1893 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Preußen. Berlin, 7. August.

beine Majestät der Kaiser und König haben Cowes heute Vormittag verlassen und gedenken morgen Vor⸗ mittag 9 Uhr in Helgoland einzutreffen.

UMeber den Seiner Majestät des Kaisers in

Portsmouth und die letzten Tage des Aufenthalts in Cowes entnehmen wir den Meldungen des „W. T. B.“ noch Folgendes:

Seine Majestät der Kaiser besichtigte am Sonnabend mit Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von York das Arsenal n/ Portsmouth. Zum Empfang waren Seine Königliche Hoheit der Herzog von Connaught und der comman⸗ dirende Admiral Lord Clanwilliam anwesend. Seine Majestät inspicirte sodann mit Ihren Königlichen Hoheiten die beiden im Bau befindlichen Kriegsschiffe „Ramillies“ und Crescent“ und fuhr darauf mittels Extrazugs nach Whale Island, dem Hauptquartier der Schießschule. Nach der Rück⸗ kehr nach Portsmouth nahm Seine Majestät mit den Herzogen

das Frühstück bei dem Admiral Clanwilliam ein und kehrte hierauf nach der Insel Wight zurück.

In Cowes fand nach der Ankunft Seiner Majestät an Bord eer Nacht „Hohenzollern“ ein Empfang statt, bei welchem auch der Herzog und die Herzogin von Connaught sowie der Prinz und

die Prinzessin Heinrich von Battenberg erschienen. In⸗ hscen unternahm Ihre Majestät die Königin Victoria eine Rundfahrt um die YNachten und Kriegsschiffe, welche auf der Rhede lagen. Die deutschen Kriegsschiffe gaben dabei den Ehrensalut ab, und die Musikkapelle auf der Nacht „Hohenzollern“ spielte die englische Nationalhymne. Nach der

üͤckkehr nach Osborne gab Ihre Majestät die Königin im dortigen Schlosse ein Diner, bei welchem Seine Majestät der Kaiser zur Rechten Ihrer Majestät Platz nahm. Auch Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales sowie die übrigen Fürstlichkeiten nahmen an dem Diner Theil.

Während des gestrigen Sonntags verblieb der Kaiser auf der Nacht „Hohenzollern“ und wohnte Vormittags dem an Bord abgehaltenen Gottesdienst bei. Abends fand bei Ihrer Majestät der Königin ein Diner statt, an welchem Seine Majestät der Kaiser und die Mitglieder der Königlichen Fa⸗ milie theilnahmen

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Das „Marine⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Ordre, betreffend das Gehalt beim Urlaub:

„Ich bestimme, daß die im Bereich Meiner Marine zur Ertheilung eines Urlaubs von drei Monaten berechtigten Stellen in Ausnahme⸗ fällen das Gehalt auf die ganze Dauer des von ihnen bewilligten Urlaubs belassen können, und ermächtige Sie, die hieraus sich erge⸗ benden Aenderungen der EEE1“ für die Marine im

rieden anzuordnen. Schloß in Kiel, den 25. Juli 1893. Wilhelm. In Vertretung des Reichskanzlers. Hollmann. An den Reichskanzler (Reichs⸗Marine⸗Amt).

1 Das Cirkular des russischen Finanz⸗Ministers vom 20. Juli/1. August d. J., betreffend die Erhebung eines weiteren 50procentigen Zuschlages für deutsche Provenienzen vom 21. Juli/2. August ab, lautet in Uebersetzung wie folgt:

„Auf Grundlage des Allerhöchsten Befehls vom 16. Juli d. J. über die Erhebung besonders erhöhter Zollsteuern hat der “] nach Vereinbarung mit dem Minister des

eußern folgende Verfügungen getroffen: .

A. Von den Erzeugnissen des Bodens und der Industrie Deutschlands und seiner außereuropäischen Colonien ist ein Zollzuschlag von 50 Proc. zu erheben. Dieser Zuschlag wird für die Waaren, welche in den Art. 1 und 2 des § II des Gesetzes vom 1. Juni 1893 (Cirkular des Finanz⸗ Ministers vom 14. Juli d. J.) genannt sind, nach den erhöhten Zöllen berechnet, wie sie in diesem Gesetz festgesetzt sind; für alle übrigen Waaren nach den durch den Tarif vom 11. Juni 1891 festgesetzten Zöllen.

B. Diese Bestimmung tritt am 21. Juli d. J. in Kraft.

C. Die Wirkung dieser Bestimmung erstreckt sich nicht auf die Waaren, welche bei dem Inkrafttreten der Bestimmung J9. im Zollspeicher liegen, ebenso nicht auf die Waaren, eren Frachtbriefe den Grenz⸗ oder Hafen⸗Zollämtern im Laufe des Hangen 21. Juli, bis zum Schluß des Zollamts, eingereicht vFIXX“X“ 1“

8 Nach amtlicher Mittheilung der hiesigen Kaiserlich russischen Botschaft beabsichtigt die russische Regierung, auch den inländischen Zolltarif Deutschland gegenüber um fünfzig Procent zu erhöhen. 8

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Der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant Edler von der Planitz II. hat Berlin verlassen.

Der Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General⸗Lieutenant von Hoffbauer ist hierher zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte in Hamburg Freiherr von Thielmann ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschaͤfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.

Der Königliche Gesandte beim Päpstlichen Stuhle, Wirk⸗ liche Geheime Rath von Bülow hat einen 82 Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des Gesandten fungirt der Legations⸗Secretär Dr. Mumm von Schwarzenstein als Geschäftstraͤger.

Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Hohenthal und Bergen hat Ullerha mit längerem Urlaub verlassen. Während seiner Aegesenhest 2299 der Legations⸗Secretär von Stieglitz als Geschäfts⸗

räger.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath beim Fechnungaßofe des Deutschen Reichs Raffauf ist von seiner Urlaubsreise nach Potsdam zurückgekehrt. 1

““

Der Oberpfarrer Schmitz meldet, zum Weihbischof in Köln ernannt worden.

S. M. Kreuzer „Schwalbe“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Oelrichs, ist am 4. August in Cowes angekommen und am 6. d. M. wieder in See gegangen.

S. M. S. „Gneisenau“, Commandant Corrvetten⸗ Capitän Stubenrauch, ist am 5. August von Cowes in See gegangen.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Walther, ist am 4. August in Loando angekommen und beabsichtigt am 10. August wieder in See zu gehen.

Kiel, 5. August. Heute Nachmittag 3 Uhr fand unter überaus zahlreicher Betheiligung die feierliche Bestattung der auf dem Panzerschiff „Baden“ verunglückten Mann⸗ schaften statt. In dem Zuge befanden sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, die Admirale Schröder, Knorr, Aschenborn und der Ober⸗Präsident von Stein⸗ mann. Am Grabe sprach der katholische Pfarrer Plagge den Segen über den Sarg eines katholischen Matrosen, sodann hielt der Marine⸗Pfarrer Bier die Grabrede. Das gemeinsame Grab wurde mit zahlreichen Kränzen bedeckt.

Die Manöver der Kaiserlichen Marine vom 20. August bis 27. September werden, wie das „Kiel. Tgbl.“ erfährt, nur in der Ostsee, und zwar ausschließlich in der Nähe deutscher Küstengewässer stattfinden. Sie sollen sich auf den gesammten Ostseestrand von Memel im Nord⸗ osten bis nach Kiel erstrecken, sodaß bei den einzelnen An⸗ griffen ein jedesmaliger Wechsel des Terrains unter besonderer Berücksichtigung der Küstenverhältnisse stattfindet. Nachdem sich die verschiedenen Geschwader in der Zeit der zweiten Septemberhälfte bis vor Kiel concentrirt haben, wird ein vereinigter großer Angriff der Flotte auf den Kriegshafen von der Seeseite aus statssinden, während der Kieler Hafen selbst durch ein Blockade⸗Geschwader und die Küstenbefestigungen Friedrichsort u. s. w. vertheidigt wird. Mit diesem 1“ angriff werden dann die Herbstmanöver der Flotte schließen.

Hessen. Wie der „Darmst. Ztg.“ aus Schloß Wolfsgarten vom 5. d. M. berichtet wird, muß Seine Königliche Hoheit der Großherzog zwar noch das Bett hüten, doch läßt das All⸗ gemeinbefinden nichts zu wünschen übrig. Was den Zustand des Knies anbelangt, so hat sich der seröse Erguß in die Gelenkkapsel seit dem 2. August erheblich vermindert.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Das vorgestern Nachmittag über das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs ausgegebene, von Professor Gerhardt und den Medizinal⸗Räthen Florschütz und Schwerdt unterzeich⸗ nete Bulletin constatirt, daß auch im weiteren Verlaufe des Sonnabends verschiedene Zeichen fortschreitender Besserung ein⸗ getreten sind. Der Herzog hat bereits für kurze Zeit das Bett verlassen können. Gestern wurde kein Bulletin aus⸗ gegeben. Ihre Hoheit die Herzogin ist in Reinhardts⸗ brunn eingetroffen.

Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist am Sonnabend nach beendeter Badekur aus Kissingen in Coburg angekommen.

Großbritannien und Irland.

Der Staatssecretär des Auswärtigen Earl of Rose⸗ bery ist, wie „W. T. B.“ berichtet, vorgestern von London

1““

nach Deutschland abgereist, um in einem deutschen Badeorte

eine Kur zu gebrauchen. Frankreich.

Vor dem Schwurgericht wurde vorgestern der Prozeß

gegen Ducret und Norton wegen der gefälschten, angeblich aus der britischen Botschaft entwandten Schriftstücke ver⸗ handelt. Norton wurde dem „W. T. B.“ zufolge zu 3 Jahren Gefängniß und 100 Fr. Geldstrafe, Ducret zu 1 Jahr Gefängniß und 100 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Außerdem wurden beide solidarisch zu einem Franc Schadenersatz ver⸗ urtheilt gemäß dem Antrage Clémenceau's als Civilklägers.

Italien.

Der Radicale Imbriani ist dem „W. T. B.“ zufolge in dem Wahlbezirk Corato gewählt worden. Ein Gegen⸗ candidat war nicht aufgestellt.

Griechenland.

Die feierliche Eröffnung des Kanals von Korinth hat gestern stattgefunden. Nachdem der Metropolit den Gottesdienst celebrirt hatte, hielt, wie „W. T. B.“ berichtet, der König eine Ansprache, worauf die Königin zum Feichen der Eröffnung ein quer über den Kanal gespanntes Band durchschnitt. Die Nacht des Königs „Sphakterion“, an deren Bord sich der König mit der Königlichen Familie, das diplomatische Corps, die Minister und der General Turr befanden, passirte den Kanal als erstes Schiff. Ihr folgten vier von dem Prinzen Georg commandirte griechische Torpedoboote, ein russisches und ein englisches Kriegsschiff sowie mehrere griechische Passagierdampfer mit den übri Gästen.

Terbien.

Die Skupschtina hat, wie die Wiener ,‚Presse“ erfährt, in ihrer Sitzung vom Sonnabend die neue Anleihe von 18 Millionen effectiver Höhe und 22 ½ Millionen nominellen Betrages genehmigt und alsdann in erster Lesung die Vor⸗ lage über die neuen Monopole auf Zündhölzchen, Spiritus und Cigarettenpapier angenommen. 8

Bulgarien.

Der Fr ns und die Prinzessin Ferdinand von Sachsen⸗Coburg sind einem Telegramm des „W. T. B.“ zufolge am Sonnabend von Philippopel nach Burgas ab⸗ gereist. Von dort werden sie sc an Bord eines Lloydschiffes nach Varna begeben, wo großer officieller Empfang statt⸗ vee“ ““

8 Dänemark.

Die Kronprinzessin⸗Wittwe

. 1 Erzherzogin Stephanie von Oesterreich ist, wie „W. T. B.“ berichtet,

in Krefeld ist, wie „W. T. B.“

gestern Vormittag in Kopenhagen eingetroffen und hat sich

alsbald nach der katholischen St. Ansgar⸗Kapelle begeben, wo

sie dem Hochamt beiwohnte.

Amerika.

Eine am Sonnabend Telegramm des „W. T. B.“ wiederum Crisp als Candidaten für die Präsidentschaft im Repräsentantenhause auf. hielt hierauf eine Rede, in welcher er hervorhob, daß die De⸗ mokraten jetzt zum ersten Mal seit 30 Jahren in der Lage seien, die „schlechten Gesetze“ abzuschaffen. Das amerikanische

inanzsystem müsse einer Revision unterzogen und größere parsamkeit in den öffentlichen Ausgaben eingehalten werden. Die Steuern seien gerecht zu vertheilen und herabzusetzen.

Aus Buenos Aires wird dem „Reuter'schen Bureau“ von vorgestern gemeldet, die Radicalen zögen weitere Ver⸗ stärkungen heran, gegen 8000 Mann befänden sich bereits in der Nähe von La Plata. Der südliche Theil der Provinz Santa habe sich gegen die radicale Regierung erhoben.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Bangkok von gestern sind die Ratifikationen über das Ab⸗ kommen, wonach Siam die Forderungen Frankreichs annimmt, am Freitag ausgetauscht worden. Der französische Gesandte Pavie wird infolge dessen heute seinen Posten wieder antreten.

In Paris eingetroffenen officiellen Depeschen aus Siam von gestern zufolge hat der französische Gesandte Pavie unmittelbar nach Aufhebung der Blockade, im Ein⸗ vernehmen mit der siamesischen Regierung, Maßregeln zur sofortigen Be setzung von Chantaboun getroffen. Der Times“ wird aus Bangkok telegraphirt, die siamesische

egierung habe den Behörden am linken Ufer des Mekong Befehl ertheilt, ihre Posten sofort zu verlassen, und Maßregeln getroffen, um die französische Occupation in Chantaboun zu erleichtern.

Auf der Insel Kohsichang ist die französische Flagge wieder gehißt worden. Den siamesischen Zollbeamten wurde gestattet, ihre Posten wieder einzunehmen. Zwischen dem siamesischen Hofe und der Insel Kohsichang, wo sich der Admiral Humann aufhält, findet ein lebhafter Austausch von Mittheilungen statt.

Nach einer Depesche des „Temps“ aus Saigon nimmt die Aufregung in Cambodja zu. Der König von Cambodja habe nachdrücklichst erklärt, der Augenblick zur Wiedergewinnung von Battambang sei gekommen. Wenn Frankreich nicht hierauf eingehe, werde der König ohne dessen Ermächtigung handeln. Das Land sei sehr enttäuscht, da man nichts Für es gethan habe, und es sei bereit, selbst seine Rechte zur Geltung zu bringen. 8

Australien.

Nach einem Telegramm aus Apia hat, wie „W. T. B.“ aus Berlin meldet, am 8. Juli

der letztere unterlegen ist. Der Verlust auf Seiten Malietoa's betrug 5 Todte, 11 Verwundete, auf Seiten Mataafa's 15 Todte, 18 Verwundete. Mataafa verschanzte sich auf dem Rückzuge auf der Insel Manonoo und wurde dort von den Mannschaften der deutschen Kriegsschiffe „Sperber“

und „Bussard“ in Gemeinschaft mit dem englischen Kriegsschiff

„Katoomba“ mit 30 Hee ohne Blutvergießen entwaffnet und gefangen gesetzt. Gefah fremden Ansiedler ist nicht mehr vorhanden.

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Settatistik und Volkswirthschaft.

Ausstellungs⸗Nachrichtern.

Der unter dem Protectorat Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este stehende Wiener Verein zur Verbreitung land⸗ wirthschaftlicher Kenntnisse veranstaltet in der Zeit vom 20. April bis 10. Juni 1894 in der Rotunde des Praters zu Wien eine internationale Aus⸗ stellung für billige Volksernährung, Armen⸗ verpflegung, Rettungswesen und Verkehrs⸗ mittel in Verbindung mit einer Sport⸗Ausstellung. Die Ausstellung ist ein Privatunternehmen. Anmeldungen sind an das Ausstellungsbureau, Wien I., Minoriten⸗Platz 4, zu richten und müssen bis spätestens zum 31. Oktober d. J. er⸗ folgt sein. 8

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. ..“

Bei der Versicherungsanstalt Baden sind, wie die „Bad. Corr.“ erfährt, im Monat Juli 174 Rentengesuche (57 Alters⸗ und 117 In⸗ validenrentengesuche) eingereicht und 156 Renten (51 + 105) bewilligt worden. Es wurden 16 Gesuche (4 + 12) abgelehnt, 94 (35 + 59) blieben unerledigt. Außerdem wurden in ö Verfahren 2 Alters⸗ und 2 Invalidenrenten zuerkannt. Bis Ende Juli sind im ganzen 5232 Renten (3881 Alters⸗ und 1351 Invalidenrenten) bewilligt ezw. zuerkannt worden. Davon kamen wieder in Wegfall 860 (572 + 88n sodaß auf 1. August 1893 thatsächlich 4372 Rentenempfänger vorhanden sind (3309 Alters⸗ und 1063 Invalidenrentner). Verglichen mit dem 1. Juli 1893, hat sich die Zahl der Rentenempfänger that⸗ sächlich gemehrt um 101 (26 Alters⸗ und 75 Invalidenrentner). Die 4372 Rentenempfänger beziehen Renten im Gesammtjahresbetrag von 549 229 79 (mehr seit 1. Juli 1893 12 095 48 ). Der durchschnittliche Jahresbetrag einer Altersrente berechnet sich auf 128 88 ₰, einer Invalidenrente 115 49 (auf 1. Januar 1893 128 74 und 114 53 ₰). ö“

Zur Arbeiterbewegung.

Mit dem gestern in Zürich zusammengetretenen inter⸗ nationalen Socialistencongreß sind zahlreiche Congresse von Gewerkschaften verbunden worden, von denen der internationale Metallarbeitercongreß bereits seit Freitag beisammen ist. Wie ein Wolff'sches Telegramm vom Sonnabend meldet, wurden die Berichte aus Deutschland, Belgien und der Schweiz sowie der Bericht aus Oesterreich, der die Uneinigkeit unter den Arbeitern beklagt, entgegengenommen. Gestern fand zur Eröffnung des Socialistencongresses ein Festzug statt, an dem sich etwa 8000 Personen betheiligten. Darauf folgte auf dem Kantonsschulplatze ein großes Meeting, bei welchem von dem schweizerischen Delegirten Greulich, dem Fer. Volders, dem englischen Hopson, dem deutschen Bebel und dem italienischen Turati Ansprachen gehalten wurden. Die deutsche und die schweizerische Gruppenversammlung be⸗ schlossen gestern Abend, die „Unabhängigen“ nicht anzuerkennen.

in Washington abgehaltene demokratische stellte nach einem

Crisp

Ber. zwischen Malietoa und dem aufständischen Mataafa ein Gefecht stattgefunden, in welchem

r für Leben und Eigenthum der

je Letzteren werden hiergegen an den Congreß appelliren. 5 Sitzung des Congresses sollte heute Vormittag statt⸗

inden. f Ueber den großen englischen Bergarbeiterausstand liegen heute folgende Meldungen vor:

Die 1 der Kohlengruben in Northumberland lehnten es ab, die von den Arbeitern geforderte 16 ¼ % Lohnerhöhun zu bewilligen. Es ist, wie „W. T. B.“ meldet, noch nicht gewiß, o die Bergarbeiter in den Ausstand eintreten werden. In Wales nimmt der Strike, wie die Londoner „Allg. Corr.“ vom Sonnabend berichtet, die größten Dimensionen an. Im Rhondda, im Garnwe⸗ und im Ogmore Thal feiern jetzt 30 000 Gruben⸗ arbeiter. (Vgl. Nr. 86 d. Bl.) Die meisten Zechen sind geschlossen. Wallisische Kohlen sind in London seit der letzten Woche um 3 h. bis 4 Sh. die Tonne gestiegen. Wallisische Kohlen werden nur in Fabriken gebraucht. Der Preis der Prse, en ist bis jetzt nicht weiter in die Höhe gegangen. Die Zahl der strikenden Berg⸗ leute, sowie der zur Arbeitseinstellung gezwungenen Arbeiter verwandter Geschäftszweige wird in einem Londoner Telegramm des 8. vom heutigen Tage auf eine halbe Million geschätzt. Das Seecre⸗ tariat der Föderation der Kohlengrubenbesi zer läßt er⸗ klären, daß keine Verhandlungen mit den ausständigen Bergleuten im Gange seien, daß der Ausschuß seit dem 21. Juli keine Sitzung ab⸗ gehalten und inzwischen keinerlei Vorschläge empfangen habe.

Aus Dresden wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß der im Mai dort ausgebrochene Korbmacher⸗Ausstand jetzt zu Ungunsten der Arbeiter entschieden sei. Die leer gewordenen Arbeitsstätten konnten leicht wieder besetzt werden. -

In Paris ist, wie „W. T. B.“ nach Zeitungsmeldungen mit⸗ theilt, unter den socialistischen Gruppen und an der Arbeits⸗ börse eine lebhafte Agitation im Gange, um für den 1. Oktober einen allgemeinen Ausstand vorzubereiten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 23. Juli bis incl. 29. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 221 Ehe⸗ schließungen, 1011 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 910 Sterbefälle.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte in Algerien.

Die diesjährige Ernte in Algerien ist trotz des ungewöhnlich trockenen Winters besser ausgefallen, als anfangs zu erwarten stand, und zwar ist Weizen gut, Gerste ziemlich gut und Hafer ziemlich gut bezw. mittel⸗ mäßig gerathen. Besonders hat die Provinz Constantine, welche am meisten in Betracht kommt, eine reiche Getreideernte aufzuweisen. Futtermittel sind in dem Departement Alger kaum für den eigenen Bedarf ausreichend, während Oran davon geringe Quantitäten und Böne, wie in den Vorjahren, nicht unbeträchtliche Mengen zur Ausfuhr bringt. Für Gemüse, Kartoffeln ꝛc. und besonders für die zur Ausfuhr gelangenden ö“ (primeurs) ist die Ernte in Algier und Oran gut, in Fonstantine nur ziemlich gut. Die Weinernte verspricht in ganz Algerien eine ungewöhnlich gute zu werden, besonders im Devparte⸗ ment Constantine in der Umgegend von Böne und Philippeville. Auch für Olivenöl wird eine reiche und gute Ernte erwartet.

Ernte in Egypten. Die Ernte in Egypten ist nunmehr beendet und hat in Weizen Gerste und Bohnen ein sehr befriedigendes Resultat gehabt. Die Linsenernte ist nur eine mittlere, Mais und Dari lassen für den Export keinen Ueberschuß übrig.

Saatenstands⸗ und Erntebericht aus Ungarn.

Ein Telegramm der „Wien. Ztg.“ aus Budapest vom 5. d. M. berichtet über den Stand der Saaten in Ungarn vom 1. August:

Nach den beim Königlich ungarischen Ackerbau⸗Ministerium ein⸗ gelangten Meldungen herrschte auch in den letztverflossenen zwei Wochen ofter ungünstiges, regnerisches Wetter, wodurch die Ernte, besonders das Einführen des Getreides, sehr behindert wurde. In mehreren Landestheilen richteten Sturmwinde, Gußregen und Hagel be⸗ deutenden Schaden an: stellenweise verlor der Kern nicht nur seine Farbe, sondern begann auch auszukeimen. Das schlechte Wetter verursachte demnach im Getreide einen Verlust; der Schaden ist bei Hafer und Gerste besonders bedeutend. Auch die Qualität des Weizens und Roggens hat ge⸗ litten. Der Weizenertrag wird im allgemeinen Durchschnitt per Katastraljoch beiläufig auf 6,5 M.⸗Ctr. geschätzt und kann daher der beiläufige Gesammtertrag in Weizen auf 34 Millionen M.⸗Ctr. be⸗ rechnet werden gegen 38,65 Millionen M.⸗Ctr. im Vorjahr. Rost, Brand, Hitze und besonders die in letzterer Zeit niedergegangenen Regengüsse haben stellenweise dem Weizen geschadet, doch ist der Kern schwer, und diesem Umstand ist es zu danken, daß der diesjährige Er⸗ trag dem vorjährigen wenigstens einigermaßen nahe kommt. Die Ernte ist größtentheils beendet, das Einführen und Dreschen im Zuge. Das bei Roggen zu erwartende Re⸗ sultat kann im allgemeinen Durchschnitt per Katastraljoch mit 5,42 M.⸗Ctr. veranschlagt werden. Das Gesammtresultat beläuft sich danach auf 9 428,318 M.⸗Ctr. gegen 13 338,149 M.⸗Ctr. im Vor⸗ jahre, ist daher heuer um beiläufig 4 Millionen Meter⸗Centner geringer. Infolge der Regen hat auch der Roggen gelitten; stellen⸗ weise beklagen sich die Oekonomen auch über den dünnen Kern, was am ehesten dem Rost und dem Nebel zugeschrieben werden kann. Die Ernte ist mit wenigen Ausnahmen beendet, das Einfahren und der Drusch sind im Zuge. Das voraussichtliche Ergebniß in Gerste kann durchschnittlich mit 6,46 M.⸗Ctr. per Katastraljoch veranschlagt werden, wonach sich das zu exhoffende Gesammtresultat auf 11 350,830 M.⸗Ctr. egen 11 626,525 M.⸗Ctr. im Vorjahre belaufen würde. Die Gerste bat an vielen Stellen infolge Regens sowohl qualitativ als quantitatip bedeutend gelitten; die Einfuhr ist größtentheils beendet, der Drusch im Zuge. Ha fer läßt durchschnittlich einen Ertrag von 5,67 M.⸗Ctr. per Katastraljoch erwarten, das Gesammtergebniß wird 9 585,103 M.⸗Ctr. gegen 9 817,862 M.⸗Ctr. im Vorjahre betragen. Hafer ist in den letzten Wochen stark rückfällig geworden. Regen hat auch der Qualität geschadet, vielfach ist das Haferkorn braun geworden. Zu Futter⸗ zwecken wurden infolge Futtermangels in einzelnen Gegenden bedeutende Mengen angebauten Hafers abgemäht. Im ist die Hafer⸗ ernte genügend zufriedenstellend. Hirse und Buchweizen stehen mit wenigen Ausnahmen zufriedenstellend. Mais hat sich wohl an manchen Orten gebessert, aber es giebt viele Orte im Lande, wo er nicht am besten steht und sogar stellenweise einen Rückfall aufweist. Der besser stehende Mais setzte gute Kolben an. Hülsenfrüchte und Gartengewächse stehen im allgemeinen ziemlich gut. Hanf und Flachs geben meistens einen zufriedenstellenden Ertrag. Taback verspricht zum großen Theile einen mittleren bis gut mittleren Ertrag. Die Futterrüben stehen verschieden, stellenweise ziemlich gut und anderenorts gut; im allgemeinen ist ein Mittelertrag zu erwarten. Die Zuckerrüben versprechen im allgemeinen Durchschnitt einen Mittel⸗ und Gutmittel⸗Ertrag. In Kartoffeln erwartet man einen mittleren Durchschnittsertrag. Der erste Ertrag der künstlichen Wiesen ist nicht gelungen; auch die zweite Mahd war stellenweise schwach. Qualitativ ist das künstliche Futter auch verschieden. Wiesenheu ist im all⸗ gemeinen Durchschnitt schwach. Für Grummet war das Regen⸗ wetter günstig; der Ertrag kann als theilweise mittel bezeichnet werden. Die Weiden stehen zufriedenstellend. Obst, 8 Aepfel, Birnen und Pflaumen, ist ziemlich viel gewachsen. Der Weinstock steht stellenweise sehr schön, ist aber infolge der auf⸗ getretenen Peronospora schwach mittel.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Griechenland. Provenienzen von der türkischen Insel Chios und der Ortschaft Tschesmé werden in Griechenland einer 3 tägigen Beobachtungs⸗ Quarantäne unterworfen.

Bukarest, 5. August. Wie das Amtsblatt mittheilt, kamen in der Zeit vom 9. bis 23. Juli in Braila 12 sporadische Cholerine⸗ fälle vor, von denen 7 tödtlich verliefen. Es waren hierbei keine wesentlichen Anzeichen von asiatischer Cholera vorhanden, nur in zwei Fällen ergab die 1I1“ Untersuchun den Ver⸗ dacht von Cholera. Alle Erkrankten sind asenacbelte mit Ausnahme des Matrosen eines englischen Dampfers. Die strengsten hygienischen Maßnahmen sind ergriffen worden; ein Choleraherd erigtirt nicht und man hofft die Zahl der sporadischen Fälle beschränken zu können. Nach einer weiteren Mittheilung sind heute in Braila fünf neue choleraartige Erkran ungen und zwei Todesfälle vorgekommen.

Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse während des Monats Juni 1893.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im onat Juni von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 19,9, in Breslau 31,2, in Königsberg 23,4, in Köln 32,3, in Cassel 19,5, in Magdeburg 21,5, in Stettin 34,6, in Altona 17,4, in Hannover 24,2, in Frankfurt a. M. 20,7, in Wiesbaden 24,7, in München 27,0, in Nürnberg 21,0, in Augsburg 25,3, in Dresden 24,6, in Leipzig 26,5, in Stuttgart 19,3, in Karlsruhe 21,5, in Braunschweig 23,3, in Hamburg 17,5, in Straß⸗ burg 28,2, in Metz 18,8, in Amsterdam 19,5, in Brüssel 23,9, in Budapest 35,4, in Christiania 16,0, in Dublin 27,0, in Edinburg 19,5, in Glasgow 23,2, in Kopenhagen 20,8, in Krakau 39,4, in Liverpool 30,8, in London 20,4, in Lyon 24,8, in Odessa 22,2, in Paris 21,4, in St. Petersburg —, in Moskau —, in Prag 32,4, in Rom (Mai) 24,6, in Stockholm 20,8, in Triest 20,5, in Turin (Mai) 23,2, in Venedig 21,1, in Warschau 22,8, in Wien 26,0, in New⸗York 22,0. (Für die nichtdeutschen Städte ist der Zeitraum e Wochen, vom 4. Juni bis 1. Juli cr., zusammengefaßt worden.)

Der Gesundheitsstand im Monat Juni war in der überwiegenden

Mehrheit der deutschen wie nichtdeutschen Städte nicht wesentlich günstiger als im vorangegangenen Monat Mai und auch die Sterblichkeit zeigte keine wesentliche Veränderung. Die Zahl der deutschen Orte mit sehr geringer Sterblichkeit, in denen die Sterblich⸗ keitsziffer noch nicht die Höhe von 15,0 pro Mille und Jahr erreichte, stieg zwar von 6 im Vormonat auf 8 im Juni (und zwar in Allen⸗ stein, Geestemünde, Lahr, Bayreuth, Schwerin i. M., Apolda, Dessau und Bremen), es nahm aber auch die Zahl der deutschen Orte mit hoher Sterblichkeit (über 35,0 pro Mille) zu und stieg von 13 im Vormonat auf 16 im Juni, und zwar in Speyer, Zwickau, Reichenbach i. S., Gießen, Gelsenkirchen, Hörde, Brandenburg, Lichtenberg, Langenbielau, Lindau, Koblenz, Heilbronn, Soest, Köpenick, E3 Weißensee. Das Sterblichkeitsmaximum, das im Mai 43,4 pro Mille betrug, erreichte im Juni die Höhe von 63,3 pro Mille (in Weißensee). Von nichtdeutschen Orten überstieg die Sterblichkeitsziffer in Budapest und Krakau die Höhe von 35,0 pro Mille und Jahr. Die Zahl der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 20,0 pro Mille), die im Vor⸗ monat 40 betrug, stieg auf 44 im Berichtsmonat und wollen wir aus der Zahl derselben hier nur Altona, Bremen, Berlin, Bielefeld, Celle, Flensburg, Gleiwitz, Cassel, Kolberg, Krefeld, Nordhausen, Osna⸗ brück, Thorn, Wesel, Wilhelmshaven, Kaiserslautern, Passau, Bautzen, Zittau, Stuttgart, Freiburg i. B., Rostock, Wismar, Gotha, Coburg, Bernburg, Greiz, Lübeck, Hamburg, Metz, und von nichtdeutschen Städten Amsterdam, Christiania und Edinburg erwähnen. Die Zahl der deutschen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeits⸗ ziffer bis 23,0 pr. M.), die im Vormonat 49 betrug, ging auf 45 herab, und seien aus der Zahl derselben hier nur Beuthen O.⸗S., Bromberg, Charlottenburg, Danzig, Elberfeld, Erfurt, Frank⸗ furt a. M., Frankfurt a. O., Guben, Halberstagt⸗ Insterburg, Königs⸗ hütte, Köslin, Magdeburg, Münster, Neisse, Ratibor, Bam⸗ berg, Nürnberg, Crimmitschau, Plauen, Ulm, Karlsruhe, Constanz, Offenbach, Weimar und Bremerhaven, und von nichtdeutschen Städten Kopenhagen, London, Odessa, Paris, Stockholm, Triest Venedig, Warschau und New⸗York genannt. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war im ganzen eine größere als im Mai. Von je 10 000 Lebenden starben, auf's Jahr berechnet, in Hamburg 57, in Stuttgart 60, in Berlin 68, in Dresden 73, in München 106 Säuglinge. Die größere Sterblichkeit dieser Altersklasse wurde bedingt durch das allgemein häufigere Vor⸗ kommen von acuten Darmkrankheiten, die in den meisten größeren Orten, wie in Aachen, Barmen, Berlin, Breslau, Düssel⸗ dorf, Duisburg, Elbing, Frankfurt a. M., Halle, Hannover, Köln, Königsberg, Magdeburg, Stettin, München, Speyer, Leipzig, Stutt⸗ art, Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt, Braunschweig, Gera, Ham⸗ urg, Kolmar, Metz, Mülhausen i. C. Straßburg, Amsterdam, Brüssel, Glasgow, Kopenhagen, Liverpool, Odessa, Paris, Stockholm, Triest, Ve⸗ nedig, New⸗York u. a. mehr Opfer forderten, als im Mai; nur in wenigen Orten, wie in Dresden, Plauen, Wien, war die Zahl der Sterbefälle an diesen Darmkrankheiten kleiner oder, wie in Nürnberg, Budapest, Prag, Warschau, fast die gleich hohe wie im Vormonat. Dagegen war die Sterblichkeit in den höheren Altersklassen etwas kleiner, und zwar zumeist veranlaßt durch eine Abnahme von Sterbe⸗ fällen an acuten Entzündungen der Athmungsorgane, die in sehr vielen Großstädten weniger Opfer forderten, wie in Aachen, Barmen, Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Frank⸗ furt a. M., Görlitz, Hannover, Köln, Königsberg, Magdeburg, München, Nürnberg, Dresden, Stuttgart, Bremen, Hamburg, Straß⸗ burg, Amsterdam, Brüssel, Budapest, Christiania, Kopenhagen, Krakau, London, Lyon, Paris, Prag, Stockholm, Venedig, Warschau, Wien, New⸗York u. a. Nur in wenigen größeren Orten (Breslau, Elber⸗ feld, Erfurt, Essen, Halle, Chemnitz, Leipzig, Braunschweig) war die Zahl der Todesfälle an acuten Entzündungen der Athmungsorgane noch eine größere als im Mai. an Grippe zeigten sich im Juni noch häufig; wenn auch die Zahl der gemeldeten Todes⸗ älle meist etwas kleiner geworden ist, so melden Halle, Lüneburg und Stockholm je 1, Frankfurt a. O., Braunschweig, Altenburg, Paris, Mailand je 2, Guben 3, Kopenhagen 4, Köln und Freiberg i. S. je 7, New⸗York 9, Berlin 12, Amsterdam 13, Dresden 14, Rom Sg 18, Leipzig 19, London 47 Todesfälle an Grippe. Auch an Lungenschwindsucht war die Zahl der mitgetheilten Sterbefälle kleiner als im Mai. b j

Die Nachrichten über die Cholera lauteten im allgemeinen nicht günstig. Aus dem Deutschen Reich sowie aus den Ländern der österreichisch⸗ungarischen Monarchie ist ein Todes⸗ fall an Cholera asiatica nicht gemeldet worden; doch steigert sich die Gefahr der Einschleppung durch das Ausbreiten der Seuche in den Nachbarstaaten. Es mehrten sich in Frankreich, obgleich zuverlässige amtliche Mittheilungen nicht gemacht wurden, die Departements und Ortschaften, aus denen bald mehr oder minder zahlreiche Cholerafälle bekannt wurden, wie im Departement Morbihan und in der Vendée. In Nantes häuften sh zu Ende des Monats die Cholera⸗Sterbefälle. Im Süden Frankreichs mehrten sich die cholera⸗ verdächtigen Fälle in hohem Grade. Aus den Departements Hérault, Gard und Aude, Vaucluse, Ardeche, besonders aus den Städten Cette, Montpellier, Lunel, Lesignaus, Nimes, Marseille, Toulouse, ferner aus Froutignan, Narbonne, Avignon, Privas wurden vielfach Cholerafälle beobachtet. In Alais hat sich ein Seuchenherd gebildet; auch aus dem Departe⸗ ment Loire inférieur und aus einigen Ortschaften des Departement Aridge, seit Mitte Juni auch aus Nizza und Umgegend wurden Cholerafälle bekannt. Aus Italien wurden bis Ende Juni nur ver⸗ einzelt gebliebene, aus Frankreich eingeschleppte Cholerafälle in Tre⸗ viglio (Lombardei) und in Rocca di Baldi (Provinz Cuneo) berichtet. 118 Umfang hat die Seuche aber wiederum neuerdings in Ruß⸗ land, besonders in Podolien, gewonnen, von wo eine große Zahl von sicheren und choleraverdächtigen Fällen mitgetheilt wird. Weniger zahlreich waren Cholerafälle in den Gouvernements Bessarabien, Cherson, Tula, Saratow, Simbirsk, Wiatka, Tobolsk, Woronesch. Pensa

und zu Ende Juni in der Stadt Moskau festgestellt. In Ara ien hat die Cholera bis 3. Juli in den Städten Mekka, Medina und

Djedda 7659 Personen weggerafft. In der asiatischen Türkei, besonders im Vilajet Bassora ist in Schatra, Amara, Zobeir Anfang Juni die Seuche aufgetreten und hat auch in der Stadt Bassora und den umliegenden Ortschaften, sowie in Mohammara, 882 ssib, Kut (bis Mitte Juni 449 Todesfälle), Djiliha, Schat⸗el⸗Arab, Nasrieh und El Dephir viele Opfer gefordert. Vom 17. Mai bis 30. Juni erlagen im ganzen Vilajet 908 Personen der Cholera. Auch aus .en ien wurde vom Anfang Juni der Ausbruch der Cholera in umibeh berichtet. 9 1 Von den anderen Infectionskrankheiten wurden Sterbefälle an Masern und Scharlach häufiger, an Diphtherie, Unterleibstyphus, Keuchhusten und Pocken weniger mitgetheilt als im Mai. So waren Sterbefälle an Masern in Berlin, Breslau, Koblenz, Köln, Zwickau, Heilbronn, Budapest, Edinburg, London, Lyon, Paris, New⸗York und im Mai in Rom häufiger, dagegen in Dresden, Hamburg, Glasgow, Liverpool, Wien seltener als im Vormonat. Auch Erkrankungen an Masern kamen aus Berlin, Breslau, Wien, Budapest, Kopenhagen, Stockholm, den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Lüneburg, Minden, Osnabrück, Posen, Trier, Wiesbaden, in zahlreichen Fällen zur Anzeige. Todesfälle an Scharlach waren in Fürth, München, Leipzig häufiger, in Berlin, Beuthen O.⸗S., Straßburg, Glasgow, Peris⸗ Wien, New⸗York seltener und blieben in London und Stock⸗ olm in gleich hoher Zahl. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Duisburg, Frankfurt a. M., Köln, Königs⸗ berg, Dresden, Gießen, Oldenburg, FSnn Mülhausen i. E., Budapest, London, Paris, Prag, Stockholm, Wien, New⸗York eine kleinere, in Breslau, Charlottenburg, Essen, Magdeburg, Mül⸗ heim a. R., Oberhausen, Remscheid, Chemnitz, Mainz;, Straßburg, Kopenhagen, Lyon eine größere, in Altendorf, Altona, Hannobver, München, Leipzig, Stuttgart, Warschau fast die gleich große wie im Vormonat. Zahlreiche Er⸗ krankungen kamen aus Berlin, Wien, Budapest, Kopenhagen, sowie aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Schleswig u. a. zur Mittheilung. Sterbefälle an Unterleibstyphus waren in München und London häufiger, in Berlin, Wien, Paris, New⸗York selten. An Flecktyphus kamen aus Berlin, Krakau, Cherson, Odessa, Alexandrien einzelne, aus Paris und Kairo je 2, aus Warschau 3, aus New⸗York 16 Todesfälle, aus Berlin sowie aus den Regierungsbezirken Posen und Düsseldorf vereinzelte, aus dem Re⸗ gierungsbezirk Marienwerder mehrfache Erkrankungen zur An Genickstarre wurden aus Kopenhagen 2, aus New⸗York 53 Sterbefälle, aus Berlin, Leipzig, Nürnberg, vereinzelte Erkrankungen mitgetheilt. In London starb 1 Person an der Rotzkrankheit. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin etwas mehr, in Glasgow, Liverpool, London, Paris etwas weniger Kinder als im Mai. Todesfälle an Pocken kamen aus Düsseldorf, Liegnitz, Bremerhaven, Wien, Cherson, Genf und San Francisco je 1, aus Mailand 2, aus Genua und Alexandria je 3, aus Kairo 4, aus Manchester 6, aus Odessa und New⸗York je 7, aus Krakau und Prag je 13, aus Triest 17, aus London und Paris je 27, aus Warschau 30 zur Anzeige, vereinzelte Erkrankungen gelangten aus Christiania, den Regierungsbezirken Frankfurt a. O., Posen zur Meldung, mehrfache aus Berlin, Hamburg, dem Regierungsbezirk Stettin (je 2), aus Frankfurt a. M. 4, aus Wien und den Regierungsbezirken Aachen und Königsberg je 6; in größerer Zahl wurden Erkrankungen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf (11), aus Prag (13) und aus London (280) berichtet. 8

Handel und Gewerbe.

Seitens der Königlich griechischen Regierung wird beabsichtigt, einen Theil der Silbererze der Fnsel Milos im Wege der Versteigerung an den Meistbietenden zu ver⸗ kaufen. Die Angebote sind bis 8. Oktober d. J., Mittags 12 Uhr, an den Präsidenten des griechischen Cassationshofes einzusenden. Die näheren Bedingungen insbesondere über Cautionsstellung sind in einer durch den griechischen Finanz⸗ Minister erlassenen, in vrtechher und französischer Sprache zu Athen erschienenen Bekanntmachung enthallten.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. G

An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 10 979, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 4. d. M. gestellt 4033, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 5. August. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sa berskyv). Ia. Kartoffelmehl 20 20 ½ ℳ, la. Kartoffelstärke 19 ½ 20 ℳ, IIa. Kartoffelstärte und ⸗Mehl 16 —17 ½ ℳ, gelber Syrup 22 22 ½ ℳ, Cap.⸗Syrup 23 ½ 24 ℳ, Cap.⸗Export 24 ½ 25 ℳ, Kartoffelzucker gelber 22 22 ½ ℳ, do. Cap. 23 ½ 24 ℳ, Rum⸗Couleur 36 37 ℳ, Bier⸗Couleur 35 36 ℳ, Derxtrin, gelb und weiß, Ia. 28 29 ℳ, do. secunda 25 26 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 31 ½ 32 ½ ℳ, Weizenstärke (großst.) 39 39 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 40 ½ 41 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 ℳ, do. (Stücken) 46 47 ℳ, Maisstärke 33 35 ℳ, Schabe⸗ stärke 30 32 ℳ, Victoria⸗Erbsen 18 22 ℳ, Kocherbsen 16 ½ 19 ℳ, grüne Erbsen 17 19 ℳ, Futtererbsen 15 16 ℳ, Linsen, große, 34 48 ℳ, do. mittel 28 34 ℳ, do. kleine 16 28 ℳ, gelber Senf 90 100 Gd., Kümmel 48 50 ℳ, Mais loco 12 ½ 13 ℳ, Pferdebohnen 16—17 ℳ, Leinsaat 25 27 ℳ, Buchweizen 18 20 ℳ, inländische weiße Bohnen 17 19 ℳ, weiße Flachbohnen 20 22 ℳ, ungarische Bohnen 16—17 ℳ, galizische und russische Bohnen 15 16 ℳ, Wicken 15 16 ℳ, Hanfkörner 18 20 ℳ, Lein⸗ kuchen 16 ½ 17 ½ ℳ, Rapskuchen 15 16 ½ ℳ, Weizenschale 11 ¼ 11 ½ ℳ, Roggenkleie 11 ½ —12 ℳ, Mohn, blauer 60 70 ℳ, do. weißer 95 100 ℳ, Hirse, weiße, 18 20 (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

Das „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in der Nr. 31 vom August 1893 folgenden Inhalt: Zur Nachricht. Zweite Sitzung des engeren Ausschusses des Landesgewerbevereins vom 24. Juli 1893. Ueber Altes und Neues in der Groß⸗ und Klein⸗Industrie. Literatur. Nothruf des Kunstgewerbes. Modellbuch für den Blech⸗

arbeiter.

Magdeburg, 5. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, Kornzucker excl., 88 % Rendement —, Nachproducte excl., 75 % Rendement 13,85. Ruhig. Bret⸗ raffinade I. —. Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 30,75. Gem. Melis I. mit Faß 30,50. Ruhig. Rohzucker k. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. August 16,27 ½ bez., 16,30 Br., pr. September 16,12 ½ bez. u. Br., pr. Oktober 14,40 G., 14,45 Br., pr. November⸗Dezember 14,10 G., 14,15 Br. Still.

Leipzig, 5. August. (W. T. B.) enes handel. Plata Grundmuster B. per August 3,65 ℳ. per September 3,67 ½ ℳ, per Oktober 3,70 ℳ, per November 3,72 ¾ ℳ. per Dezember 3,75 ℳ, per Januar 3,77 ½ %. per Februar per März 3,82 ½ ℳ, per April 3,85 ℳ, per Mai 3,87 ½ ℳ, per J. 3,87 ½ ℳ, per Juli

Mannheim, 5. August. (W. T. B.) Weizen pr. November 16,75, pr. März 17,25, pr. Roggen pr. November 14,95, pr. März 15,20, pr. M Hafer per November 15,40, ver März 15,50 pr. Pem Mais pr. November 11,80, pr. März 12,10, pr. Ma 18.30. 1 . (W. T. .2 . Raffinirtes Petroleum. (Officielle Ne Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Flan Loco 8

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roductenmarkt.

wolle. Flau. Upland middling. loco 42 8 middling, nichts unter low middling, auf!