1893 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

VIII. EEEEEEöe (Belforterstraße 4) die Pelizei⸗ reviere 17, 18, 50, 51, 68, 80, 81, 88 und 92. b IX. Polizei⸗Hauptmannschaft (Lothringerstraße 67) die Polizei⸗ reviere 10, 46, 59, 60, 61, 89 und 90. b X. Polizei⸗Hauptmannschaft (Katzbachstraße 10) die Poltzei⸗ reviere 31, 47, 67, 71, 72, 78, 85 und 86. ““ XI. Polizei⸗Hauptmannschaft (Keithstraße 3) die Polizeireviere 3, 32, 33, 37, 56, 63, 73 und 7. XLII. Polizei⸗Hauptmannschaft (Oranienburgerstraße 12) die Polizeireviere 5, 6, 7, 11, 12, 13, 15 und 26.ͤ .“

Vom 1. Oktober c. ab werden verlegt: 1 1) Bureau der II. Polizei⸗Hauptmannschaft von Münzstraße 22, Ecke E daabierftnahe 25, nach An der 2, 2) Bureau und Wache des⸗ 1. Polizeireviers von An der Schl 5 nach Unterwasserstraße 8, 1

8 und Wache des 11. Polizeireviers von Bergstraße 23/24 nach

nvalidenstraße 144,

4) un Wiche dfg ““ von Dragoner⸗ 5 t önhauserstraße 5,

firage 1 Bhas⸗ 3 53. Polizeireviers von Wrangel⸗

97 Oppelnerstraße 1,

88 8 1üra des 76. Polizeireviers von Klopstock⸗

straße 37 nach Cuxhavenerstraße 13,

7) 8— des 77.

8 ützowstraße 11, 1

tae 1“ Wache des 78. Polizeireviers von Bärwold⸗

straße 53 nach Gneisenaustraße 61.

Berlin, den 30. September 199b39.J

Der Polizei⸗Präsident. von Richthofen.

Polizeireviers von Flottwell⸗

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. Oktober.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung. 1

Zwischen der Königlich preußischen und der Königlich niederländischen Regierung ist in Betreff gegenseitiger Mittheilungen bei Hochwasser⸗ und Eisgefahr im Rhein und ert eshe tlicher Maßregeln seitigung dieser Gefahren die nachstehende barung getroffen. . ““

u ständigen Commissarien werden seitens der Königlich preußischen Regierung der Rheinstrom⸗Baudirector und seitens der Königlich niederländischen Regierung der Hoofd Ingenieur- van den Waterstaat, belast met het beheer der groote Rivieren, bestellt.

Die Benachrichtigung über Hochwasser soll in der Regel nur von dem Königlich preußischen an den Königlich nieder⸗ ländischen Commissar erfolgen, und zwar über die Wasser⸗ stände in Mannheim, Mainz und Koblenz. j Die Dauer dieser Benachrichtigung wird festgesetzt auf die Peir⸗ in welcher der Wasserstand höher als 6 m am Kölner egel ist. 8 6 Auf besonderes Verlangen des Königlich preußischen Commissars wird ihm auch von dem Königlich niederländischen Commissar die Benachrichtigung über die Hochwasserverhaltnisse in den niederländischen Flüssen zugehen. 1 Sobald sich im Rhein bezw. seinen Verzweigungen Eis in bemerkenswerther Weise zeigt, wird die Benachrichtigung über die Eisverhältnisse zwischen beiden Commissarien täglich statt⸗ finden, und zwar in der Regel durch Berichte über den Zu⸗ stand am Morgen des Berichtstages, welche so zeitig zur Post gegeben werden, daß sie spätestens am Morgen des folgenden Tages in den Händen des Adressaten sind. In dringenden Fällen werden die Mittheilungen durch den Telegraphen erfolgen. 8 Die beiderseitigen Commissarien treten vor dem 1. Sep⸗ tember jedes Jahres zusammen, um sich über gemeinschaftliche Maßregeln gegen die Eisgefahr des nächsten Winters zu ver⸗ ständigen. 1 8

Diese gemeinschaftlichen Maßregeln werden sich nur auf die den beiden Staaten gemeinschaftliche Strecke des Rheins beziehen und nur in dem Falle zur Ausführung kommen, wenn dadurch keine Gefahr für die unterhalb liegenden Deich⸗ districte herbeigeführt werden kann. 1“

Von niederländischer und von preußischer Seite wird je

ein Baubeamter zur Leitung der gemeinschaftlichen Maßregeln, und zwar der nisberländische in Lobith und der preußische in Griethausen, stationirt werden. Dieselben haben nach der ihnen von den Commissarien ektheilten Anweisung die auszuführenden Arbeiten ausschließlich anzuordnen. 1 Da, sobald der Ueberlauf bei Lobith in Wirkung getreten ist, der Ort Lobith und das rechte Ufer des Rheins bei Spyck vom niederländischen Gebiet aus nicht mehr zugänglich sind, so sorgt die niederländische Regierung dafür, daß die für die zu bsjenden Maßregeln erforderlichen Mannschaften rechtzeitig vorher zur Stelle gelangen. 1 ““

Wird von einem der beiden Commissarien die Mitwirkung bei gemeinschaftlichen Maßregeln verweigert, so bleibt es jeder Seite überlassen, auf dem zu dem eigenen Territorium ge⸗ hörenden Theil des Stromes die geeignet erscheinenden Maß⸗ regeln zu ö 1 6 Um die Verhütung von Eisgefahren im allgemeinen zu 1 fördern, werden, bei den jährlich stattfindenden Conferenzen der Commissarien, dieselben ihre Ansichten und Erfahrungen darüber austauschen, in welcher Weise in den beiden Ländern günstige Erfolge in Bezug auf Verhütung von Eisgefahr oder Milderung derselben erzielt worden sind, und wie dieselben etwa auf den Rhein, seine Nebenflüsse und Verzweigungen angewendet werden können. 1 8 G Gegenseitige Kostenberechnungen über geleistete Hilfe ꝛc. finden in keinem Falle statt. 6

Seitens der Königlich niederländischen Commissarien wurde der Vorbehalt gemacht, daß die erforderlichen Geld⸗ mittel von den Generalstaaten bewilligt werden.

Zerein⸗

Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt:

b In Hamburg wurden vom 3. bis 4. Oktober Morgens weder Neuerkrankungen noch Sterbefälle angezeigt.

In Neuland (Regierungsbezirk Stade) 1 Erkrankun

F Hofe, Ge

ur Be⸗

Der Gensval⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗

Lieutenant Edler von der Planitz II. ist nach Berlin

zurückgekehrt.

Der Commandant von Könügsberg i. 8 General⸗ Lieutenant von dem Knesebeck ist mit Urlaub hier ein⸗ getroffen.

Der Königlich großbritannische. Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Sir Edward Malet hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abanesenhet fungirt der Erste Secretär Mr. Gosselin als Geschäftsträger.

Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Aller⸗

8 Legations⸗Rath und Kammerherr von agemann ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehr hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

und

E11“

M. Kanonenboot „Wolf“, Commandant Capitän⸗ Lieutenant Kretschmann, ist am 2. Oktober in Shanghai angekommen.

Bayern Ia der gestrigen Sitzung der Kammer der Ab⸗ geordneten ergriff der Finanz⸗Minister Dr. Freiherr von das Budget. Der Minister legte zunächst dar, daß das Budget in Einnahmen und Ausgaben mit 323 276 922 balancire. Der Antheil Bayerns an den Reichseinnahmen be⸗ trage 39 912 750 ℳ, derjenige an den Ausgaben für Reichszwecke 46 711 280 Die zweijährige Finanz⸗ periode 1890/91 habe einen Ueberschuß von 59 921 855 ergeben, wovon 12 440 360 auf Grund von Be⸗ schlüssen des letzten Landtags verausgabt worden seien. Von dem Rest seien 21 164 700 zur Annullirung von Eisenbahn⸗ anleihen und 14 101 165 zu Staatsbauten angewiesen worden. Der gegen den letzten Landtag erhobene Vorwurf, die Ueberschüsse durch übertriebene Steuern erzielt zu haben, sei durchaus unbegründet. Von dem Ueberschuß pro 1890/91 rührten 22 ½ Millionen aus Mehreinnahmen des Reichs, 22 Millionen aus den Staatsbetrieben und nur 14 ½ Mil⸗ lionen aus dem Malzaufschlag, den Stempelgebühren und den Staatssteuern her. Das neue Budget sei um 17 Millionen höher als dasjenige pro 1892/93, dessen Nettoerträgniß noch nicht zu übersehen sei. 4 ½ Millionen von diesen Mehr⸗ ausgaben entfielen auf Reichszwecke, worin die Kosten für die Heeresverstärkung noch nicht enthalten seien. Für Gehalts⸗ aufbesserung der unteren Staatsbeamten und Bediensteten würden 1 700 000 beansprucht. Der Anspruch hierfür werde sich nach und nach auf 4000 000 jährlich erhöhen. Eine Erhöhung der Steuern sei ausgeschlossen. Dann fuhr der Minister, nach der „Allg. Ztg.“, wie folgt fort:

„Unsere Finanzlage kann nach dem soeben Vorgetragenen als be⸗ friedigend bezeichnet werden, zumal der Eingang der budgetirten ordent⸗ lichen Einnahmen, wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist und außerordentliche Hilfsquellen zur Bilancirung nicht herangezogen wurden. Wir könnten auch mit Ruhe in die Zukunft blicken, wenn Garantieen gegen eine weitere namhafte Steigerung der Matrikularbeiträge vorliegen würden. Die Mittel und Wege zur Fernhaltung einer derartigen Steigerung zu finden, bildete den Hauptgegenstand der Frankfurter Finanz⸗Minister⸗Conferenz. 88

Ich kann selbstverständlich im Feget ge Augenblick, zumal da die in Vorbereitung begriffenen Entwürfe noch nicht an den Bundesrath gelangt sind, keine eingehenderen Mittheilungen machen; allein ich erachte mich berechtigt, zu bestätigen, daß alle Mitglieder jener Conferenz ohne Ausnahme der übereinstimmenden Meinung waren, es solle, und zwar unter strengster Wahrung des föderativen Gedankens der Reichsverfassung und der Reservat⸗ rechte, sowie unter voller Berücksichtigung der budgetrechtlichen Befugnisse des Reichstags eine feste Regelung der finanziellen Beziehungen zwischen dem Reich und den Einzelstaaten angebahnt werden, welche die letzteren gegen die Anforderung weiterer durch Ueber⸗ weisungen aus der Reichskasse nicht ausgeglichener Matrikularbeiträge regelmäßig zu schützen geeignet ist. Es wurde ferner für wünschens⸗ werth erachtet, den als Entgelt für die Schmälerung ihres Rechtes der indirecten Besteuerung über das Maß ihrer Matri⸗ kularbeitragsschuldigkeit hinaus für ihren eigenen Haushalt einen ziffermäßig begrenzten Antheil an den aus den Zöllen und indtrecten Steuern fließenden Reichseinnahmen zu sichern und die Tilgung der so erheblich herangewachsenen Reichsschulden möglichst bald in Angriff zu nehmen. Saen mit anderen Worten: man war der Meinung, daß das Reich die Ausgaben, welche es beschließt, auch und zwar lediglich auf dem Wege der indirecten Steuern durch eigene Einnahmen decken und seine Schuldenlast vermindern solle. Allerdings erfordert die Durchführung dieses Plans große Mittel, allein dieselbe wird sich durch die in Vorbereitung begriffenen Gesetzentwürfe, deren Betreff wenigstens bekannt ist, ohne drückende Belastung des deutschen Volks erreichen lassen, und zwar umsomehr, als hierbei nicht bloß die minderbemittelten Klassen, sondern auch die möglichst geschont und theilweise sogar entlastet werden ollen.

Es ist nur natürlich, daß die Interessenten schon jetzt alles auf⸗

bieten, um die ihnen speciell bedrohlich scheinenden Steuerpläne hint⸗ anzuhalten, es wird jedoch gut sein, den in Scene gesetzten Agitationen nicht allzu viel Gewicht beizulegen und mit dem Urtheil bis zum Erscheinen der Gesetzentwürfe und ihrer Begründung zu⸗ zuwarten. In der Hauptsache bin ich der Ueberzeugung, daß die eplanten oder ähnliche Maßnahmen im Interesse der Einjel⸗ staaten und des Reichs absolut unvermeidlich sind, und diese Ueberzeugung wird sich, und zwar hoffentlich rechtzeitig, d. h. ehe die Finanzen der Einzelstaaten in Unordnung gerathen and, in der richtigen Erkenntniß, daß gute Finanzen eine Hauptsäule der staatlichen Existenz und der öffentlichen Wohlfahrt bilden, auch im deutschen Volk und dessen Vertretung Bahn brechen. Ist dies der Fall, dann werden die Einzelstaaten ihre Finanzen fernerhin ohne den Druck, der in der Möglichkeit einer oft ungeahnten be⸗ deutenden Steigerung der Matrikularbeiträge Uen ent⸗ sprechend ordnen können, und auch die Reichs⸗Finanzverwaltung wird sich in Bezug auf die Bemessung der Ausgaben in einer besseren Lage befinden, wenn diese, statt auf dem Wege der Matrikularbeiträge, durch Beschaffung eigener Einnahmen gedeckt werden müssen. 8

Hiermit schließe ich meinen Vortrag, indem ich die Bitte anfüge, Sie möchten, den Gepflogenheiten dieses hohen Hauses getreu, die Ihnen zugegangenen Vorlagen einer wohlwollenden Prüfung unter⸗ ziehen und denselben Ihre Zustimmung ertheilen.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Seine Königliche Hoheit der Frs he ho wird, wie die

„Mecklb. Nachr.“ vernehmen, Mitte dieses Monats nach Neu⸗

strelitz zurückkehren. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin trifft morgen daselbst ein.

mit Agenten der Niger Company

Riedel das Wort zu einer längeren Auseinandersetzung über

Minister den General de Cools um Aufklärun

Oesterreich⸗Ungarn.

Aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der andwehr richtete der Kaiser an die Ober⸗Commandanten der österreichischen und der ungarischen Landwehr, die Erzherzoge Rainer und Joseph, Handschreiben, worin die Be⸗ friedigung über die kriegsgemäße Ausbildung und den milirerischen Geist der ausgesprochen und der hervorragenden Verdienste der Erzherzoge und der Landes⸗

vertheidigungs⸗Minister dankbar gedacht wird.

Die Staatsanwaltschaft in Prag hat dem „W. T. B.“ zufolge das gestern erwähnte jungezechische Manifest mit Beschlag belegt. 1

Frankreich. ““

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath machte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Justiz⸗Minister Guérin Mitthei⸗ lung von der gerichtlichen Verfolgung des früheren Deputirten Cassagnac wegen eines in der „Autorité“ vom 22. Sep⸗ tember veröffentlichten Artikels, worin eine Beleidigung des Generals Saussier enthalten sei.

Das Colonialamt hat bis gestern Abend keine Nach⸗ richt von einem Zusammenstoß der Expedition Mizon’'s (siehe die nach Schluß der Redaction eingetroffenen Depeschen in der gestrigen

Nr. d. Bl.) erhalten. Der „Temps“ dagegen veröffentlicht eine Depesche seines Correspondenten in Liverpool, wonach daselbst ernste Nachrichten vom Niger eingetroffen seien, und die Ex⸗

pedition Mizon'’s gefährdet erscheine.

Nach einer Meldung der Abendblätter soll der Kriegs⸗ über dessen (in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgetheilte) Aeußerungen 8”“ der Unzulänglichkeit der Reserve⸗Offiziere ersucht haben.

Tpanien.

Die Verluste der Spanier bei dem gestern gemeldeten Kampfe mit den Marokkanern in der Nähe von Melilla werden, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, auf etwa 100 Mann, darunter 32 Todte, geschätzt. 8 Serbien.

Der König, der in der Nacht zu gestern aus Abbazia wieder in Belgrad eingetroffen war, hat sich gestern Vor⸗ mittag zu den Manövern nach Kragujewac begeben.

Amerika.

Wie der „Ti mes“ aus Philadelphia gemeldet wird, sind

die Einnahmen der Vereinigten Staaten im letzten Vierteljahre um 20 Millionen Doslars hinter den Einnahmen desselben Zeitraums von 1892 zurückgeblieben, die Zollerträge sind um 13 Millionen Dollars geringer.

Dem „New⸗York Herald“ wird aus Montevideo ge⸗ meldet, daß einem dort umlaufenden Gerücht zufolge die Insurgenten vorgestern das Bombardement von Rio de Janeiro erneuert und die Stadt während des ganzen Tages mit Granaten beschossen hätten. In Paris eingetroffenen Nachrichten zufolge wäre das brasilianische Panzerschiff „Balna“ von Montevideo in der Richtung nach Norden ab⸗ gedampft. Es gehe das Gerücht, daß es sich den Insurgenten anschließen werde.

In Argentinien herrscht, wie „W. T. B.“ berichtet, nach den in Paris vorliegenden Meldungen, vollständige Ruhe. Valentin Virasoro soll als Candidat für den Posten des Gouverneurs von Corrientes proclamirt sein.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus

Bangkok ist der zwischen Siam und Frankreich ver⸗ einbarte Vertrag gestern unterzeichnet worden. Der Special⸗Gesandte Le Myre de Vilers und der ständige französische Gesandte in Bangkok Pavie sind nach Bang⸗ pain abgereist, um heute eine Zusammenkunft mit dem König zu haben. .

EFntscheidungen des Reichsgerichts.

Der verantwortliche Redacteur einer Zeitung hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 3. Juli 1893, den Schutz des § 193 des Strafgesetzbuchs (betr. herabwürdi⸗ gende Aeußerungen zur Wahrnehmung berechtigter Interessen) für sich, wenn er seine Leser über Strafprozesse, die wegen in seiner Zeitung enthaltener Artikel gegen einen der Redacteure an⸗ gestrengt sind, unterrichtet, zu dem Zwecke Berichte über die Gerichtsverhand⸗ lungen bringt und dabei diejenigen beleidigenden Aeußerungen, welche den Gegenstand des Strafprozesses gebildet haben, reproducirt. Zu diesem Rechtssatz bildet eine Ergänzung ein Ausspruch des III. Strafs. des R.⸗G. vom 10. Juli 1893, wonach der Redacteur nur dann bei einer wörtlichen Wiedergabe des früheren, für strafbar erklärten Artikels als in Wahrnehmung be⸗ rechtigter Interessen handelnd zu erachten sei, wenn er nach ver⸗ ständigem Ermessen diese wörtliche Wiedergabe im Interesse seiner Zeitung und ihrer Leser für erforderlich erachten konnte. 8

Kunst und Wissenschaft.

Nach bem spepen erschienenen, vom Director Prof. A. von Werne erstatteten Jahresbericht der Königlichen akademischen Hoch⸗ schule für die bildenden Künste zu Berlin für das Lehrjahr 1892/93 wurde die Anstalt im vergangenen Winter⸗Semester besucht von 262 Personen und zwar von 187 immatriculirten Studirenden aus den früheren Semestern, 37 neu immatriculirten Studirenden, 14 nicht aufgenommenen Aspiranten, 24 Hospitanten. Hiervon waren 195 Maler, 56 Bildhauer, 4 Kupferstecher, 1 Lithograph, 1 Modelleur, 3 Radirer, 1 Zeichner, 1 anderweitigen Berufz. Im Sommer⸗ Semester wurde die Hochschule besucht von 222 Personen und zwar von 167 immatriculirten Studirenden aus den früheren Semestern, 27 neu immatriculirten Studirenden, 8 nicht aufgenommenen Aspiranten, 20 Hospitanten. Hiervon waren 169 Maler, 46 Bild⸗ hauer, 2 Kupferstecher, 3 Radirer, 2 Zeichenlehrer. Es erhielten im Winter⸗Semester: Unterstützungen: a. verbunden mit Frei⸗Unterricht, 20 Studirende (14 Maler, 6 Bildhauer); b. ohne Frei⸗Unterricht 2 Studirende (Maler); Frei⸗Unterricht 29 Studirende (20 Maler, 8 Bildhauer, 1 Radirer); im Sommer⸗Semester: Unterstützungen: a. verbunden mit Frei⸗Unterricht 21 Studirende (16 Maler, 5 Bildhauer); ohne Frei⸗Unterricht 3 Studirende (2 Maler, 1 Bildhauer); Frei⸗Unterricht 27 Studirende (18 Maler, 8 Bildhauer, 1 Radirer) und 1 Hospitant (Maler). Ueber die eingetretenen Veränderungen im Lehrerpersonal macht der Jahresbericht folgende Mittheilungen: Mit Beginn des abge⸗ laufenen Schuljahres übernahm Herr Professor Thumann die Leitung des früher Schrader'schen Schüler⸗Ateliers. Herr Professor Hugo Vogel wurde auf seinen Wunsch am 24. Januar 1893 aus seinem Lehramt entlassen; desgleichen wurde den Herren Professoren Skarbina

8 8

Angelegenheiten,

und A. von Heyden die nachgesuchte Entlassung vom 1. April 1893 ab vonh ge⸗ An Stelle des Erstgenannten übernahm veis Ende Juli die Leitung der betreffenden Malklasse Herr Professor Scheurenberg. Vom 1. August d. J. ab ist in dieses Amt Herr Professor Ludwig Bokelmann berufen worden. Herr Professor Skarbina wurde vom 1. April d. J. ab ersetzt durch den bisherigen Hilfslehrer in der Klasse für anatomisches Zeichnen, Herrn⸗ Prosessord Böse, in vslen Stellung von dem gleichen Zeitpunkt ab der Maler Herr

aximilian Schäfer trat. Zum Nachfolger des Herrn Professors A. von Heyden ist der Maler Herr Gustav Futhtnecht vom 1. Oktober 1893 ab ernannt worden.

In dem Wettbewerb um die Denkmäler der beiden Markgrafen, welche an der Einmündung der Fischerbrücke in den Mühlendamm aufgestellt werden sollen, sind nach der „Nat.⸗Ztg.“ gestern bis 3 Uhr Nachmittags die Skizzen im Rathhause abgeliefert worden. An der Concurrenz um die Figur Albrecht's des Bären haben sich die Bildhauer Barnewitz, Boese (mit zwei Entwürfen), Felderhoff, Professor Herter und Professor Hilgers betheiligt, während der ebenfalls eingeladene Professor Hundrieser auf den Wettbewerb verzichtet hatte. Für die Figur des Markgrafen Waldemar haben Nicolaus Geiger drei, von Uechtritz und Unger je zwei, Grüttner, Max Klein und Schweinitz je einen Entwurf ein⸗ gesandt. Sämmtliche Skizzen sind in natürlicher Größe ge⸗ halten. Vorgeschrieben war nur, die Figuren bedeckten Hauptes und in der Tracht ihrer Zeit darzustellen, während im übrigen die Ge⸗ staltung dem Ermessen der Künstler überlassen war. Die Ausführung wird in Bronze erfolgen, wobei die Gestalten eine Größe von 2,25 m erhalten. Die Bildhauer waren ersucht worden anzugeben, zu welchem Preise und in welcher Zeit sie die Herstellung des Gußmodells be⸗ wirken könnten. Die betheiligten Künstler haben sich in collegialer Weise verständigt und erklärt, daß sie die Modelle für je 12 000 in einem Jahre schaffen würden. Im übrigen erhalten alle Theilnehmer der Concurrenz eine Entschädigung von je 250 ℳ, während die Skizzen in ihrem Eigenthum verbleiben; die Stadt hat sich jedoch vorbehalten, einzelne der Entwürfe für den Preis von 200 zu erwerben. Die zur Ausführung bestimmten Skizzen und Modelle gehen in das Eigen⸗ thum der Stadt über. Die Jury besteht aus den Herren Stadtrath Friedel, Stadtbauräthen Blankenstein und Dr. Hobrecht, Stadt⸗ verordneten⸗Vorsteher Dr. Langerhans und den Stadtverordneten Dr. Bailleu, Diersch, Horwitz und Baurath Kyllmann. Den Siegern in dem Wettbewerb wird die Ausführung zugesprochen.

ꝓ† Die Kunsthandlung von E. Schulte eröffnete am Sonntag, 1. Oktober, die Saison mit einer Ausstellung ohne einheitliches Programm. Neben zahlreichen Uuzulänglichkeiten, die höchstens als decorative Kunstwaare einigen Marktwerth besitzen, enthält sie wenige Stücke, die die Beachtung der Kritik verdienen. So interessiren einige Bilder aus E. von Gebhardt's Frühzeit: ein Einzug Christi in Jerusalem aus dem Jahre 1863 und die Erweckung der Tochter des Jairus. 1864 gemalt. Die Auffassung religiöser Stoffe ist hier schon die gleiche wie in seinen neueren und neuesten Schöpfungen, die nur

in der Vertiefung und Durchbildung der Charakteristik eine aufsteigende

Entwickelung erkennen lassen. Die Bilder von Andreas und Oswald Achenbach, von denen wir ein feingestimmtes Kloster⸗ interieur und die vom Abendlicht beschienene Wallfahrtstreppe von Araceli hervorheben, zeigen uns die genugsam bekannten Künstler⸗ individualitäten in keinem neuen Licht. Auch die bis zur Manie⸗ rirtheit zierlichen Arbeiten Pradilla's, unter denen nur ein Aquarell etwas kräftigere Töne anschlägt, und die aus der Galerie Molenaer hergeliehene spanische Hochzeit von Salinas haben uns nicht viel Neues zu sagen. Die beiden Nieder⸗ länder C. Koekkoek und Hendrik Leys gehören ebenfalls bereits der Kunstgeschichte an; die Waldlandschaft des ersteren (aus dem Jahre 1835) mit ihrer glatten und kleinlichen Detail⸗ behandlung wirkt neben den breiten impressionistischen Leistungen eines Max Schlichting, der ein Ehepaar von einem hochgelegenen, von heller Frühlingssonne beschienenen Altan auf das Häusermeer von Paris herabblicken läßt, besonders lehrreich. Hier lassen sich die ver⸗ schiedenen Ziele der älteren und der modernen B“ an zwei charakteristischen Leistungen trefflich studiren. Rochegrosse, dem nicht mit Unrecht eine verletzende Brutalität und lär⸗ mende Sensationslust vorgeworfen wird, erscheint hier mit einer zahmen älteren Arbeit, dem „Einfall der Hunnen in eine römische Villa“, die stark an die Vorbilder Siemiradzki'’s erinnert. Unter den zahlreichen Porträts der Ausstellung sind die in geschickter Pastelltechnit ausgeführten, aber nur oberflächlich charakterisirenden Bildnisse von Frieda Menshausen hervorzuheben. Sehr vor⸗ theilhaft unterscheidet sich ein in Oel angelegtes frisches Kinderportrut von Traute Steinthal von den erstaun⸗ lich flachen, Bildnissen derselben Künstlerin. Ismael Gentz hat zwei energische Federzeichnungen, C. L. Becker zwei feingestimmte Knabenporträts in reiner Aauarell⸗ technik ausgestellt, die einen günstiger beleuchteten Platz verdienten. Dazu kommen noch zwei größere Bilder des russischen Marinemalers Aiwasowsky, eine Anzahl Stillleben von den Geschwistern Helene und Molly Cramer aus Hamburg, und einige Land⸗ schaften des Neapolitaners Brancaccio. Damit ist die Zahl der nennenswerthen Erscheinungen der diesjährigen Herbstausstellung er⸗ schörft. Technisches Interesse erregen die überaus sorgfältig aus⸗ geführten farbenglühenden Emailmalereien aus der Werkstatt von Ernst Bastanier in Berlin.

—., Am Sonnabend, 30. September, und Sonntag, 1. Oktober, tagte in Hagen i. W. die dritte Hauptversammlung des Vereins zur 1B des lateinlosen höheren Schulwesens. Die Versammlung war von zahlreichen Vertretern der Realschulen besucht, auch aus dem Königreich Sachsen war ein Vertreter erschienen. Am Sonnabend Morgen fand unter Leitung des Stadt⸗Baumeisters Genzmer die Besichtigung des prächtigen Neu⸗ baues der Gewerbeschule statt, an welche sich ein Vortrag des genannten Herrn über bautechnische, architektonische und hygienische Anforderungen bei der Errichtung moderner Schulgebände unter Bezugnahme auf die Pläne des besichtigten Neubaues anschloß. Am Nachmittag führte der Turnlehrer der Gewerbeschule Herr Junius in der städtischen Turnhalle mit Schülern der Anstalt Jugendspiele vor. Hervor⸗ ragendes Interesse nahmen sodann die Schwimmübungen in Anspruch, die derselbe Herr leitete. Am Abend traten die Vertreter der Real⸗ schulen zu der Abgeordnetenversammlung zusammen und nahmen mit großer Majorität folgende Resolution an: „Der Verein erkennt in den bisher den lateinlosen höheren Schulen ertheilten Berechtigungen einen Anfang zur Anbahnung der gleichen Werthschätzung der realen und humanistischen Bildung an und spricht dabei folgende Wünsche aus: 1) Es muß von autorisirter Seite ein maß⸗ es Verzeichniß sämmtlicher Berechtigungen aufgestellt werden, damit jede Schule im stande sei, den Eltern wahr⸗ heitsgetreuen Aufschluß zu geben; 2) es ist wünschenswerth, daß die Zulassung zur Offizierslaufbahn auch auf die Zöglinge der Ober⸗ Realschulen ausgedehnt werde. Ferner erkennt die Versammlung dankbar an, daß die neuen Lehrpläne einen wesentlichen Fortschritt auf dem Wege der inneren Ausgestaltung der lateinlosen An⸗ stalten bedeuten und daß durch die Einführung der Abschlußprüfung in der Unter⸗Secunda der neunklassigen Anstalten die Verleihung der Berechtigung zum einjährigen Dienst an allen höheren Lehranstalten an die gleichen Bedingungen geknüpft ist; sie hält die Beibehaltung dieser Prüfung für die Weiterentwickelung des latein⸗ losen höheren Schulwesens für unentbehrlich.“ In Ljezug auf die Stellung der Lehrer beschloß die Versammlung nachstehende Resolution: „Es ist wünschenswerth, daß die Gleichstellung der Directoren und Lehrer sechsklassiger und neunklassiger Anstalten nach jeder Richtung hin voll durchgeführt werde.“ Zu erwähnen ist ferner, daß das Vereins⸗ organ, die „Zeitschrift für lateinlose höhere Schulen“ vom 1. Oktober an in den Verlag des altbewährten Verlags von Du Mont⸗Schauberg in

öln übergehen wird. Am Sonntag Morgen versammeiten sich die heilnehmer an der Versammlung in der Aula der höheren Töchterschule. Gewerbeschul⸗Director Dr. Holzmüller begrüßte die erschienenen Gäste, or allem den Vertreter des Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ ec. Wirklichen Geheimen

Ober⸗Regierungs⸗Rath

Dr. Stauder, den Provinzial⸗Schulrath Dr. Rothfuchs und den Ober⸗Bürgermeister Nrrace Der mRtenrt,Dtothfuchs legte die Stellung der Staatsregierung zur Schulreform dar und besonders zu den lateinlosen Schulen, die zum Eckpfeiler der Schulreform geworden eien; der Provinzial⸗Schulrath bekundete sein Interesse an den Be⸗ trebungen des Vereins, indem er darauf hinwies, daß die Methode der Lehrer an den lateinlosen Schulen besonders darauf gerichtet sein müsse, die Schüler dieser Anstalten zum praktischen Leben zu erziehen. Der Ober⸗Bürgermeister begrüßte die Versammlung namens der städtischen Behörden. Darauf sprach Director Dr. Holzmüller über die „Ideale des lateinlosen Schulwesens“ und führte unter dem Beifall der Ver⸗ sammlung seine Ueberzeugung dahin aus, daß die Ideale der latein⸗ losen Schulen keine anderen seien als die des altbewährten Gym⸗ nasiums. Dr. Bukello aus Magdeburg sprach über den deutschen Unterricht an Realschulen. Die Lehrpläne für neuere Sprachen war der Gegenstand des nächsten Vortrages von Dr. Schäfer aus Hagen. Zum Schluß sprach Herr Junius über Jugendspiele und Körper⸗ pflege. Mit einem Festessen im Hotel Glitz schloß die dritte Haupt⸗ versammlung des Vereins. 1

Die theologische Facultät der Universität Jena hat, wie „W. T. B.“ meldet, den außerordentlichen Professor in der theolo⸗ gischen Facultät der Universität Berlin, Lic. Dr. phil. George Runze, zum Ehrendoctor der Theologie ernannt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

St. Petersburg, 3. Oktober. „W. T. B.“ meldet: An Cholera erkrankten bezw. starben: vom 29. September bis 2. Oktober in St. Petersburg 129 bezw. 73, vom 27. bis 29. September in Moskau 15 bezw. 4, in den Gouvernements vom 17. bis 23. September: Kalisch 2 bezw. 0, Kiew 380 bezw. 122, Jekate⸗ rinoslaw 484 bezw. 196, Samara 120 bezw. 63, Saratow 95 bezw. 44, Tschernigow 100 bezw. 25, Mohilew 116 bezw. 43, Poltawa 80 bezw. 35, Kursk 120 bezw. 55, vom 23. bis 30. Sep⸗ tember Minsk 69 bezw. 26, vom 10. bis 23. September Podolien 1306 bezw. 487, vom 24. bis 30. September Chersson 181 bezw. 72 und Wilna 9 bezw. 4.

Ueber den Stand der Cholera.Epidemie in Polen wird Fol⸗ gendes berichtet: In Warschau sind in der Zeit vom 27. bis 30. v. M. 1 Erkrankung und 1 Todesfall vorgekommen; in Jadow, Zagroby und Weliszew (Gouvernement Warschau) vom 25. bis 29. v. M. 15 bezw. 10; in Kolo und Ozorkow (Gouvernement Kalisch) vom 21. bis 27. v. M. 24 bezw. 13; in Kozienice (Gouvernement Radom) vom 22. bis 26. v. M. 11 bezw. 9; (Gouvernement Lublin) vom 20. bis 28. v. M. 23 bezw. 5; im Kreise Janow (Gouvernement Siedlez) vom 25. bis 29. v. M. 4 bezw. 2; im Kreise Prasnysz (Gouvernement Plogk) vom 24. bis 27. v. M. 4 bezw. 2; in den Kreisen Mazowieck, Ostrow, Lomza, Ostrolenka, Pultusk, Makow und Kolno (Gouvernement Lomza) vom 25. bis 28. v. M. 285 bezw. 122.

Rom, 4. Oktober. In den letzten 24 Stunden erkrankten nach Meldung des „W. T. B.“ an der Cholera in Livorno 6 und starben 2 Personen; in Patti Marina kamen 3 Erkrankungen und 1 Todesfall vor, in Palermo vom 30. September bis zum 1. Ok⸗ tober Mitternachts 49 Erkrankungen und 26 Todesfälle, von da ab bis zum 2. Oktober Nachmittags 34 Erkrankungen und 26 Todesfälle. Wie amtlich festgestellt wurde, starben an Bord des Packetboots „Carlo“ auf der Hin⸗ und Rückreise zwischen Genua und Rio de Janeiro 201 Personen an Cholera. Gegenwärtig befinden sich 19 der auf dem Dampfer an Cholera erkrankten Fahrgäste im Lazareth zu Asinara.

Madrid, 3. Oktober. Gestern sind laut Meldung des „W. T. B.“ hier 37 Personen an Cholera erkrankt und 7 gestorben.

Konstantinopel, 3. Oktober. In den letzten 48 Stunden sind, wie „W. T. B.“ berichtet, in Skutari 2 Erkrankungen an Cholera vorgekommen, im Irrenhause daselbst keine Erkrankung. In den Dörfern am Bosporus erkrankten 2, in verschiedenen Theilen Konstantinopels 5 Personen an Cholera, von denen 3 gestorben sind. In Pera kam kein Todesfall vor.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 17. bis 23. September ein der Vorwoche ähnlicher und auch die Sterblichkeit blieb fast die gleiche (pro Mille und Jahr 20,4 gegen 20,3 der Vorwoche). Acute Darmkrankheiten führten zwar noch immer häufiger als sonst um diese Jahreszeit, aber doch etwas seltener als in der Vorwoche zum Tode (in 92 Fällen gegen 99 der Vorwoche), und acute Entzündungen der Athmungsorgane kamen etwas häufiger zur ärztlichen Behandlung. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb jedoch die gleiche, mäßig hohe. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 72 Säuglinge. Erkrankungen und Todesfälle an Grippe sind nicht bekannt geworden. In der Be⸗ richtswoche kamen wieder drei Erkrankungen an Cholera zur Fest⸗ stellung; sie betrafen sämmtlich auf einem Flußfahrzeuge befindliche Personen und gelang es auch hier, die Weiterverbreitung zu verhin⸗ dern. Von den anderen Infectionskrankheiten kamen nur Erkrankun⸗ gen an Unterleibstyphus in etwas gegen die Vorwoche gesteigerter Zahl (80 gegen 69) zur Anzeige, und zwar wiederum aus dem tralauer Viertel und der jenseitigen Luisenstadt am zahl⸗ reichsten. Erkrankungen an Masern blieben in beschränk⸗ ter Zahl, Erkrankungen an Scharlach (zumeist in der Rosenthaler Vorstadt) zeigten eine unwesentliche Steigerung, Er⸗ krankungen an Diphtherie (im Stralauer Viertel und auf dem Wedding am häufigsten) eine kleine Verminderung. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 6 bekannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zeigten keine wesentliche Veränderung. Er⸗ krankungen an Keuchhusten waren nicht selten und führten in 11 Fällen zum Tode. Rheumatische Beschwerden aller Art, namentlich acute Gelenkrheumatismen, gelangten etwas häufiger als in der Vorwoche zur ärztlichen Behandlung.

FHSFandel und Gewerbe.

Aus Geschäftskreisen werden wir auf einen Agenten Georg Schroeder in Jassy aufmerksam gemacht, welcher von dort aus mit deutschen Geschäftsleuten in Verbindung zu treten sucht. Schroeder, welcher längere Zeit hindurch in Odessa ansässig war, wegen seines Geschäftsgebahrens aber im Sommer 1891 aus Rußland ausgewiesen wurde, ist von deutschen Gerichten wegen Diebstahls und Unterschlagung bereits mehrfach bestraft worden. 8

Seine Königliche Hoheit der Gyogher og Friedrich von Baden hat die Fabrikanten Gustav Deprient und Friedrich Hensel in Berlin, Inhaber der Gold⸗ und Silberwaaren⸗Manu⸗ factur Hensel u. Schumann, zu Höchstseinen Hoflieferanten ernannt.

Tägliche Wagengestellung für Kohl

an der Ruhr und in Oberschl 1 An der Ruhr sind am 3. d. M. gestellt 10 653, nicht rechtzeitig gestellt 15 Wagen. 1 In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 403 zeitig gestellt keine Wagen.

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Zwangs⸗Verstei g 8 8 Beim Königlichen Amtsgericht I. Berlin standen am 3. Oktober die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Ruheplatzstraße 12, dem Bauunternehmer E. Riemer gehörig; Fläche 4,75 a; für das Meistgebot von 17 910 wurde die

Preußische Hypotheken⸗Actien⸗Bank zu Berlin, Ersteherin.

in Cholm, Kreis

wählt Ernesto Pacelli.

Stei umehsteaße 50, der Frau Rentiere Emilie Piper gehörig Nutzungswerth 14 750 ℳ; für das Meistgebot von 251 700 wurde der Apotheker Oscar lanufer 14, Ersteher. Ver⸗ tagt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Flottwell⸗ straße 4, dem Rentier A. Grosjean gehörig.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen am selben Tage die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerungt⸗ Grundstück zu Schöneberg, dem Maurermeister Paul Klos ge⸗ hörig; Fläche 8,28 a; Mindestgebot 189 380 ℳ; für das Meistgebot von 220 000 wurde der Maurermeister Hein richLehmannzu Schöne⸗ berg, Kaiser Friedrichstraße 6, Ersteher. Grundstück zu Schöneberg, Bahnstraße belegen, dem Maurer⸗ und Zimmermeister Heinrich Müller gehörig; Fläche 12,26 a; Mindestgebot 168 000 ℳ; für das Meistgebot von 169 000 wurde der Kaufmann Heinrsich Emmler zu Berlin, Beuthstraße 6, Ersteher.

—. Die gestrige Monatsversammlung des westfälischen Koks⸗ Syndikats in Bochum setzte, wie die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ mit⸗ theilt, die Productionseinschräntung für Oktober auf 25 % und die Beiträge ebenfalls auf 25 % fest, sodaß also die bisherigen Be⸗ stimmungen in Kraft bleiben. Die Productionseinschränkung wird sich voraussichtlich bis Juli nächsten Jahres nicht ändern. Laut Geschäfts⸗ bericht haben die in den anderen Ländern vorgekommenen Ausstände einen mehr oder minder günstigen Einfluß auf den Koks⸗Absatz gehabt, weshalb die Einschränkung der Production im September nur 18 %, statt der beschlossenen 25 % betragen habe.

Magdeburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, neue 15,30, Kornzucker excl., 88 % Rendement 14,35, neue 14,40, Nachproducte excl., 75 % Rendement —. Stetig, Exportwaare mehr gefragt. Brotraffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 28,75. Gem. Melis I. mit Faß 27,25. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Oktober 14,22 ½ bez., 14,25 Br., pr. November 14,07 ½ bez., 14,10 Br., pr. Dezember 14,17 ¼ bez., 14,20 Br., pr. Januar⸗März 14,30 bez. und Br. Ruhig.

Leipzig, 3. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Oktober 3,52 ½ ℳ, per November 3,52 ½ ℳ, per Dezember 3,55 ℳ, per Januar 3,60 ℳ, per Februar 3,62 ½ ℳ, per März 3,65 ℳ, ver April 3,67 ½ ℳ, per Mai 3,70, per Juni 3,72 ½. Umsatz: 25 000 kg.

Bremen, 3. Oktober. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Stetig. Loco 4,35 Br. Baumwolle. Stetiger. Upland middling, loco 42 ¾˖ ₰, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Oktober 42 ¼½ ₰, pr. November 42 ¼ ₰, pr. Dezember 42 ½¼ J, pr. Januar 42 ½ ₰, per Februar 42 ¾ ₰, pr. März 43 ₰. Schmalz. Fest aber ruhig. Shafer 50 ½ ₰, Wilcox 48½ ₰, Choice Grocery 49 ½ 3 Armour shield 48 ½ ₰, Cudahy 49 ½ ₰, Rohe K Brother (pure) 49 ₰, Fairbanks 41 ½ ₰. Wolle. Umsatz: 110 Ballen. Speck. Ruhig. Short clear middl. Dezember⸗Januar⸗ S 43. Taback. Umsatz 433 Fässer Kentucky, 750 Packen

.Felix. ien, 4. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 22. September bis 28. September 1 011 027 Fl., Mehr⸗ einnahme 60 684 Fl. 3 London, 3. Oktober. (W. T. B.) Preise fest, behauptet bei lebhafter Betheiligung.

An der Küste 12 Weizenladungen angeboten.

96 % Javazucker loco 17 ¼ ruhig, Rüben⸗Rohzucker loco 14 ½ ruhig. Chile⸗Kupfer 41 ¼, pr. 3 Monat 42116.

Manchester, 3. Oktober. (W. T. B.) 12r Warter Taylor 5 ¼ 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ¼, 30r Water Clayton 7 , 32r Mock Brooke 7 ⅜, 40r Mayoll 7 ¾, 40r Medio Wilkinson 8 ⅞, 321 Warpcops Lees 7 ¼, 36r Warpcops Rowland 7 ¼, 36r Warpcops Wellington 8, 40r Double Weston 8 ⅞, 60r Double courant Qualität 12, 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 32r/46 r

168. Fest.

Paris, 3. Oktober. (W. T. B.) Von der Börse wird be⸗ richtet: Die Gesammthaltung war heute theilweise durch eine neue Baisse in Italienern beeinflußt, in denen die Speculation starke Abgaben machte. Der Report stieg von 5 auf 15 Centimes. Schließlich bildete sich trotz eingetretener Geldvertheuerung feste Haltung heraus. Liqui⸗ dationsgeld ca. 3¼. In Türkenwerthen große ausländische Käufe. Spanier lebhaft. Anscheinend wird für eine neue Anleihe vor⸗

gearbeitet. (W. T. B.) Producten

Wollauction.

St. Petersburg, 3. Oktober. markt. Talg loco 58,00, Weizen loco 10, Roggen loco 6,75. Hafer loco 4,30. Hanf loco 44,50. Leinsaat loco 14,00.

Rom, 3. Oktober. (W. T. B.) Die heute abgehaltene General⸗ versammlung der Actionäre der Banca Romana, an der 113 Actionäre mit 9639 Stimmen theilnahmen, beschloß auf Antrag des Rechts⸗ anwalts Coglitore erstens eine aus drei Mitgliedern bestehende Com⸗ mission zu ernennen, welche die Durchführung des mit der Banca Nazionale am 18. Januar d. J. getroffenen Abkommens bewirken und im Falle einer Weigerung der Banca Nazionale den Rechtsweg beschreiten soll, und zweitens einen Commissar für die Liquidation zu ernennen. In die Commission wurden gewählt Carancini, Fortis und De Dominicis, zum Commissar für die Liquidation wurde ge⸗

Amsterdam, 3. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52. Bancazinn 53 ½.

New⸗York, 3. Oktober. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest, später trat Lustlosigkeit ein. Der Schluß war lustl Curse aber fest. Der Umsatz der Actien betrug 110 000 Stü⸗ Der Silbervorrath wird auf 165 000 Unzen geschätzt. Silber verkäufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe für den Staats⸗ schatz betrugen 260 000 Unzen zu 74,25.

Weizen eröffnete träge, dann fallend den ganzen Tag auf uner wartete günstige Kabelberichte sowie auf das Fehlen von Export⸗ nachfrage. Schluß schwach. Mais fest und etwas steigend nach Eröffnung auf bessere Exportnachfrage, dann Reaction auf Verkäufe, später wieder steigend auf rege Nachfrage für den Consum. Schluß fest. Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlan tischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 103 000, do. nach Frankreich 3000, do. nach anderen Häfen des Conti⸗ nents 59 000, do. von Californien und Oregon nach Großbritannien 44 000, do. nach anderen Häfen des Continents Qrts.

Chicago, 3. Oktober. (W. T. B.) Weizen fallend auf schwächere Kabelberichte sowie auf günstiges Wetter für die Aussaat. Mais fest und etwas steigend nach Eröffnung, dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest. 1.

Verdingungen im Auslande.

Italien. 9. Oktober, 4 Uhr. Artillerie⸗Direction des Feuerwerks⸗ Laboratoriums in Bologna: Lieferung von 2000 kg gewöhnlicher Salpetersäure, 15 000 kg Schwefeksine 2000 kg Alkohol, 2000 kg. Tischlerleim, 2000 kg Soda.

.16. Oktober. Artillerie⸗Direction des Bau⸗Arsenals in Turin: Lieferung von Tauen verschiedenen Durchmessers. Kostenanschlag 55 315 Fr. Caution 5532 Fr.

21. Oktober, 11, Uhr. Stadtrath von Sambiase (Catanzaro): Einrichtung einer Trinkwasserleitung aus den Quellen des Berges Santa Maria. Ausführungsfrist 365 Tage. Kostenanschlag 91 807 Fr. 4000 Fr. Das Datum des Zuschlags wird später festgesetzt worden.

Spanien.

14. Oktober, 2 Uhr. Axuntamiento constitucional de Avila: Elektrische Beleuchtung der Stadt. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.

7. November, 10 Uhr. Junta Economica de la Fabriea de armas de Toledo: Lieferung von 2500 kg Stahl in Blechen. Höchstpreis 130 Pes. der Doppelcentner. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger’.