richter Vogelreuter in Goldap, der Director Gutsche bei dem Strafgefängniß in Glückstadt und der Rechtsanwalt und Notar Hanow in Naugard sind gestorben.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Den Domänenpächtern Ernst Wohlers in Halbemond und Karl Schmidt in Lietherhof, Regierungsbezirk Stade, ist der Charakter als Königlicher Ober⸗Amtmann beigelegt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Die Königlichen technischen Prüfungsämter in Berlin, Han⸗ nover und Aachen sind für den Zeitraum vom 1. August d. J. bis dahin 1896, wie folgt, zusammengesetzt: 1 a. Dechnisches a in Berlin: Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Oberbeck, Vorsitzender. Abtheilung IJ. Geheimer Ober⸗Baurath Jungnickel, Vorsteher der Abtheilung, Professor Consentius, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Doergens, Landesver⸗ messungs⸗Rath I Geheimer Regierungs⸗Rath Pro⸗ fessor Dr. Hauck, Professor Dr. Hertzer, Regierungs⸗ und Baurath Hoßfeld, Professor Koch, Geheimer Regierungs⸗ Rath Professor Dr. Lampe, Professor Ludewig, Professor Dr. Paalzow, Professor Dr. Pietsch, Professor Dr. Rüdorff, Professor Dr. Stahl, Professor Strack. Abtheilung II. Geheimer Ober⸗Baurath Stambke, Vorsteher der Abtheilung, Regierungs⸗ und Baurath Ludwig Böttger, Regierungs⸗ und Baurath Paul Böttger, Pro⸗ fessor Brandt, Geheimer Admiralitäts⸗Rath Dietrich, Geheimer Baurath Ehlert, Geheimer Bergrath Ge⸗ bauer, Professor Hörmann, Regierungs⸗ und Baurath Housselle, Marine⸗Baurath van Hüllen, Baurath Professor Kühn, Marine⸗Bauinspector Lehmann, Pro⸗ fessor Meyer, Professor Müller⸗Breslau, Frheser Riedler, Marine⸗Ober⸗Baurath Schulze, eheimer Regierungs⸗Rath Professor Dr. Slaby, Geheimer Bergrath Professor Dr. Wedding, Regierungs⸗Rath Wehage, Regierungs⸗ und Baurath Werner, Geheimer Baurath Wichert, Baurath Professor Wolff. 1 b. Dechnisches Prüfungsamt in “ “ bahn⸗Directions⸗Präsident Reitzenstein, Vorsitzender, Ober⸗ Bau⸗ und Geheimer Regierungs⸗Rath Früh, erster Stell⸗ vertreter des Vorsitzenden, Geheimer Baurath Buhse, zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden, Eisenbahn⸗Bau⸗ inspecter von Borries, Professor Fischer, Professor Frank, Baurath Professor Frese, Geheimer Regierungs⸗ Rath Professor Hase, Professor Dr. Jordan, Professor Dr. Kayser, Professor Keck, Gerate er Dr. Kiepert, Baurath Professor Köhler, Königlicher Re⸗ gierungs⸗Baumeister Krueger, Prafesor Lang, Professor Mohrmann, Professor Dr. Ost, Professor Riehn, Professor Dr. Rodenberg, Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Dr. Rühlmann, Regierungs⸗ und Baurath von Rutkowski, Königlicher Regierungs⸗Baumeister Schacht. b c. Technisches Prüfungsamt in Aachen: Regie⸗ rungs⸗Präsident von Hartmann, Vorsitzender, Geheimer Baurath Kruse, Bauinspector Daniels, Baurath Prosessor Dr. Heinzerling, Geheimer Regierungs⸗Rath Professor 1““ rofessor Dr. Holzapfel, Professor Dr. von angoldt, Professor Pinzger, Geheimer Regierungs⸗ Rath Professor Dr. Ritter, grofessor Schupmann, Pro⸗ fessor Dr. Schur, Professor Werner, Geheimer Regierungs⸗ Rath Professor Dr. Wüllner.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Dem Assistenz⸗Arzt bei der Zweiten medizinischen Klinik der Universität Berlin, Privatdocenten Dr. Karl von
Noorden, und dem Bildhauer Gustav Eberlein zu Berlin ist das
Prädicat Professor beigelegt worden.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung. “ Die planmäßige 39. Ziehung von 50 Serien der Staats⸗ Prämien⸗Anleihe vom Jahre 1855, welche die am 15. Januar 1894 und an den folgenden 885 zur Ver⸗ loosung kommenden 5000 Stück Schuͤldverschreibungen dieser Anleihe enthalten, wird 1 am 15. September 1893, Vormittags 11 Uhr, in unserm Sitzungszimmer, Oranienstraße 92/94, 1 Treppe, im Beisein eines Notars öffentlich stattfinden. Die Nummern der gezogenen Serien werden demnächst durch Zeitungen und Amtsblätter bekannt gemacht werden. Berlin, den 16. August 1893. “ Hauptverwaltung der Staatsschulden.
8
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 19. August.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Mittag um 12 Uhr eine Anzahl Generale und Stabs⸗ offiziere. Um 1 ¼ Uhr fand im Neuen Palais zu Ehren des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn, eine größere Frühstücks⸗ tafel statt, zu welcher der österreichisch⸗ungarische Botschafter 86 die übrigen Herren der wosschaft geladen waren. Seine
ajestät der Kaiser, in der Uniform Seines dsterrei chischan Husaren⸗Regiments, tranken auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph als Seines lieben Vetters, ee und Heesgensssen. Die Kapelle der 1. Matrosen⸗Division, welche während der Tafel concertirte, spielte darauf die österreichische Nationalhymne, welche die Allerhöchsten Herr⸗ schaften stehend anhörten.
Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Cabinetsordre, betreffend die größeren Truppenübungen im Jahre 1893: 1 Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich in Abänderung der durch Meine Ordre vom 14. Februar d. J. getroffenen Anord⸗ nnungen hierdurch:
1“
11614*“ Das VIII., XIV., vor Mir ab. Jedes Armee⸗Corps hat für sich große Parade. a. Bei dem VIII. Armee⸗Corps fällt das in der Felddienst⸗Ordnung 2. Theil Ziffer 12 vorgesehene Corpsmanöver Egen markirten Feind aus. Bei dem XVI. Armee⸗Corps findet an Stelle des Corpsmanövers gegen markirten Feind ein Corpsmanöver in zwei Parteien gegeneinander sr Demnächst haben die beiden Armee⸗Corps dreitägige
anöver gegeneinander. b. Bei dem XIV. und XV. Armee⸗Corps fällt das in der Felddienst⸗Ordnung 2. Theil Ziffer 12 vorgesehene Corps⸗Manöver gegen markirten Feind ebenfalls aus. Demnächst haben die beiden Armee⸗Corps dreitägige Manöver gegen⸗ einander. c. Das XV. Armee⸗Corps hat — mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit — seine he tfn Herbstübungen, abweichend von den Bestimmungen der Felddienst⸗Ordnung, zu beschränken. Alle weiteren Anordnungen Meiner Ordre vom 14. Februar d. J. bleiben in Kraft. Kiel, an Bord M. P. „Hohenzollern“, den 11. August 1893. Wilhelm. von Kaltenborn. An das Kriegs⸗Ministerium.
—
Die Nr. 16 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsamts“ vom 15. August 1893 enthält folgende Recursentscheidungen und Bescheide:
Die Zuständigkeit des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts zur Entscheidung einer Streitsache ist wegen der Mitbetheiligung einer anderen Berufsgenossen⸗ schaft im Sinne des Fuu Abs. 2 des landwirth⸗ schaftlichen Un fallversicherungsgesetzes nicht nur dann gegeben, wenn die in dem schwebenden Verfahren den Entschädigungsanspruch ablehnende Berufsgenossenschaft die Zu⸗ ständigkeit einer anderen — sei es auch vielleicht schon rechts⸗ kräftig für nicht haftbar erklärten — Berufsgenossenschaft, welche nicht der Aufsicht desselben Landes⸗Versicherungsamts untersteht, ausdrücklich oder stillschweigend behauptet, sondern auch dann, wenn die Frichteseitig von Amtswegen vor⸗ zunehmende Prüfung ergiebt, daß eine andere, noch nicht an⸗ gerufene oder bereits, wenn auch vielleicht erfolglos, angerufene Berufsgenossenschaft für die Entschädigungsleistung materiell in Betracht kommt oder möglicherweise in Betracht kommen kann.
Ein Handeln gegen ausdrückliches Verbot be⸗ gründet grundsätzlich nur dann den Austritt aus dem Betriebe und damit den Verlust eines Entschädigungsanspruchs, wenn das Verbot zum Zwecke der Abgrenzung des Be⸗ triebes ö und zu einem thatsächlich wirksamen ge⸗ macht ist.
Der Unfall eines elf Jahre alten Schulknaben, der verunglückt war, als er die Räder der Mühle eines Ver⸗ wandten, bei dem er wohnte, schmieren wollte, ist als ent⸗ schädigungspflichtig nicht erachtet worden, da die Ver⸗ richtung nicht im wirklichen oder vermeintlichen Betriebs⸗ interesse, sondern offenbdar nur aus Spielerei und Wag⸗ halsigkeit vorgenommen worden war.
Ein auf dem Rhein thätiger Lootse (sogenannter Stations⸗ Steuermann) ist nicht als ein Arbeiter des Schiffers, von welchem er gedungen war, sondern als ein selbständiger Gewerbetreibender und daher als gegen Unfall nicht ver⸗ sichert erachtet worden.
Ausländische Eisenbahngesellschaften, welche den Betrieb von innerhalb des Deutschen Reichs belegenen, den Grenzverkehr vermittelnden Eisenbahnstrecken pachtweise über⸗ nommen haben, sind, insoweit diesen Bahntheilen die Be⸗ deutung von selbständigen inländischen, nach dem Aus⸗ dehnungsgesetz vom 28. Mai 1885 versicherungspflichtigen Betrieben zuzuerkennen ist, als Mitglieder der Privat⸗ bahn⸗Berufsgenossenschaft in deren Kataster aufzunehmen. Das Personal ist insoweit gegen Unfall versichert, als seine Beschäftigung auf den betreffenden deutschen Eisenbahnstrecken stattfindet, wobei die Berechnung der Beiträge unter Zugrundelegung derjenigen Lohn⸗ und Gehalts⸗ beträge zu erfolgen hat, welche 5 die Thätigkeit desselben auf jenen Strecken entfällt.
Die Nr. 16 der Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsämts, In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherung“ vom 15. August d. J. enthält zunächst den Abdruck eines Rundschreibens der genannten Behörde vom 31. Juli 1893, betreffend das Er⸗ gebniß der Rentenvertheilung für das Jahr 1892, dessen Zusammenstellungen insbesondere die Betheiligung des Reichs an den während des Jahres 1892 auf Grund des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes geleisteten Rentenzahlungen ersichtlich machen. —
Außerdem sind einige Revisionsentscheidungen mitgetheilt, die die Frage, unter welchen Voraussetzungen und bis zu welchem Zeitpunkt ein Leiden, das zu dauernder Er⸗ werbsunfähigkeit geführt hat, noch als an⸗ JJ“ Krankheit im Sinne des § 17 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes anzusehen sei, einer grundsätzlichen Erörterun unterziehen.
Eine weitere Neasonsenicgahneg erachtet neue that⸗ sächliche Anführungen auch über Verhältnisse, die erst nach Stellung des Rentenantrages bei der unteren Verwaltungs⸗ behörde eingetreten sind, so lange für zulässig, als das Schiedsgericht sein Urtheil noch nicht güprehes hat, und erklärt daher die Schiedsgerichte für verpflichtet, zu der Be⸗ hauptung des von der Versicherungsanstalt als noch nicht erwerbsunfähig abgewiesenen Rentenbewerbers, die Erwerbs⸗ unfähigkeit sei während des Berufungsverfahrens eingetreten, Stellung zu nehmen. 1
Endlich ist in einer Revisionsentscheidung he aic eeh, daß die Nichtbefolgung der Vorschrift des 8 81 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes, wonach die Revisionsschrift die Angaben enthalten soll, worin die Nichtanwendung oder unrichtige Anwendung des bestehen⸗ den Rechts oder der Verstoß gegen den klaren Inhalt der Acten bestehe, oder worin Mängel des Verfahrens zu finden seien, nicht ohne weiteres die Zurückweisung der Revision zur
Folge hat.
“ v1“
In der 82. Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 28. Juni d. J. hat der Abgeordnete Hauptmann zur Sprache gebracht, daß nach ihm gewordenen Mittheilungen der Bau des neuen Bahnhofs in Köln infolge Unterlassung noth⸗ wendiger Einrichtungen und unrichtiger Baudisposition theils verzögert, theils erheblich vertheuert worden sei.
Die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten in jener Sitzung zugesagte Untersuchung hat ergeben, daß jene Mit⸗ theilungen thatsächlich unbegründet und anscheinend au Vorgänge zurückzuführen sind, die überall da unvermeidli sind, wo ein so verkehrsreicher Bahnhof, wie der Haupt⸗ bahnhof in Köln, während des Betriebes umzubauen
XV. und XVI. Armee⸗Corps halten Manöver
Eisenbahnamt, Geheime Ober⸗-Regierungs⸗Rath
ist. Es müssen dann zur ordnungsmäßigen Durchführung des Betriebes und Befriedigung der Anforderungen des öffent⸗ lichen Verkehrs provisorische Anlagen hergestellt werden, die später wieder zu beseitigen sind; andererseits können viele Bau⸗ arbeiten nicht in der Reihenfolge zur Ausführung gebracht werden, die bei andern Bauten die Regel bildet. Daß infolge dessen bei solchen Bahnhofsumbauten, deren Ausführung zu den schwierigsten Aufgaben des Eisenbahnbaubeamten gehört, Mehrkosten ent⸗ stehen, ist selbstverständlich, und daher auch im Kostenanschlag für den hier in Rede stehenden Bahnhofsbau entsprechend be⸗ rücksichtigt worden. Es ist indeß unrichtig, daß dabei, wie vom Abg. Hauptmann behauptet ist, die Bauverwaltung nicht recht⸗ zeitig für ausreichende v des Bahnhofsgeländes Sorge getragen habe und daß infolge mangelhafter Bau⸗ disposition die Bauarbeiten verzögert und Mehrausgaben von ungefähr zwei Millionen Mark entstanden seien. Die in Rede stehenden Arbeiten für Entwässerung und Beleuchtungs⸗ Einrichtungen werden vielmehr voraussichtlich den dafür im Kostenanschlag vorgesehenen Betrag nicht überschreiten.
85 8 8 * 8 8 “
Aus Kreisen der Kleinindustrie ist darüber geklagt worden, daß bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen von seiten der Staatsverwaltungen häufig die Lieferfristen zu knapp be⸗ wessen würden. Meist sei dies die Folge einer verspäteten Bestellung der Lieferung, welche dann in gedrängter Zeit be⸗ werkstelligt werden solle, während welcher die Arbeitskräfte unter Zuhilfenahme von Ueberschichten und Sonntagsarbeit übermäßig angestrengt werden müßten. Nach Fertigstellung des Auftrags pflege später häufig in dem betreffenden Betriebe ein Mangel an Beschäftigung einzutreten, der den Betriebsinhaber zwinge, einen Theil seiner Leute zu entlassen. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, hat der Minister des Innern die Regierungs⸗ Präsidenten ersucht, auf die zur Verwaltung des Innern ge⸗ hörigen Behörden in dem Sinne einzuwirken, daß die Lieferungen, die von den Behörden zu vergeben sind, soweit dies angeht, gleichmäßig über das ganze Jahr vertheilt werden. Dies wird sich besonders bei der Ver gebung der Herstellung von Bekleidungsstücken durchführen lassen, damit dadurch in dem betreffenden Betriebe eine gewisse Stetigkeit erzielt wird, die nicht nur dem Betriebsinhaber allein, sondern auch seinen Arbeitern zu gute kommt. Vor allem soll darauf gehalten werden, daß alle Vergebungen von Lieferungsarbeiten möglichst frühzeitig erfolgen, und daß aus⸗ reichende Lieferungsfristen ..“ werden, die ein ruhiges und gleichmäßiges Fertigstellen der Arbeiten gestatten.
Am 17. d. M. ist der vortragende Rath im Reichs Emmerich im kräftigsten Mannesalter einem längeren Leiden erlegen.
Emil Emmerich, am 12. April 1838 in Trier geboren bestand im Jahre 1865 die Baumeisterprüfung, wurde im August 1873 zum Eisenbahn⸗Baumeister ernannt und nach seiner im November 1873 erfolgten Beförderung zum Eisen bahn⸗Bau⸗ und Betriebs⸗Inspector im August 1876 mit den Geschäften des Vorstandes des betriebstechnischen Bureaus der Königlichen Eisenbahn⸗Direction in Elberfeld betraut. Unter dem 12. November 1881 wurde er zum ständigen Hilfsarbeiter beim Reichs⸗Eisenbahnamt und gleichzeitig zum Kaiserlichen Regierungs⸗Rath ernannt. Am 6. Oktober 1884 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Regierungs⸗ und vor⸗ tragenden Rath und am 13. Oktober 1890 seine Beförderung zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath. Am Krönungs⸗ und Ordensfest im Jahre 1889 wurde ihm der Rothe Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife verliehen.
Mit einer gediegenen wissenschaftlichen Bildung und reicher Erfahrung im Eisenbahnwesen verband der Dahingeschiedene große Arbeitskraft und rastlosen Diensteifer. Er erfreute sich der Anerkennung seiner Vorgesetzten und allseitiger Werth⸗ schätzung. Sein Andenken wird in Ehren bleiben.
1“ “
Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirkliche Geheime Rath Gehf von Zärchenrfald⸗ Köfering hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Rath Freiherr von der Tann⸗Rathsamhausen als Geschäftsträger
Sigmaringen, 19. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max von Sachsen ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern hier eingetroffen.
8 Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Leopold wird sich der „Allg. Ztg.“ zufolge am Sonntag in Begleitung der Offiziere des Etabes der IV. Armee⸗Inspection nach Berlin begeben.
Württemberg. 8
Wie der „St.⸗A. f. W.“ amtlich meldet, empfing Seine Majestät der König vorgestern den neu⸗ ernannten preußischen Gesandten und bevpollmächtigten Minister von Holleben, um dessen Beglaubigungs⸗ schreiben entgegenzunehmen. Gestern hat Seine Majestäͤt mit Ihrer Königlichen Hoheit der Pegr chin Pauline Bebenhausen verlassen, um sich über 8. ö nach der Villa Seefeld bei Rorschach zu begeben, wo ein längerer Be⸗ such bei Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin⸗ Catha⸗ rina in Aussicht genommen ist.
Oesterreich⸗Ungarn. “ “
Das Geburtsfest des K ais ers ist gestern in Wien, Budapest, allen Sanoe owie größeren und kleineren
Orten bei zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung agch dyn
gefeiert gehaltenen Fer ottesdienist in der
ottesdienste, Schmückung der Häuser und Straßen, 8s Truppen und G von Volksfeste
worden. Dem in Wien a evangelischen Kirche wohnte der deuts Reuß bei. 8 “ In Prag ist es vorgestern Abend bei der Vockfeier de Geburtstages des Kaisers zu Ausschreitungen gbkommen. Als nach Beendigung der Serenade auf dem Altstädtder Ring⸗
platz die Kapelle des 102. Infanterie⸗Regiments nach der Kpserne in
Exce
Premier⸗Minister Glad
e Botschafter Prinz
Karolinenthal marschirte, schloß sich eine johlende Menge, die Musik überschreiend, an. Vor der adligen Ressource wurden stürmische Pereatrufe ausgebracht, zur ebenen Erde mehrere große Spiegelscheiben eingeschlagen und Zettel mit antidynastischen Bemerkungen vertheilt. Von der Ressource zog die Menge nach Karolinenthal, wo sie vor der Kaserne in Pereatrufe aus⸗ brach. Von der Polizei ersptengt, rückte die Masse theilweise in die Jungmannsgasse, wo sie mit Steinwürfen die Wachtleute überschuͤttete, von denen einer schwer, ein anderer leicht verwundet wurde. Von der Jungmannsgasse zog die Menge dann durch die Wassergasse, wo Fenster und Laternen Fingeschlegh wurden, bis nach 10 Uhr von der Polizei die Ruhe wiederhergestellt wurde. Im ganzen wurden dem „Prag. Abdbl.“ zufolge fünf Polizisten verwundet. Vier Personen wurden während der sse verhaftet.
Großbritannien und Irland.
n der gestrigen 1“ des Unterhauses kündigte der . tone an, er werde am Montag eine Resolution beantragen, wonach der Schluß der Berathung des Berichts über die am nächsten Frei⸗ tag erfolgen solle. Diese Erklärung wurde von den Ministeriellen mit lautem Beifall aufgenommen. Chamberlain erklärte darauf unter dem Beifall der Unionisten, er werde den Antra
Gladstone’s durch einen Unterantrag bekämpfen, dahingehend, da
Gladstone’s Antrag geeignet sei, das Unterhaus zu einer Ab⸗ stimmungsmaschine zu degradiren und der britischen Majorität das Recht der Discussion über eine die britischen Interessen benachtheiligende Politik zu entziehen. Das Haus erkenne keine Nothwendigkeit für Gladstone’s Vorschlag an. Er glaube, dieser sei durch Parteirücksichten dictirt; er verlange, daß die Regierung den Antrag und das Parlament baldigst auflöse, damit die Wähler Gelegenheit hätten, ihre Ansicht über die Homerule⸗Bill auszusprechen, deren Einzel⸗ heiten ihnen bei den letzten Wahlen absichtlicht verheimlicht worden seien.
— 6
Frankreich.
Der Minister⸗Präsident Dupuy hat, wie „W. T. B.“ meldet, über die Vorfälle in Aigues⸗Mortes (siehe Nr. 196, 197 und 199 des „R. u. St.⸗A.“ unter der Rubrik „Arbeiterbewegung“) eine Untersuchung angeordnet und Be⸗ richte eingefordert. Der italienische Botschafter Reßman begab sich gestern Vormittag in die Ministerien des Auswärtigen und des Innern. — Wie die „Agenzia Stefani“ mittheilt, hat der italienische Minister des Auswärtigen Brin den italienischen General⸗Consul in Marseille angewiesen, sich nach Aigues⸗Mortes zu begeben, um sich über die Vorfälle und die Situation dortselbst genau zu informiren. — Die italienischen Zeitungen sprechen die Zuversicht aus, daß Frankreich Gerech⸗ tigkeit üben und die nöthige Genugthuung ertheilen werde.
Italien.
Der König, der Prinz Heinrich von Preußen und der Prinz von Neapel, sowie der Marine⸗Minister Admiral Racchia trafen, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Neapel, ghsteen früh an Bord der Yacht „Savoia“ zwischen Cap Misenum und Capri auf das in Doppellinie aufgestellte permanente Geschwader und das Manövergeschwader. Während die „Savoia“ jenseits der Geschwaderlinie Aufstellung nahm, um von dort aus den Evolutionen der Flotte beizuwohnen und die Flotte Revue passiren zu lassen, salutirten die Schiffe die Königliche und die deutsche Flage.
Belgien. 11“
Die Deputirtenkammer hat vorgestern mit der Be⸗ rathung der vom Senat abgeänderten Paragraphen der Ver⸗ fassung begonnen. §1, der den Congostaat und die Formirung einer Colonialtruppe durch Werbung von Freiwilligen betrifft, wurde nach der „Frkf. Ztg.“ endgültig angenommen. Die Kammer genehmigte auch den neuen Paragraphen 36, welcher die Wiederwahl der Minister abschafft. Bei dem Paragraphen über die freie Fahrt der Deputirten auf den Eisenbahnen änderte die Kammer die vom Senat vorgenommene Redaction dahin ab, daß die freie Fahrt nur vom Wohnort des Abgeordneten bis nach Brüssel gültig sein soll. In ihrer gestrigen Sitzung verwarf die Kammer den § 56, der von den Bedingungen der Wählbarkeit der Senatoren handelt, und hielt an der früheren Bestimmung fest, wonach für die Wählbarkeit zum Senat ein Census von 1000 Fr. ge⸗ fordert wird. 8
Amerika.
Die Finanzcommission des Senats hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington beschlossen, unverzüglich eine Bill zu Gunsten der Abschaffung des Ar⸗ tikels der Sherman⸗Acte über den Silbereinkauf einzu⸗ bringen. Ferner beantragt die Finanzcommission, daß ein festes Werthverhältniß zwischen Gold und Silber auf dem Wege internationalen Uebereinkommens oder durch legislative Maß⸗ nahmen festgesetzt werde. Die Regierung soll aufgefordert metdün, alles aufzubieten, um ein bimetallistisches System auf⸗ zustellen.
Nach einer Meldung des „Reuter’'schen Bureaus“ aus Buenos Aires von gestern marschiren die Aufständischen nach der Stadt Corrientes, nachdem sie den Truppen der Provinzialregierung eine bereitet haben. In La Plata ist alles ruhig. Der als Vermittler von der Central⸗ regierung entsandte Dr. Tejedos nimmt bei allen Behörden Veränderungen vor. 8
“ Statistik und Volkswirthschaft.
Der Verwaltungsbericht der Knappschafts⸗Berufs⸗ genossenschaft für 1892 veröffentlicht in der üblichen Weise ein reichhaltiges statistisches Ma⸗ terial, aus welchem sich Zahlen für die Unfallversicherung der Bergleute ergeben. Im Durchschnitt waren 424 440 Personen versichert. Es kamen im ganzen 34 463 Unfälle vor, d. i. 81,20 auf 1000 versicherte Personen (gegen 79,61 auf 1000 versicherte Personen im Jahre 1891); entschädigungspflichtig hiervon waren aber nur 4182 Unfälle = 9,85 (9,51) auf 1000 versicherte Personen. 830 Un⸗ fälle oder 1,96 (2,32) auf 1000 hatten einen tödtlichen Aus⸗ gang. Zur Bestreitung aller Aufwendungen waren im Berichtsjahre erforderlich 7 381 704,45 ℳ Der Betriebsfonds beträgt 600 000 ℳ, 89 bereits angesammelte Reservefonds beziffert sich auf rund 8 Millionen Maärk⸗ Die anrechnungsfähigen Lohnsummen, nach welchen die von den Betriebsunternehmern .“ Beträge vertheilt werden, betrugen rund 380 Millionen Mark, oder auf Arbeiter 900 ℳ ie Unfalllast, ausgedrückt in Procenten
der Lohnsumme, beträgt
— bb 1,94 (1,67) %; für 1 Arbeiter waren im Durchschnitt zu zahlen 17,39 ℳ gegen 7,55 ℳ in 1886, 11,49 ℳ in 1887, 13,10 ℳ in 1888, 13,47 ℳ in 1889, 15,00 ℳ in 1890 und 15,42 in 1891; die bis jetzt beobachtete Steigerung wird auch für die nächsten Jahre noch eintreten. Die gesammten Verwaltungskosten betrugen 5,9 % der Jahresumlage gegen 6,3 % im Jahre 1891. Im ganzen wurden 12 156 be⸗ rufungsfähige Bescheide erlassen, wogegen 2076 Berufungen bei den Schiedsgerichten erhoben wurden, d. i. 17,08 % der berufungsfähigen Bescheide. Es wurden 527 neue Recurse eingelegt und zwar 116 vom Genossenschaftsvorstande und 411 von den Verletzten, bezw. deren Hinterbliebenen. Das Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamt erledigte 434 Recurse, wovon 284 oder 44,94 % zu Gunsten und 150 oder 23,73 % zu Ungunsten der Berufsgenossen⸗ schaft entschieden worden sind. Gegen 56 Unternehmer (31 im Jahre 1891) wurden Ordnungsstrafen im Gesammtbetrage von 954 ℳ
(215 ℳ im Vorjahre) verfügt.
8 Zur Arbeiterbewegung.
1“ den Ausstand der englischen Bergarbeite liegen heute folgende Nachrichten vor:
Seit letztem Mittwoch sind, wie „W. T. B.“ meldet, in London 27 Dampfer mit 27 000 t Kohlen eingetroffen. Der Preis für Maschinenkohle ist gegenwärtig 26 bis 28 Sh. für die Tonne frei London. Die Händler sind der Meinung, der Strike werde nicht vor Ende September zu Ende gehen. Die „Daily News“ glauben, die Grubenbesitzer würden alsbald von der vorgeschlagenen 11“ die den Aus⸗ stand hervorgerufen hat, zurückkommen. Die Bergleute beschuldigen die Grubenbesitzer, die Bewegung hervorgerufen zu haben, um ihre Kohle mit großem Gewinn zu verkaufen. — Das Mitglied des Par⸗ laments Woods erklärte in einer in Wigand gehaltenen Rede, die in der kommenden Woche stattfindende Conferenz der Bergleute werde über die Mittel berathen, die Anhäufung von Kohlen in den Magazinen der Bergwerke zu verhindern. Die Arbeiter würden nur auf tägliche Contracte anstatt der monatlichen eingehen, damit sie im Falle einer Anhäufung der Vorräthe die Arbeit verlassen könnten, in⸗ dem ihre Verträge einen Tag um den andern ablaufen würden. — Die Zinn⸗, Kupfer⸗, Stahl⸗ und Eisenwerke in den Distrieten von Swansea und Neath werden wegen der Kohlen⸗ krise Montag geschlossen werden. Die Werke beschäftigen etwa 12 000 Arbeiter. — Gestern Abend sind 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Cavallerie mittels Sonderzügen von Aldershot nach Cardiff und Newport abgegangen, um Unruhen unter den Arbeitern der Steinkohlengruben zu verhindern. 500 Mann Infanterie gingen von Plymouth ebenfalls dorthin ab, denen morgen noch weitere 600 Mann folgen werden. — o Meldung aus Ebbw Wale (Wales) befindet sich die dortige Gegend infolge des Versuchs der strikenden Grubenarbeiter, die nichtstrikenden Arbeiter zum Eintritt in den Strike zu zwingen, in einer Art von ö1 Die Wege sind durch polizeiliche und militärische Cordons abgeschlossen. Gestern zogen 20 000 Bergleute von Rhondda (Wales) nach Merthyr Vale und Treharris und zwangen die dortigen Arbeiter zur Ein⸗ stellung der Arbeit. — Aus Glasgow wird berichtet, daß die Besitzer der dortigen Hüttenwerke im Begriff stehen, ihre Hochöfen wegen der Kohlenkrisis außer Thätigkeit zu setzen. Ze’edie Lonbone eEge. hat die Knappheit und der englischen Kohlen verschiedene Kohlenlieferanten der großen Oceandampferlinien veranlaßt, Poca⸗ hontas Kohlen von Norfolk in Virginien zu bestellen, die nach den verschiedenen atlantischen Häfen und Anlegeplätzen ge⸗ bracht werden sollen. Die optimistische Ansicht einer baldigen Beendigung des Strikes ist, wie die Correspondenz bemerkt, in den letzten Tagen stark erschüttert worden. Die Bergwerksbesitzer sind wie die Arbeiter entschlossen, keinen Zoll breit nachzugeben. Ab⸗ gefallen sind bisher nur kleine Zechen, die auf das Endresultat keinen Einfluß ausüben.
In Oberröblingen haben, wie der „Magd. Ztg.“ aus Eis⸗ leben geschrieben wird, 150 Arbeiter, die mit dem Ausschachten zum Legen der Wasserleitungsröhren beschäftigt sind, wegen Lohn⸗ streitigkeiten die Arbeit eingestellt. 1
Zu den Arbeiterunruhen in Aigues⸗Mortes berichtet »W. T. B.“ weiter, der Maire habe eine Bekanntmachung an⸗ schlagen lassen, in der er mittheilt, daß die Salinengesellschaft den italienischen Arbeitern alle Arbeit abgenommen habe und die Werk⸗ stätten morgen wieder eröffnen werde. Gleichzeitig fordert er die Bevölkerung zur Ruhe, ““ der Ordnung Wund zur Wiederaufnahme der rbeit auf, da die fran⸗ zösischen Arbeiter Genugthuung erhalten hätten. Infolge der Vor⸗ gänge in Aigues⸗Mortes herrschte gestern Abend in den Vorstädten von Marseille, wo sehr zahlreiche italienische Arbeiter wohnen, große Erregung. Die Polizei erhielt strenge Befehle für den Fall von etwaiger Verwickelungen.
Aus Madrid meldet ein Wolff'sches Telegramm vom heutigen Tage: Die Ausständigen in Bilbao setzen ihre friedlichen Kund⸗ gebungen fort. Es herrscht die Meinung vor, daß die Arbeit demnächst wieder aufgenommen werden dürfte. Die in Vitoria von den Behörden ergriffenen Maßnahmen begegnen einem passiven Widerstand der Ausständigen.
MNach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 6. August bis incl. 12. August cr. zur Anmeldung gekommen: 205 Eheschließungen, 993 Lebendgeborene, 21 Todtgeborene, 750 Sterbefälle.
unst und Wissenschaft.
„Herr Amtsvorsteher Brunow in Tegel hat, wie die „Voss. Ztg.“ meldet, der prähistorischen Abtheilung des Museums für Völkerkunde wiederum einige interessante Alterthumsfunde ge⸗ schenkt, die vor kurzem bei einem Neubau in Tegel zu Tage gekommen sind. Fast das ganze Feö Ufer des Tegeler Sees, wo jetzt das Dorf steht, bildete einst in altgermanischer Zeit ein weites ausgedehntes Gräberfeld, in dem Hunderte von Urnen mit Leichen⸗ brand und Thongefäße der verschiedensten Art, sowie auch zahl⸗ reiche Bronzen und andere Beigaben gefunden worden sind. Wie gewöhnlich ist früher das meiste zerstört oder achtlos bei Seite ge⸗ worfen worden, aber auch manche hübsche Stücke, Thongefäße ver⸗ schiedener Form und Größe, einige Steingeräthe und Bronzen, wie Celte (Aexte), Nadeln, Ringe, Fo eine Speerspitze ꝛc. sind er⸗ halten geblieben und im Königlichen Museum zur Aufstellung gelangt. Die neuen Funde bestehen in drei Urnen aus schön geglättetem braunem Thon von doppeltkonischer Form, ohne Töpferscheibe, aber doch sehr sauber und regelmäßig gearbeitet und zum theil mit eingefurchten Linien verziert. Ihre Höhe beträgt 18 bis 21 cm, der größte Durch⸗ messer 20,5 bis 30 cm. Als Beigabe fand sich in der einen Urne zwischen den Knochen des Leichenbrandes eine zwar etwas desee. aber im all⸗ emeinen wohlerhaltene eiserne Lanzenspitze von 13 cm Länge. —
inen anderen archäologisch wichtigen Fund, ebenfalls eine Graburne, hat Herr Kastellan Strumpf der prähistorischen Ab⸗ theilung geschenkt. Diese stammt aus Versailles und ist während des letzten Krieges bei Anlegung eines Grabens von einem Soldaten gefunden und als Andenken mit in die Heimath gebracht worden. Es ist ein schalenförmiges kleines Thongefäß mit starker Aus⸗ bauchung und leicht ausgelegtem ande von genau dem⸗ selben Typus wie die Grabgefäße der nordmwestdeutschen Stämme, 8. der Longobarden, und dann der sächsischen Stämme während der Zeit der Völkerwanderung. Es ist ohne Scheibe aus grauem Thon hergestellt, 7;3 cm hoch und in der Mitte ca. 11 cm breit. Die noch erhaltenen Knochen des Leichenbrandes sind so zart, daß sie von einem Kinde herzurühren scheinen. Zwischen
denselben lag ein Stückchen Räucherharz, dieselbe ceremonielle Bei- gabe, die wir sonst in Deutschland fast ausschließlich nur in den Grab⸗ urnen der nordwestlichen Germanenstämme, während der späteren römischen Zeit und der Periode der Völkerwanderung wiederfinden.
— Der Botaniker und Forschungsreisende Dr. er mann Karsten begeht heute sein fünfzigjähriges Doctor⸗Jubiläum. Zu seinem wissenschaftlichen Ehrentage hat ihm die philosophische Facultät der hiesigen Universität das Diplom erneuert und bringt ihm darin zugleich ihre Glückwünsche dar.
— In Marburg starb am Mittwoch, wie die „Madb. Ztg mittheilt, der Director der dortigen Irrenheilanstalt und ordentliche Professor der Psychiatrie an der hessischen Landes⸗Universität Dr. Heinrich Cramer, einer der hervorragendsten Psychiater, so⸗ wohl in wissenschaftlicher wie praktischer Bethätigung.
8 Laud⸗ und Forstwirthschaft. Ernteaussichten in Norwegen.
(Vgl.- „R.⸗Anz.“ Nr. 172 vom 21./7.)
„Die Witterungsverhältnisse sind während des Monats Juli günstig gewesen. ie in dem Bezirk von Christiania hat nun auch in Bergen und Moß die Heuernte ein sehr gutes Ergebniß gehabt, während sie in Laurvig etwas hinter der einer Mittelernte zurück⸗ geblieben ist. In letzterem Bezirk dürfte auch die Wintersaat kaum eine Mittelernte erreichen, während die Sommersaat vielversprechend aussieht. Im übrigen wird sowohl im Bezirk Christiania wie auch in den Bezirken Bergen und Moß eine im allgemeinen recht befrie⸗ digende Ernte erwartet.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Brasilien.
Zufolge einer im „Diario Official“ vom veröffent⸗ lichten Verfügung der brasilianischen Regierung vom 15. v. M. sind die im Mai d. J. gegen die französischen Häfen von Morlaix am Kanal bis St. Michel en l'Herm am Atlantischen Ocean verhängten und im Juni d. J. wieder aufgehobenen Cholera⸗Quarantänemaß⸗ regeln für die seit dem 10. v. M. aus jenen Hösen abgegangenen Schiffe von neuem in Kraft gesetzt worden. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 145 vom 20./6. und Nr. 175 vom 25./7. d. J.)
Cholera. u“
Posen, 19. August. Infolge der hier eingetroffenen amtlichen Meldung, daß in den nahe der Grenze gelegenen russischen Ort⸗ schaften Colo und Conin der Ausbruch der Cholera festgestellt worden sei, haben sich nach der „Posener Zeitung“ gestern der Medizinal⸗Rath Dr. Géronne und der Regierungs⸗Rath Degner zur näheren Feststellung nach der Grenze begeben. Die Warthe wird voraussichtlich noch heute für inficirt erklärt und die Badeanstalten werden geschlossen werden. Die Militär⸗Badeanstalten wurden bereits gestern geschlossen.
Karlsruhe, 18. August. Nach einer officiellen Mittheilung wurde, wie „W. T. B.ö meldet, bei einem am 15. d. M. in Donaueschin en gestorbenen Gymnasiasten, der von einer Reise nach Marseille bereits leidend nach Donaueschingen zurückgekehrt war, Cholera als Todesursache bakteriologisch festgestellt.
Rom, 18. August. In Neapel sind dem „W T. B.“ zufolge in den letzten 24 Stunden 8 Personen an der Cholera gestorben.
Bukarest, 18. August. In den letzten 24 Stunden 1 an der Cholera in Braila 9 Personen erkrankt und 2 gestorben, in Sulina 10 Personen erkrankt und 3 gestorben, in Galatz 10 Personen erkrankt und 7 gestorben, in Festesci 5 Personen erkrankt und 2 gestorben.
8 Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 806, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4466, nicht recht⸗
zeitig gestellt keine Wagen.
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Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 18. August die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Straße 69 und 59 b, Abtheilung 13 II, dem Maurermeister Gustav Schindler gehörig; Fläche 5,65 a, für das Meistgebot von 29 800 ℳ wurde der Kaufmann Max Franke, am Schlesischen Bahnhof 4, Ersteher. — Straße 69, Platz R., gleich⸗ falls dem Maurermeister Gustav Schindler gehörig, Fläche 6,60 a; für das Meistgebot von 35 500 ℳ wurde der Kaufmann Wilh. Renze, Tempelhofer Ufer 8, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des F. Seiffert'schen Grundstücks, Köpnicker⸗ straße 70a und Holzmarktgasse 17 belegen.
Berlin, 18. August. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 110 — 112 ℳ, IIa. 107 — 109 ℳ, IIIa. —,—, do. abfallende 102 — 105 ℳ, Land⸗, Preußische 87 — 90 ℳ, Netzbrücher 87 — 90 ℳ, Pommersche 87 — 90 ℳ, Polnische 87 — 90 ℳ, Bayerische Sennbutter —,— ℳ, do. Landbutter —,— ℳ, Schlesische 90 — 93 ℳ, Galizische 75 — 80 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 — 90 ℳ, Bayerischer 60 — 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 70 ℳ, do. II a. 55 — 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 38 — 45 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 — 24 ℳ, do. II a. 10 — 12 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 54,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 55 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 57 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 47 ℳ, do. in Deutschland raffinirt 43,00 ℳ — Tendenz: Butter: Bei lebhaftem Geschäft zogen Preise ferner an. — Schmalz: Fest.
— Die Semestral⸗Bilanz der Oesterreichischen Credit⸗ anstalt weist folgende Posten auf: Gewinn an Provisionen 959 738 Fl., an Zinsen 1 838 127 Fl., an Devisen 306 921 Fl., an Effecten und onsortialgeschäften 729 907 Fl., Verschiedenes 122 836 Fl., Gewinn bei der Ungarischen Creditbank 113 000 Fl., zusammen 4 070 528 Fl.; Lasten und Verluste: Gehälter 531 012 Fl., Spesen 264 444 Fl., Steuern und Gebühren 272 067 Fl.. Ab⸗ schreibungen an Forderungen 2394 Fl., Verschiedenes 21 607 Fl., zu⸗ sammen 1 091 524 Fl. Der Reingewinn stellt sich somit auf 2 979 004 Fl. Die Resultate der Consortialgeschäfte sind, soweit sie am 30. Juni vollständig abgerechnet waren, in der Aufstellung be⸗ rücksichtigt. Der Reingewinn von 2979 003 Fl. ist um 1 006 632 Fl. größer als im Vorjahre. Die Provi⸗ sionen ergaben ein Plus von 290 793 Fl., die Zinsen ein Plus von 35 451 Fl., Devisen ein Plus von 74 292 Fl., der Gewinn an Effecten und Consortialgeschäften ein Plus von 606 924 Fl., Verschiedenes ein Minus von 39 247 Fl., Gewinnantheil bei der Ungarischen Creditbank ein Plus von 50 901 Fl. Bei den Lasten erhöhten sich die Gehalte um 13 082 Fl., die Spesen um 21 333 Fl., die Steuern und Gebühren um 6096 Fl., Verschiedenes um 678 Fl., wogegen die Abschreibungen an Forderungen um 28 708 Fl. zurückgingen. Ab⸗ gerechnet erscheinen nach der „V. Z.“ der Gewinn am Consortium der 12 625 000 Fl. Fipffbencee⸗ briefe des Ungarischen Boden⸗ credit⸗Instituts, 11 Mill. 8 riester Lagerhaus⸗Anleihe, 60 Mill. Oesterreichische Goldrente. Noch nicht abgerechnet sind die Mineralöl⸗ Raffinerie⸗Actien, die Brünner ttearinkerzen ⸗Fabriksactien,