1893 / 249 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Oct 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Freunde, ermahne Ich Sie zu gleicher Thatkraft; es gilt die bater⸗

ländische Gesinnung sowohl für das Reich als für die Heimath mit ganzer

Liebe zu bekunden und für die Ordnung in Staat und Heer muthig

einzutreten. Mit dieser Mahnung nehme Ich Abschied von Ihnen und

rufe aus treuem, deutschem Herzen ein freudiges Hoch dem tapferen

deutschen Heere! 8 1“ Hessen.

Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Sergius sowie der Großfürst Paul von Rußland sind vorgestern zum Besuch am Großherzoglichen hofe in Darmstadt eingetroffen und von Seiner König⸗ lichen Hoheit dem Großherzog und Ihrer Großherzog⸗ lichen Zoheit der Prinzessin Alix am Bahnhof empfangen worden. Gestern trafen Ihre Königliche Fohent die Eö6“ von Preußen und Ihre Hoheit die Prinzessin zu kurzem Besuch in Darmstadt ein.

Der Landtag ist gestern in Gera durch den Staats⸗ Minister Dr. Vollert mit einer Ansprache eröffnet worden, in der er seines Vorgängers, des am 13. Juni d. J. ver⸗ storbenen Staats⸗Ministers Dr. von Beulwitz mit warmen Worten gedachte und sodann die Vorlagen mittheilte, mit denen der Landtag sich in der gegenwärtigen Session zu be⸗ schäftigen haben werde. Hierauf ergriff der Präsident Für⸗ bringer das Wort, um des freudigen Ereignisses in der Erbprinzlichen Familie zu gedenken, das gleichermaßen die Hoff⸗ nungen und Wünsche des Reußenvolks wie des Fürstenhauses erfüllt habe. Er brachte die Dankschreiben Vortrage, die dem Präsidium anläßlich der Glückwünsche zur Geburt eines Prinzen zugegangen, und gedachte auch des Ablebens des Staats⸗Ministers Dr. von Beulwitz mit der Aufforderung, seiner durch Erheben von den Plätzen ehrend zu gedenken. Die nächste Sitzung findet heute statt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Prinz Alexander von Preußen, Höchstwelcher am Sonntag in Wien eintraf, hat sich gestern zu längerem Aufenthalt nach dem Semmering begeben.

Der Erzherzog Albrecht wird sich am Sonnabend als Vertreter des Kaisers zum militärischen Jubiläum des Königs von Sachsen nach Dresden und von dort nach Berlin begeben.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este hat dem „H. T. B.“ zufolge gestern Abend von Paris die Rückreise nach Wien angetreten.

Die Prager Stadtverordneten haben nach einer Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, wegen der Ministerial⸗ über die czechischen Straßentafeln eine Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof zu richten und gleichzeitig die Statthalterei zu ersuchen, die angeordnete Ersetzung der bereits angebrachten czechischen Tafeln durch doppelsprachige bis zur Entscheidung des Verwaltungsgerichts⸗ hofs hinauszuschieben.

Der Unterrichtsausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses hat gestern auch in der Specialdebatte den Gesetz⸗ entwurf über die Reception der Israeliten ange⸗ nommen und beschlossen, in den dem Hause vorzulegenden Bericht die Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß es mit Rücksicht auf die massenhafte Einwanderung aus dem Auslande auch im Interesse der Israeliten wünschenswerth sei, wenn das Heimathsgesetz strenge durchgeführt werde, eventuell entsprechende weitergehende legislative Verfügungen getroffen würden. 8

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde dem „W. T. B.“ zufolge beschlossen, daß der Empfang der russischen Offiziere in Paris heute um 4 Uhr Nachmittags durch die Minister Develle und Rieunier erfolgen solle und daß auch der Präsident Carnot dem Empfang bei⸗ wohnen werde. Officielle Illuminationen sollen am 17. und 22. Oktober stattfinden und am 24. eine Gratis⸗Galavorstellung in der Großen Oper veranstaltet werden.

Aus Toulon wird gemeldet, daß der Admiral Avelane, begleitet von den russischen Offizieren, gestern nach Paris ab⸗ ereist ist. Eine dichtgedrängte Menschenmenge begrüßte ihn egeistert auf der Fahrt zum Bahnhofe. An Bord des „Richelieu“ gab gestern der Admiral de la Jaille den russischen Offizieren ein Dejeuner, wobei er einen Toast auf den Kaiser von Rußland ausbrachte und seinem Bedauern darüber Ausdruck gab, daß der Admiral Avelane dem Feste nicht beiwohnen könne; dagegen freue er sich, die anderen Offiziere zu empfangen. Der Admiral hob sodann die gegenseitige herzliche und liebevolle Werthschätzung und die Zuneigung hervor, die zwischen den französischen und russischen Seeleuten bestehe. Ein russischer Offizier dankte und trank auf die Gesundheit des Präsidenten Carnot.

Bei einem Bankett in St. Mandé hielt der De⸗ putirte Goblet aus Anlaß des Besuchs des russischen Ge⸗ schwaders eine Rede, worin er äußerte: „Wir werden die russischen Seeleute aufnehmen, wie unsere Seeleute in Kron⸗ stadt und St. Petersburg aufgenommen wurden, mit offener Herzlichkeit, nationalem Stolz und Würde. Wir wollen nur unser Bedauern darüber aussprechen, daß wir nicht wissen, ob sie, denen wir die

and drücken, Alliirte oder lediglich Freunde sind; denn diese Zweideutigkeit und Ungewißheit steht der auswärtigen Politik nicht besser an als der inneren Für uns Franzosen und Pa⸗ trioten beherrscht die Frage der Unabhängigkeit und der Größe des französischen Vaterlandes alle anderen Fragen.“ 8

6 Italien.

Das britische Geschwader ist gestern in Tarent an⸗ gekommen. Am Morgen verließ ein italienisches Torpedoboot mit acht Marine⸗Offizieren den Hafen, um dem britischen Geschwader entgegenzufahren. Die Offiziere waren vom Admiral Turi, Commandanten des See⸗Departements, und dem Admiral Corsi, Commandanten des u6 „Italia“, beauftragt, den Admiral Seymour und die Schiffscommandanten des englischen Geschwabers zu be⸗ grüßen und willkommen zu heißen. Gegen Mitta traf das britische Geschwader ein. Das Admiralsschig gab, wie „W. T. B.“ berichtet, beim an die Stadt eine Salve ab, die von den Forts erwidert

Durchfahrt des Geschwaders durch den Kanal

*

ictoria Luise zu Schleswig⸗Holstein

nach dem Mare Piecolo, wo Anker geworfen wurde, gelang vorzüglich. An der Spitze des Geschwaders befand sich das italienische Panzerschiff „JItalia“, commandirt vom Contre⸗ Admiral Corsi, dem die sechs Schiffe des Geschwaders EGC Eeil, Nile AFFuflerible“, „Dreadnaught“ und „Edgar“ folgten. Auf dem Quai waren Abtheilungen von Infanterie und Marine⸗Infanterie sowie sämmtliche Arbeiter⸗Vereine aufgestenl, die das Geschwader mit lebhaften Ovationen begrüßten. Während der Vorbeifahrt der „Italia“ spielten die Musik⸗ corps die italienische ymne, und während der Vorbeifahrt jedes einzelnen britischen Schiffes wurde zuerst die englische und dann die italienische Hymne gespielt. Die ungemein zahlreich herbeigeströmte städtische und ländliche Bevölkerung bereitete dem britischen Geschwader einen überaus herzlichen und würdigen Empfang. Die Stadt ist festlich geschmückt. Um 1 Uhr tauschten die Admirale Turi und Corsi und die Chefs ihrer Stäbe mit dem Admiral Seymour Besuche aus, die einen sehr herzlichen Charakter trugen. Gegen Abend gingen der Admiral Seymour und eine Anzahl anderer Offiziere vom britischen Geschwader an Land und begaben sich, von der zahlreich herbeigeströmten Volksmenge lebhaft begrüßt, nach dem Clubhause „Principessa Isabella“. Der Verkehr auf dem Schiffahrtskanal ist infolge der großen Anzahl der auf demselben versammelten Fahrzeuge sehr erschwert. Die Bevölkerung befindet sich in festlicher Stimmung und in den Straßen der Stadt herrscht lebhafte Bewegung. Aus der Provinz sind zahlreiche Personen in Tarent eingetroffen. b

Das Programm der Festlichkeiten zu Ehren des britischen Geschwaders lautet: Dienstag officielles Diner an Bord des Panzerschiffes „Italia“, darauf Serenade und Fackelfahrt auf dem Golf; Mittwoch Jagd auf Wildschweine, Hasen und Füchse auf dem Besitzthum des Barons von Ber⸗ lingeri in Policoro; Donnerstag Five o’'clock tea, dargeboten von der Municipalität für den Admiral Seymour und die britischen Offiziere, danach Serenade. An jedem Abend findet eine elektrische Beleuchtung des Schiffahrtskanals statt, auch werden Musikcorps an verschiedenen Punkten des Kanals und der Stadt spielen.

Die sämmtlichen gestern in Rom erschienenen Blätter ver⸗ öffentlichen Artikel, in denen sie dem in Tarent eingetroffenen britischen Geschwader warm gehaltene Willkommensgrüße darbringen.

Vorgestern fand in Genua unter großer Betheiligung der Bevölkerung die Enthüllung des Garibaldi⸗ Denkmals statt, der auch Crispi beiwohnte. Hierauf folgte bei QOuarto al mare eine Gedächtnißfeier zur Erinnerung an die Abfahrt der Tausend unter Garibaldi nach Sicilien, wobei Crispi eine Rede hielt, in der er aus⸗ ührte: füh „Heute haben wir denselben Glauben wie damals. Ich glaube an das Vaterland, welches seine Geschicke selbst lenkt und von anderen Nationen geliebt und geachtet wird.“ (Lebhafter Beifall, Rufe: „Es lebe Italien!“.) „Dieser Beifall und der Schmerzensschrei, der jüngst gelegentlich eines unseligen Ereignisses (der Vorgänge zu Aigues⸗Mortes) durch ganz Italien hallte und wobei mein Name ausgesprochen wurde, enthalten für mich die Verpflichtung, das Werk zu vollenden, das auf diesem Felsen begonnen wurde. Diejenigen täuschen sich, welche glauben, ich wollte den Krieg. Ich bin ein Apostel des Friedens, nicht des Krieges. Ich kann den Krieg nur gegen die Unterdrücker der Völker wollen, aber nicht gegen die Völker selbst. Garibaldi und Mazzini, unsere großen Männer, wollten die Freiheit und Unabhängigkeit aller Nationen. Mich an ihrem Vorbild begeisternd, werde ich in demselben Sinne zu wirken suchen. Diejenigen fälschen meine Handlungen, welche mir vorwerfen, daß ich das Recht anderer Nationen hätte verletzen wollen, als ich das Recht Italiens vertheidigen mußte. Den Krieg können nur unvernünftige oder gewaltthätige Leute wollen, nicht diejenigen, die sich für Italien geschlagen haben. Ich wünsche, daß Vorberei⸗ tungen gegen einen möglichen Angriff getroffen werden, um das Vater⸗ land zu vertheidigen. Der Plan Mazzini's und Garibaldi's, der auch der unsrige ist, war die Conföderation der Völker. Bereiten wir uns auf dieses für die Menschheit so nothwendige Werk vor!“

Während der Rede und an deren Schluß fanden lebhafte Beifallsbezeugungen statt. 1

Gestern hat die Beförderung von 8 Bataillonen, welche die Regierung zur Unterdrückung des Räuberunwesens

nach Sicilien entsendet, begonnen.

Spanien.

Die Generale Sanchez und Castro sind, wie „W. T. B.“ meldet, in Melilla eingetroffen. Die Regierung sendet 15 000 Mann dorthin. Die spanische Regierung wird vom Sultan von Marokko Genugthuung und Bezahlung der Kosten der Expedition verlangen.

Rumänien. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht folgendes Königliche

Reseript.

„Durch den Segen der Vorsehung ist die Erbprinzessin Ferdinand, meine vielgeliebte Nichte, von einem Sohne entbunden worden, welcher den Namen Carol erhalten hat. Meine Dynastie ist durch dieses glückliche Ereigniß neugefestigt worden. Das Land sieht darin die Erfüllung des Wunsches, der während eines halben Jahrhunderts 8 oft ausgedrückt wurde. Der Prinz, auf rumänischem Boden geboren und inmitten der Nation erzogen, über die er berufen ist, dereinst zu herrschen, wird das mächtigste Band zwischen der Dynastie und dem theuren Lande sein, dem ich seit 27 Jahren alle Kräfte und alle Gedanken weihte. Ich zweifle nicht, daß die Freude meiner Familie ein Fest für die ganze Bevölkerung bilden werde, und vertraue den jungen Prinzen mit Stolz der Liebe und der Anhänglichkeit meines geliebten Volkes an.“

Amerika.

Die „Daily News“ melden aus New⸗York vom 16. d. M., daß die Aussichten für ein Uebereinkommen in der Silberfrage geringer seien als jemals. Der Präsident Cleveland und seine Anhänger im Senat erklärten, sie seien entschlossen, nur die Aufhebun der Shermanacte zu acceptiren; sie würden den Kampf nicht aufgeben, und wenn er ein Jahr dauern sollte.

Der „New⸗York Herald“ weitere ö“ über das Bombardement von Rio de Janeiro. Darnach hätten die Regierungstruppen bedeutende Verluste erlitten. Das Schiff der Aufständischen „Aquidaban“ habe das Feuer Fösenet. Es habe sich dann ein Kampf um den Besitz der Fabriken in Armaco entsponnen. Viele Ge⸗ bäude seien beschädigt, eine große Anzahl Fremder ge⸗ tödtet oder verwundet worden. Die Regierungstruppen hätten das Feuer erwidert, aber ihre alten Geschütze hätten den Schffen Mello’'s keinen Schaden zufügen können. Die Aufständischen hätten alsdann die Vorstädte von Rio bom⸗ bardirt. Der Verlust an Menschenleben solle ein beträchtlicher

sein, obwohl die Regierung diese Thatsache nicht einräumen wolle. In Paris eingetroffenen Nachrichten zufolg⸗ hätte das Fort Santa⸗Cruz die Insurgentenschiffe „Urano“ und „Pallas“ beschossen. Eine Anzahl Personen sei dabei getödtet und verwundet worden. Viele Einwohner verließen Rio. Der General Peixoto rüste ein Geschwader zur Ver⸗ theidigung aus.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Klage gegen eine bereits zur Zeit der Eheschließung in den Prozeß verwickelte Ehefrau wegen einer Leistung aus ihrem nun⸗ mehr in die Ehe eingebrachten Vermögen kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 8. Mai 1893, im Gebiete des Preuß. Allg. Landrechts auch nach der Eheschließung unbeschränkt weiter verfolgt werden, ohne daß es einer Mit⸗ belangung des Ehemannes bedarf.

Das Zurückgeben der Waare an den Verkäufer zum Ausgleich für die Kaufpreisforderung seitens des insolventen Schuldners ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civilsenats, vom 11. Juli 1893, als eine öö“ zu erachten, welche der Verkäufer in dieser Art nicht zu beanspruchen hat, und ist dem⸗

gemäß aus § 23 Nr. 2 der Konk.⸗Ordn. anfechtbar.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sich nach den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts im

September 1893 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgender⸗

maßen: Es wurden befördert im September

über 1893 1892

Bremen 3 678 2 822 ö111““ 243 andere deutsche Häfen (Stettil)) 130 deutsche Häfen zusammen. 5 916 3 195 h1111ö1ö116.“ 999 vö“ 210 ““ Ueberhaupt. 7 123 Aus deutschen Häfen wurden im September d. J. neben der vorgenannten 5916 deutschen Auswanderern noch 7065 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 5352, über Hamburg 1713. 1

III. Hauptversammlung des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigenthums in Nürnberg.

Im Hörsaal des Bayerischen Gewerbe⸗Museums zu Nürnberg begannen, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Vormittag unter Be⸗ theiligung von Mitgliedern der Reichs⸗ und der bayerischen Staats⸗ behörden, der Spitzen der Stadt Nürnberg, der Handelskammer und anderer wirthschaftlichen Körperschaften sowie zahlreicher und nam⸗ hafter Vertreter der Industrie und des Handelsstandes die Berathungen der dritten Hauptversammlung des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigenthums. Die Verhandlungen wurden von dem Vorsitzenden, Commerzien⸗Rath Henneberg eröffnet. An⸗ ein einleitendes Referat des Ingenieurs Carl Pieper aus Berlin „Ueber das Erreichte und Erreichbare auf dem Gebiete des inter⸗ nationalen gewerblichen Rechtsschutzes“ schloß sich eine lebhafte Debatte, an der sich u. a. der Geheime Regierungs⸗Rath Hauß aus dem Reichs⸗ amt des Innern, der Reichstagsabgeordnete Dr. Goldschmidt (Vertreter der Aeltesten der Kaufmannschaft zu Berlin), Rechtsanwalt Häuser (Vertreter des mittelrheinischen Fabri⸗ kantenvereins) aus Höchst, Handelskammer⸗Secretär Professor Dr. Huber aus Stuttgart und Rechtsanwalt Dr. Edwin Katz aus Berlin betheiligten. Die Erörterungen führten zu der folgenden, in ihrem ersten Theil einstimmig, in ihrem zweiten Theil gegen fünf Stimmen angenommenen Resolution: „Das deutsche Ge⸗ werbe bedarf 1) dringend des baldigen Anschlusses an die inter⸗ nationale Union zum Schutz des gewerblichen Eigenthums; 2) der ein⸗ heitlichen Ausgestaltung der das gewerbliche Eigenthum betreffenden Schutzgesetze.“

leber die Arbeiterverhältnisse im Unter⸗Elsaß im Jahre 1892

entnehmen wir dem Bericht des Gewerbe⸗Aufsichtsbeamten, Regierungs⸗ Raths Dr. Wolff in Straßburg folgende Mittheilungen:

Der Geschäftsgang und die Entwickelung der Industrie waren im Jahre 1892 wenig günstig. Infolgedessen wurden vielfach Klagen der Industriellen über hnnübig verschärften Wettbewerb, nicht lohnende Waarenpreise, überfüllte Lager, zu theure Eisenbahnfrachten namentlich nach den sächsischen Industriegebieten hin —, sowie zeit⸗ weise über Mangel an Aufträgen laut. Gleichwohl war ein er⸗ heblicher Uebers⸗ ℳ5 an gelernten Arbeitern nicht allgemein vor⸗ handen. Nur in traßburg trat ein solcher in der Schuh⸗ und Bauindustrie hervor. In den Landorten, namentlich in solchen mit größeren Fabrikbetrieben, war eher ein Mangel an geeigneten Arbeitern merklich, welcher nur zeitweise und theilweise 8 die An⸗ forderungen der Landwirthschaft zurückgeführt werden mußte, in an⸗ deren Fällen aber dadurch entstand, daß ganze Arbeiterfamilien ins Ausland verzogen, wo sie entweder höhere Löhne oder doch wegen der dort üblichen unbeschränkteren Verwendbarkeit ihrer Familienglieder zur industriellen Arbeit größere Einnahmen zu erlangen hofften. Trot dieses Arbeitermangels ist eine allgemeinere Lohnsteigerung nicht ein⸗ etreten, ein Beweis dafür, daß die Klagen über die üble Geschäfts⸗ age begründet waren. Aber auch von Lohnverminderungen umfäng⸗ licher Art ist nichts bekannt geworden.

Seitens einzelner Industrieller wurde der Versuch gemacht, den Arbeitermangel durch die Heranziehung unbeschäftigter oder ungünstig

elöhnter Arbeiter ähnlicher Industriezweige aus anderen Landes⸗ oder

Bezirkstheilen zu In der Regel schateite der Versuch an der Unfähigkeit der herangeholten Familien, sich in die ungewohnten Lebens⸗ und Arbeitsverhaͤltnisse hineinzufinden. Ebensowenig gelang der Versuch, sächsische Weber in das Unterelsaß zu verpflanzen; beide Theile waren mit den gegenseitigen Leistungen so wenig zufrieden, daß das Einschreiten des Gewerbe⸗Aufsichtsbeamten zur Erledigung der Konflikte angerufen und nothwendig wurde.

Nach den im Spätjahr 1892 vorgenommenen Erhebungen waren am 1. Dezember 1892 in 292 Betrieben 65 Kinder und 2255 junge Leute darunter 860 Mädchen beschäftigt. Die Kinderarbeit hat demnach um 27 % gegen das Vorjahr abgenommen, während die Zahl der jungen Leute um 7,4 %, die Zahl der solche beschäftigenden Betriebe um 13,6 % zunahm. Die Zunahme in der Zahl der jungen Leute hielt bei beiden Geschlechtern nahezu gleichen Schritt; sie betrug bei den Burschen 7,8 % und bei den gleichalterigen Mädchen 6,7 %. Wie im Vorjahre 29 treffen die letzteren die ersteren an Hahl erheblich in der Textil⸗, Genußmittel⸗ und Bekleidungsindustrie. Im Gesammtbestande vder Industrie sen die jugendliche Arbeiter beschäftigenden Betric⸗ e 37,7 % aller Betriebe, die Kinder 0,242 %, die jungen Leute 8,39 % der Arbeiterschaft aus. In einem das Mittel erheblich üͤberschreitenden Procentsatz werden jugendliche Arbeiter in den polygraphischen, Textil⸗, Bekleidungs⸗ und Metallindustrien verwendet, in der volygraphische Industrie derart häufig und zahlreich, daß sie nahezu die Hälfte der

Sonnabend, den 15. d. M., den Act des

feld,

Arbeiterschaft ausmachen und daß die Zahl der männlichen jugend⸗ lichen Arbeiter die der männlichen über 16 Jahre alten Arbeiter um 27 % überragt. Unter den 604 Revisionen, welche der Aufsichts⸗ beamte und die Assistenten in 544 Betrieben ausführten, ergaben 158 336 Uebertretungen der Schutzvorschriften über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter. Die Einführung der neuen Arbeitsbücher ist bei weitem leichter von statten gegangen als in 1889. Gleichwohl sind auch jetzt noch nicht alle Arbeitsbücher gegen neue umgetauscht.

11“ Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand der englischen Gruben⸗ arbeiter liegen neue Mittheilungen von Belang nicht vor. Von dem Beschluß der Grubenbesitzer in Leicestershire und Süd-⸗Derbyshire, ihre Zechen sofort in Betrieb zu setzen und ihren Leuten bis zur allgemeinen Regelung des Lohnstreits die alten Sätze zu bezahlen (vgl. Nr. 248 d. Bl.), werden, der Londoner „A. C.“ zufolge, 7—8000 Bergleute be⸗ troffen. In Staffordshire hat sich die Hoffnung auf die Wiederaufnahme der Arbeit noch nicht erfüllt, obwohl die Noth fürchterlich ist.

Aus dem Ausstandsgebiet im Norden Frankreichs liegen Meldungen über verschiedene Ausschreitungen der aus⸗ ständigen Kohlengrubenarbeiter vor. Wolff'sche Telegramme berichten aus Lens:

Die Nacht zum Montag ist ziemlich unruhig verlaufen. Die Ausständigen zertrümmerten zahlreiche Fensterscheiben an den Häusern solcher Arbeiter, welche die Arbeit fortsetzen. In Lié vin warfen die Ausständigen Steine auf die Cürassiere. Diese gaben Feuer, ver⸗ folgten die Aufständigen querfeldein und nahmen zahlreiche Ver⸗ haftungen vor. Die Cavallerie mußte auch später wieder gegen Strikende einschreiten, welche die Arbeiter an der Arbeit verhindern wollten. Man befürchtete ernste Zwischenfälle.

In den Belgischen Kohlengrubenbezirken ist der Ausstand aufs neue wieder ausgebrochen. Aus Charleroi wird telegraphisch gemeldet: Infolge eines am Sonntag von dem Comité der Ritter der Arbeit gefaßten Beschlusses hat der Ausstand in Charleroi, Chatelineau, Gilly, Marchiennes und Montigny gestern wieder begonnen; 8000 Arbeiter feiern.

In hat der „Lpz. Z.“ zufolge eine Versammlung von Böttchergehilfen den Anschluß an den Holzarbeiterverband ab⸗ gelehnt und beschlossen, die Organisation der Gewerkschaft vorerst noch durch den Centralverband der Böttcher zu festigen.

In Straßburg i. E. dauert, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, der Ausstand der Sattler bei der Firma Jensen fort; die Arbeiter verlangen Erhöhung der Aeccordpreise, zehnstündige Arbeits⸗ zeit und wöchentliche Lohnzahlung.

Kunst und Wissenschaft .

Die hiesige Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität beging Rectorats⸗ wechsels. Der zeitige Rector, Geheime Medizinal⸗Rath, Pro⸗ fessor Dr. Virchow leitete die Uebergabe des Rectorats an seinen Nachfolger, den Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Weinhold mit dem Vortrag einer statistischen Ueber⸗ sicht der Ereignisse des jetzt abgelaufenen Rectoratsjahres ein, aus welchem Folgendes mitzutheilen ist:

Aus dem Lehrpersonal der Universität schieden aus:

durch den Tod: der ordentliche Professor, Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Kummer, die außerordentlichen Pro⸗ fessoren Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Werder, Geheimer Medizinal⸗Rath Dr. E“ und Dr. Lossen, die Privat⸗ vrencen. Sanitäts⸗Rath Dr. Guttmann und Professor

r. Zülzer,

durch Berufung nach außerhalb: die außerordentlichen Professoren Dr. Siemerling und Dr. Naudé sowie die Privatdocenten Dr. Korschelt, Dr. Marcks, Dr. Pax und Dr. Rathgen, durch Verzicht: der außerordentliche Professor Dr. Bern⸗ stein.

Dagegen traten in den Lehrkörper neu ein:

durch Berufung: der ordentliche Professor Dr. Schlatter,

durch Habilitation: in der medizinischen Facultät: die Dr. Dr. Katz, Hirsch⸗ Grawitz, Neumann, Heymann, Schimmel⸗ busch, Nasse, in der philosophischen Facultät: die Dr. Dr. Thomas, Abel, Goldschmidt, Spannagel, Schumann, Fröhde, Raps und Schulz.

Befördert wurden:

in der theologischen Facultät: der Privatdocent Dr. Frei⸗ herr von Soden zum außerordentlichen Professor,

in der ’“ Facultät: die Privatdocenten Dr. Dr.

A. Baginsky und Israel 2 außerordentlichen Professoren,

in der philosophischen Facultät: der außerordentliche Professor, Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Meitzen zum ordentlichen Honorar⸗Professor und der Privatdocent Dr. Sering zum außerordentlichen Professor.

Es wurden im Laufe des Jahres promovirt: von der theologischen Facultät 2 Licentiaten, bei der juristischen Facultät 4 Doctoren, bei der medizinischen Facultät 182 Doctoren, bei der philosophischen Facultät 92 Doctoren, aaußerdem von der juristischen und philosophischen Facultät je 1 Doctor honoris causa;

immatrikulirt wurden: 369 Theologen, 1182 Juristen, 832 Mediziner, 959 Philosophen, zusammen 3342 Studirende. —, Abgegangen sind: 449 Theologen, 1124 Juristen, 771 Mediziner, 885 Philosophen, zusammen 3229 Studirende.

von Studirenden sind zur Anzeige gekommen.

Es wurden 781 Privat⸗ und 531 öffentliche Vorlesungen gehalten, an welchen 28 103 bezw. 23 474 Zuhörer theil⸗ nahmen.

Der Rector berichtete ferner über die Handhabung der akademischen Disciplin und einige allgemeine Universttätg⸗ verhältnisse. Hierbei sprach er sein Bedauern aus, daß in diesem Jahre der Universität nicht eine Zuwendun gemacht sei, was umsomehr zu beklagen, als gerade in Verlin eine große Anzahl beduͤrftiger Studirender vorhanden 8

G 8en der Rector, daß die Familie des verstorbenen Professors Schönlein zu dessen am 29. November . eintretenden 100 jährigen Geburtstage der Universität eine Marmorbüste Schönlein's gestiftet und bereits übergeben abe. Der Rector wies auf die hervorragende Bedeutung Schönlein’s hin und ließ hierauf die in der Aula aufgestellte Büste enthüllen.

Sodann nahm der Rector seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rectoreid ab und übergab ihm die Insignien es Rectoramts.

Der neue Rector, Geheime Regierungs⸗Rath, Professor

Wein hold hielt hierauf seine Antrittsrede, in welcher er die Beziehungen der germanischen Philologie zur Ge⸗

schichte der Berliner Universität und zur Wissenschaft über⸗ haupt sprach.

Der für das Universitätsjahr 1893/94 constituirte Senat besteht aus:

1) dem Rector, Dr. Weinhold,

2) dem Universitätsrichter, Geheimen Regierungs⸗Rath Dr. Daude,

3) dem Prorector, Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor

Dr. Virchow, der theologischen Facultät, Professor

4) dem Dekan Dr. Dillmann,

5) dem Dekan der juristischen Facultät, Wirklichen Geheimen Ober⸗Justiz⸗Rath, Professor Dr. von Gneist,

6) dem Dekan der medizinischen Facultät, Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. von Bergmann,

7) dem Dekan der philosophischen Facultät, Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Kundt,

8) dem Senator, Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Vahlen, 8

9) dem Senator, Professor Dr. Harnack,

10) dem Senator, Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Dr. Schulze, p 11) dem Senator, Geheimen Justiz⸗Rath, Professor Dr. Pernice,

12) dem Senator, Professor Dr. Johannes Schmidt.

Die Preisrichter, welche unter den im Rathhause ausgestellten Entwürfen zu den Bronze⸗Standbildern für die Mühlen⸗ dammbrücke die Auswahl zu treffen hatten, haben sich gestern unter

Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor

dem Vorsitz des Stadtraths Friedel nach einem Referat des Stadt⸗

Bauraths Hobrecht für die Entwürfe der Bildhauer Fohannes Böse (Albrecht der Bär) und Max Unger (Waldemar) entschieden.

Die Secessions⸗Ausstellung in München (Prinz⸗ Regenten⸗Straße) bleibt mit Rücksicht auf den erst seit kurzem dort versammelten bayerischen Landtag bis einschließlich Sonntag, den 29. Oktober, geöffnet.

Aus Karlsruhe wird von gestern das Ableben des Genre⸗ malers Paul Borgmann, Vorstehers der dortigen Malerinnen⸗ schule, gemeldet.

Literatur.

Die Verlagsbuchhandlung von Ernst Hofmann u. Co., Berlin SW., Wilhelmstraße 122, kündigt das binnen wenigen Tagen zu er⸗ wartende Erscheinen der Reden des Grafen von Caprivi im Deutschen Reichstage, Preußischen Landtage und bei besonderen An⸗ lässen, 1883 1893, mit orientirenden Einleitungen und erläuternden Anmerkungen herausgegeben von Rudolf Arndt, an. Das Werk ist mit der Biographie und dem Bildniß (Stahlstich mit Faesimile) versehen, enthält etwa 27 Bogen Großoctav und kostet geheftet 5 ℳ, in feinem Leinenband mit Rothschnitt 6

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien.

Die Königlich spanische Regierung hat gegen Herkünfte von Ancona Quarantäne angeordnet und alle Häfen, welche von dem ge⸗ nannten Ort in gerader Linie nicht weiter als 165 km entfernt sind, für choleraverdächtig erklärt.

Herkünfte von Skutari, welche nach dem 14. Oktober in einem spanischen Hafen eintreffen, unterliegen einer Quarantäne. Alle Häfen, welche von Skutari in gerader Linie nicht weiter als 165 km. entfernt sind, gelten als choleraverdächtig.

Pportugal. Das portugiesische Ministerium des Innern hat sämmtliche Häfen Hollands für choleraverseucht erklärt. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 208 vom 30. August.) Bulgarien.

Die für rumänische Provenienzen angeordnete Quarantäne ist auf fünf Tage herabgesetzt worden. Die Einfuhr von Sesampaste (tahyn) in Bulgarien aus verseuchten Ländern ist verboten.

Uruguay.

Die Regierung in Montevideo hat die spanischen Mittelmeer⸗ häfen sowie die englischen, niederländischen und die französischen Häfen am Atlantischen Ocean für choleraverdächtig erklärt. Gegen die Pro⸗ venienzen der gedachten Häfen ist eine achttägige Quarantäne an⸗ geordnet worden .

Cholera.

London, 16. Oktober. Der amtliche Medizinal⸗Bericht stellt fest, daß in Greenwich seit gestern 11 Erkrankungen an Cholera vorgekommen sind, aber kein Todesfall.

Ru Ueber den Stand der Cholera⸗Epidemie in Polen wird Folgendes berichtet: in Warschau sind in der Zeit vom 10. bis 12. d. M. 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle vorgekommen; in den Kreisen Warschau und Gostynin (Gouvernement Warschau) vom 8. bis 10. d. M. 10 bezw. 6; in Kolo und Ozorkow (Gouver⸗ nement Kalisch) vom 5. bis 9. d. M. 20 bezw. 12; in der Stadt und dem Kreise Kozienice (Gouvernement Radom) vom 4. bis 8. d. M. 0 bezw. 3; im Kreise Cholm (Gouvernement Lublin) vom 5. bis 10. d. M. 2 bezw. 0; in Konstantinow und Sokolow (Gouverne⸗ ment Siedlez) vom 8. bis 11. d. M. 21 bezw. 11; in Prasnysz und dem Kreise Plonsk (Gouvernement Plozk) vom 7. bis 9. d. M. 6 bezw. 2; in den Kreisen Kolno, Lomza, Makow, Ostrow, Mazo⸗ wieck, Ostrolenka und Pultusk (Gouvernement Lomza) vom 6. bis 11. d. M. 396 bezw. 179.

Rom, 16. Oktober. In Livorno sind laut Meldung des „W. T. B.“ 15 Erkrankungen und 8 Todesfälle, in Palermo 12 Erkrankungen und 5 Todesfälle und in Patti⸗Marina 4 Er⸗ krankungen und 2 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In Rom ist eine von den früher erkrankten Personen gestorben.

Amsterdam, 16. Oktober. In der vergangenen Woche sind nach dem Bericht des „W. T. B.“ in neun Orten 10 Cholera⸗ Erkrankungen und 7 Todesfälle festgestellt worden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks 1 an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 14. d. M. gestellt 10 961, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. Am 16. Oktober d. M. sind gestellt 11 002, nicht rechtzeitig gestellt 30 Wagen.

In Oberschlesien sind am 14. d. M. gestellt 3614, nicht recht⸗ zeitig gestellt 364 Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen. 8

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 16. Oktober die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Alte Schönhauserstraße 33/34, dem Maurernfeifter Aug. Schulze gehörig; Mindestgebot 409 800 ℳ; für das Meistgebot von 480 000 wurde die Handelsgesellschaft Carl Schulze u. Co., Greifswalderstraße 41/42, Ersteherin. Chorinerstaße 30, dem Kaufmann C. L. R. Kelterborn gehörig; Fläche 6,61 a; Mindest⸗ gebot 400 ℳ; für das Meistgebot von 150 655 wurde Rentier Louis Richterund der Kaufmann SigismundRichter, Raupachstr.9, Ersteher. Wegen der am 31. Oktober d. J. stattfindenden Land⸗ ta werden die Termine in den nachbenannten Sachen an diesem Tage aufgehoben: Buttmannstraße 20, dem Maurer⸗ und Zimmermeister H. Müller geborch. Chausseestraße 28/28 a, dem Kaufmann Eduard Troplowitz gehörig. Lübecker⸗

.

straße 27, den Tischlermeistern G. Krause und H. Gring gehörig. Cremmenerstraße 4, dem Bauunternehmer Ernst Ullrich gehörig.

Unter dem Titel „Usancen der Berliner Fondsbörse“ erscheint seit einer Reihe von Jahren im Verlage von F. Dümmler’'s Buchhandlung (Edmund Stein) in Berlin ein handliches Büchlein, das für Banquiers und Kapitalisten, die Anlagen in Börsen⸗ papieren machen, als ein nützliches Nachschlagebuch sich bewährt hat. Das von August Schneider und Louis Dahlheim sorgfältig zusammengestellte Werk macht sich, wie bereits der Titel erkennen läßt, zur Aufgabe, die Handelsgebräuche der Berliner Fondsbörse im allgemeinen für die einzelnen Gattungen und auch für die einzelnen Effecten anzugeben, wobei in der für 1893/94 bestimmten Ausgabe die Zeitgeschäfte, das Prolongationsgeschäft und einige andere Gegenstände eine erweiterte Behandlung erfahren haben. 1

Magdeburg, 16. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exel., von 92 % —, neue 14,65, Kornzucker excl., 88 % Rendement 13,85, neue 13,90, Nachproducte excl., 75 % Rendement —. Stetig. Brotraffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit be 28,00. Gem. Melis I. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Ok⸗ tober 13,90 bez. u. Br., pr. November 13,65 bez., 13,67 ½ Br., pr. Dezember 13,72 ½ Gd., 13,75 Br., pr. Januar⸗März 13,85 Gd., 13,90 Br. Stetig.

Frankfurt g. M., 16. Oktober. (W. T. B.) Gestern fand hier unter dem Vorsitz des Konsuls Puls im Saale der Handels⸗ kammer die constituirende Sitzung des Vereins deutscher Immobilienmakler statt. Es waren 65 Städte vertreten, darunter Berlin, Breslau, Bremen, Hannover, Dresden, Leipzig, München, Lübeck und Königsberg i. Pr. Im ganzen waren 150 Mitglieder anwesend. Die Versammlung nahm das Statut sowie eine die gesetzliche Regelung der rechtlichen Stellung der Immobilien⸗ makler verlangende Denkschrift an und wählte einen Ausschuß von 30 Mitgliedern. Der Vorstand besteht aus 12 Personen.

Wien, 16. Oktober. (W. T. B.) Eine außerordentliche Ge⸗ neralversammlung der österreichisch⸗ungarischen Staats⸗ bahn⸗Gesellschaft ist auf den 18. November einberufen. Auf der Tagesordnung steht die Ausgabe einer neuen Prioritäts⸗ Anleihe zur Convertirung der fünfprocentigen Prioritäten.

Leipzig, 16. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Oktober 3,42 ½ ℳ, per November 3,42 ½ ℳ, per Dezember 3,45 ℳ, per Januar 3,50 ℳ, per Februar 3,52 ½ ℳ, per März 3,55 ℳ, per April 3,57 ½ ℳ, per Mai 3,60, per Juni 3,65, per Juli 3,65, per August 3,65, per September 3,65. Umsatz 55 000 kg.

Bremen, 16. Oktober. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffinirtes Petroleum. (Officielle Notirung der Bremer Petroleum⸗Börse.) Faßzollfrei. Fest. Loco 4,40 Br. Baumwolle. Stetig. Upland middling, loco 44 ½ ₰, Upland Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin⸗Lieferung, pr. Oktober 44 ₰, pr. November 44 ₰, pr. Dezember 44 ₰, pr. Januar 44½ ₰, per Februar 44 ½ ₰, pr. März 44 ¾ 3.

chmalz. Ruhig. Shafer 50 ½ ₰, Wilcox 48 ½ ₰, Choice Grocery 49 ½ Armour shield 48 ½ ₰. Cudahy 49 ½ ₰, Rohe & Brother (pure) 49 ₰, 41 ½ ₰4. Speck. Ruhig. Short elear middl. Dezember⸗Januar⸗Abladung 43. Taback. 230 Packen

Sumatra. London, 16. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ loco 17 träge, Rüben⸗Robzucker

ladungen angeboten.

96 % Javazucker loco 1 loco 13 stetig. Chile⸗Kupfer 41 ⁄16, pr. 3 Monat 4115⁄16.

Glasgow, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 3455 Tons gegen 5040 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 16. Oktober. (W. T. B.) Wolle fest, ruhig, ordinäre Kreuzzuchten ziemlich belebt. Mohairwolle zu 18 Pence ver⸗ kauft. Garne ruhig, fest. Stoffe nicht gebessert.

Rom, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Gesammteinnahme des FteciePiehen Mittelmeer⸗Eisenbahnnetzes vom 1. Juli bis 10. Oktober beträgt 33 094 479 Lire mithin 991 307 Lire weniger als in der gleichen Periode des ö8öö1

Amsterdam, 16. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52. Bancazinn 536. 18

New⸗York, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröffnete und blieb während des ganzen Verlaufs unregelmäßig. Der Umsa der Actien betrug 163 000 Stück. Der Silbervorrath wir auf 175 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 15 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 20 000 Unzen zu 73,20. 1

Weizen eröffnete schwach auf erhebliche Verringerung der Engagements bedeutender Speculanten und reichliche Verkäufe, nahm dann steigende Tendenz an auf Deckungen, zum Schluß ging jedoch Besserung verloren. ruhig. Mais schwächte sich nach Er⸗ öffnung entsprechend der Mattigkeit in den Weizenmärkten und auf ö“ etwas ab, später erholt auf geringes Angebot. Schluß

etig.

Visible supply an Weizen 65 267 000 Bushels, do. an Mais 9 083 000 Bushels.

Chicago, 16. Oktober. (W. T. B.) Weizen abgeschwächt auf lebhafte Verkäufe für entfernte Termine, steigerte sich später auf Ab⸗ nahme der Zufuhren, welche auf der Oceanfahrt begriffen sind sowie auf Deckungen der Baissiers und auf die Wahrnehmung, daß die sicht⸗ baren Vorräthe weniger zugenommen haben, als erwartet wurde. Schluß fest. Mais schwächte sich später erholt. Schluß stetig. .

Verkehrs⸗An alten.

Zwischen Queensland in Australien und Neu⸗Cale⸗ donien ist ein Kabel gelegt worden. Die Worttaxe für Telegramme nach Neu⸗Caledonien beträgt 10 30 ₰.

Tdriest, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Berenice“ ist heute Vormittag, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.

London, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Madeira abge⸗ gangen. Der Union⸗Dampfer „Gaul“ ist am Sonnabend auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Courland“ ist auf d Ausreise heute in Durban (Natal) angekommen.

8 Theater und Mufik. 8

Concerte.

1 as erste Philharmonische Concert, welches gestern unter Leitung des General⸗Directors Hermann Levi aus München stattfand, war sehr zahlreich besucht. Es begann mit Richard Wagner'’s dem König Ludwig II. gewidmetem, durch seine gewaltigen Rhythmen imponirendem „Huldigungsmarsch“ (aus dem Fahre 1864). Hierauf folgte die Symphonie in A-dur, Nr. 29, von Mozart, eine einfache melodiereiche Jugendarbeit des Componisten, in welcher von dem Aufschwung, den er später mit den Symphonien in Es-dur, G-moll und der Jupiter⸗Symphonie in C-dur nahm, noch wenig zu bemerken ist. Das Werk wurde in diesen Räumen zum ersten Mal aufgeführt. Einen d. Se. hierzu bildete die hier gleichfalls zum ersten Mal zu Gehör gebrachte Symphonie in D-moll von A. Bruckner, Hof⸗Organisten und Lehrer an der Universität zu Wien, einem Freunde und Verehrer R. Wagner's, dem er dieses Werk auch gewidmet hat. Die Symphonie fesselt viel mehr durch die Mannigfaltigkeit der Motive, als durch wirksame thematische Verwendung und dementsprechende Ausnutzung derselben. Am meisten stilgerecht erscheint das Adagio mit seinem schwungvollen hymnenartigen Schluß. Einen sehr lieb⸗ lichen und humoristischen Effect macht auch das einem polnischen Tanz ähnliche Scherzo. Die Ausführung der genannten Werke sowie der