1893 / 130 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Verdi als den italienischen Meister hin; trotzdem verschmäht aber der Tondichter gelegentlich auch nicht die musikalische Sprache und Art Richard Wagner's nachzubilden, wie in dem zweiten Theil, der Parkscene, des dritten Actes; vielleicht ist dies der Grund, daß der Falstaff nicht so melodiös ist, wie die älteren Opern des Meisters. Im ganzen hat Verdi eine geistvolle und prächtige neue musikalische Fntechretetion der Falstafffabel gefunden, die einer dauernden Wirkung sicher ist; aber für deutsche Hörer kommt in Betracht, daß wir schon in den „Lustigen Weibern“ zu diesem Stoff eine Opernmusik besitzen, die ihre Lebens⸗ kraft Jahrzehnte hindurch bewährt hat und sicherlich ferner bewähren wird. Bei Nicolai gewinnt in der Musik die ganze Lustigkeit der Fabel mit Jugendfrische Ausdruck, da ist alles aus dem Born nssPrsgnfsicher Empfindung entsprossen und schließt sich eng und charakteristi ch an die urwüchsigen Gestalten an, die auf der Bühne vor uns erscheinen, während in der „lyrischen Komödie“, wie Verdi seine neue lustige Oper betitelt, doch der nachdenkliche, gelehrte und weise Tonsetzer in erster Linie das Wort führt.

Das Textbuch rührt von Arrigo Boito her, der schon egen sein Geschick für diese dichterische Gattung bewiefen hat. Ob der Verfasser diesmal in seiner Bearbeitung besonders glücklich gewesen ist, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls birgt das Textbuch viele für die musikalische Sprache besonders geeignete leidenschaftliche und ge⸗ fühlswarme Stellen, die der Componist voll ausgenutzt hat. Was den äußeren Bau der Handlung betrifft, so ist er klar und einfach. Jeder der drei Acte der Oper zerfällt in zwei Theile. Wir sehen Falstaff zuerst in dem Gasthause „zum Hosenbande in der Gesellschaft seiner schlimmen Cumpane, von wo er die Briefe an die ehrbaren Frauen absendet. In einer hübschen Gartenscene tauschen die Frauen ihre Erlebnisse aus und ersinnen die Intrigue. Der zweite Aek bringt die Ausführung des listigen Plans, indem Falstaff in das Haus Ford's gelockt wird; im dritten Act endlich wird der so arg enttäuschte Falstaff zu einem neuen Unter⸗ nehmen überredet, mit dem die Handlung im Park von Windsor einen poetischen und auch decorativ schönen Abschluß findet.

Die Darstellung war im ganzen musterhaft, während die gesang⸗ lichen Kräfte im einzelnen nicht überall ausreichten. Die Titelrolle gab Ramon Blanchart, der einen kräftigen, klaren und wohlklingenden Bariton besitzt, in gesanglicher und schauspielerischer Beziehung lobenswerth; sein Falstaff war allerdings nicht ganz die wuchtige und ordinäre Gestalt, die Shakespeare verkörpert hat, sein Benehmen und Wesen war trotz der beabsichtigten Markigkeit doch immerhin noch zu zierlich und honnet; sehr gut gelang ihm aber die erste Scene mit Ford und ganz besonders der Monolog zu Beginn des dritten Actes. Als der eifersüchtige Gatte Mr. Ford leistete Herr Antonio Pini⸗Corsi namentlich gesanglich sehr Tüchtiges; er hat eine helle und kraftvolle Stimme und besitzt Ausdrucksvermögen für wahre ernste Leidenschaft. Nicht ausreichend erschienen die Stimm⸗ kraft und die Ausdrucksmittel, die Herr Edoardo Garbin als Fenton entwickelte, während die übrigen mitwirkenden Herren Gio⸗

Im Neuen Theater wird vom Königlichen Schauspiel am Sonntag das Lustspiel „Ein Schritt vom Wege“ gegeben.

Das Berliner Theater bringt am Sonntag eine Wiederholung des Lustspiels „Der Flüchtling“ und des vieractigen Schauspiels „Die Eine weint, die Andere lacht“. Für Sonnabend ist das Schau⸗ spiel „Graf Waldemar“ mit Agnes Sorma, Nusha Butze, Ludwig Barnay und Ferdinand Suske in den Hauptrollen angesetzt, während am Sonntag Nachmittag zu 8b Preisen eine Aufführung der „Waise von Lowood“ mit Agnes Sorma in der Titelrolle und Ludwig Barnay als Rochester stattfindet.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht morgen die Lecog'sche Operette „Angot, die Tochter der Halle“ in Scene. Im Concertgarten des Theaters beginnt am Sonntag die Wiener Liedersängerin Anna Fiori ein kurzes Gastspiel.

Mannigfaltiges. 8

Ueber das jetzt nahezu vollendete Königliche West⸗Gymnasium in Schöneberg, dessen Bau von dem Regierungs⸗ und Baurath F. Schultze im Jahre 1890 entworfen, im Laufe des Sommers 1891 begonnen ist und im Herbst dieses Jahres seiner Bestimmung über⸗ geben werden soll, entnehmen wir dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ die nachstehenden Angaben. Der Bauplatz ist in dem sogenannten Akazien⸗ wäldchen an der Grunewaldstraße von der Schöneberger Gemeinde unentgeltlich an den Staat abgetreten. In naher Ver⸗ bindung mit der gleichfalls im Bau befindlichen neuen Schöne⸗ berger Kirche werden die Gebäude des Gymnasiums ein stattliches Gesammtbild geben. Seitlich des Haupteingangs an der Grunewaldstraße steht das Wohnhaus des Directors und in der ent⸗ sprechenden südöstlichen Ecke des Grundstücks die Turnhalle. Das Klassen⸗ gebäude ist für 950 Schüler berechnet, enthält drei Vorschulklassen, achtzehn Gymnasialklassen nebst einer Reserveklasse, eine Phvsikklasse, einen Zeichensaal, eine Aula, eine Lehrer⸗ und Schülerbibliothek, ein Director⸗ und Conferenzzimmer sowie eine Dienstwohnung für den Haus⸗ wart. Die Aula, im zweiten Stockwerkgelegen, ist mit 626 Sitzplätzen aus⸗ gestattet. Für sämmtliche Räume mit Ausnahme der Hauswarts⸗ wohnung und des Directorzimmers ist Luftheizung vorgesehen, die von sechs im Kellergeschoß angeordneten Heizkammern aus be⸗ trieben werden wird. Die Frischluftzuführung erfolgt aus acht ge⸗ trennten Luftkammern, die so vertheilt sind, daß jeder Heizkammer von zwei entgegengesetzten Himmelsrichtungen her frische Luft zugeführt wird. Zur kräftigen Absaugung der verbrauchten Luft werden die Abluftkanäle im Dachboden in vier Sammel⸗ schlote zusammengezogen, welche die hier aus Gußeisen⸗ rohr gebildeten Schornsteine der Heizung anschließen. Die Fenster sämmtlicher Gebäude sind in mittelalterlichen Formen aus

iegeln mit mäßiger Verwendung von Glasur⸗ und Formsteinen sowie geputzten Feldern hergestellt. Die Dächer der Hauptbaukörper,

g

werden, daß der Anblick desselben mit der jeweiligen Mondphase

übereinstimmt, wie man sie im Fernrohr sehen würde.

Wieliczka. Am 12. Juni wird in Krakau das Begräbniß des im Februar d. J. in Florenz verstorbenen polnischen National⸗ Dichters Theophil Lenartowicz stattfinden. Aus Anlaß becgen werden am 11. Juni zu Gunsten des dortigen Turnvereins Besuchs⸗ führungen in dem berühmten Salzbergwerk Wieliczka bei glänzender Beleuchtung, brillantem Feuerwerk und „Höllenfahrt“ ver⸗ anstaltet. Da die Anzahl der Personen beschränkt ist und an diesem Tage nur 400 Personen in zwei Partien zu je 200 das Salzberg⸗ werk besuchen können, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß die hierzu nöthigen Eintrittskarten ausschließlich nur bei S. A. Krzya⸗ nowski (Buchhandlung, Ring A—B), im Café von peter Porzycki, Haupt⸗Ring Nr. 17, I. Stock in Krakau und bei der Kasse in Wieliczka zu erhalten sind. Der Preis einer Eintrittskarte in das Salzberg⸗ werk beträgt für eine Person 2 Fl. 50 Kr. ohne Beförderung in und aus der Grube mittels der Dampfmaschine; für eine Eintrittskarte mit Ein⸗ und Ausfahrt aus der Grube mittels der Dampfmaschine 2 Fl. 80 Kr. Der Eingang in das Bergwerk findet um 1 und 1 ½ Uhr Nachmittags statt. Von Krakau verkehrt an diesem ein Personenzug nach Wieliczka, welcher um 12 Uhr von Krakau ab⸗ geht und von Wieliczka um 6 Uhr 10 Minuten Abends nach Krakau zurückfährt. Die Stellwagen gehen von Wieliczka nach Krakau um 5 und 7 Uhr Abends ab. Illustrirte Fremdenführer sind an der Kasse zu haben.

London, 2. Juni. Nach einer im „Standard“ wiedergegebenen Meldung des „New⸗York Herald“ hat in Guayaquil (Ecuador) am vergangenen Sonntag ein Erdbeben stattgefunden. Infolge desselben stürzte das Gefängniß ein und begrub viele Gefangene unter seinen Trümmern; andere Gefangene entschlüpften. Auch das Haus des Gouverneurs, das Stadthaus und viele andere Gebäude wurden zerstört.

London, 2. Juni. In Surbiton fand dem „W. T. B.“ zu⸗ folge gestern die feierliche Einsegnung der Leiche des (wie in Nr. 126 d. Bl. unter „Großbritannien“ gemeldet wurde) im Hause seines Obeims Rohmer verstorbenen Marine⸗Attachés bei der deutschen Botschaft, Corvetten⸗Capitäns von Kries, statt. Der Feier wohnten die Wittwe des Verstorbenen, der Bruder des Verstorbenen, Major von Kries, der Oheim, das Personal der deutschen Botschaft, sowie die Marine⸗Attachés von Oesterreich⸗Ungarn, Italien und Amerika, Vertreter der englischen Admiralität und des Kriegsdepartements bei. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen hatte den Hinterbliebenen in einem äußerst herzlichen Schreiben sein Beileid ausgesprochen. Die Leiche wird heute nach Frankfurt a. M. übergeführt werden.

vanni Paroli, P. Pelagalli⸗Rossetti

Arimondi mit ihren kleineren Rollen befriedigen konnten. Damen ist an erster Stelle Fräulein Emma Zilli zu nennen, anmuthiger Schelmerei

Alice mit

die Ford's Gattin gerade große und

und ihre nicht besonders

angenehme und ausdrucksfähige Stimme sehr wirksam zur Geltung räulein Adelina Stehle

brachte. Tadellos spielte und sang auch als Nannetta Ford; ihre schönste Wirkung erzielte königin in der Parkscene des dritten Acts, wo ihr allerdings besonders liebliche Weisen Fräulein Virginia

ihrer schauspielerischen Absichten.

Anerkennung.

Das Orchester stand unter der tüchtigen und verständnißvollen Leitung des Kapellmeisters Edoardo Mascheroni und ward seiner schwierigen Aufgabe in jeder Beziehung gerecht. Die Sänger wurden nach jeder Scene wiederholt gerufen und mit ihnen mußte später auch

der Kapellmeister auf der Bühne erscheinen.

In der auf Allerhöchsten Befehl als Théäàtre paré am Sonn⸗ tag im Königlichen Opernhause in Scene gehenden Oper „Carmen“ treten Signora Bellincioni in der Titelrolle, Signor Stagno als Don José, sowie die Damen Weitz, Dietrich, Herzo Fränkel, Lieban, Krasa, Schmidt auf.

und die Herren Krolop, (Anfang 7 Uhr.)

und Vittorio

in den Mund gelegt hat. Guerrini gab die Mrs. Quickly mit vielem Humor und stellte ihre kräftige Altstimme mit Erfolg in den Dienst Endlich verdient auch die vierte mitwirkende Dame Fräulein Clorinda Pini⸗Corsi uneingeschränkte

Von den Ludovici'schen Falzziegeln gedeckt.

spielte

kräftige, aber 8,65 m.

Unterstützung beigegeben ist.

sie als Feen⸗ der Tondichter

die Aenderungen

Pullman⸗Car, abgestattet haben, zur Columbischen

ausgestellt werden wird.

wie des thurmartig ausgebildeten Treppenhauses sind mit glasirten

gebäudes betragen im Kellergeschoß 2,5 m, im Erdgeschoß, ersten und zweiten Stockwerk je 4,5 m; die Aula erhält eine lichte Höhe von Die Bauausführung liegt in den Händen de Bauinspectors Poetsch, welchem der Regierungs⸗Baumeister Körber zur

Vom 1. Juni an sind so erhebliche Aenderungen in den Eisen⸗ bahn⸗Fahrplänen eingetreten, daß es wohl nöthig ist, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen. bereits am 1. Juni Nachmittags Publikum findet dort zuverlässige Auskunft.

2☚ Morgen, Sonnabend, kommt in der „Urania“ die während des letzten Winters mit ungetheiltem Erfolg aufgeführte „Amerika⸗ fahrt“ in neuer Gestalt zum ersten Mal wieder zur Darstellung. Sie hat eine wesentliche Erweiterung in einem völlig neuen Acte erhalten, in welchem die „Urania⸗Reisenden“ in nachdem sie New⸗York selbst einen kurzen Besuch den Hudson⸗River Weltausstellung werden. Die Direction theilt uns ferner mit, daß am Sonnabend zuerst ein von dem Bildhauer Walger, dem Schöpfer des Waldeck⸗ denkmals, ausgeführter Mondglobus von einem Meter Durchmesser, der die Gebirge unserer ausgestorbenen Nachbarwelt in getreuer Relief⸗ nachbildung enthält, im Physiksaal neben Modellen der Planeten Der Mondglobus soll stets so beleuchtet

Die Geschoßhöhen des Klassen⸗ dampfer „N.

des Land⸗

Die Urania⸗Säulen haben gebracht; das

Southampton, 1. ormannia“, Nachmittags, New⸗VYork verlassen hatte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh um 9 Uhr 25 Minuten bereits vor Southampton einge⸗ troffen und hat damit die zwischen New⸗York und Southampton gemacht worden ist. Die Reisedauer betrug 6 Tage 12 Stunden 20 Minuten.

Pgris, 1. explodirte, wie W. . B. offizier wurde getödtet, fünf Mann wurden schwer verwundet.

Juni.

Juni. Der Hamburger Schnell⸗ welcher am letzten Donnerstag, 4 Uhr

schnellste Reise zurückgelegt, welche je

Auf dem Schießplatz bei Le Mans meldet, eine Granate. Ein Unter⸗

einem eleganten

entlang über die v nach Chicago geführt

Dorfes spielte.

München, 2. Juni. Landtagswahlen sind auf den 5. und 12. Juli anberaumt. Chicago, 2. Juni. welcher sich die Maschinenhalle befindet, ist gestern eröffnet worden. Der deutsche Reichs⸗Commissar, Geheime Regierungs⸗ Rath Wermuth hielt eine Ansprache; die Kapelle des deutschen

ein Festmahl statt. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Nach Schluß der Redaction eingegangene

Depeschen. (W. T. B.) Die bayerischen

Die deutsche Abtheilung, in

Nach der Eröffnung fand im deutschen Dorfe

icht vom 2. Juni, r Morgens.

—₰0 8

8

illim.

.

Wind. Wetter

0 Celsius

Temperatur 50 C. = 40R.

in

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp.

Belmullet.. Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. paranda . St Petersburg Moskau..

Cork, Queens⸗ Foron ... Cherbourg

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3 bedeckt

1 wolkig

5 21 WNW 1 halb bed. 8 still wolkig

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1) Abends Regen. ²) Thau. ³) Vorm. Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum ist auf dem Ozean südwestlich von Irland erschienen, wo das Baro⸗ meter stark gefallen ist, sonst zeigt der Luftdruck wenig Aenderung. Die Luftbewegung ist auf dem ganzen Gebiet schwach, vielfach aus variabler Rich⸗ tung. In Deutschland ist bei meist leichten, im Norden nordwestlichen bis südwestlichen, im Süden nördlichen bis östlichen Winden das Wetter vor⸗ wiegend heiter und durchschnittlich etwas wärmer, stellenweise haben leichte Regenfälle stattgefunden. hatte 12 Vormittag Gewitter. Nizza

meldet mm Regen. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. Mit aufgehobenem Abonnement und unter Fortfall sämmtlicher Dienst⸗ u. Freiplätze. Gesammt⸗ Gastspiel des Teatro alla Scala von Mailand. Zum 2. Male: Falstaff. Commedia lirica in 3 atti di A. Boito. Musica di Giuseppe Verdi. Direttore d'orchestra: Sdoardo Mascheroni. Anfang 7 ½ Uhr. Extra⸗Preise. 8

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 149. Vorstellung. Neu einstudirt: Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 140. Vorstellung. Auf Allerhöchsten Befehl: Théätre paré6. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halévy, nach einer Novelle des Mérimée. Tanz von Emil Graäeb. In

cene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ gent: Kapellmeister Weingartner. (Carmen: Signora Bellincioni, Don José: Signor Stagno, als Gäste.) Anfang 7 ½ Uhr. Erhöhte Preise.

Die Billets für den I. Rang und das Parquet werden nur unter der Bedingung verkauft, daß die Besucher im Gesellschafts⸗Anzuge erscheinen (Herren im Frack und weißer Binde).

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 150. Vorstellung. Ein Schritt vom Wege. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. In Scene gelezt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang

Fr.

Berliner Theater. Sonnabend: Graf Waldemar. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ferd. Suske.) Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Waise von Lowood. (Agnes Sorma, Ludw. Barnay.) Abends 7 ½ Uhr: Der Flüchtling. Die Eine weint, die Andere lacht.

Montag: Die Räuber.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend: Zum 1. Male: Angot, die Tochter der Halle. Komische Oper in 3 Acten von Clair⸗ ville, Straudin und Koning. Deutsch von Anton Langer. Musik von Charles Lecocq. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell⸗ meister Krones. Anfang 7 ½ Uhr.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗ Concert, ausgeführt von der Berliner Concert⸗

Kapelle, unter Leitung ihres Kapellmeisters Herrn Guthschmidt, und dem vollständigen Orchester des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Leitung des Concertmeisters Herrn Stiemer. Auftreten der Wiener Liedersängerin Mirzl⸗Kirchner, der Wiener Original⸗Duettisten Lipp und Litt (zum ersten Male in Berlin), des Damen⸗Terzetts Oriella, des Original⸗Gesangs⸗Humoristen Alfred Bender, 1““] Elsa Rucinska. Anfang 6 Uhr.

Um 10 Uhr: Die Fontaine Ilumineuse. In Berlin nirgends sonst zu sehen. Elektrische Illumination. Sämmtliche Sehenswürdigkeiten sind geöffnet.

Sonntag: Angot, die Tochter der Halle.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗ Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instru⸗ mental⸗Künstler. Erstes Auftreten der Wiener Liedersängerin Anna Fiori. Anfang 6 Uhr.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Schluß der Saison am 4. Juni. Sonnabend: Vorletzte Vorstellung in dieser Saison. Zum 15. Male: Flattersucht. (La papillonne.) Lustspiel in 3 Acten von Sardou. Deutsch von August Förster. Anfang 7 ½ Uhr.

b Ga 8; Schluß der Saison. Dieselbe Vor⸗ ellung.

Kroll's Theater. Sonnabend: Gastspiel von Marcella Sembrich. Die lustigen Weiber von Wieser. (Frau Fluth: Frau Sembrich.) Anfang

r.

Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung Geges Concert im Sommer⸗Garten. Anfang

5 Uhr.

Sonntag: Die Kinder der Haide. Oper in 4 Acten, frei nach Carl Beck's poetischer Erzählung „Janco“. Musik von Anton Rubinstein.

Virtoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Zum 15. Male mit vollständig neuer Aus⸗ stattung: Frau Venus. Modernes Märchen (großes Ausstattungsstück) mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 7 ½ Uhr. 8

Im Belle⸗Alliance⸗Garten:

Großes internationales Vocal⸗ und Instru⸗ mental⸗Doppel⸗Concert. Auftreten be⸗ rühmter und beliebter Specialitäten. Ungarische Magnaten⸗Kapelle. Anfang 5 Uhr.

Brillante Illumination durch 25 000 Gas⸗ flammen.

Sonntag: Frau Venus.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Zum 37. Male (vollständig neu inscenirt): Der Mikado. Burleske Operette von V. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. Hierauf: Zum 67. Male: Die Welt⸗Ausstellung in Chicago und Die dentsche Abtheilung in dem populären Pefie tungt⸗Wälces Columbia. Anfang präcise

Sonntag: Zum 68. Male: Columbia.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde⸗

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

˙˙˙˙˙˙¹-¹¹¹]; Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mathilde von Goßler mit Hrn. Landrath Ernst von Glasenapp (Danzig—Tuchel). Frl. Vally Pripnow mit Hrn. Lieut. Hellmuth von Kunowski (Stettin).

Verehelicht: Herr Unter⸗Staatssecretär Dr. von Rottenburg mit Frl. Phelps (Berlin). Hr. Prem.⸗Lieut. Otto von Rhein mit Frl. Hanna von Graevenitz (Rostock). —, Hr. Regierungs⸗ Assessor Max Gerbaulet mit Frl. Clärchen Scheffer⸗Boichorst (Warendorf).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lieut. Felix

von Loeper (Gumbinnen). Hrn. H. von Kleist (Berlin). Hrn. E Frhrn. von Hou⸗ wald (Ulm). ine Tochter: Hrn. Ober⸗ förster von Gustedt (Neu⸗Glienicke). Gestorben: Ober⸗ 1t

hilipp Neuhaus (Berlin). Fr. Amelie von Bülow, geb. von Oertzen (Baden⸗Baden). Hr. Major a. D. Graf Carl von Einsiedel⸗Wolken⸗ burg (Schloß Wolkenburg in Sachsen). Hrn. von Unruh Tochter Brigitte (Kl.⸗Münche). Hr. Gymnasial⸗Director a. D., Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Friedrich Münscher (Marburg).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagb⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstrobe Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Hr. Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath⸗

zum No. 130.

1893.

tatistik und Volkswirthschaft.

Evangelisch⸗Socialer Congreß.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Verhandlung nahm zu dem Thema „Christenthum und Wirthschaftsordnung“ nach dem Professor Kaftan zu dessen Leitsätzen (vgl. d. gestr. Nr. d. Bl.) das Wort Pfarrer Naumann (Frankfurt a. M.), welcher es als erforderlich bezeichnete, eine christlich⸗sociale Partei zu bilden, die keine politische Partei zu sein brauche und die die Aufgabe habe, den Kampf gegen das Kapital, die Versorgung der Nothleidenden im engeren Sinne und die Organisation der Nächstenliebe in die Hand zu nehmen. (Lebhafter Beifall.) Professor Dr. von Nathusius (Greifswald) erklärte es für nothwendig, darauf hinzuweisen daß die Quelle aller christlich⸗ ethischen und christlich⸗socialen Gedanken das Evangelium sei. Professor Dr. Harnack (Berlin) erachtete es für inopportun, über philosophisch⸗geschichtlice Dinge zu streiten. Er wolle nicht sagen, daß die Socialdemokratie antichristlich sei. Allein, wie sich die Socialdemokratie heute zeige, sei sie zu 99 % antichristlich. Es sei erforderlich, wiederum die Cultgemeinden der ersten Christen herzustellen, die nicht bloß zusammenkamen, damit der Einzelne sich erbaue, sondern damit allgemeine praktische Nächstenliebe geübt werde. Predigtamts⸗Candidat Göhre (Berlin) betonte die Nothwendigkeit, praktisches Christenthum zu üben; mit bloßen Phrasen werde man die Massen niemals ge⸗ winnen. Hofprediger a. D. Stöcker (Berlin) erklärte sich mit der Forderung des Pastors Naumann, in dem von diesem angedeuteten Sinne eine christlich⸗sociale Partei zu bilden, einverstanden. Candidat Ebert (Hamburg) plaidirte dafür, daß der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in persönliche Beziehungen treten müßten, wes⸗ halb eine Beschränkung der Actiengesellschaften nothwendig sei. Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Dr. Wagner (Berlin) be⸗ zeichnete es vom Standpunkte der christlichen Gesittung als erforder⸗ lich, die heutige Wirthschaftsordnung umzugestalten in einer Weise daß das reell erworbene Eigenthum geschützt, der unreelle Erwerb nicht begünstigt, Krisen und damit im Zusammenhang stehende Ar⸗ beitslosigkeit beseitigt und die reelle Arbeit in jeder Weise gefördert werde. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten Professors Kaftan gelangten dessen Leitsätze einstimmig zur Annahme.

Nach einer kurzen Pause sprach Pfarrer Cronemeyer (Bremer⸗ haven) über Heimathcolonien. Der Redner führte aus: Während anfänglich die Arbeitscolonien den bei weitem größten Theil ihrer Besucher in Arbeit bei Privaten ꝛc. brachten, seien in den Jahren 1887 bis 1889 nur noch 20 % der Besucher nach dem Verlassen der Anstalt in Arbeit getreten. Es müsse daher ein Fehler in den Arbeitercolonien stecken, der sie hindere, das zu bewirken, wozu sie ge⸗ gründet seien. Die arbeitslosen, aber arbeitswilligen Leute gingen nicht mehr in die Arbeitercolonien, und Arbeitgeber stellten nicht gern Leute aus der Arbeitscolonie ein. Es müßten daher Ergänzungen der letzteren nach zwei Richtungen erfolgen. Einmal müßten vom Staat für die Arbeitsscheuen Besserungs⸗ bezw. Strafcolonien geschaffen werden, in die alle diejenigen gebracht würden, die zweimal arbeitslos be⸗ troffen werden, andererseits müßten die aus der Arbeitercolonie Entlassenen in zu begründenden Heimatheolonien untergebracht werden, die ganz besonders in den Moorgegenden reüssiren würden. Es würde den Colonisten dadurch möglich werden, durch genossenschaftlichen Zusammenschluß sich eine selbständige Existenz und eine neue Heimath 1 Der Redner empfahl schließlich die Annahme folgender Thesen:

1) Sollen die Arbeitercolonien an der Heilung des großen socialen Schadens, durch den sie ins Leben gerufen wurden, mit Nachdruck und Erfolg arbeiten, so bedürfen sie zu ihrer nothwendigen Ergänzung der Heimathcolonien.

2) Die wirthschaftliche Existenzfähigkeit der Heimatheolonien ist festgestellt. 1

3) Da als Insassen der Heimatheolonien (mit und ohne ihr Ver⸗ schulden) arbeits⸗ und erwerbslos gewordene Männer in Aussicht ge⸗ nommen sind, so bedarf es verschiedener Klassen, in denen sie für ihren zukünftigen Beruf ausgebildet werden.

4) Der zur Heimathcolonie gehörende Grund und Boden bleibt unveräußerliches Eigenthum der Gesammtheit; die einzelnen Insassen erhalten ihr Colonat in Dauerpacht.

5) Den Heimathcolonisten ist in umfassender Weise Gelegenheit geboten, sich die Vortheile der Association für Verbrauch und Erwerb zu eigen zu machen.

Pfarrer Zöllmann (Prov. Sachsen) verbreitete sich hierauf über die Theorien der Bodenbesitz⸗Reformer. Dann sprach noch Seminar⸗Oberlehrer Flegler (Bensheim bei Darmstadt). Pfarrer Just (Berlin) beantragte zu beschließen: „Der Vorstand wird beauf⸗ tragt, dafür zu wirken, daß zum Schutze der Arbeiter⸗Colonien Straf⸗ colonien errichtet werden.’ Der Vorsitzende Landes⸗Oekonomie⸗Rath Dr. Nobbe warnte vor Annahme des Antrages, da dieser das An⸗ sehen des Congresses herabsetzen würde. Er ersuchte den Antragsteller, seinen Antrag dem Actionscomité zu unterbreiten. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag zu und beschloß auf Antrag des Vorsitzenden: „Der Congreß nimmt Kenntniß von den Leitsätzen des Referenten und erblickt in den von demselben vorgeschlagenen Heimatheolonien eine wünschenswerthe Ergänzung zu den bestehenden Arbeitercolonien.“

Darnach wurde die Verhandlung auf heute Vormittag 9 Uhr

vertagt.

Die heutige zweite und letzte Sitzung wurde mit einem von dem General⸗Superintendenten D. Hesekiel (Posen) gesprochenen Gebet er⸗ öffnet. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete: „Die An⸗ näherung der Stände in der Gegenwart“. Hofprediger D. Braun (Stuttgart) bemerkte: Es vollziehe sich thatsächlich in der Gegenwart im Anschluß an die rechtliche Gleichstellung und vermehrte persönliche Berührung eine Annäherung der verschiedenen Stände auf den Gebieten der allgemeinen Geistesbildung und der äußeren Lebens⸗ haltung. Die allgemeine Dienstpflicht sowie die gesammten bürgerlichen Verhältnisse bedingten eine Annäherung der Stände. Die allgemeine Schulpflicht, das Fportbildungsschulwesen, die Versammlungs⸗ und Preßfreiheit u. s. w. trügen dazu bei, den geistigen Horizont auch der sogenannten niederen Stände zu erweitern und einen Ausgleich in der Geistesbildung zu bewirken. Die Arbeiter seien auch vielfach bestrebt, in der äußeren Lebenshaltung es den sogenannten höheren Ständen nachzumachen. Diese Annäherung der Stände könne der evangelisch⸗sociale Congreß nur mit Freuden begrüßen und ihre weitere Entwickelung nur befördern. Die innere Annäherung, die Annäherung der Herzen zwischen den verschiedenen Ständen sei jedoch noch fast vollständig zu vermissen. Die wirthschaftlichen Unterschiede machten die niederen Klassen un⸗ zufrieden mit ihrer Lage. Es sei aber sehr zu wünschen, daß auch eine Herzensannäherung der Stände stattfinde, nur so könne die sociale Kluft überbrückt werden. Viel könne hierfür die noch erweiterte Dienstpflicht und die projectirte Einheitsschule wirken. Ferner sei es erforderlich, die Steuerlasten mehr auf die wohl⸗ habenden Klassen abzuwälzen, die Sonntagsruhe auszu⸗ dehnen, die Fürsorge für die Fabrikbetriebe sowie die Arbeiterschutz⸗ Gesetzgebung überhaupt zu erweitern, die staatlichen und auch privaten Wohlfahrtsbestrebungen (nicht Wohlthätigkeiten) mehr zu bethätigen. Im weiteren sei es erforderlich, die Kunst mehr populär zu machen, damit

sie auch vom Volke verstanden werde. Es müßten Theater, Concertvorstel⸗ lungen gegen einen billigen Eintrittspreis⸗ veranstaltet werden, an denen alle Stände theilnehmen könnten. Durch die Pflege der idealen Factoren

in allen Ständen und durch warme, unermüdliche Pflege persönlicher Beziehungen dürfte es möglich sein, die Volkskreise wieder der Kirche zuzuführen. Allerdings müsse auch die Predigt auf die Annäherung der Stände bedacht sein. Der Geistliche sei umsomehr befähigt, für einen Ausgleich der Stände zu wirken, als diesem, gleich dem Arzte, alle Thüren offen stehen. In der christlichen Kirche gebe es ja keinen Standesunterschied. Aber nicht bloß der Geistliche, auch jeder einzelne könne zur Annäherung der Stände beitragen. Die geringsten Liebesdienste, die man einem Niedrigstehenden erweise, könnten sehr viel bewirken. Die freundliche Behandlung der Dienstboten und Arbeiter sei ebenfalls in hohem Maße geeignet, eine Annäherung der Stände herbeizuführen. Es müsse im persönlichen Verkehr zwischen den verschiedenen Ständen alles Erkünstelte und innerlich Unwahre ver⸗ mieden werden. Die That des Predigtamts⸗Candidaten Göhre, der bekanntlich drei Monate als Fabrikarbeiter ge⸗ arbeitet, sei, so heroisch man diese That wohl auch nennen könne, doch nicht als nachahmenswerth zu empfehlen, die Arbeiter könnten sonst mißtrauisch werden. Der evangelisch⸗sociale Congreß wolle am Ende des Jahrhunderts zu einem socialen, ethischen und christlichen Bau die erforderlichen Steine herbeitragen. Diese Steine sollten aber nicht aus Stein, sondern aus Herzen von glühender Liebe und Muth bestehen. (Schluß des Blattes.

Weltausstellung in Chicago. 6 8

Am 31. Mai ist der Marmorsaal der deutschen Kunst⸗ abtheilung in der Ausstellung eröffnet worden. Das letzte Schreiben des Präsidenten des Preiscomités Thacher an die aus⸗ ländischen Commissare, worin, wie gestern mitgetheilt, die Ernennung von zwei oder mehr ausländischen Preisrichtern zur Prüfung der einzelnen Ausstellungsgegenstände zugestanden wird, hat dem „W. T. B.“ zufolge einen günstigen Eindruck hervorgerufen. Es ist eine Versammlung des Preisausschusses und des Comités der aus⸗ wärtigen Aussteller geplant. Thacher begründete in seinem Schreiben seine Haltung damit, daß er sich an das Congreßgesetz halten müsse, welches das Ein⸗Preisrichter⸗System bei der Preisvertheilung angeordnet habe, wenn auch ein oder mehrere nichtamtliche Sachver⸗ ständige dem Preisrichter zur Seite stehen könnten. .

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Wien geht der „Voss. Ztg.“ eine Nachricht vom gestrigen Tage zu, der zufolge die ausständigen Zimmerleute größten⸗ theils bereits die Arbeit wieder aufgenommen hatten, nachdem die Zimmermeister ihren Forderungen entgegengekommen waren. (Vgl. Nr. 129 d. Bl.

In Aussig befinden sich, wie der „Vorwärts“ mittheilt, 1500 Kohlenschiffsverlader, darunter 1000 Frauen, im Aus⸗ stande. Als Ursache des Ausstandes wird angegeben, daß den Frauen nicht mehr wie bisher gestattet sein soll, die Freikohle mit nach Hause zu nehmen. Die Frauen verlangen jetzt für das Verladen des Waggons Kohlen 20 Kreuzer mehr; das wollen die Unternehmer aber nicht bewilligen.

In Innsbruck stehen nach einer Mittheilung desselben Blattes die Maler, Lackirer und Anstreicher seit dem 29. Mai aus, um an Stelle der elfstündigen die zehnstündige Arbeitszeit zu erlangen.

Der Bäckerausstand in Bordeaux dauert, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, fort, doch sind infolge der thatkräftigen Maß⸗ regeln der Behörden keine Ruhestörungen vorgekommen. Auch die Zimmerleute stehen noch aus Die Maler und Schlosser haben nach einer Verständigung mit den Meistern die Arbeit wieder auf⸗ genommen. (Vgl. Nr. 128 d. Bl.)

Handel und Gewerbe.

Cassel, 1. Juni. (W. T. B.) Serienziehung der Kur⸗ hessischen 40 Thaler⸗Loose: 36 112 131 145 257 356 431 432 595 635 645 734 740 744 780 986 995 1161 1189 1209 1241 1249 1271 1354 1519 1628 1652 1818 1839 1872 1875 1905 1965 1967 1975 2044 2062 2136 2144 2224 2226 2235 2445 2498 2517 2536 2541 2642 2848 2897 3037 3052 3096 3168 3171 3182 3243 3312 3398 3500 3541 3549 3569 3581 3655 3702 3704 3708 3756 3835 3887 3934 4028 4034 4090 4098 4124 4132 4291 4327 4437 4441 4445 4461 4507 4516 4530 4540 4618 4702 4724 4742 4749 4764 4826 4831 4849 4872 4874 4900 4978 5034 5037 5098 5140 5143 5181 5187 5270 5289 5358 5390 5391 5404 5441 5473 5527 5539 5688 5757 5764 5819 5833 5888 5904 5925 5928 5936 5965 6008 6042 6049 6080 6099 6106 6117 6118 6149 6186 6191 6195 6198 6217 6282 6283 6287 6386 6423 6542 6600 6616 6649 6699.

G 1. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Juni 3,75 ℳ, per Juli 3,77 ½ ℳ, per August 3,80 ℳ, per September 3,82 ½ ℳ, per Oktober 3,85 ℳ, per November 3,87 ½ ℳ, per Dezember 3,90 ℳ, per Januar 3,90 ℳ, per Februar 3,90 ℳ, per März 3,90 ℳ, per April 3,90 ℳ, per Mai Umsatz 10 000 kg.

London, 1. Juni. (W. T. B.) Das „Reuter’sche Bureau“ meldet aus Athen: Zuverlässig verlautet, die Regierung verhandle wegen Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 4 Millionen Pfund Sterling mit Hambro and Sons, Cassel und anderen Bankhäufern auf Grundlage einer Convention, durch welche die Zahlung sämmtlicher Coupons während 2 ½ Jahre sowie auch der schwebenden Schuld und die Hrabsehung des Zwangsumlaufs um 12 Millionen Drachmen jährlich bestimmt wird. Eine auswärtige Controle ist nicht vorge⸗ sehen. Die Nationalbank und die Jonische Bank verpflichten sich, sämmtliche Revenuen, die laut Beschlusses der Deputirtenkammer in Gold zahlbar sind, einzukassiren. Die Regierung beabsichtigt, die Kammer vorläufig nicht einzuberufen.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

6 % Javazucker loco 19 % fest, Rüben⸗Rohzucker loco 18 ½ feft. Chile⸗Kupfer 43 ⅛8, pr. 3 Monat 43 .

iverppol, 1. Juni. (W. T. B.) (Officielle Notirungen.) American good ordin. 315/⁄16, do. low middling 4 ⁄16, do. middling 4 18, do. good middling 45⁄16, do. middling fair 4 ½, Pernam fair 4 ½, do. good fair 411¼16, Ceara fair 4 ½, do. good fair 411/⁄16, Egyptian brown fair 4 ⅞, do. do. good fair 413⁄16, do. do. good 5 ⅞, Peru rough good fair 67⁄16, do. do. good 6 8, do. do. fine 6 5⁄16, do. moder. rough fair 4183⁄16, do. do. good fair 5 ⁄16, do. do. good 5 ⅞, do. smooth fair 4 ⁄6, do. do. fair 4 ½, M. G. Broach good 3 ⅞, do. fine 4 ½, hollerah good 3 ⅝, do. fully good 3 ¾, do. fine 317⁄16, Oomra good 1.un do. fully good 312⁄9⁄6, do. fine 4, Seinde good 3 ¼, Bengal fully good 3 ½, do. fine 31 ¼86.

Bradford, 1. Juni. (W. T. B.) Englische Wolle ruhig, feine Merino und Kreuzzuchten eher schwach; Lustre⸗Wolle fest; Garne ruhig; Stoffe geschäftslos.

Amsterdam, 1. Juni. (W. T. B.) Java⸗Kaffee

Die neue Anleihe der

good ordinary 51. Bancazinn 52 ⁄¼.

E 1. Juni. (W. T. B.) Norwegischen Hypothekenbank im Betrage von 8 700 000 Kronen ist heute mit der dänischen Landmanns⸗Hypotheken⸗ und Wechselbank in Kopenhagen und dem Bankhause Behrens Söhne in Hamburg ab⸗ geschlossen worden.

New⸗York, 1. Juni. (W. T. B.) Die Börse eröffnete nachgebend, verblieb im Laufe des Tages lustlos und rückgängig und

4 000 Pfund Winkeleisen,

schloß matt zu den niedrigsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 223 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 280 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt.

Weizen eröffnete stetig, da contractliche Ablieferungen un⸗ erheblich sind, später abgeschwächt auf günftiges Wetter und große Verkäufe und Kaufordres für inländische Rechnung, sowie auf Realisirungen in Chicago und auf die Meldung von dem Fallissement einer Bankfirma in Mikwaukee. Schluß schwach. Mais eröffnete sehr fest auf ungünstiges Wetter und weil Abladungen klein sind; fiel aber bald wieder.

Chicago, 1. Juni. (W. T. B.) Weizen eröffnete sehr fest auf Kabelberichte, siel aber bald wieder auf flottes Angebot und finanzielle Störungen in Milwaukee. Die Abschwächung wurde später theilweise wieder eingeholt. Schluß ruhig. Mais eröffnete sehr fest, fiel aber bald wieder.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

6. Juni, Mittags. Schiffsbau⸗Direction des Ersten Marine⸗ Departements in Spezia. Lieferung von einfarbigen Linoleum⸗ teppichen und des zur Festlegung derselben erforderlichen Klebstoffes. Kostenanschlag 87 726 Fr., Caution 8700 Fr.

12. Juni, 10 Uhr. Bau⸗Direction des Zweiten Marine⸗Departe⸗ ments in Neapel. Lieferung von eisernen Kurzwaaren für 1893/94. Kostenanschlag 40 000 Fr., Caution 4000 Fr. Definitiver Zus lag

am 6. Juli. b1“

14. Juni. Königlich portugiesische Eisenbahnverwaltung in Lissabon. Lieferung von 625 m verschiedenen Transmissionsriemen aus einfachem Leder. Lastenheft und Probe sind niedergelegt in Lissabon in dem Bureau des Ersten Ingenieurs der Magazinverwal⸗ tung, am Bahnhof, Santa Avpolonia.

16. Juni. Ebenda. Lieferung von 1000 Asbest⸗Blättern von 1 m 00 1 m 00 %✕ m 002. Lastenheft und Probe sind niedergelegt in Lissabon in dem Bureau des leitenden Ingenieurs der Magazin⸗ verwaltung, am Bahnhof, Caes dos Soldados.

Niederlande.

13. Juni, 2 Uhr. Maatschappij tot Exploitatie van Staats- spoorwegen in Utrecht auf dem dortigen Bureau Moreelse Laan. Loos Nr. 622: Lieferung gezogener eiserner Schwellen zum Ersatz der auf den Linien des vormaligen Neder- landschen Rhynsspoorweg befindlichen hölzernen. An⸗ schlag: 42 300 Fl. Die Bedingungen sind auf dem Central⸗ Bureau sowie auf den Bureaus der Sectionsingenieure H. E. Beunke in Utrecht und F. Sassen in Nymegen einzusehen und gegen Zahlung von 0,50 Fl. auf dem Centralbureau (Dienst van Weg en Werken) erhältlich. Anweisungen auf dem Terrain erfolgen am 5. Juni, 10 Uhr Vormittags.

6. Juni, 2 Uhr. Ebendaselbst. Loos Nr. 607: Die Herstellung des Ober⸗ und Unterbaues für einen Wasserkrahn und Lieferung sowie Legen einer gußeisernen Wasserleitung mit Zubehör auf der Station Rotterdam D. P., Schätzung 2550 Gulden. Bedingungen sind auf dem genannten Centralbureau und auf dem Bureau des Sections⸗ ingenieurs W. Hoenfft in Rotterdam einzusehen oder von dem ge⸗ nannten Bureau gegen 0,50 Fl. zu beziehen.

12. Juni, Mittags. Waterleiding van Breda im Rathhause daselbst. Loos Nr. 6: Herstellung von Gebäuden für die Pumpstation, sowie einiger weiterer Arbeiten für die Gemeinde⸗Wasserleitung in der Seterschen Heide. Lieferungsbedingungen auf dem Gemeinde⸗ Secretariat und auf dem Bureau des Ingenieurs J. Schotel, Oostzeedyk in Rotterdam, einzusehen, sowie gegen Zahlung von 3,50 Fl. bei Gebr. Oukoop in Breda zu beziehen.

Rumänien.

7. Juli. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest.

20 000 gesalzenen argentinischen Kuhhäuten. Dänemark.

12. Juni, 1 Uhr. Maskinchefen for Statsbanedriften (Staats⸗

bahnverwaltung), Colbjörnsensgade Nr. 6, Kopenhagen. Liefe⸗

rung von: 63 000 Pfund Stangeneisen,

Lieferung von

1 800 Pfund Leisteneisen,

10 000 Pfund Feuerrost⸗Eisen, 330 Stück Eisenplatten, 450 Stück Bekleidungsplatten.

Bedingungen und Angebotsformulare an Ort und Stelle, erstere auch beim „Reichs⸗Anzeiger“ (in dänischer Sprache).

13. Juni, 1 Uhr. Maskincheven for Statsbanedriften (Staatsbahnverwaltung), Colbjörnsensgade Nr. 6, Kopenhagen. Lieferung von:

50 000 Pfd. weißem Twistabfall,

600 m wollenem Gardinenzeug,

600 baumwollenem

6⁰⁰ rothem Plüsch, 1 000 gestreiftem Plüsch,

300 Wachstuch,

400 Hessian⸗Leinewand, 1 000 Fagon⸗Leinewand, 1 000 ungebleichter Leinewand,

1 000 Twistleinewand, 1 000 federdichter Leinewand, 6 000 Stück Wischtüchern, 50 fertigen Handtüchern, 1 500 m Linoleum, 70 Stück Teppichen von Plüsch.

Bedingungen und Angebotsformulare an O

beim „Reichs⸗Anzeiger“ (in dänischer Sprache). Egypten.

5. Juni. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Kairo. ee von 95 380 kg stählernen und 116 016 kg eisernen kleinen Balken.

12. Juni. Kriegs ⸗Ministerium in Kairo. 14 000 Strohmatten. .

15. Juni. Verwaltung der Eisenbahnen, der Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo. Lieferung von ungefähr 50 Metertonnen alter messingener Röhren und ausgebrauchter Loco⸗

motivkessel. Lieferung don 25 000 Salz⸗

15. Juni. Salz⸗Regie in Kairo. säcken.

17. Juni. Verwaltung der egyptischen Eisenhahnen in Kaivo. Lieferung von Bolzen und Schraubenmuttern, stählernen Laschen. Unterlagsplatten für Vignole⸗Schienen, stählernen Wignole⸗Schienen und Tirefonds für Vignole⸗Schienen.

23. Juni. Verwaltung der Cisenbahnen, der Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Katro. Lieferung von 62 500 Schwellen aus Eichenholz und 50 000 Schwellen aus Fichtenholz.

29. Juni. Kriegs⸗Ministerium in FNeas 28 400 Paar Stiefeln.

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