Brennereien kann diese Frist von den Directivbehörden bis zum 15. November 1893 verlängert werden. b Für Brennereien, welche bis zum 30. September 1893 noch nicht ““ hergestellt worden sind, ist der Antrag auf Zuweisung eines Contingents für die nächste Contingents⸗ periode unzulässig.
Wir nähern uns den Tagen, in denen vor Jahresfrist der plötzliche Ausbruch und das schnelle Umsichgreifen der Cholera in Hamburg unser ganzes Vaterland in Angst und
Schrecken versetzte. Aehnlich wie vor einem Jahre wird auch jetzt aus den verschiedensten anderen Ländern (Rußland,
rankreich, Italien, Rumänien, Ungarn) berichtet,
aß Cholera⸗Erkrankungen in wachsender Zahl zur Feststellung kommen. Man darf sich infolge dessen nicht verhehlen, daß auch für Deutschland gegenwärtig der Zeitpunkt W ist, wo ein erneuter Ausbruch der Cholera mehr als bisher zu befürchten steht. Die obersten Reichs⸗ und Staatsbehörden er dieser Sachlage bereits besondere Aufmerksamkeit gewidmet und veranlaßt, daß die im Vorjahre behufs Bekämpfung der Cholera erlassenen Vorschriften, nachdem sie auf Grund der neueren Erfahrungen mehrfache, aber nicht erhebliche Abänderungen erfah⸗ ren haben, allgemein wiederholt in Erinnerung gebracht werden. Die Thätigkeit der Behörden auf diesem Gebiet kann jedoch nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie von einem vernünftigen Verhalten aller Staatsbürger begleitet und von einer besonderen Unterstützung durch alle, die sich zu den Einsichtigeren rechnen, gefördert wird.
Dies veranlaßt uns, darauf aufmerksam zu machen, daß die gegenwärtige Sachlage es bereits erfordert, der Erhaltung der Gesundheit erhöhte Aufmerksamkeit zuzu⸗ So muß namentlich vor jedem undorsichtigen Genuß rohen oder unreifen Obstes, frischen Gemüses, be⸗ 78 ungekochter Gurken gewarnt werden. Auch wird
eem Wasser aller derjenigen Nußlzufe welche, wie die Spree, im vorigen Jahre durch Cholerakeime verunreinigt waren, mit fortgesetztem Mißtrauen zu begegnen sein. Vor allem aber erfordert jede Erkrankung an Durchfall und ähnlichen Uebeln sofort die sorgfältigste Behandlung. Schleunige Zuziehung eines Arztes gleich beim ersten Auftreten derartiger Krankheitserscheinungen ist unbe⸗ dingt geboten; und, wo der Erkrankte sich selbst nicht sofort hierzu “ kann, ist es Sache der Familienangehörigen,
ausgenossen und Mitarbeiter, ihn dazu anzuhalten. Daneben ist es von besonderer Bedeutung für das Allgemeinwohl, daß die rechtzeitige Anmeldung aller verdächtigen Erkrankungen bei der nie versäumt wird. Sobald ein Arzt zu Rathe gezogen ist, muß erwartet werden, nc dieser die ihm obliegende Melde⸗ pflicht gewissenhaft erfüllt. Aber auch wo ärztliche Hilfe noch nicht in Anspruch genommen ist, darf die unverzügliche An⸗ meldung der Erkrankung bei der Polizei nicht unterbleiben. Sie herbeizuführen, liegt im wohlverstandenen eigenen Inter⸗ esse aller derer, die einen verdächtigen Krankheitsfall wahr⸗ nahmen⸗ und wird mit besonderen Schwierigkeiten niemals ver⸗
üpft sein.
Wenn es im vorigen Jahre gelungen ist, eine Verschleppung der Cholera von Hamburg nach anderen Theilen Deutschlands fast gänzlich zu verhindern, so ist das im wesentlichen der verständnißvollen Aufnahme zu verdanken, welche die Rath⸗ schläge der Medizinalbehörden bei der großen Mehrheit der Staats⸗ bürger fanden. Es steht zu hoffen, daß auch in diesem Jahre unser Vaterland von einer weiteren Ausbreitung der Seuche dann verschont bleiben wird, wenn die empfohlenen Vorsichts⸗ maßregeln überall und von jedem Einzelnen gewissenhaft durch⸗ geführt werden. Daß letzteres geschieht, wird aber unbedingt erforderlich sein zur Ueberwindung der Gefahren, die uns in dieser Beziehung drohen
wenden.
Die Centralcommission für die Rheinschiffahrt war vom 2. bis 8. August 1893 zu ihrer ordentlichen Tagung versammelt. An Stelle des bisherigen Vorsitzenden, des Königlich preußischen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Gamp, wurde der niederländische Bevollmächtigte, Staats⸗ rath Dr. Asser durchs Loos als Vorsitzender bezeichnet.
Der Centralcommission lagen zwei Recursfälle zur letzt⸗ instanzlichen Entscheidung vor.
In der einen Sache wurde der Capitän eines Schlepp⸗ dampfers, welcher in unmittelbarer Nähe vor mehreren in der Mitte des Stroms an der geordneten Liegestelle ankernden Schiffen aufgedreht und den Fahrweg gewechselt hatte, ent⸗ prechend dem Urtheil des heinschiffahrtsgerichts erster nstanz zum Ersatz des Schadens verurtheilt, der sich bei dem hierbei verursachten Zusammenstoß ergeben hatte. In dem weiten Recursfalle war die Frage streitig, ob die Rhein⸗ schiffahrisgerichle auch zur Entscheidung über Schadensersatz⸗ ansprüche zuständig seien, welche von dem Besitzer eines enen Schiffes gegen den Führer des den betreffenden Pchiffezug schleppenden Dampfers wegen Beschädigung aus Anlaß eines vom Capitän verschuldeten Zusammenstoßes werden. Entgegen der Anschauung des Gerichts erster Instan wurde die Zuständigkeit der Rheinschiffahrts⸗ erichte im Urtheil der Centralcommission bejaht, da es sich heer um eine Beschädigung handelte, die nach der Behauptung der Klage dem geschleppten Schiff durch ein den Berufs⸗ Füchten des Dampfer⸗Capitäns, bezw. den schiffahrtspolizeilichen Vworschriften zuwiderlaufendes Verhalten des Beklagten herbei⸗ geführt worden war. 1 — Den Hauptgegenstand der ö bildete der Entwurf einer bheasameg Polizeiverordnung über den Verkehr mit Feuergehährli en Stoffen auf dem Rhein. Vorbehaltlich der Genehmigung der Uferregierungen wurde in der Central⸗ commission über diese Verordnung eine Einigung erzielt, wobei man sich, was die Vorschriften über Gewicht, Ver⸗ packung und äußere der Versendungsstücke an⸗ betrifft, zur Erleichterung des Uebergangs solcher Gegenstände vom Eisenbahntransport aufs Wasser und umgekehrt, thun⸗ lichst den hinsichtlich der Beförderung von feuergefährlichen Stoffen auf den Eisenbahnen durch das internationale Ueber⸗ einkommen von 1890 getroffenen Bestimmungen anschloß. Die besonderen Bestimmungen über die Beförderung von in Küstenschiffen sollen daneben bestehen bleiben. Voraussichtlich wird die neue Verordnung am 1. April 1894 in Kraft treten.
Auf die Anregung von Preußen wurde ferner über die Maßnahmen berathen, welche ins Auge zu fassen wären, um noch in weiterem Umfange, als dies bisher ges ehen, dafür zu sorgen, daß be Schiffahrttreibenden am Rhein stets rechtzeitig
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von den für sie wichtigen Wasserständen unterrichtet sind, namentlich davon, wenn an bestimmten Stellen ein I Wasserstand eingetreten ist, welcher eine Leichterung der Schiffe, ein besonders vorsichtiges Fahren oder eine u“ nöthig macht. Dabei kam auch in rage, ob zum Zweck der Controle die Anbringung von Tiefgangsscalen an sämmtlichen Rheinschiffen vorzuschreiben sei. Die Angelegenheit konnte nicht zum Abschluß ebracht werden, da zunächst noch weitere Erhebungen erforderlich sind.
Von den übrigen Gegenständen der Tagung ist noch zu erwähnen, daß die niederländische Regierung auf An⸗ regung der Centralcommission sich bereit erklärt hat, die⸗ enigen Punkte, wo die Waal und der Leck aufhören und amit der Geltungsbereich der für den erlassenen ge⸗ meinsamen Polizeiordnung endet, durch äußere, den Schiffern in die Augen fallende Zeichen kenntlich zu machen.
Die nächste Sitzung der Centralcommission wird im Mai des Jahres 1894 stattsinden. .— 1““
Der Staats⸗ und 115 Dr. Miquel hat gestern Vormittag Frankfurt a. M. verlassen und sich zu vier⸗ wöchigem Aufenthalt nach Scheveningen begeben.
S. M. Schiffe „Stein“ G S.. Capitän zur See von Wietersheim), „Stosch“ (Commandant Capitän zur See Rittmeyer), „Gneisenau“ (Commandant Corvetten⸗ Capitän Stubenrauch), „Schwalbe“ (Commandant Corvetten⸗Capitän Oelrichs) sind am 10. August in Kiel eingetroffen.
S. M. S. „Marie“ (Commandant Corvetten⸗Capitän Freiherr von Lyncker) ist am 9. August in Guayaquil an⸗ gekommen.
Die abgelösten Besatzungstheile S. M. Kanonenboote „Wolf“ und Iltis“ sind unter Ffüfrun⸗ des Lieutenants zur See Hilbrand am 10. August in Bremerhaven ein⸗ getroffen.
Oldenburg.
Der Landtag ist, wie der „Magdeb. Ztg.“ telegraphisch emeldet wird, auf den 22. d. M. zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden Seiner Hoheit des Herzogs lautet:
„Der gestrige Tag und die Nacht zu heute verliefen zwar un⸗ gestört, jedoch läßt sich infolge geringerer Nahrungsaufnahme ein Deege der Körperkräfte nicht verkennen. Reinhardsbrunn, 12. August. Dr. Florschütz.“
Ihre Kaiserlich, Hoheit die Herzogin von Edinburg ist mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Alexandra heute von Schloß Rosenau nach Oberhof abgereist.
Elsaß⸗Lothringen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 7 Uhr in Straßburg ein und wurde auf dem Bahnhof von dem Kaiserlichen Statt⸗ halter Fürsten zu Hohenlohe und dem Prinzen Alexander zu Hohenlohe 8 Nach kurzem Aufenthalt reiste der Groß⸗ herzog nach Röschwoog weiter, wo am Rhein eine große Pionierübung stattfinden soll.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Ueber den Ursprung der gestern mitgetheilten Aus⸗ LE1“ in Großwardein erfährt die „Nat.⸗Ztg.“ Folgendes:
Vorigen Sonnabend habe ein magyarisches Blatt den Inhalt einer Broschüre veröffentlicht, die den Titel „Vaterlandsverräther“ trage und von dem griechisch⸗katholischen Pfarrer Bela Pituk ver⸗ faßt worden sei. In dieser Broschüre behaupte der Verfasser, daß auf dem Gebiet des Großwardeiner griechisch⸗katholischen Bisthums nicht weniger als 24 000 Magyaren durch das Vor⸗ gehen der griechisch⸗katholischen Geistlichkeit, insbesondere des Bischofs Pawel, rumänisirt worden seien. Diese Broschüre sei nur deshalb angeblich nicht in die Oeffentlichkeit gekommen, weil die darin an⸗ egriffenen Personen alle Exemplare angekauft und vernichtet hätten. Püut habe in der Broschüre eines Rundschreibens des Bischofs Pavel erwähnt, worin der vschef den Priestern der Diözese und den Schullehrern aufgetragen habe, dort, wo das Volk noch ungarisch spreche, in den Kirchen und Schulen ausschließlich rumänisch zu predigen und zu lehren. Wegen seiner magyarenfreundlichen Haltung, erzählt Pituk, habe man ihn plötzlich mit nur 300 Fl. pensionirt; er habe deshalb beim Cultus⸗Minister eine schriftliche Beschwerde ein⸗ gereicht. Die magyarischen Blätter hätten in den letzten Tagen diese Angaben Pituk's besprochen. Es sei gemeldet worden, der Staatsanwalt habe ex officio, um den Hischaf zu retten, die Anklage wider Pituk erhoben; diese eldung sei später dementirt worden. Der Domherr Lauran und der Geistliche und Reichstags⸗Abgeordnete Rezey seien für den Bischof ein⸗ getreten und insbesondere habe Rezey erklärt, Pituk sei bereits einmal im Arader Spital auf die Irrenabtheilung zur Beobachtung ge⸗ bracht worden, seine Beschwerden seien nur als Hallucinationen eines Geisteskranken anzusehen. Nachdem nun auch die Provinzialpresse, insbesondere das Großwardeiner Localblatt die 5. Pituk's in Discussion gezogen habe, sei es vor der bischöflichen Residenz in Groß⸗ wardein zu Excessen gekommen.
Die Gesammteinnahmen der ungarischen Staats⸗ kassen betrugen im zweiten Quartal des laufenden Jahres 9 013 904 Gulden, die Gesammtausgaben 8442 099 Gulden mehr als im gleichen Quartal des Vorjahres; somit gestaltet sich die Bilanz um 571 805 Gulden günstiger.
Großbritannien und Irland.
In Dublin ist am Mittwoch, der Londoner „Allg. Corresp.“ zufolge, unter dem Vorsitz JFohn Redmond's eine ” von Parnelliten abgehalten worden, worin mehrere gschlusse in denen ausgesprochen wurde, daß das irische Volk keine Homerule⸗Bill annehmen könne, die nicht die von Parnell im August 1891 aufgestellten Forderungen erfülle, zur Annahme gelangten. Ferner sprach sich die Ver⸗ sammlung gegen einige Bestimmungen in Gladstone's Vorlage aus; sie kritisirte auch das Verhalten der Antiparnell iten im und forderte die Befreiung aller politischen Ge⸗ angenen.
Der deutsche Reichscommissar Dr. Peters ist vorgestern von London nach Amerika abgereist. 8
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Frankreich.
Wie die „Magd. Ztg.“ erfährt, nahm eine in Salernes (Dept. Var) abgehaltene Wähler⸗ versammlung einen stürmischen Verlauf. Clémenceau erschien in Begleitung des Var⸗Präfecten, sowie des Bürger⸗ meisters und begann gerade seine Candidatenrede, als etwa 800 Anhänger des Gegencandidaten Maurel den Saal er⸗ stürmten. Clémenceau mußte die Rednertribüne unter höhnischen Zurufen: „Cornelius Herz“, „Agent des Auslandes“ verlassen. Der „République Francaise“ zufolge soll Clémenceau'’s Wahlniederlage fast zweifellos sein.
Spanien.
Der Gesundheitszustand des Königs ist, wie aus M gemeldet wird, gegenwärtig ein ausgezeichneter. Schweiz.
Zu Mitgliedern der internationalen Commission für die Ausführung und ö der Rhein⸗ regulirung sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, seitens der Schweiz der Regierungs⸗Rath Zollikofer⸗ St. Gallen und der Ober⸗Ingenieur Graffenried⸗Bern, zu v 8ö der Regierungs⸗Rath Schubiger⸗St. Gallen und der Cantons⸗Ingenier Schmid⸗Zürich gewählt worden.
Türkei.
Die „Agence de Constantinople“ ist, wie WI aus Konstantinopel berichtet, von maßgebender Seite er⸗ mächtigt, in B auf eine Petition der Armenier, die eine Reihe von Vorwürfen gegen die türkische Regie⸗ rung enthält, zu erklären, daß die Aussagen der in Angora verurtheilten Armenier keineswegs durch die Anwendung der Folter erpreßt seien, und daß sie daher ihren vollen quri⸗ dischen Werth behielten. Die Angeklagten hätten nichts anführen können, was geeignet gewesen sei, den Werth der gegen sie vorgebrachten Zeugnisse zu entkräften. Die Authenticität der in dem Prozesse herangezogenen Docu⸗ mente könne durch einseitige Behauptungen nicht in Zweifel gezogen werden. Nichts berechtige dazu, den Prozeß als einen irregulären anzusehen. Punkt für Punkt würden somit die in jener Petition aufgestellten Behauptungen, denen kein positiver Beweis zur Seite stehe hinfällig. Die öffentliche Meinung Europas werde sich durch die ver⸗ leumderischen Behauptungen nicht irreführen lassen, welche nur einen Theil eines größeren L11“ bildeten, den der Prozeß in Angora enthüllt habe. Gerade diese Enthüllung habe ohne Zweifel bei den Petenten den Zorn erregt, dem sie jetzt freien Lauf ließen. Ferner ist die „Agence de Constantinople“ ermächtigt, egenüber einem eng⸗ lischen Blatte, dem Organ der Sen eschen Missionäre, das auf die angebliche Folterung der gefangenen Armenier und behauptet, Beweise dafür zu haben, zu er⸗ lären, daß das Blatt derartige Beweise nicht besitze und nicht besitzen könne. Wenn das betreffende Blatt in Ver⸗ bindung damit alle von anderer Seite aus Anlaß des Prozesses in Angora und der fogenhen Ereignisse gegen die türkische Regierung erhobenen Anklagen seinerseits erneuere, so weise man in Konstantinopel alle diese Beschuldigungen auf das nachdrücklichste zurück. Man sehe darin nur einen neuen Versuch, die öffentliche Meinung in England für das von der protestantischen ““ in Kleinasien unternommene Werk günstig zu stimmen.
Rumänien.
Die Rückkehr des Königs nach Rumänien wird der „Köln. Ztg.“ zufolge erst Anfang September erfolgen, und zwar gedenkt nach einem längeren Besuch bei der verwittweten Fer tin von Hohenzollern in Umkirch bei Freiburg noch zur Kur nach Ragatz zu gehen.
Serbien.
In dem Bericht des Untersuchungsausschusses der Skupschtina wird dem „W. T. B.“ zufolge erklärt, das Cabinet Avakumowitsch habe die Verfassung insichtlich der Rechte der Skupschtina sowie der Freiheiten der Staatsbürger verletzt, und beantragt, die Anklage gegen sämmtliche Minister aufrecht zu erhalten. .
Dänemark.
Wie die „National⸗Tidende“ meldet, wird die Residen des Königs und der Königin spätestens am 21. d. M. 888 Fredensborg verlegt werden. Am 21. d. M. wird das Ein⸗ treffen der Königin von Griechenland und am 25. d. M. das des Kaisers sowie der Kaiserin von Rußland er⸗ wartet. Auch die Landgräfin von Hessen trifft in
Fredensborg ein. Amerika.
ie Führer der Silberanhänger und der Silber⸗ egner beschlossen einer Meldung des „W. T. B.“ aus Seg zufolge in einer gestern Vormittag abgehaltenen Versammlung, daß die Debatte im Repräsentantenhause über die Silberfrage sofort Wochen rer a. forigesett werden solle. unächst solle die bstimmung über die Bill zu unsten der freien Silberprägung unter Erhöhung des mbertofsaenise⸗ des Silbers zum Gold erfolgen. Infolge dieses Be chlusses brachte Wilson gestern im Repräsentantenhause ein Bill ein wegen vnhe un des Artikels der Sherman⸗ Acteüber den Silberankauf unter Beibehaltung des Silber als gesetzlichen Zahlungsmittels. Bland brachte eine Bill ein über die freie Silberprägung unter Erhöhung des Werthverhältnisses des Silbers, unter Erneuerung der 658 Bland'schen Bill und unter Aufhebung des rtikels der Sherman⸗Acte über den Silberankauf. Das von den Führern der beiden gegnerischen Parteien getroffene Arrangement wurde im Repräsentantenhause auf beiden Seiten lebhaft kritisirt, besonders von den Republikanern, die eine dilatorische Taktik beschlossen haben. Bei der Abstimmung über das Arrangement wurden die Republikaner mit großer Majo rität geschlagen. Die Silberanhänger sind nunmehr überzeugt, daß das Repräsentantenhaus die Aufhebung der Sherman⸗ Acte beschließen wird, sie glauben aber, baß sie im Sena
vorgestern
beginnen und zwei
1ö
8 8— 4
eingetroffenen Meldungen aus Buecnos
In Paris . Aires zufolge ist Carlos Tejedor seitens der Bundes⸗ regierung zum Schiedsrichter ernannt worden, um die
Ruhe in der Provinz Buenos Aires wiederherzustellen.
Asien.
Infolge von Reibereien, die ruhen zwischen Hindus und Muhamedanern des
ein Compromiß werden rhenege⸗ können.
Districts
Jungaghar (siehe Nr. 156 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 3. Juli)
elegentlich der letzten Un⸗ 1
entstanden, ist es dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge gestern in Bombay, besonders in der Nähe der Haupt⸗Moschee, zu ernsten Zusammenstößen gekommen. Auf beiden Seiten wurden viele Personen verwundet, die in das Hospital gebracht werden mußten. Der Aufruhr dehnte sich auf andere Theile der Stadt aus, sodaß der Verkehr unter⸗ brochen wurde. Da die Polizei nicht im stande war, der aufrührerischen Menge Herr zu werden, wurden europäische und eingeborene Truppen aufgeboten, um die Ordnung wieder herzustellen. In dem von den Eingeborenen bewohnten Theil der Stadt waren die Läden geschlossen und die Straßen leer. Truppen waren an den Centralpunkten aufgestellt, Patrouillen durchzogen die Straßen und an vI Stellen der Hauptverkehrsadern war Artillerie aufgefahren. Feetwilige der Cavallerie und Artillerie “ die
arnisonstruppen. Auf die Hindus wurden fortgesetzt An⸗ griffe von den Muhamedanern ausgeführt. Viele Verhaftungen sind vorgenommen worden. Vier Tempel der Hindus und zwei Moscheen wurden zerstört. Auch in den Vorstädten kam es zu Zusammenstößen zwischen den Aufrührern und den Truppen, bei denen zahlreiche Personen verwundet und mehrere getödtet wurden.
Nach einer aus Siam in Paris eingetroffenen Meldung 4¹ Admiral Humann gestern Vormittag Kosichang ver⸗ assen, um die Küsten von Siam und Cambodja entlang zu fahren. — Dem „Reuter'schen Bureau“ ist aus Bangkok die Meldung zugegangen, das dortige Organ der französischen Ge⸗ sandtschaft gebe zu verstehen, daß England eine Grenz⸗ Coʒ und eine neutrale Zone auf Kosten Siams erstrebe.
Eine Depesche des General⸗Gouverneurs von Indo⸗China de Lannesan besagt, die nach Paris gelangten Nachrichten über die Lage in Cambodja (siehe Nr. 187 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 7. d. M.) seien übertrieben; der König Norodom von 1. habe gegen die Niederlassung der Franzosen in Battambang nichts einzuwenden, in Cambodja herrsche Ruhe.
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Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die gestrigen Verhandlungen des internationalen Socialistencongresses a der Maifeier und dem Schutze der Frauenarbeit. Unter dem Vorsitz des belgischen Socialisten Volders faßte der Congreß, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Beschlüsse: Der Congreß erneuert den Beschlu des Brüsseler Congresses und beschließt folgenden Zusatz: Die Socialdemokratie jedes Landes hat die Pflicht, die Durchführung der Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und jeden Versuch zu unterstützen, der an einzelnen Orten oder von einzelnen Organisationen in dieser Richtung gemacht wird. Der Congreß beschließt ferner, die Kundgebung des 1. Mai für den Achtstundentag solle zugleich eine Kund⸗ gebung des festen Willens der Arbeiterklasse sein, durch die beiae Umgestaltung die Klassenunterschiede zu beseitigen und o den einzigen Weg zu betreten, der zum Frieden innerhalb es Volks wie zum internationalen Frieden führt.
Aus der diesen Beschlüssen vorangegangenen Debatte hebt der „Vorwärts“ “ hervor:
Der Referent Adler wünschte die Friedensdemonstration mit der Maifeier verbunden; auch müsse die Forderung der Arbeits⸗ einstellung am Weltfeiertage in verschärfter Weise zum Ausdruck ebracht werden. Bebel erklärte, daß eine solche Verschärfung ür die Deutschen unannehmbar sei; das Proletariat werde sich den Tag, an welchem es dem Kapitalismus eine Schlacht liefern wolle, selber zu der ihm geeignet dünkenden Zeit wählen. In der Abstimmung erklärten sich dreizehn Nationen für die beantragte Verschärfung, Deutschland, Rußland, Dänemark und Bulgarien stimmten dagegen. Nach erfolgter Abstimmung stellte Singer fest, daß der englische Text der Resolution von dem deutschen inhaltlich verschieden ist, und bemerkte, Deutschland hätte einstimmig für die englische Fassung sein Votum abgegeben.
In der gestrigen Nachmittags⸗Sitzung des Congresses wurden nach längerer Debatte, an der sich nur die weiblichen Delegirten betheiligten, mehrere Anträge, welche die Frauen⸗ arbeit betreffen, angenommen.
Der Anarchisten⸗Congreß, der nunmehr gleichfalls in Zürich tagt, berieth, wie „W. T. B.“ meldet, 8n über die Maifeier, den Generalstrike und den wirthschaftlichen
Kampf.
p Plauen bei Dresden haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, sämmtliche Brauer des Bürgerlichen Brauhauses die Arbeit nieder⸗ gelegt. Als Grund wird angegeben, es seien einige Vereinsmitglieder, weil sie der Organisation an ee „gemaßregelt“ worden.
In Speier, Nauen, Kottbus und Königswusterhausen befin den sich nach demselben Blatte die Töpfer im Ausstande. —
Aus Braunschweig berichtet die „Brschw. Ldz.“, der social⸗ demokratische Stadtverordnete Cigarrenfabrikant Wassermann in Schöningen habe seinen Gehilfen, den bei der letzten Reichstags⸗ wahl aufgestellten socialdemokratischen Candidaten Wentzel wegen „politischer Meinungsverschiedenheiten“ entlassen. 1
Hier in Berlin resolvirte, wie die Blätter melden, eine Ver⸗ sammlung von Arbeitern und Arbeiterinnen, die zum Vergolder⸗ gewerbe gehören, daß sie willens sei, zur Besserung der Erwerbs⸗ verhältnisse in eine Lohnbewegung einzutreten. Zu dem Zweck sei es nothwendig, daß sich alle Berufsgenossen der Organisation an⸗ schließen. Ueber die Form der zu stellenden Forderungen soll eine neue Versammlung beschließen.
Zum Ausstand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Mittheilungen vor:
Die Kohlengrubenbesiter von Airdrie und Slamannan be⸗ schlossen, den Bergarbeitern die verlangte Lohnerhöhung von
Shilling täglich zu bewilligen. Die Heeens er von Lanarkshire werden wahrscheinlich diesem Vorgehen olgen. — Dagegen beschloß, wie die Londoner „Allg. Corr.“ schreibt, eine große Anzahl Kohlengrubenbesitzer der Binnengrafschaften, die vor⸗ gestern eine Versammlung in Birmingham abhielt, in einer Weise den Ausständigen hnchegn sondern auszuharren, bis die Lohnherabsetzung von hnen angenommen sein würde. Der Strike werde wohl bis Anfang September dauern, wo die Kasse des Gewerkvereins erschöpft 1688 dürfte. Dann würden die Bergleute auf Wiederaufnahme der Arbeit dringen. — Mittlerweile macht sich der Ausstand beim Güterverkehr der Mid⸗ land Bahn in starker Weise fühlbar. Fast drei Viertel aller Kohlen der Binmengrafschaften werden auf der Midland Bahn nach London befördert. Dieser Transport ruht gänzlich. Infolge dessen sind eine Menge Locomotiv⸗ führer, Heizer und andere Angestellte entlassen worden. — In Süd⸗
ales nimmt die Krisis ein bedenkliches Aussehen an. In Cardiff steigen die Kohlenpreise fortwährend. Für Maschinen⸗ kohlen sind schon 17 sh. die Tonne bezahlt worden. — Die Leiter des Vereins der Bergleute von Northumberland aben ein zweites Manifest erlassen zur Begründung des Rathg, sich nicht dem Strike anzuschließen. Das Manifest hebt hervor, daß in Northumberland die Löhne gegenwärtig um 10 %
höher sind, als sie nach der Lohnscala von 1883 sein würden. Falls die Forderung einer EshgerJshnng von 16 ½ % gestellt werden würde, so würde wahrscheinlich eine Lohnerniedrigung schließlich daraus hervorgehen.
In Wien ist, wie dem „Vorwärts“ gemeldet wird, ein Aus⸗ stand der Gerbergehilfen ausgebrochen, die eine Lohnerhöhung, zehnstündige Arbeitszeit und Einhaltung der Sonntagsruhe fordern.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 30. Juli bis incl. 5. August cr. zur Anmeldung gekommen: 225 Eheschließungen, 952 Lebendgeborene, 25 To tgeborene, 841 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft. “
Die Marmorbüste des verstorbenen Unter⸗Staatssecretärs von Marcard ist von Professor Ernst Herter vollendet und hat nach der „N. A. Ztg.“ in der Aula der hiesigen Thierärztlichen Hochschule Aufstellung gefunden.
— In Köln ist man bei Abbruch der dem Westportal des Domes gegenüber gelegenen früheren Domcurie auf die Ueberreste des ehemaligen ese ten Nordthores, der Porta Paphia, ge⸗ stoßen. Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat sich nach ““ rathung für Durchführung eines von dem Baurath Dreyse ausge⸗ arbeiteten Planes entschieden, der bei Verbreiterung der vorüberführenden Straße „Unter Fettenhennen“ um 1 ½ m eine theilweise Erhaltung der Baureste in Aussicht nimmt.
„— Bei der Ruine EEGö“ werden die bereits in den beiden vorhergehenden Jahren betriebenen Sicherungsarbeiten zur Er⸗ haltung des Bestandes der Ruine fort esetzt und in diesem Jahre vorausfichtlich soweit durchgeführt werden, daß für längere Jahre Arbeiten an dem Mauerwerk nicht mehr erforderlich werden.
— In Jeng ist gestern der Consistorial⸗Rath Professor Dr. Karl Peter im 86. Lebensjahre gestorben. Der Verstorbene hat sich als Pädagoge und Historiker einen Namen emacht. In den Jahren 1856 bis 1873 leitete er die Landesschule Pforte als Rector, wirkte noch einige Jahre als “ der “ an der Universität Jena und trat dann in den Ruhestand. Von seinen historischen Arbeiten ist die mehrmals neu aufgelegte dreibändige „Geschichte Roms“ besonders bekannt geworden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Türkei.
Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths zu Konstantinopel sind Provenienzen von Braila vom 3. d. M. ab einer zehntägigen Quarantäne unterworfen.
Norwegen. Nach einer Verordnung der Königlich norwegischen Regierung vom 8. d. M. ist die Stadt und Provinz Neapel als von der Cholera verseucht anzusehen.
Cholera. 1
Wien, 10. August. „Das österreichische Sanitäts⸗ wesen“, das Organ des “ Sanitätsraths, schreibt: „Die bisher vorliegenden Nachrichten über das Auftreten und den Gang der Cholera im “ Jahre lassen keinen Zweifel, daß die sanitäre Situation für Oesterreich dermalen eine sehr ernste ist, eine ernstere, als sie im gleichen Zeitpunkt des verflossenen Jahres gewesen war, und daß alle Anstrengungen gemacht werden müssen, der Ver⸗ breitung der Krankheit, falls sle eingeschleppt werden sollte, wirksam entgegenzutreten.
Während in der ersten Hälfte des Monats August vorigen Jahres die Seuche noch auf die östlichen und nordöstlichen Gouvernements des europäischen Rußland beschränkt geblieben war und erst in der zweiten Augusthälfte in Hamburg ihren Einzug gehalten hatte, als⸗ bald darauf in Belgien und in den Niederlanden, in mehreren Häfen Frankreichs und in einzelnen Fällen auch in England und Dänemark aufgetreten war, besteht dieselbe dieses Jahr in Rußland noch immer fort, hat von Frankreich, wo sie gleichfalls überwinterte, in Italien Eingang gefunden und sich Ende Juli auch in Rumänien gezeigt.
In Rußland, wo sie während des Winters hinsichtlich ihrer Extensität zurückgegangen war, hat sie sich weiter gegen esten aus⸗ gebreitet, hetee in großer Intensität in Podolien, ist in L“ stark verbreitet und in zahlreichen, nördlich der Reichsgrenze in nicht allzu grofer Entfernung gelegenen Städten, so in Kiew, Grodno, Bialystok, aufgetreten, sobc Galizien und die Bukowina unmittelbar bedroht erscheinen.
Zu ebenso lebhaften Besorgnissen giebt das nach den neuesten Nachrichten nicht mehr zu Feiwessetnee Vorhandensein der Cholera in Braila in Rumänien und die Möglichkeit eines Fortschreitens der⸗ selben entlang der Donau Anlaß.
Die Einschleppung der Seuche von an 788 nach Italien und der lebhaft⸗ Verkehr zwischen Italien und Oesterreich eköffnen Sne auch an der südlichen Reichsgrenze eine große Gefahr, welche ei Berücksichtigung der hinsichtlich des Ganges der Epidemie in früheren Jahren gemachten Erfahrungen nicht unterschätzt werden darf.
Ist schon das sprungweise und in vielen Fällen cheinbar unver⸗ mittelte Auftauchen der Krankheit an immer neuen Orten eine un⸗ heimliche Erscheinung, so wird die 1c . noch dadurch erheblich vermehrt, daß in Auslandsstaaten constatirte, eingeschleppte Einzelfälle oft erst spät als wirkliche Cholerafälle bekannt und so lange als möglich mit der Bezeichnung „verdächtige Fälle“ verdeckt werden. Diese Unsicherheit erschwert das klare Urtheil über die Verbreitung der Krankheit und 1g. nur zu leicht dahin, eine größere Ausbreitung der Krankheit anzunehmen, als es wirklich der Fall ist.
Zu dieser an den Auslandsgrenzen drohenden Gefahr gesellt sich sich auch noch das, wenn auch bisher sporadische Auftreten der Cholera in einzelnen Comitaten Ungarns, welche in das Gebiet des Ober⸗ laufes der Theiß und ihrer Nebenflüsse allen, und mußte ins⸗ besondere die Constatirung mehrerer Cholerafälle unter den 8 der ungarischen Strecke der im Bau begriffenen Eisen⸗ bahnlinie Szigeth — Woronienka-—Stanislau beschästigten Arbeiter die besondere Aufmerksamkeit und strengste S1sg. 1 g der galizischen Sanitätsbehörden hervorrufen, um so mehr, als einzelne dieser Arbeiter von Ungarn in den galizischen Bezirk Nadworna übergetreten waren und die Gefahr einer Verbreitung der Krankheit unter den auf der ga lizischen Strecke des gedachten Eisenbahnbaues beschäftigten Arbeitern naheliegt. Es kam unter letzteren am 4. und 5. d. M. je ein verdächtiger Krankheitsfall vor. Beide endeten tödtlich und stellten sich bei der vorgenommenen bakteriologischen Untersuchung als asiatische Cholera heraus. Infolge dessen sah sich die galizische Statthalterei veranlaßt, sofort alle nöthigen Vorkehrungen und Vorsichtsmaß⸗ regeln (Entsendung eines inspicirenden Amtsarztes, Einführung der sanitären Revisien in der Grenzstation „Woronienka, Ein⸗ schärfun der Anzeigepflicht für jeden verdächtigen “ Ab⸗ uchung . einzelnen Häuser und Ubicationen ꝛc.) zu treffen und im Hinblick auf die ungünstigen Verhältnisse in dieser unwirthlichen, aller Hilfsmittel entbehrenden Kerhahengehen am 5. August die ee vas von Spitalsbaracken beim Ministerium des Innern zu be⸗ antragen“.
ien, 12. August. Der Handels⸗Minister hat, dem „W. T. B.“ zufolge, am 9. d. M. einen Erlaß an Uemnelfe Bahnverwaltungen erichtet, in welchem die im vorigen Jahre erlassenen prophylaktischen Verfügungen gegen die Elcng und Verbreitung der Cholera in Erinnerung gebracht und eine sorgfältige des gesammten Personenverkehrs, sowie die Bereithaltung von Desinfectionsmitteln angeordnet wird. 2
Lemberg, 11. August. Zu den bereits gemeldeten Cholera⸗ he in dem Bezirk Nadworna in Ost . sind zwei neue inzugetreten, von denen einer tödtlich verlaufen ist. In Peczenizyn, Bezirk Kolomea, sind, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, zwei
aus Ungarn zuruͤckgekehrte Personen erkrankt, eine ist gestorben.
Bukarest, 11. August. Nach dem heute veröffentlichten Cholera⸗ Bulletin kamen gestern in Braila 14 Erkrankungen und 6 Todes⸗ fäle an Cholera vor, in Sulina 11 Erkrankungen und 16 Todes⸗ älle und in Cernavoda 6 Erkrankungen und 1 Todesfall.
Rom, 11. August. Einer Mittheilung des „Popolo Romano“ zufolge ist hier ein ües.- Erkrankungsfall vorgekommen.
La Coruna, 11. August. In dem benachbarten Dorfe 88 Oleiros sind, wie „W. T. B.“ berichtet, fünf choleraartige Er⸗ krankungen vorgekommen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 10 649, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 4262, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. .—
Berlin, 11. August. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 106 — 108 ℳ, IIa. 103 — 105 ℳ, III a. —,—, do. abfallende 98 — 101 ℳ, Land⸗, Preußische 87 — 90 ℳ, Netzbrücher 87 — 90 ℳ, Pommersche 87 — 90 ℳ, olnische 87 — 90 ℳ, Bayerische Sennbutter — ℳ, do. Landbutter —,— ℳ, Schlesische 90 —93 ℳ, Galizische 75 — 80 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 — 90 ℳ, Bavyerischer 60 — 70 ℳ, Ost⸗ und Wescpreußischer Ia. 60 — 70 ℳ, do. II a. 50 — 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 38 — 45 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 — 24 ℳ, do. IIa. 10 — 12 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 54,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 55 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 57 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 46 ℳ, do. in Deutschland raffinirt 43,00 ℳ — Tendenz: Butter: Bei guter Nachfrage zogen Preise an. — Schmalz: Sehr fest und steigend.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗ richtet die „Schl. Ztg.“: In der Lage des oberschlesischen Eisen⸗ geschäfts hat sich wenig geändert. Händler wie Consumenten sind zurückhaltend und entnehmen nur solche Quanten, die sofort zur Ver⸗ wendung gelangen. Eine der Werke ist noch nicht eingetreten, da einerseits noch zahlreiche2 zufträge auf Lieferung von Baueisen vorliegen, andererseits die Magazine infolge der vor Eintritt der Zollerhöhung sehr verstärkten Sendungen nach Rußland zum größten Theil geleert worden sind. Das Roheisengeschäft blieb auf dem bisherigen Standpunkt, und hat ich vorläufig im Betrieb der Hochofenwerl⸗ nichts geändert. — In
alzeisen ist die Nachfrage für Träger und Baueisen noch leb⸗ haft; in verflossener Woche gingen für diese Sorten noch einige größere Aufträge ein; dagegen waren die übrigen Eisensorten vernachlässigter, da sie gegenwärtig nur sme Verwendung finden. Auch in Feinblechen emerkte man eine Abschwächung der eingehenden Ordres, in Grob⸗ blechen hat sich das Geschäft noch matter gestaltet. Die Stahlwerke waren nur schwa beschäftigt und haben hauptsächlich Schienen für e owie Grubenschienen angefertigt. — Im Betrieb der Gießereien, Maschinen⸗ und Kesselfabriken hat sich nichts geändert und ebenso verblieb die Geschäftslage der Röhren⸗ walzwerke, Draht⸗ und Nägelfabriken die der Vorwochen. — Im Zinkgeschäft fehlt noch immer Nachfrage, und die Zollerhöhun für Ausfuhr nach Rußland brachte natürlich das Geschäft dahin erst recht ins Stocken. Mit Spannung blickt man auf die Arbeiter⸗ bewegung in den englischen Kohlenrevieren, die auch einen S Theil der Zink verarbeitenden Industrie in dieser Gegend lahmge eit hat; gleichwohl hat sich dort in neuester Zeit größere Kauflußt als bisher gezeigt. In Zinkblech verblieb das Geschäft bei unver⸗ änderten Preisen rege.
— Der Betriebsgewinn des Hörder Bergwerkvereins für 1892/93 beträgt nach der „Köln. V.⸗Z.“ 2 265 313 ℳ, der Ueberschuß, der ganz zu Abschreibungen verwendet werden soll, 957 909 ℳ
— Die Einnaymen der Léübeck⸗Büchener Eisenbahn betrugen im Monat Juli 1893 en 504 987 ℳ gegen 514 258 ℳ im Juli 1892, mithin weniger 271 ℳ Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo Juli 1893 betrugen provisorisch 2 696 718 ℳ gegen 2 731 549 ℳ im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin weniger 34 831 ℳ
Magdeburg, 11. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, Kornzucker excl., 88 % Rendement —, Nachproducte excl., 75 % Rendement 13,60. Matt. Brot⸗ raffinade I. —. Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 30,50. Gem. Melis I. mit Faß 30,25. Ruhig. Rohzucker 1. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Augnst 15,85 Gd., 15,95 Br., pr. September 15,47 ½ bez. und Br., pr. Oktober 14,02 ⅛ bez. und Br., pr. November⸗Dezember 13,80 bez. und Br. Flau. — W“ Rohzuckergeschäft 5000 Ctr.
ö a. M., 10. Auguft. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Der Markt zeigte eine fast gleichmäßig sämmtliche Getreidearten betreffende g Lustlosigkeit. Bei der hochgradigen Geschäftsunlust, die vorherrschend war, genügten schon an und für sich kleine Verkaufsangebote, auf die Curse zu drücken. Weizen kommt aus der Provinz fortgesetzt schwach heran, sodaß die Lagerbestände weiter ziemlich stark in Anspruch genommen werden Hauptsächlich handelte man ausländische Sorten. Die Notiz bleibt: ab Umgegend 17 — 2¼10 ℳ, frei Bahn hier ebenso, da Export stockt; ausländische Sorten (Redwinter, Kansas, La Plata) je nach Qualität und Herkunft 16 ¾ —- 17 ¾ ℳ Neuer hiesiger mit 16 ½ ℳ gehandelt. — In Roggen war die Zufuhr nicht be⸗ deutend. Die angebotene Waare konnte indeß wegen der ungleich⸗ mößigen Qualität nur mit Preisconcessionen Käufer finden. Neuer, hiesiger 15 — 14 ¾ ℳ, vorjähriger 15 ¼ ℳ, Norddeutscher wegen hoher Forde⸗ rung nicht gehandelt. Tendenz fest. — Für Gerste zeigen ab Umgegend die Druschproben sehr unterschiedliche Qualitäten von mageren und harten bis zu schweren dicken Körnern mit gelblicher Farbe. Mit I a. Sorten wird uns Oesterreich (Ungarn) versorgen; hiesige 16—17 ℳ, unga⸗ rische je nach Qualität von 17 ½ — 19 ℳ, Futterwaare 12 ½4 ℳ —
afer verlor bei der allgemeinen Tendenz ca. 25 ₰, zeigte sich also ziemlich widerstandsfähig. Geringe Sorten sehr vernachlässigt. Der Curs bleibt: Amerikanischer 16 ½ — ¾ ℳ, Königsberger (stark im Besatz) 17 ½ — ¾ ℳ, hoch I a 18 ½ —- ¾ ℳ, hiesiger, neuer Mittelqualität 16 — ½ ℳ — Raps ging wenig um. Größere Oelfabriken suchen zu drücken. Die Notiz 27— ½ ℳ bleibt. — Mit Mais ist der Markt augen⸗ blicklich überfüllt, der Absatz an die Consumenten schwierig. Mixed 12,40 ℳ, Donau 12 ℳ Känufer treffen hier einen guten Mark — nr Futterstoffe erscheint die Haltung nicht gebessert. Das Ge⸗ chäft ist womöglich noch stiller geworden. Tendenz flau. Curse bleiben: Roggenkleie 11 — ½ ℳ, eizenkleie 10 — ½ ℳ, Ia Heu 5 ½ — 6 ℳ pr. Ctr., Roggenstroh 3 ½ ℳ. Malzkeime ca. 11 ℳ, — spreu, Kleinigkeiten mit 2¾ —3 ℳ bezahlt. Erbsen und Wicken verlassen. — Torfstreu (Ersatz für Reacenftrod) 1,60 ℳ Gemahlene Erdnußschalen mit ca. 5 ℳ, aus dem Markt genommen. — Mehl⸗ markt: Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 46 —49 ℳ, norddeutsches und westfälisches Weizenmehl Nr. 00 23— 24 ℳ, Weizenmehl, hiesiges Nr. 0, 27 — 28 ℳ, Roggenmeh deeh etz Nr. 9 28 21 ℳ. Rr. 0,1 21 —2z ℳ., Ken 29—20 & (Obige Preise verstehen sich pro 100 kg ab hier; häufig auch loco auswärtiger Stationen bei mindestens 10 000 kg.)
Leipzig, 11. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin handel. La Plata Grundmuster B. per August⸗Septemb 3,60 ℳ, per Oktober 3,62 ½ ℳ, per November 3,65 ℳ per De⸗ zember 3,67 ½ ℳ, per Januar 3,80 ℳ, per Februar 3,72 ½ ℳ, März 3,75 ℳ, per April 3,77 ½ ℳ, per Mai⸗Juni 3,80 ℳ, p. Juli — ℳ Umsatz 30 000 kg. 1“
Bremen, (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Brem