1893 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

1 Uhr nach Berlin zurückgekehrt, wo Allerhöchstdieselben einen kurzen Vortrag des Reichskanzlers in dessen Palais entgegennahmen. Nach 4 Uhr fuhren Seine Mafjestät von Charlottenburg zu Wasser mittels der „Alexandria“ nach Potsdam zurück. Die Abendtafel fand auf der Pfauen⸗ insel statt. Um 11 ¼ Uhr Abends erfolgte dann von der Station Wildpark die Abreise nach Gotha bezw. Friedrichroda.

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Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aafgr Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Juli d. J. ergiebt für die 70 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Be⸗ triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 37 610,64 km Folgendes: Im Juli d. J. betrug die Einnahme: a. aus dem Personen⸗ verkehr im ganzen 38 605 989 oder 114 333 weniger als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebs⸗ länge 1046 oder 1,13 Proc. weniger als in demselben Monat des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 68 026 604 oder 2 243 710 mehr als in demselben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 1814 oder 2,49 Proc. mehr als in demselben Monat des Vor⸗ ahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Juli d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt, a. aus dem Personenverkehr: im anzen 106 970 088 oder 2171 601 mehr als in emselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 3578 oder 0,85 Proc. mehr als in demselben Zeitraum es Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ees 26 613 117 oder 9 434 997 mehr als in demselben eitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 7450 der 3,07 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ ahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit em Kalenderjahre zusammenfällt, a. aus dem Personen⸗ erkehr im ganzen 37 187 403 oder 726 099 mehr ls in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebs⸗ ge 5314 oder 0,70 Proc. mehr als in demselben Zeit⸗ aum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im anzen 68 091 226 oder 3 508 712 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 9621 oder 4,01 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres. Eröffnet wurde am 1. Juli die Strecke Marienheide Grummersbach 8,20 km (Königliche Eisenbahn⸗Direction zu Elberfeldè). 8

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Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat die Regierungs⸗Präsidenten der östlichen Grenzbezirke er⸗ mächtigt, die Einfuhr von Heu und Stroh aus Rußland noch bis zum 2. September d. J. einschließlich zu gestatten, wenn von den Importeuren glaubhaft nachgewiesen wird, daß diese landwirthschaftlichen Producte nicht aus den seuchenverdächtigen inneren russischen Gebietstheilen, sondern aus seuchenfreien Gegenden russisch⸗polnischen Landes stammen.

Der General⸗Lieutenant von Brauchitsch, Director der Kriegs⸗Akademie, ist hierher zurückgekehrt.

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Fulda, 23. August. Die Bischofsconferenz ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Abend 6 Uhr mit einer Andacht in der Bonifaciusgruft geschlossen worden.

Bayern.

Das von der Generalversammlung des Evangelischen Bundes, wie bereits gestern mitgetheilt, an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten gerichtete Huldigungstelegramm hat nach der „Allg. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Eurer Königlichen Hoheit erlaubt sich die zu Speyer tagende sechste Generalversammlung des Evangelischen Bundes ihre aller⸗ unterthänigste Huldigung auszusprechen. Unter Eurer Hohecg ge⸗ rechter Regierung findet auch die evangelische Kirche Schutz und Förderung. Wir verfehlen nicht, Allerhöchstihnen dafür unsern ehrerbsetigsten Dank auszusprechen. In der Gewiß⸗ heit, daß auch unsere Arbeiten in ihren letzten Zielen nicht dem Kampfe, sondern dem endlichen ee und dem Siege der Wahrheit dienen, bitten wir Gott, daß er Euere Königliche Hoheit in seine gnadenreiche Hut nehmen und Allerhöchstihr Wirken zum Gedeihen seines Reichs mit seinem allmächtigen Segen begleiten möge.

8 Baden.

Wie die „Karlsruher Zeitung“ meldet, hat Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog die Reise nach Metz auf⸗ Ie und wird sich behufs Theilnahme an der feierlichen Beisetzung Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗Coburg und Gotha nach Coburg begeben. 88

5 u“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Seine Königliche Hoheit der 89 hat gestern in m St

Schloß Reinhardsbrunn vor versammelte aats⸗Ministerium in feierlicher hneg den Eid auf die Verfassung geleistet.

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Der nunmehr regierende Herzog Alfred Ernst Albert, Herzog von Edinburg, Graf von Ulster und von Kent, ist der 1 Sohn Ihrer Majestät der Königin Victoria von Groß⸗

ritannien und Irland und des verstorbenen Prinzen Albert von Sachsen⸗Coburg und Gotha. Geboren zu Schloß Windsor am 6. August 1844, vermählte er sich am 23. Januar 1874 zu St. Petersburg mit Maria Großfürstin von Rußland, der Schwester des Kaisers Alexander 1II. Dieser Ehe sind entsprossen der Erbprinz Alfred, geboren am 15. Oktober 1874, sowie die Maria, Victoria, Alexandra und Beatrice, von denen die älteste mit dem Prinzen Ferdinand von Rumänien vermählt ist.

Ihre Kaiserliche und ö die Herzogin hat sich gestern früh mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Erb⸗ prinzen und der Prinzessin Alexandra von Oberhof nach Reinhardsbrunn begeben, von wo Höchstdieselben am Abend in Coburg eintrafen. Seine 115 der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen trafen bereits gestern Nachmittag von Oberhof, wo Höchstdieselben in den letzten Tagen verweilten, in Coburg ein und begaben sich nach Schloß Rosenau.

Der Herzogliche Hof hat gestern auf zwölf Wochen Drauer angelegt. Die Landestrauer ist, wie bereits

gestern mitgetheilt wurde, auf drei Wochen angesetzt. Während

dieser Heit findet in sämmtlichen Kirchen des Landes täglich von 11 bis 12 Uhr Trauergeläut statt. Oeffentliche Musik und Lustbarkeiten haben im ganzen Lande zu unterbleiben.

Der gemeinsame Landtag der E““ Coburg und Gotha tritt, wie bereits gemeldet, Sonn⸗ abend zusammen, und zwar auf Grund der §§ 158 und 159 des Staatsgrundgesetzes, die folgendermaßen lauten:

„Wenn der Herzog stirbt, tritt der 1““ Landtag spätestens am vierten Tage darauf, ohne Berufung, zu Gotha zu⸗ sammen, um den von Seiten des Regierungs⸗Nachfolgers zu leistenden verfassungsmäßigen Eid entgegenzunehmen. Bevor die über das eidliche Angelöbaiß auf die Persaßzaztn ausgestellte Urkunde an den gemeinschaftlichen Landtag abgegeben worden ist, kann der Herzog keine Regierungshandlung vornehmen. In der Zwischenzeit gehen die nothwendigen Uerkerungs ber bku e von dem Staats⸗Ministerium aus.“

Elsaß⸗Lothringen.

Der Kaiserliche Statthalter Ine Hohenlohe ist, wie die „Straßb. Post“ berichtet, von Berlin nach Werki bei Wilna gereist, wohin sich seine Familie bereits am 20. d. M. begeben hatte. Der Fürst wird am 31. d. M. wieder in Straßburg eintreffen. .

Großbritannien und Irland.

Bei der vorgestrigen im Unterhause fortgesetzten Be rathung der Homerule-⸗Bill beantragte, wie die „Allg. Corresp.“ berichtet, der Ober⸗Secretär für Irland Morley einen Zusatz zu Art. IV der Bill, wonach die irische Legislatur keine Sondergesetze erlassen dürfe, die einen Unterschled machten zwischen verschiedenen Klassen britischer Unterthanen wegen ihrer Abstammung, ihres Geburtsorts oder Geschäftssitzes. Sir John Gorst beantragte, auch den Wohnort miteinzu⸗ begreifen, damit die irische Legislatur nicht etwa abwesende Gutsherren besonders besteuern könne. Hiergegen protestirte Morley. Das Gorst'sche Amendement wurde von Oberst Saunder⸗ son und Arnold⸗Forster G der darauf hinwies, daß die künftige Stellung eines irischen Gutsherrn nicht beneidens⸗ werth sei. Bleibe er in Irland, so habe er alle Aussicht, er⸗ schossen zu werden; wohne er in England, so werde er beson⸗ ders besteuert. Der Premier⸗Minister Gladstone erklärte, der irischen gesetzgebenden Versammlung müßte das Recht vor⸗ behalten bleiben, Gutsherren, die sich nie in Irland blicken ließen, eine Sondersteuer aufzuerlegen. Das Amendement Sir John Gorst's wurde schließlich verworfen und der Morley'sche Antrag angenommen.

Derselben Correspondenz zufolge steht es jetzt fest, daß die Abstimmung über die dritte Lesung der Homerule⸗ Bill im Unterhause am Freitag, 1. September, statt⸗ finden soll. Im Oberhause wird die Debatte über die zweite Lesung der Vorlage am Montag, 11. September, be⸗ ginnen. Da sofortige Geldbewilligungen für die Marine un⸗ erläßlich seien, so würden die Marine⸗Voranschläge am nächsten Montag und Mittwoch auf die Tagesordnung kommen. Das Schlußstadium der Homerule⸗Vorlage würde somit am nächsten Dienstag beginnen.

Italien.

Der Minister⸗Präsident Giolitti ist gestern wieder in Rom eingetroffen.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Paris, daß der Minister des Auswärtigen Develle am Dienstag mit dem italienischen Botschafter Reßman eine Unterredung gehabt habe, worin er diesem erklärte, die Aufnahme der in Aigues⸗ Mortes verwundeten Italiener in die Hospitäler von Marseille sei deshalb verzögert worden, weil die Vorschriften des Reglements für die Hospitäler erst hätten erfüllt werden müssen. Der Minister versicherte, die Untersuchung über die Posgehge in Aigues⸗Mortes schreite rasch vorwärts. Zahlreiche Verhaftungen hätten bereits statt⸗ gefunden und weitere ständen bevor. Schließlich ersuchte er den italienischen Botschafter, ihm die Namen der Opfer an⸗ zugeben, damit er die Auszahlung der Entschädigungen an⸗ ordnen könne. Vorgestern Abend richtete, wie die „Agenzia Stefani“ weiter mittheilt, der Minister Develle an den Botschafter Reßman einen Brief, worin er diesem mittheilte, der Maire von Aigues⸗Mortes habe sein Ab⸗ schiedsgesuch eingereicht; aber der Minister des Innern Dupuy glaube, das Gesuch nicht annehmen zu können, weil er den

taire für unentbehrlich halte. Eine eingehende Untersuchung über das Verhalten des Maires, der behaupte, die Italiener beschützt zu haben, sei im Gange. Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht ferner das amtliche Verzeichniß der in Aigues⸗ Mortes getödteten und verwundeten Italiener; e weist die Namen von 7 Todten und 34 Verwundeten auf. 1

Gestern sind in Rom, wie „W. T. B.“ meldet, zwölf Anarchisten verhaftet worden, von denen einige anarchistische Manifeste bei sich trugen. Für den Abend waren wiederum umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen, doch herrschte bis 10 Uhr überall vollständige Ruhe.

Dänemark. .“ Die Landgräfin von Hessen kam mit Prinzessin Sibylle gestern in Fredensborg an. Am Sonntag wird, dem „W. T. B.“ zufolge der König von Schweden und Norwegen dort eintreffen. 3

Amerika. 8 8

Das „Reuter’sche Bureau“ erfährt aus Buenos Aires, in dem vorgestrigen Kampfe bei Corrientes seien zwanzig Mann getödtet worden. Der Gouverneur sei mit tausend An⸗ hängern nach entflohen. Die Insurgenten hätten eine provisorische Regierung zur Erledigung der dringendsten Geschäfte eingesetzt und warteten die Ankunft eines National⸗ Commissars ab.

Afrika.

Wie das „Reuter'sche Bureau’“ aus Cap fnn von gestern meldet, hätten Kundschafter der südafrikanischen Compagnie über zwei Armeen der Matabele berichtet, von denen die eine am Ufer des Tokwe im Westen vom Fort Victoria, die andere am Ufer des Sebaki auf dem halben Wege zwischen Salisbury und Bulnways, der Residenz Lobengula’'s, lagere. Der Verwalter des Mashonalandes Jameson hat mitgetheilt, die am Sebaki lagernde Armee unternehme Streifzüge in das Gebiet der Compagnie, tödte die Mashonaleute und schleppe die Sklaven fort. Die Lage sei unerträglich und mache eine Zurückdrängung der Matabele unbedingt nothwendig.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Meldungen vor:

Die gestrige Conferenz der Bergarbeiter⸗Vereinigung beschloß, wie „W. T. B.“ meldet, die Arbeit sofort wieder aufzu⸗ nehmen, wenn die Grubenbesitzer auf die beabsichtigte Lohnherabsetzung von 25 % verzichten. Eine Lohnerhöhung würden die Bergleute dict

verlangen, bevor die Kohlen nicht den Preis von 1890 erreicht hätten. Die Conferenz beschloß ferner, daß keinerlei Lohnherab⸗ setzung würde angenommen werden und daß in keinem Vereinigungs⸗ schacht die Arbeit aufgenommen würde, bevor ein allgemeines Ein⸗ vernehmen hergestellt sei. Gestern haben weitere 10 000 Bergleute in Ebbw Vale, Merthyr und Aberdare unter dem Schutz der Truppen die Arbeit wieder auf⸗ enommen. Die Grubenbesitzer von Ayrshire und Lanark⸗ shtee haben gestern Nachmittag beschlossen, den Grubenarbeitern eine Lohnerhöhung von 1 Shilling zu bewilligen. In Monmouth⸗ shire beschlossen gestern 5000 Bergarbeiter den Strike fortzusetzen. Etwa 2000 gegen Swansea marschirende Bergleute geriethen bei Morriston in Collision mit berittenen Polizisten. Die Polizei trieb die Menge zurück.

Ueber die Arbeiterausschreitungen in dem Bezirk Favoriten in Wien (vgl. Nr. 201 d. Bl.) meldet ein Wolff'sches Telegramm:

achdem bereits am Dienstag in dem Bezirk Favoriten Aus⸗ schreitungen vorgefallen waren, fanden gestern wiederum An⸗ sammlungen des Pöbels statt, die uec die Polizei zerstreut wurden. Die Polizei wurde wiederholt mit Steinen beworfen und nahm mehrere Verhaftungen vor. Gröbere Excesse kamen nicht vor.

In Aigues⸗Mortes verhaftete, wie „W. T. B.“ meldet, die Gendarmerie am Dienstag Abend sieben durch die jüngsten Ereignisse (vgl. Nr. 197 u. folg. d. Bl.) schwer compromittirte Personen. Die Verhafteten wurden nach dem Gefängniß zu Nimes abgeführt.

In Neapel ist einer Wolff'schen Meldung zufolge ein Kutscherstrike ausgebrochen. Auf dem Depretis⸗Platz ver⸗ suchten die Kutscher den Tramway⸗ und Omnibusverkehr zu verhindern. Sie leisteten den Aufforderungen der Behörden nicht Folge, sondern griffen die Gendarmen mit Stöcken und Steinen an. Die Gendarmen mußten von ihren Waffen Gebrauch machen. 4 Polizei⸗Agenten und 5 Kutscher wurden verwundet. Eine Gruppe der Strikenden zündete einen Kiosk und 5 Tramwaywagen an. Die Feuerwehr, Infanterie und Cavallerie mußten einschreiten. Der Tramway⸗ und Omnibusverkehr ist eingestellt, viele Geschäfte sind geschlossen.

Aus Mons schreibt man der „Köln. Ztg.“: Die Bergleute der Zeche Produits in Flénu beschlossen die Forderung einer Lohnerhöhung und wählten einen Ausschuß, um mit der Grubenleitung zu unterhandeln. Auf allen Schächten ruht die Arbeit; nur auf Grube 25 sind an 100 Mann an⸗ gefahren. Man befürchtet eine Ausdehnung der Lohnbewegung. In den Steinbrüchen zu Anthisnes, Arrondissement Huy, be⸗ finden sich die Arbeiter gleichfalls im Ausstande. Die Steinbruch⸗ besitzer sind entschlossen, sich dem Willen der Ausständigen unter keinen Umständen zu fügen. 3

Aus Christiania wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Die socialdemokratische Arbeiterpartei Norwegens trat hier am Sonnabend zu ihrer Landesversammlung zusammen, die von Dr. Oskar Nissen geleitet wurde. Aus dem Bericht des Haupt⸗ vorstandes ging hervor, daß, während die Partei bei der vor⸗ jährigen Versammlung etwa 3000 Mitglieder in 30 Vereinen zählte, in diesem Jahre 20 neue Vereine mit ungefähr 6000 zahlenden Mitgliedern hinzugekommen seien. Mit 56 gegen 14 Stimmen wurde ein Antrag des Hauptvorstandes angenommen, wonach die Partei bei den nächsten Wahlen als selbständige Partei auftritt auf Grundlage eines Programms, zu dem sich die Candidaten der Partei ausdrücklich be⸗ kennen muhwht 11“

Im Auftrage der Reichs⸗Limescommission ist gegenwärtig der Gymnasial⸗Professor Fint aus Würzburg damit beschäftigt, das⸗ römische Castell (Celeuso) auf der secfanaagste Biburg, am linken Ufer der Donau, etwa 2 km vom Markte Pförring, aus⸗ zugraben. Bis jetzt ist es, wie die „Münch. N. Nachr.“ melden, bereits gelungen, die massiven Fundamente einiger Thürme, sowie einen ansehnlichen Theil des Prätoriums bloß zu legen. Nach den Resultaten zu schließen, trug die Biburg eines der größten und festesten Bollwerke zum Schutze der römischen Colonien in Südbayern und diente auch als Stützpunkt für die weiteren Unternehmungen der Römer gegen Norden. Die Umfassungs⸗ mauern des Castells begrenzen eine Fläche von etwa 12 ha. Am Ausgrabungsorte genießt man eine herrliche Aussicht über das Donau⸗ thal bis Vohburg, Neustadt und Abensberg und bis zu den Hügeln am linken Ufer der Donau, über welche die Römerstraße führte.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich im Juli 1893.

(Nach amtlichen Mittheilungen; für Preußen und Braunschweig liegen Nachweisungen nur über Maul⸗ und Klauenseuche vor.)

Fälle von Rotz (Wurm) sind festgestellt in 2 Gehöften von 1 Gemeinde des Ober⸗Amtsbezirks Nagold (Schwarzwaldkreis), in je 1 Gehöft der Ober⸗Amtsbezirke Biberach, Wangen (Donaukreis), des Kreises Hildburghausen (Sachsen⸗Meiningen) und des Landraths⸗ amtsbezirks Altenburg —Ostkreis se ebaearch,

Die Maul⸗ und Klauenseuche hat gegen den Vormonat im allgemeinen etwas abgenommen, nomenelich in Sachsen, Baden,

essen, in den thüringischen Staaten und in Elsaß⸗Lothringen. In Preußen und Bayern ist in mehreren Regierungsbezirken eine Ab⸗ nahme, in mehreren anderen dagegen eine wesentliche Zunahme an verseuchten Gemeinden eingetreten.

Im besonderen weisen eine nennenswerthe Abnahme auf die Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke Köslin, Posen, Oppeln, Cassel, Pfalz, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Leipzig, Donaukreis, Mann⸗ heim, die drei hessischen Provinzen, ferner Sachsen⸗Weimar, Sachsen⸗ Meiningen und Lothringen, eine stärkere Zunahme dagegen die Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke Gumbinnen, Marienwerder, Frankfurt, Merse⸗ burg, Erfurt, Arnsberg, Aachen, Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, ferner Meritenburg⸗Cchweren und Anhalt. Am stärksten be⸗ troffen waren nach Verhältniß der vorhandenen Gemeinden dier Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke Erfurt, Arnsberg, Köln, Oberbayern, 19-. bayern, Oberpfalz, Mittelfranken, Schwaben, Jagstkreis, Mannheim, die drei hessischen Provinzen, ferner Mecklenburg⸗Strelitz, Amhalt, Waldeck und Lothringen, am schw & ten dagegen Stettin,

Posen⸗ Breslau, Oppeln, Magdeburg, Schleswig, Cassel, Koblenz, ber⸗ und Unterfranken, Dresden, Leipzig, Donaukreis. Versch eblieben sind Sachsen⸗Weimar, Oldenburg, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha eide Schwarzburg, beide Reuß, beide Lippe, Lübeck, Bremen, ferner die Lanbeseommissärbeirte Freiburg, Karlsruhe und das Ober⸗ nd Unter⸗Elsaß; außerdem waren Ende 22r, eee Repie⸗ rungsbezirke Berlin, Stralsund, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aursich, Münster, Wiesbaden, Sigmaringen. Lungenseuchefälle sind nicht gemeldet worden. Ausbrüche von Schafräude sind ermittelt in je 1 Gemeihnde t des Jagstkreises und des Herzogthums Oldenbußrg

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Malta.

Einer Verfügung der Localregierung vom 14. d. M. zufolge unterliegen Hertünfte aus russischen Häfen am Schwarzen 8 Asowschen Meere einer Quarantäne von fünf Tagen.

Zukslge Beschlussss des Blareüsch

ufolge Beschlusses des bulgarischen Gesundheitsraths vom 17. d. M. ist die Einfuhr der in der bezüglichen Notiz des „Reichs⸗ Anzeigers“ Nr. 282 vom 28. November 1892 unter Rubrik 13 auf⸗ eführten Waaren und Gegenstände aus Oesterreich⸗Ungarn verboten. Wergl. auch „R.⸗A.“ Nr. 193 vom 14. August 1893.)

8 Cholera.

„Duisburg, 23. August. Laut Bekanntmachung des hiesigen Bürgermeisteramts ist der im Ruhrorter Kaiserhafen beschäftigt ge⸗ wesene Baggermeister Erbel aus Duisburg gestern im Duis⸗ burger Epidemienhaus an asiatischer Cholera gestorben.

Oesterreich⸗Ungarn. Aus Galizien sind bis einschließlich 15. August Vormittags 43 Cholera⸗Erkrankungen und 21 Todesfälle an⸗ Fezeigt worden. In der überwiegenden Mehrzahl dieser Fälle wurde die Krankheit aus Ungarn, insbesondere durchEisenbahnarbeiter, eingeschleppt. Unter den Eisenbahnarbeitern der Linie Marmaros —Sziget Stanislau sind, nach dem „D.⸗österr. San.⸗Wesen“, bis zum 10. August angeblich 74 choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen; davon haben 35 tödtlich geendigt.

Der österreichische Handels⸗Minister hat unterm 9. August d. J. einen Maßnahmen gegen Cholera im Eisenbahnverkehr be⸗ treffenden Erlaß an simmtliche österreichischen Eisenbahnverwal⸗ tungen gerichtet.

„Pest, 23. August. Der „Budapester Correspondenz“ zufolge zeigt die Cholera in Ungarn nirgends eine Zunahme an Intensität, dagegen hat die Ausdehnung der Krankheit in den letzten 24 Stunden bedeutend zugenommen, namentlich in zahlreichen Ortschaften längs der Theiß.

Frankreich. In Nantes haben sich, wie die „Veröffent⸗ lichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ mittheilen, zufolge amt⸗ licher Ausweise in der Zeit vom 28. Juli bis 10. August 15 Cholera⸗ erkrankungen, darunter 11 mit tödtlichem Ausgange, ereignet. In den letzten Tagen hat laut Meldung des „W. T. B.“ von gestern die Epidemie eine erhebliche Ausdehnung angenommen.

In der Umgegend von Sables⸗d'Olonne (Vendse) sind zufolge einer Mittheilung vom 11. August immer noch einige Fälle (4 bis 5 wöchentlich) festgestellt worden.

Rußland. In Bialystok sind in der Zeit vom 6. Juli bis einschließlich 11. August 88 Cholera⸗Erkrankungen und 18 Todesfälle zur amtlichen Kenntniß gelangt. In Kolo, Gouvernement Kalisch, sind zufolge telegraphischer Mittheilungen vom 16. und 17. August insgesammt 71 verdächtige Erkran⸗ kungen mit 26 Todesfällen, in Mazowiecck, Gou⸗ vernement Lomza, 9 bezw. 5 vorgekommen. In der Stadt Kiew erfolgten in der Zeit vom 23. bis 29. Juli 11 Erkrankungen mit 6 Todesfällen, vom 30. Juli bis 5. August 218 bezw. 66 und vom 6. H8 11. Nuguft 926 bezw. 101. sder zugehörigen Gouvernement betrugen die entsprechenden Zahlen: Vom 16. bis 22. Juli 22 (5), vom 23. bis 29. Juli 56 (28) und vom 30. Juli bis 6. August 72 (25). In Podolien wurden für die Zeit vom 23. bis 29. Juli nachstehende Erkrankungen (und Todesfälle) in folgenden Kreisen gezählt: Kamenez 47 (17), Winniza 115 (57), Brazlaw 173 (36), Litin 18 (9), Olgopol 14 (5), Jampol 8 (3) und Letitschew 15 (9), insgesammt 390 (136). Auch in Wolhynien sind in der Zeit vom 22. Juli bis 8. August 5 Er⸗ krankungen mit 3 Todesfällen aus der Ortschaft Petschanowska im Kreise Schitomir gemeldet worden. Im Barackenlazareth zu Charkow haben nach Zeitungsnachrichten 7 Cholerakranke, angeblich aus dem Süden zurückgekehrte Arbeiter, Aufnahme gefunden, von denen 5 gestorben sind. In der Stadt Moskau sind in den Tagen vom 31. Juli bis 6. August 158 an der Cholera neu erkrankt und 63 von den Erkrankten gestorben. Im Gouverne⸗ ment Kursk zählte man vom 23. bis 29. Juli 69 Erkrankungen mit

27 Todesfällen.

„Italien. In Neapel haben, wie die daselbst erscheinende Zeitung „Roma“ anführt, in der Zeit vom 1. bis einschließlich 7. August 13, 10, 10, 13, 14, 11 bezw. 5 choleraverdächtige Todes⸗ fälle stattgefunden; außerdem starben an Darmerkrankungen noch ins⸗ gesammt 22 Personen. In Rom verstarb am 11. August eine der

dienenden Klasse angehörige Person an asiatischer Cholera nach nur

Nachri

kurzem Kranksein. Dieser Fall wird als der erste bezeichnet, welcher in der Stadt selbst entstanden ist; er wird auf übermäßigen Genuß von wahrscheinlich aus Neapel herrührendem Obst zurückgeführt.

8— In einem Kreisschreiben des Bundesraths vom 1. August werden die eidgenössischen Stände auf die zunehmende Ausbreitung der Cholera im Ausland aufmerksam gemacht und er⸗ mahnt, die im Art. 2 des Epidemiegesetzes vom 2. Juli 1886 vor⸗ geschriebenen Vorbeugungsmaßregeln durchzuführen. Unter dem 28. Juli hat der Bundesrath den „Veröff. des Kais. Ges.⸗Amts“ zu⸗ folge eine neue „Anleitung zur Desinfection bei Cholera“ erlassen.

Wie der Berner „Bund“ weiter mittheilt, hat der Schweizer Bundesrath in seiner Sitzung vom 22. August, in Ausführung von Art. 44 der Verordnung vom 1. August d. J., betreffend die Maßnahmen zum Schutze gegen die Cholera, soweit sie die Verkehrs⸗ anstalten, den Personen⸗, Gepäck⸗ und Waarenverkehr betreffen, folgenden Beschluß gefaßt: Die vorgenannte Verordnung wird vom 25. August an in folgendem Umfang in Vollzug gesetzt: A. Von Titel 1, Verkehrsanstalten: a. Der ganze erste Abschnitt (Reinhaltung, Art. 1— 6) für alle Verkehrsanstalten; b. der zweite Abschnitt (Desinfection) mit Ausnahme von Art. 8 und 9 und mit der ferneren Einschränkung, daß die im letzten Alinea von Art. 7 verlangte Bereithaltung von Desinfectionsmitteln und Utensilien nur an den Kranken⸗ übergabestationen zu hat, wogegen die Verkehrs⸗ anstalten, vorab die Eisenbahngesellschaften, und unter diesen in erster Linie die Normalspurbahnen, allerdings Vorsorge treffen sollen, um die übrigen Stationen, sobald dies angeordnet wird, sofort mit den nöthigen Desinfectionsmitteln und Gefäßen ausrüsten zu können. B. Von Titel II, Personenverkehr: a. Art. 15 17 des ersten Abschnitts (Ueberwachung der Reisenden auf den Verkehrs⸗ anstalten); b. der ganze zweite Abschnitt (Ueberwachung der Reisenden am Ankunftsorte), Art. 30 und 31 und der dritte Abschnitt (Maß⸗ nahmen gegen gewisse Kategorien von Reisenden), Art. 32. C. Der ganze Theil III, Waaren⸗ und Gepäckverkehr (Art. 33 42).

Niederlande. Rotterdam, 23. August. Im Laufe des heutigen Tages sind, wie „W. T. B.“ meldet, eine Erkrankung und ein Todesfall an Cholera vorgekommen. Im ganzen sind bisher fünf Erkrankungen, darunter zwei Todesfälle, constatirt.

Belgien. Den Londoner „Daily News“ wird aus Ant⸗ werpen berichtet, daß dort an der asiatischen Cholera bisher 11 Per⸗ sonen, 50 % der Erkrankten, gestorben seien.

Rumänien. In Braila wurden vom 21. Juli bis 7. August 45 Cholera⸗Erkrankungen mit 20 Sterbefällen gezählt, am 7. August 15;:4, am 8. dess. M. 8:2, in Sulina am 7. August 26:5, am 8. August 14:7, in Tultscha am 7. August 12:1.

In der Woche vom 6. bis 12. August kamen 2 Erkrankungen an Cholera, von denen einer tödtlich endete, in Berlin zur Fest⸗ stellung. Dieselben betrafen zwei polnische Arbeiter, die in engster Verbindung mit einer am 5. August gestorbenen Person, bei der nach sorgfältigster Untersuchung der Cholerabacillus gefunden worden war, unter Nichtachtung aller von der Hygiene geforderten Maßregeln ge⸗ lebt haben. Ein weiterer Erkrankungsfall war bis zum 19. August nicht vorgekommen. Im übrigen hat sich der Gesundheits⸗ stand erheblich günstiger gestaltet, und auch die Sterblichkeit ist eine kleinere geworden (von je 1000 Einwohnern starben 22,4, aufs Jahr Zahlreich kamen noch immer acute Darmkrankheiten, besonders Brechdurchfälle, zum Vorschein, doch sank die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle auf 213 (von 278 der Vorwoche). Die Betheiligung des Säuglings⸗ alters war eine kleinere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 110 Säuglinge. Acute Entzün⸗ dungen der Athmungsorgane kamen gleichfalls seltener zum Vorschein und nahmen vielfach einen milderen Verlauf. Erkran⸗ kungen an Grippe sowie hierdurch veranlaßte Sterbefälle sind nicht weiter bekannt geworden. Von den Infections⸗ krankheiten zeigen Erkrankungen an Masern, Scharlach und Diphtherie einen weiteren Rückgang und kamen nur aus dem Stralauer Viertel. Erkrankungen an Dibphtherie in nennenswerther Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Unterleibs⸗ typhus kamen etwas häufiger zur Meldung, doch in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben zahlreich, auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 14 Fällen zum Tode führten, waren nicht selten. Rheumatische Beschwerden aller Art kamen etwas seltener zur ärztlichen Behandlung als in den Vorwochen.

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über die Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande.

8 Oesterreich.

7. Juli.

Hofe

6 Maul⸗ und Klauenseuche 4 Lungenseuche. 1 Maul⸗ und Klauenseuche 11 Lungenseuche.

Maul⸗ und Klauenseuche

Nieder⸗Oesterreich.. Böhmen

Mähren . .

Steiermark I111131 Schlesien

Lungenseuche.

. . . * .

. .* . . . . * . . .

Maul⸗ und Klauenseuche

Ungarn. 8 Juni. 8

Komit Orte: Höfe:

Maul⸗ und Klauenseuche 29 104 736

Lungenseuche 3 2 11

Rußland.

Rinderpest.

Im Monat Ap

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Gouvernements:

Astrachan.. . Woronesch..

Fekaterinoslaw

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Gebiete: Donische Kosaken 11ö1 eeee“]; Terek (Kaukasus) . . ..

Gouvernements: 11414““ Jekaterinoslaw Tambow.. 11114“2*“ Stawropol (Kaukasus)

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14. Juli. 21. Juli. Zahl der verseuchten Drß. : Höfe: Orte:

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8

Handel und Gewerbe.

Die amtlichen „Lübeckischen Anzeigen“ schreiben mit Bezug auf die Wirkungen des Zollkrieges:

„Mehrere auswärtige Blätter bringen Telegramme aus Lübeck, die durchaus geeignet sind, das Bild der augenblicklichen Situation an unserem Platze in der bedenklichsten Weise zu fälschen. Es wird darin in mehrfacher Variation gemeldet, daß „die seestädtischen Handelskammern in Berlin eine Audienz beim Reichskanzler wegen des russischen Zollkrieges erwirken“, nach einer zweiten Fassung: „bei der Reichsregierung geheg des Zollkrieges vorstellig werden“ wollten, und dann in sensationell aufgebauschter Weise über Abmusterungen berichtet, wieder in verschiedener Fagon: „In den Seestädten sind die Calamitäten groß; ganze Schiffsbesatzungen werden abgemustert.⸗ „Empfindliche Schäden sind im Wachsen, in den Dilseehafen werden die Schiffsbesatzungen abgemustert“ ꝛc. ꝛc. Jeder im Binnenlande, der das liest, wird natürlich das Bild ungefähr so sich zurechtlegen, als ob sämmtliche Schiffe abgetakelt in den Häfen lägen: in den Kajütenfenstern „wohnt das Grauen“. Man kann in der That icht scharf und entschieden genug gegen solche Sensations⸗ macherei auftreten. Es ist richtig und durchaus natürlich, daß einzelne Dampfer infolge des Zollkrieges ihre Fahrten vorläufig sistirt haben. Was wird man aber zu ee Depeschen sagen, wenn man hört, daß es hier in Lübeck von ca. vierzehn regelmäßig nach russischen und finnischen Häfen verkehrenden Dampfern im ganzen drei sind, bei welchen dies zutrifft? Was also unsere Schiff⸗ fahrt anlangt, so wird die selbe trotz Lastensteuer und Zoll⸗ krieges nahezu in ihrem vollen Umfange aufrecht erhalten; unsere Kaufmannschaft würdigt selbstredend den Ernst der Lage und würde den Zollkrieg je eher je lieber beendigt sehen, d. h. einen für unsern Plaß und für ganz Deutschland wirkliche und dauernde Vortheile bringenden ehrenvollen Zollfrieden ganz im Sinne unserer Reichsregierung und auf deren Standpunkt stehend, der durch⸗ aus der des deutschen Volkes und auch unseres Blattes ist. Durch

solche irreleitenden Depeschen aber wird weder die Lage Lübecks um

ein Haar gebessert, noch der Friede gefördert. Im Gegentheil, Rußland bekommt nur eine falsche Ansicht von der öffentlichen Meinung in Deutschland. Unsere Kaufmannschaft sieht festen Fenthen und des schließlichen Erfolges ihres Ausharrens sicher in die ukunft.“

Weiter Frrbeltsrn die amtlichen „Lübeckischen Anzeigen“ gegen die jüngsten Nachrichten mehrerer Blätter über den Rückgang der Schiff⸗ fahrt infolge des Zollkrieges. Im Laufe der letzten Woche seien 76 Seeschiffe angekommen, darunter 31 Dampfer und 45 Segler. Ausgegangen seien 61 Schiffe, darunter 29 Dampfer. Am Sonn⸗ abend, den 19. d. M., hätten sich 61 Seeschiffe im Lübecker Hafen befunden. Hiernach sei die Schiffahrt normal.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 10 539, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 4585, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 23. August die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Rostockerstr. 22, dem Maurermeister Arthur Weller gehörig; Fläche 5,10 a; Mindestgebot 600 ℳ; für das Meistgebot von 108 500 wurde der Kaufmann Julius Keßler, Thurmstr. 55, Ersteher. Thaerstr. 23, dem Maurermeister G. Steinberg gehörig; Fläche 10,02 a; Mindestgebot 500 ℳ; für das Meistgebot von 211 020 wurde der Kaufmann Fritz J olowicz, Mittelstr. 4, Ersteher. Vertagt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Usedomstr. 22, dem Zimmermeister Ferd. Wehling gehörig. 1

Die nächste Börsen⸗Versammlung zu Essen findet am 28. August im „Berliner Hof“ statt.

Die „Köln. Ztg.“ meldet aus Paris, die Nachricht, daß die Banque de France größere Goldsendungen nach Amerika machen wolle, werde von gut unterrichteter Seite für unrichtig erklärt.

Die „Baäyerische Gewerbe⸗Zeitung“ (redigirt von Dr. J. Stockbauer, herausgegeben und verlegt vom Bayerischen Gewerbe⸗Museum in Nürnberg; jährlicher Abonnementspreis des halbmonatlich erscheinenden Blatts 16 ℳ) bringt in ihren letzten drei Heften 13 bis 15 des laufenden 6. (27.) Jahrgangs wieder mehrere interessante Originalbeiträge. nter der Ueberschrift „Bayerns bedeutendste Industrie⸗Werkstätten und Kunstanstalten“ wird die Städtler'sche Nadelfabrik in Schwabach geschildert und zugleich eine Geschichte dieser dort seit dem Jahre 1633 heimischen Industrie gegeben. In Heft 14 findet sich eine Be⸗ schreibung der Bijouterie⸗Fachausstellung in Pforzheim mit mehreren Lichtdruck⸗Abbildungen ganz naturalistisch in Schmetterlings⸗ und Blumenformen gestalteter Schmuckstücke, wie sie dort zu sehen waren, in Heft 15 eine Geschichte der einst weit berühmten Fayenecefabrik in Bayreuth. Alle Beiträge sind durch vortreffliche Illustrationen er⸗ läutert. Ein besonderer Artikel ist der Nürnberg⸗Fürther Sammelgruppe auf der Weltausstellung in Chicago gewidmet; er giebt eine Zusammen⸗ stellung der beifälligen Urtheile, welche über diese Abtheilung in der Presse Lussefprrchen worden sind. Mittheilungen aus dem Bayerischen Gewerbe⸗Museum, dem Verbande bayerischer Gewerbevereine und dem Gewerbsleben überhaupt sowie Referate über neue literarische Publi⸗ kationen auf dem Gebiet des Gewerbes und ein interessantes Feuilleton bilden den mannigfachen übrigen Inhalt.

Magdeburg, 23. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, Kornzucker excl., 88 % Rendement —, Nachproducte exel., 75 % Rendement 13,00. Geschäftslos. Brot⸗ raffinade I. —. Brotraffinade I. —. Gem. Raffinade mit Faß —. Gem. Melis I. mit Faß —. Geschäftslos. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. August 15,00 bez., 15,05 Br., pr. September 14,97 ½ bez. u. Br., pr. Oktober 14,00 Gd., 14,05 Br., pr. November⸗Dezember 13,87 ½ bez. u. Br.

Ruhig.

Leipzig, 23. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per August 3,47 ½ ℳ, per September 3,47 ½ ℳ, per Oktober 3,50 ℳ, ver November 3,52 ½ ℳ, per De⸗ zember 3,57 ½ ℳ, per Janvar 3,60 ℳ, per Februar 3,62 ½ ℳ, per März 3,65 ℳ, per April 3,65 ℳ, ver Mai 3,67 ½ ℳ, per Juni 3,70 ℳ, per Juli Umsatz 110 000 kg.

Mannheim, 23. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen pr. November 16,30, pr. März 16,60, pr. Mai 16,90, Roggen pr. November 14,70, pr. März 14,70, pr. Mai 14,70, Ht per November 15,50, per März 15,65, pr. Mai 15,85,

ais pr. November 11,25, pr. März 11,60, pr. Mai 11,70.

Bremen, 23. August. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Swächer. Loco 4,50 Br. Baum⸗ wolle. Stetiger. Upland middling, loco 40 ¼½ ₰. Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. August 39 ¾ ₰, pr. September 39 ¾ ₰, pr. Oktober 40 ₰, pr. November 40 ₰, pr. Dezember 40 ₰, pr. Januar 40 ¼ . Schmalz. Fest. Shafer 47 ½ ₰, Wilcox 45 ½ ₰, Choice Grocery , Armour 45 ½ 4, Cudahy 47 ₰, Rohe & Brother (pure) 45 ½ ₰, Fairbanks 39 ½ 3. Wolle. Umsatz 289 Ballen. Speck, short clear middl. September⸗Abladung 46. Taback. Umsatz 1500 Packen St. Fel⸗ 37 Fässer Kentuckv, 5 Fässer Virginy, 41 Fässer Stengel.

Pest, 23. August. (W. T. B.) Productenmarkt. Wetzen flau, pr. Heres 7,32 Gd., 7,34 Br., per Frühjahr 7,71 Gd., 7,73 Br. Hafer pr. Herbst 6,45 Gd., 6,47 Br., pr. Frühjahr 6,55 Gd., 6,57 Br. Mais per August⸗September 4,64 Gd., 4,66 Br., pr. Mai⸗Juni (1894) 5,01 Gd., 5,03 Br. Kohlraps pr. August⸗September 16,05 Gd., 16,15 Br.

London, 23. August. (W. T. B.) An der Küste 12 Weizen⸗ ladungen angeboten.

6 % Javazucker loco 18 ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ruhig. Chile⸗Kupfer 41 ⁄86, pr. 3 Monat 418. .

24. August. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Discont von 4 % auf 5 % erhöht.

—. 24. August. e8 . B Nach einer Meldung der „Times“ aus Philadelphia schiffte der Dampfer „Teutoniec“ am Dienstag 743 200 Dollars Gold in New⸗York aus.

St. Petersburg, 23. August. (W. T. B.) Die „Hand.⸗ und Ind.⸗Ztg.“ bestätigt den Inhalt des bereits mitgetheilten Telegramms, indem sie meldet, daß von heute ab bedeutend ermäßigte Eisenbahntarife für Getreide, Mehl, Grütze, Malz und Hafermehl von allen russischen Stationen nach dem Auslande über die Grenz⸗ stationen Graniza, Radziwilow, olotschisk, Ungeni, Reni und Nowoseliza in Kraft treten.

Amsterdam, 23. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 50 ½. Bancazinn 52 ½.

New⸗York, 23. August. Die „Frkf. Z.“ theilt über die Ten⸗ denz der New⸗Yorker onpehae folgendes Telegramm mit: Die Börse eröffnete schwach, die Händler zeigten sich meist flau ge⸗ stimmt wegen Verringerung der Baisse⸗Rechnung und weil die 5 pro⸗ centigen Northern Pacifics zu 24 offerirt worden waren infolge der An⸗ kündigung, daß 568 000 Doll. davon Nachmittags versteigert werden sollten; bei der Versteigerung wurde aber der ganze Betrag zurück⸗ gesogen. Die Northern Haeifie Bahn hat die Autorisafton zur Ausgabe von ungefähr 5 Millionen Dollars Receivers⸗ Certificates beantragt. Die Börse erholte sich nach der ersten Stunde nur wenig i nfolge des Gerüchts, daß die bedeutende Granger⸗Bahn den Verkauf von 5 Millionen Bonds zur Deckung der schwebenden Schuld negociire. Die Grundstimmung zum Schlusse war schwach; es cursirten Gerüchte über Verlegenheiten eines Börsenhauses. Die Nachfrage nach Baargeld war leb after. Gold bedang auf Lieferung 1 % Agio. Die Trust⸗Compagnien beriefen

viele Vorschüsse ein, da sie Nachfragen der Sparkassen erwarten.