Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König haben gestern Abend Jagdschloß Hubertusstock verlassen und sind hee. Vormittag um 10 Uhr 50 Minuten mittels Sonderzugs in Bremen eingetroffen, wo um 11 Uhr die Enthüllung des “ Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. tattfand.
Aus Anlaß der Enthüllungsfeier herrschte, wie „W. T. B.“ aus Bremen meldet, heute schon in den frühesten Morgen⸗ stunden in den festlich geschmückten Straßen ein reges Leben. Besonders groß war der Verkehr in der Nähe des K tplatzes, wo neben dem prächtig ausgestatteten Kaiser⸗Pavillon mit Kränzen und Fahnen geschmückte Tribünen für mehrere tausend Zuschauer errichtet sind. Sämmtliche öffent⸗ liche Gebäude, vor allem das Rathhaus, das Stadthaus, die Börse, das Postgebäude, der Schütting sowie auch zahlreiche Privathäuser prangen in dem frischen Grün präch⸗ tiger Guirlanden und in reichem Flaggenschmuck.
Ueber die Ankunft Seiner Majestät und die Enthüllungs⸗ feier berichtet das nachstehende Telegramm: 1
Vor dem festlich geschmückten Bahnhof stand eine ungeheure Menschenmenge, welche das Einlaufen des Kaiserlichen Zuges mit
auten Hurrahrufen begrüßte. Bei dem Betreten des Bahnsteigs wurden Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelcher die Uniform der ersten Leibhusaren angelegt hatte, von dem Bürgermeister Dr. Pauli im Namen der Stadt empfangen, worauf die Begrüßung der zum Empfange anwesenden E1 erfolgte. Als⸗ dann wurde die Rundfahrt durch die Stadt nach dem Fest⸗ platz angetreten. Auf allen Straßen begrüßte die Bevölkerung Seine Majestät mit jubelnden Zurufen. Auf dem Festplatz nahmen Seine Majestät nach dem Abschreiten der Ehren⸗ Compagnie unter dem für Allerhöchstdieselben errichteten Baldachin Platz, worauf die Feier mit einem Choral eröffnet wurde. Der Vorsitzende des Denkmal⸗Comités, Claußen, übergab das Denkmal der Stadt Bremen mit einer Ansprache, in welcher er der Freude über die Anwesenheit Seiner Majestät Ausdruck gab und die hohe Bedeutung der Heldengestalt Kaiser Wilhelm's I. für das ganze deutsche Volk hervorhob. Hierauf hielt der Präsident des Senats, Bürgermeister Dr. Pauli nachstehende Rede:
„Im Namen der Freien Hansestadt Bremen empfange ich dieses Denkmal, gestiftet von vaterländisch gesinnten Bürgern und gefertigt von deutscher Künstlerhand. Den innigsten Dank sage ich im Namen
der Stadt Allen, die zu diesem Zweck mitgeholfen haben. Im Herzen unserer alten Stadt hat dieses Denkmal stehen sollen, an einer Stätte, auf die die ehrwürdigsten Denkmäler ihrer Vergangenheit herabblicken. Es soll uns und unsere Enkel gemahnen an den Gründer des Reichs, an den erhabenen Kriegs⸗ und Friedensfürsten, der als Ver⸗ körperung alles dessen, was den wahren Herrscher macht, durch die Geschichte wandeln wird. Bleiben wird zwar auch ohne Stein und Erz sein dee fort und fort durch die Geschlechter, und wenn in fernen Zeiten die heutige Geschichte mit der Sage sich verwebt, wird er als einer der Lieblinge des Volks auch in der Sage fortleben, gleich einem Karl, einem Barbarossa. Ewig wird sich das Gedächtniß heften an ihn, mit dem eine neue Epoche in der Entwickelung eines Poßen Volks anhebt. Für Bremens Söhne aber wird mit dieser tätte weihevoll verknüpft sein die Erinnerung an Eure Kaiserliche Majestät, den kraftvollen Erhalter und des Werks, das er begonnen. Um Ihren großen 1 nen zu ehren, haben Eure Majestät in huldreicher Gesinnung gegen diese reichs⸗ treue Stadt eingewilligt, der Enthüllung des Denkmals beizu⸗ wohnen, dessen Grundstein Allerhöchst Sie gelegt. Bremens Bürger werden dieses Eurer Kaiserlichen Majestät allezeit dankbar gedenken. Sie Alle aber fordere ich auf, mit mir einzustimmen in den Ruf: Gott erhalte und schütze den erhabenen Enkel Kaiser Wilhelms 1., Seine Majestät den Kaiser Wilhelm II. Seine Majestät lebe hoch! hoch! hoch!“
Nachdem sodann die Hülle von dem Denkmal gefallen war, hielt Pastor primarius Dr. Thikoetter die Weihe⸗ rede, welcher er Psalm 129,2: „Sie haben mich oft ge⸗ drängt von meiner Jugend auf, aber sie haben mich nicht übermocht“ und Psalm 84,12: „Der Herr giebt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen“ zu Grunde legte und in welcher er ausführte, „daß der Anblick und Eindruck des Kaiserbildes fort und fort in Bremens Rath und Bremens Bürgerschaft, in den Herzen der Kaufleute und Gewerbetreibenden, der e und Arbeiter, der Männer und Jünglinge,
Frauen und Jungfrauen, nicht minder in den Reihen der dort stehenden Heerestheile das unerschütterliche Vertrauen zu dem göttlichen Weltregiment und seiner Fürsorge für das V“ erzeuge und stärke.“ Mit einem Festchoral schloß ie Feier.
Sodann erfolgte der Vorbeimarsch der Garnison sowie
der auf Allerhöchsten Befehl nach Bremen beorderten zwei Compagnien Marine⸗Infanterie. Hierauf begaben Sich Seine Majestät unter dem Gefolge sämmtlicher Festtheilnehmer durch das Spalier der Kriegervereine nach dem Dom, wo der Phil⸗ harmonische Chor das Händel'sche „Hallelujah“ vortrug.
Die Rückkehr Seiner Majestät nach dem Neuen Palais wird für heute Abend nach 11 Uhr erwartet.
3 1“
Der Kriegs⸗Minister widmet dem verstorbenen General n Kameke im „Militär⸗Wochenblatt“ folgenden Nachruf:
Am 12. Oktober Vormittags starb hier im 77. Lebensjahre der frühere Kriegs⸗Minister, General der Infanterie z. D., Chef des 2. Hannoverschen Infanterie⸗Regiments Nr. 77, à la suite des Ingenieur⸗ und Pioniercorps, Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, Großkreuz und Ritter höchster Orden Herr Georg von Kameke.
Trauernd und mit dankbarer Erinnerung an das, was der Heim⸗ gegangene in seiner vielbewegten Dienstlaufbahn geleistet, steht die Armee an dem Sarge dieses hervorragenden Mannes, der sich ehrenvollen Platz in der Geschichte unserer Armee errungen hat.
Seine Verwendung in der Armee war eine sehr vielseitige; aber infolge seiner ungewöhnlich reichen und glücklichen Begabung wußte er den Anforderungen der verschiedenartigsten Stellungen immer mit Auszeichnung gerecht zu werden. — Ueberdenkt man den Lebenslauf des verewigten Generals, so steigt vor allem die große Zeit der Kriege unter der ee des Hecseligen Kaisers Wilhelm I., Majestät, in der Erinnerung auf. In schwer verantwortlichen Stellungen schon im Kriege 1866 als Generalstabs⸗Chef eines Armee⸗Corps, in weit bedeutungsvolleren aber in dem Kriege 1870/71, war es dem Heim⸗ gegangenen vergönnt, seinem heißgeliebten Hohen Kriegsherrn mit bemerkenswerthem Erfolge zu dienen. Kaum hob sich der Vorhang vor jenem gewalti een Kriegsschauspiele, so grif
mi se der Division auch schon bei Spichern und bei Colombey⸗
einen
ouilly mit großer Kühnheit und zähe in den Gang der Ereignisse ein. Wenn berichtet wird von der Schlacht bei Gravelotte, von der Einschließung von Metz, der Einnahme von Thionville, Montmédy, Mezières und von der Belagerung von Paris, dann wird auch der Name des Generals von Kameke seine ehrenvolle Stelle finden. Der Verstorbene war ein glücklich zu nennender Soldat; denn alles, was der heiße Wunsch eines rechten Soldaten ist, das ist ihm in reichem Maße geworden. Er durfte in jenem gewaltigen Rin en an wichtiger Stelle werben um die Zufriedenheit seines heben 1 um Sieg, Ehre und Ruhm — und alles wurde ihm zu theil.
Welches Vertrauen Seine Majestät in den hochbegabten, tapferen und treuen Offizier setzte, bewies seine Ernennung zum Kriegs⸗Minister im Jahre 1873. Hierdurch trat der General in den nächsten dienst⸗ lichen und persönlichen Verkehr mit seinem Kriegsherrn. Bezeichnend für das Gemüthsleben des Heimgegangenen ist das Gefühl, von welchem er in diesem neuen Verhältni getragen wurde. Der reife, weltkluge Mann, welcher an alle Lebensverhältnisse sehr verstandes⸗ kräftig herantrat, hatte seinem Monarchen gegenüber nur das Gefühl wahrer kindlicher Pietät; seine Liebe und Hingebung waren verklärt durch den Charakter eines beinahe religiösen Cultus.
Zehn Jahre wirkte der Kriegs⸗Minister von Kameke in seiner verantwortlichen und schwierigen Stellung. Große Aufgaben traten an ihn heran, und stetig und emsig wurde unter seiner Leitung weiter⸗ gearbeitet an der inneren Consolidirung und der Vermehrung des preußi⸗ schen und des deutschen Heeres. Fest wurzelnd in altpreußischem Wesen, entsprechend seiner Erziehung und den Ueberlieferungen seiner Familie, verstand er seine Zeit und kannte er die Menschen derselben. Begabt mit weitem Blick und von kluger Voraussicht, wurden auch neben den wichtigen grundlegenden Kesehen welche unter seiner Leitung entstanden, vorarbeitend künftige Bedürfnisse der Armee ins Auge ge⸗ faßt. Seine Art und Weise erwarb ihm das Vertrauen aller Unter⸗ gebenen und in hohem Grade besaß er die Eigenschaft, Arbeitsfreudig⸗ keit zu erhalten und zu beleben.
Die Leistungen des Offiziers und Staatsmannes gehören der Ge⸗ schichte an. Neben deren Urtheil wird aber das gewinnende Wesen, die Herzensfreundlichkeit des Heimgegangenen allen denen unvergeßlich bleiben, welche unter ihm wirken und schaffen durften.
Ueber das Grab hinaus folgen dem General von Kameke der Dank und das ehrende Gedenken des Heeres und insbesondere des Kriegs⸗Ministeriums, an dessen Spitze er seine ruhmreiche dienstliche Laufbahn beschloß.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt macht folgende Cholerafälle bekannt:
In Stettin wurde bei 11 zwischen dem 13. und 16. d. M. erkrankten Personen (davon 5 gestorben) Cholera nachgewiesen. In Magdeburg ist ein fünfjähriges Mädchen (Tochter eines wahrscheinlich an Cholera verstorbenen Schiffseigen⸗ thümers) an Cholera erkrankt.
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Der Gouverneur des Invalidenhauses, General der In⸗ fanterie von Grolman, der General⸗Inspecteur des Militär⸗ we; und Bildungswesens, General der Infanterie von Keßler und der General⸗Lieutenant von Winterfeld, General⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Allerhöchst beauftragt mit der Führung des Garde⸗Corps, haben Be verlassen.
„S. M. Schulschiff „Nixe“, Commandant Capitän zur See Riedel, ist am 16. Oktober in Funchal (Madeira) eingetroffen und beabsichtigt am 19. d. M. nach St. Thomas (West⸗ Indien) in See zu gehen.
Ssignmn Ihre Königlichen Hoheiten die Fürstin⸗Mutter von Hohenzollern, die Gräfin von Flandern und die Erbprinzessin von Hohen⸗
Sigmaringen, 17. Oktober.
ollern sind, wie „W. T. B.“ meldet, hier eingetroffen. Ihre Majestät die Königin von Sachsen wird ebenfalls hier erwartet. 8
Bavern.
Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die Debatte über die Futter⸗ und Streunoth fort. Sämmt⸗ liche Redner sprachen im wesentlichen für die vorliegenden Anträge und ihre Der Ratzinger’ sche Vorschlag einer Centralstelle für staatliche E1“ fand nirgends Zustimmung. Der G Rüdorfer verlangte Staatsentschädi⸗ gung auch bei Viehverlusten infolge Maul⸗ und Klauenseuche. Der Abg. von Vollmar beantragte, die Regierung aufzufordern, im Bundesrath auf Suspendirung der Futtermittelzölle hinzu⸗ arbeiten. Der Abg. Freiherr von Stauffenberg meinte, es käme nur Mais in Betracht und dabei seien die Brenne⸗ reien am meisten betheiligt. Der Abg. Dr. Jäger beantragte, diese Zölle nur für solche Sendungen ausländischer Futtermittel zu suspendiren, die direct von den Ge⸗ meinden oder Genossenschaften bezogen würden; ferner die Regierung aufzufordern, auf Aufhebung des öster⸗ reichischen Futterausfuhrverbots hinzuwirken. Der Abg. von Vollmar erklärte, die Socialdemokraten seien mit der Staatshilfe für die Landwirthe einverstanden; sie würden aber für andere Nothstände auf dem Gebiet der Industrie bei Arbeitslosigkeit u. s. w. gegebenen Falls ihre Schlüsse ziehen und an diese Erörterung erinnern. Da wieder Beifalleruße auf den Galerien stattfanden, ließ der Präsident Walter die Gale⸗ rien räumen. Die Minister werden erst bei der heutigen Fortsetzung der Berathung sprechen.
Sachsen.
Seine Königliche Hoheit der Herzog von Sachsen⸗ Coburg und Gotha traf gestern Hersg, in Drecbch ein und wurde am Bahnhof von Seiner Majestät dem König, Ihren Segh. S. dem Prinzen Georg und dem Prinzen Johann Georg sowie der Generalität empfangen. Vor dem Bahnhofe hatte eine Ehrenwache in der Stärke einer Compagnie vom 2. Jäger⸗Bataillon Nr. 13 mit Musik Auf⸗ stellung genommen. Nach dem Abschreiten der Front und dem Vorbeimarsch der Ehrenwache fuhr Seine Majestät der König mit Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog in einem Stadtwagen nach dem Königlichen Residenzschlosse, wohin in einem zweiten Wagen Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Johann Georg folgten. Nachmittags um 6 Uhr fand zu Ehren des hohen Besuchs Galatafel statt. Die Abreise des Herzogs nach Altenburg erfolgte heute früh 8 ½ Uhr.
Morgen finden die Neuwahlen zur Zweiten Kammer statt. Der Landtag tritt am 13. November zusammen.
Nationen geschwächt zu zeigen.
1 Württemberg.
Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in I eingetroffen und bei Seiner Königlichen Hoheit dem Her og Albrecht abgestiegen. Im G des Tages stattete der rz⸗ herzog Fhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Katharine einen Besuch ab.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria, Alexandra und Beatrice sind gestern Mittag von Schloß Pelesch bei Sinaia in Rumänien wieder in Coburg eingetroffen.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Seine Durchlaucht der Fürst hat nach Anhörung des ürstlichen Kirchenraths bestimmt, daß der 18 auf den reitag nach dem ersten Advent⸗Sonntag fallende Landes⸗ ußtag für die Zukunft auf den Mittwoch vor dem
letzten Trinitatis⸗Sonntag verlegt wird.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der König von Griechenland hat „W. T. B.“ zufolge mit der Königlichen Familie gestern Abend von Wien nach Venedig begeben.
Das Abgeordnetenhaus setzte gestern die Berathung der Ausnahmeverordnungen für Prag fort. Die Jungczechen Pacak und Herold sprachen für die Auf⸗ 8 des Ausnahmezustandes, versicherten die Loyalität des
Fhenee Volkes und erklärten, die Jungczechen ständen in keiner Verbindung mit der Omladina. Der Justiz⸗Minister Graf Schönborn theilte mit, er werde das gesammte Material zur “ der Ausnahmeverordnungen nicht dem Hause, sondern dem Ausschusse rückhaltlos und offen vor⸗ legen. Die Maßregeln seien nicht gegen das ganze böhmische Volk gerichtet, das zweifellos loyal sei. Die Regierung habe nicht leichtfertig, sondern entschlossen und schweren Herzens die Maßregel ergriffen. Uebergehend zu der namens der vereinigten Linken abgegebenen F des Abg. Heilsberg (siehe Nr. 247 d. Li). erklärte der Minister: die Regierung, welche die letzten fünf Jahre hindurch bestrebt gewesen sei, den berechtigten Ansprüchen der Deutschen in Böhmen zum Durchbruche zu verhelfen, habe eine mildere Beurtheilung erwartet; sie fühle sich für jeden ihrer Acte verantwortlich, lehne jedoch die Verantwortung für die scanda⸗ lösen, die Gesetze verletzenden Vorgänge auf der Straße ab. Gegenüber der Behauptung des Abg. Heilsberg, die Wahlreform⸗ vorlage enthalte feindselige Tendenzen gegen die Interessen des Bürger⸗ und Bauernstandes, erklärte der Minister namens des Gesammt⸗Ministeriums, der Regierung habe eine solche Tendenz bei der Berathung und der Abfassung des Gesetzentwurfs durchaus ferngelegen.
Wie der „Köln. Ztg.“ aus Budapest berichtet wird, hätte der Führer der klerikalen Magnaten im Oberhaus Graf Zichy dem „Pesti Naplo“ mitgetheilt, daß die Zustimmung des Magnatenhauses zu den demnächst einzureichenden Kirchen⸗ vorlagen gesichert sei. v
Großbritannien und Irland.
In einer gestern abgehaltenen conservativen Versammlung in Preston hielt, wie „W. T. B.“ meldet, der Marquis von Salisbury eine Rede, worin er ausführte, die An⸗ nahme der Homerule-⸗Bill würde die Macht des Reichs in allen seinen Theilen schwächen. Wenn man die Vorgänge sowohl in Asien wie im Mittelländischen Meer beobachte, werde man den gegenwärtigen Moment nicht dazu geeignet finden, daß England es wagen könnte, sich vor den auswärtigen
G Frankreich.
Der Marschall Mac Mahon entschlief, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern sanft im Beisein seiner Familie. Nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Tode des Marschalls über⸗ sandte der Präsident Carnot der Wittwe desselben ein Telegramm folgenden Inhalts: „Ich erfahre mit W9. Schmerze, daß Frankreich soeben einen seiner ruhmvollsten Söhne in einem Augenblick verloren hat, der seinem patriotischen Herzen theuer gewesen wäre. Gestatten Sie mir, meine aufrichtige Theilnahme an Ihrem großen Schmerze auszusprechen.“ Zahlreiche Besucher aller Klassen kommen nach dem Schlosse La Forét, um ihrem Beileid Ausdruck zu geben. — An dem Arbeitszimmer des Marschalls wurden gestern Abend die Siegel angelegt.
Die Regierung beschloß, die Beisetzung des Marschalls Mac Mahon auf Staatskosten zu veranstalten und die Familie des Marschalls um die Genehmigung zu ersuchen, daß die Leiche im Invalidendom beigesetzt werde.
Die Pariser Blätter widmen dem Marschall Mac Mahon warme Nachrufe und sagen, die öffentliche Meinung habe ihm ihre Hochachtung bis zum letzten Augenblick bewahrt. Sie habe in ihm stets den ritterlichen Soldaten geehrt und ihm weder die Schuld an den Niederlagen von 1870 noch an der Fe beigemessen, die er später als Präsident vertreten habe. Sein Tod bedeute eine herbe Trübung der Festtage.
Ueber die gestrigen Festlichkeiten in e u Ehren der russischen Marine⸗Offiziere liegen folgende Berichte des WI
Der Admiral Avelane und die xussischen Offiziere trafen gestern Vormittag nach 9 Uhr in Paris ein. Auf der Fahrt vom Lyoner Bahnhofe über die großen Bou⸗ levards nach dem Gebäude des „Cercle militaire“ auf dem Opernplatz wurden sie unter großem Jubel mit dem Rufe: „Vive la Russie!“ begrüßt, der von ihnen mit dem Rufe „Vive la France!“ erwidert wurde. Die Menge, die zum Empfang am Lyoner Bahn⸗ hof anwesend war, belief sich auf etwa 100 000 Personen.
m 4 Uhr Nachmittags wurden der Admiral Avelane und die übrigen russischen Offiziere von dem russischen Botschafter Baron von Mohrenheim unter dem üblichen Ceremoniell dem Präsidenten Carnot vorgestellt, wobei dieser folgende
Ansprache hielt: „Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, daß Sie mir den Admiral Avelane und die Offiziere des russischen Geschwaders vorgestellt haben. hatte den Marine⸗Minister mit der Aufgabe betraut, Sie in meinem Namen bei ihrer Einfahrt in die französischen Ge⸗ wässer und beim Betreten unseres Bodens willkommen zu heißen. . bin glücklich, Sie jetzt persönlich willkommen heißen zu können. RNan hat Fhuen meine Herren, in Toulon die ganze Sympathie der französischen Reegierung zu erkennen gegeben.
Die Bevölkerung, mit der Sie in Berührung gekommen sind, hat
Ihnen diejenige der gesammten Nation kundgegeben. Ueberall werden
Sie denselben warmen und herzlichen Empfang finden.
sich dem
Die Bande der Zuneigung, welche Rußland und Frankreich vereinigen, und welche
vor zwei Jahren enger geknüpft worden sind durch die erhebenden
Kundgebungen für unsere Marine in Kronstadt, werden von Tag zu Tag fester und oyaler. Der Austausch unserer freundse aftlichen Gefühle muß alle diejenigen ergreifen, denen die Wohlthat des Friedens, des Vertrauens und der Sicherheit am Herzen liegt. Der große Kaiser, der Sie sendet, meine Herren, und den ich von hier aus grüße, hat Sie mit einer hohen betraut, welche Sie würdig zu er⸗ füllen gewußt haben. Seien Sie willkommen!“
Der Admiral Avelane erwiderte auf die Ansprache des Präsidenten mit einigen Worten des Dankes und bemerkte, daß er dem Präsidenten Carnot den Ausdruck der Hochachtung und Ehrerbietung des russischen Geschwaders sowie der ge⸗ sammten russischen Marine überbringe. Der Präsident Carnot ernannte den Admiral Avelane zum Großoffizier der Ehrenlegion und verlieh den Mitgliedern der russi⸗ schen Botschaft sowie den meisten vusischen Offizieren Ordensauszeichnungen. .
Die russischen Offiziere begaben sich hierauf nach den ver⸗ schiedenen Ministerien, wobei ihnen von der dicht⸗ gedrängten Menge Ovationen dargebracht wurden. Später besuchte der Admiral Avelane den Präsidenten der Deputirten⸗ kammer Casimir Périer. Letzterer sagte, die Kammer werde glücklich sein, an den Gefühlen theilgenommen zu aben, welche in diesen unvergeßlichen Tagen die Herzen aller ö den Russen entgegenschlagen lassen.
Dem vom Präsidenten Carnot zu Ehren der russischen Gäste gegebenen Diner wohnten sämmtliche Minister bei. Die russischen Offiziere hatten die ihnen verliehenen Ordens⸗ decorationen angelegt. Bei dem Diner brachte der Präsident Carnot einen Toast aus und sagte, er trinke auf die Ge⸗ sundheit Seiner Majestät des Kaisers Alexander III. und auf diejenige der Kaiserin von Rußland, er trinke auf die brave russische Marine, deren Vertreter hier hoch willkommen seien, auf ihre tapfere Schwester, die Landarmee und auf die ganze russische Nation. er russische Botschafter Baron von Mohrenheim antwortete hierauf, es möge ihm gestattet sein, seiner tiefen Dankbarkeit Ausdruck zu geben für die wohlwollenden, an den Admiral Avelane gerichteten Worte, der vom Kaiser be⸗ auftragt sei, den Besuch von Kronstadt zu erwidern. Die von so maßgebender Stelle gesprochenen Worte hätten den wirklichen Sinn dieser großartigen Friedensfeste charak⸗ terisirt, die mit so bemerkenswerther Einmüthigkeit und Herzlichkeit gefeiert würden. Er könne sich diesen Kundgebungen nicht besser anschließen, als indem er mit dem Ruf: „Es lebe der Präsident der Französischen Republik!“ antworte. Die An⸗ wesenden hörten die Toaste stehend mit an, die Musikkapellen spielten die russische Hymne und die Marseillaise.
Am Abend fand eine allgemeine Illumination statt. Vor dem Gebäude des „Cercle militaire“, in welchem die russischen aufhielten, war eine große Menschenmenge an⸗ gesammelt.
Das Stadthaupt von St. Petersburg hat dem Präsidenten des Municipalraths Humbert ein Telegramm übermittelt, worin der Dank für den herzlichen und groß⸗ artigen Empfang der russischen Seeleute ausgesprochen wird. Aehnliche Telegramme gingen von mehreren anderen Städten Rußlands ein. Der Präsident Humbert betonte in einem Antwort⸗Telegramm den friedlichen Charakter des Empfanges.
Der „Nat.⸗Ztg.“ wird über den gestrigen Tag berichtet: „Es muß constatirt werden, daß die Pariser Bevölkerung beim Empfange der russischen Gäste einen allgemeinen, jeder Beschreibung spottenden Enthusiasmus bekundete, wie solches seit dem Einzug der aus der Krim zurückkehrenden Armee 1855 und dem Einzug der aus Italien heimkehrenden Truppen 1859 nicht mehr der Fall gewesen ist. Wie zuverlässige Informationen bestätigen, ist nirgends auch nur worden, einen Mißklang in den allgemeinen Jubel zu bringen, nirgends ist ein femnblicher Ruf gegen eine andere Nation ge⸗ hört worden.“ Dagegen meldet „W. T. B.“, daß Anarchisten und revolutionäre Socialisten seit vorgestern in ihren Versammlungen Pamphlete gegen die franco⸗russische Verbrüderung vertheilten, worin Schmähartikel abgedruckt seien, die der Präsident des Pariser Gemeinderaths Humbert vor mehreren Jahren im „Intransigeant“ gegen den Kaiser von Rußland publicirt habe.
In Toulon gaben die französischen Unteroffiziere gestern Abend den russischen Unteroffizieren einen Punch, wobei der General Maillier den Vorsitz führte. Der Com⸗ mandant des russischen Kreuzers „Admiral Nakhimoff“, Ca⸗ pitän Lawroff, sowie der Commandeur des Kreuzers „Pa⸗ myat Azova“, Capitän Tschunin, ferner der Präfect und die Civil⸗ und Militärbehörden wohnten dem Feste bei.
Italien.
Die „Gazzetta Ufficiale“ veröffentlicht einen Erlaß des Ministeriums, wonach in Sizilien zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und zur Unterdrückung des tänbetwesens Militärbezirke und Unterbezirke errichtet werden.
Aus Tarent meldet „W. T. B.“, daß die Erwiderung des Besuchs der Admirale Corsi und Turi seitens des Ad⸗ mirals Seymour an Bord der „Italia“ einen sehr herz⸗ lichen Charakter getragen habe. Der Admiral Seymour, der von sämmtlichen ehchne Schiffscommandanten begleitet war, verblieb länger als eine Stunde an Bord der „Italia“, wo er mit dem Admiral Corsi eine freundschaftliche Unterhaltung führte, während die englischen und italienischen Schiffscommandanten in kameradschaftlicher 16 mit einander verkehrten. Der englische Aviso „Surprise“ lief gestern Morgen in das Mare Piccolo ein. Gestern Vormittag empfing der Admiral Seymour den Bürgermeister, dem er e Dank für den Se Empfang aussprach, den Unter⸗Präfecten und die Reprä⸗ sentanten der Presse, wobei der Director einer Tarenter Zeitung eine Adresse überreichte. Später erwiderte der Admiral den Besuch des Bürgermeisters und des Unter⸗Präfecten und empfing dann Deputationen der Arbeitervereine, die ein reich ausgestattetes Album mit Ansichten von Tarent überreichten.
dmiral Seymour dankte den Deputationen her lichst. Später besichtigte der Admiral unter Führung des Admirals Turi das Arsenal. Abends fand an Bord der „Italia“ ein Diner iatt, wüfen außer dem Admiral Seymour . G r englischen Kriegsschiffe und die Spitzen der Behörden von Tarent shenahnegs diffe unde- Corsi brachte einen Trink⸗ spruch aus, worin er sagte: b „Ich bin glücklich, als erster das englische Geschwader im Namen es Marine⸗Ministers willkommen heißen zu koͤnnen. Nehmen Sie, itte, diesen Gruß entgegen, den die italienische Marine durch Uich der englischen und ee ihrem Admiral, darbringt. Der mpfang, den wir Ihnen bereitet haben, ist herzlich und aufrichtig, wie
dies stets zwischen unserer beiderseitigen Marine der Fall war. Sie,
Herr Admiral, haben in Ihrer Familie die Devise: „Foi pour De- voir“. Diese Devise drückt das Gefühl aus, das uns Seeleute dazu inspirirt, unserer Flagge in allen Meeren Achtung zu verschaffen, und das unsere beiden Nationen in den Ruf zusammenfassen: „God save Her gracious Majesty!“ und „Evviva il Rol*
ie Musik spielte hierauf die englische und dann die italienische Hymne. 1“
Admiral Seymour erwiderte mit einem Trinkspruch, worin er zunächst namens der gesammten englischen Marine, namens des in Tarent weilenden englischen Geschwaders und in seinem eigenen Namen für die von dem Admiral Corsi⸗ gesprochenen warmen Worte sowie für den dem englischen Geschwader zu theil gewordenen Empfang herzlich dankte, und dann fortfuhr:
„Der Anblick, welcher sich unseren Augen darbot, als das Ge⸗ schwader unter den begeisterten Rufen der an den Ufern dichtgedrängten
enschenmenge den Schiffahrtskanal passirte, wird nicht leicht unserem Gedächtniß entschwinden. Dieser Empfang ist ein Beweis für das zwischen den beiden Nationen bestehende EETb1ö4“ Ich danke Ihnen, Herr Admiral, für den liebenswürdigen Hinweis auf meine Devise; ich fühle mich eins mit Ihnen in der Auffassung, daß diese Devise das Gefühl ausdrückt, welches meine Seeleute be⸗ seelen muß. Niemand aber ist von diesem Gefühl mehr durchdrungen als die Offiziere und die Mannschaften der italienischen Marine. Es war für uns eine große Freude, Tarent einen Besuch abzustatten und hierbei Gelegenheit zu finden, unsere Brüder von der italienischen Marine kennen zu lernen. Ich spreche nochmals meinen Dank aus und erhebe mein Glas auf die italienische Marine. Es lebe der König von Italien! God save the Queen!“
Nach dem Diner fand im Mare Piccolo eine Serenade bei Fackelbeleuchtung statt.
Die britischen Offiziere wurden in Tarent überall mit großen Sympathie⸗Bezeugungen empfangen, in der ganzen Stadt gab sich eine freudige Bewegung kund. Die gesammte italienische Presse begrüßt die Anwesenheit des britischen Ge⸗ schwaders mit äußerst sympathischen Artikeln 8
Türkei.
Die Meldung auswärtiger Blätter, daß die bulgarische
Regierung die Errichtung bulgarischer Konsulate in Saloniki und Ochrida beabsichtige, wird dem „W. T. B.“ zu⸗ folge von unterrichteter Seite für unbegründet erklärt.
Dänemark.
Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, die Kaiserliche Familie, die Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen⸗Töchtern, der König von Däne⸗ mark und die Königlichen Prinzen fuhren, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag 11 ¼ Uhr mittels Sonderzugs von Fredensborg nach Kopenhagen. Dort begab sich der Kaiser von Rußland mit Familie gegen 1 Uhr an Bord des „Polarstern“. Die Prinzessin von Wales mit ihren Töchtern begab sich bald darauf an Bord der Nacht „Osborne“. Während der Kaiser von Rußland und die übrigen Fürstlich⸗ keiten an Bord gingen, gaben die französischen, englischen, russischen und dänischen Kriegsschiffe sowie die Forts Salut⸗ schüsse ab. Am Z statteten der Kaiser von Rußland sowie die Kaiserliche Familie und die Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen⸗Töchtern noch der Königlichen Familie in Amalienborg einen Besuch ab und nahmen daselbst das Diner und das Souper ein. Heute Vormittag sollten die Nachten „Polarstern“ und „Osborne“ in See gehen.
Die Meldung auswärtiger Blätter von der Verlobung des Großfürsten⸗Thronfolgers mit der Prinzessin Victoria von Wales wird von gut unterrichteter Seite als durchaus unbegründet bezeichnet.
Amerika.
Einem Telegramm der New⸗Yorker „World“ aus Monte⸗ video zufolge hätte die bnast a ntsche Regierung auf die Zusicherung der Mächte, daß sie eine Beschießung von Rio de Janeiro nicht dulden würden, alle ihre Ge⸗ schütze von Morro do Castello, San Bento, Conceicao, Livra⸗ mento und Boavista zurückzuziehen. Das Bombardement von Nictheroy dauere fort. Die Insurgenten hätten Maira besetzt und seien gegen Enhomerim vorgerückt, jedoch zurück⸗ geschlagen worden.
Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, hätte sich Dr. Alem von der Leitung der radicalen Partei zurückgezogen. An seine Stelle würde Del Valle treten unter der Be⸗ dingung, daß die Partei auf jede Gewaltthätigkeit verzichte und zur Gesetzlichkeit zurückkehre.
Australien.
Wie „W. T. B.“ aus Apia meldet, haben die deutschen Kriegsschiffe in Gemeinschaft mit dem britischen Kriegsschiff die auf Tuhula herrschenden Unruhen ohne Blutvergießen durch Gefangennahme der Rädelsführer beigelegt. Auf sämmtlichen Inseln der Samoagruppe ist nunmehr Ordnung, Ruhe und Frieden völlig hergestellt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 6 Maßregeln
Portugal. Das portugiesische Ministerium des Innern hat den Hafen von Dakar seit dem 8. v. M. für choleraverseucht erklärt.
Cholera.
Stettin, 18. Oktober. Der Geheime Medizinal⸗Rath, Pro⸗ fessor Dr. Koch und der Stabsarzt Dr. Pfeiffer sind, wie „W. T. B. meldet, gestern aus Berlin hier eingetroffen, um die Cholerastationen zu besichtigen und mit der Sanitätscommission über die Maßregeln zur Unterdrückung der Epidemie zu berathen.
St. Petersburg, 17. Oktober. An Cholera erkrankten bezw. starben nach dem Bericht des „W. T. B.“ vom 13. bis 15. d. M. in St. Petersburg 66 bezw. 33 Personen, vom 10. bis 13. d. M. in Moskau 7 bezw. 5, vom 1. bis 7. d. M. in Kronstadt 31 bezw. 16, in den Gouvernements Warschau 6 behe. 5, Wol⸗ hynien 518 bezw. 238, Grodno 91 bezw. 39, Kalisch 9 bezw. 6, Mohilew 79 bezw. 52, Orel 139 bezw. 59, Samara 338 bezw. 142, Sjedlez 20 bezw. 5, vom 24. bis 30. September Ljublin 25 bezw. 10, vom 24. September bis 7. Oktober Podolien 563 bezw. 235, Moskau 98 bezw. 48, Kiew 278 bezw. 91, vom 17. September bis 1. Oktober Jekaterinoslaw 333 bezw. 148.
Rom, 17. Oktober. In den letzten 24 Stunden sind, wie „W. T. B.“ berichtet, in Livorno sieben Personen an der Cholera erkrankt und eine erfon gestorben; in Palermo erkrankten vierzehn Personen und sechs starben.
Konstantinopel, 17. Oktober. Am 14. und 15. d. M. sind, wie „W. T. B.“ meldet, in der Fern. von Skutari, in dem nahegelegenen Spital sowie in verschiedenen Stadttheilen vereinzelte Cholera⸗Erkrankungen und Todesfälle vor darunter drei in den höher gelegenen Theilen von Pera.
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Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 17. d. M. gestellt 11 023, nicht rechtzeiti gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 4468, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
.“
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 17. Oktober die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Brunnenstr. 29 b, dem Kaufmann Eduard Troplowitz gehörig; Fläche 12,18 a; Mindestgebot 700 ℳ; für das Meistgebot von 156 500 ℳ wurde der Baumeister Hermann Krengel zu Berlin, 8. — Straße 58, dem Stuckateur Ernst Mueller gehörig; Fläche 9,72 a; Mindestgebot 300 ℳ; für das Meistgebot von 30 300 ℳ wurde die Disconto⸗Bank. Actiengesellschaft, Prinzenstr. 76, Ersteherin. —
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung in den nachverzeichneten Grund⸗ stücken aufgehoben: Groß⸗Lichterfelde, der Frau Dr.
heophania Petersdorff gehörig. — Schöneberg, dem Architekten Paul Fischer gehörig. — Eingestellt wurde das Verfahren in folgenden Fällen: dn Weißensee, der Frau Fuhrherr Dorothea Katschmann gehörig. — Zu Zehlendorf, dem Maurermeister Th. A. Clemens gehörig. — Zu Tempelhof, dem Tischlermeister HSugo Krause gehörig.
— Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinis ⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Die letzte Woche reiht sich in unveränderter Physiognomie an ihre Vorgängerinnen an, ohne daß die Aussichten sich nach irgend einer Seite günstiger gestaltet hätten. Im Gegentheil, scheint es, daß die Eisenindustrie noch eine weitere Periode der Flauheit durchzumachen haben wird. ISInõn Absatzverhältnissen von Eisenerzen hat sich wenig geändert. Der Versand an Siegerländer sowie Nassauischen Erzen ist sehr schwach und die Preise sind deshalb nichts weniger als fest. Elsaß⸗ Lothringer Minette behauptet sich ziemlich gut in ihren Sätzen. Spanische Erze sind gegen die Vorwoche undverändert. Auf dem Roheisenmarkt ist die Stimmung anhaltend lustlos und gegen die Vorwoche zeigte sich keine Besserung. Die Preise sind nach wie vor gedrückt und selbst die von dem Syndikat gegebenen Notirungen sind vielfach nur nominell. Die Lagerbestände an den Hütten nehmen durchweg zu und diese selbst haben ihre Erzeugung höchstens auf drei bis vier Monate verschlossen. Im Siegerlande liegen die Verhältnisse ähnlich, nur kommen von dort ein noch dringenderes Angebot und sehr niedrige 21 — Auf dem Walz⸗ eisenmarkt ist der Hauptsache nach gleichfalls Alles beim alten ge⸗ blieben. Die Stabeisenwerke sind zum theil noch leidlich beschäftigt, müssen jedoch infolge des Kampfes der syndicirten und außenstehenden Werke mit ihren Notirungen so weit herabgehen, daß von einem Nutzen kaum noch die Rede sein kann. Die ausländische Nachfrage ist in der Regel nur minimal und auch dort können die Werke nicht ohne erheb⸗ liche Opfer ankommen. Die Preise für Bauträger sind so un⸗ lohnend wie früher. Das Bandeisengeschäft hat seit dem letzten Bericht keine Aenderung erlitten. Wenn die Werke annähernd genügende Aufträge zur Aufrechterhaltung eines einigermaßen regel⸗ mäßigen Betriebs haben wollen, so mössen sie zu verlustbringenden Heeissh mehr als zuvor vom Ausland hereingenommen werden. In
robblechen sind nur einzelne Werke auskömmlich beschäftigt; der größte Theil klagt über Absatz, die Preise sln allenthalben gedrückt. In Feinblechen hat der Bedarf in den letzten Wochen nachgelassen, die Preise sind nach wie vor gedrückt.
alzdraht, gezogene Drähte und Drahtstifte sind unver⸗ ändert matt; auch für Nieten ist der Bedarf nur schwach. Ueber die Eisengießereien und Maschinenfabriken ist wenig neues zu berichten; nur einige Specialitäten erzeugende Werke haben noch geregelte Beschäftigung, müssen dagegen bei den Preisstellungen nicht unerhebliche Concessionen machen. Ueber die Bahnwagen⸗ anstalten ist nichts Neues zu berichten. 1
— Wie die „Köln. Ztg.“ meldet, beabsichtigt das Kohlen⸗ syndikat, für die nächstjährigen Abschlüsse um mindestens 5 ℳ höhere Preise für den Doppelwaggon zu fordern, damit auch den mit geringerem Nutzen bauenden Gruben ohne Verlust zu arbeiten er⸗ möglicht werde. 8
— Die Pfälzischen Eisenbahnen hatten im September d. J. eine Gesammteinnahme von 2 000 814 (+ 132 926) ℳ, seit dem 1. Januar d. J. betrugen die Einnahmen überhaupt 15 663 103 (+ 296 470) ℳ . .““
— Die Hessische Ludwi 8⸗Eisenbahngesellschaft ver⸗ einnahmte im September d. . auf den nichtgarantirten Linien 1 753 688 (+ 63 514) ℳ und seit dem 1. Januar d. J. 13 670 476 (+ 547 298) ℳ; auf den garantirten Linien betrugen die Einnahmen im September 226 425 (+ 3779) ℳ und seit dem 1. Januar d. J. 1742 064 (+ 37 256) ℳ
— Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im September 1893 für den Personenverkehr 477 000 (im September 1892 445 000) Fr., für den Güterverkehr 863 000 (im September 1892 865 000) Fr., verschiedene Einnahmen im September 1893 50 000 (im September 1892 45 000) Fr., zusammen 1 390 000 (im September 1892 1 355 000) Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im September 1893 620 000 (im September 1892 610 000) Fr. Dem⸗ nach Ueberschuß im September 1893 770 000 (im September 1892
745 000) Fr.
Magdeburg, 17. Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 % —, neue 14,65, Kornzucker exel., 88 % Rendement 13,90, neue 14,00, Nachproducte excl., 75 % Rendement —. Ruhiger. Brotraffinade I. —, Brotraffinade II. —. Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis I. mit Faß 26,25. Ruhig. Rohzucker. I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Ok⸗ tober 13,70 bez. u. Br., pr. November 13,47 ⅛ bez. u. Br., pr. De⸗ zember 13,50 Gd., 13,55 Br., pr. Januar⸗März 13,70 bez. u. Br.
Leipzig, 17. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Oktober 3,42 ½ ℳ, per November 3,42 ½ ℳ, per Dezember 3,45 ℳ, per Januar 3,47 ½ ℳ, per Februar 3,50 ℳ, per März 3,52 ½ ℳ, per April 3,55 ℳ, per Mai 3,60, per Juni 3,65, per Juli 3,65, per August 3,65, per September 3,65. Umsatz 115 000 kg.
St. Petersburg, 17. Oktober. (W. T. B.) Producten⸗ markt. Talg loco 58,00, pr. August —, Weizen loco 10. Roggen loco 6,75. Hafer loco 4,30. Han loco 44,50. Leinsaat loco 14,00.
Amsterdam, 17. Oktober. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 52. — Bancazinn 53 ¼.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 17. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 15. Oktober Nachmittags die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; er über⸗ bringt 274 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Elbe⸗ hat am 15. Oktober Abends die Reise von Southampton nach New⸗VPork fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 14. Ok⸗ tober Nachmittags von New⸗York nach Genua se Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenzollern“ hat am 15. Oktober Abends die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt. Der Postdampfer „Ohio“ hat am 14. Oktober Nachmittags Santa Cruz hassirt. Der Postdampfer „Leipzig“ hat am 15. Oktober Abends die Reise von Vigo nach Antwerpen fortgesetzt. Der Postdampfer „Köln“ ist am 15. Oktober Vormittags in Oporto angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Stettine, nach Kamerun bestimmt, hat am 14. Oktober Nachmittags Las Palmas passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ hat am 15. Oktober Nachmittags die Reise von Southampton nach Genua fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Karlsruhe“, von Australien kommend, ist am 15. Oktober Vormittags in Colombo angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Gera' hak am 16. Oktober
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