deuts cher Fl ag e einlaufen, eine erhöhte Laststeuer, d. i. 1 Rubel
pro Last beim Einlaufen und ebensoviel beim Auslaufen zu erheben. Ferner wird gemeldet, der Finanz⸗Minister habe im Einvernehmen mit dem Minister des Auswärtigen verfügt, von den Boden⸗ und Industrie⸗Erzeugnissen Deutschlands und seiner Colonien vom 21. Juli a. St. (2. August) an die Zölle mit einem 50 procentigen Zuschlag zu erheben. Dieser Zuschlag erfolgt für Waaren, die in den §§ 1 und 2, Punkt 2 des Gesetzes vom 1. Juni a. St. 1893 benannt nd, zu den durch dieses Gesetz stipulirten erhöhten für alle anderen Waaren zu den Zöllen, die durch den Tarif vom 11. Juni 1891 festgesetzt wurden. Die Verfügung tritt am 21. Juli a. St. in Kraft und erstreckt sich nicht auf Waaren, die bei dem Inkrafttreten er Verfügung in den Zollspeichern lagern, und ebensowenig auf Waaren, deren Frachtbriefe den Zollämtern im Laufe des ganzen 21. Juli a. St. bis zum Schluß der Zollamtsstunden zugehen werden. (Vgk. die Meldung unter den Telegrammen „Nach Schluß der Redac⸗
tion“ in der gestrigen Nummer d. Bl.) Java⸗Kaffee
Amsterdam, 2. August. (W. T. B.) good ordinarvy 51 ½. — Bancazinn 54 ¼. G New⸗York, 2. August. qc. T. B.) Die Börse eröffnete sehr est und schloß zu den höchsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 349 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 170 000 Unzen geschätzt. Silberverkäuse fanden nicht statt. Weizen eröffnete sehr fest und stieg einige Zeit auf festere Be⸗ ichte von allen Seiten und auf Deckungen der Baissiers, dann leb⸗ hafte Reaction auf Zwangsliquidationen, worauf infolge reger Kauf⸗ lust Erholung folgte. Schluß fest. — Mais steigend nach Eröffnung infolge großer Käufe, Festigkeit des Weizens und heißesten trockenen Wetters, worauf Abschwächung eintrat.
Chicago, 2. August. (W. T. B.) Infolge der gestrigen allissements hat auch die Firma Eggleston Söhne u. Comp. fallirt, die Transportgeschäfte für die Firmen Cudahy und
right besorgte. 1 (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) Die North⸗Ameri⸗ can Provision Company hat heute fallirt. Die Activen be⸗ Ficgen 9 halbe Million Dollars, die Höhe der Passiven steht noch icht fest.
Weizen fest und steigend, entsprechend dem Effectenmarkt sowie uf unbedeutendes Angebot und ungünstige Ernteberichte, später ge⸗ rückt auf die Meldung von dem Fallissement mehrerer Firmen.
Schluß infolge guter Exportnachfrage fest. — Mais fest und etwas teigend nach Eröffnung auf große Käufe und Kaufordres; dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest.
Verdingungen im Auslande.
— Niederlande.
16. Dezember, 12 Uhr. De Ministerie van Kolonien im Haag, im Ministerium daselbst:
Ausführung eines Durchstichs durch die Hügel zwischen dem
Solorivier und der Javazee in der Richtung von Pelangwot
nach Sidajoelawas, Abtheilung Sidajoe, Residentschaft
Soerabaya, Insel Java, als Unterabtheilung der Arbeiten zur
Berieselung und Entwässerung des Solo⸗Thales (Solovallei). Scchätzung 5 105 000 Fl. Loos, allgemeine Bedingungen und Zeichnungen Eegen Zahlung von 3,50 Fl. bei den Buchhändlern, Ge⸗ drüder van Cleef im Haag, Spui 28a, zu beziehen. Bei der Ein⸗ schreibung dürfen Abänderungen der Bedingungen, sofern sie zur Ver⸗ besserung des Werkes oder zur Verminderung der Kosten dienen, vor⸗ geschlagen werden.
An einem im „Nederlandsche Staatscourant“ noch näher zu be⸗
immenden Datum. De Departement van Kolonien: Lieferung von Schulmaterialien für den staatlichen niederen Unterricht in Niederländisch Indien an „het depôt van leermiddeln“ in Batavia.
Bedingungen liegen zur Einsicht aus in Amsterdam im Colonial⸗ Etablissement und sind zu beziehen von dem obengenannten Departe⸗ ment. Das Reglement über Verdingungen in Niederländisch Indien ist bei den Buchhändlern Gebrüder van Cleef im Haag, Spui 28a, für 0,15 Fl. erhältlich.
Serbien.
11. August, 11 Uhr. Direction des Taback⸗ und Salzmono⸗ pols in Belgrad: Lieferung folgender Waaren: 2 200 Rieß rosarothes Papier, 450 % 580 mm. Jedes Rieß
= 17 kg, 340 Rieß röthliches Papier, 680 % 680 mm. Rieß = 32 kg,
200 Ss. braungelbes Papier, 530 % 740 mm. Rieß = 600 Rieß weißes Papier für Bandrollen, 510 % 750 mm. satinirtes Papier zu
Rieß = 26 kg, 15 Rieß weißes Mundstücken, 520 % 600 mm. RNieß = 35 kg, 55 Rieß weißes, nicht satinirtes Papier zu Mundstücken, 520 600 mm. Rieß = 32 kg, 3 Rieß weißes satinirtes Papier zu Cigaretten. 500 % Rieß = 40 kg. Jedes Rieß zu 1000 Bogen. 2 500 000 Blätter Wachspapier, 120 % 240 mm, 500 000 Blätter Wachspapier, 138 % 215 mm, 20 000 000 Blätter Pergament⸗Imitation, 110 % 160 mm, 400 kg gelb satinirte Cartons (60 Bogen = 25 kg),
2
t vom 3. August, Morgens.
900
22 .⸗= F8 —
Wetter
8 GB.
18 4 *R.
“
Wetter.
0 Celsius
. Stationen.
Temperatur
mit Regen
in
50 C.
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim
Belmullet.. 751 3 bedeckt Aberdeen. 749 bedeckt Christiansund 751 SW Nebel Kopenhagen. 758 SW bedeckt Stockholm . 756 SW bedeckt Moskau 763 SSO wolkenlos
Uebersicht der Witterung.
Se 8bE“ . sich Phcaenhe epressionszone besteht fort, ebenso das Hochdruck⸗ 1111“ * gebiet über dem continentalen Europa. Ein tieferes Thiedemann. Anfang 6 Uhr. Minimum unter 745 mm liegt südlich von den und schreitet in ostnordöstlicher Richtung ort, s Fortdauer der veränderlicher Witterung
ü. 1 1e ; ins⸗ sind geöffnet. fsgen hag frilozen westlihen Wentent e Sonnabend: Neu einstudirt: Nanon. Komische
Oper in 3 Acten (frei nach einem Lustspiele der Herren Theaulon und d'’Artois) von F.
besondere für Norddeutschland wahrscheinlich ist. Am heutigen Morgen bestand über Deutschland eine mäßige südwestliche Luftströmung mit wechselnder
Bewölkung und gegen gestern etwas höherer, sich dem Richard Genée. Musik von Richard Genée. Regie: Verlobt: Frl. Cäthchen Marso mit Hrn. Pfarrer
Normalen nähernder Temperatur, auch gestern Feh Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Kroner.
fiel daselbst vielfach Regen.
1000 kg weiße Cartons, 68 % 97 mm (40 Bogen 500 kg . Cartons, 68 % 97 mm (60 Bogen 7000 kg weiße Cartons, 71 *% 87 mm (90 Bogen
500 kg weiße Cartons, 71 % 87 mm (100 Bogen
200 kg gelbe Cartons, 68 *% 97 mm (40 Bogen
250 kg gelbe Cartons, 68 % 97z: mm (60 Bogen
200 kg rothe Cartons, 68 % 97 mm (40 Bogen kg), 250 kg rothe Cartons, 68 % 97 mm (60 Bogen kg),
M5000 Bogen Sx
Bedingungen an Ort und Stelle. Caution für serbische Unter⸗
thanen 10 % und für Fremde 20 %.
Dänemark. Magistrat zu Kopenhagen (Ladegaarde
14. August. Contoir). Lieferung von: 788 Pfd. gebeuchtem Maschinen⸗Werggarn Nr. 1*
5 50 Ballen gebleichtem Twist Nr. 16, 3 1. 50 12
in der Zeit vom 1. September 1893 bis 28. Februar 1894.
Versiegelte Angebote nebst Proben mit der Aufschrift: „Garn- og Pvistleverance.“
Pedengüngen zur Ansicht an Ort und Stelle wochentäglich von 9—3 Uhr.
Egypten. 1 14. August. Kriegs⸗Ministerium in Kairo: Lieferung von 28 000 Bürsten verschiedener Art. Tasmanien.
30. Dezember. Stadtrath von Launceston (Tasmanien): Ein⸗ richtung der Beleuchtung der Stadt mittels Elektricität. Auskunft bei dem General⸗Agenten von Tasmanien, Victoriastreet 5, London, SW.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zw eite englische Post über Ostende vom 2. d. M. in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in England.
Bremen, 2. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Weimar“ ist am 1. August Nachm. auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Elbe“ ist am 1. August Vorm. in New⸗York angekommen. Der Postdampfer . H. Meier“ ist am 1. August Morgens in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Graf Bismarck' hat am 31. Juli Abends die Reise von Oporto nach Lissabon fortgesetzt. Der Postdampfer „Weser“ ist am 31. Juli Nachm. von Neapel via Gibraltar nach New⸗York abgegangen.
London, 2. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown an⸗ gekommen. Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Union⸗Dampfer „Anglian“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen.
8
Theater und Musik.
Im Lessing⸗Theater gelangt morgen „So z ersten Wiederaufführung nach den Ferien. Herr Emanuel Reicher wird bei dieser Gelegenheit die Rolle des Willy Janikow, die er bisher nur während der Gastvorstellungen im Wallner⸗Theater zur gebracht hat, zum ersten Mal im Lessing⸗Theater selbst Die Besetzung der übrigen Hauptrollen i die nämliche geblieben.
Im Kroll'schen Theater singt Herr Bötel morgen zum ersten Mal in diesem Jahre wieder die Partie des Masaniello in der Oper „Die Stumme von Portici“ von Auber. Signora Newada, welche auf der Durchreise in Berlin eintraf, ist von der Direction zu einem Gastspiel für einige Abende gewonnen worden und wird zunächst 1e “ in der Titelpartie von Bellini's „Nachtwandlerin“ auftreten.
Mannigfaltiges.
Ueber das Abschiedsfest, welches die Stadt Koblenz dem in diesem Herbst von dort scheidenden Königin Augusta⸗Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Nr. 4 am 1. d. M. auf dem festlich her⸗ ö großen Platz im Kernwerk des Forts Alexander gegeben hat, entnehmen wir einem Bericht der „Kobl. Ztg.“ die nachstehenden Mittheilungen. Für die Offiziere des Regiments und die Ehrengäste war in der Mitte des von Casematten und Wällen ITT Waffenplatzes ein großes Zelt errichtet. Eine für die übrigen Eingeladenen bestimmte Tafel war unter den Bäumen aufgestellt; die zwölf Compagnien des Regiments hatten sich in weiter Runde um das Offizierszelt gelagert. Um 5 Uhr Nachmittags traf der commandirende General des VIII. Armee⸗Corps, General der Cavallerie Freiherr von Loë mit dem Ober⸗Präsidenten der Rheinprovinz Nasse und dem Commandanten von Koblenz und Ehrenbreitstein General⸗Major von Wurmb ein und begrüßte das in dem Zelt mit dem Ober⸗Bürgermeister, den Bei⸗ geordneten und Stadtverordneten von Koblenz versammelte Offizier⸗Corps des Regiments. Nachdem das Regiment im Viereck sich um die vor dem Zelt errichtete Rednerbühne aufgestellt hatte, brachte der Com⸗ mandeur Oberst von Braunschweig in einer kurzen Ansprache ein Hoch
Anfang 7 ½ Uhr Deutsche Seewarte.
Cork, Queens⸗ town. 755 WNW 4 halb bed.
Cherbourg. 762 SW wolkig elder 2759 SW wolkig . 67658 S bedeckt¹) mburg.. 760 WSW Föbbedeckt winemünde 759 SSW Zwolkig ²)
Neufahrwasser 7611 SSW d wolkenlos
Memel 761 SSW 5 halb bed. )
Münster. 761 SSW Z halb bed.
Karlsruhe. 764 SW heiter)
Wiesbaden 764 SW bedeckts5)
ü 766 SW 5 halb bed. ⸗)
763 WNW 3 16
761 W 1
764 W
Anfang 7 ½ Uhr.
9 1 wolkenl.²) 14
¹) Nachts Gewitter. ²) Nachmittags Ferngewitter
nd Regen, Abends Regen. ³) Nachmittags Fern⸗ von der Berliner Concert⸗Kapelle, unter Leitung des Bildern. 2 Guthschmidt, und dem Orchester Im Belle⸗Alliance⸗Garten:
ilhelmstädtischen Theaters, unter Lei⸗
ewitter. ¹4) Nachmittags Regen. ⁵) Nachmittags, Kapellmeisters achts Regen. ⁶) Nachts Regen. ⁷) Nachmittags des Friedrich⸗
Theater⸗Anzeigen. Lessing⸗Theater.
Sonnabend: Rosmersholm. Sonntag: Am Tage des Gerichts.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. . A““ 17 Freitag: Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Acten von Meilhac und Halévy, bearbeitet von C. Haffner und R. Genée. Strauß. Anfang 7 ½ Uhr.
Kroll's Theater.
von Johannes Doebber.
VPictoria-Theater.
nfang 7 ½ Uhr. Militär⸗Doppel⸗Concert.
Rege tung des Concertmeisters Herrn Stiemer. — 1. Auf⸗! Specialitäten ersten Ranges.
In 1 Uhr: 889 hn e ummemnse Concert. i Berlin nirgends sonst zu sehen. — Elektrische 8 5 Uhr. Illumination. — Sämmtliche Sehenswürdigkeiten ““
Im prachtvollen Park: Doppel⸗Concert. Auf⸗ treten erster Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler. Anfang 6 Uhr. ““
Gastspiel des Herrn Heinrich Bötel. Die Stumme von Portici. Freitag: Sodoms Ende. (Masaniello: Herr Bötel.) Anfang 7 Uhr.
Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung
(Großes Concert im Sommer⸗Garten. Anfang Sonntags 4 Uhr, Wochentags 5 ½ Uhr.
Sonnabend: Der Schmied von Gretna⸗Green.
Romantische Oper in 3 Acten von Felix Dahn. Musik
Freitag:
Sonntag: Gastspiel des Herrn Heinrich Bötel.
Auftreten von Anfang 5 Uhr.
auf Seine Majestät den Kaiser aus. Die Versammlung stimmte
begeistert in den Ruf ein und sang die Nationalhymne. Zu einer Abschiedsrede auf das Regiment, das seit seiner Entstehung vor 33 Jahren der Stadt gewissermaßen als Bürger angehört habe, nahm nun der Ober⸗Bürgermeister Schüller das Wort. Er verlas im Ver⸗ lauf seiner Rede eine von ihm, den Beigeordneten und Stadtverordneten unterzeichnete Adresse, welche der Anhänglichkeit der Bürgerschaft an das Regiment Ausdruck verlieh. Der Redner schloß mit einem Hoch auf das Regiment, dem der Gesang der „Wacht am Rhein“ folgte. Nach⸗ dem darauf das Regiment festlich bewirthet worden, betrat der Oberst von Braunschweig nochmals die Tribüne, um den Vertretern der Stadt. den Dank des Regiments für das schöne Fest, für die in der Adresse niedergelegten freundlichen Gesinnungen und für die von der Koblenzer Bürgerschaft mit dem Regiment stets unterhaltenen guten Beziehungen auszusprechen. Mit einem donnernden Hoch bekräftigte das Regiment die Worte seines Commandeurs. Die Musik spielte das Peters'sche Rheinlied, das nun gemeinschaftlich ge⸗ sungen wurde. Hiermit schloß der officielle Theil der Feier, welche dann mit mancherlei hübschen und scherzhaften Aufführungen noch bis zum späten Abend fortgesetzt wurde.
Im städtischen Obdach befanden sich am 1. Juli d. F. 76 Familien mit 243 Personen, darunter 21 Säuglinge. Am 1. August war der Bestand 68 Familien mit 239 Personen, darunter 19 Säug⸗ linge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose daselbst benutzten im Laufe des Monats Juli 12 819 Personen, und zwar 11 983 Männer, 836 Frauen. Von diesen Personen wurden 16 dem Krankenhause Friedrichshain, 55 dem Krankenhause Moabit und 22 der Charité über⸗ wiesen, 315 (302 Männer, 13 Frauen) der Polizei vorgeführt.
Die Friedrich⸗Wilhelms⸗Anstalt für Arbeitsame,
welche den Zweck hat, Leuten, die durch Unglücksfälle, Krankheiten oder verbüßte Vergehen arbeitslos geworden sind, nach Maßgabe ihrer Kräfte und Fähigkeiten Beschäftigung zu verschaffen oder sie durch angemessene Beihilfen in den Stand zu setzen, sich selbst damit zu versehen, hat an Darlehen in dem Zeitraum vom 1. April 1892 bis Ende März 1893 an 646 Personen 57 430 ℳ bewilligt. — Die von Biedersee⸗Stiftung, welche der Friedrich⸗Wilhelms⸗ Anstalt für Arbeitsame als Zweigstiftung überwiesen und laut Testa⸗ ment zu Gunsten verheiratheter Handwerker und Arbeiter sowie selbst⸗ ständiger Arbeiterinnen in Berlin als Stiftung genehmigt worden ist, hat in der Zeit vom 1. April 1892 bis Ende März 1893 an Dar⸗ lehen 5645 ℳ ausgeliehen.
„Sprottau, 1. August. „W. T. B.“ meldet: Heute Mittag während des Appells schlug der Blitz in ein Stallgebäude des hiesigen Kasernements; ein Kanonier wurde durch den Blitzstrahl getödtet, drei andere Kanoniere betäubt.
Westerland, 1. August. Die hiesigen Nordseebäder sind am heutigen Tage in den Besitz der Gemeinde Westerland übergegangen. Diese hat die Concession und sämmtliche Badeeinrichtungen von dem bisherigen Besitzer und Director, Herrn Dr. Pollaesek käuflich über⸗ nommen und die Leitung des Badebetriebs bis auf weiteres dem Mitglied der bisherigen Direction Herrn von Holtzendorff über⸗ tragen. Der Betrieb des Bades, das schon vielen Tausenden die ge⸗ suchte Erholung und Erfrischung gebracht hat und seines schönen Strandes und der vortrefflichen Einrichtungen wegen wohlverdienten Ruf genießt, erleidet durch den Besitzwechsel keinerlei Unterbrechung.
Wien, 1. August. In dem Gebäude des technischen Militär⸗ comités explodirte laut Meldung des „W. T. B.“ ein Hohl⸗ geschoß beim Einschieben einer Ecrasitbüchse. Ein Soldat wurde getödtet, ein anderer schwer verwundet. Das Gebäude ist beschädigt.
Paris, 3. August. In dem Tunnel von Poͤre Lachaise fand laut Meldung des „W. T. B.“ gestern ein Zusammenstoß zwischen zwei Zügen der Gürtelbahn statt, bei welchem 59 Personen unerheblich verletzt wurden. Das versperrte Geleise ist heute früh wieder freigelegt worden.
Kiew, 1. August. In einem Benzinlager auf dem Dumski⸗ platz fand, wie der „Voss. Z.“ gemeldet wird, eine Benzin⸗ Explosion statt. Der größte Theil des Gebäudes ist vernichtet; vierzehn Personen sind todt; viele Vorübergehende wurden durch Mauerstücke verwundet.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 1
Kiel, 3. August. (W. T. B.) Während der gestern auf dem Flagaschi „Baden“ erfolgten Explosion befand sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen mit dem Admiral Schröder und dem Commandanten auf der Commandobrücke. Der Prinz betheiligte sich eifrigst an den Hilfeleistungen für die Verwundeten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
treten der Liedersängerin Kassai Aranka, Auf⸗ Brillante Illumination durch 25 000 Gas⸗ treten des sächsischen Humoristen Zocher, der Wiener Duettisten Rosa und Rudolf Riedel, der Soubrette
flammen. Sonnabend: Frau Venus. Anfang 7 ½ Uhr.
Im Garten: Italienische Nacht. Doppel⸗ Auftreten von Specialitäten ersten
Familien⸗Nachrichten.
Zell und
Crüsemann (Dinker, Kreis Soest — Heimsen). — Frl. Anna Wolf mit Hrn. Prem.-Lieut. Carl von Schierstedt (Metz). — Frl. Margarete Jesdinszki mit Hrn. Lieut. Ernst Vahlbruch (Breslau— Posen). .
Geboren: Eine Tochter: 8* Oberlehrer Dr. Keßler (Solingen). — Hrn. Hauptmann Bickel (Rastatt). — Hrn. Regierungs⸗Rath Dr. Hans Piutti (Münster i. W.). 1
Gestorben: Hr. Forstmeister a. D. Adolf von Chamisso (Naumburg g. S.). — Verw. Fr. Ritter⸗ gutsbesitzer Pauline John, Fgeb. Montua (Moy⸗ thiemen). — Fr. Pastor Anna geb. Kramer (Großtreben). — Hr. Pfarrer Heinrich Ilgner (Fischbach in Schles.)
Redacteur: J. V.: Siemenroth.
Halévy it Belle⸗Alliancestraße 7/8. Berlin: ——= n. Musik von Johann Freitag: Zum 77. Male mit vollständig neuer Aus⸗
stattung: Frau Venus. Modernes Märchen (großes 5 Im Park: Großes Doppel⸗Concert, ausgeführt Aucstattungsstüch mit Gesang und Ballet in 12 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Verlag der Expedition (F. V.: Heidrich).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
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Statistik und Volkswirthschaft.
Die Geschäftsergebnisse bei den preußischen und waldeckischen Justizbehörde während des Jahres 1892.
Bei den preußischen und waldeckischen Amtsgerichten wurden
an bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten nach dem „Justiz⸗
Ministerial⸗Blatt“ im Laufe des Jahres 1892 2 841 852 Sachen an⸗ hängig. Davon waren Sühnesachen (einschließlich 10 873 Ehesachen) 14 027, Mahnsachen 1 488 620, gewöhnliche Prozesse 910 401, Ur⸗ kundenprozesse (einschließlich 128 152 Wechselprozesse) 129 559, Entmündigungssachen 3488, Aufgebotsverfahren 9944, Arreste und einstweilige Verfügungen 40 126, Anträge außerhalb eines bei dem Gericht anhängigen Rechtsstreites 25 945, Vertheilungsverfahren 1998, Zwangsversteigerungen von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens 19 976, mwangevefwaltngen 4215 und andere Anträge, betreffend Zwangsvollstreckung, 193 553. Mit Ausschluß der Termine, in welchen lediglich Entscheidungen verkündet, sowie anderer Termine, welche ohne mündliche Verhandlung erledigt worden, betrug die Zahl der mündlichen Verhandlungen in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten 1 362 254, von denen 609 700 contradictorische Verhandlungen waren und 240 366 in früheren Jahren anhängig gewordene Sachen zum Gegenstand hatten. — Konkursverfahren waren 8037 anhängig, darunter 3502 überjährige. Beendet wurden 4187 Konkursverfahren und zwar durch Zurückweisung des Antrags auf Konkurs⸗ eröffnung 744, 8 chlußvertheilung 1776, durch Zwangsvergleich 1174, auf andere Art 493. Von den in nichtstreitigen An⸗ elegenheiten anhängigen Sachen erstreckten sich auf Vormund⸗ schaften und Pflegschaften 1 460 850, auf Auseinandersetzungen und Erbtheilungen 38 895, auf Stiftungen 1087, auf Verwahrungen 33 704, darunter 24 660 vorläufige und 9044 solche von Werthpapieren auf Namen, auf welche die Zahlung nicht jedem Inhaber geleistet werden kann. Die öffentlichen Register wiesen 229 651 Eintragungen, 26 603 Löschungen nach. Von den ersteren entfielen auf Handelsfirmen 107 559, Procuren 18 852, Handelsgesellschaften 27 623, Genossen⸗ chaften 3475, Wassergenossenschaften 36, Waarenzeichen 7593, Muster 48378, Schiffe 2361, Vorrechte 13 774; von den letzteren dagegen auf dedesg 6684, Procuren 1954, Handelsgesellschaften 2582, enossenschaften 104, Wassergenossenschaften 1, Waarenzeichen 204, Muster 14 896, Schiffe 166, Vorrechte 12. Die Grundbuchsachen nach der Grundbuchverfügung vom 5. Mai 1872 umfaßten 1 145 356 Einschreibungsverfügungen, 370 683 Blätter, auf denen der Erwerb des Eigenthums an Grundstücken ö ist, 448 059 übertragene
Grundstücke, 202 283 übertragene Posten, 727 439 sonstige Eintragungen,
578 375 Löschungen und 184 040 Blätter, auf denen Eintragungen behufs der Zurückführung auf die Steuerbücher bewirkt sind. Die 759 051 Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Beurkundungen und Bestätigungen) vertheilen sich mit 567 520 auf Grundbuchsachen (Auflassungserklärungen, Eintragungsanträge, Eintragungsbewilligungen u. s. w.), mit 191 531 auf Ertheilung einer Erbbescheinigung, An⸗ und Aufnahmeletztwilliger Verfügungen, freiwillige Versteigerungen von unbe⸗ weglichen Gegenständen u. s. w. — An Strafsachen waren anhängig 638 224, darunter Privatklagesachen 71 250, Anträge auf Erlaß von Straf⸗ befehlen mit Ausschluß der Strafbefehle in Forstdiebstahlssachen 115 933, Anklagesachen wegen Vergehen 242 552, Anklagesachen wegen Uebertretungen 204 556, Voruntersuchungen 3933. Außerdem wurden 176 771 Strafbefehle in Forstdiebstahlssachen und 395 580 einzelne richterliche Anordnungen erlassen. Hauptverhandlungen fanden 489 789 statt, davon 424 542 vor dem Schöffengericht und 65 247 vor dem Amtsrichter. Durch die ergangenen Urtheile in erster Instanz wurden verurtheilt 390 598 Personen, darunter durch Urtheile des Schöffengerichts 333 784, freigesprachen 102 790 Personen, darunter durch Urtheile des Schöffengerichts 99 835. Unter den beendeten Strafsachen befanden sich 72 Wiederaufnahmeverfahren, von denen 55 zu Gunsten der Verurtheilten, 17 zu Ungunsten der Angeklagten aus⸗ fielen. — In Rechtshilfesachen wurden 394 426 Ersuchen an das Amtsgericht, 42 575 an die Gerichtsschreiberei gerichtet.
Bei den Landgerichten wurden an bürgerlichen Rechts⸗ streitigkeiten in erster Instanz vor den Civilkammern 102 691 und vor den Kammern für Handelssachen 43 943 Sachen anhängig Vor den ersteren waren gewöhnliche Prozesse 74 527, Urkunden⸗ und Wechselprozesse 14 234, Arreste und einstweilige Verfügun⸗ gen 7658, Prozesse in Ehesachen 6214 und Prozesse in Ent⸗ mündigungssachen 58; von den letzteren gewöhnliche Prozesse 17 486, Urkunden⸗ und Wechselprozesse 25 561, Arreste und einstweilige Verfügungen 896. Die Zahl der in der Be⸗ rufungsinstanz anhängig gewordenen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten belief sich auf 3005 1, darunter 29 825 gewöhnliche Prozesse, 226 Urkunden⸗ und Wechselprozesse. Mündliche Verhandlungen in erster Instanz fanden vor den Civilkammern 145 870, darunter 77 457 contradictorische und vor den Kammern für Handelssachen 47 212, darunter 16 026 contradictorische statt. Die Zahl der mündlichen Verhandlungen in der Berufungsinstanz betrug 51 647, darunter 39. 775 contradictorische und in der Beschwerdeinstanz 68. — In Strafsachen waren Vor⸗ verfahren 434 001, darunter Voruntersuchungen 16 743, Hauptverfahren vor den Schwurgerichten 3805, vor den Strafkammern wegen Verbrechen 26 814, wegen Vergehen 35 849. Von den Angeklagten wurden ver⸗ urtheilt vor den Schwurgerichten 3314, freigesprochen 1181, vor den Strafkammern in erster Instanz verurtheilt 71 578, freigesprochen 12 742. Die von den Strafkammern in der Berufungsinstanz gefällten Urtheile lauteten in 12 880 Fällen auf Aufhebung des ersten Urtheils und in 20 720 Fällen auf Verwerfung der Be⸗ rufung. Unter den beendeten Strafsachen befanden sich 142 Wiederaufnahmeverfahren, von denen 126 zu Gunsten des Ver⸗ urtheilten ausfielen und zwar durch fofortige Freisprechung 25, Auf⸗ hebung des früheren Urtheils 92, Aufrechterhaltung des früheren Ürtheils 9, während 16 Verfahren zu Ungunsten des Angeklagten und zwar 9 durch Aufhebung und 7 durch Aufrechterhalung des früheren Urtheils beendet wurden. 4
Bei den Ober⸗Landesgerichten wurden an bürger⸗ lichen Rechtsstreitigkeiten in der Berufungsinstanz während des vorigen Jahres 12 377 Sachen anhängig. Diese vertheilten sich mit 11 525 auf gewöhnliche Prozesse, mit 202 auf Urkunden⸗ und Wechselprozesse und mit 650 auf Ehe⸗ und Entmündigungs⸗ sachen. Mündliche Verhandlungen fanden 21 159, darunter 15 972 contradictorische statt. — An Sachen der nichtstreitigen Gerichts⸗ barkeit erster Instanz waren 1442 anhängig, darunter 277 Lehnssachen, 990 Fideicommißsachen, 147 Stiftungssachen und 28 Vormundschafts⸗ und Pflegschaftssachen. — Die Zahl der anhängig gewordenen Beschwerden betrug 4861, darunter 1372 in Angelegen⸗ heiten, in denen das Amtsgericht in erster Instanz entschieden hatte und 3489 in Angelegenheiten, in denen das Landgericht in erster Instanz entschieden hatte. Weitere Beschwerden in Angelegenheiten der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit und in Kostensachen waren 514 anhängig. — An Strafsachen waren anhängig: 13 Re⸗ visionen gegen Urtheile in erster Instanz, 2732 Revisionen gegen Ürtheile in der Berufungsinstanz. Von den Hauptverhandlungen betrafen die ersteren 11, die letzteren 2044. Von den Urtheilen lauteten bei den Revisionen gegen Urtheile erster In tanz 6 auf Auf⸗ hebung des ersten ÜUrtheils, 5 auf Verwerfung der evision; bei den Revisionen gegen Ürtheile der Berufungsinstanz 378 auf Aufhebung des Perufungzurtheils und 1623 auf Verwerfung der Revision.
“ v
schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 3. August
Congreß von Silberinteressenten.
Der Congreß von Silberinteressenten in Chicago nahm gestern, wie ein weiteres Wolff'sches Telegramm meldet, den Bericht seines Ausschusses entgegen, in welchem dagegen protestirt wird, daß die finanzielle Politik der Vereinigten Staaten von der Meinung oder Politik fremder Regierungen abhängig gemacht werde. Das einzige Heilmittel gegen die finanzielle Krise sei die Eröffnung aller amerikanischen Münzen für Gold und Silber mit Beibehaltung des alten Werthverhältnisses von 16 zu 1. Die Shermanacte trage nicht die Schuld an der jetzigen finanziellen Lage.
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Zur Arbeiterbewegung. Ueber den großen Ausstand der englischen Berg⸗ arbeiter liegen Penh Meldungen vor:
Der Zeitung „Sun“ zufolge wird in der nächsten Woche ein internationales Comité von Bergleuten in London zu⸗ sammentreten, um festzustellen, ob die Bergarbeiter des Continents angesichts des englischen Bergarbeiterausstandes die englischen Berg⸗ leute direct unterstützen oder sich nur weigern sollen, Kohlen nach England zu verladen. Der Vorsitzende des Bergmanns⸗ Vereins Pickard behauptet, daß aus Deutschland bereits die Zu⸗ sicherung eingetroffen sei, die Bergarbeiter würden die Kohlenverladung nach England verweigern. — Der „Köln. Htg; wird aus London vom 1. August geschrieben: Infolge des Ausstandes der Bergleute stiegen gestern die Preise auf der Londoner Kohlenbörse um einen Shilling. Beste Wallsend⸗Kohle kostet heute 20 Shilling die Tonne gegen 18 am Freitag. Nach Veröffentlichung dieser Preise beriefen die Kohlenhändler eine Versammlung und beschlossen, nun auch ihre Preise für die kleinen Wiederverkäufer um einen Schilling zu erhöhen. Auf der Morley⸗Grube bei Dewsbury kamen Unruhen vor. Dort waren etwa hundert Bergleute an drei Maschinen, welche die Kohlen mit Dampf fördern, beschäftigt. Dies erregte den Unwillen der Aus⸗ ständigen, die sich an den Arbeitenden vergriffen und sie mit Steinen bewarfen. Telegraphisch wurde Polizeiverstärkung von Dewsbury ver⸗ langt, die Unruhen waren bald unterdrückt. — In Nord⸗Staffordshire haben die Bergleute nun auch gekündigt und legen am 12. August die Arbeit nieder. Eine unmittelbare Folge des Ausstandes ist, daß die größeren Töpfereien in diesen Bezirken geschlossen werden müssen. In Bolton schloß gestern eine große Eisen⸗ und Stahlfabrik ihre Thore, weil sie keinen Kohlen⸗ vorrath besaß. Viele Fabriken brennen jetzt Hauskohlen, da Dampfkohlen nicht zu erlangen sind. Im Londoner Ostende hat eine der größten Fabriken ihren Arbeitern gekündigt, da sie jeden Augenblick Kohlenmangel befürchtet. Die Midland⸗Eisen⸗ bahn hat ihr Schäfchen aufs Trockne gebracht, indem sie den ganzen Kohlenvorrath der Denoby⸗Grube in Yorkshire, etwa 50 000 t, ange⸗ kauft hat; die große Nordeisenbahn dagegen hat nur einen auf 10 Tage ausreichenden Kohlenvorrath.
In Barmen haben, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, 32 Arbeiter der Horn⸗ und Holzdrechslerei von Fritz Heuser wegen einer Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.
In Magdeburg fanden am Dienstag Abend wieder vier socialdemokratische Versammlungen statt, in welchen der „Madb. Ztg.“ zufolge über den Boycott als Kampfmittel für die Organisation verhandelt wurde; man nahm Entschließungen an, in denen die Aufrechterhaltung des Boycotts gegen die Brauereien und Saalbesitzer gefordert wird. In einer der Versammlungen erklärten die „unabhängigen“ Socialdemokraten, sich nicht um die Boyecott⸗ beschlüsse kümmern zu wollen.
In Erfurt fand am Sonntag der Parteitag der thüringischen Socialdemokraten statt. Anwesend waren 70 Abgefandte, die 42 Orte vertraten. Bei Erstattung des Berichts der Agitationscommission entspann sich, wie wir der „Ger. Ztg.“ entnehmen, eine lebhafte Debatte, indem mehrere Redner sich miß⸗ fällig über die Thätigkeit dieser Commission aussprachen. Der Parteitag verlief tumultuarisch und resultatlos.
Hier in Berlin fand gestern Abend eine Versammlung von „unabhängigen“ Socialdemokraten und Anarchisten statt, in der zwei Vertreter für den internationalen Congreß in Zürich gewählt wurden.
Im Anschluß an den internationalen Socialistencongreß in Zürich wird dort auch ein internationaler Eisenbahnarbeiter⸗ Congreß am 14. August abgehalten werden. Bis jetzt sind, wie „W. T. B.“ meldet, Delegirte aus England, Oesterreich, Frank⸗ reich, Italien und Holland angemeldet. Die Tagesordnung wird Anträge enthalten über die internationale Organisation (Secretariat und Kasse), die Gesetzgebung (Einführung der einschlägigen schweizerischen Gesetze in den übrigen Ländern) und die Erklärung der Solidarität des Bundes bei Strikeangelegenheiten. Als nächstjähriger Congreßort wird Paris vorgeschlagen.
In Genf ist, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, ein Aus⸗ stand der Maurer, großentheils Italiener, ausgebrochen; am Dienstag haben sich die Erdarbeiter und Handlanger angeschlossen. Die 6 Feiernden beträgt 1400.
8 1 Land⸗ und Forstwirthschaft. Verzeichniß der Vorlesungen und praktischen Uebungen an der Königlichen Thierärztlichen Hochschule zu Berlin im Winter⸗Semester 1893/94.
8 1) Müller, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Anatomie, Dienstag von 10—11 Uhr und Sonnabend von 9—10 Uhr und täglich von 1—2 Uhr, Sstündig. Anatomische Uebungen, täglich von 10—1 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Schmaltz.
2) Dr. Schütz, Professor: Specielle pathologische Anatomie, täglich von 12—1 Uhr, 6 stündig. Sections⸗ und bakteriologische Uebungen, täglich von 10—12 Uhr in Gemeinschaft mit Repetitor Casper.
9 Dr. Dieckerhoff, Professor: Specielle Pathologie und Therapie, täglich von 8—9 Uhr, 6 stündig. Klinik für größere Haus⸗ thiere, Abtheilung für innere Krankheiten und Gewährmängel, täglich von 10 — 12 und von 3—4 Uhr. Propädeutik in der medizinischen Klinik, 4 mal wöchentlich von 10—10 ½ Uhr. .
4) Dr. Munk, Professor: Physiologie, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9—10 Uhr und Donnerstag von 9— 11 Uhr, 5 stündig.
5) Dr. Möller, Professor: Specielle Chirurgie, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 9—10 Uhr, 4 stündig. Klinik für größere Hausthiere, Abtheilung für äußere Krankheiten, täglich von 10 — 12 und von 3—4 Uhr. Operations⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 2—4 Uhr in Gemeinschaft mit Repetitor van Straaten. Propädeutik in der chirurgischen Klinik, 4 mal wöchent⸗ lich von 10—10 ½ Uhr. .
6) Dr. Pinner, Professor: Anorganische Chemie, Mittwoch, Feitag und Sonnabend von 5—7 Uhr, 6 stündig. Chemische Uebungen,
ienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 3— 5 Uhr in Gemeinschaft mit Dr. Knudsen. 8 7) Eggeling, Professor: Seuchenlehre und Veterinärpolizei,
——
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8—9 Uhr, 4 stündig. Encyklopädie und Methodologie, Montag und Donnerstag von 9— 10 Uhr, 2 stündig. Ambulatorische Klinik.
1893.
8) Dr. Fröhner, Professor: Pharmakologie und Toxikologie II, Montag, Sonnabend von 9— 10 Uhr, Donnerstag von 4—5 Uhr, 3 stündig. Klinik für kleinere Hausthiere, täglich von 10—12 und von 3 — 4 Uhr. Harnuntersuchungen für die klinische Propädeutik, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 4—5 Uhr.
9) Dr. Schmaltz, Professor: Embryologie, Mittwoch und Frettnms von 8—9 Uhr, 2stündig. Geschichte der Thierheilkunde,
ontag und Sonnabend von 4—5 Uhr, 2stündig. Anatomische Uebungen, von 10—1 Uhr in Gemeinschaft mit Geheimen Regierungs⸗ Rath, Professor Müller. Exenterir⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 5—8 Uhr. .“
10) Dr. Ostertag, Professor: Krankheiten des Hufes, Diens⸗ tag und Mittwoch von 2— 3 Uhr, 2 stündig. Theorie des br eschlags, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend von 8—9 Uhr, 3 stündig. Fleischschau, Mittwoch von 8—9 Uhr und Freitag von 8—10 Uhr, “ ö“ für größere Hausthiere, täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr.
11) Dr. Wittmack, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Dienstag und Mittwoch von 5—6 Uhr, 2 stündig.
12) Dr. Börnstein, Professor: Physik, Dienstag, Mittwoch .
und Donnerstag von 3—4 Uhr, 3 stündig. 1
13) Dr. Werner, Professor: Allgemeine Thierzucht, Montag und Sonnabend von 9—10 Uhr, 2 stündig. Schafzucht, Sonnabend von 12—1 Uhr, 1stündig. “
14) Marks, Prosector: Anatomische und physiologische Re⸗ petitorien, 3 Stunden in der Woche. 8 8
15) Schaumkell, Repetitor der medizinischen Klinik: Assistenz in der Klinik. Repetitorium der speciellen Pathologie und Therapie, Dienstag und Mittwoch von 5—6 Uhr.
16) van Straaten, Revpetitor der chirurgischen Klinik: Assistenz in der Klinik. Operations⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 2—4 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Möller. Repetitorium der Chirurgie, Freitag und Sonnabend von 5—6 Uhr. —
17) Casper, Repetitor der pathologischen Anatomie: Sections⸗ und bakteriologische Uebungen, täglich von 10—12 Uhr in Gemein⸗ schaft mit Professor Dr. Schütz. 1
18) Dr. Knudsen, Assistent der Chemie: Chemische Uebungen, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 3— 5 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Pinner. Chemische und physikalische Repetitorien, täglich von 6—7 Uhr.
19) Dr. Eschbaum, Avpotheker: Pharmaceutische Uebungen, täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr. Pharmakogno 8 Repeti⸗
9 4 r.
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tag, M ttwoch und Donnerstag von 4—5 Uh
Literatur.
Prachtwerke.
Von dem Prachtwerk „Orientreise des Großfürsten⸗ Thronfolgers von Rußland“ von Fürst Uchtomskij“ (Leipzig, F. A. Brockhaus) liegen uns die Lieferungen 3 bis 6 vor. Sie beginnen mit dem Besuche von Olympia, dessen Aufdeckung deutscher Opferwilligkeit und deutscher Wissenschaft zu danken ist, was die hohen Reisenden unumwunden anerkannten. Auf der Fahrt nach Athen wurde auch der Isthmus von Korinth mit dem im Bau befindlichen Kanal besichtigt. Glänzend war der Empfang in Aegypten; infolgedessen trägt auch die Schilderung der Fahrt durch den Suezkanal und des Einzugs in Kairo ein besonders anziehendes Gepräge. Namentlich gilt dies von der Beschreibung des Aufenthalts in Kairo, wo das moderne Leben und die arabische Kunst eine gleich anschauliche Darstellung erfahren wie die unvergänglichen Reste alt⸗ ägyptischer Cultur. Geschmückt sind die vier Lieferungen mit 28 treff⸗ lichen Illustrationen, darunter 5 Vollbilder. An Porträts finden wir die des verstorbenen Khedive Tewfik Pascha und des Prinzen Georg von Griechenland, desselben, der im weiteren Verlauf der Reise den Großfürsten⸗Thronfolger aus den Händen eines Meuchel⸗ mörders befreite.
Naturkunde. .
„Der Zoologische Garten“. Zeitschrift für Beobachtung, Pflege und Zucht der Thiere. Frankfurt a. M. Mahlau und. Wald⸗ schmidt. — Bereits bis zum 24. Jahrgang ist diese Zeitschrift, das Organ der zoologischen Gärten Deutschlands, gediehen. Man kann aus jedem Heft entnehmen, wie die Gärten nicht nur zur Be⸗ lehrung und Freude für die Besucher da sind, sondern in hohem Maße der Erweiterung der gründlichen und sicheren Kenntniß des Zoologen dienen. Die mitgetheilten Thiergeschichten sind verbürgt, z. B. E. 48 der letzten Nummer: „Rauben die Raubvögel unterwegs, wenn sie eine Oceanreise unternehmen?“ und damit wird auch bei einem weiteren Leserkreis Interesse für die Zeitschrift erweckt.
Reisebücher ec.
Kießling's Wanderbücher. Wanderbuch für die Mark Brandenburg, bearbeitet von Dr. E. Albrecht und Dr. B. Graupe. Erster Pheil: Nähere Umgegend Berlins, mit 8 Karten. Zweite, verbesserte und erweiterte Auflage. Berlin, Verlag von Alexius Kießling, SW., Kleinbeerenstraße 26. (8 Bogen, 128 S. kl. 80, elegant gebunden 1,50 ℳ) — Die erste Auflage dieses vor einem Jahre erschienenen Werks, über das wir seiner Zeit be⸗ richteten, ist bereits vergriffen — ein Beweis, daß seine auf präcise Behandlung gerichtete Eigenart dem Publikum zugesagt hat. Von einem Wanderbuch, das seinem Zweck soll, darf man verlangen: eine kritische Auswahl lohnender Ausflugs⸗ ziele, die auf angenehme Weise zu erreichen sind; eine eingehende, jeden Zweifel ausschließende Wegbeschreibung; verläßliche Entfernungs⸗ angaben, damit der in der Zeit beschränkte Wanderer den Anschluß an die Verkehrsmittel nicht verfehlt; gute Karten für Gebiete, in denen die Orientirung schwieriger ist oder der Besucher für Ab⸗ weichungen von den besprochenen Wegen freie Hand zu behalten wünscht. Diesen Anforderungen hat das „Wanderbuch für die Mark Brandenburg“ mehr als andere Werke ähnlicher Art entsprochen. Die vorliegende neue Bearbeitung zeigt, daß die Erfahrungen der Zwischenzeit ihm in vieler Beziehung zu gute gekommen sind. Manche Stellen haben eine noch praktischere Gestaltung erfahren; nicht wenige neue Wege und Ziele sind hinzugefügt worden; vor allem wird die Bereicherung durch drei neue Specialkarten für die Umgebung der Saubucht und des FSx und den Park von Sanssouci willkommen sein. Als ein
ewährtes Hilfsmittel, wie eines solchen der denkende Tourist bedarf,
und als die vollständigste Darstellung der Umgegend Berlins, soweit sie in landschaftlicher, geschichtlicher und kunsthistorischer Beziehung besucht zu werden verdient, seien die hübsch ausgestatteten beiden Theile allen Freunden der märkischen Heimath empfohlen.
— Der Chiemsee, von Max Haushofer. „Europäische Wanderbilder.“ Nr. 215. Zürich, Verlag von Orell Füßli. (Pr. 50 ₰.) — Dieses neueste „Wanderbild“ der wohlbekannten Sammlung schildert in Wort und Bild den lieblichen Chiemsee in Bayern mit seinen reizenden Ufern und den beiden Inseln, auf deren einer das stolze, dem Königspalast von Versailles nachgebildete Prunk⸗ scloß Herrenchiemsee sich erhebt. Schaaren von Besuchern stellen ich alljährlich ein, um den Prachtbau zu bewundern. Diesen bietet das kleine, mit vierzehn Abbildungen geschmückte Buch eine will⸗ kommene Führung durch die Umgebung des Sees und auf die roman⸗ tischen Inseln.