Wie der „Temps“ aus Paris meldet, gab gestern Nach⸗ mittag 2 Uhr ein der revolutionären Partei angehöriges Individuum zwei Revolverschüsse auf den Deputirten Lockroy ab, als dieser sich zu einer Sitzung seines Wahlcomités in der Rue Charonne begab. Als Thäter wurde der Kutscher Moore festgestellt, der dadurch bekannt ist, daß er in socialistischen Versammlungen und anderwärts seine über⸗ chwänglichen Dichtungen vertheilt. Lockroy wurde an der linken Brust getroffen und in fölge dessen ohnmächtig. Man eilte ihm zu Hilfe und stellte fest, daß die Kugel nur eine starke Contusion hervorgebracht habe. Lockroy wurde zu
Wagen nach seiner Wohnung geleitet, Moore wurde verhaftet. Der König von Grie Aix⸗les⸗Bains eingetroffen.
enland ist am Sonnabend in
Italien.
Seine Magjestät der König und der Marine⸗Minister werden am Mittwoch Abend in Genua Seine Königliche Hoheit den Prinzen Heinrich von Preußen empfangen und sich mit Höchstdemselben an Bord der Königlichen Nacht „Savoia“ nach Vereinigung mit dem Geschwader zu
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großen Flottenmanövern begeben.
Niederlande.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag im Haag eingetroffen. Zur Begrüßung waren am Bahnhof Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich mit dem Prinzen Waldemar sowie der deutsche Gesandte und die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft erschienen. Die Prinz⸗ liche Familie begab sich sofort nach Scheveningen. 8
Belgien. v
Der Senat hat vorgestern, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, die Reform der Senatswahlen zum Abschluß gebracht. Der Wählbarkeitscensus wurde auf 1400 Fr. herabgesetzt. Außer⸗ dem sollen 26 Senatoren ohne Censusbedingung durch die Provinzialräthe gewählt werden.
Serbien.
1. Der König besuchte, wie „W. T. B.“ erfährt, vorgestern
und gestern den erkrankten Minister⸗Präsidenten Dokic. Der Bericht des Untersuchungs⸗Ausschusses über das Material zur Anklage gegen die früheren liberalen Minister elangte am Sonnabend in der Skupschtina zur Verlesung. Per Bericht hält alle elf Punkte der Anklage aufrecht und fordert außerdem die Einleitung eines ordentlichen Straf⸗ verfahrens gegen mehrere Präfecten und Commandeure von Truppen. In ihrer gestrigen Sitzung nahm bie Skupschtina die Vorlage über die Einführung des Petroleum⸗, Zünd⸗ hölzchen⸗ und Alkohol⸗Monopols in zweiter Lesung an.
Amerika.
Der Präsident Cleveland sat sich nach einem Tele⸗ gramm des „W. T. B.“ aus Washington am Freitag nach seinem Landhause an der Buzzard⸗Bai in Massachusetts be⸗ eben. Vor seiner Abreise sprach der Präsident sein Bedauern arüber aus, Washington jetzt verlassen zu müssen; aber nach der Erklärung seiner Aerzte bedürfe er der Ruhe.
Das Ministerium hat, wie das „Reuter’'sche Bureau“ aus Buenos Aires meldet, seine Entlassung genommen, vorher aber noch die Verfolgung des früheren Präsidenten Celman und des ehemaligen Finanz⸗Ministers Pacheco wegen ver⸗ dächtiger finanzieller Operationen im Betrage von 100000 Pfd. Sterl. ahgeordnet. Das neue Cabinet ist wie folgt zusam⸗ mengesetzt: Quintana Inneres, Terry Finanzen, Eduardo Costa Justiz, Campos Krieg, Virasoro Auswärtiges. Die Bildung des Cabinets hat einen guten Eindruck gemacht. Zur Verstärkung der Garnison von Buenos⸗Aires wurden 2000 Soldaten in die Stadt verlegt. Zwei Bataillone wurden im Regierungspalast aufgestellt. 8
Asien.
Die Aufregung in Bombay dauerte dem „Reuter'schen ureau“ zufolge am Sonnabend fort. Die Geschäfte ruhten gänzlich, die Fabriken waren geschlossen. Zwei Escadrons Lanciers sind von Poonah nach Bombay abgegangen; Marine⸗ truppen wurden von den auf der Rhede liegenden Feüegsschiffen ausgeschifft. Am Sonnabend Morgen starben sechs Personen infolge der erlittenen Verwundungen. Gegen Abend des genannten Tages verschlimmerte sich die Lage von Stunde zu Stunde. Alle regelmäßigen und freiwilligen Truppen wurden aufgeboten, erwiesen sich aber bei der großen Ausdehnung der Ruhe⸗ störungen und bei deren noch immer zunehmender Heftigkeit als unzureichend. Es kam zu einem erbitterten Kampf, wobei 8 Personen getödtet und etwa 100 verwundet wurden. Bei weiteren Zusammenstößen erlitten die Aufständischen beträcht⸗ liche Verluste. Etwa 200 Verhaftungen wurden vorgenommen. Nach einer Meldung des genannten Bureaus aus Bombay von heute dehnt sich der Aufruhr in den Vorstädten immer weiter aus. Bisher wurden 1200 Verhaftungen bewirkt. Nach den bisherigen Fe ee sind 50 Personen ge⸗ tödtet worden, es ist jedoch noch schwer, den wirklichen Ver⸗ lust anzugeben. Die Hospitäler sind mit Verwundeten an⸗ efüllt. Selbst die Leichenzüge werden von den Muhamedanern h tig angegriffen und müssen von Truppenabtheilungen eleitet werden. Weitere Cavallerie⸗ und Infanterie⸗Ver⸗ sind aus Poonah herangezogen worden. Die Truppen bivouakiren in den Straßen. Die Ankunft des Gouverneurs Lord Harris wird morgen erwartet. Die Zeitungen in Bombay besprechen den Aufstand in gemäßigtem one und rathen den enen Bürgern, das Möglichste zur Beschwichtigung der Aufrührer beizutragen; gleichzeitig wird dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Truppen nicht früher aufgeboten worden seien.
Afrika.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Kairo vom 12. d. M. sind die in Nr. 191 d. Bl. gemeldeten Schwierigkeiten im Cabinet wieder beseitigt. Eine Aenderung im Ministerium ist nicht wahrscheinlich.
Wie der „Times“ aus Alexandrien gemeldet wird, ist der spanische General⸗Konsul Morejon zum Richter bei den gemischten Gerichtshöfen ernannt worden. Hierdurch wird der ege Gesandte Lord Cromer Doyen des diplomatischen
orps.
Aus Sansibar meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß gestern infolge der feindseligen Haltung Omari's, des ehe⸗ maligen Sultans von Witu, die britischen Reicgsscace „Blanche“, „Swallow“ und „Sparrow“ Truppen an der Küste von Witu gelandet hätten. Es sei ein 2 ngriff auf die Stadt Witu unternommen und diese nach zweistündigem hart⸗
8 -1ö11.“ 85 “ —
näckigen Widerstand eingenommen und verbrannt worden. Auf Seiten der Engländer sei ein Soldat getödtet und zwei Offiziere leicht verwundet worden.
8 Production der Bergwerke, Salinen und Hütten des preußischen Staats im Jahre 1892.
Band XLI der „Zeitschrift für das Berg⸗, Hlttan. und Salinen⸗ wesen im preußischen Staat“ enthält eine auch als Separatabdruck erschienene zasanaemneülans der Production im Jahre 1892 (Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn, vorm. Ernst und Korn, Berlin). Danach wurden an Steinkohlen (abzüglich der für den eigenen Bergwerksbetrieb verbrauchten) in ganz Preußen 61 494 333 t im Werthe von 442 935 890 ℳ (die Tonne also im Werthe von 7,20 ℳ) producirt bei einer Belegschaft von im ganzen 258 198 Köpfen; von letzteren waren unter Tage 198 266 beschäftigt, über Tage 54 609 männliche und 5323 weibliche Arbeiter. Die stärkste Production weist der Ober⸗ Bergamtsbezirk Dortmund mit 35 064 5068l t im Werthe von 258 705 605 ℳ (bei einer Belegschaft von 142 247 Mann) auf.
An Braunkohlen wurden producirt 13 842 299 t im Werthe von 38 404 113 ℳ (die Tonne im Werthe von 2,77 ℳ) bei einer Belegschaft von 30 416 Köpfen. 8
An Mineralsalzen wurden gefördert 674 520 t im Werthe von 7 661 642 ℳ (die Tonne im Werthe von 11,36 ℳ) bei einer Belegschaft von 3902 Köpfen.
An Erzen wurden gefördert 5 711 084 t im Werthe von 81 790 289 ℳ (die Tonne zu 14,32 ℳ) bei einer Belegschaft von 71 112 Köpfen.
In Summa belief f die Production der Berg⸗ werke auf 81 736 486 t im Werthe von 571 103 359 ℳ (die Tonne zu 6,99 ℳ) bei einer Belegschaft von 363 796 Köpfen.
Die Hütten producirten an Roheisen 3 439 080 t im Werthe von 170 062 203 ℳ (die Tonne zu 49,45 ℳ) bei einer mittleren täg⸗ lichen Belegschaft von 19 599 Köpfen; an Zink 139 724 t im Werthe von 54 973 148 ℳ (die Tonne zu 393,44 ℳ) bei einer Belegschaft von 9599 Köpfen; an Blei 87 982 t zu 18 429 477 ℳ (die Tonne zu 209,47 ℳ) bei einer Belegschaft von 2576 Köpfen; an Kupfer 21 558 t zu 21 534 889 ℳ (die Tonne zu 998,88 ℳ) bei einer Be⸗ legschaft von 3293 Köpfen; an Silber 301 374 kg im Werthe von 35 145 658 ℳ (1 kg 116,61 ℳ), an Gold 115,82 kg zu 324 266 ℳ (1 kg zu 2799,74 ℳ).
Vergleicht man die Production des Jahres 1892 mit dem Vor⸗ jahre — es wird hierbei die gesammte Production ohne Abzug des eigenen Bedarfs zu berücksichtigen sein — so ergiebt sich für die Steinkohlen, von denen im Jahre 1892 65 442 558 t zu 470 709 833 ℳ producirt wurden, gegenüber 1891, wo 67 528 015 t im Werthe von 527 225 051 ℳ producirt wurden, ein “ Rückgang in der Menge wie insbesondere dem Werthe nach, aber auch in der Arbeitsleistung. Im Jahre 1891 war die Belegschaft 252 178 Mann stark, auf den Arbeiter entfiel mithin, bei einer Production von 67 528 015 t, eine Arbeitsleistung von 267,7 t. Im Jahre 1892 war die Belegschaft 258 198 Köpfe stark; auf den Arbeiter entfiel mithin bei einer Production von 65 442 558 t eine Arbeits⸗ leistung von nur 253,4 t. Die Belegschaft hatte zugenommen. Auch der Werth der Tonne war erheblich zurückgegangen, von 7,83 ℳ im Jahre 1891 auf 7,20 ℳ im Jahre 1892:
Die Braunkohlenförderung stieg von 16 739 984 t im Jahre 1891 auf 17 219 033 t im Jahre 1892, von 43 568 357 ℳ Werth auf 47 652 132 ℳ, die Tonne von 2,64 ℳ auf 2,77 ℳ, die Belegschaft von 29 046 auf 30 416 Köpfe. Zurückging allein die Arbeitsleistung des einzelnen Arbeiters von 576,3 t auf 566,1 t.
Die Production der Hütten an Roheisen stieg der Menge nach von 3 288 441 t im Jahre 1891 auf 3 439 080 t im Jahre 1892, sie fiel dem Werthe nach von 175 329 432 ℳ auf 170 062 203 ℳ, die Tonne fiel von 53,32 ℳ auf 49,45 ℳ, die Belegschaft fiel von 20 134 auf 19 599, die Arbeitsleistung des einzelnen Arbeiters stieg von 163 t auf 175 t.
Gewerbe⸗Inspection in Preuße
Nach der amtlichen Ausgabe der „Jahresberichte der Königlich preußischen Regierungs⸗ und Gewerberäthe und Bergbehörden“ für das Jahr 1892 (Verlag von W. T. Bruer in Berlin) ist die im Jahre 1891 begonnene Neu⸗ regelung des Gewerbe⸗Aufsichtsdienstes, wie sie nach der dem Staatshaushalts⸗Etat für 1891/92 beigegebenen Denkschrift geplant war, im Jahre 1892 unter Ueberweisung der Dampfkesselrevision auf die Gewerbe⸗Inspection in den Regierungsbezirken Potsdam, Münster, Minden, Cassel, Wiesbaden, Koblenz, Köln, Trier und Aachen sowie in der Stadt Berlin weitergeführt worden. Es sind hiernach im Jahre 1892 96 Beamte in der Gewerbe⸗Inspection beschäftigt gewesen gegenüber 64 im Vorjahre. In dem Aufsichts⸗ bezirk Berlin und Charlottenburg wurde die Zahl der Beamten von 5 auf 7, in dem Aufsichtsbezirk Potsdam und Frankfurt a. O. von 5 auf 10, im Aufsichtsbezirk Köln⸗Koblenz von 3 auf 8, in Düssel⸗ dorf von 12 auf 15, in Trier⸗Aachen von 1 auf 7, in Münster⸗ Minden von 2 auf 8, in Arnsberg von 12 auf 13, in Wiesbaden von 2 auf 4 vermehrt. Wir behalten uns vor, auf die Berichte im einzelnen zurückzukommen.
Zur Arbeiterbewegung.
Der internationale Socialistencongreß in Zürich ist am Sonnabend geschlossen worden, nachdem er seine Tages⸗ ordnung erledigt hatte. Bemerkenswerth ist wohl unter den Beschlüssen nur der von den deutschen Delegirten vertretene, daß die Socialdemokraten sich an allen parlamentarischen Ar⸗ beiten und Wahlkämpfen zu betheiligen haben. Ein Wolff’sches Telegramm meldet vom vorgestrigen letzten Sitzungstage:
In der Vormittagssitzung wurde der Antrag der Commission an⸗ genommen, daß die Partei sich in der bisherigen Form an allen parlamentarischen Arbeiten und Wahlkämpfen betheiligen solle zur Erlangung der politischen Macht. Die “ über Compro⸗ misse und über die Taktik im Speciellen soll den einzelnen Ländern überlassen bleiben. Ferner wurde ein Zusatzantrag des Delegirten Ell⸗ bogen angenommen, wonachauf die Einführung des nernren Wahlrechts in allen Ländern hingewirkt werden soll. Namentlich sollen die Socialisten Oesterreichs von dem Proletariat der pongen Welt moralisch unter⸗ stützt werden. Schließlich wurde beschlossen, die Agrarfrage in erster Stelle auf die Tagesordnung des nächsten Congresses zu 8S. Mit 16 gegen 12 Stimmen beschloß der Congreß bei der stimmung nach Nationalitäten die Errichtung großer internationaler Verbände mit gemeinschaftlichen Arbeitersecretariaten. Auf Einladung der englischen Delegirten wurde bestimmt, den nächsten Congreß im Jahre 1895 in London abzuhalten. Sodann wurde der Congreß geschlossen.
Zu dem internationalen Schuhmachercongreß in 6 waren, wie der „Vorwärts“ berichtet, 30 Delegirte, die
eutschland, die Schweiz, Oesterreich, Ungarn, Dänemark, Belgien,
rankreich und England vertraten, erschienen. Die Mittheilungen über den Stand der Organisationen waren nicht sehr erfreuliche, namentlich für Oesterreich, Ungarn und die Schweiz. Be⸗ schlofsen wurde die Errichtung eines internationalen Secretariats mit dem Sitz in Zürich und die internationale Gegenseitigkeit in der Unterstützung reisender Mitglieder. Die Unterstützung soll nach Kilo⸗ metern erfolgen und zur gegenseitigen Abrechnung das Markensystem überall eingeführt werden. Bezüglich des Strikewesens soll das Secretariat bestimmte Grundsätze aufstellen. “
Aus Brüssel wird der „V. Z.“ Seehe; Die socialistische corporative Genossenschaft „Vrye Bakker“ in Antwerpen hat im ersten Halbjahr d. J. einen Geschäftsumsatz von 800 000 Fr. erzielt. Der Reingewinn beträgt 76 644 Fr., wovon unter die 4600
* 11
Von D. Willibald Beypschlag.
Mitglieder 60 719 Fr. vertheilt werden. Die Bäckerei hatte einen
Umsatz von 267 005 Fr. und erzielte den größten Theil des Gewinns,
nämlich 64 003 Fr. Die Genossenschaft betreibt daneben eine Apo⸗
veregeinen Handel mit Spezereiwaaren, Kaffee, Kohlen, Stoffen und uhwerk.
Zu dem Ausstande der englischen Grubenarbeiter wird der Londoner „Allg. Corr.“ geschrieben:
Seltsamerweise wich der Preis der „Steinkohlen“ auf der Lon⸗ doner Kohlenbörse am Freitag um 2 Sh. die Tonne, wohl wegen des warmen Wetters und weil in und um London genügend Kohlen vorräthig sind, um dem eeinstweiligen Bedürfnisse zu genügen. Sonnabend wollten sich 21 000 Bergleute der Binnengrafschaften den Strikern anschließen. Damit beträgt die Zahl der ete gen Kohlenbergleute jetzt 290 000, ganz abgesehen von den 100 000 Mann, die sonstwie an den Bergwerken beschäftigt sind. In Wales greift der Strike um sich. Im Forest of Dean scheinen die Bergleute sich mit ihren Arbeitgebern gütlich einigen zu wollen. Die letzteren bestehen aber auf 25 % Lohnkürzung.
Kunst und Wissenschaft.
Der Directorial⸗Assistent bei der ägyptologischen Abtheilung der hiesigen Königlichen Museen und Privatdocent an der Berliner Universität Dr. Georg Steindorff ist, wie das „Dresd. Journ.“ meldet, zum außerordentlichen Professor für Aegyptologie und Leiter der ägyptologischen Sammlung in der philosophischen Fakultät an der Universität zu Leipzig ernannt worden.
— In Wittenberg ist am 11. August der Ober⸗Consistorial⸗ Rath Dr. theol. Heinrich Eduard Schmieder, früher lang⸗ jähriger Director am dortigen Prediger⸗Seminar, in dem hohen Alter von 99 ½ Jahren verstorben.
— Aus München berichten die „M. N. Nachr.“: Ein hervor⸗ ragendes Prachtstück deutscher Goldschmiedekunst ist soeben in der Werk⸗ statt von Th. Heiden hier fertig geworden; die goldene Bürger⸗ meisterkette, welche für das Stadtoberhaupt von Metz gefertigt wurde. Der herrliche Schmuck ist nach einem Entwurf von Prbfessor Seder in Straßburg gefertigt. Die gvthische Kette zeigt vorn als Hauptstück einen reichen und außerordentlich zierlichen Baldachin mit der Kaiserkrone und dem Reichsadler. An einer Art von Tabernakel ist hier eine Gemme mit dem Bildniß Kaiser Wilhelm's II. angebracht. An diesem Theil hängt an verschiedenen Kettchen ein originelles Kleinod, darstellend die nie besiegte Jungfrau von Metz mit Schwert und Stadtwappen in reichem Lorbeergerank. Das niedliche Big ist bunt emaillirt. Ein Spruchband trägt die Inschrift: „Sie ist in guten Händen“. Die rückwärtige Schließe der Kette ist durch das Wappen von Lothringen in superber Ausführung gebildet. Die Kette selbst zeigt ein originelles Muster von goldenen Gliedern, Diamanten und emaillirten Blumen. Viele Theile des Schmuckes sind in muster⸗ baft E Emaillirung behandelt und alles reich mit Steinen
esetzt.
— Die Ausstellung der Münchner Secessionisten ist nunmehr in allen Theilen fertig und thatsächlich noch reichhaltiger und werthvoller geworden, als die Veranstalter selbst erwarteten. Namentlich haben die französischen und andere in Paris lebende Maler vieles geschickt, was das höchste Interesse kunst⸗ freundlicher Besucher herausfordert. Die plastische Abtheilung ist numerisch nicht reich, aber sie weist einige Perlen moderner Bild⸗ hauerkunst auf. Von Liebermann, Hans Thoma, Hubert Herkomer, Albert Keller sind neue Arbeiten eingetroffen. Das Interesse an der Ausstellung, das sich durch lebhaften Besuch documentirt, ist ein fort⸗ während wachsendes, und auch die Verkäufe schreiten in erfreulicher Weise fort.
— Die Generalversammlung der katholischen Görres⸗Gesell⸗ schaft wird nach der „Germania“ in diesem Jahre vom 3. bis 5. September in Bamberg stattfinden. Die im vorigen Jahre nach Breslau einberufene Generalversammlung mußte wegen der Cholera⸗ gefahr kurz vor dem bereits bestimmten Zeitpunkt abgesagt werden.
— Bei einem Eisenbahnbau im belgischen Luxemburg hat man, wie der „V. Z.“ geschrieben wird, bei Arlon einen Ichthyo⸗ saurus, eine vorweltliche Fischeidechse gefunden. Der Director des Brüsseler zoologischen Museums Herr Dupont hat sich mit Arbeitern nach Arlon begeben, um die sorgsame Ausgrabung des Thieres zu be⸗ wirken und die Shae..he. nach Brüssel zu leiten.
— Eine Mammuthleiche ist an den Ufern der Anabara, eines Flusses zwischen Jenissei und Lena, aufgefunden worden, und zwar wieder, wie die früheren, mit Haut und Haar, Fleisch und Knochen. Es begab sich daher, wie russische Blätter berichten, der Erforscher Sibiriens, Baron Eduard Toll an der Spitze einer kleinen Expedition im Auftrage der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften nach Kasatschje in Ostsibirien. Von dort soll die Ent⸗ fernung bis zur Fundstelle in den Tundren noch 400 Werst betragen.
Literatur.
1 Religiöses. Große Kurfürst als evangelischer Charakter. Halle a. S. 1893, Eugen Strien. — „Durch ihn“, so heißt es am Schluß der Schrift, aus welcher warm religiöser Sinn und feste Vaterlandsliebe zum Leser spricht, „hat Gott den Grund gelegt zu dem hohen und festen Haus, in welchem wir heut dankbar wohnen; der Staat des Großen Kur⸗ fürsten ist der Eckstein geworden für den Einheitsbau, der unser Volksthum aus tiefster erüthung ja vom Rande des Untergangs emporgehoben hat über alle Völker. Daß er dies geworden ist durch den Geist, den sein Begründer ihm einhauchte und hinterließ, den Geist der freien Gottesfurcht und sittlicher Selbstverant⸗ wortung, hochherziger Duldung und vertrauensvollen Freilassens der Geister, kraftvollen staatlichen Selbstbewußtseins gegen römische Feresttegeüfte und muthigen Eintretens für das Segenserbe unserer eformation, mit einem Worte, durch jenen Geist, welchen allein das evangelische Bekenntniß wie in der Persönlichkeit so im Staatswesen erzeugen kann, das liegt in unserer Geschichte offen zu Tage.“ Die mitgetheilten Sätze erscheinen wohl geeignet, dem Buch viele Leser zu gewinnen.
Der
Landeskunde.
Die Weltstadt Berlin, eine Heimathkunde für Schule und us von O. Stephan, städtischem Rector und F. Gindler, tädtischem Lehrer in Berlin. Verlag von Karl Siegismund. Preis 1,20 ℳ — In leicht 1 und anschaulicher Weise unterrichtet das vorliegende Buch die heranwachsende Jugend über ihre Vaterstadt und erschließt ihr das Verständniß für deren Größe und Bedeutung als Reichs⸗Hauptstadt. Das Buch enthält durch Karten erläuterte geographische Mittheilungen über die Bodengestaltung, die Gewässer und die Stadt selbst, durch zahlreiche ae veranschaulichte Beschreibungen der Monumentalbauten und Denkmäler, der Theater, Museen, Kirchen, Kirchhöfe u. s. w.; es belehrt über die Verkehrsmittel innerhalb der Stadt, nach den Vororten und in die weitere - sowie über die städtische und Staatsverwaltung, die Polizei, echtspflege und die militärischen Einrichtungen. Endlich giebt es einen geschichtlichen Abriß der Entwickelung Berlins vom Fischerdorf zur Weltstadt, sowie eine Beschreibung der näheren und weiteren Umgebung von Berlin. Das mit Liebe zur Heimath und zum Vater⸗ lande verfaßte Werk verdient weite Verbreitung und dürfte zur Weckung und Förderung der Anbänglichkeit an die Heimathstadt, an
Kaiser und Reich beitragen. Seewesen. . Segelhandbuch des Englischen Kanals. Erster Theil. Die englische Küste. Herausgegeben von der Direction der Deutschen Seewarte. amburg 1893. In Commission bei L. Friederichsen und Comp. Preis 4 ℳ. — Um den deutschen See⸗ mann immer mehr unabhängig von der KSe chen nautischen Literatur zu machen, ist der Deutschen Seewarte seit dem Herbst 1891 die Auf abe zugewiesen worden, sich auch mit der Anfertigung von Secelgcnbiahern in Verbindung mit Küstenbeschreibungen zu befassen. Den bisher erschienenen größeren Segelhandbüchern für den Atlantischen
eine Tiefenkarte, welche na
fälle, Gouvernement Jekaterinoslaw vom 30. Ju
und Indischen Ocean reiht sich nun ein Segelhandbuch für den Englischen Kanal an, von welchem der erste, die englische Küste be⸗ andelnde Theil uns vorliegt, während der zweite, eine Beschreibung er Kanal⸗Inseln und der französischen Küste enthaltende Theil vor⸗ ussichtlich noch im Laufe dieses Jahres erscheinen wird. Die m wesentlichen den durch die englische Admiralität heraus⸗ egebenen Werken ähnlicher Art entlehnte Beschreibung der englischen üste ist unter Benutzung aller neuen und modernen Quellen, be⸗ onders der zahlreichen Berichte von den Schiffen der Kaiserlichen ften, sowie von Segel⸗
Abweichend von dem Hergebrachten, ist 1 — preibung der Küsten nicht von Westen nach sondern in Anknüpfung an das bereits vorhandene Segel⸗ andbuch des Hydrographischen Amts des Reichs⸗Marineamts für die Nordsee und aus praktischen Gründen von Osten nach Westen fort⸗ chreitend gegeben. Dem vorliegenden ersten Band ist eine Tafel mit nach französischen Vertonnungen angefertigten Küstenansichten beigefügt, sowie der Karte der englischen Admiralität Nr. 1598 angefertigt und in Meter⸗Linien übertragen worden ist. Bei der stets wachsenden Bedeutung, welche die Lothungen in der Schiff⸗ fahrt gewinnen, können diese genauen Angaben über Tiefenverhältnisse in engen und vielbefahrenen Gewässern nur willkommen geheißen werden. Das einem längst gefühlten Bedürfniß abhelfende Segel⸗ handbuch des Kanals wird in den betheiligten Kreisen einer freundlichen Aufnahme sicher sein.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
fe Annahme, daß die diesjährige Ernte in der europäischen Türkei und in Klein⸗Asien im Durchschnitt eine Mittelernte sei (vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 172 vom 21. Juli), findet durch den weiteren Verlauf Bestätigung. Gut lauten namentlich die Nachrichten aus den Vilajets Samsun, Trapezunt und Hudavendikjar. Im letzteren Vilajet sind die Erträge um 20 % höher als im Vorjahre. Auch im Vilajet Aidin und den unnliegenden Gegenden, sowie in Erzerum ist die Ernte recht zufriedenstellend. In dem Vilajet Kastamuni haben 66 Dörfer durch Hagelschlag ihre Ernte verloren. Großen Schaden hat der Hagel auch im Vilajet Adrianopel angerichtet, wo Weizen und Roggen schlecht gerathen sind, während Gerste an Qualität und Gewicht befriedigt. Im Sandschak Dedea⸗ gatsch, wo die Ernte infolge der Frühjahrskälte um 20 % geringer als die vorjährige ausgefallen ist, soll harter Weizen, Roggen und Gerste qualitativ gut sein.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperr gs⸗ Maßregeln.
Niederlande. MNach einer im Nederlandsche Staatscourant“ vom 11. d. M. eröffent lichten Verfügung der niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 10. d. M. wird vom 14. d. M. ab das Ver⸗ bot der Ein⸗ und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungs⸗ stücken und ungewaschener Leib⸗ und Bettwäsche hinsichtlich Venedigs außer, raft cseht, hentg. “ Nr. 50 vom ö1
insichtlich Rußlands und der asiatischen Türkei bleibt die Verbot aufrechterhalten. 8
Türkei.
Durch Beschluß des internationalen Gesundheitsraths zu Kon⸗ stantinopel sind folgende Quarantänen verfügt worden:
1) gegen den Golf von Neapel zehn Tage, 1 2) gegen die übrigen Häfen Italiens für Schiffe mit Passagieren fünf Tage, für solche ohne Passagiere 24 Stunden,
3) gegen alle Häfen Rumäniens seit 5. August zehn Tage, in
Sinope abzumachen,
4) gegen Cherson fünf Tage, in Kawak abzumachen.
“ Griechenland. 8 Die füͤr rovenienzen aus Neapel angeordnete zehntägige Quaran⸗ täne (vergl. . eichs⸗Anzeiger“ Nr. 183 vom 2. August) ist auf die Pro⸗ venienzen sämmtlicher Häfen, welche an dem Gols von Neapel liegen, 1“ 8
Die dreitägige Beobachtungsquarantäne für Provenienzen aus Brindisi (vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 183 vom 2. August) ist in eine fünftägige umgewandelt und auf die Provenienzen sämmtlicher zwischen Bari (inbegriffen) und dem Vorgebirge Santa Maria di Lenca (eben⸗ falls inbegriffen) liegenden Häfen ausgedehnt worden.
Die dreitägige Beobachtungsquarantäne gegen Chios (vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 187 vom 7. August) ist aufgehoben.
Postpackete dürfen aus sämmtlichen europäischen Staaten nicht mehr nach Griechenland eingeführt werden.
Bulgarien.
Der bulgarische Gesundheitsrath hat unter dem 5. d. M. fol⸗ 88 ““ getroffen (Vgl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 188 vom 1) Reisende aus Rumänien, Rußland und der asiatischen Türkei unterliegen einer Quarantäne von acht Tagen; ihr Gepäck und ihre Kleidung wird mittels Dampfes desinficirt. Außerdem sollen dieselben nur über Burgas, Varna, Silistria, Rustschuk, Sistow und Lom nach Bulgarien Zutritt haben.
2) Waaren aus den erwähnten Ländern werden in den bulga⸗ rischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau zugelassen, nach⸗ dem sie desinficirt und der achttägigen Quarantäne unterworfen worden sind.
3., Ausgeschlossen von der Einfuhr bleiben gewisse Artikel aus jenen Ländern. (Dieselben sind im „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 282 vom 28. November 1892 unter Rubrik 13 aufgeführt.)
4) Die Landgrenze ist gegen Rumänien nur in Silistria offen.
„ 5]) Reisende und Waaren von der Mittelmeerküste unterliegen einer Quarantäne von fünf Tagen; haben sie eine solche schon in Konstantinopel bestanden, so werden sie nur einer strengen ärztlichen ntersuchung unterzogen.
gypten.
8 Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien unterliegen Herkünfte aus Neapel einer siebentägigen Quarantäne, von der Abfahrt des Schiffes an gerechnet.
v
Wien, 12. August. Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist ein Todes⸗ fall an Cholera in Belzec Ehekrem veraekenimen In Jablo⸗ S. Mikoliczyn wurde je eine Erkrankung an Cholera
Lemberg, 13. August. In dem Bezirk Nadworna ist 7 ein Wolfsche Telegramm meldet, ein neuer Cholerafall vor⸗ sekommen. In Delatyn sind zwei Personen an Cholera gestorben. ft London, 12. August. Wie das „Reuter’sche Bureaut meldet,
in der letzten Nacht in Grimsby ein Todesfall an Cholera vorgetommen.
1 t. Petersburg, 14. August. Nach dem heute veröffent⸗ lichten Bulletin über den Stand der Cholera in Rußland sind, de.W. T. B.“ meldet, in der Stadt Moskau in der Zeit vom 8 Peguft bis 7. August an der Cholera 68 Personen erkrankt und Zeit ersonen gestorben. Im Gouvernement Moskau erkrankten in der e vom 30. Juli bis 5. August 27 und starben 9, im Gouverne⸗ seünt Bessarabien sind vom 30. Juli bis 5. August 12 er⸗ Seca⸗ 6 gestorben, in der Stadt War Lchau vom 3. auf den 4. August 20⸗3 krankung ein Todesfall, ouvernement Wladimir vom
voidu i bis 5. August 23 Erkrankungen 5 Todesfälle, Gouvernement
b ” vom 30. Juli bis 5. August 13 Erkrankungen, No Eger Gouvernement Wjätka vom 30. Juli bis uguf 13 Erkrankungen, 7 Todesfälle, Gouvernement Grodno Juli bis 5. August 101 Erkrankungen, 27 Todes⸗
Uerbis 5. August
3 Erkrankungen, 3 Todesfälle, Gouvernement Kasan 12 23. bis 29. Juli 39 Erkrankungen, 13 Todesfälle, Gouvernement Kiew vom 30. Juli bis 5. August 290 Erkrankungen, 91 Todesfälle, Gouvernement Nishni⸗Nowgorod vom 29. Juli bis 5. August 258 Erkrankungen, 102 Todesfälle, Gouvernement Orel vom 29. Juli bis 5. August 327 Erkrankungen, 110 Todesfälle, Gouvernement ensa vom 29. Juli bis 5. August 1 Erkrankung, Gouvernement odolien vom 29. Juli bis 5. August 484 Erkran⸗ kungen, 175 Todesfälle, Gouvernement Ssamara vom 23. bis 29. Juli 31 Erkrankungen, 8 Todesfälle, Gouvernement Sfimbirsk vom 29. Juli bis 5. August 10 Erkrankungen, 1 Todesfall, Gouvernement Charkow vom 29. Juli bis 5. August 12 Erkran⸗ kungen, 9 Todesfälle, Gouvernement Ufa am 8. August 3 Erkrankungen, Gouvernement Chersson vom 1. bis 8. August 50 Erkrankungen, 18 Todesfälle, Gouvernement Poltawa am 3. August 6 Erkrankungen, 3 Todesfälle, Gouvernement Minsk am 5. August 10 Erkrankungen, 4 Todesfälle, Gouvernement Jaroslaw vom 2. bis 8. August 39 Erkrankungen, 15 Todesfälle, im Dongebiet vom 6. bis 9. August 354 Erkrankungen, 147 Todesfälle. Cholera⸗ verdächtige Erkrankungen fanden statt im Gebiet von Akmolinsk vom N7. Jull bis 1. August 16 (davon 7 Todesfälle), in der Stadt Oren⸗ burg en 88.N F 1S drei. om, 12. August. Der gestern unter verdächtigen Symptomen hier Erkrankte ist gestorben. Indessen ist noch nicht festgeftellr, e die Krankheit Cholera war. (Vgl. Nr. 192 d. Bl.)
Bukarest, 12. August. Nach amtlicher Mittheilung sind vom 11. d. bis zum 12. d. in Braila 14 neue Cholera⸗Erkrankungen und 6 Todesfälle an Cholera vorgekommen, in Sulina 24 neue Erkrankungen und 11 Todesfälle, in Czernawoda 3 Erkrankungen und 2 Todesfälle.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
S 8 Magen⸗ G In Ober esien sind am 11. d. M. gestellt 4253, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. “
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin 12. August das Erundstüc Schwedterstr. 21, der 1 Kauf⸗ mann Elma Thierbach Mehürig zur Versteigerung; Mindestgebot 138 500 ℳ; für das Meistgebot von 200 000 ℳ wurde der Fahrikant Wilhelm Emmer, Seydelstr. 20, Ersteher. — Auf⸗ gehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Pallisadenstr. 61, dem Werkführer H. Jage gehörig.
Berlin, 12. August. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsen früchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 19 ½ — 20 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 19 ½ —820 ℳ, IIa. Kartoffelstärkte und ⸗Mehl 16 — 17 ½ ℳ, gelber Syrup 22 — 22 ½ ℳ, Cap.⸗Syrup 23 ½ — 24 ℳ, Cap.⸗Export 24 ½ — 25 ℳ., Kartoffelzucker gelber 22 — 22 ½ ℳ, do. Cap. 23 ½ — 24 ℳ, Rum⸗Couleur 36 — 37 ℳ, Bier⸗Couleur 35 — 36 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, la. 28 — 29 ℳ, do. secunda 25 — 26 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 31 ½ — 32 ½ ℳ, Weizenstärke (großst.) 39 — 39 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 40 ½ — 41 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 ℳ, do. (Stücken) 46 — 47 ℳ, Maisstärke 33 — 35 ℳ, Schabe⸗ stärke 30 — 32 ℳ, Victoria⸗Erbsen 18 — 22 ℳ, Kocherbsen 16 ½ — 19 ℳ, grüne Erbsen 17 —19 ℳ, Futtererbsen 15 — 16 ℳ, Linsen, große, 40 — 54 ℳ, do. mittel 30 — 38 ℳ, do. kleine 20 — 30 ℳ, gelber Senf 90 — 100 Gd., Kümmel 50 — 60 ℳ, Mais loco 12 ½ — 13 ℳ, Pferdebohnen 16.—17 ℳ, Leinsaat 25 — 27 ℳ, Buchweizen 18 — 20 ℳ, inländische weiße Bohnen 17 — 19 ℳ, weiße Flachbohnen 20—22 ℳ, ungari che Bohnen 16 — 17 ℳ, galizische und russische Bohnen 15 — 16 ℳ, Wicken 15 — 16 ℳ, Hanfkörner 18 — 20 ℳ, Lein⸗ kuchen 16 ½ - 17 ½ ℳ, Rapskuchen 15 — 16 ½ ℳ, Weizenschale 11 — 11 ½ ℳ, Roggenkleie 11 ½ — 12 ℳ, Mohn, blauer 60 — 70 ℳ, do, weißer 95 — 100 ℳ, Hirse, weiße, 18 — 20 ℳ (Alles per 100 kg ab Vie Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)
— Der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ zufolge wird der Hauptversamm⸗ lung der Rheinischen r- zu ed n e Ver⸗ theilung einer Dividende von 8 % für das abgelaufene Geschäftsjahr, bei gleichen Abschreibungen wie im Vorjahre, und Ueberweisung von 50 000 ℳ aus dem Reservefonds für die Moselkanalisirung vor⸗ gefehlggen. werf
— Der Generalversammlung der „Vereinigungs⸗Gesell⸗ schaft 19 Steinkohlen bau im Wurmrevier“ 88 88 die „Köln. V.⸗Z.“ erfährt, die Vertheilung einer Dividende von 7 % vor⸗ “ 3t 2
— Der „Köln. Ztg.“ wird aus Paris gemeldet, daß der Rechts⸗ beistand der Gläubiger des “ von 84 Eiffel einen Schadenersatz von 18 Millionen Francs be⸗ ansprucht.
— Die Einnahmen der Warschau⸗Wiener Eisenbahn be⸗ trugen im Monat Juli 1893 132 000 Rbl. mehr als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.
Magdeburg, 12. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, Kornzucker excl., 88 % Rendement —, Nachproducte excl., 75 % Rendement 13,60. Matt. Brot⸗ raffinade I. —. Brotraffinade II. —. Gem. Raffmade mit Faf 30,50. Gem. Melis I. mit Faß geräumt. Ruhig. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. mbur r. August 15,80 Gd., 15,85 Br., pr. September 15,42 ½ bez., 15,45 Br. vr. Oktober 88 bez., 14,02 ½ Br., pr. November⸗Dezember 13,77 ½ Gd., 13,80 Br.
ig.
Köln, 12. August. (W. T. B.) Wie die „Köln. Ztg.“ mit⸗ theilt, hat heute die Eisenbahn⸗Direction Köln (lin geheinisch) i Pehvingung 1 1epienfabefestgu gamntther abgehalten, wobei das niedrigste Angebot au 30 t Schienenlaschen in der Höhe von 108,80 ℳ vom Bochumer Verein erfolgte. Lch
Leipzig, 12. August. (W. T. B.) handel. La Plata Grundmuster B. 3,60 ℳ, ver Oktober 3,62 ½ ℳ., ver November 3,65 ℳ per De⸗ he;e; n. ℳ, be. ℳ, per Februar 3,72 ½ ℳ, per
ürz 3, „ per April 3, ℳ, per ai⸗Juni 3,80 ℳ Juli — ℳ Umsatz 30 000 kg. 8
Mannheim, 12. August. (W. T. B.) Productenmarkt Weizen pr. November 16,70, pr. März 17,15, pr. Mai 17,25, Roggen pr. November 14,95, pr. März 14,95, pr. Mai 15,10, Heles per November 15,30, per März 15,45, pr. Mai 15,70,
Kais pr. November 11,60, pr. März 11,85, pr. Mai 12,00.
Bremen, 12. (W. T. B.) 9(Borsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,50 Br. — Baum⸗ wolle. Stetig. Upland middling, loco 41 ½ ₰. Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. August 41 ¼ ₰, pr. September 41 ½ ₰, pr. Oktober 41 ¾ ₰, pr. November z1 ₰, pr. Dezember 41 ₰,I, pr. Januar 42 ₰. — Schmalz. Fest. Shafer 48 ₰, Wilcox 46 ₰, Choice Grocery — ₰, Armour 46 ₰, Cudahy 47 , Rohe & Brother (pure) 46 J. Fairbanks 40 ₰. — Taback. Umsatz 119 Fässer Kentucky, 43 Fässer Virginp, 300 Packen Paraguay, 159 Packen Brasil, 45 Packen
armen.
Pest, 12. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen fest, pr. Herbst 9168 d., 7,65 Br., per Frühjahr 8,02 Ie⸗ 8,04 Br. Hafer pr. Herbst 6,50 Gd., 6,52 Br. Mais per August⸗ September 4,80 Gd., 4,85 Br., pr. Mai⸗Juni (1894) 5,16 Gd., 5,18 Br. Kohlraps pr. August⸗September —. London, 12. August. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen⸗
Kammzug⸗Termin⸗ per ö
ladungen angeboten
An der Ruhr sind am 12. d. M. gestellt 10 527, nicht rechtzeitig
stand am
6 % Javazucker loco 18 ⅞ träge, Rüben⸗Rohjucker
15 ¼ träge. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren
— 14. August
loco be⸗
trugen in der Woche vom 5. Fehet bis 11. August: englischer Weizen
2750, fremder 62 154, engl. Ger
te 1879, fremde 20 490, engl. Malz⸗
gerste 18 165, fremde —, engl. Hafer 93, fremder 95 367 Orts., engl.
Mehl 12 321, fremdes 61 946 Sack.
Amsterdam, 12. August. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good
ordinary 51 ½. — Bancazinn 55. New⸗York, 12. August. (W. T. B.) Der Verkehr an
der
Fondsbörse war vorwiegend schleppend, die Tendenz Vormittags
unregelmäßig, um Schluß lustlos. 58 000 Stück. Der Silbervorrath wir geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt.
Der r-J.. der Actien betrug auf 170 000 Unzen
Weizen eröffnete schwach auf mattere Auslandsberichte und in⸗ folge finanzieller Störungen, dann trat auf umfangreiche Käufe für
Rechnung des Westens eine Besserung ein. Schuß sehr fest. Mais schwächte sich anfangs auf günstig tr 8 etwas ab, Später trat, entsprechend der Festigkeit des Weizens,
Besserung ein. Schluß fest.
es Wetter und Realisirungen
eine
Der Werth der in der vergangenen Woche ein eführten Waaren betrug 6 161 532 Dollars gegen 7 622 151 Saeen. der
Vorwoche, davon Dollars in der Vorwoche. Chicago, 12. August.
(W. T. B.) Weizen anfangs
höhere Kabelberichte.
für Stoffe 2 116 033 Dollars gegen 2 828 673
fest
auf große Speculationskäufe und Deckungen der Baissiers, sowie au Schluß sehr fest auf Deckungen. mhalb⸗ bebuf
da die Abnahme der sichtbaren Vorräthe größer ist, als erwartet
wurde.
Verdingungen im Auslande. Serbien.
Bauten⸗Ministerium, Kanzlei der Rechnungsabtheilung in Belgrad.
4. September. Raschke. Voranschlag 191 907,71 Dinar. Bulgarien. 27. September, 9 Uhr. g
Caution 20 %.
Bau einer gemauerten Brücke über die Ibra bei
Direction für öffentliche Bauten in
Sofia im Sobranje⸗Gebäude: Bau der Theilstrecke der projectirten großen Eisenbahnlinie Sofia — Kaspitschau (anschließend an die Bahn
Rustschuk -Varna), und zwar Sofia —Roman 108 km.
1 000 000 Fr. Lastenheft gegen Zahlung von 20 Fr. bei der
tbelung für Studien und Bau der bulgarischen E ofia.
Verkehrs⸗Anstalten.
Caution
Ab⸗
taatseisenbahnen
Am Sonntag, 20. August, kommt ein Sonder⸗Personenzug
zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach Dresden chandau über Röderau zur Beförderung.
und
Der Zug fährt
6,40 Vm. vom Bahnhof am Askanischen Platz ab und trifft in Dresden⸗
Altstadt 11,38 Vm., in Schandau 12,53 Nm. ein. preise betragen: von Berlin nach Dresden 9 ℳ II., 6 ℳ III.
Die Fahrkarten⸗
Kl.,
von Berlin nach Schandau 11,40 ℳ II., 7,60 ℳ III. Kl. Für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren werden Fahrkarten zum halben
E 8 nellzügen gegen Lösung von Zuschlagkarten, beliebig üb
oder Elsterwerda⸗ Zo en neea 3 wied aihe a ist nur bei der Rückfahrt in Dresden gegen
Die Rückfahrt kann innerhalb acht Tagen,
bei
lagkarten 8 ü öderau Freigepäck wird nicht gewährt.
Be⸗
tätigung seitens des Stationsvorstandes zulässig. Der Fahrkartenverkau erfolgt vom 17. August ab an den Fahrkarten⸗Ausgabestellen auf den vürlauf
höfen am Askanischen platz von 9 bis 1 Uhr Vorm. und 3 bis 6 Uhr Nachm. Fahrkarten⸗Ausgabestelle auf dem Bahnhof am Askanischen Platz
latz, in der Friedrichstraße und am Alexander⸗ ei der
wird
der Verkauf bis zur Abfahrt des Zuges fortgesetzt, bei den übrigen
Fahrkarten⸗Ausgabestellen d 19. geschlossen. gabestellen dagegen am August,
In Norwegen ist die Einfuhr von getragenen Kleidern, brauchtem Bettzeug und anderen derartigen Gegenständen wieder stattet. Dagegen ist die Einfuhr von Lumpen aus Deutschland
6 Uhr Nachm.,
ge⸗ ge⸗ auch
fernerhin nur auf dem directen Wege über Hamburg und unter ge⸗ wissen einschränkenden Bedingungen gestattet, über welche die Pes.
anstalten auf Befragen Auskunft geben.
Bremen, 13. August. (W. T. B.) Norddeut Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“ hat am 8— mittags die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt. HH „Leipzig“ hat am 11. August Abends die Riise
orunna nach dem La Plata fortgesetzt.
Wien, 13. August.
er Lloyd. ugust Vor⸗
Der von
(W. T. B.) Nach einer Mittheilung der
General⸗Direction der K. K. Staatsbahnen wurde auf der Strecke
Lemberg — R.
avaruska wegen Hochwassers der Gesammtverkehr
eingestellt. Ferner mußte wegen Beschädigung des Bahnkörpers durch
Wolkenbrüche zwischen Laslo — Neu⸗Z Kulaszne — Mokre der Verkehr unterbrochen worden. Prag, 12. August. (W. T. B.)
agorz und Szezawne —
Infolge des niedrigen
Wasserstandes der Elbe ist der Schiffs⸗Güterverkehr auf
der Strecke Aussig — Dresden eingestellt. Triest, 13. August. (W. T. B.)
„Venus“
eingetroffen. London, 12. August. (W. T. B.)
ist, von Konstantinopel kommend, heute Vormittag
Der Lloyddampfer
hier
Der Union⸗Dampfer
„German“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton
abgegangen Theater und Musik. 8
Lessing⸗Theater.
Ein neues Schauspiel „Das Re neuerer Zeit bekannt gewordenen Schriftsteller Max Nordau
cht zu lieben“ von dem in
fand
bei seiner ersten Aufführung am Sonnabend starken Beifall beim
ublikum. Der Verfasser pältigen Standpunkt fest, is jetzt eingenommen hat: er sieht in die modernen Literatur und Kunst bepbachtenden .- des es kritischen Schriftstellers. Der ärztliche Beruf hat zu der Ansicht 1 daß die moderne realistische Richtbhat
Gefilde sowohl mit dem
Cultus des „Ich“, den er bei Richard Wagner, mrik Ibsen
hält in seinem Schauspiel jenen zwie den er in seinen sonstigen Schriften
der
scharf
Arztes, wie mit dem prüfenden Au
i der und
Friedrich Nietzsche verkörpert zu sehen glaubt, und ebenso die natura⸗ listische Vorliebe für das Häßliche und Unsaubere, die 88. modernen Kunst hervortritt, als Ausflüsse psychischer Erkrankungen anzusehen
seien. Nordau hat nicht Unrecht, wenn Menschenverstand und die gute Sitte wieder in bringen will; aber sein Schauspiel „Das Recht
er den ges unden Ansehen zu lieben“,
das er sichtlich zu weiterer und eindringlicherer Erläuterung seiner Theorie 8. hat, vermag die lebhaft verfochtenen Ansichten
nicht wirksam zu vertheidigen und noch weniger ihne werben. Das & alt daß eine verheirathete lichen Kindern, plötzlich
Frau, die utter von
reunde zu chauspiel stellt das alte Problem auf die Bühne, Frau zwei lieb⸗ ihr Herz entdeckt, das für einen jungen
geistvollen Assessor Füss Dieser junge Mann, der für einen Freund
des Gatten gelten soll
enkt, während er vorgiebt, die hübsche Kauf⸗
mannsfrau in die Hallen der schönen Künste einzuführen, das Ver⸗
derben bewußt in ihre Seele. von Anbeginn als eine flüchtige, kurze und das Verlangen der bethörten Frau und des Gatten, seinem Opfer durch die
Der Assessor betrachtet das Liebesspiel Unterhaltung, betrogenen Ebe die Ehre wiederzugeben,
erscheint ihm als romantische Lächerlichkeit. Der Ehemann, der jeden
Skandal haßt, behält schließlich die
rau bei sich, die, durch eine
tiefe Kluft von ihm getrennt, als Sn. der Kinder und Leiterin
des Haushalts ein beklagenswerthes “ soll. Rech
Vom ‚Recht zu lieben“ spricht der Titel des Schauspiels im Schauspiel selbst liebt wahrhaftig eigentlich alle Personen sind gedankenlose Gewohn eitsmenschen, die
cheinleben neben dem Gatten
aber Fast
aus