Oesterreich⸗Ungarn.
8 Im ungarischen Oberhause sprachen sich am Mittwoch bei “ der Berathung des Budgets die reformirten Bischöfe für das kirchenpolitische Programm der Re⸗ gierung aus. Der Cultus⸗Minister Csaky erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, auf verschiedene Behauptungen der Bischöfe und wies auf das Entschiedenste die Andeutung des Bischofs Hornig über eine gewisse Beeinflussung der Wahlen zurück. Er wundere sich nicht, daß der Bischof Hornig den Erlaß Trefort’s vom Jahre 1884 gegen seinen (Csaky’'s) Erlaß vom Februar vertheidigt habe, weil er den ersteren selbst abgefaßt und trotz der Stellung⸗ nahme der Bischofsconferenz gegen den Erlaß und trotz des Verzichts Trefort's auf dessen Durchführung in zwei concreten Fällen eine noch schärfere Durchführung des Gesetzes gefordert habe. Der Minister⸗Präsident Dr. Wekerle wies den Vorwurf zurück, als ob die Regierung bei der Fest⸗ stellung ihres Programms sich lediglich von der Sehnsucht nach Er⸗ langung der Macht habe leiten lassen; es habe vielmehr großer Anstrengung bedurft, um sie zur Uebernahme der verant⸗ wortungsvollen Aufgabe zu bewegen. Er fühle sich von dem ungewohnt scharfen Ton im Oberhause um so unangenehmer berührt, als dasselbe sonst stets von Bestrebungen nach einer mäßigenden Wirkung geleitet worden sei. Der Minister⸗ Präsident wies ferner die Andeutung zurück, als ob die Regierung die Aeußerungen der öffentlichen Meinung hinsichtlich des kirchenpolitischen Programms irgendwie beeinflußt habe. Er lege übrigens derartigen Aeußerungen wie auch der Agitation der Opposition keine allzugroße Bedeutung bei, da für die Regierung nur die Abstimmung des Abgeordnetenhauses als Ausdruck des Volkswillens maßgebend sei. Aus der An⸗ nahme des Beschlußantrages des Grafen Szapary könne das Cabinet gemäß den Regeln des Parlamentarismus so lange keine Tö ziehen, als es das Vertrauen der Krone besitze und verpflichtet sei, auszuharren. Schließlich bat
der Minister⸗Präsident um die Ablehnung des De⸗ sewffy'schen Beschlußantrages. Der letztere, enthaltend ein Mißtrauensvotum und die Ablehnung des Budgets, wurde hierauf verworfen, das Budget mit überwiegender Majorität genehmigt, der Antrag Geza Szapary aber, wonach das
Haus das kirchenpolitische Programm der Regierung nicht billigt und diesem seine Zustimmung verweigert, mit 85 gegen 56 Stimmen angenommen.
Die Prinzessin von Wales traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern mit den Prinzessinnen⸗Töchtern incognito in Spalato ein, besichtigte die Sehenswürdigkeiten der Stadt und setzte sodann die Reise nach Venedig fort.
Großbritannien und Irland. 1
Die EFröffnung des „Imperial Institute“ in London, das anläßlich des Regierungs⸗Jubiläums der Königin gegründet wurde und dessen Zwech ist, die Beziehungen Englands zu seinen Colonien zu festigen und zu fördern, wurde vorgestern durch die Königin Victoria feier⸗ lich vollzogen. Der Zug der Königin, der aus Ab⸗ theilungen von Marinesoldaten, Infanterie und Cavallerie sowie indischer, australischer und canadischer Truppen bestand, begab sich vom Buckingham⸗Palast aus nach dem „Imperial Institute“. Ihre Majestät wurde auf dem ganzen Wege von der Menge enthusiastisch begrüßt. Der Prinz von Wales empfing die Königin in dem prächtig ausgeschmückten großen Saal des Instituts und überreichte den aus Gold und Silber angefertigten Schlüssel, der mit Diamanten, Rubinen und Perlen aus den Colonien von Afrika, Australien, Birma und Ceylon besetzt ist. Das gesammte diplomatische Corps, die Minister und eine große Bahl anderer hervorragender Persönlichkeiten wohnten der Eröffnungsfeier bei. Der Prinz von Wales hob in der an die Königin gehaltenen Ansprache den Nutzen hervor, den das Institut in commerzieller Hinsicht für das Reich haben, und die engen Bande, mit denen es die einzelnen Theile der Monarchie umschlingen werde. Die Königin dankte und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Wünsche des Prinzen in Erfüllung gehen möchten. Nach Beendigung der Eröffnungs⸗
feier reichte die Königin den indischen Prinzen auf das huld⸗ vollste die Hand und verabschiedete sich mit einer Verbeugung von dem diplomatischen Corps.
Die Königin hat amtlicher Mittheilung zufolge die Ernennung Lord Aberdeen's zum General⸗Gouverneur von Canada bestätigt.
Im Unterhause bekämpfte der Premier⸗Minister Gladstone bei der Fortsetzung der Specialberathung der Homerule⸗Bill am Mittwoch ein Amendement T. W.
Russell's über den Wegfall der zweiten Kammer für Irland und empfahl die Annahme des Princips. Ueber die Details der Zusammensetzung der zweiten Kammer könne das Unterhaus bei der Berathung der einschlägigen Paragraphen entscheiden. Nach den in den britischen Colonien gemachten Erfahrungen empfehle sich das Zwei⸗Kammer⸗System. Das Amendement
Russel wurde alsdann mit 295 gegen 244 Stimmen verworfen. — In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde die Novelle zum Impfgesetz in erster Lesung angenommen. Bei der Weiterberathung der Homerule-⸗Bill beantragte Redmond zu em § 1 die beiden Kammern
den Senat und das Haus der Gemeinen Irlands zu nennen. Morley lehnte den Antrag ab. Redmond zog daraufhin den ersten Theil seines Antrags zurück. Der
zweite Theil, nach welchem die zweite Kammer Haus der Ge⸗ meinen Irlands genannt werden sollte, wurde mit 482 gegen
34 Stimmen abgelehnt. Dagegen stimmten die Parnelliten und einige Conservative. Bartley beantragte weiterhin die Verwerfung des ersten Paragraphen der Homerule⸗Bill. Auf einen heftigen Angriff Chamberlain's erwiderte der
Minister⸗Präsident: Chamberlain wisse, daß seine beste
Waffe die Zeit sei. Die Regierung habe alle aufgeworfenen
Punkte beantwortet. Die Beibehaltung der irischen Mit⸗ glieder im Reichsparlament sei nicht der ursprüngliche Plan der Regierung gewesen, die nur der Meinung der Länder in dieser Hinsicht entsprochen habe. Er habe bereits früher erklärt, er binde sich nicht an diesen g Die Regierung habe die Finanzen
an das Ende der Bill und die Waschinerie der irischen
Verwaltung an den 2 gestellt; hätte sie das Gegentheil
gethan, so würde Chamberlain ebenfalls unzufrieden gewesen
sein. Er betrachte die Erklärungen der Nationalisten im Namen des irischen Volks als bindend; er habe versucht, einige Punkte zu beantworten und werde andere in einem päteren Stadium beantworten. Die Regierung werde nach ihrem
genen Ermessen schweigen oder sprechen und so am besten hre Pflicht gegen das Land erfüͤllen. — Als Gladstone das
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Haus verließ, erhoben sich die Nationalisten und schwenkten unter stürmischem Beifall die Hüte. — Gegen 12 Uhr Nachts beantragte Balfour sodann die Vertagung der Debatte. Der Chef⸗Secretär des Lord⸗Lieutenants von Irland Morley bekämpfte jedoch diesen Antrag, da die Regierung die Taktik der Oppo⸗ sition, die Debatte zu verschleppen, nicht zulassen könne; er be⸗ antrage daher den Schluß der Debatte. Der Vorsitzende nahm diesen Antrag nicht an. Der Antrag Balfour wurde hierauf mit 304 gegen 260 Stimmen und da es inzwischen Mitternacht geworden war, die Debatte von selbst vertagt.
Der Arbeiter Townsend ist unter der Anschuldigung, den Premier⸗Minister Gladstone brieflich mit dem Tode bedroht zu haben, falls er die Homerulebill nicht sollte, vom Polizeigericht in Bowstreet vor die Assisen ver⸗ wiesen worden.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Bathurst vom gestrigen Tage, französische Offiziere hätten in Niam⸗ zduntang die britische Flagge niedergeholt und gleichzeitig einen eingeborenen Häuptling fortgeschleppt. Niambuntang liegt in der Nähe von Panchang am Gambia innerhalb der britischen Grenze. 1b
Frankreich.
Die Deputirtenkammer bewilligte am Mittwoch mit 438 gegen 3 Stimmen die Vorlage wegen Erhebung der französischen Gesandtschaft in Washington zu einer Botschaft. Der Deputirte Reinach brachte, wie wir der „Köln. Ztg.“ entnehmen, einen Antrag auf Gründung eines Ministeriums der Colonien ein. Die Verhandlung wurde sodann auf die nächste Sitzung, am Montag, verschoben. Am selben Tage soll auch die Wahl der Commission wegen der gerichtlichen Verfolgung Baudin's stattfinden.
Einer Mittheilung des „Evênement“ zufolge wird die Verstärkung der Truppen an der Ostgrenze methodisch und regelmäßig fortgesetzt, ebenso die Ausdehnung und Ver⸗ besserung der Concentrationslinien. Das „Echo de Paris“ be⸗ richtet, die Kasernirungen des verschanzten Lagers von Verdun würden beträchtlich vergrößert. In Epinal sollen, wie „W. T. B.“ berichtet, zwei neue Kasernen erbaut und die Garnison verstärkt werden. Zwischen Blesme und Revigny. auf der Bahnlinie Paris —Nancy wird eifrigst an der Ver⸗ doppelung der Geleise gearbeitet, wodurch im Mobi⸗ zwei unabhängige Linien zur Verfügung stehen würden.
General Dodds ist gestern auf seiner Rückreise von Dahomey in Marseille angekommen und von den Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden empfangen worden. Viele Häuser waren beflaggt, und auf der Fahrt durch die Stadt wurde der General von einer großen Volksmenge enthusiastisch unter den Rufen: „Es lebe Dodds! es lebe die Armee!“ begrüßt. Der socialistissche Maire von Marseille hielt eine Ansprache an Dodds, in der er die Verdienste des Generals und die Tapferkeit der Soldaten feierte.
Nach amtlichem Ausweis überstiegen in der ersten Dekade des Mai die Rückzahlungen der Sparkassen die Ein⸗ lagen um 6 ½ Millionen Fres. Die Rentenverkäufe be⸗ trugen 9 890 000 Frcs.
Rußland.
Wie die ‚„Pol. Corr.“ aus St. Petersburg meldet, wird der Kaiser in der nächsten Woche im Hafen von Sebastopol eine große Flottenrevue abhalten, an welcher die gesammten Schiffe der Schwarzmeerflotte theilnehmen werden.. 8
Die Deputirtenkammer hat, wie schon mitgetheilt, am Dienstag die Berathung des Budgets des Marine⸗ Ministeriums begonnen. In der Mittwochssitzung nahm der Minister⸗Präsident Giolitti das Wort und erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, unter großer Aufmerksamkeit des Hauses: Er empfinde das Bedürfniß, bestimmte Erklärungen abzugeben, um die von mehreren Vorrednern geäußerten Zweifel zu beseitigen. Das Ministerium habe den festen Vorsatz, die Ausgaben für mili⸗ tärische Zwecke zu consolidiren, indem es bemühtsei, die Ausgaben für die Armee und die Marine so vortheilhaft wie möglich anzuwenden. Er halte es indessen nicht für erforderlich, zu diesem Zweck die Zahl der Armee⸗Corps zu verringern. Alle sachverständigen Persönlichkeiten seien überzeugt, daß es für Italien besser sei, zwölf Armee⸗Corps zu haben als ba. Der Marine⸗Minister Racchia betonte: Man habe bei dem Budget für die Marine Abstriche vornehmen müssen, die zwar zu bedauern seien, aber den moralischen Werth der Stärke der Flotte nicht verringert hätten, welche aus aus⸗ gezeichneten Elementen bestehe. Eine schnelle Mobilisirung werde leicht durchzuführen sein. Die Beschaffenheit der Schiffs⸗ Artillerie sei eine vorzügliche, die Schiffsbauten würden keine Verlangsamung erleiden; kurz, das Land könne sicher sein, daß die Marine stets auf der Höhe der an sie gestellten Anfor⸗ derungen stehen werde. — Amuch bei der gestrigen Fortsetzung der Generaldiscussion des Marinebudgets betheiligte sich der Minister⸗Präsident an der Debatte. Er erklärte: seit 1884 habe kein Kriegs⸗Minister den Muth gehabt, eine Reduction der Armee⸗Corps von zwölf auf zehn vorzuschlagen. Die Auf⸗ hebung des XI. und XII. Armee⸗Corps würde im Inlande wie im Auslande als eine moralische und materielle Schädi⸗ gung der italienischen Armee angesehen werden. Man könne, ohne die jetzigen Grenzen der Ausgaben zu überschreiten, zwölf Armee⸗Corps beibehalten, doch müsse man für die Verbesserun der militärischen Erziehung des Landes sorgen. . wurde die Generaldebatte geschlossen und die Specialdebatte begonnen.
Wie die „Italie“ meldet, ist die Polizei einer weitver⸗ zweigten Vereinigung ausländischer Verbrecher auf der Spur, von denen einige in Rom während der Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares operirten. Unter den bereits Verhafteten befinden sich ein Engländer, zwei Belgier, zwei Deutsche, zwei Amerikaner, ein Pole, zwei Italiener. Der Cardinal Tommaso Zigliari ist am Mittwoch Nachmittag gestorben.
Spanien.
In der vorgestrigen Sitzung der Kammer erläuterte der Finanz⸗Minister Gamazo das Budget und kündigte, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, unter lebhaftem Beifall an, daß die Königin⸗Regentin auf eine Million Pesetas der Civilliste verzichte. Behufs Tilgung der schwebenden Schuld verlangte der Finanz⸗Minister die Genehmigung zur Aufnahme einer nleihe von 760 Millionen Pesetas in 4 proc. innerer nicht amortisirbarer Schuld. Das Budget weist an Einnahmen 737 476 353 Pesetas, an Ausgaben 737 216 891 Pesetas auf. — Sodann sollte, der Tagesordnung gemäß, die Berathung
der Vorlage wegen Vertagung der Munieipalwahlen
beginnen. Die Republikaner weigerten sich jedoch, an der Be⸗ rathung und wußten den Beginn durch Oh⸗ struction 31 Stunden lang, bis heute Nacht 1 Uhr, hinzu⸗ halten. Zu der Vorlage sind zahlreiche Amendements ein⸗ gebracht worden.
Griechenland.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Athen hat der Minister⸗Präsident Trikupis infolge des ungünstigen Aus angs der gegenwärtigen Anleiheverhandlungen seine Demission gegeben. Der König hat gestern Vormittag Sotiropoulo⸗ empfangen und mit ihm eine längere Unterredung gehabt, die sich auf die Bildung des neuen Cabinels bezog. Sotiropoulo hatte vorher eine Besprechung mit Ralli Carapano und Constantopulo, über die er dem König Bericht erstattete. Die „Times“ will wissen, die De⸗ mission des Minister⸗Präsidenten Trikupis hänge mit der Ueberzeugung zusammen, daß das Parlament keinem Project
der Controle zustimmen würde, während ohne Controle di
Anleiheverhandlungen als beendigt anzusehen seien. Rumänien.
Der Senat genehmigte gestern nach zwölfstündiger De⸗
batte mit 49 gegen 14 Stimmen das Gesetz über die Weltgeistlichkeit. Bulgarien.
Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Cobur Gemahlin trafen, wie „W. T. B.“ berichtet, am Vormittag in Orsowa ein und setzten alsbald Separatdampfers die Reise nach Sistowo fort. vorgestern sämmtliche Minister ehr herzlich empfangen worden; namentlich wurden dem Minister⸗Präsidenten Stambulow Ovationen dargebracht. Die Minister wollten dem Prinzen und seiner Gemahlin, deren ö für den heutigen Tag angekündigt war, entgegen⸗ ahren. fehrenn
und ittwoch mittels Dort sind eingetroffen und
Schweden und Norwegen.
Der schwedische Reichstag ist laut Meldun W. T. B.“ aus Stockholm am 10. d. M. geschlossen iüedet
Amerika.
Der Präsident hat nach einem Kabeltelegramm des „W. T. B.“ am 10. d. M. den Auslieferungsvertrag⸗ mit Rußland unterzeichnet; der Vertrag trägt bereits die Unterschrift des Kaisers von Rußland.
Afrika.
Wie dem „W. T. B.“ aus Pretoria gemeldet wird, hat die Commission für die Zählung der Stimmen bei der Präsidentenwahl die Wiederwahl Krüger's zum Prä⸗ sidenten der Südafrikanischen Republik (Transvaal) bestätigt. 8
Parlamentarische Nachrichten.
Die Mittheilung in dem Parlamentsbericht vom 6. Mai betreffs der Abstimmung über den Antrag Huene in der Schlußsitzung des Reichstags war in Bezug auf die Liste der Abstimmenden, Fehlenden ꝛc. nicht ganz correct und vollständig. Deshalb sei hier nach dem stenographischen Bericht über die 91. Sitzung die genaue Abstimmungsliste mitgetheilt:
Mit Ja stimmten: Ackermann. Graf Adelmann von Adel⸗ mannsfelden. Adt. Ahlwardt. Prinz von Arenberg. Graf von Arnim. Graf von Ballestrem. Baumbach (Altenburg). Graf von Behr. von Benda. Dr. von Bennigsen. Bock (Minden). Dr. Böttcher. Bohtz. von Bredow. Broemel. Brünings. Brunck. Dr. Bürklin. Büsing. Dr. Buhl. Graf von Carmer. Prinz zu Carolath⸗Schönaich. Dr. Casselmann. Cegielski. Graf von Chamaré. Dr. Clemm (Ludwigshafen). von Colmar. Dr. von Cuny. Fürst Czartoryski. Prinz Czartoryski. Dodillet. Graf von Dönhoff⸗ Friedrichstein. Graf zu Dohna⸗Schlobitten. von Donimirski. Graf
ouglas. Dr. Endemann. von Flügge. Dr. von Frege. Freiherr von Friesen. Gamp. Gehlert. von Gerlach. Dr. Giese Dejanicz von Gliszezynski. Goetz. Grumbt. Freiherr von Gültlingen. Günther. Baron von Gustedt⸗Lablacken. Hahn. Dr. Hammacher. Freiherr von Hammerstein. Dr. Prinz Handjery. Dr. Hartmann (Plauen). Hastedt. Fürst von Hatzfeldt⸗Trachenberg. von Helldorff. von Hellmann. Hempel. von Henk. Hinze. Dr. Hoeffel. Hoffmann (Neu⸗Gersdorf). Erbprinz zu Hohenlohe. von Holleuffer. Graf von olstein. Holtz. Holtzmann. Freiherr von Hornstein. Hosang. van Hülst. reiherr von Huene. Hultzsch. von Jagow (Potsdam). von Jagow (Rüh⸗ tädt). Dr. von Jazdzewski. Jebsen. von Kalkstein. Graf von Kanitz. von Kardorff. Keller. von Keudell. Graf von Kleist⸗Schmenzin. Klemm (Sachsen). Dr. von Komierowski. von Koscielski. Krämer. Dr. Kropatscheck. Graf Kwilecki. Lender. Leuschner. von Levetzow. Liebermann von Sonnenberg. Lucius. Maager. von Maltzahn⸗Vanselow. Freiherr von Manteuffel. Dr. von Marquardsen. von Massow. Dr. Graf von Matuschka. Dr. Mehnert. Menzer. Merbach. Dr. Meyer. Graf von Mirbach. von Moszezenski. Müllensiefen. Nels. von Normann. Oechelhäuser. Dr. Osann. von der Osten. Pfähler. Freiherr von h Pickenbach. Dr. Pieschel. von Janta⸗Polczynski. Poll. Dr. Pors
Graf von Pückler. Fürst Radziwill. Freiherr von Reitzen⸗ stein. Rimpau. Roesicke. von Rozycki. Dr. Repnikowski. Graf von Saldern⸗Ahlimb⸗Ringenwalde. Sander. Freiherr Saurma von der Jeltsch. Dr. Schier. Freiherr von Schleinitz. Schlick. Graf von Schlieffen⸗Schlieffenberg. Graf von Schlieffen⸗Schwandt. Schneider (Hamm). von Schöning.⸗Schröder. von der Schulenburg⸗ Beetzendorf. Scipio. Siegle. Dr. Siemens. von Slaski. von Sperber. von Staudy. Steinmann. von Steinrück. Stephanus. Stöcker. Graf zu Stolberg⸗Wernigerode. Freiherr von Stumm⸗ Halbers. Thomsen. Tröltsch. Uhden. Freiherr von Unruhe⸗Bomst. Weiß (Eßlingen). Wichmann. von Winterfeldt⸗Menkin. Wisser. von Wolszlegier. von Wrisberg. Freiherr Fühe von Bulach.
Mit Nein stimmten: Aichbichler. Dr. Althaus. von Arnswaldt⸗ Böhme. Baron von Arnswaldt⸗Hardenbostel. Auer. Dr. Bachem. Dr. Bamberger. Dr. von Bar. Dr. Barth. Bebel. Beckmann. Bender. Berling. Biehl. Birk. Blos. Dr. Bock (Aachen). Bock (Magdeburg). Dr. Boeckel. Braun. Dr. Brüel. Bruhns. Buddeberg. Freihere von Buol. Burlein. Dau. Graf von der Decken (Ringelheim). von der Decken. Dieden. Dietz. Dillinger. Dr. Dohrn. Seee Graf Droste zu Vischering. Evers. Förster. Freiherr zu Franckenstein. Fritzen (Koblenz). Fritzen (Düsseldorf). Frohme. Funck. Fusangel. Frei⸗ herr von Gagern. Graf von Galen. Geyer. Goldschmidt. Graf. von Grand⸗Ry. Greiß. Grillenberger. Gröber. Guerber. Dr. Gutfleisch. Haanen. Haberland. Hacke. Haehnle. Dr. Hänel-⸗ Harm. Dr. Harmening. Hartmann (Württemberg). Haus. Hauß⸗ mann. Dr. Freiherr von Heereman. Heine. Hermes (Brandenburg). Dr. Hermes (Jauer). Hesse. Hickel. Dr. Hirsch. Hitze. Graf von und zu Hoensbroech. Hofmann (Chemnitz). Graf von Hompesch. Horn. Dr. Horwitz. Hug. Jeschte. Zoest. Johannsen. Jordan. Jungfer. Fha enchn von Kehler. Kercher. Kersting. Klose. Knörcke. Koch. Kochann. Dr. Krause.
Der Landungsplatz und die Stadt sind festlich ge⸗
zrebs. Küchly. Kunert. Landes. Lang (Schlettstadt). Langerfeldt. eüae äns Lauck. Lehemeir. Lehner. Leonhard. Lerzer. Letocha. Dr. Lieber. Liebknecht. Dr. Lingens. Graf von Loë. Lorenzen. Lüders. Marbe. Mayer (Landshut). Meister. Menken. Metzger (Hamburg). Metzner (Neustadt). Mey. Freiherr von Minnigerode. Molkenbuhr. Mooren. Dr. Müller. Münch. Frei⸗ herr von Münch. Munckel. Neckermann. Neumann. Goetz von Olenhusen. Dr. Pachnicke. Panse. Payer. Pezold. Pflüger (Baden). Pflüger (Württemberg). Graf von Preysing (Dillingen). Graf von Preysing (Straubing). Raeithel. Rarkowski. Rauchenecker. von Reibnitz. Reichert (Baden). tath t (Bayern). Reindl. Rembold. Richter. Rickert. Dr. Rintelen. Riß. Dr. Rudolphi. Samhammer. Dr. Schaedler. Schaettgen. Freiherr von Schele. Schenck. Schippel. Schmidt (Elberfeld). Schmidt (Frankfurt). Schmidt (Sachsen). Schmieder. Schnaidt. Dr. Schneider (Nord⸗ hausen). Graf von Schönborn⸗Wiesentheid. Schrader. Schütte. Graf von der Schulenburg⸗Hehlen. Schuler. Schultze. Schumacher. Schwartz. Dr. Seelig. Seifert. Dr. Simonis. inger. Spahn. Speiser. Sperlich. Stadthagen. Dr. Stephan. Stötzel. Stolle. von Strombeck. Szmula. Dr. Thomas. Timmerman. Traeger. Tutzauer. Uhlendorff. Ulrich. Dr. Virchow. von Vollmar. Voll⸗ rath. Wagner. Graf von Walderdorff. Freiherr von Wangenheim. Wattendorff. Weber. Weiß (Passac). Wenders. Freiherr von Wendt. Wenzel. Werner. Wilbrandt. Wildegger. Wilisch. “ Wöllmer. Wurm. Zangemeister. Zimmer⸗ mann. Zinth.
Der Abstimmung enthielt sich: Ruhland.
Krank waren: Brandenburg. Freiherr von Dalwigk⸗Lichtenfels. Eberty. Haerle. Dr. Ruge. Dr. Freiherr Schenck von Stauffen⸗ berg. Stephan. —
Beurlaubt waren: Dr. Baumbach (Berlin).
Dietrich. Dr. Petri. Dr. Witte.
Entschuldigt waren: Fürst von Bismarck, Herzog von Lauen⸗ burg. Dr. von Dziembowski⸗Pomian. von Schalscha.
Ohne Entschuldigung fehlten: Delles. Fischer. Lutz. Mangès. Dr. North.
Freiherr von
Wahlangelegenheiten. Die „Schles. Volksztg.“ schreibt:
Wir erfahren, daß ebenso wie Freiherr von Huene, auch die Herren Graf Ballestrem und Dr. Porsch bei den Reichstags⸗ wahlen nicht wieder candidiren werden und nicht gewillt sind, ein Mandat anzunehmen. Aus verschiedenen Rücksichten, insbesondere um polemische Erörterungen zu vermeiden, werden die genannten Herren sich das Opfer auferlegen, zur Zeit ihre Haltung öffentlich nicht dar⸗ zulegen. Wir können diesen allerdings auf sehr zutreffenden, reiflich erwogenen Gründen beruhenden und lediglich im Interesse der guten Sache gefaßten Beschluß nur aufs tiefste bedauern.
Der Wahlaufruf der Deutschconservativen lautet in seinem auf die militärische Frage bezüglichen Theil:
Der Reichstag ist aufgelöst, weil die Forderungen der Reichs⸗ regierung zu Gunsten der Vermehrung des Heeres keine Annahme ge⸗ funden haben; die Neuwahlen sind angeordnet.
Die Deutsche conservative Partei tritt nach wie vor für die volle Wehrkraft unseres Volkes ein und sieht in derselben eine unerläßliche Bedingung für die deutsche Machtstellung und für die Erhaltung des Friedens. Mehraufwendungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reichs finden; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittelstand oder die Landwirth⸗ schaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuer⸗ quellen heranzuziehen.
Der Wahlaufruf der Nationalliberalen verbreitet sich über die militärische Frage in Folgendem:
Deutsche Wähler! Der Reichstag ist aufgelöst. Wiederum, wie im Jahre 1887, ist das deutsche Volk berufen, über die Erfordernisse der Sicherheit und Machtstellung des Reichs zu entscheiden. Mit schweren Opfern ist das Reich auf den blutigen Schlachtfeldern der Jahre 1870/71 erkämpft worden. Begründet und ausgebaut durch den unvergeßlichen Kaiser Wilhelm I. und die unvergleichliche Staats⸗ kunst des Fürsten Bismarck, ist es uns zur Erhaltung und Pflege überantwortet.
Gegenüber der von Jahr zu Jahr wachsenden Heeresmacht Frankreichs und Rußlands mußten neue und große Anforderungen an die Opferwilligkeit der Nation gestellt werden. Nicht leichten Herzens sind die Vertreter unserer Partei im Reichstag an die Berathung der Militärvorlage herangetreten. Ihrer ernsten Verantwortung eingedenk haben sie eine Verständigung über das nothwendige Maß der Bewilli⸗ gung angestrebt. Die Grundlage dafür war endlich mit Zustimmung der verbündeten Regierungen gewonnen.
Unter dem Bann engherzigen Fractionsgeistes fand sich jedoch aus den verschiedensten, nach ihren Grundanschauungen weit auseinander strebenden Parteien eine Mehrheit zusammen in der Verneinung.
Diese Mehrheit hat den verhängnißvollen Streit heraufbeschworen. Sie hat neue Unsicherheit in unsere, der Ruhe und Stetigkeit so dringend bedürfenden wirthschaftlichen Verhältnisse hereingetragen. Sie hat die gedeihliche Entwicklung unseres Verfassungslebens aufs schwerste gefährdet. 1
Die großen, von den weitesten Kreisen des Volkes lange ersehnten Geei der geplanten Heeresreform sind damit wieder in Frage gestellt.
Die zweijährige Dienstzeit sollte die persönliche Militärlast er⸗ leichtern, die vollkommenere Durchführung der allgemeinen Wehr⸗ pflicht, dieses ruhmreichen Erbtheils der Freiheitskriege, sollte sie ge⸗ rechter und gleicher vertheilen. Im Falle des Krieges sollten die Jüngeren die erste Schlachtlinie bilden, die Aelteren, die verheirathe⸗ ten Mannschaften den zweiten Wall im Unabhängigkeitskampfe ver⸗ theidigen. Die Vermehrung unserer Streitkräfte sollte das Ueber⸗ gewicht der großen Militärstaaten gegen uns wieder wett machen, unserem Cultur⸗ und Wirthschaftsleben das unentbehrliche Gefühl der Sicherheit dauernd erhalten. 3
Das waren die Ziele der von der Reichstagsmehrheit abgelehnten Vorlage!
Gegwiß, eine solche Reform erheischt bedeutende finanzielle Lasten. Aber es handelt sich um die Ehre und Machtstellung des Reichs, um wirksamere Bürgschaften für den europäischen Frieden, und wenn uns der Krieg aufgezwungen wird, für die Erringung des Sieges. Es handelt sich um den Schutz der ehrlichen Arbeit in allen Gebieten. Niemals haben wir es an uns fehlen lassen, wo diese höchsten natio⸗ nalen Güter vertheidigt werden mußten. Bleiben wir unserer Ver⸗ sahlgenheft treu! Deutschland, inmitten zweier großer Militärstaaten, oll frei sein nach b stark genug, um im Rahmen des Dreibundes
als Friedenshort in Europa sich ferner zu bewähren.
Kunst und Wissenschaft.
Die diesjährige große Berliner Kunstausstellung wird am nächsten Sonntag Mittag feierlich eröffnet werden und von 1 Uhr ab für das Publikum geöffnet ser⸗ Die Ausstellung wird im ganzen 2500 Werke der Malerei, Plastik, Architektur und graphischen Künste aufweisen.
4†l Der begeisterte Vorkämpfer für eine Neubelebung der alt⸗ meisterlichen Temperamalerei Freiherr Alfons von Pereira⸗ Arnstein, auf dessen interessante Broschüre: „Erleben wir noch eine Renaissance der Malerei?“ wirbei ihrem Erscheinen aufmerksam machten, hat unlängst auch im Verein Berliner Künstler einen Vortrag über seine Temperatechnik gehalten, der im Verlage von Bong's Erben in Stuttgart im Druck erschienen ist. Pereira knüpft im allgemeinen an das alte Temperaverfahren an, das statt des Oels Honig und Leimwasser als Bindemittel verwendete. Die Vorzüge dieser Tachnik iegen besonders in der Klarheit und Durchsichtigkeit des Tons, der engen unlöslichen Verbindung des Farbstoffs mit dem Malgrund,
dem schnellen Trocknen und der Lasurfähig Durch ihre nachträgliche Verbindung mit Harzfirniß erhalten selben Glanz und die volle Leuchtkraft der Oelfarben.
Die von Pereira im Architektenhause ausgestellten Proben der neuen Technik sind nicht nur als solche, sondern auch als künstlerische Leistungen höchst beachtenswerth. Glänzende Namen, wie Besnard, Carolus Durand, E. Detaille, Robert Fleury, von Deutschen F. von Lenbach, Haug, Graf Harrach u. a. sind hier vertreten. Freilich sind es zumeist flüchtige Skizzen, die den technischen Versuch als 18 nicht verkennen lassen, aber gerade deshalb interessant, weil sie uns einen Blick in die Werkstatt der berühmten Künstler thun lassen. So hat Durand ein geistvolles Männerprofil, Detaille eine seiner vielbewunderten Cavallerie⸗ studien beigesteuert. Besonders in den Fleischtönen bewähren Pereira's Farben ihre gerühmte Durchsichtigkeit: so in den Actstudien Fleury's und Campi'’s, dem reichlasirten Mädchenkopf Prati's und den keck hingeworfenen Porträtköpfen Lenbach's. Aber auch in der Land⸗ schaft kommen sie zu guter Wirkung, wie Zuber's frische kleine Veduten und „ Haug's Pleinairstudie einer Schloßtreppe beweisen. Die beiden Künstlerportraäts vom Grafen Harrach und Georg Meyn, das erstere ein Selbstporträt, das zweite die Rüge Hermann Hendrichs' verewigend, sind schon von früheren Berliner Ausstellungen bekannt. Ein ungewöhnlich flottes Blumen⸗ stück eines anonymen Künstlers fällt durch seine kräftige Färbung und Leuchtkraft besonders auf. Sicherlich wird auch die decorative Malerei von dem neuen Verfahren reichen Vortheil ziehen. So hat Lenbach für die Ausstellung in Chicago einige Plafonds in Pereira's Farben gemalt, und eine kleine Studie von Ferrier ist offenbar auch für einen ähnlichen decorativen Zweck bestimmt. Haben dech auch die großen Venezianer Tizian, Tintoretto und Veronese sich einer ähnlichen Technik für ihre monumentalen Werke bedient. Hoffentlich finden die Bestrebungen Pereira's, der selbst, wenn auch etwas dilettantisch, den Pinsel führt, auch hier in Berliner Künstlerkreisen weitere Verbreitung und aufmerksame Beachtung. Ohne Zweifel sind sie dessen werth.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Stand der Saaten.
Im Regierungsbezirk Aachen sind nach Nachrichten von Ende April die Wintersaaten im allgemeinen gut durch den Winter ge⸗ kommen und haben im großen und ganzen ein befriedigendes Aussehen. Der Stand des Roggens ist ein üppiger. Weizen, Raps und Klee stehen ebenfalls gut. Nur die Saaten von ausländischen Weizen⸗ arten, namentlich die spät bestellten englischen und dänischen Arten, haben vielfach durch den Frost gelitten, stellenweise so stark, daß ein nicht unbedeutender Theil derselben wird umgepflügt werden müssen. Auch 8. Rapssaaten hat der Frost, wenn auch nicht gerade erheblich,
e den⸗
Fischzucht. “
Nach dem von dem Director Haack für 1892/93 erstatteten Be⸗ richt über die Thätigkeit der Kaiserlichen Fischzuchtanstalt bei Hüningen war das Ergebniß des Betriebsjahres in finanzieller Beziehung ein recht günstiges, da die Einnahmen den Vor⸗ anschlag um mehr als 3000 ℳ überstiegen. An Ehdekfisch⸗ Eiern sind bei der Anstalt im ganzen 4 911 000 Stück ein⸗ gegangen, wovon 1 102 000 in der Anstalt selbst gewonnen waren. Davon wurden innerhalb Deutschlands 2 456 000 und nach dem Ausland 1 361 000 Stück versandt; innerhalb Elsaß⸗Lothringens 179 000 Stück. An Zuchtfischen wurden abgegeben: 6600 ein⸗ sömmrige Karpfen, 4000 einsömmrige Forellenbarsche, 500 einsömmrige Zander, 500 kg zwei⸗ und dreisömmrige Karpfen und 90 Stück größere Forellenbarsche. Außer den zur Versendung oder Aussetzung V Fischen wurde noch eine genügende Menge zum Besatz der
Unstaltsgewässer zurückbehalten. An jungen L den in den
Rhein ausgesetzt 486 000 Stück. Allgemeiner Vereinstag 8
der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften.
Für den diesjährigen Vereinstag des Allgemeinen Verbandes der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften in Stuttgart waren die Tage vom 4. bis 7. Juni in Nresses genommen. Verschiedene Umstände allgemeiner und localer Natur, insbesondere die am 5. und 6. Juni statt⸗ findende Jubelfeier der landwirthschaftlichen Akademie Hohenheim, haben indeß eine Verlegung des Termins nothwendig erscheinen lassen. Der Vereinstag findet demnach in der erwähnten Zeit nicht statt und es ist für die Abhaltung der Monat August in Aussicht genommen.
In den Niederlanden ist der Stand der Saaten trotz der anhaltenden Trockenheit bis Ende April, abgesehen von wenigen hoch⸗ gelegenen Strecken, im allgemeinen ein befriedigender.
Ueber die Anbaufläche und den Ertrag des Erntejahres 1892 in den Niederlanden liegt folgende amtliche Sahetcang vor:
Anbaufläche Ernte⸗Ergebniß ha hl 201 000 4 430 000 (22 hl per Se 83 400 2 254 000 (27 hl per Hektar 46 000 1 784 000 (38,8 hl per Hektar). 121 700 4 986 000 ( 41 hl per Hektar). 146 000 32 850 000 (225 hl per Hektar).
Roggen. Weizen. Gerste 8-.Js Kartoffeln
In Schweden ist die Frühjahrsbestellung bei günstigem Wetter erfolgt. Die darauf eingetretene anhaltende Dürre hat aber den Saaten erheblichen Schaden zugefügt, sodaß Regen nunmehr dringend erwuͤnscht ist.
Saatenstand in Nord⸗Amerika. 8
Wie aus Washington vom gestrigen Tage telegraphisch ge⸗ meldet wird, beträgt nach dem Bericht des landwirthschaft⸗ lichen Bureaus der Vereinigten Staaten der Durchschnitts⸗ stand des Winterweizens 75,3 %, also um 2,1 % weniger als am 1. April. Der Durchschnittsstand des Winterroggens beträgt 72,9 %, derjenige für Gerste 88,6 %. In den für Winterweizen besonders maßgebenden Staaten wurde die Ernte durch kaltes Wetter schwer beschädigt; infolge dessen wurde ein großes Areal mit anderen Saaten bestellt.
Der am 1. Mai mit Baumwolle bereits bepflanzte Grund und Boden betrug 85,3 % des zu bepflanzenden Terrains, was dem gewöhnlichen Verhältniß zu dieser Zeit entspricht. Das Keimen geht langsam, das Wachsthum ist im Rückstande. Die Oberfläche, die W“ bepflanzt wird, ist um 1,8 % größer als im vergangenen Jahre.
London, 11. Mai. Die „Daily News“ melden aus Kairo, die Baumwollenernte sei um einen Monat im Rückstande gegen⸗ über dem Vorjahre.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera. Oesterreich⸗Ungarn. Vom 26. April bis 3. Mai Mittags ist, wie in dem „D. österr. San.⸗Wes.“ berichtet wird, in der Ge⸗ meinde Kudrynce des galizischen Bezirks Borszezow ein Cholera⸗ fall mit tödtlichem Ausgang vorgekommen. Nachträglich wurden leichfalls in Galizien eine am 23. April in der Gemeinde Beeiwee des Bezirks Tarnopol zugegangene verdächtige Er⸗ krankung und ein am gleichen Tage in Buczacz 8 Todesfall als durch asiatische Cholerg verursacht festgestellt. Frankreich. Nach amtlichen Mittheilungen sind in Lorient während der Zeit vom 14. bis 21. April für die Stadt und die Vorstädte acht Cholera⸗Erkrankungen und sechs Todesfälle, für den Kreis 77 bezw. 27 vperzeichnet worden. Rußland. Vom 15. bis 21. April (n. St.) sind nachstehend vermerkte Cholera⸗Erkrankungen und ⸗Todesfälle zur amtlichen Kennt⸗
t der neuen sier en.] niß gelangt: 1
G nt (bezw. Stadt): Orel (Stadt) 8./4. bis 15./4. erkrankt 9, gestorben 3, Dongebiet 20./4. 1, bezw. 0, Saratow 11./3. bis 2./4. 2, bezw. 1, Ufa 13./4. bis 20./4. 51, bezw. 21, Je⸗ lissawetpol 12./4. 1, bezw. 1.
Influenza.
Die Seuche hat, wie in den „Veröffentlichungen des deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ mitgetheilt wird, in Paris sehr erheblich nachgelassen; gegen 96 Todesfälle in der Vorwoche sind während der Berichtswoche vom 23. bis 29. April nur 62 festgestellt worden, gegen 517 Todesfälle an acuten Erkankungen der Athmungsorgane nur 358. Gleichzeitig hat sich der allgemeine Gesundheitszustand bei 29,1 Todes⸗ fällen auf je 1000 Einwohner gegen 35,9 in der Vorwoche wesentlich ge⸗ bessert. In London haben sich die Verhältnisse gegenüber der Vorwoche F wenig geändert (Todesfälle an Influenza 40 gegen 38, an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane 268 gelen 285). New⸗ YVork hatte zwar eine größere Zahl von Todesfällen an Influenza (31 gegen 22), aber eine geringere von solchen an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane (408 gegen 422) zu verzeichnen. In Kopen⸗ hagen wurden 1 Todesfall und 100 Erkrankungen an gegen 1 und 101 in der Vorwoche, in Stockholm 0 und 5 gegen 2 und 22 festgestellt; in letzterem Orte scheint daher die Seuche ihrem Erlöschen nahe zu sein. — In der Berichtswoche sind auch aus Moskau Todesfälle an Influenza, nämlich 4, gemeldet worden; gleichzeitig war dort die Sterblichkeit an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane bei 33 Todesfällen gegen 19 in der Vorwoche wesentlich gesteigert. — Das Inland anlangend, ist eine größere Zahl von Todesfällen an Influenza (15 gegen 3 in der Vorwoche) aus Köln gemeldet worden, ohne daß indeß die Gesammt⸗ sterblichkeit dort merklich beeinflußt worden wäre (32,0 gegen 32,7 %0 in der Vorwoche). Im übrigen sind nur vereinzelte Influenza⸗ Todesfälle, nämlich in Dresden, Leipzig, Braunschweig, festgestellt worden, ferner 25 Erkrankungen gegen 47 in der Vorwoche in Frank⸗ furt a. O., 4 im Regierungsbezirk Posen und 24 gegen 19 im Re⸗ gierungsbezirk Düsseldorf. 8
Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche v
23. bis 26. April etwas weniger günstig als in der vorangegangenen und auch die Sterblichkeit war eine etwas größere (von je 1000 Ein⸗ wohnern starben aufs Jahr berechnet 21,6). Eine weitere Abnahme gegen die Vorwoche erfuhren zwar acute Entzündungen der Athmungsorgane, auch war die Zahl der durch sie hervor⸗ gerufenen Todesfälle eine kleinere als in der Vorwoche, wenn auch noch immer eine bedeutend größere als sonst um diese Jahreszeit; des⸗ gleichen kamen Erkrankungen an Grippe seltener zur Behandlung; aus der der Berichtswoche vorangegangenen Woche wurde nur 1 Todes⸗ fall mitgetheilt. Eine kleine Abnahme zeigten ferner acute Darm⸗ krankheiten, die in 36 Fällen (gegen 40 der Vorwoche) zum Tode führten. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast der gleiche mäßige, wie in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 58 Säuglinge. Dagegen zeigten sich Er⸗ krankungen an den Infectionskrankheiten meist etwas häufiger. Er⸗ krankungen an Masern, Scharlach und Diphtherie kamen in gesteigerter Zahl zur Anzeige, und zwar wurden Erkran⸗ kungen an Scharlach aus der jenseitigen Luisenstadt und aus dem Wedding, Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt und aus dem Wedding am zahlreichsten zur Meldung gebracht. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten; Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 5 bekannt. Rosen⸗ artige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen häufig zur ärzlichen Behandlung; auch Erkrankungen an Keuchhusten waren zahl⸗ reich und die Zahl der durch sie Sterbefälle nur wenig geringer als in der vorhergegangenen Woche. Dagegen gelangten rheumatische Beschwerden aller Art, besonders acute Gelenkrheuma⸗ tismen erheblich seltener als in der Vorwoche zur ärztlichen Be⸗ obachtung.
Bremen, 11. Mai. Die Direction des „Norddeutschen Lloyd“ theilt mit, daß die Meldung, wonach an Bord des in New⸗York angekommenen Lloyddampfers „Gera“ 130 Per⸗ sonen an den Blattern erkrankt wären, unrichtig sei; an Bord der „Gera“ sei nur ein leichter Pockenfall vorgekommen. Dem Dampfer ist ein Aufenthalt dadurch nicht entstanden; die sämmtlichen Fahrgäste wurden unbeanstandet gelandet bis auf 116 Personen, welche mit dem Erkrankten vor dessen Erkrankung in der gleichen Abtheilung unter⸗ gebracht waren. Diese Personen wurden zur Beobachtung nach Hoff⸗ mann’s⸗Island überführt.
Handel und Gewerbe.
In der Reichsbank fand heute, Vormittags 9 ½ Uhr, eine Sitzung des Centralausschusses statt. Der Vorsitzende, Präsident des Reichsbank⸗Directoriums Dr. Koch hob hervor, daß die Anlage für diese Jahreszeit ungewöhnlich hoch und in der letzten Woche nicht in dem Maße wie in 1e Jahren gefallen sei, im Lombard sogar zugenommen habe. Das Metal welches sonst im zweiten Vierteljahr regelmäßig steige, sei im Vergleich mit dem Ultimo März noch um 4 Millionen gefallen. Die fremden Gelder im Betrage von 543 Millionen heständen zum großen Theil aus Guthaben des Reichs und des preußischen Staats, welche der Reichsbank möglicherweise bald entzogen würden. Sei schon dieser Lage gegenüber der Zweifel berechtigt, ob ihr noch ein Discont von 3 Procent entspreche, so nöthigten zu einer Erhöhung die gespannten Verhältnisse besonders auf den aus⸗ wärtigen Geldmärkten. In Verbindung mit den Erscheinungen in London sei der Berliner Curs der Devise London in fort⸗ währendem Steigen begriffen und nähere sich dem Goldpunkte. Auch von anderen Märkten aus zeige sich Begehr nach deutschem Golde. In der letzten Woche der Reichsbank mehrere Posten unverkennbar für das Aus⸗ land entzogen. Der Discontsatz am offenen Markt habe bereits den der Reichsbank erreicht. So rechtfertige sich trotz der relativen Gesundheit unserer heimischen Geldverhältnisse, nach⸗ dem auch die Bank von England gestern ihren Discont auf 3 ½ Procent erhöht habe, eine Steigerung des letzteren um ein volles Procent. Die Versammlung schloß sich einstimmig diesen Ausführungen an, billigte also die Erhöhung des Dis⸗ conts auf vier, des Lombardzinsfußes auf viereinhalb bezw. fünf Procent.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. . An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10 366, nicht rechtzeiti gestellt keine Wagen. 8 In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 4032, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
Sesng.erh Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 10. Mai das Grundstück des Bücherrevisors Siegfried Albu, Hussiten⸗ straße 12, zur Versteigerung; Nutzungswerth 18 100 ℳ; für das Meist⸗ gebot von 221 000 ℳ wurde der Kaufmann Carl Goerner, Hussiten-⸗ sraße 86, Ersteher. — Vertagt wurde das Verfahren wegen des Otto Schnicke'schen Grundstücks Spandauerstraße 76 und Heide⸗ reiterstraße 3. — Eingestellt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Rathenowerstraße 51, der Frau Marie von Smirnoff zu Charlottenburg gehörig. Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am 9. und 10. Mai die nachbezeichneten Frundstücke zur Versteigerung: Grundbuch von Steglitz Band 21 Blatt Nr. 654, auf den Namen des Expedirenden Secretärs Theodor Hohoff zu Berlin ein⸗
getragen, zu Steglitz belegen; Fläche 14,85 a; Nutzungswerth 511 IaI1 Meistgebot von 26 500 ℳ wurde die