und Fürstlichkeiten, mit dem Prinzen Ludwig von Bayern über München nach Güns. Der Kaiser und der König umarmten und küßten Sich wiederholt. Um 10 Uhr ging der Sonderzug des Kronprinzen von Italien nach
1““ “ “ Ihre Majestät die Kaiserin traf am Sonntag fänh 1 nach 8 Uhr in Wilhelmshöhe ein, wo Allerhöchstdieselbe au dem Bahnhof von den Kaiserlichen Prinzen empfangen wurde. Seine Majestät der Kaiser traf auf Allerhöchstseiner Reise nach Güns gestern um 11 Uhr 28 Minuten auf dem Meidlinger Bahnhof in Wien ein, woselbst sich der Botschafter Prinz Reuß und die Mitglieder der deutschen Bot⸗ schaft, Prinz von Ratibor, Prinz von Lichnowsky und Lieutenant von — um Empfange eingefunden hatten. Bei dem Ein⸗ treffen des zu es wurde Seine Majestät von dem zahlreich versammelten Publikum auf das lebhafteste begrüßt. Prinz Reuß und die übrigen Mitglieder der Botschaft begaben ich in den Wagen Seiner Majestät, wo auch die Vor⸗ tellung des zur Begrüßung erschienenen Präsidenten des Verwaltungsraths der Südbahn, des Prinzen Egon zu Hohenlohe und anderer Persönlichkeiten erfolgte. Seine Majestät trug österreichische Uniform. Um 11 Uhr 40 Minuten erfolgte die Weiterfahrt. Um 1 ½ Uhr Mittags traf Seine Majestät in Oedenburg ein, wo eine dichtgedrängte Menge dem Kaiser enthusiastische Ovationen bereitete. Nach kurzem Aufenthalt fuhr Seine Majestät der Kaiser weiter nach Güns, wo die Ankunft Nachmittags 4 Uhr erfolgte. Unter den Klängen der preußischen Hymne und den jubelnden Eljenrufen der Anwesenden lief der Zug in den Bahnhof ein. Kaiser Franz Joseph eilte dem Kaiser Wilhelm, als 58 den Salonwagen verließ, entgegen und umarmte und küßte Allerhöchstdenselben wiederholt auf das freundschaftlichste, während die Menge aufs neue in begeisterte Eljenrufe aus⸗ brach. Nach Abschreiten der Ehren⸗Compagnie reichte Seine Majestät der Kaiser Wilhelm den anwesenden Erzherzogen die Hand und unterhielt Sich längere Zeit mit dem Erzherzog Albrecht. Dann nahm Seine Majestät die Vorstellungen der schen Minister entgegen, jeden der⸗
Generale und der ungari ; selben durch eine kurze, srdundliche Ansprache auszeichnend.
Ebenso beehrte der Kaiser den Bots⸗ after Szoegyeny, die Grafen Tassilo Festetic und Geza Szapary sowie Koloman Tisza mit An⸗ sprachen. Dann fuhren Seine Majestät der Kaiser Wilhelm zur rechten Seite Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph im ersten Wagen, im zweiten Wagen Prinz Leopold von Bayern und der Herzog von Connaught, sodann die anderen Erzherzoge und die Suiten unter fortwährenden begeisterten Zurufen der dichtgedrängten spalierbildenden Menge nach der tadt.
Eine halbe Stunde vorher war Seine Majestät der König von Sachsen mit dem Herzog von Connaught in Güns eingetroffen. Allerhöchstderselbe wurde gleichfalls von dem Kaiser Franz Joseph und den Erzherzogen sowie den Ministern auf dem Bahnhof empfangen. Unter den Klängen der sächsischen Hymne und mit lebhaften Eljenrufen von der Menge begrüßt, lief der Zug ein. Kaiser Franz Joseph und König Albert umarmten und küßten Sich wiederholt, dem Herzog von Connaught reichte der Kaiser “ die “ Nach Abschreiten der Ehren⸗ compagnie und nachdem die Vorstellung der Generalität er⸗ folgt war, begab Sich der König Albert unter den brausen⸗ den Eljenrufen der spalierbildenden Menge nach Seinem Absteigequartier. Der König von Sachsen trug die Seines österreichischen Dragoner⸗Regiments. Der Kaiser, welcher zum Empfang des Königs von Sachsen die Uniform Seines sächsischen Ulanen⸗Regiments an⸗ gelegt hatte, vertauschte diese, ebenso wie die Erzherzoge Karl Ludwig Rainer und Wilhelm zum Empfange Seiner des Kaisers Wilhelm mit derjenigen ihrer preußischen Regi⸗ menter. Bei dem Empfange beider Majestäten waren auch der gesammte katholische Klerus und die protestantische Geist⸗ lichkeit anwesend. 1 Die Gemächer, welche dem Kaiser Wilhelm während Seines fünftägigen Aufenthalts in Güns zur Wohnung dienen, nehmen den ganzen Nordflügel und einen Theil des Mittel⸗ tracts des ersten Stockwerks der Militär⸗Realschule ein. An den Empfangssalon reihen sich das Frühstück⸗, das Schreib und das Schlafzimmer; letzteres bildet die Ecke des Nordflügels gegen den Park zu. Von den Zimmern hat man die Aussicht auf das westwärts ansteigende Gebirge. Das Gefolge ist in unmittelbarer Nähe der Kaiserlichen Appartements untergebracht. Ueber den Gemächern des Kaisers Wilhelm ist die deutsche Kaiser⸗Standarte gehißt.
Abends um 6 Uhr fand ein Hofdiner statt, an welchem sämmtliche Fürstlichkeiten und deren Suiten, die Erzherzoge, die Minister und die hohen Militärs theilnahmen. Nach dem Diner wurde auf einem nahegelegenen Berge ein prachtvolles Feuerwerk veranstaltet, welches einen Sturm auf eine Festung sowie deren Brand vorstellte.
Sämmtliche Budapester Blätter begrüßen auf das wärmste die Ankunft der fremden Monarchen und Fürst⸗ lichkeiten zu den Manövern von Güns. Insbesondere feiern sie Seine Majestät den Kaiser Wilhelm als den Hort des europäischen Friedens, indem sie betonen, daß man in der Entrevue von Güns keine internationale Demonstration erblicken könne und dürfe. Die Zusammenkunft sei vielmehr der spontanen Sympathie der naturgemäß ver⸗ bündeten Reiche entsprungen, deren Monarchen mit der Aus⸗ bildung ihrer Armeen lediglich die Friedenspolitik des Drei⸗ bundes zu stützen und den Frieden Europas zu schützen be⸗ müht seien.
8
Seine Majestät der Kaiser und König hat Aller⸗ höchstseine Befriedigung über die nun beendeten großen Uebungen des XIV. Armee⸗Corps Seiner Königlichen Hoheit dem Großher og von Baden mittels Allerhöchsten Schreibens vom 14. d. M. ausgesprochen; das Kaiserliche Schreiben hat
nach der „Karlsr. Ztg.“ folgenden Wortlaut:
Durchlauchtigster Fürst! freundlich geliebter Vetter, Bruder und Oheim!
Die mit dem heutigen Tage beendeten großen Uebungen des XIV. gegen das XV. Armee⸗Corps haben den sehr günstigen Eindruck, welchen beide Corps bereits bei den großen Paraden auf Mich gemacht hatten, in solchem Umfang bestätigt, daß Ich es als eine Pflicht empfinde, Meiner Freude und hohen Befriedigung hierüber nochmals gegen Eure König⸗ liche Hoheit Ausdruck zu geben und hieran Meine aufrichtigsten Glück⸗ wünsche zu dem vortrefflichen ustande d Armee⸗Corps zu
knüpfen. Gleichzeitig drängt es Mich, Eurer Königlichen Hoheit er⸗
neut Meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen für das lebhafte Inter⸗ esse und die unermüdliche Thätigkeit, welche Eure Königliche Hoheit allezeit der Ausbildung der Ihnen unterstellten Truppen in so hohem Maße und mit so glänzendem Erfolge zugewendet haben, und gereicht es Mir zu ganz besonderer Freude, diesen Dank noch dadurch be⸗ thätigen zu können, daß Ich einem Mir bekannt gewordenen Wunsche Eurer Königlichen Hoheit entspreche, indem Ich den General der Infanterie von Schlichting, commandirenden General des XIV. Armee⸗ Corps, durch die in Abschrift beigefügte Ordre à la suite Eurer Königlichen Hoheit 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 109 stelle. Ich scheide heute aus Eurer Königlichen Hoheit Lande, von Dank erfüllt für den überaus herzlichen Empfang, der Mir in Eurer Königlichen Hoheit Hause, sowie der Stadt Karlsruhe und an allen Orten, welche Ich berührt habe, bereitet worden ist. Ich würde erfreut sein, wenn Eure Königliche Hoheit den Bewohnern Ihres Landes hiervon mit dem Hinzufügen Kenntniß geben lassen wollten, daß Mich auch die den Truppen zu theil gewordene freund⸗ liche Aufnahme sehr wohlthuend berührt hat.
Ich verbleibe mit herzlicher Liebe und unveränderlicher aufrichtiger
Ve d Freundscha rehrung und F schaft Curer Königlichen Hoheit
8 freundwilliger Vetter, Bruder und Neffe Wilhelm. v Karlsruhe, den 14. September 1893. An des Großherzogs von Baden Königliche Hoheit.
Die Allerhöchste Ordre vom 14. d. M., auf welche in dem vorstehenden Schreiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs Bezug genommen wird, hat folgenden Wortlaut:
Das XIV. Armee⸗Corps hat bei den diesjährigen großen Herbst⸗ übungen Meinen Erwartungen in hohem Maße entsprochen. Ich habe sowohl bei der großen Parade, wie bei allem, was Ich sonst von dem Corps gesehen habe, nur vollsten Anlaß zur Zufriedenheit gehabt. Ueberall traten Beweise einer vorzüglichen Detail⸗Ausbildung, innerer Ordnung, Disciplin und Anspannung hervor, und habe Ich Mich vollauf überzeugen können, daß in dem Armee⸗Corps der Sinn hingebendster Pflichterfüllung und ernsten Strebens in vollster Lebendig⸗ keit fortbesteht, wodurch sich dasselbe seit seinem Bestehen ausgezeichnet hat. Mir ist Ihr großes persönliches Verdienst an der Pflege dieses Sinns und an der vortrefflichen kriegsgemäßen Ausbildung des Armee⸗ Corps wohl bekannt, und wünsche Ich Ihnen Meinen warmen Dank und Meine lebhafte Anerkennung dadurch zu bethätigen, daß Ich Sie à la suite des 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 109 stelle.
Zugleich beauftrage Ich Sie, den sämmtlichen Generalen, Com⸗ mandeuren und Offizieren Meinen Königlichen Dank für die Hingabe und die erfolgreiche Thätigkeit auszusprechen, mit welcher sie die Aus⸗ bildung der Truppen geleitet haben, sowie auch den Mannschaften Meine Zufriedenheit mit ihren Leistungen zu erkennen zu geben und die aus der Anlage ersichtlichen Gnadenbeweise bekannt zu machen.
Karlsruhe, den 14. September 1893.
Wilhelm R.
An den General der Infanterie von Schlichting, commandirenden General des XIV. Armee⸗Corps. ö“
Der Reichskanzler Graf Caprivi stattete, wie „W. T. B.“
meldet, am Sonnabend in Stuttgart dem württembergischen
räsidenten des Staats⸗Ministeriums Dr. Freiherrn von Mitt⸗ nacht einen Besuch ab. v“
Heute Mittag um 1 Uhr fand eine Sitzng des König⸗ lichen Staats⸗Ministeriums statt
8 vi1AX““
Dar⸗es⸗Salam, 14. September 1893.
Eine Abtheilung der Kaiserlichen Schutztruppe hat
die in Ugogo gelegene Haupttembe Kanyenye des Wahehe⸗ Häuptlings Sinjangaro siegreich erstürmt.
Lieutenant Fließbach gefallen, Lieutenant Richter
leicht verwundet.
8
Die dem morgen zusammentretenden Colonialrath
seitens des Auswärtigen Amts, Colonial⸗Abtheilung, gemachten Vorlagen betreffen, abgesehen von den Etatsentwürfen für die westafrikanischen und das südwestafrikanische Schutzgebiet der Etat für Ost⸗Afrika befindet sich noch in den Vorstadien
— verschiedene allgemeine, die Colonien berührende Fragen. Eine Hauptfrage bildet die Fürsorge 88 die beß Sklaven. Die befreiten Sklavenkinder wer
wach
deren —— zu übernehmen;
Maßnahmen schlüssig machen.
In Ost⸗Afrika werden neben den Ein⸗ und öbe
teren erhoben; es ist angestrebt, hier eine Vereinfachung in der Er⸗ hebung eintreten zu lassen, die gleichzeitig mit der Ersparniß der Arbeitskräfte auch allmählich eine Verminderung des
noch sogenannte Verbrauchssteuern gleichzeitig mit den er
Personals mit sich führen würde.
Außerdem wird für Ost⸗Afrika eine Enteignungsverord⸗ nung zur Berathung gelangen. Sowohl seitens des Gouver⸗ nements, wie seitens der Usambara⸗Eisenbahngesellschaft und anderer Unternehmungen sind in allernächster Zeit Bauten und Anlagen in bedeutenderem Umfange zu erwarten, sodaß es erforderlich ist, die Frage der Enteignung gesetzlich zu regeln. Der dem Colonialrath vorgelegte Entwurf schließt sich im wesentlichen den in Deutschland maßgebenden Grund⸗
Fecht auf die be⸗ sonderen Verhältnisse Ost⸗Afrikas und die daselbst bestehenden
sätzen an, wobei Abweichungen nur in Rück
Einrichtungen getroffen sind.
reiten en in der Regel den verschiedenen Missionen zur Erziehung übergeben, welche dafür von dem Reichskanzler eine in mäßigen Grenzen sich bewegende Entschädigung erhalten. Für die befreiten er⸗ fe. Sklaven, welche namentlich dem arabischen Sklaverei⸗ haus abgefangen werden, fehlt es an den zur Erziehung er⸗ forderlichen Anstalten. Die Regierung allein ist außer stande, * muß dabei von den
Missionen, Gesellschaften und Privaten unterstützt werden, und der Colonialrath, dem eine Uebersicht über die Erfahrungen der letzten Zeit zugegangen ist, soll sich über die geeigneten
ür Kamerun ist die IFrage der “ Handels⸗ berechtigungen, sogenannter Monopole, zur Berathung gestellt. Soweit die in Geltung befindliche Verordnung den in der Colonie fehlenden Patentschutz im weiteren Sinne betrifft, wird ihre Fortdauer nicht anzuzweifeln sein. Anders steht es mit demjenigen Theil der Verordnung, welcher Europäern für die von ihnen erschlossenen Landestheile das ausschließliche Vorrecht einer Handelsniederlassung gegen eine entsprechende Abgabe gewährt. Dieser Theil der Verordnung ist bereits im Jahre 1891 Gegenstand einer Berathung im Reichstag ge⸗ wesen und hat hier von einer Seite eine sehr anganstige Be⸗ urtheilung erfahren. Auch in der Praxis haben sich ver⸗ schiedentlich Mißstände ergeben und seitens eines Theiles der Interessenten ist schon im Laufe des letzten Jahres auf die Bevorzugung Verzicht geleistet. Es steht in rage, ob es an⸗ gesichts 5 Erfahrungen nicht wünschenswerther sei, die Ver⸗ ordnung, soweit sie die Handelsmonopole betrifft, gänzlich aufzuheben.
In der vergangenen Session war seitens des Colonial⸗ raths der Wunsch ausgesprochen worden, daß dem deutschen Münz⸗, Maß⸗ und Gewichtssystem in Kamerun ein entschiedener Fortgang gegeben werde. Es wurden daraufhin Erhebungen veranstaltet und ihr Ergebniß bildet eine weitere Vorlage an den Colonialrath. 1
In der Togocolonie ist seitens der Interessenten der Wunsch nach Errichtung von Privattransitläͤgern ausgedrückt worden. Derselben stehen verschiedene Bedenken entgegen, deren Prüfung dem Colonialrath unterbreitet worden ist.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ist vom 15. bis 18. September nur ein Cholerafall angezeigt worden. Derselbe ereignete sich in Wanheim bei Duisburg und betraf den in⸗ zwischen verstorbenen Vater des in Nr. 215 des „Reichs⸗ Anzeigers“ näher bezeichneten cholerakranken Arbeiters.
Der Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General⸗Lieutenant von Hoffbauer istt hierher zurückgekehrt.
Der Kaiserliche Gesandte am Königlich serbischen Hofe ööe von Waecker⸗Gotter ist von dem ihm Allerhöchst ewilligten Urlaub nach Belgrad zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Präsident des Kaiserlichen Patentamts, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath von Koenen ist vom Urlaub aus Frankfurt a. M. zurückgekehrt.
Der “ Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten ist von seiner Urlaubsreise zurück⸗ gekehrt.
-“ Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. 8
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist,
Kopenhagen kommend, auf der Wartburg eingetroffen. Sachsen⸗Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog ist, wie die „Magd. Ztg.“ berichtet, vom Königsee zurückgekehrt und hat auf Schloß vn Aufenthalt genommen. .
Elsaß⸗Lothringen.
Die Bezirkstage von Elsaß⸗Lothringen sind der „Straßb. Corresp.“ zufolge auf den 13. November einberufen worden; die Sitzungen werden spätestens am 25. November geschlossen. Gleichzeitig ist bestimmt worden, daß die erste Sitzungsperiode der Kreistage am 9. Oktober, die zweite am 11. Dezember d. J. beginnen und daß jede dieser Sessionen eine höchste Dauer von fünf Tagen haben soll.
““
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser, Allerhöchstwelcher mit dem Minister des Auswärtigen Grafen Wien am Sonnabend Nach⸗ mittag verlassen hatte, traf Abends 8 Uhr in Güns ein und wurde am Bahnhof von den ungarischen Ministern] Dr. Wekerle, Freiherrn von Fejervary, Graf Tisza und Hieronymi, den Bischöfen, den Spitzen der Behörden sowie von anderen hochgestellten Persönlichkeiten, unter denen sich der diesseitige Botschafter in Berlin von Szögyeny befand, empfangen. Die Bevölkerung bereitete dem Monarchen einen überaus begeisterten Empfang. Auf die Ansprache des Obergespans dankte der Kaiser für den herz⸗ lichen Empfang und unterhielt sich alsdann mit mehreren Persönlichkeiten, zunächst mit dem ungarischen Minister⸗Prä⸗ sidenten Dr. Wekerle. Unter dem Jubel der zahlreich erschie⸗ nenen Bevölkerung des Comitates und unter dem Geläute der Glocken begab sich der Kaiser hierauf nach dem Hoflager, woselbst die Erzherzoge und die Generalität versammelt waren. Der Erz⸗ herzog Albrecht und der Chef des Generalstabs Freiherr von Beck geleiteten den Kaiser in die Gemächer und verweilten daselbst etwa eine halbe Stunde. Alsdann unternahm der Kaiser eine Spazierfahrt durch die glänzend illuminirte Stadt. Gestern Vormittag, nach der Anhörung einer stillen Messe, der auch die in Güns anwesenden Erzherzoge, und Minister bei⸗ wohnten, empfing der Kaiser die Hofwürdenträger und Deputationen, deren Führer huldigende An⸗ sprachen an den Kaiser hielten. Die Ansprache des Bischofs Fütte im Namen des katholischen Klerus beantwortete der
aiser mit dem Ausdruck der Hoffnung, die katholische Geist⸗ lichkeit werde auch “ eifrig zu der Erreichung des Ziels mitwirken, daß bei der Wahrung der Würde des Staats und der Kirche die öffentlichen Interessen und der so sehr erwünschte religiöse Friede keinen Abbruch erleiden. Die An⸗ sprachen der Führer der evangelischen Deputationen erwiderte der Kaiser mit warmem Ausdruck des Dankes und der Versicherung seiner Huld. Auf die Ansprache des Ober⸗ gespans Rado, welcher im Namen der Deputation der Municipien sprach, antwortete der Kaiser: „Seien Sie über⸗ zeugt, daß, wie Ich die Zeichen der treuen Anhänglichkeit an den Thron und an Meine Person stets mit großer Freude wahrnehme, Ich ebenso innig die Entwickelung und die Zunahme des geistigen und materiellen Wohles des Landes wünsche. Zu diesem Zwecke mitzuwirken, sind die Municipien neben der Erfüllung der Aufgaben der Administrative als Factoren der öffentlichen Meinung auch in der Richtung berufen, daß sie das Volk vor dem Einfluß irreführender Schlagworte und
Uum sie zu verhindern, sich den Aufständischen anzuschlie
8
unfruchtbarer Versprechungen bewahren und den Samen fried⸗ icher Eintracht und nützlicher Arbeit pflegen. Einen weiten
bietet hierfür die Grundlage, auf welcher unser ge⸗
liebtes in den letzten Decennien so er⸗ freulich aufblühte und deren Erschütterung sowohl den Glauben an den bestehenden gesetzlichen Zustand schwächen, als auch den wahren Interessen des Landes sowie der ganzen Monarchie und demzufolge auch Meinen Regentenpflichten entschieden widerstreiten würde.“ Auf die Ansprache des Se. der israelitischen Deputation erwiderte der Kaiser, er zweifle nicht daran, daß die Israeliten nie Gelegenheit bieten würden, daß er seine Gnade und seinen Schutz den treuen israelitischen Un erthanen entziehe. Alle Antworten des Kaisers wurden mit begeisterten Eljenrufen aufgenommen.
Gestern trafen der König von Sachsen, der Prinz Leo⸗ pold von Bayern, der Herzog von Connaught sowie die Erz⸗ herzoge Franz Salvator und Rainer in Güns ein. Der Erz⸗
erzog Joseph und der Erzherzog Ladislaus waren bereits — zuvor daselbst angekommen.
Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe ist gestern von Wien zu mehrtägigem Aufenthalt nach Ellischau abgereist.
In Prag und Umgegend ist es am Freitag und Sonn⸗ abend zu Excessen gekommen. So wurde in Smichow am Freitag ein Polizist von angesammelten Arbeitern mißhandelt und beschimpft und mußte sich mit dem blanken Säbel förmlich durchhauen. Ein starkes Poli zerstreute darauf die Menge. Abends wiederholten sich die Ausschreitungen, die Polizei mußte mit dem Bajonnet vorgehen. Am Sonn⸗ abend drängten bei dem Abmarsch des 28. Infanterie⸗Regiments von Prag nach Linz etwa 10 000 Personen den Truppen bis um Bahnhof nach und durchbrachen unter höhnenden Rufen en Polizeicordon. Schließlich trieben die Wache und die Gendarmerie hdie Menge nach der Stadt zurück, wo sie mittels aufgepflanzten Bajonnets zerstreut wurde. Etwaà 10 Ver⸗ haftungen wurden vorgenommen.
Portugal. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Lissabon hat sich das Befinden des vor kurzem erkrankten Herzogs von
Oporto von neuem verschlimmert.
Türkei.
Der Chef des Rechnungswesens im Amt Nedib⸗Bei ist, wie „W. T. B.“ berichtet, zum Nachfolger des Commissaria rretärs Reshid⸗Bei in Sofia ernannt worden.
Rumänien.
Der Minister⸗Präsident Catargi hat sich laut Meldung
des „W. T. B.“ nach dem Ausland begeben. Serbien. 1
Auf seiner Rundreise durch Serbien hatte der König in Topola am Grabe des ersten Befreiers Serbiens, Kara⸗ georg's, einen Kranz niedergelegt, als Anerkennung der Ver⸗ dienste dieses Mannes. Daraufhin hat der Prinz Peter Kara⸗
8 eorgevic aus Cetinje ein Eö an den König gerichtet,
as nach der Nerf. Ztg.“ wie folgt lautet:
„Euer Majestät König Alexander! Ich habe aus den Zeitungen, welche mir mit der heutigen Post zukamen, ersehen, daß Eure Majestät einen Kranz auf das Grab meines Großvaters in Topola niedergelegt haben. Dieser edle Act, das erste Mal durch einen Obrenovic aus⸗ geführt, wird mit einhelliger Freude von unserem theuren Volke be⸗ rüßt werden und vom aufrichtigen Echo ewiger Dankbarkeit begleitet Fein Wie stark ich auch durch das Schicksal verfolgt werde und ob⸗ gleich ich entfernt von meinem theuren Vaterlande zu verweilen ge⸗
zwungen bin, begrüße ich die edle That Eurer Majestät, die würdig
und voll Erkenntlichkeit gegen Serbien und das Andenken seines großen Führers war.“ 8 1X“
Montenegro.
Dem Erbprinzen Danilo ist dem „W. T. B.“ zufolge von dem Papst der Pius⸗Orden erster Klasse verliehen worden.
Dänemark.
Der Reichstag ist, wie „W. T. B.“ meldet, durch ein Faüts che Handschreiben auf den 2. Oktober einberufen worden.
Die vor Kopenhagen liegenden russischen Kriegs⸗ schiffe wurden gestern vom Kaiser von Rußland inspicirt, bei welcher Gelegenheit sich der Großfürst Michael und der Admiral Avelan vom Kaiser verabschiedeten. Heute Vormittag 11 Uhr sollen die Kriegsschiffe „Dmitri Donskoj“ und „Pamiat Azowa“ nach Cadix in See gehen.
Amerika.
Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Mexiko vom 16. d. M. meldet, eröffnete der Präsident Porfirio Diaz die Kammern mit einer Botschaft, worin er hervorhob, daß das Gleichgewicht im Budget durch Ersparungen und Herab⸗ minderung der Ausgaben erzielt sei; im Lande herrsche uͤberall tiefer Friede. Mexiko unterhalte gute Beziehungen zu allen auswärtigen Mächten.
Nach einem Telegramm des „New⸗York Herald“ aus Buenos Aires vom 15. d. M. wat die Lage in Rio de Janeiro den von dort eingetroffenen Berichten zufolge eine sehr ernste. Es verlaute, der General Peixoto habe die Küste und die Hauptstadt aufgegeben und sich mit dem ihm treu gebliebenen Theil der Armee nach Santa Anna be⸗ geben, um dort den Angriff der von den aufständischen Schiffen entsendeten Landungsmannschaften abzuwarten. Der durch die Beschießung der Stadt angerichtete Schaden sei viel beträchtlicher, als die Depeschen der Regierung angegeben hätten. Die Kriegsschiffe der fremden Mächte hätten zum Schutze des Eigenthums der Ausländer eingreifen mußf en.
ie Staaten Bahia und Pernambuco hätten sich den In⸗ urgenten angeschlossen, ebenso alle Forts im Hafen von Rio mit Ausnahme eines einzigen. Unter dem 16. d. M. wird dem genannten Blatte aus llea Aires das Gerücht von dem Abfalle der Staaten Bahia und Pernambuco be⸗ stätigt und das Gerücht mitgetheilt, daß sich das nach Rio rande do Sul zur Unterdrückung der Revolte ent⸗ sandte Geschwader aufgelehnt habe. Die Offiziere wollten nur dem Admiral Custodio de Mello gehorchen. General eixoto habe zahlreiche Offiziere der Armee verhaften 8 zen.
rei Dampfer des brasilianischen Lloyhd und ein Bataillon arine⸗Infanterie seien zu Mello über egangen. Admiral Mello verfüge über 30 Kriegsschiffe und andelsdampfer. General aafpoto habe ein Manifest an alle Staaten versandt, worin er sie zufgefordert habe, Truppen abzusenden: jedoch habe nicht ein dnnfiger dem Verlangen entsprochen. Die Insurgenten hätten reißig kleine Schiffe beschlagnahmt und hätten die Controle zur
afen⸗Einfahrt von Rio de Janeiro. durch das Admiral Mello beabsichtige Unterwerfung zu zwingen. Das „Reuter sche 16. d. M.: Officie das Bombardement von die Insurgente
Von den Insurgenten Feuer der Forts getödtet worden. Rio de Janeiro durch Hunger zur
ien viele
ureau“ meldet aus
— Buenos Aires vom e Nachrichten aus Ri
o de Janeiro be⸗ Nictheroy und Rio mit Unter⸗ - antworteten neun Kriegsschiffe esammelten Fahrzeuge. Die ei neutral, das Fort Santa jedoch fehle es da⸗ chen Kammern hätten angenommen.
chifft und sich des Ar⸗ auch hätten sie chten fügen hinzu, Santa Anna.
de Janeiro durch i dauere brechungen Insurgenten hätten el das Cobras an Forts Villganhon
General Peixoto treu, Die brasilianis
die an der Ins Garnison des Cruz sei noch selbst an Lebensmitt eine Ergebenheitsadresse Privatnachrichten die Insurgenten Mannschaf und des Zollamts bemä oy genommen.
General Peixoto befinde si
ten ausges Niecther Dieselben Nachri ch im Lager von
Der „Times“ wird enland habe ein Geschwor erichtet, da die griechische Coloni ssen am leichtesten chwornen würden viel da brechen zu verhüt
Alexandrien nengericht in Egypten ein⸗ e die zahlreichste sei und schreitungen geneigt zu beitragen, Ver⸗
eren untere Kla
hierkrankh Maßregeln.
Portugal. ung des Königlich portugiesi eit dem 1. d. M.
eiten und Absperrungs⸗
Gesundheitswesen, T
Durch Verfügun Innern werden s 1 Bilbao für von Cholera verseucht, die zwi und Santander gelegenen Häfen, sowie und Liverpool für choleraverdächtig Bekanntmachung derselben Behörde wird suchung auch noch die im iche Beobachtung der zu an dem Bestimmungsort wieder ein⸗
schen Ministeriums des Häfen des Districts von schen San Sebastian die Häfen von London
attfindenden Unter
außer der an der Grenze st fünftägige ärztl
vorigen Jahre angeordnete Lande ankommenden Fremden
Bulgarien. schen Gesundheitsraths vo
ge Beschlusses des enze mit Ausnahme von Zari⸗
„M. ist die bulgarisch⸗serbische Gr brod für Reisende ges 1, Rotterdam,
n den algerische Wäsche, gebrauchte era geeignete Ge⸗ * Nr. 219 vom 12. d. M
Herkünfte aus Antwerper pel unterliegen i ärztlichen Untersuchung.
die Verbreitung der Chol⸗ (Vergl. „R.⸗Anz.
Neapel, Grimsby und i Häfen einer strengen Effecten und sonstige für ö werden desinficirt.
Konstantino
Cholera.
8, 17. September. In Fau 8 „W. T. B.“ mehrere Cho Rom, 17. September. dem Bericht des „W. T. erkrankt und 4 gestorben,
ue wurden erafälle festgestellt.
In den letzten 24 S B.“ in Palermo 10 Pe — in Livorno 7 erkrankt ist kein neuer Erkrankungsfall vorgekom stern sind im ganzen 14 Personen an
Pari Meldung de tunden sind nach rsonen an Cholera und 4 gestorben. Seit dem Cholera erkrankt
In den letzten Tagen sind im Irrenhaus zu Skutari d 2 gestorben; in Pera und Stadt Sk
1. Juli bis und 7 gestorben.
Konstantinopel, 16. September. des „W. T. B.“ Personen an Cholera erkrankt un Stambul erkankten je eine Person, oleraartigen Erscheinungen.
Verkehrs⸗Anstalten.
ptember d. J., wird sse von Berlin nach Le n. von hier Anhalt⸗Dresdener r 35 Min. Vorm. ein. t 10 Uhr 40 Min. Abends 9 Min. ““ 80 ₰ für III. Klasse
l mit dem Sonderzug gen, an den folgenden beide Personenzügen.
nach einer Meldun
sonen unter
Am Sonntag, d zum Besuch d
en 24. Se hh der Leipziger M Er fährt 6 Uhr 30 Min d trifft in Leipzig 10 Uh
ein Sonderzug Leipzig be⸗
Bahnhof ab un Rückfahrt von mit Ankunft e
0. 3 f zur Rückfahrt sowoh mäßigen Personenzü fahrplanmäßigen ist gänzlich ausgeschlossen, macht wird. Freigepä findet vorher bei dem Sonntag, den 24. dem Anhalt⸗Dresdener
mit allen fahrplan⸗ i Tagen mit allen zung von Schnellzügen onders aufmerksam r Fahrkartenverkauf fenstraße 51 a, und Fahrkarten⸗Ausgabestelle auf
Die Benu worauf no wird nicht gew Invalidendank, d. M., früh, bei der Bahnhofe statt.
aus Herbesthal ist die Ostende vom 16. d. M. pätung in England.
Laut Telegramm
englische Po Gründ. Zugvers
Der Winter der Königlichen Leipzig⸗Halle
ausgeblieben.
ahrplan für die westlichen Linien des nbahn⸗Direction Erfurt (gestl ) enthält folgende bemerkenswerthen Aende egenwärtigen Sommerfahrplan: —aĩ 9,30 (Anschluß an D S ab Leipzig 12,30, an
30), Züge 198 a und 199 a So Ammendorf.
rrungen gegen⸗ Züge: Zug 213 chnellzug 5), an Leipzig 10,00; Festtagszüge zwischen
und Eisenach; Friedrichroda. Abth. 4: Die e Anschluß⸗ Züge 5 und 6 führen nellzüge 3 und 4 sowie die bis III. Wagenklasse. chluß an Zug 22. . Wagenklasse. n später im Anschluß an de und erhält infolge dessen auch Ans
d Ausfallende ersonenzüge .
esentlichere Zugverschie Schnellzüge 1 züge 201 und 202 werden nur I. und II. Wagenklasse. Anschlußzüge 203 und 204 erhalten I. Leipzig —Korbetha verkehrt im Ans Züge 288 und 291 erhalten die IV fährt ab Gotha 40 Minute daselbst eintreffenden Zug von dem Schnellzuge D 5.
Der Winter⸗ der Königlichen Leipzig⸗Halle) entk folgende bemerke dem seit 1.
bungen und Aenderungen: (alte Nummer 6a), sowie di
Abth. 6: Die
ahrplan für die östlichen G isenbahn⸗Directio hält gegenüber dem gegenwär nswerthe Aenderungen: A. Juni d. J. verkehrenden gemise 381 (Leipzig —Eilenburg) entliche Zugverschiebungen
5 und 6 (alte Nummer 6a) werde. Züge 5 und 6 führen nur 1. und 4 I. bis III. Wagenklasse. Berlin hält in Luckenwalde.
Der Postdampfer „ Werkendam“ der Dampfschiffahrts⸗Gesfell New⸗York angekommen.
Bremen, 17. Septembe
a Linien des Bezirks i Erfurt Eéöstlich von gen Sommer⸗Fahr Neue Züge: Abth. 6: 3 ten Zuge 268 ist ein Per⸗ als Gegenzug vorgesehen. und Aenderungen: Abth. 3: i Durchgangs⸗ agegen die Züge 3 llzug 41 Dresden —
Schnellzüge 1, Abth. 4: Der Schne
Niederländi schaft ist am
scher Llopd.
Amerikani 15. d. M. in
r. (W. T. B.) Norddeut
der Postdampfer „Roland“ am 15. September Abends Lizard passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“, von Ost⸗Asien kommend, ist am 16. September Vormittags in Suez angekommen.
Hamburg, 16. September. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ Actien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Augusta Victoria“ ist heute früh auf der Elbe ein⸗ getroffen. Der Postdampfer „Ascania“ ist gestern in St. Thomas eingetroffen.
Triest, 16. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia' ist heute Nachmittag hier eingetroffen.
— . September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Dap h g e“ ist heute Vormittag, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.
London, 16. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Praetoria“ ist heute auf der Ausreise von den Kanarischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen, der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ auf der Heimreise Capetown abgegangen. 8 8 b
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
“ (Neues Theater.)
Shakespeare's „Komödie der Irrungen“ ging am Sonnabend in frehlicher Ungebundenheit unter heiterer, beifallslustiger Theilnahme der Zuschauer in Scene. Man sieht diese Komödie so selten, daß man ein ganz neues Dichterantlitz zu sehen meint; und in der That ist das Gesicht, das Shakespeare hier zeigt, so gründlich verschieden von dem des unvergleichlichen Menschenkenners und tie sinnigen
erzensergründers, das aus seinen späteren Lustspielen und Tragödien pricht, daß man es in diesen jugendlichen Zügen kaum zu erkennen vermag. Die Handlung ist einfach, die Seelenwandlung und die charakteristischen Eigenheiten der e werden mit wenigen kurzen Strichen angedeutet; der größte Nachdruck ist auf die scenische Komik Plect die sich auf die unaufhörliche Verwechselung der beiden willingsbrüderpaare gründet. Die Freude an solchem erwechselungs⸗ spiel ist uralt und, wie es scheint, für ewig fest eingewurzelt im menschlichen Gemüthe. „Wie Plautus, aus dessen „Zwillings⸗ brüdern“ und „Amphitruo“ Shakespeare, Moliêère, Goldoni Dryden ꝛc. geschöpft haben, seine römischen Zeitgenossen lärmend damit unterhielt, und wie vor dem Lateiner schon griechische Dichter unter ihren Landsleuten mit denselben Stoffen Fröhlichkeit verbreitet haben, gerade so herzhaft lachten fast zwei tausend Jahre später die Zuschauer, die auf einem ganz anderen natürlichen Boden erwachsen einer ganz neuen Gedankenwelt entsprossen sind und angehören, a Sonnabend über eben dies Verwechslungsspiel und klatschten ihr lustig Beifall. Obschon Shakespeare die Verwickelung des Dramas complicirter gestaltete als sein lateinisches Vorbild — er nahm die Doppel erscheinung der Diener und die Scene des ausgesperrten Hausherrn aus dem „Amphitruo“, aus den „Menaechmi' das meiste Uebrige, dem er noch eine weitere, eigene Ausgestaltung gab —, schauen doch au der Komödie noch jugendliche Unselbständigkeit und Unfertigkei heraus. Die Eigenschaften, die des Dichters zukünftige Größe be⸗ dingen, erscheinen hier erst wie zarte, junge Keimsprossen; aber sie sind vorhanden und machen aus der übermüthigen Jugendkomödie ein lebendiges Stück Leben, das stets ergötzt. Freilich muß der Zuschauer, wenn er „Die Komödie der Irrungen“ ansehen will, eine ngepplteße Phantasie mit ins Schauspiel bringen, um die vollständige Uebereinstimmung der Gestalten und Kleidung der seit Jahren getrennten Brüder glaubhaft zu finden. Den Alten alfen die Masken und die einfachere Gewandung über dies Bedenken hin⸗ weg; uns Modernen muß die Phantasie die Glaubwürdigkeit dieser rämisse vorspiegeln; hat man aber diese erst fest angenommen, dann türzt man sich mit Behagen in diesen tollen Strudel von Miß⸗ verständnissen, Spottreden, Witzen und handgreiflichen Scherzen. Nothwendig gehört dazu eine Darstellung, die sich ganz dem Geist der Zeit und den Absichten des Dichters anzupassen vermag, und das war bei der vorgestrigen Aufführung auf der Königlichen Bühne der Fall. Ihr gebührt jedes Lob für die Einzelleistung, das Zusammenspiel und die scenische Anordnung. Die Komödie wurde schnell 1“ die drei Acte, in die das Stück zusammengezogen worden ist, rachten alles Unentbehrliche dieser kürzesten aller Komödien Shakespeare's voll zur Geltung und folgten mit kurzen Pausen rasch aufeinander. Das Brüderpaar Antipholus stellten die Herren Matkowsky und Purschian dar; der erstere fröhlich und lebendig, der letztere mit hinreißender, guter Laune; verwirrt und verdutzt folgte Herr Matkowsky der Aufforderung der schönen Adriana und ihrer noch schöneren Schwester zu vülch ins Haus; mit komischem Entsetzen sträubte er sich, muthig rückwärts schreitend, gegen die Ver⸗ suchung, die ihm in der Gestalt der schönen Courtisane entgegentritt; wie Don Quixote wehrte er sich gegen die bösen Geister und Dämonen, die seine aufgeregte und verwirrte hene† in den ihn freundschaftlich begrüßenden und ihm selbst doch gänzlich unbekannten schönen Frauen und klugen Männern sieht. Eine treffliche Stütze war ihm dabei Herr Vollmer als sein Diener Dromio aus Syrakus; er gab die Furcht und die Verblüfftheit in derber, drastischer Form; mit komischer Einfalt, noch halb todt vor Angst, trug er seinem Herrn die düstern Reize und die verliebte Verfolgungswuth der fetten Küchenmagd vor. Als sein braunes Ebenbild trat Herr Hartmann auf; in ihren eigenthümlichen Bewegungen und Gesten hatten sie sich prächtig mit einander eingespielt; es war wirklich einer das Spiegelbild des anderen, als sie sich in der Schlußscene neugierig gegenseitig besahen und dann Hand in Hand schlenkernd mit einander abgingen. Herr Oberländer trug seine lange Rede am Beginn der Komödie, die wie ein plautinischer Prologus den Zuschauer in den Gang der Handlung einführt, mit anerkennenswerther Klarheit und Wärme vdor. Die Damenrollen sind an sich unbedeutend, doch schmollte und zankte Frau von Hochenburger mit Laune, Fräulein Lindner war frisch und mädchenhaft in n und Spiel, und Frau Kahle sprach die wenigen Worte, die der x der lange verlorenen und endlich wiedergefundenen Gattin und Mutter, zuertheilt waren, einfach und würdevoll. — Der „Komödie der Irrungen“ vorauf ging Goethe's kleines Schauspiel „Die Geschwister“. Fräulein Vilma von Mayburg debutirte darin als Marianne; sie nuancirte jedes Wort sehr fein und zierlich; unbewußte Natürlichkeit und kindliche Einfachheit gaben ihren Bewegungen und ihrer Sprechweise einen erfrischen⸗ den Reiz. Die Herren Ludwig und Keßler waren in den Rollen des Wilhelm und Fabrice tüchtig wie immer, der eine empfindungsvoll und schwermüthig, der andere derb und praktisch. Der Beifall fehlte auch diesem fein gefügten kleinen Meisterwerk nicht und bekräftigte abermals die Zuversicht, daß die Freude an den . Werken der Weltliteratur alle Wandlungen des Geschmacks überlebt.
Berliner Theater.
In Fortsetzung der „Wallenstein⸗Trilogie“, die am Frei⸗ tag Abend „T allenstein's Lager“ und „Die Piccolomini“ gebracht hatte, kam am Sonnabend „Wallenstein’s Tod“ zur ersten Auf⸗ führung. Noch mehr als beim ersten Theil dieses großen drama⸗ tischen Werks stand hier der Wallenstein des Herrn Direktor Barnay im Vordergrund der ganzen Vorstellung. Wohl schwerlich mag es unter den gegenwärtig lebenden Wallenstein⸗Dar⸗ stellern einen zweiten geben, der so sehr wie dieser geniale Schauspieler eingedrungen ist in den Sinn der Schiller'schen Dichtun und es gleich ihm versteht, den am Kaiser begangenen Verrath menschli erklärlich erscheinen zu lassen, und der trotz aller Abwege in der Handlungsweise g. immer seinen hoheitsvollen Charakter zu bewahren und die allgemeine Sympathie sich zu erringen weiß. Das Spiel der übrigen Mitwirkenden stand zwar erheblich zurück hinter dieser unvergleichlichen Leistung, konnte aber den Gesammteindruck der wohlgelungenen Vorstellung um so weniger beeinträchtigen, da eder der anwesenden Zuschauer sic im Geiste des Dichters den Wallenstein als eine Persönlichkeit denken muß, die alle mit ihm
lebenden und mit ihm handelnden Personen weit überragt. Wenn
Der Postdampfer „München“ hat am 16. Septe Vormittags,
wir über die Darstellung der Thekla durch Fräulein Sauer und ihrer