸗ fach die Schul⸗ und Kirchenlasten Societätslasten. Wenn hier für die Provinz Hannover eine besondere Einrichtung erfolgen solle, dann müsse der Regierung auch für andere Landestheile die Möglichkeit einer Abweichung gegeben werden. Wenn der Antrag angenommen werde würden Wünsche und Anträge auch von anderer Seite geltend gemacht werden. Es handele sich hierbei um eine Frage der Com⸗ munalverfassung, die in der Gemeinde selbst gelöst werden könne.
Abg. Dr. Meyer (dfr.): Sein Antrag wolle nur Streitigkeiten verhüten, die leicht entstehen könnten, wenn das Wort „ausschließlich“ werde. Es würde zu weit gehen, wenn die Stadtverwal⸗ tung erst untersuchen müsse, ob die Miethssteuer für ein Wohnzimmer, das vom Schneider eder Schuster als Arbeitsstube benutzt werde, bei der Gewerbesteuer oder bei der Einkommensteuer verrechnet werde.
Abg. Freiherr von Minnigerode (cons.) erklärt sich gegen den Antrag Meyer und gegen den Antrag Schoof, weil der letztere sich garnicht mit Communalsteuern beschäftige.
§ 48 wird unverändert angenommen.
Nach dem neu eingeschalteten § 48 a sollen die Bestim⸗ mungen der §§ 45, 47 und 48 auf die Betriebssteuer und auf die Steuern von Bauplätzen keine Anwendung finden.
Abg. Goldschmidt (dfr.) beantragt, die Betriebssteuer aus diesem Paragraph zu streichen. —
Abg. Goldschmidt (dfr.) weist darauf hin, daß die Betriebs⸗ steuer nur eingeführt sei, um den früher berechneten Ausfall bei der Gewerbesteuer zu decken. Jetzt habe die Gewerbesteuer einen Mehr⸗ ertrag ergeben, ein Beweis, daß die Betriebssteuer eigentlich über⸗ flüssig sei. Daher sei es ungerecht, die Betriebssteuer nicht auf die Gewerbesteuer anzurechnen.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel: Um die Frage der Einführung der Betriebssteuer handelt es sich nicht. Die Betriebssteuer hat einen anderen Charakter als die übrige Gewerbesteuer, denn sie kann als eine polizeiliche Maßregel gegen die Ueberhandnahme der Schank⸗ stätten erscheinen. Deshalb soll sie ebenso wie die Bauplatzsteuer nicht auf die anderen Steuerquellen angerechnet werden.
. Dr. Meyer (dfr.): Es kommt immer auf eine Mehrbelastung der Schankwirthe hinaus, die man durch indirecte Getränkesteuern in den Gemeinden, durch die Erhebung der Branntwein⸗ und Brausteuer u. s. w. belastet. Die Gastwirthe haben bisher ihre Unkosten gedeckt aus dem Gewinn an Getränken; an Speisen wurde bisher nichts verdient. Durch die Mehrbelastung der Gastwirthe wird also die Volksernährung mehr belastet.
Abg. Goldschmidt (dfr.) fragt an, ob die Gewerbesteuer mehr, die Betriebssteuer weniger, als man berechnet hatte, eingebracht habe.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel: Ich kann die Frage nur be⸗ jahen Die Gewerbesteuer müßte eigentlich ermäßigt werden; das Haus hat aber die Aufrechterhaltung derselben gebilligt, weil die Ge⸗ werbesteuer an die Gemeinden überwiesen wird.
Abg. Freiherr von Zedlitz (freicons.) erklärt sich gegen den Antrag Goldschmidt. 8
§ 48a wird unverändert genehmigt; ebenso § 49, der Vorsorge trifft für den Fall, daß ein dem Gesetz entsprechender Gemeindebeschluß nicht zu stande kommt. Ebenso werden ohne Debatte genehmigt die §§ 50 (zeitliche Begrenzung der Steuerpflicht) und 51 bis 56 (Veranlagung und Erhebung). Auf Antrag des Abg. Krause (nl.) wird ein § 56a eingeschaltet, wonach die Gemeinden die von den Mitgliedern einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung z8 erhebenden Gemeindesteuern von der Gesellschaft einziehen können. (Schluß des Blattes.)
— Der Bericht über die Sitzung des Reichstags vom Sonnabend befindet sich in der Ersten Beilage.
— Die Budgetcommission des Reichstags erledigte heute die zweite Berathung der Novelle zum Militär⸗ pensionsgesetz. Abgesehen von unwesentlichen Abänderungen, wurden die Beschlüsse erster Lesung bestätigt, nur zu § 37
wurde auf Antrag der Abgg. Hahn (cons.) und Gröber (ECentr.)
folgender Zusatz angenommen: „Bei Dienstverrichtungen, in welchen der Pensionär lediglich in einem privatrechtlichen Ver⸗
hältniß zu der ihn beschäftigenden Behörde steht, findet eine Kürzung der Pension überhaupt nicht statt.“
— Die XVIII. Commission des Reichstags zur Unter⸗ suchung der von dem Abg. Ahlwardt dem Reichstage übergebenen
Aeten hat beschlossen, folgenden Antrag zu stellen: Der Reichstag wolle beschließen: 1) nachdem die Commission erklärt hat, daß der Inhalt der von dem Abg. Ahlwardt dem Reichstage übergebenen Acten und Druckschriften die durch den genannten Abgeordneten in
den Sitzungen des Reichstags vom 18., 21. und 22. März, sowie
vom 25. April d. J. gegen frühere und jetzige Mitglieder des Reichs⸗
tags und des Bundesraths erhobenen Anschuldigungen nicht recht⸗ l.) für erledigt zu
Hiebsch und des H. Wagenbret um Hinausschiebung des Beschlusses
der Commission zur Tagesordnung überzugehen.
Kunst und Wissenschaft.
Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin wird die Feier ihres fünfundsechzigjährigen Bestehens am Sonnabend, 6. Mai,
Abends 6 Uhr, durch eine Festsitzung im großen Saale des Zoologischen Gartens und durch ein Festmahl ebendaselbst begehen. Die Tages⸗
Herrn Dr. Oskar Baumann: „Rei
8 nach einer Mittheilung im „Centr. Bl. d. Bauv.“ der des Architekten
rdnung für die Fellsißung lautet: Bericht des Vorsitzenden über die Thätigkeit der Gesellschaft in den 1hn fünf Jahren; Vortrag des e durch Deutsch⸗Massailand und zur Quelle des Kagera⸗Nil“; Verkündigung der seitens der Gesellschaft verliehenen Auszeichnungen. Unter den für den architektonischen Ueberbau des Kaiserin Augusta⸗Denkmals in Koblenz eingegangenen Entwürfen hat
Bruno Schmitz in Berlin den ersten Preis erhalten. Der zweite
Preis wurde dem Regierungs⸗Baumeister Scholter in Stuttgart,
der dritte dem Königlichen Regierungs⸗Baumeister Kohte in Posen zuerkannt.
— Am 25. Mai tagt in Eisenach eine Delegirten⸗Versamm⸗
lung der Deutschen Kunstgenossenschaft. um die Satzungen für
888 die 8 Sachsen.⸗B
eine Heksoh; ⸗Anstalt für deutsche bildende Künstler zu berathen. erathung hat Seine Königliche Hoheit der Großherzog von imar den Saal im Residenzschloß zu Eisena lligt
ebenso die Zuziehung von rechtsverständigen Staatsbeamten. Auch “ auf dem Gebiet des Versicherungswesens werden theil⸗ nehmen.
Handel und Gewerbe. 8
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. v. M. gestellt 10 446, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. „In Oberschlesien sind am 28. v. M. geste zeitig gestellt keine Wagen. 1“
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand am 28. April das im Grundbuch von Weißensee Band 31 Nr. 914 auf den Namen der thermochemischen Fabrik Gebrüder Schwarz u. Zwillinger zu Berlin eingetragene, zu Neu⸗Weißensee, Pistorius⸗ straße 31/33, belegene Grundstück zur Versteigerung; Fläche 0,4750 ha; mit 4172 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt; Mindest⸗ gebot 5627 ℳ; für das Meistgebot von 96 000 ℳ wurde der Kauf⸗ mann Hugo Gräbenitz zu Berlin, Markgrafenstr. 21, Ersteher.
„, Berlin, 29. April. EEE“ für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsen früchte von Max Sabersky.) la. Kartoffelmehl 19 — 19 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 1875, la ℳ, IIa. Kartoffelstärke und ⸗Mehl 16 ½ — 18 ℳ, feuchte Kartoffelstärke Frachtparität Berlin 10,50 ℳ, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach Werkmeister's Bericht franco Fabrik 10,30 ℳ, gelber Syrup 23 — 23 ½ ℳ, Cap.⸗Syrup 24 ½ — 25 ℳ, .⸗Export 25— 25 ½ ℳ, Kartoffelzucker gelber 23 — 23 ½ ℳ, do. Cap. 24 ½ — 25 ℳ, Rum⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Bier⸗Couleur 35 — 36 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, la. 27 — 28 ℳ, do. secunda 25 — 26 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 31 ½ — 32 ½ ℳ, Weizenstärke (großst.) 39 — 39 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 39 ½ —40 ½ ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Maisstärke 32 ℳ nom., Schabe⸗ stärke 30 ℳ nom., Victoria⸗Erbsen 19 — 22 ℳ, Kocherbsen 16 — 20 ℳ, grüne Erbsen 16 — 20 ℳ, Futtererbsen 14 ½ — 15 ½ ℳ, Leinsaat 25 — 26 ℳ, Linsen, große, 34 — 48 ℳ, do. mittel 28 — 34 ℳ, do. kleine 16 — 28 ℳ, gelber Senf 42 — 48 ℳ, Kümmel 42 — 46 ℳ, Mais loco 12 ½ — 13 ½ ℳ, Pferdebohnen 14 — 15 ℳ, Buchweizen 15 bis 16 ℳ, inländische weiße Bohnen 16 —18 ℳ, weiße Flachbohnen 20 — 22 ℳ, ungarische Bohnen 14 ½ — 16 ℳ, galizische und russische Bohnen 13 — 14 ℳ, Wicken 13 ½ — 14 ℳ, Hanfkörner 18 — 20 ℳ, Leinkuchen 16 — 17 ℳ, Weizenschale 9 — 9 ½ ℳ, Roggenkleie 9 — 9 ½ ℳ, Rapskuchen 13 ½ —14 ½ ℳ, Mohn, blauer 54 — 60 ℳ, do weißer 86 — 95 ℳ nom., Hirse, weiße, 17 — 18 ℳ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.
— Der russische Wirkliche Staatsrath A. Sack, Director der St. Petersburger Discontobank, ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh 1 Uhr nach kurzem Krankenlager hier in Berlin derschigden
„— Die ordentliche Generalversammlung der Oberschlesischen Eisen⸗Industrie⸗Actien⸗Gesellschaft für Bergbau⸗ und Hüttenbetrieb zu Gleiwitz vom 29. April genehmigte die Vorschläge des Vorstandes und des Aufsichtsrathes und ertheilte Decharge. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsrathes wurden wiedergewählt. Die auf 4 ½ % Sesg Dividende gelangt von heute ab bei den Zahlstellen der Gesellschaft zur Auszahlnng.
„— Dem Rechenschaftsbericht der Lebens⸗, Pensions⸗ und Leibrenten⸗ Versicherungs⸗Gesellschaft „Iduna“ in Halle a. S. über das Geschäftsjahr 1892 entnehmen wir folgende Angaben: Der Reingewinn von 625 271 ℳ gestattet auch für das Jaßr 1894 die Fortgewährung einer Dividende von 25 % der ein⸗ fachen Jahresprämie bei Dividendenvertheilung A und von 3 % der gezahlten Prämiensumme bei Dividendenvertheilung B. Im Jahre 1892 waren 2311 Anträge über 9 117 600 ℳ Kapital und 15 642,30 ℳ Rente zu erledigen; neu geschlossen wurden 1727 Versicherungen über 6 580 600 ℳ Kapital und 15 642,30 ℳ Rente. Der Gesammt⸗ Versicherungsbestand am Schlusse des Geschäftsjahres bezifferte sich auf 48 691 Versicherungen über 88 774 529 ℳ Kapital und 129 572,68 ℳ Rente. Die Prämien⸗Reserve am 31. Dezember 1892 betrug 22 239 212 ℳ und ist gegen das Vorjahr um 1 333 754 ℳ
estiegen. An Grundbesitz, Hypotheken, Werthpapieren, Darlehen auf bolten Cautions⸗Darlehen, Banquier⸗Guthaben und baarer Kasse esaß die Gesellschaft am Jahresschluß 25 070 165 ℳ
— Die einundzwanzigste ordentliche Generalversammlung der Zwickauer Bank in Zwickau genehmigte den Geschäftsbericht, die Bilanz und die Gewinn⸗ und Verlustrechnung einschließlich der Verwendung des Reingewinns. Die Dividende für 1892 gelangt mit 5 % = 15 ℳ für jede Actie gegenwärtig zur Auszahlung.
— Die vorgestrige Generalversammlung des Norddeutschen Lloyd in Bremen genehmigte alle auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände. Die ausscheidenden Aufsichtsrathsmitglieder wurden wiedergewählt.
tagdeburg, 29. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —,—, Kornzucker excl., 88 % Rendement 17,75, Nachproducte excl., 75 % Rendement 15,20. Sehr fest. Brod⸗ raffinade I. 30,00. Brodraffinade II. —,—. Gem. Raffinade mit Faß 30,00. Gem. Melis I. mit Faß 29,00. Sehr fest. Rohzucker J. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. April 17,80 Gd, 17,85 Br., pr. Mai 17,80 bez. 17,85 Br., pr. Juni 17,90 bez., 17,95 Br., pr. Juli 18,00 bez., 18,05 Br. Stramm.
Leipzig, 28. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per April —, per Mai 3,85 ℳ, per Juni 3,92 ½ ℳ, per Juli 3,95 ℳ, per August 3,97 ½ ℳ, per September 3,97 ½ ℳ, per Oktober 3,97 ½ ℳ, per November 4,00 ℳ, per Dezember 4,02 ½ ℳ, per Januar 4,02 ½ ℳ, per Februar 4,02 ⅛ per März —, Umsatz 50 000 kg.
Mannheim, 29. April. (W. T. Productenmarkt. Weizen pr. Mai 16,80, pr. Juli 16,80, pr. November 17,25, Roggen pr. Mai 14,35, pr. Juli 15,15, pr. November 15,30. Hafer per Mai 14,85, per Juli 15,70, per November 14,60. Mais pr. Mai 11,40, pr. Juli 11,30, pr. November 11,85. .
Wien, 29. April. (W. T. B.) Die Brutto⸗Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 12. Woche (vom 19. März bis 25. März 1893) 321 495 84 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 81 577,63 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 25. März 1893) betrugen die Brutto⸗Einnahmen 2 712 336,79 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 410 138,79 Fr.
Prag, 29. April. (W. T. B.) Der Rechnungsabschluß der Bufesesbta er Eisenbahn weist für das Unternehmen Litt. A. einen Reingewinn von 1 187 332 Fl. aus, d. i. um 163 149 Fl. weniger als im Vorjahre. Der Reingewinn des Unternehmens Litt. B. beträgt 2 111 428 Fl., d. i. 195 988 Fl. weniger als im Vorjahre. Das der Bahn gehörige Steinkohlenwerk weist einen Abgang von 85 94gFl. aus, der beiden Bahnnetzen zu gleichen Theilen zur
ast fällt.
Pest, 29. April. (W. T. B.) 8 Weizen matt, pr. Frühjahr 7,8) Gd., 7,82 Br., pr. Mai⸗Juni 7,80 Gd., 7,82 Br., pr. 1“ 8,07 Gd., 8,08 Br. afer pr. Frühjahr 6,10 Gd., 6,12 Br. 6,10 Gd., 6,10 Br. Mais pr. Mai⸗ Juni 4,66 Gd., 4,68 Br., per Juli⸗August 4,89 Gd., 4,90 Br. Kohlraps pr. August⸗September 14,65 Gd., 14,75 Br. —
London, 29. April. (W. T. B.) Wollauction. Bei leb⸗ hafter Betheiligung Preise unverändert.
An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.
1 Javazucker loco 17 ⅞ fest, Rüben⸗Rohzucker loco 7 ⅝ fest.
— 1. Mai. (W. T. B.) trugen in der Woche vom 22. April bis 28. April: englischer Weizen 2552, fremder 65 708, engl. Gerste 870, fremde 27 054, engl. Malzgerste 21 124, fremde —, engl. Hafer 435, fremder 72 188 Orts., engl. Mehl 17 439, fremdes 95 142 Sack und 100 Faß.
aris, 29. April. (W. T. B.) Der Delegirte der fran⸗
zösischen Gläubiger Portugals wird sich in Kürze nach
Lissabon begeben, um mit den Delegirten anderer Länder zu aber⸗ Berathungen zusammenzutrete 1b
Die Getreidezufuhren be-
Amsterdam, 29. April. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50. — Bancazinn 55 .
New⸗York, 29. April. (W. T. 8) Die Börse fröffgte schwach, blieb im weiteren Verlaufe ebenso und schloß matt. Der Umsatz der Actien betrug 197 000 Stück; der Silbervorrath hi⸗ auf 380 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht
att.
Weizen eröffnete schwach auf dringendes Angebot und blieb den fanten Tag fallend mit wenigen Reactionen. Schluß stetig. — Mais est und etwas steigend nach Eröffnung, dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest.
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 10 235 398 Dollars gegen 14 298 762 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 1 855 510 Dollars gegen 2 586 998 Dollars in der Vorwoche.
„Chicago, 29. April. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf Wetterberichte aus Kansas, später erholt auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. — Mais fallend für einige Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte Reaction, später wieder fallend.
Melbourne, 30. April. (W. T. B.) Laut Meldung des „Reuter'schen Bureaus- wird die Commercial Bank of Australasta morgen ihre Geschäfte wieder aufnehmen, die Succursalen der Bank werden am Dienstag wieder eröffnet werden. — Die National Bank of Australia hat die Zahlungen ein⸗
ihr Actienkapital beträgt 1 250 000 Pfd. St. 8
Verdingungen im Auslande.
1 Dänemark.
9. Mai, 12 Uhr. Kjébenhavns Magistrat, 4 de Afdelings Secretariat, Lavendelstrade No. 1, Kopenhagen: Lieferung von 20 000 Ctr. Portland⸗Cement. Bedingungen zur Einsicht 8 dem „Brolaegnings- & Veivasenets Kontor, Guldbergsgade 26. Schriftliche Angebote mit der Aufschrift „Dilbud paa Cement“.
12. Mai, 2 ½ Uhr. Marineministeriets Commissariats- og Bogholderkontor, Kopenhagen: Aufführung eines neuen Leucht⸗ thurmes nebst Assistenten⸗Wohnung ꝛc. bei Halskov (unweit Korsör). Bedingungen, Beschreibung und Zeichnungen an Ort und Stelle und auf dem „Byfogedkontor“ in Korsör. 8 1
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Dampfer „Am sterdam“ der Niederländisch⸗Amerikanischen Dampsschiffs⸗Gesellschaft ist am 28. v. M. in New⸗York ange⸗ ommen.
Bremen, 29. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Köln“, nach Brasilien bestimmt, hat am 28. April Vormittags die Reise von Gibraltar nach Brasilien fortgesetzt. Der Dampfer „Alpha“ hat am 28. April die Reis von Plymouth nach Lissabon fortgesetzt. Der Postdampfer „Kron⸗ prinz Friedrich Wilhelm“ hat am 28. April die Reise von Gibraltar nach Neapel fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Neckar“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 27. April in Ant⸗ werpen angekommen. Der Schnelldampfer „Aller“, am 18. April von Bremen und am 19. April von Southampton abgegangen, ist am 27. April in New⸗York angekommen. Der „Preußen“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 28. April in Colombo angekommen. öö“ Der Postdampfer „Baltimore“ ist am 25. April von Buenos⸗Aires nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Hannover“ ist am 26. April in Monte⸗ video angekommen. Der Postdampfer „Leipzig“, vom La Plata kommend, hat am 28. April Abends Santa Cruz passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Neckar“ hat am 29. April Vorm. die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgesetzt. Der Schnell⸗ dampfer „Kaiser Wilhelm II.“ hat am 29. April Morgens die Reise von Gibraltar nach New⸗Pork fortgesetzt.
Hämburg, 29. April. (W. T. B.) amburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Augusta Victoria“ ist heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „California“ ist heute früh in New⸗York eingetroffen.
„Triest, 29. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Euterpe“ ist heute Mittag hier eingetroffen.
— 1. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus' ist gestern Nachmittag, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.
London, 29. April. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Warwick Castle“ ist heute auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. Der Union⸗Dampfer „Anglian“ ist heute auf der Ausreise und der Union⸗Dampfer „Pretoria“ auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
— 30. April. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan“ ist auf der Ausreise am Sonnabend, den 29. d., von Southampton abgegangen.
4 8 Theater und Musik.
v “ Residenz⸗Theater. Das Schauspiel „Denise“ von Alexandre Dumas dem Jüngeren, deutsch von Emmerich von Bucowiecs, wurde am Sonnabend nach längerer Pause wieder einmal aufgeführt, um einem Gast, Fräulein Alma Renier aus Stettin, Gelegenheit zu geben, in der Titelrolle sich dem hiesigen Publikum vorzustellen. Das Stück gehört zu den hceres Werken des G es zeichnet sich durch einfachen natürlichen Stil und dramatische Situationen von ergrei⸗ fender Wirkung aus. Die Charakterisirung der Personen, besonders die der von ihrem Liebhaber getäuschten und ver⸗ lassenen Denise Brissot beweist in vielen dem Leben abgelauschten Zügen ein fleißiges Studium der Wirklichkeit und eine außergewöhnliche Schärfe der Beobachtung. Die Aufnahme des von Herrn Director Sigmund Lautenburyg trefflich inscenirten, in den Hauptrollen gut besezten und einheitlich dargestellten Stücks war eine sehr freundliche. In dem Gast, Fräulein Renier, lernten die Zuschauer eine zweifellos recht begabte Schauspielerin kennen, die durch viel Uebung und gründliches Studium sich eine gfofe Bühnensicherheit angeeignet hat, sodaß sie in der schwierigen Rolle der Denise eine beachtenswerthe Leistung zu bieten im stande ist. In einzelnen Scenen, namentlich bei der Werbung des Grafen André von Bardannes um ihre Hand, dem Denise zur Begründung ihrer ablehnenden Antwort mit ihrer Achtung, Verehrung und Liebe das Geständniß einer nicht vorwurfsfreien Vergangenheit ablegt, fesselt sie durch ihr von einem kräftigen, biegsamen und wohlklingenden Organ wirkungs⸗ voll unterstütztes Spiel, das allerdings leider manchmal durch an⸗ cheinend beabsichtigte, aber nicht von der Rolle gebotene unschöne ewegungen der Hände und des Körpers beeinträchtigt wird. Die Schwester des Grafen von Bardannes, Marthe, die von dem Dichter bei naiver Veranlagung mit unnatürlich reifem Verstand, aber auch mit tiefempfindendem Herzen ausgestattet ist, wurde von Fräulein Görner sympathisch dargestellt. Sie fand mit vielem Geschick den richtigen Ton, um diese widerspruchsvolle Persönlichkeit lebenswahr erscheinen zu lassen. Als Brissot hatte Herr Werner einen bedeutungsvollen Moment, als er den Verführer seiner Tochter unter Bedrohung mit dem Tode aufforderte, sein Ver⸗ 8e an ihr durch die Ehe wieder gut zu machen; sonst aber litt die Darstellung dieses Herrn unter einem erkünstelten Unterhaltungston. räulein Friedland als Frau von Thauzette, Fräulein Becker als Frau Brissot, Fräulein Lou Brion als Frau von Pontferrand, Herr Rirtner als Graf von Bardannes und Herr Jarno als Thouvenin erhielten an dem gespendeten Beifall reichlichen Antheil.
Im Königlichen Opernhause wird am Mittwoch „Der Freischütz“ mit den Damen Leisinger, Rothauser und den Herren Rothmühl und Mödlinger in den Hauptrollen gegeben. G“
Im Neuen Theater bringt das Königliche Schauspiel am Mittwoch „Die Anna⸗Lise“ mit Fräulein Plan in der Titelroll zur Aufführung. 6 6 1
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