1893 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Der fahrplanmäßige Reichs⸗Dampfer „Karlsruhe“ des Norddeutschen Lloyd ist mit den heimkehrenden Ablösungs⸗ transporten von S. M. Kreuzern „Bussard“ und „Sperber“ Transportführer: Capitän⸗Lieutenant Schönfelder am 19. September, von Apia kommend, in Sydney eingetroffen und setzt am 23. September die Heimreise fort. 1

S. M. S. „Marie“, Commandant Corvetten⸗Capitän Freiherr von Lyncker, ist am 18. September in Antofagasta (Chile) eingetroffen und beabsichtigt, am 20. nach Valparaiso in See zu gehen.

Die Kreuzer⸗Corvetten „Arcona“ und „Alexandrine“ sind, wie „W. T. B.“ meldet, am 19. d. M. vor Rio

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de Janeiro eingetroffen. 8

Württemberg. Schreiben

Im Anschluß an das gestern mitgetheilte Schr Seiner Majestät des Kaisers an Seine Majestät den König von Württemberg veröffentlicht der „St.⸗A. f. W.“ nachstehendes Schreiben des Königs an den Kriegs⸗ Minister: 1

Indem Ich vorstehende Worte Seiner Majestät des Kaisers zur Kenntniß Meines Armee⸗Corps bringe, spreche Ich auch Meinerseits sämmtlichen Offizieren und Beamten, Unteroffizieren und Mannschaften des Armee⸗Corps für ihre erfolgreiche Thätigkeit und ihren hingebenden Eifer und Fleiß, wodurch insbesondere solch erfreuliche Resultate erzielt werden konnten, Meine volle Anerkennung und Meinen warmen Dank aus, und gebe Ich Mich der Hoffnung hin, daß das Armee⸗Corps durch treue Pflichterfüllung und unermüdliche Arbeit sich auch fernerhin des ihm von seinem obersten Kriegsherrn 1““ b

Stuttgart, den 16. September 1 1

1 Wilhelm. An den Kriegs⸗Minister. AXX“

Baden. hre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die ö sind vorgestern von Karlsruhe nach Schloß Mainau zurückgekehrt. Der Aufenthalt daselbst dürfte der „Karlsr. Ztg.“ zufolge bis Anfang Oktober währen.

Der bisherige Erste Vice⸗Präsident der Zweiten Kammer und langjährige Präsident der Budgetcommission Friedrich hat nach 43 jähriger parlamentarischer Thätigkeit sein Mandat niedergelegt. 8

Oesterreich⸗Ungarn. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Patent, durch welches der Landtag der Bukowina zur Berathung der Convertirung der Grundentlastungsschuld zum 25. d. einberufen wird.

Unter den Jungezechen ist, wie der „Frkf. Ztg.“ be⸗ richtet wird, ein so tiefer Zwiespalt ausgebrochen, daß vor⸗ gestern in einer Versammlung in Kohljanowitz Stürme gegen die Parteileitung losbrachen und der Obmann der Versamm⸗ lung, ohne Hinzuthun des Regierungs⸗Commissärs, die Ver⸗ sammlung auflöste. Hierauf kam es zu wilden Auftritten unter den Versammelten.

Eine gestern in Großwardein abgehaltene Conferenz der liberalen Partei des Biharer Comitats hat dem „W. T. B.“ zufolge eine heute in der Generalversammlung der Partei einzubringende Resolution angenommen, worin die Generalversammlung ihr Bedauern und ihre Mißbilligung über den Versuch, die bisher zwischen den Ungarn und den Rumänen des Comitats bestandene brüderliche Eintracht zu stören, ausspricht.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses gab, wie e. Ferierier. der Parlaments⸗Secretär des Colonial⸗ amts Buxton die Erklärung ab, daß die Regierung keine Bestätigung der Nachricht erhalten habe, daß Loben⸗ gula's Streitkräfte gegen das Maschonaland vorrückten. Dagegen meldet das ‚„Reuter'sche Bureau“ aus Capstadt von gestern, der Verwalter der Britisch⸗ südafrikanischen Gesellschaft Dr. Jamesson berichte aus die Matabeles näherten sich Sinoia, 85 Meilen westlich vom Fort Salisbury. Die eingeborenen Häuptlinge des Districts befürchteten einen Angriff. Die Annahme der Homerule-⸗Bill im Unterhause hat, wie die „Allg. Corr.“ mittheilt, den irischen Kundgebungen zur Erlassung einer Amnestie einen neuen Impuls gegeben. Am vorigen Sonntag zogen in Limerick 10 000 Mann durch die Stadt und hielten unter dem Vorsitz des Bürgermeisters ein Amnestiemeeting. Cork, Tipperary, Waterford, Tralee, Ennis und andere Grafschaften hatten Contingente gesandt, sodaß der Versammlung nicht bloß eine örtliche Bedeutung zukam. Die

ehaltenen Reden bildeten nur eine Anklage gegen die liberale

G Eine Miß Gonne behauptete, als die Liberalen nicht im Amt gewesen 8 die Conservativen aufgefordert, die irischen politischen Sträflinge freizulassen. Jetzt sei das anders geworden. Der Parlaments⸗Abgeordnete William Redmond führte aus, die Liberalen sagten, es würde ihre Sache bei den nächsten Wahlen schädigen, wenn die irischen Dynamitarden in Freiheit gesetzt würden. Nun, die Wahlen könnten auch gegen die Liberalen ausfallen; was dann aus den armen Sträflingen werden solle? Der frühere Sträfling James F. Egan er⸗ klärte, man müsse dafür sorgen, daß der Minister Asquith und der irische Ober⸗Secretär Morley nicht wieder gewählt würden.

seien, hätten sie

Frankreich.

Nach einer Meldung der „Magd. Ztg.“ hätte der Präsident Carnot die Ernennung des Generals Le Mouton de Boisdeffre zum Chef des Generalstabs bereits unterzeichnet.

Der Ministerrath beschloß, die von den nordfranzösischen Bergleuten nachgesuchte Vermittelung der Regierung bei 95 Bergwerksgesellschaften abzulehnen.

Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim hat der Regierung nunmehr das amtliche Programm für den Aufenthalt der russischen Flotte in den französtschen Ge⸗ wässern übergeben. Die Flotte wird vom 15. bis 27. Oktober in Toulon ankern; die Marine⸗Offiziere werden ohne Auf⸗ enthalt auf den Zwischenstationen am 17. Oktober nach Paris abreisen und daselbst acht Tage verweilen, die Matrosen da⸗ gegen werden Toulon nicht verlassen.

Der Gouverneur des französischen Congo de Brazza hat dem „W. T. B.“ zufolge dem Colonialamt die Mit⸗ theilung zugehen lassen, daß sein Agent Ponel am 11. April

in Yola eingetroffen und vom Sultan gastlich aufgenommen worden sei, jedoch infolge der Weigerung der Niger⸗Compagnie, ihm Proviant zu verkaufen, habe umkehren müssen. de Brazza protestirt gegen das Vorgehen der Niger⸗Compagnie.

Rußland.

Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, ist bei der Uleaborgschen Gouvernements⸗Regierung die finnische Sprache an Stelle der schwedischen als officielle Geschäftssprache eingeführt worden. Als Motiv für diese Neuerung gilt der Umstand, daß das Gouvernement Uleaborg etwa 245 000 finnisch sprechende und nur etwas über 200 schwedisch sprechende Bewohner zählt.

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Die „Agenzia Stefani“ erklärt die Blättermeldung, daß

der Justiz⸗Minister Santa Maria seine Entlassung ein⸗ eicht habe, für vollständig unbegründet.

ger Schweiz.

Der Bundesrath hat an die Cantons⸗Regierungen ein Schreiben erlassen, worin sie eingeladen werden, die Gesammt⸗ Erneuerungswahlen zum Nationalrath auf den 29. Oktober anzuordnen. Vorbehaltlich der Genehmigung der Bundesversammlung ist von dem Bundesrath die Prägung einer Million Fünscensimessgee verfügt worden.

Niederlande.

Die Königin⸗Regentin hat gestern im Haag die Generalstaaten mit einer Thronrede eröffnet, worin dem „W. T. B.“ zufolge die auswärtigen Beziehungen als sehr freundliche bezeichnet werden. Die Einladung zu der Conferenz für internationales Privatrecht sei mit Wohlwollen an⸗ genommen worden. Die Ernte in verschiedenen Gegenden sei wegen der Trockenheit weniger günstig gewesen. Der Gesundheitszustand sei im allgemeinen befriedigend, die ansteckenden Krankheiten hätten sich nicht weiter ausgebreitet. Die Königin⸗Regentin appellirt an die Mit⸗ wirkung der Kammern in erster Linie zur Fortsetzung und zum Abschluß der Berathungen über die Vorlage der Wahl⸗ reform. Angekündigt werden Vorlagen über die Militär⸗ disciplin, über die Gesundheits⸗ und Sicherheitspflege in den Fabriken, über Verbesserung des Regierungssystems in Ost⸗ indien. Der Stand der Finanzen wird als befriedigend be⸗ zeichnet. Eine Erhöhung der Steuern sowie die Aufnahme einer Anleihe sei nicht in Aussicht genommen

Dänemark.

1 8 Die Landgräfin von Hessen ist mit der Prinzessin Süech la gestern Abend von Kopenhagen nach Fulda ab⸗ gereist. 8 1

Amerika.

Nach einer Meldung des „New⸗York Herald“ aus Monte⸗ video vom 18. d. M. verhielten sich alle Forts in Rio de Janeiro, ausgenommen das Fort Santa Cruz, entweder neutral oder sie hätten sich für den Admiral Mello er⸗ klärt. Munition und Lebensmittel gingen im Fort Santa Cruz zu Ende; die Armee, obwohl anscheinend Peixoto treu, befinde sich in größter Disciplinlosigkeit. Der Admiral Mello habe von verschiedenen Schiffen Vorräthe an Lebens⸗ mitteln, deren er dringend bedurft habe, gekauft. Die am Lande befindlichen Marineoffiziere weigerten sich, gegen ihre alten Kameraden zu kämpfen. Drei aufständische Schiffe hätten sich am Sonntag nach Santos begeben, um sich des Zollamts zu bemächtigen und Peixoto diese Einnahme⸗ quelle abzuschneiden. Es heiße, daß Rio de Janeiro sich nahezu im Zustande der Anarchie befände. Der Redacteur der Zeitung „Heraldo“ sei in grausamer Weise ermordet worden. Der Abfall von Bahia, Pernambuco und des gesammten Geschwaders von Rio Grande habe sich vollkommen bestätigt. Dem „Reuter'’schen Bureau“ wird aus Buenos Aires von gestern berichtet, die aufständische Flotte in Rio de Janeiro habe ein starkes Bombardement der Stadt bisher aufrechterhalten. In der Stadt Rio de Janeiro fehle es bereits an Lebensmitteln. Mehrere mit Vieh beladene Schiffe für die Insurgenten hätten La Plata verlassen. In Paris eingetroffenen Meldungen aus Rio Grande zu⸗ folge hat zwischen den Aufständischen und Regierungstruppen ein Scharmützel stattgefunden, in welchem erstere siegreich waren.

Nr. 37 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministeriumderöffentlichen Arbeiten, vom 16. September hat folgenden Inhalt: Das neue Großherzogliche Museum für Darmstadt. Die Architektur auf der Münchener Kunstausstellung. Schalldämpfer für eiserne Eisenbahnbrücken. Aluminium im Eisen. Vermischtes: Wettbewerb um die Neubauten der Schützengesellschaft in Bielefeld. Preisvertheilung an deutsche Architekten auf der Chicagoer Weltausstellung. Wettbewerb für Pläne zu einer Garnisonkirche in Dresden. Kunstgeschichtlicher Congreß in Nürnberg. Generalversammlung der deutschen Ge⸗ schichts⸗ und Alterthumsvereine. H. Lang f†. 8

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ddie bloße, dem Gegencontrahenten bei Eingehung eines Börsen⸗ geschäfts bekannte Absicht des anderen Contrahenten, nicht effectiv zu erfüllen, sondern am Stichtage die Differenz aus⸗ zugleichen, begründet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civil⸗ senats, vom 24. Mai 1893, nicht den Einwand des klaglosen Differenzgeschäfts.

Ein Vertrag, wonach ein noch zu ertheilendes Patent für eine bereits gemachte Erfindung als Einlage oder als Bestand⸗ theil einer Einlage in eine Actiengesellschaft eingebracht werde, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Civilsenats, vom 7. Juni 1893, rechtswirksam; auch ist der Erfinder verpflichtet, der Direc⸗ tion der Actiengesellschaft Anweisung über die Anwendung des paten⸗ tirten Verfahrens zu ertheilen, falls die rift nicht die sämmt⸗ lichen erforderlichen Erläuterungen enthält

Statistik und Volkswirthschaft.

Weltausstellung in Chicago. Die Mittheilung aus Chicago vom 17. d. M. über die Preis⸗ vertheilung (vergl. Nr. 224 d. Bl.), bedarf, wie dem „W. T. B.“ von maßgebender Seite berichtet wird, insofern der Richtigstellung,

““

als Frankreich, dem nach jener Mittheilung eine Reihe von Preisen in der Fischerei⸗Abtheilung zugefallen sein sollte, an der Preisbewer⸗

ihre Geneigtheit bekunden, die 2 In zwei Fällen haben die Localagenten

bung überhaupt nicht theilgenommen hat. Aber auch die sonstigen Angaben über die Zahl der zuerkannten Preise sind nicht von Irrthum frei, da von den 38 deutschen Ausstellern von Spirituosen im Land⸗

wirthschaftsgebäude nicht 7, sondern nach amtlichen Angaben 27 einen

das

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85 erhalten haben. Die Zahlenangaben stellen also noch nicht ndergebniß der Prämiirungen dar.

Zur Arbeiterbewegung. 3

Zum Ausstand der schreibt die Londoner „A. C.“, daff rbeit zum alten Lohnsatz

wieder

den Entschluß angekündigt, den Arbeiterbund zu verleugnen

und den Leuten die Wiederaufnahme der Arbeit zu empfehlen.

Im übrigen entnehmen wir der „A. C.“ folgende Mittheilungen über die Lage des Ausstandes im einzelnen:

Die Arbeiter in den Gruben des Forest of Dean, etwa 5000 an Zahl, haben am Montag (vgl. Nr. 223 d. Bl.) die Arbeit wieder aufgenommen. Das Gleiche geschah in einzelnen Gruben Derbyshires. In, Nord⸗Wales dauert der Strike noch fort und alle Zechen liegen brach. Das Elend ist groß und die Hilfscomités, die sich ge⸗ bildet haben, wissen kaum, wie sie das beschaffen sollen. Während der letzten Woche sind sämmtliche Kohlen⸗ zechen in Süd⸗Wales und Monmouthshire mit Ausnahme von vier kleinen im Betrieb gewesen. Der District fördert jährlich 32 Millionen Tons Kohlen und trotz aller durch den Strike veran⸗ laßten Hindernisse sind in der letzten Woche 600 000 Tons gebrochen worden. Maschinenkohlen, die vor 14 Tagen noch zu 16 sh. kaum erhältlich waren, notiren jetzt 14 fh., und eine entsprechende Preis⸗ herabsetzung hat auch bei Kohlen zu häuslichen Zwecken stattgefunden. Die Bergleute des Pelsall⸗Districts in Nord⸗Staffordshire, die auf Befehl des Gewerkoereins die Arbeit niedergelegt hatten, trotzdem ihnen keine Lohnherabsetzung drohte, haben beschlossen, zu den alten Löhnen an die Arbeit zurückzukehren. Die meisten Zechen⸗ besitzer sind damit einverstanden. Die Great Northern Eiß enbahn hat die beabsichtigte Beschränkung des Personenverkehrs wieder aufgehoben, da am letzten Sonnabend genügend Kohlen zur Fortsetzung des Betriebes von Durham und von Wales ankamen.

Im Norden Frankreichs gewinnt der Ausstand der Kohlengrubenarbeiter an Ausdehnung, und nach den letzten Nachrichten scheint der Strike bereits auf belgisches Gebiet, wenn auch vorläufig noch in kleinem Umfange, über⸗ gesprungen zu sein. Die Grubenarbeiter des Departements Pas de Calais haben an die Bergwerksverwaltungen in einer am 10. September abgehaltenen Versammlung zu Lens (vgl. Nr. 218 d. Bl.) folgende, von der „V. Z.“ mitgetheilten Forderun⸗ gen gestellt: 1) Einführung doppelter Lohnhefte, um dem Gruben⸗ arbeiterverband eine genaue Ueberwachung der jeweiligen Löhne zu ermöglichen. 2) Zehnprocentige Lohnerhöhung und Festsetzung eines Mindestverdienstes von 5 ½ Francs. 3) Keine Ent⸗ lassung von Arbeitern im Alter von mehr als 40 Jahren, weil solche Arbeiter infolge eines Uebereinkommens der Grubengesellschaften nirgends Arbeit finden können. 4) Ab⸗ schaffung der Strafen für unreine Kohle. 5) Aufrechthaltung der gegenwärtigen Gedingelöhne. 6) Keine Entlassung von Arbeitern wegen Verurtheilung, soweit das betreffende Ver⸗ gehen nicht die Grubengesellschaft geschäcdigt hat. Im übrigen liegen folgende telegraphischen Meldungen vor:

Im ganzen Kohlenrevier des Pas de Calais ist die Nacht zum Dienstag sehr bewegt verlaufen. Die Strikenden fuhren fort, durch Patrouillen die Zugänge zu den Gruben bewachen zu lassen. Wegen Hinderung der Arbeitsfreiheit wurden drei Verhaftungen vorgenom⸗ men. Im Nordrevier ist, wie „W. B.“ aus Lille berichtet, die Lage unverändert. In Somain verursachte die Explosion einer Dynamitpatrone, die vor dem Fenster des Hauses eines Bergarbeiters niedergelegt worden war, materiellen Schaden. In Lievin demonstrirten Ausständige vor einem Wirthshause, das von belgischen Arbeitern besucht wird; es wurden Rufe: „Nieder mit den Belgiern!“ laut. Die Ausständigen schlugen alsdann die Fensterscheiben des Wirthshauses ein. In Graissesac Departement Herault) ist ein Kohlenarbeiterausstand ausgebrochen.

us Lüttich berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“ vom heutigen Tage, daß dort heute 400 Bergleute striken. Die Ruhe wurde bisher nicht gestört.

Aun Leipzig wird dem „Chemn. Tgb.“ geschrieben, daß die dortigen Wachstucharbeiter, nachdem auf der Anfang Sep⸗ tember d. J. in Berlin abgehaltenen Generalversammlung der Wachstucharbeiter Deutschlands für einen allgemeinen Verband der Wachstucharbeiter Propaganda gemacht worden ist, beabsichtigen, ihren Fachverein in Leipzig aufzulösen und dem Verbande beizutreten. In fast allen socialdemokratischen Versammlungen Leipzigs wird neuerdings darauf hingewiesen, daß das Gewerk⸗ schaftskartell unfähig sei, für die Gewerkschaften etwas Ersprieß⸗ liches zu leisten, und daß es den Zankapfel der Leipziger Social⸗ demokratie bilde. 3

Hier in Berlin fand am Montag eine Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, in der bemerkt wurde, daß die Arbeitgeber bereits wieder von den beim letzten Ausstand festgesetzten Lohnsätzen und Arbeitstarifen abwichen. ie Versamm⸗ lung erklärte nach der Berliner „Volksztg.“ in einer Entschließung, daß es Pflicht der Gehilfen sei, für die Aufrechterhaltung der be⸗ willigten Lohntarife einzutreten. Zu diesem Zweck sei es nothwendig, daß die Gehilfen einzelner Werkstätten und einzelner Geschäfte miteinander Fühlung nehmen. Die Agitations⸗Commission wurde beauftragt, den Verkehr, namentlich mit den Gehilfen solcher Geschäfte, die Abzüge machen, zusvermitteln, um bei geeigneter Zeit gegen diese Firmen ent⸗ schieden vorzugehen. Auf dem Neubau des Krankenhauses in Neu⸗Rahnsdorf sollen, wie berichtet wird, 80 Maurer die Arbeit niedergelegt haben, weil sie mit dem ihnen gebotenen Stunden⸗ lohn von 35 bis 37 nicht zufrieden sind und einen Mindestlohn von 40 verlangen.

In Woreestershire und Staffordshire haben die Nagel⸗ schmiede beschlossen, einen Monat zu feiern, um die gegenwärtigen, . aufrecht zu erhalten. 4 8

In J in Schweden befinden sich wie der „Vor⸗ wärts“ mittheilt, die Maurer, 320 an der Zahl, im Ausstande.

Kunst und Wiss enschaft.

Der bekannte ausgezeichnete Hellenist Professor Hermann Sauppe in Gtine ist am 15. d. M. im 84. Lebensjahre ge⸗ storben. Ueber seinen Lebensgang entnehmen wir der „Nat.⸗Z. die nachstehenden Mittheilungen: Er war am 9. Dezember 1809 88 Wesenstein bei Dresden geboren, stuͤdirte in Leipzig und wurde 184 Gymnasiallehrer in Zürich. Dort habilitirte er sich h an bat Universität, wurde 1837 Ober⸗Bibliothekar an der Kantonalbibliothet und 1838 außerordentlicher Fe der klassischen Philologie. 18 1 folgte er einem Rufe als Director des Gymnasiums na Weima und 1856 einem solchen als ““ Professor an die Universität Göttingen als Nachfolger von Karl Friedrich Hermann⸗ Hier trat er mit Ernst von densseh namentlich aber mit 811

urtius in ein vertrautes Freundschaftsverhältniß. Er überna 8 neben diesen Beiden die Leitung der philologischen und pädagogische Seminare und begann eine umfassende Lehrthätigkeit. Ciefsc⸗ Plautus und Terenz, Demosthenes, die kleineren Redner, nament 8 1 aber Plato wurden in X“X“ enchn lateinis und griechische Syntax, Kritik und Hermeneutik, 1 und Reihsch Athener und besonders Epigraphik gelesen. Sauxpei Arbeiten sind vorzugsweise der sprachlichen Seite der Philoghng zugewandt, und sein Hauptverdienst beruht in den kritischen

englischen Grubenarbeiter immer mehr Ausständige

In allen Kohlengruben wurde 8 vollständig gefeiert.

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Cultus, Sitte

gaben der attischen Redner. Hierher gehören die Ausgaben des Lykurg, der oratores Attici (mit Baiter), der Staatsreden des Demosthenes, der Grabrede des Hypereides, die berühmte „Epistola critica ad G. Hermannum“, Platon’s Protagoras ꝛc. In weiteren Kreisen wurde Sauppe's Name noch bekannt durch die von ihm und Haupt im Jahre 1848 begründete Weidmann'sche Sammlung griechischer und fateinischer Schriftsteller mit deutschen Anmerkungen. Bis zum Schluß des letzten Sommersemesters hat der hochbetagte Gelehrte noch uner⸗ müdlich seinem akademischen Lehrberufe obgelegen, und jetzt ist er seiner vor drei Wochen gestorbenen Gattin in den Tod nachgefolgt.

Zur Klärung der Frage, wie sich die Bebauung der Vor⸗ orte von Berlin unter Einwirkung der einschränkenden Be⸗ stimmungen der Baupolizeiordnung vom 5. Dezember 1892 gestalten wird, hat, wie wir dem „Centr.⸗Bl. der Bauv.“ entnehmen, der Architekten⸗Verein zu Berlin unter seinen Mitgliedern eine

reisbewerbungs veranstaltet, deren Frist mit dem 2. Dezember d. J. abläuft. Die Aufgabe zerfällt in drei Theile. Erstens soll ein größeres Stück Bauland, welches bereits durch Bebauungsplan nach den Bestimmungen der neuen Bauordnung in Blöcke zerlegt ist, möglichst günstig aufgetheilt und bebaut werden. Zweitens ist für ein ebensolches Stück Bauland der Straßenplan auszuarbeiten und im übrigen wie vor zu verfahren; und drittens soll ein unter Gel⸗ tung der früheren Baupolizei⸗Bestimmungen aufgetheiltes Bauland nach den Vorschriften der neuen Bauordnung bebaut werden. Die erforderlichen drei Grundrißskizzen sind vom Erdgeschoß und im Maß⸗ stabe 1:400 anzufertigen. Den Bewerbern wird ankheimgestellt, entweder die gesammte Aufgabe oder einzelne der drei Theile derselben zu bearbeiten. Zur Auszeichnung der besten Lösungen sind dem Preis⸗ erichte, welches aus dem Hochbau⸗Beurtheilungsausschuß des Vereins esteht, von diesem 750 zur Verfügung gestellt worden.

Zur Gewinnung des Entwurfs für ein Gerichtsgebäude nebst Untersuchungsgefängniß in Gotha wird, wie das „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ mittheilt, an die deutschen Architekten ein allgemeines Preisausschreiben erlassen. Für beide Bauten, die zwar gesondert errichtet, aber durch einen Gang oder dergleichen mit⸗ einander verbunden werden sollen, ist eine Bausumme von 450 000 ausgeworfen. Im Gerichtsgebäude sollen Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft untergebracht werden, dem Gefängnißgebäude ist ein Arbeitshof und eine Spazierbahn mit Aborten anzufügen. Die Bauweise wird anheimgegeben; nur ist Putzbau ausge⸗ schlossen und wird eine würdige, aber bescheidene dhetang gewünscht. Die Entwurfszeichnungen vüger im Maßstabe 1: 100 geliefert werden, sollen aber nur Skizzen sein; der Kostenüberschlag ist nach Quadratmetern bebauter Grundfläche und nach Cubikmetern umbauten Raumes aufzustellen. Soweit wettbewerbsfähige Arbeiten vorhanden sind, sollen ein erster Preis von 5000 ℳ, ein zweiter von 3000 und ein dritter von 1000 an die relativ besten Entwürfe verliehen werden. Nur wenn keine Arbeit des ersten Preises für würdig befunden wird, kann die für e ausgesetzte Gesammtsumme in anderer Vertheilung zur Auszeichnung der hervor⸗ ragenden Entwürfe verwendet werden. Bezüglich der Ausführung des Baues nach dem besten Entwurfe bleibt Entschließung vorbehalten. Preisrichter sind die Herren Ministerial⸗Rath Anacker, Geheimer Rath, Landtags⸗ und Landgerichts⸗Präsident Berlet und Geheimer Regierungs⸗ und Baurath Eberhard in Gotha, Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Ende in Berlin, Ober⸗Baurath Hartmann in Coburg, Baudirector Licht in Leipzig und Ober⸗Baurath von Weltzien in Darmstadt. Die Entwürfe sind bis zum 15. Januar 1894 an das Herzogliche Staats⸗Ministerium, Departement II! in Gotha einzuliefern, woselbst auch das sehr eingehend bearbeitete Pro⸗ gramm bezogen werden kann. Nach Entscheidung des Preisgerichts werden die Entwürfe zwei Wochen lang öffentlich ausgestellt.

Auf das vom Verein deutscher Ingenieure erlassene Preis⸗ ausschreiben zur Frage der Rauchbelästigung sind, wie das „Centr.⸗Bl. d. Bauv’ berichtet, sechs Bewerbungen eingegangen, von denen jedoch nach einstimmigem Urtheil des Preisgerichts keine als annehmbare Lösung der gestellten Preisaufgabe bezeichnet werden kann. Gemäß Beschluß der letzten Hauptversammlung ist die erste Preis⸗ aufgabe, betreffend die Dampfkesselfeuerungen, unter Erhöhung des Preises auf 6000 nochmals ausgeschrieben worden und die Lösungsfrist auf den 31. Dezember 1895 festgesetzt. Die Lösungsfrist der zweiten Preisaufgabe, betreffend die Feuerungseinrichtungen für Haushaltungszwecke und für gewerbliche Betriebe, wird mit Rücksicht darauf, daß deren Bearbeitern die Ergebnisse der Lösung der ersten Aufgabe bekannt sein sollen, bis zum 31. Dezember 1897 verlängert.

Wie der „N. Pr. Z.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, ist auf der Insel Bornholm eine aus dem Bronzealter stammende soge⸗ nannte „Helleristning“ aufgefunden worden. Bereits vor einigen Jahren wurden auf zwei Felsenwänden zwischen Allinge und Sandvig einige merkwürdige bildliche Darstellungen von Schiffen, Rädern, und einer einzelnen Menschengestalt, sowie eine Menge ogenannter urnenförmiger Vertiefungen entdeckt. Der eine Theil dieser Helleriftningen⸗, welcher die schönsten Schiffs⸗ und Menschenfiguren ent⸗ hielt, wurde leider kurz nachher durch eine Felsensprengung vernichtet; der andere und größere Theil ist bisher bewahrt worden und in den letzten Jahren von Reisenden, namentlich von Deutschen, oft besichtigt worden. Wie aber erwähnt, ist es nun in den letzten Tagen geglückt, an einem anderen Felsen, etwa 200 Fuß entfernt, ein Seitenstück zu entdecken. Hier befindet sich eine ovale Felsenfläche, die sich in einer Länge von etwa 25 Fuß und einer Breite von 12 Fuß von dem Erd⸗ boden abhebt und auf welcher eine Gruppe von 10 bis 12 Schiffen von verschiedener, zum theil sehr hübscher Form vorhanden ist. Von den Schiffen ist das größte 23 Zoll lang, sie liegen gleich den früheren Linienschiffen in drei ziemlich regelmäßigen Reihen, ziemlich nahe an⸗ einander. Außerdem gewahrt man etwa 20 urnenförmige Vertiefungen und eine eigenthümliche Verzierung gleich einem liegenden S. Un⸗ zweifelhaft stammen diese bildlichen Darstellungen aus der Bronzezeit, haben mithin ein Alter von nahezu 3000 Jahren.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Desterreich⸗Ungarn. Ebenso wie die K. K. österreichische Seebehörde zu Triest hat auch die K. ungarische Seebehörde in Fiume unter dem 4. d. M. für Provenienzen aus Smyrna die für choleraverdächtige Schiffe in der Dresdener Convention enthaltenen Bestimmungen in Kraft gesetzt. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 215 vom 7. September.) 1 Spanien.

1 Durch Verfügung der Königlich spanischen Regierung vom 15. d. M. sind die gegen den Hafen von Hull und dessen Umgebung erlassenen Quarantänemaßnahmen aufgehoben worden. Schiffe, welche von dort nach dem 13. d. M. abgegangen sind, sollen unter be⸗ stimmten Bedingungen für unverdächtig gelten. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 217 vom 9. September.) 8

1 Türkei. Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths zu

Konstantinopel vom 9. d. M. unterliegen Herkünfte von den Meer⸗

engen und der ganzen Küste des Marmarameeres zwischen Kawak (ein⸗

schließlich) und den Dardanellen (ausschließlich) einer 24 stündigen

Beobachtung. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 219 vom 12. d. M.) Dänemark.

Die wegen epidemischen Auftretens der Kinderblattern in Gothen⸗ burg für Danemark angeordneten gesundheitspolizeilichen Maßnahmen (vergl. „R.⸗A.“ Nr. 148 vom 23. Juni 1893) sind durch Bekannt⸗ machung des Königlich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 5. Sep⸗ tember 1893 außer Wirksamkeit gesetzt worden.

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1““ 86 Cholera. 88 116““ 1 burg. Die Quarantänestation „Concordia“ auf der Langereihe in St. Pauli, welche am 15. d. aufgehoben worden war, ist infolge der abermals vorgekommenen Cholerafälle sofort wieder eröffnet worden. Sie brauchte indeß bisher nicht in Benutzung genommen zu werden. 8 8

Von dem Medizinal⸗Collegium ist unter dem 18. d. M. folgende Bekanntmachung erlassen: Nachdem im Laufe der letzten Woche durch die Beobachtungen des Hygienischen Instituts festgestellt worden, daß im Leitungswasser der Stadtwasserkunst eine schlechtere Beschaffenheit eingetreten sei, sind sofort von den städtischen Ingenieuren unter Zuziehung der Medizinalbeamten nähere Nachforschungen nach der Ursache dieser Erscheinung an⸗ gestellt worden. Dabei fand sich, daß zwar sämmtliche Filter tadellos arbeiteten und daß auch das Gesammtfiltrat von vorzüglicher Be⸗ schaffenheit war, daß aber durch eine unvermuthet eingetretene Boden⸗ senkung im alten Schöpfkanal auf der Kaltenhofe bei gewissen Wasserständen der Elbe ein Zufluß von Elbwasser zum Gesammt⸗ filtrat stattgefunden hat. Gleich nach Auffindung dieses am 15. September, Abends, sind abseiten der In⸗ genieure solche Vorkehrungen getroffen, daß schon seit demselben Abend ein Zufluß von Rohwasser unmöglich geworden und die fernere Verschlechterung des Leitungswassers damit als beseitigt angesehen werden kann. Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, daß die ungünstige Beeinflussung des Wassers sich noch vorübergehend in einzelnen Theilen der Leitung fühlbar macht. Das Publikum wird daher aufgefordert, für die nächste Zeit alles zu Genußzwecken be⸗ stimmte Wasser zu kochen und die Wasserkasten in den Häusern noch einmal reinigen zu lassen.

Pest, 19. September. Nach dem heutigen Cholera⸗Bulletin sind in den letzten 24 Stunden 19 Personen an Cholera erkrankt und 18 gestorben.

London, 19. September. Der Präsident der Localverwaltung, Fowler, erklärte, laut Meldung des „W. T. B.“, im Unterhause, daß, mit Ausnahme von drei oder vier Häfen, alle Häfen Groß⸗ britanniens das ganze Jahr hindurch cholerafrei gewesen wären. Es sei unbegründet, daß in irgend einem Theile des vereinigten König⸗ reichs eine allgemeine Epidemie der asiatischen Cholera geherrscht habe.

Charleroi, 19. September. Zeitungsmeldungen zufolge sollen unter den Arbeitern in den Kohlengruben von Dampremy eine Anzahl verdächtiger Erkrankungen vorgekommen sein, von denen neun einen tödtlichen Ausgang nahmen. Eine amtliche Mittheilung über diese Erkrankungen ist noch nicht erfolgt. Die Gesundheits⸗ commission ist zusammengetreten. 1

Brest, 19. September. Heute starben, wie „W. T. B.“ meldet, hier acht Personen an Cholera.

St. Petersburg, 19. September. Vom 14. bis 17. d. M. kamen nach dem Bericht des „W. T. B.“ hier 206 Erkrankungen und 81 Todesfälle an Cholera vor; am 13. und 14. d. M. in Kron⸗ stadt 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle; vom 11. bis 15. in Moskau 33 Erkrankungen und 17 Todesfälle; am 13. d. M. in Warschau 1 Erkrankung und 1 Todesfall; vom 3. bis 9. d. M. in den Gouvernements Wolhynien 303 Erkrankungen und 115 Todes⸗ fälle, Woronesh 461 Erkrankungen und 254 Todesfälle, Kiew 1022 Erkrankungen und 398 Todesfälle, Kursk 474 Er⸗ krankungen und 157 Todesfälle, Moskau 392 Erkrankungen und 162 Todesfälle, Orel 411 Erkrankungen und 157 Todesfälle, Radom 27 Erkrankungen und 17 Todesfälle, Tula 331 Erkrankungen und 120 Todesfälle, Tf chernigow 216 Erkrankungen und 67 Todes⸗ fälle; vom 27. August bis 9. September in Podolien 2362 Er⸗ krankungen und 777 Todesfälle; vom 10. bis 16. d. M. in Minsk 126 Erkrankungen und 38 Todesfälle; in Wilna 9 Erkrankungen und 4 Todesfälle und in Lomfha 70 Erkrankungen und 29 Todesfälle.

Ueber den Stand der Cholera⸗Epidemie in Polen wird Folgendes berichtet: In Jadow (Gouv. Warschau) sind am 14. September 5 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen; in Kolo (Gouv. Kalisch) am 12. und 13. September 4 bezw. 2;. in Wojtowstwo (Gouv. Radom) an denselben Tagen 5 bezw. 3; in Prasnysz (Gouv.

lock) am 14. September 4 bezw. 1 (sämmtliche in Prüsagct Er⸗ rankten sind Mannschaften des daselbst in Garnison stehenden Poltaw'schen Infanterie⸗Regiments); in den Kreisen Mazowieck, Makob und Lomza (Gouv. Lomza) am 15. u. 16. September 34 bezw. 13.

Rom, 19. September. In den letzten 24 Stunden kamen nach Meldung des „W. T. B.“ in Livorno fünf Erkrankungen an Cholera und ein Todesfall vor. In Rom starb eine von den zwei noch im Cholera⸗Lazareth befindlichen Personen; die andere, eine Frau, schreitet der Genesung entgegen.

Konstantinopel, 19. September. In den letzten 48 Stunden sind, wie „W. T. B.“ berichtet, in der Irrenanstalt zu Skutari 2 Personen an der Cholera erkrankt, 3 gestorben und 8 von der Krankheit genesen; in der Stadt Skutari sind 5 erkrankt, 21 ge⸗ storben und einige genesen. Weder in Galata noch in Pera sind neue Erkrankungen vorgekommen. In Smyrna erkrankten am Sonnabend, 17. d. M., 4 Personen und starben 21; vom 6. bis 13. d. M. erkrankten dort 55 und starben 15.

1““ 1I114“ Der Gesundheitsstand in Berlin gestaltete sich in der Woche vom 3. bis 9. September wieder günstiger und auch die Sterblich⸗ keit zeigte eine weitere Abnahme (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 23,1 gegen 24,0 der Vorwoche). Einen weiteren Rückgang erfuhren acute Darmkrankheiten, obwohl die Zahl der durch dieselben veranlaßten Sterbefälle (180 gegen 257 der Vor⸗ woche) noch immer eine erheblich größere als sonst um diese Jahreszeit ist. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine verminderte: von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 94 Säuglinge. Acute Entzündungen der Athmungsorgane wurden e beobachtet, die Zahl der Todesfälle war jedoch eine etwas größere als in der Vorwoche. Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe sind nicht gemeldet worden. Erkrankungen an Cholera sind nach dem Statistischen Amt der Stadt Berlin drei zur Feststellung gekommen und ein Todesfall (das kleine Kind der schon früher ge⸗ meldeten erkrankten Frau Schuster). Weitere Erkrankungen sind nicht vorgekommen. Von den anderen Infectionskrankheiten zeigten Masern eine weitere Abnahme, Scharlach und Diphtherie eine größere Zunahme der Erkrankungen, und zwar waren Erkrankungen an Scharlach aus dem Wedding, Erkrankungen an Diphtherie aus dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt und dem Wedding am zahlreichsten zu Anzeige gebracht worden. Auch Erkrankungen an Unterleibstyphus kamen etwas mehr (23 gegen 18 der Vorwoche) zur Meldung. Er⸗ krankungen an Kindbettfieber wurden 8 bekannt. Rosenartige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut zeigten sowie rheumatische Be⸗ schwerden aller Art im Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Ver⸗ änderung. Auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 11 Fällen zum Tode führten, waren nicht selten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 3568, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 8

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 19. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Forsterstraße 53, dem Zimmermeister E. R. Raue gehörig; Füsch 3,86 a; Nutzungswerth 6820 ℳ; für das Meistgebot von 16 000 wurde der Kaufmann Eberhard Pfeiffer, Möckern⸗ straße 83, Ersteher. Perlebergerstraße 47, dem Kaufmann Ludwig Giesen zu 8 gehörig; Fläche 3,95 a; Nutzungswerth 8100 ℳ; für das Meistgebot von 120 000 wurde der Malermeister Max Holländer, Am Nordhafen 6, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des H. und P. Gaertke’schen Grund⸗

stücks in der Danzigerstraße.

In der Generalversammlung der Württembergischen Kattun⸗Manufactur vom 18. d. M. wurden die Anträge der Verwaltung sowie die Bilanz genehmigt und die Vertheilung einer

Dividende von 22 % beschlossen.

2 b Das nach dem Statut aus dem Aufsichtsrath ausgeschiedene

1 Mitglied Herr Wilhelm Kayser wurde wiedergewählt.

Magdeburg, 19. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % 16,10, neue 16,20, Kornzucker excl., 88 % Rendement —,—, neue 15,40, Nachproducte excl., 75 % Rendement 12,75. Kornzucker stetig, Nachproducte schwach. Brot⸗ raffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 29,0. Gem. Melis I., mit Faß 29,00. Fest. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. September 14,95 bez. u. Br., pr. Oktober 14,17 ½ bez., 14,20 Br., pr. November⸗Dezember 13,97 ½ bez. u. Br., pr. Januar⸗März 14,12 ½ Gd., 14,20 Br. Flau.

Leipzig, 19. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per September 3,50 ℳ, per Oktober 3,52 ½ ℳ, per November 3,55 ℳ, per Dezember 3,60 ℳ, per Januar 3,60 ℳ, per Februar 3,62 ½ ℳ, per Mäͤrz 3,65 ℳ, per April 3,67 ½ ℳ, per Mai 3,67 ½, per Juni 3,70. Umsatz 45 000 kg.

Die Ledermesse war wenig belebt, die Preise ähnlich der letzten Ostermesse. Zufuhren gering, Stimmung matt.

Bremen, 19. September. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,35 Br. Baum⸗ wolle. Stetig. Upland middling, loco 44 ½ ₰, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Sep⸗ tember 43 ¾ ₰, pr. Oktober 43 ¾ ₰, pr. November 43 ¾ ₰, pr. De⸗ zember 44 J, pr. Januar 44 ¼ ₰, per Februar 44 ½ 4. Schmalz. Steigend. Shafer 49 ₰, Wilcox 47 ₰, Choice Grocery ₰, Armour 47 ₰, Cudahy 48 ₰, Rohe & Brother (pure) 47 J, Fairbanks 40 ½ ₰. Speck. Sehr fest. Short clear middl. De⸗ zember⸗Januar⸗Abladung 43. Taback. Umsatz: 48 Fässer Kentucky, 270 Packen Carmen.

Wien, 20. September. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 8. September bis 14. September 986 249 Fl., Mehr⸗

London, 19. September. (W. T. B.) Die heute eröffnete Wollauction war gut besucht bei lebhafter Betheiligung. Australische und Capwolle gegen Schlußpreise der vorigen Auction unverändert. 111““ beträgt 219 000 Ballen, heute wurden 10 664 Ballen angeboten.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

6 % Jana⸗Zucker loco 17 ¼ fest, Rüben⸗Rohzucker loco 14 rühe Centrifugal⸗Cuba 16 ¼. Chile⸗Kupfer 42 ½, pr. 3 Monat 421 ⁄16.

Manchester, 19. September. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ¾¼, 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ¾, 30r Water Clayton 7 ½, 32r Mock Brooke 7ꝛ ⅜, 40r Mayoll 7 ⅛, 40r Medio Wilkinson 8 ½, 32r Warpcops Lees 7 ½, 36r Warpcops Rowland 7 ⅞,I 36r Warpcops Wellington 8 ½, 40r Double Weston 8 ⅛, 60r Double courant SBel ge112, 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 32r/46r

8 est.

St. Petersburg, 19. September. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 58,00, Weizen loco 10, Roggen loco 6,75. Hafer loco 4,50. Hanf loco 44,00. Leinsaat loco 14,00.

Zürich, 19. September. (W. T. B.) Die Betriebs⸗Einnahmen der Schweizerischen Nordostbahn betrugen im August 1893 für den 978 000 (im August 1892 952 255) Fr., für den Güterverkehr 959 000 (im August 1892 893 630) Fr., diverse Ein⸗ nahmen im August 1893 82 074 (im August 1892 71 191) Fr. Total⸗ Einnahme im August 1893 2 019 074 (im August 1892 1 917 076) Fr. Die Betriebs⸗Ausgaben betrugen im August 1893 862 103 (im August 1892 841 692) Fr. Demnach Ueberschuß im August 1893 1 156 971 (im August 1892 1 075 384) Fr.

„Amsterdam, 19. September. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 51 ½. Bancazinn 55.

New⸗York, 19. September. (W. T. B.) Die Börse war Vormittags träge, schloß nach theilweiser Steigerung lustlos aber mit festen Cursen. Der Umsatz der Actien betrug 153 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 161 000 Unzen geschätzt. Silber⸗ verkäufe fanden nicht statt.

Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf Zunahme

der Ankünfte im Innern und schwächere Kabelberichte, erholte sich später auf Deckungen und schloß stetig. Mais nach Eröffnung abgeschwächt auf günstiges Wetter und allgemeine Liquidation, später erholt. Schluß stetig. „Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlan⸗ tischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 168 000, do. nach Frankreich 46 000, do. nach anderen Häfen des Conti⸗ nents 63 000, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 101 000, do. nach anderen Häfen des Continents 17 000 Orts.

Chicago, 19. September. (W. T. B.) Weizen schwächte

ch nach Eröffnung etwas ab auf günstiges Wetter im Westen, große

nkünfte im Nordwesten und Zunahme der englischen Versorgungs⸗ menge, später erholt. Schluß stetig. Mais eröffnete sehr fest, bald darauf.

einnahme 46 139 Fl.

Verdingungen im Auslande.

Spanien. 12. Oktober, 12 Uhr. Junta de Economica de la Maestranza de Artilleria de Sevilla: .6000 m halbseidenes Zeug zu Säckchen für Kartuschen größeren Kalibers. Voranschlag 1 m = 2,07 Pes. 8 6900 m desgleichen für Kartuschen kleineren Kalibers 1 m = 62 Pe 30,000 m halbseidene Bänder für obige Säckchen, 100 m = Pes. 8. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 19. September. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ ist am 16. September Nachmittags von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat am 17. September Abends die Reise von Southampton nach New⸗York sürt t. Der Postdampfer „Baltimore“ hat am 15. September Nachmittags Santa Cruz passirt. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist am 16. September Nachmittags von New⸗York nach Neapel abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera“ ist am 17. September Vormittags in Hongkong angekommen. Der Reichs ⸗Postdampfer „Drd enburg“ hat am 17. September Vormittags die Reise von Said nach Neapel fort⸗ gösett. Der Schnelldampfer „Fulda' ist am 17. September Morgens in New⸗York angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“, nach Ost⸗Asien bestimmt, hat am 18. September Morgens Ouessant passirt. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 17. September Abends in Antwerpen angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Werra“ hat am 18. September Vormittags die Reise von Gibraltar nach Genua fortgesetzt. Der Postdampfer „Köln“ hat am 18. September Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt. Der Postdampfer „Frankfurt“, vom La Plata kommend, ist am 18. September Nachmittags in Antwerpen angekommen.

20. September. 3 T. B.) Der Postdampfer „Darm⸗ stadt“ ist am 19. September Morgens in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ hat am 19. September Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 19. September Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Em 8“ ist am 18. September Abends in New⸗York angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“ hat am 18. September Nachmittags die Reise von Suez nach Aden fortgesetzt.

„Hamburg, 19. September. (W. T. B.) Infolge des un⸗ günstigen niedrigen Wasserstandes der Elbe sind 107 Kähne der deutschen Elbschiffahrts⸗Gesellschaft „Kette“, die i hiesigen Hafen liegen, an der Weiterfahrt verhindert. 8

Port