Weib unter der Last ihres Leids zusammenbricht. In schöner getragener Rede sprach sie als hoheitsvolle Dichterin die Liederstrophen an die goldene Aphrodite und das Lied, das ihren
opferwilligen Todesgang begleitet. In der Rolle der Melitta, der
jungen, halb noch kindlichen Sklavin, trat Fräulein Richter auf; ihre zarte Erscheinung gab der Gestalt etwas Rührendes; sie sprach auch klar und empfindungsvoll, aber ihre b hat sich noch nicht sans zur Natur zurückgefunden; es blieb noch einiges Unfertige zu be⸗ lagen. Herr Matkowsky als Phaon spielte den Jüngling, der zu den Höhen der Kunst aufschaut, aber mit seinem
Herzen fest in dem natürlichen Boden wurzelt, klar und ein⸗ fach. Als alter ergebener Diener Sappho's leistete Herr Kahle (Rhamnes) Treffliches; Frau Stollberg als Eucharis phrasirte ihre roße Rede gut, legte aber gleich vom Beginn zuviel Schwung hinein, odaß keine Steigerung möglich war und der Vortrag etwas ein⸗ förmig erschien. — Die decorative Ausstattung verlangt nur ein großes scenisches Bild; sie zeigte in duftigen Gärten eine tempelartige Palast⸗ halle mit dem in das blaue Meer hinausragenden leukadischen Fels, ein großer ruhiger Hintergrund für das herzbewegende Trauerspiel.
Die Zuschauer spendeten in warmer Bewegung und gehobener Stim⸗
mung nach jedem Aetschluß lebhaften Beifall.
u““ Concerte.
Die junge Fräulein Johanna Heymann, Schwester er bekannten Bühnensängerin, gab am Sonnabend in der Sing⸗ Akademie ihr erstes eigenes Concert, in welchem sie außer zwei rößeren Concerten von Beethoven und Chopin noch mehrere Solo⸗ tücke von Liszt, Gernsheim, Carl Heymann und Rubinstein vortrug.
1 hee bewies sie eine für ihre Jahre bewundernswerthe Kraft des Anschlags, eine perlende Klarheit in den rapidesten Passagen und eine fein schattirte Ausdrucksweise. Das Philharmonische Orchester, das unter Professor Mannstädt's Leitung Mozart’s Ouverture zur Oper „Der Schausvpviel⸗Director“ vortrug, begleitete die beiden Concerte mit größter Präcision. Das zahlreich erschienene Publikum spendete reiche Beifallsbezeugungen.
An demselben Abend ließ sich im Saal Bechstein die Mezzo⸗ sopranistin Fräulein Dory Böckler aus Paris hören. Mit einer jugendlich frischen, klangreichen und umfangreichen Stimme begabt, hes die Künstlerin zugleich eine verständnißvolle Vortragsweise erkennen. Die deutliche Aussprache der deutschen, italienischen und französischen Texte ist noch besonders zu loben. Außer einer Arie aus „Rinaldo“ von Händel sang sie Lieder von Schumann, Brahms, Rubinstein und anderen. Die junge Pianistin Fräulein Selma Berliner, die das Concert unterstützte, erschien weder in technischer Beziehung, noch in der Art des Vortrags der Hewählten Pidcen vor⸗ geschritten genug, um sich in einem öffentlichen Concert hören zu lassen.
Am Sonntag gab die hier noch nxanig bekannte Componistin Fräulein Mary Clement im Saal Bechstein ein Concert, in welchem sie Lieder und Duette eigener Composition zu Gehör brachte. Unter den sechzehn Gesängen, die zum theil den Vorbildern Schubert's und Schumann's folgen, befanden sich auch mehrere, die eine entschiedene Selbständigkeit der Erfindung erkennen lassen und sich zu weiterer Ver⸗ breitung empfehlen. Die Ausführung war leider nicht sehr zufrieden⸗ stellend, da die Altistin Fräulein Luife Müller zwar über eine sehr kräftige und umfangreiche Stimme verfügt, jedoch unausgesetzt tre⸗ molirte, während die Sopranistin Martha Münch in der Intonation nicht sicher war: ängel, die besonders in zwei Duetten empfindlich berührten. Die Herren Hasse (Violine) und Dehn (Klavier) spielten zu Anfang des Concerts eine sehr stilvoll componirte Sonate in drei Sätzen von dem Holländer W. Kes und ernteten durch ihre präcise und ausdrucksvolle Art des Vortrags wohl⸗ verdienten Beifall. 8
Im Königlichen Opernhause nimmt morgen Richard Wagner's „Ring des Nibelungen“ mit der Aufführung des Vor⸗ abends „Das Rheingold“ seinen Es treten darin die Damen Hiedler, Rothauser, Leisinger, gHersog ammert, die Herren Gudehus, Stammer, Krolop, Philipp, Mödlinger, Krasa, Lieban, Schmidt auf. Kapellmeister Sucher dirigirt.
Wetterbericht vom 23. Oktober, 8 Uhr Morgens.
S
p
haus. lungen. Vorabend:
8 2S-. Lena
Stationen. Wind. Wetter.
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Temperatur
in
Uhr.
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeress red. in Millim
NW. 2 heiter Regen Regen wolkenlos Schnee wolkig
bedeckt
it 8 err. heits ,d 12 “ hette Max Grube. alb bed. 10 halb bed. 9 1 Anfang 7 Uhr. halb bed. 10
bedeckt 11
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Aberdeen .. NNW
Christiansund WNW Kopenhagen. W Stockholm W
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t Petersburg SSW
Moskau SW
Cork, Queens⸗ nn. Cherbourg böX“
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Neufahrwasser Memel...
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Karlsruhe .. Wiesbaden.
München.. Chemnitz..
Berlin ... halb bed. 2) 9 hö-8 Nebel 6 Breslau. 1b Regen 10
Fle d⸗Aix 1 11
Nizza. 14 ““] ill bedeckt 14
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Wagner.
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Regen halb bed. 2) 11. bedeckt 10
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besitzer.
¹) Thau. 2²) Nachts Regen. ³) Gestern Regen.
Uebersicht der Witterung.
Eiin barometrisches Maximum über 775 mm liegt westlich von Irland und verursacht in Wechsel⸗ wirkung mit einem über Lappland lagernden Mini⸗ num unter 735 mm. stgranische Nordwestwinde an der norwegischen Küste, Weststurm an der Westküste pon u. Che The mepieschon liegt üher 81229 4 weden un ein ostwärts fortzuschreiten, . sodaß insbesondere im nordöstlichen Deutschland Richard Gense. stürmische Böen aus West und Nordwest zu er⸗ warten sind. In Deutschland ist das Wetter trübe und vielfach regnerisch; die Temperatur ist in den nördlichen Gebietstheilen herabgegangen, dagegen in den südlichen gestiegen, allenthalben liegt sie über ittelwerthe. Bei Entwickelung nordwestlicher und nördlicher Winde dürfte in Deutschland weitere
blümchen.
Dienstag: Operette in 3.
Anfang 7 Uh
burg. Ribadier.
Abkühlung zu erwarten sein. Feydeau und Maurice Hennequin. 1““ c In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. — Vorher: Zum 7.
8 Deutsche Seewarte. mil Neumann.
Theater⸗Anzeigen.
meister Sucher. Regie: 1
Schauspielhaus. — Stuart. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. (Maria Stuart: Frau Clara Meyer, Ehren⸗Mitglied des Königlichen Schauspiels.)
Mittwoch: Opernhaus. Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard 1. Abend: Die Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. chauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von
In Scene fesest vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Dienstag: Man sagtt
Goethe⸗Cyelus. Am Freitag beginnend. Abonnementspreise für L 10 alle 8 Vorstellungen: 36 ℳ, Parquet 25 ℳ, Tribüne 15 ℳ, Sperrsitz 12 ℳ 8 findet an der Kasse statt. 1
Die Tageskasse ist von 10—1 ½ Uhr geöffnet.
r. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Dienstag: Zum 18. Male: Das System Schwank in 3 Acten von Georges
Her 11. EI1”“] der Königlichen Kapelle findet am Donnerstag, 9. November, und nicht, wie ursprünglich angezeigt, am 17. November statt. b Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's „Maria Stuart’ mit den Damen Stollberg, Kahle, Abich. Richter, den Herren Ludwig, Nesper, Matkowsky, Kahle, Keßler, Purschian, Plaschke, Winter, Hertzer, Eichholz gegeben. Frau Clara Meyer tritt in der Titelrolle auf, Herr Klein spielt erstmalig den m Theater Unter den Linden geht am Sonnabend eine neue Operette von Weinberger, betitelt „Münchener Kindl“, zum ersten Mal in Scene. 3 8 Die Großherzoglich hessische Kammersängerin Frau Jettka Finkenstein veranstaltet ihren ersten diesjährigen Liederabend “ Dienstag, in der Sing⸗Akademie. — Das Programm des Concerts, welches die Pianistin Fräulein Helene Leubuscher morgen unter Mitwirkung der Concertsängerin Fräulein Helene Oberbeck sowie der Herren Max Grünberg, Theodor Krelle und O. Lüdemann im Saal Bechstein giebt, bringt eine neue Romanze für Klavier (Manuscr.) von Rud. Freiherrn Prochäaäzka, ein Klavier⸗Quartett in Es-dur von E. E. Taubert, ein neues Lied von C. Ad. Lorenz „Das Märchen von den Fischerkindern“ u. a. — — Auf dem Programm des Concerts, welches die Sängerin Fräulein Frank und der Violinvirtuose Herr Rezsö Kemény am ittwoch Abend 7 ½ Uhr gemeinschaftlich im Saal Bechstein ver⸗ anstalten, stehen von Violincompositionen ein Satz aus Goldmark's Violinconcert in A-moll, Bach's „Chaconne“ und Hubert'’s „Scènes de la Czrdas“; Fräulein Frank wird Lieder von Schumann, Brahms, Mozart, H. Wolf, R. J. Eichberg, F. Horn, Weber und W. Taubert singen. — In dem am Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr, in der Philhar⸗ monie stattfindenden Concert des „Sängerbunds des Berliner Lehrervereins“ (Leiter: Professor Felix Schmidt) werden vier Männerchorwerke mit Orchester zum ersten Mal in Berlin zur Auf⸗ führung gelangen, und zwar „Vigilien“ von Alb. Becker, dem Dirigenten des Domchors, „Das Grab im Busento“ von Fr. Gerns⸗ heim, dem Dirigenten des Stern'’schen Vereins, ein Chor aus 8 86 Georg Vierling und endlich der „Deutsche Heerbann“ vo r 8
18
Jagd.
Dienstag, den 24. d. M., findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr, Jagdschloß Stern.
Mannigfaltiges.
Seine Majestät der Kaiser hat, wie der „N. Pr. Z.“ mit⸗ etheilt wird, der evangelischen Kirche zu Uchtdorf i. Pomm., deren Patron Allerhöchstderselbe ist, ein Chorfenster, die Auferstehungs⸗ Scene darstellend, geschenkt. Das Fenster ist in dem Glasmalerei⸗ Institut von Paul Gerhard Heinersdorff hierselbst ausgeführt.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat, wie wir der „Nat.⸗Ztg.“ entnehmen, auf ein Begrüßungs⸗Telegramm des Victoria⸗ Lyceums aus Veranlassung der Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens folgende Antwort ertheilt: „Homburg v. d. H., 19. Oktober 1893. Ich spreche allen Mitarbeitern an dem Victoria⸗Lyceum bei Gelegenheit der großen stattgefundenen Feier Meinen Dank und die Hoffnung aus, daß Gottes Segen auf dem neuen Gebäude ruhen möge. Kaiserin Friedrich.“
Auf dem Winterfeldtplatz in Schöneberg hat heute Vormittag die feierliche Grundsteinlegung 9- der neuen katholischen St. Matthias⸗Kirche stattgefunden. Der Feier ging ein Hochamt in der St. Matthias⸗Kapelle in der Potsdamerstraße voran. Von hier aus begaben sich die zahlreich erschienene Geistlichkeit und die zwölf Vereine mit ihren Fahnen in einzelnen Abtheilungen nach dem neuen Kirch⸗ platz, auf dem sich ein großes mit Fahnen in den päpstlichen und preußischen Farben geschmücktes Zelt erhob. Nachdem ‚die Vereine in weitem Bogen Aufstellung genommen hatten, vollzog Prälat Dr. Jahnel den Act der Grundsteinlegung. In den Grundstein wurde folgende in reicher gothischer Zierschrift gezeichnete Urkunde gelegt:
Der Ring des Nibe⸗
Kapell⸗
Herr Schmidt. Anfang
109. Vorstellung.
Dienstag: 8 Theaters. Direction: Sigmund
Maria
Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Anfang 7 Uhr. 216. Vorstellung. Der
Walküre in 3 Acten.
lündig neuer Ausstattung: F
110. Vorstellung. Der neune Mär
Vorbereitung. 1. Male: Die sieben Raben.
I. Rang Balkon und Logen (Novität.)
II. Rang Balkon 18 ℳ, Couplets theilweise von Jul. eer Kapellmeister Ferron.
lusstattung. — Hierauf: Neu
J. Bayer. Anfang 7 ½ Uhr.
halben Kaffenpreisen.
Dienstag: Adolph Ernst⸗Theater.
acobson und von Adolph Ernst. reund Fetis.
e von L. Herrmann. Musik von esetzt von Julius
Dienstag: Zum 57.
Deutsch von
kasse von 6 ½ Uhr ab.
ale: Illusionen.
Geschwader, bestehend aus den Schiffen „Sans
Lustspiel in 1 Act von Arpad von Berezill, für die deutsche Bühne bearbeitet von Josef Jarno. Anfang
E T Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung. Bü⸗ tspiel von Richard W 1 “
Lae ät hnno n Düicham. apell Neues Theater (am Schiffbauerdamm 42/5). 24. Ensemble⸗Gastspiel des Residenz⸗ autenburg. Zum 44. Male: Jugend. Ein Liebesdrama in 3 Acten
von Max Halbe. In Scene gesetzt von Sigmund Mittwoch und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Victoria-Theater. Belle⸗Alliancestraße 7/8. Dienstag: Zum unwiderruflich letzten Male mit voll⸗ raun Venus. Modernes rchen (großes Ausstattungsstück) mit Gesang und Ballet in 12 Bildern. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch, Donnerstag, Freitag: Geschlossen wegen
Sonnabend, mit vollständig neuer Ausstattung, zum
Theater Unter den Linden. lka von Palmay als Gast. Zum 25. Male: Operette von C. Görlitz und A. Braun. Musik von Ad. Ferron. d Freund. Inscenirt durch er Kartenverkauf den artistischen Leiter Herrn Ed. Binder. “ Mit vollständig neuer einstudirt: Die 8 ünt ” “ tPhaptaftisches nug⸗ s * g ; 3 3 attungs⸗Ballet von aul un aßreiter. ꝛu Berliner Theater. Dienstag: Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zum 1. Male: Chie. “ Donnerstag: Der Kaufmann von Venedig.
Lessing⸗Theater. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Manerblümchen. 8
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25. Sum 11. Male:
cten nach einem älteren Sto Richard Genée und In Scene Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Sonntag: Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu
Dienstag: 38. Male: Charley’s Tante. Schwank in 3 Acten 87
von Brandon Thomas. — Hierauf: Die Bajazzi. - Peee ge Posse mit Gesang in 1 Act von Ed. Benno Jacobson. In Scene gesetzt
Anfang 7 ½ Uhr 1 Mittwoch: Dieselbe T.
Central⸗Theater. Direction: Richard Schultz. Alte Jacobstraße Nr. 30. ale: Berliner Vollblut. osse mit Gesang in 4 Acten von Jean Kren. usik von Julius Einödshofer. Im dritten Act: Bajazzi⸗Parodie, vorgetragen von Frau Josefine Dora und Herrn Carl Meißner. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Berliner Vollblut. Tageskasse: Vormittags von 10 bis 2 Uhr. Abend⸗
„Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit! Männiglich sei hiermit kund und zu wissen, daß im Jahre des Heils 1893 am 23. Oktober, als am Feste des h. Sfgee und Bekenners Severin, im 16. Jahre der glorreichen Rc erung Seiner Heiligkeit des Papstes Leo XIII. und im 6. Jahre der glorreichen Fegiermes Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs Wilhelm II. im Auftrage Seiner Eminenz des Cardinals, Fürstbischofs Georg Kopp von Breslau der ocwüsdigste Herr Prälat Dr. phil. Joseph Jahnel, Apostolischer P und Fürstbischöflicher Delegat für Brandenburg und Pommern, den Grundstein an dieser Kirche gelegt und eingeweiht hat. Mehr als ein Viertel⸗Jahrhundert ist daß durch eine letztwillige Verfügung des damaligen Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Aulicke, Directors der katholischen Abtheilung im Cultus⸗Ministerium, eine eigene Seelsorgestelle für die Katholiken vor dem Potsdamer Thor begründet und zur Einrichtung der Matthiaskapelle auf der ots⸗ damerstr. Nr. 37 der Anstoß gegeben wurde. Lange Jahre genügte dieses Gotteshaus den religiösen Bedürfnissen der geringen Zahl der Katholiken jener Gegend. Seitdem aber infolge der erheblich gesteigerten Bauthätigkeit im Westen Berlins und in dem angrenzenden, kirchlich zur St. Matthiaspfarrei gehörenden Schöneberg die Zahl der Seelen auf circa 10 000 ange⸗ wachsen ist, sah sich der zeitige Pfarrer in die Nothwendigkeit ver⸗ setzt, den Bau einer entsprechenden Pfarrkirche in An⸗ griff zu nehmen. Von der Gemeinde Schöneberg wurde ein Theil des Winterfeldtplatzes im Ausmaße von 129 Quadrat⸗Ruthen zum Preise von 130 000 ℳ erworben. Zur Gewinnung eines ge⸗ eigneten Bauplanes wurde eine engere Conkurrenz aage be chen aus welcher Herr Baumeister Engelbert Seibertz als Sieger hervorging. Nach 8 Plänen ist der Bau in Angriff genommen und wird, so Gott will, im Herbst des Jahres 1895 vollendet werden — ein Zeug⸗ niß der opferwilligen Liebe der Katholiken dieser Pfarrei und ihrer Glaubensgenossen in unserm Vaterland.“
Mit der Urkunde wurden Münzen in den Grundstein gelegt. —
Das neue Gotteshaus, dessen Fundamente bereits über den Erdboden emporragen, soll 35 m breit und 55m lang. werden Der 95 m hohe Thurm kommt mit dem Haupteingang nach der Pallasstraße zu, der Altarplatz, neben dem sich Sacristei und Confirmandensaa befinden, egen Nordosten zu liegen. Ueber dem Polygonausbau wird 1 ein Dachreiter erheben. Der Grundriß ist der Lamberti⸗Kirche in Münster nachgebildet. Es wird eine dreischiffige Hallenkirche, deren zwölf Meter breites Mittelschiff von acht vierzehn Meter hohen Säulen getragen wird. Jedes Fenster erhält ein anderes Maßwerk. Die Kirchen deren Baukosten dreiviertel Millionen Mark betragen, wird 900 Sitzplätze und 2100 Stehplätze enthalten.
Gestern ist die neue katholische St. Bonifacius⸗Pfarr⸗ kapelle, Gneisenaustraße Nr. 99/100, durch den Prälaten Dr. Jahnel feierlich eingeweiht worden. Die neue Gemeinde, für die das Gottes⸗ haus bestimmt ist, umfaßt die Hallesche Vorstadt von der Möckern⸗ straße bis zur Bärwaldstraße.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. Spezia, 23. Oktober. (W. T. B.) Das 1netshc areil“, „Inflexible“, „Nile“, „Dreadnaught“, „Hawk“, „Edgard“ und „Surprise“ ist heute um 10 Uhr 20 ⁄ Minuten hier ein⸗ etroffen und hat in der Nähe des Hafendamms Anker geworfen. ine zahlreiche Volksmenge erwartete an der Landungsbrücke das Betreten des Landes seitens der britischen Offiziere. Kleinere Dampfer mit zahlreichen haestegtereg waren zur Begrüßung dem Geschwader entgegengefahren. Der „Sans Pareil’ feuerte Salutschüsse ab, die von der Hafenbatterie und dem italienischen schiff „San Martino“ mit 21 Kanonenschüssen erwidert wurden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Concerte.
Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr: Lieder⸗Abend von Jettka Finkenstein, Groß⸗ herzoglich hessische Kammersängerin.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Concert der Pisn se Helene Leubuscher, unter gefälliger Mitwirkung von Frl. Helene Oberbeck (Sopran), sowie der Herren Hof. concertmeister Max Grünberg, Concertmeister Th. Krelle und Kammermusiker O. Lüdemann.
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Dienstag: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
Ouv. „Der Wasserträger“ von Cherubini. „Joko“ von Lindpaintner. „König Stephan“ von Beethoven. Grand valse brillante von Chopin. „Vom Rhein zur Donau“, Walzer von Kéler⸗Béla. „Musikalien⸗ Bazar“, Potpourri von Michaelis. „Le Cygne“ für Cello von Saint⸗Saöns (Herr Smit). Das Lied, das meine Mutter sang“, füͤr Piston von Ohlsen
Dienstag: (Herr Werner).
in 3 Acten
Dirigent: Familien⸗Nachrichten.
Herbert Bennecke (Amt Hötensleben — Staßfart). Frl. Hedwig von Sausin mit Hrn. Gerichts⸗ Referendar Walter Plaetschke (Liegnitz⸗Breslau). Verehelicht: Hr. Forst⸗Assessor von Eschwege mit Frl. Hedwig von Kujawa (Oberförsterei Wierschlesch)h. — Hr. Pastor Carl Hennig mit Frl. Käthe Postler (Würben). 9 ö8 Tochter: Hrn. N. von Woyrsch echwitz). Gestorhen : Fr. Palmyra Freifrau von der Goltz, Schubert (Königsberg i. Pr.). — Hr. Graf Carl Leopold Wachtmeister (Wiesbaden). — Hr. Baurath a. D. August von Schuckmann (Stral⸗ 1 fund). — Hr. Oherst⸗Lieut. a. D. Leonce von 8 Valtier (Schivelbein). — 8 Hauptmann Otto “ Lodemann (Groß⸗Lichterfelde). — Hr. Professor Kirsch (Leobschütz). — Hr. Staatsanwalt Hans von Graevenitz (Görlitz).
Zum
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage). (1632
Verlobt: Frl. Ottilie Lüdeke mit Hrn. Dr. jur.
Königreich Preußen. Landwehr⸗Bezirk II Berlin.
Bekanntmachung,
betreffend die Herbst⸗Control⸗Versammlungen im Jahre 1893.
Die diesjährigen Herbst⸗Control⸗Versammlungen der in Berlin wohnhaften und von dem unterzeichneten Commando controlirten Mannschaften der Reserve und Dispositions⸗Urlauber, sowie der zur Landwehr II. Aufgebots überzuführenden Wehrleute (Jahrgang 1881) der Provinzial⸗Infanterie werden, wie folgt, abgehalten, und zwar:
I. Für die Mannschaften der Provinzial⸗Infanterie: Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilung 1. (Namens⸗Anfangsbuchstaben E G H.)
Jahrgang 1893, 1892, 1891 und 1890 am Donnerstag, den 2. November,
ZJahrgang 1889 und 1888 am Freitag, den 3. November, Jahrgang 1887 und 1886 am Sonnabend, den 4. November, Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des Franz⸗Regiments
(Eingang: Urbanstraße 10— 19). Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilung 2. (Namens⸗Anfangsbuchstaben K L U.)
Zahrgang 1893, 1892, 1991, und 1890 am Montag, den 6. No⸗ vember,
Jahrgang 1889 und 1888 am Dienstag, den 7. November, Jahrgang 1887 und 1886 am Mittwoch, den 8. November, Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des Garde⸗Cürassier⸗Regiments
(Eingang: Gitschinerstraße 97 — 102). Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilung 3. (Namens⸗Anfangsbuchstaben M P Q R.)
Jahrgang 1893, 1892, 1891 und 1890 am Donnerstag, den 9. November,
Jahrgang 1889 und 1888 am Freitag, den 10. November, Jahrgang 1887 und 1886 am Sonnabend, den 11. November, Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments (Eingang: Belle⸗Alliancestraße 6). Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilung 4. (Namens⸗Anfangsbuchstaben S X X. Z.)
Jahrgang 1893, 1892, 1891 und 1890 am Montag, den 13. No⸗ vember, 8 Jahrgang 1889 und 1888 am Dienstag, den 14. November,
Jahrgang 1887 am Mittwoch, den 15. November,
Jahrgang 1886 am Donnerstag, den 16. November,
Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des 2. Garde⸗Regiments z. F. (Eingang: Friedrichstraße 107). Fewehete Mtelhe Whst ein . “ C D F
Sahrgang 1893, 1892, 1891 und 1890 am Freitag, den 17. No⸗ vember,
Jahrgang 1889 und 1888 am Sonnabend, den 18. November,
Jahrgang 1887 und 1886 am Montag, den 20. November,
Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des Franz⸗Regiments
8 (Eingang: Urbanstraße 10 — 19). Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilung 6. (Namens⸗Anfangsbuchstaben A B W.)
Sahrgang 1893, 1892, 1891 und 1890 am Dienstag, den 21. No⸗ vember,
Jahrgang 1889 und 1888 am Donnerstag, den 23. November,
Jahrgang 1887 am Freitag, den 24. November,
Jahrgang 1886 am Sonnabend, den 25. November, . Vormittass 8 Uhr in der Kaserne des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments (Eingang: Bärwaldstraße).
Von den Feldwebel⸗Melde⸗Abtheilungen 7 und 8. (Namens⸗Anfangs⸗
8ö A— Z.)
Jahrgang 1881 am Montag, den 27. November, Vormittags 8 Uhr, in der Kaserne des Garde⸗Cürassier⸗Regiments (Eingang: Gitschinerstraße 97 — 102), und zwar nur diejenigen Personen, welche vom 1. April bis 30. September 1881 eingetreten sind. .
II. Für die Offizier⸗Aspiranten der Provinzial⸗ Infanterie:
Jahrgang 1881 *), 1886, 1887 und 1888 am Donnerstag, den 16. November, 1 Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des 2. Garde⸗Regiments z. F.
(Eingang: Friedrichstraße 107),
Jahrgang 1889 und 1890 am Sonabend, den 25. November, Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments (Eingang: Bärwaldstraße),
Jahrgang 1891 und 1892 am Montag, den 27. November, Vormittags 8 Uhr in der Kaserne des Garde⸗Cürassier⸗Regiments
(Eingang: Gitschinerstraße 97 — 102). .
2) Diejenigen Offizier⸗Aspiranten, welche vom 1. April bis 30. September 1881 eingetreten sind.
Die vorbezeichneten Mannschaften werden aufgefordert, zu den fästgesetten Stunden pünktlich zu erscheinen, wobei bemerkt wird, daß die Beorderung nur durch die gegenwärtige Bekanntmachung erfolgt und besondere Festeeaatz efehle nicht erlassen werden.
Welchem Jahrgange jeder Einzelne zugehört, ist auf dem Deckel des Militär⸗Passes vermerkt. 1 b
Wer die Control⸗Versammlung versäumt, wird mit Arrest und event. anf Grund des § 67 Reichs⸗Militär⸗Gesetzes mit Versetzung in die nächst jüngere Jahresklasse, woraus Verlängerung der Gesammt⸗ dienstpflicht um ein Jahr folgt, bestraft.
Es finden Fußmessungen statt, und haben daher sämmtliche Mann⸗ schaften mit reingewaschenen Füßen zu erscheinen.
Königliches Commando des Landwehr⸗Bezirks II Berlin.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Eine Frauensperson, welcher in einer Fabrik die Zu⸗ theilung des Rohmaterials an die Arbeiter obliegt, seßeärt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 19. Mai 1893, zu den Fabrikarbeiterinnen und steht unter dem Schutze des 8 137 der Gewerbeordnung (in der Fassung des Gesetzes vom 1. Juni 1891), wenn ihre Thätigkeit in einem wesentlichen Zusammenhange mit der Herstellung der Fabrikate steht und deshalb mittelbar der Erzeugung derselben dient. Bei Ehe. andlung gegen die Vorschriften des § 137 der Gew.⸗Ordn., betr. die
eschäftigung von Fabrikarbeiterinnen, ist neben dem Betriebs⸗ eiter der Fabrikunternehmer nicht bloß dann strafbar, wenn er dolos gehandelt, sondern auch dann, wenn er es bei der nach den
erhältnissen möglichen eigenen Beaufsichtigung des Betriebes oder bei er Beaufsichtigung des Betriebsleiters an der erforderlichen Sorgfalt hat fehlen lassen.
gB de. Pläduns eines Anspruchs auf Herausgabe einer beweglichen körperlichen Sache durch die gemäß § 746 Civil. rozeßordnung geschehene Anordnung, die Sache an einen vom Gläu iger zu beauftragenden Gertcöbralsche herauszugeben, ist, nach einem 51† des Reichsgerichts IV. Strafsenats, vom 2. Juni 1893, so lange d e Herausgabe nicht erfol t ist, eine Kehechgsst der ge⸗ pfändeten Sache nicht als Arre tbruch zu bestrafen.
—O—C—ꝭ———y4
Settatistik und Volkswirthschaft. 8 back bepflanzten Grundstücke, Loh⸗ der Tabackpflanzer und d
pflanzungen im deutschen
ollgebiet.
Erntejahr 1893/94.
Vorläufige Nachweisung.
Zahl
der Taback⸗ pflanzer.
Directivbezirke. weniger als 4 Ar Flächen⸗ inhalt.
zusammen.
48 454 3 064 4 219 4 267 2 734 10 657 v4““ 296 Schleswig⸗Holstein . .. ... 21 2 ZE6“ 1 3 317 estfalen.. n 13 sessen⸗Nassau. 935 “ 1 651
Ostpreußen.. Westpreußen Brandenburg ommern 11““ slen..
13 413,2 45 745,3 199 744,5 97 599,7 4 237,2 16 777,3 16 259,9 8447,1 8 377,8 4,6 4,6
44 762,6 41 593,3 15,2 14,2
12 750,7 12 934,8 24 016,7 22 171,3
14 392,1 46 284,5 207 144,7 101 858,8 4 789,9
Zusammen preußische Directiv⸗
“ 79 628
1““ 1 454 L““ 21 Württemberg.. 1 1 995 E“ b u 3 389 1A“ 115 “*“ 232 Thüringen.. ““ 174 ““ 225 öb11A6““; 114 L““ .“ — lsaß⸗Lothringen 8 454 ““ 43
481 244,2 462 095,8
218 107,3 209 345,8 47,9 39,2
28 881,3 28 326,5
¹1) 602 010,1 577 495,5 44 735,2 39 815,9
11 123,8 11 246,5
11 648,3 10 639,4
2 346,2 2 217,6
8 034,7 7 89
112 639,3 124 322,0
20,0 95 105
Deutsches Zollgebiet
Ueber die Arbeiterverhältnisse in Lothringen. Nach dem Bericht des Gewerbe⸗Inspectors Rick in Metz waren am
1. Dezember 1892 in Lothringen in 473 Fabriken und d esen gleich⸗ stehenden Anlagen 27 864 Arbeiter beschäftigt. Die Hauptmasse der Arbeiter entfällt auf die Industrie der Steine und Erden, sowie auf das Hüttenwesen. In Bezug auf die allgemeine Lage der Industrie ist zu bemerken, daß in fast sämmtlichen Hochofenwerken und auch theilweise in den Walz. und ammerwerken auf Lager gearbeitet wurde. Doch kamen Einschränkungen der Arbeitszeit oder Arbeiterentlassungen nicht vor. Einzelne Arbeitszweige waren in reger Thätigkeit, wie z. die großen Glashütten, die Sodafabriken, die Ziegeleien. Im allgemeinen hörte man jedoch seitens der Fabrikanten viele Klagen. Den Plüschfabriken mangelte es an inländischem Abseg während sie theilweise für Frankreich ziem⸗ lich beschäftigt waren. Eine bedeutende Fabrik für lackirte Pappwaaren hat infolge der Mac⸗Kinlen⸗Bill ihren früheren bedeutenden Absatz nach Amerika fast vollständig eingebüßt. Desgleichen hat eine Par⸗ fümerie⸗ und Toilettenseifenfabrik infolge der dehzgen hohen Eingangs⸗ zölle ihre frühere beträchtliche Ausfuhr nach der Schweiz aufgeben müssen. Die Aufstellung von Gas⸗ und Petroleummotoren für die kleineren Gewerbe nimmt immer mehr zu.
Im Dezember 1892 waren in 122 Fabriken ꝛc. 1934 jugend⸗ liche Arbeiter beschäftigt, darunter befanden sich 49 Kinder und 1885 jugendliche Leute. Die Zahl der Kinder hat gegen voriges Jahr um 40 % abgenommen. Man trifft sie meist nur vereinzelt in Fabriken an, wo sie gewöhnlich nur auf Bitten und Drängen der Eltern bezw. des Vaters, der selbst in der Fabrik arbeitet, angenommen worden sind. Die fast einzige Ausnahme bildet eine Glashütte, in welcher 38 Kinder, also 80 % der Gesammtsumme, beschäftigt werden. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter hat gegen das Vorjahr um 3 % ab⸗ genommen.
Von 3849 Arbeiterinnen waren 1384 im Alter von über 21 Jahren, 1866 im Alter von 16 bis 21 Jahren, 565 jugendliche und 34 Kinder. Die größte Masse der Arbeiterinnen findet in der Industrie der Steine und Erden 2t48), eine weit kleinere Anzahl 443) in der Papier⸗ und Lederindustrie und noch weniger in der in
othringen unbedeutenden Textilindustrie (306), sowie in der Be⸗ kleidungsindustrie (156) Verwendung. Bei den Revisionen sind Uebertretungen gegen die Bestimmungen über die Arbeitsdauer an gewöhnlichen Wochentagen und die eschäftigung von Wöchnerinnen nicht festgestellt worden. Dagegen wurde in mehreren Fabriken er⸗ mittelt, daß die Arbeiterinnen an den Vorabenden der Sonn⸗ und Festtage zu lange beschäftigt wurden. Wo es möglich, ist die Trennung der Geschlechter bei der Arbeit meist durchgeführt. Auch hat der Gewerbe⸗Inspector bäufg besondere Ankleide⸗ und Waschräume vor⸗ See; und wurden solche, wo es nöͤthig erscheint, sofort oder auch
ei Genehmigungen von Neuanlagen und Erweiterungen vorgeschrieben.
Irgend welche Ausstände haben nicht stattgefunden, ebensowenig Arbeiterentlassungen in größerem Umfange. In einem Walz⸗ und mußte .v-. Wassermangels infolge des diesjährigen trengen Frostwetters der Betrieb zum größten Theil eingestellt werden. Die verdienstlosen Arbeiter und ihre Familien wurden hierbei von den Arbeitgebern in menschenfreundlicher Weise unterstützt, was um so anerkennenswerther erscheint, als die wirthschaftliche Lage des betr. Betriebes keineswegs als günstig bezeichnet werden kann.
Trotz wiederholter Bekanntmachung 8 der Erlaß von Arbeits⸗ ordnungen in sämmtlichen hierzu verpflichteten Betrieben noch nicht durchgeführt, manche Betriebe hatten sich his dahin um die bezüg⸗ lichen gesetzlichen Vorschriften nicht im geringsten gekümmert. In den meisten der Betriebe wurden diese Vorschriften beim Erlaß einer Arbeitsordnung garnicht beachtet. Arbeiterausschüsse sind nur sehr selten vorhanden oder neu gebildet word .
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8 Zur Arbeiterbewegung. 8
In Köln wurde gestern der Parteitag der deutschen Socialdemokraten eröffnet. du. Vorsitzenden wurden telegraphischer Meldung zufolge der ocialdemokratische Reichs⸗ tagsabgeordnete Singer und Fell⸗Leipzig gewählt. m Sonnabend bereits hielt der socialdemokratische Reichstags⸗ abgeordnete Bebel vor einer großen Versammlung, in der, wie die „Frkf. Ztg.“ hervorhebt, das weibliche Element durch mehrere Hundert Personen vertreten war, eine Rede über „Socialdemokratie und Centrum“. Die vom Parteivorstande vorbereitete Tages⸗ ordnung umfaßt folgende Gegenstände: Geschäftsbericht des Sa, Berichterstatter Auer; arteipresse und
gitation mit besonderer Berücksichtigung der Landagitation; Bericht über die parlamentarische Thätigkeit, Berichterstatter Singer; die Maifeier 1894, Berichterstatter Liebknecht; Anti⸗ 9 und Socialdemokratie, Berichterstatter Bebel. Außer⸗ em werden dem Parteitage zahlreiche Anträge aus der Mitte der Parteigenossen, von localen Vereinigungen undEinzelnenvorliegen, die alle möglichen Fragen betreffen und vor einigen Tagen im Centralorgan „Vorwärts“ veröffentlicht wurden. Von heute ab sollen nach gestrigem Beschluß des Parteitages täglich zwei Sitzungen abgehalten werden. Ueber die 5 ge Vormittags⸗ Sitzung berichtet ein Telegramm des „D. B. H.“: 8
Bei der Erstattung des Geschäftsberichts hob der Berichterstatte Auer hervor, daß während der Wahl mancherlei Irrthümer un Mängel hervorgetreten seien, indessen glaube die Parkeileitung alles zum Besten gethan zu haben. Er bedauerte, daß die bayerischen Ge nossen dem Parteitage ferngeblieben seien, sodaß späterhin ein Partei tag in einer füddeutschen Stadt abgehalten werden müsse, und “ ferner den Stand der Parteipresse, die durchweg gut fundirt sei. Die großen Geldausgaben, die im letzten Jahre hierfür nöthi gewesen seien, seien nun eine gut angelegte Rente. Demnächst soll ein neues Central⸗Wochenblatt gegründet werden.
Ueber den Ausstand der englischen Gruben arbeiter liegen neue Nachrichten nicht vor. Der Ausstan der Bergarbeiter im Norden Frankreichs geht, wie de „Vorwärts“ berichtet, seinem Ende entgegen.
Die Grubenarbeiter von Durham, die eine Lohnerhöhun von 10 % forderten, haben sich in ihrer Mehrheit für die Annahm 8 8 den Bergwerksbesitzern angebotenen 5 % Lohnerhöhung aus gesprochen.
ier in Berlin hat der sogenannte Fensterausstand der Töpfer einer Mittheilung der „N. Pr. Z.“ zufolge die Arbeitse einstellung auf 17 Bauten hann 45) zur Folge gehabt; im Ausstand befinden gich 187 Gehilfen. Auf mehreren Bauten sollen die Glaser bereits an der Arbeit sein, seda in den nächsten Tagen eine Ver⸗ ringerung der Zahl der Ausständigen erwartet wird. Ueber mehrere Bauten, wofür von einem Rathenower Ofenfabrikanten das Töpfer material geliefert wird, haben die die Sperre verhängt, weil dieser Fabrikant seinen Rathenower Arbeitern einen zehnprocentigen 82g 88 hat. Auf einigen anderen Bauten in der Um⸗ ebung Berlins hat sich die wegen zu niedriger Löhne verhängte perre der Töpfer nicht durchführen lassen, weil den Unternehmern reichlich Arbeitskräfte KSSr. billigeren Lohn zur Verfügung standen Die Stuckateure irten wegen der schlechten Organisation bei dem Fensterausstande nicht mit den Töpfern zusammengehen zu können auch die Maler haben der Aufforderung der Töpfer zu einem Zu⸗ sammengehen beim Fensterausstande ebenfalls nicht entsprochen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Dänemark. e1I aussaat ist nunmehr so gut wie überall in Dänemark olge der günstigen Witkerungsverhältnifse der lett