57, Kleine 12/13 mit allen auf die hiesige Stadtgemeinde zum Gesammtpreise von 4 975 000 ℳ anzukaufen und die Kaufgelder, Stempel⸗, Gerichts⸗ ꝛc. Kosten, vor⸗ behaltlich der Erstattung der auf die Straßenanlagen entfallenden dem Grundstückserwerbungsfonds erner solle sich die Versammlung mit der Zahlung einer einmaligen ntschädigung von 50 000 ℳ an den Verkaufsvermittler Oswald Schneider einverstanden erklären. gründung seines Antrags mit folgender Erklärung ein: „Die außer⸗ der städtischen Bevölkerung und die sich daraus die Uebernahme verschiedener Verwaltungszweige aus staatlicher Verwaltung und die Entstehung neuer Verwaltungszweige im Laufe der letzten dreißig Jahre haben und Vermehrung der städtischen Ver⸗ Rathhaus, on seit langer
3, 4 bis befindlichen
ordentliche Vermehrun
r Geschäfte,
eine so erhebliche Vergrößerun waltungsbureaux zur Folge gehabt, daß das Berlinis
wie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden darf,
Zeit nicht im stande ist, allen städtischen Bureaux, wie es doch ursprüng⸗ ich geplant war, genügende Unterkunft zu gewähren.“
eingeweiht.
aus der Plötzenseer Mission unterrichtet werden.
Auf dem mit
Congreß Monarchie.
Wetterbericht vom 9. Oktober, r Morgens.
Frau Rosa Kahlig aus Wien wird in ihrem hie Abend im Saal Bechstein am Mittwoch, Abends Mitwirkung des Violin⸗Virtuosen Herrn Jacques Programm zur Ausführung bringen, welches außer Gruppen aus⸗ gewählter Lieder von Schubert, Schumann und Brahms, Gesänge Jos. Rud. Ahle, J. A. P. Schulz und Hans Leo Haßler ent⸗ .— Für das Concert des Violin⸗Virtuosen Soma Pick⸗ Steiner am 11. d. M., Abends 8 Uhr, in der Sing⸗Akademie hat die Altistin Frau Marie Grahl ihre Mitwirkung zugesagt. — Im ersten dieswinterlichen Quartett⸗Abend der Herren Professor Joachim und Genossen am 14. d.⸗ M. gelangen
Quartett in F-dur, Beethoven’'s Quartett in F-moll und Quintett in G-moll zur Aufführung.
Mannigfaltiges.
ch einer der „Nat.⸗Ztg.“ zugegangenen Mittheilung hat der Magistrat beschlossen, bei der Stadtverordneten⸗Versammlung zu stellen, die Grundstücke Stralauerstraße 48, 49, 50, leine Stralauerstraße 1/2, Stralauerstraße 51a, 52 mit Kleine Stralauerstraße 7 und 14, Stralauerstraße 53, 54, 55, 56, Stralauerstraße
Der Magistrat leitet die Be⸗
Das neue Schulgebäude, welches mit einem Kostenaufwand von 100 000 ℳ vom Evangelischen Johannisstift am Süd⸗ ufer, gegenüber der Seestraßenbrücke, errichtet worden ist, wurde achmittag von dem General⸗Superintendenten Faber feierlich Der vom Baumeister Heinel nach dem Vorbild der Berliner Communalschulen ausgeführte Bau enthält eine große Aula, 15 Klassenzimmer, sowie die erforderlichen Amts⸗ und Wohnräume. Das neue Haus wird aufnehmen: die vom Rector Richter geleitete Volksschule, welche jetzt schon 120 Kinder des Stifts und 100 Kinder nstalt sowie aus den sonstigen Nachbarhäusern 100 weitere Kinder 1 Gymnasialklassen Pensionäre des Stifts und für die Söhne der Plötzenseer Beamten, die eine höhere Bildung erhalten sollen, und endlich drei Klassen, in denen die Brüder des Stifts in den Berufsarbeiten der inneren Die Oberleitung des ganzen Hauses liegt in der Hand des Stiftvorstehers Pastor Philipps, der zugleich als Local⸗Schulinspector fungirt. wurde das Erntefest. waren Producte des Garten⸗ und Acker Stifts declamirten passende Gedichte. und Pastor Philipps hielt die Erntedankpredigt. Erntefestzug und Abends ein Fackelzug der Kinder statt.
Der Preußische Verein öffentlicher höherer Mädchen⸗ schulen trat heute hierselbst in der Aula der Königlichen Elisabeth⸗ schule unter dem Vorsitz des Directors Dr. Neumann⸗Danzig ersten allgemeinen waren etwa 150 Damen und Herren aus allen Theilen der preußischen Im Auftrage des Ministers der geistlichen ꝛc. A gelegenheiten begrüßte Schulrath Skrodzki den Congreß. Für den deutschen Hauptverein sprach der Vorsitzende,
Mit der Weihefeier verbunden ahnen geschmückten Festplatz aues ausgestellt. Kinder des Der Chor sang Erntelieder Später fand ein
zusammen.
eintraub ein
9 Baulichkeiten
entnehmen.
aufnehmen
Director Sommer⸗
sp V red. in Millim. S
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50 C. = 40
Christiansund Kopenhagen. Stockholm
St Petersburg
22ö2ö2 SSR IFESES
— — — 0 00 — 2100 00
Lustspiel in
Tork, Queens⸗ Cherbourg 3
Ihalb bed. ¹)
8 13 12 10 14 13 13 12
Mittwoch:
Wiesbaden
München. 1 halb bed.4)
13 11 12 14 13 13 15 14 12
Max Grube. — Die
still wolkig still wolkenlos
starker Thau. Uebersicht der Witterung.
Die Luftdruckvertheilung hat sich seit vorgestern barometrisches Nordosten eine Depression unter 750 mm über der ber Central⸗Europa östliche Winde vorherrschend sind, welche allenthalben nur In Deutschland ist das Wetter neblig, sonst trocken.
Maximum über
schwach auftreten. ruhig, vorwiegend trübe, vielfa Nur im nordwestlichen Deutschland ist stellenweise n. Obere Wolken ziehen über aus südlicher und südwestlicher Richtung. rankreich haben gestern wieder vielfach Gewitter egenfall stattgefunden.
Deutsche Seewarte.
etwas Re Deutschlan
12 20 17
³) Nachts Thau. ⁴) Nebel,
Deutsches Theater. Dienstag:
Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Talisman. 8 Donnerstag: Zum 1. Male: Man sagt! Lust⸗
spiel in 4 Aufzügen von Victor Léon und Heinrich
Hafse ist von 10—1 ½ Uhr geöffnet.
fengag: von J. Bayer. Anfang 7 ½ Uhr. Berliner Theater. Dienstag: Die guten vom „. Baverd, Llfeng hteung.
Crampton.
Die Tages
Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Hamlet. Donnerstag: Julius Cäsar.
Lessing-Theater. blümchen. Anfang 7 ½ Uhr.
Freunde.
Braunschweig einige Begrüßungsworte. Der Vorsitzende erstattete so⸗ dann einen eingehenden Bericht über die Thätigkeit des Vereins, der bereits sieben Jahre besteht, bisher aber nur zu Ausschuß⸗ und Sectionssitzungen zusammengetreten war. Der Redner zugleich einen allgemeinen Ueberblick über die Entwickelung des Mädchenschul⸗ wesens. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die innere Ausgestal⸗ tung der Mädchenschule. Der Referent Director Knörich⸗Dortmund begründete folgende Leitsätze: 1) Die V1“ hat in⸗ folge der veränderten wirthschaftlichen und socialen Verhältnisse eine gegen früher erheblich höhere Bedeutung für das Gemeinwohl angenommen; mit dieser Entwickelung hat die Ausgestaltung der Mädchenschule nicht Schritt gehalten. 2) Darum ist eine klare und feste Ordnung des Mädchen⸗Bildungswesens, insbesondere eine den verschiedenartigsten Lebensaufgaben der Arbeiterbevölkerung, des mittleren Bürgerstandes und der höheren Lebenskreise entsprechende Scheidung der Mädchen⸗Bildungsanstalten in Mädchen⸗Volksschulen, Mädchen⸗Mittelschulen und Mädchen⸗Oberschulen ein unabweisbares Bedürfniß geworden. 3) In diese Ordnung, die sich für die größeren und mittleren Städte mit ihrem für jede der drei Schularten ausreichenden Schülerinnenmaterial aufs klarste und bestimmteste unmittelbar und von selbst darbietet, sind auch die kleineren Gemeinden durch Angliederung von ent⸗ sprechenden Erweiterungs⸗Einrichtungen an ihre durch das allgemeine Bedürfniß zunächst erforderten niederen Schulgattungen hineinzuziehen. 4) Auch die Privat⸗Mädchenschulen sind durch Gewährung gewisser für ihre Existenzfähigkeit erforderlichen Zugeständnisse dieser Ordnung theilhaftig zu machen. Der Referent beantragte schließlich: I. den aufgestellten vier Leitsätzen zuzustimmen, II. die von dem reußischen Verein öffentlicher höherer Mädchenschulen aufgestellten Vorschläge als eine geeignete Grundlage für die Regelung des Mädchenschulwesens anzuerkennen, und III. zu beschließen, an den Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten unter Pittotntng der unter I und II gefaßten Beschlüsse, sowie der heutigen darauf bezüg⸗ lichen Verhandlung die Bitte zu richten: der Minister wolle dem⸗ nächst eine Conferenz zur Regelung des preußischen Mädchenschul⸗ wesens einberufen und zu derselben in der Schulpraxis stehende Vertreter aus sämmtlichen betheiligten Kreisen hinzuziehen. Nach einer Debatte, die wesentlich die Berechtigung der Mädchen⸗ Mittelschulen betraf, genehmigte die Versammlung die vier Thesen des Referenten, vertagte aber Debatte und Beschlußfassung über eine vom Direktor Sommer⸗Braunschweig neu be⸗ antragte These bezüglich des Rechts der Frau auf Weiter⸗ bildung „auf dem in der höheren Mädchenschule gelegten Boden“ (also nicht durch nachträgliche Aneignung von Gymnasialbildung) auf die morgige Sitzung. Die drei des Referenten fanden mit großer ajoritaͤt die Zustimmung des Congresses, nachdem im dritten Antrag noch der Zusatz gemacht worden war, daß zu der gewünschten Conferenz nicht nur Vertreter, sondern auch „Vertreterinnen“ aller betheiligten Kreise hinzugezogen werden sollen.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins hielt am 3. Oktober eine Sitzung ab. In dieser wurde die Mittheilung gemacht, daß sich neue Zweigvereine für den Kreis Hörde und für St. Avold und Umgegend in Elsaß⸗Lothringen gebildet haben. Nach Erledigung verschiedener Verwaltungs⸗Angelegenheiten wurde über die vorliegenden Anträge von Zweigvereinen auf Bewilligung von Unter⸗ stützungen Beschluß gefaßt. Solche Unterstützungen wurden ins⸗ besondere bewilligt: dem Zweigverein Treffurt zur Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein für den Kreis Mohrungen zur Errichtung einer Kleinkinderschule im Herderhause in der Stadt Mohrungen, dem Zweigverein Apenrade zur Fortführung der Näh⸗ und Arbeits⸗ schule, dem Zweigverein Kulmsee zur Errichtung einer Spielschule und Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein Schirotzken zur Anstellung einer Diakonisse, dem Zweigverein Samter zur Errichtung eines Krankenhauses, verbunden mit einer Diakonissenstation, dem Zweigverein Lötzen zur Unterhaltung der Gemeindeschwester und Fortführung der Kinderbewahranstalt, dem Zweigverein Marien⸗ werder zur Errichtung einer Hettsbaltunm sehare dem Zweigverein Trebbin zur Linderung der Noth in dem kürzlich zum großen Theil durch eine Feuersbrunst zerstörten Dorfe Lüdersdorf und endlich dem Zweigverein Peckelsheim zur Linderung der aus heca Ursache ent⸗ standenen Noth in dem westfälischen Städtchen Willebadessen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ mann. Anfang 7 ½ Uhr. 202. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von 1“ nach dem gleichnamigen Volks⸗ Richard Genée und L. Herrmann. Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. — Das goldene Kreuz. 2 Ignaz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. Diri⸗ burg. Dienstag: Zum 4. Male: gent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr.
Sonnnabend: Zum 1. Male:
In Seene gesetzt vom Ober⸗ Richard Genée.
Oper in 2 Acten von
Ein Liebesdrama in 3 Acten von y. In Scene gesetzt 97. Vorstellung. Das Buch
omödie der Irrungen. Mittwoch: Frau Venus.
und A. Braun. Musik von Ad.
Adolph Ernst⸗Theater.
Dienstag:
dee de Bieville von Posse mit G
Mittwoch: Der Vogelhändler. 1. — Freund Felix. Tageska Operette in 3 Acten nach einem älteren Stoffe von kasse von 6 ½ Uhr ab.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗
Emil Neumann. In Sceene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Vorher: Sympathie. Dramatischer Scherz in 1 Act von F. Dunkland.
Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Theater Unter den Linden. Dienstag:
Ilka von Palmay als Gast. 1 College Sataniel. Operette in 3 Acten von Carl Görlitz il eerron. Couplets mit Frl. Gertrud Näther (Breslau).
iscenirt durch den Geboren:
Zum 11. Male:
theilweise von Jul. Freund. In rch artistischen Leiter Herrn Ed. Binder. Dirigent: err Kapellmeister Ferron. Mit vollständig neuer usstattung. — Hierauf: Neu Welt in Bild und Tanz. Phantastisches Aus⸗ stattungs⸗Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik
Dienstag: Zum
24. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten
von Brandon Thomas. — Hierauf: Die Bajazzi. arodistische Posse mit Gesang in 1 Act von Ed.
m acobson und Benno Jacobson. In Scene gesetzt
Mittwoch: Mauerblümchen. dvon Adolph Ernst. Anfang 7 ½ U
Donnerstag: Mauerblümchen. 8
friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. Dienstag: Der Vogelhündler, Operette 8
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Central⸗Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30.
Dienstag: Zum 42. Male: Berliner Vollblut. esang in 4 Acten von Jean Kren.
Am Donnerstag, 19. Oktober, Vormittags 10 Uhr, findet die
Eröffnung der neuen Arbeitsstätte des Vaterländischen Frauen⸗ Vereins derjebhe Zimmerstraße 90/91 III., statt.
Zur Aufnahme in den Vaterländischen Frauen⸗Verein als ordent⸗ liche Mitglieder sind unbescholtene Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes befähigt. welche für die Dauer ihrer Mitgliedschaft sich verpflichten, einen Beitrag von monatlich mindestens 50 ₰ zur Vereinskasse zu zahlen und außerdem weibliche Handarbeiten für die Zwecke des Vereins unentgeltlich auszuführen, oder sonst für den Verein nach Maßgabe der Umstände thätig zu sein. Außerordentliches Mitglied des Vereins wird ein Jeder, der einen regelmäßigen Geldbeitrag zur Vereinskasse zu zahlen sich verpflichtet.
Schriftliche Anmeldungen des Beitritts zum Verein sind mit Angabe des zu zahlenden Geldbeitrages an den Schatzmeister des Vereins Herrn Banquier von Krause, Leipzigerstraße 45, oder an das Bureau, Unter den Linden Nr. 72/73, hierselbst zu richten. Auch werden im Bureau mündliche Anmeldungen an den Wochentagen in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags entgegen⸗ genommen.
Der „Städtische Gewerbesaal“⸗ hat in der Aula des Schulhauses, Hinter der Garnisonkirche 2, seine erste Sonder⸗ Ausstellung von Schülerarbeiten veranstaltet, welche bis Mittwoch — täglich von 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags bei freiem Eintritt — geöffnet sein wird. Sie bietet für alle Interessenten der Metallindustrie, insbesondere für die des Maschinen⸗ faches, der Elektrotechnik und der verwandten Gewerbe viel Sehens⸗ werthes. Die Lehranstalt, die von der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats verwaltet und von dem Director Hrabowski geleitet wird, hatte im letzten Wintersemester 1356 Theilnehmer, welche von 50 Lehrern in 63 Cursen unterrichtet wurden. Es befanden sich darunter 27 Curse für Maschinenbauer, 15 für Schlosser und Kunst⸗ schmiede und 13 für Präcisions⸗ und Elektro⸗Mechaniker; in den übrigen wird in der „Mechanik“ unterrichtet. Die Lehrer, welche im Fachzeichnen unterrichteten, sind in der Praxis beschäftigte Ingenieure und Techniker aus den renommirtesten hiesigen Fabriken.
Den Inhabern von Monatskarten des Berliner Vorort⸗ verkehrs der Potsdamer Bahn ist, wie das Eisenbahn⸗Betriebsamt Berlin⸗Magdeburg bekannt macht, bis auf weiteres gestattet, auf Grund der Karten zur letzten Fahrt am letzten Tage des Monats noch die vom Berlin⸗Potsdamer Hauptbahnhof und Wannfeebahnhof nach Mitternacht bis 1,5 Uhr Nachts abgehenden Vorortzüge zu be⸗ nützen.
Straßburg i. Els., 8. Oktober. Heute Vormittag wurde auf der Helenen⸗Insel hierselbst der Grundstein zu der neuen evangelischen Garnison⸗Kirche gelegt. Dem Feldgottesdienst aus Anlaß dieser Feier wohnten, dem „W. T. B.“ zufolge, der com⸗ mandirende General von Blume, die Generalität und das Offizer⸗ corps der Garnison, sowie eine Deputation der letzteren bei. Auch der Staatssecretär von Puttkamer, die Spitzen der Civilbehörden, der Rector und der Prorector der Universität, die evangelische Geistlich⸗ keit der Stadt und die katholische Militär⸗Geistlichkeit waren in⸗ mitten eines nach Tausenden zählenden Publikums bei dem feierlichen Aete anwesend. “
St. Petersburg, 7. Oktober. Die Großfürstin Alexrandra Josiphowna eröffnete, wie „W. T. B.“ meldet, mit Kaiserlicher Genehmigung eine Subscription zum Besten der
interbliebenen der auf der „Russalka“ verunglückten Seeleute.
penden werden in dem Comptoir des St. Petersburger Palais der Großfürstin, von der St. Petersburger Hauptverwaltung der russischen Gesellschaft zum Rothen Kreuz und von den russischen Marinebehörden entgegengenommen.
Stockholm, 8. Oktober. In der Dynamitfabrik in Vinterviken bei Stockholm erfolgte heute dem „W. T. B.“ zufolge beim Verpacken von Dynamitkapseln eine Explosion, wodurch drei Arbeiter getödtet wurden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
A G 1 V West und L. Held. Musik von Carl Zeller. Regie: Musik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Theater Anzeigen Herr Unger. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder⸗ Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine
Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 7 ½ Uhr. Veitoc Berliner Vollblut. se: Vormittag von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗
Musik von Concerte.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Das System Anfang 7 ½ Uhr: II. Concert des Violinvirtuofen
Ribadier. Schwank in 3 Acten von Georges Felix Berber unter gütiger Mitwirkung der Concert⸗ Schauspielhaus. 96. Vorstellung. Letzte Liebe. Feydeau und Maurice Hennequin. Deutsch von sängerin Fräulein Maria Spieß.
Aufzügen aus dem Ungarischen des s — — 6eczi. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.
Opernhaus. 203. Vorstellung. Zum 1. Male: Gringoire. Oper in 1 Act von Ignaz Brüll. Text nach Banville's gleichnamigem Schau⸗ spiel von Vietor Léon. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. — Zum 1. Male: Mara. Oper in 1 Act von Ferdinand Hummel. Text von Axel
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Dienstag: Anfang 7 ½ Uhr. garl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
Ouv. „Die Belagerung von Corinth“ von Rossini. „Die Nibelungen“ von Dorn. Ungarische Rhapsodie
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42/5). von Liszt. „Seid umschlungen Millionen“, Walzer Dienstag: 10. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ von Strauß. „Nach berühmten Mustern“, Potpourri Theaters. Direction: Sigmund Lautenburg. Jugend. von Scherz. „Le Désir“ für Cello von Servais Max Halbe. In (Herr Smit). „Nach langen Jahren“, für Piston
Deülmer ese 1I ö if Sens. vesett von Sigmund Lautenburg. Anfang von Warnke (Herr Steffens).
nacht. Dichtung von Welfgan von Goethe. Musik
von Felix Mendelssohn⸗Barthold
vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.
chauspiel in 1 Aufzug nach H. Hölty von
Familien⸗Nachrichten.
Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. 2 “ 28 besc sli SeRüch Pienatag. Zun lis. Mae nir “ nhg Verlobt: Frl. Elise von Velsen mit Hrn. Ritter i/ Scene gesetzt vom er⸗Regisseur stattung: Frau Venus. Modernes rchen (großes rei ünde). — Frl. 2 2 üt 4 atungen sstäc) mit Gefang und Ballet in 12 Kreis Geestemünde) Frl. Anna Bruhn mi Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Bildern. nfang 7 ½ Uhr. ür die deutsche Bühne eingerichtet von Karl von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Anfang 7 Uhr. 1b
gutsbesitzer C. von der Hellen (Unna — Wellen,
Hrn. Prem.⸗Lieut. Tüllmann (Glogau). Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Siegfried Wermels⸗ kirch mit Frl. Eva von Blanckensee (Berlin). — Hr. Divisions⸗Pfarrer Christian Rogge mit Frl. Clara Plantier (Berlin). — Hr. Oberlehrer Robert Spieler mit Frl. Emma Kretschmar (Sagan). — Hr. Hauptmann Wilhelm Stach von Goltzheim
Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Schlunk (Neuendorf bei etsdam — Hrn. Oberlehrer Walther Weber (Wipperführt). — Hrn. Ritter⸗
einstudirt: Die rrtosesther Albrecht Raabe (Schaderwitz). — Eine
ochter: Hrn. Rittmeister a. D. Walter von⸗ dem Knesebeck (Jühnsdorf bei Mahlow). Gestorben: Hr. Geh. Ober⸗Baurath a. D. Emil Flaminius (Berlin). — Laura Freifrau d'Orville von Loewenclau, geb. Funke (Dresden). — Fr. Baurath Bertha Rauter, geb. Grohnert (Breslau). — Fr. Generalarzt Hildegard Lendel, geb. Trippel (Ratibor).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
—
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen schließlich Börsen⸗Beilage). (1565³)
n Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preu
Statistik und Volkswirthschaft.
Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staat 1892. 8 Die Zusammenstellung des Ergebnisses der im preußischen Staat während des Jahres 1892 vorgekommenen Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle ist kürzlich im Königlichen Statistischen Bureau be⸗ endigt worden und umfaßt auch alle seitens der Königlichen Standes⸗ ämter bis zu Beginn des Mai angezeigten, erst nachträglich in die Geburts⸗ oder Sterberegister eingetragenen, im Jahre 1892 vorge⸗ kommenen Fälle. Die Zahl der Geborenen und der Neuvermählten hat sich etwas vermindert, die Zahl der Sterbefälle hat um ein Ge⸗ ringes zugenommen. Die natürliche Bevölkerungsvermehrung ist des⸗ halb zwar etwas niedriger als im Jahre 1891, aber immer noch sehr hoch, auch höher als im Jahre 1890 gewesen. Wir stellen die wichtigsten ahlen für die Gesammtbevölkerung des Staats und die letzten drei Feühr⸗ hierunter zur Vergleichung ö
neugeschlossene Ehen. 244 657 geboren überhaupt. . 1 130 301 lebendgeboren 1 092 334 davon eheliche Knaben 517 792 „ Mädchen 1490 909 uneheliche Knaben .. . 42 725 44 084 8 8 Mädchen 40 908 42 062 41 238 O1161656 39 046 3327 401 davon eheliche Knaben 19 205 18 861 „ uneheliche Knaben ... 2 229 2127 8 Mädchen. 1 684 1 719 gestorben überhaupt. 755 238 1ö98 davon männliche Personen 393 965 6 891 934 „ weibliche 8 686012768 360 121 natürliche Bevölkerungsvermeh⸗ “ 375 063 448 746 391 849
““ Kindersterblichkeit in Berlin 1891.
Im Jahre 1891 sind in Berlin 12 924 Kinder im ersten Lebens⸗ jahre gestorben. Davon waren nach den Veröffentlichungen des Sta⸗ tistischen Amts der Stadt 2774 oder 21,5 % unehelich. Nach der Ernährungsweise waren von den gestorbenen Kindern 1501 aus⸗ schließlich mit Mutter⸗ und bezw. oder Ammenmilch, 319 mit solcher und Thiermilch, 8609 ausschließlich mit letzterer, 762 mit Milchsurro⸗ gaten, theils allein, theils zusammen mit sonstiger Nahrung ernährt worden, während bei 1733 gestorbenen Säuglingen Angaben über die Nahrung nicht vorlagen. —
Unter den Todesursachen nahmen Durchfall und Brechdurchfall mit 3899 Todesfällen die erste Stelle ein; an Magen⸗ bezw. Magen⸗ und Darmkatarrh starben weitere 1157 Säuglinge, sodaß fast genau zwei Fünftel der kleinen Kinder (39,9 %) an diesen Krankheiten des Verdauungsapparats zu Grunde gegangen sind. Bei den Brust⸗ kindern waren es indessen nur 18,5, bei den ausschließlich mit Thier⸗ milch ernährten Kindern 46,6, bei den mit Surrogaten aufgefütterten
Kindern 50,1 %. Ferner starben an Lebensschwäche 2030, an
Krämpfen 1329, an Abzehrung und Kinderschwindsucht 981. Säuglinge, zusammen rund ein Drittel der insgesammt gestorbenen Kinder im ersten Lebenszjahre. Der Lungen⸗ entzündung erlagen 833, der Kehlkopf⸗ und Luftröhrenentzündung 564, dem Keuchhusten 267 Kinder. Von den übrigen Todesfällen sind die 54 an Diphtherie und 45 an Syphilis vorgekommenen bemerkens⸗ perh; unter den letzteren befanden sich 27 Fälle bei unehelichen Kindern.
Von der Gesammtzahl der Kindersterbefälle erfolgten 3649 oder 28,2 % im ersten Lebensmonat; bei den unehelichen Kindern betrug
der Antheil dieser jüngsten sogar fast 40 %. — 8 8
Knaben⸗Handarbeit.
Gestern hat sich in Köln unter zahlreicher Betheiligung aus
allen Theilen der Provinz ein rheinischer Provinzial⸗Verband für Knaben⸗Handarbeit gebildet. Vertreten waren das Ober⸗Präsidium und die Regierungen durch Provinzial⸗Schulrath Henning, die Ober⸗Re⸗ gierungs⸗Räthe Fink und Schaeffer, mehrere Regierungs⸗Schulräthe und viele Kreis⸗Inspectoren. Die Versammlung wurde durch Ober⸗Bürger⸗ meister Becker namens der Stadt, Abg. von Schenkendorff⸗Görlitz im Auf⸗ trage des deutschen Vereins für Knaben⸗Handarbeit und Landes⸗Rath Brandts⸗Düsseldorf für die Provinzial⸗Verwaltung begrüßt. Es sprachen sodann: Kreis⸗Schulinspeckor Dr. Brandenberg über System und Methode und Dr. med. Schmidt⸗Bonn über den körperlichen Einfluß des Handfertigkeits⸗Unterrichts. Zum Vorsitzenden wurde Provinzial⸗ Schulrath Henning⸗Koblenz gewählt. Eine gut beschickte Ausstellung aus den rheinischen Schulen ist mit der Versammlung verbunden.
Zur Arbeiterbewegung. UlUleber den Ausstand der englischen Gruben⸗ arbeiter liegen heute folgende Meldungen vor:
Die Hucknallgruben, zwei der größten Gruben von Nottinghamshire, machten, wie „W. T. B.“ meldet, bekannt, daß die Arbeit wieder zu den alten Lohnsätzen aufgenommen werden könne, da infolge der Erhöhung der Kohlenpreise die Gründe für die Lohnkürzung fortgefallen seien. Dieser Beschluß betrifft 2500 Arbeiter. — Gestern fand in London im Victoriapark eine Kund⸗ gebung zu Gunsten der ausständigen Bergleute statt, an der 12 000 Arbeiter sich betheiligten. Tom Mann erklärte in einer Ansprache, das Ziel der Grubenbesitzer sei, den Verband der Berg⸗ leute zu vernichten; der gegenwärtige Streit sei nur ein Vorläufer
des entscheidenden Kampfes für die Verstaatlichung aller Gruben des
Landes. — Aehnliche Kundgebungen sanden auf Trafalgar Square und anderen Plätzen Londons statt. — Der vergangene Sonnabend, schreibt man der Londoner „A. C.“, war in der Geschichte der Vereinigung der Durham⸗Bergleute ein edeut⸗ samer Tag. Es wurde auf einer Delegirten⸗Conferenz, bei der alle Gruben des Bezirks vertreten waren, vorgeschlagen, allen Beamten die einmonatliche Kündigung zu geben, da sie nicht in genügendem Einklang mit den Führern des Nationalverbandes der Bergarbeiter stünden. Dieser Vorschlag wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. — Die Grubenarbeiter des Forest of Dean sind aus dem Nationalverbande ausgestoßen worden, da sie ohne die Zustim⸗ mung des ersteren eine Lohnermäßigung angenommen hatten. Aus dem französischen Vergarbeiter⸗Ausstandsgebiet liegen keine neuen Nachrichten vor. In Belgien waren einer Meldung der „V. Z.“ zufolge am Sonnabend 26 900 Berg⸗ arbeiter ausständig. Wie aus Charleroi gemeldet wird, beschlossen die Kitrer der Arbeit, den Ausstand im Becken von Charleroi fortzusetzen. Auf mehreren Meetings wurden gestern Reden gehalten, die zu Gewalt⸗ thätigkeiten aufforderten. Viele Banden durchzogen dier Gegend, die von Gendarmerie und Truppen streng bewacht wird. Die Bürgergarde ist um 3 Uhr Morgens einberufen worden, um die Firzahrt der nicht ausständigen Bergarbeiter zu beschützen. Vor dem Hause eines Bergarbeiters platzte eine Dynamit⸗ cartouche, die materiellen Schaden anrichtete
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 9. Oktober
In Halberstadt fand, wie der „Vorwärts“ berichtet, vom 1. bis 3. Oktober ein Congreß der Dachdecker statt, der von 13 Abgesandten, die 16 Städte vertraten, besucht war. Es wurden namentlich folgende Beschlüsse gefaßt: Der Verband der Dachdecker soll in Bezirke eingetheilt und an Orten, wo noch keine
Filiale besteht, sollen Versammlungen einberufen werden. Die
Centralorganisation wird beibehalten; in Ländern, wo die Vereinsgesetze den Anschluß an die Centralorganisation nicht gestalten, regelt ein Vertrauensmann die Angelegenheiten. Mit den Bauhandwerkern soll ein Cartellvertrag angestrebt werden zur gegenseitigen Unterstützung bei Strikes. Der Congreß verwirft die Accordarbeit und Ueberstunden. Der Sitz des Verbandes sowie des Centralorgans wird nach Frankfurt a. M. verlegt.
In Straßburg i. E. haben nach demselben Blatt 46 Satt⸗ ler der dortigen Millitär⸗Effectenfabrik von Jansen die Arbeit niedergelegt.
In Rostock haben die Steinmetzen der Firma Schräp'sche Granitindustrie wegen Lohnstreits die Arbeit niedergelegt.
In Paris wurde am Sonnabend der nationale Congreß der unter Guesde's Führerschaft stehenden Gruppe der Arbeiter⸗ partei eröffnet und nahm, wie „W. T. B.“ meldet, einen Antrag an, in welchem erklärt wird, Frankreich würde im Fall eines Angriffs keine eifrigeren Vertheidiger haben, als die socialistische Arbeiterpvartei. Der Congreß sprach ferner den russischen Socialisten die lebhaftesten Sympathien in ihrem Kampfe gegen den Despotismus aus. — Wie die „V. Z.“ mittheilt, wird sich der Congreß auch mit der Frage der Ausbreitung der socialistischen Lehre unter der Land⸗ bevölkerung beschäftigen. 8 1 Literatur. Geschichte.
fr. Historische Zeitschrift. Herausgegeben von Heinrich von Sybel. 71. Band, 2. Heft. München und Leipzig, R. Oldenbourg, 1893. — Das vorliegende Heft dieser ältesten und vor⸗ nehmsten der deutschen historischen Zeitschriften enthält drei größere Aufsätze. Im ersten liefert Ferdinand Hirsch einen werthvollen Beitrag zur Geschichte des Großen Kurfürsten mit einer Lebensbeschreibung des Ministers Otto von Schwerin. Einige Jahre älter als der Große Kurfürst, war Schwerin bereits unter der Regierung Georg Wilhelm's in den brandenburgischen Staatsdienst eingetreten und wurde kurze Zeit nach dem Thronwechsel in diplo⸗ matischen Sendungen verwandt. Eine einflußreiche Stellung besaß er freilich noch nicht; im Rath des Kurfürsten gaben Burgsdorff und Graf Waldeck den Ausschlag, neben denen der jüngere Schwerin erst allmählich, zum theil im Gegensatz zu Waldeck, emporkam. Zu höheren politischen Aufgaben wurde er erst herangezogen, als der Krieg zwischen Polen und Schweden ausbrach, an dem Brandenburg, mitten zwischen den streitenden übermächtigen Parteien gelegen, theilnehmen mußte. Schwerin erhielt nun mit Waldeck den Auftrag, die Verhandlungen mit Schweden zu führen, um den Anschluß an Schweden vorzubereiten. Auch in den Kriegsjahren, während deren Brandenburg mit Schweden zerfiel und sich mit Polen verbündete, leitete Schwerin die wichtigsten Verhandlungen mit den kriegführenden Staaten und den neutralen Mächten Oesterreich und Frankreich, die sich in den Krieg einzumischen drohten, und überall erwarb er sich so sehr die Zufriedenheit des Kur⸗ fürsten, daß er bald dessen vertrautester Rathgeber wurde, zumal seit⸗ dem sich Waldeck, unzufrieden mit dem polnischen Bündniß, von den Geschäften zurückgezogen hatte. Nach Beendigung des Krieges war seine Hauptaufgabe der Kampf mit den ostpreußischen Ständen, die die Souveränetät des Kurfürsten nicht anerkennen wollten. Hier hat er einige Jahre mit unermüdlicher Ausdauer gearbeitet, um die Stände an das neue Regiment zu gewöhnen. Ueber seine Erfolge in dieser Vertrauensstellung und seine weiteren Dienste wird Hirsch in den nächsten Heften berichten. Durch diese Arbeit wird der bedeutendste Gehilfe des Großen Kurfürsten endlich das verdiente biographische Denkmal erhalten, das anderen wie Waldeck und Meinders bereits zu theil geworden ist. — Im zweiten Aufsatz handelt Martin Philippson über Philipp II. von Spanien und seinen Minister Granvella. Das historische Urtheil über Philipp II. hat im Laufe der Jahrhunderte mannigfach geschwankt. Lange Zeit sah man in dem König, in religiösen und nationalen Vorurtheilen befangen, einen grausamen Fanatiker, der, von unersättlicher Herrsch⸗ sucht beseelt, jeden Widerstand gegen die Ausbreitung seiner absoluten Gewalt und seines Bekenntnisses mit der rücksichtslosesten Härte niederwarf. Der erste, der seine Persönlichkeit unparteiisch zu er⸗ kennen suchte, war Ranke, und er charakterisirte ihn als einen persönlich achtungswerthen Mann von mittelmäßigen Geistesgaben, der seiner Stellung als Oberhaupt der ersten Großmacht seiner Zeit nicht ge⸗ wachsen war und durch seine Unentschlossenheit den Verfall Spaniens herbeiführte. Diese Anschauung, der sich u. a. vornehmlich Erich Marcks angeschlossen hat, bestätigt auch Philippson; die Schwäche des Königs, der sch nicht zu einem energischen Vorgehen gegen seine zahlreichen Gegner in den Niederlanden, in Frankreich und England entschließen konnte, contrastirte namentlich mit der Kühnheit seines Ministers Granvella, der als der bedeutendste Staats⸗ mann Spaniens eine Zeit lang sein unbegrenztes Vertrauen besaß, aber bald infolge der großen Verschiedenheit ihrer Charaktere seine Stellung verlor. — Im letzten vufsa endlich charakterisirt Paul Bailleu das Hauptwerk des kürzlich verstorbenen Revolutions⸗ historikers H. Taine, Les origines de la France con- temporalne. In feinsinnigen Ausführungen hebt er als den Grundzug des Werkes einen düsteren, freilich nicht ganz gerechtfertigten Pessimismus hervor und den Versuch, alle Abwandlungen der fran⸗ zösischen Geschichte aus der Herrschaft des klassisch⸗römüschen Geistes in Frankreich zu begreifen. Dieser klassische Geist und sein unheil⸗ voller Einfluß zeige sich unter L XIV. und Napoleon so gut wie im modernen Frankreich. — Aus dem Literaturbericht heben wir die Besprechungen der römischen Agrargeschichte von Weber und der amerikanischen Verfassungsgeschichte von Holst hervor. Sehr werthvoll sind endlich die Nachrichten und Notizen, die eine Anzahl wichtiger Zeitschriftenaufsätze zusammenstellen und excerpiren.
— Wanderung über die Schlachtfelder der deutschen Heere der Urzeiten von General von Peucker, fortgesetzt und zum Abschluß gebracht von dem Landrath a. D., Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rath von Wolff⸗Metternich. Zweite Auflage. Berlin 1893. R. von Decker’'s Verlag (G. Schenck). Preis geh. 6 ℳ — Der wegen seiner hohen Verdienste um das Preubische Militär⸗ Bildungs⸗ und Erziehungswesen, an dessen Spitze er eine Reihe von Jahren gestanden hat, bekannte und wegen seiner werthvollen schrift⸗ stellerischen Thätigkeit von der Berliner Universität mit dem Ehrentitel als Doctor der Philosophie ausgezeichnete General von Peucker hat auch nach seinem im Jahre 1872 erfolgten Ausscheiden aus dem Militär⸗ dienst bis an seinen im Jahre 1876 in dem hohen Alter von 85 Jahren erfolgten Tod seine wissenschaftlichen Arbeiten fortgesetzt. Zu den be⸗ deutendsten seiner Schriften gehört bekanntlich das umfangreiche Werk „Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats⸗ und Volksleben“, das mit seinen zwei Bänden im Jahre 1860 abgeschlossen vorlag. An dieses Werk schließt sich als dritter Band im Uebergange zu dem geschicht⸗ lichen Charakter sein letztes Werk, das uns hier vorliegende, das indessen nicht zum 888 ekommen ist, nur bis zur Statt⸗ halterschaft des Domitius Heroaens in den Jahren 5 bis 1 v. Chr.
icht, da der inzwischen eingetretene Tod des Generals von Peucker
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die weitere Fortsetzung verhindert hat. Das interessante, mit warmer patriotischer Begeisterung Se. Werk hat nun der Geheime Regierungs⸗Rath von olff⸗Metternich bei Herausgabe einer neuen Auflage mit Einfügung der Resultate der jüngsten Forschungen fortgesetzt und sich damit ein großes Verdienst erworben. Das nun bis zu den Schlachten von Idistaviso und am Angrarierwalle im Jahre 16 n. Chr. fortgeführte Werk giebt einen vollständigen historischen Ueberblick und bietet jedem Leser das Material zu einem eigenen freien Urtheil über die geschichtlichen Vorgänge.
fl. Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober⸗ lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausge eben von Dr. Richard Jecht. 69. Bd. 1. Heft. Görlitz, Bscha chel, 1893. — Von dem Inhalt dieses Heftes wird der des Görlitzer Gymnasiallehrers A. van der Velde über die Stadt Görlitz im Kriegsjahre 1870 die meisten Leser finden. Der Verfasser schildert anziehend, in welcher Weise sich die Theilnahme der Görlitzer Bürgerschaft an den Kämpfen und Siegen äußerte: wie die Siegesnachrichten ge⸗ feiert wurden, welche Opfer für die Truppen, insbesondere die Ver⸗ wundeten gebracht wurden, welchen Eindruck die Gefangenen hervor⸗ brachten und endlich, wie Görlitz das Andenken an das glorreiche Jahr durch ein Denkmal zu verherrlichen suchte. Einige in Görlitz entstandene Gedichte werden mitgetheilt und so die Kenntniß der in jenen Tagen in so hoher Blüthe stehenden vaterländischen Dichtungerweitert. — Eine sprachgeschichtliche Untersuchung liefert Kühnel mit seiner Studie über die slavischen Orts⸗ und Flurnamen der Ober⸗ lausitz. Er stellt fest, wann die Ortschaften und Fluren zum ersten Mal erwähnt werden, welcher Sprache ihre Namen angehören und wie diese sich im Laufe der Feit verändert haben. — Mit der städtischen Verfassungsgeschichte beschäftigt sich W. von Bötticher, nämlich mit der Erklärung des Rolandbildes der Stadt Bautzen. Mit dem Rechtshistoriker Schröder ist er der Meinung, daß dies Steinbild nicht als das Sinnbild des Blutbanns, sondern des Königlichen Marktfriedens anzusehen ist. Einen anderen Beitrag zur mittelalterlichen Städtegeschichte bringt endlich der Herausgeber der Zeitschrift, indem er ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Stadtbuch von Perc publicirt und bespricht.
fk. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magde⸗ burg. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. 28. Jahrgang 1893. 1. Heft. Herausgegeben vom Vorstande des Magdeburger Geschichtsvereins. Magdeburg, Niemann 1893. — Das Heft wird eröffnet durch einen lehrreichen Aufsatz zur Geschichte der Gegen⸗ reformation. W. Kawerau, den Lesern dieser Zeitschrift bereits durch mehrere Beiträge wohlbekannt, behandelt in einer vortrefflich geschriebenen Arbeit die Thätigkeit des Predigers Erasmus Alberus in Magdeburg während der Belagerung durch Kurfürst Moritz von Sachsen (1550). Magdeburg hatte sich geweigert, das Augsburger Interim, das die Glaubenseinheit wiederherstellen sollte, anzunehmen und sollte nun von Moritz im Auftrage des Kaiserzs mit Gewalt dazu gezwungen werden. Unter den lutherischen Geistlichen, die durch Predigt und Schrift den Wider⸗ stand gegen das Interim schürten, stand obenan Alberus, der Typus der damaligen lutherischen Geistlichkeit, die zwar an schöpferischen Ideen und Tiefe der Empfindung weit hinter den Zeitgenossen Luther's und Melanchthon's zurückstand, aber nach besten Kräften be⸗ müht war, in dem Geiste dieser Männer weiter zu arbeiten und keine Abweichung von der durch Luther vorgezeichneten Bahn zu dulden. Als daher der Kampf um das Interim entbrannte, war Alberus unermüdlich im Kampfe 188 Katholiken und die dem Interim ge⸗ neigten Protestanten; nach der Sitte der Zeit war ihm jede Toleranz fremd, und nicht selten ließ er sich zu den gröbsten persönlichen Schmä⸗ hungen hinreißen: aber aus allen seinen Schriften leuchtet eine tiefe Wahrheitsliebe, große literarische Begabung und ein feuriger Patrio⸗ tismus hervor, der mit Schmerz sein Vaterland unter dem Scepter der spanischen Habsburger sieht. — Die übrigen Aufsätze sind rein localgeschichtlichen Charakters: Ernst Schultze beschreibt die Wappen von zwölf Geschlechtern Magdeburgs, darunter das der Fa⸗ milie Guericke, und H. Tollin behandelt die Geschichte der Magde⸗ burger Hugenotten, insbesondere ihren Hausbesitz in den ersten 50 Jahren nach ihrer Ansiedelung. Er zeigt darin, daß die Hugenotten von der Magdeburgischen Bürgerschaft keineswegs mit offenen Armen aufgenommen worden sind, sondern daß im Gegentheil ihrer Nieder⸗ lassung von allen Seiten Hindernisse bereitet wurden.
Millitärisches.
Mit Prinz Friedrich Karl. Kriegs⸗ und Jagdfahrten und am häuslichen Herd von Heros von Borcke. Zweite Auflage. Berlin 1893. Verlag von Paul Kittel. Preis geheftet 6 ℳ, gebun⸗ den 7,50 ℳ,. — Dieses aus dankbarem Herzen hervor⸗ gegangene und zum Herzen gehende Werk hat in der ganzen Lesewelt eine so einmüthige günstige Beurtheilung erfahren und einen so schnellen Absatz gehabt, daß schon nach von nicht ganz zwei Monaten nach dem Erscheinen der ersten Auflage die Her⸗ ausgabe der jetzt vorliegenden zweiten Auflage erforderlich geworden ist. Dieser ungewöhnliche Erfolg ist ebenso sehr dem behandelten Gegenstand wie der Behandlung durch den Verfasser zuzuschreiben und liefert den erfreulichen Beweis, daß das Andenken an den ver⸗ dienstvollen Feldherrn und Kriegshelden, den Prinzen Friedrich Karl, im deutschen Volk ein reges und lebendiges ist.
— Im September⸗Heft der vom Oberst⸗Lieutenant Schnacken⸗ burg geleiteten „Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine“ (Verlag von A. Bath, Berlin) wird die Arbeit über den Feldzug von 1809 in Tirol, im Salzburgischen und an der bayerischen Südgrenze vom Hauptmann M. Heilmann, sowie der unter dem Titel „Deutsch⸗französischer Federkrieg um den Panzerthurm“ vom General⸗Major Schröder geschriebene Aufsatz beendigt. Der Haupt⸗ mann Stavenhagen hat einen interessanten Beitrag geliefert in „dem Operations⸗Entwurf Napoleon's und der Versammlung seiner Armee im September und Oktober 1806 nach zwei Briefen des Kaisers an seinen Bruder, den König Ludwig von Holland, und an den Erzkanzler Cambacérès“. Ueber das Gefechtsverhältniß von Cavallerie gegen Infanterie und umgekehrt nach den zuletzt gewonnenen Erfahrungen spricht ein „alter Reiteroffizier“ seine Ansichten aus. Ein Werk des General⸗Majors Wille „Das kleinste Gewehrkaliber“ wird vom Second⸗Lieutenant Benkendorff einer eingehenden Besprechung unterzogen; dabei wird hervorgehoben, daß, nachdem die Feuergeschwindigkeit durch die Mehrlader mit Packet⸗ ladung in einem für alle Bedürfnisse selbst in den kritischsten Gefechts⸗ lagen ausreichenden Maße gesteigert ist, die weitere Entwickelung der
euerwaffen nur noch von dem Gesichtspunkt aus erfolgen kann, die
lugbahn mögsichst gestreckt zu gestalten, damit ehler in der Ver⸗ wendung der Waffe immer weniger ins Gewicht fallen. In Ueberein⸗ stimmung mit dem General Wille sieht der Verfasser die größere Vervollkommnung der Waffe in der möglichsten Verringerung des Kalibers und kommt zu dem Schluß, daß das in Italien eingeführte und im Gebrauch bewährte 6,5 mm Gewehr noch lange 858 die äußerste Grenze der Kaliberverminderung darstelle, 8 der Einführung noch geringerer Kaliber sich einstweilen technische Schwierigkeiten entgegenstellten, deren Ueberwindung jedoch sicherlich in absehbarer Zeit gelingen würde. Mit einer Beantwortung der Frage „Welche Aufgaben werden die Kreuzer im künftigen Seekriege haben?“ ist der Vice⸗Admiral von Henk ver⸗ treten. Eine ausführliche Umschau auf militär⸗technischem Gebiet und in der Militär⸗Literatur bildet, wie gewöhnlich, den Schluß des inhaltsreichen Hefts.