1893 / 241 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August

hat sich dem „Dr. J.“ zufolge am Donnerstag nach Berlin

begeben, um an einem mehrtägigen Cursus für Stabsoffiziere

an der Infanterie⸗Schießschule in Spandau theilzunehmen.

Die Rückkehr des Prinzen erfolgt voraussichtlich am 18. Oktober. 1“““

Oesterreich⸗Ungarn.

Gegenüber der serbischen Blättern entnommenen Mit⸗ theilung der „Nowoje Wremja“, daß österreichisch⸗unga⸗ rische Truppen im Limgebiete angeblich als Stützpunkt für einen Vormarsch auf Salonichi bestimmte Befestigungen errichteten, daß diese Arbeiten in Konstantinopel eine lebhafte Beunruhigung hervorgerufen hätten und der türkische Botschafter in Wien beauftragt sei, dieserhalb eine Anfrage an die öster⸗ reichisch⸗ungarische Regierung zu richten, stellt das „Fremden⸗ blatt“ fest, es liege hier lediglich eine der Erfindungen vor, wie sie in der letzten Zeit bezüglich Oesterreich⸗Ungarns, seiner Politik und seiner Stellung in Bosnien und der Herzegowina namentlich von serbischen Blättern verbreitet würden. Das Fremdenblatt“ weist dabei auf einen kürzlich erschienenen Artikel des „Odjek“ hin, der wärmstens für die Förderung „patriotischer Zwecke“ eintrete und die bevorstehende Rund⸗ reise des großserbischen Agitators Derwisch Bey Ljubovich verfolge, der in allen größeren Städten Serbiens Concerte zum Besten der in trostloser Lage sich befindenden bosnisch⸗ herzegowinischen Emigranten veranstalten wolle. Das „Fremdenblatt“ weist ferner auf die noch unumwun⸗ denere Sprache des radicalen „Dnevni List“ hin, der in einer angeblich aus Bosnien herrührenden Zuschrift die Serben direct auffordere, Waffen an Bosnien zu liefern, damit es die Oesterreicher vertreiben könne, in Serbien selbst aber geheime Gesellschaften zur Einleitung und Organisirung der Agitation zu gründen. Das Communiqué schließt: Eine solche Sprache der serbischen Blätter, die der Regierung oder der Regierungspartei nahestehen, im Verein mit den anderen Vorkommnissen der jüngsten Fütt wie beispielsweise die Auf⸗ nahme des wegen panslavistischer Umtriebe aus Mostar aus⸗ gewiesenen Mehemed Bey Spahie im serbischen Uebungslager und die bedenklichen Aeußerungen, welche während der Rundreise des Königs von Serbien gefallen seien, verdienten immerhin ernstere Man werde nicht umhin können, diese neuerdings vielfach sich wiederholenden Erscheinungen ent⸗ sprechend aufmerksam zu verfolgen, und zu erwägen, ob es nicht an der Zeit sei, denselben näherzutreten.

Bei der gestern im ungarischen Unterhause fort⸗ gesetzten Debatte über die Petitionen wegen der Ant⸗ worten des Kaisers an die Deputationen in Güns und Boros⸗Sebes führte der Minister des Innern Hieronymi unter lebhaftem Beifall aus, die Politik der Regierung gehe dahin, alle Bestrebungen gegen die Staatseinheit strengstens zu bestrafen, sie wolle jedoch wegen einzelner Agitatoren nicht eine ganze Nation verurtheilen. Das ungarische Volk habe Kraft genug, die Einheit und Unzertrennbarkeit der Nation gegen die Aspira⸗ tionen eines Theils der rumänischen Nationalität zu schützen, der die Verschmelzung mit einem anderen Staat anstrebe. Dieser Theil der Rumänen sei klein. Das rumänische Volk sei fleißig, verständnißvoll, intelligent und leicht regierbar. Dem Einflusse der Agitatoren müsse dadurch ent⸗ eegengearbeitet werden, daß man den jungen Rumänen eine Eristenz biete, sich mit der großen Masse des rumänischen Volks liebevoll befasse, die materielle Lage der G Geistlichkeit und Lehrer verbessere und die rumänische Jugend patriotisch erziehe.

Großbritannien und Irland.

Lord Randolph Churchill hat am 4. d. M. in Stolybridge in Lancashire eine Rede gegen Homerule ge⸗ halten, worin er ausführte, die Bill sei im Unterhause nur durch die irische Mehrheit durchgesetzt worden. Aus welchen Elementen sei diese Mehrheit aber C“ Aus Männern, unzuverlässig in Charakter, Principien und allen den Eigenschaften, die der Engländer an Personen preise, die wichtige Stellen in der Regierung des Landes einnähmen. Wen vertrete diese Partei? Die römisch⸗katholische Geistlichkeit mit den unloyalsten Bestandtheilen der irischen Bevölkerung. Die meisten dieser Mehrheit, an 34, seien von der Parnell⸗ Commission der Schuld überwiesen worden, an einer ungesetz⸗ lichen Verschwörung theilgenommen zu haben, und dies seien die Männer, welche die wichtigste Veränderung in der Staats⸗ verfassung des vereinigten Königreichs vornehmen wollten, die jemals 1“ habe. Das englische Element im Parlament vertrete 30 Millionen, das irische 3 Millionen, meistens Kelten und Katholiken, die danach lechzten, ihren Fuß auf den Nacken der 1 ½ Millionen loyaler irischer W“ zu setzen. Wer solle eigentlich über das .- olk herrschen? Engländer oder Irländer? Gladstone schlage vor, die Irländer im englischen Parlament beizubehalten; diese würden demnach alle Reichsfragen, englische, waliser und schottische entscheiden. Glücklicherweise habe England ein Oberhaus, und das werde diese lächerliche Vorlage so 68 verwerfen, bis eine

arlamentsauflösung erfolge. Gladstone, der mit seiner Homerule dem alten Sisyphus ähnele, sei stolz auf ein Machwerk, ein Machwerk, das die Kronbediensteten bei Seite setze, das die irische Polizei, die dem Staate lange und treu gedient habe, ohne jedwede Vorsorge ent⸗ lasse und dem schwerbelasteten englischen Steuerzahler 400 000 Pfd. Sterl. jährlich mehr auflege. Gegenüber allen Bedenken, allen Beweisgründen habe der Premier nur die eine Antwort: Vertrauet den Irländern! Was bee zuvor gethan, würden sie in stärkerem Maße wieder thun. Was Gladstone’s Drohungen gegen das Oberhaus anbetreffe, so seien sie nur Spreu. Das Oberhaus habe das Volk hinter sich und sein Widerstand sei gerechtfertigt.

Frankreich.

In Paris eingetroffenen Nachrichten aus Bangkok zu⸗ folge ist der franöse che Le . de Vilers in einer Abschiedsaudienz vom Könige von

Siam in Bangpain empfangen worden. Nach dieser Audienz richtete Le Myre de Vilers an den Präsidenten Carnot ein Telegramm, worin er dem Präsidenten die Gefühle herz⸗ lichster Freundschaft des Königs übermittelte. Der König habe außerdem Le Myre de Vilers versichert, daß die Interessen des siamesischen Volkes eine gewissenhafte Ausführung des trages erheischten.

Italien.

Die in Nr. 239 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ nach dem „H. T. B.“ ebrachte Nachricht, daß der König und der Marine⸗ inister dem britischen Geschwader in Spezia einen Besuch abstatten würden, wird von der „Agenzia Stefani“ als unbe⸗ gründet bezeichnet.

Die „Agenzia Stefani“ dementirt ferner die von ver⸗ schiedenen auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht von kriegerischen Vorbereitungen seitens Italiens und weist darauf hin, daß der Kriegs⸗Minister am 5. September den Befehl zur Entlassung der Altersklasse von 1870 und eines Theiles derjenigen von 1871 veröffentlicht habe, wie es im Budget vorgesehen sei. Dieser Befehl sei in voller Aus⸗ führung und werde am 14. Oktober vollständig durch⸗ geführt sein. 8 1

Spanien.

Payas ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus

Barcelona gestern früh erschossen worden

Belgien. Der Ministerrath hat der „Frkf. Ztg.“ zufolge gestern beschlossen, die Kammern auf den 17. d einzuberufen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „New⸗York Herald“ aus Monte⸗ video hätte das Bombardement von Rio de Janeiro während des ganzen vorgestrigen Tages angedauert. Die Stadt sei mit Granaten beschossen worden; die Land⸗ batterien hätten das Feuer der Schiffe erwidert. Eine große Bestürzung herrsche in der Stadt; die Ge⸗ schäfte seien völlig ö die Börse sei verlassen. Die Soldaten Peixoto's begingen Mord und Raub. Züge von Soldaten verschiedener Waffengattungen durchstreiften die Stadt, um Rekruten für die Armee Peixoto’'s anzuwerben, während andere Detachements angesehene Personen der Stadt ergriffen, die mit Admiral Mello E“ Der englische Gesandte habe alle englischen Staatsangehörigen aufgefordert, die Stadt zu verlassen, da die Flotte der Aufständischen die Absicht mitgetheilt habe, das Bombardement fortzusetzen. Sowohl die ankommenden als auch die abzusendenden Post⸗ sachen lasse Peixoto durchsuchen. Entscheidende Schlachten würden in der Nähe der Städte Rio Grande und Porto Alegre erwartet. In Paris ist aus Rio Grande die NRachricht eingetroffen, die Regierungstruppen hätten Bage genommen.

Nach einer in Paris eingetroffenen Nachricht aus Buenos Aires wäre in Chile Francisco Pieto zum Kriegs⸗ es tes und Juan Orrego zum Justiz⸗Minister ernannt worden.

Afrika.

Wie dem ‚„Reuter'schen Bureau“ aus Capstadt gestern gemeldet wird, gaben etwa 30 Matabeles in dem nördlichen Theil des unter britischem Protectorat stehenden Betschuanalandes Schüsse auf eine Polizeipatrouille ab. Die Polizisten erwiderten das Feuer, wonach sich die Matabeles im Buschwerk zerstreuten. Aus diesem An⸗ griff ergiebt sich, daß die Matabeles nicht nur egen das Gebiet der Südafrikanischen Gesellschaft, he auch gegen die am Macloutse⸗Flusse zum Schutze des Häuptlings Khama stationirte Regierungs⸗Polizei vorzugehen beabsichtigen. Die Regierung des Caplandes ist überzeugt, daß diejenigen Streitkraͤfte der Matabeles, über die Loben⸗ gula keine Macht habe, entschlossen seien, alle Weißen zu bekriegen. Officiell wird mitgetheilt, daß die Regierungs⸗ Polizei Tati besetzen und somit das Vorrücken der Truppen der Südafrikanischen Gesellschaft erleichtern werde. Wie ver⸗ lautet, überbrachte der Abgesandte der Matabeles, der kürzlich in Capstadt ankam, nur einen Brief an die Königin Victoria; dem Abgesandten wurde aufgetragen, sofort nach Palapye zurückzukehren und daselbst die Antwort auf den Brief ab⸗ zuwarten.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die im Gebiet des Preuß. Allg. Landrechts erforderliche Ge⸗ nehmigung der vor dem Ametsgericht erfolgten Regulirung einer Revenüenhypothek durch das Ober⸗Landesgericht, als das zuständige Fideicommißgericht, kann, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, V. Civilsenats, vom 7. Juni 1893, nicht darin gefunden werden, daß das Ober⸗Landesgericht auf die ihm vom Amtsgericht zu den Fideicommißacten gemachte Anzeige, die Hypothek sei einge⸗ tragen und das darüber ausgefertigte Document bereits dem Gläubiger ausgehändigt, „ad acta“ verfügt hat.

Verträge, durch welche sich jemand Vortheile für die Herbeiführung der Trennung einer Ehe zusichern läßt, wider⸗ streiten, nach einem in Uebereinstimmung mit der bisherigen Recht⸗ sprechung des Reichsgerichts ö Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 29. Juni 1893, der Ehrbarkeit und den guten Sitten und sind deshalb nichtig, sodaß aus ihnen Rechte nicht her⸗ geleitet werden können.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der fremdsprachliche Theil der Bevölkerung Preußens, Bei der letzten Volkszählung hat im preußischen Staate zum ersten Mal eine genaue statistische Aufnahme der Volkssprache statt⸗ gefunden, deren Ergebniß soeben in dem III. Vierteljahrsheft der „Zeitschrift des I“ Preußischen Statistischen Bureaus“ Jahr⸗ ang 1893 von dem Geheimen Regierungs⸗Rath Freiherrn von Fircks earbeitet und veröffentlicht dabei auch Vergleiche der in Preußen vorhandenen Fremd⸗ sprachigen mit früheren Ermittelungen vorgenommen. Letztere sind aber auf anderen Grundlagen und zum theil nur durch Schätzung gewonnen worden. Immerhin bieten diese früheren Ermittelungen eine gewisse Unterlage zu Vergleichungen, welche einen Einblick in die Verbreitung fremder Sprachen unter den preußischen Staatsangehörigen Des Vergleichs halber sind die früheren Zahlen auf den mfang des gegenwärtigen Staatsgebiets umgerechnet worden. Hier⸗ nach betrug die Zahl der Frendsprachigen im Jahre 1858: 2 609 853, im Jahre 1890: 3 442 626. In den Jahren 1858 bezw. 1890 vertheilte sich die Fremdsprachigkeit wie folgt: Polen, Masuren und Kassuben 2 095 816 (im Jahre 1890: 2 977 951); Wenden 109 009 (67 967); Tschechen und Mährer 54 771 (76 078); Littauer 139 780 (121 345); Dänen 143 150 (139 400); Friesen 56 497 (48 827); Wallonen 10 830. (11 058). Von je 1000 Personen der Gesammtbevölkerung des preußischen Staats in seinem jetzigen Gebietsum ang ent⸗ dengn durchschnittlich auf Polen, asuren und Kassuben im ahre 1864: 100,20; 1867: 101,38; 1890: 99,40. Sb die Wenden stellen sich die Verhältnißzahlen wie folgt: 3,64; 3,45; 2,27; für die Tschechen und Mährer 2,64; 2,11;

worden ist. Es werden

2,54; für die Littauer 6,46; 6,11; 4,05; für die Dänen 6,24; 6,08; 4,65; für die Friesen 2,33; 2,22; 1,63; für die Wallonen 0,47; 0,43; 0.37. Die durchgängige Abnahme des Antheils der im preußischen Staat seßhaften fremdsprachigen Volksstämme seit dem Jahre 1867 erklärt sich wohl aus der Freizügigkeit, die (nach der Ansicht des reiherrn von der weiteren Verbreitung der deutschen prache auf Kosten aller anderen daneben vorkommenden Sprachen nur förderlich ist: die Aufsaugung der Minde heiten vollzieht sich allmählich, aber unaufhaltsam; sie wird beschleuni durch die inneren Wanderungen und die durch diese bewirkte, immer innigere Vermischung der im Staatsgebiete wohnenden Volksstämme, mithin auch durch die Verbesserungen im Verkehrswesen und in der chaffung von Arbeitsgelegenheit Namentlich sind seit nach dem französischen

Unterbringung sowie der Vers⸗ der von auswärts Zugezogenen. Jahre 1867 und besonders viele Polen, die nicht mehr mit dem Einkommen eines lichen Arbeiters zufrieden waren, von Westpreußen, Posen und Oberschlesien nach Berlin, Brandenburg und westlich der Elbe gezogen, wo sie der höheren Löhne wegen gewerbliche Arbeiter wurden. Am 1. Dezember 1890 wurden in den mittleren und westlichen Provinzen 99 875 Polen ermittelt; davon entfielen auf Berlin 12 188, auf die Regierungsbezirke Potsdam 9345, Frankfurt 4813, Stettin 3231, Stralsund 1076, Liegnitz 5584, Magdeburg 10 353, Merse⸗ burg 10 312, Erfurt 504, Schleswig 4252, Hannover 1447, ildesheim 1656, Lüneburg 1526, Stade 904, Osnabrück 40, zurich 45, Münster 5490, Minden 320, Arnsberg, 20 131, Cassel 466 Wiesbaden 366, Koblenz 206, Düsseldorf 4672, Köln 703, Trier 122, Aachen 117 und auf Hohenzollern 6. In diesen 27 Bezirken sind bei früheren Aufnahmen überhaupt keine Polen gezählt worden; na Schleswig⸗Holstein, Hannover, Westfalen und Rheinland, in dene jetzt nahezu 42 000 Polen leben, sind diese erst nach dem Jahr 1867 in größerer enge gezogen, und zwar nach Schleswig⸗ See ö zur Theilnahme an den Arbeiten des Nord⸗Ostsee⸗ Kanals, nach Hannover bo als gewerbliche Arbeiter, nach Westfalen und Rheinland theils als gewerbliche, theils als Berg⸗ arbeiter. Wenn sie auch nur zum theil ihre Volkssprache verlieren werden, so werden doch ihre inmitten einer rein deutschen Bevöl⸗

kerung geborenen und aufgewachsenen Nachkommen, vereinzelte Aus⸗

nahmen abgerechnet, deutsch sprechen.

Faßt man den Antheil der Polen an der Gesammtbevölkerung in den einzelnen Provinzen ins Auge, so hat dieser sich zwar in den Regierungsbezirken Königsberg, Gumbinnen und Oppeln verringert, aber trotz der starken Abwanderungen nach Westen in den Regierungs⸗ bezirken Marienwerder, Posen und Bromberg seit 1861 In Marienwerder entfielen auf 1000 Einwohner in den Jahren 1861: 374,9, 1867: 377,8 und 1890: 390,1 Polen; in Posen bezw. 589,8, 592,9 und 656,8; in Bromberg bezw. 465,8, 469,2 und 501,1. Ein nicht unerheblicher Theil dieses rechnungs⸗ mäßigen Anwachsens dürfte auf die im Jahre 1890 zum ersten Mal angewendete Art der Ermittelung der Muttersprache entfallen. Dann aber spricht auch der Umstand mit, daß die Geburtsziffer bei den Polen höher ist als bei den Deutschen, während die allgemeine Sterbeziffer keinen bemerkenswerthen Unterschied zeigt; ferner aber hat ein Theil der aus dem mittleren und westlichen Deutschland nach und Posen gezogenen Deutschen seine Volkssprache ein⸗ gebüßt. an kann die Zahl der die ihre Volkssprach verloren und die polnische angenommen haben, auf 45 000 bis 75 000 berechnen. Aber auch durch Einwanderung aus dem Auslande, namentlich aus Rußland, ist in den östlichen Provinzen die polnische Bevölkerung verstärkt worden.

Die Versuche, den Ausstand der englischen Grubenarbeiter endlich beizulegen, werden eifrig fortgesetzt. Während aber i einzelnen Bezirken die Arbeit bereits von einer großen Anzahl Ausständiger wieder aufgenommen wurde, treten an anderen Stellen wieder neue Arbeitermassen in den Ausstand ein. S wird heute telegraphisch aus London gemeldet, daß dreitausen Bergarbeiter in Ebbw Vale (Monmouthshire) (vgl. Nr. 203 d. Bl.) infolge der Einstellung von Arbeitern, die dem Syn⸗ dikat nicht angehören, die Arbeit niedergelegt haben. Im einzelnen liegen noch folgende Mittheilungen der Londoner „A. C.“ vor:

In ganz Lancashire waren bis vorgestern nur 2000 Mann zur Arbeit zurückgekehrt. Man erwartete, daß sich ihre Zahl noch vermehren würde, doch ließ sich keine allgemeine Bewegung zu Gunsten der Aufnahme der Arbeit wahrnehmen. Die meisten Bergwerks⸗ besitzer scheinen entschlossen zu sein, nie und Leute zu den alten Lohnsätzen die Arbeit wieder aufnehmen zu lassen. Die Zechen, auf denen der Betrieb wieder begonnen hat oder beginnen wird, sind ausnahmslos kleine. In diesen wird allerdings jetzt Tag und Nacht unermüdlich gearbeitet. Die Delegirten der schottischen Bergleute, die am Donnerstag in Glasgow tagten, haben beschlossen, den Berufsgenossen zu empfehlen, 6 Pence die Woche jeder zum Besten der Striker zu spenden. Der Gewerkrath von Portsmouth will eine Haussammlung zu dem gleichen Zwecke veranstalten. . 1

Aus dem fbah sischen Bergarbeiter⸗Ausstands⸗ gebiet liegen neue Nachrichten von Belang auch heute nicht vor. Ein Wolff'sches Telegramm meldet aus Lens: Die Nacht zum Freitag war sehr bewegt. In dem Bassin von Pas de Calais haben die Ausständigen wieder zu patrouilliren begonnen, um die Arbeit zu verhindern, und das Haus eines Gastwirths demolirt, in welchem eine Ver⸗ eeg. von nichtstrikenden Arbeitern abgehalten wurde. Die Fen armen zerstreuten die Angreifer und verhafteten zwei von ihnen.

In Belgien scheint der Ausstand unerwartet wieder an Ausdehnung zu gewinnen, namentlich in der Lütticher Gegend. Am Mittwoch waren einer Mittheilung der „V. Hii 1eele ausständig: im Borinage 9111 Bergarbeiter, im Mittelbecken 5090 und im Becken Charleroi 17 127 Bergarbeiter, also insgesammt 31 328 Bergarbeiter. Die Bergarbeiter der Zechen Arsimont, Falisolles und Saint⸗Roche in Anvelais haben 8 fort eine zehnprocentige Lohnerhöhung gefordert und, da ihre Forderung abgelehnt wurde, die Gruben verlassen. In Peronchamps, Farciennes, Pont de Loup und Marcinelles ist es am Dienstag zu scharfen Zusammenstößen zwischen Aus⸗ ständigen, welche die Einstellung der Förderung an einzelnen S erzwingen wollten, und der Gendarmerie gekommen. Aus Charleroi berichtet ein Wolff'sches Telegramm vom gestrigen Tage:

Infolge der lebhaften Agitation ist die Zahl der strikenden Berg⸗ arbeiter nunmehr auf 17 000 gestiegen. Die Ausständigen rotten si zusammen, durchziehen die Orte in der Nähe der Kohlengruben und bedrohen die weiterarbeitenden Bergleute. Die Directoren der Berg⸗ werke ersuchten den Kriegs⸗Minister um die sofortige Entsendung von Truppen. Nach einer Meldung der Brüsseler „Indépendance belge“ veshhse.enbe zwei Schwadronen Cavallerie nach Chatelineau abgeschickt.

G In Holzminden befinden sich, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, die Tischler der Stuhl⸗ und Holzwaarenfabrik, Commandit⸗Gesellschaft Harrmann u. Co. seit drei Wochen im Ausstande.

In Dresden haben am letzten Sonnabend in der Accord⸗ zitherfabrik von J. T. Müller 11 Arbeiter (Zusammensetzer) die Arbeit wegen Lohnstreits gekündigt.

Hier in Berlin haben die Töpfer des Töpfermeisters Garte⸗ mann auf einem Bau wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt.

vermehrt.

nimmer ihre

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 24. September bis incl. 30. September cr. zur Anmeldung gekommen: 586 Eheschließungen, 929 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene,

619 Sterbefälle. .“ 8 Kunst und Wissenschaft.

In Rom werden die 1. Sitzungen des Kaiser⸗ lichen EEEEö1 nstituts mit der Winckelmann's⸗ Sitzung am 8. Dezember beginnen. Zu derselben Zeit wird der Er Secretar Herr 16 seine Demonstrationen in den römischen Museen anfangen, verbunden mit Uebungen im Auf⸗ nehmen antiker Bildwerke im Vatikan. Der Zweite Secretar Len Hülsen wird vom 15. November bis 15. Dezember über

opographie der Stadt Rom im Alterthum, besonders vor den Monumenten, etwa dreimal wöchentlich und von Mitte Januar bis Ende März zweimal wöchentlich über lateinische Epigraphik, vornehmlich in den kapitolinischen und vatikanischen Sammlungen, vortragen. Für das Frühjahr werden Aus⸗ flüge in die Umgegend (Ostia, Palestrina, Tivoli, Corneto) unter Führung der beiden Herren Secretare in Aussicht ge⸗ nommen. Anfangs Juli wird Herr Mau, wie bisher, einen achttägigen Cursus in Pompeji abhalten.

In Athen beginnen die öffentlichen Sitzungen des Instituts am 6. Dezember und werden an jedem zweiten Mitt⸗ woch bis zum April abgehalten werden. Der erste Secretar, Herr Dörpfeld, wird seine Vorträge über die Bauwerke und die Topographie von Athen, Piräus und Eleusis anfangs November beginnen und vöchentlich einmal bis zum April fortsetzen. Der zweite Secretar, Herr Wolters, wird vom Dezember bis zum April Uebungen zur Einführung in die Antiken⸗Sammlungen Athens halten. Anfangs April wird voraussichtlich die ge⸗ wöhnliche Reise durch den Peloponnes unternommen werden. Da die Zahl der Theilnehmer nur eine beschränkte sein kann, ist eine möglichst frühzeitige Meldung beim Secretariat in Athen empfehlenswerth. Eine Reise nach den Inseln des Aegäischen Meeres wird wahrscheinlich Ende April stattfinden und möglicherweise bis Pergamon und Troja ausgedehnt werden. Meldungen dazu sind bis Anfang April beim Secretariat in Athen einzureichen.

Die Angelegenheit der Schaffung historischer Grund⸗ karten für das Deutsche Reich im Maßstab 1:100 000 hat, wie die „Tübinger Chronik“ berichtet, bisher einen sehr erfreulichen Fer seng erfahren. Mittel zur Herstellung solcher Karten wurden ewilligt vom Alterthumsverein und Verein für Erdkunde in Dresden, der Verwaltung der Wedekind⸗Stiftung in Göttingen für Grundkarten der Wetterau, der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Alter⸗ thumskunde zu Metz, dem Verein für die Geschichte des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg, dem Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg, dem erein für die Geschichte Berlins, dem Verein für die Geschichte Schlesiens zu Breslau und der Historischen Commission für Württemberg. Die Aus⸗ führung ist fast allerwärts bereits in Angriff genommen. Auf der vom 21. 25. September in Stuttgart abgehaltenen Generalversammlung des Gesammtvereins der deut⸗ schen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine kamen die ersten Proben der Grundkarten in Vorlage: die Sectionen 267 und 292, Rathenow⸗Brandenburg und 268 und 293, Spandau⸗Potsdam, ferner Nr. 460 und 485 Gießen⸗Friedberg, bei deren Herstellung Herr Ge⸗ heimer Kriegsrath Dr. Kaupert im preußischen Landesvermessungsamt, der bekannte Bearbeiter der Karten von Hellas, Rath und Beihilfe ewährt hat. Durch diese Proben ist in verschiedene wesentliche

ragen, namentlich in die Kostenfrage, Klarheit gekommen und hat sich die Ueberzeugung befestigt, daß die Ausführung keineswegs unverhältnißmäßige Mittel beansprucht, zumal sie sich ohnehin auf eine Reihe von Jahren vertheilen muß. Die vereinigte III. und IV. Section der Stuttgarter General⸗ versammlung nahm daher einstimmig folgende Anträge an: „1) an alle topographischen Bureaus der einzelnen deutschen Staaten sowie an alle Geschichtsvereine und Vereine für Erdkunde die Einladung zu richten, unverweilt mit der Herstellung der Grundkarten im Maßstab 1:100 000 zu beginnen, 2) den Verwaltungs⸗Ausschuß zu beauftragen, für die Einhaltung eines einheitlichen Verfahrens bemüht zu sein, und zu diesem Zweck die einzelnen Vereine durch den Rath von Sach⸗ verständigen unterstützen zu lassen.“ Um den glücklichen Fortgang der Kartenangelegenheit zu sichern und in Anerkennung der großen Ver⸗ dienste des bisherigen Verwaltungs⸗Ausschusses um dieselbe wurde denn auch Berlin für das nächste Jahr wieder zum Vorort gewählt.

Die hiesige Gesellschaft für Erdkunde versammelt sich am Sonnabend, 14. Oktober, Abends 7 Uhr, im Saale des Archi⸗ tektenhauses, Wilhelmstraße 92. Die Sitzung ist für die Bericht⸗ erstattung der aus Nord⸗Grönland zurückkehrenden Expedition der Ge⸗ sellschaft bestimmt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

„Die diesjährige Weinernte in Elsaß⸗Lothringen über⸗ trifft, wie dem „W. T. B.“ aus Straßburg i. E. gemeldet wird, bei vorzüglicher Qualität die erwartete Menge theilweise bedeutend. Das Quantum wird auf mindestens 2 Millionen Hektoliter, d auf mindestens 70 Millionen Mark geschätzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Mebersicht über die Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche

0

in Preußen im Ausgang des Monats September 1893.

Die Seuche herrschte in

SGemeinde⸗ Krei⸗ (Guts⸗) sen Bezirken

3 Rinder, Schweine, Schafe. 61 Rinder, Schweine, Schafe. Rinder.

Rinder, Schafe, Schweine. Rinder.

Rinder, Schafe, Schweine Rinder.

Rinder. 8 Rinder. 16“ 8 Rinder, SFeen

Angabe der Thiergattung, welche von der Seuche be⸗ fallen ist.

Regierungs⸗ bezirk

Laufende Nr.

1 Königsberg 2 Gumbinnen 3 Danzig 8 4 Marienwerder otsdam.. 6 Frankfurt a. O. EEöI1““ 8Posen... 9 Breslau... OLiegnitz .. 11 / Oppeln ... 12 Merseburg .. 13 Schleswig .. 14 [Hildesheim 15 Osnabrück.. Arnsberg.. 17[Cassel ... 11I11“

Summe

Rinder, Schweine Rinder, Schafe. Minbderkrt... Rinder. Rinder. Rinder, Schafe. Rinder. Rinder.

SSSSerboteo Sroro——cedo

SSgVSVSgVPbenESw’eSSboNerSeooe do

——2 2

Die Regierungsbezirke Stettin, Stralsund, Bromberg, Magdeburg, Erfurt, Hannover, Lüneburg, Stade, Aurich, Münster, Minden, Wiesbaden, Koblenz, Köln, Düsseldorf Aachen, Sigmaringen und die Stadt Berlin waren am Schluß des Monats September 1893 frei von der Maul⸗ und Klauen⸗ seuche. 8

1 Oesterreich⸗Ungarn.

Die Seebehörde zu Triest hat gegen See⸗Provenienzen aus Rumänien die Anwendung der Bestimmungen der Dresdner Ueberein⸗ kunft angeordnet. Gleichzeitig ist die Einfuhr aus Rumänien von ge⸗ brauchter und nicht gereinigter Wäsche, gebrauchten Kleidern, Bett⸗ zeug, u und Lumpen verboten worden. Die Durchfuhr dieser Artikel ist nur erlaubt, wenn durch amtliches Attest nachgewiesen ist, daß in dem Nachbarstaat, für den sie bestimmt oder durch welchen der Transvort geht, deren Ein⸗ bezw. Durchfuhr erlaubt ist, und der Transport in vollkommen isolirtem und geschlossenem Raum erfolgt. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 237 vom 3. d. M.)

Gibraltar. Provenienzen von Hamburg unterliegen in Gibraltar einer sieben⸗ tägigen Quarantäne. Malta.

Die unter dem 24. August d. J. seitens der Localbehörde in Malta angeordnete 21 tägige Quarantäne für Schiffe aus den Nordseehäfen Deutschlands 1” in eine 15 tägige umgewandelt worden. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 210 vom 1. September.)

Cholera.

Paris, 6. Oktober. In Brest sind laut Meldung des „W. T. B.“ gestern 6 Personen an der Cholera gestorben.

St. Petersburg, 6. Oktober. An Cholera erkrankten und starben nach dem Bericht des „W. T. B.“ vom 3. bis 5. Oktober in St. Petersburg 106 bezw. 38 Personen, vom 30. September bis 4. Oktober in Moskau 20 bezw. 6, vom 24. bis 30. Sep⸗ tember in Kronstadt 86 bezw. 30; in Warschau erkrankten in derselben Zeit 3 Personen. In den Gouvernements war der Stand der Seuche in der Zeit vom 24. bis 30. September der folgende: in Grodno 99 Erkrankungs⸗ und 30 Todesfälle, in Lomsha 445 bezw. 211, in Minsk 69 bezw. 26, in Moskau 52 bezw. 34, in Simbirsk 104 bezw. 43, in Smolensk 25 bezw. 12, in Siedletz 4 bezw. 2, in Tula 163 bezw. 41, in Charkow 21 bezw. 16, in Nishni⸗Nowgorod 33 bezw. 16. Vom 17. bis 23. September erkrankten und starben in Warschau 9 bezw. 6, in Kasan 118 bezw. 68 Personen, vom 17. bis 30. September in Orel 127 bezw. 56, vom 26. September bis 2. Oktober in St. Peters⸗ burg 112 bezw. 50 Personen.

Rom, 6. Oktober. In den letzten 24 Stunden sind, wie „W. T. B.“ meldet, in Livorno 5 Erkrankungen an Cholera und 3 Todesfälle vorgekommen, in Palermo 30 Erkrankungen und 21.

Todesfälle. Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 6. d. M. gestellt 10 857, nicht rechtzeitig gestellt 2827 Wagen.

In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 4256, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. S.

ZIwangs Versteigerungeee—

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 6. Oktober die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Schwedterstraße 50, dem Holzhändler P. Jaehnichen gehörig; Nutzungswerth 9200 ℳ; für das Meistgebot von 140 600 wurde der Rentier Eugen Rosenstiel, Askanischer Platz 4, Ersteher. Schulstraße 11, dem Bauunternehmer E. Riemer gehörig; Fläche 6,99 a; für das Meistgebot von 24 010 wurde die „Preußische Hypotheken⸗Actien⸗Bank“ zu Berlin Er⸗ steherin. Parochialstraße 17/18, dem Restaurateur Aug. Vinc. Pohl gehörig; Nutzungswerth 3050 ℳ; für das Meistgebot von 67 500 wurde die Wittwe Marie Müller, geb. Beier, zu Berlin, Ersteherin. Aufgehoben wurde das des Grundstücks in der Weißenburgerstraße 60, Albert Schackwitz gehörig.

Berlin, 5. Okttober. 11“ Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Ge⸗ nossenschafts⸗Butter Ia. 116 118 ℳ, II a. 112 115 ℳ, IIIa. —,—, do. abfallende 105 110 ℳ, Land⸗, Preußische 87 90 ℳ, Netzbrücher 87 90 ℳ, Pommersche 87 90 ℳ, Polnische 87 90 ℳ, Bayerische Sennbutter —,— ℳ, do. Landbutter —, ℳ, Schlesische 90 —93 ℳ, Galizische 75 80 ℳ, Margarine 40— 70 Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 90 ℳ, Bayerischer 60 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 70 ℳ, do. II a. 55— 60 ℳ, Holländer 80 85 ℳ, Limburger 38 45 Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 24 ℳ, do. II a. 10 12 malz: Prima Western 17 % Ta. 55 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 56 ℳ, do. Berliner Bratenschmalz 58 59 Fett, in Amerika raffinirt 47 48 ℳ, do. in Deutschland raffinirt 44,00 Tendenz: Butter: Bei regerer Nachfrage zogen Preise an. Schmalz: Sehr fest und steigend.

Der Aufsichtsrath der Berliner Immobilien⸗Actien⸗ Bank hat an Stelle des verstorbenen Directors Friedrich Schilde Herrn J. Emmel zum Director gewählt. Die von der Direction mittels Vorvertrags gesicherten Erwerbungen eines in Rixdorf zwischen der Berliner⸗ und Hermannstraße gelegenen Bauterrains von über 85 000 qm Fläche fanden einstimmige Annahme. Als Folge dieser Neuerwerbung wurde beschlossen, die von der Generalversammlung bereits genehmigte Ausgabe von 400 000 junger Actien nunmehr durchzuführen und ein vorliegendes Angebot auf Uebernahme dieser Actien zum Pari⸗Curse anzunehmen. 8

Wie die „Bresl. Z.“ meldet, kündigten der ober⸗ schlesische und der westfälische Walzwerkverband die Ver⸗ einbarung mit den österreichischen Eisenwerken. Am 9. Oktober findet in Wien eine Conferenz der letzteren zur Stellung⸗ nahme gegen die Concurrenz des Auslandes statt. Eine Preisermäßi⸗ gung dürfte beschlossen werden. 8

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗ richtet die „Schl. Z.“: Die Lage des oberschlesischen Eisengeschäfts hat sich gegen die Vorwoche im allgemeinen wenig verändert. Das Huldschinski'sche HS-. in Gleiwitz ist nunmehr vollständig fertiggestellt und hat den Betrieb aufgenommen. Im Laufe dieser Woche sollen die Verbandspreise ffeftget t werden. Das Robeisen⸗ geschäft verblieb auch in verflossener zoche in matter Haltung, da eine Aufbesserung nicht der geringste Grund vorlag. Am Schlusse des verflossenen Quartals verblieben im Revier 26 Hoch⸗ öfen im Betriebe, und zwar auf Königs⸗Laurahütte 6, Julienhütte 4,

riedenshütte und Donnersmarckhütte je 3, Borsigwerk⸗, Tarnowitzer,

ubertus⸗ und Falvahütte je 2, Gleiwitzer und Redemhütte je 1 8 ofen. Für Walzeisen ist der Absatz sehr schwach, und die Werke sind genöthigt, den Betrieb nach allen Richtungen hin ein⸗ zuschränken. Die Magazine sind auf den mei sten Werken vollgefüllt, während die der Händler zum größten Theil ge⸗ leert sind. Bei der gegenwärtigen zheit der Lage halten die letzteren mit den Ergänzungen zurück. Bau⸗ und Handelseisen wird theils für die I eils für die noch nicht heendeten Bauten noch moͤßig ezogen, die übrigen Sorten hingegen sind sehr vernachlässigt und Ihre erstellung sehr eingeschränkt. Im B. lech⸗ geschäft und bei den Stahlwerken hat sich gegen die Vorw nichts geändert. Während Feinblech sich noch ziemlicher Nachfrage erfreut, bleibt Grobblech nach wie vor vernachlässigt. Auch in der

La gi

e der Gießereien ist keine Aenderung vorgekommen; die Röhren⸗ *v2ez4 sind immer noch flott im Betriebe, während es den übrigen an größeren und lohnenden Aufträgen bereits ziemlich stark mangelt. Handelsguß findet zwar gegenwärtig etwas besseren Absatz als zu anderen Jahreszeiten, ledoch ist die Concurrenz in diesen Artikeln, besonders in eisernen Oefen, eine derartige, daß nur noch ein ganz geringer Gewinn möglich ist. Bei den Röhrenwalzwerken sowie Draht⸗ und Nägelwerken verblieb es beim Alten. Im Zink⸗ geschäft war die Tendenz eine matte. Die Preise bröckelten infolge⸗ dessen auch etwas ab, und gute gewöhnliche Marken dürften heut bei

33,60 erhältlich sein. 1 Magdeburg, 6. Oktober. (W. T. B.) uckerbericht. neue 15,00, Kornzucker excl.,

Kornzucker excl., von 92 % —, 88 % Rendement 14,05, neue 14,30, Nachproducte excl., 75 %

Rendement —. Schwach. Brotraffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 28,25. Gem. Melis I. mit Faß 27,00. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Ok⸗ tober 13,72 ½ bez., 13,75 Br., pr. November 13,60 bez. u. Br., pr. Dezember 13,70 bez. u. Br., pr. Januar⸗März 13,82 ½ bez., 13,85 Br. Flau, Schluß etwas besser. Wochenumsatz im Roh⸗ muckergeschäft 228 000 Ctr. eipzig, 6. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Oktober 3,50 ℳ, per November 3,50 ℳ, per Dezember 3,55 ℳ, per Januar 3,57 ½ ℳ, per Februar 3,60 ℳ, per März 3,62 ½ ℳ, per April 3,65 ℳ, per Mai 3,67 ½, per Juni 3,70, per Juli 3,70, per August 3,70, per

September 3,70. 1

Bremen, 6. Oktober. (W. T. B.) (Börsen⸗Schlußbericht.) Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Sehr fest. Loco 4,40 Br. Baumwolle. Ruhiger. Upland middling, loco 44 ₰, Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Oktober 43 ½ ₰, pr. November 43 ½ ₰, pr. Dezember 43 ½ ₰, pr. Januar 43 ¾ ₰, per Februar 44 ₰, pr. März 44 ½ 4. Schmalz. Fest, aber ruhig. Shafer 50 ½ ₰, Wilcox 48 ½ ₰, Choice Grocery 49 ½ Armour shield 48 ½ ₰, Cudahy 49 ½ ₰, Rohe & Brother (pure) 49 ₰, Fairbanks 41 ½ ₰. Speck. Ruhig. Short clear middl. Dezember⸗Januar⸗Abladung 43. Wolle. Um⸗ satz: 249 Ballen. 1

Hamburg, 6. Oktober. (W. T. B.), In der heutigen Sitzung des Aufsichtsraths der Reiherstieg⸗Schiffswerft⸗Maschinen⸗ fabrik wurde für das verflossene Geschäftsjahr die Vertheilung einer Dividende von 10 %, wie im Jahre, beschlossen.

London, 6. Oktober. (W. T. B.) Wollauction. Tendenz fest, Good medium Greasy Merino schließt zu Juli⸗Preisen, medium seoured Merino 5 % theurer, Croßbred pari bis 5 % theurer, Cap⸗ wolle pari bis 5 % billiger.

An der Küste 8 Weizenladungen angeboten.

96 % Javazucker loco 17 ¼ träge, Rüben⸗Rohzucker loco 13 ⅜i sich bessernd. Chile⸗Kupfer 41 ⅞, pr. 3 Monat 42 ⁄¼.

Der „Times“ zufolge wird die Hausse in Argentiniern dem Gerücht zugeschrieben, daß bezüglich der argentinischen Staats⸗ schuld mit dem Londoner Comité eine Vereinbarung getroffen worden sei und daß diese Vereinbarung in nächster Woche dem Congreß zur Genehmigung vorgelegt werden würde.

Liverpool, 6. Oktober. (W. T. B.) (Baumwollen⸗ Wochenbericht.) Wochenwmsas gegenwärtige Woche 66 000 (vorige Woche 70 000), do. von amerikanischen 55 000 (56 000), do. für Specu⸗ lation 1000 (4000), do. für Export 4000 (3000), do. für wirklichen Consum 50 000 (49 000), do. unmittelb. ex. Schiff 64 000 (71 000), wirklicher Export 6000 (7000), Import der Woche 12 000 (23 000), davon amerikanische 7000 (19 000), Vorrath 882 000 (980 000), davon amerikanische 691 000 (743 000), schwimmend nach Großbritannien 52 000 (37 000), davon amerikanische 4000

(27 000).

Manchester, 6. Oktober. (W. T. B.) 121 Water Taylor 5 ¼, 30r Water Taylor 7 ½, 20r Water Leigh 6 ⅞, 30r Water Clayton 7 ⅞, 32r Mock Brooke 7 ½, 40r Mayoll 7 ¼, 40r Medio Wilkinson 8 ¼, 32r Warpcops Lees 7 ¼, 36r Warpcops Rowland 7 ¾, 36r Warpcops Wellington 8, 40r Double Weston 8 ⅞, 60r Double courant Qualität 12, 32“ 116 Yards 16 % 16 grey Printers aus 321/46r 168. Fest.

Glasgow, 6. Oktober.

Roheisen in den Stores belaufen sich auf 331 525 Tons gegen 373 444 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 41 gegen 78 im vorigen Jahre. 1

St. Petersburg, 6. Oktober. 3 markt. Talg loco 58,00, Weizen loco 10, Roggen loco 6,75. Hafer loco 4,30. Hanf loco 44,50. Leinsaat loco 14,00.

Amsterdam, 6. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee go ordinary 52. Ban cazinn 53 ½⅛.

New⸗York, 6. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge, wurde im weiteren Verlauf fest, und schloß fest. Der Umsatz der Actien betrug 103 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 165 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 35 000 Unzen. 1

Weizen eröffnete stetig, dann etwas steigend anf Deckungen der Baissiers; später Reaction auf Verkäufe und infolge Mattigkeit in Mais. Dann abermalige Besserung, Schluß fest. Mais nach⸗ gebend infolge besserer Ernteschätzungen in Nebraska. .

Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions. häfen 221 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 31 000 Ballen, eifagr nach dem Continent 64 000 Ballen. Vorrath 527 000

allen.

Chicago, 6. Oktober. (W. T. B.) Weizen schloß fest nach vielen Schwankungen auf zunehmende Käufe und D der Baissiers. Mais fiel plötzlich gegen Schluß, da Haussiers ihre Engagements verringern. 1

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Postdampfer „P. Caland“ der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft ist a 4. Oktober in New⸗York angekommen. 3 Bremen, 6. Okt ber. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Spree“ ist am 5. Oktober Vormittags in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Graf Bismarck⸗ hat am 5. Oktober Nachmittags St. Catherines Point pafsirt. 7. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Roland* am 5. Oktober Morgens von Baltimore nach der ab- gegangen. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist am 5. Oktoder mittags von Genua nach Neapel abgegangen. Der Post „Stuttgart“ hat am 6. Oktober Dover pa Pestamase „Frankfurt“ hat am Oktoder Nachmite uessant passirt. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 6. O. tober Nachmittags auf der Weser angekommen. amburg, 6. Oktober. (W. T. B.) 88,8 Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Pest · dampfer „Rhenania“ ist gestern in St. Thomas angekommen. Der Postdampfer „Columbia“ ist heute Morgen auf der Elbe

eingetroffen.

Theater und Musik.

Sing⸗Akademie. Der Violin⸗Virtuos Herr Felix Berber;

Concert mit dem Philharmonischen Orchester, und pwar muczer Mitwirkung der Toncertsängerin Mrs. Henrietta Hasdall zas Nad dr maet

Amerika, einer Schülerin der Frau I.

Professor Mannstaedt 8 Leitung krefflich

Ouverture von Weber folgte die Arie aus „S F. demselben Componisten, die von der b üü

umfangreicher Sopran⸗Stimme und Kardedt

mit der Coloraturen und Triller efübdrt 8 trag dieser Arie wie der eee. Beder den

„Oernen