1893 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Kampfgewühl auf dem Manöverfelde unbeirrt und ruhig seinen Gang. Ein flüchtiger Blick genügte, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß man es da mit einem wahren Muster eines Verpflegs⸗ Etablissements auf dem Manöverfelde zu thun habe. In einem der Zelte lagen auf Stroh über 20 000 Portionen von vortrefflicher Güte für Fassungen bereit. Andere Zelte dienten dazu, das Brot in zerlegbaren Trögen und auf zerlegbaren Platten zu be⸗ reiten. Eine Feldbäckerei von zehn Backöfen stand bereit, jeden Augenblick frisches Brot zu backen. Ein Stoß von Säcken voller Mehl, bedeckt von wasserdichten Decken, erhob sich nebenan,

während ein Rammbrunnen das zur Brotbereitung nöthige Wasser

lieferte. Das Magazin bestand aus einem Schuppen von hundert Metern Länge und sechs Metern Breite und barg Hunderttausende Portionen von Suppen, Gemüse, Kaffeeconserven u. s. w. Die Ver⸗ pflegsbeamten lagen ihrem Dienste mit hingebungsvollem Eifer ob, während mehrere Intendanturbeamte mit dem General⸗Intendanten der Manöver⸗Oberleitung an der Spitze den Verpflegsdienst beauf⸗ sichtigten und controlirten.

Eine aufmerksame Beobachtung des Feuerkampfes bei Warasdorf ließ einen charakteristischen Zug der Manöver mit rauchschwachem wahrnehmen. Die dunkelblaue Uniformfarbe der Infanterie teht in vollstem Einklange mit der Eigenschaft des rauchschwachen Pulvers, den Feind über Aufstellung und Stärke der eigenen Infanterie, beziehungsweise Artillerie im Unklaren zu lassen. Wiewohl bei Waras⸗ dorf heute ganze Corps in offenem, unbedecktem Terrain gegen einander kämpften, war es doch äußerst schwer, Schwarmlinie sowie geschlossene Abtheilungen wegen ihrer dunklen Uniformfarbe im Terrain genau wahr⸗ zunehmen. Diese Beobachtung wurde von einem als Autorität an⸗ erkannten fremdländischen Offizier gemacht. Ein weiteres erfreuliches Moment liegt darin, daß selbst die kritischen Augen der fremdländischen militärischen Fachmänner beim Manövriren zwischen den Truppen der gemeinsamen Armee und der ungarischen Landwehr keinen ins Gewicht fallenden Unterschied zu erkennen vermochten. Sie erklärten, daß weder in der Feuerdisciplin, noch in der Ruhe und Ordnung ihres Verhaltens im Gefecht die ungarische Landwehr der Linie nachstehe.

Auch heute folgten die Majestäten und Fürstlichkeiten mit un⸗ vermindertem Interesse wie an den beiden Vortagen dem Manöver⸗ verlaufe. Anfangs hatten Allerhöchstdieselben insgesammt auf der Höhe nächst Warasdorf ihren Standpunkt genommen, nur König Albert von Sachsen war gleich zu Beginn auf den linken Flügel der Südpartei geritten und sah von dort dem voraussichtlichen Hervor⸗ brechen des 2. Corps der Nordpartei aus den Waldungen entgegen. Nachher verfügten Sich auch Ihre Majestäten Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm dahin, desgleichen Herzog von Connaught, Prinz Leopold von Bayern, sowie die sämmtlichen Erzherzoge. Sowohl die Majestäten wie die Fürstlichkeiten verfolgten sodann den Stoß des 2. Corps in die linke Flanke und in den Rücken der Südpartei bis zum Rückzuge dieser letzteren. Kaiser Wilhelm ritt hierauf in gestreckten Galopp nach dem entgegengesetzten östlichen Flügel beider Parteien. Kaiser Joseph folgte den Rückzugskämpfen der Südpartei is Langenthal, wo das letzte Rückzugsgefecht stattfand. Gegen 1 Uhr 30 Minuten Nachmit⸗ tags ritten die Majestäten und Prinzen vom Manöverfelde bis Unter⸗ Pullendorf und kehrten von dort zu Wagen nach Güns zurück, wo⸗ selbst um halb 3 Uhr die Ankunft erfolgte. Das Wetter, anfangs prachtvoll, schlug gegen Mittag in einen starken, empfindlich kalten Wind um, welcher die rückmarschirenden Colonnen in dichte Staub⸗ massen hüllte. 8

Ueber den gestrigen (letzten) Manövertag berichtet „W. T. B.“: Der letzte Manövertag bildete nach dem Urtheil der erlauchten Gäste und des Kaisers Franz Joseph den Glanz⸗ punkt des ganzen Manövers. Um das nördliche Vorterrain von Güns zu behaupten, hatte sich die zweite Armee im Laufe der Nacht nach dem Rabnitzbache hin verstärkt, und es entwickelte sich ein großartiger Kampf auf einer Schlachtlinie von 20 km. Um 11 Uhr Vormittags unternahmen sämmtliche 6 Infanterie⸗ Divisionen der ersten Armee einen entscheidenden concentrischen Angriff auf die sehr starken Stellungen der zweiten Armee auf der Höhe oberhalb Loisdorf, Mannersdorf und Kloster⸗ Marienberg. In dem Augenblick, wo die 24 Bataillone der zweiten Armee den rasch andrängenden 30 Bataillonen der ersten Armee unter furchtbarem Feuergetöse ent⸗ egenstürzten, ließ der Kaiser abblasen: das Manöver und sognit die diesjährige Manöverperiode fanden um 12 ¼ Uhr ihren Abschluß. Die Majestäten und die Fürstlichkeiten hatten alle Phasen des Manövers mit der gespanntesten Aufmerksam⸗ keit verfolgt. Seine Majestät der Kaiser Wilhelm gab wieder⸗ holt Seiner hohen Befriedigung über die Action der Infanterie und der Artillerie Ausdruck. Der König von Sachsen äußerte Sich ebenfalls sehr anerkennend über beide Waffengattungen.

Nach dem Schluß der Manöver hielt der Kaiser Franz Joseph an die versammelten Erzherzoge, mit dem Chef der Manöver-⸗Oberleitung Erzherzog Albrecht an der Spitze, ferner an die Generalität und die Generalstabs⸗Offiziere eine An⸗

sprache, in welcher er seine Anerkennung über den Verlauf

der Manöver ausdrückte. Dem Erzherzog Albrecht sprach der Kaiser seinen wärmsten Dank für die aufopfernde und hingebungsvolle Leitung der Manöver aus. Dem Chef des Generalstabs FZM. Freiherrn von Beck zollte der Kaiser die höchste Anerkennung für die so kriegsmäßige Anlage der Manöver. Den Armee⸗Commandanten, Corps⸗ Commandanten und Generalstabs⸗Offizieren dankte der Monarch für die gelungene Durchführung der Manöver und zollte den Truppen aller Waffengattungen uneingeschränktes Lob.

Kaiser Franz Joseph hat einen Armeebefehl erlassen, in welchem er seine hohe Befriedigung über den kriegsgemäßen Ent⸗ wurf und die Ausführung der Manöver ausspricht, die Kriegs⸗ tüchtigkeit aller beiheiligten Truppen der Armee und der beiden Landwehren mit Anerkennung hervorhebt und seine besondere Befriedigung darüber betont, daß infolge des zielbewußten Vorgehens sämmtlicher berufenen Factoren und infolge der herrschenden Disciplin der Gesundheitszustand der Truppen ein ausgezeichneter geblieben sei. Der Armeebefehl schließt mit dem Hinweis, daß der Kaiser und die Monarchie voll Vertrauen auf die ganze Wehrkraft blicken, welche mit ununterbrochener Ausdauer sich der Vervollkommnung ihrer widme und sich aller Pflichten vollkommen be⸗ wußt sei.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Wien hat Seine Majestät der Kaiser Wilhelm dem Ihm zugetheilten Corps⸗Commandanten, General der Cavallerie Prinzen zu

Windischgrätz den Schwarzen Adler⸗Orden verliehen.

* 9

Für die Zeit vom 1. April 1893 bis zum Schlusse des onats August 1893 sind von Einnahmen (einschließlich der creditirten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie von anderen Einnahmen im Deutschen Reich zur Anschreibung gelangt: Zölle 139 201 477 (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres 27 533 571 ℳ), Tabacksteuer 3 825 756 (+ 164 152 ℳ), e 1 688328 (+ 51 393 757 ℳ), Zucker⸗ teuer 26 833032 (+ 4 555 057 ℳ), Salzsteuer 15 958 384 (+ 637 906 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterial⸗ steuer 975 230 (— 1 903 324 ℳ), Verbrauchsabgabe von

Branntwein und Zuschlag zu derselben 47 814 832 (+ 4 701 220 ℳ), Brausteuer 11 750 602 (+ 683 855 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 1 468 797 (+ 74 897 ℳ); Summe 246 139 782 (+ 32 773 949 ℳ). Spiel⸗ kartenstempel 404 5509 (+ 9851 ℳ), Wechsel⸗ stempelsteuer 3 386 119 (+ 131 140 ℳ), Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 1 298 236 8 17 064 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 3 529 501 (— 304 293 ℳ), c. Loose zu: Privatlotterien 958 806 + 60 542 ℳ), Staatslotterien 2 418 630 (— 161 262 ℳ). oste⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 102 053 844 (+ 4 847 705 ℳ), Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 25 919 000 (+ 945 000 ℳ). F Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme abzüglich der Aacführvergütungen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende August 1893: Zölle 125156382 (— 32 902 347 ℳ), Tabacksteuer 3 358 964 (— 27 220 ℳ), Zuckermaterialsteuer 1 681 206 (— 18 490 180 ℳ), Zuckersteuer 31 081 815 ℳ, darunter Verbrauchsabgabe nach dem Gesetz vom 7. Juli 1887 = 1 376 288 (+ 9 260 529 ℳ), Salzsteuer 16 209 607 (+ 678 947 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 6 387 003 (— 1 486 113 ℳ), Verbrauchsabgabe von Brannt⸗ wein und Zuschlag zu derselben 42 020 488 (+ 1 798 821 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 11 235 895 (+ 640 790 ℳ); Summe 233 768 948 (— 40 526 773 ℳ).

Spielkartenstempel 484 110 (— 15 684 ℳ).

Nachdem der Colonialrath in seiner Mittwoch⸗Sitzung sich noch mit der Frage der Errichtung von Privat⸗Transit⸗ lagern in Togo, sowie mit der Frage der ausschließlichen Handelsberechtigungen in Kamerun beschäftigt hatte, tagte am Donnerstag Vormittag die Commission für die Berathung des Entwurfs der Enteignungs⸗Verordnung für Ost⸗Afrika. Um 2 Uhr trat sodann der Colonialrath zu einer weiteren Plenar⸗ sitzung zusammen und setzte zunächst die Verhandlungen über die Fürsorge für die befreiten Sklaven fort. Nach längerer Debatte einigte sich die Versammlung auf folgende, die ge⸗ stellten einzelnen Anträge zusammenfassende Resolution:

„Der Colonialrath empfiehlt im Anschluß an Art. VI und XVIII der Brüsseler Generalacte, sofern es nicht möglich ist, die infolge des Anhaltens oder der Auflösung eines Sklaventransports freigewordenen Sklaven in ihr Heimathland zurückzusenden und ihren Familien zurückzugeben,

1) für die Erziehung und Unterbringung der verlassenen Kinder in geeignet erscheinenden Anstalten, z. B. den Waisenhäusern der Missionen oder in geeigneten Familien wie bisher Sorge zu tragen,

2) den Erwachsenen, soweit denselben eine ihre Freiheit und ihren Unterhalt sichernde Arbeitsgelegenheit nicht verschafft werden kann, zu einer seßhaften Unterkunft behilflich zu sein.

Für diese Ansiedelung sind zu wählen entweder bereits bestehende Niederlassungen, in welchen die befreiten Sklaven an Volksgenossen Vorbilder der Arbeit und der Gesittung finden, oder falls dies nach örtlichen Verhältnissen nicht möglich erscheint, ist die Anlage beson⸗ derer Stationen in Aussicht zu nehmen. In diesen Ansiedelungen sollen die befreiten Sklaven in den Stand gesetz werden, sich ihre Existenzmittel hauptsächlich durch Ackerbau selbst zu verschaffen. Die Ordnung der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit soll sich thunlichst den einfachen afrikanischen Verhältnissen anschließen. ür Förderung der Erziehung und Gesittung ist die Mitarbeit der Mission in An⸗ spruch zu nehmen.“ 2

Der Colonialrath ging sodann zur Berathung der Etatsentwürfe über und begann mit dem Etat für das Schutzgebiet in Kamerun. Hierbei wurde auf Anregung des Freiherrn von Tucher die bei der Balinga⸗Station eingetretene Katastrophe zur Sprache gebracht, bei welcher der Premier⸗Lieutenant von Volckammer seinen Tod gefunden hat. Seitens des mit den Verhältnissen an Ort und Stelle vertrauten Haüptmanns Morgen und von dem Vorsitzenden wurden die erforderlichen Aufklärungen mit dem Hinzufügen gegeben, daß ein abschließendes Urtheil erst möglich sein werde, wenn der in der nächsten Zeit erwartete Freiherr von Stetten von seiner Expedition zurückgekehrt sein wird.

Nach Schluß der Plenarsitzung trat die Commission für d Enteignungs⸗Verordnung zu nochmaliger Sitzung zu⸗ ammen.

In der heutigen Sitzung des Colonialraths wurden die Berathungen der Etats fortgesetzt. Bei dem Etat für Kamerun sprach sic der Colonialrath auf Anregung und auf An⸗ trag des Herrn Woermann Durchführung des deutschen Maß⸗, Münz⸗ und Gewichtssystems aus. Der Etat für Togo wurde ohne weitere Debatte durchberathen. Bei dem Etat für Südwest⸗Afrika wurde die Lage der dortigen Verhältnisse besonders auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Kämpfe mit Hendrik Witbooi einer eingehenden Be⸗ sprechung unterzogen. Ingleichen wurde auf die mangel⸗ hafte Verbindung des Schutzgebietes mit dem Mutter⸗ lande, sowie auf die Nothwendigkeit der Anlegung einer ge⸗ sicherten Landungsstelle an der ““ ündung hin⸗ gewiesen. Der Colonialrath war darüber einig, daß eine wirk⸗ same Niederwerfung Witbooi’'s mit allen Mitteln erstrebt werden müsse und nahm in diesem Sinne folgende An⸗ träge an:

1) Der Colonialrath hält es für nöthig, dem gegenwär⸗ tigen Kriegszustand in Südwest⸗Afrika und den damit verbundenen Mißständen ein schleuniges Ende zu bereiten und den Herrn Reichskanzler, fortgesetzt die hierzu geeigneten

aßregeln zu ergreifen.

2) Er hat mit Befriedigung Kenntniß genommen, daß die Bemühungen der Regierung fortgesetzt auf die Verbesserung der Post⸗ und Telegraphenverbindung, sowie auf Gewinnung einer gesicherten Landungsstelle an der Swachaub⸗Mündun gerichtet sind. Zur Vorbereitung der letzteren empfiehlt sic

die Verwendung eines angemessenen Theils des für außer⸗ ordentliche Ausgaben C Betrages.

Die Berathungen werden heute Nachmittag fortgesetzt und oraussichtlich zu Ende geführt werden.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt sind aus Ham⸗ burg 17 Neuerkrankungen an Cholera, darunter 2 mit tödt⸗ lichem Ausgange, außerdem 1 Sterbefall unter den früher Erkrankten für die Zeit vom 21. bis 22. September Morgens angezeigt worden; aus Altona 1 Erkrankung.

In Berlin ist bei zwei Schifferleuten, die mit dem gestern erkrankt gemeldeten Bootsmann auf demselben Fahr⸗ zeuge sich befunden hatten, gleichfalls Cholera nachgewiesen.

Wie bekannt, hat die Welt⸗Ausstellung in Chicago in dem ersten Monat nach ihrer Eröffnung nur einen verhält⸗ nißmäßig geringen Besuch zu verzeichnen gehabt; bei einer Gesammtheit von 1 050 037 zahlenden Besuchern entfallen unter Außerachtlassung der Sonntage, an denen die Ausstellung zu jener Zeit geschlossen gehalten wurde, durchschnittlich 38 890 Personen auf den Tag. Dieses ungünstige Ergebniß darf indessen nicht überraschen, da auch die früheren internatio⸗ nalen Ausstellungen unmittelbar nach der Eröffnung nur mäßigen Zuspruchs sich zu erfreuen hatten. Nach Zeitungs⸗ nachrichten aus Chicago wurde die Columbische Welt⸗Aus⸗ stellung im Juni bereits von 2 675 113, im Juli von 2 760 263 zahlenden Personen besucht, während der Monat August die stattliche Zahl von 3 515 493 zahlenden Besuchern aufweist, seinen Vorgänger also um 755 230 Besucher über⸗ ragt. Unter Abrechnung der Sonntage, welche nur einen kaum nennenswerthen Verkehr im Jackson⸗Park zeigten, ergiebt sich sonach durchschnittlich ein täglicher Besuch im Juni von 102 889 zahlenden Personen, im Juli von 106 164 zahlenden Personen, im August von 130 203 zahlenden Personen. Noch erfreulicher scheint sich das Bild für den laufenden Monat zu gestalten; denn gemäß den bisher vorliegenden Be⸗ richten wurden am 1. September 126 778, am 2. September 152 063, am 4. September 161 854 Eintrittskarten verkauft. Hiernach stellt sich das Ergebniß weit günstiger, als von manchen Seiten anfangs angenommen wurde, und dürfte bei dem er⸗ fahrungsgemäß wohl zu erwartenden weiteren Fortschreiten der Besuchsziffer kaum erheblich hinter den urspruͤnglich gehegten Erwartungen zurückbleiben.

Die Directoren haben laut Meldung des „W. T. B.“ vom gestrigen Tage beschlossen, die Ausstellung am 31. Oktober TT8

Der Regierungs Rath Meyer ist von der Königlichen e tg in Danzig an diejenige in Magdeburg versetzt worden.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor von Damnitz ist dem Landrath des Rheingaukreises überwiesen worden.

Die neuernannten Regierungs⸗Assessoren Hagemann und Pitsch⸗Schroener sind den Landräthen der Kreise Berent bezw. Schroda und der Regierungs⸗Assessor von öö1 in Magdeburg dem Landrath des Kreises Herford zur vi feleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Vaden.

Für die Ergänzungswahlen zur Zweiten Kammer sind der „Frkf. Ztg.“ zufolge die Wahlmaͤnner⸗Wahlen auf den I Abgeordneten⸗Wahlen auf den 30. Oktober anberaumt worden.

Oldenburg.

(H.) Der frühere Großherzoglich oldenburgische Justiz⸗ Minister Tappenbeck ist am 19. d. M. im 74. Lebensjahr verstorben. Er bekleidete von 1878 bis 1887 den Posten als Vorstand des Departements der Justiz und der Kirchen und Schulen, bis ihn ein andauerndes körperliches Leiden ver⸗ anlaßte, im April 1887 seinen Abschied zu nehmen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin sind von ihrer Reise nach Schneeberg in Krain vorgestern wieder in Rudolstadt eingetroffen.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Die Kaiserin ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern Vormittag aus Venedig in Gödöllö eingetroffen.

Die österreichische Regierung hat für den Grenzverkehr mit Futtermitteln nach Deutschland in ähnlicher Weise Erleichterungen von dem österreichischen Futterausfuhr⸗ verbot bewilligt, wie solche deutscherseits üon fruͤher von dem in Deutschland erlassenen Futterausfuhrverbot für den Verkehr an den Grenzen gewährt worden sind.

Gestern trat dem „Frdbl.“ zufolge die österreichisch⸗ ungarische Zollconferenz zusammen, um über die vor einigen Wochen übergebenen Vorschläge der Regierung wegen Abschlusses eines Meistbegünstigungs⸗ vertrags Beschluß zu fassen und den Regierungsvertretern die nöthigen Instructionen zu ertheilen. 18

Der ungarische Justiz⸗Minister von Szilagyi präsidirte am Dienstag in Harkany dem Ober⸗Baranyaer reformirten Kirchenconvente. Nachmittags fand ein Banket statt, wobei der Minister, der in einem Toaste als Vorkämpfer des wahren Liberalismus gefeiert wurde, mit einer längeren Tischrede antwortete. Er erklärte, es freue ihn, die Seelsorger und Lehrer der reformirten Kirche vereint nach den gemeinsamen 8 Zielen streben zu sehen. Dies freue ihn umsomehr, weil für die Seelsorger aller Confessionen die Prüfungszeit ihrer politischen Ueber⸗ zeugung herannahe. Man fasse die Wegtaufungsfrage, wie auch die auf dem Tapet befindlichen kirchenpolitischen

ragen falsch auf. Der Liberalismus gefährde den

lauben nicht, denn er sei der treueste Freund der Religion, da er jeder Religion die Freiheit gebe. Der Minister fürchte daher nicht für die Religion, die unter der Fohne des Liberalismus stark geworden sei Deshalb wünsche jeder Reformirte die Gleichberechtigung der Religionen, nicht dem Liberalismus zuliebe, sondern aus Ueberzeugung. deI erhob sein Glas auf den vereinigten Kampf unter der Fahne des Liberalismus.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause erklärte gestern, einem Bericht des „W. T. B.“ zufolge⸗ der Parlaments⸗Secretär des Colonialamts Buxton, daß die Politik der Regierung, betreffend das Maschonaland, weder unbestimmt noch veränderlich gewesen ei. Alle ernsten Ruhestörungen im Maschonalande berührten ast sicher den Frieden im Betschuanenlande und würden weitreichende Folgen überall in Süd⸗Afrika haben; die Regie⸗ rung sei daher gezwungen, Sorge zu tragen, daß der Krieg gegen Lobengula nicht leicht begonnen werde. Die süd⸗ afrikanische Gesellschaft habe volle 28 einem An⸗ griffe entgegenzutreten, und sei jetzt stärker für eine Defensive und eg. als vor sechs Wochen. Obwohl die Regierung auf Einholung ihrer vorheriggen Zustimmung zur Offensive bestehe, stehe es der Südafrikanischen Gesellschaft

sie von den Matabeles angegriffen werde, siven Operationen zu unternehmen. Hierauf wurde der Antrag Sir W. Harcourt's, heute die Berathungen bis zum 2. No⸗ vember zu vertagen, angenommen. Bei der Berathung des indischen Budgets bemerkte der Parlaments⸗Secretär für Indien George Russel hinsichtlich der jüngsten Maß⸗ regeln in der Währungsfrage: es sei wichtig, hervor⸗ zuheben, daß die indische Regierung, obschon sie wünsche, daß der Werth der Rupien stabil 16 Pence betrage, dennoch keineswegs versucht habe, diesen Curs feestzustellen. Sie habe noch nicht einmal beschlossen, ob dieser Curs von 16 Pence permanent festgestellt werden solle oder welche weiteren Maßregeln ergriffen werden sollten, um die Goldwährung effectiv einzuführen. Falls infolge der bisherigen Maßregeln Gold nach Indien gesandt und der dortigen Regierung gezahlt werde, dürfte der Zeitpunkt, wo Gold geprägt und als legales Zahlungsmittel erklärt werden wird, beschleunigt werden; aber gegenwärtig könne die indische Regierung noch keine Zusage über ihre zukünftige Action in dieser Hinsicht machen. Die ‚Daily News“ theilt mit, Sir Henry Norman sei die Vicekönigs⸗Würde von Indien bedingungslos an⸗ geboten worden und ebenso sei die Annahme bedingungslos esaggt. Der nachträgliche Verzicht habe die Regierung über⸗ rascht. In der britischen Marine herrscht gegenwärtig eine außergewöhnliche Bauthätigkeit. In nächstenn Zeit 18 die Flottenreserve um zwei mächtige Kriegsschiffe verstärkt werden, die auf der Werft von Chatham fertiggestellt worden sind: „Empreß of India“ und „Grafton“. Erstere ist ein Schlacht⸗ schiff erster Klasse von 14 150 t und 13 000 Pferdekräften und am 7. Mai 1891 in Pembroke vom Stapel gelaufen, Der „Grafton“, ein mit einem Schutzdeck versehener Kreuzer erster Klasse von 7350 t und 12 000 Pferdekräften, ist am 30. Januar 1892 vom Stapel gelaufen. Die Herstellungskosten beider Schiffe betragen zusammen 26 724 000 ℳ, wovon auf die „Empreß of India“ allein 16 932 000 entfallen. Troetz der Höhe der angegebenen Summe muß man dieses Schiff doch als eines der billigsten seiner Art bezeichnen. Man nimmt an, daß es mit einer Besatzung von 650 Köpfen an Stelle des „Rodney“ in das Kanalgeschwader eingestellt werden wird. Nach A“ Flottenmanöver wird der neue Kreuzer „Theseus“ seine Dampfproben abhalten, um seefertig gemacht zu werden. Auch die Instand⸗ setzungsarbeiten am Schlachtschiff „Howe“ nehmen einen guten Fantgang und lassen hoffen, daß das Schiff noch vor Jahres⸗ schluß wieder seedienstfähig sein wird. Mehr als 1000 Mann sind mit den Arbeiten an dem „Howe“ beschäftigt. Die Vorbereitungsarbeiten zum Bau des Kreuzers zweiter Klasse „Eclipse“ sind so weit gediehen, daß binnen kurzem auf der Werft zu Portsmouth der Kiel wird gestreckt werden können. Die „Eclipse“ soll nach einem ganz besonderen Plane gebaut werden und manche Ver⸗ besserungen erhalten, die sich als wünschenswerth herausgestellt haben. Das Torpedo⸗Kanonenboot erster Klasse „Speedy“ geht auf der Werft in Chiswick rasch seiner Vollendung ent⸗ egen. Die Admiralität hat angeordnet, daß die neuen Torpedobootsjäger „Ferret“ und „Lynk“ nach erfolgter Fertig⸗ snnlung der Werftreserve in Devonport überwiesen werden. Auch sollen zwei neue Sloops, die die Namen „Torck“ und „Alest“ führen werden, auf Stapel gelegt werden. ““

Frankreich. 8 8 Das Programm der Feste anläßlich des russischen Flottenbesuchs wird erst im näch 8 Meaisruh r voraussichtlich am 28. d. M. abgehalten werden wird, fest⸗ gestellt werden. Bisher giebt es lediglich nur Projecte. Die egierung scheint aber shon etzt entschlossen zu sein, die meisten der vorgeschlagenen esilbehkeiten abzulehnen. Nach einer Mittheilung der „Magdb. Ztg.“ würde außer der Vorstellung in der Oper, dem Empfang im Elysée und dem Ball im Rathhause kein weiteres Fest statt⸗ finden; insbesondere habe der Minister des Aeußern Develle das Bankett, das die Presse zu Ehren der russischen Gäste ver⸗ anstalten wollte und wozu 2500 Personen geladen werden sollten, verworfen. Ueberdies habe die Regierung verfügt, daß außer den hierzu berufenen amtlichen Persönlichkeiten niemand Ansprachen an die Russen halten dürfe.

FItalien.

Der Ministerrath hat seine Berathungen über die Er⸗ hebung der Eingangszölle in Gold beendigt und sich, dem „W. T. B.“ zufolge, dahin entschieden, daß bei der gegenwärtigen Marktlage eine solche Maßregel nicht 1““ . 111“

Serbien.

Der König ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach Belgrad zurückgekehrt und bei seinem Eintreffen festlich empfangen worden.

Nach einer Mittheilung des Finanz⸗Ministeriums betrugen die Zolleinnahmen im ersten Halbjahr 1893 5 498 083,60 Dinars gegen 3 978 058,96 Dinars im ersten Halbjahr 1892, mithin mehr 1 520 024,64 Dinars.

Bulgarien.

Der Redacteur des Oppositionsblatts „Swobodno Slowo“, der in fünf Fällen der Verleumdung Stambulow'’s sowie anderer Beamter angeklagt war, ist, wie „W. T. B.“ 11 ofia berichtet, zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt worden. 8

Amerika. 8

Eine dem „New⸗York Herald“ aus Montevideo zuge⸗ gangene Depesche meldet, daß der Admiral Custodio de Mello bei der Einnahme von Nictheroy eine große Menge von Kohlen, Lebensmitteln und Munition erobert Cabe. Die Regierungstruppen hätten 60 Todte und 120 gerwundete verloren. Die telegraphischen Verbindungen seien mit allen Theilen Brasiliens wiederhergestellt, doch wur⸗ den keine politischen Depeschen angenommen. Handels⸗ depeschen in offener Sprache würden ohne Aufenthalt befördert. Der Staat San Paolo solle sich für die Insurgenten erklärt Vheen. Alle Anzeichen wiesen auf einen Erfolg der Auf⸗ stäändischen hin. Die Garnison des Forts in Rio Grande sei perüstet, dem Angriff der Aufständischen Widerstand zu leisten. Es bestehe die Absicht, die Stadt gleichzeitig von der Land⸗ und von der Seeseite anzugreifen.

Nach Meldungen des „Reuter'schen Bureaus“ aus Buenos Aires von gestern haben der Präsident und die Minister die Nacht im Regierungspalaste zugebracht; General Pellegrini ging um 2 Uhr

.“

die nöthigen offen⸗

früh mit 15 000 Mann auf der

Eisenbahn nach Tucuman ab, um in dieser Provinz die Ruhe wiederherzustellen. Die Aufständischen be⸗ drohen Santiago del Estero. Die Zeitungen sind in Buenos Aires einer strengen Censur unter⸗ worfen. Cordoba ist ruhig; der dortige Gouverneur hat die Nationalgarde mobil gemacht. Die Regierung hat die Generale Levalle und Arredonda nach Mendoza und Cordoba entsandt. In Paris eingetroffene Nachrichten besagen, mehrere radicale Führer und in die Ver⸗ chwörung verwickelte Offiziere seien verhaftet und an Bord eines Panzerschiffes gebracht worden. Den Blättern sei die Veröffentlichung von Nachrichten über die Lage verboten. Dem „Reuter’'schen Bureau“ zufolge betrage die Zahl der ver⸗ Radicalen etwa dreißig. Der Chef der Radicalen Alem habe nicht ermittelt werden können. Weiteren in Paris eingetroffenen Nachrichten aus Buenos Aires von gestern zufolge haben sich die Truppen von Corrientes empört. Auch die im Parana⸗Strome stationirten Kanonenboote „Republica“ und „Bermejo“ haben sich aufgelehnt. Die Radicalen haben die Eisenbahnlinie zerstört, um die Ankunft des Generals Pellegrini in Tucuman zu verhindern.

Afrika.

Das General⸗Secretariat des Congostaats hat nach einem Telegramm des „H. T. B.“ aus Brüssel den dortigen Zeitungen von einem Briefe des Commandanten der Expe⸗ dition am oberen Congo Kenntniß gegeben, worin dieser sage, daß sich unter den Gegenständen, die er den Arabern abge⸗ nommen habe, ein Emin Pascha's vorgefunden habe. Dieser enthalte außer dem Koran und einigen anderen Büchern Aufzeichnungen und Documente über die Arbeiten Emin’s. Der Tod Emin Pascha's werde als gewiß angesehen.

Gesundheitswesen Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

Verordnung der Königli panischen Regierung vom 16. d. M. ist die gegen Antwerpen und Umgebung angeordnete Quarantäne unter bestimmten Bedingungen aufgehoben worden. (Vgl. „Reichs⸗Anz.“ Nr. 206 vom 28. August.)

Herkünfte von Hamburg, welche nach dem 4. d. M. von dort abgegangen sind, unterliegen einer Quarantäne.

. Schweden. Durch Bekanntmachung des Commerzcollegiums werden Hamburg und Umgebung, sowie sämmtliche Häfen an der Elbe seit dem 18. d. M. 1 8 eck mit Umgebung seit dem 20. d. M. für cholerainficirt erklärt.

W

Durch

1u“ Norwegen. „Die Königlich norwegische Regierung hat übrigen Elbhäfen als choleraverseucht erklärt.

8 I“ b „Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des König⸗ lich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 19. d. M. sind die Vorschriften des Gesetzes vom 2. Juli 1880 über die gesundheitspolizeiliche Unter⸗ suchung für alle Schiffe in Wirksamkeit gesetzt worden, die von Ham⸗ burg oder anderen Häfen der Elbe, von Lübeck und Kiel kommen oder mit den von dort kommenden Schiffen auf der Reise in Be⸗ rührung gewesen sind.

Gleichzeitig sind die Vorschriften der Verordnung vom 9. d. M., betreffend ärztliche Beaufsichtigung von in Dänemark ankommenden Personen (vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 223 vom 16. d. M.), gegen die ge⸗ nannten Häfen in Kraft gesetzt und das Verbot der Einfuhr der in der eben erwähnten Nummer des „Reichs⸗Anzeigers“ näher bezeichneten Gegenstände auch auf Provenienzen aus den in Rede stehenden Hafen⸗ plätzen ausgedehnt worden. 8

8

Hamburg und die

1“ 1.“ 8 Cholera. 8— 11“X“

Nach den aus den städtischen Krankenhäusern im Rathhause bis 10 Uhr Vormittags eingegangenen Meldungen ist bei den drei gestern aus dem Krankenhause Moabit gemeldeten Schiffsleuten Cholera asiatica festgestellt worden. Die Krankenhäuser am Friedrichshain und am Urban sind auch heute noch frei von cholerakranken und choleraverdächtigen Personen.

Hamburg, 21. September. „W. T. B.“ meldet: Von den bis heute Morgen hier vorgekommenen 12 neuen Erkrankungen an Cholera entsallen auf die Neustadt 2, auf Barmbeck 2, Hohenfelde 1, Eimsbüttel 2, St. Pauli 4 und Dampfer „Amstel“, welcher am 16. d. M. von Amsterdam hier angekommen ist, 1.

Altona, 21. September. Gestern ist nach Meldung des „W. T. B.“ hier keine neue Erkrankung an Cholera vorgekommen. Die gestern als an Cholera erkrankt gemeldete 74 jährige aus der Holstenstraße (vergl. Nr. 227 d. Bl.) ist in der vergangenen Nacht gestorben.

Charleroi, 21. September. Hier ist dem „W. T. B.“ zufolge ein Todesfall unter choleraartigen Erscheinungen vorgekommen.

Nr. 38 der „Veröffentlichungen des Kaiferlichen Gesundheitsamts“ vom 20. September hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten (Cholera ꝛc.). Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. ”5 in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 8 Desgl. gegen Gelbfieber. Gesundheitsstand in Niederländisch „Indien. Gesetzgebung u. s. w. (Preußen. Reg.⸗Bez. Danzig). Maul⸗ und Klauenseuche. (Ham⸗ burg). Gesundheitspolizeiliche Controle der Seeschiffe. (Oesterreich). Behandlung von Seeschiffen. (Norwegen). Cholera. (Rußland. Finland). Cholera. (Brasilien). Reichsgefundheitsordnung. Gang der Thierseuchen in Großbritannien, 1. Januar bis 1. April. sibirische Pest in

Desgl. in Belgien. Desgl. Rinderpest und

Rußland. Viehseuche in Niederländisch⸗Indien. Zeitweil

Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bez. Merseburg, reich)h. Rechtsprechung. Verwechselung der Aufschriften einer äußer⸗ lich und innerlich zu gebrauchenden Arznei durch einen Apotheker⸗ gehilfen. Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungs⸗ mittelgesetz (Tubereulose). 1 .

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Juristische Personen (also auch der Staatsfiscus) haften, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Cwilsenats, vom 19. Mai 1893, im Gebiete sowohl des gemeinen, wie des Preußischen all⸗ gemeinen Landrechts für schuldhafte Handlungen und Underlassungen ihrer Vertreter innerhalb ihres Geschäftskreises au außercontraetlich in demselben Maße, wie natürliche Personen üer

eigenes Verschulden.

Haben Personen, zwischen welchen Streitigkeit t. einen Rechtsanwalt veranlaßt, durch 2 Tbütgkeit zweh ihnen eine güͤtliche Verständigung derbetzuführen, so dann. nach

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1893, wenn es später doch zum Prozesse zwischen den Verhandelnden gekommen ist, der Rechtsanwalt nicht gezwungen werden, über den Inhalt der vor ihm geführten Verhandlung im Prozesse als Zeuge Auskunft zu geben.

b auptmann's neue Komödie „Der Biberpelz“. die gestern Abend ihre erste Aufführung erlebte, konnte sich wenigstens biner grohen Wirkung rühmen: beim Schluß der Komödie nämlich beherrschte die Zuschauer noch dieselbe neugierige Erwartung, dieselbe Spannung, die in der Regel im Beginn eines Schauspiels erregt wird. an wartete bis zum letzten Augenblick darauf, daß die Handlung endlich beginnen werde, sodaß viele Zuschauer beim letzten Fallen des Vorhangs meinten, nun werde das eigentliche Theaterstück erst anfangen. Diese gründliche Enttäuschung gab dem unbefangenen Theil der Zuschauer den Muth zu einer heftigen Opposition, die den lauten Beifall, der sonst jedem Aufzuge gefolgt war, doch einigermaßen richtig stellte.

Der Biberpelz, der dem Stücke den Titel gegeben hat, spielt in der Komödie keine größere Rolle als etwa eine Fuhre Knüppelholz und ein Reh, alles Gegenstände, welche die findige Waschfrau Wolff stiehlt oder stehlen läßt. Man sieht diese verschmitzte, mit einem Beigeschmack von Naivität moralisirende Frau aus dem Arbeiter⸗ stande, die einen feinen Unterschied zwischen „mausen“ und zstehlen“ macht und dabei die Seele einer Diebesfamilie ist, bescheiden ihrer Arbeit nachgehen; mit größter Seelenruhe schlägt sie der ganzen ehrbaren Nachbarschaft des Dorfes, den Herrn Amtsvorsteher eingeschlossen, ein Schnippchen und geht, nachdem sie dem obersten r ihres Dorfes noch einen guten Rath ertheilt hat, un⸗

elästigt nach Haus. Der erste Aufzug, der die verschiedenen Charaktere, die untreue Waschfrau, ihren stumpfsinnigen Ehemann und die viel⸗ versprechenden, leichtfertigen Töchter im Entstehen vorführt, konnte allenfalls für eine etwas weit ausgesponnene Exrposition gelten, aber es kam zu keiner dramatischen Entwicklung;

Streiten, Verwunderung und nutzloses Schreien über die Diebstähle bildeten die einzige Thätigkeit der Personen der Komödie bis zum Schluß. Dieser Dürre an Handlung steht als Ausgleichung aber auch nicht einmal eine tief und gründlich angelegte Cbarakterftude gegenüber, wie sie in des Verfassers „College Crampton“ zu finden ist und die man doch wenigstens erwarten durfte, wenn man schon auf die Entwickelung eines Charakters aus einer fortschreitenden Hand⸗ lung verzichten wollte. Der Dichter führt in seiner neuen Komödie eine große Zahl von Personen ins Feld, die beinahe alle gleichwerthig unbedeutende Rollen spielen. Die einzelnen Figuren sind treffend in ihrer Eigenart angedeutet, aber sie erscheinen wie Augenblicksbilder, photographisch treu, verschiedenartig in ihrem Aussehen und Ausdruck in dem gegebenen Augenblick, aber durchaus unkünstlerisch. Auch die Waschfrau Wolff bildet hiervon kaum eine Ausnahme, trotzdem ihr der weiteste Raum zur Bethätigung gegönnt ist; sie stiehlt mit Gemüthsruhe wie eine Rabe, ermahnt ihre Adelheid, die Bibelsprüche ordentlich zu lernen, weint vor Rührung beim Anblick eines kleinen Jungen, weil sie ihres eigenen gedenkt, und ist überhaupt eine erstaunliche aber nicht ganz unwahre Mischung von gutherzigem Gefühl und verwilderten Sittlichkeitsbegriffen. Der bornirte Amtsvorsteher von Wehrhahn in seiner souveränen Selbstherrlichkeit und der ewig schläfrige Amtsdiener, dem man den Gewohnheitstrinker ansieht, sind keine wahren Gestalten aus der Gegenwart; innerlich unnatürlich, er⸗ innern sie unwillkürlich an komische Typen aus dem Anfange unseres Jahrhunderts. In dem naturalistischen Bilde aus der Gegenwart, das Gerhart Hauptmann hier geben will, nehmen sich diese Figuren fremdartig und verwunderlich aus. Was an Satire in diesen beiden Figuren steckt, ist scharf und höhnisch, aber nicht belustigend.

Wer nun allen diesen Mängeln gegenüber wenigstens einen humorvollen Dialog und eine komische Scenenführung erwartete, mußte sich auch an dem guten Willen des Verfassers genügen lassen. Anläufe dazu sind vorhanden, hatten aber im allgemeinen wenig Erfolg. Im ersten Act hält der Amtsdiener den Dieben die Laterne, als sie sich zum Stehlen rüsten; im dritten Act hält der Bestohlene sein veruntreutes Gut, ein Stück von dem gestohlenen Knüppelholz, das er in der Küche der Waschfrau gefunden hat, in der Hand und benutzt es, um seinen Glauben an die Ehrlichkeit

der Diebin und seine Entrüstung über die mangelhafte t . tung mimisch zu bekräftigen; im letzten Act prägt der mit einseitiger Beschränktheit alle Beweise, die zur Entdeckung des Pelzdiebes führen könnten, in entlastende Momente für die vor ihm sitzende Diebin und des dumm dreinschauenden Hehlers um. In der Anlage dieser Scenen liegt offenbar Humor, aber der Ver⸗ fasser hat es nicht verstanden, ihn gegenständlich heraus⸗ zuarbeiten, und so verliefen auch diese Scenen flach im Sande. Es blieb also in der That nichts übrig, als eine Reihe in den Hauptzügen naturtreuer Augenblicksbilder; diese aber machen kein Drama. Der „Biberpelz“ soll ein Theaterstück sein, besitzt aber keine Handlung; er soll eine Komödie sein und besitzt keinen Humor. Mit der Darstellung konnte man sehr zufrieden sein; aber sie vermochte trotz ihrer Vorzüglichkeit nicht alles zu ersetzen, was der Dichter schuldig blieb. Im Vordergrunde stand Fräulein Elsa Lehmann als Waschfrau Wolff; die Formlosigkeit und Farblosigkeit ihres Costüms ließen an Naturtreue nichts zu wünschen übrig; diesem äußeren Menschen entsprachen aber auch die robuste Bewegung und die derbe Redeweise, die öfters durch eine natürliche Freundlichkeit und kluge Vorsicht im Umgang mit den angesehenen Einwohnern des Orts semildert wurde. Herr Engels mußte als Amtsvorsteher von Wehr⸗ hahn zur grotesken Komik seine Zuflucht nehmen, um eine energische Lachwirkung zu erzielen; nicht was er zu sagen hatte, rief Heiterkeit hervor, sondern wie er es sagte, und das stumme Spiel, mit dem er seine Reden einleitete und unterbrach. Wenn dieser Amtsvorsteher die Augendrauen hob, den Riesenbleistift schwang oder die Arme über⸗ einanderschlug, rief er unwiderstehlich stürmisches Gelächter hervor; aber da er sich in diesem Spiel stetig wiederholen mußte, versagte schließlich auch hier die Wirkung. Lobend hervorzuheben sind noch die Damen Petri und Retty und die Herren Pittschau, Merten, Pohl und Retty, die in kleineren Rollen thätig waren.

Lessing⸗Theater.

Das Volksstück, Der Meineidbauer“ von Ludwig Anzen Aruber, welches deim letzten Gastspiel der „Münchener“ unter Dirertor Hofpauers Leitung im Januar vorigen Jahres am ehemaligen Belle⸗Alliance⸗Theater in einer musterhaften Darstellung als Ein⸗ leitung?⸗Vorstellung rt wurde, wurde gestern Abend an dieser, um die über scher Stücke verdienten Stätte in neuer Einstudirung und mit neuer Besetzung mehrerer Rollen zum ersten Mal Die ungeheure Kraft des Verfassers, mit

b in diesem ergreifenden Werk die und die Heuchelei geißelt, erweckten auch Theilnahme bei den Zuschauern. In der sbauers Mathias Ferner (Meineidbauer) den dem Di g so akteristisch gegeich troßköpfigen Bauern als den Hruchler von niedriger Gesinnung zur Geltung. er die qualvolle Unxrube den, nicht den Reue oder Gewi sondern ver vng und Strafe geängstigten Verbrechers und sich zu krafrvoller Energic. als nmoͤgens Prend dei nochtlichem den deschkiest die doüdrachte Untdat ader dang 8Gx

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