1893 / 129 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

0

——

8

Der Postdampfer „Maasdam“ der Nieder kanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft in New⸗York angekommen.

Bremen, 1. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Berlin“ hat am 30. Mai Nachm. die Reife

von Corunna nach dem La Plata fortgesese „Gera“ ist am 31. Mai Morgens auf der We

in Genua angekommen. Der Schne

Nachm. in Adelaide angekommen. Der Schnelldampfer „Spree“ hat am 31. Mai Vorm. von Southampton die Reise nach Bremen fortgesetzt; er überbringt 497 Passagiere und volle Ladung.

London, 31. Mai. (W. T. B.) Der

„Lismore⸗Castle“ ist heute auf der Heimreise von Capetown

abgegangen. 8*

Berliner Theater.

Gestern Abend fand die erste Aufführung eines einactigen Lust⸗ spiels „Der Flüchtling“ von Theodor Herzl statt und fand augenscheinlich beim Publikum eine sehr freundliche Aufnahme. Die dramatische Kleinigkeit schließt sich keiner besonderen Stilart eng an, zum theil erscheint sie wie eine Plauderei in französischer Manier, und an anderen Stellen erinnert si an die derbe Posse. Der Vor⸗

pielt, wird in seiner Bedeutungs⸗

osigkeit kaum durch die Art und Weise der Gliederung der Hand⸗

lung gehoben. Ein getrennt lebendes Ehepaar, das zusammenfindet, hatte wohl triftige Ursache zu dem früheren gegen⸗ seitigen Groll; aber wenn die Einigung auf so oberflächlicher Grundlage, wie auf dem flüchtigen Sinnenreiz aufgebaut wird, auf einem allerdings zum theil witzigen, aber doch auch recht frivolen Geplauder, so erscheint die vorangegangene Trennung gerade dieses Mannes von seiner Frau nicht natürlich oder wenigstens nicht wahr⸗ scheinlich. Das neben dem jungen Ehepaar auftretende Liebespärchen soll durch drastische Mittel wirken und erregte bei einem großen Theil der Zuschauer wirkliche Heiterkeit. Eine anmuthige Leistung, die beste in dem Ensemble, bot Fräulein Butze als streng urtheilende, dann schmollende und endlich zärtliche Gattin. Herr Stahl führte die Partie des jungen Ehemannes, der sich durch eine frivole Vor⸗ Lustigen Weibern von Windsor“. In der morgen zum ersten Mal in Scene gehenden Oper „Die Kinder der Haide“ von Anton Rubinstein sind die Hauptpartien vertreten durch die Damen Gadski,

sang, der sich auf der Bühne ab

spiegelung an den Ort seines früheren ehelichen Glücks schleicht, mit künstlerischem Maß und der gebotenen Zurückhaltung durch.

An zweiter Stelle wurde ein sehr altes Stück hier zum ersten Mal auf⸗ von Dumanoir und Keranion, das ins Deutsche zu übertragen Heinrich Laube seiner Zeit für würdig erachtet hat. Frau Hedwig Niemann hat die äußerlich lachende Wittwe, die innerlich tief bekümmert ist, lange Zeit zu ihren Glanzrollen gezählt; aber der ganze Vorgang, der aus kindlicher Liebe erwachsende fromme Betrug, einer blinden Mutter den Tod des geliebten Sohnes zu verschweigen, erscheint dem Zuschauer zu erkünstelt, als daß man sich daran erwärmen könnte. voll gepfropft von Zufälligkeiten, die die Handlung in den Fluß bringen, und voll von falscher Empfindsamkeit. Dies dürfte der Grund sein, warum Fräulein Butze, deren Spiel immer den Vorzug des Natür⸗ lichen zu haben pflegt, mit ihrem klugen, vornehmen Wesen kaum eine wirklich zu Herzen gehende Wirkung hervorzubringen vermochte. An manchen Stellen, so bei der Nachricht von der todt geglaubten Gatten, überschritt sie sogar in der Ausdrucksform Die klagende, thränen⸗

geführt „Die Eine weint, die Andere lacht“

die ihr sonst eigenen Grenzen des Schönen.

ein schwankes

ländisch⸗Ameri⸗ i

ser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ ist am 30. Mai Nachm. Uam ese „Lahn“ hat am

31. Mai Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 30. Mai Vorm. von New⸗York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Salier“ hat am 31. Mai Nachm. die Reise von Adelaide nach Colombo fort⸗ 1 e gesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“ ist am 30. Mai stehen. Signor Bernardo Zerni bewährte sich in der Rolle des Almaviva wieder als in der italienischen Gesangsmanier sorgfältig ausgebildeter Künstler und tüchtiger Coloratursänger, der sich jedoch

Kroll's st am 30. Mai

kunst vereinigt sie eine so graziöse daß Ohr und Auge Bleh gaeshs Königssaal war denn auch sester setzt und ehrte die Künstlerin beso

Castle⸗Dampfer

Sehr angenehm berührte es diesm Mitwirkenden durchweg italienisch

ginal gemäß angewandten recitati

sich hier wieder Zweiter Rang Balcon und Loge Amphitheater⸗Stehplatz 1

Im Neuen Theater gelang spiel am Sonnabend Ernst W

Wege“ mit den Damen Conrad Herren Purschian, Hertzer, Arndt

Tomschick und die Herren Aranyi,

Kapellmeisters Ruthardt.

Der Actienverein des Zool

Das Stück ist

2

In besonders lebhaften Beziehungen

—₰

Dr. Becker in Dar⸗es⸗Salam und

aus Japan und Korea. Dank die

Museen noch nicht einmal einen

der Frau Wilke als Madame Rey; sie fand einen hübschen Ausdruck haben. Der hiesige Fabrikan

in der Stimme und in dem ganzen Wesen für die blinde alte Frau, die ihr Leiden mit Gott ergebener Geduld und Fröhlichkeit trägt. zwei Eisbären verdankt. Auch

cht vom 1. Juni, r Morgens.

8

sp im

2

sius 1

Stationen. Wetter.

0 Cel

Temperatur

in 5⁰ C

2

Bar. auf 0 Gr .d. Meeressp. red. in Mill

u. d

Belmullet.. NNO 2 wolkig Aberdeen.. NNW A bedeckt Christiansund 758 NO 2 wolkig Kopenhagen. NW 2 Regen Stockholm. 755 still bedeckt 11 8 SSW 2 Nebel

t Petersburg SO 1 bedeckt 12 Moskau 760 SSW I bedeckt 14

Cork, Queens⸗ ööö 764 Cherbourg. 764 7676292 758 mburg.. 760 winemünde 757 Neufahrwasser 758. Memel 757

5— CCC11616' ünster. 761 Karlsruhe. 763 Wiesbaden 763 München . 762 Chemnitz. 761 Berlin.. 760 Wien.. 759 NNW Regen 11 Breslau. 760 W bedeckt 10 Ile d'Aix 761 ONO 5 wolkenlos 11 Nizza.. 756 O 2wolkig 16 Triest. 759 WNW l heiter 15

88

d0 —2ö

S —1 CSUO0OSS⸗

22 8ꝙ8☛ 80

wolkig 14 wolkenlos 13 wolkig 10 wolkig 10 bedeckt 10 Regen 10 wolkenlos 15 wolkenlos 13

wolkenlos 9 Regen 8 halb bed. 1) 10 heiter²) 9 bedeckts) 8 8 halb bed. I

FBEFeübcehfeerbeglree—hoge——

1) Thau. 2²) Gestern Vormittags Regen. ³) Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Der Luftdruck ist über Central⸗Europa gestiegen, dagegen über Nordwest⸗Europa gefallen. Die Luft⸗ druckvertheilung ist sehr gleichmäßig und daher wehen allenthalben nur schwache inde, über Central⸗ Europa aus vorwiegend nördlicher bis westlicher Richtung. Das Wetter ist in Deutschland ver⸗ änderlich und andauernd kühl, fast allenthalben ist Regen gefallen, jedoch meist nur in geringer Menge. Im deutschen Binnenlande liegt die Temperatur 4 bis 9 Grad unter dem Mittelwerthe. Am Boden⸗ see fand gestern Vormittag ein Gewitter statt. In

fänger in den Dienst des

Frankreich herrscht heitere Witterung, welche sich nach und nach weiter ostwärts ausbreiten dürfte.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Aönigliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. Auf Allerhöchsten Befehl. Mit auf⸗ gehobenem Abonnement und unter Fortfall der ermanent reservirten Plätze. Das goldene Kreuz.

per in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. Dirigent: Musikdirector Dr. Muck. Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗Diver⸗ tissement von Haßreiter und Gaul. Musik von J. Bayer. In Scene vom Balletmeister Emil Gracb. Dirigent: Musikdirector Steinmann. Anfang

9 T.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 148. Vorstellung. b Drama in 5 Auf⸗ zügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. Mit aufgehobenem Abonnement. Gesammt⸗Gastspiel des Peatro alla Scala von Mailand. Zum 2. Male: FalstafT. Commedia lirica in 3 atti di A. Boito. Musica di Giuseppe Verdi. Direttore d'orchestra: Edoardo Mascheroni. Anfang 7 ½ Uhr. Extra⸗ Preise.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 149. Vorstellung. Neu einstudirt: Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. Auf Allerhöchsten Befehl: Théäàtre par6. Carmen. (Carmen: Signora Bellincioni, Don José: Signor Stagno, als Gäste.) Anfang 7 ½ Uhr. Erhöhte Preise.

Berliner Theater. Freitag: 38. Abonnements⸗ Vorstellung. Der Flüchtling. Die Eine weint, die Andere lacht. Anfang 7 ½ Uhr.

Snnnabend: Graf Waldemar. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ferd. Suske.)

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Waise von Lowood. (Agnes Sorma, Ludw. Barnay.) Abends 7 ½ Uhr: Der Flüchtling. Die Eine weint,

Die Rosine imBarbier von Sevilla“ gehört in der glän⸗ zenden Reihe der Meisterleistungen des Coloraturgesangs, die Frau Marcella Sembrich dem Musikfreunde als Hochgenuß zu bieten hat, zu den allerersten und mit Recht stets bewunderten. Der Postdampfer Lobe ist darum auch kaum noch etwas hinzuzufügen. Mit dem schmelzen⸗ den Wohllaut ihres schönen As san und ihrer unerreichten Gesangs⸗

enthusiastischen Beifall und herrliche Blumengaben. Ihre Partner gaben sich die redlichste Mühe, neben der großen Sängerin zu be⸗

noch größere Gewandtheit in Haltung und Spiel anzueignen hat. Letzteres gilt noch mehr von dem Figaro des Signor Inno de Anna, der bei seinen schönen Stimmmitteln mit größerer Beweglichkeit und wirklichem Humor bedeutend mehr in dieser Partie erreichen würde. Herr Merly als Bartholo und Herr Poppe als Basilio entledigten sich ihrer Aufgaben in anerkennenswerther Weise und ohne die sonst beliebte Uebertreibung der Charakteristik dieser komischen Figuren.

sang wenigstens in der ersten Scene, bei der Serenade italienisch, den Soldatenchor aber wie früher deutsch. Herr Kapellmeister Ruthardt, der die Oper dirigirte, begleitete auch die ganz dem italienischen Ori⸗

Im Königlichen Opernhause findet am Sonnabend die zweite Aufführung von Verdi's „Falstaff“ statt. Am Sonntag geht auf Allerhöchsten Befehl als Théatre paré mit Signora Bellincioni und Signor Stagno Bizet's „Carmen“ in Scene (Anfang 7 ½ Uhr). Die Preise der Plätze sind folgende: Fremdenloge 12 ℳ, Orchesterloge 10 ℳ, Erster Rang Balcon und Loge 8 ℳ, Parquet und Parquet⸗Loge 8 ℳ,

Loge 3 50 ₰, Amphitheater⸗Sitzplatz 2 ℳ, Parterre⸗Stehplatz 2 ℳ,

mann, Siegrist und Winter neueinstudirt zur Aufführung. „Als dritte Gastrolle singt Marcella Sembrich am Sonnabend im Kroll'’schen Theater die Partie der Frau Fluth in Nicolai's

musikalische Leitung der Oper befindet sich in den Händen des Herrn

Mannigfaltiges.

seine Jahresversammlung ab. Dem wissenschaftlichen Bericht des Directors Dr. Heck zufolge beträgt die Zahl der in dem Garten ver⸗ tretenen Thierarten z. Z. 1076: das ist gerade doppelt so viel, wie im Jahre 1888, als Director Heck die Leitung der Geschäfte übernahm.

und neuerdings ist kein deutscher Colonialdampfer in Hamburg gelandet, ge. der nicht einen Transport von Thiergeschenken für den Garten mitgebracht Wiederkehr des hatte. Zu den besonderen Gönnern des Gartens gehören Oberarzt

und von Tippelskirch. Dem General⸗Konsul Schönlank verdankt der reiche Jeanne wurde von Frau Rosa Hildebrand gewandt Garten u. a. ein ganzes Rudel Rennthiere, die mit ihren und nicht ohne Wirkung, aber etwas schablonenhaft gespielt; man merkte zu sehr, daß die Thränen nicht echt waren. bilden. Die Firma Rex u. Co. übermittelte werthvolle Schenkungen Herr Stahl Füe den jungen Arzt, der jedem äußeren Einfluß wie ohr im Winde nachgiebt, mit angemessener passiver altung. Den Notar spielte Herr Suske mit bürgerlicher Behaglich⸗ eit, etwas derb, aber wirkungsvoll. Anzuerkennen ist noch die Leistung

Jungen augenblicklich eine der schönsten Thiergruppen des Gartens

z. Z. den Brandkopf⸗Seeadler, den schönsten und zugleich seltensten Raubvogel der Welt, in vier Exemplaren, während die meisten

Theater. 8

Zu ihrem

schelmische Darstellung dieser Rolle, entzückt werden. Der Kroll'sche wieder bis auf den letzten Platz be⸗ nders nach den Gesangseinlagen durch

al, die ganze Oper von sämmtlichen gesungen zu hören; auch der Chor

vi secchi am Klavier.

5 ℳ, Dritter Rang Balcon und

t durch das Königliche Schau⸗ ichert's Lustspiel „Ein Schritt vom „Kahle, Plan, Schramm und den „DOberländer, Keßler, Klein, Hart⸗

Moers, Bertram und Poppe. Die

ogischen Gartens hielt heute

steht der Garten zu unsern Colonien,

die Herren Schrenck von Notzing

sen Schenkungen besitzt der Garten

Balg dieses Vogels aufzuweisen t Isaac hat seine Walfisch⸗ Gartens gestellt, der ihnen recht erfreuliche Zuchterfolge

Chausseestraße 25.

Strauß. Anfang 7 ½ Uhr. Im prachtvollen Park:

Guttschmidt, und dem vollständ

Litt. Anfang 6 Uhr.

die Tochter der Halle. Im prachtvollen Park:

mental⸗Künstler. Anfang 6 Uhr. „Sonntag: Erstes Auftreten der sängerin Anna Fiori.

August Förster. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Kroll'’'s Theater. Freitag:

5 ½ Uhr.

Bildern. Anfang 7 ½ Uhr.

die Andere lacht.

mental⸗Doppel⸗Concert.

Freitag: Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Aecten von Meilhac und Halévy, bearbeitet von C. Haffner und R. Genée. Musik von Johann

Großes

Sonnabend: Zum 1. Male: Mamsell Angot,

Großes Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instru⸗

Residenz⸗Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Schluß der Saison am 4. Juni. Freitag: z. Z. Lilienthal bei Breslau). Frl. Frida Zum 14. Male:Flattersucht. (La papillonne.) Lustspiel in 3 Acten von Sardou. Deutsch von

Die Kinder der Haide. Oper in 4 Acten, frei nach Carl Beck's poetischer Erzählung „Janco“. Musik von Anton Rubinstein. Anfang 7 Uhr. Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung Großes Concert im Sommer⸗Garten. Anfang

Sonnabend: Gastspiel von Marcella Sembrich. Die lustigen Weiber von Windsor.

Virctoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 78. Freitag: Zum 14. Male mit vollständig neuer Aus⸗ stattung: Frau Venus. Modernes Märchen (großes Berlin: Ausstattungsstück) mit Gesang und Ballet in 12

Im Belle⸗Alliance⸗Garten: Großes internationales Vocal⸗ und Justru⸗ Auftreten be⸗ rühmter und beliebter Specialitäten. Ungarische

hat der Garten wieder aufzuweisen, namentlich bei den Raubthieren, den Wiederkäuern und dem Geflügel. Das dem Bau der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche geopferte Einhuferhaus ist in dem neuerschlossenen Theile des Gartens nächst dem Lützow⸗ ufer wieder aufgebaut. Dieser neue Theil des Gartens, zu dessen Herstellung und Planirung 1600 Fuhren Erd⸗ und Bauschutt erforderlich waren, wird demnächst dem Publikum zugänglich gemacht werden. Das Haus für deutsche Vögel, mit dem die vor einigen Jahren begonnene Einrichtung besonderer vaterle. bischer Thiersamm⸗ lungen zum Abschluß gebracht werden soll, wird erst in diesem Jahre fertig gestellt werden. Im Antilopenhaus sind mit Unterstützung des Vereins „Triton“ weitere Aquarien und Terrarien zur Aufstellung gelangt. Bevorsteht die Einrichtung einer neuen Wasserversorgung und der Kanalisation. Die Restaurations⸗ halle ist vergrößert, und in der Nähe des zweiten Orchesters ist eine große Anzahl neuer Sitzplätze gewonnen worden.

Danzig, 31. Mai. Im hiesigen Schützenhause fand heute Abend nach dem (an anderer Stelle gemeldeten) Stapellauf der Corvette „Gefion“, der in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers statt⸗ gefunden hatte, ein von dem Geheimen Commerzien⸗Rath Schichau ver⸗ anstaltetes Festmahl zu 150 Gedecken statt, welches einen glänzenden Verlauf nahm. Der Ober⸗Präsident Dr. von Goßler feierte, dem „W. T. B.“ zufolge, die Firma Schichau als den tolz der Provinz Westpreußen und fügte hinzu: die ganze Provinz nehme an dem Ehren⸗ tage der Firma den innigsten Antheil. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Baumbach überreichte im Namen der Stadt Danzig eine prächtige Glückwunsch⸗Adresse. Der Geheime Rath Schichau dankte in bewegten Worten. Unter den folgenden Toasten erregte besonderen Jubel ein Trinkspruch des österreichischen Linienschiffs⸗Capitäns Sellner auf die innigen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn, sowie auf die Firma Schichau. Erst in später Nachtstunde erreichte das schöne Fest sein Ende.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Schwerin, 1. Juni. (W. T. B.) Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern von Colmar in Frank⸗ furt a. M. eingetroffen, wo er noch einige Zeit verweilen wird.

St. Petersburg, 1. Juni. (W. T. B.) Der ehe⸗ malige Finanz⸗Minister von Wyschneg radski begiebt sich zur Kur nach Ragatz.

Moskau, 31. Mai. (W. T. B.) An den General⸗ Gouverneur von Moskau, Großfürsten Ssergei Alexandrowitsch ist folgendes Kaiserliche Rescript ergangen: „Vor zwei Jahren habe Ich, in dem Wunsche, einen neuen Beweis Meines unveränderlichen Wohl⸗ wollens gegen die erste Residenz zu geben, Eure Kaiserliche Hoheit an die hise

digem Gefühl wahrgenommen, daß das von Mir heißgeliebte Moskau, das fest die historischen Aufgaben und Ueberlieserungen wahrt, die als unzerstörbare Grundlage treu unterthäniger Er⸗ gebenheit dienen, allmählich Dank Ihren eifrigen Sorgen in der Entwickelung der Wohlfahrtseinrichtungen und der Ordnung vor⸗ wärts schreitet; die jetzt aber in Meiner Gegenwart vollzogene Grundsteinlegung des Denkmals Unseres unvergeßlichen in Gott ruhenden Vaters, das im Kreml unter Leitung und Aufsicht des unter Ihrem Vorsitz bestehenden Comités errichtet wird, zeugt von den erreichten Resultaten nach complicirten Vor⸗ arbeiten. Es für eine angenehme Pflicht haltend, Eurer⸗ Kaiserlichen Hoheit Meine herzliche Erkenntlichkeit für Ihre unermüdlichen Arbeiten und Mühen in allen Theilen des Ihnen anvertrauten General⸗Gouvernements auszusprechen, verleihe Ich Ihnen die Zeichen des Ordens des heiligen apostelgleichen Fürsten Wla⸗ dimir erster Klasse.“ Auf dem Original ist mit der eigenen Hand des Kaisers geschrieben: „Ihr Sie herzlich liebender Bruder Alexander. Moskau, 15. Mai 1893.“

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Friedrich · Wilhelmstädtisches Theater. Magnaten⸗Kapelle. Moderner Magnetismus.

Anfang 5 Uhr.

Brillante Illnmination durch 25 000 Gas⸗ 8 3 flammen. Sonnabend: Frau Venus.

Doppel⸗ Freitag:

7 8 Concert, ausgeführt von der Berliner Concert⸗ Theater Unter den Linden. Kapelle, unter Leitung ihres Kapellmeisters Herrn Zum 36. Male (vollständig neu inscenirt): Der

igen Orchester des Mikado. Burleske Operette von V. S. Gilbert.

Musik von Arthur Sullivan. Hierauf: Zum

Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Leitung M. Awan ecenn des 1“ Herrn Stiemer. Auftreien 66. Male: Die Welt⸗Ausstellung in Chicago der Wiener Liedersängerin Mirzl⸗Kirchner, der und Die deutsche Abtheilung in dem populären Costum⸗Soubrette Elsa Rucinska, des Original⸗ Ausst

Gesangs⸗Humoristen Alfred Bender, des Damen⸗ 7 ½ Uh Terzetts Oriella, der Wiener Duettisten Lipp und

attungs⸗Ballet Columbia. Anfang präcise 1. Sonnabend: Zum 67. Male: Columbia.

Urunin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde, Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Doppel⸗ Geöffnet von 12—11 Uhr.

1111““] Familien⸗Nachrichten.

.“ Verlobt: Frl. Hedwig Urban mit Hrn. Ritter⸗ guts⸗ und Fabrikbesitzer Eugen Goerlitz (Striegau

Wiener Lieder⸗ Y

Becherer mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Frich Brunner (Berlin Bremen). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landgerichts⸗ Director von Goldbeck (Liegnitz). Eine G Hrn. Kreis⸗Bauinspector Unger (Nord⸗ ausen). Zum 1. Male: Gestorben: Fr. Leontine von Siegroth, geb. von Goertz (Ratibor). Fr. Rittmeister Maria Gräfin von der Recke⸗Volmerstein, geb. Gräfin Hohenthal (Craschnitz). Fr. Landes⸗Rath Therese Weymann, geb. Wellmer (Merseburg). Frl. Clara von Skrbensky (Woldenberg bei Zoppot). Verw. Fr. von Thielau, geb. von Löhneysen (Braunschweig). Hr. Ober⸗Landesgerichts⸗Rath⸗ Berthold von Adelebsen (Köln a. Rh.).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße N 32

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Verwaltung derselben berufen. Bei dem jetzigen Besuche habe Ich mit freu⸗ 8

Febdilehium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender An⸗ leihescheine der Stadt Bochum im Betrage von 3 400 000

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. Nachdem der Magistrat der Stadt Bochum in Uebereinstimmung mit der Stadtverordneten⸗Versammlung beschlossen hat, die zur Aus⸗ führung von Straßen⸗ und Kanal⸗Anlagen und verschiedenen Hoch⸗ bauten, sowie zur Erweiterung des stäbtischen Gas⸗ und Wasserwerks erforderlichen Mittel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag des Magistrats zu diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene, seitens der Gläubiger unkündbare Anleihescheine im Betrage von 3 400 000 ausstellen zu dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger noch der Schuld⸗ nerin etwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des § 2 des Ge⸗ setzes vom 17. Juni 1833 der Stadt Bochum zur Ausstellung von Anleihescheinen zum Betrage von 3 400 000 ℳ, in Buchstaben: Drei Millionen und vierhunderttausend Mark, welche in folgenden Ab

288243128323 8 1 000 000 zu 5000 900OOO,O0 800 9000 1000 (ebeb zusammen 3 400 000 nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit jährlich 3 ½ % oder 4 % zu verzinsen und mittels Verloosung oder freihändigen Ankaufs vom 1. April desjenigen Rechnungsjahres ab, welches auf die Ausgabe der Anleihescheine folgt, mit jährlich wenigstens einem und acht Zehntel Procent des Anleihekapitals unter Zuwachs der Zinsen von den gekündigten Anleihescheinen zu tilgen sind, durch gegen⸗ wärtiges Privilegium Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen. Die Ertheilung erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Ueber⸗ tragung des Eigenthums verpflichtet zu sein.

Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung seitens des Staats nicht über⸗ nommen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei⸗ gedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Spezzia, den 1. Mai 1893.

An Bord der italienischen Jacht „Savoia“. (I 8 WEÜÜ(hHelm N. Graf Eulenburg. Miquel.

Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Arnsberg. J14“ 1“ der Stadt Bochum

II. Ausgabe, 8 Buchstabe... . Nummer.. . über. . . Mark Reichswährung. Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom 1. Mai 1893 (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg vom .. .. 1893 Nr. .. Seite ... und Gesetz⸗

Sammlung für 1893 Seite ... laufende Nr. . . .).

Auf Grund der vom Bezirksausschuß zu Arnsberg genehmigten Beschlüsse des Magistrats und der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Bochum vom 14. August und 14. Dezember 1891 bekennt der Magistrat zu Bochum hiermit, daß die hiesige Stadtgemeinde dem Inhaber dieses Anleihescheins die Summe von . ℳ, buch⸗ stäblich ... schuldet, welche an die Stadt baar gezahlt worden und mit Procent jährlich zu verzinsen ist.

Diese Schuld, welche seitens des Gläubigers nicht gekündigt werden kann, bildet einen Theil der durch das oben angezogene Aller⸗ höchste Privilegium vom 1. Mai 1893 in Höhe von 3 400 000 genehmigten Anleihe.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 3 400 000 erfolgt mittels Verloosung oder freihändigen Ankaufs der Anleihescheine vom 1. April desjenigen Rechnungsjahres ab, welches auf die Ausgabe der Anleihescheine folgt, aus einem Tilgungsstock, der mit jährlich wenigstens einem und acht Zehntel Procent des Kapitals unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anlethescheinen gebildet wird. Die Aus⸗ loosung geschieht im August jeden Jahres, soweit die Tilgungssumme nicht durch freihändigen Ankauf von Anleihescheinen erreicht wird. Der Stadt bleibt das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu ver⸗ stärken, oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihe⸗ scheine auf einmal zu kündigen.

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstock zu. 1

Die ausgeloosten und freihändig zur Til sung angekauften, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buch⸗ staben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekannt⸗ machung erfolgt im Falle der Ausloosung und Kündigung spätestens drei Monate vor dem Zahlungstermine, im Falle des freihändigen Ankaufs alsbald nach dem Ankauf in dem „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗An⸗ zeiger“, dem Amtsblatt der Köntglichen Regierung zu Arnsberg, der „Kölnischen Zeitung“ und dem „Märkischen Sprecher“ zu Bochum. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Stelle von dem Magistrat mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗ Präsidenten zu Arnsberg ein anderes Blatt bestimmt.

Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 1. April und 1. Oktober,

von heute an gerechnet, mit Procent jährlich verzinst.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine beziehun sweise dieses Anleihescheins bei der Stadtkasse zu Bochum sowie bei folgenden Bankhäusern:

1) Jacob Landau in Berlin, 1

2) Nationalbank für Deutschland in Berlin,

3) Hüttemann⸗Korte in Bochum,

4) Essener Creditanstalt in Essen, 1 und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins fol⸗ genden Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleiheschein sind auch die dazu gehörigen Zinzscheine der späteren Fälligkeitstermine nebst der Anweisung zurückzuliefern.

Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital

a bgez ogen.

Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermin nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig ge⸗ worden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt⸗ gemeinde. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§ 838 ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs⸗Gesetzblatt S. 83), beziehungsweise nach § 20 des Aus⸗

8

Berlin, Donnerstag, den 1. Juni

führungsgesetzes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Gesetz⸗Samml. Seite 281). G

Zinsscheine können weder ar fgeboten noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magistrat an⸗ meldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vor⸗ zeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige Zinsscheine für den Zeitraum vom 1. April .. . bis Ende März... ausgegeben. Die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Kämmereikasse zu Bochum gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung.

Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.

Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadtgemeinde mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Bochum, den b8Jb8b Cq1Pö1“

Der Magistrat.

(Unterschrift des Magistrats⸗Dirigenten und noch eines anderen

Magistrats⸗Mitgliedes unter Beifügung des Amtstitels.) Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Arnsberg. Sinssch inmn

Necececech zu dem Anleihescheine der Stadtgemeinde Bochum, II. Ausgabe, Witebstabe. N ber . . Mark zu Procent Zinsen 1“ Dcer Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1. April beziehungsweise 1. Oktober .. .. ab die Zinsen des vorbenannten Anleihescheins für das Halbjahr vom 111“ mit (in Buchstaben) .. . . Mark 1 Pf. bei der Stadtkasse zu Bochum, sowie bei folgenden Bank⸗ häusern: 1) Jacob Landau in Berlin, 2) Nationalbank für Deutschland in Berlin 3) Hüttemann⸗Korte in Bochum, 4) Essener Creditanstalt in Essen. Vstum, Der Magistrat. Ausgefertigt. (L. S.) (Unterschrift des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Magistrats⸗Mitgliede) 8

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften unter den Zins⸗ scheinen können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Unterschrift eines Controlbeamten versehen werden.

Regierungsbezirk Arnsberg. Anweiung zu dem Anleihescheine der Stadtgemeinde Bochum, II. Ausgabe, Buchstabe N. über Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die .. . te Reihe von Zinsscheinen für die zehn Jahre vom 1. April .. . bis Ende März 19 . bei der Stadt⸗ kasse zu Bochum, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sih ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspru erhoben wird. 8

Borbier den ele

Der Magistrat. Ausgefertigt. (L. S.) (Unterschriften des Magistrats⸗Dirigenten und eines anderen Macistrats Mitäliebes.)

Anmerkung. Die Namensunterschriften unter den Anweisungen können mit Lettern oder Faecsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Unterschrift eines Control⸗ beamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ter Zinsschein.

Provinz Westfalen.

. .bter Zinsschein.

Anweisung.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

80. Sitzung vom Mittwoch, 31. Mai 1893.

Bei der Berathung des vom Herrenhause in abgeänderter Fassung an das Abgeordnetenhaus zurückgelangten Gesetz⸗ betreffkendd Aenderung des Wahlverfahrens (s. den Anfangsbericht in der gestrigen Nummer d. Bl.) nahm nach dem Abg. Rintelen das Wort der

Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg:

Meine Herren! Die Königliche Staatsregierung bedauert auf⸗ richtig die Lage, in welche das Gesetz, betreffend die Aenderung des Wahlverfahrens, im gegenwärtigen Augenblick gerathen ist. Als die Steuerreform eingebracht wurde, hat die Staatsregierung es für ihre Verpflichtung gehalten, die Folgen ins Auge zu fassen, welche durch dieselbe eintreten könnten in Beziehung auf die Verschiebung der Wahlabtheilungen bei dem Dreiklassensystem sowohl für die Wahlen zum Hause der Abgeordneten als auch für die Communalwahlen, und sie hat die Vorschläge gemacht, von denen sie glaubte, daß dadurch eine Ausgleichung nach dieser Richtung hin in angemessener Weise sich herbeiführen ließe. Man ist bei der ersten Berathung hier im Ab⸗ geordnetenhause über diese Vorschläge weit hinausgegangen, in einer Weise, der die Königliche Staatsregierung auf das bestimmteste hat widersprechen müssen. Diesem Umnstand ist es wesentlich mit zu⸗ zuschreiben, daß nunmehr nicht bloß diese weitergehenden Beschlüsse abgelehnt worden sind, sondern auch ein Theil der Vorschläge der Staatsregierung nicht mehr die Billigung des anderen Hauses gefunden hat, und nunmehr nach der Abgabe der Erklärungen, die wir hier

8

gehört haben, auch hier nicht finden wird. Meine Herren, das ist nicht erfreulich;, es ist aber nicht von so einschneidenden Folgen, (Oho!) wie von einzelnen der Herren Vorredner hingestellt ist. Ich werde dankbar sein, wenn Sie mich meinen Gedankenweg entwickeln lassen also: ich glaube aber nicht, daß es von so einschneidenden Folgen ist, wie von mehreren der Herren Redner hier ausgeführt ist.

Meine Herren, wenn Sie sich die Motivirung vergegenwärtigen, mit der das Gesetz wegen Aenderung des Wahlverfahrens von der Staatsregierung vorgelegt worden ist, dann werden Sie den Nachweis darin finden, daß durch die Bestimmungen des Wahlgesetzes vom 24. Juni 1891 die Folgen, welche durch das Einkommen⸗ steuergesetz eingetreten sind, im wesentlichen ausgeglichen werden, daß also den bestehenden Gesetzen gegenüber die Bestimmungen des Wahlgesetzes vom 24. Juni 1891 die Abhilfe, die Sie verlangen, beschafft haben. Es handelte sich also nur darum, vorsorglich Vorschriften zu treffen für Folgen, die in der Zukunft liegen. Die Situation hat sich nun dahin geändert, daß das, was wir vorsorglich machen wollten, nunmehr eine Frage der Zukunft bleiben wird, und so sehr ich gewünscht hätte, daß diese Frage bereits in dem von der Staatsregierung empfohlenen Sinn jetzt gelöst worden wäre, so wird nunmehr sich die Aufmerksamkeit dahin zu richten haben, welche Folgen thatsächlich die weiteren Schritte der Steuerreform herbeiführen werden und was event. nöthig ist, um in dieser Richtung Abhilfe zu schaffen. Für den gegenwärtigen Zustand ist das, was geschaffen ist, keineswegs so unge⸗ nügend, als es dargestellt worden ist, und ich bitte Sie, meine Herren, sich zu vergegenwärtigen: daß die Frage der Zwölftelung und Drittelung doch keineswegs die einzige Bestimmung ist, die auf diesem Gebiet in Frage steht, sondern daß die ganzen übrigen Bestimmungen, die in der Vorlage enthalten sind, im wesentlichen angenommen wor⸗ den sind; aus dem Zusammenhang der vorgeschlagenen Bestimmungen fehlt nur die eine, daß die Zwölftelung an die Stelle der Drittelung treten soll. Ob das in der Zukunft nothwendig werden wird, das werden wir sorgfältig beobachten und danach unsere weiteren Ent⸗ schließungen fassen.

Ueber den (in dem gestrigen Bericht nur skizzirten) weiteren Verlauf der Verhandlung ist noch Folgendes mitzutheilen:

Nach dem Abg. Cremer sprach zunächst der

Abg. Rickert (dfr.): Der Beschluß der Majorität bei der zweiten Lesung ist nicht die Veranlassung dazu gewesen, daß das Herrenhaus selbst über die Regierungsvorlage hinaus dieses Gesetz verschlechtert hat. Wenn das Abgeordnetenhaus jetzt wenigstens die Bestimmungen der Regierungsvorlage rettet und dann die Sache das Herrenhaus zurückschickt, dann würde wohl auch das Herrenhaus sich auf den Standpunkt der Regierungsvorlagestellen. Ich kann daher nicht anerkennen, daß wir in eine Zwangslage versetzt sind, und bedauere, daß wir gegen die Ueber⸗ zeugung der Majorität eine weitgehende Verschlechterung durch Ab⸗ lehnung der Zwölftelung vornehmen sollen. Wir werden für die Zwölftelung stimmen. Ich bin überzeugt, daß die jetzige Lösung als eine definitive unter keinen Umständen angesehen werden kann. Wo ist denn der Grundsatz geblieben: ohne Wahlrechtsreform keine Steuer⸗ reform? Dieses Palliativmittel, das hier gegeben wird, ist ein Weg, der keine Dauer verspricht. Es wird sich herausstellen, was der frühere Minister des Innern einmal gesagt hat: Je schlechter Sie dieses Wahlgesetz machen, desto schneller werden Sie zur Besitigung 8 Dreiklassenwahlsystems, dieses schlechtesten aller Wa lsysteme ommen.

Abg. Freiherr von eih (Centr.): Ich vermag ebenfalls eine Zwangslage nicht anzuerkennen. Es handelt sich durchaus nicht um die Annahme unseres ganzen Antrags, wenn es uns auch wünschens⸗ werth erscheint; für uns würde die Annahme der Zwölftelung genügen. Wenn das Haus durch eine Majorität, wie sie früher dafür vorhanden war, sich heute entschließen würde, die Regierungsvorlage in Betreff der Zwölftelung wiederherzustellen, dann würde auch das Herrenhaus sich auf diesen Boden stellen, nachdem wir in der anderen wichtigen Frage nachgegeben haben. Stellen Sie mit uns unter großer Einstimmigkeit die Regierungsvorlage wieder her, so wird das für die gesammte Steuerreform, die ja manche Härten mit sich bringt, von der allergrößten Wichtigkeit sein. Sie

rechen dann aller Polemik die Spitze ab. Wenn aber große Parteien dieses Hauses schließlich gegen die Steuerreform stimmen, so werden sie von den Wählern gezwungen werden, sachlich ihren Standpunkt zur Reform zu begründen. Die Aeußerung des Fehiste enh die Regierung würde sich überlegen, was in Zukunft stattzufinden hätte, hat mich nicht angenehm berührt. Wenn die Regierung sagen würde: Wir bleiben fest auf dem Standpunkt unserer Vorlage, dann würde sie sicher eine große Majorität finden. Die Herren, die absolut an dem Dreiklassenwahlsystem festhalten wollen, haben alles Interesse daran, dieses Wahlsystem so zu gestalten, daß es nicht zum Gegenstand fortwährender Unzufriedenheit und Bekämpfung im Lande wird. Wird das Gesetz in der Fassung des Herrenhauses an⸗ genommen, so wird es der Gegenstand des Wahlkampfes werden. So schmerzlich es uns auch ist, gegen das Gesetz stimmen zu müssen, werden wir es doch thun, indem wir festhalten an dem Grundsatz: Ohne genügende Wahlreform keine Steuerreform.

Präsident des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg:

Gegenüber den letzten Ausführungen des Herrn Vorredners muß ich auf das bestimmteste betonen, daß ich die Regierungsvorlage mit allen Mitteln, die mir zu Gebote stehen, vertheidigt habe. (Widerspruch im Centrum.) Meine Herren, glauben Sie denn, daß die Vertheidigung der Regierungsvorlage davon abhängt, daß man mitäußerstscharfen Worten und mit sehr lauter Stimme sie vertheidigt? Nein, meine Herren! Wollen Sie die Güte haben, die Verhandlungen in der Commission des Herrenhauses, meine Rede im Plenum des Hausfes zu lesen, wollen Sie die Herren fragen, die vorher verhandelt haben über die Regie⸗ rungsvorlage, ob ich mich dafür interessirt habe, daß sie angenommen wurde. Es ist das ein ganz unbegründeter Vorwurf. Nein, meine Herren, den Muth meiner Ueberzeugung habe ich stets und habe ihn auch in diesem Falle gehabt; ich halte und habe gehalten die Regierungsvorlage für besser als das, was beschlossen worden ist im Herrenhause, und was hier angenommen werden wird. Aber ich bin weit entfernt von dem Standpunkt, in diesem wie in jedem anderen Falle, daß, wenn die Dinge gegen meinen Wunsch und gegen meinen Willen so gelaufen sind, daß ich das nicht durchsetzen kann, was ich wünsche, ich nunmehr sozusagen die Flinte. ins Korn werfe und sage: es ist ein entsetzliches Unglück passirt

8