1893 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Sep 1893 18:00:01 GMT) scan diff

58 Bildung für ein gewisses Berufsfach zu Eien ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats⸗ oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des § 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu seitens des Königlichen Univer⸗ sitäts⸗Curatoriums ertheilter Erlaubniß immatrikulirt werden. Bonn, den 25. September 1893. 8 Die Immatrikulations⸗Commission.

Preußen. Berlin, 27. September.

Seine Majestät der Kaiser und König sind vee. Morgen um 7 ½ Uhr mit Sonderzug wohlbehalten auf er Station Wildpark eingetroffen und wurden auf dem Bahn⸗ hof von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin empfangen. Die Allerhöchsten Herrschaften begaben Sich vom 1 in offenem Wagen nach dem Neuen Palais. Heute Nachmittag gedenken Seine Majestät Sich nach Swinemünde zu begeben, wo S. M. Yacht „Hohenzollern“ zur Fahrt nach Gothenburg bereit liegt. Von Gothenburg, wo die Ankunft Donnerstag gegen Abend erfolgt, begeben Sich Seine Majestät zur Elchjagd nach Herllungag.

Seine Majestät der Kaiser Wilhelm hielt gestern Vormittag, wie aus Wien gemeldet wird, im Lainzer Thier⸗ garten eine Jagd ab, die bis 1 Uhr dauerte und wobei sechs Hirsche und mehrere Stücke Schwarzwild ge⸗ schossen wurden. Nach der Rückkehr nach Schön⸗ brunn begab Sich Seine Majestät in der Uniform Seines österreichischen Husaren⸗Regiments zum Hof⸗ diner, an welchem Seine Majestät der 8 Franz Joseph, der Botschafter Prinz Reuß, die Mitglieder der deutschen Bot⸗ schaft, das Gefolge Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, der Minister⸗Präsident Graf Taaffe, der Minister des Aus⸗ wärtigen Graf Kälnoky, der Chef des Generalstabs Frei⸗

herr von Beck, die Ehren⸗Cavaliere und die Spitzen der Hofämter theilnahmen. Um 3 ½ Uhr begaben Sich die Majestäten gemeinschaftlich zu Wagen nach dem Nordbahnhof, woselbst der Botschafter Prinz Reuß, die Mitglieder der deutschen Botschaft, der württem⸗ bergische Gesandte von Varnbüler und der deutsche Vice⸗ Konsul von Vivenot sich bereits eingefunden hatten. Ihre Majestäten der Kaäiser Wilhelm und der Kaiser Franz Joseph hielten hier Cerele ab. Nach überaus huldvoller Verabschiedung Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm von den Ehren⸗Cavalieren und dem Gefolge des Kaisers Franz Joseph traten die Majestäten auf den Perron hinaus, und nachdem der Kaiser Wilhelm von dem Kaiser Franz Joseph durch herzüche Umarmung und wiederholten Feans Jc Sich verabschiedet hatte, bestieg Allerhöchstderselbe en Waggon und verweilte bis zum Abgange des Zuges im Gespräch mit dem Kaiser Franz Joseph. Die Abfahrt erfolgte um 4 Uhr.

Wie weiter aus Wien gemeldet wird, hat Kaiser Wilhelm gestern in der Kapuzinergruft einen prächtigen Kranz auf den Sarg des Kronprinzen Rudolph niederlegen lasseen.

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Das „W. T. B.“ ist in den Stand gesetzt, die zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und dem Fürsten 1.““ gewechselten Depeschen nachstehend zu veröffent⸗ ichen: g 1) Güns, den 19. September. An Fürst Bismarck, Kissingen. Ich habe zu Meinem Bedauern jetzt erst erfahren, daß Euere Durchlaucht eine nicht unerhebliche Erkrankung durchgemacht haben. Da Mir zugleich, Gott sei Dank, Nachrichten über die stetig fortschreitende Besserung zugegangen sind, spreche Ich Meine wärmste Freude hierüber aus. In dem Wunsche, Ihre Genesung zu einer recht vollständigen zu ge⸗ stalten, bitte Ich Euere Durchlaucht, bei der klimatisch wenig günstigen Lage von Varzin und Friedrichsruh, für die Winterzeiten in einem Meiner in Mitteldeutschland gelegenen Schlösser Ihr Quartier auf⸗ zuschlagen. Ich werde nach Rücksprache mit Meinem Hofmarschall das geeignetste Schloß Euerer Durchlaucht namhaft machen. Wilhelm.

292929.) Kissingen, den 19. September. An Seine Majestät den Deutschen Kaiser, Güns.

Euerer Majestät danke ich in tiefster Ehrfurcht für Allerhöchst⸗ dero huldreichen Ausdruck der Theilnahme an meiner Erkrankung und neuerlich eingetretener Besserung und nicht minder für die Absicht gnädiger Fürsorge für die Förderung meiner Genesung durch Gewährung eines klimatisch günstigen Wohnsitzes. Meine ehrfurchtsvolle Dankbarkeit für diese buldreiche Intention wird durch die Ueberzeugung nicht abgeschwächt, daß ich meine Herstellung, wenn sie mir nach Gottes Willen überhaupt in Aussicht steht, am wahrscheinlichsten in der altgewohnten Häuslich⸗ keit und deren Zubehör an Einrichtung und Umgebung zu finden glaube. Da mein Leiden nervöser Natur ist, so glaube ich mit meinem Arzte, daß das ruhige Winterleben in den ge⸗ wohnten Umgebungen und Beschäftigungen das Förderlichste für meine Genesung sein würde, und daß ein Uebergang in neue, mir bisher fremde Umgebungen und Verkehrskreise, wie es die Folge einer Verwirklichung der huldreichen Absicht Euerer Majestät sein würde, in meinem hohen Alter im Interesse der Beseitigung der vorhandenen Störungen meines Nervensystems zu vermeiden sein würde. Professor Schweninger behält sich vor, diese seine und meine Ueberzeugung in schriftlichem Bericht sachlich zu begründen.

ö“ 8 von Bismarck.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt: In Hamburg wurden vom 26. bis 27. September Morgens 6 Neuerkrankungen festgestellt. 8 Te⸗ eine Neuerkrankung. iIin Stettin (Arbeiter, am Bollwerk wohnhaft).

ein tödtlich verlaufener Krankheitsfall

Ign der Ersteneund Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ eeergebn deutscher Eisenhahnen für den Monat August d. J., auf welche vorgestern an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist, veröffentlicht.

Der Königliche Gesandte in Hamburg Freiherr von Thielmann hat sich behufs Theilnahme an den deutsch⸗ russischen Zollverhandlungen nach Berlin begeben. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Secretär von

Bülow als Geschäftsträger.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Graf Ernst von Baudissin, beabsichtigt am 30. September von Yokohama nach Kobe in See zu gehen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser begiebt sich, wie das „Frdbl.“ meldet, heute Abend zur Enthüllung des Andreas Hofer⸗Denkmals nach Innsbruck und trifft am 1. Oktober wieder in Wien ein. Am Montag, den 2. Oktober Vormittags, kommen der König von Sachsen, Allerhöchstwelcher gestern früh in Visegrad eintraf und gestern Abend von dort nach Keszthely abreiste, der Prinz Leopold von Bayern und der Groß⸗ herzog von Toscana aus Gödöllö, bezw. Salzburg in Wien an. Die Höchsten Herrschaften fahren noch am Montag mittels Hof⸗Separatzugs nach Neuberg⸗Mürzsteg u den Hochwildjagden, deren Dauer auf acht Tage angesetzt ist. Der König von Sachsen wird nach den gegenwärtigen Dispositionen am 11. k. M. Abends die Rückreise nach Dresden antreten.

Der „Narodni Listy“ zufolge soll Professor Masaryk, der Führer des Realistenflügels der jungehechischen Partei, seine Mandate für den Landtag und den Reichsrath niedergelegt haben. 1b

Gestern übergab der Minister⸗Präsident, Finanz⸗Minister Dr. Wekerle dem ungarischen Unterhause den Budget⸗ voranschlag für das Jahr 1894. Wie „W. T. B.“ berichtet, weist der Voranschlag an ordentlichen Aus⸗ gaben 394 532 835 Fl. aus, (gegen 1893 mehr 16 655 632 Fl.) Die Uebergangsausgaben betragen 47 576 883 (gegen 1893 weniger 38 228 965), die Investitionen 16 351 975 (gegen 1893 mehr 782 981); die außerordentlichen gemeinsamen Ausgaben betragen 6 530 561 (gegen 1893 weniger 400 915). Gesammtbetrag der Ausgaben 464 992 254 (gegen 1893 weniger 21 191 267). Die ordentlichen Einnahmen betragen 416 608 094 (gegen 1893 mehr 13 275 109), die Uebergangs⸗ einnahmen 48395848 (gegen 1893 weniger 34 924 810), zusammen 465 003 942 (gegen 1893 weniger 21 649 701). Der Ueber⸗ schuß beträgt 11 688 Fl. (gegen 1893 weniger 458 434). Die Bilanz der ordentlichen Gebahrung ergiebt an ordentlichen Ausgaben 394 532 835 Fl., an ordentlichen Einnahmen 416 608 094 Fl., mithin einen Ueberschuß von 22 075 259 Fl.

Frankreich.

Der Minister⸗Präsident Dupuy empfing der „Köln. Ztg.“ zufolge gestern den Vorsitzenden des Pariser Gemeinderaths Humbert, um sich mit ihm über die von der Stadt Paris bei Anwesenheit der russischen Offiziere geplanten Felie zu verständigen. Der Präsident Carnot empfing gestern die Vertreter der Stadt Toulon, die ihn baten, dem Empfang des russischen Geschwaders beizuwohnen. Das Programm für die Feste in Paris, das morgen dem Ministerrath unterbreitet werden wird, lautet wie folgt: Bei ihrer Ankunft in Paris statten die russischen Offiziere dem Präsidenten der Republik einen Besuch ab. Der Präsident wird sie zu einem Galadiner an demselben Tage und zu einem Frühstück am Tage vor ihrer Abreise einladen. Auf das Diner beim Präsi⸗ denten folgen die Festlichkeiten der Stadt Paris und darauf die Festlichkeiten der Regierung, welche letztere aus einem Frühstück beim Kriegs⸗Minister mit einem sich daran schließenden militärischen Reiterfest, einem Galadiner beim Marine⸗Minister mit daranschließendem Ball, einem Frühstück und einem Empfang mit Ball beim Minister des Auswärtigen, einem Galadiner mit offenem Empfang beim Minister⸗Präsidenten, einer Galavorstellung in der Großen Oper, endlich einem Bankett auf dem Marsfelde, woran sich ein Feuerwerk schließen wird, bestehen werden.

Rußland.

Die Delegirten zur Zollconferenz sind „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag von St. Petersburg nach Berlin abgereist. .“ Italien. .““ 1ueuu“

Der italienische Botschafter am Berliner Hofe Graf Lanza ist gestern in Rom eingetroffen und hatte dem „W. T. B.“ zufolge eine Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen Brin.

Serbien.

Der König Alexander ist gestern früh in Begleitung des Handels⸗Ministers mittels Schnellzugs 8* Abazzia abgereist, wo er mit seinem Vater, dem König Milan zusammentreffen wird. Für die Dauer der auf acht bis zehn Tage währenden Abwesenheit des Königs ist, wie „W. T. B.“ meldet, durch Königliche Proclamation der Ministerrath als Regentschaftsbehörde eingesetzt worden. Bei der Durchreise durch Budapest wurde der König von den dortigen Serben festlich empfangen.

Dänemark 8

Der Graf von Paris und der Herzog von Orleans sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Vormittag in Fredens⸗ borg eingetroffen und am Bahnhofe von dem König und dem Kronprinzen empfangen worden. 8

Amerika. ““

Nach einer Depesche der „New⸗York World“ aus Monte⸗ video hat das aufständische Geschwader vorgestern das Bombardement auf Rio de Janeiro erneuert. Die orts erwiderten das Feuer, worauf die Schiffe das Feuer einstellten. Viele Leute sollen getödtet sein. Ein Correspondent des „New⸗York Herald“, der die Erneuerung des Bombardements ebenfalls meldet, thei it daß der durch letzteres angerichtete

Schaden jenen der beiden ersten Bombardements übersteig Mehrere Frauen und Kinder seien getödtet worden. Dem⸗

selben Blatt zufolge bestätige sich die Meldung von einer Er⸗

neuerung der Blockade von Rio Grande durch die Au ständischen. Der Staat Parana befinde sich in offene Auflehnung gegen den General Peigxoto. 3 Nach in Paris eingetroffenen Meldungen aus Buenos Aires von gestern habe General Pellegrini Tucuman wiedergenommen; die revolutionäre Junta werde gefange gehalten. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus sei General Pellegrinit auf wenig Widerstand gestoßen. In den übrigen Provinzen herrsche Ruhe. In Buenos

Aires selbst sei die „‚Nacion“ suspendirt worden. Der Depeschen⸗

verkehr im Innern des Landes sei untersagt. Der Obers

Esprina sei wegen Umtrieben verhaftet worden; man

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daß er erschossen werden werde. Gegen den Senator Alem, dessen Ermordung vor einigen Tagen irrthümlich gemeldet worden sei, verlange die Regierung aßnahmen, da derselbe überführt sein solle, die Armee zur Empörung verleitet zu haben Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ Buenos Aires vom 26. d. hätten die Aufständischen die auf der Außenrhede liegende Flott

angegriffen; der Angriff sei jedoch zurückgewiesen, die

Torpedoboote weggenommen und deren Veenmschaften zu Ge fangenen gemacht worden. Mehrere Offiziere worden.

die Rebellen. Asien.

Von der nach Afghanistan entsandten britischen

Mission gelangen fortgesetzt günstige Nachrichten nach Indien Die Gesandschaft wird Kabul voraussichtlich am 2. Oktober

erreichen. In Dschellalabad, wo sie am vorigen Sonnabend eintraf, wurde sie in einem prächtigen, noch ganz unbewohnten

Palast des Emirs einquartirt. Wetter und Klima werden als Herrlich geschilberit. 8

Statistik und Volkswirthschaft. Ein⸗ und Ausfuhr.

Das Angustheft der Monatlichen Nachweise über den Auswär⸗ tigen Handel des deutschen Zollgebiets weist nach in der Einfuhr

August 1893

31 208 825 hkg Januar / August 1893

192 999 597 hkg

+ gegen August 1892 5 995 939 hkg + gegen Januar/ August 1892 1 221 453 hkg.

Den Waaren mit einer Mehr⸗Einfuhr von 6 159 661 hkg im August

und 11 339 507 hkg im Januar/ August I. J. stehen gegenüber Waaren mit einer Minder⸗Einfuhr von 163 722 hkg im

sich für August 1893 gegen August 1892 bei Getreide und anderen Erzeugnisse des Landbaues (+. 2 113 472 hkg), bei Holz und Waaren daraus (+ 2 059 500 hkg), für Januar / August gegen denselben Zeit⸗

raum des Vorjahres bei Steinkohlen, Braunkohlen, Koks und Torf (+ 7 032 599 hkg), bei Abfällen (+ 1 187 842 hkg), bei Holz

und Waaren daraus (+ 940 764 hkg), bei Erden, Erzen, edlen Metallen, Asbest und Asbestwaaren (+ 828 436 hkg), bei Eisen und Eisenwaaren (+ 327 417 hkg) u. s. w

Eine Minder⸗Einfuhr hat sich im Januar/ August ergeben bei Getreide und anderen Erzeugnissen des Landbaues (— 9 197 907 hkg), 18

bei Vieh (— 520 273 hkg) u. s. w. In der Ausfuhr werden nachgewiesen: 8 August 1893 + gegen August 1892 18 658 561 hkg 363 871 hkg Januar/ August 1893 + gegen Januar / August 1892 135 289 329 hkg 8 589 832 hkg Den Waaren mit Mehrausfuhr von: 703 865 hkg im August und 9 430 299 hkg im Januar⸗August l. J. stehen gegenüber Waaren mit Minderausfuhr von 339 994 hkg im e und 840 467 hkg im Januar⸗August l. J. Eine Mehrausfuhr ist zu verzeichnen bei Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Torf, Eisen und Eisenwaaren, Holz und Waaren daraus, Oelen und Fetten, Instrumenten, Ma⸗ schinen und Fahrzeugen, Thonwaaren, Getreide und anderen Erzeug⸗ nissen des Landbaues, Glas und Glaswaaren, Wolle und Wollenwaaren. Minder⸗Ausfuhren ergaben sich hauptsächlich für Erden, Erze, edle Metalle, Asbest und Asbestwaaren, Material⸗, Specerei⸗ und Conditorwaaren, Steine und Steinwaaren, Droguerie⸗, Apotheker⸗ und Farbwaaren, Abfälle, Theer, Pech, Harze, Asphalt, Flachs und andere vegetabilische Spinnstoffe außer Baumwolle

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der englischen Grubenarbeiter liegen auch heute keine bedeutsamen neuen Nachrichten vor. Einer der Londoner „A. C.“ zufolge hat der Executivausschuß des Verbandes der northumbrischen Bergleute an die Genossen eine Warnung gegen die Strike⸗Politik ergehen lassen, obgleich ihnen die geforderte Lohnerhöhung nicht gewährt wurde. In einigen istricten Lancashires begeben sich die Leute zu den alten Lohnsätzen an die Arbeit; freilich werden sie, als eigenmächtig Handelnde, gebrandmarkt. Im einzelnen liegen noch folgende Mel⸗ dungen vor:

In zwei Zechen bei Ashby⸗de⸗la⸗Zouch in Süd⸗Derbyshire haben 600 Bergleute die Arbeit wieder aufgenommen, die neun Wochen

efeiert hatten. Die Leute in Afhwort schickten sich an, die Arbeit

Montag früh wiederaufzunehmen. Der Bund der Bergarbeiter aber decretirte: Weiterfeiern! und die Leute Fehorchen Die London u. North Western Eisenbahngesell⸗ schaft kündigt an, daß sie vom nächsten Sonntag an den Betrieb von 53 Eisenbahnzügen einstellen wird. In Leicester nahmen ungefähr 100 Bergleute die Arbeit zum alten Lohnsatz wieder auf Der Distriets⸗ verband der Arbeiter gab die Zustimmung, sodaß wohl im Laufe dieser Woche auch die übrigen zur Thätigkeit zurückkehren werden. —. Aus Wolverhampton wird berichtet, daß jetzt thatsächlich wieder sämmt⸗ liche Minen in den Districten Pelsall und Bloxwich (Staffordshire) in Betrieb sind. Doch striken in anderen Theilen Staffordshires noch immer 11 000 Mann, die unter keinen Umständen auf eine Lohn⸗ verminderung eingehen wollen. Der Vollzugsrath des 56 . arbeiterverbandes wird am nächsten Freitag in Chesterfield tagen, um über Mittel zur beschleunigteren Herbeiführung des Aus⸗ gleichs zu berathen.

Ueber die Lage des Bergarbeiter⸗Ausstandes in Frankreich liegen folgende Wolff'sche Meldungen vor:

Die Gruben⸗Compagnie von Lens übersandte dem Friedens⸗ richter die Erklärung, g. sie einen Ausgleich oder ein Schiedsgericht ablehne. Die Strikeführer Basly und Lamendin ersuchten eine Anzahl socialistischer Deputirter, zur ins Kohlenrevier zu kommen, da die Bergleute mehrerer Gruben geneigt schienen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Verband der Grubenarbeiter des Loire⸗Departements hat erklärt, es sei ihm aus materiellen Gründen unmöglich, sich den Ausständigen des Nord⸗Departements anzuschließen. 1

Wie sich die belgischen Keatsgh der Ausstandsfrage schließlich verhalten werden, ist noch nicht

aus Torpedoboote der

eien getödtet Die Nationalgarden fänden sich in großer Zahl in den Kasernen ein. General Roca leite die Operationen gegen

8 August und 10 118 054 exs. im Januar / August l. J. Mehr⸗Einfuhren ergaben

klar, da die Arbeiter den von den Führern veranlaßten Strike⸗ beschlüssen bis jetzt nur in unbedeutendem Umfang nach⸗ 1“ sind. Heute liegt folgende Wolff'sche Meldung aus Charleroi vor:

Das Comité der Bergarbeiter beschloß, darauf zu dringen, daß die Bergarbeiter am nächsten Donnerstag den allgemeinen Ausstand beginnen, wenn die 10 % Lnerhs bung am Donnerstag nicht gewährt wird. In dem Bassin du Centre hat sich der Strike ein wenig ausgedehnt, in dem Bassin von Lüttich stehen einige kleine Kohlenbergwerke still, in dem Bassin von Mons ist die Zahl der Ausständigen im Abnehmen. Die Arbeiter von drei Kohlengruben in Quaregnon nahmen die Arbeit wieder auf, diejenigen von Levant Fleuru bei Cuesmes gleichfalls. Man glaubt, daß hier der Ausstand bald beendet sein wird.

Aus Dresden schreibt man dem „Chemn. Tgabl.“: Die Socialdemokraten von Dresden und Umgegend, denen es sehr schwer gelingt, einen Saal für ihre zu erlangen, haben jetzt im nahen Vorort Radebeul ein größeres Feldgrundstück nahe der Eisenbahnstation erworben. Das Grundstück wurde mit Holzbänken versehen und dort halten die Socialdemokraten ihre Ver⸗ sammlungen ab; die letzte vor wenigen ee abgehaltene Versamm⸗ lung war von über 2000 Parteigenossen besucht. Schank darf dort nicht stattfinden.

In Leipzig fand am Montag eine Versammlung der Holz⸗ arbeiter statt, in der, wie die „Lpz. Z.“ mittheilt, über den inter⸗ nationalen Congreß der Holzarbeiter berichtet wurde, der in Zürich glei zeitig mit dem internationalen Socialistencongreß verhandelt hat.

ach dem Berichte hatten sich 28 Theilnehmer zum Congreß ein⸗ gefunden, darunter 14 Vertreter der Schweiz, 5 Deutsche, 5 Oester⸗ reicher, 2 Franzosen, 1 Belgier und 1 Amerikaner. England war nicht vertreten. Der Congreß hat die Errichtung eines internatio⸗ nalen Secretariats und die Bildung großer Central⸗Organisationen beschlossen, sich für die Verkürzung der Arbeitszeit und die Abschaffung des Stücklohns ausgesprochen und den Anschluß an die socialdemokra⸗ tische Partei für nothwendig erklärt. In allen Ländern deutscher Sprache soll eine Wanderunterstützung eingeführt werden. Die Leip⸗ iger Versammlung trat den Congreßbeschlüssen bei.

In Gelsenkirchen wurde am letzten Sonntag eine von etwa 00 Personen besuchte Bergarbeiterversammlung abgehalten,

die sich der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge wieder mit dem Knappschafts⸗ tatut beschäftigte. Die auftretenden Redner waren alle darin einig, daß das Oberältesten⸗Institut überflüssig und kostspielig sei, und der Vorsitzende nahm Veranlassung, auf diese Einmüthigkeit besonders hinzuweisen. Schließlich wurde eine Entschließung des Inhalts an⸗ enommen, daß die Knappschaftsältesten anzufeuern seien, gegen das neue Statut in seinen streitigen Punkten aufzutreten und einmüthig egen das Statut einzutreten.

In Berlin ist der Ausstand der Militärmützenmacher vgl. Nr. 231 d. Bl.) nach einer Mittheilung der „V. Z.“ schnell

eendigt worden. In einer öffentlichen Kürschnerversammlung wurde m Montag Abend über den Stand des erst am Morgen begonnenen

Ausstandes berichtet. Danach hatten bis auf geringfügige Ausnahmen ie Arbeitnehmer einmüthig den Beschlüssen der Gewerkschaft gemäß ie Arbeit Montag früh nicht wieder aufgenommen. Im Laufe des ages waren jedoch die Forderungen der Arbeiter fast durchgängig von en Arbeitgebern bewilligt worden.

In Zürich waren die Küfer am Montag zum theil in eine ohnbewegung eingetreten, weil verschiedene Geschäfte den vom achverein der Küfer aufgestellten Lohntarif nicht anerkannt hatten. tach einer Mittheilung des Berner „Bund“ scheint der Küferausstand

aber am selben Tage erledigt worden zu sein, da Mittags schon die

Hälfte der Meister die ermäßigten Forderungen der Gesellen be⸗

willigt hatte.

n Pittsburg (Pennsylvanien) haben die Hüttenarbeiter, wie der Londoner „Times“ aus Philadelphia gemeldet wird, sich mit einer Herabsetzung des Lohnes um 10 % einverstanden erklärt

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

In der Sitzung vom 13. September erstattete Herr Professor Dr. Brecher Bericht über die Thätigkeit der von dem Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg und dem Verein für die Ge⸗ schichte der Stadt Berlin gemeinschaftlich eingesetzten Commission zur Herstellung von „historisch⸗statistischen Grundkarten“. Es ist der Commission gelungen, nach Ueberwindung großer anfänglicher Schwierigkeiten die ihr gestellte Aufgabe genau den von der Generalversammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine 1891 in Sigmaringen ge⸗ faßten Beschlüssen entsprechend zu lösen. Die Commission ver⸗ mochte dies nur, weil ihr sowohl von Seiten der Königlichen Landes⸗ aufnahme und des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, als auch durch die thätige Mitwirkung des Herrn Geheimen Kriegsraths Dr. Kaupert die erfolgreichste und dankenswertheste Unterstützung gewährt wurde. Die dem Unternehmen nöthigen Geldmittel stellten der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg und der Verein für die Geschichte der Stadt Berlin bereitwilligst zur Verfügung. So vermochte die Commission als hocherfreuliche Ergebnisse ihrer Thätigkeit die „Grund⸗ karten“ der Sectionen Rathenow⸗Brandenburg und Potsdam⸗Spandau dem Verein vorzulegen.

Herr Oberlehrer Dr. Landwehr sprach über Joachim's II. Stellung zur Concilsfrage. Die Quellen über Joachim's II. religiösen Entwickelungsgang fließen ungeheuer spärlich, nur Weniges besitzt hierüber das Geheime Staats⸗Archiv und das Königliche Haus⸗ Archiv in Berlin. Die Tradition in den landläufigen Darstellungen hat bis auf Heidemann ungeheuer viel über Joachim phantasirt. Gegenwärtig ist nun durch die vom historischen Institut vE Nuntiaturberichte Bd. II und IV aus Deutschland ein reiches Material veröffentlicht, an dessen Hand eine neue Erörterung dieser Dinge geboten ist. Es ergiebt sich erst hieraus ein klares Bild von Joachim's Maß⸗ nahmen; man wird ihm das Urtheil, ein kluger Politiker gewesen zu sein, nicht absprechen dürfen. Das Endziel seiner Bestrebungen ging jedenfalls darauf aus, eine Kirchenpolitik im Sinne Kaiser Karl's V. zu treiben, um hierdurch dem nach der damaligen Auf⸗ fassung entlegenen Kurfürstenthum eine größere Bedeutung zu geben. Als die Protestanten die Theilnahme an dem vom Papst berufenen Concil abgelehnt hatten, meinte Joachim, man dürfte nicht davon ablassen, sie doch zurückzugewinnen. In diesem Sinne verfaßte er eine Denkschrift, die er im Mai 1538 zu Bautzen König Ferdinand überreichte. Leider ist diese verloren gegangen, doch kann ihr In⸗ halt aus einem Schreiben des Nuntius Morone und einem Brief Ferdinand's an Karl V. reconstruirt werden. Joachim forderte das Zugeständniß des Laienkelches und der Priesterehe, sowie Abstellung einzelner Mißbräuche im äußeren Ceremoniell. Zunächst sollte ein Frieden vermittelt werden, während dessen Dauer ein Religions⸗ gespräch die Gegensätze ausgleichen sollte. Ferdinand sowie Karl V. gingen auf diese Pläne gern ein, da sie die Unterstützung der Pro⸗ testanten gegen die Türken dringend bedurften. Unter der Vermittelung Brandenburgs und der Kurpfalz wurde dann nach einer Vorbesprechung zu Eisenach in Frankfurt a. M. im Frühjahr 1539 betreffs eines Anstandes verhandelt. Ueber diese Unterhandlungen geben nun im einzelnen die Nuntiaturberichte ausführlichste Auskunft. Die dort veröffentlichten Aeten sind neben dem vatikanischen Archer dem Geheimen Staats⸗ Archiv in Berlin entnommen. Ueberall ist Joachim's rastloses Bemühen ersichtlich. Für den Frankfurter Tag hatte dann schon die 1887 herausgegebene politische Correspondenz der Stadt Straßburg eingehenden Aufschluß gegeben. Aus diesen Acten⸗ stücken ergiebt es sich denn zur Evidenz, daß das von Ranke gefällte Urtheil über den Frankfurter Tag nicht zu Recht bestehen kann. Der dort Fögf schlossene Anstand war nichts weniger als ein Sieg des smus. Der Vertreter der Kaiserlichen Sache Johann von eöge, Erzbischof von Lund, hatte zäh an seinem Stand⸗ punkt festgehalten und in der That in nichts darin nach⸗ gegeben. Der Kaiser war trotz aller Bemühungen der Ver⸗

mittler nur soweit gegangen, als on Anfang an gewollt hatte. Wenn man deshalb von einem Sieg reden will, so kann man ihn nur der vermittelnden Richtung, wie g von Joachim vertreten wurde, zuschreiben. Denn gegenüber der Curie hatte man den Vortheil er⸗ rungen, daß man ohne sie die religiöse Einigung in Deutschland her⸗ beiführen wollte. Es war eine Niederlage der päpstlichen Politik, daß in e ohne den nach Deutschland gesandten Vertreter der Curie, Aleander, verhandelt wurde, und für das spätere Religions⸗ gespräch erachtete man eine Theilnahme der Curie nicht für nöthig.

Herr Amtsrichter Dr. Holtze handelte von dem „Auszug Chur⸗Brandenburgischer Geschichten, Churfürst Joachim des I., Churfürst Joachim des II. und Churfürst Johann Georgen zu Brandenburg. Bey Gelegenheit der Lebens⸗ ghe Hrn Lampert Distelmeyers pp. Beschrieben von J. P. von Gundling.“ „Dieses Buch, aus dem sich zahlreiche Irr⸗ thümer über Lampert bis auf die Gegenwart erhalten haben, ist in der Hauptsache nichts weiter als ein sehr geschickter Auszug aus den umfangreichen Commentarien des weitschweifigen märkischen Chronisten Leutinger. Allerdings hat Gundling seinen Helden Lampert Distelmeyer dabei derart in den Vordergrund geschoben, daß dieser selbst bei solchen Ereignissen als treibende Kraft erscheint, an denen er ganz unbetheiligt gewesen ist. Auch die von Gundling mitgetheilte, angeblich von Distelmeyer den brandenburgi⸗ schen Bevollmächtigten zu Königsberg und Krakau ertheilte Instruc⸗ tion, auf Grund deren sie über die preußische Mitbelehnung verhandeln sollten, und aus der man geschlossen hat, daß er seitdem verschwun⸗ denes archivalisches Material zur Benutzung gehabt habe, ist aus einigen Notizen bei Leutinger componirt. Keinesfalls wäre auf dieser Basis eine Verständigung mit Preußen und Polen über die Mit⸗ belehnung erzielt worden.

Der vor einigen Wochen in Braunschweig verstorbene, als Kunstsammler auch in weiterem Kreise bekannte Postcommissar Robert Wilhelmy hat, wie der „Nat.⸗Z.“ berichtet wird, der Stadt seine Handschriftensammlung, seine Siegel⸗ und Kupferstich⸗ sammlung testamentarisch vermacht, Eiferbem. die Bestimmung ge⸗ troffen, daß der Theil seiner Bibliothek, den seine nächsten Erben nicht zu behalten beabsichtigen, der Stadtbibliothek überwiesen werden soll. Das Werthvollste unter dem Erbe ist die Handschriftensammlung, die besonders viele, auch ihres Inhalts wegen interessante Autographien fürstlicher Personen des Hauses Braunschweig enthält. Diese Samm⸗ lung, sowie die der Siegel und Kupferstiche wird dem städtischen Museum überwiesen. Es ist im Verlauf der letzten Jahre das dritte Mal, daß dieses Museum von Braunschweiger verstorbenen Kunstfreunden mit solchen Zuwendungen bedacht ist. Zuerst war es die werthvolle Kupferstichsammlung des Justiz⸗Raths Füphig die ihm zufiel; kurze Zeit darauf folgte die Schenkung Theodor Steinweg's. Durch das Hornig'sche Vermächtniß ist das Museum auch in den Besitz der nahezu vollständigen Sammlung der Bildnisse gekommen, die von hervor⸗ ragendsten Künstlern des 17. Jahrhunderts nach den Zeichnungen van Dock's gestochen wurden und die in ersten Abdrücken, wie sie die Sammlung enthält, theuer bezahlt werden.

Die Universität Jena hat, wie wir der „Nat.⸗Ztg.“ ent⸗ nehmen, in den letzten Wochen zwei größere S enkungen erhalten. Der Afrikaforscher Dr. Holub hat ihr einen Theil seiner Samm⸗ lungen, anatomische, botanische, ethnographische und zoologische Gegen⸗ stände überwiesen. Die andere Schenkung, etwa 4000 Bände, hat die Universitätsbibliothek von der Familie des in Straßburg verstorbenen Historikers Baumgarten erhalten.

Die vom Bonner Provinzial⸗Museum veranstalteten Aus⸗ rabungen des beim Dorfe Grimlinghausen belegenen römischen agers haben unter der bewährten Leitung des Herrn Konstantin

Könen vor einiger Zeit wieder begonnen. Der „Köln. Z.“ wird darüber, wie folgt, berichtet: Man gräbt in der gegenwärtigen Wintercampagne (da das Lager unter Ackerland liegt, muß der heübft abgewartet und das gerade nicht mit Wintersaat be⸗ tellte Stück Land ausgewählt werden) auf der nach Neuß zu gelegenen Seite des Lagervierecks am „Grünen Weg“. Augenblicklich zeigen die Gräben die Fundamente der Lagermauer und die Durchschnitte von Wall, Wallstraße, Graben und Graben⸗ straße. Das Fundament der Mauer ist 1,25/m breit und besteht aus einem Kieslager. Es ist 0,50 m unter die ehemalige Bodenoberfläche eingelassen. Die Mauer deckte den Erdwall. Dahinter lief am innern Rande des Lagers die via sagularis entlang. Vor der Mauer ist der breite Graben erkennbar und vor 85 die 10 m breite äußere Grabenstraße. An der Ausgrabestraße der Wallmauer ist man auf die Reste eines Thurms gestoßen, der, sieben Schritt im Quadrat messend, an die Wallmauer angebaut ist. Auf anderen Stellen sind ähnliche Bastionen festgestellt worden. Auf das „intervallum“, den freien Raum zwischen der Befestigung und den Lagergebäuden, folgen die gut er⸗ haltenen Fundamente von kleinen regelmäßigen Gebäuden. Allem Anschein nach liegen hier ähnliche Cohorten⸗Kasernen wie in anderen Theilen des Lagers, z. B. im südwestlichen. Diese Gebäude scheinen sich bis zu den Nebenbauten des praetorium, der Commandantur, ausgedehnt zu haben und die ziemlich von Süd nach Nord laufende große Querstraße (via praetoria) zu berühren. Das „praetorium“, ein imposanter Bau mit Säulenhalle, wurde schon früher aufgedeckt. Der größte Theil des Lagerraums ist nunmehr ausgegraben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln.

88 öI““ 1I Laut Verordnung der Königlich spanischen Regierung vom 22. d. M. unterliegen Herkünfte aus Shields (Engkand), welche diesen Hafen nach dem 4. d. M. verlassen haben, einer Quarantäne. Gleichzeitig gelten alle Häfen, welche von dem genannten Orte in gerader Linie nicht weiter als 165 km entfernt sind, seit dem 15. d. M. als choleraverdächtig. 8 Die Königlich spanische Regierung hat gegen Herkünfte von Altona, welche von dort nach dem 11. d. M. abgegangen sind, Quarantäne angeordnet. 1b Dänemark. Laut Bekanntmachung des dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 23. d. M. haben sich Personen, die mit der Eisenbahn vom Ausland nach Vamdrup oder Vedsted kommen, an den genannten Orten einer ärztlichen Untersuchung und auf ihrer Weiterreise der ärztlichen Be⸗ obachtung in Gemäßheit der Verordnung vom 9. d. M. zu unter⸗ wersen (vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 223 vom 16. September 1893). Gebrauchte Leibwäsche, gebrauchte Kleidungsstücke und gebrauchtes Bettzeug dürfen nicht über die Landesgrenze eingeführt werden, sofern sie nicht als Reisegepäck eingehen oder von dem Empfänger nach⸗ ewiesen wird, daß die gedachten Gegenstände als Umzugsgut nach änemark eingeführt werden Lollgr n letzteren beiden Fällen unter⸗ liegen di ; je nach Befund, einer Desi i

Nach den aus den städtischen Krankenhäusern bis 10 Uhr Vormittags im Rathhaus eingegangenen Meldungen sind gegenüber dem gestrigen Tage Veränderungen in Bezug auf Cholera⸗Erkrankungen in den drei städtischen Anstalten nicht eingetreten.

Stettin, 27. September. Das hiesige Polizei⸗Präsidium macht bekannt, daß der am 23. d. M. erkrankte und am 24. d. M. ver⸗ fee Arbeiter Christian Steinweg, wie die bakteriologische Unter⸗ uchung ergeben hat, an astatischer Cholera gestorben ist.

Altona, 26. September. In Otten 1n ist laut Meldung des „W. T. B.“ eine Erkrankung an Cholera vorgekommen.

est, 26. September. „W. T. B.“ meldet: In den letzten 24 Stunden sind hier 7 Erkrankungen an Cholera, jedoch kein Todesfall vorgekommen, in 6 Comitaten 5 Erkrankungen und 6 Todesfälle.

London, 26. September. Dem officiellen Bericht entnimmt die „A. C.“; in Hull 1 Todesfall, 1 verdächtiger Krankheitsfall; 1 Todesfall im Krankenhause von Gravesend; in Great Yar⸗ mouth 2 choleraartige Fälle von Diarrhöe. Dazu wird später aus

u e einer Frau gemeldet, deren fünf Kinder wahr⸗ cheinlich auch von der Seuche ergriffen sind.

Rom, 26. September. In den letzten 24 Stunden sind, wie „W. T. B.“ meldet, in Palermo 16 Erkrankungen an Cholera und 13 Todesfälle, in Livorno 26 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen.

Teheran, 26. September. In den letzten vierzehn Tagen hat nach des „W. T. B. die Cholera an dem Gestade des Persischen Golfs zahlreiche Opfer gefordert. Die Dörfer auf der Straße nach Buschire sind von den Bewohnern verlassen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. 8 An der Ruhr sind am 26. d. M. gestellt⸗11 134, nicht rechtzeitig gestellt 46 Wagen. In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 4176, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

1 Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 25. und 26. September die nachverzeichneten Grundstücke zur Ver⸗ steigerung: Kleinbeerenstraße 5, dem Kaufmann Simon Guttstadt gehörig; Nutzungswerth 13 640 ℳ; für das Meist⸗ gebot von 242 100 wurde der Kaufmann Moritz Israel, Spandauerstraße 28, Ersteher. Straße 15, Abthlg. 12, dem Maurermeister August Schulze gehörig, Fläche 9,46 a. Rechts⸗ anwalt Max Liebling bot für den Rentier Louis Liebling zu Berlin 11 000 Der Zuschlag wurde vertagt. Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des ideellen Viertel⸗Antheils vom Hause Waßmannstr. 17a, dem Kaufmann G. B. L. Gendelmeyer ge⸗ hörig, und Memelerstr. 6, der Frau Martha Kegel gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin gelangten am 26. September die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Steglitz, an der Teichstraße belegen, dem Bau⸗ techniker Herm. Gericke gehörig; Fläche 12,26 a; Nutzungswerth 8400 ℳ; für das Meistgebot von 137 000 wurden der Schlosser⸗ meister Schneider zu Magdeburg, Gartenstr. 7, zu Antheil, der Tischlermeister Andreas Harpke, ebenda, Spiegel⸗ brücke 4, zu 8 Antheil, 6G40o rsteher. Grundstück zu Ringstr. 45 belegen, dem Geometer Aug. Grothe gehörig; Fläche 9,03 a; Nutzungswerth 1964 ℳ; für das Meistgebot von 40 000 wurde der Kaufmann Bernh. Gährich zu Berlin, 1.“ 112, Ersteher. Grundstück zu Neu⸗Weißen see, etzerstraße belegen, dem Kaufmann Otto Rademeier Fehörig; Fläche 4,71 a für das Meistgebot von 780 wurde die dug gehlhchaft für Mittelwohnungen“ in Liquid. zu Berlin, Ersteherin. Eingestellt wurde das Verfahren wegen des Kaufmann Salli Neumann 'schen Grundstücks zu Reinickendorf.

Die Generalversamm lung des Eschweiler Bergwerks⸗ vereins zu Pumpe bei Eschweiler stellte die Dividende für 1892/93 auf 12 für jede Actie oder 4 % fest und genehmigte den vor⸗ gelegten Betriebsplan für 1893/94. Die beantragten Terrainverkäufe wurden einstimmig genehmigt.

Die Prager Eisenindustrie⸗Gesellschaft beschloß gestern die Vertheilung einer Dividende von 28 Gulden = 14 % wie im Vorja hre.

Wie aus New⸗York berichtet wird, gab dort einer der Receivers

der Northern Pacific⸗Eisenbahn Oakes auf eine Anfrage die Erklärung ab, daß die Beziehungen zwischen der Chicago⸗ Milwaukee⸗ und St. Paul Eisenbahn und der Northern Pacifie⸗ Eisenbahn unverändert wären; es sei nur zwischen der „Louis⸗ ville⸗Nashville⸗Eisenbahn und der Great Northern⸗Eisenbahn ein Abkommen getroffen worden, wonach täglich zwei durchgehende Personenwagen der ersteren über die Linien der Great Northern⸗ Eisenbahn bis Seattle laufen sollten. Die Wirkung dieses Ab⸗ kommens auf die Einnahme der Northern⸗Pacific⸗Eisenbahn sei von keiner Bedeutung. Magdeburg, 26. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exel., von 92 % 16,15, neue 16,35, ornzucker excl., 88 % Rendement 15,15, neue 15,35, Nachproducte excl., 75 % Rendement —. Fest. Preise sehr unregelmäßig. Brotraffinade 1. 29,50, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 29,25. Gem. Melis I. mit Faß 28,25. Fest. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. September 15,02 ½ Gd., 15,10 Br., pr. Ok⸗ tober 14,37 ½ bez., 14,40 Br., pr. November⸗Dezember 14,22 ½ Gd., 14,27 ½ Br., pr. Januar⸗März 14,35 Gd., 14,40 Br. Stetig.

Leipzig, 26. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per September —,—, per Oktober 3,52 ½ ℳ, per November 3,55 ℳ, per Dezember 3,57 ½ ℳ, er Januar 3,60 ℳ, per Februar 3,62 ½ ℳ, per März 3,65 ℳ, per

pril 3,67 ½ ℳ, per Mai 3,70, per Juni 3,72 ½. Umsatz 90 000 kg.

Bremen, 26. September. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Ruhig. Loco 4,35 Br. Baum⸗ wolle. Ruhig. Upland middling, loco 44 ₰, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Sep⸗ tember 43 ¾ ₰, pr. Oktober 43 ¾ ₰, pr. November 43 ¾ ₰, pr. De⸗ zember 44 ℳ%, pr. Januar 44 ½ ₰, per Februar 44 ½ g. Schmalz. Sehr fest. Shafer 51 ₰, Wilcor 49 ₰, Choice Grocery 50 ₰. Armour shield 49 ₰4, Cudahy 50 Z, Rohe & Brother (pure) 49 ₰, Fairbanks 41 3. Speck. Fest. Short clear middl. Dezember⸗ Januar⸗Abladung 44. Wolle. Umsatz: 159 Ballen. Taback. b. 15 Fässer Scrubs, 580 Packen Brasil.

ien, 27. September. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 15. September bis 21. September 969 597 Fl., Mehr⸗ einnahme 21 678 Fl.

London, 26. September. (W. T. B.) Wollauction. Tendenz sehr fest zu vollen bei guter Betheiligung

An der Küste 3 Weizenladungen angeboten.

6 % Javpa⸗Zucker loco 17 stetig. ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ¼ stetig, ruhig.

M . 26. September. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ¼, 30r Water Taylor 7 ¼, 20r Water Leigh 6 ⅛, 30r Water Clayton 7 , 32r Mock Brooke 7 40r Mayoll 7 ¾, 40r Medio Wilkinson 8 ¼, 32r Warpcops Lees 7 ¼, 36r Warpcops Rowland 7 ⅞, 36r Warpcops Wellington 8 ½, 40r Double Weston 9, 60r Double courant Ranliest, 12, 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 32r/461

Fest.

Amsterdam, 26. September. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 51 ½. Bancazinn 58 ½.

New⸗York, 26. September. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit weichender Tendenz; im weiteren Verlaufe war das Geschäft unregelmäßig; der Schluß blieb fest. Der Umsatz der Actien betrug 294 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 160 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 20 000 Unzen. Die V11I1 für den Staatsschatz betrugen 196 000 Unzen zu 74,25.

Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf schwächere Kabelberichte und Zunahme der Ankünfte im Innern, später erholt auf Käufe von Platzspeculanten. Schluß stetig. Mais fest und etwas hüisenn nach Eröffnung auf Berichte von Ernteschaden durch Frost, dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest.

Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlan⸗ tischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 144 000, do. nach Frankreich 15 000, do. nach anderen Häfen des Conti⸗ nents 54 000, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 27 000, do. nach anderen Häfen des Continents Qrts.

Chicago, 26. September. (W. T. B.) Weizen Schluß fest nach vielen Schwankungen auf rege Kauflust. Mais est und etwas steigend nach Eröffnung, erkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest. 8