Fassung sowie dem Gesetzentwurf für Elsaß⸗Lothringen, be⸗ treffend das Pfandrecht für die von Bodencreditgesellschaften ausgegebenen Schuldverschreibungen, wie er sich nach den Beschlüssen des Landesausschusses gestaltet hat, die Zustimmung und erklärte sich mit der vom Reichskanzler vorgeschlagenen Abänderung des Statuts für das Kaiserliche Archäologische Institut einverstanden. Der Antrag Preußens mit dem Ent⸗ wurf eines Gesetzes über die Gewährung von Beistand bei der Einziehung von Abgaben und Geldstrafen wurde den Ausschüssen für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen überwiesen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vor⸗ sitzende unter allseitiger Zustimmung dem Gefuͤhl der Trauer über das am 8. Mai d. J. erfolgte Hinscheiden Seiner Durch⸗ laucht des Fürsten Adolf zu Schaumburg⸗Lippe Ausdruck und gedachte des Ablebens des Königlich sächsischen Bevollmächtigten zum Bundesrath, Geheimen Raths Boettcher mit ehrenden
Worten.
Der General⸗Lieutenant Andreae, Inspecteur der 1. In⸗
genieur⸗Inspection, ist hierher zurückgekehrt.
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Gneisenau“, Com⸗ mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, i am 12. Mai von Havanna aus nach Newport (Rhode Island) — Ver⸗ einigte Stͤaaten — in See gegangen.
S. M. Kanonenboot „Wolf“, Commandant Capitän⸗ Lieutenant Kretschmann, ist am 13. d. M. in Shanghai eingetroffen.
Sachsen. Ihre Majestät die Königin hat sich, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, in Sibyllenort bei einem Fall im Garten eine leichte Handverstauchung zugezogen und ist gezwungen, die Hand in der Binde zu tragen. Infolge dessen konnte sie Seine Majestät den König nicht nach Dresden zum Empfang Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen be⸗ gleiten. Zu Ehren des Großherzogs fand am Sonnabend im Königlichen Residenzschloß eine Galatafel statt, an der die in Dresden anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, sämmtliche Staats⸗Minister, der Gesandte von Fabrice und die Generale von Reyher und von Kirchbach theilnahmen. WSeine Majestät der König brachte während der Tafel einen Wast auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog aus, den Großherzog mit einem Hoch auf den König und das iche Haus erwiderte. ’ 8” Württemberg. DüKammer der Abgeordneten bewilligte am Sonn⸗ abend dah letzte Rate (500 000 ℳ) zum Bau der Neckar⸗ brücke z n Berg und Cannstatt und berieth sodann die homöopathischoen Petitionen. Unter Ablehnung eines Antrags des Kanzlers Mon Weizsäcker, der auf Uebergang zur Tagesordnung tete, wurde, wie der „St.⸗A. f. W.“ mittheilt, der Antrag der Ganmission angenommen, die Petition des Landesvereins d derung zur Kenntnißnahme mitzutheilen.
8 —aden. zwanzigjährigenJubiläum des Heidelberger
Militärvereins, an welchem dreißig Vereine des Gau⸗ verbandes theilnahmen, hielt Seine Königliche Hoheit der
Bei den
Großherzog, wie die „N. Bad. Landesztg.“ meldet, gestern eine Ansprache, in welcher er mit Nezug auf die gegenwärtigen Verhältnisse ausführte: Man könze Großes und Dauerndes nur durch Selbstlosigkeit, Hinzebung und Treue er⸗ reichen; man müsse darnach trachten zu erhalten, was ge⸗ schaffen sei. Von hohem Werth see die Erkenntniß, daß die militärische Schulung eine immer prößere Ausbreitung finde. Wenn man die Selbstlosigkeit an Pie Stelle von Egoismus setzen wü de dann könne man getrösst der Zukunft entgegen⸗
sehen.
Oesterreich⸗U
Der bisherige englische Botschast Sonnabend eine Deputation der Wien lebenden eng⸗ lischen Unterthanen, welche b Adresse überreichte. In Beantwortung der Adresse erklärzt nach dem Bericht des „W. T. B.“ bei dieser Gelegenhz Oesterreich⸗Ungarn sei der natürliche Alliirte Englande da die beiderseitigen Interessen und Ansichten in keinect einzigen Frage aus⸗ einandergingen, beide Theile die Ethaltung des Friedens anstrebten und keiner eine eigen Vergrößerung auf Kosten der anderen Mächte suche. Beide wünschten die Aufrechterhaltung des europäischen Status quo und eine friedliche, von keiner Seite beeinflußte Entwickelung der Balkan⸗ staaten. Diese Uebereinstimmung in den politischen Zielen und die aufrichtige Mitwirkung des Grafen Kälnoky, welcher hoffentlich noch lange die auswärtige Politik Oesterreich⸗ Ungarns leiten werde, hätten ihm (dem Botschafter) die Liebesarbeit der Befestigung der trefflichen Beziehungen zwischen Oesterreich und England leicht gemacht.
Das ungarische Unterhaus beschloß in seiner Sonnabendsitzung, bei der auf den Pfin stsonntag festgesetzten Enthüllung des Honved⸗Denkmals in Pest durch eine
von dem Präsidenten geführte Deputation einen Kranz nieder⸗ legen zu lassen. Ein weitergehender Antrag Meszlenyi's, welcher eine amtliche, corporative Theilnahme des Parlaments an der Enthüllungsfeierlichkeit forderte, wurde abgelehnt.
Frankreich. 1 Am Sonnabend fand im Elysée ein Ministerrath statt, der über das Budget für 1894 berieth. Die Herstellung des Gleichgewichts wurde, wie in einem Wolff'schen Telegramm angegeben wird, durch Beschränkung der Ausgaben ver⸗ schiedener Ministerien erzielt. Das Budget schließt in Ein⸗ nahmen und Ausgaben mit 3414 Millionen Francs ab. Erhöht sind gegenüber 1893 das Marinebudget um 12 Millionen für Ausrüstung und Neubauten, das Budget des Kriegs⸗Ministeriums um zwei Millionen Francs. Das Budget soll morgen, Dienstag, der Kammer vorgelegt werden. — Der Unter⸗Staatssecretär Delcassé theilte mit, daß eine Compagnie anamitischer Tirailleurs in Khone am Me⸗Kong blockirt gehalten werde, weil die Siamesen den für die Truppen bestimmten Proviant⸗ zug angehalten hätten. Es sei an die Truppen sofort eine Verstärkung von einem Bataillon abgesendet worden.
Prn. Ir Paget empfing am
Marine⸗Minister infolge der Vorgänge in Khone am Me⸗Kong dem morgen abgehenden Transportdampfer den Befehl er⸗ theilt, 224 Freiwillige nach Indo⸗China mitzunehmen. In der vorgestrigen Senatssitzung kam ein Antrag zur Berathung, die Verwaltung der Colonien anders zu organisiren und mit dem Marine⸗Ministerium zu vereinigen. Die Minister Dupuy und Terrier sowie der Unter⸗Staats⸗ secretär Delcassé bekämpften diesen Antrag und verlangten die Vertagung der Debatte, da die Regierung nächstens einen Credit für die Einrichtung eines besonderen Colonien⸗Ministeriums fordern werde. Nachdem die Vertagung mit 130 gegen 109 Stimmen beschlossen war, wurde die Fi aufgehoben. Der Senats⸗Präsident Challemek⸗Lacour wurde am Sonn⸗ abend, während er einem ihm zu Ehren von dem Finanz⸗ Minister Peytral veranstalteten Diner beiwohnte, durch einen herabstürzenden Kronleuchter am Kopfe verletzt. Der Zustand ist ungefährlich. General Dodds stattete gestern Morgen sidenten Carnot einen Besuch ab. .
Spanien. .8
Die Deputirtenkammer hat nunmehr am Sonnabend Abend mit 232 gegen 7 Stimmen die Vorlage wegen Ver⸗ schiebung der Municipalwahlen (vergl. Nr. 113 d. Bl. n. Schl. d. R.) angenommen, nachdem die republikanischen Deputirten vor der Abstimmung den Saal verlassen hatten. In Cordova, Saragossa, Barcelona und Valencia herrsche infolge dessen nach Meldungen des „W. T. B.“ große Aufregung. Das Gendarmerie⸗Corps wurde bereit gséhalten, um jede Kundgebung zu verhindern und jeden Ruhestörungs⸗ versuch der Republikaner zu unterdrücken; bis heute ist es jedoch nirgends zu ernsteren Ruhestörungen gekommen.
Bei dem gestrigen Empfange des Bureaus des Senats durch die Königin⸗Regentin that der Senats⸗Präsi⸗ dent nach Verlefin der Antwort auf die Botschaft der Re⸗ gentin auf den Stufen des Thrones einen Fehltritt und kam zu Fall, ohne jedoch Schaden zu nehmen.
dem Prä⸗
Portugal.
Der Finanz⸗Minister wird nach Meldung des „W. T. B.“ aus Lissabon heute in den Cortes das Budget vorlegen und, da dasselbe mit einem Fehlbetrag von 1002 Contos abschließt, zur Herstellung des Gleichgewichts eine Stempel⸗ und Alkoholsteuer vorschlagen. Der Finanz⸗Minister will dabei ferner beantragen, daß das Project Dias Fereira’s, betreffend die Zahlung von 33 Proc. Zinsen der auswärtigen Schuld in Gold, der Finanz⸗Commission überwiesen werde, damit Abänderungen vorgenommen werden, die den Interessen der Inhaber von Schuldverschreibungen Genüge leisten. 1“
Griechenland. “ Nachdem der König von dem Programm Kenntniß ge⸗ nommen, das Sotiropulos mit dem Deputirten Ralli auf⸗ gestellt hat, betraute er Sotiropulos mit der Neubildung des Cabinets. Wie dem „W. T. B.“ aus Athen gemeldet wird, hat sich das aus Vertretern verschiedener Parteien zusammengesetzte neue Ministerium folgendermaßen constituirt: Präsidium und Finanzen Sotiropulos, Inneres Ralli, Auswärtiges Kontostavlo, Krieg Oberst Korpa, Marine Kriezis, Unterricht Eftaxias, Justiz Hadzopulos. Von den Mitgliedern des Cabinets sind nur Ralli und Eftaxias Deputirte; Sotiropulos gehört gegen⸗ wärtig keiner Partei, die meisten anderen Mitglieder ge⸗ hören der von Ralli geführten sogenannten dritten Partei an. Das Programm des Minister⸗Präsidenten Sotiropulos besteht aus folgenden Hauptpunkten: Einhaltung der Verbind⸗ lichkeiten Griechenlands gegen das Ausland, Zahlung der demnächst fälligen Coupons, weitgehende Ersparnisse im Staats⸗ haushalt und Einführung des Tabackmonopols.
Rumänien.
In der Deputirtenkammer beantwortete am Sonn⸗ abend der Minister des Auswärtigen die Inter⸗ pellation des Deputirten Fleva, welcher anläßlich der Weigerung des Königs, eine liberale Deputation zu empfangen, mit einer Volkserhebung gedroht hatte. Gegenüber dieser Drohung erklärte der Minister dem „W. T. B.“ zufolge zunächst, daß er auf den gesunden Sinn des Volkes rechne, abgesehen davon, daß auch die Behörden in der Lage seien, dem Gesetz Achtung zu verschaffen. Dann erinnerte er an die ungünstige Lage des Landes unter der liberalen Regierung sowie an die große Anzahl der von der conservativen Regie⸗ rung durchgeführten unerläßlichen Reformen und wies ferner auf das inconstitutionelle Vorgehen der liberalen Oppo⸗ sition hin, welche nicht berechtigt gewesen sei, sich namens der ganzen Stadt an den Souverän zu wenden. Der König habe seiner Zeit in einem analogen Falle auch den Empfang der conservativen Opposition verweigert. Der Minister schloß mit der Mahnung an die Parteien, sich zu einigen und den König außerhalb des Parteizwistes zu lassen, als den Leuchtthurm, auf den alle mit gleicher Zuversicht blicken. Die Ausführungen des Ministers wurden mit lebhaftem andauerndem Beifall aufgenommen.
Serbien. Das Amtsblatt veröffentlicht die Pensionirung der früheren Minister Bogitschewitsch, Avakumowitsch, Stojanowitsch, Alkowitsch und des Obersten Costa Milititsch sowie die Verleihung zahlreicher Ordens⸗ auszeichnungen aus Anlaß des Regierungsantritts des Königs Alexander. 8 “
ö 14“ Die Eröffnung der Sobranje ist, wie dem „W. T. B.“ unter dem gestrigen Tage aus Tirnowo gemeldet wird, auf heute festgesetzt worden. In einer gestern abgehaltenen Ver⸗ sammlung der Deputirten wurden die Candidaten für das Bureau der Sobranje nominirt. Die Wahl fiel auf dieselben Deputirten, welche dem Bureau der letzten Sobranje angehörten. Ebenso wurde Petkow wieder zum Ersten Präsidenten und Antonow zum Ersten Vice⸗Präsidenten designirt
Schweden und Norwegen.
In der Sitzung des norwegischen Storthings vom Sonnabend interpellirte Ullmann die Regierung darüber, welche Maßregeln sie mit Rücksicht auf den Storthingsbeschluß vom 10. Juni 1892 bezüglich der Konsulatsfrage zu treffen be⸗ absichtige. Die Debatte über diese Interpellation wurde auf Antrag Nielsen's vertagt. Darauf Prahl an die Regie⸗ rung die Anfrage, in welcher Anzahl und auf welche Weise
Wie dem „Temps“ aus Toulon gemeldet wird, hätte der
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und Kanonenboote in ausgerüstet und klarge⸗ macht worden seien, und auf wessen Befehl und zu welchem Zweck diese Maßregeln erfolgt wären? Der Vertheidigungs⸗ Minister Olsson hob dem „W. T. B.“ zufolge in seiner Antwort hervor, das Vertheidigungs⸗Departement habe mit jener Ausrüstung nichts zu schaffen und sei von der betreffenden Maßregel nicht in Kenntniß gesetzt worden; er habe sich von dem Marine⸗Commando Aufklärung erbeten. Die Besprechung der Interpellation wurde ebenfalls vertagt.
(F) Nach dem Bericht des Staatscomptoirs betrugen die schwedischen Staatseinnahmen in den ersten vier Monaten dieses Jahres: Zölle 9 352 574 Kronen gegen 11 477 958 Kronen, Branntweinsteuer 3 493 792 Kronen gegen 3 382 045 Kronen, Rübenzuckersteuer 455 980 Kronen gegen 679 002 Kronen, (S maatseisenbahnen (Ueberschüsse) 2 300 000 Kronen gegen 2 300 000 Kronen oder zusammen 15 602 346 Kronen gegen 17 839 005 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
8 Dänemark.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kopen hagen beabsichtigte der König, sich heute Nachmittag in Begleitung des Prinzen Johann, des General⸗Adjutanten Baron Gülden⸗ crone und des Ceremonienmeisters Oxholm über Lübeck zum Kurgebrauch nach Wiesbaden zu begeben.
Wahlangelegenheiten.
In Berliner Börsenkreisen hat sich ein Comité gebi det, um Beiträge zu sammeln zur Unterstützung der Wahl derjenigen libe⸗ ralen Candidaten aller Schattirungen, welche die Ansicht theilen und vertreten, daß die Vetstärkung der Wehrkraft Deutschlands eine gebieterische, unabweisbare Nothwendigkeit ist. In dem betreffen⸗ den, von der „Nat.⸗Ztg.“ veröffentlichten Aufruf führen die Unter⸗ zeichner aus, sie seien der Ansicht, daß es eine Pflicht der liberalen Parteien sei, eine solche Verständigung mit der Regierung herbeizu⸗ führen, welche, unter thunlichster Berücksichtigung des wirthschaftlichen Bedürfnisses nach Abkürzung der Dienstzeit, die durch die Militär⸗ vorlage beabsichtigte Stärkung unserer Wehrkraft in vollem Umfange sicherstellt Die Unterzeichner des Aufrufs, welche Beiträge annehmen, sind: Sigismund Born, in Firma Born u. Busse, Behrenstraße 31. Georg Fromberg, Potsdamerstraße 118 b. Commerzien⸗Rath E. Gut⸗ mann, Director der Dresdner Bank, Behrenstraße 38/39. Engelbert Hardt, in Firma Hardt u. Co, Unterwasserstraße 6. Commerzien⸗ Rath Emil Hecker, Thiergartenstraße 6a. C. Kloenne, Director des A. Schaaffhausen'schen Bankvereins, Taubenstraße 23 a. Rudolph Koch, Director der Deutschen Bank, Behrenstraße 9/10. Felix Koenigs, in Firma Delbrück Leo u. Co., Mauerstraße 61/62. 1 rath A. Lent, Geschäftsinhaber der Disconto⸗Gesellschaft, Unter den Linden 35. Ernst Mendelssohn⸗Bartholdy, in Firma Mendelssohn u. Co., Jägerstraße 52. Richard Michelet, Director der Bank für Handel u. Industrie (Se. des Comités), Schinkelplatz 1/2. Max Richter, in Firma Emil Ebeling, Jägerstraße 55. Dr. jur. J. Rießer, Director der Bank für Handel u. Industrie, Schinkel⸗ platz 1/2. Oscar Rothschild, in Firma S. u. L. Rothschild, Hegel⸗ platz 2. Siegfried Sobernheim, in Firma Gebrüder Sobernheim, Burgstraße 28. Hermann Wallich, Director der Deutschen Bank, Behrenstraße 9/10. Heinrich Zincke, Voßstraße 9.
Nr. 19 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 10. Mai hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Sterbe⸗ fälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern einzelner Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Geburten und Sterbefälle in Berlin, München, Dresden, Hamburg 1892. — Witterung. — Maßregeln gegen Cholera ꝛc. — Sanitätsverwaltung in Bayern 1889. — Gesetz⸗ gebung u. s. w. (Deutsches Reich). — Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter in Ziegeleien. — (Preußen. Regierungsbezirk Posen). Eiskalte Getränke. — (Sachsen). Maul⸗ und Klauenseuche. — (Schaumburg⸗Lippe). Leichen⸗ und Begräbnißwesen. — (Oester⸗ reich. Dalmatien). Wasserbeschaffung. — (Belgien). Rotz und Tuberkulose. — (Serbien). Anilinfarben. — Thierseuchen in Oester⸗ reich 1890. — Rinderpest in der Türkei 1892, 3. Vierteljahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Bayern). — Rechtsprechung. Landgericht Breslau). Fahrlässige Tödtung seitens eines Kranken⸗ wärters durch Verabreichung von Kali chloricum statt Karlsbader Salzes. — Vermischtes. “ Chemisches Staatslaboratorium 1891. — Geschenkliste.
Nr. 19 des „Centralblatts der Bauperwaltung“, heraus egeben im Ministeriumderöffentlichen Arbeiten, vom 13. Mai hat folgenden Inhalt: Laubholzmäntel auf Eisenbahn⸗ schutzstreifen (Schluß). — Geschäftsgebäude und Gefängniß für das Amtsgericht in Marburg. — Die Haupt⸗Gewerbehalle der Ausstellung in Chicago (Schluß). — Zur Frage der Schienenbefestigung. — Inventarisation der geschichtlichen Kunstdenkmäler Deutschlands. — Vermischtes: Wettbewerb um Pläne für einen Saalbau in Bielefeld. — Wiederaufbau der Komischen Oper in Paris. — Geheimer Ober⸗ Baurath a. D. Friedrich Lüddecke †.
Entscheidungen des Reichsgerichts. 8
Als „Interimsschein“ im Sinne des Reichs⸗Stempel⸗ gesetzes vom 3. Juni 1885 ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civilsenats, vom 24. Februar 1893, dasjenige Werthpapier zu erachten, welches bis zu der Ausgabe der Actie diese vertritt und inhaltlich die Betheiligung an einem Actienunternehmen, den Betrag der G“ Einzahlung und das Recht auf den Bezug der Actie ergiebt. 8
— Ein über ein wucherisches Darlehnsgeschäft aus⸗ gestellter Wechsel kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 1. März 1893, vom Wucherer überhaupt nicht, auch nicht in Höhe der von ihm thatsächlich gewährten Darlehns⸗ summe, eingeklagt werden; der Wucherer kann nur die von ihm hingegebene Darlehnssumme auf Grund des thatsächlichen Sach⸗ verhalts zurückfordern.
Kunst und Wissenschaft.
Große Berliner Kunstausstellung. I.
Die erste auf Grund der zwischen der Königlichen Akademie und der Berliner Künstlerschaft neu vereinbarten Satzungen veranstaltete „Große Berliner Kunstausstellung“ ist gestern Mittag von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen “ Leopold in Stellvertretung Seiner Majestät des Kaisers und Königs feierlich eröffnet worden. Kurz nach 11 ½ Uhr betrat, von der Galerie herab mit einer Fanfare begrüßt, Seine Königliche Hoheit
in den ersten Tagen dieses Monats Torpedoboote
in Begleitung des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten
Bau⸗
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Dr. Bosse durch das mit Wappen und Bannern verzierte Portal den Kuppelsaal der 1“ wo sich eine zahlreiche aus hohen Staatsbeamten, Militärs, Vertretern der Akademien der Künste und der Wissenschaften, der städtischen Behörden und der Künstlerschaft bestehende Versammlung eingefunden hatte. Im Namen des Ausstellungscomités wurde der Prinz hierauf von dessen Ehren⸗Vorsitzendem, dem Präsidenten der Akademie der Künste, Professor Karl Becker begrüßt, worauf der Staats⸗ Minister Dr. Bosse vortrat und die Ausstellung im Namen Seiner Majestät des Kaisers und im Auftrage des Fhäehen für eröffnet erklärte. In das sodann von dem Minister ausgebrachte Hoch auf Seine Majestät den Kaiser stimmte die Versammlung mit Begeisterung dreimal ein. Dann intonirte ein Musikcorps das „Heil Dir im Sieger⸗ kranz“, und unter seinen Klängen begann unter Führung des Ausstellungs⸗Comités der Rundgang. Prinz Friedrich Leopold verweilte bis gegen 12 ¼ Uhr in der Ausstellung, die dann um 1 Uhr dem Publikum freigegeben wurde.
Das Bild, welches die diesjährige Kunstausstellung bei ihrer ersten flüchtigen Musterung bieett, ist, wie die Kunst unserer Tage überhaupt, reich an Farben und — Widersprüchen. Die verschiedenen Richtungen, welche sich heute noch leidenschaftlich bekämpfen und gegenseitig das Recht ihrer Ueberzeugung ver⸗ schränken, sind gleichmäßig zu Wort gekommen. Das Bewußtsein, daß, wo kein Kampf, auch keine Entwickelung sein kann, mag mit dem buntscheckigen Gesammteindruck modernen Kunsttreibens versöhnen. Nur wenige Leistungen sind über allen Streit der Meinungen erhaben; diejenigen, die am lebhaftesten zu einem solchen herausfordern, oft die Marksteine einer neuen Phase der Kunstanschauung. Eine gerechte, der Geschichte vorfühlende Kritik wird diesen Standpunkt stets wahren müssen und findet hier reiche Gelegenheit zu sorgsamem Ab⸗ wägen. 8 8 Die Vorhalle des Ausstellungspalastes ist, wie in früheren Jahren, der Plastik eingeräumt. Zahlreiche Kaiserdenkmäler, ein großes Standbild Blücher's, aber auch recht beachtens⸗ werthe Werke der Ideal⸗ und Genreplastik schmücken sie. Zwei besonders charaktervolle Porträtbüsten von Magnussen, die Züge der beliebten Berliner Schriftsteller Seidel und Trojan verewigend, müssen wir allerdings im dritten Gemäldesaal aufsuchen, wo, wie auch in den übrigen Räumen, ein⸗ zelne kleinere plastische Werke unter den malerischen Leistungen eine geschmackvolle Aufstellung gefunden haben. Der Kaiser⸗ oder Ehren⸗Saal bringt uns ein neues Porträt Seiner Majestät des Kaisers von Ferdinand Keller, dessen virtuos gemaltes prunkvolles Beiwerk allerdings die Gestalt des Herrschers fast erdrückt. Das von seiner Aus⸗ stellung bei Schulte bekannte Kaiserporträt von Vilma Parlaghy ist an Tiefe und Eindringlichkeit der Cha⸗ rakteristik diesem großen Repräsentationsbilde durchaus überlegen. Ein großes Damenporträt Hubert Her⸗ komer's in demselben Saal überragt an künstlerischer Wir⸗ kung indeß seine ganze Umgebung, selbst Lenbach's Bismarckporträt nicht ausgenommen. Peter Janssen, der Düsseldorfer Historienmaler, hat ein gewaltiges Schlachtbild ausgestellt, die Episode des Kampfes bei Worringen im Jahre 1288, wo der Mönch Walter Dodde die bergischen Bauern gegen die Schaaren des Herzogs Johann von Bra⸗ bant zum Entscheidungskampfe anfeuert. Das für die Gemäldegalerie der rheinischen Kunststadt gemalte Werk hat für diese insofern eine besondere historische Bedeutung, als Düsseldorf der Entscheidung dieser Schlacht seine Erhebung zur Stadt verdankt. Die Seeschlacht bei Bornholm, wo die kurbrandenburgische Flotte 1676 einen ihrer ersten Siege erfocht, hat der Marinemaler Hans Bohrdt mit großer coloristischer Kraft dargestellt. Auch dieses Bild be⸗ findet sich in dem Ehrensaal der Ausstellung. 1 1 Bei der Wanderung durch die übrigen Räume drängt sich
dem Beschauer geh die Gesammtausstellung der Münchener Secessionisten mit ihrer sehr sorgfältigen Auswahl von charakteristischen Werken lebhafter auf. Wir heben namentlich die Arbeiten F. von Uhde’s — darunter ein ausgezeichnetes lebensprühendes Porträt des bayerischen Hofschauspielers Wolmuth —, Exter 8, Franz Stuck'’s, Herterich’s, W. Volz's und H. Olde's hervor. Es ist die moderne impressionistische Richtung, die in diesen Arbeiten am klarsten und reifsten sich kundgiebt. Freilich ist auch der Neuidealismus nitt seiner gesteigerten Sensitivität, seinem Ringen nach einem Ausdruck des Uebersinnlichen, seinem Hang zum Mystischen in der diesjährigen Ausstellung nicht unvertreten geblieben. Eine der packendsten Leistungen derart ist ohne Zweifel Hermann Hendrich's tiefernster Todeszug Siegfried's aus Wagner's Götterdämmerung. Nur die Schatten des Leichenzuges erblickt der Beschauer, der mit den Trägern des Todten auf der rechten Seite des Rheinstroms gedacht ist, gespenstisch vom Mondlicht auf die Felsen des “ liegenden Ufers geworfen. Die Einbildungskraft erhält durch dichen glücklichen Gedanken des Künstlers eine überaus stimmungsvolle Anregung. An Hendrich schließt sich eng Hans Völcker an, der ein phantastisch beleuchtetes Schloß am Meer ausgestellt hat. Der genialste Phantast, Arnold Böcklin, fehlt leider auf dieser Ausstellung. Dagegen sind Max Klinger, ETö1“ Ltreagoes Heine, die sich dieser Gruppe eng anschließen, gut vertreten.
8 8 “ Schule hat neben solchen, die Tagesfragen der modernen Kunst aufwerfenden und beantwortenden Leistungen einen schweren Stand. Der Ehren⸗Präsident der Ausstellung Karl Becker hat einige seiner liebenswürdigen venezianischen Genrebilder beigesteuert, von Max Koner finden wir drei ausgezeichnete lebendige Bildnisse, Skarbina und H. Her⸗ mann erscheinen als Bannerträger der Berliner Freilicht⸗ malerei auf dem Plan, Liebermann, der gegenwärtig in Italien weilt, ist auch mit seinen Bildern ausgeblieben, von
renzel fällt ein sehr gelungener Stierkampf besonders ins uge; Fahrenkrog, ein talentirter Schüler Hugo Vogel’s, der selbst nur weniges ausgestellt hat, hat seine riesige Kreuzigung Christi, deren Skizze ihm eine Auszeichnung in der Akademie eintrug, ausgeführt. Unter den Landschaftern thut sich namentlich Walter Leistikow mit einer großen Flachlandschaft hervor. Von Sonderausstellungen sind die⸗ jenigen Flickel's, Röchling's, Kröner's, Dettmanns, Kuhn 88 und des schwedischen Thiermalers Bruno Liljefors zu verzeichnen. Die Ergebnisse reichen Künstlerfleißes, die hier sorgsam gesichtet dem kunstfreundlichen ublikum der Reichshauptstadt dargeboten werden, beanspruchen begreiflicherweise zu voller Würdigung lnd ere eit und vor allem mehr Ruhe, als sie die hastige Vor⸗ esichtigung auch dem Kundigsten läßt. Schon heute aber läßt 8 sasen⸗ daß die diesjährige Ausstellung gerade durch ihre Viel eitigkeit ungewöhnlich viel Anregung und Genuß ver⸗
“ spricht. Gilt es doch, in dem Labyrinth moderner Kunst⸗ strömungen den Faden einer stetigen zukunftverheißenden Ent⸗ wicklung aufzufinden, einen Standpunkt zu suchen, von dem das verwirrende Bild unseres Kunstbetriebes sich in wohl⸗ geordnete Gruppen auflöst, deren jede ihren berechtigten An⸗ spruch auf Beachtung und Werthschätzung hat.
Für die diesjährige Kunstausstellung hat die bekannte Kunstverlagsfirma von Rud. Schuster in Berlin wieder, wie alljährlich, die Kataloge geliefert. Die in diesem Jahre be⸗ sonders reich illustrirte Ausgabe enthält 208 vorzüglich aus⸗ geführte Abbildungen, also mehr als in den Vorjahren. Dieser Vorzug, verbunden mit der würdigen äußeren Aus⸗ stattung speciell der gebundenen Ausgabe, giebt diesem Katalog einen größeren als nur vorübergehenden Werth. Die amt⸗ liche Nusgobe kostet geschmackvoll und dauerhaft brochirt 1 ℳ, gebunden 1 ℳ 50 ₰, die illustrirte Ausgabe brochirt 2 ℳ, gebunden 3 ℳ
— April⸗Sitzung der ECEC11“ Gesell⸗ schaft. Herr Dr. Stettiner sprach über die Porzellanmanu⸗ factur von Soovres. Er legte zunächst den Unterschied zwischen dem echten kaolinhaltigen Porzellan (pate dure) und der von der Sovremanufactur verwendeten pate tendre dar. Auch auf die Fäl⸗ schungen ging er ein, die im unseres Jahrhunderts mit Ver⸗ wendung unbemalter Soͤpresfabrikate hergestellt wurden und die leicht an der Anbringung falscher Marken zu constatiren sind. Die Sovres⸗ porzellane erhalten zunächst eine, bisher wenig beachtete eingepreßte Marke. Im Maler⸗Atelier wird dann meist das Königliche Mono⸗ gramm, zwei verschlungene „L.“, in blauer Farbe über der Glasur beigefügt. Nicht selten setzt auch der Künstler sein eigenes Monogramm hinzu, zuweilen in humoristischer Füä . So benutzt Vincent die Marke 2000 (vingt cent). Zur Geschichte der Fabrik übergehend, erwähnt der Vortragende, daß sie 1745 in Vincennes begründet wurde, wo sie bis 1756 verblieb. Ihre Glanzepoche beginnt mit der Verlegung nach Soͤpres und ihrer Förderung durch die Marquise de Pompadour, die sich für die Manu⸗ factur lebhaft interessirte. An der Spitze der Sculpturen⸗Ateliers steht damals der ausgezeichnete Bildhauer Falconet, nach dessen Marmorsculpturen vielfach Biscuits gearbeitet werden. Allmählich treten auch die Formen des Zopfstiles auf, der in der folgenden Periode zur völligen Herrschaft gelangt. Zu den schönsten Stücken dieser Zeit gehören die für die Dubarry angefertigten. Damals ist Bachelier Leiter der Maler⸗Ateliers, während Boizot seit 1771 an der Spitze des Sculpturen⸗Ateliers steht. In der letzten Epoche, welche die Revolutionszeit mit umfaßt, werden die classicistischen Formen ausschließlich verwendet. Mit dem Aufgeben der Fabrikation von pate tendre am Schluß des Jahrhunderts endet die glänzendste Periode der Soͤvresmanufactur. 8
Herr Dr. Springer referirte sodann über „die Stecher der Rubensschule“ im Anschluß an das im Verlage der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst herausgegebene Prachtwerk von A. Rosen⸗ berg: Die Stecher der Rubensschule. Er schildert den weitgehenden Einfluß, welchen P. P. Rubens auf diejenigen graphischen Künstler ausübte, welche nach seinen Werken arbeiteten. Nachdem Rubens, vermuthlich in Italien, sich mit der Radirung vertraut gemacht und einzelne Blätter, wie die hl. Katharina, die alte Frau mit dem Licht und die Senecabüste selber geätzt hatte, lieferte er dann in Antwerpen Zeichnungen für den Kupferstich. Dieselben wurden als Titelblätter ꝛc. für die Werke hergestellt, welche der berühmte Antwerpner Verleger Moretus herausgab. Die Mitglieder der Stecherfamilie Galle und die Schüler des H. Goltzius, wie Swanenburg, A. Stock, J. Matham und Jean Müller, welche zwischen 1611 und 1617 für Rubens thätig waren, zeigen eine mehr zeichnerische als malerisch breite Behandlung der Platte. Als aber Rubens 1617 nach Erwerb wichtiger Privilegien ein eigenes Atelier für Kupferstich begründete, wird unter seiner Leitung der Linienstich immer breiter und malerischer entwickelt, sodaß die coloristischen Vorzüge der Rubensgemälde auch in diesen Werken zum Ausdruck kommen. Zu den bedeutendsten Schülern dieser Zeit gehört seit etwa 1620 Pieter Soutmann, dann der hervorragendste Künstler der Schule, Lucas Vorftermann, der bis 1622 für Rubens arbeitet. Hier wird anfangs noch ausgiebiger Gebrauch von der Aetzung der Vorarbeit für den Glabstichel gemacht. Paulus Pontius aber, und besonders Boetius und Schelte à Bolswert gehen allmählich zur reinen Grab⸗ sticheltechnik über. Unter den Radirern nach Rubens verdienen Frans van den Wyngaerden und Theodor van Kessel Erwähnung, unter den Holzschneidern Christoph de Jegher. — Nachdem Herr Dr. Springer noch die neueste Publication des fleißigen Dresdener Forschers Max Lehrs, „Der Meister der Liebesgärten“, vorgelegt hat, schließt die Sitzung.
— Ueber die Beobachtung der Sonnenfinsterniß am 16. April auf Las Palmas veröffentlicht der englische Astronom A. Fowler durch „Reuter's Bureau“ folgenden Bericht: Endlich kam der Tag der Finsterniß. Am Morgen war der Himmel etwas bewölkter als gewöhnlich. Wir waren aber alle sicher, daß wir wenig⸗ stens etwas von der Sonnenfinsterniß zu sehen bekommen würden. Bald nach Mittag war jeder Beobachter auf seinem Posten. Um 5 Minuten nach 1 Uhr trat der Mond auf den südwestlichen Theil der Sonne und, wie er allmählich über die Sehge bing fiel die Temperatur. Um 2 Uhr nahmen auch die Offiziere des britischen Kriegsschiffs „Alecto“, welche uns halfen, ihre Posten ein. Jetzt wurde das Licht schnell schwächer und der Wind wehte kalt. Der Himmel hatte einen Lichtschein, gerade wie er vor einem Gewitter in. England ist. Alle Beobachter waren fertig, des verabredeten Pistolenschusses harrend. „Fünf Minuten“ kündigte Professor Thorpe an, und ich fing an, meine Platten in den Apparat hineinzuschieben. Unter fast athemloser Stille fiel der Schuß, welcher den Beginn der Totalität an⸗ kündigte. Man hörte zugleich ein ähnliches Pistolenzeichen im fran⸗ zösischen Lager fallen, und in dem Augenblick ging der Schatten des Mondes vorüber. Wie der letzte Strahl des Sonnenlichts verschwand, ergoß sich eine herrliche Corona von Silberlicht mit zahlreichen rothen und weißen Lichtern, die daraus hervorbrachen. Die Corona war sehr gleichmäßig vertheilt um den dunklen Mond, d. h. es gab keine großen Flächen längs des Aequators wie 1878 und 1889. Das Licht der Corona war sehr hell und die Lampen, welche man für die Beobachtung während der Totalität in Bereitschaft hatte, waren höchst unnöthig. In der That war das Licht am Horizont so hell, daß keine Sterne sichtbar wurden. Nur Jupiter und Venus, welche sich nahe der Sonne befanden, schienen deutlich. In Bathurst jedoch scheint der Himmel klarer gewesen zu sein, und man konnte einige der helleren Sterne sehen. Die verschiedensten Beobachtungen wurden gemacht und die Photographien angefertigt. Fünf Minuten nach Eintritt der Totalität schob ich meine letzte Platte in den Apparat und die Aufgabe der Expedition war zu Ende. — Sowohl in Las Palmas, wie in Bathurst waren die Eingeborenen genügend unterrichtet, daß sie den Fortgang der Erscheinung durch geschwärztes Glas beobachteten. Die Expedition hatte keine Gelegenheit, den Einfluß der Sonnenfinsterniß auf die Thierwelt zu beobachten. Von Bathurst aber wird berichtet, daß Hähne, Katzen und andere Thiere ihre gewöhnliche Aufregung zeigten. Unmittelbar nach dem Ende der Sonnenfinsterniß ließ I Thorpe alle Mitglieder der Expedition nebst den Instrumenten photo⸗ graphiren, was die Eingeborenen in Schaaren heranzog. Abends hatten wir schon alles eingepackt und an Bord des britischen Kriegs⸗ schiffes „Alecto“ gebracht. Nur einen Stein legten wir in die Erde mit der Inschrift: „Britische Sonnenfinsterniß⸗Expedition. 16. April 1893“.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
88 Saatenstand in Ungarn. Aus Budapest, 13. d. M., wird der „Wiener Ztg.“ tele⸗
graphirt: Ueber den Stand der Saaten ist das ungarische
Correspondenz⸗Bureau in der Lage, Folgendes zu melden:
Der am 7. und 8. Mai nach langer Trockenheit eingetretene Landregen hatte eine außerordentlich gute Wirkung. Der Weizen, der vom Winter⸗ 8 getreide noch am wenigsten gelitten hatte, erholte sich und steht heute schon günstiger als in der vergangenen Woche. 8 den Roggen anbau kam der Regen meistens zu spät, ebenso für Winter erst und Raps. Der Frühjahrsanbau hat sich im allgemeinen gebessert — Der nächste officielle Saatenstandsbericht wird am 21. d. M. er⸗
Ein Londoner Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ giebt eine Mittheilung der „Times“ wieder, der zufolge die Trockenheit der letzten elf Wochen den vollständigen Ruin verschiedener Landwirthe herbeiführen werde.
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Rumänien.
Durch Königliches Decret vom 17./29. v. M. sind folgend Quarantänebestimmungen getroffen: 1 1) Die Quarantäne und ärztliche Beobachtung, welcher die au den russischen Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres kommende Schiffe in Sulina unterliegen, sowie die in Tschatal d'Ismail fü die Provenienzen aus den russischen Donauhäfen eingerichtet Quarantäne, ferner diejenige, welcher die russischen Provenienzen an den Mündungen des Pruth unterliegen, endlich für die russi schen Provenienzen, welche den Landweg gewählt haben, wird durch eine ärztliche Visite der Passagiere und Desinfection ihrer gebrauchten Wäsche ersetzt. “ Hinsichtlich der See⸗ und Flußprovenienzen erstreckt sich die ärzt 8 Visite und Desinficirung der Effecten auch auf die Schiffs bemannung.
2) Der Hafen 1“ zu. bleibt offen für die mit reine Gesundheitspässen versehenen Schiffe. 1
3) Der 1”- von Mangalia ist für die Schiffe, welche Gesund heitsatteste beibringen können, wieder offen. b
4) Wieder offen sind die Grenzpunkte zwischen Oesterreich⸗Ungar und Rumänien von „Riul Vadului’ bis einschließlich Verciorova.
(Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 65 vom 16. März d. J.)
Rom, 13. Mai. Gegenüber den gegentheiligen Meldungen eines Pariser Blatts versichert die „Agenzia Stefani“, daß der Gesund heitszustand in Rom sowie im ganzen Königreich ausg zeichnet ist.
Verdingungen im Auslande.
Rumänien.
Kriegs⸗Ministerium zu Bukarest (Verwaltungs Direction Nr. 5): Lieferung von 36 200 Feldkesseln mit je einen Stiellöffel aus gepreßtem und verzinntem Eisenblech; 25 100 Feld flaschen aus gepreßtem, emaillirtem Eisenblech und mit Segeltuch überzogen.
30. Juni, ebenda: 4000 Mannschaftsdecken.
1. Juli, ebenda: Hemden und Unterhosen.
Die Vertretung des Bewerbers am Platze durch einen Privat Agenten ist erforderlich. Näheres an Ort und Stelle.
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Lieferung von 1000 Pferdedecken un
Lieferung von 400 000 m Leinewand fü
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Postdampfer „Werkendam“ der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 12. Mai in New⸗York angekommen.
Bremen, 14. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ hat am 12. Mai Abends die Reise von Gibraltar nach New⸗York fortgesetzt. Der Postdampfer „Stuttgart“ ist am 10. Mai von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“, von Ost⸗ Asien kommend, ist am 12. Mai in Colombo angekommen. De Postdampfer „M. ün chen“, nach Baltimore bestimmt, hat am 12. Ma Abend Lizard passirt.
12 Mai ] amburg⸗Ameri kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Schnell dampfer „Augusta Victoria“ ist, von Hamburg kommend gestern Nachmittag in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfe „Flandria“ ist, von Hamburg kommend, vorgestern in St. Do
ingo eingetroffen. 1 G“ roffönh. (W. T. 87„ Der Lloyddampfer „Vorwärts ist heute Nachmittag hier eingetroffen. G 13. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfe „Garth Castle“ ist heute auf der Ausreise von London ab gegangen. Der Union⸗Dampfer „German“ ist heute auf de Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus 8 (Neues Theater.) 8
Am Sonnabend ging Karl, Gutzkow's Lustspiel „Da Urbild des Tartüffe“ neu einstudirt unter dem freundlichen Beifall des gut besetzten Fense⸗ in Scene. Das Lustspiel hat ir den Jahrzehnten seit seiner Entstehung wenig von seiner Wirksamkei eingebüßt, da die feine Charakteristik der aö und das Geschick, mit dem der Dichter die Scenen so aneinanderreiht und aufbaut, daß hierdurch allein schon ein reiches Maß von Humor un Komik bedingt wird, jetzt nicht weniger als früher Bewunderun verdienen. Allerdings würden moderne Dramatiker so herbe Unwahr scheinlichkeiten und so durchsichtige Intriguen, wie sie hier gespiel werden, wohl vermieden und in dem Ausmaß der guten und schlimmen Seiten eines Charakters mehr der Natur als der suchenden Phantasi folgen; aber das lebendige Interesse, das die Gestalter des Dichters dem Zuschauer zum theil schon als histo rische Erscheinungen einflößen, wird durch solche Mänge kaum vermindert. — Die Darstellung war im einzelnen und ganzen recht tüchtig. Die Titelrolle gab Herr Klein mit weiser Zurück haltung und bot ein, soweit das überhaupt möglich, überzeugendes und nicht allzu abstoßendes Bild des schleichenden Heuchlers. Der König stellte Herr Purschian mit offenem Wesen und warm⸗ herzig dar, wobei ihm sein schönes, seelenvolles Organ sehr zu staͤtten kam. Als Molière hatte Herr Matkowsky einige sehr wirksame Augenblicke, aber im ganzen hätte der Dichter feinsinniger und edler erscheinen müssen. Die Armand des Fräulein Poppe verdient für die große Scene mit dem König ungetheiltes Lob, und Fräulein Plan hat als Madeleine wieder völlig befriedigt und besonders in der Scene a6 Beifall gefunden. Die Herren Keßler, Oberländer, Eichholz, Link und Plaschke führten ihre kleineren Rollen gleichfalls beifallswürdig durch.
Berliner Theater.
Unter dem Protectorat Seiner Hoheit des Erbprinzen von Sachsen⸗Meiningen ging am Sonnabend zum Besten der durch Erd⸗ beben schwer heimgesuchten unglücklichen Bewohner der Insel Zante unter lebhaftem Beifall des vollbesetzten Hauses das Schauspiel „Die Waise von Lowood“ von Charlotte Birch⸗Pfeiffer neu einstudirt in Scene. Das im Jahre 1856 entstandene Stück gehört bekanntlich zu den Werken, in denen die Vorzüge der Verfasserin: eine treffliche Sprache und große Kenntniß der Bühneneffecte am meisten zur Geltung kommen, und hat sich deshalb auch bis in die neueste Zeit dauernd auf dem Spielplan vieler deutschen Theater zu behaupten vermocht. Die dem Geschmack des Publikums geschickt angepaßten humoristischen
Liebesscenen zwischen Jane Eyre und Lord Rochester interessirten auch