Statistischen Amts, die die einzelnen Staaten und Landes⸗ theile in der nächsten ummer des „Reichs⸗Anzeigers“ ver⸗ öffentlicht wird, die Noten folgende: Nr. 1 bedeutet sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering; die Zwischenstufen find durch Decimalen bezeichnet. J“ : 1 agegen
Juni Mak NApril v“
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Winter⸗Weizen. Sommer⸗ „ 8 Winter⸗Spelz Sommer⸗ „ Winter⸗Roggen Sommer⸗ „
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bo bo bo Oo bo0 O Oo. 00 — 00
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Kartoffeln Klee und Luzerne Wiesen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln.
Dänemark. ““ Durch Verfügung des Königlich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 7. Juni 1893 sind die Bestimmungen im 2. Abschnitt I des Gesetzes über Maßregeln gegen die Einführung ansteckender Krank⸗ heiten ins Reich vom 2. Juli 1880 bis auf weiteres in vv auf solche Schiffe in Wirksamkeit gesetzt worden, welche von Göteborg ankommen oder mit diesem Ort in Verbindung gestanden haben, oder auf der Reise mit Schiffen aus dem genannten Hafen Verkehr gehabt haben. Quarantäne findet zur Zeit nicht statt. 1 Gegenüber Deutschland und Finland besteht das Verbot der Einfuhr von Lumpen. Gegenüber Rußland gilt außerdem das Ver⸗ bot der Einfuhr von gebrauchter Leinewand, gebrauchten Kleidungs⸗ stücken und gebrauchtem Bettzeug, insoweit die genannten gebrauchten Gegenstände nicht zum Reisegepäck der Passagiere gehören.
Cholera. Toulon, 22. Juni. „W. T. B.“ meldet: Heute ist in der Stadt ein Cholera⸗Todesfall vorgekommen, innerhalb der Bannmeile kamen drei Cholera⸗Todesfälle vor.
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8—
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8*
Ludwig von Ungarn schon in jungen Jahren in hohe Stellungen gekommenen Wojwoden von Apor vorgeführt, der durch seine Theilnahme an möͤsten Trinkgelagen sowie die leichtsinnige und rücksichtslose Art seines Verkehrs mit dem weiblichen Geschlecht am Hofe des Königs verrufen und gefürchtet, im Grunde aber ein edelmüthiger und tapferer Held war. Angeklagt, die Mündel des Königs, Maria von Drugeth, vor einer größeren Gesellschaft bloßgestellt zu haben durch die Aeußerung: er werde nicht um ihre Hand werben, weil er befürchten müsse, sie würde seine Bewerbung annehmen, erklärt er, der gekränkten Dame vor dem ganzen Hofe eine glänzende Genugthuung geben zu wollen. Zur Ueberraschung der Versammelten bittet er nun öffentlich um die b5 der schönen Prinzessin, indem er schwört, sie solle seine letzte Liebe sein, und schlüge sie ihn aus, werde er auf alle seine Aemter und Würden freiwillig verzichten und in die Verbannung gehen. Die dem liebenswürdigen Wojwoden im Stillen längst zugethane Maria schlägt ein und wird seine Braut. Bevor die Hochzeit stattfindet, soll der un⸗ beständige Apor jedoch einer Prüfungszeit unterworfen werden. Der König schickt ihn in den Krieg, um an der Spitze eines Heeres den Herzog von Padua gegen die Truppen Venedigs zu unterstützen. Am Hofe zu Padua findet er die als Jüngling ver⸗ kleidete Tochter des Herzogs von Carrara, schließt innige Freundschaft mit ihr und entdeckt, als er den sieget elbe mit in die Schlacht nehmen will, ihr Geschlecht und später ihre heftige Liebe zu ihm. Trotz der Erinnerung an die mit der Braut ausgetauschten Schwüre ist Apor doch geneigt, nach schweren inneren Kämpfen der augenblick⸗ lichen Regung nachzugeben und die Braut zu verlassen, wird aber von der edlen Katharina Carrara auf den rechten Weg zurückgeführt, da sie wohl mit aller Kraft darnach strebt, den Geliebten zu besitzen, ihn aber nicht auf unrechtmäßige Weise erringen will. Nachdem sie, wieder als Mann verkleidet, den in der Schlacht gefangenen Apor dadurch befreit, daß sie nach Venedig geht, um für die üblen Absichten des Vaters um Verzeihung zu bitten, be⸗ iebt sie sich heimlich an den Hof des Königs von Ungarn, ernt Apor's Braut kennen und sieht bald, daß sie mehr einem anderen als ihrem Bräutigam geneigt ist und daß dieser andere der aus dem Vaterhause vor einiger Zeit entwichene verschollene Bruder Carrara ist. Geschickt weiß sie es einzurichten, daß der König denntniß von dem Sachverhalt bekommt, und so gelingt es ihr, dahin zu kommen, daß Avpor sie als seine „letzte Liebe“ heimsührt, aber auch Maria ihr Glück findet durch die Verlobung mit Francesco.
Der Wojwode von Apor fand einen in jeder Beziehung tadellosen
land (Brandenburgisches) Nr. 6 anwesend waren, nach Berlin übergeführt.
ier wurde der Sarg von einer Trauerparade der Feuerwehr auf dem
üterbahnhof der Potsdamer Bahn in Empfang genommen und in feierlichem Zn e nach dem Dienstgebäude in der Lindenstraße geleitet, wo die Aufbahrung im Arbeitszimmer des Entschlafenen erfolgte. Die Beisetzung wird morgen Nachmittag vom Hauptdepot in der Linden⸗ straße aus erfolgen.
Wien, 22. Juni. In Köpeseny (Ungarn) wurden, wie „W. T. B.“ meldet, sieben bei einem Bau beschäftigte Arbeiter vom Verwundungen.
St. Petersburg, 22. Juni. In der Auferstehungs⸗
Kathedrale der Stadt Romanow⸗Borissoglebsk (Gouverne.. 2 am 8
ment Jaroslaw) hatte sich laut Meldung des „W. T. B
17. d. M. zu einer Procession, in welcher ein wunderthätiges Bild des Erlösers einhergetragen wurde, eine überaus zahlreiche Menge ein⸗
edanhen. Plötzlich erscholl der Ruf „Feuer.“ “ entstand eine
urchtbare Panik. Alles drängte zu den Ausgängen, allein eine Aus⸗
gangsthür erwies sich als verschlossen. Es entstand ein fürchterliches Ge⸗-
dränge, wobei eine große Anzahl Personen erstickten. Andere sprangen aus den Fenstern und fanden so den Tod. Erst später wurde die Thür geöffnet. Im ganzen werden 136 Leichen gezählt. Von den Ver⸗ wundeten wurden fünfzehn in dem Hospital der Stadt und viele Andere in Privathäusern aufgenommen. Auch von diesen sind mehrere ihren Verletzungen erlegen. Bisher ist nicht die er wem die Schuld an dem Unglück zuzuschreiben ist. Der Ruf „Feuer“ war unbegründet, da ein solches nicht ausgebrochen war.
Nach Schluß der Redaction eingegangene
Depeschen. 8 23. Juni. (W. T. B.) Dem hiesigen amerikanischen General⸗Konsulat ist heute von der Unions⸗Regierung zu Washington folgende Depesche zugegangen: Die Einwanderungs⸗Acte vom 3. März 1893 findet nur auf ausländische Einwanderer Anwendung. Personen, welche die Vereinigten Staaten be⸗ suchen, werden weder der durch diese Acte vorgeschriebenen
Berlin,
Blitzstrahl getroffen, von denen einer sofort todt blieb, während zwei andere gelähmt wurden; auch die übrigen erlitten schwere
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Königliche Eisenbahn⸗Direction macht wiederholt darauf auf⸗ die durch die neue
Verkehrsordnung vorgeschriebenen Frachtbriefe angenommen
merksam daß vom 1. Juli d. J. ab nur no
werden. Bremen, 23. Juni.
Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 21. Juni die Reise von
Southampton nach New⸗York fartge t. Der
„Lahn“ hat am 22. Juni Morgens die „Amerika“ ist am 21.
Reise von Antwerpen nach Bremen fMVortgesetzt.
Postdampfer Habsburg“ hat am 21. Juni die Reise von Neapel nach Port Said fortgesetzt. Der Postdampfer „Weimar“, von Baltimore kommend, hat am 22. Juni Dover passirt.
Der Union⸗Dampfer German“ und der Union⸗Dampfer „Scot“ sind auf der
London, 22. Juni. (W. T. B.)
“ gestern von Capetown abgegangen. ampfer „Hawarden Castle“ hat beue
Madeira passirt.
Koönigliches Schauspiel. (Neues Theater.)
Gestern Abend wurde das Lustspiel „Letzte Liebe“ aus dem neu einstudirt vor einem voll⸗ esetzten Hause mit großem Erfolge aufgeführt, was noch mehr als er ansprechenden, in treffliche deutsche Verse übertragenen Dichtung er wahrhaft mustergültigen Darstellung des in den Hauptrollen mit esetzten im Jahre 1360 spielenden Handlung
ngarischen des Ludwig Döczi
den Kräften der Königlichen Bühne
zu danken war. In der
werden die Abenteuer des durch die
1 eeise von Southampton nach Bremen fortgesetzt und ist Nachmittags auf der Weser angekommen; derselbe überbringt 560 Paxsagsere und volle Ladung. Der Postdampfer
uni von Baltimore nach der Weser ab⸗ gegangen. Der Postdampfer „Hannover“ hat am 21. Juni die
Hochen
von
mischer verliebter Page.
Schnelldampfer
dargestellt. In den übrigen
Der Reichs⸗
wird „Carmen“ mit den
Der Castle⸗
er Ausreise von Suppé die
Lieban und Unger besetzt.
8
Werkes
Darsteller in Se Ludwig, während Katharina Carrara von Frau urger geradezu meisterhaft gegeben wurde.
banden mit einem seelenvollen und natürlichen Spiel so viel gemüth⸗ lichen Humor, daß ihnen häufig bei offener Scene und nach den Act⸗ schlüssen der lebhafteste Beifall verdientermaßen zu theil wurde. Fräulein Poppe gab die Prinzessin Maria mit der ihr eigenen und hier durchaus (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. angemessenen Würde; Fräulein Lindner war sehr anmuthig als schel⸗ 8 Das ungarische Königspaar wurde von Frau
Kahle und Herrn Nesper, der Francesco von Herrn Rollen sind noch mit erwähnen Fräulein Plan und die Herren Kahle, Plaschke und Hertzer.
Im Königlichen Opernhause ist infolge eines Todesfalls in der Familie des Herrn Krolop für Sonnabend und Sonntag eine Aenderung des Spielplans ec geworden.
amen Dietrich, den Herren Philipp, Bulß, Krasa, Lieban, Schmidt und Fränkel gegeben. Am Sonntag findet alsdann die erste Wiederholung der Oper „Der Zigeuner“ in der bekannten Besetzung statt.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater sind in der morgen neueinstudirt in Scene gehenden Operette „Boccaccio“ Hauptrollen mit den Damen Cornelli, Csendes, Graichen, Berthier, Kluge, den Herren Hanno, Bruch, Ernsthaft,
Im Kroll'schen Theater wird Frau Klafsky am Sonntag wieder in der Titelpartie der Oper „Norma“ von Bellini auftreten.
Mannigfaltiges.
Die Leiche des in Brandenburg verstorbenen hiesigen Brand⸗ lich der
Directors Stude ist gestern nach einer erhebenden militärischen In Leichenfeier, bei welcher. der Commandeur der 6. Division, General⸗ Lieutenant von Pfaff, das gesammte Offizier⸗Corps des Füsilier⸗ Regiments Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburgisches) Nr. 35 unter Führung des Regiments⸗Commandeurs Obersten Ahlemann und
Gunst des Königs zahlreiche Offiziere des Kürassier⸗Regiments Kaiser Nicolaus I. von Ruß⸗
Beide ver⸗
gestern dort lung statt, nahm.
urschian gut nerkennung zu
Am Sonnabend
Rothauser, Weitz, Herzog,
ist infolge down“ bei
Paris, 8
mente.
nossen für die
welche Der conservative Reichstagscandidat Schol beim Verlassen der Versammlung auf der handelt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung mußte Militär requirirt werden.
Lübeck, 23. Juni. (W. T. B.) Nach Verkündigung des Resultats der Stichwahl zog gestern eine Anzahl halbwüchsiger Burschen vor das Rathhaus und die Häuser der Führer der liberalen Parteien und verübte arge Ausschreitungen. Im Senatssaale des Rathhauses, im Rathskeller und an den Läden der Hauptstraße wurden Fensterscheiben durch Steinwürfe zer⸗ trümmert. Als die Polizei einschritt, gelang es ihr, rasch dem Unfug Einhalt zu thun.
London, 23. Juni. Mittelmeer⸗Geschwader gehörige Panzerschiff „Victoria“ Collision mit 8
zeugt. — Der
Registrirung noch einer Befragung unterzogen. Breslau, „Breslauer Zeitung“ aus
I“” Jauer gemeldet wird, fand conservative Wahlversamm⸗ einen tumultuarischen Verlauf wurde Straße miß⸗
eine
(W. T. B). Das zum englischen
anzerschiff „Camper⸗ untergegangen. Der
dem
Tripolis in Syrien
commandirende Admiral Tryon und 400 Mann Be⸗ satzung fanden ihren Tod. 23. Juni. Mordès veröffentlicht im englischen
116uu „Figaro“ sämmtliche, angeb⸗ Botschaft entwendeten Docu⸗ Begleitschreiben sagt Morès, er
Marquis
einem
wäre noch immer von der Authenticität der Documente über⸗ Norton soll von Millevoye und Ge⸗
apiere 35000 Fr. erhalten haben.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
—
icht vom 23. Juni, r orgens.
*
Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.
NNW NNO
wolkig bedeckt halb bed. bedeckt bedeckt wolkig bedeckt bedeckt
Belmullet.. 754 Aberdeen .. 747 hristiansund 752 NO openhagen. 752 SO Stockholm. 753 S 753 SSO t Petersburg 756 Moskau. 759 Cork, Queens⸗ 77752 Cherbourg. 749 ld 747 747 749 752 754 756 751 749 752 752 754 752 751 755 755 753
—9 —bobbeSS
heiter bedeckt wolkig Regen bedeckt¹) wolkig wolkenlos bedeckt
bedeckt Nebel bedeckt bedeckt ²) bedeckt bedeckt bedeckt Nebel bedeckt bedeckt
757 wolkig 757 bedeckt
¹) Seit 7 Uhr früh Regen. ²) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.
Eine Depression, welche gestern über den Britischen Inseln lag, ist mit zunehmender Tiefe ostwärts nach er Nordsee fortgeschritten, wobei auf ihrer Süd⸗ und Westseite die Winde aufgefrischt 88 Bei chwacher meist sfüdöstlicher und südlicher Luft⸗ strömung und durchschnittlich normalen Wärme⸗ verhältnissen ist das Wetter in Deutschland trübe, im Nordwesten vielfach regnerisch; auch in Frankreich hberrscht größtentheils Regenwetter; dagegen in Oesterreich⸗Ungarn ist das Wetter vorwiegend heiter und trocken. Aberdeen meldet 37 mm Regen; Helder und Kuopio hatten gestern Abend Gewitter.
Deutsche Seewarte.
Münster. Karlsruhe. Wiesbaden
Sbocchhc—hhchoc SeürbehöheüeeüüöheöeüöeSe
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 157. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Feplaff Dirigent: Kapellmeister Wein⸗ gartner. Anfang 7 Uhr.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 169. Vorstellung. Nathan der Weise. Drama⸗ tisches Gedicht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 158. Vorstellung. Der Zigeuner. Oper in 4 Aufzügen von Richard Stiebitz (frei nach einer Erzählung von O. Glau⸗ brecht). In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. An⸗ fang 7 Uhr.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 170. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Auf⸗ zügen von Emil Pohl, mit freier Beanhung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. In Scene neset vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang
r.
Sonnabend: Don
Deutsches Theater.
Carlos. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Der Talisman. Montag: Des Meeres und der Liebe Wellen.
Die Tageskasse ist von 10—1 ½ Uhr geöffnet.
Herliner Theater. Sonnabend: Der Flücht⸗ ling. — Die Eine weint, die Andere lacht. Anfang 7 ½ Uhr. 1
Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Krieg im Frie⸗ den. Abends 7 ½ Uhr: Othello. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)
Montag: Die Journalisten.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. ““ Sonnabend: Neu einstudirt: Boccacio. Komische Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von Franz Suppé. Regie: Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Stolz. Anfang 7 ½ Uhr. Im Park: Großes Hapte srtt Militär⸗ und Doppel⸗Concert. Drei Musikcorps (90 Musiker). Das Musik⸗Corps des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments, unter Leitung des Stabstrompeters Herrn Neese,
Die Berliner Concert⸗Kapelle, unter Leitung des
Kapellmeisters Herrn Guthschmidt, und dem Orchester des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Lei⸗ tung des Concertmeisters Herrn Stiemer. — Auf⸗ treten der Soubrette lotilde Kowala, der Wiener Liedersängerin Anna Fiori, der Duettisten Gebrüder Dornfeld, des Damen⸗Terzetts Sylvia, des Original⸗Gesangs⸗Humoristen Alfred Bender. Anfang 6 Uhr. Ende 12 Uhr.
Um 10 Uhr: Die Fontaine lumineuse. In Berlin nirgends sonst zu sehen. — Elektrische Illumination. — Sämmtliche Sehenswürdigkeiten
sind geöffnet.
Sonntag: Boccacio. Anfang 7 ½ Uhr.
Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗ Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instru⸗ mental⸗Künstler. Auftreten der Wiener Lieder⸗
Sängerin Anna Fiori. Anfang 5 Uhr.
Kroll's Theater. Sonnabend: Gastspiel von
Marcella Sembrich und Katharina Klafsky. Die ochzeit des Figaro. (Susanne: Fr. Sembrich; räfin: Fr. Klafsky) Anfang 7 Uhr.
Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung Großes Concert im Sommer⸗Garten. Anfang Sonntags 4 Uhr, Wochentags 5 ½ Uhr.
Sonntag: Gastspiel von Frau Katharina Klafsky. Norma.
Virctoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Sonnabend: Zum 34. Male mit vollständig neuer Aus⸗ n Frau Venus. Modernes Märchen (großes
üa tun 1c0 mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 7 ½ Uhr.
Im Belle⸗Alliance⸗Garten: 1
Großes Concert. Auftreten von Speciali⸗ täten ersten Ranges. Historisches Concert der Kapelle des 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regi⸗ ments Nr. 109, Königlicher Musikdirector Adolf Boettge. Anfang 5 Uhr.
Brillaute Illumination durch 25 000 Gas⸗ flammen. Italienische Nacht.
Von 10 Uhr ab: Tanz⸗
Vergnügen. Ueberraschungen auf der Sommer⸗
Neue Beleuchtnugs⸗Effecte.
bühne. 8 Anfang 7 ½ Uhr.
onntag: Frau Veuns.
Theater Unter den Linden. “
Gastspiel der ersten Soubrette des ungarischen Volks⸗ theaters in Budapest Fräulein Clara von Küry. (Schluß des Gastspiels am Mittwoch, den 28. d.) Zum 16. Male: Der Tangenichts. Operette in
3 Acten nach dem Framtöfsschen der Bayard und
Vanderbürch. Deutsch von Richard Genée. Musik von Joseph Konti. In Scene gesetzt durch den artist. Leiter Herrn Ed. Binder. — Hierauf: Zum 90. Male: Die Welt⸗Ausstellung in Chicago und Die deutsche Abtheilung in dem populären Aus⸗ stattungs⸗Ballet Columbia. Anfang präcise 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Das Theater ist durch den neuen elektrischen
Luftkühl⸗Apparat das bestventilirte in Berlin.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: 15. Gast⸗
spiel des österreichischen Operetten⸗Ensembles des Directors Adolf Baumann aus Brünn. Zum 15. Male: Der Schwiegerpapa. Operette in 3 Acten nach dem Französischen von O. Monvy. Musik von Alfred Strasser und Max von Weinzierl.
Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. ☛ Der Sommer⸗Garten ist geöffnet. ☚
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.
8 Familien⸗Nachrichten.
Verehelicht: Hr. Hauptmann Thaddäus von Jarotzky mit Frl. Helene Szmula (Friedewalde).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Arnd von Leipziger (Köln). — Hrn. Strafanstalts⸗ Director, Prem⸗⸗Lieut. a. D. Curt von Lepel (Steabuph. — Hrn. Prem.⸗Lieut. O. von Arnim Stendal).
Gestorben: Fr. Marie von Wittke, geb. von Puttkamer (Berlin). — Fr. Geh. Rath Alma von Beerfelde, geb. von Bünau (Frankfurt g. O.). — Hr. A Julius von Brunn ersglaah — Hr. Amtsgerichts⸗Rath a. D.
heodor Hennige (Strehlen). — Hr. Justiz⸗Rath Geisler Tochter Erika (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Columbische Weltausstellung II. *)
Jackson⸗Park, Chicago, Ills., 1. Juni 1893.
Seit dem Tage der officiellen EFröffnung der Weltaus⸗ stellung ist nun nahezu ein Monat verflossen, in welchem es be emsigste und hingebungsvollste Arbeit aller bei dem großen Werke Betheiligten nun doch ermöglicht hat, daß man im großen und ganzen den Tag als nicht fern bezeichnen darf, an welchem die Ausstellung in ihrer Vollendung sich dem Auge des Beschauers darbieten wird.
Die Zahl der Besucher ist im Laufe dieses Monats bei weitem noch nicht eine derartige gewesen, wie sie für den finanziellen Erfolg des Unternehmens unerläßlich ist. Denn, während nach den officiellen Angaben die Durchschnittszahl der täglichen Besucher sich auf etwa 35 000 belief, würden mindestens 90 bis 100 000 täglich erforderlich sein, um das Unternehmen in seiner finanziellen Seite als rentabel zu documentiren.
Immerhin muß der bis dahin noch spärliche Besuch zum großen Theil wohl der Thatsache zugeschrieben werden, daß sich die Berichte über den großentheils noch unfertigen Zustand der Gebäude und der in denselben zur Schau gebrachten Aus⸗ stellungsgegenstände nach allen Richtungen hin verbreitet hatten, infolge dessen viele von denjenigen, welche sich vorgenommen haben, die große Ausstellung zu besuchen, ihren Besuch auf eine Zeit verschoben haben, wo sie voraussetzen dürfen, das Bild in seiner ganzen Größe und Mannigfaltigkeit in sich auf⸗ zunehmen.
War auch seit dem Beginn des Monats Mai die Witterung im allgemeinen milder, so traten doch von Zeit zu Zeit noch Rückfälle ein, welche, heftige Stürme aus Norden mit sich bringend, den Aufenthalt auf dem See und auf dem Ausstellungsplatze selbst su einem wenig angenehmen machen mußten. Erst in den allerletzten Tagen hat sich auch hier ein Wandel vollzogen, und wir können nun von warmen und sommerlichen Tagen sprechen.
Ehe ich dazu schreite, über die Einzelheiten der so un⸗
endlich mannigfachen, weit gegliederten Ausstellung weiter zu berichten, möge es gestattet 8 jetzt, wo das Werk der Vollendung nahe ist, einen Blick auf dasselbe in seiner Gesammtheit zu werfen und der Frage näher zu treten, inwieweit es mit demjenigen, was geboten ist, gelungen ist und gelingen kann, die großen Gedanken zu verwirklichen, welche den Schöpfern der Ausstellung von Anbeginn vor⸗ geschwebt haben. Als die Gesammtsumme der Eindrücke, welchen einem fleißigen und aufmerksamen Besucher des Jackson⸗Park und der Midway Plaisance sich darbieten, wäre in erster Linie die Wahrnehmung hinzustellen, daß das Unternehmen als solches zwar die Erwartungen Aller erfüllt, welche es von vornherein als die Hauptaufgabe betrachtet haben, daß die diesjährige Columbische Ausstellung an Größe, gewaltigem Umfang, Mannigfaltigkeit des Gebotenen und Reichthum der Erschei⸗ nung alles andere früher Dagewesene, also auch die Pariser Ausstellung, überbieten sollte, indem diese Erwartung sich in der That im reichsten Maße erfüllt hat. Denn es muß im vollsten Umfang anerkannt werden, daß wohl kaum je zuvor auf einem einzelnen Fleck Erde sich eine so über⸗ wältigende Fülle von Erzeugnissen der menschlichen Kunst⸗ fertigkeit vereinigt befunden hat, als dieses in den gewaltigen Bauten der Weißen Stadt der Paläste der Fall ist.
Hier liegt freilich auch die Achilles⸗Ferse des großen Unternehmens.
Denn, fast möchte es scheinen, als habe man zwar an die Schöpferkraft des Menschen keine zu hohe Anforderung ge⸗ stellt, indem man eine solche Fülle der herrlichsten Gebilde und Bauten gleichsam aus dem Erdboden hervorgezaubert hat, um in ihnen Reichthümer und Schätze aufzuhäufen, zu deren Herbeischaffung die Mithilfe aller civilisirten und halbeivilisirten Nationen der Erde eifrig das ihrige gethan haben.
Wohl aber hat man, wie es scheint, das Maß der Empfänglichkeit und Aufnahmefähigkeit überschätzt, welches auch dem strebsamsten und lernbegierigsten Menschen inne wohnt. Fast klingt es trivial; allein wenn irgendwo, so tritt es hier zu Tage, daß der Mensch, der durch seinen körperlichen Organismus nun einmal mit allen Bedingungen seines Daseins auf die Kräfte angewiesen ist, welche ihm für dieses Erdenleben zugewiesen sind, außer stande ist, in einer gegebenen Zeit eine so unendliche Fülle der verschiedenartigsten Erscheinungen auf sich wirken zu lassen, wie dieses durch das Zusammenwirken so ungezählter Kräfte hier in jedem Gebäude der Weltausstellung der Fall ist.
Die räumliche Ausdehnung von “ mit all seinen hoch gekuppelten und herrlichen Bauten ist eine so ge⸗ waltige, daß namentlich in den kommenden Monaten, wo er⸗ fahrungsmäßig eine glühende Sonne auf die Erde herabzu⸗ strahlen pflegt, nur eine geringe Zahl der Tausende, welche täglich hinauseilen, im stande sein wird, einen Theil dessen zu sehen, was die Chicagoer Weltausstellung umschließt.
„Sollte das Unternehmen finanziell Schiffbruch leiden, so würde es an erster Stelle an seinem übergroßen Umfang zu Grunde gehen. Es mag barock klingen, aber die Erfahrung vieler Weltausstellungen hat gezeigt, daß über ein gewisses
aß hinaus das Besehen und Studiren von Gegenständen der Kunst, der Wissenschaft, der Industrie und der Technik ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Vergegenwärtigt man sich nun, daß in diesem Augenblick schon ein voller Monat verflossen ist seit Eröffnung der Aus⸗ stellung, und daß aller Wahrscheinlichkeit nach der große Strom der Besucher erst Ende Juni sich hier einfinden wird, so steht nur zu sehr zu befürchten, daß, wenn nicht noch nach ver⸗ schiedenen Richtungen hin eine Wandlung der Verhältnisse eintritt, ein großer Theil derjenigen Gegenstände, welche mit einer Hingabe sondergleichen von allen Punkten der Erde ierher gebracht worden sind, in den so weit entfernt liegenden
Gebäuden ein stilles Schlummerdasein fristen wird, ohne daß —
*) Vergl. den ersten Bericht in Nr. 121 des „R.“⸗ u. St.⸗A.“.
Berlin, Freitag, den 23. Juni
eine Anregung durch dieselben auf die Besucher selbst eine Möglichkeit geworden wäre.
Die einfache Unmöglichkeit, welche die mangelnden Ver⸗ kehrsverhältnisse auf dem Weltausstellungsplatze selbst ver⸗ schulden, wird Tausende von Besuchern abhalten, irgend längere Zeit in denjenigen Gebäuden zu verweilen, welche nicht, so zu sagen, den ersten Zustrom der Besucher empfangen.
Das ganze und große Gebiet von Jackson⸗Park, welches mit Einschluß der Midway Plaisance nahezu 700 Acker umfaßt, ist von einem hölzernen Zaun umschlossen, und wunderbarer Weise ist im Gegensatz zu den mächtigen und kunstvoll ausgestatteten Bauten im Innern des Platzes nicht ein einziges monumentales Thor vorhanden, welches in irgend einer Weise darauf hinwiese, daß man sich dem Ausstellungs⸗ grunde näherte.
Wagen aller Art werden innerhalb des Ausstellungs⸗ platzes nicht zugelassen. Reiter oder Radfahrer den Grund betreten. Und so sind das einzige Mittel der Fortbewegung Rollstühle, welche von jungen Männern, zumeist Studenten hiesiger Hochschulen, die auf diese Weise ihre Ferien ausfüllen, fortbewegt werden und die zu einem Preise von etwa 3 ½ Dollar per Tag vermiethet werden. war ist innerhalb der Ausstellung selbst eine elektrische Bahn gebaut, welche aber bis dahin meistens leer fährt oder nur von einer außerordentlich geringen Anzahl von Passagieren benutzt wird, da sie eines⸗ theils sehr hoch gelegen ist, daher dem scharfen Winde aus⸗ gesetzt ist und auf Personen, die zum Schwindel geneigt sind, einen beängstigenden Eindruck macht, 8 Aufstieg zu derselben, welcher eine Höhe von 80 Fuß hat, auf viele Besucher abschreckend einwirkt. Die auf den Lagunen sich bewegenden kleineren elektrischen Boote sind comfortabel und malerisch, können aber doch nicht dazu dienen, um eine größere Anzahl von Besuchern von Ort zu Ort zu befördern. Dasselbe gilt von den von Neapolitanern in ihren heimischen Trachten gelenkten zahlreichen Gondeln.
So fehlt es denn alles in allem an einem für den so ungeheuren Raum genügenden Fortbewegungsmittel, und es ist nur zu hoffen, daß die Verwaltung der Ausstellung, diesen Manhe erkennend, in der einen oder anderen Weise Abhilfe
hafft.
Sollten zu irgend einer Festlichkeit, wie dieses z. B. bei Gelegenheit der Eröffnung der deutschen Abtheilung der Fall war, eine größere Anzahl von Personen, und namentlich Damen in großer Toilette erwartet werden, so würde schon allein der Eintritt von Regenwetter sehr lähmend einwirken; denn wenige Stunden andauernden Regens machen die Wege in Jackson⸗ Park, namentlich für Damen, zumeist unpassirbar.
Unter der räumlichen, übergroßen Ausdehnung leidend, macht somit auch, in Ermangelung sonstiger Mittelpunkte für einen geselligen Verkehr oder auch nur für einen momentanen Aufenthalt, die Ausstellung einen unbelebten Eindruck. Von puritanischen Gesichtspunkten geleitet, hat die Ausstellungs⸗ behörde sich von vorne herein mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, daß in und vor den verschiedenen Gebäuden Er⸗ frischungen verabreicht werden, wie dies bei allen anderen inter⸗ nationalen Ausstellungen bisher der Fall war, um dadurch der wandernden Menge Gelegenheit zu geben, sich temporär niederzulassen und neue Kräfte für das Weiterwandern zu sammeln. Alles, was auf Erholung und körperliche Erfrischung Bezug hat, sowie auch Schaustellungen der buntesten Art, sind in der allerdings mit Jackson⸗Park verbundenen, aber weit davon entlegenen Midway Plaisance befindlich, wo das farbenreichste Völkerbild sich dem Auge beständig darbietet. Es erfordert indeß, wie bereits an⸗ einen ganz beträchtlichen Marsch, um dorthin zu ge⸗ angen, während außerdem diese exotischen Genüsse sich nur durch ein besonderes Eintrittsgeld erschließen und die ver⸗ abreichten Speisen und Getränke selbst auch hier häufig nicht mit dem Geldbeutel des minder⸗ begüterten Besuchers im Einklange stehen. Man hat be⸗ rechnet, daß ein Gesammt⸗Entrée von 13 Dollars erforderlich sein würde, um alle Sehenswürdigkeiten der Midway Plaisance in Augenschein zu nehmen. Die in dieser Abtheilung belege⸗ nen Unternehmungen sind mit vergleichsweise enormen Opfern und Kosten für den Transport, Ausschmückung und künst⸗ lerische Darstellung, sowie das so zahlreiche, mit denselben verbundene Personal ins Leben gerufen worden, sodaß es kaum Wunder nehmen kann, daß die Preise in den betreffen⸗ den Localen keine niedrigen sind, zumal gerade diese Schau⸗Ausstellungen die Haupteinnahmequelle der Aus⸗ stellung bilden sollen. Da die Ausstellungsbehörde für alle von ihr gewährten derartigen Concessionen eine Abgabe von 25 Procent der Brutto⸗Einnahme erhebt, so ist leicht begreiflich, daß eine derartige Besteuerung es aus⸗ schließt, daß das Publikum zu Preisen bedient werden kann, welche nach europäischen Begriffen mäßig oder billig werden können. Den Hauptanziehungspunkt in der Midway Plaisance bildet ohne Zweifel das deütische Dorf, in welchem die zu diesem Ende von Europa herübergekommenen deutschen uniformirten Kapellen täglich Gartenconcerte veranstalten. Kaum minder anziehend wirkt Alt⸗Wien auf die Besucher ein, wo gleichfalls in allernächster Zeit eine österreichische Kapelle ihre Weisen ertönen lassen wird.
Ueber einzelne dieser Dinge werde ich noch Gelegenheit haben, im gaufe der weiteren Berichte mich zu verbreiten.
Zunächst mag noch darauf hingewiesen werden, daß am 23. Mai das deutsche Regierungsgebäude als nunmehr völlig vollendetes dem Publikum eröffnet wurde, und daß die Ein⸗ weihung desselben durch einen feierlichen Empfang, zu dem auch zahlreiche Einladungen ergangen waren, voll⸗ zogen wurde. Auch diese Festlichkeit war in hervor⸗ ragendem Maße von der Gunst des Wetters getragen, da nach einem außerordentlich schwülen Tage schwere Gewitterschauer während der Nacht herniederkamen, die noch am Morgen das Schlimmste befürchten ließen. Glücklicher⸗ weise klärte sich der Himmel im Laufe des Vormittags auf, und so war denn der für die Deutschen hier so bedeutungs⸗ volle Tag vom shease Sonnenschein erwärmt. Der stolze und mächtige Bau hebt sich aus dem ihn umgebenden Grün
und da außerdem der
Ebenso wenig ist es gestattet, daß
in imposanter Weise empor, und der Anblick von dem nach dem See zu stehenden Balcon auf das weite Meer mit seinen stolz vorüberziehenden Segelschiffen und Dampfern darf zu dem schönsten gezählt werden, was menschlichen Augen in diesem Lande sih bieten kann.
Kurz vor Beginn der SIb marschirte eine preußische Kapelle in schmucken Uniformen in das Gebäude, um auf einer der Galerien Aufstellung zu nehmen, während kurz darauf die Portale des Gebäudes den zu Tausenden er⸗ schienenen Gästen, die von dem Reichscommissar in seinem geschmackvoll decorirten Empfangszimmer auf das freund⸗ lichste bewillkommnet wurden, sich öffneten. Ein vorzüglich durchgeführtes musikalisches Programm folgte⸗ bei welchem Sologesänge mit Vorträgen seitens der Militärkapelle ab⸗ wechselten, während hin und wieder die herrlichen Glocken auf dem Thurme des Gebäudes den draußen weilenden in beredter Weise Kunde davon gaben, daß innerhalb dieser künstlerisch geschmückten Mauern ein Ereigniß seltener Art vor sich gehen mußte. Auch der Herzog von Veragua, der Sprößling des großen Weltentdeckers, nebst seiner Familie, war erschienen und nahm den lebhaftesten und ungezwungensten Antheil an der einfachen, aber um so eindrucksvolleren Feier, die denen, welchen es vergönnt war Zeugen zu sein, zeitlebens unvergeßlich sein wird.
In den 9- Tagen haben die aus Europa kommenden
Zeitungen auch die ersten Berichte hierher gebracht über die Eindrücke, welche die Eröffnungsfeier und die Ausstellung selbst den zahlreichen, nach hier gekommenen Berichterstattern ge⸗ boten haben. Nicht nur diese Berichte, sondern vor allen Dingen auch dasjenige, was unparteiische englische Zeitungen bisher gebracht haben, läßt sich dahin zusammenfassen — und wir dürfen mit Stolz darauf Nn —, daß das ein⸗ stimmige Urtheil dahin geht, daß bei diesem internationalen Wettstreit, welchen die Ausstellung hier bietet, nahezu auf allen Gebieten die deutsche Ausstellung den großartigsten und harmonischsten Eindruck macht und von keiner der übrigen Nationen übertroffen wird.
Vor wenigen Tagen ist auch die französische Abtheilung dem Publikum eröffnet worden, und wenn auch, wie nicht anders zu erwarten war, hier vieles Schöne sich den Blicken des Besuchers darbietet, so fehlt doch auch der französischen Ausstellung dasjenige, was die deutsche Ausstellung, und zwar besonders in der Manufacturenhalle, in hohem Grade aus⸗ zeichnet: mächtige Gesammtgruppen in architektonischem Aufbau. Gerade das ist es, was jedem Besucher der deutschen Ausstellung sofort in die Augen fällt, daß sie nicht eine Sammlung gewissermaßen von einzelnen Industriedarstellungen in schöner Umrahmung, schön ausgelegte Schaukästen oder ein Waarenmagazin darbietet, sondern daß überall der Gesammteindruck, der, von künstlerischen Gedanken geleitet, gleichsam die Industrieerzeugnisse zu einem Gesammtbilde empor⸗ gehoben het. die deutsche Ausstellung auszeichnet. Der große Poß welcher die Porzellanmanufactur umschließt, und in welchem sich im Vordergrunde die Haupterzeugnisse der Edel⸗ stein⸗ und Goldschmiedekunst aus Hanau und Pforzheim be⸗ finden, das Prunkgemach aus den bayerischen Königsschlössern, die Gesammtausstellung der Ehrenge Henten welche von Europa herübergesandt wurden, vor allem aber auch der herrliche Aufbau, gekrönt durch die Gruppe der Germania, — alles das wirkt so ganz anders auf den Beschauer als die in den englischen und amerikanischen Ausstellungen so häufig sich Schaukästen, in welchen die gewiß
eachtenswerthen Erzeugnisse der Industrie dieser und anderer
Länder niedergelegt sind. Diese Neuheit und die 1718 Vorzüge derselben, wie sie die deutsche Ausstellung charakteri⸗ siren, wird von allen anerkannt, welchen Sinn für künstlerische Ausgestaltung innewohnt.
Tritt dieses schon in hervorragendem Maße in der 88 dustriehalle hervor, so sind nicht minder in den übrigen Ge⸗ bäuden, z. 8. in dem mächtigen Bergwerksgebäude die Aus⸗ stellung der Baron Stumm'schen Werke, im elektrischen Gebäude die glanzvolle Ausstellung der Berliner Elektrischen Werke und anderes nicht minder wirksam. Auch die in den letzten Tagen ihrer Vollendung nahe gebrachte Ausstellung des preußischen Unterrichts⸗ und Erziehungswesens bietet für alle diejenigen, welche des Verständnisses für dieses Gebiet nicht ermangeln, gar vieles des Anziehenden.
Allein gerade diese und ähnliche Abtheilungen der Aus⸗ stellung, wie z. B. diejenige des deutschen Transportwesens, der deutschen Ingenieure, der Architektur, — alle diese Zweige der Ausstellung können und werden in ihrer Vollendung und Großartigkeit nur dann volle Würdigung finden, wenn es sich ermöglichen läßt, daß von Zeit zu Zeit daran belehrende Vorträge geknüpft werden, wie dieses auf der elektrischen Aus⸗ stellung in Frankfurt a. M. der Fall gewesen ist. Die zur Leitung dieser wissenschaftlichen Abtheilungen berufenen Herren sind diesem Gedanken bereits näher getreten, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß, wenn es sich ermöglichen läͤßt, wie zu erwarten steht, an diese außerordentlich lehrreichen Ausstellungen an⸗ knuͤpfend, das Verständniß des Besuchers durch angemessene Vorträge zu erläutern, die Zwecke sich werden in höherem Grade verwirklichen lassen, welche allen denen vorgeschwebt haben, die mit größter Ausdauer auch auf diesen Gebieten dahin gewirkt haben, die Leistungsfähigkeit des deutschen “ hier in seinen besten Schöpfungen zur Anschauung zu ringen.
Zunächst sind die Blicke speciell aller Deutschen auf den 15. Juni gerichtet, welcher als besonderer Nationalfesttag an⸗ gesett worden ist, und zu welchem die Vorbereitungen sich ereits in vollem Gange befinden. Bekanntlich war jeder an der Ausstellung sich betheiligenden Nation anheim gegeben worden, einen besonderen Festtag zu wählen, der gewissermaßen als Mittelpunkt für eine nationale Kundgebung hier im Westen agesehen werden sollte. Die Sache 8v hat in den hiesigen Kreisen, wo ja das denssch Element bekanntlich ein so hervor⸗ ragendes ist, den lebhaftesten Anklang gefunden, und es hat auf die Anregung des Reichscommissars ein Comité der namhaftesten deutscheamerikanischen Bürger sich gebildet, welches die Einzelheiten der Festveranstaltungen in die Hand