1893 / 127 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

S. M. Kreuzer „Seeadler“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Koellner, ist am 28. Mai in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt am 3. Juni nach Malta in See zu gehen.

Württemberg.

Seine Majestät der König empfing dem „St.⸗Anz. f. W.“ zufolge am Sonnabend den zum italienischen außerordentlichen und bevollmächtigten Minister am württembergischen Hofe ernannten Botschafter Grafen Lanz: in Audienz und nahm sein Beglaubigungsschreiben entgegen. 8 .

Oesterreich⸗Ungarn.

In der Hofburg zu Wien fand zu Ehren der Delega⸗ tionen gestern großer Empfang statt, der sehr glänzend ver⸗ lief. Erschienen waren außer den Delegations⸗Mitgliedern die gemeinsamen Minister, die österreichischen Minister, der Minister a latere Graf Tisza, die Landeschefs und zahlreiche Vertreter der Aristokratie. Der Kaiser und die Kaiserin, die Kronprinzessin⸗Wittwe, die Erzherzoge und Erzherzoginnen verweilten, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, 2 ½ Stunden auf dem Feste. Die Kaiserin ließ sich die zum ersten Male bei Hofe erscheinenden Damen vorstellen. Der Kaiser zeichnete zahlreiche Delegirte mit Ansprachen aus.

Gestern hat durch den Bezirks⸗Hauptmann die feierliche Decorirung des Bürgermeisters der Prager Vorstadt Smichow, des Altczechen Elhenicky, mit dem Franz⸗ Joseph⸗Orden stattgefunden. Der Bezirks⸗Hauptmann hob dabei, dem „W. T. B.“ zufolge, die Verdienste Elhenicky’'s um das friedliche Zusammenleben der Deutschen und Czechen in Smichow hervor. Bürgermeister Elhenicky betonte das muster⸗ hafte und friedliche Zusammenwirken der Bevölkerung ohne Unterschied der Nationalität und Confession, und der deutsche Stadtrath Richter versicherte, die Auszeichnung des Bürger⸗ meisters habe auch unter den Deutschen Smichows wahre Be⸗ friedigung hervorgerufen.

Bei der gestrigen Neuwahl des Stadtraths in Triest im vierten Wahlkörper ist die ganze Liste der Pro⸗ gressisten mit erheblicher Mehrheit durchgedrungen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung des Gesetzentwurfs über die Wahlkreise fort. Außer den gestern bereits erwähnten Amendements Bazille und Hubbard brachte, wie man der „Wes.⸗Ztg.“ schreibt, der De⸗ putirte Brincard ein Amendement ein, das große Erregung hervorrief; er beantragte nämlich, daß einem nicht ““ oder frei zurückgetretenen Abgeordneten auf zwei Jahre jedes besoldete öffentliche Amt verschlossen bleiben solle. In der gestrigen Sitzung wurde das Amendement Bazille, wonach das Mandat eines Deputirten für unvereinbar mit jedem öffentlichen, mit Besoldung verbundenen Amte erklärt wird, angenommen. Von der Unvereinbarkeit sollen nur Minister und Unter⸗Staatssecretäre ausgenommen sein, ferner solche Professoren, die ihren Lehrstuhl entweder im öffentlichen Konkurs oder durch Berufung erhalten haben, und solche Personen, die zeitweilige, nicht länger als 6 Monate währende Missionen innehaben. Infolge dieses g- werden etwa 60 Deputirte nicht wiedergewählt werden können, weil sie den großen Staats⸗ und Eisenbahnverwal⸗ tungen angehören. Unter diesen Abgeordneten befinden sich Casimir Périer, Léon Say und Henry Schneider.

In parlamentarischen Kreisen erblickt man, wie dem „Wolff'schen Bureau“ aus Paris berichtet wird, in diesem Kammervotum eine Niederlage des Minister⸗Präsidenten Dupuy und meint, daß seine Stellung dadurch nicht un⸗ erheblich erschüttert sei. Die Kammer habe dem Minister⸗ Präsidenten, der die Zuversicht ausgesprochen habe, daß die nächsten Wahlen unter seiner Präsidentschaft stattfinden würden, eine mächtige Waffe entziehen wollen.

Ueber die eifrig geförderte Vervollständigung des französischen Eisenbahnnetzes von Paris nach der Ostgrenze wird der „Köln. Ztg.“ aus Paris geschrieben: „Die Vervollständigung erfolgt mit Rücksicht auf eine Be⸗ hlennigung der Mobilmachung und kästeh darin, daß auf einzelnen Strecken zwischen Paris und Nancy der Ober⸗ bau viergleisig hergestellt wird. Diese Arbeiten werden auf der Strecke Blesme —Revigny, von welcher sich die Linie von Vitry⸗le⸗François nach St. Dizier abzweigt, mit besonderem Eifer betrieben, nachdem die Strecke Vitry Blesme bereits fertiggestellt ist. Ebenso ist dies mit der Strecke Paris Vitry der Fall. Die ganze Linie soll bis Lérouville vier Gleise erhalten. Auf diese Weise stehen für den Aufmarsch an der Ostgrenze zwei von einander unabhängige Linien zur Verfügung: die eine nach Verdun, welche an der Maas entlang führt, und die andere nach Nancy über Toul und Frouard. Die letztere kann auch durch die directe Linie über Pontreville nach Nancy ver⸗ mieden werden, ebenso durch eine dritte, im Bau befindliche Linie von Toul nach Nancy. Diese Linie folgt dem Moselthal, geht zwischen den Forts La Justice und Tillot auf dem linken und Fort Dommartin auf dem rechten Ufer hindurch und wendet dann auf Port St. Vincent, um unter dem Schutz der Kanonen des gleichnamigen Forts in die Linie Mirecourt⸗Nancy einzumünden. Daß in diesem Eisenbahn⸗ ausbau eine weitere Verstärkung der Schlagfertigkeit des fran⸗ zösischen Heeres zu erblicken ist, bedarf keines Hinweises.“

Rußland.

Der Kaiser und die Kaiserliche Familie haben, wie schon sestern 5 am Sonntag Abend Moskau verlassen und ind nach St. Petersburg Ueber den Auf⸗ enthalt in Moskau wird dem „W. T. B.“ nachträglich noch Folgendes berichtet: Als dem Kaiser und der Kaiserin am Sonnabend von verschiedenen Deputationen Heiligen⸗ bilder dargebracht wurden, was ein Erbitten des himm⸗ lischen Segens bedeutet, wandte sich der Kaiser an das Moskauer Stadthaupt mit den Worten: „Ich danke Ihnen und nehme mit Vergnügen Ihren Fegen an. Es ist so, wie Sie richtig sagten, ich bedarf des Segens Gottes. Ich bin sehr froh, den heutigen Tag in Moskau zu verbringen. Ich danke Ihnen nochmals sehr.“ Zu dem Adels⸗Marschall sagte der Kaiser bei dem gleichen Anlaß: „Ich danke Ihnen, meine Herren, für Ihren 5. und nehme ihn an. Diese zehn Jahre gingen glücklich vorüber, und ich hoffe, daß es mit

Gottes Hilfe auch weiter so sein wird. Uebermitteln Sie dem

Moskauer Adel unsern, meinen und der Kaiserin, Dank“.

Italien. 8

Der Papst empfing gestern nach der Messe, welche von dem griechisch⸗ruthenischen Erzbischof von Lemberg Dr. Sem⸗ bratowicz in der Sanct Peters⸗Basilika celebrirt wurde, zwei⸗ hundert ruthenische Pilger. Der Erzbischof von Lemberg verlas eine mit Tausenden von Unterschriften versehene Adresse. In seiner Erwiderung sprach der Papst den Pilgern seinen Dank aus und betonte nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ aus Rom, daß er speciell die Ruthenen unter seinen väterlichen Schutz nehme; er freue sich der erreichten Erfolge und zweifle nicht an der Anhänglichkeit der Ruthenen an den päpstlichen Stuhl. Der Papst gab sodann seiner Zuversicht Ausdruck, daß die dissentirenden orientalischen Kirchen in den Schooß der katholischen Kirche zurückkehren würden, und ertheilte den Pilgern den Segen.

Das nächste öffentliche Consistorium ist auf den 15. Juni festgesetzt. ö“ v

Die „Agence de Constantinople“ ist ermächtigt, die Nachricht französischer Blätter von einer angeblichen Er⸗ krankung des Sultans für reine Erfindung zu erklären.

Der Sultan erfreue sich des besten Wohlbefindens und habe gestern zahlreiche Persönlichkeiten empfangen.

Bulgarien. Aus Tirnowo wird gemeldet, daß die Sobranje

gestern von dem Prinzen von Sachsen⸗

Coburg unter großem Enthusiasmus der Bevölkerung und der Deputirten mit einer Thronrede feierlich geschlossen worden ist; auch die Prinzessin wohnte der Schlußsitzung bei. Die Thronrede dankt, nach dem Bericht des „W. T. B.“, den De⸗ putirten für ihr patriotisches Werk und beglückwünscht sie zu der einmüthigen Annahme der Verfassungsänderung, welche ein evidenter Beweis der Vaterlandsliebe, des Taktes und der Einsicht sei, mit der die Bulgaren ihre Rechte und Frei⸗ heiten sowie ihre Autonomie schützten 1 vertheidigten. Die Aenderung der Verfassung bedeute in dem gegenwärtigen Zeit⸗ punkt ein werthvolles Geschenk für das Vaterland und die Krone. Der Prinz sei überzeugt, daß das Volk dieselbe als eines der wichtigsten unter seiner Regierung vorgefallenen Ereignisse betrachten werde. Mit nochmaligen Ausdrücken des Dankes erklärte der Prinz darauf die Sesston für geschlossen. Eine Proclamation, welche die Beschlüsse der Sobranje enthält, ist in Vorbereitung.

Schweden und Nor

Das norwegische Storthing hat, wie aus Christiania berichtet wird, in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, den Admiral Koren und den Chef der Werft in Horten Otto einzuberufen, um von ihnen weitere Erklärungen in Betreff der Ausrüstung von Torpedobooten und Kanonen⸗ booten im Anfang dieses Monats (vergl. Nr. 124 d. Bl.) entgegenzunehmen.

Der Berichterstatter der Washingtoner Zeitung „Sun“ meldete unter dem 29. d. M.: Der Konsul der Vereinigten Staaten in China Ashton habe sich geäußert, China habe bereits den Staatssecretär des Auswärtigen Gresham benach⸗ richtigt, daß alle Beziehungen zur Union abgebrochen und alle in China weilenden Amerikaner ausgewiesen wer⸗ den würden, falls die I zur Ausführung des Ge⸗ setzes, betreffend die Ausweisung der nichtregistrirten Chinesen, wirklich ergriffen würden; der Handelsverkehr zwischen beiden Ländern würde gleichfalls aufhören. Der Staatssecretär Gresham erklärt dagegen, nach einem Kabel⸗ Telegramm aus Washington von gestern, die Nachricht des „Sun“ von seiten Chinas angedrohter Repressalien auf das Me““

Preußischer Landtag.

Haus der Abgeordneten. 79. Sitzung vom 30. Mai 1893, 12 Uhr.

Der Sitzung wohnen bei: der Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg, der Vice⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Verle ung der Interpellation des Abg. Grafen Douglas, betreffend die Maßregeln gegenüber der Choleragefahr, in Verbindung mit der Berathung der Denkschrift über die gegen die Cholera in Preußen 1892 getroffenen Maßregeln.

Abg. Graf Douglas (freicons.): Da der Cultus⸗Minister, wie ich weiß, gern diese Interpellation persönlich beantworten würde, aber verhindert ist, heute hier zu erscheinen, so scheint es mir bei der Be⸗ deutung der Frage im Interesse sowohl der Staatsregierung als des Hauses zu liegen, diesen Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen. Ich erlaube mir deshalb, die Bitte an den Präsidenten zu richten, dies herbeiführen zu wollen.

Präsident von Köller schließt sich diesem Wunsche an, da das Haus sonst den Ses gütans zweimal berathen würde.

Abg. von Bülow (freicons.) schlägt vor, die Interpellation ab⸗ zusetzen, aber die Denkschrift zu berathen.

Abg. Frhr. von Minnigerode (cons.) widerspricht dem unter Hinweis auf die dann doppelte Discussion.

Nachdem noch die Abgg. Hansen (freicons.) und Graf (nl.) dem Antrage von Bülow mit Rücksicht auf den Wortlaut der Tagesordnung widersprochen, zieht Abg. von Bülow seinen Antrag zurück.

Die Interpellation und die Berathung der Denkschrift werden demgemäß von der heutigen Tagesordnung abgesetzt.

Es folgt die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die im Geltungsbereich des rheinischen Rechts außerhalb des vormaligen Herzogthums Söö Pfandschaften.

ie Commission, deren Berichterstatter der Abg. Jerusalem ist, hat nur in zwei Paragraphen Aenderungen vorgeschlagen, die von der Regierung gebilligt worden sind und auch im Feuse Zustimmung finden. M Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Der Präsident schlägt vor, morgen auf die Tagesordnung zu setzen: 1) Die Berathung des aus dem Herrenhaus ver⸗ ändert zurückgelangten Wahlgesetzes. 2) Die Schlußabstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung directer Staatssteuern. 3) Die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Verbesserung des Volksschulwesens. 4) Die dritte Berathung, betreffend die Pfandschaften im Geltungs⸗ bereich des rheinischen Rechts.

Abg. von Eynern inl.): Es entspricht wohl den Wünschen vieler Mitglieder des Hauses, wenn ich an den Herrn Präsidenten die Bitte richte, seine Ansicht darüber auszusprechen, in welcher Weise unsere Thätigkeit in Verbindung mit den Dispositionen des Herrenhauses in den nächsten Monaten sich gestalten wird.

Präsident von Köller: Die Ferpenaöndes welche einer sofortigen und unmittelbaren Erledigung seitens dieses Hauses bedürfen, sind hehe dieselben, welche ich für die morgige Tagesordnung vorgeschlagen habe. Sollten wir diese Gegenstände morgen erledigen, so würde ich mit Rücksicht auf die Reichstagswahlen und die demnächst folgenden Stichwahlen es nicht für erforderlich halten, in den nächsten Wochen eine Sitzung abzuhalten, sondern würde mir vom Hause die Ermäch⸗ tigung erbitten, die nächste Sitzung nach Bedürfniß, etwa in der letzten Woche des Juni anzuberaumen; andernfalls würden wir aller⸗ dings genöthigt sein, auch noch am Freitag eine Sitzung abzuhalten.

ch glaube aber vermuthen zu können, daß es recht wohl möglich sein wird, diese Gegenstände morgen, nöthigenfalls mit Hilfe einer Abendsitzung, zu erledigen.

Abg. Rickert (dfr.): Es wäre doch wünschenswerth, wenn sich heute eine allgemeine Uebereinstimmung dahin documentirte, daß wir ent⸗ schlossen sind, morgen die vier Vorlagen wirklich zu erledigen, und⸗ ich möchte anheimgeben, ob es nicht vielleicht möglich wäre, mit der Sitzung bereits um 10 Uhr zu beginnen; dann können die Herren, welche reden wollen, sehr wohl fertig werden. ISch habe allerdings ein solches Bedürfniß nicht.

Präsident von Köller: Ich würde sehr gern bereit sein, die Sihung schon um 10 Uhr beginnen zu lassen, es ist mir aber von verschiedenen Seiten gesagt worden, ha die einzelnen Fractionen sich noch vor der Sitzung über das Wahlgesetz schlüssig machen wollen.

Abg. Eckels (nl.): Ich wage nicht, den Antrag zu stellen, die Frage der Staffeltarife noch vor den Ferien zu eedigen. möchte aber den Präsidenten bitten, sie in der Sitzung, welche Ende Juni statt⸗ finden soll, auf die Tagesordnung zu setzen. Es ist gewissermaßen Gefahr im Verzuge, da die Malzfabriken die österreichische Concurrenz nicht mehr aushalten können.

Der Präsident verspricht, die Frage der Staffeltarife als zweiten Gegenstand nach der Interpellation über die Cholera in der betreffenden Sitzung auf die Tagesordnung zu stellen.

„Es bleibt bei dem oben mitgetheilten Vorschlage des Präsidenten.

Schluß 1 ¼ Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr.

(Gesetzentwurf, betreffend öö 8

In das Herrenhaus neu berufen worden ist Graf Friedrich Brühl, der Sohn des verstorbenen Grafen Brühl, als Standesherr der Herrschaft Pförten auf Lebenszeit.

Wahlangelegenheiten.

Der „Schlesischen Volkszeitung“ ist eine Erklärung des Abgeordneten Freiherrn von Huene zugegangen, in welcher er hervorhebt, daß er hinsichtlich der Reichstagswahl ent⸗ schlossen gewesen sei, nicht wieder zu candidiren; seine Zurückhaltung beruhte auf dem Wunsche, sich von der parlamentarischen Thätigkeit für immer zurück⸗ zuziehen. Da aber der Wahlaufruf des Cen⸗ trums den Widerspruch gegen den von ihm aus voller Ueberzeugung gestellten Antrag als Feldzeichen des Centrums in der Wahlschlach Himgei‚lt habe, ertläaree“ pflichtet zu halten, eine etwa auf ihn fallend Wahl anzunehmen, um im Reichstag für di Vorlage zu stimmen, deren Annahme er das Wohl des Vaterlandes unbedingt nothwendig erachte; anders handeln, hieße gewis enlos handeln. 2* seiner Wahl würde er sich keiner Fraction an⸗ chließen, er stehe fest zu den christlich conservativen Grund sätzen des Centrums. Der Wahlkreis Falkenberg⸗Grottkau hält definitiv an dem bisherigen Abg. von Schalscha fest.

Graf Franz Matuschka, der bisherige Centrums abgeordnete für den 10. Oppelner Wahlkreis, der s. Z. den Antrag Huene gestimmt hat, veröffentlicht in der „Kreuz Ztg.“ folgende Erklärung:

In Nr. 240 der Kreus·Sg. heißt es am Schluß des Artikel⸗ „Der Bruch im Centrum“: „Alles kommt jetzt darauf an, daß alle gläubigen Katholiken, welche ihrer Ueberzeugung nach zu von Schorlemer⸗Alst stehen, das auch offen bekennen.“ ies ent⸗ spricht vollkommen meiner Ansicht, und ich darf Euer Hochwohl⸗ geboren bitten, die Erklärung in die „Kreuz⸗Ztg.“ aufnehmen zu wollen, daß ich, einer der zwöl für den Antrag Huene stimmten, voll und ganz den Standpunkt von Schorlemer's theile und nach wie vor die Existenz und Sicherheit des

8

Vaterlandes für unermeßlich wichtiger halte als den Fortbestand und

die Interessen irgend einer politischen Partei. Parteien kommen und gehen, das Vaterland aber bleibt, und der Thron der Hohenzollern ist der rocher de bronze, auf dem wir uns zu sammeln haben und der uns Einigkeit und Kraft verbürgt.

Ich beklage es tief, der Centrumspartei dieser kleinliche, particularistische, en herzige⸗ arteistandpunkt über die große, weitaus⸗ schauende, Heeotiche uffassung vorläufig bgese t hat, daß die „Germania“, die „Zeitung für das Deutsche Volk“, hat, in ihrem Leitartikel vom 7. Mai die Verwerfung des Antrags⸗

Huene „eine befreiende That nicht nur für Deutschland, sondern für

das Seseeg⸗ Mittel⸗Europa (auch für Frankreich?) zu nennen und an den beherzigenswerthen und tiefbewegenden Kaiserlichen Worten auf dem Tempelhofer Feld eine höchst ungebührliche und ungezogene Kritik zu üben, und daß der endlich erschienene Wahlaufruß des decimirten

früheren Centrumsvorstandes in kurzsichtiger Verblendung die

Lage Deutschlands besser zu beurtheilen glaubt als der Kaiser und seine hohen Verbündeten. Die Schwenkung des Centrums zu einer demokratisch⸗oppositionellen Partei mag mitmachen, wer will; für mich als grundconservativen Mann ist ein ferneres Verbleiben in dieser Fraction ausgeschlossen! Möchte auch das katholische Volk sich dreimal besinnen, bevor es . rückhaltlos einer Führung preisgiebt,

die unter vielen schönen Phrasen schließlich doch nur die Geltend⸗ machung der eigenen Person und kleinlicher Herrschaftsgelüste bezweckt

und die Sache, der sie zu dienen vorgiebt, mitsammt dem Vater⸗ lande zu Grunde richtet!

Es war mir ö1” Euer Hochwohlgeboren einmal mein. Herz auszuschütten, und bitte ich, von diesen Erklärungen nach Er⸗ messen in der „Kreuz⸗Ztg.“ Gebrauch machen zu wollen.

Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichsten Fee bin ich Euer

Hochwohlgeboren sehr ergebener Dr. Franz Graf Matuschka, Freiherr von Toppolczan und Spaetgen. Langenschwalbach, 27. Mai.

Zu den vielen Karten, die nach jeder Wahl ers

f Centrumsmänner, welche am 6. Mai

die Stirn

Wie aus Münster i. Westf. gemeldet wird, hat Freiherr von Schorlemer⸗Alst von Landwirthen aus Coesfeld eine Dankadresse für sein in der Münsterschen Ver⸗ sammlung vom 24. d. M. erhalten, und gleichzeitig wurde ihm der Ausdruck der Zustimmung zu seinem Wahlaufruf über⸗ mittelt. In Nordkirchen hat sich am Sonntag eine unter dem Vorsitz des Freiherrn von Schorlemer⸗Alst abgehaltene, von etwa 800 Personen besuchte Versammlung des „West⸗ fälischen Bauernvereins“ mit dem Freiherrn von Schorlemer⸗ Alst für solidarisch erklärt.

Die Reichstagswahlen haben eine originelle Idee gezeitigt. Faner und das Er⸗ gebniß veranschaulichen sollen, hat sich eine neue, eigenartige gesellt, die den Mangel an Uebersichtlichkeit auf einfache Weise vermeidet. Die Karte ist zum Selbsteinzeichnen und zur klaren Zusammenstellung des Resultats sofort nach dem Bekanntwerden eingerichtet. Man wird gut thun, sich die Karte schon vor der Wahl anzuschaffen, zumal ihr Preis (20 ₰) äußerst niedrig ist. Die hübsch ausgestattete Karte ist

1”. Mahlau u. Waldschmidt in Frankfurt a. M. erschienen.

Statistik und Volkswirthschaft.

1 Zur Arbeiterbewegung. 1 Der Ausstand der Riemendreher in Barmen hat, wie man der „Köln. Ztg.“ vom gestrigen Tage berichtet, wieder größere Ausdehnung genommen. Bei der Firma Gustav Bergmann sind 54, bei Fr. Karl Brauß 16, bei Lebrecht Borbeck 8, bei Karl Wepper 53 Arbeiter ausgeblieben.

In Magdeburg, wo die Socialdemokraten bereits über andere große Locale den Boycott seit längerer Zeit verhängt hatten, ist nun auch dieselbe Wetegel wie die „Mgdb. Ztg.“ berichtet, gegen das Concert⸗ und Ballhaus „Choreum“ beschlossen worden, weil

das 1““ zur Abhaltung von Wahlversammlungen verweigert wurde.

In Mährisch⸗Trübau ist, wie ein Telegramm des „H. T. B.“ meldet, unter den Arbeitern der Seidenwebereien eine Lohn⸗ bewegung ausgebrochen. Die Arbeiter verlangen eine achtstündige Arbeitszeit und eine Lohnerhöhung von 20 %. Bisher haben die

abrikanten sich geweigert, die Forderungen zu erfüllen; deshalb triken bereits über 1000 Seidenweber.

Aus Zürich wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet: Auf dem Verbandstage des schweizerischen Drechsler⸗Central⸗Ver⸗

ands, auf dem auch die Holzmaschinenarbeiter vertreten waren, vurde beschlossen, an allen Orten den zehnstündigen Arbeitstag durch⸗ zusetzen, die Accordarbeit abzuschaffen und einen den örtlichen Ver⸗ hältnissen entsprechenden Minimallohn zu fordern.

Knunst und Wissenschaft.

Der Verwaltungsausschuß des Germanischen Museums in Nürnberg trat daselbst am 26. Mai zum ersten Mal nach dem Ableben seines bisherigen Vorsitzenden, des Directors, Geheimen Raths von Essenwein, zu seiner regelmäßigen Jahresconferenz zusammen. Seine zweitägigen Verhandlungen, an welchen von den 30 Mitgliedern 23 sich betheiligten, fanden unter der Leitung des stell⸗ vertretenden Vorsitzenden, Justiz⸗Raths Freiherrn von Kreß aus Nürnberg statt. In drei Plenar⸗ und einer Reihe von Commissionssitzungen erledigte der Ausschuß die ihm gestellten Aufgaben. Seine erste Thätigkeit galt der Ehrung des verstorbenen hochverdienten ersten Directors, dem das Museum seine heutige Blüthe verdankt; Essenwein's Andenken soll durch Aufstellung seiner Marmorbüste in den Räumen des Museums an der Seite der bereits vorhandenen Büste des genialen Begründers der Anstalt, des Freiherrn von Aufseß, den Nachkommen überliefert werden. Nächstdem unterzog der Ausschuß, wie alljährlich, durch eine Reihe von Commissionen die gesammte Thätigkeit der An⸗ stalt im abgelaufenen Jahre, namentlich auch die Finanzverwaltung, iner sorgsamen und gründlichen Prüfung. Die in der zweiten Plenar⸗ itzung von den Commissionen erstatteten Berichte ergaben die Gewißheit, daß derzweite Director, unterstützt von den Beamten der Anstalt, eifrig und mit Erfolg bemüht ist, das Werk des verstorbenen Leiters in seinem Sinne fortzuführen. Die neuen Erwerbungen fanden ungetheilten Beifall. Auch den neuen Einrichtungen wie der neu eingerichteten Apotheke und dem neu erbauten Saal wurde die volle Billigung des Ausschusses zu theil. Die Finanzen waren in musterhafter Ordnung befunden. Den Verwaltungsorganen konnte Entlastung ertheilt und Dank und Anerkennung ausgesprochen werden. Den zweiten itz nahm fast ausschließlich die vom verstorbenen Di von Essenwein eingeleitete und mit aller Energie bis zu seinem Lebensende betriebene Angelegenheit der Sicher⸗ der Zukunft des Museums und seiner Beamten in Auf Einladung des Verwaltungsausschusses nahm Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Wehner im Auftrage des bayerischen Staats⸗ Ministeriums des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten an diesen Verhandlungen theil. Mit wärmstem Dank wurde allerseits die hochherzige Fürsorge der Königlich bayerischen Staatsregierung, er Reichsregierung und der Vertretung der Stadt Nürnberg begrüßt, welche auf Anregung der ersteren sich darüber geeinigt haben, den Bedarf des Museums an Verwaltungskosten persönlicher und Art künftighin unter sich allein aufzubringen, für die Zukunft alle freiwilligen Spenden und lle sonstigen Einnahmen der Anstalt ausschließlich den Zwecken der Ergänzung ihrer Sammlungen und Institute und s endgültigen Ausbaues vögehende werden können. Dankbarst wurde auch die dabei verfolgte Absicht, die Umwandlung des Museums in eine Reichs⸗ oder Staatsanstalt zu vermeiden und ihr den bis⸗ herigen Charakter einer nationalen Anstalt zu wahren, von allen Seiten anerkannt. Die hierauf abzielenden Garantien noch zu ver⸗ stärken, war die mit der Vorberathung der neuen Satzungen betraute Commission eifrigst bedacht. Ihre Anträge wurden von der Ver⸗ sammlung einstimmig gutgeheißen. Die Wahl eines neuen Ersten Directors, welchen der nach den neuen Satzungen der bayerischen Staatsregierung in Vorschlag zu bringen haben wird, soll, wenn die letzteren die erforderliche Allerhöchste Ge⸗ nehmigung gefunden haben werden, in einer außerordentlichen Sitzung es Ausschusses im kommenden Herbst stattfinden; eine besondere ommission des letzteren wird ohne Verzug die Vorbereitungen hierzu reffen. Am Schlusse seiner Berathungen konnte der Verwaltungs⸗ usschuß der Ueberzeugung einmüthig Ausdruck geben, daß die Be⸗ ingungen für ein ferneres Blühen und Gedeihen der nationalen An⸗ alt zum großen Theil erreicht seien und daß ihr sicherlich die werk⸗ hätige Theilnahme der ganzen Nation und aller deutschen Stämme

uch in Akunst unvermindert erhalten bleiben werde. er Professor der Astronomie an der Universität Oxford, Charles Pritchard ist, laut Meldung des „W. T. B.“ vom

gestrigen Tage, gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Badischer Landwirthschaftsrath.

Gestern ist in Karlsruhe der badische Landwirthschaftsrath nter dem Vorsitz des Herrn Klein⸗Wertheim zusammengetreten. In der gestrigen Vormittagssitzung berieth die Versammlung in An⸗ vesercbeit des Ministers Eisenlohr und eines Regierungsvertreters unächst über Maßregeln gegenüber dem Futtermangel. Ein Antrag, ei der Beschaffung von Futtermitteln Frachtermäßigung eintreten zu ssen und den Gemeinden Vorschüsse zu gewähren, eventuell bei drin⸗ ender Noth von einem Ersatz ganz abzusehen, wurde, nach der „Frkf. Ztg.“, angenommen, desgleichen der Antrag auf Verhinderung der Slachtung zuchtfähiger Thiere bei allenfalls nothwendig werdender

Verminderung des Rindviehstandes. X“

Saatenstand in Bessarabien.

Infolge des in letzter Zeit gefallenen Regens und des Eintritts warmer Witterung haben sich die Wintersaaten, soweit sie nicht be⸗ reits ausgefroren waren, erholt und entwickeln sich in günstiger Weise. Der Schaden, den die strenge Witterung des Winters unter den Saaten angerichtet hat, ist ein echncher; vom Weizen ist fast die Hälfte, vom Roggen sind 25 % der Aussaat verloren gegangen, sodaß von diesen Producten selbst im günstigsten Falle nur eine Ernte unter Mittel zu erwarten ist. Der Raps ist ganz ausgefroren und hat umgeackert werden müssen. Dagegen steht das Sommergetreide recht gut, und man hofft auf ein gutes Ernteergebniß, welches den Ausfall an Wintergetreide einigermaßen decken könnte. Nur bei Mais fürchtet man, daß derselbe, weil spät ausgesät, auch spät zur Reife gelangen wird und dann vielleicht durch Frühfröste leiden könnte.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln.

Hamburg, 29. Mai. Einer Bekanntmachung der Cholera⸗ Commission des Senats zufolge ist seit gestern die alte Schöpf⸗ stelle der Stadt⸗Wasserkunst geschlossen. Die Versorgung der ganzen Stadt geschieht jetzt ausschließlich mit filtrirtem Wasser

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. gestellt 9948, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 2916, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangsversteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin stand am 26. Mai das im Grundbuch von Reinickendorf Band 31 Blatt Nr. 947 auf den Namen des Schriftsetzers Wilhelm Krause ein⸗ getragene, in Reinickendorf, Berliner Straße 30 belegene Grundstück zur Versteigerung; Fläche 8,88 a; Nutzungswerth 387 ℳ; Mindest⸗ gebot 14 964 ℳ; für das Meistgebot von 21 500 wurde die Frau Laufmann Bertha Kaplick, geb. Kreitlow, zu Reinickendorf, jetzt zu Berlin, Wilhelmstraße 123, Ersteherin. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung in den nachbenannten Grundstücken: Grundbuch von Steglitz Band 32 Blatt Nr. 995 und Nr. 992, dem Baumeister (Zimmermeister) Otto Dorff gehörig, zu Steglitz belegen; die Termine am 10. und 13. Juli 1893 fallen fort. Grundbuch von Groß⸗Lichterfelde Band 29 Nr. 881 und 882 Band 2 Nr. 32 dem Maurermeister Hermann Thelemann und der verehelichten Kaufmann Johanna Schmidt, verwittweten Hoffmann, geb. Günther gehörig, zu Groß ⸗Lichterfelde belegen; die Termine am 29. Mai, 1. Juni, 5. Juni und 8. Juni 1893 fallen fort.

Liquidationscurse der Berliner Börse für Ende Mai 1893. 3 % Deutsche Reichs⸗Anleihe 86,80, 3 % Preuß. Consols 86,80, 3 % Deutsche Reichs⸗Anleihe u. Preuß. Consols, gem. Stücke 86,80, do. do. Interimsscheine 86,70, Oesterreichische Credit⸗ Actien 174,00, Lombarden 46,00, Franzosen —,—, Berliner

andelsgesellschaft 139,00, Darmstädter Bank⸗Actien 136,75, Deutsche Bank⸗Actien 159,00, Disconto⸗Commandit⸗Antheile 184,00, Dresdner Bank 143,50, Nationalbank für Deutschland 112,10, Russische Bank für auswärtigen Handel 75,50, Wiener Bank⸗Verein 102,20, Aachen⸗Maastricht 62,00, Dortmund⸗Gronau 103,25, Lübeck⸗Büchener 143,50, Mainz⸗Ludwigshafener 111,00, Marienburg⸗Mlawka 68,50, Ostpreußische Südbahn 75,25, Werrabahn 61,50, Böhmische Nordbahn 116,00, do. Westbahn 156,00, Buschtehrader 198,00, Canada Pacific 74,80, Dux⸗Bodenbach 208,25, Galizische Carl⸗ Ludwigsbahn 90,00, Gotthardbahn 162,00, ö Meridional 132,75, do. Mittelmeer 101,75, Jura⸗Simplon 59,00, Oesterr. Nord⸗ westbahn 89,00, do. do. Elbethal 103,10, Oesterr. Localbahn 91,75, Pe Henri 68,00, Russ. Südwestbahn⸗Actien 75,25, Schweizer

entralbahn 120,75, Schweizer Nordostbahn 113,00, Schweizer Union 78,25, Warschau⸗Wiener 206,25, Egyptische Anleihe 4 % unific. 101,25, Italienische 5 % Rente 92,00, Mexicaner 6 % Anleihe 78,00, do. v. 1890 76,50, Oesterr. Silberrente 80,25, Oesterr. 1860er Loose 126,75, Russische 4 % Consols 99,75, Russische 4 % 1880er Anl. 98,50, Russ. 5 % Orient⸗Anl. (II. Emission) 67,25, Russ. 5 % Orient⸗Anl. (aö. Emission) 69,00, Türken conv. 21,75, Türken⸗Loose 89,00, Türkische Tabackregie 189,00, do. Zoll⸗Obligat. 96,50, Un⸗ garische 4 % Gold⸗Rente 95,50, Ungarische Papier⸗Rente —,—, Ungarische Kronen⸗Rente 92,50, Bochumer Gußstahl 119,00, Con⸗ solidation 143,00, Dannenbaum 81,90, Dortmunder Union 6 % Stamm⸗ Pribritäten 54,00, Gelsenkirchen 134,00, Guano 143,25, Hamburg. Packetfahrt⸗Act. 103,00, Harpener 122,00, Hibernia 102,50, Königs⸗ und Laurahütte 100,75, Norddeutscher Lloyd 117,75, Trust Comp.

133,75, Russische Banknoten 214,00, Heutiger amtlicher Durchschnitts⸗

curs für deutsche Fonds und Eisenbahn⸗Actien. Amtlicher Durch⸗ schnittseurs vom 30. d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel auf Wien und St. Petersburg.

Wie die „Rhein.⸗Westf. Ztg. aus Essen meldet, beschäftigte sich die gestrige zweite Versammlung derjenigen Zechenbesitzer, die Mitglieder des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikatssind, mit einem von verschiedenen Zechen gestellten Antrag auf Einschränkung der Förderung. Da der Antrag nicht formulirt war, auch der Vorstand und der Beirath nicht in der Lage waren, einen Antrag zu formuliren, und da ferner die Betheiligungsziffern noch nicht festgesetzt sind und eine entsprechende Controle erst nach Uebernahme des Verkaufs durch das Syndikat möglich ist, unterblieb die Abstimmung. Nach einer Mittheilung des Vorsitzenden, Berg⸗Assessors Krabler, ist auf Ueber⸗ nahme des Kohlenverkaufs durch das Syndikat frühestens am 1. August zu rechnen. 18

Die Königlich sächsischen Staatseisenbahnen hatten im Januar d. J. eine Gesammteinnahme von 5 887 566 oder 101 826 mehr als 1892 bei einer Betriebslänge von 2677,63 km gegen 2605,71 km in 1892. Die Zittau⸗ Reichenberger Eisenbahn vereinnahmte im Januar 51 928 (+ 246) ℳ, Altenburg Zeitz 75 152 (+ 4233) und Zittau Oybin Jonsdorf 2608 (— 78)

In der gestrigen Generalversammlung der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn wurde die Decharge ertheilt und die sofort zahlbare Dividende auf 6 % festgesetzt. Die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths Konsul Hermann Fehling⸗Lübeck Wund Banquier Albert Schappach⸗Berlin wurden wiedergewählt. Rechtsanwalt Dr. Stoß⸗Lübeck und Regierungs⸗Rath Koehler, Director der Hroßen Berliner Pferdebahn⸗Gesellschaft, wurden in den Ausschuß gewählt.

Magdeburg, 29. Mai. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —,—, Kornzucker excl., 88 % Rendement 18,40, Nachproducte excl., 75 % Rendement 15,60. Ruhiger. Brod⸗ raffinade I. 31,00. Brodraffinade II. 30,25. Gem. Raffinade mit Faß 30,75. Gem. Melis I. mit Faß 29,75. Ruhig, Preise theil⸗ weise nominell. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. mburg pr. Mai 17,75 Gd., 17,85 Br., pr. Juni 17,82 ½ bez. und Br., pr. Juli 18,02 ½ bez. und Br., pr. August 18,15 bez. und Br. Alte⸗ Ernte flau, neue ruhig. 1“

Essen a. d. Uenr 29. Mai. (W. T. B.) Kohlenbörse. Die Lage des Marktes ist unverändert. Die nächste Börse findet am 26. Juni statt.

Feibrig, 29. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Juni 3,75 ℳ, per Juli 3,77 ½ ℳ, per August 3,80 ℳ, per September 3,82 ½ ℳ, per Oktober 3,85 ℳ, per November 3,87 ½ ℳ, per Dezember 3,90 ℳ, per Januar 3,90 ℳ, per Februar 3,90 ℳ, per März 3,90 ℳ,

per April 3,90 ℳ, per Mai Umsatz kg.

Wien, 29. Mai. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der re eK.AsNas. n. erwiderte der Präsident .5 ohenlohe auf die Anfrage eines Berliner Actionärs über die Bemessung der Dividende für 1892 und über die Conversionspläne der Südbahnverwaltung;: die Betriebsüberschüsse des Jahres 1892 ge⸗ statteten nicht, wie der Actionär es gewünscht hätte, eine Vertheilung von 4 Fr. Die Verwaltung studire die ihr vorgelegten Projecte über die Conversion der Prioritäten der Gesellschaft aufs eingehendste, ein praktisches Resultat sei aber bisher noch nicht zu ver⸗ zeichnen. Die Verwaltung wäre selbst glücklich, wenn es möglich wäre, höhere Dividenden zu bezahlen; man dürfe sich nicht durch die Betriebseinnahmen im Jahre 1893 blenden lassen, obgleich sie bis jetzt um 1 600 000 Gulden höher seien. Ein anderer Berliner ctionär wies auf das Beispiel des Präsidenten der Staatsbahn Taussig hin, der kaum ein Jahr in der Verwaltung der Staatsbahn gesessen und der nicht lange studirt, sondern gehandelt habe. Seit drei Jahren rede man von einer Conversion der Prioritäten der Südbahn, ohne daß etwas Greifbares erfolgt sei. Der Präsident erklärte ferner auf eine Interpellation, daß durch die Einführung neuer Tarife die Südbahn keinen Schaden erleiden werde. Dem Ver⸗ waltungsrath wurde Decharge ertheilt. Gegenüber dem Vorschlag des Verwaltungsraths auf Bemessung der Dividende mit 3 Francs wird von zwei Actionären beantragt, 3 Frcs. 50 Cts. zu vertheilen. Dieser Antrag blieb in der Minderheit; es wurde sodann beschlossen, 3 Fres. Dividende zu vertheilen; die ausscheidenden Mitglieder des Vechastnsahthe wurden wiedergewählt, hierauf wurde die Sitzung geschlossen.

London, 29. Mai. (W. T. B.) Von der Börse wird be⸗ richtet: Bis jetzt sind nur drei unbedeutende, bereits erwartete In⸗ solvenzen von Börsenfirmen officiell bekannt geworden. Die Liquidation verläuft günstig. Die Reports für die meisten aus⸗ ländischen Werthe betragen vier bis fünf Procent, die für amerikanische Bahnactien sieben Procent, die für Diamant⸗ und Goldactien etwa zehn Procent.

London, 29. Mai. (W. T. B.) An der Küste 9 Weizen⸗ ladungen angeboten.

6 % Javazucker loco 18 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 17 ¾ matt. Weitere Meldung. Rübenrohzucker 17 v½. Chili⸗Kupfer 42¹⁵/16, pr. 3 Monat 43 ⅛.

Glasgow, 29. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7182 Tons gegen 5521 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Garne stetig; Spinner infolge früherer Contracte beschäftigt. Paris, 29. Mai. Von der Börse wird berichtet: Der Ver⸗ lauf der Londoner Ultimo⸗Liquidation und die Annahme, daß von

günstig auf die heutige Börse. . Thätigkeit. Die Curse waren größtentheils anziehend, be⸗

Deckungen. Amsterdam, 29. Mai. (W. T. B.) good ordinary 51. Bancazinn 52 ¼. New⸗York, 29. Mai. (W. T. B.) 1 net fest und lebhaft, wurde im weiteren Verlaufe allmählich unregelmäßig und schloß im allgemeinen matt. Der Umsatz

schätzt. 6 für den Staatsschatz betrugen 100 000 Unzen zu 82,88.

mitnehmen, der Dampfer „Teutonic“ am Mittwoch 1 Million, der Dampfer „Fürst Bismarck“am Donnerstag 1 Million oder 1 ½ Millionen;

mexikanische Dollars mitnehmen. T

den ganzen Tag mit wenigen Reactionen auf günstiges Wetter und Zunahme der Eingänge.

Mais 5 628 000 Bushels.

Chicago, 29. Mai. (W. T. B.) Weizen fallend den ganzen Tag mit wenigen Reactionen auf niedrige Kabelmeldungen, Zunahme der Eingänge, reichliches Angebot, günstiges Wetter und geringe Platz⸗

Morgen Feiertag.

8

M Verkehrs⸗Anstalten.

1“

Zur bequemen Einlieferung von ist in

4 Packetbestelleinrichtungen und Packetwagen der Post Gelegenheit geboten. b . 8 Sämmtliche im Dienst befindlichen Packetbesteller sind zur

verpflichtet. Sie nehmen die Packete entweder innerhalb der Häuser

oder e. e Stellen entgegen, wo ihr Fuhrwerk jeweilig hält. Auf schriftliche Best 1 stellkarte an das Kaiserliche Packet⸗Postamt in Berlin N. (Oranien⸗

zeichneten Wohnungen statt. „Die Bestellschreiben und Bestellkarten werden unentgeltlich be⸗ fördert; für die von den Packetbestellern auf ihren Bestellfahrten ein⸗

eine Gebühr von 10 zur Erhebung.

Der Postdampfer „Zaandam“ der Niederländisch⸗Ameri⸗ kanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist am 26. Mai in New⸗York angekommen.

Bremen, 30. Mai. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Elbe“ hat am 29. Mai Morgens Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 28. Mai Nachmittags die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 339 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 27. Mai Morgens von New⸗York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 29. Mai Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Post⸗ dampfer „Braunschweig hat am 28. Mai Vormit⸗ tags die Reise von Southampton nach Genua fort⸗ gesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenzollern“ hat am 28. Mai Abends die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 27. Mai Mittags von New⸗York via Gibraltar nach Genua abgegangen. Der Post⸗ dampfer „Baltimore“ ist am 29. Mai Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Berlin“ hat am 27. Mai Nachm. Dover passirt. Der Postdampfer „Gera“ hat am 29. Mai Morgens Lizard passirt. Der Postdampfer „Graf Bismarc* ist am 27. Mai in Bahia angekonanen. Der Postdampfer „Köln“* ist am 27. Mai von Bahia via Lissabon und Antwerpen nach der Weser abgegangen.

amburg, 29. Mai. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer „Croatia“ ist gestern in San Thomas und der Peost⸗ dampfer „Rugia“ gestern in New⸗BYort eingetroffen.

Wien, 29. Mai. (W. T. B.) Der Staatseisenbahnrath hat beschlossen, das Handels⸗Ministerium zu ersuchen, in Fällen örtlichen Bedürfnisses sowie auf Gesuch der landwirtbschaftlichen Corporationen Frachtbegünstigungen für Futter⸗- und Streu⸗Artikel, Düngemittel und dergleichen mehr nicht nur

duß den Staatsbahnen zu gewähren, sondern auch hei den Privat⸗ bahnen zu erwirken. Die General⸗Direction der Staatsbahnen wurde ersucht, Maßnahmen zu treffen, um die russischen Getreidetransporte

Bradford, 29. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhig, williger;

dort keine neuen nachtheiligen Einflüsse zu erwarten seien, wirkten Die Speculation entwickelte eine

onders Rente, Ungarn und Spanier; auch Rio Tinto erholt auf

Java⸗Kaffee Die Börse eröffnete der Actien betrug 291 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 280 000 Unzen ge⸗ Silberverkäufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe

Der Dampfer „Aller“ wird morgen 1 Million Dollars Gold der Dampfer „Aller“ wird auch 210 000 Unzen Silber und 75 000 Weizen durchweg schwach und stetig fallend von Anfang bis

Ende infolge noch günstigerer Ernteberichte, schwächerer Kabelberichte und Zunahme der unterwegs befindlichen Zufuhren. Mais fallend

Vifible Supply an Weizen 70 157 000 Bushels, do. an

nachfrage. Mais fallend den ganzen Tag mit wenigen Reactionen. 9 g 9

Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadtpostanstalten, auch durch

Entgegennahme gewöhnlicher Packete behufs Weiterbesorgung zur Post selbst, welche sie zum der Bestellung oder Abholung betreten, iche Bestellung mittels Bestellschreibens oder Be⸗

burgerstraße 70) findet die Abholung von Packeten durch die Packetbesteller auch aus den in den Verlangschreiben be⸗-

gesammelten gewöhnlichen Packete kommt außer dem Porto allgemeim

Norddeutscher Lloyd.