1893 / 151 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Königliche Ober⸗Rechnungskammer.

Der bisherige Regierungs⸗Secretariats⸗Assistent Richter aus Magdeburg ist Geheimen revidirenden Calculator bei der Föniglichen Ober⸗Rechnungskammer ernannt worden.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) das am 20. März 1893 Allerhöchst e Statut für die Ent⸗ und Bewässerungs⸗Genossenschaft zu Oberbettingen im Kreise Daun durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 19 S. 247, ausgegeben am 12. Mai 1893;

2) das am 20. März 1893 Allerhöchst vollzogene Statut für die Bewässerungsgenossenschaft zu Dahlem im Kreise Bitburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 19 S. 250, nusgegeben am 12. Mai 1893; ““

3) das am 20. März 1893 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Rengen im G Daun durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 20 S. 263, aus⸗ gegeben am 19. Mai 1893; 1

4) das am 20. März 1893 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Ließem im Kreise Bitburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 20 S. 266, aus⸗ gegeben am 19. Mai 1893;

5) das am 20. März 1893 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft III zu Oberlauch im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr S. 283 ausgegeben am 26. Mai 1893.

Abgereist:

Seine Excellenz der Präsident des Evangelischen Ober⸗ rchenraths D. Barkhausen, nach Loccum.

Preußen. Berlin, 27. Juni.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesr —2 und V d für Justizwesen hiel Sitzung.

Um den Bestrebungen Förderung angedeihen zu lassen, welche auf die Verbesserung der baulichen Betriebs⸗ und Verwaltungseinrichtungen der Eisenbahnen gerichtet sind und darauf abzielen, die neuesten Ergebnisse der wissen⸗ schaftlichen eee. auf technischem Gebiet für das Eisenbahnwesen nutzbar zu machen, sind seit einigen Jahren in dem Etat der Staatseisenbahn⸗Verwaltung Mittel zur Prämiirung nützlicher Erfindungen auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens vorgesehen. Für das abgelaufene Etatsjahr haben hieraus zwölf Beamten der Staats⸗ eisenbahn⸗Verwaltung und zwar 8” mittleren und sechs höheren Beamten Prämien im Gesammtbetrage von 4900 ür Erfindungen gewährt werden können, welche im wirth⸗ schaftlichen Interesse der Eisenbahn⸗Verwaltung von Werth sind. 4 E 8

In der Ersten und Zweiten Beilage wird die vom Reichs⸗

Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebsergeb⸗

nisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Mai d. J. veröffentlicht. 1

Der Staatssecretär des Auswärtigen Amts, Wirkliche Ge⸗ heime Rath Freiherr Marschall von Bieberstein ist nach

Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder über⸗

Der Wirkliche Geheime Rath, Ober⸗Schloßhauptmann und Kammerherr Graf von Perponcher⸗Sedlnitzky, früher Gesandter im Haag und in Brüssel, ist am 24. d. M. auf seiner Besitzung Neudorf in Schlesien gestorben.

S. M. Kreuzer⸗Corvette „Arcona“, Commandant Cor⸗ vetten⸗Capitän Hofmeier, ist am 25. Juni in Sao Francisco (Brasilien) angekommen.

Hessen.

Seeiinne Königliche Hoheit der Großher og hat gestern Nachmittag den von Seiner Majestät dem König von Italien n der Eigenschaft eines außerordentlichen Gesandten und be⸗ ollmächtigten Ministers am Großherzoglichen Hofe 221 Königlich italienischen Botschafter in Berlin, General⸗Lieutenant

Grafen Lanza behufs Uebergabe seines Beglaubigungs⸗

sscchreibens in Darmstadt in besonderer Audienz empfangen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Seeine Königliche Hoheit der Großherzog hat nach⸗ tehenden Erlaß an den Staats⸗Minister Dr. Freiherrn von Groß gerichtet: .

Mit aufrichtiger Freude habe Ich auch in diesem Jahre die zahl⸗ xreichen rührenden Beweise der Liebe und Theilnahme entgegen⸗ genommen, die Mir zu Meinem Geburtstage aus allen Gegenden eines Landes dargebracht worden sind. Ich beauftrage Sie hierdurch, den Ausdruck Meines tiefempfundenen Dankes 889 diese Huldigungen zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. ie Mich Gottes Gnade Mein ganzes Leben hindurch wunderbar ge⸗ leitet hat, so ist sie Mir und den Meinigen ganz besonders auch während des letzten Jahres im reichsten Maße zu theil geworden. Nirgends aber hat sich der Segen des Himmels schöner offenbart als in der treuen Anhänglichkeit Meiner Landeskinder. Auch heute hat Mich diese Anhänglichkeit überaus wohlthuend berührt, und Ich bin Kberzeugt, sie wird Meinem Hause immerdar erhalten bleiben. Dornburg, den 24. Juni 1893 Carl Alexander.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich der „Th. C.“ folge gestern Abend nach den Niederlanden begeben, wo Höchstdieselbe einige Wochen zu verweilen gedenkt.

8 * 8

1“ 81

nach den

Sachsen⸗Meiningen.

Seine Hoheit der Herzog hat, wie das „Reg.⸗Bl. f. d. Herz. 11“ bebd. zur Linderung des durch den Futtermangel hervorgerufenen Nothstands der Landwirthe im Herzogthum aus seiner Schatulle 30 000 zur Verfügung

geste 1 8

Großbritannien und Irland.

Im Oberhause gab gestern der Staatssecretär für Indien Earl of Kimberley die Erklärung ab, die gesetz⸗ gebende Körperschaft in Simla habe gestern einen Gesetzentwurf angenommen, der die freie von Silbermünzen durch die indischen Münzstätten verbiete, den Werth einer Rupie auf 1 Shilling 4 Pence festsetze und bestimme, daß Sovereigns und halbe Sovereigns nicht einen gesetzlichen Curs haben sollen, daß sie aber zur Zahlung von Regierungs⸗ verbindlichkeiten bei den öffentlichen Kassen angenommen werden könnten. Es werde beabsichtigt, in Indien die Gold⸗ währung einzuführen, jedoch werde Gold daselbst für jetzt noch nicht zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht werden. Im Unterhause machte der Premier⸗Minister Gladstone die gleiche Mittheilung und fügte hinzu, die Regierung von Indien sei über die Frage, ob das Silber, das nach Indien unterwegs sei, zur srethn Prägung zugelassen werden solle, dahin instruirt worden, daß ihr freistehe, das Silber in jedem einzelnen Falle, in welchem es ihr angezeigt erscheine, zur freien Prägung zuzulassen, daß aber jeder Fall .eee Umständen zu erwägen sei. Im weiteren

Verlauf der Sitzung theilte der Parlaments⸗Secretär der Admiralität Kay⸗Shuttleworth mit, daß der Menschenver⸗ lust bei dem Untergang des Panzerschiffs „Victoria“ ge⸗ ringer gewesen sei, als man anfangs geglaubt habe. Nach den neuesten Feststellungen seien dabei 22 Bstziere und 238 Mann von der Besatzung ums Leben gekommen, 29 Offiziere und 287 Mann gerettet worden. Dem „Reuter'schen Bureau“ werden aus Beirut zum Untergan des Panzerschiffs „Victoria“ nachfolgende Einzelheiten gemeldet: Das Geschwader hatte in zwei parallelen Linien Aufstellung genommen. Admiral Tryon gab während des darauf folgenden Manövrirens Befehl zu einer Schwenkung. Der „Camperdown“ rammte hierbei die „Victoria“ am Bug und drang mit seinem Sporn bis in das Centrum des gerammten Schiffs. Admiral Tryon gab der „Victoria“ die Richtung gegen das Land, um sie festzufahren. Die an Bord befindlichen Kranken und Gefangenen sowie die ganze Be⸗ satzung wurden auf die Schiffsbrücke beordert. Durch das große Leck drang das safses rasch ein, das Schiff sank mit dem Bug voran. Admiral Tryon befahl: „Rette sich, wer kann!“ und alles stürzte sich in die Wogen hinab; er allein blieb auf der Commandobrücke stehen. Die „Victoria“ nahm, in der Bewegung fortfahrend, immer mehr eine senkrechte Stellung ein, das Hintertheil über dem Wasser. Darauf legte das Schiff sich zur Seite, sank mehr und mehr und war nach zehn Minuten vollständig im Wirbel verschwunden. Zwei Explosionen verriethen die letzten Spuren der „Victoria“. Die Kreuzer „Edgar“ und „Phaeton“ haben gestern Tripolis mit

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den geretteten Mannschaften der „Victoria“ verlassen.

Frankreich. H

Die Abreise des Präsidenten Carnot nach Marly ist bis Donnerstag verschoben worden.

Die Ernennung des bisherigen Botschafters in Wien Decrais zum Botschafter in London wird, wie „W. T. B.“ berichtet, in den nächsten Tagen erwartet.

Der Senat hat gestern nach mehrtägiger Berathung den Gesetzentwurf über die Getränkesteuerreform, die dem Budget für 1894 einverleibt wird, mit 167 gegen 103 Stimmen an⸗ genommen. Die Deputirtenkammer nahm die Vorlage über die Wiederanwerbung von Unteroffizieren an und ging dann zum Cadregesetz über. Der Vorsitzende er Budgetcommission bat vor Beginn der Berathung erst seinen Bericht über die Kosten des Gesetzes erstatten zu dürfen; er werde ihn in kürzester Zeit verlesen können. Die Vorlage wurde darauf an die Com⸗ mission zurückverwiesen. Die Berathung der Vorlage über die Zollermäßigung für Hafer, Mais und Gerste wurde auf Sonn⸗ abend festgesetzt. Darauf trat das Haus in die Verhandlung über die Anträge auf Umänderungen im Gesundheitsdienst ein.

In der Zollcommission gaben gestern die Minister Develle und Terrier Erklärungen bezüglich der fran⸗ zafisch wufsaschen Handelsconvention ab. Die Com⸗ mission verlangte die Schaffung von zwei neuen Qualitäts⸗ klassen für Petroleum, die mit höheren Zöllen belegt werden sollten. Der Minister des Auswärtigen Develle legte jedoch dar, daß eine Aenderung des Vertragsentwurfs nicht möglich sei, weil dieser bis zum 1. Juli ratificirt werden müsse. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde beschlossen, heute Petroleumraffineure zu vernehmen. Schließlich ertheilte die Commission dem Bericht, durch den die Aufhebung der Zölle auf Mais, Gerste und Hafer verworfen wird, ihre Zu⸗ stimmung.

Der Marquis Moréès wurde gestern Nachmittag in dem Cabinet des Untersuchungsrichters mit Norton confrontirt. Beim Fortgehen erklärte der Marquis Morès, Norton sei von seinen früheren Aussagen zurückgekommen und habe ge⸗ äußert, er werde vor dem Ässisenhofe die Wahrhaftigkeit seiner Documente nachweisen. 6 1 88

Spanien. 1

Die Kammer hat den Handelsverträgen mit der Schweiz, Holland und Schweden zugestimmt.

Der Ministerrath hat die Amtsentsetzung des Gouverneurs von Tarragona beschlossen, welcher die dortige aufrührerische Kundgebung duldete.

Schweiz.

Die Bundesversammlung ratificirte gestern im Nationalrath sowie im Ständerath einstimmig das Ueber⸗ einkommen mit Oesterreich⸗Ungarn wegen der Rhein⸗ regulirung.

Türkei.

Sicherem Vernehmen nach unternahmen, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet, die Vertreter einiger Mächte gesondert Schritte beim Sultan, um eine Ab⸗ änderung der gegen die Armenier gefällten Urtheile, namentlich der Todesurtheile, zu erlangen. Der Sultan empfing sie mit großem Wohlwollen und man zweifelt nicht, daß er ihrer Bitte willfahren werde, umsomehr, als der Sultan schon zu Beginn des

11““ ö114“

erfolgt morgen.

Prozesses dem zuständigen Gerichtshof in einen Wunsch zu erkennen gegeben hatte, daß der Prozeß mit Milde eurcgefche werde. Wenn trotzdem das Urtheil ein so hartes gewesen ist, so ist dies nur ein Beweis dafür, welch schwerer Art die begangenen Verbrechen waren. Man spricht davon, daß der Sultan schon am ersten Tage des Kurban⸗Beiram einen Theil der Verurtheilten begnadigen werde. Es ist aber wahrscheinlicher, daß er vorher das Urtheil des Appellations⸗ hofs abwarten wird. . Serbien.

Die Skupschtina nahm gestern, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, den Ausschußbericht über die Verlängerung des Budgets von 1892 bis zum Ende des laufenden Iüßces zur Kenntniß. Der Bericht befürwortet die betreffende Vorlage des Finanz⸗ Ministers, da die innere Lage, wie sie durch die Re Rlschaft geschaffen sei, und die Kürze der Zeit die correcte Zusammen⸗ stellung eines so wichtigen Acts, wie des Staatsvoranschlags, unmöglich mache. Die Berathung der betreffenden Vorlage

8 Amerika. Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus

Buenos⸗Aires haben der Justiz⸗Minister, der Kriegs⸗

Minister und der Polizei⸗Chef ihre Entlassung ge⸗ nommen, weil der Präsident zögerte, einen Nachfolger Escalante's zu ernennen. Das neue Cabinet ist wie folgt ge⸗ bildet worden: Avellaneda Finanzen, Pellegrini Krieg, Quirno Costa Auswärtiges, Garcia Justiz, Cane Inneres. 8

Preußischer Landtag. Herrenhaus. 17. Sitzung vom 27. Juni, 12 Uhr.

Der Sitzung wohnen bei der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse

nebst Commissarien. Seit der letzten Sitzung des Hauses ist dessen Mitglied ie Anwesenden ehren sein

Graf Bnin⸗Buninski gestorben; Andenken in der üblichen Weise.

Neu eingetreten sind Graf Brühl und Ober⸗Bürgermeister Schustehrus (Nordhausen).

Zur Berathung steht der Entwurf eines Gesetzes wegen Aufhebung directer Staatssteuern, dessen unver⸗ änderte Annahme die Commission durch ihren Berichterstatter Freiherrn von Landsberg beantragt.

Von dem Grafen Königsmarck ist der Antrag ein⸗ gebracht worden: die Bestimmungen, betreffend die Rückzahlung der früher für die Aufhebung der Grundsteuerfreiheit gewährten Kapitalentschädigungen (§§ 17 bis 27), zu streichen.

Graf Frankenberg wendet sich gegen den Beschluß der Com⸗ mission, der die unveränderte Annahme der Vorlage empfiehlt, weil er sich nicht habe überzeugen können, daß die geplante Reform eine heilsame sei. Die Commission habe unter dem Eindruck gestanden, daß an der Reformgeseßebung nichts geändert werden dürfe, wenn dieselbe nicht scheitern solle. Er theile eine solche Befürchtung nicht, denn auch beim Wahlgesetz habe sich das Abgeordnetenhaus dem Beschluß des Herrenhauses gefügt, obgleich auch hierbei von einer Gefährdung gesprochen worden sei. Das Abgeordnetenhaus habe selbst eine solcher unveränderte Annahme nicht erwartet. Die Grund⸗ und Gebäude⸗ steuer solle aufgehoben werden, weil sie eine ungerechte Doppel⸗ besteuerung sei: das möge sie bei ihrer Einführung gewesen sein, über⸗ haupt werde sie aber garnicht aufgehoben, sondern nur an eine andere Stelle übertragen, wo sie vielleicht noch drückender sein werde. Es sei von der Entlastung des Grundbesitzes gesprochen worden, und doch führe man eine Ergänzungssteuer ein, eine Vermögens⸗ steuer, die einen Zuschlag von 1 ½ % zur Einkommensteuer bedeute. Wenn schon die Einkommensteuer viele Reclamationen veranlasse, so werde dies bei der Veranlagung der Vermögenssteuer noch s limmer werden. Die Zurückzahlung der Grundsteuerentschädigungen sei ein Rechts⸗ bruch; in der Commission seien die betreffenden Vorschriften nur mit acht gegen sieben Stimmen, im Abgeordnetenhause nur nach Probe und Gegenprobe angenommen worden. Die Grundsteuerentschädigung sei damals ein Rechtsgeschäft gewesen. Wer solle sich aber über⸗ haupt noch mit dem preußischen Staat in ein Geschäft einlassen, wenn dasselbe nach einer Reihe von Jahren rück⸗ gängig gemacht werde? Daß nur Großgrundbesitzer davon betroffen würden, sei nicht richtig. Der Abgeordnete Krah habe im anderen Hause gerade nachgewiesen, daß nur kleine Leute in Schleswig⸗Holstein davon betroffen würden, denen die Rückzahlung schwer oder unmöglich sein werde. Wenn die §§ 17 bis 27 gestrichen würden, so werde das Abgeordnetenhaus die Vorlage deswegen nicht scheitern lassen; das Herrenhaus könne sich aber durch die Annahme des Antrages des Grafen Königsmarck von dem Rechtsbruch fernhalten, der in diesen Paragraphen liege.

Freiherr von Durant erklärt sich für die Vorlage unter Auf⸗ rechterhaltung der §§ 17 bis 27.

Freiherr von Manteuffel bestreitet, daß die Vorlage eine einfache Ueberweisung der Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Gemein⸗ den sei. Die Auffassung des Grafen Frankenberg sei durch⸗ aus irrig. Durch die Aufhebung der Grund⸗ und Gebäudesteuer als Staatssteuer werde der Werth des Grund und Bodens gesteigert; das sei nicht bloß wirthschaftlich sondern auch politisch und social von großer Bedeutung. Die Entwerthung des Grund und Bodens in Deutschland sei eine sehr bedenkliche geworden; ihr müsse entgegengetreten werden. Wenn die Gemeinden die Grund⸗ und Gebäudesteuer wieder heranziehen, dann werde die Reform aller

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dings abgeschwächt; gründlich koönne dem Grundbesitz und der Land. wirthschaft nur durch die Schaffung eines codificirten Agrarrechts

geholfen werden. Die Verschuldung müsse eine begrenzte und amor⸗ tisirbare sein, das Erbhsht müsse der Parcellirung entgegentreten und die Güterschlächterei müsse verboten werden.

Gestaltung ihrer Rechtsverhältnisse.

Bei Schluß des Blattes spricht der Finanz⸗Minister

Dr. Miquel.

Haus der Abgeordneten.

81. Sitzung vom Dienstag, 27. Juni 1893. Der Sitzung wohnen der Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern Graf zu Eulenburg,

der Vice⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und der Minister der öffentlichen Ar⸗

beiten Thielen bei. 5. Juni 1893 verstorbenen

Das Andenken des am Abg. Barth (freicons.) ehrt das Haus durch Erheben von den

Sitzen. Der Abg, Landgerichts⸗Rath Schneider intl.) zeigt an, daß er zum Landgerichts⸗Director in Magdeburg ernannt worden ist. Das Schreiben geht zur schleunigen Bericht⸗ erstattung an die Geschäftsordnungscommission.

(Soc.) 10 106 St., Conrad (Ctr.) 8494 St.

Wie Handel und Ge⸗ werbe habe auch die Landwirthschaft ein Recht auf eine besondere

Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Ab⸗ stimmung über den vom Herrenhaus abgeänderten Gesetz⸗ entwurf wegen Aenderung des Wahlverfahrens.

In der Generaldiscussion erklärt:

Abg. Dr. Arendt (freicons.), daß er bei der Aussichtslosigkeit der Wiederherstellung der ursprünglichen Vorlage sich darauf beschränken müsse, gegen die Beschlüsse des Herrenhauses und der Majorität des Abgeordnetenhauses zu stimmen.

Abg. Dr. Ba em (Centr.): Das Centrum muß gegen das Gesetz stimmen; es verzichtet auf Abänderungsanträge, weil es zur Mehrheit des Hauses nicht das Vertrauen hat, daß he aus sachlichen Gründen gewährt, was als Compensation auf dem Gebiete des Wahl⸗ verfahrens nothwendig war. Man hat uns verweigert, was feierlich versprochen worden war, um die enorme Last von Steuern doch etwas auszugleichen. Sie (zu den Conservativen) brauchten uns für die neuen Steuern, die eine völlige Vergewaltigung der Mittelstände be⸗ deuten und nur durch ein neues Wahlgesetz erträglicher gemacht werden konnten. Wir wollen uns nicht zu Mitschuldigen einer solchen Politik machen. Mit diesem Gesetz ist aber das Ende dieser Reformbewegung nicht gegeben. Wir werden immer und immer wieder darauf zurück⸗

zu Limburg⸗Stirum (cons.):

kommen.

Abg. Gra Es ist keinerlei festes Versprechen gegeben worden. Mit der Reform, wie das Centrum sie vorschlug, kam man nur specifisch rheinischen Interessen des Centrums entgegen. Im Osten verschlechterte sich die Lage, wie sie ist, durch diese Reform. Das Centrum wollte 1 au mit seinen Vorschlägen nicht Schicht machen, sondern behielt ausdrücklich nach wie vor das allgemeine Wahlrecht im Auge. Wir haben gar keine Ursache, Ihnen Concessionen zu machen, wo Sie auf anderen Gebieten in den wichtigsten Fragen eine so feste und energische Opposition machen.

Abg. Rickert (dfr.) will sich in die aufgeregte Debatte zwischen den jetzt feindlichen Brüdern nicht mischen, sondern nur die einfache Erklärung abgeben, daß seine Partei gegen die Vorlage in der jetzigen Form stimmen werde.

Abg. von Eynern (ntl).: Der Ton der heutigen Rede des Abg. Bachem ist wohl noch ein Nachhall des Tones aus der letzten Wahlbewegung. Die ursprüngliche Vorlage der Regierung wäre sicherlich angenommen worden, wenn das Centrum nicht, vertrauend auf den Bund mit den Conservativen, die Vorlage erweitert und damit speciell Geschäfte für sich hätte machen wollen. Gerade für seine Herrschaft im Westen waren diese Erweiterungen berechnet. Dem haben wir uns widersetzt und die Machinationen des Centrums beseitigt. Kommt das Centrum später mit neuen Vorschlägen, so werden wir uns ja wiederfinden.

Abg. Sperlich (Centr.): Wir sind durchaus objectiv an die Fecge. des Wahlverfahrens herangetreten; wir haben keinerlei specielle

eschäfte machen wollen. Sowohl Graf Limburg⸗Stirum als der Abg. von Eynern machen uns die ungerechtesten Vorwürfe. Ich bedaure, daß die Debatte eine solche Schärfe angenommen hat. Wir können getreu unserer Haltung zu den Steuervorlagen diese Lösung der Wahlreformfrage nicht acceptiren.

Damit schließt die Debatte. Die Vorlage wird im ein⸗ zelnen und im ganzen gegen Centrum, Polen und Freisinnige

efinitiv angenommen.

(Schluß des Blattes.)

Wahlangelegenheiten.

VPrvrovinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. Wahlkr. 3. Ruppin, Templin. Bohm (freis. Volksp.) gegen Lamprecht (cons.) gewählt. Wahlkr. 9. Zauche, Belzig. Dr. Kropatscheck (cons.) gewählt. Provinz Westpreußen. Regierungsbezirk Danzig. Landkreis Danzig. Meyer (Reichsp.) gewählt. Provinz Pommern. Regierungsbezirk Stettin. Wahlkr. 3. Randow, Greifenhagen. Obgleich noch 19 kleinere Bezirke ausstehen, ist die Wahl von der Osten's (cons.) gesichert. Regierungsbezirk Köslin. Weahlkr. 1. Stolp, Lauenburg. Will (cons.) 11 083 St., Wisser (freis. Vergg.) 11 078. Ersterer ist gewählt. Wahlkr. 5. Neustettin. Ahlwardt (Antisem.) 7216 St., von Hertzberg (cons.) 3022 St. 3 Bezirke stehen noch aus. Ersterer

vählt.

Regierungsbezirk Stralsund.

Wahlkr. 1. Rügen⸗Stralsund. von Langen (cons.) gewählt Provinz Schlesien.

Regierungsbezirk Breslau.

Reichenbach, Neurode. Definitives Ergebniß. Kühn

Ersterer gewählt

Wahlkr. 11.

Provinz Sachsen. Regierungsbezirk Magdebu rg.

Wahlkr. 1. Salzwedel⸗Gardelegen. Schulz⸗Lupitz (Reichsp.)

gegen von der Schulenburg⸗Beetzendorf (cons.) gewählt.

Provinz Hannover. Regierungsbezirk Osnabrück. Wahlkr. 4. Osnabrück. Die Wiederwahl von Schele's (Welfe) gilt als zweifellos. Regierungsbezirk Hannover. Wahlkr. 6. Syke⸗Hoya. Baron von Arnswaldt⸗Hardenbostel (Welfe) 8601 St., Weidenhöfer (natl.) 6414 St. Ersterer ist wieder⸗

gewählt. Königreich Bayern. I Oberbayern.

Wahlkr. 1. München I. Definitives Ergebniß. Birk (Soc.)

9636 St., Burkhardt (natl.) 7886 * Ersterer gewählt. Pfalz.

Wahlkr. 3. Germersheim. Brünings (natl.) wiedergewählt. „„Wahlkr. 4. Zweibrücken. Adt (natl.) 9572 St., Reeb (Centr.) 7066 St. Einige kleinere Orte stehen noch aus, welche an dem Resultat der Wahl Adt's nichts ändern.

Wahlkr. 6. Kaiserslautern. Brunck (natl.) mit 1000 St. Majorität gewählt.

Oberfranken.

Wahlkr. 1. Hof. Münch⸗Ferber (natl.) mit etwa 3000 St. Mehrheit gegen Lswenstein (Soc.) gewählt.

Wahlkr. 3. Forchheim. Barbeck (freis. Volksp.) gewählt.

Wahlke, 2. Crlangen. Fürth. Waelß (treis. Volk ) gegen Wahlkr. 2. Erlangen⸗Fürth. eiß (freis. Volksp.) gegen Senite Sc) gemäͤlt, G dhrs ahltr. 3. Ansbach, Schwabach. Kröber (südd. Volksp.) ge⸗

Unterfranken und öTöö z, Wahlkr. 6. Würzburg. Die Wahl von Neckermann (Centr.) gilt als gesichert.

Baden. Wahlkr. 13. Bretten⸗Sinsheim. Graf Douglas (cons.) gegen Frhrn. von Mentzingen (Centr.) gewählt. G C Wahlkr. 1. Weimar. Kalmring (Reichsp.) 10 175 St., Baudert (Soc.) 8717 St. Nur wenige Ortschaften stehen noch aus. Die ahl von Kalmring's ist gesichert. 2 Wahlkr. 3. Jena⸗Neustadt. Bisher Walter (natl.) 6800 St,, Leutert (Soc.) 4900 St. Die Wahl von Walter gilt als sicher. Oldenburg. Wahlkr. 1. Oldenburg, Lübeck, Birkenfeld. Für Enneccerus Hatl. bisher 5090 St. Febählt. für Hug (Soc.) 2335 St. gezählt. ie Wahl des Ersteren gilt als gesichert

wählt.

Wahlkr. 2. beng (Soc.) 4000 St.

cher.

Wahlkr. 1.

Varel, Jever. Träger (freis. Volksp.) 9200 St., Drei Gemeinden fehlen. Träger’s Wahl ist

Anhalt.

Dessau. Roesicke (wild) mit 4000 St. Mehrheit

gegen Psus (Soc.) wiedergewählt.

chaumburg⸗Lippe.

S Langerfeldt (wild) mit 500 St. Majorität gegen von Oheimb (cons.) wiedergewählt.

Bis

wahlen vor; in diesen sind gewählt:

Dienstag Mittag liegt das Resultat von 170 Stich⸗ Conservative. 25, 8 D. Reichspartei. . 13, Nationalliberale. Freis. Vereinigung. Preis. Volkspartei . . 8 üddeutsche Volkspartei 7, Ultramontane . 2sen he Socialdemokraten Polen.. Antisemiten Vo“ ö“

gehn Stichwahlen stehen noch aus.

inschließli

der Hauptwahlen sind bis jetzt 387 Ab⸗

geordnete gewählt worden (darunter die Antisemiten Ahlwardt,

erner,

Zimmermann, der freis. Volksparteiler Träger und

der Socialdemokrat Bebel je zweimal). Die bisher Gewählten

vertheilen sich auf die

arteien, wie folgt (in Klammern

fügen wir nach Richtigstellung einiger Zahlen in der gestrigen Uebersicht, in welcher 6 welfische Hospitanten zum Centrum

gezählt waren,

vereinigt

die aber besser mit den anderen Welfen werden den Bestand der Parteien im letzten

Reichstage hinzu):

1“ 1

Nationalliberale 15 + 33 . e Verein.

Südd. Volksp. E“ Welfen Socialdem.. Antisemiten. Wild. Däaäne.

8

Aus für Ham

Els. Protest.

. .49 + 25 74 (68) Reichspartei 11 + 13 24 (18) 48 (42) (68) 1Ib 90 7 45

16

8

Freis. Volksp. 2

*4α42 4½αμ2μ2 αμ‿μ2 μαꝗ2μ‿έ S

SSSco 8EI2SI

uööcöäöcöcööüöäöümee

Els. f. d. Mil.

2177 + 170 = 38 892 8 Hamburg wird gemeldet, daß Bebel das Mandat burg angenommen hat; es hat also eine Neuwahl in

Straßburg i. E. stattzufinden. In Neustettin haben in

den letzten Tagen, wie Ausschreitungen stattgefunden, Gendarmerie nothwendig machten.

„W. T. B.“ meldet, wiederholt welche ein Einschreiten der Mehrere Verhaftungen

wurden vorgenommen.

Nr.

Gesundheitsamts“ vom Gesundheitsstand.

25 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen 21. Juni hat folgenden Inhalt:

Mittheilungen über Volkskrankheiten. Sterbe⸗

fälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern.

Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Krankenhäusern einzelner Großstädte. und Landbezirken. Witterung.

wärme in gegen

Cholera

Erkrankungen in Desgl. in deutschen Stadt⸗ Grundwasserstand und Boden⸗ Mai. Zeitweilige Maßregeln Gesundheits⸗

Berlin und München, ꝛc. Desgl.

H . 1“ gegen 28 en. verhältnisse in Niederländisch⸗Indien, erstes Vierteljahr. Er⸗

krankungen nach Baden, Hamburg, Moskau 1892. Gesetzgebung u. s. w. kommen der Internationalen Sanztätscon

setzung). Veterinärpolizeiliche Maßregeln. Niederlande.) Rechtsprechung.

Fleischgenuß. Infectionskrankheiten in Ueberein⸗ (Fort⸗

(Preußen, Hamburg, (Ober⸗Landesgericht Dresden.) 8

serenz zu Venedi

Arzneimittel⸗Großhandel. Thierheilmittel. Verhandlungen von

gesetzgebenden Körperschaften. tes. (Hamburg.) Wasserversorgung.

(Preußen.) Irrenwesen. Vermisch⸗ Straßenbesprengung, Spülung des Rohrnetzes, Förderung der Mäßigkeitssache durch die Schule,

Preisschrift. Atmosphärische Luft, Preisschriften.

Kunst und Wissenschaft.

In Breslau ist gestern der XXI. Deutsche Aerztetag eröffnet worden, zu dem etwa 150 Delegirte des Deutschen Aerzte⸗

Vereins dort eingetroffen sind.

Der Vorsitzende des Vereins, Land⸗

Sanitäts⸗Rath Dr. Graf aus Elberfeld theilte der „Schles. Ztg.“ zufolge in der Eröffnungsrede mit, daß der Verband

setzt 239

wies sodann auf die

triebenen den oft

Organ der kranke Mensch vernachlässigt werde.

inzelvereine mit 13 764 Mitgliedern umfasse. Er Gefahr hin, welche in dem über⸗ Studium der Sppecialfächer liege, das schließlich auf falschen Weg führe, daß über dem kranken Sehr entschieden

nahm der Redner sodann Stellung gegen den Geheimmittel⸗S hwindel und die Kurpfuscherei, denen hoffentlich durch eine Aenderung der Ge⸗

werbeordnung ein Ende gemacht werden würde.

Redner betonte

ferner, daß die „große Lehrmeisterin Cholera“ aufrüttelnd gewirkt und

den Entwurf eines Reichs⸗Seuchengesetzes veranlaßt habe.

Nach

Schluß der mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Rede begrüßten Ober⸗Präsident D. von Seydewitz namens der Staatsregierung und Ober⸗Bürgermeister Bender im Namen der Stadt Breslau die Er⸗ schienenen, worauf nach kurzem Danke des Vorsitzenden die eigentlichen Verhandlungen mit der Wahl des Bureaus und geschäftlichen Mit⸗

theilungen

begonnen wurden.

In München hat am 25. und 26. Mai die 34. Plenar⸗ versammlung der historischen Commission bei der König⸗

lich baye

rischen Akademie der Wissenschaften stattgefunden.

Leider war, wie wir dem Bericht des Secretariats entnehmen, auch diesmal der Vorstand der Commission, der Wirkliche Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath von Sybel, infolge längerer Krankheit nicht imstande, der Versammlung beizuwohnen. Den Statuten gemäß übernahm des⸗ halb der Secretär der Commission, Professor Cornelius, die Leitung der Verhandlungen, an welchen außer ihm folgende ordentliche Mit⸗

glieder theilnahmen:

Schleswig,

der Geheime Rath Wattenbach aus Wegele aus

Rath und von

der Klosterpropst Freiherr von Lilieneron aus der Hofrath und Professor von Sickel aus Rom, 8 Berlin, der Geheime Würzburg, die Wesesoren von Hegel Bezold aus Erlangen, der Geheime Hofrath und

Reichs⸗Archivdirector von Rockinger, der Ober⸗Bibliothekar Riezler, die Professoren Stieve, Heiger Lossen aus München, ferner das außer⸗

ordentliche Mitglied Profe Kluckhohn, der mehrere 1-

or Quidde aus München. Professor von age vorher in München eingetroffen war,

um der Versammlung beizuwohnen, erkrankte dort und starb am

19. Mai.

gg früher, am 24. August 1892 wurde General den sein hohes Alter seit geraumer Zeit ver⸗

letzten Wochen

hindert hatte an den Arbeiten der Commission theilzunehmen, ihr durch den Tod entrissen. Seit der letzten Plenarversammlung, Juni 1892, sind folgende Publikationen durch die Commission erfolgt: 22 Allgemeine deutsche Biographie. Band XXXIVund XXXV. 2) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Band XXII: Dr. August Hirsch Geschichte der medizinischen Wissenschaften in Deutschland. on den Hanse⸗Recessen steht das Erscheinen des 7. Bandes unmittel⸗ bar bevor; der Text umfaßt die Jahre 1419 bis 1425. Der Heraus⸗ geber, Dr. Koppmann, Stadtarchivar von Rostock, ist bereits mit dem 8. Band beschäftigt, der den Schluß des Werkes, die Jahre 1426 bis 1430, bringen soll. Die Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich IV. und V. sind in erfreulichem Fort ang be⸗ riffen. Der zweite Band, der bis zum März 107 reicht, ist von Peofessas Meyer von Knonau fertiggestellt worden und der Druck hat begonnen. Der Stadtarchivar Dr. Ühlirz ist durch die Besserung seiner Gesundheit in Stand gesetzt worden, die Arbeit für die Zeit Otto's II. und III. energisch wieder aufzunehmen. Von den Chroniken der deutschen Städte, unter Leitung des Professors von Hegel, stehen zwei neue Bände in Aussicht: ein Band Augsburger Chroniken aus der Reformationszeit und ein Band für die niederrheinisch⸗ westfälischen Städte, insbesondere Soest und Duisburg. Beide Heraus⸗ geber, sowohl Dr. Roth als Dr. Ilgen, hoffen, im Herbst dieses Jahres den Druck beginnen zu können. Die Geschichte der Wissen⸗ schaften in Deutschland hat durch das Erscheinen der Geschichte der medizinischen Wissenschaften von Dr. Aug. Hirsch wieder einen Schritt vorwärts und der Vollendung entgegen gethan. Zunächst ist nun die Geschichte der Geologie von Professor von Zittel zu er⸗ warten. Die Allgemeine es. Biographie schreitet regelmäßig und ungestört fort. Der 35. Band ist, wie schon erwähnt, er⸗ schienen, und die Herausgeber, Freiherr von Liliencron und Geheimer Rath Wegele, hoffen, im Laufe des Jahres, wie gewöhnlich, zwei neue Bände liefern zu können. Was die ältere Serie der deut⸗ schen Reichstagsacten betrifft, so hat der Abschluß des zehnten Bander herausgegeben von Professor Quidde, noch nicht erfolgen können Dr. Beckmann setzte die im vor ergehenden Jahre begonnen Archivstudienreise fort und unternahm dann gemeinsam mi Dr. Herre eine Reise durch die Städte Süddeutschlands und des Elsaß Professor Quidde beabsichtigt, gemeinsam mit Dr. Herre de zehnten Band herauszugeben, der die Zeit des Romzugs mit seinen Vorbereitungen und die nächsten sich Tage umfaßt, dann in Gemeinschaft mit Dr. den elften Band, der die Zeit Sigmund's Für die jüngere Serie der Reichstagsacten standen dem nun ver storbenen Professor von Kluckhohn während des Jahres Dr. Wrede und, vier Monate lang, Dr. Saftien zur Seite. Es handelte sich fast ausschließlich um die Weiterführung des Drucks des ersten Bande und um die Vollendung der zweiten Hälfte des Manuscripts. fessor von Kluckhohn hat den Band, an welchem Vorrede und Register fehlen, nach München mitgebracht, um ihn de Commission vorzulegen. Dr. Wrede ist mit dem Abschluß des ersten Bandes beschäftigt und wird, durch Dr. Bernays unterstützt, für di Fortführung des Unternehmens sorgen. Die ältere Pfälzische Ab theilung der Wittelsbacher Correspondenzen soll mit dem 3. Band der Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir abgeschlossen werden Professor von Bezold gedenkt die Vorarbeiten für denselben im nächsten Herbst zu beenden, worauf der Druck beginnen und etwa im Jahre 1895 vollendet werden kann. Die ältere bayerische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen, unter Leitung des Professors Lossen, hat zwei Aufgaben zu verfolgen. Dr. Brandi ist mit der Fortsetzung der von Druffel'schen Beiträge zur Reichsgeschichte be⸗ schäftigt. Es wird für zweckmäßig gehalten, dieses Werk im wesent⸗ lichen nicht über das Ende des Jahres 1554 hinaus zu führen und es mit dem 4. Band abzuschließen. In diesem Umfang glaubt Dr. Brandi das Manuscript im nächsten Winter vollenden und dem Druck übergeben zu können. Dr. Götz wird die Acten zur Geschichte des Landsberger Bundes womöglich in einem einzigen Bande vereinigen. Für die jüngere bayerisch⸗pfälzische Ab⸗ theilung der Wittelsba her Correspondenzen, die Briefe und Aecten zur Geschichte des 30 jährigen Kriegs, unter Leitung des Professors Stieve, sind die Arbeiten in derselben Weise wie im vorigen Jahre weitergeführt worden. Jetzt wird der 6. und unmittelbar danach der 7. Band gedruckt werden. Beide Bände zusammen um⸗ fassen die Jahre 1608 bis 1610. Dr. Mayr⸗Deisinger setzte in München die Ausbeutung der neuerdings zugänglich gewordenen Pfälzischen Papiere der Periode 1618 bis 1620 im Staatsarchiv fort. In Wien fand er eine Serie von über dreißig eigenhändigen Briefen Marximilian's an Ferdinand II. Jetzt befindet sich Dr. Mayr seit einigen Wochen in Simancas, um die auf deutsche und österreichische Angelegenheiten der Jahre 1608 bis 1620 bezüglichen Acten durchzu⸗ arbeiten. Privatdocent Dr. Chroust beendete in Wiener Archiven die Bearbeitung der von Professor Stieve bezeichneten Actenstücke aus den Jahren 1608 bis 1610. Nach München zurückgekehrt, unterstützte er Professor Stieve in der Bearbeitung von Münchener Acten und setzte das Verzeichniß der Tagesliteratur aus den Jahren 1550 bis 1650 und die Zusammenstellung der neueren Literatur zur Geschichte der Jahre 1600 bis 1650 fort. Daneben hat er begonnen, selbständig die Geschichte des Reichstags von 1613 und der ihn begleitenden oder vorbereitenden Feresghi zu bearbeiten.

In der Münchener Jahresausstellung 1893 (im Königlichen Glaspalast) werden, wie sich nach Beendigung der Thätig⸗ keit der Aufnahme⸗Jury nunmehr übersehen 8 alle Kunstcentren Deutschlands und alle Kunstrichtungen vertreten sein. Was München betrifft, so werden nicht nur von den altbekannten Münchener Namen, sondern auch von jüngeren Kräften bedeutende Werke zur Ausstellung gelangen. Neben München dürfte Düsseldorf noch besonderes Interesse beanspruchen, hauptsächlich durch die Bilder E. von Gebhardt's, wohl die bedeutendsten, die dieser Künstler bis jetzt geschaffen, und durch die in eigenem Raume ausgestellte Collection der „Düsseldorfer Secession.“

In der Sorbonne zu Paris eröffnete gestern Vormittag der französische Justiz⸗Minister Gu6rin den Con greß der Inter⸗ nationalen criminalistischen Vereinigung. Heute giebt der Minister den Mitgliedern des Congresses zu Ehren ein Festmahl nebst Empfang.

Ernteaussichten in Norwegen. .—. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 120 vom 20. Mai.)

Die Witterungsverhältnisse sind während des letzten Monats recht günstig gewesen. Die Frühjahrsbestellung ist im großen und ganzen gut zu Ende geführt worden. Die Wintersaaten haben sich erholt und stehen im allgemeinen befriedigend; doch ist jetzt etwas Regen erwünscht.

Ernteaussichten in Dänemark.

Die Wintersaaten haben infolge der anhaltenden Trockenheit der letzt in vielen Landestheilen beträchtlich gelitten. Im übrigen stehen sie im allgemeinen ziemlich gut, während die Sommer⸗ saaten nur geringe Aussicht auf eine mittelmäßige Ernte bieten, wenn nicht der langersehnte Regen bald eintreten und seinen günstigen Einfluß auf die weitere Entwickelung der Saaten ausüben sollte.

Die Schädlinge des Obst⸗ und Weinbaus von Heinrich Freiherrn von Schilling mit zwei Farbentafeln nach Zeichnung des Verfassers. Verlag der Königlichen Hof⸗Buchdruckerei Trowitzsch u. Sohn in Frankfurt a. O. Preis 1,50 ℳ. Einen glücklichen Gedanken hat Freiherr von Schilling in diesem Werkchen zur Aus⸗ führung gebracht: auf zwei großen Aquarelltafeln sind in sorgfältigster Weise die 45 Hauptschädlinge aus dem Insectenreich, welche all⸗ jährlich unseren vaterländischen Obst. und Weinbau e in allen Stadien ihrer -eee zu farbiger Darstellung gebracht. Die Abbildungen geben dem Obst⸗ und Weinbauer die Möglichkeit, selbst sofort und ohne Mühe zu bestimmen, mit welchem Schädling er es im hegebenen Falle zu thun hat, weil Verfasser nicht nur den Schãd⸗ ing, sondern auch den angerichteten Schaden zur Darstellung gebracht hat. Um ein Beispiel anzuführen: man findet eines Morgens die

Blätter seiner Stachelbeeren stark abgefressen und entdeckt eine Un⸗