28. August Nachmittags die Reise von Singapore nach Colombo fortgesetzt. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 29. August Morgens in New⸗York angekommen. Hamburg, 29. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ ctiengesellschaft. Der Postdampfer Moravia“ ist heute Morgen in New⸗York eingetroffen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Lessing's „Minna von Barnhelm“ wurde in zum theil neuer Rollenbesetzung gestern Abend aufgeführt. Eine neue Minna und eine neue Franziska traten auf. Die Rolle der Minna wurde an dieser Kunststätte bis jetzt von Fräulein Nuscha Butze gegeben, und ihr temperamentvolles, schelmisches Spiel zu erreichen, ist eine schwierige Aufgabe. Die Begabung des Fräulein Tondeur, die jetzt diese Rolle übernommen hat, liegt im allgemeinen auf einem anderen Gebiet als dem ihrer Vorgängerin. Auch sie ist anmuthig in der Bewegung, lieblich in der Erscheinung; an vornehmer Eleganz könnte sie ihre Vorgängerin beinahe überragen, in ihrer Spielweise tritt die frische, natürliche Empfindung gleichsam verschleiert in die Erscheinung; die Stimmung wird dadurch gedämpft und herabgedrückt. Milder, empfindsamer Mondesglanz geht von ihr aus, nicht der strahlende Sonnenschein der Innigkeit und warmen Gefühls. In den schwärmerischen Scenen bietet Fräulein Tondeur also eine recht ansprechende Minna; aber der leichte Humor, die Freude an lustigen Streichen trägt den Stempel des Gezwungenen und Erkünstelten, und unter der erkennbaren Absicht leidet die künstlerische Wirkung. Es wäre zu wünschen, daß die begabte Künstlerin in der Gesammt⸗ auffassung der Rolle noch größere Freiheit und Schaffenskraft gewänne. Fräulein Marianne Rhoden führte sich als Franziska an der neuen Stätte mit gutem Erfolg ein. Sie lachte dem Wirth mit fröhlicher, unschuldiger Naseweisheit ins Gesicht und
trieb ihren Liebeshandel mit dem Wachtmeister mit kecker Schelmerei; im ganzen erschien hier jene muntere Franziska, die au das kluge und empfindungsvolle Mädchen ahnen läßt. Fer Blankenstein spielte den schwermüthigen, verbitterten Tell⸗ eim einfach und vornehm, und Herr Suske entfaltete als Wirth die nöthige komische Beweglichkeit und spitzbübische Zungenfertigkeit. Mit dem Riccaut des Herrn Stahl kann man zufrieden sein, und der Wachtmeister des Herrn Formes bietet eine hübsche Probe frei⸗ müthiger Biederkeit und rührender Soldatentreue. Ein kleines Meister⸗ werkder Darstellung lieferte Herr Kraußneckals Just; so viel Bosheit und allige Grobheit und soviel rührende Anhänglichkeit zugleich vermag elten ein Darsteller besser zu verkörpern; er verschmolz die rauhe Außenseite mit dem goldtreuen Empfinden zu einem ganzen echten Menschenbilde, das seiner Gestaltungskraft Ehre macht. Der Just war die vollkommenste Leistung des Abends.
In der .8“ Komödie „Der Oberst von Branitz“ von Rudolph Stratz, welche am Freitag im Lessing⸗Theater zur Hersten Aufführung gelangt, wird Frang Guthery, welcher am 1. Sep⸗ tember in den Verband des Lessing⸗Theaters eintritt, eine hervor⸗
ragende komische Charakterrolle “ — Eleonora Duse
wird, wie nunmehr endgültig feststeht, auch in diesem Winter im
Lessing⸗Theater einen Cyklus von Gastvorstellungen geben, und zwar mit derselben Gesellschaft wie im vorigen Jahre. Das Gastspiel wird im Dezember stattfinden und zehn Abende umfassen.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt der „Zigeunerbaron“ nur noch bis einschließlich Freitag auf dem Spiel⸗ lan. Am Sonnabend tritt Fräulein Anna Leonardi als Briefchristel in Zeller's „Vogelhändler“ auf. Neben ihr sind in der Operette die Damen Collin und Elise Schmidt und die Herren Klein, Steiner, Hanno, Lieban und Broda beschäftigt. “
Im Kroll'schen Theater tritt Signor Battistini, vielfach an die Direction gelangten Wünschen entsprechend, am Freitag noch einmal als Alfonso in Donizetti's „Favoritin“ auf. Frau Moran⸗ Olden und Herr Heinrich Ernst verabschieden sich, wie schon ge⸗ meldet, in der morgen stattfindenden Aufführung des „Propheten“ von
““
Wetterbericht vom 30. August,
man der
gestattet.
Vereins des
Theater⸗Anzeigen.
Eugen d'’Albert hat ein Chorwerk vollendet, welchem als Text ein Gedicht von Otto Ludwig, „Der Mensch und das Leben“, zu Grunde liegt. “
„Der Fortschritt im Klavierspiel, 44 Uebungsstücke für das Studium der Dur⸗ und Molltonleitern, sowie der hauptsächlichsten Verzierungen, verfaßt von Franz Kullak, ist der Titel eines soeben bei Sulzer (Nachfolger) in Berlin erschienenen Werks, das als eine Fortsetzung des vor kurzem edirten Werks „Der erste Klavierunter⸗ richt“ von Kullak angesehen werden kann. Bei näherer Durch⸗ sicht erkennt man auch hier wieder die große Sorgfalt und
Ausführlichkeit des Verfassers in der Behandlung eines für jeden
Musiktreibenden so wichtigen Lehrmittels. Pflegt doch selbst Clara Schumann ein tägliches Spielen der Tonleitern nie zu unterlassen. Der klare Druck und die schöne Ausstattung dienen dem Werk noch zur besonderen Empfehlung.
Mannigfaltiges.
Die erste Bauperiode des neuen Hafens am Urban ist, wie „Staatsb.⸗Ztg.“ schreibt, nunmehr beendet. Die Aus⸗ schachtungen des eigentli en Hafenbassins sowie des die Ladeinsel um⸗ gebenden Kanals sind soweit gediehen, daß die beiden Dampfbagger voraussichtlich noch im Laufe dieser Woche ihre Thätigkeit einstellen werden. Die zweite Bauperiode, welche sich auf die Schlagung der Spundwände und die Anlage der Quaimauern er⸗ strecken wird, hat inzwischen bereits begonnen. Schon ist auf der Ladeinsel eine beträchtliche Anzahl von Spundhölzern aufgestapelt, so⸗ daß noch im Laufe dieser Woche eingerammt werden kann. Es werden bei dieser Arbeit zunächst drei Dampframmen und etwa 80 Arbeiter
in Thätigkeit treten. Welchen Umfang die Arbeiten haben werden,
läßt sich aus dem Umstand ermessen, daß die Spundwände, be⸗ ziehungsweise die Quaimauern eine Gesammtlänge von je mehr als 3000 m haben werden. Die Quaimauern werden einestheils, von der Bärwaldbrücke beginnend, an der äußeren Kante des Kanals bis zur Admiralsbrücke fortlaufen und anderentheils die ganze Ladeinsel um⸗ fassen. An der etwa 300 m langen, dem Kohlenufer gegenüberliegen⸗ den Front der Ladeinsel wird mit dem Schlagen der Spundwände der Anfang gemacht werden. Die zweite Bauperiode wird eine er⸗ heblich längere Zeit in Anspruch nehmen als die erste, welche etwa am 1. Juli des vorigen Jahres begann.
Der hiesige Vorstand des Deutschen Schützenbundes ist von dem Tiroler Oberschützenmeister Dr. von An der Lan⸗ Hochbrunn ersucht worden, den deutschen Schützenvereinen die Einladung zu übermitteln zur Theilnahme an der feier⸗ lichen Eröffnung des neuen Landeshauptschießstandes
ür Tixol, welche in Innsbruck bei Anwesenheit Seiner ajestät des Kaisers Franz Joseph mit einem „all⸗ gemeinen Fest⸗ und Freischießen“ in den Tagen vom 17. September is 4. Oktober begangen werden soll. Der Vorstand des Deutschen Schützenbundes hat infolge dessen an die Schützen Deutschlands einen Aufruf erlassen, der Einladung in möglichst großer Anzahl Folge zu leisten, „damit durch die bezeugte Antheilnahme das schon bestehende Freundschaftsband zwischen den eng verbundenen Nationen Oesterreich⸗ ÜUngarn und Deutschland immer fester und fester geknüpft werde.“
Die in der städtischen Fortbildungsschule, Frucht⸗ straße 38, Mittwochs Abends von 7 bis 9 Uhr stattfindenden Vor⸗ träge über Gesetzeskunde haben nach Schluß der Sommerferien wieder begonnen. Der Unterricht ist unentgeltlich. Auch Theilnahme an einzelnen Vorträgen ist, nach vorheriger Meldung in der Anstalt,
Bekanntmachung. ie diesjährige Generalversammlung des Stiftungs⸗ 1 E1““ findet Mittwoch, den 25. Oktober d. J., Nachmittags 4 Uhr, im Anstaltshause, Neue Königstraße Nr. 122 hierselbst, statt. h 1 Die verehrlichen Mitglieder des Vereins werden zu derselben mit dem Bemerken ergebenst eingeladen, daß die Rechnungen der Civil⸗
Waisenhauskasse für das Jahr 1892 für die stimmberechtigten Herren im Anstaltssaale in den Tagen vom 1. bis 15. Oktober und am Tage
der Sitzung selbst vor und während derselben ausliegen wercden.
Potsdam, den 28. August 1893. Das Civil⸗Waisenamt. 8
Erfurt. Die Vorarbeiten für die im nächsten Jahre in Erfurt ndende Thüringer Gewerbe⸗ und Industrie⸗Aus⸗ stellung, wie die Sicherung und Bereitstellung der dem neu⸗ erbauten Bahnhof unmittelbar gegenüber liegenden Grundflächen als Ausstellungsplatz, die Ausarbeitung des Bauprogramms ꝛc. sind zum größten Theil erledigt und zum andern Theil ihrer Beendigung nahe. Der Etat der Ausstellung gleicht sich in Einnahme und Ausgabe mit 368 000 ℳ aus. Die Zeichnungen für den Garantiefonds, der auf die Höhe von 200 000 ℳ gebracht werden soll, nehmen einen erfreulichen Fortgang. Für die Erlangung von Entwürfen zu den Ausstellungsbauten ist ein Preisausschreiben an die deutschen Architekten erlassen. Es werden in Aussicht genommen: ein Haupt⸗ gebäude von 6800, ein feuersicheres Gebäude für die Kunstausstellung. von 500, eine Maschinenhalle von 5400, eine Halle für Landwirthschaft und Forstwesen von 2600, eine offene Halle von 1000, eine Halle für Kunstgärtnerei von 800 und ein Pavillon für Frauenarbeit und Haus⸗ fleiß von 400 qm Grundfläche. Außerdem sind Verwaltungsgebäude, Musikhallen, Restaurationen, Colonnaden, Aussichtsthürme ꝛc. pro⸗ jectirt, sodaß sich im ganzen 18 000 qm bebaute Fläche ergeben werden. Es sind Preise im Betrage von 1500, 1000 und 500 ℳ ausgesetzt. Das Preisrichteramt haben hervorragende deutsche Architekten übernommen. Die Einlieferung der Entwürfe hat bis zum 16. Oktober d. J. zu geschehen; nach ö werden sie zur öffentlichen Ausstellung gelangen. Das ““ für die Ausstellung soll in den nächsten Tagen zur Versendung kommen. Schon jetzt liegen zahlreiche und bedeutende Anmeldungen vor. Die Aus⸗ wird am 1. Mai 1894 beginnen und am 30. September enden.
Rom, 29. August. Der bei der vorgestrigen Explosion vor dem Palast Altieri (vgl. Nr. 206 d. Bl.) verwundete junge Mann Namens Joseph Riccini ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Abend gestorben.
New⸗York, 29. August. Seit Mitternacht herrscht laut Meldung des „W. T. B.“ hier ein furchtbarer Sturm. Die Telegraphendrähte nach dem Süden sind zerrissen. Der Sturm ver⸗ breitet sich nordwärts längs der Küste; man befürchtet das schlimmste. Aus Louisville wird vom heutigen Tage gemeldet, daß ein Cyklon in Savannah (Georgia) große Verwüstung an⸗ gerichtet hat; der Schaden wird auf 10 Millionen Dollars geschätzt. Vierzig Personen wurden getödtet und es sind Anzeichen vorhanden, daß auch Nord⸗ und Südcarolina vom Cyklon heimgesucht wurden. Aus Brunswick wird ebenfalls ein großer Verlust an Menschenleben und bedeutender Schaden an Eigenthum infolge des Sturmes gemeldet. — Nach späteren Meldungen ist die durch den Sturm in Savannah angerichtete Verwüstung noch bedeutender als diejenige im Jahre 1881. Insbesondere ist der Schaden in der Quarantänestation unberechenbar. Neun Schiffe, die dort ihre Entlassung aus der Quarantäne erwarteten, sind ge⸗ scheitert. Auch auf der Insel Tybee sind große Verheerungen an⸗ gerichtet worden. — Wie der „Mgdb. Ztg.“ telegraphirt wird, bietet die Stadt Savannah ein Bild gräßlicher Verheerung. Außer dem Baptistenhaus ist nichts von der Quarantänestation stehen ge⸗ blieben. Die Werften sind verschwunden und der neue kost⸗ spielige Desinficirungsapparat liegt auf dem Meeresgrunde. Alle großen Hotels und Clubhäuser sind zerstört. Der Orkan wüthete acht Stunden. Es sollen gegen 100 Per⸗ sonen getödtet worden sein. In Kernersville (Südcarolina) waren binnen fünf Minuten 300 Häuser zerstört und die meisten ihrer Insassen getödtet; ein zweistöckiges Haus wurde 500 m weg in die See geschleudert. Sieben Tabackfactoreien sind in jener Gegend ver⸗ nichtet und Tausende von Menschen obdachlos.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Kroll's Theater. Donnerstag: Letztes Gast⸗
Fanmilien⸗Nachrichten.
8 ““
Kr. Die Entwickelung des bayerischen Braugewerbes im neunzehnten Jahrhundert. Ein Beitrag zur deutschen Gewerbegeschichte der Neuzeit von Emil Struwe. Leipzig 1893, Duncker u. Humblot. 8. S. 291. 6 ℳ — Das Werk enthält eine reiche Sammlung eines bisher nicht aufgeschlossenen Materials über die Fabrikation und den Vertrieb sowie die Besteuerung des Bieres; namentlich würdigt es auch die Bedeutung der bayerischen Brauerei für die des übrigen Deutschlands.
— hle beriwhe der Weltwirthschaft, begründet von Neumann⸗Spallart, nach des Verfassers Tode fortgesetzt von Franz von Juraschek, Jahrgang 1885 bis 1889 (Berlin, Verlag für Sprach⸗ und Handelswissenschaft, Dr. P. Langenscheidt). — Kürzlich sind die 8., 9. und 10. Lieferung erschienen. Auch diese Lieferungen be⸗ weisen, daß der Verfasser mit den Quellen und ihrer kritischen Benutzung vertraut und ein gründlicher Kenner der behan⸗ delten Verhältnisse ist. Die erwähnten Lieferungen umfassen die Weinproduction und den Weinhandel, die Bierproduction und den Bierhandel, die Rohstoffe für die Weltindustrien und den Massen⸗ E (Kohle, Eisen, Baumwolle, Schafwolle) in allen Ländern
er Erde.
— Das im vorigen Jahre begonnene Werk: „Die Handels⸗ politik der wichtigeren Culturstaaten in den letzten Jahrzehnten“ (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Verlag von Duncker und Humblot, Leipzig), ist jetzt mit Herausgabe des vierten Bandes: Die Handelspolitik Englands und seiner Colonien, von Dr. Carl Johannes Fuchs, Professor in Greifswald, zum Abschluß gekommen. Der erste Band umfaßte, wie seiner Zeit mitgetheilt wurde, Nord⸗Amerika, Italien, Oesterreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Nor⸗ wegen, Rußland, die Schweiz, sowie die deutsche Handelsstatistik; der zweite Band die deutsche Handelepolitik von 1860 — 1891 von Walther Lotz; der dritte die Handelspolitik der Balkan⸗ staaten, sowie Spaniens und Frankreichs. Der vierte, England betreffende Band, der jetzt vorliegt, bringt in einem ersten Abschnitt eine umfassende Darstellung des Freihandelssystems und seiner Durchführung in den sechziger Jahren, ferner der Handelspolitik in den letzten zwanzig Jahren; weiter behandelt er die Entwickelung des englischen Handels von 1860 bis 1890 und die handelspolitischen Strömungen in England seit der Durchführung des Freihandels. Im zweiten Abschnitt ist die Handelspolitik der Colonien sowie die Entwickelung des Handels der wichtigsten von diesen dargelegt. Das Werk enthält ein umfassendes Material zum Studium der Handels⸗ politik überhaupt.
Dichtkunst.
Vaterlandslieder. Ein Mahnruf an das Deutsche Volk von Dr. Max Hergl, Kgl. Gymnasiallehrer in München. Berlin, 1893. Ernst Siegfried Mittler u. Sohn. — Dem Dichter, welcher mit inniger Liebe und Verehrung seine tief empfundenen Lieder für Kaiser und Reich von Süddeutschland her ertönen läßt. wird jeder Deutsche Dank hessen Möchte der Dichter den bisher nur sieben Liedern weitere Gesänge und Klänge folgen lassen.
— Theodor Körner's Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahre 1813, herausgegeben von Dr. E. Peschel.
Berlin, Mittwoch, den 30. August
Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld. Freiburg i. B., 1893. Preis broch. 2 ℳ, geb. 2,50 ℳ — Der als Director des Körner⸗ Museums in Dresden hochverdiente Königlich sächsische Hofrath Dr. W. Emil Peschel hat sich durch die Herausgabe des von dem Dichter der bekannten patriotischen Gesänge während der Zeit vom 15. März bis zum 22. Sn des Kriegsjahres 1813 geführten Tagebuchs von neuem den Dank aller Freunde dieses allzu früh durch den ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfelde dem Vaterlande entrissenen Sängers und Helden erworben. Das von Körner's Vater bis zum Jahre 1831, dann von seiner Mutter bis 1835 aufbewahrte, von dieser darauf der ursprünglichen Geberin, Frau von Pereira⸗Arnstein, über⸗ sandte und durch Erbschaft an ihren Enkel, den Grafen Fries auf Czernahora in Mähren, gekommene Tagebuch wurde von letzterem im Jahre 1891 dem Director des Körner⸗Museums überlassen. Das Tagebuch besteht nach der Beschreibung des Directors Peschel aus einem rothsaffianen, mit grünem Maroquinleder gefütterten Futteral, worin sich eine mit Seide überzogene doppelte Pappschale befindet, die zur Aufnahme von acht mit weißseidenen Bändchen festgehaltenen Einlagen von Schreibpapier dient. Die vorderen vier Einlagen dieses Schreibpapiers sind mit Goldschnitt versehen und waren ohne Zweifel schon darin, als das Taschenbuch an Körner übher⸗ reicht wurde; die hinteren vier Einlagen ohne Goldschnitt sind später von dem Dichter zur Ergänzung hinzugefügt worden. Die Außenseiten der als Taschenbuch dienenden Brieftasche zeigen auf grünseidenem Grunde Stickerei von der Hand der Geschenkgeberin. Auf der Vorder⸗ seite erblickt man eine gelbe von Lorbeer durchwundene Lyra, auf der Rückseite eine Vase. Die den Rand beider Seiten zierenden Guir⸗ landen bestehen aus gestickten Vergißmeinnicht. Die inneren Seiten sind mit rosafarbiger Seide überzogen und zeigen eine Goldpressung als Randeinfassung. Der durch Stickerei in Quadrate getheilte Rücken enthält im oberen zweiten Quadrat die Buchstaben T. K. und im vorletzten die Jahreszahl 1813. Die Anzahl der Seiten der ver⸗ schiedenen Papiereinlagen beläuft sich auf 248, benutzt zu schriftlichen Aufzeichnungen wurden von Theodor Körner 146 Seiten. Bis zu seinem Tode führte er das Taschenbuch beständig bei sich. Seine Eintragungen beginnen mit dem 15. März, dem Tage der Abreise von Wien zum Feldzuge, und ein letztes von seiner Hand geschriebenes Datum ist der 22. August 1813, während er am 23. August, also drei Tage vor seinem im Gefecht bei Rosenberg er⸗ folgten Tode, noch die letzte Niederschrift, die des „Schwertliedes“, gemacht hat. Da die Blätter des Schreibpapiers (sogenanntes Büttenpapier) in keiner Weise durch die Länge der Zeit gelitten haben, die Bleistiftniederschriften nicht besonders verwischt sind und sämmtliche Besitzer des Taschenbuchs der Erhaltung dieser Reliquie eine rührende Sorgfalt zugewendet haben, so ist es möglich gewesen, trotz der häufig im Sattel, sehr eilig und deshalb schwer leserlich gemachten Niederschriften sie sämmtlich zu ent⸗ ziffern und für die Herausgabe zu verwerthen. Die ersten beiden Papiereinlagen werden von kurzen Tagebuchnotizen aus⸗ gefüllt, die der Herausgeber in dankenswerther Weise, soweit möglich und nöthig, durch Anmerkungen namentlich über die Personen, deren Namen darin erwähnt sind, erläutert hat. Die übrigen be⸗ schriebenen Blätter enthalten Entwürfe oder vollendete Dichtungen der Kriegslieder Körner’s, die während des Feldzuges, also in der Zeit vom 15. März bis 26. August 1813, ihre Entstehung fanden und zumeist noch jetzt von der deutschen Jugend, den deutschen Stu⸗ denten und deutschen Soldaten mit freudiger Begeisterung gesungen
werden. Das in einer geschmackvoll ausgestatteten Broschüre mit einem guten Bildniß des gefeierten Dichters ge ierte Tagebuch erregt noch besonderes Interesse durch die autotyp 6 Nachbildung mehrerer Blätter des Tagebuchs, welche die Handschrift des Dichters getreu wiedergeben. — O. Horatius Flaccus im Licht des Evangeliums. Die vier Bücher der Oden, deutsch in den Versweisen des Dichters wiedergegeben und mit Erläuterungen ihres religiös⸗sittlichen Inhalts versehen, durch G. Koch, Pfarrer in Kraplan. Leipzig, 1893. Fr. Richter. — „Das Neue, was die Arbeit bietet, soll der Forderung entsprechen, Altklassisches mit dem Lichte der Gegenwart zu be⸗ Hachtana⸗ heißt es in der Vorrede. Dies, sein Ziel, erstrebt der Dichter⸗Verfasser, indem er wohlgestalteten Uebersetzungen Gedanken⸗ anklänge beifügt, namentlich aus der heiligen Schrift. Eigenartig wird man das Buch nennen dürfen, dessen war sich der Verfasser auch wohl bewußt; jedenfalls war sein Streben ein reines und einem frischen, ernsten Gemüth entsprungen. 1““ 8
sErdiunde 3 Deutscher Colonial⸗Atlas, entworfen, bearbeitet und herausgegeben von Paul Langhans. 15 Lieferungen (jede mit zwei Karten) zum Preise von je 1,60 ℳ Gotha, 1893. Justus Perthes. — Ehe noch das wiederholt an dieser Stelle mit Anerkennung erwähnte, jetzt nahezu vollendete Werk der „Karte des Deutschen Reichs⸗ vollständig zum Abschluß gekommen ist, hat die rührige Geographische Anstalt zu Gotha die Herausgabe eines Werks von ähnlicher Bedeu⸗ tung, eines auf dreißig Karten mit mehr als hundert Nebenkarten berech⸗ neten,Deutschen Colonial⸗Atlas“ begonnen, von dem uns die ersten beiden Lieferungen bereits vorliegen. Die damit erschienenen Karten Nr. 1, 4, 24 und 25 zeigen in vortrefflicher Ausführung auf den Hauptkarten eine Darstellung der Verbreitung der Deutschen über die Erde, des deutschen Landes als des Stammsitzes des deutschen Volks, und auf zwei Blättern des Schutzgebiets der Neu⸗Guinea⸗Compagnie; während auf den zahlreichen Nebenkarten u. a. die deutsche evangelische 8E die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen eiche, ihre Wege und Ziele, die Thätigkeit der Ansiedelungs commission für die Provinzen Westpreußen und Posen in der Zeit von 1886 bis 1892, die Humboldt⸗Bai, die Häfen der Stephan⸗Straße und an der Südspitze von Neu⸗Mecklenburg, die Neu⸗Lauenburg⸗Gruppe, der nordöstliche Theil der Gazelle⸗Halbinsel, Herbertshöh (Regierungssitz vom Bismarck⸗Archipel und der Salomo⸗ Inseln) u. s. w. zur Darstellung gebracht sind. Bietet Dr. C. Vogel's Karte des Deutschen Reichs ein einheitliches Bild des deutschen Mutterlandes, so bildet der Deutsche Colonial⸗Atlas eine willkommene Ergänzung dazu. Die Längen⸗Maßstäbe d deutschen Schutzgebiete (1: 2 000 000, der Umgebungskarten 1:1 000 000 und 1:400 000) ermöglichen einen directen Vergleich mit der Karte der Heimath (1: 500 000). Neben den Plänen be⸗ sonders wichtiger Gegenden tragen die vielen statistischen und volks⸗ wirthschaftlichen Nebenkarten dem Interesse an der wirthschaftlichen Entwickelung der deutschen Schutzgebiete Rechnung. Nach Bewälti⸗ gung der großen Schwierigkeiten, die sich dem dankenswerthen Unter⸗ nehmen bei dem umfangreichen Material entgegenstellten, wird der Deutsche Colonial⸗Atlas sicherlich dazu beitragen, das deutsche Stammes⸗ bewußtsein zu stärken und das Interesse für deutsche Colonialthätig⸗
keit immer weiter zu verbreiten. t 8 1
.Untersuchungs⸗Sachen. .Aufgebote, Zustelungen u. dergl. .Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung.
Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 8 Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. Bank⸗Ausweise.
— SSSUNS
8 Uor Morgens.
Stationen.
Bar. auf 0 Gr. zuu. d. Meeressp
red. in Millim
Wind.
Wetter.
Temperatur
771 765 756 754 750 aranda. 752
t Petersburg 750 Moskau .. 749
NNW WNW W
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W NW
bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt wolkenlos wolkig heiter bedeckt
770 766 765 760 760 756 752² 748
763 764 764 763 762 758 Wien.. 762 Breslau. 760
764
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N NW NNW NW W
W NW
heiter bedeckt bedeckt es halb bed. wolkig wolkig ¹) bedeckt²)
wolkenlos bedeckt wolkenlos wolkig wolkenlos bedeckts) Regen ) wolkenlos bedeckt
Fle d Aix. 760 Nizza.. 759 Triest.. 761
8
wolki halb
1) Nachts starker Thau. ²) Nachts Regen. ²) Nebel.
) Früh Regen.
Uebersicht der Witterung.
Ueber Südschweden, an der Westseite eines über Westrußland liegenden Depressionsgebietes hat sich eine Theildepression ausgebildet, welche in Wechsel⸗ wirkung mit dem barometrischen Maximum westlich von Irland starke Böen aus Nordwest an der westdeutschen Küste hervorruft. Auf Rügen und auch an der pommerschen Küste wehen stellenweise stür⸗ mische westliche und nordwestliche Winde. Im Biznnenlande dauert die schwache Luftbewegung fort.
In Deutschland ist das Wetter andauernd kühl, im
Norden trübe mit Regenfälle
trocken. Königsberg
wesentliche Aenderun noch nicht wahrschein
n, i
m Süden heiter und
meldet 25 mm. Regen. Eine
sich
des Wetters ist demnächst
Deutsche Seewarte.
Veutsches Theater. Freitag: Eröffnungs⸗ Vorstellung. Der Talisman.
Sonnabend: Prinz Friedrich von Homburg.
Sonntag: Der Compagnon. 8 8
Die Tageskasse ist von 10—1 ½ Uhr geöffnet.
Berliner Theater. Donnerstag: Die Jung⸗ sxess von Orleans. (Marie Pospischil.) Anfang 7 Uhr.
Freitag: 1. Abonnements⸗Vorstellung. Zum ersten Male: Der verarmte Edelmann.
Sonnabend: Der Kaufmann von Venedig.
Lessing⸗Theater. Donnerstag: Das Recht, zu lieben. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Zum 1. Male: Der Oberst von Branitz.
Sonnabend: Heimath.
Sonntag: Der Oberst von Branitz.
Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. Chausseestraße 25. b
Donnerstag: Der Zigeunerbaron. Operette in
3 Acten nach einer Erzählung M. Jokai's von J. Schaiter Musik von Johann Strauß. Anfang 7 ½ Uhr. Im prachtvollen Park: Zum letzten Male: Großes Doppel⸗Concert, ausgeführt von der Berliner Concert⸗Kapelle, unter Leitung des Kapell⸗ meisters Herrn Guthschmidt, und dem Orchester des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, unter Leitung des Concertmeisters Herrn Stiemer. — Letztes Auftreten der Soubrette Thiedemann, der Lieder⸗ sängerin Kassai Aranka, der Wiener Duettisten Rosa und Rudolf Riedel und des sächsischen Gesangshumoristen Zocher. Letztes Park⸗Fest mit Frei⸗Lotterie. Anfang 5 Uhr.
Um 10 Uhr: Die Fontaine lumineuse. In Berlin nirgends sonst zu sehen. — Elektrische Illumination. — Sämmtliche Sehenswürdigkeiten sind geöffnet.
Freitag: Der Zigeunerbaron.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Donnerstag: Zum 2. Male: Verspielt. Der letzte Act eines Dramas von Richard Skowronneck. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Darauf: Jugend. Liebesdrama in 3 Acten von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. “
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
g SEgaaesk neehäcraaftbün
Anfang
spiel des Königl. preußischen Kammersängers Herrn Heinrich Ernst und der Großherzogl. Kammersängerin Frau Moran⸗Olden. Der Prophet. (Johann:
err Ernst; Fides: Frau Moran⸗Olden; Bertha: Frl. Sophie Offeney, a. G.) Anfang 7 Uhr.
Freitag: Vorletztes Gastspiel des Sgr. Mattia Battistini. Die Favoritin.
Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung Großes Concert im Sommer⸗Garten. Anfang Sonntags 4 Uhr, Wochentags 5 ½ Uhr. g
8 Victoria-Thenter. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Donnerstag: Z. 106. Male mit vollständig neuer Aus⸗ stattung: Frau Venns. Modernes Märchen (großes Ausstattungsstück) mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. N sang 7 ½ Uhr. Im Belle⸗Alliance⸗Garten: Militär⸗Doppel⸗Concert. Auftreten von Specialitäten ersten Ranges. Anfang 5 Uhr. Brillante Illumination durch 25 000 Gas⸗ flammen.
reitag: Frau Venus. Anfang 7 ½ Uhr.
i:m Garten: Militär⸗Doppel⸗Concert. Auf⸗ treten von Specialitäten ersten Ranges. An⸗ fang 5 Uhr. “
Theater Unter den Linden. Donnerstag: Zum 2. Male: Die Gondoliere. Burleske Ope⸗ rette in 2 Acten von V. S. Gilbert. Deutsch von
ell und Genée. Wg von Arthur Sullivan. — F a. Columbia. Ausstattungs⸗Ballet in 4 Ab⸗ theilungen von H. Regel. Musik von J. Bayer. Choreogr. von J. Haßreiter. Die Welt⸗Ausstellung in Chicago und Die deutsche Abtheilung. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung. “
Adolph Ernst⸗Theater. Donnerstag: Zum 76. Male: Goldlotte. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Goldlotte.
9☛ Der Sommer⸗Garten ist geöffnet. Paes
Central⸗Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30.
Donnerstag: Eröffnungs⸗Vorstellung. Novität! Zum 1. Mafe: Berliner Vollblut. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer.
Vorverkauf (ohne Aufgeld) an der Tageskasse des Theaters Vormittags von 10—12 Uhr, Nachmittags von 4—6 Uhr.
““ 181746] Nachruf.
Der Tod des Herrn Geheimen Commerzien⸗ Raths Carl Richter, des General⸗Directors unserer Gesellschaft, hat unsere Verwaltung in⸗ allen ihren Mitgliedern schmerzlich und schwer be⸗ troffen. .
Herr Richter hat die Gesellschaft, an deren Spitze er seit ihrer Begründung gestanden, mit klarem, weitausschauendem Blick organisirt und sie mit seiner besten, so hoch bedeutenden Kraft in Sorge und Arbeit zu einflußreichem Ansehen geführt. Die deutsche Eisen⸗ und Kohlen⸗Industrie verdanken ihm wesent⸗ liche Fortschritte und ihr Gedeihen unter schwierigen wirthschaftlichen Verhältnissen. Sein Name wird mit dem Werke, das er geschaffen, unlöslich ver⸗ bunden, sein Andenken bei Allen hochgeehrt bleiben, die ihm, dem thatkräftigen und edelgesinnten Manne, näher gekommen sind.
Berlin, den 30. August 1893.
Der Aufsichtsrath 2 der Vereinigten Königs⸗ und Laurahütte, Actiengesellschaft.
18s
Verlobt: Frl. Margarete Seebarr mit Hrn. Real⸗ schul⸗Oberlehrer Dr. Rud. Hildebrand (Dresden — eipzig). — Frl. Charlotte von Bredow mit Hrn. Landrath Steinmeister (Bredow — Nauen).
Verehelicht: Hr. Lieut. Walter von Rosenberg mit Frl. Marie Barkow (Görlitz).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Golisch (Koblenz). — Hrn. Rergrenneeseser Dr. Cremer (Wandsbeck). — Hrn. Professor Schmaltz (Berlin).* — Eine Tochter: Hrn. Landrath Frhrn. von Schirnding (Brieg). — Hrn.
Oberförster Hühner (Forsthaus Balster, P. Denzig.
i. Pom.).
Gestorben: Hrn. Friedrich von Kries Tochter Gretchen (Roggenhausen). — Hr. Gerichts⸗ Assessor a. D. und Fabrikbesitzer Dr. jur. Abraham Frowein (Magglingen, Schweiz — Elberfeld). — Hr. Superintendent Fritz Richter (Breslau). n Hr. Rechnungs⸗Rath August Scholz (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: 188 Verlag der Expedition (Scholz).
der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Orne der gedfatschen Rühgckaffruge dir 82. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
1 Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. .Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.
Deffentlicher Anzeiger.
Verschiedene Bekanntmachungen.
1) Untersuchungs⸗Sachen.
[31685] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der gegen den Schriftsteller Rudolf Heinrich Plack⸗Podgorski wegen Beleidigung durch die Presse unter dem 8. Juli 1893 in den Acten U. R. II. 321. 1893 erlassene Steckbrief wird zurück⸗ enommen.
Berlin, den 24. August 1893.
Der Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht I.
[31684] Strafvollstreckungs⸗Ersuchen. 8 Der Dienstbursche Paul Schulz zu Braunsfelde, Kreis Friedeberg N.⸗M., zuletzt in Groß⸗Ehrenberg, Kreis Soldin, ist durch vollstreckbares Urtheil des Königlichen Schöffengerichts Berlinchen vom 8. De⸗ zember 1892 wegen Uebertretung des § 1 Gesetz vom 24. April 1854 zu einer Geldstrafe von 3 ℳ, im Nichtbeitreibungsfalle zu 1 Tage Haft verurtheilt. Es wird um Strafvollstreckung und Nachricht zu den Aecten E. 80. 92 ersucht. Berlinchen, den 24. August 1893. Königliches Amtsgericht.
[31686] Beschluß.
In der Strafsache gegen den Kaufmann Albert Kirsch und den Kaufmann Friedrich Wilhelm Glarner, beide zuletzt zu Berlin wohnhaft, wegen betrügerischen Konkurses bezw. Beihilfe dazu“ wird dem Antrage der Königlichen Staatsanwaltschaft pemaͤß auf Grund des § 332 Strafprozeßordnung eschlossen, daß das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der Angeschuldigten mit Beschlag zu be⸗ legen, da sich dieselben von ihrem bisherigen Wohn⸗ orte entfernt haben, ihr jetziger Aufenthalt unbekannt und deshalb Fluchtverdacht gegen sie begründet, dieserhalb auch bereits Haftbefehl gegen sie er⸗ lassen ist.
Berlin, den 16. August 1893. Königliches Landgericht I. 5. Ferien⸗Strafkammer. Heydel. Mende. Polenski.
2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.
[31713 Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grund⸗ buche von Lichtenberg Band 34 Nr. 1077 auf den Namen des Stuckateurs Ernst Müller zu Berlin eingetragene, in der Straße 59 b belegene Grundstück am 19. Oktober 1893, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle, Neue
Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß, Saal Nr. 40, versteigert werden. Das Grundstück ist
mit 1,71 ℳ Reinertrag und einer Fläche von 2 a 91 qm zur Grundsteuer, dagegen nicht zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuer⸗ rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei ebenda, Flügel D., Zimmer Nr. 17, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An⸗ sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, insbe⸗ sondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spä⸗ testens im Versteigerungstermin vor der Auf⸗ forderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht beruck⸗ sichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes zegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurück⸗ treten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des “ die Einstellun des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls n erfolgtem Zuschlag das Feufgend in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 20. Oktober 1893, Mittags 12 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben angegeben, verkündet werden. Berlin, den 11. August 1893. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 88.
[31714] Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von Lichtenberg Band 34 Nr. 1074 auf den Namen des Stuckateurs Ernst Mueller zu Berlin eingetragene, in der Straße 58 belegene Grundstück am 17. Oktober 1893, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß Saal Nr. 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 5,70 ℳ Rein⸗ ertrag und einer Fläche von 9 a 72 qm zur Grundsteuer, dagegen nicht zur Gebäude⸗ steuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglau⸗ bigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Ab⸗ schätzungen und andere das Grundstück betreffende Nach⸗ “ sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 17, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufge⸗ fordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über⸗ gehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag
aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wieder⸗ kehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Ver⸗ steigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks bean⸗ spruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Ver⸗ Seei;e die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 19. Ok⸗ tober 1893, Mittags 12 Uhr, an Gerichts⸗ stelle, wie oben angegeben, verkündet werden. Berlin, den 11. August 1893. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 88.
[31711] Zwangsversteigerung. .
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 88 Blatt Nr. 3629 auf den Namen des Restaurateurs Friedrich Luhr zu Berlin eingetragene, in der Thurneysserstraße Nr. 5 belegene Grundstück am 13. November 1893, Vor⸗ mittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof Flügel C., Erdgeschoß, Zimmer Nr. 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 6,36 ℳ Reinertrag und einer Fläche von 5 a 40 qm zur Grundsteuer, zur Gebäudesteuer aber noch nicht veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichts⸗ schreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer Nr. 42, ein⸗ gesehen werden. Alle Realberechtigten werden auf⸗ gefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über⸗ gehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Be⸗ trag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, ins⸗ besondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden V22— oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Ab⸗ gabe von Geboten anzumelden und, falls der be⸗ treibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaub⸗ haft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Fest⸗ stellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks
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beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 13. November 1893, Nachmittags 12 ¼ Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden. Berlin, den 21. August 1893. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 87.
[31712] Zwangsversteigerung. 3 Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Niederbarnimschen Kreise Band 91 Blatt Nr. 3704 auf die Namen der Maurermeister Wilhelm Lünow zu Berlin und Wilhelm Koch zu Rixdorf ein⸗ getragene, in der Thurneysserstraße Nr. 7 belegene Grundstück am 20. November 1893, Vor⸗ mittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß, Saal Nr. 40, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 11,70 ℳ Rein⸗ ertrag und einer Fläche von 9 a 96 qm zur Grund⸗ steuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, be⸗ glaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück he⸗ treffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf⸗ bedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Real⸗ berechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vor⸗ handensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widersprid dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dier vene. bei Feststellung des geringsten Gebots ud erücksichtigt werden und bei Vertheilung des K geldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im k zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum deh Grundstöcks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach cey⸗ folgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Dasß Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird m⸗ 20. November 1893, Nachmittags 12 ½ Uhr. an obenbezeichneter Gerichtsstelle verkündet werden. Berlin, den 21. NAaoa 1893. b önigliches Amtsgericht I. Abtheilung 87