Mecklenburg⸗Strelitz. Seine Königliche Hoheit der Großherzog i nach Neustrelitz zurückgekehrt. 1
Oesterreich⸗Ungarn.
Der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Berlin von
zögyeny⸗Marich ist gestern in Wien eingetroffen.
In der Sitzung des ungarischen Unterhauses vom Freitag berief sich, wie die Wiener Blätter melden, der Minister⸗Präsident Dr. Wekerle, in Beantwortung der Interpellation wegen des Nichterscheinens der Regierung bei der Einweihung des Honved⸗Denkmals, auf seine am
z. Mai d. J. ertheilte Antwort, der er nichts hinzuzufügen habe. Es folgten nun heftige Reden der Abgeordneten Eötvös und Graf Apponyi, worauf der inister⸗ Präsident ebenso energisch replicirte. Er wies darauf hin, welche Opportunitäͤts⸗Politik Graf Apponyi stets
reibe. 25 Jahre hindurch habe man für das Honved⸗
Nonument gesammelt, und es finde sich keine Spur, daß Graf Apponyi sich an den Sammlungen irgendwie betheiligt habe. Er, der Minister⸗Präsident, habe allerdings als armer Beamter dazu beigesteuert. Als das Monument fertig geworden
ei, von dem Graf Apponyi bis nichts gewußt habe, und es eingeweiht werden sollte, da sei Graf Apponyi plötzlich mit einem Kranze erschienen. Er (Wekerle) habe an der Feier nicht theilgenommen, weil er Demonstrationen befürchtet habe; er habe übrigens alles gethan, damit kein nationaler
Skandal entstehe. Bei den Worten „nationaler Skandal“, die die Opposition auf sich bezog, ohne die Vollendung des Satzes abzuwarten, entstand ein wüstes Gejohle. Die oppositionellen Abgeordneten stampften mit den Füßen, mit den Fäusten auf die Bänke und riefen: „Schande! Schande!“ Im ganzen Saale herrschte eine große Bewegung und ein Tumult. Ein Theil der Opposition verließ darauf, wie bereits in Nr. 247 d. Bl. kurz erwähnt, lärmend den Saal. Hierauf erklärte der Minister⸗Präsident, daß man ihn nicht vollständig angehört habe, denn er habe die Worte „nationaler Skandal“ nicht auf Abgeordnete beziehen wollen, und wenn dieser
rotzdem einen Exodus inscenirt hätten, so scheine dies vorbereitet ewesen zu sein, um einen Skandal zu provociren. Unter unbeschreiblicher Erregung des Hauses schloß Dr. Wekerle seine
Rede, worauf das Haus die Antwort des Minister⸗Präsidenten
ur Kenntniß nahm. Die oppositionellen Abgeordneten kehrten nun in den Saal zurück und ließen Bogen circuliren, in denen sie die Abhaltung einer nichtöffentlichen Sitzung für Uhr Abends anregten, die auch stattgefunden hat. Die eheime Sitzung wurde indessen gleich nach deren Eröffnung ieder geschlossen, da der Minister⸗Präsident nicht erschienen war und auch die Stenogramme noch nicht übertragen waren, omit der authentische Text der Rede des Minister⸗Präsidenten nicht vorlag. In der Sitzung vom Sonnabend verlangten mehrere Mitglieder der Nationalpartei Genugthuung vom Minister⸗Präsidenten Dr. Wekerle dafür, daß in der vorhergehenden Sitzung der Skandal vorbereitet ge⸗ wesen und Graf Apponyi persönlich beleidigt worden sei. ie Minister Dr. Wekerle und von Szilagyi rklärten, daß weder die Nationalpartei noch Graf Apponyi
n ihrer Ehre verletzt worden seien und daß auch ein Skandal
icht angezettelt gewesen sei. Die Abgeordneten Graf pponyi, Horanszky und Ivanka stellten darauf den ersönlichen Kampf gegen die Regierung in Aussicht. Der Abgeordnete Abranyi bat, seine Immunität, die von einer Gerichtscommission in unerhörter Weise verletzt worden sei, zu beschichen. Der Antrag wurde an den Immunitäts⸗Ausschuß verwiesen. Das Haus beschloß sodann, bis gegen Ende des laufenden Monats keine “ zu halten, um den Ausschüssen zur Erledigung ihrer Arbeiten Zeit zu lassen. Die nächste Fürsa ng, in welcher das Budget zur e gelangt, dürfte kaum vor dem 4. November abgehalten werden. Der Unterrichtsausschuß hat den Gesetzentwurf über ie Reception der israelitischen Religion ange⸗
nommen. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister Graf säky, die Regierung wolle ihr ganz durchführen. ie habe den größten Theil der Vorlagen bereits eingebracht nd hoffe bestimmt, auch den Gesetzentwurf der obligatorischen ivilehe in der nächsten Zeit vorlegen zu können.
Frankreich.
Die „Ag Havas“ theilt mit: Der Präsident Carnot habe bei dem Eintreffen des russischen Geschwaders in Toulon
i Telegramm an den Kaiser von Rußland gerichtet, das der Kaiser sofort beantwortet habe. Vorgestern habe der Präsident nochmals an den Kaiser gelegentlich dessen Besuchs der französischen Schiffe in Kopenhagen telegraphirt.
1 Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ ste ist gestern Nachmittag, von New⸗York kommend, in avre eingetroffen. Der österreichische Konsul begab sich an ord zu dem Erzherzog. Letzterer reiste noch gestern Abend ach Paris ab.
Die Münzconferenz hat am Sonnabend die Prüfung er hauptsächlichsten Fragen beendet und sich sodann auf acht age vertagt, da die auswärtigen Delegirten den Wunsch ußerten, ihre Regierungen über gewisse Punkte zu befragen,
insbesondere über die Bedingungen der von Italien zu leistenden ückzahlungen an die anderen Staaten, die sich im Besitz alienischer Scheidemünze befinden.
Ueber die Festlichkeiten in Toulon liegen folgende Mit⸗ Mittheilungen des „W. T. B.“ vor: Am Sonnabend früh be⸗ e eine große Anzahl von Personen das Admiralsschiff „Kaiser
icolaus I.“ Später trafen an Bord die officiellen Abordnungen in, von denen diejenige des Hersen Stadtraths zuerst empfangen wurde, wobei der Präsident desselben Humbert dem Admiral
Avelane die Einladung des Stadtraths, Paris zu besuchen,
übermittelte. Der Admiral dankte und fügte hinzu, die
russischen Seeleute seien glücklich, nach Paris zu kommen, da saer Schritt, den sie in Frankreich machten,
im Geiste von ganz Rußland begleitet werde. Au
das Ansuchen des Präföeren von Marseille, Luf
das russische “ diese Stadt ebenfalls be⸗ suchen möge, erwiderte der Admiral Avelane, er werde ierüber seiner Regierung Bericht erstatten. Der Präfect ses Rhone⸗Departements lud den Admiral Avelane ein, auf der Rückkehr von Paris Lyon zu besuchen. Der
Admiral nahm die Einladung an. Hierauf folgte der
Empfang von Abordnungen zahlreicher Städte Frank⸗
reichs, die Geschenke 8 und Adressen ver⸗
8
lasen. Nachmittags fand in An. Avelane und der russischen S ein Turnerfest statt. Die Vorführungen wurden ei aufgenommen. Bei der Ankunft und Abfahrt wurden den Gästen lebhafte Ovationen dargebracht. Die Musik spielte die russische National⸗ hymne und die Marseillaise. Am Abend veranstaltete der Commandant des französischen Geschwaders Boissoudy an Bord des festlich geschmüchen Schiffs „Formidable“ ein Diner, woran sanzehn russische Offiziere, das Personal der russischen Botschaft und mehrere französische Marine⸗Stabs⸗ EE1ö1 Am Schlusse des Diners begrüßte der Admiral Boissoudy in einem Trinkspruch die ruffsschen Gäste und gab seiner Freude darüber Ausdruck, sie empfangen zu können. Der Trinkspruch schloß mit einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland, sowie auf die Größe und das Glück Rußlands. In einem zweiten Toaste brachte oissona ein Hoch auf die russische Armee und die russische Marine aus und gedachte der Helden, die während des russisch⸗türkischen Krieges durch ihre Kühnheit und ihre militärischen Tugenden die Bewunderung von ganz Frankreich erregt hätten. Hierauf erhob sich Admiral Avelane und trank auf die Ge⸗ sundheit des Präsidenten Carnot. In einem zweiten Toast hob er dann hervor, die russischen Offiziere seien stolz, an Bord eines französischen Schiffs zu sein; in ihrem Namen trinke er auf das Wohlergehen der französischen Marine und des französischen Heeres. Nach dem Diner fand ein Ball im statt, der von den Offizieren der Armee und der Marine veranstaltet war. Bei dem Er⸗ scheinen des Admirals Avelane wurde die russische Hymne gespielt. Wiederholt wurden die Rufe: „Es lebe Rußland, es lebe der Kaiser von] Rußland!“ laut. Mehr als 5000 Personen nahmen an dem Balle theil. Gegen Mitternacht zog sich der Admiral Avelane zurück. Während des Balles im Arsenal fand im alten Binnenhafen ein venetianisches Fest statt; sämmtliche Schiffe waren prächtig illuminirt, die Häuser am Hafen erleuchtet und vor der Mairie spielte eine Militärkapelle. Die Betheiligung der Bevölkerung an dem Feste war eine sehr starke. 1 “ Gestern Vormittag veranstaltete die Municipalität zu Ehren der russischen Offiziere in dem prächtig decorirten Hofe des Lyceums ein Dejeuner zu 800 Gedecken. Hierbei brachte der Maire einen Trinkspruch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland aus, der mit lebhaftem Beifall und den Rufen: „Es lebe der Kaiser, es lebe Rußland!“ aufgenommen wurde. Der Maire fügte hinzu, diese Rufe zeugten für die unlösliche Anhänglichkeit Frankreichs an Rußland. Die Vereinigung der beiden Völker beweise der ganzen Welt den lebhaften Wunsch, daß für Europa eine Aera des Friedens und Gedeihens beginnen möge. „Gerade in unserer Stärke werden wir eine Garantie für diesen der Freiheit so nothwendigen Frieden finden!“ Der Admiral Avelane ant⸗ wortete mit einem Toast auf den Präsidenten Carnot und das französische Volk. Der Admiral dankte für die sorgfältigen Veranstaltungen, die getroffen worden seien, um den Glanz des Empfangs des Geschwaders zu erhöhen. Diese Veran⸗ staltungen bewiesen die Größe der französischen Nation, die Großartigkeit ihrer Gastfreundschaft und die gegen⸗ seitigen Sympathien, die zwischen beiden Nationen be⸗ ständen. Der Admiral schloß, er trinke auf die Gesundheit des Maire, das Gedeihen Toulons und ganz Frankreichs. Die den russischen Offizieren von der Stadt Toulon gestifteten Pokale waren vor den Toasten vertheilt worden. Nach dem Dejeuner defilirten verschiedene Musikvereine. Der hierauf veranstaltete Blumencorso verlief glänzend. Der Admiral Avelane einen mit Blumen be⸗ deckten Landauer und durchfuhr mehrere Male die Reihen unter enthusiastischen Kundgebungen der Menge und unter einem Regen von Blumen und Confetti. Die russischen Offiziere betheiligten sich ebenfalls an dem Corso. Später empfing der Admiral Avelane die mit der Organisation des Banketts für die russischen Seeleute beauftragte Touloner Abordnung. Es wurde legesete. daß an dem Bankett, das während des Aufenthalts des Admirals in Paris statt⸗ finden wird, 500 russische und ebensoviel französische Seeleute theilnehmen sollen. Bei dem Diner, das der Admiral Vignes zu Ehren des Admirals Avelane in der See⸗ präfectur gab und woran die Spitzen der —“ theilnahmen, brachte der Admiral Vignes einen Toast aus, worin er sagte, er sei der treue Dolmetsch der Gefühle Frankreichs für den Zaren wegen der Sendung des Geschwaders, die ein neues Zeichen der hohen Sympathie sei und die Franzosen mit Dankbarkeit erfülle. Hierauf trank der Admiral 8 nes auf die russische Flotte, als die Schwester der franzö⸗ sischen. Nachdem der russische Botschafts⸗Rath von Giers für die Worte des Admirals Vignes gedankt hatte, trank Admiral Avelane auf den Präsidenten Carnot, indem er hervorhob, seine Gefühle steigerten sich in dem Maße, daß er bedauere, daß seine Beredsamkeit nicht in demselben Verhält⸗ niß zunehme, um ausdrücken zu können, was er empfinde. Nach dem Diner fand im Grand Théäatre eine Galavor⸗ stellung statt, bei der ein Chor von 200 Sängern die russische Hymne unter den „Vivats“ der Zuhörerschaft vortrug.
Rußland.
Der Finanz⸗Minister hat am 1./13. d. M., wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, die zeitweilige Emission von 50 Millionen Rubel Creditbillets, sicher⸗ gestellt durch Hinterlegung von Gold, verfügt.
Der bei dem Ministerium des Innern eingesetzten Com⸗ mission für Revision des Volks⸗Verpflegungs⸗Reglements war s. Z. ein vFr zugegangen wegen Einführung obli⸗ WEE ersicherung der Getreidesaaten gegen Mißernte. Die Commission hat infolge 1 eine bezüg⸗ liche Umfrage an 49 Gouverneure des europäischen Rußlands gerichtet, 42 von Uhnen sprachen sich entschieden gegen die er⸗ wähnte Saatenversicherung aus.
Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die zwischen der russischen Regierung und dem stanzöfisch’n Bot⸗ schafter ausgetauschten Noten in Betreff der Einwilligun ersterer dazu, daß die Schiffahrt Frankreich und Algier als Küstenschffahrt anzusehen und mithin⸗ ausschließlich der französischen Flagge zu überlassen sei, was bisher nicht mit Artikel 17 des französisch⸗russischen Handels⸗ vertrages von 1874 im Einklang wa
Italien. Der Köni ie Königin, ronprinz,
9, 8 v * 2 . 8 Herzog von Aosta, der Minister⸗Präsident Giolitti sowie die Minister des Krieges und der Marine trafen, wie
nwesenheit des Admirals
„W. T. B.“ berichtet, gestern Vormittag aus Monza in San Martino ein, um der Enthüllung des Denkmals für Victor Emanuel beizuwohnen. Bei der Feier waren außerdem zahlreiche Generale und Präfecten, der Sindaco, die Militär⸗Attachés von Oesterreich⸗Ungarn und Frankreich, das Bureau des Parlaments, ferner Delegirte von 147 Vereinen, darunter 113 Kriegervereinen, anwesend. Auf der Fahrt wurden der vee und die Königin in Brescia mit enthu⸗ siastischem Jubel begrüßt, der sich bei der Ankunft in San Martino erneuerte. Zunächst wohnten die Herrschaften der Messe in der Kapelle des Beinhauses bei. Hierauf setzte sich der Zug unter militärischen Ehren nach dem Denkmal in Bewegung.
er Senator Brede, der Obmann des Ossuarium-Vereins, hielt eine patriotische Ansprache, worin er das Denkmal als militärisches Museum der Einigung Italiens bezeichnete und das Gelübde aussprach, das Vaterland stets schützen zu wollen. Nach beendeter Feier fand in einem eigens errichteten Pavillon⸗ ein Dejeuner statt, woran die Königliche amilie, die Behörden und die Militär⸗Attachés theilnahmen. Nach dem Dejeuner hielten der König und die Königin Cercle ab. Um 4 Uhr er⸗ folgte die Rückkehr nach Monza.
Das britische Geschwader unter dem Oberbefehl des Admirals Seymour trifft heute Vormittag in Tarent ein. Das Panzerschiff „Italia“ mit dem Admiral Corsi an Bord, kam gestern Nachmittag dort an, um das englische Geschwader zu empfangen.
Spanien.
Das Befinden des Minister⸗Präsidenten Sagasta hat sich dem „W. T. B.“ zufolge gebessert. Zum Minister des Innern ist Puigcerver ernannt worden; die übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles.
Ein spanisches Geschwader, bestehend aus dem Flagg⸗ schiff „Pelayo“ und 4 Kreuzern, unter dem Befehl des Admirabs Ocana, ist gestern in Algeciras eingetroffen. Ein Kreuzer und ein Aviso blieben in Melilla zurück.
In Madrid ist es am Sonnabend zu einer patriotischen Kundgebung seitens der Studenten gekommen, die die Straßen unter dem Rufe „Es lebe Spanien! Nieder mit Marokko!“ durchzogen. Zwischenfälle kamen dabei nicht vor.
Der König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, am Freitag von Braila unter lebhaften Ovationen der Bevölkerung na Sinaia abgereist, wo die Ankunft am Abend erfolgte. Zum Empfang war der Prinz Ferdinand am Bahnhof erschienen.
Die Prinzessin Ferdinand ist gestern früh 2 Uhr auf Schloß Pelesch in Sinaia von einem Prinzen entbunden worden. Das frohe Ereigniß wurde im ganzen Lande mit großem Enthusiasmus aufgenommen. In sämmtlichen Städten des Landes wurde Flaggenschmuck angelegt. Die Minister und der Bürgermeister von Bukarest begaben sich gestern Vor⸗ mittag nach Schloß Pelesch, um den Civilstandsact aufzu⸗ nehmen. Der neugeborene Prinz wurde unter dem Namen Carol eingetragen. Das Befinden der Prinzessin Ferdinand sowie des neugeborenen Prinzen ist ein ehr befriedigendes.
Bulgarien. Die Sobranje ist der Verfassung gemäß auf den 27. Oktober einberufen worden.
Amerika.
Die brasilianische Sö hat, wie „W. T. B.“ erfährt, unter dem 10. d. M. ein Decret veröffentlicht wonach die den Befehlen des Admirals de Mello ge⸗ horchenden Schiffe der Insurgenten, sowie jene S it. oder Forts, die mit der E1“ emeinsame Sache machen, als außerhalb des Geßetzes stehend erklärt werden.
In Fanis eingetroffenen Nachrichten aus Rio de Janeiro zufolge sind daselbst mehrfache Verhaftungen vorgenommen worden. Das Faeefschif „Sete Setembro“ soll an der Küste gestrandet und der Regierung in die Hände gefallen sein.
Nach Meldungen aus Montevideo wird das Kriegs⸗ “ von Uruguay erhöht werden.
Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, ist daselbst der Belagerungszustand bis zum Dezember verlängert worden. Die Verbannungen dauern fort. In der Provinz Santa Fé ist die Nationalgarde verabschiedet worden.
Da in Chile nunmehr Ruhe herrscht, so wird nach einer in Paris eingetroffenen Meldung der Bela gerungszustand aufgehoben werden. “ 86
1A1XX“ Der „Times“ wird aus Simla vom 13. d. M. gemeldet die Russen hätten den Versuch gemacht, ihre Ansprüche auf die von den Afghanen besetzten Districte Shignan und Roshan mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Der Oberst Warn⸗ ein Sohn des rusfischen Kriegs⸗Ministers, habe durch das Murghab⸗Gebiet nach Darwaz in Buchara marschiren
wollen; die 6 hätten Widerstand geleistet, auf
die Russen geschossen und sie zurückgedrängt. Diese hätten
sich auf das andere Ufer des Murghab zurückgezogen und dort
verschanzt. 8 Afrika. 8 8
Der „Times“ wird aus Sansibar gemeldet, daß Sir Gerald Portal in Korokoro angelangt sei und den Tana⸗ fluß abwärts nach Witu anstatt auf der gewöhnlichen Route nach Mombasa komme.
Der britischen Süd⸗Afrika⸗Gesellschaft ist der „Allg. Corr.“ sufolge am 10. d. M. die Meldung zugegangen, daß die beiden Colonnen, welche gegen die Matabeles vom Fort Victoria und vom Fort Charter gezogen sind, ihre Ver⸗ bindung bewirkt haͤtten. Jede der beiden Colonnen sei ungefähr 400 Mann stark. 8 “
Parlamentarische Nachrichten.
Der Freiherr von Hornstein, Mitglied des Reichstags für den 2. badischen Wahlkreis (Binningen, Amt Kaiserhof, Engen) ist am 14. d. M. in Ko istanz gestorben.
nimmt.
„Centralblatts der Bauverwaltun 8
Nr. 404 des ra⸗ im Ministerium der öffentlichen Ar⸗
herausgegeben heiten, vom 11. Oktober hat folgenden Inhalt: Das Bauwesen der Stadt Berlin (Schluß). — Brückeneinstürze in den Vereinigten Staaten. — Vermischtes: Vereinbarungen zwischen Preußen und den Niederlanden über Maßregeln bei Hochwasser⸗ und Eisgefahr im Rhein. — Ausstellung in San Francisco. — Vertiefung der Charente.
ntscheidungen des Reichsgerichts.
Der Verkäufer eines mit Schwamm behafteten Hauses, welcher diesen Umstand beim Verkauf absichtlich verschweigt, macht sich, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 20. Juni 1893, dadurch nur dann wegen Betrugs strafbar, wenn er geflissentlich durch besondere Manipulationen das Erkennen des
Schwamms erschwert hat.
— Bei einer Seeversicherung für eine Schiffsladung Kohlen gegen die Gefahren der Böö“ und ihre olgen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 8. Juni 1893, der Versicherte bei einer durch Unfälle während der Fahrt herbeigeführten nahen Gefahr der Selbstentzündung berechtigt, im nächsten Hafen die Kohlen zu verkaufen und die Differenz zwischen dem versicherten Werth und dem Erlös der Kohlen von dem Ver⸗ sicherer zu verlangen.
Kunst und Wissenschaft.
Die vorgestrige erste Wintersitzung der Berliner Gesell⸗ schaft für Erdkunde war wegen der angekündigten Bericht⸗ erstattung der Theilnehmer an der Grönland⸗Expedition sehr zahlreich besucht. Der Vortrag konnte indeß nicht stattfinden, da die Reisenden laut Drahtmeldung erst am Sonnabend in Kopenhagen ein⸗ getroffen sind und noch etwa acht Sage zur Abwickelung der Geschäfte dort werden verweilen müssen. Der Reisebericht über das Ergebniß der Forschungen wird erst in der nächsten Sitzung der Gesellschaft, am 4. November, erstattet werden. Die denhches Ankunft ist auf einen schweren Sturm zurückzuführen, den das Schiff auf seiner Fahrt von Frederikshaven, wo es am 10. d. M. eingetroffen war, nach Kopenhagen zu bestehen hatte. Den Vortrag des Abends hielt Dr. Gerhard Schott über seine Meeresbeobachtungen auf der Reise nach Indien.
— In denöffentlichen Vorlesungen des Kunstgewerbe⸗ Museums wird infolge der nöthig gewordenen Aenderung nun⸗ mehr Herr Dr. von Falke sieben Füt ge über „die Kunst des Morgenlandes und ihre Einwirkung auf das Abendland“ halten. Diese Vorträge finden jeden Freitag, Abends von 8 ½ bis 9 ½ Uhr, statt, und beginnen Freitag, den 20. Oktober. — Im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums wird morgen eine Ausstellung von alten und neuen Kunststickereien eröffnet werden. Die für den Fachabend des Kunstgewerbe Vereins (s. u.) zusammengestellte Sammlung von Arbeiten aus Privatbesitz, vornehmlich der Frau Lipperheide, nebst den Arbeiten hervorragender Kunstwerkstätten ist durch hervorragende Stücke aus den Beständen des Kunstgewerbe⸗ Museums ergänzt, sodaß die Ausstellung den ganzen Lichthof aus⸗ füllen wird.
— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittwoch einen Fachabend für Handstickerei. Herr Hof. sticker R. Thiele machte eingehende Mittheilungen über die Technik der Handstickerei und ihre Verwendung zu decorativen Zwecken. Zur Erläuterung des Vortrags war eine Fülle mustergültiger Arbeiten
meist großen Maßstabs aus der reichen Fktin 1. der Frau Lipper⸗
heide ausgestellt. An älteren Stickereien des Königlichen Kunst⸗ gewerbe⸗Museums erläuterte Herr Secretär Heiden die hervorragendsten Methoden der Vorzeit. — In der Concurrenzdes Vereins für deutsches Kunstgewerbe um Entwürfe zu einem Meisterbrief für die Innung „Bund der Bau⸗, Maurer⸗ und Zimmermeister in Berlin“ haben er⸗ halten: den 1. Preis (150 ℳ) Maler August Glaser in München, den 2. Preis (100 ℳ) Maler Paul Klinka in Berlin. Mit ehren⸗ voller Erwähnung wurden bedacht: die Maler Z. drfhs e Ed. Liesen, Otto Gußmann und John Schmidt, sämmtlich in Berlin. Der Entwurf von Steirowicz wurde außerdem von der Innung für 50 ℳ engeseut.
— Sehr merkwürdige Ansichten findet man häufig in Zeitungen be⸗ züglich des Genusses von Pilzen ausgeführt, besonders wenn einmal ein Vergiftungsfall zur allgemeinen Kenntniß gelangt ist. Es wird dann gewöhnlich dargelegt, wie gefährlich das Essen von Pilzen sei, wie viel Unheil dadurch angerichtet werde und wie es sich über⸗ haupt nicht verlohne, eines Gerichts wegen, das doch nur selten ge⸗ nossen wird, sich solchen Gefahren auszusetzen. Es soll im Fol enden kurz ausgeführt werden, wie sehr unrichtig solche Ansichten sind und wie sehr sie oft dazu beitragen, dem Volke ein Nahrungsmittel zu vergällen und zu
entziehen, das vielfach verdiente, hervorragend herangezogen zu werden,
das nicht nur für jedermann leicht selbst zu sammeln ist, sondern auch — wenigstens für viele Gegenden — einen werthvollen Handelsartikel zu bilden geeignet wäre. — Es ist vor allem schon vielfach nachgewiesen worden, daß Speisepilze einen außerordentlich hohen Nährwerth be⸗ sißen, der sie hoch über die Kartoffel und andere dieser ebenbürtige, allgemein gebräuchliche Nahrungsmittel stellt. Speisepilze könnten also nicht nur Genußmittel, sondern wirkliche Nahrungsmittel sein, wie dies ja auch für viele Gegenden — für Berlin zum Beispiel für den bekannten Pfefferling — schon seit lange zutrifft. In vielen Ländern ist der pilzgenu For seit Jahrhunderten so allgemein, daß Pilze dort ohne Bedenken als Volksnahrungsmittel bezeichnet werden dürfen. So ist dies der Fall in Italien, vor allem aber in Nord⸗Afrika, wo die Eingeborenen zeitweise fast nur von einem trüffelähnlichen Pilze leben, den sie aus dem Wüstensande aus⸗ graben und der, an den Wurzeln von dürftigen Pflanzen wuchernd, dort völlig die Stellung unserer Kartoffel im Haushalt des Menschen ein⸗ as nun ferner die Aehnlichkeit mancher Speisepilze mit Giftpilzen — die unleugbar vorhanden ist — betrifft, so sei auf folgende Er⸗ wägungen hingewiesen. Jedermann weiß, daß es zahlreiche Blüthen⸗ Frnen giebt, welche unseren Küchengewächsen zum Verwechseln ähn⸗ ich sehen und die scharfe Giftstoffe enthalten. Es soll als Beispiel nur 1“ und die starkgiftige Hundspetersilie angeführt werden. Und doch, wie selten ereignet es sich, daß wirklich Verwechselungen zwischen diesen beiden Kräutern vorkommen. Oder ließe sich etwa jemand aus Angst vor einer etwaigen Verwechselung vom Genusse der Pererhae abhalten? Auf der anderen Seite kann auf ein noch viel typischeres Beispiel hingewiesen werden, welches zeigt, wie sehr die Furcht vor den Speisepilzen nur der Unkenntniß derselben entspringt. Jedermann genießt z. B. in Berlin den Pfeffer⸗ ling, weil ihn jedermann als un Füäcrlich kennt. Und doch kommt in unseren Wäldern auch ein Pil⸗ vor, welcher als nächster Ver⸗ wandter dem Pfefterting außerordentlich nabeftsgt (Cantharellus aurantiacus), nicht leicht von demselben unterschieden werden kann und dem giftige Wirkungen zugeschrieben werden. Aehnliche Beispiele ließen sich noch zahlreich beibringen. Jedoch die beiden Fälle zeigen schon, da der Fäufige ebrauch der betreffenden Pflanze den Sammler oder
ser in die Möglichkeit versetzt, mit leichter Mühe die giftige Art von der gefährlichen zu unterscheiden. Sehr viel wäre in dieser Hinsicht von der Schule zu leisten, wo an der Hand ausgezeichneter in neuerer Zeit erschienener billiger Tafelwerke der Schüler mit Leich⸗ tigkeit lernen würde, die hervorragendsten Speisepilze von den giftigen rten zu unterscheiden. Und nur um diese hervorragend⸗ sten brauchte es sich se zu handeln, denn Ge dadurch würde gewiß sehr viel Vortheil dem olke zugewendet und im Gegensatz dazu manches Unheil abgewendet werden. Denn
.“
Speisepilze giebt es gan⸗ außerordentlich viele, nur weiß sie eben nicht
jedermann zu finden, resp. giebt man sich keine Mühe, dieselben zu finden. Sie treten häufig in den Wäldern, und nicht zuletzt in den Wäldern der Umgebung Berlins, in solchen Mengen auf, daß in wenigen Minuten sür Familien ein außerordentlich wohlschmeckendes und nährstoffreiches Gericht gesammelt werden könnte, welches in fast allen die gewöhnliche Kartoffelnahrung übertrifft, zum mindesten aber eine angenehme Abwechselung bedeuten würde. Und wenn ferner die Pilenahrang allgemeiner in Auf⸗ nahme käme, wie leicht könnte sich der Arme durch Sammeln der Speisepilze einen gewissen Gelderwerb sichern, ganz davon abgesehen, daß ihm dadurch manch Tag erspart bliebe! — Es ist unzweifelhaft, daß in dieser Hinsicht vieles geschehen müßte, um den Speisepilzen bei uns eine allgemeine Aufnahme als Volksnahrungs⸗ mittel zu sichern; für denjenigen aber, welcher sie kennt und schätzen gelernt hat, ist es kaum faßlich, daß eben noch so wenig gethan worden ist.
— In dem Wettbewerb um die künstlerische Aus⸗ gestaltung der Großen Weserbrücke in Bremen ist, nach dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“, der erste Preis dem Entwurf des Architekten H. Billing in Karlsruhe, der zweite dem Entwurf des Regierungs⸗Baumeisters C. Moritz in Berlin zuerkannt worden. Angekauft wurden die beiden Arbeiten des Architekten Bruno Möhring in Berlin und des Regierungs⸗Baumeisters Walther Kern in Steglitz. Alle Entwürfe werden in der Kunsthalle in Bremen vom 15. bis 28. d. M. ausgestellt werden.
— Ueber Hunnen gräber, welche bei Bonyhad in Ungarn aufgedeckt wurden, berichtet Pfarrer Wosinski aus Apar dem „N. Wiener Abendbl.“ Folgendes: „Die Ausgrabungen geschehen unter meiner Leitung in Cziko, Komitat Tolna, bei Bonyhad, in einem sehr ausgedehnten Gräberfelde der Hunnen, wo ich bisher nahezu 500 Gräber geöffnet habe. Die Skelette sind in streng eingehaltenen Reihen zu finden. Sie liegen auf dem Rücken, mit ausgestreckten Händen und Füßen und zwar so, daß die Füße östlich und das Haupt in westlicher Richtung ist. Es sind meistens Skelette von Frauen, Kindern und alten Personen. Oft liegen Mann und Frau ganz nebeneinander in demselben Grabe; oft wieder die Mutter mit ihrem quer über die Brust gelegten Kinde. Die Leichname wurden in die ganz schmalen, aber sehr (meist 2 bis 3 m) tiefen Gräber ohne Sar gelegt. Hervorragende Personen wurden mit Pferden begraben. Au in diesem Falle liegt das menschliche Skelett in der erwähnten Lage und Richtung, dicht daneben aber das in voller Rüstung aufgesattelte, abgeschlachtete RF. Bei dem Pferde sind immer Steigbügel, Eisen ebiß auf beiden Enden mit sehr schön verzierten Hirsch⸗ eweihftu en versehen, Schnallen und aus Silber und Bronze verfertigte
eschläge des Pferdegeschirrs zu finden. Unter 500 Todten waren bisher nur 7 mit Roß begraben. Die Beigaben der Männerfkelette sind Waffen und zwar Messer, P 1 dreischneidige Wurfspeere, Lanzenspitzen und Beile. Die Gürtelbeschläge sind aus Silber und Bronze sehr schön gearbeitet und verziert. Sehr oft haben sie in der linken Hand, außer römischen Münzen vom Ende des vierten Jahr⸗ hunderts, Feuersteine (Silex und Jaspis) und Stahl. Die Beigaben der Frauen bestehen aus Ohrgehängen, oft in der Größe der heutigen Armbänder, Halsschmuck, Fibula (Sicherheitsnadeln) und Arm⸗ bändern, die aus Gold, Silber, Bernstein, Bronze und Glas verfertigt sind. Auch fehlen selten bei den Frauen ein kleines Messer, Spinnwirtel und mit Wellen⸗Ornament — welches bisher irrthümlich für slavisches Motiv gehalten wurde — verzierte Gefäße für Speisen. Unter diesen Speiseresten kommen häufig Eier vor, deren Schalen noch erhalten sind. Ich habe bei diesen Gräbern der Hunnen, die wir bisher als ein culturloses, barbarisches Volk gekannt haben, schon in drei Fällen einen Stylus gefunden, wie er bei den Römern im Gebrauch war, die mit diesem Stylus auf mit Wachs überzogenen Tafeln schrieben. Ja sogar eine Frau, die mit massiven goldenen Ohrgehängen geschmückt war, hatte einen aus Silber verfertigten prachtvoll verzierten Stylus in der Hand.“
— Anläßlich ihres 75 jährigen Bestehens ernannte, wie „W. T. B.“ meldet, die Gesellschaft für Natur⸗ und Heilkunde zu Dresden 22 Aerzte zu Ehrenmitgliedern, darunter die Geheimen Medizinal⸗Räthe und Professoren von Bergmann, Gerhardt und Olshausen in Berlin und von Esmarch in Kiel.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrun gs⸗ Maßregeln.
Spanien.
Die gegen den Hafen von Mogador und Umgebung erlassene Quarantäne⸗Verfügung 28 aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 214 vom 6. September.)
Die Königlich spanische Regierung hat Herkünfte von Maasluis unter gewissen Bedingungen für rein erklärt (pgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 206 vom 28. August), dagegen für Herkünfte aus Kertsch, welche nach dem 12. d. M. in Spanien eintrafen, und aus Rotterdam, welche nach dem 23. v. M. von dort abgegangen sind, Quarantäne angeordnet. Gleichzeitig werden diejenigen Häfen, welche von den beiden letzt⸗ genannten Orten in gerader Linie nicht weiter als 165 k tfernt sind, für choleraverdächtig erklärt. 6 1“
Wingal.
Durch Verfügung des portu lesischen Mi st 8 sin die Häfen von Stettin und Blyth seit dem 15. v. bezw. 1. d. M. ür choleraverseucht und die übrigen Häfen der Grafschaft Northumber⸗ land mit Ausnahme von New⸗Castle, welches nach wie vor als ver⸗ seucht gilt (vergl. „R.⸗Anz. Nr. 237 vom 3. Oktober), für cholera⸗ verdächtig erklärt worden.
Durch Verfügung des Sen Ministeriums des Innern werden die Häfen der Provinz Messina seit dem 15. v. M. für
choleraverseucht erklärt. Griechenland.
Die gegen Herkünfte vor Alexandrien angeordnete fünftägige Beobachtungsquarantäne ist in eine strenge ärztliche “ um⸗ gewandelt worden. (Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 240 vom 6. Oktober.)
1 Schweden. Durch Bekanntmachung des schwedischen Commerzcollegiums vom 13. d. M. ist die Stadt Stettin für choleraverseucht erklärt worden, und sind die unter dem 22. v. M. angeordneten Schutzmaßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera in Schweden über nicht für cholerainficirt erklärte Häfen G „R.⸗Anz.“ Nr. 236 vom 2. Oktober) auf Passagiere der aus Mecklenburg⸗Schwerin und anderen pommerschen Häfen als Stettin kommenden iffe anzuwenden.
Durch eine weitere Bekanntmachung dieser Behörde vom 10. d. M. ist die Insel Sizilien für choleraverseucht, dagegen die Stadt Neapel und die Provinz gleichen Namens für cholerafrei erklärt werden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Rr. 194 vom 15. August.)
Füsetzesihen
8
Einer Verordnung der norwegischen Regierung vom 11. d. M. zufolge ist ganz Holland, sowie in Spanien Bilbao nebst der Provinz Viscaya für cholerainficirt, dagegen die Stadt Neapel nebst der Provinz gleichen Namens für rein von Cholera erklärt worden.
Dänemark.
Durch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des dänischen ““ vom 12. d. M. sind die gesundheits⸗ polizeilichen Bestimmungen des Gesetzes vom 2. Juli 1880 bis auf weiteres gegen Schiffe aus Palermo in Wirksamkeit gesetzt worden. Gleichzeitig ist das Verbot der Einfuhr von Lumpen und von nicht vorschriftsmäßig desinficirter Kratzwolle, von gebrauchten nicht zur Reise oder Umzugsgut gehörenden Kleidungsstücken, Bettzeug und Leibwäsche auch auf Provenienzen aus dem genannten Hafen aus⸗
gedehnt worden. Uruguay.
Die Regierung von Montevideo hat unter dem 15. v. M. sämmtliche brasilianische Häfen für rein 8 I. „R.⸗Anz.“ Nr. 225 vom. 19. September), dagegen alle deur 4 österreichischen und spanischen Häfen für choleraverdächtig erklärt.
8†
Auf Grund einer Verfügun 9 16. v. M. werden demnach die Provenienzen der gedachten Häfen einer achttägigen Quarantäne unterworfen. Diese Verfügung findet auf alle Schiffe Anwendung, welche seit dem 7. v. M. den bezügliche deutschen, österreichischen oder spanischen Hafen verlassen haben.
Cuba. 8
Schiffe, welche Antwerpen nach dem 14. v. M. verlassen haben, elten als rein; dagegen ist für Herkünfte von Fernenzen und Ham⸗ (vergl. „R.⸗T 39 Nr. 230 vom 25. September), welche diese Orte nach dem 23. August, bezw. 4. v. M. verlassen haben, Quaran⸗ täne angeordnet worden. “ S
Chokerg.
St. Petersburg, 14. Oktober. Vom 9. bis 12. d. M. sind nach dem Bericht des „W. T. B.“ in St. Petersburg 89 Er⸗ krankungen an Cholera und 42 Todesfälle vorgekommen, vom 6. bis 10. d. M. in Moskau 9 bezw. 5, vom 1. bis 7. d. M. in Warschau 7 bezw. 3, in Dorpat 11 bezw. 5, in den Gouvernements Bessarabien 25 bezw. 12, Lomscha 381 bezw. 190, Minsk 39 bezw. 17, Plotzk 4 bezw. 3, Radom 2 bezw. 4, Smolensk 16 bezw. 9, vom 24. bis 30. September in dem Gouvernement Warschau 14 bezw. 7, vom 24. September bis 7. Oktober in Woronesch 116 bezw. 54.
Rom, 15. Oktober. Bis gestern erkrankten in Livorno 47 Personen an Cholera und 9 starben, in Patti Marina 3 bezw. 1, in Palermo 23 bezw. 12. In den letzten 24 Stunden sind, wie „W. T. B.“ meldet, in Livorno 26 Personen an Cholera erkrankt und 30 gestorben, in Palermo 8 Personen erkrankt und 7 gestorben.
Sofia, 14. Oktober. Nach einer Bekanntmachung des Sanitäts⸗ raths sind in Tutracan 5 Cholerafälle vorgekommen, von denen 2 tödtlich verliefen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 14. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Aller“ hat am 12. Oktober Morgens Dover passirt. Der Postdampfer „Weimar’ ist am 12. Oktober Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 13. Oktober Vormittags in Colombo angekommen. Der Post⸗ dampfer „Köln“ hat am 13. Oktober Quessant poeassirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 13. Oktober Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 13. Oktober Morgens. in Balti⸗ more angekommen. Der Postdampfer „Amerika“ hat am 13. Ok⸗ tober Nachmittags Lizard passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Habs⸗ burg“ ist am 13. Oktober Abends auf der Weser angekommen.
— 15. Oktober. Der Postdampfer „Frankfurt“ hat am 13. Oktober Abends Santa Cruz passirt. Der Postdampfer „H. H. Meier“ hat am 13. Oktober Nachmittags Dover passirt. Der Reichs Postdampfer „Gera“⸗, von Ost⸗Asien kommend, ist am 14. Oktober Vormittags in Suez angekommen.
der Gesundheitsbehörde vom
Theater und Musik.
önigliches Schauspielhaus. Shakespeare's „Sommernachtstraum“ gelangte am Sonnabend neu einstudirt zur Aufführung; es war dies eine Art von Jubiläumsvorstellung zur Erinnerung an den Tag, an dem vor fünfzig Jahren die Dichtung zum ersten Mal von Königlichen Schauspielern, begleitet von Felix Mendelssohn⸗Bartholdy’'s Musik, im Neuen Palais in Potsdam dargestellt wurde. — Derbe Wirklichkeit und märchenhafter Elfenzauber finden sich in diesem schönen Phantasie⸗ spiel zu ebenso erheiternder wie fein poetischer, stimmungsvoller Wirkung in Peltsamen Verbindung zusammen. Der lustige Geisterspur voll holder Poesie, hier von Mendelssohn in singender und klingender Tonpracht wiedergegeben, wie er schon früher die Tondichter als ein für die musikalische Bearbeitung besonders geeigneter Stoff zu empfindungsvollen Schöpfungen anregte, huschte und schwirrte in künstlerischer Vollendung über die Bübne⸗ Der sommerliche Wald, vom feuchten Mondesstrahl erhellt, der schimmernde Glanz der Ge⸗ wänder, die leicht beschwingte zarte Elfenschaar in Oberon’'s und Titania's Gefolge, der liebliche Gesang beim Schlingen des Elfenreigens, die Musik, die den anbrechenden Tag verkündet, die kühle Frische der Morgendämmerung, technisch überraschend schön ausgeführt, boten ein abwechselungsreiches Märchenbild, dem gegenüber die irrenden und suchenden, und liebenden Menschengestalten und das ein⸗ fältige, treuherzige Treiben der Rüpel derb komisch contrastirten. — Die sommerliche Traumnacht, die den Vorbereitungstag zur Hochzeits⸗ feier des Theseus mit dem eigentlichen Hochzeitstage verbindet, nimmt nach der gewohnten Eintheilung die drei mittleren Aufzüge der Dich⸗ tung in Anspruch. Um den Zauber dieser Traumnacht nicht zu stören, wurden bei der Neueinstudirung am Sonnabend die drei Mittelacte ohne Unterbrechung gespielt. Der leitende Gedanke dieser Veränderung der Sceneneintheilung ist vom künstlerischen Standpunkte aus durchaus begreiflich und zu billigen, wenn er auch raktisch nicht unbedingt günstig wirkt, weil die drei durch die aus⸗ schmülkende Musik noch gedehnten Acte in der unmittelbaren Auf⸗ einanderfolge die Zuschauer doch etwas ermüden. Das Rüpelspiel im letzten Act wurde in drastischer Weise und mit ergötzlicher Wir⸗ kung vorgetragen; Herr Vollmer als Pyramus stolzirte mit lächerlicher Würde und sagte seinen Part mannhaft mit geschraubter Ueberschwänglichkeit her, bis er endlich nach verschiedenen krampfhaften Anstrengungen den Schwertgriff und den tragischen Tod fand. Diese Rüpelkomödie hat noch ihre besondere Geschichte, die beweist, daß 5 um ihrer unübertrefflichen Ironie willen immer beim Volk wie bei den Künstlern besonders beliebt war. Wie sie einige Zeit nach dem Erscheinen des „Sommernachtstraums“ nicht nur in England, sondern auch in Deutschland selbständig das Publikum erfreute, so trägt sie auch heute noch als Bestandtheil der Elfen⸗ komödie ihren reichlichen Antheil zum Erfolge bei. Als Mitwirkende in der Sonnabendvorstellung sind no zu erwähnen Herr Blencke als biederer Peter Squenz und Herr Hartmann als Thisbe, die sich nach dem Erdolchen mit zierlichem Anstande sittsam auf die Erde streckte. n der Rolle der Titania war Fräulein von Mayburg fein und geschmeidig in den Bewegungen und zärtlich im Ausdruck. Frau Conrad war ein behender, hernisig Puck, der in fröhlicher Neckerei sein Spiel mit den verzauberten Menschenkindern trieb und beim mit lieblicher Schelmerei das geflügelte Köpfchen durch die geschlossene Gardine steckte, um Nachficht für die traumhaften Schatten der Sommernacht zu erbitten und mit schalkhaftem Blinzeln Gute Nacht zu wünschen. Die beiden verliebten Athener stellten die 8.eee Matkowsky und Purschian mit fröhlicher Laune dar, und die Damen von Hochenburger und Lindner schmachteten zärtlich in ihren Liebes⸗ träumen und schmählten sich als Nebenbuhlerinnen tapfer aus. Fräu⸗ lein Ponpe hatte als Amazonenkönigin fast nur stolz und kriegerisch auszusehen und ihre glänzende Gewandung mit Königlicher Würde zu tragen, da sie nur wenig zu Worte kommt; Herr Nesper sprach als I. mit ernster Freundlichkeit und bewegte sich majestätisch vornehm. 1
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Die neue Operette „Freund Felix“ von Richard Gense und L. Herrmann errang am Sonnabend bei ihrer ersten Aufführung einen 5eefcre Erfolg. Das nach einem älteren Stoff, der fast vergessenen Langsposse von Angely „Von sieben die Häßlichste“, geschickt verfaßte Libretto ist trotz 888 Einfachheit spannend und unterhaltend. Der Erbe eines bedeutenden Vermögens hat sich der testamentarischen Clausel zu unterwerfen, die unter den sieben Töchtern des Verwalters der für ihn bestimmten Güter von drei älteren Damen als die .“ b vw ar. zu heirathen, bevor er in den der Erbschaft treten kann. Da er jedoch die schönste von den liebt und diese seine Neigung erwid o wenden die beiden